Peer-Mediation in der Offenen Jugendarbeit - Leitfaden - BMWA
Peer-Mediation in der Offenen Jugendarbeit - Leitfaden - BMWA
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<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong><br />
<strong>Leitfaden</strong><br />
www.bmwfj.gv.at
IMPRESSUM<br />
Der vorliegende <strong>Leitfaden</strong> "<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>" basiert h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong><br />
Grundsätze von <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> auf dem "<strong>Leitfaden</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> Schulen" (BMBWK und BMSG, 2006)<br />
Aktueller Eigentümer, Herausgeber und Verleger:<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Wirtschaft, Familie und Jugend,<br />
Abteilung Jugendpolitik (Sektion II, Abteilung 5)<br />
1010 Wien, Franz-Josefs-Kai 51<br />
Recherche und Texterstellung: Mag. Alexandra Abbre<strong>der</strong>is, abbre<strong>der</strong>is.net<br />
Fotos: BMWFJ/Hans R<strong>in</strong>ghofer<br />
Nachdruck, Wien 2011<br />
Websites: www.bmwfj.gv.at | www.bmwfj.gv.at/mji | www.bupp.at<br />
Medien-Jugend-Info: 0800 240 266 | mji@bmwfj.gv.at
Inhalt<br />
1 E<strong>in</strong>leitung .................................................................................... 3<br />
2 Warum <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ................... 5<br />
3 Def<strong>in</strong>itionen ................................................................................ 7<br />
3.1 Was ist <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>? ......................................................... 7<br />
3.2 <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> .................. 8<br />
3.2.1 Def<strong>in</strong>ition „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ <strong>in</strong> Österreich ................................... 8<br />
3.2.2 Handlungspr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> .................................. 9<br />
3.2.3 Modellvergleich Schule und „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ ............................ 10<br />
3.2.4 „Lernen“ im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ................................. 12<br />
3.2.5 Partizipation ................................................................................ 13<br />
3.2.6 Strukturiertes Verfahren kontra Offene <strong>Jugendarbeit</strong>? ....................... 13<br />
4 Ressourcen ................................................................................ 15<br />
4.1 Akzeptanz .......................................................................... 15<br />
4.2 Räumliche Ressourcen ......................................................... 15<br />
4.3 Zeitliche Ressourcen ............................................................ 15<br />
4.4 F<strong>in</strong>anzielle Ressourcen ......................................................... 15<br />
4.5 Fachliche Ressourcen ........................................................... 16<br />
4.6 Austausch und Kooperationen ............................................... 16<br />
4.7 Evaluation .......................................................................... 16<br />
5 Berücksichtigung wesentlicher Schlüsselaspekte ...................... 17<br />
5.1 Was ist Gewalt? .................................................................. 17<br />
5.2 Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g ......................................................... 17<br />
5.3 Interkultureller Ansatz ......................................................... 20<br />
6 Auf dem Weg <strong>in</strong> die Praxis ........................................................ 21<br />
6.1 Themenauswahl .................................................................. 22<br />
6.2 E<strong>in</strong> Projekt für Langfristigkeit ................................................ 23<br />
6.3 Methodenauswahl ................................................................ 24<br />
6.4 <strong>Peer</strong>-Coach-Qualifikationen und Aufgaben ............................... 26<br />
6.5 Die „richtigen Jugendlichen“ f<strong>in</strong>den ........................................ 28<br />
6.6 <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen: Ausbildung und Aufgaben ....................... 29<br />
6.7 Projektablauf ...................................................................... 32<br />
6.8 Erfolgsversprechend ............................................................ 33<br />
6.9 Evaluation .......................................................................... 35<br />
6.10 Langfristige Verankerung...................................................... 36<br />
Beschriebene Projekte ................................................................... 38<br />
Quellen ........................................................................................... 39<br />
Danksagung ................................................................................... 40
1 E<strong>in</strong>leitung<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> wird seit e<strong>in</strong>igen Jahren erfolgreich im schulischen Bereich<br />
e<strong>in</strong>gesetzt. Dort ist sie e<strong>in</strong> wichtiger Beitrag zur Konflikt- und Gewaltprävention<br />
bzw. -bewältigung. Zum E<strong>in</strong>satz im schulischen Kontext wurde im Jahr<br />
2006 vom damaligen Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft und<br />
Kultur (nunmehr Bundesm<strong>in</strong>isterium für Unterricht, Kunst und Kultur) <strong>in</strong><br />
Kooperation mit dem damaligen Bundesm<strong>in</strong>isterium für soziale Sicherheit,<br />
Generationen und Konsumentenschutz (nunmehr Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
Wirtschaft, Familie und Jugend) e<strong>in</strong> <strong>Leitfaden</strong> herausgegeben, <strong>der</strong> wertvolle<br />
Erfahrungen wie auch Tipps übersichtlich darstellt.<br />
Dieser vorliegende <strong>Leitfaden</strong> geht nun <strong>der</strong> Frage nach, wie das Konzept <strong>der</strong><br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im Kontext <strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ aussehen könnte.<br />
Wir sprechen von „könnte“, da es bisher im Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
<strong>in</strong> Österreich nur wenig Erfahrung mit diesem Konzept gibt. Warum das<br />
so ist und warum es sich lohnt für <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
Ressourcen zur Verfügung zu stellen ist <strong>in</strong> den folgenden Kapiteln dargestellt.<br />
Wir danken allen Interviewpartner/<strong>in</strong>nen herzlich für die engagierten Rückmeldungen,<br />
die diesen <strong>Leitfaden</strong> hoffentlich zu e<strong>in</strong>em wertvollen Begleiter<br />
für die Praxis machen.<br />
3
2 Warum <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
Die wesentlichste Frage die sich <strong>in</strong>teressierte Leser/<strong>in</strong>nen stellen ist natürlich<br />
die nach den Vorteilen und Chancen <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
Diese sollen ganz zu Beg<strong>in</strong>n vorangestellt werden: Drei Wirkungsebenen<br />
s<strong>in</strong>d aus <strong>der</strong> Theorie wie auch aus Interviews im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
ableitbar.<br />
Auf unmittelbare Ebene <strong>der</strong> Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vermittlung sozialer<br />
Kompetenzen:<br />
Öffnen des Jugendtreffs für neue Besucher/<strong>in</strong>nengruppen 1<br />
Neue Zielgruppen werden erreicht<br />
„Demokratisierung“ <strong>der</strong> Besucher/<strong>in</strong>nenstruktur 2<br />
mehr gestalten, weniger reagieren: <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> schafft die Grundlage,<br />
statt akuter Konfliktbewältigung - e<strong>in</strong>e generelle Konfliktlösungskultur<br />
- anbieten zu können.<br />
Positionierung von neuen Themenfel<strong>der</strong>n (wie Gewaltprävention):<br />
Aufwertung des Handlungsfeldes gegenüber Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen<br />
Eröffnung neuer Möglichkeiten zur Beteiligung von Jugendlichen<br />
Qualifizierung des „Systems Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ für neue Konfliktlösungskulturen:<br />
Qualifizierung des Teams <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong>skompetenz<br />
Entwicklung von Qualitätsstandards<br />
Werden die wesentlichen Merkmale <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong> (u.a. Freiwilligkeit, Eigenverantwortlichkeit,<br />
Informiertheit, Machtgleichheit) mit den Handlungspr<strong>in</strong>zipien<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> verglichen, zeigt sich, dass wesentliche<br />
Übere<strong>in</strong>stimmungen erfolgsversprechende Voraussetzungen für das Konzept<br />
<strong>der</strong> „<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>“ bieten. Natürlich handelt es sich um ke<strong>in</strong> „Allheilmittel“<br />
und die Grenzen <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satzmöglichkeit s<strong>in</strong>d zu beachten. 3 Es ist wichtig<br />
1 Dies kann durch e<strong>in</strong>e positive Konfliktkultur ebenso wie durch e<strong>in</strong> Projektthema ermöglicht<br />
werden. E<strong>in</strong> konkretes Beispiel: Durch e<strong>in</strong>en Workshop zum Thema „Vandalismus“ im<br />
Öffentlichen Raum wurde Kontakt zu Jugendlichen geknüpft, die bisher das Jugendzentrum<br />
nicht aufgesucht hatten. Das Projekt wird <strong>in</strong> Kapitel 6 genauer beschrieben.<br />
2 Durch e<strong>in</strong>e aktiv gelebte Konflikt- bzw. Streitkultur können Barrieren zu neuen Jugend-<br />
gruppierungen aufgebrochen werden.<br />
3 „<strong>Mediation</strong> als neue Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>. Möglichkeiten und Grenzen.“<br />
Masterarbeit Sel<strong>in</strong>ger Birgit, Karl-Franzens-Universität Graz 2008, S 48 ff<br />
5
darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass das Konzept <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> nicht für alle Situationen<br />
und Themen geeignet ist.<br />
E<strong>in</strong>ige davon werden im <strong>Leitfaden</strong> angesprochen und beleuchtet (siehe Kapitel<br />
3.2.6.: Strukturiertes Verfahren kontra offene <strong>Jugendarbeit</strong>?). E<strong>in</strong> <strong>Mediation</strong>sprozess<br />
kann „langatmig“ se<strong>in</strong> und verlangt auf jeden Fall e<strong>in</strong>e langfristige<br />
Verankerung und die dafür entsprechenden Ressourcen (siehe Kapitel<br />
4 Ressourcen). Dadurch wird es zum vielversprechenden Konzept für die<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
6
3 Def<strong>in</strong>itionen<br />
3.1 Was ist <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>?<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> ist e<strong>in</strong>e pädagogische Methode im Umgang mit Konflikten.<br />
Sie ist e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> zur Friedenserziehung, Gewaltprävention und konstruktiver<br />
Konfliktkultur. Bekannt ist die Methode auch unter dem Namen „Streitschlichter“,<br />
wobei bei diesem Namen <strong>der</strong> wesentliche Aspekt, nämlich dass<br />
Gleichaltrige die Konflikte selbst lösen, nicht zum Ausdruck kommt.<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> beschreibt die Vermittlung bei Konflikten mit und unter gleichaltrigen<br />
Jugendlichen. Die <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> basiert auf <strong>der</strong> Erfahrung, dass<br />
die Konfliktregelung durch (ältere, gleichaltrige) Personen von den Streitparteien<br />
oft besser angenommen wird als das E<strong>in</strong>greifen von Erwachsenen.<br />
Als <strong>Mediation</strong> wird e<strong>in</strong> freiwilliges Gespräch nach Regeln und mit e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Ablauf (Phasen) bezeichnet. Die <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen leiten die<br />
Streitenden an, selbständige, e<strong>in</strong>e für beide Seiten zufrieden stellende Vere<strong>in</strong>barung<br />
für den Konflikt zu f<strong>in</strong>den. Die Basis <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong> ist das „W<strong>in</strong>-<br />
W<strong>in</strong>-Pr<strong>in</strong>zip“, d.h. e<strong>in</strong>e Lösung ist nur dann erreicht, wenn beide Parteien<br />
den geme<strong>in</strong>sam getroffenen Vere<strong>in</strong>barungen zustimmen. Wenn beide Parteien<br />
ihren Vorteil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lösung erkennen.<br />
Die <strong>Peer</strong>s erlernen diese klar strukturierte Gesprächsmethode, die streitlösungs-<br />
und ergebnisorientiert ist. Die <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen vermitteln zwischen<br />
zwei o<strong>der</strong> mehreren Jugendlichen und Jugendgruppen (Cliquen), s<strong>in</strong>d<br />
