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Erfolgsfaktoren der sozialen Quartiersentwicklung - Analyse ...

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<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sozialer<br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

Ergebnisse einer empirischen<br />

Untersuchung von Projekten <strong>der</strong><br />

"Sozialen Stadt"


Herausgeber:<br />

GdW Bundesverband deutscher Wohnungsund<br />

Immobilienunternehmen e.V.<br />

Mecklenburgische Straße 57<br />

14197 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 82403-0<br />

Telefax: +49 (0)30 82403-199<br />

Brüsseler Büro des GdW<br />

47-51, rue du Luxembourg<br />

1050 Bruxelles<br />

BELGIEN<br />

Telefon: +32 2 5 50 16 11<br />

Telefax: +32 2 5 03 56 07<br />

mail@gdw.de<br />

http://www.gdw.de<br />

ANALYSE & KONZEPTE<br />

Beratungsgesellschaft für Wohnen,<br />

Immobilien und Tourismus mbH<br />

Gasstraße 10, 22761 Hamburg<br />

Gestaltung:<br />

Büro Roman Lorenz<br />

Gestaltung<br />

visueller Kommunikation<br />

design alliance<br />

München<br />

Druck:<br />

GdW<br />

© GdW 2010<br />

Die Expertise wurde im Rahmen <strong>der</strong><br />

Bundesinitiative "Nationale Stadtentwicklungspolitik"<br />

durch das<br />

Bundesministerium für Verkehr, Bau<br />

und Stadtentwicklung unterstützt.


<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sozialer<br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

Ergebnisse einer empirischen<br />

Untersuchung von Projekten <strong>der</strong><br />

"Sozialen Stadt"


Inhalt<br />

Vorwort<br />

1 Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

2 Hintergrund<br />

2.1 Demographische und soziale Entwicklung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

2.2 Probleme und Potenziale in den Quartieren<br />

2.3 Das Programm "Soziale Stadt"<br />

2.4 Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

3 Handlungsfel<strong>der</strong> von Projekten <strong>der</strong> Sozialen<br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

3.1 Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />

3.2 Bildung, Qualifizierung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

3.3 Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />

3.4 Sicherheit und Nachbarschaft<br />

3.5 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />

4 Schlussfolgerungen<br />

Ansprechpartner <strong>der</strong> Beispielprojekte<br />

Quellenverzeichnis<br />

Seite<br />

5<br />

7<br />

15<br />

16<br />

18<br />

20<br />

23<br />

25<br />

26<br />

32<br />

38<br />

44<br />

50<br />

57<br />

61<br />

63<br />

3


Vorwort<br />

Unsere Gesellschaft differenziert sich sozial immer stärker. Das betrifft die<br />

Arbeitswelt, aber auch die Wohnquartiere. Vor diesem Hintergrund geht<br />

es darum, das Zusammenleben <strong>der</strong> Menschen in ihren Nachbarschaften<br />

durch integrative Maßnahmen zu unterstützen und soziale Konflikte<br />

innerhalb städtischer Quartiere zu verhin<strong>der</strong>n.<br />

Die vom GdW vertretenen Wohnungsunternehmen haben bereits frühzeitig<br />

– u.a. durch die Studie "Überfor<strong>der</strong>te Nachbarschaften" im Jahre<br />

1998 – auf die <strong>sozialen</strong> Probleme in den Stadtquartieren hingewiesen<br />

und als Partner <strong>der</strong> öffentlichen Hand auf die Stärkung des Zusammenhalts<br />

in den Wohngebieten mit vielfältigen Maßnahmen hingewirkt.<br />

Aber auch die zahlreichen zivilgesellschaftlichen Initiativen, die sich diesem<br />

Anliegen widmen, verdienen öffentliche Aufmerksamkeit.<br />

Deshalb haben sich <strong>der</strong> Deutsche Städtetag, <strong>der</strong> AWO Arbeiterwohlfahrt<br />

Bundesverband, die Scha<strong>der</strong>-Stiftung und <strong>der</strong> vhw Bundesverband für<br />

Wohnen und Stadtentwicklung im Verbund mit dem GdW bereits Ende<br />

<strong>der</strong> 1990er Jahre entschlossen, einen bundesweiten Wettbewerb für beispielhafte<br />

soziale Projekte auszuloben.<br />

Dem erstmals im Jahre 2000 und seither zweijährlich ausgelobten Wettbewerb<br />

zum "Preis Soziale Stadt" ist es gelungen, das Interesse einer<br />

breiten Öffentlichkeit für die <strong>sozialen</strong> Probleme, aber auch für die vielen<br />

positiven Aktivitäten in den Stadtquartieren wach zu halten und die<br />

Akteure in den Städten, Wohnungsunternehmen, Wohlfahrtsverbändem<br />

und Bürgerinitiativen zu ermutigen, ihre eigenen Erfahrungen bei <strong>der</strong><br />

Unterstützung des Miteinan<strong>der</strong>s <strong>der</strong> verschiedenen Gruppen von Stadtbewohnern<br />

bekannt zu machen.<br />

Die mehr als 90 zwischen 2000 und 2008 ausgezeichneten Projekte zeigen,<br />

wie <strong>sozialen</strong> Konflikten innerhalb von Nachbarschaften, <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />

