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vmd-Austausch-Bericht: <strong>Famulatur</strong> in Butare, <strong>Ruanda</strong><br />
Motivation<br />
<strong>Famulatur</strong> in der Inneren Medizin in Butare, <strong>Ruanda</strong><br />
Irgendwie war es für mich vom Anfang meines Medizinstudiums klar, dass ich etwas Erfahrung in einem<br />
afrikanischen Land sammeln wollte.<br />
Zunächst um eine Kultur kennen zu lernen die sich von denen die ich etwas zu kennen glaubte deutlich<br />
unterscheiden sollte, dann um ein anderes Medizinsystem zu sehen und möglichst für eine Zeit Teil davon zu<br />
werden, des weiteren um meine Sprachkenntnisse auszubauen und natürlich auch einfach von jugendlichem<br />
Abenteuer- und Entdeckungsgeist getrieben.<br />
Vorbereitung<br />
Die Bewerbung beim BVMD war sehr einfach und unkompliziert.<br />
Mein Sprachzeugnis hat mir die Dozentin des Medical English Kurses ausgestellt den zuvor besucht hatte. Da<br />
ich ja auch plante nach <strong>Ruanda</strong> zu gehen habe ich auch etwas francais médicale besucht.<br />
Zu erwähnen ist auch, dass ich neben der <strong>Famulatur</strong> in <strong>Ruanda</strong> vorher ein Praktikum in Uganda, ebenfalls über<br />
die BVMD bzw. über die Organisation Uganda Volunteers for Peace (U.V.P.) gemacht habe, das hat auch alles<br />
wunderbar geklappt, abgesehen von ein wenig unerfreulichen Vorfällen mit UVP was die Betreuung und die<br />
Verwendung des Praktikumbeitrages vor Ort anging, aber dazu mehr in dem Bericht über Uganda.<br />
Da ich insgesamt zwei Monate <strong>Famulatur</strong> bzw. Praktikum gemacht habe, konnte ich mich für den<br />
Fahrtkostenzuschuss des DAAD ebenfalls beim BVMD bewerben, welcher mir auch bewilligt wurde und so<br />
musste ich nur die Hälfte des Fluges bezahlen.<br />
Ich habe mich dann auch mit meinem NEO in Butare per mail ausgetauscht und mir ein paar Tipps über<br />
Kleidung und Equippement besorgt.<br />
Es ist sehr zu empfehlen Handschuhe, Desinfektionsmittel und auch eine Brille für OP und Blutabnahme<br />
mitzunehmen. Einen Kittel und mein Stethoskop hatte ich auch dabei.<br />
Zudem natürlich mein IFMSA Logbook und Formulare zur Anerkennung der Famu vom LPA.<br />
Wichtig sind auch der Pass, Impfbuch und Kopien aller wichtigen Dokumente.<br />
Ich hatte zudem den Reiseführer von Reise Know-How dabei, der ist für <strong>Ruanda</strong> etwas sehr kurz aber nicht<br />
schlecht.<br />
Auch sehr zu raten ist die Mitnahme von Büchern, Spielen etc. da es so etwas da nur sehr schwer oder besser gar<br />
nicht zu kaufen gibt.<br />
Den Flug ab ich bei STA Travel gebucht und war zufrieden.<br />
Visum<br />
Für <strong>Ruanda</strong> brauchte ich als deutscher Staatsbürger im Sommer 2010 kein Visum, das kann sich aber immer<br />
ändern, also rechtzeitig auf der Homepage des Auswärtigen Amtes nachsehen!<br />
Gesundheit<br />
Ich war dann auch einige Wochen (ganz wichtig) vor meiner Abreise bei der tropenmedizinischen Beratung<br />
meiner Uniklinik, dort habe ich alle nötigen Impfungen erhalten, da ich schon drei Tollwutimpfungen wegen<br />
Indien hatte habe ich mir noch die vierte Boosterimpfung geben lassen.<br />
Gut zu wissen ist, dass die Techniker KK um einiges kulanter in der Übernahme von Malariaprophylaxe und<br />
Tollwutimpfung ist als z.B. die AOK, also tatsächlich ein Grund sich vorher mal zu informieren, es gibt da gute<br />
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Tabellen im Netz.<br />
Als Malariaprophylaxe habe ich mir Doxycyclin besorgt, das ist zwar in der BRD nicht offiziell als<br />
Malariaprophylaxe empfohlen, aber die WHO empfiehlt es eben doch – es ist zudem das billigste der drei<br />
beliebten Mittel und ich hatte auch keine NW, das ist aber natürlich sehr unterschiedlich.<br />
