Erfolgsfaktoren der sozialen Quartiersentwicklung - Analyse ...
Erfolgsfaktoren der sozialen Quartiersentwicklung - Analyse ...
Erfolgsfaktoren der sozialen Quartiersentwicklung - Analyse ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sozialer<br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung von Projekten <strong>der</strong><br />
"Sozialen Stadt"
Herausgeber:<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund<br />
Immobilienunternehmen e.V.<br />
Mecklenburgische Straße 57<br />
14197 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 82403-0<br />
Telefax: +49 (0)30 82403-199<br />
Brüsseler Büro des GdW<br />
47-51, rue du Luxembourg<br />
1050 Bruxelles<br />
BELGIEN<br />
Telefon: +32 2 5 50 16 11<br />
Telefax: +32 2 5 03 56 07<br />
mail@gdw.de<br />
http://www.gdw.de<br />
ANALYSE & KONZEPTE<br />
Beratungsgesellschaft für Wohnen,<br />
Immobilien und Tourismus mbH<br />
Gasstraße 10, 22761 Hamburg<br />
Gestaltung:<br />
Büro Roman Lorenz<br />
Gestaltung<br />
visueller Kommunikation<br />
design alliance<br />
München<br />
Druck:<br />
GdW<br />
© GdW 2010<br />
Die Expertise wurde im Rahmen <strong>der</strong><br />
Bundesinitiative "Nationale Stadtentwicklungspolitik"<br />
durch das<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />
und Stadtentwicklung unterstützt.
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sozialer<br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
Ergebnisse einer empirischen<br />
Untersuchung von Projekten <strong>der</strong><br />
"Sozialen Stadt"
Inhalt<br />
Vorwort<br />
1 Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
2 Hintergrund<br />
2.1 Demographische und soziale Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
2.2 Probleme und Potenziale in den Quartieren<br />
2.3 Das Programm "Soziale Stadt"<br />
2.4 Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />
3 Handlungsfel<strong>der</strong> von Projekten <strong>der</strong> Sozialen<br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
3.1 Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />
3.2 Bildung, Qualifizierung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
3.3 Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />
3.4 Sicherheit und Nachbarschaft<br />
3.5 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />
4 Schlussfolgerungen<br />
Ansprechpartner <strong>der</strong> Beispielprojekte<br />
Quellenverzeichnis<br />
Seite<br />
5<br />
7<br />
15<br />
16<br />
18<br />
20<br />
23<br />
25<br />
26<br />
32<br />
38<br />
44<br />
50<br />
57<br />
61<br />
63<br />
3
Vorwort<br />
Unsere Gesellschaft differenziert sich sozial immer stärker. Das betrifft die<br />
Arbeitswelt, aber auch die Wohnquartiere. Vor diesem Hintergrund geht<br />
es darum, das Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen in ihren Nachbarschaften<br />
durch integrative Maßnahmen zu unterstützen und soziale Konflikte<br />
innerhalb städtischer Quartiere zu verhin<strong>der</strong>n.<br />
Die vom GdW vertretenen Wohnungsunternehmen haben bereits frühzeitig<br />
– u.a. durch die Studie "Überfor<strong>der</strong>te Nachbarschaften" im Jahre<br />
1998 – auf die <strong>sozialen</strong> Probleme in den Stadtquartieren hingewiesen<br />
und als Partner <strong>der</strong> öffentlichen Hand auf die Stärkung des Zusammenhalts<br />
in den Wohngebieten mit vielfältigen Maßnahmen hingewirkt.<br />
Aber auch die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich diesem<br />
Anliegen widmen, verdienen öffentliche Aufmerksamkeit.<br />
Deshalb haben sich <strong>der</strong> Deutsche Städtetag, <strong>der</strong> AWO Arbeiterwohlfahrt<br />
Bundesverband, die Scha<strong>der</strong>-Stiftung und <strong>der</strong> vhw Bundesverband für<br />
Wohnen und Stadtentwicklung im Verbund mit dem GdW bereits Ende<br />
<strong>der</strong> 1990er Jahre entschlossen, einen bundesweiten Wettbewerb für beispielhafte<br />
soziale Projekte auszuloben.<br />
Dem erstmals im Jahre 2000 und seither zweijährlich ausgelobten Wettbewerb<br />
zum "Preis Soziale Stadt" ist es gelungen, das Interesse einer<br />
breiten Öffentlichkeit für die <strong>sozialen</strong> Probleme, aber auch für die vielen<br />
positiven Aktivitäten in den Stadtquartieren wach zu halten und die<br />
Akteure in den Städten, Wohnungsunternehmen, Wohlfahrtsverbändem<br />
und Bürgerinitiativen zu ermutigen, ihre eigenen Erfahrungen bei <strong>der</strong><br />
Unterstützung des Miteinan<strong>der</strong>s <strong>der</strong> verschiedenen Gruppen von Stadtbewohnern<br />
bekannt zu machen.<br />
Die mehr als 90 zwischen 2000 und 2008 ausgezeichneten Projekte zeigen,<br />
wie <strong>sozialen</strong> Konflikten innerhalb von Nachbarschaften, <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />
Entmischung sowie <strong>der</strong> krisenhaften Entwicklung ganzer Wohnquartiere<br />
begegnet werden kann und wie Integrationserfolge erzielt sowie nachhaltig<br />
gesichert werden können. Mit diesen Projekten konnten erhebliche<br />
Verbesserungen <strong>der</strong> Wohn- und Lebensbedingungen <strong>der</strong> Menschen<br />
in den Quartieren erreicht werden. Fast immer waren dabei Wohnungsunternehmen<br />
beteiligt. Sie waren und sind als Projektträger o<strong>der</strong> als Mitwirkende<br />
ein elementarer Erfolgsfaktor.<br />
Die erfolgreichen Beispiele zeigen, was möglich ist, wenn mit großem<br />
Engagement, Kompetenz und <strong>der</strong> notwendigen finanziellen Unterstützung<br />
<strong>der</strong> soziale Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaften geför<strong>der</strong>t wird.<br />
Diese Erfahrungen stellen eine wichtige Ressource dar, denn angesichts<br />
<strong>der</strong> künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Quartiersmanagement werden in<br />
großem Umfang Projekte dieser Art notwendig werden.<br />
Was sind die zentralen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, die jene Projekte aufweisen, die<br />
zu einer wesentlichen positiven Verän<strong>der</strong>ung in benachteiligten Stadtquartieren<br />
geführt haben? Welche Bedingungen gilt es zu beachten,<br />
wenn zukünftige Projekte aufgelegt werden? Welche sollten deshalb<br />
auch bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Projekten hinreichende Beachtung finden?<br />
Zur Klärung dieser Fragen, hat <strong>der</strong> GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-<br />
und Immobilienunternehmen das Forschungsinstitut<br />
<strong>Analyse</strong> & Konzepte damit beauftragt, erfolgreiche Quartiersmaßnahmen<br />
auf ihre maßgeblichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu untersuchen.<br />
5
Die Projektauswertung erfolgte auf Basis <strong>der</strong> Dokumentationen <strong>der</strong><br />
Wettbewerbe zum "Preis Soziale Stadt". Darüber hinaus wurden weitere<br />
Projekte <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> in die Untersuchung einbezogen, die<br />
im Rahmen an<strong>der</strong>er Wettbewerbe o<strong>der</strong> Studien dokumentiert worden<br />
sind. Ergänzt wurden die daraus gewonnenen Erkenntnisse durch aktuelle<br />
Studien und Evaluationen.<br />
Die Untersuchung hat deutlich gemacht: Die vom GdW vertretenen<br />
Wohnungsunternehmen leisten als zuverlässige Partner <strong>der</strong> Kommunen<br />
einen erheblichen Beitrag zum <strong>sozialen</strong> Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaften.<br />
Initiativen, wie die Mitwirkung an Vorhaben zur städtischen Integrationspolitik<br />
o<strong>der</strong> ein systematisches Sozialmanagement nach dem Leitbild<br />
"Wohnen Plus" veranschaulichen, dass die soziale Dimension in immer<br />
mehr Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften ein normaler<br />
Bestandteil des unternehmerischen Handelns ist. Die Wohnungswirtschaft<br />
wird zunehmend sowohl zum "Motor" als auch zum "Manager"<br />
<strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> 1 .<br />
Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung weisen auf den großen Erfolg des<br />
Programms "Soziale Stadt" hin. Es wurden damit wesentliche Rahmenbedingungen<br />
dafür geschaffen, um auf die Probleme in benachteiligten<br />
Stadtquartieren mit den vor Ort speziell erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen<br />
reagieren zu können.<br />
Das Programm "Soziale Stadt" muss auch in Zukunft ein zentrales Instrument<br />
bleiben, um das nachbarschaftliche Miteinan<strong>der</strong> in den Wohn -<br />
quartieren zu erhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen und <strong>sozialen</strong> Konflikten<br />
entgegen zu wirken.<br />
Lutz Freitag<br />
Präsident des GdW<br />
Bundesverband deutscher Wohnungsund<br />
Immobilienunternehmen e. V.<br />
1 GdW (Hrsg.): Wohntrends 2020, Berlin 2008
1 Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
In dieser Studie wurden die Rahmenbedingungen für erfolgreiche soziale<br />
Projekte und ihre Durchführung untersucht, um auf dieser Basis Empfehlungen<br />
zu formulieren.<br />
In die Auswertung wurden Projekte einbezogen, die im Quartier eine<br />
positive Entwicklung zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen anstoßen<br />
konnten. Eine wesentliche Grundlage hierfür bildete <strong>der</strong> langjährige<br />
Erfahrungsschatz aus dem Programm "Soziale Stadt". Im zweijährlichen<br />
Rhythmus werden gelungene Projekte im Rahmen eines Wettbewerbs<br />
dokumentiert und ausgezeichnet – <strong>der</strong> GdW gehört zu den Auslobern<br />
des Preises. Im Wesentlichen wurden die Preisträger und die mit einer<br />
Anerkennung erwähnten Projekte <strong>der</strong> "Sozialen Stadt" aus den Jahren<br />
2000 bis 2008 untersucht. Darüber hinaus wurden weitere Projekte <strong>der</strong><br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong> in die Untersuchung einbezogen, die im Rahmen<br />
an<strong>der</strong>er Wettbewerbe o<strong>der</strong> Studien dokumentiert worden sind. Insgesamt<br />
wurden somit mehr als 90 Projekte hinsichtlich verschiedener Kriterien<br />
geprüft. Ergänzt werden die daraus gezogenen Erkenntnisse durch<br />
aktuelle Studien und Evaluationen.<br />
Insgesamt ging es bei <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung darum, übergeordnete<br />
Faktoren zu identifizieren, die sich auf zukünftige Projekte übertragen<br />
lassen. Angesichts eines weiter wachsenden Handlungsbedarfes<br />
kann die Kenntnis <strong>der</strong> nachfolgend aufgeführten übergeordneten<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> dazu beitragen, die Erfolgschancen insgesamt und die<br />
Effizienz zukünftiger Projekte zu erhöhen:<br />
Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />
1. Individuelle Konzepte für beson<strong>der</strong>e Quartiere<br />
2. Umfassende Konzepte entwickeln<br />
3. Betroffene zu Akteuren machen<br />
4. Multiplikatoreffekte nutzen<br />
5. Erfolge sichtbar machen und darüber reden<br />
6. Kompetenzen und Ressourcen bündeln<br />
7. Projekte verstetigen<br />
8. Projekte professionell organisieren<br />
9. Projekte in die gesamtstädtische Planung einbinden<br />
10. Projekterfolg prüfen und aus Erfahrungen lernen<br />
7
8<br />
1.<br />
Individuelle Konzepte für<br />
beson<strong>der</strong>e Quartiere<br />
Nur bei oberflächlicher Betrachtung ähneln sich die Problemlagen in<br />
einzelnen Quartieren. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass jedes<br />
Quartier seine spezifischen Eigenschaften und beson<strong>der</strong>en Problemkonstellationen,<br />
aber auch ganz unterschiedliche Ansätze für Entwicklungsmöglichkeiten<br />
hat. Erfolgreiche Projekte gehen deshalb auf die jeweilige<br />
Ausgangslage im Quartier mit individuellen Konzepten ein. Erfolgreiche<br />
Projekte sind deshalb individuelle Projekte, die die konkreten Problemlagen<br />
berücksichtigen und mit Entwicklungskonzepten auch an den spezifischen<br />
Stärken des Quartiers ansetzen:<br />
– Ohne eine genaue Stärken-Schwächen-<strong>Analyse</strong> ist die Erstellung<br />
eines wirkungsvollen Konzepts nicht möglich. Eine wichtige Voraus-<br />
setzung stellt deshalb die Problemerkennung vor Ort dar. Anhand<br />
einer differenzierten <strong>Analyse</strong> und Bewertung <strong>der</strong> Situation im Quartier<br />
können Handlungserfor<strong>der</strong>nisse identifiziert und Anknüpfungspunkte<br />
für Projekte gefunden werden.<br />
– Gute Kenntnisse über die Situation vor Ort sind notwendig, um Initiativen<br />
und Potenziale <strong>der</strong> Bewohner zu erkennen ("aufmerksam sein").<br />
Denn oftmals sind es die Bewohner, die Initiativen anstoßen o<strong>der</strong><br />
zumindest in <strong>der</strong> Anfangsphase eines Projektes entscheidend mitwirken.<br />
Die <strong>Analyse</strong> vor Ort ist die Basis, um die richtigen Ansprechpartner<br />
zu identifizieren und die Maßnahmen darauf abzustimmen.<br />
Im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" hat sich in den vergangenen<br />
Jahren das Bewusstsein entwickelt, dass nicht nur die Defizite eines<br />
Quartiers betrachtet werden sollten 1 . Bei <strong>der</strong> Auswahl von Quartieren,<br />
die beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden sollten, sind die vorhandenen Potenziale<br />
mindestens gleichberechtigt zu berücksichtigen. Denn in <strong>der</strong> Regel sind<br />
die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gebiete in den<br />
Quartieren selbst zu finden. Erfolgreiche Projekte bauen auf den vorhandenen<br />
Strukturen auf und binden Potenziale aus <strong>der</strong> Bewohnerschaft in<br />
die Projektprozesse mit ein.<br />
Bei <strong>der</strong> Ausweisung von Projekten <strong>der</strong> Sozialen Stadt wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
vielfach Untersuchungen zugrunde gelegt, allerdings auch<br />
sogenannte intuitive Entscheidungen zugelassen. Im Vorfeld solcher Projekte<br />
können Potenziale im Rahmen von Untersuchungen, wie z. B.<br />
Bewohnerbefragungen o<strong>der</strong> Expertengesprächen etc., bereits frühzeitig<br />
erkannt werden. Eine weitsichtige Bedarfsanalyse im Hinblick auf die<br />
Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner, wie z. B. barrierearme Wohngebäude für<br />
Senioren, bildet dafür die Grundlage.<br />
Aufgrund ihrer guten Kenntnisse von Quartier und Bewohnern haben<br />
Wohnungsunternehmen sehr gute Voraussetzungen, Probleme und Risiken<br />
wie auch Potenziale eines Quartiers zu erkennen. Es bieten sich<br />
verschiedene methodische Ansätze an, um die dafür notwendigen Informationen<br />
zu erhalten. Dies können z. B. Mieter-Befragungen sein o<strong>der</strong><br />
die Installation von Quartierssprechern, Beratungsstellen o<strong>der</strong> Kontaktzentren.<br />
Auch <strong>der</strong> Kontakt zum Hausmeister o<strong>der</strong> zur Mieterberatung<br />
kann genutzt werden. Die Wohnungsunternehmen sollten in diesem<br />
Zuge die Kooperation mit dem Quartiersmanagement pflegen.<br />
Auch die Kommunen sind gefor<strong>der</strong>t, Problemlagen in den gefährdeten<br />
Quartieren rechtzeitig zu erkennen. Hierzu sollten ebenfalls – in Kooperation<br />
mit den Wohnungsunternehmen – Untersuchungen und Projekt -<br />
evaluationen durchgeführt werden, die bereits vor konkreteren vorbereitenden<br />
Untersuchungen im Rahmen des stadtplanerischen Instrumentariums<br />
ansetzen.<br />
1<br />
Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: "Dritte bundesweite Befragung Programm -<br />
gebiete 'Soziale Stadt'", 2006.
2.<br />
Umfassende Konzepte<br />
entwickeln<br />
3.<br />
Betroffene zu Akteuren<br />
machen<br />
Wesentlich für eine positive Entwicklung <strong>der</strong> Lebensbedingungen in<br />
benachteiligten Quartieren sind in <strong>der</strong> Regel konkrete Maßnahmen zur<br />
Verbesserung <strong>der</strong> Wohnbedingungen und des Wohnumfeldes. Aus diesem<br />
Grund sind Eigentümer bzw. die Wohnungsunternehmen für die<br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong> von großer Bedeutung, die ein Interesse an einer<br />
langfristigen Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wohnungsbestände haben. Allein die<br />
bauliche Aufwertung vermag jedoch nicht die <strong>sozialen</strong> und ökonomischen<br />
Defizite eines Quartiers auszugleichen, weshalb mit dem Programm<br />
"Soziale Stadt" bereits frühzeitig ein integrierter Ansatz gewählt<br />
worden ist. Ziel ist es, verschiedenartige Maßnahmen so miteinan<strong>der</strong> zu<br />
verbinden, dass sie sich sehr gut ergänzen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis zeigt sich, dass oftmals zwar einzelne konkrete Problem -<br />
lagen <strong>der</strong> Ausgangspunkt einer <strong>Quartiersentwicklung</strong> sein können, letztlich<br />
die Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> jedoch mehr als ein<br />
Handlungsfeld berühren, z. B. Wohnen und Wohnumfeld, Soziales,<br />
Gesundheit, Ökonomie etc. Eine integrierte Herangehensweise ist sinnvoll<br />
und Erfolg versprechend, da die Problemlagen bzw. Lösungswege<br />
ineinan<strong>der</strong>greifen o<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong> aufbauen. Die Kommunen spielen<br />
hierbei eine wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation unterschiedlicher Interessen<br />
zwischen den Fachbereichen und den Akteuren in den Quartieren.<br />
Umfassende Konzepte verfolgen deshalb gleichzeitig mehrere, oft ganz<br />
unterschiedliche Ziele. Allerdings ist es nicht immer möglich, in Bezug<br />
auf alle Ziele gleichermaßen erfolgreich zu sein. Wichtig für den Projekterfolg<br />
ist deshalb vor allem die Erreichung <strong>der</strong> zentralen Zielsetzung<br />
(z. B. Integration, Vermin<strong>der</strong>ung von Konflikten usw.).<br />
Ein zentrales Ziel <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> liegt in <strong>der</strong> Schaffung<br />
selbsttragen<strong>der</strong> Strukturen zwischen den Menschen in einem Quartier,<br />
denn soziale Netzwerke tragen wesentlich dazu bei, stabile Nachbarschaften<br />
zu bilden. Das Engagement <strong>der</strong> Bewohner vor Ort stellt eine<br />
sehr wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Projekte dar. Erfolgreiche<br />
Projekte basieren auf den im Quartier verwurzelten Menschen und den<br />
Initiatoren <strong>der</strong> verschiedenen Projekte. Wenn sich die Bewohner für ihr<br />
Quartier engagieren, geben sie den Projekten eine individuelle Prägung.<br />
Die Bewohner bekennen sich gleichzeitig für ihr Quartier und steigern<br />
damit auch die Attraktivität für Dritte. Zusätzlich wird <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />
<strong>der</strong> Bewohner gestärkt und es kann die Erfahrung vermittelt werden,<br />
welche Verän<strong>der</strong>ungen man durch sein eigenes Tun bewirken kann.<br />
Gerade aktive Bewohner o<strong>der</strong> bereits funktionierende Netzwerke bilden<br />
eine gute Ausgangsbasis, die unbedingt genutzt werden sollte. Bisweilen<br />
müssen aktive Menschen aber auch erst gesucht und ermuntert werden.<br />
Die Bewohner in den Quartieren sind dabei nicht nur die Betroffenen,<br />
denen geholfen werden muss, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e auch jene, die zur<br />
Lösung vorhandener Probleme beitragen können. Denn die Bewohner<br />
selbst sind Akteure mit exklusivem Wissen über die Situation vor Ort. Das<br />
Engagement <strong>der</strong> Bewohner vor Ort ist zudem oftmals Grundlage für<br />
beson<strong>der</strong>s innovative Projekte.<br />
Dabei sind unterschiedliche Stufen <strong>der</strong> Beteiligung zu berücksichtigen.<br />
Die kleinste Stufe <strong>der</strong> Beteiligung ist hierbei die Information und Diskussion,<br />
z. B. im Rahmen run<strong>der</strong> Tische. Stärkere Beteiligungsmöglichkeiten<br />
sind die Mitbestimmung, die Übertragung von Entscheidungskompetenz<br />
und die Selbstorganisation. Wichtig ist hierbei, dass die Bewohner ermutigt<br />
werden, ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Engagement<br />
wird entsprechend dadurch geför<strong>der</strong>t, dass Gestaltungsspielräume<br />
eingeräumt werden.<br />
9
10<br />
4.<br />
Multiplikatoreffekte<br />
nutzen<br />
5.<br />
Erfolge sichtbar machen<br />
und darüber reden<br />
Insbeson<strong>der</strong>e bei baulichen Maßnahmen an Gebäuden o<strong>der</strong> Planungen<br />
im Wohnumfeld sind transparente Planungsprozesse wichtig für den<br />
Erfolg eines Projektes. Die Bewohnerbetreuung und <strong>der</strong> Informationsaustausch<br />
mit den Bewohnern können diese Prozesse unterstützen. Die<br />
stärkste Akzeptanz ist dann zu erwarten, wenn die Bewohner frühzeitig<br />
in die Planung eingebunden und ihnen Entscheidungskompetenzen eingeräumt<br />
werden.<br />
Um langfristige Strukturen und Netzwerke zu schaffen, sind in <strong>der</strong> Regel<br />
auch langfristig stützende Strukturen notwendig. Komplett selbst tragende<br />
Strukturen sind hingegen aufgrund <strong>der</strong> Fluktuation und des ständigen<br />
Wechsels <strong>der</strong> beteiligten Bewohner vielfach nicht zu realisieren.<br />
Beson<strong>der</strong>s Erfolg versprechend ist es, Beteiligungsstrukturen frühzeitig,<br />
ggf. schon vor Beginn <strong>der</strong> eigentlichen Projekte ins Leben zu rufen.<br />
Ein aktiver Beitrag zur Integration von Bewohnern kann durch Schulungen<br />
für materiell und kulturell benachteiligte Bewohner(gruppen) geleistet<br />
werden, um das Know-how einer Projektorganisation weiter zu vermitteln.<br />
Die Menschen erlernen, sich selbst so zu organisieren, dass sie<br />
sich mithilfe <strong>der</strong> eigenen Potenziale für ihre Belange einsetzen und diese<br />
beson<strong>der</strong>s nach außen vertreten können.<br />
Projekte sind insbeson<strong>der</strong>e dann erfolgreich, wenn sie als Vorbild o<strong>der</strong><br />
Initiator für weitere Aktivitäten dienen. Dies bezieht sich zum einen auf<br />
die Bewohner selbst. Das Engagement <strong>der</strong> Bewohner kann einen Multiplikatoreffekt<br />
in <strong>der</strong> Nachbarschaft bewirken, indem sie als Vorbild für<br />
an<strong>der</strong>e Bewohner dienen und diese dadurch zur Mitarbeit motiviert werden.<br />
Sie tragen dabei auch zur weiteren Vernetzung <strong>der</strong> Menschen im<br />
Quartier bei. Zum an<strong>der</strong>en können erfolgreiche Projekte und Initiativen<br />
selbst Vorbild für Folgeprojekte sein. In manchen Beispielen waren die<br />
Projekte so erfolgreich, dass sie ihr Angebot über das Quartier hinaus<br />
ausweiten konnten. Gerade wenn ein beson<strong>der</strong>s erfolgreicher Weg<br />
gefunden o<strong>der</strong> eine kreative Idee entwickelt wurde, können an<strong>der</strong>e<br />
davon profitieren. Sie können die Konzepte übernehmen o<strong>der</strong> sie entsprechend<br />
ihrer Rahmenbedingungen weiterentwickeln.<br />
Die Stadtverwaltungen bzw. Quartiersmanagements können dieses<br />
"voneinan<strong>der</strong> Lernen" unterstützen, indem sie dazu beitragen, beson<strong>der</strong>e<br />
Projekte von engagierten Bewohnern, Vereinen, Initiativen o<strong>der</strong><br />
Schulen bekannt zu machen und neue Ideen mit einer Öffentlichkeits -<br />
arbeit unterstützen, damit Interessierte informiert werden und sich beteiligen<br />
können. Dafür eignen sich u.a. Stadtteilfeste und Nachbarschaftstreffs.<br />
Umfassende Projekte benötigen ein professionelles Projektmanagement,<br />
mit Projektbausteinen, Zwischenzielen und eindeutigen Verantwortlichkeiten.<br />
Bei allen Projekten, die im Quartier stattfinden und bei denen<br />
die Bewohner einbezogen werden, ist es von großer Bedeutung, dass<br />
Erfolge sichtbar gemacht werden, um die Motivation aufrecht zu erhalten<br />
und Enttäuschungen zu vermeiden.<br />
Bei größeren städtebaulichen Maßnahmen schafft ein schrittweises Vorgehen<br />
und die Glie<strong>der</strong>ung in einzelne Prozessabschnitte Akzeptanz bei<br />
den Bewohnern. Ein modulares (Planungs- und Umsetzungs-) System<br />
schafft einen überschaubaren Maßstab. So können Projektschritte verfolgt<br />
und Erfolge erkennbar werden. Insbeson<strong>der</strong>e bei baulichen Projekten<br />
kann es hilfreich sein, sich zu Beginn auf ein o<strong>der</strong> mehrere Startprojekte<br />
zu konzentrieren, um schnell Zeichen für Neuerung zu setzen.