Entmischung sowie <strong>der</strong> krisenhaften Entwicklung ganzer Wohnquartiere<br />

begegnet werden kann und wie Integrationserfolge erzielt sowie nachhaltig<br />

gesichert werden können. Mit diesen Projekten konnten erhebliche<br />

Verbesserungen <strong>der</strong> Wohn- und Lebensbedingungen <strong>der</strong> Menschen<br />

in den Quartieren erreicht werden. Fast immer waren dabei Wohnungsunternehmen<br />

beteiligt. Sie waren und sind als Projektträger o<strong>der</strong> als Mitwirkende<br />

ein elementarer Erfolgsfaktor.<br />

Die erfolgreichen Beispiele zeigen, was möglich ist, wenn mit großem<br />

Engagement, Kompetenz und <strong>der</strong> notwendigen finanziellen Unterstützung<br />

<strong>der</strong> soziale Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaften geför<strong>der</strong>t wird.<br />

Diese Erfahrungen stellen eine wichtige Ressource dar, denn angesichts<br />

<strong>der</strong> künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen im Quartiersmanagement werden in<br />

großem Umfang Projekte dieser Art notwendig werden.<br />

Was sind die zentralen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>, die jene Projekte aufweisen, die<br />

zu einer wesentlichen positiven Verän<strong>der</strong>ung in benachteiligten Stadtquartieren<br />

geführt haben? Welche Bedingungen gilt es zu beachten,<br />

wenn zukünftige Projekte aufgelegt werden? Welche sollten deshalb<br />

auch bei <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Projekten hinreichende Beachtung finden?<br />

Zur Klärung dieser Fragen, hat <strong>der</strong> GdW Bundesverband deutscher Wohnungs-<br />

und Immobilienunternehmen das Forschungsinstitut<br />

<strong>Analyse</strong> & Konzepte damit beauftragt, erfolgreiche Quartiersmaßnahmen<br />

auf ihre maßgeblichen <strong>Erfolgsfaktoren</strong> zu untersuchen.<br />

5


Die Projektauswertung erfolgte auf Basis <strong>der</strong> Dokumentationen <strong>der</strong><br />

Wettbewerbe zum "Preis Soziale Stadt". Darüber hinaus wurden weitere<br />

Projekte <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> in die Untersuchung einbezogen, die<br />

im Rahmen an<strong>der</strong>er Wettbewerbe o<strong>der</strong> Studien dokumentiert worden<br />

sind. Ergänzt wurden die daraus gewonnenen Erkenntnisse durch aktuelle<br />

Studien und Evaluationen.<br />

Die Untersuchung hat deutlich gemacht: Die vom GdW vertretenen<br />

Wohnungsunternehmen leisten als zuverlässige Partner <strong>der</strong> Kommunen<br />

einen erheblichen Beitrag zum <strong>sozialen</strong> Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaften.<br />

Initiativen, wie die Mitwirkung an Vorhaben zur städtischen Integrationspolitik<br />

o<strong>der</strong> ein systematisches Sozialmanagement nach dem Leitbild<br />

"Wohnen Plus" veranschaulichen, dass die soziale Dimension in immer<br />

mehr Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften ein normaler<br />

Bestandteil des unternehmerischen Handelns ist. Die Wohnungswirtschaft<br />

wird zunehmend sowohl zum "Motor" als auch zum "Manager"<br />

<strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> 1 .<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchung weisen auf den großen Erfolg des<br />

Programms "Soziale Stadt" hin. Es wurden damit wesentliche Rahmenbedingungen<br />

dafür geschaffen, um auf die Probleme in benachteiligten<br />

Stadtquartieren mit den vor Ort speziell erfor<strong>der</strong>lichen Maßnahmen<br />

reagieren zu können.<br />

Das Programm "Soziale Stadt" muss auch in Zukunft ein zentrales Instrument<br />

bleiben, um das nachbarschaftliche Miteinan<strong>der</strong> in den Wohn -<br />

quartieren zu erhalten o<strong>der</strong> wie<strong>der</strong>herzustellen und <strong>sozialen</strong> Konflikten<br />

entgegen zu wirken.<br />

Lutz Freitag<br />

Präsident des GdW<br />

Bundesverband deutscher Wohnungsund<br />

Immobilienunternehmen e. V.<br />

1 GdW (Hrsg.): Wohntrends 2020, Berlin 2008


1 Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong> <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

In dieser Studie wurden die Rahmenbedingungen für erfolgreiche soziale<br />

Projekte und ihre Durchführung untersucht, um auf dieser Basis Empfehlungen<br />

zu formulieren.<br />

In die Auswertung wurden Projekte einbezogen, die im Quartier eine<br />

positive Entwicklung zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen anstoßen<br />

konnten. Eine wesentliche Grundlage hierfür bildete <strong>der</strong> langjährige<br />

Erfahrungsschatz aus dem Programm "Soziale Stadt". Im zweijährlichen<br />

Rhythmus werden gelungene Projekte im Rahmen eines Wettbewerbs<br />

dokumentiert und ausgezeichnet – <strong>der</strong> GdW gehört zu den Auslobern<br />

des Preises. Im Wesentlichen wurden die Preisträger und die mit einer<br />

Anerkennung erwähnten Projekte <strong>der</strong> "Sozialen Stadt" aus den Jahren<br />

