ÖDÖN VON HORVATH - THOMAS SESSLER - Verlag

vorerst zu fliehen, jedoch die Hüter des Gesetzes finden ihn an jenem Ort, wo sie ihn vermuten: in seinem
Elternhaus. Er ist heimlich dort eingedrungen, um sich zu erhängen.
Die Parallelhandlung des Stücks führt uns in die trostlosen Verhältnisse der Familie Klamuschke. Eine
resignierende und verhärmte Mutter, eine oberflächliche Schwester und ein in schlechter Ehe lebender
Bruder wohnen unter einem Dach. Die vage Hoffnung der Mutter auf ein friedvolleres Leben wird durch
den Raub- und Selbstmord ihres Sohnes jäh zerstört. Das Motiv der Unfähigkeit der Menschen,
miteinander zu kommunizieren, wird in diesem Stück von Ödön von Horváth ebenso dargelegt, wie der
Zweifel an der Existenz Gottes.
DIE BERGBAHN
Volksstück in drei Akten (1927)
1 D, 12 H, 4 DEK UA Theater am Bülowplatz, Berlin, 4.1.1929
(Neufassung von ”Revolte auf Côte 3018”. UA Hamburger Kammerspiele, 4.11.1927)
Horváth schrieb dieses Stück nach authentischen Zeitungsmeldungen.
Beim Bau einer Zugspitzbahn verlieren drei Arbeiter ihr Leben, weil der Profit der den Bau finanzierenden
Aktiengesellschaft gefährdet ist. Sie zwingen die Arbeiter, auch dann noch weiterzuarbeiten, als die
schlechte Wetterlage unbedingt zum Abbruch zwingen würde. Schneestürme und Eiseskälte
beschleunigen dann rasch die Katastrophe.
Der Kampf zwischen Kapital und Arbeitskraft, zwischen Profitgier und Leben unter besonderer
Berücksichtigung der Stellung der sogenannten Intelligenz ist der Gehalt des Stückes.
”Die Bergbahn” ist ein Stück in der Tradition jener sozialen Arbeiterdramen, wie sie mit Gerhard
Hauptmanns ”Die Weber” innerhalb der deutschsprachigen Literatur einsetzten.
Da liest überall vom Fortschritt der Menschheit und die Leut bekränzn an Ingineur, wie an Preisstier, die
Direkter sperrn die Geldsäck in d’Kass und dem Bauer blüht der Fremdenverkehr. (...) Aber daß aner sei
Leben hergebn hat, des Blut wird ausradiert.Ödön von Horváth, Die Bergbahn
DER FALL E.
Dramenfragment in sieben Bildern (1927)
5 D, 7 H, 3 DEK UA Theater im Park, Wiesbaden, 5.2.1976
... ich fühlte mich plötzlich so einsam, und daß die Gesellschaft zu allem fähig ist, ich hab plötzlich im
Gesicht nur die Zähne gesehen ...
Ella, viertes Bild
Schreiben Elly Maldaques an die Regierung der Oberpfalz vom 5. Juli 1930
Betreff: Belastungsmaterial in Angelegenheit der fristlosen Dienstentlassung der ehemaligen Lehrerin Elli
Maldaque.
Die Unterzeichnete stellt das Ersuchen beiliegendes Belastungsmaterial [darüber steht in Bleistift:
”Tagebuch”] bezüglich meiner fristlosen Dienstentlassung vom 27. Juni 1930 entgegennehmen zu wollen,
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