Als Reiseapotheke habe ich dann noch eine Kortisoncreme gegen Mückenjucken mitgenommen (Empfehlung<br />
von Hautärztin, aber nur die verschreibungsplichtige ☺, die hat dann in Butare auch dankbar eine Patientin<br />
übernommen ) und zudem Vomex, Immodium, E-lyte Lösung bei Durchfall, Clont, Ciprobay, und ne Menge<br />
Pflaster .<br />
Am besten man nimmt sich auch noch ein Fieberthermometer mit.<br />
Sicherheit<br />
Ich hatte eine Zusatzversicherung für Notfälle abgeschlossen, da ich die Sicherheitslage nur schwer einschätzen<br />
konnte.<br />
In <strong>Ruanda</strong> fühlte ich mich durchweg sehr sicher, die meisten Menschen dort sind zwar etwas zurückhaltend aber<br />
sonst sehr höflich und hilfsbereit.<br />
Wichtig ist sich mir den Mitstudenten vor Ort zu informieren was sicher ist und was nicht und sonst die Regeln<br />
einzuhalten, die man bei Reisen in fremden, fernen Ländern eben beachten sollte und z.B. nicht in der Nähe der<br />
Kongogrenze wild zu Zelten.<br />
Zudem muss man beachten, dass es teilweise im Verkehr nicht immer so sicher ist, bei starken Regenfällen sollte<br />
man von größeren Reisen vielleicht Abstand nehmen, da sich dann die Unfallquote erhöht. Auch<br />
Übernachtfahrten schienen mir vom Fahrstil etwas unsicherer als die Fahrten unter Tage.<br />
Geld<br />
Die aktuelle Währung ist der Rwandan Franc, es ist aber auch wichtig einige Dollarnoten dabei zu haben (diese<br />
müssen aber nach einem bestimmten Datum gedruckt und müssen in absolut tadellosen Zustand sein) damit<br />
man die Trips in den Nationalparks bezahlen kann, viele nehmen eben nur Dollar.<br />
Ansonsten empfinde ich eine VISA Karte als absolut notwendig, da Masercard fast nie akzeptiert wird und mir<br />
wurde gesagt das gleiche gilt für Traveller Checks, hier aber bitte ggf. nochmals informieren.<br />
Mit VISA kann man in Butare in der Banque de Kigali und in Kigali an manchen ATM´s (also Bankautomaten)<br />
abheben, das klappt aber längst nicht immer, da sollte man sich also tunlichst nicht drauf verlassen.<br />
Allgemein ist <strong>Ruanda</strong> natürlich billiger als Deutschland aber wenn man gerne mal gut isst kann man dennoch<br />
ganz gut sein Geld durchbringen. Die Trips in den Parks sind sogar recht teuer, Transport und Hotel<br />
verhältnismäßig günstig.<br />
Sprache<br />
Hauptsprache der Allgemeinbevölkerung ist Kinyarwanda eine Bantusprache die nicht sehr leicht zu erlernen ist<br />
aber viel Spaß machen kann. Ab und zu wird auch etwas Swahili hineingemixt (Sawa, sawa!) . Die einfachen<br />
Leute (und eben Durchschnittspatienten) sprechen nur diese Sprache und lokale Dialekte.<br />
Habe mir den Kauderwelsch Band für diese Sprache gekauft aber ihn jedoch , wie in Indien und Nepal kaum<br />
benutzt obwohl er eigentlich gut aufgebaut ist.<br />
Amtssprache ist seit der Kagame-Regierung Englisch, was vielen auch noch einige Schwierigkeiten bereitet.<br />
Die Morning Discussion im Krankenhaus sowie die Lehrveranstaltungen sind auf Englisch, jedoch oft auf sehr<br />
niedrigem sprachlichen Niveau mit einer anstrengenden Aussprache. Ansonsten kommt man mit englisch im<br />
Alltag aber eigentlich ganz gut durch, viele junge Menschen freuen sich auch sich etwas in Englisch üben zu<br />
können.<br />
Französisch sprechen fast alle Ärzte ausgezeichnet, auch viele Krankenschwestern und Menschen auf der Straße<br />
und in den Geschäften sprechen es gut.<br />
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Allgemein ist Französisch noch um einiges beliebter und man hat mehr Kontakte und Gespräche, wenn man<br />
diese Sprache beherrscht, aber mit Englisch geht es eben auch.<br />
Verkehrsverbindungen<br />
Es verkehren viele Kleinbusse im ganzen Land, diese sind für deutsche Verhältnisse billig für Leute im Land aber<br />
ziemlich teuer. Es empfiehlt sich immer rechtszeitig ein Ticket in einer Agency zu kaufen und dann den<br />
