Überleben und leben: Fast nirgends in Europa ist die Kindersterblichkeit so hoch wie in <strong>Moldau</strong>. 6
FOTO: GIACOMO PIROZZI/PANOS PICTURES Wasser, geschweige denn zu einer Innentoilette. Dennoch ist mangelnder Komfort nicht das, was Kinder zuerst beklagen, wenn man sie nach ihren Erfahrungen fragt. «Was ich als Kind am meisten vermisst habe», erzählt zum Beispiel die sechzehnjährige Anna, «ist die Wärme meiner Mutter. Wir wussten ja nicht einmal, ob sie noch lebt. Das war furchtbar.» Kinder allein Jeden Tag wird in <strong>Moldau</strong> ein Kind unter sieben Jahren von seinen Eltern <strong>im</strong> Stich gelassen, manchmal sogar ausgesetzt wie ein Tier, dessen man überdrüssig geworden ist. Über 9000 Kinder leben in <strong>Moldau</strong> in einem He<strong>im</strong>, meistens schäbige, freudlose Institutionen, die auf den Ansturm nicht vorbereitet sind. Behinderte Kinder, die besonders oft abgeschoben werden, erhalten so gut wie nie die Pflege, die sie brauchen würden, um sich entfalten zu können. Gesunden Kindern ergeht es kaum besser. Sie betäuben sich oft schon <strong>im</strong> vorpubertären Alter mit Alkohol und Drogen oder stecken sich mit dem HI-Virus an. Menschenhandel und organisiertes Verbrechen Natürlich gibt es auch Eltern, die sich einfach nicht anders zu helfen wissen, als dass sie ins Ausland gehen. Die Hoffnung, dort Arbeit zu finden und die zurückge- 7 bliebenen Kinder so durchzubringen, ist das zentrale Motiv der Emigranten. Sie geben die Kinder in die Obhut von Nachbarn oder Verwandten, die sie ihrerseits rasch fallenlassen, wenn keine Überweisungen aus dem Ausland eintreffen. Wenn die Kinder ohne Nachricht bleiben, dann hat das manchmal einen ausgesprochen hässlichen Grund. Die Republik <strong>Moldau</strong> belegt nämlich Kinder sind keine Ware Kinderhandel ist ein lukratives Geschäft. Buben und Mädchen werden als Prostituierte, Arbeiter, Drogenkuriere oder <strong>im</strong> Haushalt ausgebeutet. Besonders gefährdet sind Kinder, die sich in wirtschaftlichen oder sozialen Ausnahmesituationen befinden, in denen das schützende familiäre Netzwerk fehlt. UNICEF unterstützt die Behörden <strong>Moldau</strong>s darin, einen nationalen Aktionsplan für Kinderrechte zu erstellen, Massnahmen gegen Kinderhandel festzulegen und ihre Mitarbeitenden, beispielsweise Angehörige der Polizei, <strong>im</strong> Umgang mit dem Thema zu schulen. Darüber hinaus unterstützt UNICEF Betreuungseinrichtungen, die den betroffenen Kindern Rat, Schutz und bei Bedarf Rechtshilfe gewähren. Ihre Spende hilft mit, Kinderhandel zu stoppen.