6.<br />
Kompetenzen und<br />
Ressourcen bündeln<br />
Projekte mit abgestuften Planungen sind auch erfolgreicher, weil die<br />
Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Projektbeteiligten, insbeson<strong>der</strong>e<br />
Anwohner, über die Dauer eines (Teil-)Projektes eingebunden bleiben<br />
und sich am Prozess beteiligen. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e wichtig, wenn es<br />
sich um Projekte mit Laufzeiten über mehrere Jahre handelt. Eine Gefahr<br />
bei Projekten mit langer Laufzeit besteht zudem darin, dass sich die<br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Projektbeteiligten än<strong>der</strong>t bzw. dass sich ihre<br />
Ansprüche mit <strong>der</strong> Zeit verän<strong>der</strong>n und somit <strong>der</strong> Projekterfolg gefährdet<br />
ist.<br />
Soziale <strong>Quartiersentwicklung</strong> ist beson<strong>der</strong>s auf die Kooperation aller mit<br />
ihren vielfältigen Fähigkeiten ausgestatteten Projektbeteiligten angewiesen.<br />
Welche Organisationsform dabei geeignet ist, kann je nach Projekt<br />
variieren und sich verän<strong>der</strong>n.<br />
Beteiligt werden sollten neben den Bewohnern und den Wohnungseigentümern<br />
auch weitere private Unternehmen, die ein direktes Interesse<br />
an <strong>der</strong> Entwicklung des Quartiers haben und gesellschaftliche Verantwortung<br />
zeigen (Corporate Social Responsibility). Darüber hinaus zählen<br />
dazu Schulen, Kirchen, Vereine, städtische Ämter, soziale Träger, die Polizei<br />
u.v.m. Durch eine breite Akteursstruktur wird die Akzeptanz von<br />
Maßnahmen, <strong>der</strong> soziale Zusammenhalt vor Ort sowie die Identifikation<br />
mit dem Stadtteil erhöht. Ziel ist es, neue Partnerschaften zwischen den<br />
Bewohnern, <strong>der</strong> privaten Wirtschaft und <strong>der</strong> öffentlichen Hand zu erreichen.<br />
Dabei haben alle Akteure und Institutionen ihre eigenen Kompetenzen,<br />
die in den unterschiedlichen Handlungsfel<strong>der</strong>n zum Tragen kommen.<br />
Wohnungsunternehmen sind in diesem Prozess beson<strong>der</strong>s wichtige<br />
Akteure, da sie einerseits den Kontakt zur Politik herstellen und halten<br />
können und an<strong>der</strong>erseits Ansprechpartner und Betreuer für die Bewohnerschaft<br />
stellen. In den laufenden Prozessen sind sie darüber hinaus<br />
Vermittler zwischen den verschiedenen Akteuren und können hier den<br />
Projektfortgang positiv beeinflussen.<br />
Die Kommunen können zum Beispiel zur Stärkung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie<br />
die Zusammenarbeit zwischen <strong>sozialen</strong> Institutionen und lokalen Unternehmen<br />
för<strong>der</strong>n, Projekte mit <strong>der</strong> Politik vernetzen und Kooperationen<br />
zwischen <strong>der</strong> Politik und Gemeinwesenträgern vor Ort verstärken, die<br />
gleichwertig miteinan<strong>der</strong> kooperieren.<br />
Die Mittel- und Ressourcenbündelung ist eine zentrale Voraussetzung<br />
für erfolgreiche Projekte. Hierbei gilt es, die Koordination von För<strong>der</strong>mitteln<br />
unterschiedlicher Programme auf kommunaler Ebene zu gewährleisten<br />
und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Die Kommunen<br />
spielen bei <strong>der</strong> Mittelkoordination die wichtigste Rolle – 85 % <strong>der</strong><br />
Befragten in Soziale Stadt-Gebieten halten die kommunale Steuerung für<br />
sehr wichtig 2 .<br />
Bei <strong>der</strong> Einbindung eines Projekts in eine übergeordnete Planung (integrierte<br />
Stadtentwicklung) kann eine Einbindung <strong>der</strong> Projekte in die<br />
gesamtstädtische Entwicklung erreicht werden, wodurch zusätzliche<br />
Synergien möglich sind. Dies ist die Basis, um investive und nicht-investive<br />
För<strong>der</strong>mittel zu koppeln und zielgerichtet einzusetzen.<br />
2<br />
Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: Dritte bundesweite Befragung<br />
Programmgebiete "Soziale Stadt", 2005/2006.<br />
11
12<br />
7.<br />
Projekte verstetigen<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sollten die Voraussetzungen<br />
geschaffen werden, um eine Integration <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme aus<br />
unterschiedlichen Ressorts zu erreichen. Dazu ist ein kontinuierlicher<br />
Erfahrungsaustausch zwischen den unterschiedlichen Ebenen (Bund,<br />
Land, Kommune) hilfreich, um die vorhandenen Mittel und Programme<br />
optimal zu nutzen und investive und nicht-investive Mittel im Rahmen<br />
einer Gesamtstrategie einzusetzen. Für die Arbeit vor Ort ist ein gutes<br />
Wissen über die Ressourcen übergreifende För<strong>der</strong>ung notwendig. Daher<br />
kann hier ein übergeordnetes Informationsangebot hilfreich sein.<br />
Für die Finanzierung kleinerer Maßnahmen vor Ort können Quartierfonds<br />
hilfreich sein. Die darin zusammengefassten Mittel speisen sich aus den<br />
För<strong>der</strong>mitteln des Programms "Soziale Stadt". Die Bewohner und Initiativen<br />
in den Quartieren haben die Möglichkeit, auf unbürokratische Weise<br />
auf den Quartiersfonds zuzugreifen und Einzelprojekte in begrenztem<br />
Umfang zu finanzieren. Dabei sind alle Projekte för<strong>der</strong>ungswürdig, die<br />
einen Beitrag zur Stärkung <strong>der</strong> Gemeinschaft bzw. <strong>der</strong> Nachbarschaft,<br />
<strong>der</strong> Stadtteilkultur, <strong>der</strong> Identifikation mit dem Stadtteil sowie zur Aktivierung<br />
von Bewohnern leisten.<br />
Die Träger sozialer Prozesse sollten auf eine Verstetigung <strong>der</strong> im För<strong>der</strong>zeitraum<br />
begonnenen positiven Entwicklungen im Quartier hinwirken.<br />
Ziel ist die Sicherung eines Prozesses und des Projekterfolges durch Nutzung<br />
<strong>der</strong> vorhandenen Strukturen. Im Mittelpunkt steht dabei das Engagement<br />
<strong>der</strong> Bewohner und <strong>der</strong> Initiativen vor Ort, das als eine Art Rückgrat<br />
<strong>der</strong> Prozessentwicklung fungieren kann. Darüber hinaus kann die<br />
Weiterführung <strong>der</strong> Finanzierung, wenn auch vielleicht nicht in vollem<br />
Umfang, helfen, zumindest die zentralen Projekte am Leben zu halten.<br />
Erfolgreiche Projekte sind langfristig ausgerichtet. Im besten Fall drückt<br />
sich ihr Erfolg darin aus, dass sie auf Dauer ohne öffentliche För<strong>der</strong>ungen<br />
tragfähig sind. Hierzu können die Wohnungseigentümer vor Ort<br />
durch Beteiligung an investiven und nicht-investiven Maßnahmen einen<br />
wesentlichen Beitrag leisten, da diese in <strong>der</strong> Regel in hohem Maße von<br />
<strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> profitieren. In vielen Fällen ist <strong>der</strong> Fortbestand<br />
eines Projektes jedoch nur zu gewährleisten, wenn die finanzielle För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Maßnahmen auf Dauer erfolgen kann. Vielfach übernehmen<br />
die Projekte so wichtige Funktionen im Quartier, dass eine Verstetigung<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung zu rechtfertigen ist. Eine pauschale Antwort auf die Frage,<br />
inwieweit eine För<strong>der</strong>ung langfristig erfolgen sollte, gibt es jedoch nicht.<br />
Dies kann nur in den jeweiligen Konstellationen vor Ort entschieden<br />
werden, wobei möglichst alle beteiligten Akteure einbeziehen sind und<br />
in die Pflicht genommen werden sollten.<br />
Zu den investiven Maßnahmen zählt die Schaffung <strong>der</strong> baulichen Voraussetzungen<br />
im Hinblick auf die Wohnungsbestände und das Wohnum -<br />
feld sowie die soziale Infrastruktur. Die Bereitstellung entsprechen<strong>der</strong><br />
Räumlichkeiten für Begegnungsstätten und Quartierszentren durch die<br />
Wohnungsunternehmen kann ein wichtiger Beitrag sein, ebenso wie die<br />
Finanzierung <strong>der</strong> laufenden Kosten von Infrastruktureinrichtungen zur<br />
Verstetigung sozialer Maßnahmen.<br />
Vonseiten <strong>der</strong> Politik sollten die Voraussetzungen für nachhaltige Projekte<br />
geschaffen werden. Hierzu zählen die Nutzung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme,<br />
Beratungsleistungen und Bereitstellung von Know-how. Zur<br />
Sicherung <strong>der</strong> vorhandenen För<strong>der</strong>möglichkeiten sollten durch Bund und<br />
Län<strong>der</strong> Wege gefunden werden, um die kommunale Gegenfinanzierung<br />
auch bei kritischer Haushaltslage zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle<br />
spielen die Akteure <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft. Die Kommunen sollten alle<br />
Möglichkeiten nutzen, um diese stärker in die <strong>Quartiersentwicklung</strong> einzubinden<br />
und in die Verantwortung zu nehmen.
8.<br />
Projekte professionell<br />
organisieren<br />
9.<br />
Projekte in die<br />
gesamtstädtische<br />
Planung einbinden<br />
10.<br />
Projekterfolg prüfen<br />
und aus Erfahrungen<br />
lernen<br />
Der Erfolg sozialer Projekte hängt wesentlich von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Steuerung<br />
ab. Im Laufe eines Projektes ist dafür ein leistungsfähiges Stadtteilmanagement<br />
notwendig, welches die Akteure koordiniert und als<br />
"Scharnier" zwischen kommunaler Politik, Verwaltung, den Bewohnern<br />
und ihren Organisationen fungiert. In einigen Projekten hat es sich<br />
bewährt, neutrale Ansprechpartner zur Vermittlung zwischen Mietergruppen,<br />
Wohnungsunternehmen und an<strong>der</strong>en Akteuren zu etablieren.<br />
Ein Treffpunkt im Stadtteil als Ausgangspunkt vielfältiger Aktivitäten ist<br />
unbedingt notwendig. Ein Wohnungsunternehmen kann dafür den baulichen<br />
Rahmen schaffen o<strong>der</strong> Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.<br />
Wichtig ist eine feste, strategisch bzw. räumlich gut positionierte Anlaufstelle<br />
für die Bürgerinnen und Bürger, die z. B. durch ein Quartiersmanagement<br />
organisiert werden kann. Dies ist hilfreich, um die Potenziale<br />
für Bewohnerprojekte nutzen zu können, indem interessierten Bürgerinnen<br />
und Bürgern, die eine Projektidee haben o<strong>der</strong> einen Bedarf für ein<br />
Projekt erkennen, eine Anlaufstelle gegeben wird. Eine starke Organisationsstruktur<br />
kann zudem verhin<strong>der</strong>n, dass einzelne Beteiligte aus dem<br />
Verfahren herausfallen.<br />
Wenngleich es gilt, die <strong>Quartiersentwicklung</strong> auf einzelne Quartiere mit<br />
beson<strong>der</strong>em Handlungsbedarf zu konzentrieren, sollte sie dennoch integriert<br />
erfolgen, d.h. die getroffenen Maßnahmen sollten räumlich, zeitlich<br />
und von <strong>der</strong> Herangehensweise her in eine gesamtstädtische Strategie<br />
eingebettet sein. Zu nennen sind folgende Aspekte 3 :<br />
Die Wirkung öffentlicher Maßnahmen kann durch frühzeitige Abstimmung<br />
und Bündelung öffentlicher und privater Finanzmittel auf Gebietsbzw.<br />
Stadtteilebene erhöht werden. Ein solcher koordinierter Mitteleinsatz<br />
schafft Planungs- und Investitionssicherheit und reduziert die Kosten<br />
sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Private. Bei <strong>der</strong> Finanzierung<br />
von Stadtentwicklungsmaßnahmen sollte immer geprüft werden, ob eine<br />
Einbeziehung öffentlicher und privater Banken auf nationaler und auch<br />
europäischer Ebene sinnvoll ist.<br />
Unterschiedliche teilräumliche, sektorale und technische Pläne sollten<br />
miteinan<strong>der</strong> verbunden bzw. in eine Gesamtplanung integriert werden.<br />
Dadurch wird nicht nur die Vernetzung von Politikfel<strong>der</strong>n und unterschiedlichen<br />
Akteuren in Politik und Verwaltung verbessert, son<strong>der</strong>n es<br />
werden Planungen quasi aus einer Hand ermöglicht, was den Ressourceneinsatz<br />
optimiert und eher zu Lösungen führen kann, die sich an <strong>der</strong><br />
Gesamtsituation vor Ort orientieren.<br />
Nur <strong>der</strong> Austausch von Wissen und Erfahrungen trägt dazu bei, zukünftige<br />
Prozesse bzw. Projekte in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> noch<br />
erfolgreicher zu gestalten. Hierbei geht es nicht nur um die grundsätzlichen<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> son<strong>der</strong>n auch um viele, unterschiedliche Einzellösungen,<br />
die Projekte vor Ort voranbringen können. Um zu verhin<strong>der</strong>n,<br />
dass Erfahrungen immer wie<strong>der</strong> neu gemacht werden müssen, ist ein<br />
gezielter Wissenstransfer unbedingt notwendig. Dieser bezieht sich nicht<br />
nur auf Fragen <strong>der</strong> Ressourcenbündelung, son<strong>der</strong>n auch auf die aus -<br />
baufähige Zusammenarbeit von Bewohnern, Kommunen und <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft.<br />
Hier sind die institutionellen Akteure gefor<strong>der</strong>t, die<br />
Evaluation <strong>der</strong> Projekte voranzutreiben.<br />
3 Vgl. BMVBS (2007).<br />
13
14<br />
Wohnungsunternehmen bzw. die wohnungswirtschaftlichen Verbände<br />
haben mit ihren Netzwerken sehr gute Voraussetzungen für einen Wissenstransfer.<br />
Gleiches gilt für die Stadtverwaltungen, die den Kontakt<br />
mit <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, privaten Unternehmen und Institutionen<br />
suchen sollten.<br />
Vorhandene Instrumente, wie Stadtteiljurys o<strong>der</strong> Büros für Gemein -<br />
wesenarbeit können hierbei genutzt werden, um Feedback von den<br />
Bewohnern zu erhalten. Umfangreicher und treffsicherer sind allerdings<br />
Bewohnerbefragungen.<br />
In diesem Zusammenhang sollten die einzelnen Erfahrungen so aufbe -<br />
reitet sein, dass sie gezielt abrufbar sind. Geeignet wäre eine überregionale<br />
Projektdatenbank, die Informationen über die einzelnen Projekte,<br />
Beschreibungen von Vorgehen, Ressourcen und beson<strong>der</strong>e Erfahrungen,<br />
sowie Ansprechpartner enthält.
2 Hintergrund<br />
Die Integration aller Menschen in das gesellschaftliche Leben ist eine<br />
zentrale politische Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft. In den vergangenen<br />
Jahren ist eine sich verstärkende sozialräumliche Ungleichheit in den<br />
Städten zu beobachten. Ein Indikator für die wachsende Zahl an Menschen,<br />
die sich ausgegrenzt fühlen, ist die steigende Zahl an Nicht-<br />
Wählern bei Bundestagswahlen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en politischen Wahlen. Regelmäßig<br />
ist zu beobachten, dass die Gruppe <strong>der</strong> Nicht-Wähler als eine <strong>der</strong><br />
größten Gruppen unter den Wahlberechtigten hervorsticht. Bei <strong>der</strong> Bundestagswahl<br />
2009 haben sich 28 % aller Wahlberechtigten nicht an <strong>der</strong><br />
Wahl beteiligt – so viele wie nie zuvor.<br />
Welche Bedeutung hat dies für die Städte und für die Wohnungswirtschaft?<br />
Neben den Menschen, die aus Protest nicht wählen o<strong>der</strong> denen es nicht<br />
wichtig genug ist o<strong>der</strong> die es einfach vergessen, gibt es einen großen<br />
Teil an Wahlberechtigten, die insgesamt das Vertrauen in die Partizipation<br />
verloren haben o<strong>der</strong> denen nicht bewusst ist, dass sie eine Stimme<br />
haben, die Gehör findet. Hierzu zählen vor allem Menschen, die auch<br />
aus an<strong>der</strong>en Bereichen des bürgerlichen Lebens ausgeschlossen sind, die<br />
keinen Zugang zu Bildung, zur Arbeitswelt, zu regelmäßigem Einkommen<br />
und zu <strong>sozialen</strong> Netzwerken haben.<br />
Die Verteilung <strong>der</strong> Nicht-Wähler auf die Wahlbezirke deutet auf eine<br />
sozialräumliche Ungleichheit hin. Denn die Wohnanteile <strong>der</strong> Nicht-<br />
Wähler sind gerade in den benachteiligten Quartieren am höchsten, hier<br />
bilden sie sogar die stärksten Fraktionen unter den Wahlberechtigten.<br />
Deutlich zeigen die Wahlergebnisse den Zusammenhang: Je höher <strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> Arbeitslosen, Alleinerziehenden und alten Menschen ist, desto<br />
höher ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nicht-Wähler und umso höher ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen,<br />
die sich ausgegrenzt fühlen. Ein Teil <strong>der</strong> Menschen in diesen<br />
Quartieren hat den Bezug zu Partizipation und gesellschaftlicher Teilhabe<br />
verloren und lebt in "partizipationsfreien Zonen" 4 .<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Städte und Quartiere kann die Verbesserung <strong>der</strong><br />
Lebensbedingungen einen erheblichen Beitrag zur Integration leisten.<br />
Hier setzt das Programm "Soziale Stadt" an und hier sind insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch die Wohnungsunternehmen als wichtige Partner <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />
neben vielen an<strong>der</strong>en Akteuren gefor<strong>der</strong>t.<br />
4<br />
Zu diesen Ergebnissen kommen Forschungsarbeiten des Max-Planck-Instituts für<br />
Gesellschaftsforschung in Köln und eine Studie <strong>der</strong> Universität Hannover aus dem<br />
Jahr 2001.<br />
15
16<br />
2.1 Demographische und soziale Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft<br />
Die Entstehung benachteiligter Quartiere ist in wesentlichen Teilen auf<br />
übergeordnete wirtschaftliche, gesellschaftliche und demographische<br />
Entwicklungen zurückzuführen:<br />
– So entwickelt sich die wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> privaten Haushalte<br />
in Deutschland sehr unterschiedlich und führt zu einem zunehmenden<br />
Auseinan<strong>der</strong>driften <strong>der</strong> Gesellschaft. Die Gruppe <strong>der</strong> einkommensschwachen<br />
Haushalte, hierunter Langzeitarbeitslose, Niedrigeinkommensbezieher,<br />
<strong>der</strong>en Anteil in Deutschland bei <strong>der</strong>zeit 20 % <strong>der</strong> Haushalte<br />
liegt, o<strong>der</strong> Senioren mit geringen Altersrenten, nimmt weiter zu.<br />
– Vieles deutet darauf hin, dass die wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> Privathaushalte<br />
auch zukünftig durch weiter fortschreitende Polarisierungs -<br />
tendenzen gekennzeichnet sein wird. Die Einkommensverteilung in<br />
Deutschland zeigt, dass die unteren Einkommensgruppen (unterhalb<br />
70 % des Einkommensmedians) und die hohen Einkommen (über<br />
150 % des Medians) zulasten <strong>der</strong> mittleren Einkommensgruppen<br />
zunehmen. Dies wird sich auf den lokalen Wohnungsmärkten in einer<br />
verstärkten Polarisierung <strong>der</strong> Nachfrage nie<strong>der</strong>schlagen.<br />
– Mit dem demographischen Wandel sind weitreichende strukturelle<br />
Verschiebungen in <strong>der</strong> Bevölkerungsstruktur verbunden: Die Alterung<br />
unserer Gesellschaft geht einher mit einer deutlichen Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Proportionen zwischen jungen, mittleren und älteren Menschen,<br />
die regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann.<br />
– Die gesellschaftliche Mitte, für die zahlreiche Quartiere und Wohnungsbestände<br />
einst gebaut worden sind, gibt es heute so nicht mehr.<br />
Vielmehr ist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Haushaltsstrukturen – weg von <strong>der</strong><br />
klassischen Normalfamilie hin zu einer Vielzahl von Lebensformen –<br />
als Ausdruck voranschreiten<strong>der</strong> Pluralisierung und flexibler Lebensentwürfe<br />
zu beobachten.<br />
– Damit verbunden ist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> qualitativen Wohnungsnachfrage<br />
und <strong>der</strong> Ansprüche an die Stadt und die Quartiere. Vielfach<br />
entsprechen die Wohnungsbestände <strong>der</strong> großen Wohnsiedlungen<br />
nicht mehr den sehr ausdifferenzierten Bedürfnissen und Ansprüchen<br />
jüngerer Haushalte an das Wohnen.<br />
– Der Wandel von einer weitgehend homogenen Gesellschaft zu einer<br />
kulturell und sozial vielschichtigen Gesellschaft wird durch Zuwan<strong>der</strong>ung<br />
unterschiedlicher Nationalitäten verstärkt.