2000 bis 2008 untersucht. Darüber hinaus wurden weitere Projekte <strong>der</strong><br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong> in die Untersuchung einbezogen, die im Rahmen<br />

an<strong>der</strong>er Wettbewerbe o<strong>der</strong> Studien dokumentiert worden sind. Insgesamt<br />

wurden somit mehr als 90 Projekte hinsichtlich verschiedener Kriterien<br />

geprüft. Ergänzt werden die daraus gezogenen Erkenntnisse durch<br />

aktuelle Studien und Evaluationen.<br />

Insgesamt ging es bei <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung darum, übergeordnete<br />

Faktoren zu identifizieren, die sich auf zukünftige Projekte übertragen<br />

lassen. Angesichts eines weiter wachsenden Handlungsbedarfes<br />

kann die Kenntnis <strong>der</strong> nachfolgend aufgeführten übergeordneten<br />

<strong>Erfolgsfaktoren</strong> dazu beitragen, die Erfolgschancen insgesamt und die<br />

Effizienz zukünftiger Projekte zu erhöhen:<br />

Zehn <strong>Erfolgsfaktoren</strong><br />

1. Individuelle Konzepte für beson<strong>der</strong>e Quartiere<br />

2. Umfassende Konzepte entwickeln<br />

3. Betroffene zu Akteuren machen<br />

4. Multiplikatoreffekte nutzen<br />

5. Erfolge sichtbar machen und darüber reden<br />

6. Kompetenzen und Ressourcen bündeln<br />

7. Projekte verstetigen<br />

8. Projekte professionell organisieren<br />

9. Projekte in die gesamtstädtische Planung einbinden<br />

10. Projekterfolg prüfen und aus Erfahrungen lernen<br />

7


8<br />

1.<br />

Individuelle Konzepte für<br />

beson<strong>der</strong>e Quartiere<br />

Nur bei oberflächlicher Betrachtung ähneln sich die Problemlagen in<br />

einzelnen Quartieren. Bei näherer Untersuchung zeigt sich, dass jedes<br />

Quartier seine spezifischen Eigenschaften und beson<strong>der</strong>en Problemkonstellationen,<br />

aber auch ganz unterschiedliche Ansätze für Entwicklungsmöglichkeiten<br />

hat. Erfolgreiche Projekte gehen deshalb auf die jeweilige<br />

Ausgangslage im Quartier mit individuellen Konzepten ein. Erfolgreiche<br />

Projekte sind deshalb individuelle Projekte, die die konkreten Problemlagen<br />

berücksichtigen und mit Entwicklungskonzepten auch an den spezifischen<br />

Stärken des Quartiers ansetzen:<br />

– Ohne eine genaue Stärken-Schwächen-<strong>Analyse</strong> ist die Erstellung<br />

eines wirkungsvollen Konzepts nicht möglich. Eine wichtige Voraus-<br />

setzung stellt deshalb die Problemerkennung vor Ort dar. Anhand<br />

einer differenzierten <strong>Analyse</strong> und Bewertung <strong>der</strong> Situation im Quartier<br />

können Handlungserfor<strong>der</strong>nisse identifiziert und Anknüpfungspunkte<br />

für Projekte gefunden werden.<br />

– Gute Kenntnisse über die Situation vor Ort sind notwendig, um Initiativen<br />

und Potenziale <strong>der</strong> Bewohner zu erkennen ("aufmerksam sein").<br />

Denn oftmals sind es die Bewohner, die Initiativen anstoßen o<strong>der</strong><br />

zumindest in <strong>der</strong> Anfangsphase eines Projektes entscheidend mitwirken.<br />

Die <strong>Analyse</strong> vor Ort ist die Basis, um die richtigen Ansprechpartner<br />

zu identifizieren und die Maßnahmen darauf abzustimmen.<br />

Im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" hat sich in den vergangenen<br />

Jahren das Bewusstsein entwickelt, dass nicht nur die Defizite eines<br />

Quartiers betrachtet werden sollten 1 . Bei <strong>der</strong> Auswahl von Quartieren,<br />

die beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t werden sollten, sind die vorhandenen Potenziale<br />

mindestens gleichberechtigt zu berücksichtigen. Denn in <strong>der</strong> Regel sind<br />

die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gebiete in den<br />

Quartieren selbst zu finden. Erfolgreiche Projekte bauen auf den vorhandenen<br />

Strukturen auf und binden Potenziale aus <strong>der</strong> Bewohnerschaft in<br />

die Projektprozesse mit ein.<br />

Bei <strong>der</strong> Ausweisung von Projekten <strong>der</strong> Sozialen Stadt wurden in <strong>der</strong> Vergangenheit<br />

vielfach Untersuchungen zugrunde gelegt, allerdings auch<br />

sogenannte intuitive Entscheidungen zugelassen. Im Vorfeld solcher Projekte<br />

können Potenziale im Rahmen von Untersuchungen, wie z. B.<br />

Bewohnerbefragungen o<strong>der</strong> Expertengesprächen etc., bereits frühzeitig<br />

erkannt werden. Eine weitsichtige Bedarfsanalyse im Hinblick auf die<br />

Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner, wie z. B. barrierearme Wohngebäude für<br />