von allen Parteien akzeptiert und zur <strong>Mediation</strong> beauftragt. Durch die kollegiale<br />
Ebene <strong>der</strong> Konfliktbearbeitung ist e<strong>in</strong>e deutliche Abgrenzung des Wirkungsfeldes<br />
gegeben.<br />
Jugendliche, die als <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gesetzt werden, s<strong>in</strong>d<br />
Allparteilich<br />
Verantwortlich für die E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Gesprächsregeln<br />
Verantwortlich für den Ablauf (nicht für den Inhalt!) <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong><br />
Unterstützer/<strong>in</strong>nen für die Konfliktparteien, das eigene Konfliktlösungspotenzial<br />
auszuschöpfen<br />
dazu ausgebildet, die Konfliktparteien dar<strong>in</strong> zu unterstützen, das Verborgene<br />
zu erhellen<br />
zur Verschwiegenheit verpflichtet<br />
Sie werden von Teammitarbeiter/<strong>in</strong>nen vor Ort sowie von <strong>Peer</strong>-Coaches,<br />
betreut und unterstützt 4<br />
4<br />
„<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> Schulen“ <strong>Leitfaden</strong> 2006, Hrsg. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft<br />
und Kultur, S 9.<br />
7
Die jugendlichen <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen werden von erwachsenen <strong>Peer</strong>-<br />
Coaches unterstützt. Sie stehen für die Ausbildung, Begleitung und Reflexion<br />
zur Verfügung. Des Weiteren übernehmen sie Aufgaben <strong>der</strong> Weiterbildung<br />
und des Wissenstransfers <strong>in</strong>nerhalb des Teams und mit externen Partner/<strong>in</strong>nen.<br />
5<br />
3.2 <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong><br />
Das schulische Umfeld unterscheidet sich von dem <strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Punkten grundlegend. Aus diesen Unterschieden ergeben<br />
sich wichtige Ansätze für e<strong>in</strong>e Projektkonzeption.<br />
3.2.1 Def<strong>in</strong>ition „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ <strong>in</strong> Österreich<br />
Als Basis und Diskussionsgrundlage für diesen <strong>Leitfaden</strong> dient die „Erste Begriffsklärung<br />
<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Offene <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> Österreich bundesweit<br />
vernetzt.“ 6<br />
„Offene <strong>Jugendarbeit</strong> (OJA) f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> Jugendzentren, Jugendtreffs und an<strong>der</strong>en<br />
räumlichen Gegebenheiten, aber auch im öffentlichen Raum statt und<br />
bietet jungen Menschen die Möglichkeit fachlich begleitete Angebote <strong>in</strong> Anspruch<br />
zu nehmen.<br />
Zielgruppe <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> s<strong>in</strong>d junge Menschen unabhängig von<br />
sozialem Status, Geschlecht, ethnischen o<strong>der</strong> religiöser Zugehörigkeit.“ Die<br />
altersmäßige Abgrenzung f<strong>in</strong>det hier zur „<strong>Offenen</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>arbeit“ statt. 7 Wir<br />
sprechen also im vorliegenden Konzept von Jugendlichen im Alter von 12<br />
bis ca. 25 Jahren.<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong> begleitet und för<strong>der</strong>t junge Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong>en Entwicklung.<br />
Die Angebote von Offener <strong>Jugendarbeit</strong> tragen zur Eigenständigkeit und<br />
Eigenverantwortung junger Menschen bei. Die För<strong>der</strong>ung von Bildungsprozessen<br />
und die Vermittlung von Lebenskompetenzen im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Erlebnis- und Erfahrungsraumes unterstützt e<strong>in</strong> konstruktives H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wachsen<br />
<strong>in</strong> die Gesellschaft.<br />
Junge Menschen und <strong>der</strong>en Verhalten, sowie <strong>der</strong>en Bedürfnisse stehen <strong>in</strong><br />
ständiger Wechselwirkung mit den Bedürfnissen, Notwendigkeiten, Recht-<br />
5 Was das für die Praxis bedeutet wird im Kapitel 6.4. genau beschrieben.<br />
6 Diese Begriffsklärung wurde im Rahmen des Projekts "Offene <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> Österreich bundesweit<br />
vernetzt" durch die Fachgruppe Offene <strong>Jugendarbeit</strong>, die ARGE Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
und dem Jugendm<strong>in</strong>isterium entwickelt. Nähere Informationen unter www.boja.at<br />
7 Siehe ebda.<br />
8
mäßigkeiten und Rahmenbed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>er Gesellschaft. Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
nimmt diese Wechselwirkungen bewusst wahr und macht diese sichtbar<br />
und nachvollziehbar.<br />
Formale, non-formale und <strong>in</strong>formelle 8 Bildung ergänzen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und verstärken<br />
wechselseitig den lebenslangen Lernprozess.<br />
3.2.2 Handlungspr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> 9<br />
Auf Basis <strong>der</strong> fachlichen Grundlagen gelten folgende Handlungspr<strong>in</strong>zipien:<br />
Offenheit (Nie<strong>der</strong>schwelligkeit): Offene <strong>Jugendarbeit</strong> stellt jungen<br />
Menschen (Frei)Raum an sich kostenlos zur Verfügung, ohne Konsumzwang<br />
und ohne Verpflichtung zu e<strong>in</strong>er Mitgliedschaft. Die <strong>in</strong>nerhalb<br />
dieses (Frei)Raums möglichen Angebote basieren auf dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong><br />
Nie<strong>der</strong>schwelligkeit.<br />
Freiwilligkeit: Der junge Mensch entscheidet <strong>in</strong>nerhalb des Sett<strong>in</strong>gs<br />
„Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ eigenständig was er/sie wann, wo und auch mit<br />
welcher Motivation <strong>in</strong> Anspruch nehmen, aktiv selber gestalten o<strong>der</strong><br />
for<strong>der</strong>n und <strong>in</strong> Folge auch umsetzen möchte. Offene <strong>Jugendarbeit</strong> f<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> freien Zeit, bzw. Freizeit statt. Die Angebote müssen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Jugendlichen Spaß machen und auch entsprechenden<br />
Nutzen stiften.<br />
Überparteilichkeit und Überkonfessionalität: Die Grundhaltung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ ist politisch gesehen überparteilich und <strong>in</strong><br />
Bezug auf Religionen überkonfessionell.<br />
Lebensweltorientierung: Lebensweltliche und alltägliche Deutungen,<br />
Interpretationen, Handlungen und Interessen <strong>der</strong> jungen Menschen<br />
s<strong>in</strong>d Ausgangspunkte <strong>der</strong> Angebote <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
Bedürfnisorientiert: Bedürfnisorientierung als Handlungspr<strong>in</strong>zip <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> orientiert sich e<strong>in</strong>erseits an den unmittelbaren<br />
Bedürfnissen <strong>der</strong> jungen Menschen, die diese als solche wahrnehmen.<br />
Diesen wird <strong>in</strong> welcher Art auch immer <strong>in</strong> entsprechenden Angeboten<br />
und Methoden Rechnung getragen. An<strong>der</strong>erseits gibt es Bedürfnisse,<br />
die jungen Menschen zugeschrieben werden, welchen sie als<br />
Mitglied <strong>der</strong> Gesellschaft Rechnung tragen müssen. Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
versucht diesen mit u.a. geschlechtsbezogenen Zugängen und Anerkennung<br />
von Diversität zu entsprechen.<br />
8 Informelle Bildung: <strong>der</strong> junge Mensch übernimmt Haltungen, Werte, Fähigkeiten und Wissen<br />
durch Quellen <strong>der</strong> eigenen Umgebung. z. B. Familie, Nachbarn, Arbeit, <strong>Peer</strong>-Group,<br />
offene <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
9 vgl. „Offene <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> Österreich- E<strong>in</strong>e erste Begriffsklärung als Grundlage für e<strong>in</strong>e<br />
bundesweite Vernetzung“, März 2008<br />
9
Ressourcenorientierung: Der Fokus liegt auf <strong>der</strong> Stärkung <strong>der</strong> Potentiale<br />
<strong>der</strong> jungen Menschen. Junge Menschen erfahren durch Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> e<strong>in</strong>en Zugang zu ihren Stärken bzw. Fähigkeiten. Es geht<br />
nicht darum, sche<strong>in</strong>bare Schwächen, Mängel und Defizite auszugleichen.<br />
Partizipation: Die Beteiligung junger Menschen an Gestaltungsprozessen,<br />
die För<strong>der</strong>ung ihrer Selbstorganisationsfähigkeit und die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Artikulation ihrer Interessen <strong>in</strong> unterschiedlichen Zusammenhängen,<br />
stellt als För<strong>der</strong>ung ihrer Partizipation e<strong>in</strong> wichtiges Handlungspr<strong>in</strong>zip<br />
<strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ dar.<br />
Kultur <strong>der</strong> 2./3./4. Chance: Junge Menschen machen Fehler, gehen<br />
(immer wie<strong>der</strong>) über Grenzen, for<strong>der</strong>n Sanktionen heraus, <strong>in</strong>dem<br />
Grenzen übertreten werden. Durch dieses Handlungspr<strong>in</strong>zip erlebt <strong>der</strong><br />
junge Mensch Konsequenzen se<strong>in</strong>es Handelns nicht als endgültige Reaktion,<br />
son<strong>der</strong>n auch als Angebot sich fachlich begleitet weiterentwickeln<br />
zu können.<br />
3.2.3 Modellvergleich Schule und „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“<br />
Es ist wichtig vorauszuschicken, dass es <strong>in</strong> diesem Punkt nicht um e<strong>in</strong> konkurrierendes<br />
Gegene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> geht, son<strong>der</strong>n um die Darstellung wesentlicher<br />
Unterschiede, die für e<strong>in</strong>e erfolgreiche Implementierung von <strong>Peer</strong>-<br />
<strong>Mediation</strong>smodellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> Jugenarbeit berücksichtigt werden müssen.<br />
Schule<br />
Im schulischen Kontext werden Jugendliche oft von Lehrpersonen aktiv auf<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> angesprochen. S<strong>in</strong>d die Jugendlichen an e<strong>in</strong>er <strong>Peer</strong>-<br />
Ausbildung <strong>in</strong>teressiert, können Sie über e<strong>in</strong> Ausbildungsprogramm die notwendigen<br />
Fähigkeiten erwerben, bzw. verbessern. Nach dieser Ausbildung<br />
stehen die <strong>Peer</strong>s zu fixen Zeiten für Streitschlichtungen zur Verfügung. Sie<br />
erhalten dafür entsprechende räumliche, zeitliche Ressourcen sowie fachliche<br />
Unterstützung durch erwachsene <strong>Peer</strong>-Coaches. Durch die Verhaltensregeln<br />
ist es ziemlich klar, <strong>in</strong> welchen Fällen die <strong>Peer</strong>s als Streitschlichter/<strong>in</strong>nen<br />
auftreten. Die Jugendlichen stehen e<strong>in</strong>ige Jahre – über die Dauer<br />
ihres Aufenthaltes an <strong>der</strong> Schule – zur Verfügung.<br />
10
Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
Die Räume <strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ werden von Jugendlichen unregelmäßig<br />
und freiwillig aufgesucht. Das Angebot <strong>der</strong> „<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“<br />
wird von Jugendlichen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Freizeit genutzt. Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> legt<br />
meist großen Wert darauf, ihr Angebot nie<strong>der</strong>schwellig zu gestalten.<br />
Workshops mit Lerncharakter werden von den Jugendlichen nicht selten abgelehnt,<br />
da sie dem Schulalltag zugeordnet werden. Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
greift Themen aus dem Lebensalltag <strong>der</strong> Besucher/<strong>in</strong>nen auf. Die Inhalte<br />
kommen aus den Bedürfnissen <strong>der</strong> Jugendlichen und ihren aktuellen<br />
Themen. Es wird vermieden Themen „von oben“ zu verordnen. Die Verweildauer<br />
von Jugendlichen im Jugendzentrum kann nicht vorausgesagt werden.<br />
Es ist deshalb beson<strong>der</strong>s zu berücksichtigen:<br />
Freiwilligkeit: Die Schule ist e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Anwesenheitspflicht. Die Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> ist e<strong>in</strong> Ort <strong>der</strong> Freiwilligkeit.<br />
Regeln: Die Verhaltensregeln im schulischen Kontext s<strong>in</strong>d klar vorgeschrieben<br />
und den Schüler/<strong>in</strong>nen bekannt, z. B. durch die Schulordnung.<br />
Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> möchte bewusst (Frei) Raum zur Verfügung<br />
stellen. Die Hausregeln werden von Haus zu Haus durch das<br />
Team festgelegt, e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Verhaltensregeln wird <strong>in</strong> Partizipation mit<br />
den Jugendlichen erarbeitet.<br />
Partnerschaftlichkeit: Der Schulalltag ist bestimmt durch e<strong>in</strong> klares<br />
Rollenverhältnis zwischen Lehrer/<strong>in</strong>nen und Schüler/<strong>in</strong>nen. In <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gibt es ebenfalls e<strong>in</strong> hierarchisches Rollenverhältnis<br />
