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Fall 7 Lösung

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Übung für Bürgerlichen Recht für<br />

Fortgeschrittene<br />

Sommersemester 2013<br />

7. Besprechungsfall<br />

„Ein neuer Kühlschrank“<br />

- <strong>Lösung</strong> -


A. Grundfall<br />

BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Anspruch C gegen B auf Zahlung von 4.199,99 € aus § 433 Abs. 2 BGB<br />

I. Anspruch entstanden<br />

Kaufvertrag (1.)<br />

oder kraft Gesetzes (2.)<br />

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1. Vertrag<br />

BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Kein unmittelbarer Kaufvertrag zwischen C und B<br />

Keine Anhaltspunkte für § 164 Abs. 1 S. 1 BGB<br />

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2. Gesetz<br />

BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

§ 1357 Abs. 1 S. 2 BGB i. V. m. Kaufvertrag zwischen I und C (§ 433 II<br />

BGB)<br />

Tatbestandvoraussetzungen<br />

- Ehe zwischen I und B (+)<br />

- Vertragsschluss (Geschäft) zwischen I und C (+)<br />

- zur angemessen Deckung des familiären Lebensbedarfs (pr.)<br />

- Kein Ausschlussgrund nach § 1357 Abs. 3 BGB (+)<br />

- Kein Ausschluss nach § 1357 Abs. 2 BGB (+)<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Kaufvertrag = Geschäft zur angemessenen Deckung des Lebensbedarfs der<br />

Familie?<br />

- Bezug zur familiären Konsumgemeinschaft, d. h. kein<br />

berufsbezogenes Rechtsgeschäft (+)<br />

- der individuell angemessenen Bedarfsdeckung der Familie<br />

dienend, d. h. im Rahmen der durchschnittlichen<br />

Verbrauchsgewohnheiten von Familien in vergleichbarer<br />

sozialer Lage liegend<br />

= werden in der konkreten Ehe entsprechende Geschäfte<br />

üblicherweise ohne Rücksprache vom handelnden<br />

Ehegatten vorgenommen?<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Kühlschrank<br />

Ersatzgeschäft grds. (+)<br />

Top-Modell: gutverdienende Rechtsanwältin<br />

entspricht den Verbrauchsgewohnheiten<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Geschirrspülmaschine<br />

Neuanschaffung<br />

gutes Einkommen von B und generelle Absprache über die Haushaltsführung<br />

durch C<br />

entspricht den Verbrauchsgewohnheiten<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

3. Zwischenergebnis<br />

Ein Anspruch auf Kaufpreiszahlung ist entstanden.<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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II. Anspruch erloschen<br />

Anspruchsvernichtende Umstände sind nicht ersichtlich.<br />

III. Ergebnis<br />

Ein Anspruch auf Kaufpreiszahlung besteht gegen B.<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

B. Variante 1<br />

Problem: Ausschluss gem. § 1357 III BGB<br />

Voraus.: Getrenntleben der Ehegatten<br />

Zum Zeitpunkt des Geschäfts (-)<br />

Zum zeitpunkt der Inanspruchnahme (+)<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Maßgeblicher Zeitpunkt: Tätigung des Geschäfts<br />

kein Getrenntleben<br />

Verpflichtung besteht fort<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

C. Variante 2<br />

C gegen B auf Zahlung von 3.000 € aus § 433 II i. V. m. § 1357 I BGB<br />

zustehen.<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

I. Anspruch entstanden<br />

1. Vertrag<br />

- wie Grundfall<br />

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2. Gesetz<br />

BGB für Fortgeschrittene<br />

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Verpflichtung aus Kaufvertrag zwischen C und I i. V. m. § 1357 Abs. 1 S. 2<br />

BGB<br />

TBV<br />

- Ehe zwischen I und B (+)<br />

- Vertragsschluss zwischen I und C (+)<br />

- zur angemessen Deckung des familiären Lebensbedarfs (pr.)<br />

- Kein Ausschlussgrund nach § 1357 Abs. 3 BGB (+)<br />

- Kein Ausschluss nach § 1357 Abs. 2 BGB (+)<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Geschäft zur angemessenen Deckung des Lebensbedarfs der Familie<br />

Grds. wie Grundfall<br />

Abweichende Beurteilung für Ratenzahlungsgeschäfte?<br />

Arg.: Abschluss des Ratenzahlungsgeschäfts generell<br />

ausgenommen<br />

Dagegen: Bei Barzahlungsgeschäften greift § 1357 I BGB von<br />

vornherein nicht ein<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Arg.: Kreditgeschäfte bedürfen regelmäßig einer Absprache<br />

Indiz, dass das Volumen des Geschäfts den Rahmen der<br />

Lebensführung übersteigt<br />

Dagegen: Teilzahlungsgeschäfte durchaus üblich, auch im Rahmen<br />

einer normalen Lebensführung<br />

Abschluss eines Teilzahlungsgeschäfts widerlegt nicht<br />

die obige Subsumtion<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

Arg:: § 1357 I BGB findet keine Anwendung auf<br />

Verbraucherverträge<br />

Vorrang der verbraucherschützenden Abschlussnormen<br />

Dagegen: Schutz des Verbrauchers wird ggf. durch Erstreckung<br />

der Schutznormen realisiert<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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3. Zwischenergebnis<br />

Ein Anspruch auf Kaufpreiszahlung ist entstanden.<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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II. Anspruch erloschen<br />

Widerruf gemäß § 355 I 1 i. V. m. §§ 506 Abs.1, 495 BGB<br />

- Widerrufsrecht besteht (1.)<br />

- Das auch von B ausgeübt werden kann (2.)<br />

- und noch nicht erloschen ist (3.)<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

1. Widerrufsrecht bei Teilzahlungsgeschäft<br />

Widerrufsrecht, wenn Unternehmer mit Verbraucher entgeltliches<br />

Teilzahlungsgeschäft vereinbart<br />

- Carlo = Unternehmer (+)<br />

- Immanuel = Verbraucher (+)<br />

- Zahlungsaufschub = vgl. auch § 506 III BGB (+)<br />

- Entgeltlichkeit, wird wegen (+),50 € Bearbeitungsgebühr<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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2. Ausübungsberechtigung der B<br />

H. A. (+), wegen Vergleichbarkeit mit Stellvertretung<br />

Problem: Ausübung allein durch B oder gemeinschaftlich durch I und B?<br />

Gegenansicht (Berger FamRZ 2005, 1129 ff.)<br />

§ 1357 BGB basiert seit 1957 nicht mehr auf einem<br />

Stellvertretungsmodell, sondern auf einer gesetzlichen<br />

Ermächtigung = akzessorische Mitverpflichtung<br />

kein Widerrufsrecht<br />

Beide Ansichten sind vertretbar.<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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3. Kein Erlöschen des Widerrufsrechts<br />

Erlöschen nach § 355 Abs. 1 S. 2 BGB durch Fristablauf<br />

Beginn mit Belehrung (§ 355 Abs. 2 S. 1 BGB)<br />

Hier bei Abschluss des Rechtsgeschäfts Anfang Mai ggü. I<br />

Wirkt diese auch für und gegen B?<br />

H. A. (+), arg. § 166 I BGB<br />

Widerrufsrecht erloschen<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

Prof. Dr. Burkhard Boemke<br />

III. Anspruch durchsetzbar<br />

analog § 770 Abs. 1 BGB Einrede der Widerruflichkeit?<br />

(-), weil Widerrufsrecht erloschen<br />

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BGB für Fortgeschrittene<br />

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IV. Ergebnis<br />

Ein Anspruch auf Kaufpreiszahlung besteht gegen B.<br />

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