Senioren, bildet dafür die Grundlage.<br />

Aufgrund ihrer guten Kenntnisse von Quartier und Bewohnern haben<br />

Wohnungsunternehmen sehr gute Voraussetzungen, Probleme und Risiken<br />

wie auch Potenziale eines Quartiers zu erkennen. Es bieten sich<br />

verschiedene methodische Ansätze an, um die dafür notwendigen Informationen<br />

zu erhalten. Dies können z. B. Mieter-Befragungen sein o<strong>der</strong><br />

die Installation von Quartierssprechern, Beratungsstellen o<strong>der</strong> Kontaktzentren.<br />

Auch <strong>der</strong> Kontakt zum Hausmeister o<strong>der</strong> zur Mieterberatung<br />

kann genutzt werden. Die Wohnungsunternehmen sollten in diesem<br />

Zuge die Kooperation mit dem Quartiersmanagement pflegen.<br />

Auch die Kommunen sind gefor<strong>der</strong>t, Problemlagen in den gefährdeten<br />

Quartieren rechtzeitig zu erkennen. Hierzu sollten ebenfalls – in Kooperation<br />

mit den Wohnungsunternehmen – Untersuchungen und Projekt -<br />

evaluationen durchgeführt werden, die bereits vor konkreteren vorbereitenden<br />

Untersuchungen im Rahmen des stadtplanerischen Instrumentariums<br />

ansetzen.<br />

1<br />

Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: "Dritte bundesweite Befragung Programm -<br />

gebiete 'Soziale Stadt'", 2006.


2.<br />

Umfassende Konzepte<br />

entwickeln<br />

3.<br />

Betroffene zu Akteuren<br />

machen<br />

Wesentlich für eine positive Entwicklung <strong>der</strong> Lebensbedingungen in<br />

benachteiligten Quartieren sind in <strong>der</strong> Regel konkrete Maßnahmen zur<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Wohnbedingungen und des Wohnumfeldes. Aus diesem<br />

Grund sind Eigentümer bzw. die Wohnungsunternehmen für die<br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong> von großer Bedeutung, die ein Interesse an einer<br />

langfristigen Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wohnungsbestände haben. Allein die<br />

bauliche Aufwertung vermag jedoch nicht die <strong>sozialen</strong> und ökonomischen<br />

Defizite eines Quartiers auszugleichen, weshalb mit dem Programm<br />

"Soziale Stadt" bereits frühzeitig ein integrierter Ansatz gewählt<br />

worden ist. Ziel ist es, verschiedenartige Maßnahmen so miteinan<strong>der</strong> zu<br />

verbinden, dass sie sich sehr gut ergänzen.<br />

In <strong>der</strong> Praxis zeigt sich, dass oftmals zwar einzelne konkrete Problem -<br />

lagen <strong>der</strong> Ausgangspunkt einer <strong>Quartiersentwicklung</strong> sein können, letztlich<br />

die Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> jedoch mehr als ein<br />

Handlungsfeld berühren, z. B. Wohnen und Wohnumfeld, Soziales,<br />

Gesundheit, Ökonomie etc. Eine integrierte Herangehensweise ist sinnvoll<br />

und Erfolg versprechend, da die Problemlagen bzw. Lösungswege<br />

ineinan<strong>der</strong>greifen o<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong> aufbauen. Die Kommunen spielen<br />

hierbei eine wichtige Rolle bei <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ation unterschiedlicher Interessen<br />

zwischen den Fachbereichen und den Akteuren in den Quartieren.<br />

Umfassende Konzepte verfolgen deshalb gleichzeitig mehrere, oft ganz<br />

unterschiedliche Ziele. Allerdings ist es nicht immer möglich, in Bezug<br />

auf alle Ziele gleichermaßen erfolgreich zu sein. Wichtig für den Projekterfolg<br />

ist deshalb vor allem die Erreichung <strong>der</strong> zentralen Zielsetzung<br />

(z. B. Integration, Vermin<strong>der</strong>ung von Konflikten usw.).<br />

Ein zentrales Ziel <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> liegt in <strong>der</strong> Schaffung<br />

selbsttragen<strong>der</strong> Strukturen zwischen den Menschen in einem Quartier,<br />

denn soziale Netzwerke tragen wesentlich dazu bei, stabile Nachbarschaften<br />

zu bilden. Das Engagement <strong>der</strong> Bewohner vor Ort stellt eine<br />

sehr wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Projekte dar. Erfolgreiche<br />

Projekte basieren auf den im Quartier verwurzelten Menschen und den<br />

Initiatoren <strong>der</strong> verschiedenen Projekte. Wenn sich die Bewohner für ihr<br />

Quartier engagieren, geben sie den Projekten eine individuelle Prägung.<br />

Die Bewohner bekennen sich gleichzeitig für ihr Quartier und steigern<br />

damit auch die Attraktivität für Dritte. Zusätzlich wird <strong>der</strong> Zusammenhalt<br />

<strong>der</strong> Bewohner gestärkt und es kann die Erfahrung vermittelt werden,<br />

welche Verän<strong>der</strong>ungen man durch sein eigenes Tun bewirken kann.<br />