zwischen <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong> und Jugendlichen. Es besteht gleichzeitig<br />
die Grundhaltung <strong>der</strong> Partnerschaftlichkeit. Obwohl die Rollenverteilung<br />
zwischen <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong> und Jugendlichen <strong>in</strong> hierarchischen<br />
Rollenverhältnissen besteht, wird durch e<strong>in</strong>en immer „wie<strong>der</strong>kehrenden<br />
Versuch das Modell <strong>der</strong> Partnerschaftlichkeit“ kultiviert.<br />
Vermittlungsprozess Die Schule verfolgt e<strong>in</strong>en klaren Lehrauftrag.<br />
Die Inhalte werden durch Unterricht vermittelt. Die Angebote <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> s<strong>in</strong>d nie<strong>der</strong>schwellig. Schwerpunkt liegt im erlebnisorientierten<br />
Prozess und nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wissensvermittlung durch Ausbildungen.<br />
11
3.2.4 „Lernen“ im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
„Als ich gefragt wurde, ob ich e<strong>in</strong>en Artikel über die Leistungen <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> den Bereichen <strong>der</strong> non-formalen Bildung und des <strong>in</strong>formellen<br />
Lernens verfassen wolle, sagte ich begeistert zu. Natürlich, <strong>der</strong> Stellenwert<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> auch im Bildungsbereich muss e<strong>in</strong>mal betont<br />
werden, dachte ich mir... und musste feststellen, dass ich mich plötzlich<br />
selbst mitten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formellen Lernprozess befand.“ 10<br />
Manfred Zentner geht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Text <strong>der</strong> Frage nach, wie sich <strong>der</strong> Begriff<br />
„Lernen“ im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> verhält. Ausgehend von e<strong>in</strong>er<br />
allgeme<strong>in</strong>en Begriffsdef<strong>in</strong>tion von „Lernen“ beschreibt er den Vorgang des<br />
non-formalen und <strong>in</strong>formellen Lernens.<br />
„Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> ist aufgrund ger<strong>in</strong>ger (offizieller) B<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Jugendlichen<br />
an die e<strong>in</strong>zelnen Träger und e<strong>in</strong>er rascher wechselnden Zielgruppe<br />
höchstwahrsche<strong>in</strong>lich nicht dafür ausgerichtet, längere Kurse anzubieten.<br />
Formales Lernen kann somit nicht die primäre Angelegenheit <strong>der</strong><br />
<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> se<strong>in</strong>. Sehr wohl aber f<strong>in</strong>det Lernen (<strong>in</strong>formell und nonformal)<br />
<strong>in</strong> Jugendzentren statt. ... Was ist <strong>in</strong>formell und was ist non-formal<br />
im Bereich <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>? Non-formales Lernen f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong><br />
Jugendzentren, wenn Projekte durchgeführt werden: von den Proben für e<strong>in</strong><br />
Konzert bis zur Organisation e<strong>in</strong>er Foto-Ausstellung ... Die Beschäftigung<br />
mit Jugendlichen schafft per se bereits den Raum für <strong>in</strong>formelles Lernen, die<br />
<strong>in</strong>tensive Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit e<strong>in</strong>em Thema ermöglicht <strong>in</strong>formelles Lernen,<br />
Nachbereitung mit den Jugendlichen festigt den Lernerfolg. … Wenn die<br />
Jugendlichen geme<strong>in</strong>sam vor dem PC sitzen, Tischfußball o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Spiele<br />
spielen, wenn sie zusammen sitzen und plau<strong>der</strong>n; immer f<strong>in</strong>det Austausch,<br />
Kommunikation statt.“ 11<br />
Basierend auf e<strong>in</strong>er Empfehlung <strong>der</strong> EU 12 betont <strong>der</strong> Autor die Notwendigkeit<br />
diese Bildungsformen <strong>in</strong> Zukunft für die Öffentlichkeit und die Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> selbst sichtbarer und auch quantifizierbar zu machen. Dies<br />
kann und soll <strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s Projekten nicht zuletzt durch die Evaluation<br />
möglich gemacht werden.<br />
10 Aus „Das ist offene <strong>Jugendarbeit</strong> – Offene <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> Vorarlberg hat Qualität – jetzt<br />
und <strong>in</strong> Zukunft.“ Hrsg. KOJE-Koord<strong>in</strong>ationsbüro für Offene <strong>Jugendarbeit</strong> (Dachverband für<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong>), Bucherverlag Hohenems-Wien 2008 S 78: „Informelles Lernen und<br />
non-formale Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, Manfred Zentner.<br />
11 vgl. 11<br />
12 Europäische Kommission: Weißbuch Jugend: Neuer Schwung für die Jugend Europas.<br />
Brüssel 2002. Europäische Kommission: Mitteilung <strong>der</strong> Kommission: E<strong>in</strong>en Europäischen<br />
Raum des Lebenslangen Lernen schaffen. Brüssel 2001. Europäische Union: Resolution of<br />
the Council and the Representatives of the Governments of the Member States, meet<strong>in</strong>g<br />
with<strong>in</strong> the Council, on the recognition of the value of non-formal and <strong>in</strong>formal learn<strong>in</strong>g<br />
with<strong>in</strong> the European youth field. (2006/C 168/01). 20.7.2006<br />
12
3.2.5 Partizipation<br />
Jugendbeteiligung ist e<strong>in</strong> Konzept, das h<strong>in</strong>sichtlich <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>in</strong>s Auge gefasst werden sollte. Partizipation eignet sich beson<strong>der</strong>s gut<br />
um e<strong>in</strong>e positive Konfliktbewältigung <strong>in</strong> die Jugendzentrumskultur zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Durch die Mitgestaltung ihres Umfeldes erhöht sich für junge Leute u.a. das<br />
Interesse und die Identifikation, Jugendliche werden <strong>in</strong> ihrer Wahrnehmung<br />
ihrer eigenen Interessen sensibilisiert, es wird Diskrim<strong>in</strong>ierung vorgebeugt,<br />
friedliches Zusammenleben und Toleranz geför<strong>der</strong>t. 13<br />
Die Qualität <strong>der</strong> Partizipation kann anhand <strong>der</strong> Metapher e<strong>in</strong>er achtsprossigen<br />
Stufenleiter 14 def<strong>in</strong>iert werden. E<strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s Projekt kann zum<br />
Anlass genommen werden die Stufe <strong>der</strong> Partizipation <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Jugendzentrum<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vernetzung mit Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen grundsätzlich zu<br />
erhöhen. Das heißt: wo wenig Beteiligung ist kann <strong>in</strong> Zukunft mehr Beteiligung<br />
stattf<strong>in</strong>den. Stufe e<strong>in</strong>s dieser Leiter wird noch als „Manipulation“ bezeichnet.<br />
Stufe acht wäre zum Beispiel e<strong>in</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Jugendlichen<br />
<strong>in</strong>itiierter Prozess bei denen Erwachsene <strong>in</strong> die Entscheidungsprozesse mite<strong>in</strong>bezogen<br />
werden. Also Projekte, die von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bzw. Jugendlichen geplant<br />
und durchgeführt werden.<br />
Die Kriterien <strong>der</strong> Partizipation (Freiwilligkeit, Wertschätzung, Überparteilichkeit,<br />
u.a.) decken sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen wesentlichen Punkten mit den Handlungspr<strong>in</strong>zipien<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
3.2.6 Strukturiertes Verfahren kontra Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>?<br />
Der <strong>Mediation</strong>sprozess wird als klar strukturiertes Gespräch <strong>in</strong> mehreren<br />
Phasen (je nach Modell von 6 bis 12 Phasen) durchgeführt. Hier setzt die<br />
Skepsis von Praktiker/<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> oft e<strong>in</strong>. Als Diskussionsbeitrag<br />
dazu e<strong>in</strong> Zitat aus <strong>der</strong> Diplomarbeit von Birgit Sel<strong>in</strong>ger:<br />
„Die Offenheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> steht nun auch e<strong>in</strong>em sehr strukturierten<br />
Verfahren gegenüber. Es mag durchaus Schwierigkeiten mit sich br<strong>in</strong>gen,<br />
wenn Jugendliche e<strong>in</strong>erseits <strong>der</strong> Offenheit begegnen und an<strong>der</strong>erseits im<br />
Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong> sich geschlossenen Verfahrens ihre Konflikte lösen sollen.<br />
So gegensätzlich dies ist, so hilfreich können diese Strukturen und Phasen<br />
se<strong>in</strong>. Jugendliche haben e<strong>in</strong>en klaren Rahmen vor sich und wissen, wie die<br />
13<br />
vgl. Ziele von K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbeteiligung, <strong>in</strong>vo-servicestelle, www.<strong>in</strong>vo.at/service/ziele/<br />
Stand: 3.11.2008<br />
14<br />
8 Stufen <strong>der</strong> Partizipation junger Leute <strong>in</strong> Projekten (abgeleitet aus dem Leiter-Modell von<br />
Sherry Arnste<strong>in</strong>) aus: Herzka, Michael (1996). Was bedeutet das Recht des K<strong>in</strong>des gehört<br />
zu werden?, <strong>in</strong>: FICE-Bullet<strong>in</strong> No. 13, Herbst 1996, S. 4 - 7.<br />
13
Methode vor sich geht, nichts geschieht zufällig o<strong>der</strong> willkürlich. Dadurch<br />
wird die <strong>Mediation</strong> für Jugendliche transparent, wodurch mögliche Skepsis<br />
o<strong>der</strong> möglichem Wi<strong>der</strong>willen entgegengewirkt werden kann. Die Tatsache,<br />
dass <strong>Mediation</strong> e<strong>in</strong> klar strukturiertes Verfahren ist, mag zwar zunächst<br />
auch dem Merkmal <strong>der</strong> Flexibilität <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wi<strong>der</strong>sprechen.<br />
Es wurde jedoch bereits beschrieben, dass auch Verlässlichkeit und<br />
Halt wichtige Momente im Beziehungsaufbau zwischen <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong><br />
und Jugendlichen s<strong>in</strong>d. ... Durch die beidseitige Freiwilligkeit ist zwar die<br />
Verb<strong>in</strong>dlichkeit nicht beson<strong>der</strong>s groß, jedoch ermöglicht erst Freiwilligkeit<br />
e<strong>in</strong>e Lösung des Konfliktes.“ 15<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>jährigen Projektes <strong>in</strong> Frankfurt mit dem Titel „<strong>Mediation</strong><br />
und Konfliktmanagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ aus 1997 wird<br />
anhand von Fallbeispielen dargestellt, dass das strikte E<strong>in</strong>halten <strong>der</strong> Phasen<br />
nicht notwendig ist son<strong>der</strong>n - <strong>der</strong> Situation angepasst - erfolgreich modifziert<br />
wurde. 16<br />
15 „<strong>Mediation</strong> als neue Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> offenen <strong>Jugendarbeit</strong>. Möglichkeiten und Grenzen.“ Masterarbeit<br />
Sel<strong>in</strong>ger Birgit, Karl-Franzens-Universität Graz 2008, S 57 f<br />
16 wie 15 S 71 f<br />
14
4 Ressourcen<br />
Folgende Ressourcen müssen für die Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s Konzeptes<br />
zur Verfügung stehen:<br />
4.1 Akzeptanz<br />
Das Konzept <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> muss <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur des Jugendzentrums<br />
verankert werden. Wird die Haltung zur Konfliktlösung vom Team nicht klar<br />
kommuniziert, besteht wenig Chance die Jugendlichen zu gew<strong>in</strong>nen. So<br />
wurde beispielsweise <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf 17 e<strong>in</strong> sechsstufiger Plan entworfen<br />
um den Gedanken <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> den jeweiligen Häusern <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gründlich zu verankern. 18 Dies könnte auch über e<strong>in</strong>en<br />
partizipativen Ansatz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> Hausregeln erfolgen und bereits<br />
Teil <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Ausbildung se<strong>in</strong>.<br />
4.2 Räumliche Ressourcen<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> muss räumlich SICHTBAR se<strong>in</strong>. Dafür kann e<strong>in</strong> eigener<br />
Raum zur Verfügung gestellt werden. Dort könnten Unterlagen und Projektmaterialien<br />
gesammelt werden. E<strong>in</strong>zelgespräche können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geschützten<br />
Rahmen stattf<strong>in</strong>den. Ist diese Möglichkeit nicht gegeben, kann<br />
auch nur e<strong>in</strong>e Ecke o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Wand e<strong>in</strong>es Raumes für e<strong>in</strong>en bestimmten<br />
Zeitraum genutzt werden. Dies gewährleistet u.a. den freiwilligen Zugang<br />