Die wirtschaftlichen und politischen Restrukturierungs- und Deregulierungsprozesse<br />
auf nationaler und globaler Ebene för<strong>der</strong>n seit einigen<br />
Jahren verstärkte Spaltungstendenzen <strong>der</strong> Gesellschaft in Bezug auf<br />
Arbeitsmarktzugang und Beschäftigung, Einkommen, Bildung, Konsummuster<br />
und Lebensstile. Diese Entwicklungen wirken sich letztlich auf die<br />
Zusammensetzung <strong>der</strong> Wohnbevölkerung in den Quartieren aus. Einkommensschwächere<br />
Wohnungsnachfrager bekommen zunehmend<br />
Zugangsprobleme zum Wohnungsmarkt und konzentrieren sich in<br />
benachteiligten Quartieren.<br />
Haushalte in stabilen Einkommensverhältnissen nutzen ihren Handlungsspielraum<br />
bei <strong>der</strong> Wohnortwahl und ziehen in "bessere" Stadtviertel um.<br />
Die Folge sind Entmischungsprozesse zwischen den Quartieren – einige<br />
werden aufgewertet, an<strong>der</strong>e werden abgewertet und es kommt so zu<br />
einer stärkeren Polarisierung zwischen "In-Stadtteilen" und benachteiligten<br />
Vierteln. Für die in benachteiligten Quartieren Zurückgebliebenen<br />
besteht die Gefahr, durch die Stigmatisierung ihrer Wohngebiete zusätzlich<br />
benachteiligt zu werden.<br />
Zu dieser Entwicklung tragen <strong>der</strong> ökonomische Strukturwandel und die<br />
damit verbundenen Arbeitsplatzverluste insbeson<strong>der</strong>e im industriellen<br />
Sektor bei. In <strong>der</strong> Folge kommt es vielerorts zu einem kollektiven <strong>sozialen</strong><br />
Abstieg. Begleitet wird dies durch eine Deregulierung des Wohnungsmarktes<br />
und eine Verringerung des belegungs- und mietpreisgebundenen<br />
Wohnungsbestandes. Hinzu kommen die Internationalisierung <strong>der</strong><br />
Wohnungs- und Immobilienmärkte, <strong>der</strong> damit verbundene internationale<br />
Handel mit Wohnimmobilien und die Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände,<br />
aber auch städtischer Infrastruktur und Dienstleistungen.<br />
Im Ergebnis nehmen die Einflussmöglichkeiten <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />
auf die Entwicklung <strong>der</strong> Städte und Quartiere ab. Die Städte sind zunehmend<br />
auf privatwirtschaftliches Engagement angewiesen.<br />
Die sozialräumlichen Unterschiede treten in Großstädten beson<strong>der</strong>s<br />
deutlich zutage, sind jedoch ebenso in Mittel- und auch kleineren Städten<br />
festzustellen. Seit einigen Jahren ist eine Beschleunigung dieser<br />
sozial räumlichen Segregationsprozesse zu beobachten. Eine Trendwende<br />
ist <strong>der</strong>zeit nicht absehbar.<br />
17
18<br />
2.2 Probleme und Potenziale in den Quartieren<br />
Die so entstandenen benachteiligten Quartiere weisen in vielerlei Hinsicht<br />
Defizite auf. Der wirtschaftliche Strukturwandel und die soziale Ent -<br />
mischung führen zu einem hohen Anteil an Personen, die von staatlichen<br />
Transferzahlungen abhängig sind. Unter dieser Situation leidet dann die<br />
lokale Ökonomie, die stagniert o<strong>der</strong> zurück geht. Mit <strong>der</strong> sinkenden<br />
Kaufkraft <strong>der</strong> Bewohner zieht sich auch das örtliche Gewerbe zurück.<br />
Innerhalb benachteiligter Quartiere entstehen oftmals soziale und kulturelle<br />
Konflikte aufgrund unterschiedlicher Lebensweisen o<strong>der</strong> auch aufgrund<br />
sprachlicher Barrieren zwischen Zuwan<strong>der</strong>ern o<strong>der</strong> Aussiedlern<br />
und Einheimischen.<br />
Benachteiligte Quartiere weisen vielfach bauliche Mängel auf. Zahlreiche<br />
innerstädtische Altbauquartiere, die als "Rückzugsort" für benachteiligte<br />
Bewohner dienen, sind in einem baulich schlechten Zustand, vielfach<br />
aber auch Großwohnsiedlungen <strong>der</strong> 1960er bis 1980er Jahre. Oftmals<br />
bestehen auch Mängel im Wohnumfeld sowie Nutzungsdefizite. Es fehlen<br />
Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Schulen und medizinische Versorgung, gleichzeitig<br />
gibt es nur eine schmale Grundausstattung an Einzelhandel und<br />
Dienstleistungen und ein geringes Angebot an Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen.<br />
Infrastrukturelle Mängel haben vor allem Auswirkungen<br />
auf das tägliche Leben <strong>der</strong> Bewohner. Insbeson<strong>der</strong>e Großwohn -<br />
siedlungen sind meist nicht auf den Lebensrhythmus Erwerbsloser<br />
ausgerichtet. Hinzu kommt eine schlechte Aufenthaltsqualität im öffentlichen<br />
Raum. Für viele Menschen sind die Siedlungen zum Lebensmittelpunkt<br />
geworden, worauf diese jedoch planerisch nicht ausgerichtet sind.<br />
Zusammenfassend können die Problemfel<strong>der</strong> in benachteiligten Quartieren<br />
durch folgende Punkte gekennzeichnet werden 5 :<br />
– Probleme in den Bereichen Wohnen, Wohnumfeld und<br />
Ökologie:<br />
Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsstau, hohe Bebauungsdichte,<br />
Wohnumfeldmängel, Mangel an Grün- und Freiflächen;<br />
– Defizite in den Bereichen Bildung, Qualifizierung und<br />
Gesundheit:<br />
Ein Resultat sozio-ökonomischer Probleme von beson<strong>der</strong>er gesamtgesellschaftlicher<br />
Tragweite ist die Kin<strong>der</strong>armut, die mit reduzierten<br />
Bildungschancen und Gefahren für die gesundheitliche Entwicklung<br />
von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen einhergeht;<br />
5<br />
In Anlehnung an BMVBS (2008a).
– Probleme im Bereich infrastruktureller Ausstattung:<br />
unzureichende soziale und technische Infrastruktur, ungenügende<br />
Freizeitmöglichkeiten (speziell für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche);<br />
– Nachbarschaftliche Probleme:<br />
Konzentration benachteiligter Haushalte (darunter hoher Anteil von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund), Fortzug einkommensstärkerer<br />
Haushalte, Fehlen von Zusammengehörigkeitsgefühl, Spannungen<br />
im Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, soziale Konflikte,<br />
geringe Einwohnerinitiative, Perspektivlosigkeit auch unter<br />
Jugendlichen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Vandalismus und<br />
Kriminalität;<br />
– Probleme im Bereich lokaler Ökonomie:<br />
quantitative und qualitative Verschlechterung im Gewerbebereich<br />
(Einzelhandel, Dienstleistungen), unzureichende Ausbildungs- und<br />
Arbeitsplätze vor Ort, verbunden mit (Langzeit-)Arbeitslosigkeit,<br />
Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen.<br />
Die Kumulation dieser Probleme führt mit <strong>der</strong> Zeit zu einem ungünstigen<br />
Image <strong>der</strong> belasteten Quartiere. Soziale Ungleichheit wird damit nicht<br />
nur verfestigt, son<strong>der</strong>n sogar noch verschärft. Dabei kommt den Quartieren<br />
für die Stabilisierung einer demokratischen Gesellschaft eine große<br />
Bedeutung zu. Wie die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
zeigen, stecken die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />
Lebensbedingungen insbeson<strong>der</strong>e in den endogenen Potenzialen dieser<br />
Wohngebiete. Die Bewohner selbst sind dabei wichtige Akteure, die mit<br />
ihrem Wissen über die Situation vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten<br />
können.<br />
19
20<br />
2.3 Das Programm "Soziale Stadt"<br />
Die Ministerkonferenz <strong>der</strong> ARGEBAU hat 1996 in Potsdam die Bund-<br />
Län<strong>der</strong>-Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" beschlossen, um <strong>der</strong> drohenden<br />
<strong>sozialen</strong> Polarisierung in den Städten Einhalt zu gebieten. Das<br />
Programm bietet den Rahmen für eine zwischen Bund, Län<strong>der</strong>n und<br />
Kommunen abgestimmte Strategie <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Die Bundesregierung<br />
hat die Gemeinschaftsinitiative zum Anlass genommen, die<br />
Städtebauför<strong>der</strong>ung seit 1999 um das eigenständige neue Bund-Län<strong>der</strong>-<br />
Programm "Stadtteile mit beson<strong>der</strong>em Entwicklungsbedarf – die Soziale<br />
Stadt" zu ergänzen.<br />
Die Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" gilt Stadt- und Ortsteilen, die<br />
infolge sozialräumlicher Segregation davon bedroht sind, ins soziale<br />
Abseits abzurutschen. Es handelt sich dabei meist und insbeson<strong>der</strong>e um<br />
hochverdichtete, einwohnerstarke Stadtteile in städtischen Räumen, die<br />
erhebliche Defizite aufweisen. Hinzu kommen jedoch auch Gebiete in<br />
Gemeinden, die z. B. aufgrund ihrer peripheren Lage und – zum Teil<br />
hierdurch bedingt – durch ihre Einwohnerstruktur ganz ähnliche Probleme<br />
zeigen. Das können Gebiete in stark benachteiligten Regionen<br />
o<strong>der</strong> ehemalige Wohnsiedlungen <strong>der</strong> abgezogenen Streitkräfte sein 6 .<br />
Das Programm soll die Kommunen wirksam dabei unterstützen, <strong>Quartiersentwicklung</strong>sprozesse<br />
in Gang zu setzen, mit <strong>der</strong>en Hilfe die <strong>sozialen</strong><br />
Problemgebiete zu integrierten Stadtteilen mit positiver Zukunftsperspektive<br />
entwickelt werden und zugleich <strong>der</strong> Entstehung neuer ungünstiger<br />
Prozesse entgegenwirken. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist<br />
eine Verstärkung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungen für diese Quartiere durch Bund und<br />
Län<strong>der</strong> in Betracht zu ziehen.<br />
Die angestrebten <strong>Quartiersentwicklung</strong>sprozesse zielen auf:<br />
– die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen in den Quartieren,<br />
– die Schaffung stabiler Sozialstrukturen und<br />
– die Verbesserung <strong>der</strong> Lebenschancen für die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner.<br />
6 Vgl. ARGEBAU (2005): Leitfaden zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Gemeinschaftsinitiative<br />
Soziale Stadt S. 2f.
Wohnen, Wohnumfeld<br />
und Ökologie<br />
Bildung, Qualifizierung<br />
und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
Kulturelle und soziale<br />
Infrastruktur<br />
Diese übergeordneten Ziele sind im Programm "Soziale Stadt" durch die<br />
nachfolgend erläuterten Unterziele untersetzt. Zur besseren Vergleichbarkeit<br />
mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Projektanalyse werden die Unterziele <strong>der</strong><br />
einzelnen Handlungsfel<strong>der</strong> gemäß <strong>der</strong> in Kapitel 3 verwendeten Glie<strong>der</strong>ung<br />
zusammengefasst 7 :<br />
Ziel ist die Herstellung bzw. Sicherstellung einer hinreichenden Qualität<br />
des Wohnens einschließlich <strong>der</strong> Wohnumfeld- und ökologischen Qualität.<br />
Damit wird eine grundsätzliche Voraussetzung für die Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensbedingungen, für Bewohnerstabilität und ausgewogene<br />
Bewohnerstrukturen geschaffen. Hierbei geht es zunächst um bauliche<br />
und wohnungswirtschaftliche Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität<br />
und zur Ergänzung des Wohnungsangebotes um fehlende Wohnungstypen.<br />
Dies wird begleitet durch gebietsspezifische Aufwertungen<br />
des Wohnumfeldes zur Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität und <strong>der</strong> Wohnzufriedenheit.<br />
Ein gut gestaltetes Wohnumfeld ist die Voraussetzung für die<br />
Akzeptanz des Quartiers durch breite Bewohnerschichten. Zu den Verbesserungen<br />
des Wohnumfelds gehören schließlich ebenso die Reduzierung<br />
von Verkehrsgefahren o<strong>der</strong> die Beachtung <strong>der</strong> ökologischen<br />
Belange hinsichtlich Bepflanzungen.<br />
Die Bereiche Bildung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung sind wichtige Handlungsfel<strong>der</strong>,<br />
um insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Möglichkeiten<br />
für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu geben. Die Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Schulen als aktive Gestalterin des Lebens im Quartier soll gestärkt<br />
werden.<br />
Eine immer größere Rolle spielt in den Quartiersprojekten die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
durch Beratung. Viele Menschen in den Quartieren haben<br />
erhebliche gesundheitliche Probleme. Dies senkt die Lebensqualität und<br />
reduziert die Möglichkeit <strong>der</strong> Integration in den Arbeitsmarkt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
für Jugendliche sind Beratungsmöglichkeiten im Hinblick auf Suchtverhalten<br />
und Drogenmissbrauch hilfreich.<br />
Die Ergänzung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur hat für den <strong>sozialen</strong> Ausgleich<br />
in problembelasteten Gebieten beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Der Bedarf an<br />
Gemeinschaftseinrichtungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen<br />
ist dort beson<strong>der</strong>s hoch, weil die Bewohner <strong>der</strong> Quartiere in Bezug auf<br />
Ausbildung, soziale Vernetzung, Arbeitsplätze, mit Beschäftigung aus -<br />
gefüllte Zeit, Gesundheitsvorsorge, Kaufkraft und Mobilität gegenüber<br />
an<strong>der</strong>en im Nachteil sind. Daher soll die notwendige Infrastruktur ausgebaut<br />
und geeignete Räume mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen personellen Betreuung<br />
bereitgestellt werden: für das kulturelle und gesellschaftliche Leben<br />
verschiedener ethnischer Gruppen im Quartier, zur Kommunikation<br />
unterschiedlicher Gruppen, zur Verbesserung <strong>der</strong> Beratungs- und Dienstleistungsangebote,<br />
zur Bereicherung <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Freizeitgestaltung<br />
und zur Schaffung von Gelegenheiten, soziale Beziehungen aufzubauen<br />
und aus <strong>der</strong> Isolation herauszukommen.<br />
7 Die Ziele und Handlungsfel<strong>der</strong> sind im Leitfaden zur Ausgestaltung <strong>der</strong><br />
Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" 2005 folgen<strong>der</strong>maßen benannt:<br />
– Bürgermitwirkung, Stadtteilleben, soziale Integration<br />
– Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />
– Quartierszentren, Stadtteilbüros<br />
– Soziale, kulturelle, bildungs- und freizeitbezogene Infrastruktur, Schule im Stadtteil,<br />
Gesundheit<br />
– Wohnen<br />
– Öffentlicher Raum, Wohnumfeld und Ökologie<br />
21
22<br />
Sicherheit und<br />
Nachbarschaft<br />
Lokale Wirtschaft, Arbeit<br />
und Beschäftigung<br />
Die För<strong>der</strong>ung einer guten Nachbarschaft und die (Wie<strong>der</strong>-)Herstellung<br />
eines eigenständigen Stadtteillebens ist ein Schlüsselziel einer erfolgreichen<br />
Stadtteilentwicklung und Grundvoraussetzung für ein funktionierendes<br />
und sich nachhaltig selbst tragendes Gemeinwesen. Damit <strong>der</strong><br />
soziale Verbund wie<strong>der</strong> hergestellt wird, sollten alle vorhandenen örtlichen<br />
Potenziale gestärkt und die Bewohner motiviert werden, in Initiativen<br />
und Vereinen mitzuwirken und sich dauerhaft selbst zu organisieren.<br />
Die Quartierszentren för<strong>der</strong>n nicht nur Kommunikation im Quartier, son<strong>der</strong>n<br />
stellen teilweise auch die Nahversorgung sicher. Deshalb können<br />
die Qualitäten von Nachbarschaft und <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft oft am Verfall<br />
<strong>der</strong> Quartierszentren erkannt werden.<br />
Da die Arbeitslosigkeit zu den zentralen Ursachen von Armut und Ausgrenzung<br />
gehört, kommt <strong>der</strong> Bereitstellung und Vermittlung von Arbeitsplätzen<br />
und – übergangsweise auch – das Angebot von Beschäftigung<br />
im zweiten Arbeitsmarkt eine grundsätzliche Bedeutung zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensverhältnisse in sozial benachteiligten Gebieten zu.<br />
Ebenso wichtig ist es, die Arbeitsuchenden besser zu qualifizieren, um<br />
die Voraussetzungen für ihre Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung in den Arbeitsprozess<br />
zu schaffen. Den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
kann sicherlich das Programm nicht entgegen wirken, dennoch können<br />
zumindest Impulse für eine Belebung <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft gegeben<br />
werden.<br />
Allerdings wird es nicht immer sinnvoll und möglich sein, die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Arbeitsplätze unmittelbar im Quartier zu entwickeln, wie überhaupt<br />
eine kleinräumige Steuerung <strong>der</strong> Arbeitsplatzentwicklung häufig eher<br />
unrealistisch sein wird. Vor diesem Hintergrund kommt <strong>der</strong> räumlichen<br />
und fachlichen Integration <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> in Hinblick auf diese<br />
Zielsetzung eine hohe Bedeutung zu. So können z. B. Bewohner in Quartieren<br />
mit hoher Arbeitslosigkeit gezielt auf Jobs verwiesen und geschult<br />
werden, die an<strong>der</strong>norts in Stadt o<strong>der</strong> Umgebung in vertretbarer Entfernung<br />
und hinreichen<strong>der</strong> Erreichbarkeit an bestimmten Standorten angeboten<br />
werden. Handelt es sich um neue Wohnorts-/Arbeitsortsrelationen<br />
mit größerem Arbeitsplatzangebot, kann es ein Ziel <strong>der</strong> Beschäftigungsför<strong>der</strong>ung<br />
im Quartier sein, die ÖPNV-Anbindung speziell zu verbessern.
2.4 Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong><br />
Stadtentwicklung<br />
Das privatwirtschaftliche Engagement spielt aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen<br />
Deregulierungs- und Privatisierungsprozesse eine immer größere Rolle bei<br />
<strong>der</strong> Stadt- und <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Die Städte sind mehr denn je auf<br />
verlässliche Partner angewiesen, die sich den Bürgern und dem Eigentum<br />
verpflichtet fühlen. Wohnungsunternehmen sind dabei wichtige Partner<br />
<strong>der</strong> Städte bei <strong>der</strong> Entwicklung von Quartieren:<br />
"Zum einen, weil sie durch ihre lokale Präsenz und ihren täglichen Kontakt<br />
mit Mietern vor Ort über fundierte Kenntnisse und vielfältige Kontakte<br />
im Stadtteil verfügen. Zum an<strong>der</strong>en, weil sie mit ihren baulichen<br />
Maßnahmen wichtige Impulse setzen können: Werden Quartiersprozesse<br />
mit sichtbaren Investitionen verknüpft, entstehen deutliche Zeichen, die<br />
zum Mitgestalten und weiterem Engagement motivieren. Im günstigen<br />
Fall lösen öffentliche Investitionen dann auch private Investitionen aus.<br />
So können Wohnungsunternehmen gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Akteuren<br />
Lebensräume gestalten und an <strong>der</strong> (Re)Vitalisierung von Stadtteilen mitwirken<br />
8 ."<br />
Wohnungsunternehmen entwickeln und gestalten Lebensräume. Zu<br />
den Handlungsfel<strong>der</strong>n zählen neben dem Bau und <strong>der</strong> Vermietung von<br />
Wohnraum, auch die Entwicklung <strong>der</strong> Bestände. Die Art und Weise<br />
<strong>der</strong> Bestandsentwicklung hängt dabei maßgeblich von dem jeweiligen<br />
Geschäftsmodell des Unternehmens ab. Insbeson<strong>der</strong>e Wohnungsunternehmen<br />
mit einer langfristigen Perspektive und einem auf Bestands -<br />
entwicklung ausgerichteten Geschäftsmodell haben ein großes Interesse<br />
an einer nachhaltigen Entwicklung <strong>der</strong> Quartiere. Dies unterscheidet<br />
Bestandshalter, die langfristig vor Ort sein werden, von Eigentümern,<br />
bei denen kurzfristige wirtschaftliche Interessen überwiegen.<br />
Nachhaltiges Engagement ist die Basis für eine Vielzahl von Maßnahmen<br />
im Rahmen <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Viele Wohnungsunternehmen<br />
übernehmen daher Aufgaben im Rahmen des Quartiersmana -<br />
gements, stellen Räumlichkeiten bereit und beteiligen sich an technischen<br />
und <strong>sozialen</strong> Infrastrukturleistungen. Durch ihre wirtschaftliche<br />
Bedeutung sind sie wichtige Arbeitgeber und för<strong>der</strong>n somit die lokale<br />
Wirtschaft.<br />
8 Michael Sachs, Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> SAGA und Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
GWG Hamburg: Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Stadtentwicklung<br />
(VNW).<br />
23
24<br />
Nicht zuletzt ist ihre Rolle als Versorger von privaten Haushalten, die auf<br />
preiswerten Wohnraum angewiesen sind, von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />
Hier treten sie vielfach als Kooperationspartner <strong>der</strong> Kommunen in<br />
Erscheinung und tragen zu <strong>der</strong> Erfüllung des Versorgungsauftrages <strong>der</strong><br />
öffentlichen Hand bei.<br />
Dies alles kann nur gelingen, wenn die relevanten Akteure vor Ort miteinan<strong>der</strong><br />
kooperieren. Dabei gilt es, die Vielzahl an Akteuren <strong>der</strong> Politik,<br />
<strong>der</strong> Verwaltung, <strong>der</strong> örtlichen Organisationen und Vereine zur Zusammenarbeit<br />
zu bewegen. Die Wohnungsunternehmen spielen hierbei<br />
häufig eine vermittelnde, z. T. auch steuernde Rolle, da sie sowohl über<br />
unmittelbaren Kontakt zur Bewohnerschaft als auch zu <strong>der</strong> politischen<br />
Ebene, <strong>der</strong> Verwaltung und zu den Akteuren im Quartier verfügen.
3 Handlungsfel<strong>der</strong> von Projekten <strong>der</strong><br />
Sozialen <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Projekte erfolgte anhand von fünf zentralen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />
sozialer <strong>Quartiersentwicklung</strong>, die im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung<br />
identifiziert worden sind. Hierzu zählen:<br />
– Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />
– Bildung, Qualifizierung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
– Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />
– Sicherheit und Nachbarschaft<br />
– Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung.<br />
Die Zuordnung <strong>der</strong> Projekte zu den Handlungsfel<strong>der</strong>n ist ein Ergebnis <strong>der</strong><br />
Projektanalyse, in <strong>der</strong>en Rahmen die zentralen prozessualen Elemente<br />
sozialer Projekte untersucht worden sind. Zu diesen Elementen zählen<br />
die in den Projekten durchgeführten, problembezogenen Maßnahmen<br />
sowie die beteiligten Akteure, die diese Maßnahmen initiieren und<br />
durchführen. Auf dieser Basis wurden die verwendeten Instrumente<br />
sowie die daraus resultierenden Effekte herausgearbeitet. Dabei ist<br />
untersucht worden, welche Ausgangssituationen jeweils vorlagen, wie<br />
mit welchen Maßnahmen reagiert wurde und welche Akteure beteiligt<br />
waren. Der Erfolg von Projekten <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
bemisst sich an den erreichten Zielen bzw. Effekten und <strong>der</strong> Tragfähigkeit<br />
<strong>der</strong> Projekte:<br />
– Allem voran steht die Problemerkennung mit einer <strong>Analyse</strong> und<br />
Bewertung <strong>der</strong> Situation im Quartier. Daraufhin lassen sich verschiedene<br />
Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu verbessern. Nicht<br />
alle im weiteren Verlauf dargestellten Maßnahmen sind auf jede<br />
Situation anwendbar und nicht alle Maßnahmen garantieren Erfolg.<br />
Vielmehr greifen die Handlungsfel<strong>der</strong> ineinan<strong>der</strong>, sodass bestimmte,<br />
geeignete Maßnahmen ausgewählt werden müssen.<br />
– Die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren spielt neben<br />
den zu ergreifenden Maßnahmen eine zentrale Rolle. Zu den relevanten<br />
Akteuren zählen z. B. die Stadtverwaltung und die Wohnungs -<br />
eigentümer, die häufig als Initiatoren und Investoren auftreten sowie<br />
gemeinnützige Vereine, Träger sozialer Dienstleistungen und die<br />
Bewohner vor Ort.<br />
– Für den Erfolg eines Projektes sind neben einer wirtschaftlichen Beurteilung<br />
die Effekte wesentlich, die im Quartier erreicht werden. Einzelne<br />
Projekte und Maßnahmen können dabei auf unterschiedlichen<br />
Ebenen vielfältige Effekte erzielen. Daher wurde untersucht, welche<br />
Auswirkungen die jeweiligen Maßnahmen haben.<br />
25
26<br />
3.1 Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />
Maßnahmen<br />
Benachteiligte Quartiere weisen in <strong>der</strong> Regel baulich-funktionale Defizite<br />
auf. Dies trifft auf Großwohnsiedlungen ebenso zu wie auf innenstadtnahe<br />
Altbauquartiere. Die Ergebnisse <strong>der</strong> bundesweiten Befragung von<br />
Gebieten <strong>der</strong> Sozialen Stadt zeigen die wichtigsten Probleme in den<br />
Stadtteilen. Dazu zählen 9 :<br />
– Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsbedarf bei Wohnungen und<br />
Wohngebäuden,<br />
– Defizite im Wohnumfeld,<br />
– Schlechtes Gebietsimage.<br />
Die baulichen Defizite im Wohnungsbestand gehen häufig einher mit<br />
Nutzungsdefiziten im Wohnumfeld im Hinblick auf Aufenthaltsqualitäten,<br />
die Ausstattung mit Infrastruktureinrichtungen, Spielplätzen etc.<br />
Eng damit verbunden sind in <strong>der</strong> Regel soziale Probleme und Verwahr -<br />
losungs tendenzen im Wohnumfeld.<br />
Bei den Defiziten und Maßnahmen hinsichtlich des Wohnumfeldes gibt<br />
es Überschneidungen mit dem Handlungsfeld 'Sicherheit in <strong>der</strong> Nachbarschaft',<br />
da Verwahrlosungen und ungenutzte Räume sowie Gestaltungsdefizite<br />
im Hinblick auf Beleuchtung und Wegeführungen vielfach auch<br />
Sicherheitsaspekte berühren.<br />
Strategien zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen setzen somit meist<br />
an <strong>der</strong> baulichen Komponente an. Die Erneuerung <strong>der</strong> Wohnungsbestände<br />
und des Wohnumfeldes ist damit <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Strategien. Die<br />
Umsetzung erfolgt in erfolgreichen Projekten oft über verschiedene<br />
Beteiligungsformen und integrative Maßnahmen.<br />
Analog zu den benannten Problemfel<strong>der</strong>n zählen die Handlungsfel<strong>der</strong><br />
– "Wohnumfeld und öffentlicher Raum" und<br />
– "Wohnungsversorgung und Wohnungswirtschaft"<br />
zu den Wichtigsten im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" 10 .<br />
In den untersuchten Beispielen stellt die Mo<strong>der</strong>nisierung von Wohnungsbeständen<br />
ebenfalls häufig ein wichtiges Handlungsfeld dar. Dabei geht<br />
es im Wesentlichen darum,<br />
– die Wohnungsbestände zielgruppengerecht anzupassen,<br />
9,10<br />
Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: Dritte bundesweite Befragung<br />
Programmgebiete "Soziale Stadt", 2005/2006.
