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Architektur als Ernstfall Sakralisierung und Profanisierung als ...

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Lesetexte zur VL Dr. J. Rauchenberger, Sakralarchitektur in der Gegenwart, SS 2007: F. Gr<strong>und</strong>mann: <strong>Architektur</strong> <strong>als</strong> <strong>Ernstfall</strong>.<br />

<strong>Sakralisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Profanisierung</strong> <strong>als</strong> Polarität, in: Kunst <strong>und</strong> Kirche 3/2002 (Sakralität), 169-173<br />

griechischen Antike in die gewaltige Dimension römischer Denkweise <strong>und</strong> Staatsmacht<br />

anders illustriert finden, <strong>als</strong> in den sich schrittweise wandelnden Erscheinungsformen ihrer<br />

<strong>Architektur</strong>en? Wie intensiv muss der kulturelle Entwicklungsprozess gewesen sein, ehe etwa<br />

die herausragende <strong>Architektur</strong> des Pantheon entstehen konnte? Eine im Ursprung<br />

hellenistische Tempelfront eröffnet räumlich eine Längsordnung. Von der zentrierenden Kraft<br />

der Rot<strong>und</strong>e aufgefangen, wird sie zur Vorhalle verkürzt. Die Mauerschale der Rot<strong>und</strong>e geht<br />

an ihrem oberen Rand in die Kuppel über.<br />

Fazit: Aus der Überlagerung zweier prominenter Bauformen erwächst eine dritte neue mit<br />

nochm<strong>als</strong> gesteigerter Gestaltkraft. Man muss sich dem Raum aussetzen, um staunend zu<br />

ahnen, wie sich römisch imperialer Geist im Verb<strong>und</strong> mit baumeisterlicher Kühnheit im<br />

Gebäude des Pantheon abbildet. Hellenistische, etruskische <strong>und</strong> römische Bautraditionen<br />

verschmelzen. Es entsteht ein idealtypischer Bau von großer Eindringlichkeit, der noch<br />

vorchristlichen Götterwelt geweiht. Das Potential einer gesamten Epoche ist darin verkörpert.<br />

600 n.Chr. wird das Pantheon zur christlichen Kirche. Das Heilige <strong>und</strong> das Profane wirken<br />

unter wechselnden Prämissen, aber immer <strong>als</strong> Einheit zusammen. Bis in jüngste Zeit fanden<br />

berühmte Italiener dort ihre Grabstätte.<br />

Man muss den Exkurs fortsetzen <strong>und</strong> sehen, wie 1000 Jahre später in der Renaissance Andrea<br />

Palladio (1508-1580) genau die Eingangsfront des Pantheon <strong>als</strong> Vierfach-Motiv der Fassaden<br />

seiner Villa Rotonda zitiert. Die zugehörige Kuppel erscheint davon geradezu umstellt. Die<br />

Übernahme der Pantheon-Fassade ist modellhaft sorgfältig vollzogen. Durch ihre mehrfache<br />

Wiederholung, dazu noch in kleineren Abmessungen, entsteht ein Gebäude in der völlig<br />

anderen Zielsetzung einer herrschaftlichen Villa. Mehr <strong>als</strong> viele Worte vermögen, wird der<br />

Bau zum bildhaften Ausdruck der Denkweise seiner Zeit. Die Überraschung ist nicht gering,<br />

wenn man in Vicenca den Hügel mit der lagerhaft mächtigen Baufigur erfasst. Das Staunen<br />

gilt sowohl dem Bau <strong>als</strong> auch der intellektuellen Kühnheit des Architekten sowie der seines<br />

geistlichen Bauherrn. Ein wohlhabend gewordener Kanonikus gab, "zu seiner Ergötzung" 6 ,<br />

6 A Palladio, in: L. Puppi, Andrea Palladio, Das Gesamtwerk, S. 380.

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