<strong>der</strong> Jugendlichen zu den Inhalten des Projektes.<br />
4.3 Zeitliche Ressourcen<br />
Für Ausbildung des Teams, <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Coaches und <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen<br />
muss Zeit zur Verfügung gestellt werden. Es benötigt e<strong>in</strong>e Grundausbildung,<br />
Weiterbildungsmodule sowie regelmäßige Reflexions- bzw. Supervisionsrunden.<br />
4.4 F<strong>in</strong>anzielle Ressourcen<br />
Es müssen f<strong>in</strong>anzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden um die Qualifikation<br />
wie auch Begleitung, Durchführung und Evaluation e<strong>in</strong>es <strong>Peer</strong>-<br />
Konzeptes zu ermöglichen. Die Bereitstellung von f<strong>in</strong>anziellen Mitteln ist das<br />
Basis-Bekenntnis für e<strong>in</strong>e wertschätzende Konfliktkultur!<br />
17 Siehe www.berl<strong>in</strong>.de/ba-re<strong>in</strong>ickendorf/org/jugendamt/beratung/mediation_streitschlichter/<br />
<strong>in</strong>nenkonzept<strong>in</strong>re<strong>in</strong>ickendorf.html<br />
18 wie 15 S 72f<br />
15
4.5 Fachliche Ressourcen<br />
Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nenstruktur <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> setzt sich aus<br />
Menschen verschiedenster Qualifikationen zusammen. <strong>Mediation</strong> ist e<strong>in</strong>e<br />
Spezialausbildung, die im Rahmen von zusätzlichen Ausbildungen ermöglicht<br />
werden muss. Dazu eignet sich e<strong>in</strong> ausgearbeitetes Workshop- und<br />
Fortbildungsangebot von externen Fachleuten. 19 Hier ist auch beson<strong>der</strong>s die<br />
Methodenauswahl im Kontext des Sett<strong>in</strong>gs <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wichtig.<br />
4.6 Austausch und Kooperationen<br />
Um die Erfahrungen und das „Know-how“ kommen<strong>der</strong> Projekte von vornhere<strong>in</strong><br />
zu sichern und zugänglich zu machen ist Austausch und Kooperation<br />
auf verschiedensten Ebenen notwendig:<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zur Erarbeitung von Qualitätsstandards<br />
20 , zum Austausch von Erfahrungen<br />
im Umfeld (Geme<strong>in</strong>depolitiker/<strong>in</strong>nen, Polizei, …) als Multiplikator/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>s zum Erfahrungsaustausch, Wissenstransfer und<br />
Motivation<br />
4.7 Evaluation<br />
Die Dokumentation <strong>der</strong> Wirksamkeit e<strong>in</strong>es solchen Projektes muss <strong>in</strong> adäquater<br />
Form gewährleistet se<strong>in</strong>. Gerade, da <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong><br />
Projekten die Kont<strong>in</strong>uität <strong>der</strong> Besucher/<strong>in</strong>nen nicht gewährleistet wird, ist<br />
das Sichtbarmachen des Erfolges sehr wesentlich!<br />
19 Hier gibt es Angebote von Institutionen o<strong>der</strong> Fachpersonen aus <strong>der</strong> <strong>Mediation</strong> o<strong>der</strong> Friedenserziehung.<br />
Beispielsweise wurde das Team des Projektes „V3“ durch e<strong>in</strong>en Mitarbeiter<br />
des „Friedensbüros Salzburg“ qualifiziert.<br />
20 Hier geht es nicht darum, starre Standards für die österreichweite Offene <strong>Jugendarbeit</strong> zu<br />
def<strong>in</strong>ieren, da die Autonomie <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Häuser gewahrt werden soll. Geme<strong>in</strong>same Reflexion<br />
dient jedoch sicherlich <strong>der</strong> Qualitätsentwicklung von <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im Kontext <strong>der</strong><br />
<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
16
5 Berücksichtigung wesentlicher<br />
Schlüsselaspekte<br />
5.1 Was ist Gewalt?<br />
Den Begriff „Gewalt“ mit allen se<strong>in</strong>en Aspekten zu def<strong>in</strong>ieren würde den<br />
Rahmen dieser Broschüre sicherlich sprengen. Diese Frage muss jedoch am<br />
Anfang e<strong>in</strong>es solchen geplanten Projektes stehen. In streng reglementierten<br />
Geme<strong>in</strong>schaften ist auch klar def<strong>in</strong>iert, wenn etwas von <strong>der</strong> Gruppe als Gewalt<br />
<strong>in</strong>terpretiert wird. Im (Frei)Raum <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ist es wichtig,<br />
dass zu Beg<strong>in</strong>n <strong>in</strong>nerhalb des Teams e<strong>in</strong>e Beschäftigung mit <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
und Def<strong>in</strong>ition von „Gewalt“ stattf<strong>in</strong>det. Aus <strong>der</strong> praktischen Erfahrung<br />
heraus wird bestätigt, dass es hier große Unterschiede geben kann.<br />
Beson<strong>der</strong>s e<strong>in</strong>drücklich ist die unterschiedliche Wahrnehmung bei den Rollenzuschreibungen<br />
<strong>der</strong> Geschlechter. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d alle Ebenen zu erkennen<br />
und zu bearbeiten: strukturelle Gewalt, psychische und körperliche<br />
Gewalt.<br />
5.2 Gen<strong>der</strong> Ma<strong>in</strong>stream<strong>in</strong>g<br />
Es benötigt e<strong>in</strong>e geschlechtergerechte Herangehensweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />
von Gewalt wie auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>es <strong>Peer</strong>-Projektes.<br />
„In <strong>der</strong> Gewaltprävention ist es unumgänglich für Mädchen und Burschen<br />
unterschiedliche Methoden anzubieten. In vielen Projekten <strong>der</strong> Gewaltprävention,<br />
selbst <strong>in</strong> Studien von Geme<strong>in</strong>wesen o<strong>der</strong> Schulen, wird nicht mite<strong>in</strong>bezogen,<br />
dass das Erleben und Leben von Gewalt bei Mädchen und Burschen<br />
unterschiedlich ist.“ 21<br />
Im Alltag <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> ist die Beschäftigung mit <strong>der</strong> sogenannten<br />
„männlichen Gewalt“ oft im Vor<strong>der</strong>grund. Schlägereien, Provokationen<br />
<strong>in</strong>nerhalb von Jugendcliquen wirken präsenter als z.B. verbale Übergriffe<br />
von o<strong>der</strong> auf Mädchen an <strong>der</strong> Bar e<strong>in</strong>es Jugendzentrums/-treffs. Inwieweit<br />
dies als Gewalt wahrgenommen und thematisiert wird hängt stark von <strong>der</strong><br />
geschlechtssensiblen Wahrnehmung <strong>der</strong> Teammitglie<strong>der</strong> ab.<br />
„Der Alltag vieler Jugendlicher ist von Gewalt durchzogen. Für Mädchen hat<br />
das Thema Gewalt e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Bedeutung als für Burschen. Mädchen<br />
„schlägern“ sozialisationsbed<strong>in</strong>gt weniger. Mädchen s<strong>in</strong>d Akteur<strong>in</strong>nen des<br />
Rollenstereotypes: Mädchen prügeln nicht, schreien nicht und s<strong>in</strong>d nicht<br />
aufmüpfig. Gewaltpotenzial bei Mädchen äußert sich vorwiegend <strong>in</strong> Form<br />
21 vgl. Anita Heiliger, „Männergewalt gegen Frauen beenden“, Leske + Budrich, Opladen<br />
2000)<br />
17
von Autoaggression. Im klassischen S<strong>in</strong>ne gelten Mädchen zunächst als Opfer<br />
von Gewalt und nicht als Täter<strong>in</strong>nen. Dies ist verkürzt und beschreibt<br />
nicht die Lebensrealitäten <strong>der</strong> Mädchen. Offene Aggression, prügelnde und<br />
drohende Mädchen gibt es auch: jedoch ungleich seltener.“ 22<br />
Folgende Fragestellungen sollten <strong>in</strong> e<strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-Projekt e<strong>in</strong>fließen 23 :<br />
1. Jugendliche<br />
Wird die Information und Werbung für das Projekt geschlechtergerecht<br />
aufbereitet?<br />
Wird <strong>der</strong> Unterschied zwischen Mädchen und Burschen <strong>in</strong> Bezug auf<br />
folgende Themenbereiche entsprechend berücksichtigt?<br />
...Themen <strong>der</strong> Konflikte<br />
...Form <strong>der</strong> Konflikte<br />
...Form <strong>der</strong> Konfliktaustragung<br />
...Verhalten <strong>in</strong> den Konflikten<br />
...Strategien <strong>der</strong> Konfliktlösung,<br />
Wird <strong>in</strong> <strong>der</strong> Beratungssituation darauf geachtet,<br />
...welches Sett<strong>in</strong>g Mädchen bzw. Burschen anspricht?<br />
...wie das Team <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen jeweils zusammengesetzt ist?<br />
...welche Lösungsangebote eher Mädchen, eher Burschen annehmen?<br />
Es gibt <strong>in</strong> <strong>der</strong> österreichischen <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> hervorragende Modelle<br />
und Methoden für geschlechtshomogene wie auch gemischtgeschlechtliche<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> aus <strong>der</strong> Mädchen- und Burschenarbeit.<br />
2. <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen 24<br />
S<strong>in</strong>d gleich viele Burschen wie Mädchen im Team <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Mediator/<br />
<strong>in</strong>nen?<br />
Ist die Anzahl <strong>der</strong> Interessent/<strong>in</strong>nen etwa gleich groß?<br />
Wenn nicht - welche Maßnahmen können Burschen/Mädchen motivieren,<br />
sich zu <strong>in</strong>teressieren?<br />
S<strong>in</strong>d die Fragestellungen bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>ladung zur Mitarbeit geschlechtergerecht<br />
bzw. geschlechtsneutral formuliert?<br />
Erfolgt die Auswahl geschlechtssensibel?<br />
Werden gen<strong>der</strong>sensible Methodiken, gen<strong>der</strong>gerechte Beispiele und<br />
Sprache bei den Aus- und Fortbildungen e<strong>in</strong>gesetzt?<br />
22<br />
"Laut & stark" – E<strong>in</strong> gewaltpräventives Projekt mit Mädchen & <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen, Mädchenzentrum<br />
Amazone 2007, Konzept S 1;<br />
23<br />
"<strong>Leitfaden</strong> für <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> Schulen", S 19 f<br />
24 Siehe ebda.<br />
18
Werden die jeweiligen Geschlechterrollen, die Auswirkungen <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />
<strong>der</strong> Gruppe und die Interaktion mit den <strong>Peer</strong>s reflektiert?<br />
Bestehen unterschiedliche Weiterbildungsbedürfnisse bei Mädchen/<br />
Burschen?<br />
Wird thematisiert, wie Konfliktlösungen geschlechtergerecht gestaltet<br />
werden können?<br />
Haben Mädchen und Burschen den gleichen Zugang zu Ressourcen?<br />
Wie werden die Aufgaben verteilt?<br />
Werden die <strong>Mediation</strong>steams geschlechtlich ausgeglichen o<strong>der</strong> nach<br />
Problemstellungen besetzt?<br />
3. <strong>Peer</strong>-Coaches 25<br />
Viele <strong>der</strong> oben angeführten Fragestellungen gelten auch für <strong>Peer</strong>-Coaches<br />
(Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>). Die wichtigsten s<strong>in</strong>d:<br />
Ist das Team <strong>der</strong> Coaches gemischt-geschlechtlich zusammengesetzt?<br />
Wird dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Supervision reflektiert?<br />
Wird im Umgang mit den <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong>en Geschlecht reflektiert?<br />
Bieten die <strong>Peer</strong>-Coaches geschlechtssensible Unterstützung, geschlechtshomogene<br />
Beratungssituationen für die <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen an?<br />
Aus <strong>der</strong> Erfahrung mit <strong>Peer</strong>-Involvement <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zeigt sich, dass<br />
<strong>in</strong> den meisten Organisationen mehr Mädchen als Informationsgeber/<strong>in</strong>nen<br />
aktiv s<strong>in</strong>d als Burschen. 26<br />
25 vgl. 22, S 20<br />
26 Studie „<strong>Peer</strong> Involvement <strong>in</strong> <strong>der</strong> außerschulischen <strong>Jugendarbeit</strong>“, 2004<br />
19
5.3 Interkultureller Ansatz<br />
Kulturelle Zugänge und Unterschiede müssen verstanden, wahrgenommen<br />
und reflektiert werden können.<br />
Mögliche Fragestellungen die für e<strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Projekt beantwortet<br />
werden sollten:<br />
Auswahl <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen nach Besucher/<strong>in</strong>nenstruktur des<br />
Jugendzentrums<br />
Auswahl <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Coaches nach Besucher/<strong>in</strong>nenstruktur <strong>der</strong> Jugendzentren.<br />
Die Kulturen sollten im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Kulturaspekte und nicht <strong>der</strong> Kulturunterschiede<br />
betrachtet werden. Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen müssen darauf sensibilisiert<br />
und dazu ausgebildet werden.<br />
20
6 Auf dem Weg <strong>in</strong> die Praxis<br />
„Früher habe ich immer zugeschlagen, Jetzt s<strong>in</strong>d mir die Konsequenzen, wie<br />
Strafe zahlen o<strong>der</strong> dass Jemand verletzt werden kann viel bewusster! Jetzt<br />
wo ich nicht mehr zuschlage habe ich viel weniger Stress und muss ke<strong>in</strong>e<br />
Angst mehr vor <strong>der</strong> Polizei haben! Wenn sich Freunde streiten versuche ich<br />