– die Wohnbedingungen für die Bewohner zu verbessern,<br />
– die Infrastruktur an die Wohn- und Lebensbedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner<br />
anzupassen und<br />
– die Attraktivität <strong>der</strong> Siedlungen nach Außen zu erhöhen.<br />
Die zielgruppengerechte Anpassung <strong>der</strong> Wohnungsbestände ist eine<br />
wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen.<br />
In den untersuchten Projekten wurden z. B. Wohnungsmo<strong>der</strong>nisierungen<br />
durchgeführt, bei denen die Wohnanfor<strong>der</strong>ungen älterer Bewohner<br />
beson<strong>der</strong>s berücksichtigt werden. Dazu zählen Maßnahmen zur<br />
Verringerung von Barrieren in den Wohnungen, im Gebäude und im<br />
Wohnumfeld. Ebenso können Maßnahmen im Bereich <strong>der</strong> Gebäudeausstattung,<br />
wie <strong>der</strong> Einbau von Haussprechanlagen o<strong>der</strong> Internetzugänge,<br />
wesentlich zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität beitragen.<br />
Ein wesentlicher Aspekt bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Wohnungsbestände ist<br />
die Sozialverträglichkeit <strong>der</strong> durchgeführten Maßnahmen. In den untersuchten<br />
Projekten spielt die sozialverträgliche Anpassung <strong>der</strong> Mieten eine<br />
wichtige Rolle für die Akzeptanz und für die Lebensbedingungen <strong>der</strong><br />
ansässigen Bevölkerung. Durch behutsame Mietpreisanpassung wird Verdrängung<br />
verhin<strong>der</strong>t.<br />
Einen noch höheren Stellenwert als die Bestandsanpassungen haben –<br />
zumindest im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" – Wohnumfeldmaßnahmen.<br />
Die Verbesserung des Wohnumfeldes als ein wichtiger<br />
Lebensraum für die Bewohner trägt in den untersuchten Beispielen<br />
wesentlich zu einer erhöhten Identifikation mit dem Quartier bei. Gleichzeitig<br />
ist das Wohnumfeld eine Visitenkarte für ein Quartier und hat<br />
somit Einfluss auf die Außenwirkung.<br />
In den Projekten wird deutlich, dass die Wohnumfeldmaßnahmen im<br />
Rahmen von Beteiligungsverfahren auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner<br />
abgestimmt werden konnten. Zu den Maßnahmen zählen u.a. die Aufwertung<br />
von Sport- und Spielplätzen, die Umstrukturierungen von Parkplätzen<br />
o<strong>der</strong> das Anlegen von öffentlichen Flächen zu gern genutzten<br />
Grünanlagen. Die Min<strong>der</strong>ung von Verkehrsgefahren wird dabei ebenso<br />
berücksichtigt werden wie die ökologischen Belange.<br />
Verbesserung des<br />
Wohnumfelds, Ökologie<br />
Architektur und<br />
Gebäudeausstattung<br />
Städtebauliche<br />
Maßnahmen<br />
Maßnahmen und<br />
Instrumente im Handlungsfeld<br />
Wohnen, Wohnumfeld<br />
und Ökologie<br />
Bewohnerbeteiligung<br />
Sozialverträgliche<br />
Belegungs- und Mietpreispolitik<br />
27
28<br />
Projektbeteiligte<br />
Positive Effekte<br />
Die Erneuerung von Wohnungsbeständen und des Wohnumfeldes<br />
obliegt in den Projekten im Wesentlichen den Wohnungsunternehmen.<br />
Ein erfolgreicher Projektverlauf stellte sich bei den untersuchten<br />
Projekten oft dann ein, wenn zu Beginn eine Bestandsanalyse und ein<br />
Abgleich mit den Wohnbedürfnissen <strong>der</strong> Bewohner vorgenommen<br />
wurde. Die Bewohnereinbindung und -aktivierung in einer frühen Planungsphase<br />
und die Einbeziehung in die Konzeptentwicklung sorgen<br />
zusammen mit einem schrittweisen Vorgehen für eine hohe Akzeptanz<br />
bei den betroffenen Menschen. Wichtig ist ebenso, den Bewohnern bei<br />
umfangreicheren Maßnahmen eine ständige Anlauf- und Informationsstelle<br />
anzubieten. Des Weiteren hat sich bei baulichen Maßnahmen<br />
bewährt, mithilfe von Starterprojekten anfänglich wirksame Zeichen<br />
<strong>der</strong> Erneuerung zu setzen und somit die positiven Effekte des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses<br />
sichtbar zu machen.<br />
Bei Infrastrukturprojekten sind über die genannten Akteure hinaus vielfach<br />
weitere Akteure, wie das örtliche Quartiersmanagement o<strong>der</strong><br />
Vereine und Dienstleister tätig, insbeson<strong>der</strong>e wenn begleitende Maßnahmen<br />
im Bereich <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur durchgeführt werden. Eine<br />
wichtige Rolle spielt zudem die jeweilige Kommunalverwaltung als<br />
Träger zahlreicher Infrastrukturmaßnahmen. So war in einem Beispiel die<br />
Kooperation des Wohnungsunternehmens mit einem Sportverein, mit<br />
<strong>sozialen</strong> Vereinen, dem Bezirksamt, dem Quartiersmanagement und<br />
einem Landschaftsplanungsbüro zielführend.<br />
Kommune<br />
Stadt, Bezirke,<br />
Senatsverwaltung<br />
Institutionen<br />
Vereine, Dienstleister,<br />
Sozialwerk, Stiftungen,<br />
Arbeitsamt, Fachhochschule<br />
Die Mo<strong>der</strong>nisierung von Wohnungsbeständen und Gebäuden trägt zu<br />
einer baulichen Aufwertung des gesamten Quartiers und zur Imageverbesserung<br />
bei. Die zielgruppengerechte Gestaltung <strong>der</strong> Lebensumwelt<br />
steigert die Wohnzufriedenheit und erhöht die Identifikation <strong>der</strong> Bewohner<br />
mit dem Quartier. Dies bildet die Basis, um funktionierende Nach -<br />
barschaften und soziale Netzwerke zu entwickeln. Darüber hinaus zeigt<br />
sich immer wie<strong>der</strong>, dass sich durch die bauliche Aufwertung die Wahrnehmung<br />
<strong>der</strong> Quartiere für Außenstehende positiv verän<strong>der</strong>t und somit<br />
einer Stigmatisierung entgegengewirkt wird.<br />
Die Imageverbesserungen haben nicht nur für die Bewohner, son<strong>der</strong>n<br />
auch für die jeweiligen Wohnungsunternehmen wichtige Effekte:<br />
– Verbesserung <strong>der</strong> Neuvermietung,<br />
– Verringerung von Leerständen,<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Akteure im Handlungsfeld<br />
Wohnen, Wohnumfeld<br />
und Ökologie<br />
Bewohner<br />
Studenten, Bürgerbeirat,<br />
Eigentümergemeinschaften,<br />
Nachbarschaftsbörse,<br />
Mieterbeirat<br />
Management<br />
Stadtteilmanagement,<br />
Quartiersmanagement,<br />
Beratungsgesellschaften
– höhere Wohnzufriedenheit durch zielgruppengerechten Wohnraum,<br />
– geringere Fluktuation,<br />
– Verringerung von Vandalismus durch höhere Identifikation.<br />
Da investive Maßnahmen immer auch langfristiger Natur sind, können<br />
die Bewohner und Nutzer des Quartiers auch langfristig davon profitieren.<br />
Um so wichtiger ist dabei aber auch eine sorgsame Planung, die die<br />
Interessen <strong>der</strong> zukünftigen Nutzer berücksichtigt. In den untersuchten<br />
Projekten wurde daher Wert auf eine sozialverträgliche Durchführung<br />
gelegt, wodurch eine Aufwertung <strong>der</strong> Quartiere ermöglicht wurde, ohne<br />
dass dies mit einer Verdrängung bestimmter Mietergruppen verbunden<br />
war. Mithilfe einer auf den <strong>sozialen</strong> Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
zielenden Belegungs- und Mietpreispolitik gelingt es den Wohnungsunternehmen<br />
in den erfolgreichen Projekten, auch weiterhin bezahlbaren<br />
Wohnraum anzubieten und gleichzeitig positiven Einfluss auf die Sozialstruktur<br />
zu nehmen.<br />
Bauliche Maßnahmen dienen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> darüber<br />
hinaus dazu, die Ziele <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> voranzutreiben, die<br />
einen baulichen Rahmen zu ihrer Verwirklichung benötigen. So benötigen<br />
soziale und kulturelle Projekte einen baulichen Rahmen, <strong>der</strong> sowohl<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Funktionalität als auch im Hinblick auf gestalterische Elemente<br />
eine wichtige Bedeutung hat. Auch hier können bauliche Qualitäten<br />
die Identifikation mit dem Quartier bzw. dem jeweiligen Projekt<br />
erhöhen und die Akzeptanz <strong>der</strong> Bewohner steigern.<br />
Sichtbare bauliche Investitionen können darüber hinaus einen Prozess<br />
anstoßen, in dem Engagement und Teilnahme ausgelöst werden. Bestenfalls<br />
werden durch Investitionen <strong>der</strong> öffentlichen Hand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen<br />
vor Ort weitere Investitionen privater Akteure ausgelöst.<br />
Nach den in vielen Jahren gesammelten Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong> hat sich gezeigt, dass allein die bauliche Erneuerung<br />
von Quartieren nicht ausreicht, um die Lebensbedingungen in den<br />
Quartieren zu verbessern. Aspekte <strong>der</strong> Beteiligung und Integration stehen<br />
immer mehr im Vor<strong>der</strong>grund, wie sich anhand <strong>der</strong> nachfolgenden<br />
Handlungsfel<strong>der</strong> zeigen wird.<br />
29
Jugendprojekt: Schöner Wohnen<br />
im Vorfeld, (EU-För<strong>der</strong>programm:<br />
Lokales Kapital für<br />
soziale Zwecke), Bemalen von<br />
Hydranten.<br />
30<br />
Beispiel Wohnen:<br />
Ein Stadtteil (er)findet sich neu.<br />
"Soziale Stadt findet NUWOG"<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />
Bürgerbeteiligung 2002: das<br />
Modell veranschaulicht für die<br />
Bewohner die geplante Umgestaltung<br />
des Stadtteils Vorfeld<br />
(Sommerfest).<br />
Projektbeteiligte:<br />
NUWOG – Wohnungs -<br />
gesellschaft <strong>der</strong> Stadt Neu-Ulm<br />
GmbH, Stadtteilmanagement,<br />
Kirchen, kath. Jugendsozialwerk,<br />
Caritas, Diakonisches<br />
Werk, Arbeiterwohlfahrt,<br />
Schulen, verschiedene<br />
Wohnungsgesellschaften,<br />
Stadtverwaltung<br />
Bei dem Stadtteil Vorfeld in Neu-Ulm handelt es sich um ein Konversionsgebiet<br />
aus den 1950er Jahren mit einem hohen Anteil an Aussiedlern<br />
in <strong>der</strong> Bewohnerschaft. Nachdem die NUWOG das Areal Anfang <strong>der</strong><br />
1990er Jahre erworben hatte, begann die kommunale Wohnungsgesellschaft<br />
mit <strong>der</strong> schrittweisen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wohnungsbestände. Bei<br />
<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung fanden Aspekte <strong>der</strong> demographischen Entwicklung<br />
beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung, sodass rund 40 % <strong>der</strong> Wohnungen barrierefrei<br />
umgebaut worden sind. Gleichzeitig wurden Fahrstühle angebaut<br />
und aus den überwiegend 3-4-Zimmer-Wohnungen durch Grundrissverän<strong>der</strong>ungen<br />
ein ausdifferenzierter Wohnungsmix entwickelt.<br />
In die Planungen <strong>der</strong> baulichen Maßnahmen wurden frühzeitig<br />
die Bewohner einbezogen und eine gemeinsame Umgestaltung<br />
des Bistros "Vorfeld Inn" initiiert. Die bauliche Umgestaltung<br />
wurde flankiert durch zahlreiche soziale Maßnahmen. Im<br />
Zusammenhang mit dem Stadtteilbüro gibt es zahlreiche Angebote,<br />
wie Sprach kurse, Elterntraining, Bildungsprogramme und<br />
Beratung zu beruflichen Fragen. Gesteuert werden diese Maßnahmen<br />
durch das eigens von <strong>der</strong> Wohnungsgesellschaft<br />
gegründetes Stadtteilmanagement.<br />
Die NUWOG hat mit <strong>der</strong> Entwicklung des Quartiers eine<br />
Gemeinschaftsinitiative mit <strong>der</strong> Stadt und zahlreichen <strong>sozialen</strong><br />
Trägern unter Beteiligung <strong>der</strong> Bewohner ins Leben gerufen.<br />
Über einen Zeitraum von inzwischen mehr als 15 Jahren werden<br />
die Projekte vorangetrieben. Im Zuge <strong>der</strong> vielfältigen baulichen<br />
Maßnahmen kam es zu einer deutlichen Imageverbesserung<br />
und zu mehr Selbstbewusstsein in <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />
Demgegenüber haben Kriminalität und Vandalismus abgenommen.<br />
Für die NUWOG hat sich die Wohnzufriedenheit <strong>der</strong><br />
Bewohner verbessert, es gibt kaum Leerstände und keine Probleme<br />
bei Neuvermietung.<br />
Dieses Projekt fußt auf verschiedenen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>. Es<br />
wurde ein individuelles und umfassendes Konzept zugrunde gelegt, das<br />
sowohl bauliche als auch soziale und partizipative Elemente beinhaltet.<br />
In <strong>der</strong> Verstetigung des Projektes zeigt sich ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor.<br />
Daran sind die Stadt Neu-Ulm und die NUWOG maßgeblich beteiligt<br />
sowie auch die Betroffenen selbst, die in das Projekt eingebunden<br />
worden sind. Mit ca. 2000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit im Jahr<br />
konnten mehr als 1000 Bewohner in weit über 100 Projekte<br />
einbezogen werden. Als beson<strong>der</strong>s wertvoll haben sich die För<strong>der</strong>programme<br />
des Europäischen Sozialfonds (ESF) in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />
Komponente erwiesen.
Beispiel Wohnumfeldgestaltung:<br />
Bürgerkompetenz im Spessartviertel<br />
in Dietzenbach<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2002<br />
"Gemeinsam Bauen"<br />
Projektbeteiligte:<br />
Nassauische Heimstätte,<br />
Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />
mbH, Stadt-<br />
und Baulandentwicklung,<br />
Forschungsstelle für Frei-<br />
und Spielraum planung,<br />
Stadt Dietzenbach, Schulen,<br />
Jugend einrichtungen,<br />
Kirchen, Vereine, Kin<strong>der</strong> -<br />
schutz bund, Streetworker,<br />
Nachbarschafts-TV<br />
Das Spessartviertel in Dietzenbach war sanierungsbedürftig, sodass von<br />
<strong>der</strong> Nassauischen Heimstätte – Wohn- und Entwicklungsgesellschaft<br />
investive Maßnahmen ergriffen wurden, um das verwahrloste Umfeld<br />
<strong>der</strong> Wohnanlagen aufzuwerten und nachbarschaftliche Begegnungen<br />
und Aktivitäten im Freien zu ermöglichen. Ziel war es, einer drohenden<br />
Stigmatisierung des Quartiers entgegen zu wirken.<br />
Die Bewohner, die verschiedenen ethnischen Kulturen angehö -<br />
ren, wurden frühzeitig in die Planungen einbezogen. Dazu<br />
wurde ein beson<strong>der</strong>es Beteiligungsverfahren mit Kin<strong>der</strong>n und<br />
Jugendlichen entwickelt, dessen erster Bestandteil eine Planerinsel<br />
im Freien war. Diese Begegnungsstätte entstand in fachlicher<br />
Anleitung zusammen mit den Kin<strong>der</strong>n des Quartiers. Als<br />
Zweites folgte das Kin<strong>der</strong>- und Jugendlichen-Beteiligungsmodell.<br />
Die dabei entstandenen Planungsergebnisse des Freiraumkonzepts<br />
wurden veröffentlicht und im Magistrat <strong>der</strong> Stadt verabschiedet.<br />
Das konsequente Beteiligungsmodell während <strong>der</strong> Planung und<br />
<strong>der</strong> Umsetzung schaffte eine hohe Akzeptanz bei den Bewohnern.<br />
Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieses Projektes war, dass<br />
die Bewohner frühzeitig den Nutzen des Projektes durch sichtbare<br />
Erfolge erkennen konnten. Es wurden nicht nur Wünsche<br />
geweckt, son<strong>der</strong>n auch verbindlich umgesetzt. Dreh- und<br />
Angelpunkt sind die muslimischen Frauen, ohne die in einer<br />
durch Migranten geprägten Bewohnerschaft keine Prozesse in<br />
Gang kommen. Somit wurden Betroffene zu Akteuren gemacht und<br />
Multiplikatoreffekte genutzt. In diesem Projekt konnte ein Bewusstseinswandel<br />
vieler Frauen beobachtet werden, die ihre Chance zur Beteiligung<br />
nutzen wollen. Die Beteiligung dieser Personen an den Projekten<br />
ist wichtig, um längerfristig Bewohner in den Gremien binden zu<br />
können. Gegenüber klassischen Vergabearbeiten wurde sogar noch eine<br />
Kosteneinsparung von 30 % erreicht. Die gesamte Planung wurde<br />
zudem mit <strong>der</strong> Verabschiedung im Magistrat in die übergeordnete städtische<br />
Planung eingebunden.<br />
31
32<br />
3.2 Bildung, Qualifizierung und<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
Maßnahmen<br />
In den benachteiligten Quartieren konzentrieren sich vielfach Bewohner,<br />
die keinen o<strong>der</strong> nur begrenzten Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bildungsangeboten<br />
haben. Hinzu kommt, dass viele Personen mit Migrationshintergrund<br />
Sprachdefizite in <strong>der</strong> deutschen Sprache haben. Oft sind<br />
Kin<strong>der</strong> dadurch benachteiligt und ihre Eltern selbst nicht in <strong>der</strong> Lage,<br />
diese Defizite zu min<strong>der</strong>n. Dadurch entstehen vielschichtige Problemlagen,<br />
da sich sprachliche Defizite über Bildungs- und Einkommensbarrieren<br />
zu gesellschaftlichen Barrieren entwickeln können. Der Zugang zu<br />
jeglicher Bildung – nicht nur <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung – muss jedoch für<br />
diese Kin<strong>der</strong> und Jugendliche sichergestellt werden, da nur über Qualifizierung<br />
<strong>der</strong> Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht werden kann. Immer<br />
wichtiger werden zudem Aspekte <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, wie Aufklärung<br />
über Gefahren durch Drogen und Alkohol o<strong>der</strong> Ernährungsberatung.<br />
Ein zentrales Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> ist die<br />
Integration verschiedener ethnischer Gruppen in die (Quartiers-)Gesellschaft.<br />
Sprachför<strong>der</strong>ungen leisten hierzu einen Beitrag, indem Sprachbarrieren<br />
verringert werden und die Kommunikation in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />
verbessert wird. Oftmals gehen diese Sprachkurse mit Kin<strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />
einher, damit vor allem auch die Mütter eine Chance<br />
auf Bildung haben.<br />
Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft verspricht den größten<br />
Erfolg, wenn es möglich ist, diesen den Zugang in die Arbeitswelt<br />
zu erleichtern. Hierzu leisten berufsvorbereitende o<strong>der</strong> ausbildungsbegleitende<br />
Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag. Auch die<br />
Leistungen in <strong>der</strong> schulbegleitenden Betreuung tragen dazu bei, dass die<br />
Schüler erfolgreicher sind und eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht,<br />
dass sie einen Schulabschluss erreichen.<br />
Oftmals finden sich auch hohe Anteile an Langzeitarbeitslosen und<br />
Sozialhilfeempfängern in den betreffenden Quartieren. Diese Bewohner<br />
bekommen durch gezielte Maßnahmen wie Angebote zur beruflichen<br />
Qualifizierung, Bewerbungstraining o<strong>der</strong> EDV-Kurse die Chance,<br />
sich wie<strong>der</strong> in das Berufsleben zu integrieren.<br />
In verschiedenen Projekten wurde erkannt, dass die Elternbildung ein<br />
zentraler Ansatzpunkt für die Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendlichen ist. Denn Wissen und gesellschaftliche Werte werden zum<br />
großen Teil durch die Eltern vermittelt. Wenn diese dazu nicht in <strong>der</strong><br />
Lage sind, können auch die Kin<strong>der</strong> nicht profitieren.