reservierten Bus zu nehmen, der in der Regel auch recht pünktlich fährt.<br />
Wie schon geschrieben sind Nachtfahrten und Fahrten bei schlechtem Wetter zu meiden.<br />
Für kurze Strecken kann man auch auf Motoradtaxis umsteigen, die Preise auf Verhandlungsbasis haben und in<br />
<strong>Ruanda</strong> an den mit Sicherheitswesten ausgestatteten Fahrern zu erkennen sind. Einen Helm bekommt man in<br />
diesem Land auch.<br />
Für noch kürzere Strecken gibt es auch Fahrrad-Gepäckträger-Taxis, beide Möglichkeiten sind toll um viel von<br />
den Orten zu sehen und um mit den Drivern in Kontakt zu kommen.<br />
Sicherheit ist vom Fahrer abhängig und nicht immer in hohem Maße vorhanden.<br />
Kommunikation<br />
Ich habe einfach mein Handy mitgenommen, man bekommt sehr günstig Simkarten , die man mit Rubbelzahlen,<br />
die man überall erstehen kann auflädt. Die Verbindung ist oft sehr gut und eine SMS nach Hause kostet vielleicht<br />
40.- Cent, Anrufe sind natürlich teuer.<br />
Allgemein spielen Handys eine unwahrscheinlich wichtige Rolle in <strong>Ruanda</strong>, jeder hat eines und ganz schnell<br />
werden Nummern ausgetauscht.<br />
Internet ist zwar billig aber schrecklich langsam, es gibt kostenloses an der Uni und in der med. Fakultät, dort ist<br />
es aber oft voll – manchmal ist es aber dort erstaunlich schnell.<br />
Unterkunft<br />
Gewohnt haben ich und die anderen Austauschler in einem Studentenwohnheim direkt neben der Klinik, das<br />
aufgrund der reizvollen Optik und der Tatsache, dass dort eigentlich nur weibliche Studenten und Nonnen leben<br />
und jeder Mann sich in eine Liste eintragen muss, bevor er es betritt, Fox River und Guantanamo genannt wird.<br />
Es ist aber wirklich nett und sauber, hat eine Kantine wo es das nötigste (meistens) auch gibt und schöne, kalte<br />
Duschen, die meistens auch funktionieren.<br />
Waschen kann man drei mal die Woche an den Waschstätten, an den anderen Tagen ist dort das Wasser<br />
abgedreht.<br />
Literatur<br />
Ich habe das Buch „Ach, Afrika“ von Bartholomäus Grill angefangen und das Buch „Heilkunst in Afrika“ von<br />
Eric de Rosny gelesen, beide sehr empfehlenswert.<br />
Zudem noch einige Artikel über <strong>Ruanda</strong> und den Genozid.<br />
In <strong>Ruanda</strong> habe ich dann „Baking cakes in Kigali“ von Gaile Parkin gelesen, ganz toll, wenn man gerade dort ist,<br />
man erkennt sehr vieles wieder.<br />
Mitzunehmen<br />
Zunächst hängt natürlich vieles davon ab, was man in <strong>Ruanda</strong> und Umgebung vor hat, also ob man nach der<br />
Famu noch reisen möchte oder nicht.<br />
Ein großer Backpacker-Rucksack ist nach eigener Erfahrung die beste Wahl, da nicht immer alle Wege für<br />
Trolleys ausgelegt sind (die <strong>Ruanda</strong>rer finden es aber sehr lustig, wenn man diese dann auf dem Kopf tragen<br />
muss ☺ )<br />
In dem Studentenwohnheim bekommt man auf Nachfrage auch Bettzeug und Moskitonetze, machte alles<br />
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einen sauberen Eindruck. Auch eine warme Überdecke ist vorhanden.<br />
Ein Schlafsackinlet ist jedoch zu empfehlen, vor allem, wenn man anderweitig unterwegs ist. Isomatte brauchte<br />
ich eigentlich nicht.<br />
Nehmt auch ein paar warme Sachen mit, es kann in Butare schon mal etwas kühl werden. Ganz wichtig sind gute<br />
Schuhe für Ausflüge und Regensachen. Kosmetikartikel gibt es auch vor Ort, jedoch in anderer als gewohnter<br />
Qualität, sollte man also evtl. auch ein paar einpacken.<br />
Taschenmesser und evtl. ein paar Gegenstände für´s Frühstück und die Jause unterwegs sind nützlich.<br />
Sonnencreme bitte mitnehmen, die gibt´s nicht zu kaufen. Auch Repellents, also Moskitomittel nicht vergessen,<br />
Netze gibt es gut und günstig zu kaufen.<br />