auch ihnen zu sagen, dass sie es zuerst e<strong>in</strong>mal mit reden versuchen sollen.“<br />
(17-jähriger Projektteilnehmer) 27<br />
Derzeit gibt es wenig dokumentierte <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>sprojekte im Rahmen<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong> Österreich. Das heißt, dass das folgende Projektkonzept<br />
auf Erfahrungen aus an<strong>der</strong>en <strong>Peer</strong>-Involvement Projekten <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>, aus Projekten zum Thema Gewalt und Gewaltprävention<br />
im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> und den Erfahrungen <strong>der</strong><br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im schulischen bzw. im Rahmen von Verbänden aufbaut.<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Schritte dienen <strong>der</strong> Orientierung – e<strong>in</strong>e unterschiedliche Entwicklung<br />
sollte <strong>in</strong> Zukunft unbed<strong>in</strong>gt dokumentiert, evaluiert und allen E<strong>in</strong>richtungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> zugänglich gemacht werden.<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
Exemplarisch werden hier drei Projekte vorgestellt und Schritt für<br />
Schritt erläutert.<br />
Das erste Projekt bietet e<strong>in</strong>e Methodenvielfalt und e<strong>in</strong>e gelungene Verknüpfung<br />
von Zielgruppen.<br />
Das zweite Projekt gibt wichtige H<strong>in</strong>weise zur <strong>in</strong>novativen Herangehensweise<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung von <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen und <strong>Peer</strong>-<br />
Coaches.<br />
Das dritte Projekt ist e<strong>in</strong> umfassend dokumentiertes <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-<br />
Projekt, das seit 3 Jahren läuft und wissenschaftlich begleitet wird. 28<br />
27 Zitat: Erfolgs<strong>in</strong>dikatoren Abschlussdokumentation „Aktionswoche Jugend und Gewalt.<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewältigung mit Unterstützung von „Rap und Hiphop-Tanz“ im Jugendzentrum,<br />
Culture Factor Y Lustenau 2007<br />
28 www.transformator.or.at, Vere<strong>in</strong> zur Jugend<strong>in</strong>tegration, Leibnitz<br />
21
6.1 Themenauswahl<br />
Es gibt grundsätzlich zwei Wege e<strong>in</strong> Projekt für <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> zu starten:<br />
Top Down: Die Leitung des Jugendzentrums/-treffs gibt das Thema vor,<br />
Geldgeber/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> z.B. Geme<strong>in</strong>de treten an die E<strong>in</strong>richtung mit dem<br />
Wunsch heran das Thema zu bearbeiten. 29 Themen und Konflikte im Jugendzentrum/-treffs<br />
werden vom Team als aktueller Anlass genommen, um<br />
das Thema Gewalt zu bearbeiten.<br />
Bottom up: Am erfolgreichsten angenommen werden Themen, die direkt<br />
aus <strong>der</strong> aktuellen Lebenswelt von Jugendlichen kommen. Das können Themen<br />
se<strong>in</strong>, die direkt mit Gewalt zu tun haben, wie z.B. Übergriffe auf e<strong>in</strong>zelne<br />
Jugendliche. Aber es eignen sich auch Themen, über die <strong>in</strong>direkt Gewaltlösungskompetenz<br />
vermittelt werden kann wie Hip-Hop Kultur, Sportarten,<br />
Essstörungen, Autoaggression u.a.<br />
29 So kann auf zunehmende Sachbeschädigung im Öffentlichen Raum durch e<strong>in</strong>e Kooperation<br />
zwischen Geme<strong>in</strong>de und Offener <strong>Jugendarbeit</strong> reagiert werden. Vergleiche dazu das<br />
Projekt „V3“<br />
22<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Vere<strong>in</strong> Sozialsprengel Hard,<br />
Offene <strong>Jugendarbeit</strong>, Marktgeme<strong>in</strong>de Lauterach, 2007<br />
"Laut & Stark": E<strong>in</strong> gewaltpräventives Projekt mit Mädchen & <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
im Rahmen von Jugendsozialarbeit im Handlungsfeld <strong>der</strong><br />
<strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“ Mädchenzentrum Amazone 2007/2008<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Projekte seit 2005
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": In den Geme<strong>in</strong>den nimmt<br />
<strong>der</strong> Vandalismus im öffentlichen Raum sichtbar zu. Das Thema wird<br />
durch die Geme<strong>in</strong>de, Anra<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen, Jugendliche u.a. an die <strong>Jugendarbeit</strong><br />
herangetragen. Durch e<strong>in</strong> Vorgängerprojekt s<strong>in</strong>d die Jugendlichen im<br />
Jugendraum motiviert <strong>in</strong> das Thema „Konfliktlösung“ e<strong>in</strong>zusteigen. In<br />
Kooperation wird e<strong>in</strong> Projekt entwickelt, das unterschiedlichste Beteiligte<br />
e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>det.<br />
"Laut & Stark": Durch den Mädchenhaus-Alltag zeigen sich alle Facetten<br />
von Gewalt an und von Mädchen. Der Umgang ist geprägt durch Rollenstereotype<br />
und Wi<strong>der</strong>sprüche. Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen entwickeln e<strong>in</strong><br />
Ausbildungs-Konzept zur Sensibilisierung und Stärkung von jungen Frauen<br />
speziell im Kontext <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Im Jahr 2005 startet e<strong>in</strong> offener<br />
Betrieb <strong>in</strong> den regelmäßig <strong>Mediation</strong>sthemen und Ausbildungen e<strong>in</strong>gebaut<br />
werden.<br />
6.2 E<strong>in</strong> Projekt für Langfristigkeit<br />
In <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wird (muss) sehr viel über Projektför<strong>der</strong>ungen<br />
f<strong>in</strong>anziert werden. Dies hat für das Thema <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />
Nachteil – die Kont<strong>in</strong>uität des Wissenstransfers ist dadurch kaum zu<br />
gewährleisten.<br />
Die Form <strong>der</strong> Projektarbeit eignet sich <strong>in</strong>haltlich jedoch hervorragend <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Arbeit mit Jugendlichen: Es f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitrahmen Aktivitäten<br />
statt, es gibt e<strong>in</strong> Ergebnis und e<strong>in</strong>en Abschluss.<br />
Die Verweildauer <strong>der</strong> Jugendlichen kann <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> viel<br />
kürzer se<strong>in</strong> als im schulischen Umfeld. Die langfristige Verankerung <strong>der</strong><br />
Konfliktlösungskultur muss jedoch im Projekt von Anfang an mit e<strong>in</strong>geplant<br />
werden. Möglichkeiten dazu werden <strong>in</strong> Punkt 6.8 vorgestellt.<br />
23
24<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Das Projekt läuft über<br />
e<strong>in</strong>en Zeitraum von e<strong>in</strong>em Jahr. Nach Abschluss stehen erarbeitete Informationsmaterialien<br />
zur Verfügung. Es gibt Anfragen aus an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den<br />
für Präsentationen und Wissenstransfer.<br />
"Laut & Stark": Das Projekt f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zeitraum von ca. 8 Monaten<br />
statt. Langfristigkeit ist beson<strong>der</strong>s dadurch gewährleistet, dass<br />
Mädchen wie auch <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen von an<strong>der</strong>en Jugendhäusern<br />
ausgebildet werden und das Thema „weitertragen“. Außerdem wurden<br />
die Multiplikator/<strong>in</strong>nen aus e<strong>in</strong>em Vorläuferprojekt („Raumverteidigung“)<br />
vertiefend ausgebildet.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Im Rahmen des <strong>Offenen</strong> Betriebes<br />
gibt es bis zu 8 Projekte zu verschiedensten Themen. Gleichzeitig f<strong>in</strong>det<br />
wöchentlich am Donnerstag e<strong>in</strong> Informations- und Beratungstag statt.<br />
6.3 Methodenauswahl<br />
Die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> orientiert sich an erlebnisorientierten Methoden.<br />
Dies können se<strong>in</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit: Natur, Sport, Musik, Tanz, Kreativitätstechniken,<br />
Theater, Film, Spiele …<br />
Wie <strong>in</strong> Kapitel 3.2.4. dargestellt f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> formale,<br />
<strong>in</strong>formelle wie auch non-formale Bildung statt. Es gibt hier ke<strong>in</strong>e „richtig<br />
o<strong>der</strong> falsche“ Mischung an Methoden. Die Auswahl muss <strong>in</strong>dividuell von den<br />
Teams, abhängig von <strong>der</strong> Aufgabenstellung vor Ort, stattf<strong>in</strong>den.
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Boxsäcke <strong>in</strong> den Jugendtreffs,<br />
Plakatwand für Vorurteile, E<strong>in</strong>zelfallarbeit, Aufklärung, Graffiti<br />
Sprühaktionen, Mobile Vandalismus-Station, „Gebrauchsanleitung“ für<br />
Erwachsene im Umgang mit Jugendlichen <strong>in</strong> themenspezifischen Konfliktsituationen.<br />
Durch die Methodenauswahl „s<strong>in</strong>d die Jugendlichen laufend mit dem<br />
Thema konfrontiert und erkennen den Zusammenhang <strong>der</strong> Aktionen als<br />
gesamtes Projekt.“ *<br />
„Die vorgeschlagenen Methoden ersche<strong>in</strong>en gerade <strong>in</strong> H<strong>in</strong>blick auf die<br />
Mehrdimensionalität des Themas und die Komplexität des (offensichtlich<br />
gestörten) <strong>in</strong>tergenerationellen Dialogs auf örtlicher/regionaler Ebene<br />
ausgesprochen angemessen und vielversprechend.“ **<br />
"Laut & Stark":<br />
Multiplikator/<strong>in</strong>nenschulung<br />
<strong>Peer</strong> & Multiplikator/<strong>in</strong>nenschulung geme<strong>in</strong>sam<br />
(Rollenspiele, Übungen, Theorie zu mädchenspezifischer Gewaltprävention,<br />
u.a. *** )<br />
E<strong>in</strong>zelberatungen<br />
Vertiefungsworkshops<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz":<br />
Workshops aus unterschiedlichsten Methoden (von PC-Reparieren<br />
bis Naturtheater)<br />
Schulungen: Theorie<br />
Regelmäßige Projektsitzungen zur Reflexion<br />
Erlebnispädagogik<br />
* Konzept „V3“<br />
** „Jugendsozialarbeit im Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> – Kommentar zum Projektvorschlag<br />
V3“ S 4, He<strong>in</strong>z Schoibl, 2008, HelixAustria.com<br />
*** 90 Prozent <strong>der</strong> Schulungen waren praktisch orientiert<br />
25
6.4 <strong>Peer</strong>-Coach-Qualifikationen und Aufgaben<br />
E<strong>in</strong> Team e<strong>in</strong>es Jugendzentrums setzt sich meist aus <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen,<br />
Sozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, Quere<strong>in</strong>steiger/<strong>in</strong>nen, u.a. zusammen und verfügt über<br />
e<strong>in</strong> vielfältiges und unterschiedliches Qualifikationsspektrum. E<strong>in</strong>e <strong>Mediation</strong>sausbildung<br />
ist e<strong>in</strong>e notwendige Spezialausbildung für e<strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Projekt.<br />
Grundsätzlich ist wichtig:<br />
Beschäftigung, Qualifizierung und Konsensf<strong>in</strong>dung <strong>in</strong>nerhalb des<br />
Teams zu Gewaltdef<strong>in</strong>ition, Reglementierungen.<br />
e<strong>in</strong>e <strong>Mediation</strong>sausbildung mit beson<strong>der</strong>er Berücksichtigung des Sett<strong>in</strong>gs<br />
<strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> durch externe Fachkräfte. 30<br />
längerfristig kann die Ausbildung auch von <strong>in</strong>ternen Mitarbeiter/<br />
<strong>in</strong>nen durchgeführt werden<br />
zusätzliche Module (Mo<strong>der</strong>ationstechnik, Projektmanagement, Teamkompetenz<br />
…).<br />
Mögliche Ausbildungs<strong>in</strong>halte: 31<br />
Persönlichkeitsentwicklung<br />
<strong>Mediation</strong>stechniken<br />
Konfliktmanagement<br />
Schlüsselaspekte (siehe Kapitel 5)<br />
Projektmanagement<br />
Mo<strong>der</strong>ation<br />
Kommunikationstechniken<br />
Kreativitätstechniken<br />
Gruppendynamik<br />
Coach<strong>in</strong>g<br />
Supervision<br />
Grundlagen <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit<br />
30 E<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Ausbildungsteil von <strong>Peer</strong>-Coaches und <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen hat das<br />
Projekt „Laut & Stark“ des Mädchenzentrums Amazone sehr erfolgreich konzipiert und<br />
umgesetzt. Für das Projekt „V3“ wurde mit dem Friedensbüro Salzburg zusammengearbeitet,<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Steiermark gibt es u.a. den Vere<strong>in</strong> „Transformator“ <strong>der</strong> regelmäßig <strong>Mediation</strong>sworkshops<br />
für Offene <strong>Jugendarbeit</strong> durchführt (vgl. Masterarbeit Birgit Seliger)<br />
31 vgl. Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Expert/<strong>in</strong>nentagung zur <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>, S 12 ff<br />
26
Mögliche Aufgaben:<br />
Ausbildung und Betreuung von <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen<br />