In den analysierten Projekten gibt es dazu vielfältige Ansätze. Die Einrichtung<br />
einer Elternschule, die Wissensvermittlung zum Thema Kin<strong>der</strong>erziehung<br />
o<strong>der</strong> die Beratung zu Themen wie Medienkonsum, Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
und gewaltfreie Erziehung haben einen guten Beitrag zur<br />
Elternbildung geleistet. Beson<strong>der</strong>s zu erwähnen ist die Idee, Eltern (meist<br />
Mütter) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen so zu qualifizieren, dass<br />
diese als Mentorinnen Elternkurse durchführen können. Wenn dieser<br />
Wissenstransfer zusätzlich noch in <strong>der</strong> Muttersprache erfolgt, können die<br />
betroffenen Eltern auch sprachlich beson<strong>der</strong>s gut erreicht werden.<br />
Zudem werden die Bewohner dazu animiert, selbst als Vermittler von<br />
Wissen zu agieren. In den Projekten hat sich gezeigt, dass eine kontinuierliche<br />
Wissensvermittlung, die z. B. einmal in <strong>der</strong> Woche stattfindet,<br />
Erfolg versprechend ist.<br />
Die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung spielt neben den Themen Bildung und Qualifizierung<br />
eine immer wichtigere Rolle. För<strong>der</strong>ung bereits in den frühen<br />
Kindheitsjahren ist auf unterschiedliche Art und Weise notwendig<br />
geworden, da bei den Kin<strong>der</strong>n oft ein gestörter Zugang zu Bewegung,<br />
Ernährung und Stressbewältigung zu finden ist. Hinzu kommen bei<br />
Jugendlichen vielfach Probleme im Umgang mit Drogen und Alkohol.<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung kann in den betroffenen Quartieren in unterschiedlichen<br />
Organisationsformen erfolgen. Ein Gesundheitsladen ist<br />
z. B. eine zentrale Anlaufstelle, in <strong>der</strong> Beratungs- und Qualifizierungsangebote<br />
im Bereich Gesundheitswirtschaft und Pflege angeboten werden.<br />
Die Spannweite von Teilprojekten kann dagegen von einem Schülercafé,<br />
einem Mittagstisch für Schüler, Gartenprojekten bis hin zu Präventionskursen<br />
reichen. Dabei wird verstärkt Öffentlichkeitsarbeit an Kitas und<br />
Schulen betrieben, um Kontakte zu den Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und den<br />
Betreuern zu bekommen.<br />
Schulberatung<br />
Berufsvorbereitung und<br />
Ausbildungsbegleitung<br />
Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />
Maßnahmen und Instrumente<br />
im Handlungsfeld<br />
Bildung, Qualifizierung und<br />
Gesundheit<br />
Qualifizierung von<br />
Langzeitarbeitslosen<br />
Elterntraining und<br />
Elternbildung<br />
(Erwachsenen-)<br />
Sprachför<strong>der</strong>ung<br />
Bildungs- und<br />
Familienarbeit<br />
33
34<br />
Projektbeteiligte<br />
Positive Effekte<br />
Zielgruppen <strong>der</strong> Bildungs- und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung sind vor allem Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und insbeson<strong>der</strong>e<br />
auch <strong>der</strong>en Eltern, die im Hinblick auf die Erziehung ihrer Kin<strong>der</strong><br />
Unterstützung erfahren.<br />
Im Bereich Bildung zeigt sich, dass es vielfach sehr umfangreiche<br />
Akteursstrukturen gibt. Die jeweilige Kommune nimmt insbeson<strong>der</strong>e in<br />
Bildungs- und Qualifizierungsfragen eine wichtige Rolle ein. Häufig<br />
unterstützen das Sozial- o<strong>der</strong> Jugendamt die Arbeit vor Ort, indem sie<br />
als Träger für Betreuungsstellen auftreten o<strong>der</strong> Hilfestellungen geben. Im<br />
Bereich von Qualifizierungsangeboten spielt oft die Agentur für Arbeit<br />
eine Rolle.<br />
Im Bildungs- und Betreuungsbereich sind aber auch die Bewohner vielfach<br />
selbst die Akteure, wenn sie z. B. als Multiplikatoren unterschiedlicher<br />
Muttersprachen im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit als Mittler zur<br />
Verfügung stehen. Schließlich kommen Vereine, Kirchengemeinden,<br />
Schulen und Kitas als Träger von Beratungs- und Bildungsangeboten<br />
hinzu. Die Wohnungsunternehmen sind oftmals selbst Initiatoren von<br />
Angeboten o<strong>der</strong> stellen entsprechende Räume – oftmals kostenfrei – zur<br />
Verfügung.<br />
Kommunen<br />
Jugendamt, Sozialamt<br />
Institutionen<br />
Schulen, Kitas, Vereine,<br />
Kirchen<br />
Akteure im Handlungsfeld<br />
Bildung, Qualifizierung<br />
und Gesundheit<br />
Kin<strong>der</strong> und<br />
Jugendliche<br />
Eltern<br />
Bildungsinvestitionen stellen ein zentrales Handlungsfeld im Sinne einer<br />
nachhaltigen Entwicklung dar, da die erzielbaren Wirkungen in <strong>der</strong> Regel<br />
langfristig sind. Denn diejenigen Personen, die an entsprechenden Bildungsmaßnahmen<br />
teilnehmen, profitieren im günstigsten Fall ihr Leben<br />
lang. Hinzu kommt, dass sprachliche o<strong>der</strong> ausbildungsbedingte Benachteiligungen<br />
nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden.<br />
Bildungsinvestitionen stärken das Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Adressaten und<br />
erhöhen somit die Wohn- und Lebenszufriedenheit <strong>der</strong> Menschen. Auf<br />
diese Weise wird ein zentraler Beitrag zu sozialem Frieden und sozialer<br />
Gerechtigkeit geleistet. Somit stehen Bildung und Integration in einer<br />
engen Beziehung zueinan<strong>der</strong>. In den Projekten konnten zum Teil bereits<br />
direkte Lerneffekte von Schülern festgestellt werden, <strong>der</strong>en schulische<br />
Leistungen sich durch die Angebote verbessert haben.
Die untersuchten Projektbeispiele haben zudem gezeigt, dass Bildungsund<br />
Familienarbeit eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt sind und einen kreativen<br />
Kreislauf in Gang bringen können. Denn die Vermittlung von Wissen<br />
kann zu einem großen Teil auf die Bewohner selbst übertragen werden.<br />
Dadurch erhalten die beteiligten Menschen neue Aufgaben und neues<br />
Selbstbewusstsein. Die ehrenamtlich tätigen Bewohner haben zudem<br />
eine Vorbildfunktion, die eine positive Wirkung auf an<strong>der</strong>e Bewohner<br />
haben kann, sodass sich ein Multiplikatoreffekt ergibt. Dabei entstehen<br />
neue Kontakte und soziale Netzwerke.<br />
Diese "weichen Faktoren" bewirken eine höhere Identifikation <strong>der</strong><br />
Bewohner mit dem Wohnort und eine Imageverbesserung des Quartiers,<br />
die auch nach außen strahlen kann. Mit <strong>der</strong> Aktivierung <strong>der</strong> örtlichen<br />
Potenziale, <strong>der</strong> Entwicklung von Bürgerbewusstsein für den Stadtteil und<br />
<strong>der</strong> Schaffung selbsttragen<strong>der</strong> Bewohnerorganisationen sind wichtige<br />
Ziele <strong>der</strong> Sozialen <strong>Quartiersentwicklung</strong> erreicht.<br />
35
36<br />
Beispiel Bildung:<br />
Leben und Wohnen im Jagenberggelände<br />
in Düsseldorf<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />
Das Jagenberggelände<br />
"Mama lernt Deutsch" – Die<br />
Mütter leben teilweise seit<br />
15 Jahren hier, ohne sich auf<br />
Deutsch verständigen zu können.<br />
Voraussetzungen für die<br />
muslimischen Frauen, von<br />
denen etliche Analphabeten<br />
sind: Kleinkin<strong>der</strong>betreuung,<br />
weibliche Lehrkräfte, die ihre<br />
Muttersprache sprechen und<br />
den kulturellen Hintergrund<br />
kennen. Sie werden über<br />
Mundpropaganda auf die Kurse<br />
aufmerksam.<br />
Projektbeteiligte:<br />
Wohnungsgesellschaften des<br />
Arbeitskreises Jagenberggelände:Landesentwicklungsgesellschaft<br />
mbH – LEG,<br />
Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft<br />
eG, Rheinwohnungsbau<br />
GmbH, SWD Städtische<br />
Wohnungs gesellschaft AG,<br />
Jugendamt Düsseldorf, Wohnungsamt<br />
Düsseldorf, Aktion<br />
Gemein wesen und Beratung<br />
e.V.<br />
Das Jagenberggelände ist ein ehemaliges Industriegelände, das in den<br />
1990er Jahren als Wohnquartier neu entwickelt worden ist. Die Mehrheit<br />
<strong>der</strong> Bewohner verfügt über einen Migrationshintergrund und befindet<br />
sich in prekären ökonomischen Situationen, gepaart mit Bildungs- und<br />
Sprachdefiziten.<br />
Schon frühzeitig wurde durch die ansässigen Wohnungsunternehmen<br />
und Vertreter verschiedener Ämter <strong>der</strong> Arbeitskreis<br />
"Leben und Wohnen im Jagenberggelände" gegründet, <strong>der</strong> die<br />
Situation vor Ort analysiert hat und entsprechende Maßnahmen<br />
durchführt.<br />
Zur Steuerung und Stabilisierung <strong>der</strong> Bewohnerstruktur wurde<br />
eine Belegungsvereinbarung zwischen den Wohnungsunternehmen<br />
und <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf geschlossen. Hinzu kommen<br />
integrative För<strong>der</strong>angebote und -maßnahmen, wie Sprachför<strong>der</strong>ung<br />
für Mütter inkl. Kin<strong>der</strong>betreuung, Berufsvorbereitung<br />
und Ausbildungsbegleitung für Jugendliche sowie interkulturelle<br />
Veranstaltungen von und mit Bewohnern.<br />
In den ersten drei Jahren (2004 bis 2007) beliefen sich die Projektkosten<br />
auf ca. EUR 280.000. Hiervon finanzierte 70 % die<br />
"Aktion Mensch". Ca. 25 % wurden von den Wohnungsgesellschaften<br />
finanziert. Seit dem Jahr 2008 werden die Personalkosten<br />
von <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf getragen. Kosten für Maßnahmen<br />
werden weiterhin von den Wohnungsunternehmen sowie<br />
durch den Landschaftsverband Rheinland getragen.<br />
Die zahlreichen Maßnahmen haben zu einer deutlichen Verbesserung<br />
<strong>der</strong> Lebensumstände <strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner<br />
geführt. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Kombination aus Bildungs-<br />
und Familien arbeit sowie Bewohneraktivierung. Möglich wurde<br />
dies durch die lang fristige Ausrichtung des Projektes und die intensive<br />
Beteiligung <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen, <strong>der</strong> Stadt und vieler weiterer<br />
Akteure, sodass eine Verstetigung des Projektes erreicht werden konnte.<br />
Durch die gute und erbauliche Zusammenarbeit von Wohnungsgesellschaften,<br />
Schulen, Jugendamt, Wohnungsamt und Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />
konnten Kompetenzen und Ressourcen sinnvoll gebündelt und eingesetzt<br />
werden.<br />
Der soziale Ertrag liegt in <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Menschen und Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Das Projekt ermöglicht durch<br />
die Vermittlung sozialer und kommunikativer Kompetenz eine zentrale<br />
Voraussetzung für Integration. Darüber hinaus ist im Wohnquartier ein<br />
belastbares Netzwerk von Arbeitsbeziehungen entstanden, in dem sich<br />
kleinere und größere Probleme rasch lösen lassen.
Beispiel Bildung:<br />
Programm KiFa – Kin<strong>der</strong>- und<br />
Familienbildung in Ludwigsburg<br />
Anerkennung Preis Soziale Stadt 2008<br />
Die Qualifizierung <strong>der</strong> Fachkräfte<br />
umfasst vielfältige die<br />
Themenfel<strong>der</strong>.<br />
KiFa – Besuche in <strong>der</strong> Bibliothek<br />
mit den Elternkursen und den<br />
Eltern-Kind-Gruppen.<br />
Projektbeteiligte:<br />
Stadt Ludwigsburg, Caritas,<br />
Jugendamt, Gesundheitsamt,<br />
Deutsches Jugend institut,<br />
Familienwissenschaftliche<br />
Forschungs stelle Baden-Württemberg,<br />
Pädagogische Hochschule,<br />
Stiftung, Kirchen,<br />
Vereine, Beratungsstellen,<br />
pädagogische Fachkräfte, Erzieherinnen,<br />
Mentoren/Eltern,<br />
Eltern aus Kitas, Akademie für<br />
Information und Management,<br />
Evangeli sche Fachhochschule<br />
Eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Bildungslaufbahn von<br />
Kin<strong>der</strong>n ist die Lernför<strong>der</strong>ung im Elternhaus. An sozial schwächere Familien<br />
mit und ohne Migrationshintergrund gerichtet, reagiert das Projekt<br />
mit einer systematischen Elternbildung auf die niedrige Bildungsbeteiligung<br />
in "Soziale Stadt"-Gebieten.<br />
Die Qualifizierung von Müttern aus Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />
zu Mentorinnen ermöglicht eine kontinuierliche Wissensvermittlung<br />
zum Thema Kin<strong>der</strong>erziehung und Bildung. In wöchentlichen<br />
Treffen in einem Zeitraum von einem Jahr leitet jede<br />
Mentorin ihren Kurs von 6-8 Frauen und bietet zu den verschiedenen<br />
Themen Aktivitäten und Materialien an, die zu Hause in<br />
<strong>der</strong> Muttersprache angewendet werden können, wobei die<br />
KiFa die Qualitätssicherung übernimmt.<br />
Zunächst verlief die Finanzierung über Fremdmittel, inzwischen<br />
ist sie über die Stadt Ludwigsburg gesichert. Zusätzliche Kosten<br />
entstehen u.a. durch die Qualifizierung <strong>der</strong> Mentorinnen (ca.<br />
EUR 2.500,00/Jahr) und <strong>der</strong>en Aufwandsentschädigungen (ca.<br />
EUR 1.000,00/Jahr), womit sich die Kosten im Vergleich zum<br />
Projekterfolg in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Der<br />
Erfolg des Projektes zeichnet sich auf verschiedenen Ebenen ab.<br />
Viele <strong>der</strong> betreuten Kin<strong>der</strong> gehen anschließend auf die Realschule<br />
o<strong>der</strong> das Gymnasium. Weiterhin konnten noch an<strong>der</strong>e<br />
Teilprojekte wie z. B. Integrationskurse, Angebote für Väter und <strong>der</strong> Austausch<br />
zwischen den Mentorinnen ins Leben gerufen werden. Durch die<br />
hohe Nachfrage konnte sich das Programm KiFa auf die gesamte Stadt<br />
und weitere Kommunen ausdehnen.<br />
Die Stärkung <strong>der</strong> Mütter in bildungsschwächeren Familien ist <strong>der</strong> zentrale<br />
Erfolgsfaktor dieses Projekts, da sie diejenigen sind, die für die<br />
Erziehung und Bildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zuständig sind. Das Prinzip, 'Betroffene<br />
zu Akteuren zu machen' wird hier in aller Deutlichkeit umgesetzt.<br />
Die Grundhaltung, nicht zu belehren, son<strong>der</strong>n die Potenziale <strong>der</strong> Frauen<br />
Wert zu schätzen und in die Bildungsarbeit mit einfließen zu lassen, steigert<br />
die Annahmebereitschaft für die Projektangebote.<br />
37
38<br />
3.3 Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />
Maßnahmen<br />
Die zunehmende Polarisierung von Arm und Reich birgt die Gefahr, dass<br />
sich die sozialräumliche Spaltung in <strong>der</strong> Stadt vertieft 11 . Für benachteiligte<br />
Quartiere bedeutet dies häufig, dass öffentliches Leben kaum stattfindet.<br />
Die Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> zielen daher darauf<br />
ab, die Voraussetzungen für gesellschaftliches Miteinan<strong>der</strong> und<br />
Möglichkeiten zur Begegnung und Kommunikation zu schaffen, denn<br />
dies sind die Grundpfeiler für eine lebendige und warme Atmosphäre<br />
eines Stadtteils.<br />
Ziele <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> im Bereich kulturelle und soziale<br />
Angebote können daher sein:<br />
– Bereitstellung einer leistungsfähigen Infrastruktur mit kulturellen,<br />
<strong>sozialen</strong> und sportlichen Angeboten und Begegnungsmöglichkeiten im<br />
Quartier.<br />
– Gleichberechtigter Zugang zu <strong>sozialen</strong> und kulturellen Angeboten für<br />
alle Bewohner eines Quartiers unabhängig <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong>, kulturellen<br />
o<strong>der</strong> ethnischen Herkunft.<br />
– För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als Voraussetzung<br />
zur Entfaltung <strong>der</strong> Potenziale <strong>der</strong> Menschen.<br />
Eine gute Möglichkeit, kulturelle und soziale Angebote im Quartier zu<br />
etablieren, ist die Einrichtung einer Begegnungsstätte o<strong>der</strong> eines Stadtteiltreffs.<br />
Viele Projekte verfügen über offene Angebote und Sozialberatungen,<br />
z. B. für Auslän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Spätaussiedler, und integrieren die<br />
Bewohner so in das kulturelle Leben <strong>der</strong> Stadt und bieten gleichzeitig die<br />
Chance, das eigene kulturelle Erbe <strong>der</strong> Bewohner mit an<strong>der</strong>en zu teilen.<br />
In Quartieren, in denen die <strong>sozialen</strong> und kulturellen Bedürfnisse von<br />
Jugendlichen und Erwachsenen bis dahin nicht geför<strong>der</strong>t worden sind,<br />
entstehen Vereine, die Kulturzentren aufbauen und damit ein breites<br />
künstlerisches und soziales Angebot schaffen. Veranstaltungen und<br />
Ausstellungen werden organisiert, Kooperationen mit Theatern o<strong>der</strong><br />
Jugendklubs sowie offene Kurse für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche angeboten.<br />
Das Angebot <strong>der</strong> Stadtteiltreffs wird häufig ergänzt durch Dienstleistungen<br />
– wie z. B. Sprachkurse, Sportkurse o<strong>der</strong> ein Mittagstisch für<br />
Schüler – die ihrerseits zur Integration <strong>der</strong> Bewohnergruppen beitragen<br />
und das Leben im Quartier erleichtern.<br />
11 BMVBS (2009) S. 3.
Projektbeteiligte<br />
Zu den <strong>sozialen</strong> Angeboten zählen z. B. auch Kin<strong>der</strong>betreuungen für<br />
(meist) alleinerziehende Mütter, damit diese in <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> ihre Kin<strong>der</strong><br />
betreut werden, eine bezahlte Beschäftigung suchen o<strong>der</strong> ihr nachgehen<br />
können. In einem Fall reagierten die Bewohnerinnen auf den bestehenden<br />
Betreuungsmangel mit Eigeninitiative. In Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen,<br />
das eine leer stehende Wohnung zur Verfügung<br />
stellte, organisierten die Bewohnerinnen in Eigeninitiative Schulungen<br />
und Vermittlungen von Tagesmüttern. Das beson<strong>der</strong>e Engagement <strong>der</strong><br />
Bewohnerinnen hat sich soweit ausgezahlt, dass das erprobte Kin<strong>der</strong>betreuungsangebot<br />
auch räumlich immer weiter ausgeweitet werden<br />
konnte.<br />
Kulturzentrum<br />
Stadtteiltreff,<br />
Begegnungsstätten<br />
Muttersprachliche<br />
Beratung<br />
Offene Angebote für<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
Maßnahmen und Instrumente<br />
im Handlungsfeld<br />
kulturelle und soziale<br />
Infrastruktur<br />
Kin<strong>der</strong>betreuungsangebote<br />
Kulturelle Angebote<br />
und Veranstaltungen<br />
Sozialberatung<br />
Jugendarbeit<br />
Soziale Angebote<br />
und Veranstaltungen<br />
Da die kulturellen und <strong>sozialen</strong> Angebote sehr breit gefächert sein können,<br />
sind sehr viele und unterschiedliche Akteure an den Projekten<br />
beteiligt. Hauptsächlich sind die Bewohner aktiv o<strong>der</strong> teilhabend in<br />
Kooperationen mit verschiedenen Institutionen involviert. Diese tragen<br />
mit ihren künstlerischen Talenten aus Theater und Kunst o<strong>der</strong> verschiedenen<br />
kleinen Dienstleistungen zur Entwicklung <strong>der</strong> Projekte bei. Zeitungsverlage<br />
präsentieren die Projekte in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und 'Netzwerker'<br />
bieten Kontakte zur Unterstützung <strong>der</strong> Ideen an. Aus dem Bereich <strong>der</strong><br />
Universitäten o<strong>der</strong> Volkshochschulen kommen Anregungen zu spezifischen<br />
Fachthemen.<br />
Die Wohnungsunternehmen sorgen häufig für die räumliche Grundausstattung<br />
bei dem Aufbau einer Begegnungsstätte o<strong>der</strong> eines<br />
Stadtteiltreffs, in dem sie (leer stehende) Wohnungen den Bewohnern<br />
– bestenfalls kostenlos – zur Verfügung stellen.<br />
Im Hinblick auf die <strong>sozialen</strong> Angebote ist es insbeson<strong>der</strong>e bei sensiblen<br />
Themenbereichen, wie Erziehung, Bildung und Kin<strong>der</strong>betreuung, ratsam,<br />
offizielle Stellen zumindest beratend/unterstützend zu beteiligen. Häufig<br />
sind dies die Jugend- und Sozialämter. Durch Bereitstellung personeller<br />
Kapazitäten erfolgt dann auch oft die (finanzielle) Unterstützung<br />
durch die Kommunen.<br />
39
40<br />
Positive Effekte<br />
In den Bereichen, in denen <strong>der</strong> Projektschwerpunkt auf <strong>der</strong> Integration<br />
bislang arbeitsloser Jugendlicher in die Arbeitswelt liegt, ist oft eine<br />
Arbeitsagentur bei <strong>der</strong> Projektorganisation beteiligt.<br />
Arbeitsagentur<br />
und an<strong>der</strong>e<br />
Beschäftigungsgesellschaften<br />
Institutionen<br />
Vereine, Theater,<br />
Künstler, Zeitungsverlage,<br />
Gemeinde, Kleindienstleister,<br />
Kulturzentrum, Netzwerke,<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Kommune<br />
Stadt, Sozialamt,<br />
Jugendamt<br />
Akteure im<br />
Handlungsfeld<br />
kulturelle und soziale<br />
Infrastruktur<br />
Bewohner<br />
Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Universitäten<br />
Kunststudenten,<br />
Volkshochschule<br />
Kulturelle und soziale Angebote leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration<br />
unterschiedlicher sozialer Gruppen in die (Quartiers-)Gesellschaft.<br />
Zu diesen Gruppen zählen z. B. unterschiedliche Altersgruppen o<strong>der</strong> ethnische<br />
Gruppen. Stadtteiltreffs för<strong>der</strong>n die Kommunikation und die Verständigung<br />
zwischen den Bewohnern.<br />
Kulturelle und soziale Angebote regen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zu einer<br />
aktiven Freizeitgestaltung an. Wichtig ist bei diesen Projekten, eine feste<br />
Kulturszene aufzubauen, die Bestandteil des Quartiers wird. Häufig steigt<br />
die Nachfrage an Kursangeboten mit <strong>der</strong> Zeit an, was zeigt, wie wichtig<br />
und wie gut diese Angebote von den Bewohnern angenommen werden,<br />
sodass es zusätzlich zu einer kontinuierlichen Angebotserweiterung<br />
kommt. Teilweise werden kulturelle Angebote mit Sprachkursangeboten<br />
verknüpft, sodass gleichzeitig Integration und Wahrung des eigenen Kulturerbes<br />
geför<strong>der</strong>t werden.<br />
Die allgemeinen kulturellen und <strong>sozialen</strong> Angebote im Rahmen eines<br />
Begegnungszentrums o<strong>der</strong> eines Stadtteiltreffs haben den Effekt, dass<br />
Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene aller sozialer und ethnischer Schichten<br />
eine Aussicht auf Integration in ihrem Quartier haben, ohne dass ihre<br />
eigene Kultur dabei verloren geht. Ein verbessertes Verständnis zwischen<br />
einheimischer und zugewan<strong>der</strong>ter Bevölkerung kann in einigen Beispielen<br />
einer drohenden Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken.<br />
Die verschiedenartigen Angebote in diesem Handlungsfeld können insgesamt<br />
zu einer Imageverbesserung beitragen. Einige von Leerstand<br />
bedrohte Quartiere wurden durch begleitende kulturelle und soziale<br />
Maßnahmen so stark aufgewertet, dass sich ein lebendiger Stadtteil entwickelte.<br />
Begegnungsstätten können zu einem Markenzeichen eines<br />
Stadtteils werden, die eine feste Anlaufstelle für die Menschen darstellen,<br />
bei <strong>der</strong> die Bewohner nicht nur konsumieren, son<strong>der</strong>n aktiv ihre<br />
Ideen einbringen und sich ehrenamtlich o<strong>der</strong> gegen ein geringes Honorar<br />
engagieren können. Durch dieses aktive Engagement wird die Identifikation<br />
<strong>der</strong> Bewohner mit ihrem Stadtteil geför<strong>der</strong>t und gestärkt und<br />
eine langfristige Erhöhung <strong>der</strong> Lebensqualität im Quartier erreicht.