Als med. Equipment sind Pflaster, Desinfektionsmittel (für Haut und Hände!) wichtige Medis (siehe oben)<br />
Latexhandschuhe und auch eine Brille als Blutschutz dringen zu empfehlen.<br />
Für die Famu braucht ihr ja dann noch eine Stethoskop und einen Kittel, den ihr im Krankenhaus übrigens<br />
waschen lassen könnt, ihr bekommt solang auch einen Ersatzkittel, hat alles immer super geklappt.<br />
Reise und Ankunft<br />
Ich war vorher in Uganda und kam sehr komfortabel mit dem PKW nach Kigali – dort hatte ich mit via Internet<br />
mit der NEO Vertretung in einem Kaufhaus verabredet. Mein Kontaktstudent war auch pünktlich dort und<br />
besorgte mit eine Busfahrkarte nach Butare und brachte mich zum Bus.<br />
Im Bus lernte ich gleich andere Studenten kennen. Allgemein kann man sagen, dass man in Bussen leicht ins<br />
Gespräch mit dem Mitfahrenden kommt, was fast immer sehr nett und interessant ist.<br />
In Butare traf ich dann den nächsten „BVMD-Studenten“ der mir mein Zimmer in der Jugendherberge zeigte.<br />
Leider gab es als ich ankam keinen Tropfen Wasserm, weder in den Duschen noch in der Kantine, so dass ich<br />
mein Doxy diesen Abend mit Bier trinken musste. Die Nachtwache erbarmte sich meiner und schenkte mir ihre<br />
Wasser für sie Nacht – auch Bettzeug gab es an diesem Abend irgendwie nicht. Das fand ich dann alles nicht so<br />
toll, aber am nächsten Tag sah alles gleich besser aus, ich wurde abgeholt und zur Morning Discussion ins<br />
Krankenhaus gebracht – dort wurde ich nett empfangen und wuselte ab dann im Klinikalltag mit.<br />
Tätigkeitsbeschreibung und fachliche Eindrücke<br />
Jeden Morgen um 7:30 (pünktlich!) ist die Morning Discussion. In ihr stellen die Interns (Äquivalent zu unseren<br />
PJ-lern) die Patienten des letzten Tages vor und welche Diagnostik und Therapie sie eingeleitet haben. Dann<br />
wird der Fall und das Vorgehen diskutiert.<br />
Die discussion ist in Englisch, was vielen Ärzten noch ziemliche Probleme bereitet, da bis vor 15 Jahren noch<br />
Französisch gesprochen wurde und der Wechsel eben noch nicht vollzogen ist. Wenn es also zu kompliziert wird,<br />
wechseln die Sprechenden ins Französische, aber nur für kurze Zeit, da Englisch auch die von den Professoren<br />
vorgegebene Sprache ist.<br />
Diese Discussion dauert dann eine bis zwei Stunden, je nach Patientenzahl und anderen Dingen, die es zu<br />
besprechen gilt. Die Fälle sind oft sehr interessant, das schlechte Englisch und der sehr autoritäre Diskussionsstil<br />
sind jedoch ermüdend. Oft bleiben Fragen einfach unbeantwortet und es wird mit dem nächsten Fall<br />
weitergemacht.<br />
Dann ist i.d.R. Ward Round (Visite) mal mit und mal ohne Oberste (wie bei uns) manchmal auch nur von den<br />
Interns gemacht. Ich wurde einer sehr netten und fleissigen Intern zugeteilt, die dann meine Ansprechpartnerin<br />
war. Die Wardrounds werden in drei Sprachen gehalten (Kinyarwanda mit den Pat., Engl. und Franz.<br />
untereinander) was nicht immer so einfach für mich war.<br />
Dann sind die Interns mit den Neuaufnahmen beschäftigt die Seniors sind dann meist weg und nehmen<br />
woanders Patienten auf bzw. machen andere Dinge. Dann wird es leider ziemlich eintönig für den Famulanten,<br />
da es nicht wirklich etwas zu tun gibt – bei Aufnahmen kann man natürlich mitmachen und auch Patienten kann<br />
man nachuntersuchen, aber die Sprachbarriere macht es schon ziemlich schwer, es sei den man hat jemanden<br />
zum Übersetzen, mit anderen Worten viel Eigeninitiative ist gefragt.<br />
Wenn man etwas sehen oder machen will wird das auch möglich gemacht, ich habe nie ein „Nein, geht nicht“<br />
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gehört, aber Vorschläge oder ein Famulantenprogramm gibt es definitiv nicht.<br />