Vernetzung <strong>in</strong>tern und extern<br />
Sicherstellung von för<strong>der</strong>lichen Arbeitsbed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Mediator/<br />
<strong>in</strong>nen<br />
eigene Weiterbildung<br />
PR <strong>in</strong>tern (und eventuell extern)<br />
Nicht-Aufgaben:<br />
Diese s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb des Projektes zu def<strong>in</strong>ieren, wie zum Beispiel die Organisation<br />
f<strong>in</strong>anzieller Ressourcen o<strong>der</strong> das Lösen von team<strong>in</strong>ternen Konflikten.<br />
*<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Das Team erhielt e<strong>in</strong> zweitägiges<br />
Coach<strong>in</strong>g durch e<strong>in</strong>e externe Fachkraft <strong>in</strong> Kommunikation, Konfliktlösung,<br />
u.a. sowie Methodenmaterialien wie Spiele, Übungen.<br />
"Laut & Stark": Neben e<strong>in</strong>er Schulung für die <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
(Multiplikator/<strong>in</strong>nen) wird e<strong>in</strong> Modul entwickelt, an dem die <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
geme<strong>in</strong>sam mit Mädchen (Jugendzentrumsbesucher/<strong>in</strong>nen)<br />
teilnehmen. Wesentliche Themen: Gewaltbegriff, Reflexion über eigene<br />
Haltungen, Def<strong>in</strong>ieren von Grenzen und Entwickeln von gewaltfreien<br />
Strategien, Zivilcourage, …). Als positive Effekte konnten Stärkung <strong>der</strong><br />
Durchsetzungskraft und des Selbstwertes, Sensibilisierung auf Gewalt im<br />
Jugendzentrum, Enttabuisierung von Gewalt, Brückenbau und Solidarität<br />
zwischen den Frauen (<strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen) und Mädchen festgestellt<br />
werden. Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist, dass sich die Mädchen durch die<br />
gewonnene Sicherheit auch tatsächlich aktiv e<strong>in</strong>gesetzt haben (Zivilcourage<br />
im offenen Betrieb durch Position beziehen für an<strong>der</strong>e). Neben den<br />
persönlichen Effekten gibt es auch e<strong>in</strong>e Reihe an Effekten auf <strong>der</strong> Ebene<br />
des Geme<strong>in</strong>wesens * , z.B. durch die Vernetzung mit Beratungsstellen die<br />
im Themenumfeld „Gewalt“ arbeiten. Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von u.a. IFS<br />
Interventionsstelle, IFS K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Opferschutz (Prozessbegleitung),<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendanwaltschaft wurden im Rahmen e<strong>in</strong>es Moduls e<strong>in</strong>geladen,<br />
Ihre Tätigkeit vorzustellen und die <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen zu befähigen<br />
rechtzeitig die richtige Ansprechstelle zu kontaktieren.<br />
„Laut & Stark-, e<strong>in</strong> gewaltpräventives Projekt mit Mädchen & Burschenarbeiter/<strong>in</strong>nen“<br />
27
Das Beispiel aus <strong>der</strong> Mädchenarbeit ist exemplarisch. Es ist genauso wesentlich<br />
mit Burschen zum Thema Sensibilisierung zu arbeiten. Dazu gibt<br />
es qualifizierte Projekte aus <strong>der</strong> Arbeit mit männlichen Jugendlichen.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Die Initiator/<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d ausgebildete<br />
Mediator/<strong>in</strong>nen.<br />
6.5 Die „richtigen Jugendlichen“ f<strong>in</strong>den<br />
Die Jugendlichen werden von den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen im Rahmen des offenen<br />
Betriebs, durch persönliche Beziehungsarbeit, angesprochen. Die Teilnahme<br />
am Projekt und <strong>der</strong> damit verbundenen <strong>Peer</strong>-Ausbildung sollte im Idealfall<br />
allen <strong>in</strong>teressierten Jugendlichen zur Verfügung stehen. E<strong>in</strong>e Vorauswahl<br />
aufgrund von bestimmten Fähigkeiten sollte auch aufgrund <strong>der</strong> Handlungspr<strong>in</strong>zipien<br />
und <strong>der</strong> Chancengleichheit vermieden werden.<br />
Lassen sich Jugendliche längerfristig an die Offene <strong>Jugendarbeit</strong> b<strong>in</strong>den?<br />
Diese Fragestellung taucht <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> häufig auf. E<strong>in</strong>erseits<br />
zeigt sich das Phänomen <strong>der</strong> kurzfristigen Interessen, an<strong>der</strong>seits zeigen<br />
viele Projekte, dass es sehr wohl möglich ist, Jugendliche langfristig zu<br />
begeistern - übrigens e<strong>in</strong>e optimale Voraussetzung für <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>!<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Projekte bieten also e<strong>in</strong>e Chance, Jugendliche stärker an<br />
das Jugendzentrum zu b<strong>in</strong>den. Diese können sich verstärkt mit Jugendbetreuer/<strong>in</strong>nen<br />
austauschen. Auch an<strong>der</strong>e Projekterfahrungen zeigen, dass<br />
diese nicht selten zu engagierten Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen werden o<strong>der</strong> dem Jugendzentrum<br />
mit ihrem E<strong>in</strong>satz oft lange erhalten bleiben.<br />
28<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Das Projekt wurde sehr<br />
breit angelegt. Neben den Jugendlichen im Jugendtreff wurden gezielt<br />
Jugendliche auf öffentlichen Plätzen durch Aktionen angesprochen und<br />
<strong>in</strong>volviert. z.B. mit <strong>der</strong> Mobilen Vandalismus-Station, die u.a. e<strong>in</strong>en Boxsack<br />
und Gegenstände zum „Besudeln“ be<strong>in</strong>haltete. Die Station wurde<br />
von mehreren Begleitpersonen betreut. Durch die sehr unterschiedlichen<br />
Zugangsmöglichkeiten konnten viele Jugendliche angesprochen werden,<br />
die sonst nicht erreichbar gewesen wären. H<strong>in</strong>zu kamen Anra<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen,<br />
Passanten, Vertreter/<strong>in</strong>nen von Geme<strong>in</strong>den, Schulen usw. Das Projekt<br />
erreichte e<strong>in</strong>e breite (positive) Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Thema.<br />
Neue Besucher/<strong>in</strong>nen kamen auch nach dem Projekt <strong>in</strong>s Jugendzentrum<br />
– dieses wurde dadurch auch als Anlaufstelle für an<strong>der</strong>e Themen wahrgenommen.
"Laut & Stark": Die Mädchen wurden alle gezielt aktiviert: Dies lief<br />
über sehr unterschiedliche Zugänge: Es wurden u.a. Mädchen aus dem<br />
Vorläuferprojekt von den <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen angesprochen ob sie Lust<br />
hätten an <strong>der</strong> Fortsetzung mitzumachen (e<strong>in</strong>ige Mädchen waren nicht<br />
mehr da). Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen sprachen des weiteren „Me<strong>in</strong>ungsbildner/<strong>in</strong>nen“<br />
im Jugendzentrum an, die bei an<strong>der</strong>en Mädchen e<strong>in</strong>e „beson<strong>der</strong>e<br />
Position“ haben. Insgesamt nahmen 24 Mädchen und 8 <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
teil. Die <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen hatten alle am Vorläuferprojekt<br />
teilgenommen.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Die Jugendlichen kommen mit e<strong>in</strong>em<br />
Thema o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Interesse/Hobby <strong>in</strong>s Jugendzentrum, ebenso<br />
werden Workshops vom Jugendzentrum selbst angeboten. Diese<br />
Workshops werden von <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen begleitet die bereits als<br />
Mediator/<strong>in</strong>nen qualifiziert s<strong>in</strong>d. So ist das Thema <strong>Mediation</strong> von Anfang<br />
an <strong>in</strong>formell an die Jugendlichen herangetragen. Es gibt auch e<strong>in</strong>e offizielle<br />
Ausschreibung für e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>wöchige <strong>Mediation</strong>sausbildung. Im ersten<br />
Jahr waren es wenig Teilnehmende, im zweiten Jahr gab es bereits<br />
e<strong>in</strong>e Warteliste.<br />
6.6 <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen: Ausbildung und Aufgaben<br />
Wie lässt sich e<strong>in</strong>e fundierte Ausbildung mit Freiwilligkeit verb<strong>in</strong>den?<br />
Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d hier von jedem Team für jedes e<strong>in</strong>zelne Projekt<br />
festzulegen. E<strong>in</strong>e <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Ausbildung im schulischen Kontext<br />
verlangt e<strong>in</strong> hohes Maß an Kont<strong>in</strong>uität. Inwieweit dies im Umfeld <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> gewünscht wird muss jedes Team für jedes Projekt selbst<br />
festlegen. Dieser Punkt ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Evaluation und im Erfahrungsaustausch zu<br />
reflektieren. Erfahrungen zeigen, dass Jugendliche, die sich auf Strukturen<br />
e<strong>in</strong>lassen eher an an<strong>der</strong>en Orten (Verbände, Vere<strong>in</strong>e) zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d.<br />
Grundsätzlich hilfreich s<strong>in</strong>d folgende Haltungen:<br />
Die e<strong>in</strong>zelnen Module <strong>in</strong>haltlich unabhängig anstatt zw<strong>in</strong>gend aufbauend<br />
zu gestalten<br />
Den Jugendlichen etwas zuzutrauen<br />
Wie<strong>der</strong>holende Elemente <strong>in</strong> den Modulen<br />
Den langfristigen Nutzen nicht an e<strong>in</strong>er langfristigen Teilnahme am<br />
Projekt zu def<strong>in</strong>ieren. Denn schon alle<strong>in</strong>e durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit den Themen <strong>in</strong> den Workshops entwickeln die Jugendlichen<br />
an<strong>der</strong>e Haltungen, Fähigkeiten die nachwirken. Das Wesen <strong>der</strong> Empathie<br />
f<strong>in</strong>det Platz im Alltag und Bewußtse<strong>in</strong>.<br />
29
E<strong>in</strong>e <strong>Peer</strong>-Ausbildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wird sich sehr stark über<br />
das Thema transportieren wie zum Beispiel über Hip-Hop Choreografien<br />
o<strong>der</strong> Gestalten e<strong>in</strong>es Multimediafilms. Die Fähigkeiten werden erlebnisorientiert<br />
und spielerisch vermittelt. Der Aufbau <strong>der</strong> Module muss gewährleisten,<br />
dass die Jugendlichen je<strong>der</strong>zeit „Kommen und Gehen“ können ohne dadurch<br />
„aus dem Prozess“ zu fallen.<br />
30<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Das Projekt bot verschiedenste<br />
Module zum Thema Konfliktbewältigung an: Vom Boxsack um<br />
Aggressionen abzubauen und Beziehungen zwischen <strong>Jugendarbeit</strong>er/<br />
<strong>in</strong>nen und Jugendlichen zu knüpfen bis h<strong>in</strong> zu Diskussionen über Sachbeschädigung<br />
und Aktionen im Öffentlichen Raum. Es wurden sehr viele<br />
verschiedene Jugendliche erreicht. Obwohl nur wenige Jugendliche an<br />
mehreren Modulen teilnahmen, zeigte sich durch die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Thema auf verschiedenen Ebenen e<strong>in</strong>e breite Wirkung im Konfliktverhalten<br />
rund um das Jugendzentrum. E<strong>in</strong>e „richtige“ Ausbildung zu<br />
<strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen gab es <strong>in</strong> diesem Projekt (noch) nicht. E<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
wäre nun die Module nicht nur als lose Workshops anzubieten, wie<br />
dies geschehen ist, son<strong>der</strong>n gleichzeitig als Ausbildung zu deklarieren.<br />
Während <strong>der</strong> Workshops könnten Jugendliche auf die Möglichkeit als<br />
<strong>Peer</strong>s aktiv zu werden angesprochen werden. Es muss klar kommuniziert<br />
werden, dass und wie <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> im laufenden Betrieb fortgesetzt<br />
wird. Weiters können die Jugendlichen für Präsentationen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Geme<strong>in</strong>den o<strong>der</strong> Jugendzentren gewonnen werden.<br />
"Laut & Stark": Ganz wichtig war <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Stufe die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />
mit dem Begriff „Gewalt“. Die Ausgangsdef<strong>in</strong>ition wie auch die<br />
<strong>in</strong>dividuellen Erfahrungen waren sehr unterschiedlich. So fand e<strong>in</strong> Mädchen<br />
normal, dass ihr Freund ihr vorgibt, was sie anzuziehen hat. Das<br />
führte zu <strong>in</strong>tensiven Diskussionen, <strong>in</strong> denen es oft nicht um „Richtig“<br />
o<strong>der</strong> „Falsch“ auf Erwachsenenebene geht son<strong>der</strong>n um Selbsterfahrung<br />
und Erkennen von struktureller Gewalt im Alltag. Durch das Aussprechen<br />
von Situationen kam es für e<strong>in</strong>ige Mädchen zu „Aha“ Erlebnissen durch<br />
den Austausch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe. Dadurch wurde es möglich <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten<br />
Stufe persönliche Grenzen zu ziehen und Strategien entwickeln zu können.
