Einführung in die elektrische Antriebstechnik
Einführung in die elektrische Antriebstechnik
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ANTEIN, J.Best, WS2000/01 Seite 7<br />
Digitale Signalverarbeitung unterscheidet sich von analoger Signalverarbeitung aber vor allem<br />
<strong>in</strong> der Handhabung. Bei analoger Signalverarbeitung erfolgt <strong>die</strong> Inbetriebnahme (Anpassung<br />
an Motor und Arbeitsmasch<strong>in</strong>e) z.B. durch E<strong>in</strong>stellen von Potentiometern und E<strong>in</strong>löten von<br />
Widerständen und Kondensatoren, deren Werte zuvor typischerweise mit Hilfe von „Inbetriebnahme-Kästchen“,<br />
Widerstandsdekaden etc. ermittelt wurden. Dies kl<strong>in</strong>gt zunächst<br />
schlimmer als es ist: Man muss auch bedenken, dass es viele Serienanwendungen gibt, bei<br />
denen <strong>die</strong> Ermittlung <strong>die</strong>ser Werte nur e<strong>in</strong>mal bei der Erst<strong>in</strong>betriebnahme erfolgen muss, für<br />
alle weiteren Anwendungen müssen <strong>die</strong>se Werte nur übernommen werden. Dabei ist es vorteilhaft,<br />
wenn alle Potentiometer und anzupassenden Bauelemente auf e<strong>in</strong>er eigenen, möglichst<br />
steckbaren Leiterplatte, e<strong>in</strong>em sogenannten „Motorpr<strong>in</strong>t“ untergebracht s<strong>in</strong>d. Dies löst<br />
übrigens auch das wichtige Serviceproblem: Geht e<strong>in</strong> Antriebsregelgerät defekt und muss<br />
ausgetauscht werden, so braucht man nur das Motorpr<strong>in</strong>t und damit alle E<strong>in</strong>stellungen des<br />
defekten Gerätes <strong>in</strong> das neue Gerät zu übernehmen.<br />
Bei e<strong>in</strong>em Digitalgerät werden <strong>die</strong> E<strong>in</strong>stellungen (Parameter) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nichtflüchtigen Speicher<br />
abgelegt. Dies kann e<strong>in</strong> EEPROM, e<strong>in</strong> FLASH-PROM oder (seltener) e<strong>in</strong> batteriegepuffertes<br />
RAM se<strong>in</strong>. Dazu muss der Anwender oder Inbetriebnehmer e<strong>in</strong>e Möglichkeit haben,<br />
<strong>die</strong>sen Parameterspeicher zu beschreiben. Dies kann über e<strong>in</strong>e lokale Be<strong>die</strong>nung erfolgen, <strong>die</strong><br />
typischerweise aus e<strong>in</strong>er LED- oder LCD-Anzeige und e<strong>in</strong>igen wenigen Tasten besteht. Diese<br />
lokale Be<strong>die</strong>nung kann fest <strong>in</strong> das Gerät e<strong>in</strong>gebaut se<strong>in</strong> oder als separate (weglassbare) E<strong>in</strong>heit<br />
zur Verfügung stehen. E<strong>in</strong>e Alternative besteht dar<strong>in</strong>, den Antrieb mit e<strong>in</strong>er geeigneten<br />
Schnittstelle zu versehen (z.B. RS232), über <strong>die</strong> e<strong>in</strong> Personalcomputer (PC), vorzugsweise e<strong>in</strong><br />
Laptop, angeschlossen werden kann. Hiermit ist nicht nur e<strong>in</strong>e komfortablere Be<strong>die</strong>nung über<br />
e<strong>in</strong> geeignetes Inbetriebnahme- und Diagnoseprogramm möglich; nach erfolgter Inbetriebnahme<br />
können <strong>die</strong> Parameter auf Datenträger (e.g. Diskette) gesichert werden und bei Bedarf<br />
<strong>in</strong> weitere Antriebe geladen werden. Dem bereits beim Analogantrieb angesprochenen Serviceproblem<br />
muss beim Digitalantrieb noch viel größere Beachtung geschenkt werden: Geht<br />
e<strong>in</strong> Digitalgerät defekt und es wurde versäumt, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>gestellten Parameter <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Form zu sichern (auf Datenträger oder Papier, notfalls durch Aufschreiben), so ist e<strong>in</strong> Gerätetausch<br />
problematisch. Dies gilt um so mehr, als e<strong>in</strong> Digitalgerät meist sehr viele Parameter<br />
(z.B. 100) hat.<br />
E<strong>in</strong> Digitalantrieb kann über <strong>die</strong> Möglichkeit e<strong>in</strong>er Anwenderprogrammierung verfügen.<br />
Die Firmware (so nennt man <strong>die</strong> im Antrieb „fest“ abgelegte Software) verfügt dann über<br />
sogenannte Funktionsblöcke. Das s<strong>in</strong>d Programmteile, <strong>die</strong> bestimmte Funktionen erfüllen,<br />
von e<strong>in</strong>fachen logischen Verknüpfungen bis h<strong>in</strong> zu Reglern oder noch komplexeren Bauste<strong>in</strong>en.<br />
Diese Funktionsblöcke können vom Anwender aktiviert werden und <strong>die</strong> E<strong>in</strong>- und Ausgänge<br />
der Funktionsblöcke können vom Anwender zu komplexen Applikationen verbunden<br />
werden. Liegt e<strong>in</strong>e solche Anwenderprogrammierung vor, so gelten für den Servicefall ähnliche<br />
Überlegungen, wie für <strong>die</strong> Parameter: Es muss dafür gesorgt werden, dass bei e<strong>in</strong>em notwendigen<br />
Gerätetausch das Anwenderprogramm für den neuen Antrieb zur Verfügung steht.<br />
Schließlich ist es bei e<strong>in</strong>em Digitalgerät möglich, dass verschiedene Firmwareversionen vorliegen.<br />
Dies ist, verglichen mit dem Analoggerät, wie e<strong>in</strong>e andere Hardware zu betrachten:<br />
Bei e<strong>in</strong>em Gerätetausch muss dafür gesorgt werden, dass das Ersatzgerät über <strong>die</strong> gleiche oder<br />
e<strong>in</strong>e aufwärtskompatible Firmware verfügt. Die Firmware ist meist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em (oder mehreren)<br />
EPROM oder FLASH-PROM abgelegt. Im Falle des FLASH-PROMs kann es möglich se<strong>in</strong>,<br />
über <strong>die</strong> PC-Schnittstelle e<strong>in</strong>e andere Firmware zu laden.