Gerade aktive Bewohner o<strong>der</strong> bereits funktionierende Netzwerke bilden<br />

eine gute Ausgangsbasis, die unbedingt genutzt werden sollte. Bisweilen<br />

müssen aktive Menschen aber auch erst gesucht und ermuntert werden.<br />

Die Bewohner in den Quartieren sind dabei nicht nur die Betroffenen,<br />

denen geholfen werden muss, son<strong>der</strong>n insbeson<strong>der</strong>e auch jene, die zur<br />

Lösung vorhandener Probleme beitragen können. Denn die Bewohner<br />

selbst sind Akteure mit exklusivem Wissen über die Situation vor Ort. Das<br />

Engagement <strong>der</strong> Bewohner vor Ort ist zudem oftmals Grundlage für<br />

beson<strong>der</strong>s innovative Projekte.<br />

Dabei sind unterschiedliche Stufen <strong>der</strong> Beteiligung zu berücksichtigen.<br />

Die kleinste Stufe <strong>der</strong> Beteiligung ist hierbei die Information und Diskussion,<br />

z. B. im Rahmen run<strong>der</strong> Tische. Stärkere Beteiligungsmöglichkeiten<br />

sind die Mitbestimmung, die Übertragung von Entscheidungskompetenz<br />

und die Selbstorganisation. Wichtig ist hierbei, dass die Bewohner ermutigt<br />

werden, ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen. Engagement<br />

wird entsprechend dadurch geför<strong>der</strong>t, dass Gestaltungsspielräume<br />

eingeräumt werden.<br />

9


10<br />

4.<br />

Multiplikatoreffekte<br />

nutzen<br />

5.<br />

Erfolge sichtbar machen<br />

und darüber reden<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei baulichen Maßnahmen an Gebäuden o<strong>der</strong> Planungen<br />

im Wohnumfeld sind transparente Planungsprozesse wichtig für den<br />

Erfolg eines Projektes. Die Bewohnerbetreuung und <strong>der</strong> Informationsaustausch<br />

mit den Bewohnern können diese Prozesse unterstützen. Die<br />

stärkste Akzeptanz ist dann zu erwarten, wenn die Bewohner frühzeitig<br />

in die Planung eingebunden und ihnen Entscheidungskompetenzen eingeräumt<br />

werden.<br />

Um langfristige Strukturen und Netzwerke zu schaffen, sind in <strong>der</strong> Regel<br />

auch langfristig stützende Strukturen notwendig. Komplett selbst tragende<br />

Strukturen sind hingegen aufgrund <strong>der</strong> Fluktuation und des ständigen<br />

Wechsels <strong>der</strong> beteiligten Bewohner vielfach nicht zu realisieren.<br />

Beson<strong>der</strong>s Erfolg versprechend ist es, Beteiligungsstrukturen frühzeitig,<br />

ggf. schon vor Beginn <strong>der</strong> eigentlichen Projekte ins Leben zu rufen.<br />

Ein aktiver Beitrag zur Integration von Bewohnern kann durch Schulungen<br />

für materiell und kulturell benachteiligte Bewohner(gruppen) geleistet<br />

werden, um das Know-how einer Projektorganisation weiter zu vermitteln.<br />

Die Menschen erlernen, sich selbst so zu organisieren, dass sie<br />

sich mithilfe <strong>der</strong> eigenen Potenziale für ihre Belange einsetzen und diese<br />

beson<strong>der</strong>s nach außen vertreten können.<br />

Projekte sind insbeson<strong>der</strong>e dann erfolgreich, wenn sie als Vorbild o<strong>der</strong><br />

Initiator für weitere Aktivitäten dienen. Dies bezieht sich zum einen auf<br />

die Bewohner selbst. Das Engagement <strong>der</strong> Bewohner kann einen Multiplikatoreffekt<br />

in <strong>der</strong> Nachbarschaft bewirken, indem sie als Vorbild für<br />

an<strong>der</strong>e Bewohner dienen und diese dadurch zur Mitarbeit motiviert werden.<br />

Sie tragen dabei auch zur weiteren Vernetzung <strong>der</strong> Menschen im<br />

Quartier bei. Zum an<strong>der</strong>en können erfolgreiche Projekte und Initiativen<br />

selbst Vorbild für Folgeprojekte sein. In manchen Beispielen waren die<br />

Projekte so erfolgreich, dass sie ihr Angebot über das Quartier hinaus<br />

ausweiten konnten. Gerade wenn ein beson<strong>der</strong>s erfolgreicher Weg<br />

gefunden o<strong>der</strong> eine kreative Idee entwickelt wurde, können an<strong>der</strong>e<br />

davon profitieren. Sie können die Konzepte übernehmen o<strong>der</strong> sie entsprechend<br />

ihrer Rahmenbedingungen weiterentwickeln.<br />

Die Stadtverwaltungen bzw. Quartiersmanagements können dieses<br />

"voneinan<strong>der</strong> Lernen" unterstützen, indem sie dazu beitragen, beson<strong>der</strong>e<br />

Projekte von engagierten Bewohnern, Vereinen, Initiativen o<strong>der</strong><br />

Schulen bekannt zu machen und neue Ideen mit einer Öffentlichkeits -<br />

arbeit unterstützen, damit Interessierte informiert werden und sich beteiligen<br />

können. Dafür eignen sich u.a. Stadtteilfeste und Nachbarschaftstreffs.<br />

Umfassende Projekte benötigen ein professionelles Projektmanagement,<br />

mit Projektbausteinen, Zwischenzielen und eindeutigen Verantwortlichkeiten.<br />

