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Architektur als Ernstfall Sakralisierung und Profanisierung als ...

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Lesetexte zur VL Dr. J. Rauchenberger, Sakralarchitektur in der Gegenwart, SS 2007: F. Gr<strong>und</strong>mann: <strong>Architektur</strong> <strong>als</strong> <strong>Ernstfall</strong>.<br />

<strong>Sakralisierung</strong> <strong>und</strong> <strong>Profanisierung</strong> <strong>als</strong> Polarität, in: Kunst <strong>und</strong> Kirche 3/2002 (Sakralität), 169-173<br />

immer positive, mögen davon ausgehen. Als plumper Fall einer <strong>Sakralisierung</strong> des Objektes<br />

kann sie kaum gelten. Im Gegenteil.<br />

Ähnliches gilt auch für die Banken. Bei allem Hang zur Repräsentation haben sie zu<br />

differenzieren gelernt.<br />

"Für einen Betrieb des Dienstleistungsgewerbes ist das Erscheinungsbild die konkreteste<br />

Visitenkarte, das solideste, dauerhafteste <strong>und</strong> wertvollste Gut, worauf er bauen kann <strong>und</strong> dem<br />

weder Widrigkeiten noch der Gang der Ereignisse, noch soziale <strong>und</strong> finanzielle<br />

Veränderungen etwas anhaben können, ein Gut, das mit der Zeit wachsen kann <strong>und</strong> das<br />

,Geschichte' macht. Der Begriff der ,Geschichte' ist im Bankwesen sehr wichtig, weil der Ruf<br />

sich auf Geschichte gründet, auf das Zeugnis, dass man durch die Ereignisse<br />

hindurchgegangen ist <strong>und</strong> es verstanden hat, zu wachsen, mit Zielstrebigkeit, mit<br />

Bestimmtheit, mit Sicherheit." 8 Aufgr<strong>und</strong> der sprunghaft gestiegenen wirtschaftlichen<br />

Bedeutung der Banken schien es angemessen, dies auch baulich zu manifestieren. Die<br />

Mitarbeiterzahlen wuchsen. Frankfurt Z.B. wurde zu ,Bankfurt' <strong>und</strong> ,Mainhatten'. Die<br />

Kirchen, im Unterschied dazu, schrumpften <strong>und</strong> übten Verzicht. "... der schlichte<br />

Versammlungsraum, der verschiedene Formen der Sammlung <strong>und</strong> Aktion ermöglicht, soll<br />

den Kirchengemeinden <strong>als</strong> sachgemäß für Neubauten vorgeschlagen werden." 9 Dies ist der<br />

Wortlaut aus einer Resolution vom 14. Evangelischen Kirchbautag, Juni 1969, bestätigt durch<br />

das Plenum. Wer zukünftig Reste sakraler Würde im Bereich der Amtskirche suchte, wurde<br />

enttäuscht. Meist reicht der Raum nicht einmal aus, um unprätentiöse Formen der<br />

Versammlung zu realisieren oder einen wirklichen Raum der Stille zu haben. Das Fazit lautet:<br />

mangelhaft.<br />

Zurück zur Renaissance-Kuppel. Halbfertige Kuppelbauten gibt es nicht. Anders die in den<br />

nördlichen Provinzen des ehemaligen römischen Weltreiches entstandenen Bauten der Gotik.<br />

Ihrer Kathedral-<strong>Architektur</strong> liegt ein in der Gr<strong>und</strong>rissgeometrie reaktionsfähiges<br />

Konstruktionsprinzip zugr<strong>und</strong>e. Kennzeichnend dabei ist zweifellos die Fähigkeit, Räume<br />

leicht <strong>und</strong> hoch zu überwölben <strong>und</strong> diese auch in Abschnitten zu bauen. Sie gelten<br />

gleichnishaft <strong>als</strong> Zeugnisse der Frömmigkeit <strong>und</strong> waren doch ebenso Ausdruck irdischer<br />

Prachtentfaltung <strong>und</strong> <strong>Sakralisierung</strong> der Macht (Abt Suger in Saint Denis war Berater des<br />

Königs).<br />

Ihre Wirkung wurde gesteigert durch die Kühnheit mächtiger Turmkonzepte. Obwohl oft<br />

unvollendet, wurden sie gerade dadurch zu einer Art Versprechen, das einzulösen stets<br />

8<br />

Michele De Lucchi, Olivetti Progetti, "The Bank" 1994, S. 27.<br />

9<br />

Friedhelm Gr<strong>und</strong>mann: „Vom Sakralbau zur Mehrzwecknutzung“. in: Orientierung, Ev. Akademie Bad<br />

Segeberg 3/99

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