02.07.2013 Aufrufe

Erziehungsverträge mit Eltern' oder ‚Verhaltensverträge mit Schülern'

Erziehungsverträge mit Eltern' oder ‚Verhaltensverträge mit Schülern'

Erziehungsverträge mit Eltern' oder ‚Verhaltensverträge mit Schülern'

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

6<br />

Maßnahmen verschwand das aggressive Verhalten<br />

nahezu vollständig.<br />

Nach elf Wochen meinte die Lehrerin, die Intervention<br />

könne beendet werden. Die drei folgenden<br />

Wochen zeigten jedoch, daß Andrew sich das<br />

erwünschte Verhalten noch nicht „angewöhnt“<br />

(<strong>oder</strong> das unerwünschte Verhalten noch nicht<br />

„verlernt“) hatte, bzw. sich noch nicht ohne Hilfe<br />

von außen selbst kontrollieren konnte. Deshalb<br />

sollte der Vertrag ab der fünfzehnten Woche wieder<br />

wirksam werden.<br />

Überraschenderweise reduzierte sich das aggressive<br />

Verhalten nicht so dramatisch wie <strong>mit</strong> dem<br />

ersten Einsatz des Vertrages. Die Analyse der Beraterin<br />

ergab: Die Lehrerin hatte das Programm<br />

'ein wenig verbessert'. Sie hatte Andrew nicht,<br />

wie ursprünglich vereinbart, morgens die Berichtskarte<br />

übergeben (wo<strong>mit</strong> an die Vertragsbedingungen<br />

erinnert werden sollte) und da<strong>mit</strong> auch<br />

nicht drei Male täglich vor den Augen Andrew<br />

markiert, wenn er nicht aggressiv war. Stattdessen<br />

hatte sie lediglich am Pult eine Liste über<br />

Andrews Verhalten geführt und die Karte erst am<br />

Schulschluß ausgefüllt. Erst ab der 16. Woche<br />

vergab und zeichnete sie die Karte wieder wie ursprünglich<br />

vereinbart. Wie die Graphik zeigt, verschwand<br />

dann das aggressive Verhalten nach einer<br />

kurzen Verzögerung wieder vollständig. 6<br />

Sieben Monate nach Beendigung des Programms<br />

berichtete die Mutter, daß Andrew keine Hilfe<br />

mehr brauche und jetzt einen Freund habe. Auch<br />

die Lehrerin konnte berichten, daß der Bub ein<br />

typischer Drittklässler ohne Verhaltensauffälligkeiten<br />

sei (Bristol 1976). 7<br />

Im Bericht fehlen hier notwendige Angaben, u.a. weshalb nach der 20. Woche das Verfahren beendet wurde.<br />

Die Autorin teilt lediglich <strong>mit</strong>, daß sie an eine andere Schule wechselte. Aber das hätte ja nicht ausgeschlossen,<br />

daß die Lehrerin die Aufzeichungen weiterführt.<br />

7<br />

Ich habe einen Fall aus dem Jahr 1976 ausgewählt, weil er sowohl zur Illustration von Verhaltensverträgen<br />

<strong>mit</strong> Schülern recht gut geeignet ist als auch zur Veranschaulichung von Prinzipien der Pädagogischen Verhaltensmodifikation.<br />

Zwischen 1965 bis 1980 wurden die Möglichkeiten der Pädagogischen Verhaltensmodifikation besonders<br />

intensiv und systematisch erforscht und da<strong>mit</strong> auch die Wirksamkeit von Verhaltensverträgen. In dieser Zeit<br />

sind die Verfahren der Pädagogischen Verhaltensmodifikation (vor allem in angelsächsischen Ländern) in<br />

der Schul- und Therapiepraxis bekannt geworden. Sie werden seitdem vielfach eingesetzt. In der Forschung<br />

ist es seit 1980 stiller geworden. In den einschlägigen Zeitschriften finden sich aber über Verhaltensverträge<br />

immer wieder Beiträge. Siehe hierzu z.B. das Journal of Behavior Analysis, dessen erster Jahrgang 1967 erschien,<br />

<strong>oder</strong> die Jahrbücher Progress in Behavior Modification, die seit 1968 erscheinen. Auf Deutsch erschien<br />

1974 die erste Monographie über Verhaltensverträge in der Schule (engl. Homme u.a. 1970).<br />

Quelle: http://www.learn-line.nrw.de/angebote/schulberatung/ Download 2002 - Volker Krumm <strong>Erziehungsverträge</strong> 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!