Bei allen Projekten, die im Quartier stattfinden und bei denen<br />

die Bewohner einbezogen werden, ist es von großer Bedeutung, dass<br />

Erfolge sichtbar gemacht werden, um die Motivation aufrecht zu erhalten<br />

und Enttäuschungen zu vermeiden.<br />

Bei größeren städtebaulichen Maßnahmen schafft ein schrittweises Vorgehen<br />

und die Glie<strong>der</strong>ung in einzelne Prozessabschnitte Akzeptanz bei<br />

den Bewohnern. Ein modulares (Planungs- und Umsetzungs-) System<br />

schafft einen überschaubaren Maßstab. So können Projektschritte verfolgt<br />

und Erfolge erkennbar werden. Insbeson<strong>der</strong>e bei baulichen Projekten<br />

kann es hilfreich sein, sich zu Beginn auf ein o<strong>der</strong> mehrere Startprojekte<br />

zu konzentrieren, um schnell Zeichen für Neuerung zu setzen.


6.<br />

Kompetenzen und<br />

Ressourcen bündeln<br />

Projekte mit abgestuften Planungen sind auch erfolgreicher, weil die<br />

Wahrscheinlichkeit steigt, dass die Projektbeteiligten, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Anwohner, über die Dauer eines (Teil-)Projektes eingebunden bleiben<br />

und sich am Prozess beteiligen. Dies ist insbeson<strong>der</strong>e wichtig, wenn es<br />

sich um Projekte mit Laufzeiten über mehrere Jahre handelt. Eine Gefahr<br />

bei Projekten mit langer Laufzeit besteht zudem darin, dass sich die<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Projektbeteiligten än<strong>der</strong>t bzw. dass sich ihre<br />

Ansprüche mit <strong>der</strong> Zeit verän<strong>der</strong>n und somit <strong>der</strong> Projekterfolg gefährdet<br />

ist.<br />

Soziale <strong>Quartiersentwicklung</strong> ist beson<strong>der</strong>s auf die Kooperation aller mit<br />

ihren vielfältigen Fähigkeiten ausgestatteten Projektbeteiligten angewiesen.<br />

Welche Organisationsform dabei geeignet ist, kann je nach Projekt<br />

variieren und sich verän<strong>der</strong>n.<br />

Beteiligt werden sollten neben den Bewohnern und den Wohnungseigentümern<br />

auch weitere private Unternehmen, die ein direktes Interesse<br />

an <strong>der</strong> Entwicklung des Quartiers haben und gesellschaftliche Verantwortung<br />

zeigen (Corporate Social Responsibility). Darüber hinaus zählen<br />

dazu Schulen, Kirchen, Vereine, städtische Ämter, soziale Träger, die Polizei<br />

u.v.m. Durch eine breite Akteursstruktur wird die Akzeptanz von<br />

Maßnahmen, <strong>der</strong> soziale Zusammenhalt vor Ort sowie die Identifikation<br />

mit dem Stadtteil erhöht. Ziel ist es, neue Partnerschaften zwischen den<br />

Bewohnern, <strong>der</strong> privaten Wirtschaft und <strong>der</strong> öffentlichen Hand zu erreichen.<br />

Dabei haben alle Akteure und Institutionen ihre eigenen Kompetenzen,<br />

die in den unterschiedlichen Handlungsfel<strong>der</strong>n zum Tragen kommen.<br />

Wohnungsunternehmen sind in diesem Prozess beson<strong>der</strong>s wichtige<br />

Akteure, da sie einerseits den Kontakt zur Politik herstellen und halten<br />

können und an<strong>der</strong>erseits Ansprechpartner und Betreuer für die Bewohnerschaft<br />

stellen. In den laufenden Prozessen sind sie darüber hinaus<br />

Vermittler zwischen den verschiedenen Akteuren und können hier den<br />

Projektfortgang positiv beeinflussen.<br />

Die Kommunen können zum Beispiel zur Stärkung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie<br />

die Zusammenarbeit zwischen <strong>sozialen</strong> Institutionen und lokalen Unternehmen<br />

för<strong>der</strong>n, Projekte mit <strong>der</strong> Politik vernetzen und Kooperationen<br />

zwischen <strong>der</strong> Politik und Gemeinwesenträgern vor Ort verstärken, die<br />

gleichwertig miteinan<strong>der</strong> kooperieren.<br />

Die Mittel- und Ressourcenbündelung ist eine zentrale Voraussetzung<br />

für erfolgreiche Projekte. Hierbei gilt es, die Koordination von För<strong>der</strong>mitteln<br />

unterschiedlicher Programme auf kommunaler Ebene zu gewährleisten<br />

und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Die Kommunen<br />

spielen bei <strong>der</strong> Mittelkoordination die wichtigste Rolle – 85 % <strong>der</strong><br />

Befragten in Soziale Stadt-Gebieten halten die kommunale Steuerung für<br />

sehr wichtig 2 .<br />

Bei <strong>der</strong> Einbindung eines Projekts in eine übergeordnete Planung (integrierte<br />

Stadtentwicklung) kann eine Einbindung <strong>der</strong> Projekte in die<br />

gesamtstädtische Entwicklung erreicht werden, wodurch zusätzliche<br />

Synergien möglich sind. Dies ist die Basis, um investive und nicht-investive<br />