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Es wurde e<strong>in</strong>e sechstägige Ausbildung<br />
außerhalb des Jugendzentrums angeboten. Der erste Tag wurde<br />
durch e<strong>in</strong>en Outdoortra<strong>in</strong>er/<strong>in</strong> gestaltet, danach fanden 2,5 Tage Ausbildung<br />
<strong>in</strong> <strong>Mediation</strong> statt. Diese be<strong>in</strong>haltete auch e<strong>in</strong>en theoretischen Teil<br />
und wurde durch e<strong>in</strong>e Fachperson durchgeführt. Der letzte Ausbildungstag<br />
befasste sich mit Eventmanagement.<br />
Folgende Fähigkeiten 32 sollten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> geför<strong>der</strong>t/entwickelt<br />
werden:<br />
Empathie<br />
Kreativität<br />
Reflexions-, Sprach- und Teamfähigkeit<br />
Kommunikationstechniken und Gesprächsführung<br />
Präsentations- und Vortragstechniken<br />
(Projektmanagement)<br />
(Öffentlichkeitsarbeit)<br />
Die Vermittlung erfolgt durch adäquate, erlebnisorientierte Methoden. Das<br />
Verhältnis von Theorie & Praxis ist nicht def<strong>in</strong>iert und ist von den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Projektträger/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>dividuell anzupassen.<br />
Weiterführende Weiterbildungen:<br />
Fallbesprechung<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch <strong>Peer</strong>-Coaches<br />
ausgewählte Weiterbildungen zu aktuellen Themen<br />
Unterstützung bei Präsentationen<br />
Mögliche Aufgaben 33 von <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen:<br />
Konfliktregelung<br />
Die E<strong>in</strong>grenzung bzw. Abgrenzung <strong>der</strong> Konfliktsituationen die durch<br />
<strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen gelöst werden können und welche nicht, muss<br />
klar def<strong>in</strong>iert werden, um die <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen nicht zu überfor<strong>der</strong>n.<br />
An<strong>der</strong>erseits muss den Jugendlichen natürlich e<strong>in</strong>e Kompetenz<br />
„zugetraut“ werden.<br />
E<strong>in</strong> Ziel könnte se<strong>in</strong>, die Entscheidungskompetenz – welche Konflikte gelöst<br />
und bei welchen Unterstützung geholt werden sollte – zu schulen.<br />
32<br />
Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Expert/<strong>in</strong>nentagung zur <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> 2004,<br />
Salzburg S 12 ff<br />
33<br />
vgl. 11, Seite 10<br />
31
PR Aktivitäten<br />
<strong>in</strong>terne Präsentation von Zwischenergebnissen<br />
externe Präsentation <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Jugendzentren, bei Veranstaltungen<br />
und Projektmeet<strong>in</strong>gs<br />
<strong>Peer</strong>-Education<br />
Workshops für an<strong>der</strong>e Jugendtreff-Besucher/<strong>in</strong>nen, jüngere & neue<br />
Besucher/<strong>in</strong>nen<br />
Coach-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für jüngere <strong>Peer</strong>s<br />
Umfang <strong>der</strong> Ausbildung 34<br />
Für den Umfang gibt es <strong>der</strong>zeit noch wenig Erfahrungswerte. In Leibnitz<br />
umfasst die Grundausbildung e<strong>in</strong> sechstägiges Sem<strong>in</strong>ar. Der Aufbau wurde<br />
<strong>in</strong> diesem Unterkapital bereits kurz skizziert. Ergänzend zur Orientierung<br />
wird hier auf die Erfahrungen aus dem schulischen Bereich h<strong>in</strong>gewiesen:<br />
m<strong>in</strong>destens 3 Tage <strong>Mediation</strong>, Kommunikation (Startsem<strong>in</strong>ar)<br />
unverb<strong>in</strong>dliche Übungen (40-80 Unterrichtse<strong>in</strong>heiten/UE) 35 laufende<br />
Betreuung eventuell durch <strong>in</strong>terne o<strong>der</strong> externe Supervisor(en)/<strong>in</strong>nen<br />
2 Stunden/Woche Erfahrungsaustausch, Supervision, Co-<strong>Mediation</strong><br />
Tagessem<strong>in</strong>ar mit 8 UE pro Semester<br />
Kont<strong>in</strong>uierliche Weiterbildung (Workshop 20 UE)<br />
Zertifikat (Teilnahmebestätigung, Praxisnachweis)<br />
6.7 Projektablauf<br />
Ausgehend von <strong>der</strong> Themenwahl werden die Methoden sortiert und ausgewählt.<br />
E<strong>in</strong>e gewisse Methodenvielfalt empfiehlt sich immer – um möglichst<br />
vielen Jugendlichen den Zugang zum Projekt zu ermöglichen.<br />
Je vielfältiger das Angebot – umso größer ist die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit unterschiedliche<br />
Jugendliche zu erreichen.<br />
Manche entscheiden sich für e<strong>in</strong>en „Öffentlichen Start“ des Projektthemas,<br />
an<strong>der</strong>e <strong>in</strong>tegrieren die Workshops fast „unbemerkt“ <strong>in</strong> den Alltag <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> (z.B. Boxsack wird aufgehängt und von e<strong>in</strong>em/e<strong>in</strong>er Mitarbeiter/<strong>in</strong><br />
für <strong>in</strong>dividuelle Beziehungsarbeit, Initiierung von geplanten<br />
Workshops genutzt.)<br />
Ebenso wesentlich wie <strong>der</strong> Start ist auch <strong>der</strong> Abschluss e<strong>in</strong>es Projektes. Das<br />
Erfolgserlebnis, bei etwas mitgewirkt zu haben, etwas selbst geplant und<br />
34<br />
Empfehlung laut Expert/<strong>in</strong>nentreffen Salzburg 2004, S 13, <strong>Leitfaden</strong> für <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong><br />
Schulen S 16 f<br />
35<br />
Unterrichtse<strong>in</strong>heit orientiert sich an <strong>der</strong> schulischen Def<strong>in</strong>ition e<strong>in</strong>er Unterrichtsstunde.<br />
32
umgesetzt zu haben, zeigt sich auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Themenstellungen als sehr<br />
guter Effekt. Dies ist <strong>in</strong> vielfältigen – auf die <strong>Peer</strong>s abgestimmte – Präsentationen<br />
möglich.<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Es gab ke<strong>in</strong>en offiziellen<br />
Auftakt des Projektes. Den Jugendlichen wurden vielfältige E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeiten<br />
geboten. Es gab jedoch e<strong>in</strong>en Abschlussabend, zu dem<br />
alle Jugendlichen die mitgemacht hatten, e<strong>in</strong>geladen wurden. Bei e<strong>in</strong>em<br />
geme<strong>in</strong>samen Ausflug und Abendessen wurde das Projekt nochmals über<br />
Beamer „sichtbar“ gemacht. Alle Jugendlichen, die während des Projektes<br />
e<strong>in</strong> Statement beigetragen hatten erhielten e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>trittskarte für<br />
diese Abschlussveranstaltung.<br />
"Laut & Stark": Offizielle Ausschreibung des Angebots an die Jugendhäuser<br />
mit klarem Sem<strong>in</strong>arablauf.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> ist hier fixer Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Kultur und <strong>der</strong> Angebote im <strong>Offenen</strong> Betrieb. Wöchentlich<br />
gibt es e<strong>in</strong>en Tag an dem das Thema praktisch und theoretisch behandelt<br />
werden kann. Informell wird die Haltung <strong>der</strong> Konfliktlösung <strong>in</strong> alle<br />
Projekte getragen.<br />
6.8 Erfolgsversprechend<br />
Die <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> wird sich sehr stark über die<br />
„Cliquenzugehörigkeit“ zeigen. Teil <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>-Module ist sicherlich die Reflexion<br />
und das Verhalten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Clique und den dazugehörenden Rollenverteilungen.<br />
Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dynamik <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Cliquen bzw. zwischen den<br />
Cliquen ist sicherlich e<strong>in</strong> „Erfolgsbarometer“ für e<strong>in</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>s-Konzept.<br />
Bisherige me<strong>in</strong>ungsführende Jugendliche entwickeln e<strong>in</strong>e neue „Streitkultur“.<br />
An<strong>der</strong>e Rollenzuteilungen (Looser/<strong>in</strong>, Mitläufer/<strong>in</strong> ...) können durch<br />
Selbstwertstärkung positiv aufgelöst o<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>t werden.<br />
Je offener die Angebote an die Jugendlichen s<strong>in</strong>d, umso überraschen<strong>der</strong><br />
kann auch die Entwicklung e<strong>in</strong>zelner Jugendlicher se<strong>in</strong>. So hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Praxis immer wie<strong>der</strong> gezeigt, dass auch gerade bisher zurückhaltende und<br />
„unauffällige Jugendliche“ e<strong>in</strong> starkes Engagement und Entwicklungspotential<br />
an den Tag legen.<br />
Daraus kann sich im Jugendzentrum e<strong>in</strong>e langfristige B<strong>in</strong>dung mit viel Engagement<br />
entwickeln. Die Jugendliche dann – mit den neu gewonnenen Fä-<br />
33
higkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konfliktlösung - <strong>in</strong> den laufenden Betrieb o<strong>der</strong> <strong>in</strong> weitere<br />
Projekte <strong>in</strong>tegrieren, ist <strong>der</strong> Ansatz für e<strong>in</strong> langfristiges <strong>Peer</strong>-Konzept.<br />
Auch wenn e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Jugendlichen vielleicht nicht langfristig als <strong>Peer</strong>s<br />
zur Verfügung steht, werden sich Ihre Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kultur des Jugendzentrums<br />
nie<strong>der</strong>schlagen.<br />
Die Langfristigkeit zeigt sich außerdem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifizierung des Teams, e<strong>in</strong>er<br />
generellen Implementierung <strong>in</strong> die Kultur des Jugendzentrums und auch<br />
durch die neu entstehenden Handlungsfel<strong>der</strong> – auch mit externen Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen.<br />
6.9 Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": E<strong>in</strong>e langfristige Verankerung<br />
geschieht <strong>der</strong>zeit durch konsequente Folgeprojekte – des weiteren<br />
durch Qualifizierung <strong>der</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen und Kooperationspartner/<br />
<strong>in</strong>nen.<br />
"Laut & Stark": Neben den bereits <strong>in</strong> Punkt 6.4 beschriebenen Effekte<br />
zeigte sich <strong>der</strong> Erfolg beson<strong>der</strong>s dar<strong>in</strong>, dass die teilnehmenden <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> ihren Jugendzentren das Thema auf Team-Ebene e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen,<br />
wie auch im offenen Betrieb aufnehmen und bearbeiten können.<br />
Es wurden zukünftige Budgets für Projekte zum Thema „Gewaltprävention“<br />
festgelegt.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Die Initiator/<strong>in</strong>nen des Projektes<br />
s<strong>in</strong>d ausgebildete Mediator/<strong>in</strong>nen. Die Jugendlichen können e<strong>in</strong>erseits an<br />
e<strong>in</strong>er fundierte Ausbildung teilnehmen, an<strong>der</strong>erseits wird <strong>Mediation</strong> als<br />
Konfliktlösungskultur allen Besucher/<strong>in</strong>nen zugänglich gemacht. Die Erfahrung<br />
dort zeigt, dass <strong>Mediation</strong> <strong>in</strong>formell sehr viel bewirkt. Es funktioniert<br />
ab dem Punkt nicht mehr, ab dem sie zu stark als „Konzept“ angeboten<br />
wird.<br />
34
6.9 Evaluation<br />
Die Dokumentation und Auswertung e<strong>in</strong>es <strong>Peer</strong>-Projektes müssen generell<br />
fixer Bestandteil des Projektes se<strong>in</strong>. Erst dadurch werden <strong>der</strong> Nutzen, Erfolg,<br />
Methodene<strong>in</strong>satz und an<strong>der</strong>e Parameter nachvollziehbar gemacht. Die<br />
Evaluation wie<strong>der</strong>um dient e<strong>in</strong>er langfristigen Verankerung.<br />
Die Evaluation sollte auf jeden Fall <strong>in</strong>tern, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen – wenn möglich –<br />
auch extern durchgeführt werden. Teilweise standardisierte Fragestellungen<br />
machen Projekte vergleichbar und <strong>in</strong>dividuelle Ergänzungen geben Raum für<br />
das breite Projektspektrum, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong> existiert und<br />
notwendig ist.<br />
Mögliche Fragestellungen 36 :<br />
Welche Methoden wurden e<strong>in</strong>gesetzt?<br />
Wie wurden die Ausbildungsmodule konzipiert? Welche Erfahrungen<br />
wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> praktischen Umsetzung <strong>der</strong> Ausbildungsmodule gemacht?<br />
Welche Jugendliche wurden erreicht? (Alter, Geschlecht und <strong>in</strong>terkulturelle<br />
Merkmale)<br />
Beschreiben Sie die Ausgangslage:<br />
Welche qualitativen und quantitativen Verän<strong>der</strong>ungen konnten durch<br />
die Umsetzung des Projektes wahrgenommen werden?<br />
Schnittstellen und Kooperationen<br />
Gibt es durch die <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>itiierte Folgeaktivitäten?<br />
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Alle Aktionen wurden dokumentiert:<br />
Wandzeitung für die Jugendlichen als jugendgerechte Dokumentation<br />
und „roter Faden“ im Projektverlauf.<br />
Öffentlichkeitsarbeit <strong>in</strong> den Medien (Pressespiegel)<br />
<strong>in</strong>terne Projektdokumentation<br />
Foto- und Filmdokumentation<br />
E<strong>in</strong>zelfalldokumentation<br />
Abschlussbericht<br />
36 Vgl. Evaluationsbogen Projektantrag Sozialarbeit<br />
35
6.10 Langfristige Verankerung<br />
Wie im schulischen Kontext ist e<strong>in</strong>e langfristige Verankerung wichtig, da<br />
erst diese den Mehrwert <strong>der</strong> Bemühungen sichtbar macht.<br />
Mögliche Ansätze könnten se<strong>in</strong>:<br />
österreichweite Vernetzung von <strong>Peer</strong>-Coaches zum Wissenstransfer<br />
österreichweites Treffen von <strong>Peer</strong>-Mediator/<strong>in</strong>nen zur Motivation, Austausch<br />
Experten/<strong>in</strong>nentagung nach ersten durchgeführten Projekten<br />
Internetplattform mit Darstellung durchgeführter Projekte, Methodenauswahl,<br />
Kontaktdaten<br />
Ausbildung von Experten/<strong>in</strong>nen für das Sett<strong>in</strong>g <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong><br />
weitere Kooperationen mit Geme<strong>in</strong>den, Schulen, an<strong>der</strong>e Institutionen,<br />
Anra<strong>in</strong>er/<strong>in</strong>nen …<br />
36<br />
"Laut & Stark":<br />
Anonyme Fragebogen nach Sem<strong>in</strong>arblöcken an Mädchen wie auch<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen<br />
Direkte Fragestellungen an <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen nach Abschluss<br />
des Projektes<br />
Fotomaterial, Materialsammlung <strong>der</strong> Methoden<br />
Anonyme E<strong>in</strong>zelfalldokumentation<br />
Abschlussbericht<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": Derzeit Evaluation und Wissenschaftliche<br />
Begleitstudie durch Initiator/<strong>in</strong>nen *<br />
* detailierte Informationen s<strong>in</strong>d über den Vere<strong>in</strong> Transformator erhältlich.