Ganz interessant kann es auch bei den OPD (OutPatientDepartment) werden, wenn die Seniors ambulante<br />
Patienten untersuchen. Broncho- und Gastroskopien habe ich auf eigenen Wusch auch gesehen. Ab und zu bin<br />
ich auch zu dem Dermatologen gegangen, der zweimal die Woche Großvisite auf der Derma macht (ganz toll,<br />
sehr zu empfehlen).<br />
Man kann also auch ohne Probleme auf die anderen Stationen gehen und da mitschauen. Auch wenn man um<br />
Zwölf seinen Tag beendet sagt niemand etwas, ist man am Nachmittag oder sogar zur Nacht einmal mit dabei,<br />
sind alle sehr erfreut, kommt eben drauf an, ob es auch etwas zu tun bzw. sehen gibt.<br />
Alles ist also sehr offen gestaltet, ist somit sehr typabhängig ob man daraus etwas macht oder nicht.<br />
Land und Leute<br />
Nach <strong>Ruanda</strong> zu fahren bringt sicherlich sehr viele neue Eindrücke und Erfahrungen. Da ich auch in Uganda<br />
war kann ich , so denke ich, vergleichend feststellen, dass die Menschen in <strong>Ruanda</strong> etwas introvertierter und<br />
zurückhaltender sind, was aufgrund der Vergangenheit aber mehr als nachvollziehbar ist.<br />
Allgemein waren die <strong>Ruanda</strong>rer denen ich begegnet bin hilfsbereit, freundlich und ruhig, ich fühlte mich nie<br />
bedroht und hatte viele schöne Gespräche.<br />
Insbesondere mit dem Studenten in der Stadt kommt man schnell in Kontakt und tauscht Nummern aus, in der<br />
Studentenbar auf dem Campus kann man hervorragend neue Menschen kennen lernen.<br />
Butare ist eine eher kleine Stadt und hat ein ausgeprägtes Western-Town-Flair, wer da war wird verstehen was ich<br />
meine. Es gibt einige Restaurants, ein paar kleine Supermärkte und eine Disco in der man viel Spaß haben kann.<br />
Ich habe gesehen, dass es sehr gut ist, wenn man sich mit anderen Leuten „aus dem Westen“ austauschen kann<br />
über die vielen Eindrücke die man täglich erfährt, da mit mir gleichzeitig bis zu sieben andere Studenten aus<br />
Europa da waren war dies für mich kein Problem.<br />
In den Ausflügen kann man tolle Natur sehen, wie z.B. im Nyngwe National Park oder am bildschönen Lake-<br />
Kivu. Die Hotels sind recht preisgünstig und die Busverbindungen gut.<br />
Es lohnt sich auch sehr auf den Spuren der jüngeren Vergangenheit <strong>Ruanda</strong>s zu sein und sich die diversen<br />
Genozid-Gedenkstätten anzusehen, was natürlich auch belastend und anstrengend ist, aber eine wertvolle<br />
Erfahrung sein kann, da diese teilweise mit sehr viel Engagament betrieben werden.<br />
Wenn man die allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen für das Reisen in fremden Ländern einhält würde ich <strong>Ruanda</strong><br />
als ein ziemlich sicheres Reiseland beschreiben.<br />
Fazit<br />
Was Land und Leute angeht hatte ich sehr viele wertvolle, schöne und auch lustige Erfahrungen die diesen<br />
Aufenthalt für mich unvergesslich machen.<br />
Von meiner Arbeit im Krankenhaus war ich enttäuscht, da die Organisation sehr chaotisch ist und man dadurch<br />
nicht viel lernen kann, interessante Patienten habe ich natürlich dennoch gesehen und eben auch, wie<br />
unterschiedlich Krankenbetreuung aussehen kann.<br />
Von diesen Erfahrungen geprägt habe ich für mich entschlossen erst wieder medizinisch tätig in <strong>Ruanda</strong> oder<br />
einem vergleichbaren Land zu werden, wenn ich einige Zeit als Arzt gearbeitet habe und mir meiner Sache<br />
einigermaßen sicher bin. Diese Erfahrung gemacht zu haben, bevor ich in Verantwortung vor Ort stehe<br />
empfinde ich jedoch als sehr wichtig.<br />
Ich bereue keineswegs diesen Aufenthalt würde mich jedoch wahrscheinlich nächstes mal für ein anderes<br />
department als die Innere Medizin bewerben, zumal man auf Eigeninitiative auch dort ein paar Tage<br />
reinschnuppern kann.<br />
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