Bei einem Teil <strong>der</strong> Projekte steht eine funktionierende Kin<strong>der</strong>betreuung<br />
im Vor<strong>der</strong>grund. Darüber hinaus entstehen durch das beson<strong>der</strong>e Engagement<br />
<strong>der</strong> Mütter soziale Netzwerke. Dies hat einen doppelt positiven<br />
Effekt: Einerseits entstehen Arbeitsplätze zur Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />
an<strong>der</strong>erseits können die alleinerziehenden Mütter selbst Arbeit suchen,<br />
ihr nachgehen o<strong>der</strong> sich fortbilden.<br />
Arbeitsbeschaffungen sind auch in an<strong>der</strong>en Aufgabengebieten möglich<br />
und können in unterschiedlichem Maße verwirklicht werden. Dabei ist es<br />
hilfreich, wenn z. B. arbeitslose Jugendliche aus dem Quartier bevorzugt<br />
bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Projekte berücksichtigt werden.<br />
Bei beson<strong>der</strong>s gelungenen Projekten ziehen die anfänglichen Maßnahmen<br />
weitere Aktivierungen von kleineren Dienstleistern im Quartier mit<br />
sich, sodass man von einem Multiplikatoreffekt sprechen kann. In einem<br />
Fallbeispiel konnte sich ein bewährtes Konzept sogar räumlich erweitern<br />
und auf an<strong>der</strong>e Gebiete übertragen.<br />
41
42<br />
Beispiel Soziales Angebot:<br />
Demenz & Migration, Yalniz<br />
Degilsiniz! – Du bist nicht allein!<br />
in Gelsenkirchen<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2006<br />
Informationsmaterialien in russischer,<br />
serbischer, polnischer und<br />
türkischer Sprache informieren<br />
über die Krankheit Demenz und<br />
den Umgang mit den Patienten.<br />
Die Broschüren richten sich in<br />
erster Linie an die Angehörigen.<br />
Projektbeteiligte:<br />
AWO Arbeiterwohlfahrt<br />
Westfalen, Alzheimer -<br />
gesellschaft in Ankara,<br />
Ethnologie in Schule und<br />
Erwachsenenbildung e.V.<br />
Aufgrund des demographischen Wandels ist in den nächsten Jahren mit<br />
einem Anstieg an demenzkranken Migranten zu rechnen. Auf diese<br />
Situation sind bislang we<strong>der</strong> die Forschung noch die Altenhilfe o<strong>der</strong> das<br />
Gesundheitswesen vorbereitet. Die AWO hat deshalb die Kombination<br />
<strong>der</strong> Themen Migration und Demenz aufgegriffen und ein innovatives<br />
Projekt initiiert, um Aufklärungs- und Informationsarbeit zum Thema<br />
Demenz bei türkischen, polnischen und russischen Betroffenen und<br />
<strong>der</strong>en Familien zu leisten. Inzwischen gilt <strong>der</strong> thematische Auftrag nicht<br />
nur regional, son<strong>der</strong>n für ganz Nordrhein-Westfalen.<br />
Das Projekt baut auf mehreren Säulen auf: Neben <strong>der</strong> Aufklärungsarbeit<br />
über die oft unbekannte Krankheit und (bei Bedarf) <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong><br />
Betroffenen an geeignete Stellen aufgrund <strong>der</strong> bislang fehlenden Versorgungsstruktur<br />
wurden Produkte zum Thema Demenz entwickelt wie z. B.<br />
Filme und Erinnerungskarten auf türkisch, russisch und polnisch.<br />
Über eine Stelleneinrichtung vor Ort konnten zunächst türkische Migranten<br />
erreicht werden. Dieser Schwerpunkt konnte auf an<strong>der</strong>e ethnische,<br />
insbeson<strong>der</strong>e russischsprachige Gruppen erweitert werden, welche aktuell<br />
von drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, einem Koordinator <strong>der</strong><br />
AWO und Honorarkräften (nach Bedarf) mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen<br />
betreut werden.<br />
Problematisch sind die bislang sprachgesteuerten Diagnoseverfahren bei<br />
Demenz für die Zielgruppe <strong>der</strong> Migranten/innen. Demenzkranke können<br />
nicht mehr auf die gelernte deutsche Sprache zurückgreifen, was eine<br />
Diagnose bisher nahezu unmöglich machte. Deshalb wurde durch das<br />
Projekt die Entwicklung eines sprachunabhängigen Diagnoseinstruments<br />
angeregt, welches zukünftig auf den Markt kommen soll: Mit einer Einführung<br />
ist noch im Jahr 2010 zu rechnen.<br />
Seit dem Jahr 2007 ist das Projekt Teil <strong>der</strong> Landesinitiative Demenzservice<br />
NRW unter dem Titel "Demenz-Servicezentrum für Menschen mit<br />
Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte" und wird im Rahmen <strong>der</strong> Landesinitiative<br />
Demenzservice NRW je zur Hälfte vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />
und Soziales des Landes NRW und den Pflegekassen geför<strong>der</strong>t.<br />
In <strong>der</strong> Modellprojektphase 2004 bis 2007 beliefen sich die jährlichen<br />
Kosten auf EUR 85.000 Personalkosten und EUR 15.000 Sachkosten.<br />
In <strong>der</strong> landes- und pflegekassengeför<strong>der</strong>ten Regelfinanzierung betrugen<br />
die Kosten 2008 und 2009 EUR 88.000 für Personal und EUR 17.000<br />
Sachkosten. Für 2010 sind Gesamtkosten in Höhe von EUR 140.000,00<br />
konzipiert. Der Erfolg dieses Projekts basiert hauptsächlich auf einer<br />
innovativen Idee, ausgelöst durch eine "wachsame" Beobachtung <strong>der</strong><br />
Situation in den Quartieren, wodurch in individuelles Konzept entwickelt<br />
und umgesetzt wurde.
Beispiel Soziales Angebot:<br />
Sonnenkin<strong>der</strong> in Schwabach<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />
Unter Anleitung einer deutschen<br />
Sozialpädagogin bereitet<br />
sich eine junge Frau aus Aserbaidschan<br />
im Schülerprojekt<br />
des ZAK Vereins auf die Ausbildung<br />
zur Kin<strong>der</strong>pflegerin vor.<br />
Einweihung des Bücherhauses:<br />
Der ZAK Verein lässt sich<br />
Bücher schenken, sortiert sie<br />
und gibt sie gegen Spenden<br />
weiter. Mit den Spenden werden<br />
das Haus <strong>der</strong> Bücher und<br />
das Schülerhaus finanziert.<br />
Projektbeteiligte:<br />
ZAK e.V. Zentrum für Arbeit<br />
und Kultur, Gewobau<br />
Wohnbaugesellschaft, Stadt<br />
Schwabach, Sonneneck-<br />
Kin<strong>der</strong>nester, verschiedene<br />
Dienstleister<br />
In <strong>der</strong> Altstadt von Schwabach leben viele Migranten, Menschen mit<br />
öffentlichen Unterstützungsleistungen und alleinerziehende Frauen ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung. Das innovative Konzept dieses Projektes<br />
reagiert auf die Situation mit Betreuungsangeboten für Kin<strong>der</strong> dieser<br />
Mütter.<br />
Das Betreuungsmodell sieht die Kin<strong>der</strong>betreuung zu flexiblen<br />
Tageszeiten – auch nachts – vor und richtet sich dabei ganz<br />
nach den Bedürfnissen <strong>der</strong> Familien.<br />
Die anfängliche Skepsis gegenüber <strong>der</strong> Zusammenarbeit von<br />
einer Fachkraft als Leiterin <strong>der</strong> Gruppe und den zunächst ungelernten<br />
Tagesmüttern konnte schnell ausgeräumt werden. Die<br />
Tagesmütter werden ständig fortgebildet und das Betreuungsangebot<br />
erfreut sich inzwischen einer regen Nachfrage, sodass<br />
bereits mehrere „Kin<strong>der</strong>nester“ im Stadtteil entstanden sind.<br />
Die gute Zusammenarbeit mit Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, <strong>der</strong> Stadt<br />
und dem Wohnungsunternehmen ermöglichte die Etablierung<br />
<strong>der</strong> Nester in ehemals leer stehenden Wohnungen, sodass<br />
inzwischen auch Angebote für die jüngsten Kin<strong>der</strong> bestehen.<br />
Das Betreuungsmodell ist bei Bewohnern aller <strong>sozialen</strong> Schichten<br />
beliebt.<br />
Die Finanzierung des Projekts setzt sich aus den Einnahmen für<br />
die Betreuung (EUR 1 pro Stunde) und <strong>der</strong> Unterstützung durch<br />
Stadt und Staat zusammen. Dies umfasst Personalkosten sowie<br />
Honorare für 40 Tagesmütter in Höhe von 35.000 EUR/Monat<br />
sowie Raummieten in Höhe von 5.000 EUR/Monat.<br />
Durch dieses Projekt konnten nicht nur Leerstände in <strong>der</strong> Altstadt<br />
in lebendige Orte verwaltet werden, son<strong>der</strong>n es zeichnet<br />
sich außerdem durch auf die Eltern maßgeschnei<strong>der</strong>te Betreuungsangebote<br />
aus.<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sind die aktive Einbeziehung <strong>der</strong> Tagesmütter, Betroffene<br />
werden zu Akteuren und helfen sich selbst, Multiplikatoreffekte<br />
werden genutzt. Die Kosten für die Tagesmütter sind dabei vergleichsweise<br />
gering.<br />
43
44<br />
3.4 Sicherheit und Nachbarschaft<br />
Viele Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> setzen sich mit den<br />
Schwerpunkten Sicherheit und Nachbarschaft auseinan<strong>der</strong>. Dabei geht es<br />
um Kriminalität im Quartier, Konflikte innerhalb <strong>der</strong> Bewohnerschaften,<br />
das Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Bewohner aber auch um individuelle Unterstützung<br />
zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation und des nachbarschaftlichen<br />
Lebens. Die Problemlagen sind vielschichtig:<br />
– Zwischen den unterschiedlichen Bewohnergruppen – z. B. ältere<br />
Menschen und junge Familien – kommt es aufgrund unterschiedlicher<br />
Lebensweisen häufig zu Konflikten.<br />
– Angst vor Kriminalität und Verunsicherung entstehen in Quartieren<br />
mit großer Anonymität und einem hohen Anteil an sogenannten Problemmietern.<br />
Häufig betroffen sind Quartiere mit einem hohen Anteil<br />
älterer Bewohner, denn das Sicherheitsbedürfnis <strong>der</strong> älteren Bewohner<br />
oft größer als bei jüngeren Bewohnern ist. Entscheidend ist das subjektive<br />
Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Bewohner.<br />
– Ungünstige Lebensumstände, wie Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> physische Einschränkungen<br />
führen oftmals zu einem Rückzug in die Privatheit und<br />
Isolation. Das subjektive Lebensgefühl und die Lebensqualität <strong>der</strong><br />
Bewohner sind negativ beeinträchtigt und nachbarschaftliche Beziehungen<br />
haben kaum eine Chance.<br />
Zur Stärkung des Sicherheitsgefühls <strong>der</strong> Bewohner gibt es verschiedene<br />
Ansätze: 12<br />
– Prävention im Zuge einer übersichtlichen Gestaltung von Wohnumfeld<br />
und Gebäuden<br />
– Aufbau o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von <strong>sozialen</strong> Netzwerken und Aktivierung<br />
<strong>der</strong> Bewohner<br />
– Konfliktmin<strong>der</strong>ung zwischen den unterschiedlichen Bewohnergruppen<br />
und Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Bewohner im Rahmen eines<br />
Sozialmanagements.<br />
12<br />
Vgl. GdW-Information 111: Sichere Nachbarschaften, Konzepte - Praxis - Beispiele,<br />
Ein Leitfaden für Wohnungsunternehmen, Oktober 2005.
Maßnahmen<br />
In den untersuchten Projekten, die dem Handlungsfeld Sicherheit und<br />
Nachbarschaft zugeordnet worden sind, werden verschiedene Maßnahmen<br />
durchgeführt, die sich mit den Zielen und Maßnahmen <strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />
"Wohnungen, Wohnumfeld und Ökologie" (vgl. Kap. 3.1)<br />
und "Kulturelle und soziale Angebote" (vgl. Kap 3.3) überschneiden.<br />
Hierzu gehört z. B. die Einrichtung von Bewohnertreffs als Ausgangspunkt<br />
für den Aufbau sozialer Netzwerke.<br />
Wohnungsunternehmen schaffen hierzu häufig in einem ersten Schritt<br />
die räumliche Basis. Dabei gibt es je nach Bedarf einen Generationstreff,<br />
eine Betreuungsstätte für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> ein Austauschangebot<br />
an allgemeinen Informationen im Quartier. Ein Quartiersbüro<br />
stellt einen festen und damit wichtigen Anlaufpunkt für die Bewohner<br />
dar, welches die Projekte und Maßnahmen koordiniert.<br />
Die Gestaltung <strong>der</strong> öffentlichen Räume sowie <strong>der</strong> Zuwegungen und<br />
Hauseingangssituationen spielen eine wichtige Rolle im Hinblick auf das<br />
Sicherheitsgefühl. Ungünstig gestaltete Räume können unerwünschtes<br />
Verhalten und Kriminalität begünstigen, sie können auch Unsicherheitsgefühle<br />
auslösen. Bei <strong>der</strong> Wohnumfeldgestaltung sollte daher darauf<br />
geachtet werden, einerseits deutliche Abgrenzungen zwischen privaten<br />
und (halb-)öffentlichen Räumen und an<strong>der</strong>erseits Übersichtlichkeit und<br />
Transparenz zu schaffen.<br />
Viele Wohnungsunternehmen haben Abteilungen eingerichtet, die sich mit<br />
dem Sozialmanagement in den Quartieren beschäftigen. Bei diesen Angeboten<br />
ist es wichtig, dass Kooperationen mit Verbänden, Vereinen und <strong>der</strong><br />
lokalen Wirtschaft entstehen, um eine Ressourcenvernetzung zu bewirken.<br />
Ältere Menschen, denen es aus psychischen o<strong>der</strong> physischen Gründen<br />
nicht möglich ist, selbstbestimmt zu leben, benötigen Unterstützung im<br />
Haushalt, bei Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten, Behördengängen<br />
und Arztbesuchen. Zu diesem Zweck wird beispielsweise eine<br />
Wohngebietsbetreuung eingesetzt, bei <strong>der</strong> die Betreuer tägliche Rundgänge<br />
in den Quartieren unternehmen und somit für Bewohner kontinuierlich<br />
präsent und ansprechbar sind. Dies steigert das subjektive Sicherheitsgefühl<br />
<strong>der</strong> Bewohner, Problemlagen können zudem frühzeitig<br />
erkannt und beseitigt werden. Ein neutraler Ansprechpartner dient als<br />
Vermittler zwischen den betroffenen Beteiligten wie z. B. den Wohnungsunternehmen,<br />
dem Verein und den Mietern.<br />
Eine Konfliktschlichtung o<strong>der</strong> -vermeidung wurde in den Projekten auf<br />
unterschiedliche Art betrieben: Ein Informationsbüro für Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendarbeit zum Thema Drogen und Gewalt soll ebenso präventiv wirken<br />
wie das Bestreben, bereits abhängigen Menschen eine Chance zum<br />
Ausstieg und damit die Möglichkeit zur Rückkehr in die Gesellschaft zu<br />
bieten.<br />
Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote können sich an<br />
Lehrer und Pädagogen richten, mit dem Ziel, sie auf diesem Gebiet weiterzubilden.<br />
Zudem gibt es aber auch Angebote für Jugendliche, um hinsichtlich<br />
Straftaten und den Folgen innerhalb unseres Rechtssystems aufzuklären,<br />
da hier oft Wissenslücken herrschen.<br />
Dort, wo sich Bewohner in ihrem Umfeld unsicher fühlen, kann <strong>der</strong> Aufbau<br />
eines <strong>sozialen</strong> Netzwerks und eine funktionierende Nachbarschaft<br />
das subjektive Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Menschen positiv beeinflussen. Zum<br />
einen können technische Maßnahmen wie Notrufsysteme in den Häusern<br />
o.ä. dazu beitragen. Ein weitverbreitetes Mittel, um für Sicherheit in<br />
Gebäuden mit schwieriger Sozialstruktur zu sorgen, ist die Einrichtung<br />
eines Pförtnerdienstes (Concierge).<br />
45
46<br />
Projektbeteiligte<br />
Zum an<strong>der</strong>en sorgt die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit schwierigen Bewohnergruppen<br />
– wie z. B. trinkenden Männern im öffentlichen Raum –<br />
sowohl für eine Integration in das gesellschaftliche Leben als auch für<br />
Verständnis für ihre Problemlagen bei den an<strong>der</strong>en Bewohnern des<br />
Quartiers.<br />
Aufbau eines<br />
<strong>sozialen</strong> Netzwerks<br />
Sicherheitsmaßnahmen<br />
Präventive Kin<strong>der</strong>und<br />
Jugendarbeit zu<br />
Drogen und Gewalt<br />
Aufbau eines<br />
Quartierbüros<br />
Maßnahmen und<br />
Instrumente im<br />
Handlungsfeld<br />
Sicherheit und Nachbarschaft<br />
Konfliktschlichtung<br />
Unterstützung bei<br />
Haushalts- und<br />
Renovierungsarbeiten<br />
Wohnumfeldgestaltung<br />
Bewohnerbetreuung<br />
Concierge<br />
Verschiedene Institutionen sowie Bürgerinitiativen, Vereine o<strong>der</strong> Haushaltsdienstleistungen<br />
zur Betreuung und Pflege von hilfsbedürftigen<br />
Menschen kooperieren mit den Wohnungsunternehmen und bieten<br />
ihnen fachliche Unterstützung. Viele Wohnungsunternehmen sind aber<br />
auch selbst Anbieter von Betreuungs- und Dienstleistungsangeboten im<br />
Rahmen eines Sozialmanagements.<br />
Die Bewohner nehmen sowohl an den verschiedenen Maßnahmen und<br />
Angeboten teil, agieren jedoch auch aktiv, indem sie Nachbarschaftstreffs<br />
organisieren o<strong>der</strong> in ehrenamtlichem Engagement soziale Auf -<br />
gaben in Vereinen übernehmen. Polizei, Pädagogen und Lehrer<br />
arbeiten mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zusammen und betreiben<br />
Aufklärungsarbeit sowie Sucht- und Kriminalitätsprävention.<br />
Bewohner<br />
Kommune<br />
Fachämter <strong>der</strong> Stadt,<br />
Stadtsanierungsbüro,<br />
Stadtplanungsamt<br />
Wohnungsunternehmen<br />
Akteure im<br />
Handlungsfeld<br />
Sicherheit und Nachbarschaft Quartiersmanagement<br />
Institutionen<br />
Bürgerinitiative, Verein, Gesellschaft zur<br />
Betreuung + Pflege, Kirchen, Diakonie,<br />
Polizei, Schulen
Positive Effekte<br />
Grundsätzlich wirken starke soziale Netzwerke den Konflikten im Quartier<br />
entgegen, sie stärken die Kommunikation unter den Bewohnern und<br />
somit soziale Selbstkontrolle. Durch Angebote wie Generationentreffen<br />
werden Verständnis und Einfühlungsvermögen zwischen den Altersgruppen<br />
geför<strong>der</strong>t. Jugendliche lernen dabei, wie<strong>der</strong> Verantwortung zu übernehmen.<br />
Ältere Menschen können im Gegenzug durch verschiedene<br />
Angebote wie<strong>der</strong> am gesellschaftlichen Leben teilhaben.<br />
Je nach Projektart und -größe wurden bis zu zehn Arbeitsstellen geschaffen,<br />
<strong>der</strong>en Personal sich mit den Themen Sicherheit, Nachbarschaft und<br />
Betreuung in dem Quartier beschäftigt. Innerhalb des Quartiers stellt<br />
beson<strong>der</strong>s die Betreuung und Beratung <strong>der</strong> Bewohner eine langfristige<br />
Hilfestellung dar. Probleme können frühzeitig erkannt, Konflikte vermieden<br />
und das subjektive Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Mieter gesteigert werden,<br />
sodass insgesamt die Wohnzufriedenheit steigt und die Fluktuation sinkt.<br />
Eine Betreuung von älteren Menschen, die es ihnen ermöglicht, weiterhin<br />
selbstständig wohnen zu können, verhin<strong>der</strong>t eine Heimaufnahme<br />
und erspart Kosten in <strong>der</strong> Pflege. Den älteren Bewohnern wird somit ihre<br />
Lebensqualität trotz Mobilitätseinschränkungen gesichert.<br />
Die Unterstützung <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen bei Renovierungs- und<br />
Haushaltsarbeiten stellt nicht nur für die Bewohner eine Hilfestellung<br />
dar, son<strong>der</strong>n kann einer drohenden Verwahrlosung entgegenwirken. Die<br />
Substanz des Bestandes kann dadurch Kosten ersparend erhalten werden.<br />
Für die Wohnungsunternehmen kann sich dadurch Imagegewinn<br />
ergeben.<br />
47
48<br />
Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />
Kommunales Netzwerk in Zwickau<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2004<br />
Projekt INTEGRA – Aufbau<br />
eines Integrationstreffs für und<br />
von Spätaussiedlern.<br />
Mitarbeiter des "KIB" organisieren<br />
für die Jugendlichen Sportturniere.<br />
Projektbeteiligte:<br />
Stadt Zwickau, Stadtsanierungsbüro,<br />
Gesellschaft für<br />
Stadterneuerung, Stadtteil -<br />
büro, Bürgerbeirat, Fachhochschule<br />
für Sozial wesen,<br />
Kirchengemeinde, Gebäudeund<br />
Grund stücksgesellschaft,<br />
Wohnungsbaugenossenschaft,<br />
Verein für Jugend- und Sozialarbeit,<br />
Kontakt- und Informa -<br />
tionsbüro für präventive<br />
Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit<br />
Im jüngsten und größten Plattenbaugebiet <strong>der</strong> Stadt Zwickau ist die Einwohnerzahl<br />
drastisch gesunken. Die jüngeren und besser verdienenden<br />
Menschen ziehen weg und hinterlassen die älteren und einkommensschwachen<br />
Bürger.<br />
Das Kontakt- und Informationsbüro für präventive Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendarbeit ist ein Teilprojekt des kommunalen Netzwerks und<br />
widmet sich <strong>der</strong> Präventionsarbeit an Schulen zu den Themen<br />
Drogen und Gewalt. Neben Gesprächsangeboten mit aussteigewilligen<br />
Abhängigen und <strong>der</strong> Weiterbildung von Lehrern und<br />
Pädagogen werden seelsorgerische, polizeiliche und juristische<br />
Vermittlungen angeboten. Ein weiteres Teilprojekt ist <strong>der</strong> Aufbau<br />
eines Integrationstreffs für und von Spätaussiedlern in<br />
einer von <strong>der</strong> Gebäude- und Grundstücksgesellschaft kostenlos<br />
zur Verfügung gestellten Erdgeschosswohnung. Das breite<br />
Spektrum <strong>der</strong> Angebote von Beratungen, Sprachkursen,<br />
Schülerhilfe bis zur Sucht- und Kriminalitätsprävention integriert<br />
die Bewohner aller Altersstufen in ihrem Quartier.<br />
Regelmäßig stattfindende Netzwerk-Treffen, bei <strong>der</strong> die Partizipation<br />
<strong>der</strong> Betroffenen ein wesentliches Merkmal ist, ermöglichen<br />
schnelle Problemlösungen durch Kooperationen und Vernetzungen<br />
im Quartier. Den vielfältigen <strong>sozialen</strong> Problemen<br />
wird mit Hilfe von Ressourcenbündelung und dem Verständnis<br />
entgegengewirkt, eine gemeinschaftliche Aufgabe anzugehen,<br />
bei <strong>der</strong> Bürger, Kommune und die Wohnungswirtschaft zusammenarbeiten.<br />
Dies ist <strong>der</strong> wesentliche Erfolgsfaktor des Projektes,<br />
mit dem auf die Situation vor Ort durch ein individuelles<br />
Konzept reagiert worden ist.
Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />
Mobile-Wohn-Begleithilfe in<br />
Mannheim<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2006<br />
Es existieren bereits zwei Seniorengruppen,<br />
die sich regelmäßig<br />
zu Kaffeerunden und<br />
an<strong>der</strong>en Aktivitäten treffen.<br />
Langjährige Mieterinnen werden<br />
geehrt.<br />
Wohn-Begleithilfe im Einsatz.<br />
Projektbeteiligte:<br />
GBG – Mannheimer<br />
Wohnungsbaugesellschaft<br />
mbH, Gesellschaft zur<br />
Betreuung und Pflege<br />
alter Menschen gGmbH,<br />
Evangelische Kreuzgemeinde<br />
Mannheim, Diakonisches<br />
Werk Mannheim<br />
Bei einem großen Anteil an Mietern <strong>der</strong> Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft<br />
mbH handelt es sich um ältere Bewohnerinnen und Bewohner,<br />
die aufgrund ihres Alters aus psychischen o<strong>der</strong> physischen Gründen<br />
zunehmend Probleme haben, selbstständig zu wohnen. Die Gefahr<br />
besteht hierbei, dass die Menschen sich in die Privatheit zurückziehen<br />
und vereinsamen.<br />
Die Wohnungsbaugesellschaft hat deshalb eine kostenlose mobile<br />
Wohnbegleitung entwickelt und den Aufbau eines Netzwerkes initiiert.<br />
Ziel war es, die Menschen, die sich in vergleichbaren Lebenssituationen<br />
befinden, zu betreuen und zusammen zu führen.<br />
Die Organisation erfolgt mit professionellen Kooperationspartnern.<br />
Die Wohn-Begleithilfe vermittelt Dienstleistungen angeboten<br />
im Hinblick auf Renovierungsarbeiten, Unterstützung bei<br />
Behördengängen, Hilfestellungen im Haushalt und Vermittlung<br />
von Nachbarschaftskontakten. Für die Durchführung <strong>der</strong><br />
Dienstleistungen wurde ein Beschäftigungsprojekt gegründet.<br />
Bei <strong>der</strong> Wohn-Begleithilfe handelt es sich um ein klassisches<br />
Handlungsfeld <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, das entsprechend<br />
komplett durch das Wohnungsunternehmen finanziert wird.<br />
Die positiven Effekte aus diesem Projekt sind vielfältig. Aus<br />
wohnungswirtschaftlicher Sicht führt die frühzeitige Intervention<br />
bei <strong>der</strong> Substanzerhaltung zu Kostenersparnis bei <strong>der</strong><br />
Instandhaltung. Es wird somit einer drohenden Verwahrlosung<br />
<strong>der</strong> Wohnungsbestände entgegengewirkt, Konflikte in den<br />
Hausgemeinschaften verhin<strong>der</strong>t und dadurch die Zufriedenheit<br />
<strong>der</strong> Mieterinnen und Mieter gesteigert.<br />
Der Erfolg des Projektes liegt in <strong>der</strong> dauerhaften Bereitstellung<br />
von Dienstleistungen. Gleichzeitig wird mit den Angeboten die Partizi -<br />
pationsbereitschaft <strong>der</strong> Bewohner aktiviert und zur Selbsthilfe angeregt.<br />
Speziell die längere Verweildauer von Mietern in ihren Wohnungen und<br />
die Vermeidung von Verwahrlosung ergeben einen eindeutigen betriebswirtschaftlichen<br />
Nutzen für das Unternehmen. Weiche betriebswirt -<br />
schaft liche Faktoren, wie ein 'positives Image' o<strong>der</strong> die Erwirtschaftung<br />
von 'Stadtrendite' stärken die Position des Wohnungsbauunternehmens<br />
im Gemeinwesen. Demgegenüber stehen die Kosten in Höhe von rund<br />
70.000 EUR/Jahr. Zentraler Erfolgsfaktor ist die Entwicklung und<br />
Umsetzung eines individuellen Konzeptes, das sehr konkret auf die Situation<br />
vor Ort eingeht. Die Wohnungsgesellschaft ist zudem in <strong>der</strong> Lage,<br />
das Projekt zu verstetigen und langfristig zu finanzieren.<br />
49
50<br />
3.5 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />
Maßnahmen<br />
Viele Projekte im Handlungsfeld Ökonomie weisen vielschichtige Problemlagen<br />
auf. Eine stagnierende lokale Wirtschaft geht einher mit einer<br />
hohen Arbeitslosenrate in den Quartieren, wobei es sich sowohl um<br />
Langzeitarbeitslose als auch um Jugendliche ohne Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungsabschluss<br />
handeln kann. Weiterhin unterliegen diese Quartiere oft<br />
einem Fortzug einkommensstarker Bevölkerungsschichten, wodurch ein<br />
hoher Anteil von älteren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in den Quartieren verbleibt. Hinzu kommt eine instabile Gewerbeund<br />
Dienstleistungssituation, die sogar soweit ausgeprägt sein kann,<br />
dass eine Nahversorgung für die Bewohner nicht mehr gewährleistet ist.<br />
Zusammen mit Mängeln in den äußeren Erscheinungsbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />
Gebäude und verwahrlosten öffentlichen Räumen bilden diese Rahmenbedingungen<br />
die Grundlage für die Projekte in diesem Handlungsfeld.<br />
Aufgrund des Ineinan<strong>der</strong>greifens <strong>der</strong> verschiedenen Probleme müssen<br />
die Projektbeteiligten ebenso vielschichtig vorgehen, um die Lebensbedingungen<br />
für die Bewohner verbessern zu können. Ziele <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />
<strong>Quartiersentwicklung</strong> im Bereich Ökonomie können daher sein:<br />
– Reaktivierung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie,<br />
– Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />
– Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur,<br />
– Qualifizierung <strong>der</strong> Bewohner für den Ausbildungs- o<strong>der</strong> Arbeitsmarkt.<br />
Der Aufbau eines Netzwerkes ist nicht nur in <strong>sozialen</strong> Bereichen effektiv,<br />
son<strong>der</strong>n auch um lokale Unternehmen miteinan<strong>der</strong> zu verbinden und<br />
damit <strong>der</strong> Zersplitterung und Ausdünnung von Versorgungsangeboten<br />
entgegen zu treten. Mithilfe eines Netzwerkes zwischen ortsansässigen<br />
Gewerbetreibenden, die untereinan<strong>der</strong> abgestimmte Werbekampagnen<br />
organisieren, können die positiven Effekte genutzt werden, die sich aus<br />
einer Kooperation und ihrem Zusammenschluss ergeben, anstatt sich in<br />
Krisenzeiten als Konkurrenten entgegen zu treten.<br />
So werden in einigen Projekten auf Basis von Situationsanalysen Kooperationen<br />
ins Leben gerufen, die z. B. innerhalb eines Gewerbevereins<br />
gemeinsame Marketingstrategien entwickeln. In an<strong>der</strong>en Projekten wurden<br />
Arbeitsgruppen gebildet, die langfristige Handlungsperspektiven für<br />
den jeweiligen Standort erarbeitet haben, o<strong>der</strong> Unternehmerstammtische<br />
gegründet, die quartalsweise tagen.
Nicht nur die Kontakte <strong>der</strong> Unternehmen untereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />
zwischen Unternehmen und <strong>sozialen</strong> Einrichtungen sind positiv zu<br />
erwähnen. Durch diese Kontakte können sich die Gewerbetreibenden<br />
und die Anbieter sozialer Leistungen im eigenen Aufgabenbereich<br />
gegenseitig unterstützen und dadurch bei<strong>der</strong>seitig von diesem Kontakt<br />
profitieren. Kooperationen entstehen zwischen verschiedenen Akteuren<br />
wie <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, <strong>der</strong> Stadt, den Bewohnern und <strong>der</strong> lokalen<br />
Wirtschaft.<br />
Die Wohnungsunternehmen sind ein Motor für die lokale Wirtschaft,<br />
indem sie mit verschiedenen Firmen zusammenarbeiten und kleinere<br />
Unternehmen durch Aufträge unterstützen. Nicht zuletzt sind die Wohnungsunternehmen<br />
selbst die wichtigsten Arbeitgeber bzw. Auftraggeber<br />
in den Bereichen technische und soziale Betreuung, Dienstleistungen<br />
im Bereich <strong>der</strong> Sicherheit sowie bei <strong>der</strong> Durchführung von Baumaßnahmen.<br />
Vom Hausmeister, Pförtner über die Mieterbetreuung bis hin zum<br />
Handwerk werden die vielfältigsten Tätigkeiten initiiert.<br />
Bei <strong>der</strong> Nutzung von Netzwerken kommt es in den verschiedenen Projekten<br />
einerseits auf den Auf- und Ausbau von Kontakten an, an<strong>der</strong>erseits<br />
erleichtert es die Projektentwicklung, wenn auf bereits bestehende Kontakte<br />
zurückgegriffen werden kann. Ressourcen können dann von verschiedenen<br />
Investoren gebündelt und das Projekt im optimalen Fall refinanziert<br />
werden.<br />
Wie wichtig ein funktionierendes Netzwerk ist, zeigt sich insbeson<strong>der</strong>e<br />
bei <strong>der</strong> Integration Jugendlicher ohne Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungsabschluss<br />
sowie Langzeitarbeitsloser in das Berufsleben. Informationen über För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />
und die verschiedenen Instrumente des Arbeitsmarktes<br />
müssen an Betriebe mit hohem Beschäftigungspotenzial weitergegeben<br />
werden können, damit es zu einer Verknüpfung zwischen <strong>der</strong> lokalen<br />
Wirtschaft und den Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen kommen<br />
kann.<br />
Mit Blick auf die betroffenen, arbeitssuchenden Menschen werden in<br />
unterschiedlichen Projekten Maßnahmen ergriffen, um mithilfe von<br />
Gruppenschulungen o<strong>der</strong> individueller Beratung sowohl fachliche als<br />
auch soziale Unterstützungsmaßnahmen anzubieten. In einem speziellen<br />
Fallbeispiel konnten Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen im Quartier<br />
dazu genutzt werden, Langzeitarbeitslose unter fachkundiger Anleitung<br />
durch einen Stadtteilservice in diese Beschäftigungsfel<strong>der</strong> zu integrieren.<br />
Die Einrichtung eines Qualifizierungsbüros für Sozialhilfeempfänger und<br />
Langzeitarbeitslose stellt eine wichtige Anlaufstelle für Ausbildungs- und<br />
Arbeitssuchende dar und bietet die Möglichkeit, Kontakte zu Betrieben<br />
herzustellen und zwischen den Menschen und <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft zu<br />
vermitteln.<br />
Ein wichtiges Feld für Beschäftigung bietet die Wohnumfeldverbesserung.<br />
Darüber hinaus werden, oft initiiert von den Gewerbetreibenden<br />
vor Ort, Verbesserungen <strong>der</strong> öffentlichen Räume und <strong>der</strong> Flächenausstattung<br />
vorgenommen. Dabei werden sowohl die Ladenfronten, als auch<br />
die gesamte Haupteinkaufsstraße mit den Gehwegen, <strong>der</strong> Beleuchtung<br />
und Begrünung in ihrem Erscheinungsbild überarbeitet.<br />
Das Management im Quartier kann unterschiedliche Organisationsformen<br />
haben. Eine Stadtteiljury hat beispielsweise ein För<strong>der</strong>programm zur<br />
Verbesserung des Erscheinungsbilds des Quartiers initiiert, ein Stadtteilbüro<br />
konnte mit den Unternehmen eine gemeinsame Werbeaktion starten<br />
und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e haben Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte<br />
organisiert.<br />
51
52<br />
Projektbeteiligte<br />
Wichtig ist eine öffentliche Transparenz in <strong>der</strong> Projektumsetzung, die<br />
eine gute Öffentlichkeitsarbeit voraussetzt, bestenfalls die Bürger aktiviert<br />
und zum Aufbau von selbsttragenden Bewohnerorganisationen<br />
anregt.<br />
Falls bereits Bürgerinitiativen in sozial benachteiligten Quartieren tätig<br />
sind, kann ein Büro für Gemeinwesenarbeit diese Menschen professio -<br />
nell beraten. An<strong>der</strong>e Vermittlungsbüros initiieren Partnerschaften zwischen<br />
Wirtschaftsunternehmen im Quartier und öffentlichen Bildungsund<br />
Sozialeinrichtungen. Sie übernehmen dabei die Mo<strong>der</strong>ation <strong>der</strong><br />
Gesprächsverhandlungen und können gegebenenfalls auch Arbeit vermitteln.<br />
Quartiersmanagement<br />
Netzwerkaufbau<br />
in <strong>der</strong> lokalen<br />
Wirtschaft<br />
Arbeitsgruppen<br />
Reaktivierung <strong>der</strong><br />
lokalen Ökonomie<br />
Maßnahmen und<br />
Instrumente im Handlungsfeld<br />
Lokale Wirtschaft, Arbeit<br />
und Beschäftigung<br />
Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für die Bewohner<br />
Infrastrukturelle<br />
Maßnahmen<br />
Verbesserung des<br />
Wohnumfeldes/des<br />
öffentlichen Raumes<br />
Baumaßnahmen<br />
Soziale und technische<br />
Dienstleistungen<br />
Zentrale Akteure sind in diesem Handlungsfeld die lokalen Unternehmen<br />
im Quartier, die sowohl kooperativ untereinan<strong>der</strong> als auch mit<br />
an<strong>der</strong>en mit <strong>sozialen</strong> Einrichtungen agieren können. Zu den wichtigsten<br />
Akteuren zählen hierbei in <strong>der</strong> Regel die Wohnungsunternehmen,<br />
die vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten, mit an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />
und Dienstleistern kooperieren und Netzwerke in <strong>der</strong> lokalen<br />
Wirtschaft aufbauen.<br />
Vermittlungsbüros stellen in den Projekten oft die Schnittstelle zwischen<br />
den Unternehmen und den arbeitssuchenden Bewohnern da, die den<br />
Überblick über die Quartiersangebote und -nachfrage haben und dabei<br />
beide Parteien miteinan<strong>der</strong> verknüpfen. Organisationen o<strong>der</strong> Quartiersmanagements<br />
können ebenfalls eine Vermittlungsrolle übernehmen.<br />
Wichtiger ist jedoch die Präsentation nach außen und eine wirkungsvolle<br />
Öffentlichkeitsarbeit, von <strong>der</strong> Bewohner und die Unternehmen<br />
gleichermaßen profitieren.
Positive Effekte<br />
Quartiersmanagement<br />
Kommune<br />
Stadt<br />
Akteure im<br />
Handlungsfeld<br />
lokale Wirtschaft, Arbeit<br />
und Beschäftigung<br />
Bewohner<br />
Jugendliche, erwachsene<br />
Ausbildungs- und<br />
Arbeitssuchende<br />
Unternehmen <strong>der</strong><br />
lokalen Wirtschaft<br />
Wohnungsunternehmen<br />
als Auftraggeber und<br />
Arbeitgeber<br />
Institutionen<br />
Vereine, Arbeitsgesellschaft, Gemeinde,<br />
Schule, Kita, Diakonie, Gesellschaft für<br />
Stadterneuerung, Vermittlungsbüros<br />
Die Arbeit am Aufbau und Fortbestand des <strong>sozialen</strong> Netzwerks stärkt alle<br />
daran Beteiligten, führt zu einer Identifikation mit dem Quartier und<br />
för<strong>der</strong>t die nachbarschaftlichen Beziehungen. Zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit<br />
macht die Bewohner wie<strong>der</strong> auf Unternehmen und Angebote aus<br />
ihrem Stadtteil aufmerksam und bewirkt eine Verän<strong>der</strong>ung von innen<br />
heraus. Durch erfolgreiche Qualifizierungsmaßnahmen in Kombination<br />
mit Vermittlungen erhöhen sich die Chancen für Jugendliche und Langzeitarbeitslose,<br />
längerfristig in <strong>der</strong> Berufswelt Fuß zu fassen und dort<br />
integriert zu werden.<br />
Ein gut funktionierendes Management kann im Quartier gezielten und<br />
positiven Einfluss auf dessen Entwicklung nehmen, sodass <strong>sozialen</strong> Projekten<br />
aus ihrer "Bittstellerposition" herausgeholfen wird. Feste Anlaufstellen<br />
und regelmäßige Treffen werden zu einem beständigen Teil <strong>der</strong><br />
Sozialarbeit im Stadtteil.<br />
Aufwertungen im Wohn- und Arbeitsumfeld eines Quartiers werden in<br />
den Projekten auf unterschiedliche Art und Weise erreicht und bieten<br />
allen Beteiligten eine verbesserte Lebenssituation. Die Nahversorgung<br />
wird gesichert, verschiedene Dienstleistungen und Serviceeinrichtungen<br />
aufgebaut und die nachbarschaftlichen Ressourcen aktiviert.<br />
Insgesamt können unterschiedliche Projektmaßnahmen einen Beitrag zur<br />
Reaktivierung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie beitragen. Projekte, die sich nicht<br />
ausschließlich auf einzelne Handlungsbereiche konzentrieren, son<strong>der</strong>n<br />
Befähigungen <strong>der</strong> Akteure vorantreiben, haben gute Chancen auf Verstetigung.<br />
53
54<br />
Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />
Unternehmenskooperation auf<br />
win-win-Ebene in Berlin Moabit<br />
Anerkennung Preis Soziale Stadt 2004<br />
Personalleiter von Atotech<br />
und das Lehrerkollegium <strong>der</strong><br />
Hedwig-Dohm-Oberschule.<br />
Projekt – „Fit in Bewerbung“<br />
Hedwig-Dohm-Oberschule in<br />
Kooperation mit Atotech.<br />
Projektbeteiligte:<br />
csr berlin GbR, verschiedene<br />
Einrichtungen aus den<br />
Bereichen Soziales & Bildung,<br />
Unternehmen<br />
Der Beusselkiez in Moabit-West ist durch städtebauliche Defizite, hohe Verkehrsbelastungen<br />
und einen Mangel an Grünflächen geprägt. Die Sozialstruktur<br />
hat sich im Zuge von Abwan<strong>der</strong>ungen besserverdienen<strong>der</strong> Bevölkerungsschichten<br />
und Zuzügen von sozial benachteiligten Bewohnergruppen<br />
ungünstig entwickelt, sodass es verstärkt zu Nachbarschaftsproblemen und<br />
Anonymität im Quartier gekommen ist.<br />
Um diesen negativen Auswirkungen entgegen zu wirken, wurde<br />
eine Strategie zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur entwickelt.<br />
Das Büro csr berlin GbR vermittelt dabei innovative Partnerschaften<br />
zwischen Einrichtungen aus den Bereichen Soziales<br />
und Bildung und ortsansässigen Unternehmen. Ziel ist es, Netzwerke<br />
zu bilden und eine Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung<br />
zu schaffen. Ein wichtiger Baustein dieser Strategie besteht<br />
darin, die <strong>sozialen</strong> Einrichtungen für den Markt fit zu machen und<br />
ihnen aus ihrer Bittstellerposition herauszuhelfen. Dafür entwickelt<br />
das Büro zusammen mit <strong>der</strong> jeweiligen <strong>sozialen</strong> Einrichtung ein<br />
Konzept für die Außenkommunikation – hierzu gehören Visitenkarten,<br />
eine Homepage und Präsentationsmappen. Anschließend<br />
wird Kontakt zu einem Unternehmen im Quartier hergestellt, welches<br />
mit seinen Bedürfnissen und Potenzialen am besten zur Einrichtung<br />
passt. Bis es zu einer Verfestigung <strong>der</strong> Partnerschaft gekommen ist, werden<br />
die Beteiligten mo<strong>der</strong>ierend begleitet.<br />
Daraus entstehen Kooperationen, in denen z. B. die Diakoniegemeinschaft<br />
"Bethania" vom ansässigen Siemens-Werk Büromöbel, Rechner und eine<br />
einjährige Finanzierung einer Personalstelle erhält und im Gegenzug<br />
Deutschkurse für Siemensmitarbeiter aus verschiedenen Nationen anbietet.<br />
In einem an<strong>der</strong>en Beispiel bietet ein Unternehmen eigens konzipierte<br />
Workshops zum Thema "Bewerbungstraining" den Schülern <strong>der</strong> benachbarten<br />
Hedwig-Dohm-Oberschule an.<br />
Ein Nutzen ergibt sich aus diesen Projekten für beide Seiten, indem Sachund<br />
Dienstleistungen ausgetauscht werden. Unternehmen übernehmen<br />
zudem soziale Verantwortung und verbessern ihr Image sowie ihre Verbundenheit<br />
im Quartier. Bildungs- und Sozialeinrichtungen lernen, sich zu vermarkten<br />
und profitieren von den Ressourcen <strong>der</strong> Unternehmen. Insgesamt<br />
werden vorhandene Potenziale und Ressourcen im Quartier aktiviert und<br />
genutzt. Die Finanzierung <strong>der</strong> Projekte 'Unternehmenskooperationen'<br />
wurde durch Mittel aus städtebaulichen Maßnahmen ermöglicht. Betrachtet<br />
man die Kosten-Nutzen-Relation, so entstand nach Angaben <strong>der</strong> Projekt -<br />
beteiligten den Einrichtungen aus den Bereichen Soziales und Bildung, dem<br />
Quartiersmanagementgebiet Moabit West und dem Bezirk Mitte ein<br />
Gewinn von umgerechnet EUR 50.000,-.<br />
Zentraler Erfolgsfaktor ist die Anregung von Kooperationen zwischen<br />
öffentlichen und nicht-öffentlichen Akteuren mit einem individuellen Konzept,<br />
das auf die Situation vor Ort reagiert. Die Menschen im Quartier werden<br />
dazu angeregt, selbst zu handeln, all dies mit Unterstützung durch ein<br />
professionelles Projektmanagement.
Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />
Eine Straße blüht auf in Wiesbaden<br />
Preisträger Preis Soziale Stadt 2004<br />
Mit einem neuen Gehwegbelag<br />
und neuen Lampen ist schon<br />
ein an<strong>der</strong>es Bild entstanden.<br />
Die Bewohner aus dem West -<br />
end wollen nicht mehr wegziehen<br />
– die Geschäftsleute investieren.<br />
Fassadensanierung –<br />
Indikator für positiven Wandel.<br />
Projektbeteiligte:<br />
Wellritz 2000, Interessen -<br />
gemeinschaft für Handel und<br />
Gewerbe e.V., InWest e.V.,<br />
Stadt Wiesbaden, lokale<br />
Gewerbetreibende, Quartiers -<br />
management, Ingenieur- und<br />
Handels kammer Wiesbaden,<br />
Bauhaus-Werkstätten Wies -<br />
baden mit lokalem Qualifizierungsbüro<br />
Das Quartier in Wiesbaden war durch eine instabile Gewerbesituation, leer<br />
stehende Läden, Arbeitslosigkeit, eine hohe Kriminalitäts rate und ein negatives<br />
Erscheinungsbild des Wohnumfelds geprägt. Um dieser Entwicklung<br />
entgegen zu wirken, sollten sowohl Maßnahmen zur Stärkung des Gewerbes<br />
als auch zur Aufwertung des Wohnumfelds getroffen werden.<br />
Ausgehend von einer aktivierenden Befragung <strong>der</strong> Gewerbebetriebe<br />
einer zentralen Geschäftsstraße gründete sich ein Gewerbeverein<br />
u.a. zum dem Zweck, im Jahr 2000 gemeinsam eine<br />
Weihnachtsbeleuchtung für die Straße zu beschaffen. Auf<br />
Initiative des Vereins wurden diverse Maßnahmen zur baulichen<br />
und städtebaulichen Aufwertung aus dem Programm Soziale<br />
Stadt realisiert, die auf große Resonanz stoßen und – im Multiplikatoreneffekt<br />
– eine Vervielfachung <strong>der</strong> Investitionen durch<br />
privates Kapital, insbeson<strong>der</strong>e zur Aufwertung <strong>der</strong> Geschäfte,<br />
mit sich zogen. Unterstützt wurde <strong>der</strong> Maßnahmenmix erfolgreich<br />
insbeson<strong>der</strong>e durch ordnungspolitische Maßnahmen<br />
(Schließung von "Schwarz-Gastronomie") sowie Beratungsangebote<br />
zur Qualifizierung <strong>der</strong> Geschäftstreibenden.<br />
Inzwischen hat sich <strong>der</strong> Verein (ehemals Wellritz 2000) weiterentwickelt<br />
und in "Initiative Westend e. V." umbenannt und<br />
den Arbeitsschwerpunkt auf beide Geschäftsstraßen im Gebiet<br />
gelegt. Schwerpunktthemen sind immer wie<strong>der</strong> Sauberkeit in<br />
den Straßen und ein nur schwer zu lösendes Problem stellt eine<br />
Alkohol- und Drogenszene dar, die durch Alkoholverbot auf<br />
einem angrenzenden Platz deutlich ins Quartier verlagert<br />
wurde.<br />
<strong>Erfolgsfaktoren</strong> für das Projekt sind insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Maßnahmenmix,<br />
<strong>der</strong> sich – bei öffentlicher Finanzierung – auf<br />
Anregungen aus dem Stadtteil/<strong>der</strong> Betroffenen stützte sowie<br />
parallel die unterstützende Infrastruktur durch das Quartiersmanagement.<br />
"I-Tüpfelchen" ist eine engagierte Person, die den<br />
Verein leitet. Wichtig sind kontinuierlich sichtbare, umgesetzte<br />
Aktionen, die zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation im Quartier beitragen.<br />
Eine För<strong>der</strong>ung des Projektes im Rahmen des Programmes Soziale Stadt<br />
erfolgte letztmalig mit dem Programmjahr 2009. Die Lösung für seine<br />
zukünftige Finanzierung bleibt dem Verein überlassen.<br />
55
4 Schlussfolgerungen<br />
Quartiere profitieren<br />
von ganzheitlich<br />
handeln<strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />
Als Ergebnis <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden <strong>Erfolgsfaktoren</strong> von Projekten<br />
<strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> formuliert (vgl. Kap. 1). Diese<br />
spiegeln die Erfahrungen wi<strong>der</strong>, die im Rahmen von Projekten des Programms<br />
Soziale Stadt gemacht werden. Sie geben wichtige Hinweise auf<br />
die zukünftige Durchführung von Quartiersprojekten.<br />
Eine wesentliche Erkenntnis liegt darin, dass nicht nur die Probleme eines<br />
Quartiers betrachtet werden sollten, son<strong>der</strong>n mindestens gleichberechtigt<br />
auch die vorhandenen Potenziale zu berücksichtigen sind. Denn in<br />
<strong>der</strong> Regel sind die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung in den<br />
Quartieren selbst zu finden. Erfolgreiche Projekte bauen auf den vorhandenen<br />
Strukturen auf und beziehen Potenziale aus <strong>der</strong> Bewohnerschaft<br />
und an<strong>der</strong>er Akteure mit ein. Die Einbindung aller relevanten Akteure in<br />
den Quartieren ist ein zentraler Erfolgsfaktor.<br />
Die Untersuchung <strong>der</strong> Projekte hat gezeigt, dass die Wohnungswirtschaft<br />
vielfältige Aufgaben in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> übernimmt.<br />
Aufgrund ihrer guten Kenntnisse von Quartier und Bewohnern haben<br />
Wohnungsunternehmen sehr gute Voraussetzungen, Probleme und<br />
Risiken wie auch Potenziale eines Quartiers zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten<br />
zu finden. Die Wohnungswirtschaft hat das Potenzial,<br />
ganzheitlich zu handeln und ihre Rolle weit über die Vermietung und die<br />
bauliche Instandhaltung <strong>der</strong> Bestände hinaus zu definieren:<br />
– Eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen<br />
ist die Anpassung <strong>der</strong> Wohnungsbestände an die Bedürfnisse<br />
<strong>der</strong> Bewohner. Hierzu zählen z. B. Maßnahmen zur Verringerung<br />
von Barrieren.<br />
– Bei <strong>der</strong> Wohnumfeldgestaltung können neben <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong><br />
Bewohner und einem verbesserten Lebensgefühl auch Sicherheitsaspekte<br />
befriedigt werden.<br />
– Neben <strong>der</strong> baulichen Komponente spielt das Sozialmanagement eine<br />
immer wichtigere Rolle. Hierbei geht es um vielfältigste Maßnahmen –<br />
von <strong>der</strong> Mieterberatung in finanziellen Fragen über Pflege- und<br />
Betreuungsangebote bis hin zu Bildungsangeboten.<br />
– Wohnungsunternehmen unterstützen den Aufbau von Begegnungsstätten<br />
o<strong>der</strong> Stadtteiltreffs, indem sie die räumliche Grundausstattung<br />
– bestenfalls kostenlos – zur Verfügung stellen.<br />
57
58<br />
Kommunen als Motor<br />
und Vermittler<br />
– Wohnungsunternehmen sind bei <strong>der</strong> Initiierung und Durchführung<br />
von Projekten <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> wichtige Vermittler,<br />
da sie einerseits den Kontakt zur Politik herstellen und halten können<br />
und an<strong>der</strong>erseits unmittelbare Ansprechpartner und Betreuer für die<br />
Bewohnerschaft sind. Als gewichtige Teilnehmer können sie den Fortgang<br />
von Projekten positiv beeinflussen.<br />
– Wohnungsunternehmen und ihre Verbände haben mit ihren Netzwerken<br />
gute Voraussetzungen, die positiven Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
in einem Wissenstransfer weiterzutransportieren und<br />
für an<strong>der</strong>e nutzbar zu machen.<br />
– Nicht zuletzt sind Wohnungsunternehmen wichtige Arbeitgeber und<br />
Auftraggeber für das Handwerk und an<strong>der</strong>e Dienstleister in den<br />
Quartieren und för<strong>der</strong>n somit die lokale Wirtschaft.<br />
Eine zentrale Voraussetzung für die Beteiligung an <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Quar -<br />
tiersentwicklung ist die Interessenlage bzw. das jeweilige Geschäftsmodell<br />
<strong>der</strong> Wohnungseigentümer. Wohnungsunternehmen, die ein Interesse<br />
an einer langfristigen Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wohnungsbestände haben,<br />
sind in <strong>der</strong> Lage und auch willens, dauerhaft soziale Projekte zu begleiten<br />
und langfristige Erfolge zu erzielen.<br />
Die baulichen Investitionen können dabei Prozesse anstoßen, in denen<br />
Engagement und Teilnahme ausgelöst werden. Bestenfalls werden durch<br />
Investitionen <strong>der</strong> öffentlichen Hand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen vor<br />
Ort weitere Investitionen privater Akteure ausgelöst. Gleichzeitig können<br />
Wohnungsunternehmen durch Mitfinanzierung <strong>der</strong> laufenden Kosten<br />
von Infrastruktureinrichtungen zur Verstetigung sozialer Maßnahmen<br />
beitragen.<br />
Bei allen Maßnahmen sollte immer die Sozialverträglichkeit im Blickfeld<br />
bleiben. Die Mietpreis- und Belegungspolitik <strong>der</strong> Wohnungsvermieter ist<br />
eine zentrale Stellschraube für die soziale Zusammensetzung und den<br />
Verbleib <strong>der</strong> Bewohner in ihrer gewohnten Umgebung.<br />
Die Kommunen sind gefor<strong>der</strong>t, Problemlagen in den gefährdeten Quartieren<br />
rechtzeitig zu erkennen. Hierzu sollten Untersuchungen und<br />
Projektevaluationen durchgeführt werden, die bereits vor konkreteren<br />
vorbereitenden Untersuchungen im Rahmen des stadtplanerischen<br />
Instrumentariums ansetzen.<br />
Die <strong>Quartiersentwicklung</strong> sollte integriert erfolgen, indem unterschiedliche<br />
teilräumliche, sektorale und technische Pläne miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />
bzw. in eine Gesamtplanung eingebettet werden. Dadurch wird nicht<br />
nur die Vernetzung von Politikfel<strong>der</strong>n und unterschiedlichen Akteuren in<br />
Politik und Verwaltung verbessert, son<strong>der</strong>n es werden Planungen quasi<br />
aus einer Hand ermöglicht, was den Ressourceneinsatz optimiert und<br />
eher zu Lösungen führen kann, die sich an <strong>der</strong> Gesamtsituation vor Ort<br />
orientieren.<br />
Integrative Planungen erfor<strong>der</strong>n ressortübergreifendes Handeln auf allen<br />
Politikebenen, um die kommunalen Ressourcen zu nutzen und Antworten<br />
auf die vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu finden. Denn <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />
berührt viele Handlungsfel<strong>der</strong>, wie z. B. Soziales, Wohnen,<br />
Bildung, Städtebau, Verkehr und Energie. Eine integrierte Herangehensweise<br />
ist sinnvoll und Erfolg versprechend, da die Problemlagen bzw.<br />
Lösungswege ineinan<strong>der</strong>greifen o<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong> aufbauen.
Rahmenbedingungen<br />
durch Bund und Län<strong>der</strong><br />
Bei größeren städtebaulichen Maßnahmen schaffen ein schrittweises<br />
Vorgehen und die Glie<strong>der</strong>ung in einzelne Prozessabschnitte Akzeptanz<br />
bei den Bewohnern. Ein modulares (Planungs- und Umsetzungs-) System<br />
sorgt für einen überschaubaren Maßstab, sodass Projektschritte nachvollziehbar<br />
und Erfolge sichtbar werden.<br />
Wichtig ist die Beteiligung <strong>der</strong> Betroffenen. Vom runden Tisch bis zur<br />
Übertragung von Entscheidungskompetenz und Selbstorganisation gibt<br />
es vielfältige Möglichkeiten. Hierbei besteht die Chance, dass die Bewohner<br />
ermutigt werden, ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen.<br />
Engagement wird dadurch geför<strong>der</strong>t, dass Gestaltungsspielräume eingeräumt<br />
werden.<br />
Kommunen stellen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> nicht nur Sachund<br />
Personalleistungen zur Verfügung, sie können vor allem als Vermittler<br />
und Motor von Entwicklungen fungieren, indem z. B. zur Stärkung<br />
<strong>der</strong> lokalen Ökonomie die Zusammenarbeit zwischen <strong>sozialen</strong> Institutionen<br />
und lokalen Unternehmen geför<strong>der</strong>t, Projekte mit <strong>der</strong> Politik vernetzt<br />
und Kooperationen zwischen <strong>der</strong> Politik und Gemeinwesenträgern<br />
vor Ort verstärkt werden.<br />
Der Austausch von Wissen und Erfahrungen trägt dazu bei, zukünftige<br />
Prozesse bzw. Projekte in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> noch erfolgreicher<br />
zu gestalten. Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass Erfahrungen immer wie<strong>der</strong><br />
neu gemacht werden müssen, ist ein gezielter Wissenstransfer unbedingt<br />
notwendig. Die Stadtverwaltungen bzw. Quartiersmanagements können<br />
dieses "voneinan<strong>der</strong> Lernen" unterstützen, indem sie dazu beitragen,<br />
beson<strong>der</strong>e Projekte bekannt zu machen und neue Ideen mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit<br />
unterstützen.<br />
Die Mittel- und Ressourcenbündelung ist eine zentrale Voraussetzung für<br />
erfolgreiche Projekte. Hierbei gilt es, die Koordination von För<strong>der</strong>mitteln<br />
unterschiedlicher Programme auf kommunaler Ebene zu gewährleisten<br />
und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Bei <strong>der</strong> Einbindung<br />
eines Projekts in eine übergeordnete Planung (integrierte Stadtentwicklung)<br />
kann <strong>der</strong> Bezug zur gesamtstädtischen Entwicklung erreicht werden,<br />
wodurch zusätzliche Synergien möglich sind.<br />
Die Erfolge in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> sind Argumente für eine<br />
Fortführung des Programms Soziale Stadt. Das Programm hat Prozesse in<br />
Gang gesetzt, in denen durch eine Vielzahl von Akteuren positive Entwicklungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> angestoßen worden sind. Dazu<br />
beigetragen haben För<strong>der</strong>ungen, durch die wie<strong>der</strong>um Investitionen insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> Kommunen und <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen generiert<br />
worden sind.<br />
Hierzu zählen vielfältige investive und nicht-investive Maßnahmen, die<br />
als Gesamtpaket ihre volle Wirkung entfalten. Vonseiten <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />
sind hier neben den Investitionen in die Bausubstanz und in<br />
das Wohnumfeld zahlreiche Betreuungs- und Beratungsleistungen zu<br />
nennen. Dazu zählen Sachleistungen, wie die Bereitstellung von Räumlichkeiten,<br />
Personalleistungen durch die Einbindung von Mitarbeitern.<br />
Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten, die durch Bewohner<br />
entgeltlos o<strong>der</strong> durch geringe Aufwandsentschädigungen erbracht<br />
werden. In <strong>der</strong> Regel wurden durch die För<strong>der</strong>ung weitere Leistungen<br />
generiert.<br />
59
60<br />
Im besten Fall sind Projekte initiiert worden, die auf Dauer auch ohne<br />
öffentliche För<strong>der</strong>ungen tragfähig sind. Vielfach übernehmen die Projekte<br />
aber auch so wichtige aber unrentierliche Funktionen im Quartier,<br />
dass eine Verstetigung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung notwendig und gerechtfertigt ist.<br />
Pauschale Lösungen im Hinblick auf eine dauerhafte öffentliche Unterstützung<br />
von Projekten gibt es nicht. Vielmehr ist die jeweilige Situation<br />
vor Ort dafür maßgebend, welche Projekte in welchem Umfang unverzichtbar<br />
und dauerhaft för<strong>der</strong>würdig sind.<br />
Vonseiten <strong>der</strong> Politik sollten die Grundlagen für nachhaltige Projekte<br />
weiterhin ausgebaut werden. Hierzu zählen die Fortführung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme,<br />
Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Zur Sicherung<br />
<strong>der</strong> Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Städte sollten durch Bund und Län<strong>der</strong> Wege<br />
gefunden werden, um die kommunale Gegenfinanzierung auch bei<br />
kritischer Haushaltslage zu ermöglichen.<br />
Auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sollten die Voraussetzungen<br />
geschaffen werden, um eine Integration <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme aus<br />
unterschiedlichen Ressorts zu erreichen. Erfor<strong>der</strong>lich ist ein kontinuier -<br />
licher Erfahrungsaustausch zwischen den unterschiedlichen Ebenen<br />
(Bund, Land, Kommune), um die vorhandenen Mittel und Programme<br />
optimal zu nutzen und investive und nicht-investive Mittel im Rahmen<br />
einer Gesamtstrategie einzusetzen. Zur Erleichterung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />
Akteure vor Ort sollte die Verringerung des Koordinationsaufwandes für<br />
Mittelbündelung und eine stärkere Harmonisierung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme<br />
angestrebt werden.
Ansprechpartner <strong>der</strong> Beispielprojekte<br />
Beispiel Wohnen:<br />
Ein Stadtteil (er)findet sich neu.<br />
"Soziale Stadt findet NUWOG"<br />
Beispiel Wohnumfeldgestaltung:<br />
Bürgerkompetenz im Spessartviertel<br />
in Dietzenbach<br />
Beispiel Bildung:<br />
Leben und Wohnen im Jagenberggelände<br />
in Düsseldorf<br />
Beispiel Bildung:<br />
Programm KiFa – Kin<strong>der</strong>- und Familien -<br />
bildung in Ludwigsburg<br />
Beispiel Soziales Angebot:<br />
Demenz & Migration, Yalniz Degilsiniz!<br />
– Du bist nicht allein! in Gelsenkirchen<br />
NUWOG-Wohnungsgesellschaft <strong>der</strong> Stadt Neu-Ulm GmbH<br />
Schützenstraße 32<br />
89231 Neu-Ulm<br />
Tel.: 0731/9841-0<br />
E-mail: info@nuwog.de<br />
www.nuwog.de<br />
Quartiermanagement<br />
Frau Gabriele Schil<strong>der</strong><br />
Stadtteilbüro Vorfeldhaus<br />
Steubenstraße 34<br />
89231 Neu-Ulm<br />
Tel.: 0731/9771857<br />
E-mail: schil<strong>der</strong>.vorfeldhaus@web.de<br />
Nassauische Heimstätte GmbH<br />
Frau Marion Schmitz-Stadtfeld<br />
Leiterin Integrierte Stadtentwicklung<br />
Schaumainkai 47<br />
60596 Frankfurt<br />
Tel.: 069/6069-1142<br />
E-mail: marion.schmitz-stadtfeld@naheimst.de<br />
www.naheimst.de<br />
Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V.<br />
Himmelgeister Str. 107<br />
40225 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211/9052222<br />
E-Mail: info@die-agb.de<br />
www.die-agb.de<br />
Stadt Ludwigsburg<br />
Fachbereich Bildung, Familie, Sport<br />
Frau Fara Peccerella<br />
Tel.: 07141/9102025<br />
E-Mail: f.peccerella@ludwigsburg.de<br />
www.ludwigsburg.de<br />
Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westl. Westfalen e.V.<br />
Abt. Soziales<br />
Herr Reinhard Streibel<br />
Kronenstraße 63-69<br />
44139 Dortmund<br />
Tel.: 0231/54 83-255<br />
E-Mail: Reinhard.Streibel@awo-ww.de<br />
www.awo-ww.de<br />
61
62<br />
Beispiel Soziales Angebot:<br />
Sonnenkin<strong>der</strong> in Schwabach<br />
Beispiel Nachbarschaft:<br />
Kommunales Netzwerk in Zwickau<br />
Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />
Mobile-Wohn-Begleithilfe<br />
in Mannheim<br />
Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />
Unternehmenskooperation auf<br />
win-win-Ebene in Berlin<br />
Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />
Eine Straße blüht auf in Wiesbaden<br />
Frau Ele Schöfthaler<br />
Quartiermanagerin, Soziale Stadt, Schwabach-Altstadt<br />
und ZAK-Vorsitzende (Zentrum für Arbeit und Kultur e.V.)<br />
Altstadt-Familienzentrum<br />
Nürnberger Straße 32<br />
91126 Schwabach<br />
Sprechzeiten: Donnerstag, 10 - 18 Uhr,<br />
Telefon 09122/790780, Tel.: Mo, Mi - Fr, 09122/82219<br />
www.zak-schwabach.de und www.schwabach.de<br />
Sanierungsträger<br />
Frau Sieglinde Beck<br />
Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung<br />
Reichenbacher Str. 18<br />
08056 Zwickau<br />
Tel.: 0375/37035-11<br />
E-mail: sbeck@wgs-sachsen.de<br />
Stadtteilbüro Eckersbach<br />
Frau Claudia Richter<br />
Scheffelstraße 44<br />
08066 Zwickau<br />
Tel.: 0375/4444-618<br />
E-mail: post@stadtteilbuero-eckersbach.de<br />
www.stadtteilbuero-eckersbach.de<br />
GBG - Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />
Soziales Management<br />
Herr Stefan Möhrke<br />
Ulmenweg 7<br />
68167 Mannheim<br />
Tel.: 0621/3096-212<br />
E-Mail: stefan.moehrke-eberhardt@gbg-mannheim.de<br />
www.gbg-mannheim.de<br />
csr berlin<br />
dunja schimmel & fiona vehrs GbR<br />
Ringbahnstraße 12<br />
10711 Berlin - Wilmersdorf<br />
Tel.: 030/82702591<br />
E-Mail: mail@csr-berlin.net<br />
Stadtteilmanagerin<br />
Frau Jana Kabobel<br />
Kubis e.V.<br />
Wellritzstraße 49<br />
65183 Wiesbaden<br />
Tel.: 00611/7247963<br />
E-mail: info@kubis-wiesbaden.de<br />
Projektleiterin und Abteilungsleiterin<br />
Frau Dagmar Landler-Krämer<br />
Magistrat <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden<br />
Wohnungsamt (69)<br />
Postfach 3920<br />
65029 Wiesbaden<br />
Tel.: 0611/31-4680<br />
E-mail: dagmar.landler-kraemer@wiesbaden.de
Quellenverzeichnis<br />
Literatur<br />
BAG Bundesarbeitsgemeinschaft Soziale Stadtentwicklung und Gemeinwesenarbeit e.V.<br />
(2009): Aktivierung von Zivilgesellschaft in <strong>der</strong> Sozialen Stadt, Memorandum, o.A.<br />
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2007): Informationen zur Raumentwicklung:<br />
Wohnungsgenossenschaften und Stadtentwicklung, 04/2007, Bonn.<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesamt für Bauwesen und<br />
Raumordnung (Hrsg.) (2007): Integrierte Stadtentwicklung als Erfolgsbedingungen einer<br />
nachhaltigen Stadt, BBR-Online-Publikation 08/2007.<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesamt für Bauwesen und<br />
Raumordnung (Hrsg.) (2008a): Statusbericht 2008 zum Programm "Soziale Stadt", Berlin.<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung (Hrsg.) (2008b): Integration vor Ort. Der nationale Integrationsplan –<br />
Zwischenbilanz, Berlin.<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2009a): Stadt bauen. Stadt<br />
leben. Nationaler Preis für integrierte Stadtentwicklung und Baukultur. Wettbewerbsauslobung,<br />
Berlin.<br />
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesinstitut für Bau-,<br />
Stadt- und Raumforschung im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (2009b):<br />
"Soziale Stadt – Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ)", Dokumentation, Berlin.<br />
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr,<br />
Bau- und Wohnungswesen / Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2003):<br />
Strategien für die Soziale Stadt, Berlin.<br />
Deutsches Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung<br />
(Hrsg.) (2006): Dritte bundesweite Befragung Programmgebiete "Soziale Stadt",<br />
Endbericht zur Auswertung, Berlin.<br />
Ens, Carsten: Start für Großprojekte – 180 neue Wohneinheiten. Göttinger Wohnungs -<br />
unternehmen in: Die Wohnungswirtschaft. 60. Jahrgang, Heft 3, 03/2007.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (Hrsg.)<br />
(2005): Sichere Nachbarschaften, Konzepte – Praxis – Beispiele, Berlin.<br />
Informationsstelle Bündelung und Vernetzung in <strong>der</strong> Bundestransferstelle Soziale Stadt /<br />
Hessenagentur im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung,<br />
vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordung (2006): Mittel- und<br />
Ressourcenbündelung auf <strong>der</strong> kommunalen Handlungsebene. Dokumentation, Wiesbaden.<br />
Presse- und Informationsamt <strong>der</strong> Bundesregierung / Die Beauftragte <strong>der</strong> Bundesregierung<br />
für Migration, Flüchtlinge und Integration (Hrsg.) (2007): Der Nationale Integrationsplan,<br />
Neue Wege – Neue Chancen, Berlin.<br />
63
64<br />
Scha<strong>der</strong>-Stiftung / Deutscher Städtetag / GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und<br />
Immobilienunternehmen / Deutsches Institut für Urbanistik / Institut für Wohnungswesen,<br />
Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung / GmbH an <strong>der</strong> Ruhr-Universität<br />
Bochum (Hrsg.) (2006), Stadträumliche Integrationspolitik – Umsetzung <strong>der</strong> Empfehlung<br />
des Projekts „Zuwan<strong>der</strong>er in <strong>der</strong> Stadt“, Darmstadt.<br />
vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. (Hrsg.) (2009a): Forum<br />
Wohnen und Stadtentwicklung, 01/2009, Berlin.<br />
vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. (Hrsg.) (2009b): Forum<br />
Wohnen und Stadtentwicklung, 03/2009, Berlin.<br />
Beispiele<br />
Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) (2007): ExWoSt-Informationen<br />
„Innovationen für familien- und altengerechte Stadtquartiere“ 32/2 – 12/2007, Bonn.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (2001):<br />
Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2000, Berlin.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (2002):<br />
Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2002, Berlin.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (2004):<br />
Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2004, Berlin.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (2006):<br />
Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2006, Berlin.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (2008):<br />
Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2008, Berlin.<br />
GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V. (Hrsg.)<br />
(2005): Sichere Nachbarschaften, Konzepte – Praxis – Beispiele, Berlin.<br />
Internet<br />
Bundestransferstelle Soziale Stadt (2005): Veröffentlichungen: Leitfaden zur<br />
Ausgestaltung <strong>der</strong> Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt". Aufgerufen unter<br />
. Aufgerufen am 09.09.09.<br />
Friedrich Ebert Stiftung (2000): Digitale Bibliothek: Holger Kuhle:<br />
Soviel Quartier wie nötig und soviel Gesamtstadt wie möglich. Aufgerufen unter<br />
. Aufgerufen am 16.07.2009.<br />
Friedrich Ebert Stiftung (2000): Digitale Bibliothek: Ulrich Hellweg: Wie können<br />
Quartiere als sozialräumliche Gebiete entwickelt werden? – Thesen. Aufgerufen unter<br />
. Aufgerufen am 16.07.2009.<br />
Friedrich Ebert Stiftung (2000): Digitale Bibliothek: Monika Alisch: Die reale Chance:<br />
städtische Strategien gegen soziale Ausgrenzung. Aufgerufen unter<br />
. Aufgerufen am 16.07.2009.<br />
Statistisches Bundesamt Deutschland (2008): Bevölkerungsstand. Aufgerufen unter:<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/<br />
Statistiken/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.psml.<br />
Aufgerufen am 09.09.2009.