För<strong>der</strong>mittel zu koppeln und zielgerichtet einzusetzen.<br />

2<br />

Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: Dritte bundesweite Befragung<br />

Programmgebiete "Soziale Stadt", 2005/2006.<br />

11


12<br />

7.<br />

Projekte verstetigen<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sollten die Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, um eine Integration <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme aus<br />

unterschiedlichen Ressorts zu erreichen. Dazu ist ein kontinuierlicher<br />

Erfahrungsaustausch zwischen den unterschiedlichen Ebenen (Bund,<br />

Land, Kommune) hilfreich, um die vorhandenen Mittel und Programme<br />

optimal zu nutzen und investive und nicht-investive Mittel im Rahmen<br />

einer Gesamtstrategie einzusetzen. Für die Arbeit vor Ort ist ein gutes<br />

Wissen über die Ressourcen übergreifende För<strong>der</strong>ung notwendig. Daher<br />

kann hier ein übergeordnetes Informationsangebot hilfreich sein.<br />

Für die Finanzierung kleinerer Maßnahmen vor Ort können Quartierfonds<br />

hilfreich sein. Die darin zusammengefassten Mittel speisen sich aus den<br />

För<strong>der</strong>mitteln des Programms "Soziale Stadt". Die Bewohner und Initiativen<br />

in den Quartieren haben die Möglichkeit, auf unbürokratische Weise<br />

auf den Quartiersfonds zuzugreifen und Einzelprojekte in begrenztem<br />

Umfang zu finanzieren. Dabei sind alle Projekte för<strong>der</strong>ungswürdig, die<br />

einen Beitrag zur Stärkung <strong>der</strong> Gemeinschaft bzw. <strong>der</strong> Nachbarschaft,<br />

<strong>der</strong> Stadtteilkultur, <strong>der</strong> Identifikation mit dem Stadtteil sowie zur Aktivierung<br />

von Bewohnern leisten.<br />

Die Träger sozialer Prozesse sollten auf eine Verstetigung <strong>der</strong> im För<strong>der</strong>zeitraum<br />

begonnenen positiven Entwicklungen im Quartier hinwirken.<br />

Ziel ist die Sicherung eines Prozesses und des Projekterfolges durch Nutzung<br />

<strong>der</strong> vorhandenen Strukturen. Im Mittelpunkt steht dabei das Engagement<br />

<strong>der</strong> Bewohner und <strong>der</strong> Initiativen vor Ort, das als eine Art Rückgrat<br />

<strong>der</strong> Prozessentwicklung fungieren kann. Darüber hinaus kann die<br />

Weiterführung <strong>der</strong> Finanzierung, wenn auch vielleicht nicht in vollem<br />

Umfang, helfen, zumindest die zentralen Projekte am Leben zu halten.<br />

Erfolgreiche Projekte sind langfristig ausgerichtet. Im besten Fall drückt<br />

sich ihr Erfolg darin aus, dass sie auf Dauer ohne öffentliche För<strong>der</strong>ungen<br />

tragfähig sind. Hierzu können die Wohnungseigentümer vor Ort<br />

durch Beteiligung an investiven und nicht-investiven Maßnahmen einen<br />

wesentlichen Beitrag leisten, da diese in <strong>der</strong> Regel in hohem Maße von<br />

<strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> profitieren. In vielen Fällen ist <strong>der</strong> Fortbestand<br />

eines Projektes jedoch nur zu gewährleisten, wenn die finanzielle För<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Maßnahmen auf Dauer erfolgen kann. Vielfach übernehmen<br />

die Projekte so wichtige Funktionen im Quartier, dass eine Verstetigung<br />

<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung zu rechtfertigen ist. Eine pauschale Antwort auf die Frage,<br />

inwieweit eine För<strong>der</strong>ung langfristig erfolgen sollte, gibt es jedoch nicht.<br />

Dies kann nur in den jeweiligen Konstellationen vor Ort entschieden<br />

werden, wobei möglichst alle beteiligten Akteure einbeziehen sind und<br />

in die Pflicht genommen werden sollten.<br />

Zu den investiven Maßnahmen zählt die Schaffung <strong>der</strong> baulichen Voraussetzungen<br />

im Hinblick auf die Wohnungsbestände und das Wohnum -<br />

feld sowie die soziale Infrastruktur. Die Bereitstellung entsprechen<strong>der</strong><br />

Räumlichkeiten für Begegnungsstätten und Quartierszentren durch die<br />

Wohnungsunternehmen kann ein wichtiger Beitrag sein, ebenso wie die<br />

Finanzierung <strong>der</strong> laufenden Kosten von Infrastruktureinrichtungen zur<br />

Verstetigung sozialer Maßnahmen.<br />

Vonseiten <strong>der</strong> Politik sollten die Voraussetzungen für nachhaltige Projekte<br />

geschaffen werden. Hierzu zählen die Nutzung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme,<br />

Beratungsleistungen und Bereitstellung von Know-how. Zur<br />

Sicherung <strong>der</strong> vorhandenen För<strong>der</strong>möglichkeiten sollten durch Bund und<br />

Län<strong>der</strong> Wege gefunden werden, um die kommunale Gegenfinanzierung<br />

auch bei kritischer Haushaltslage zu ermöglichen. Eine wichtige Rolle<br />

spielen die Akteure <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft. Die Kommunen sollten alle<br />

Möglichkeiten nutzen, um diese stärker in die <strong>Quartiersentwicklung</strong> einzubinden<br />

und in die Verantwortung zu nehmen.