Projekte aus <strong>der</strong> Praxis<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild": Im Projekt wurden von Anfang<br />
an sehr unterschiedliche Zielgruppen /Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen<br />
(Jugendliche, Erwachsene (Anra<strong>in</strong>er), Lehrer/<strong>in</strong>nen, Geme<strong>in</strong>de, Polizei,<br />
<strong>Jugendarbeit</strong>steam) e<strong>in</strong>geplant. Durch das Projekt s<strong>in</strong>d neue Kooperationsmöglichkeiten<br />
entstanden. Aufgrund <strong>der</strong> zeitlichen und f<strong>in</strong>anziellen<br />
Begrenzung ist e<strong>in</strong> langfristig angelegter Wissenstransfer von Folgeprojekten<br />
abhängig.<br />
"Laut & Stark": Mit dem Projekt wurden gezielt Multiplikator/<strong>in</strong>nen angesprochen<br />
und ausgebildet. Die Chance <strong>der</strong> Verankerung <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Jugendzentren ist damit gegeben. Das Mädchenzentrum konnte e<strong>in</strong> Ausbildungskonzept<br />
entwickeln, das österreichweit von an<strong>der</strong>en Jugendzentren<br />
längerfristig genutzt werden kann. Qualifizierung <strong>der</strong> Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
des Mädchenzentrums Amazone als Fachstelle für mädchenspezifische<br />
Gewaltprävention.<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz": detaillierte Projektdokumentation,<br />
wissenschaftliche Begleitung f<strong>in</strong>det <strong>der</strong>zeit statt. Weitergabe <strong>der</strong> Erfahrungen<br />
bereits jetzt <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>.<br />
37
Beschriebene Projekte<br />
"V3 – Vandalismus, Vorurteile, Vorbild":<br />
Projekt im Rahmen von Jugendsozialarbeit im Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong><br />
<strong>Jugendarbeit</strong> Sozialsprengel Hard, Marktgeme<strong>in</strong>de Lauterach, 2007<br />
Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen:<br />
Cornelia Reibnegger (cornelia.reibnegger@sprengel.at)<br />
Stefan Janeszic (stefan janeszic@sprengel.at)<br />
Manuela Preuß (manuela.preuss@gmx.net)<br />
Die Ausbildung des Teams erfolgte durch Ingo Bier<strong>in</strong>ger „Friedensbüro Salzburg“,<br />
www.friedensbuero.at<br />
"Laut & Stark":<br />
E<strong>in</strong> gewaltpräventives Projekt mit Mädchen & <strong>Jugendarbeit</strong>er/<strong>in</strong>nen im<br />
Rahmen von Jugendsozialarbeit im Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“<br />
Mädchenzentrum Amazone 2007/2008,<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong>: Brigitte Stadelmann (b.stadelmann@amazone.or.at)<br />
Die Ausbildung erfolgte <strong>in</strong>tern.<br />
www.amazone.or.at<br />
"Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz":<br />
Vere<strong>in</strong> zur Jugend<strong>in</strong>tegration, Leibnitz, www.transformator.or.at<br />
Ansprechpartner<strong>in</strong>: Ingrid Pratter (kontakt@transformator.or.at)<br />
Die Ausbildung erfolgte durch Mag. Wolfgang Vovsic , „MIT –Institut für <strong>Mediation</strong>,<br />
Identitätsentwicklung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g L<strong>in</strong>z“ www.mit-l<strong>in</strong>z.at<br />
"Aktionswochen Jugend und Gewalt":<br />
Möglichkeiten <strong>der</strong> Bewältigung mit Unterstützung von „Rap und HipHop-Tanz<br />
im Jugendzentrum", Culture Factor Y Lustenau, 2007<br />
Ansprechpartner: Roman Zöhrer (office@cfy.at)<br />
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Quellen<br />
Begriffsklärung „Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ im Rahmen des Projektes „Offene <strong>Jugendarbeit</strong><br />
<strong>in</strong> Österreich bundesweit vernetzt“. März 2008<br />
www.boja.at/<strong>in</strong>dex.php?option=com content&view=article&id=113<br />
„Gewaltprävention und Intervention <strong>in</strong> Konflikten (GIK) Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zur Streitschlichtung<br />
unter Gleichaltrigen“ Sab<strong>in</strong>e Behn/Ljubjana Wüstehube/Dirk<br />
Spl<strong>in</strong>ter, Berl<strong>in</strong> 1998, Cam<strong>in</strong>o<br />
„Informelles Lernen und non-formale Bildung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>“,<br />
Manfred Zentner <strong>in</strong> „Das ist Offene <strong>Jugendarbeit</strong>“ – Offene <strong>Jugendarbeit</strong> <strong>in</strong><br />
Vorarlberg hat Qualität – jetzt und <strong>in</strong> Zukunft. Hrsg. KOJE (Dachverband<br />
für Offene <strong>Jugendarbeit</strong>), Bucherverlag Hohenems-Wien 2008 S 78.<br />
„<strong>Mediation</strong> als neue Methode <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Offenen</strong> <strong>Jugendarbeit</strong>. Möglichkeiten und<br />
Grenzen.“ Masterarbeit Sel<strong>in</strong>ger Birgit, Karl-Franzens-Universität Graz<br />
2008<br />
„<strong>Mediation</strong> an Schulen – E<strong>in</strong>e bundsdeutsche Evaluation“, Sab<strong>in</strong>e Behn, Nicole<br />
Kügler, Hans-Josef Lembeck, Doris Schafranke, Miriam Schroer,<br />
Stefan W<strong>in</strong>k.<br />
Bezug über: Cam<strong>in</strong>o – Werkstatt für Fortbildung, Praxisbegleitung und<br />
Forschung im sozialen Bereich GmbH, www.cam<strong>in</strong>o-werkstatt.de<br />
„<strong>Peer</strong>-<strong>in</strong>volvement <strong>in</strong> <strong>der</strong> außerschulischen <strong>Jugendarbeit</strong>“ durchgeführt von<br />
jugendkultur.at Institut für Jugendforschung und Kulturvermittlung im<br />
Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Soziale Sicherheit, Generationen<br />
und Konsumentenschutz, Abteilung Jugendpolitik, 2004, www.bmwfj.gv.at<br />
„<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong> <strong>in</strong> Schulen <strong>Leitfaden</strong>“ Hrsg. Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur <strong>in</strong> Kooperation mit Bundesm<strong>in</strong>isterium für Soziale<br />
Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz, 2006<br />
PDF Version: www.bmukk.gv.at/schulen/sb/peer-mediation.xml<br />
<strong>Peer</strong>-<strong>Mediation</strong>: Kooperative Konfliktbewältigung an österreichischen Schulen.<br />
Strukturen – Wirksamkeit – Entwicklungschancen“. Autor und für<br />
den Inhalt verantwortlich: Johannes A. Bechtold<br />
Download über www.bmukk.gv.at/schulen/sb/peer-mediation.xml<br />
„Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Expert/<strong>in</strong>nentagung zur <strong>Peer</strong>-<br />
<strong>Mediation</strong>, Salzburg 2004 im Auftrag des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung,<br />
Wissenschaft und Kultur <strong>in</strong> Kooperation mit dem Bundesm<strong>in</strong>isterium<br />
für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz.<br />
www.bmukk.gv.at/schulen/sb/peer-mediation.xml<br />
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Danksagung<br />
Wir danken allen Interview- und Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen für ihre Anregungen,<br />
Ideen und Projekterläuterungen.<br />
Mag. Christian Brauner, Landesjugendreferat Oberösterreich<br />
Mag. (FH) Elisabeth Egen<strong>der</strong>, IFS Schulsozialarbeit<br />
DSA Mart<strong>in</strong>a Eisendle, <strong>in</strong>vo-Service für K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendbeteiligung Vorarlberg<br />
Marcel Franke, KOJE Vorarlberg<br />
Mag. Reg<strong>in</strong>a Heidenreich-Lackner, Landesjugendreferat Burgenland<br />
Waltraud Katzl<strong>in</strong>ger, Akzente Salzburg<br />
E. Kurt Königsberger, ARGENö für Offene <strong>Jugendarbeit</strong>, Nie<strong>der</strong>österreich<br />
Mag. Sab<strong>in</strong>e Liebentritt, Koord<strong>in</strong>ationsbüro für Offene <strong>Jugendarbeit</strong>/KOJE<br />
Vorarlberg (nunmehr Geschäftsführer<strong>in</strong> bundesweites Netzwerk Offene<br />
<strong>Jugendarbeit</strong> BOJA)<br />
Peter Nemeth, Vere<strong>in</strong> Wiener Jugendzentren<br />
Evelyn Nöbauer, Institut für <strong>Mediation</strong> und Kommunikation L<strong>in</strong>z<br />
Siegfried Pfeifer, Landesjugendreferat Tirol<br />
Mag. Ingrid Pratter, Koord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> Transformator Leibnitz<br />
Cornelia Reibnegger, Sozialsprengel Hard, „V3“<br />
DSA Brigitte Stadelmann, Mädchenzentrum Amazone<br />
Lukas Trent<strong>in</strong>i, Vere<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> & Jugendzentrum St. Paulus<br />
Kathr<strong>in</strong> Waidmayr, Fachstelle für Suchtprävention L<strong>in</strong>z<br />
Roman Zöhrer, Jugendzentrum Culture Factory Lustenau<br />
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