8.<br />

Projekte professionell<br />

organisieren<br />

9.<br />

Projekte in die<br />

gesamtstädtische<br />

Planung einbinden<br />

10.<br />

Projekterfolg prüfen<br />

und aus Erfahrungen<br />

lernen<br />

Der Erfolg sozialer Projekte hängt wesentlich von <strong>der</strong> Qualität <strong>der</strong> Steuerung<br />

ab. Im Laufe eines Projektes ist dafür ein leistungsfähiges Stadtteilmanagement<br />

notwendig, welches die Akteure koordiniert und als<br />

"Scharnier" zwischen kommunaler Politik, Verwaltung, den Bewohnern<br />

und ihren Organisationen fungiert. In einigen Projekten hat es sich<br />

bewährt, neutrale Ansprechpartner zur Vermittlung zwischen Mietergruppen,<br />

Wohnungsunternehmen und an<strong>der</strong>en Akteuren zu etablieren.<br />

Ein Treffpunkt im Stadtteil als Ausgangspunkt vielfältiger Aktivitäten ist<br />

unbedingt notwendig. Ein Wohnungsunternehmen kann dafür den baulichen<br />

Rahmen schaffen o<strong>der</strong> Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.<br />

Wichtig ist eine feste, strategisch bzw. räumlich gut positionierte Anlaufstelle<br />

für die Bürgerinnen und Bürger, die z. B. durch ein Quartiersmanagement<br />

organisiert werden kann. Dies ist hilfreich, um die Potenziale<br />

für Bewohnerprojekte nutzen zu können, indem interessierten Bürgerinnen<br />

und Bürgern, die eine Projektidee haben o<strong>der</strong> einen Bedarf für ein<br />

Projekt erkennen, eine Anlaufstelle gegeben wird. Eine starke Organisationsstruktur<br />

kann zudem verhin<strong>der</strong>n, dass einzelne Beteiligte aus dem<br />

Verfahren herausfallen.<br />

Wenngleich es gilt, die <strong>Quartiersentwicklung</strong> auf einzelne Quartiere mit<br />

beson<strong>der</strong>em Handlungsbedarf zu konzentrieren, sollte sie dennoch integriert<br />

erfolgen, d.h. die getroffenen Maßnahmen sollten räumlich, zeitlich<br />

und von <strong>der</strong> Herangehensweise her in eine gesamtstädtische Strategie<br />

eingebettet sein. Zu nennen sind folgende Aspekte 3 :<br />

Die Wirkung öffentlicher Maßnahmen kann durch frühzeitige Abstimmung<br />

und Bündelung öffentlicher und privater Finanzmittel auf Gebietsbzw.<br />

Stadtteilebene erhöht werden. Ein solcher koordinierter Mitteleinsatz<br />

schafft Planungs- und Investitionssicherheit und reduziert die Kosten<br />

sowohl für die Öffentlichkeit als auch für Private. Bei <strong>der</strong> Finanzierung<br />

von Stadtentwicklungsmaßnahmen sollte immer geprüft werden, ob eine<br />

Einbeziehung öffentlicher und privater Banken auf nationaler und auch<br />

europäischer Ebene sinnvoll ist.<br />

Unterschiedliche teilräumliche, sektorale und technische Pläne sollten<br />

miteinan<strong>der</strong> verbunden bzw. in eine Gesamtplanung integriert werden.<br />

Dadurch wird nicht nur die Vernetzung von Politikfel<strong>der</strong>n und unterschiedlichen<br />

Akteuren in Politik und Verwaltung verbessert, son<strong>der</strong>n es<br />

werden Planungen quasi aus einer Hand ermöglicht, was den Ressourceneinsatz<br />

optimiert und eher zu Lösungen führen kann, die sich an <strong>der</strong><br />

Gesamtsituation vor Ort orientieren.<br />

Nur <strong>der</strong> Austausch von Wissen und Erfahrungen trägt dazu bei, zukünftige<br />

Prozesse bzw. Projekte in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> noch<br />

erfolgreicher zu gestalten. Hierbei geht es nicht nur um die grundsätzlichen<br />

<strong>Erfolgsfaktoren</strong> son<strong>der</strong>n auch um viele, unterschiedliche Einzellösungen,<br />

die Projekte vor Ort voranbringen können. Um zu verhin<strong>der</strong>n,<br />

dass Erfahrungen immer wie<strong>der</strong> neu gemacht werden müssen, ist ein<br />

gezielter Wissenstransfer unbedingt notwendig. Dieser bezieht sich nicht<br />

nur auf Fragen <strong>der</strong> Ressourcenbündelung, son<strong>der</strong>n auch auf die aus -<br />

baufähige Zusammenarbeit von Bewohnern, Kommunen und <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft.<br />

Hier sind die institutionellen Akteure gefor<strong>der</strong>t, die<br />

Evaluation <strong>der</strong> Projekte voranzutreiben.<br />

3 Vgl. BMVBS (2007).<br />

13


14<br />

Wohnungsunternehmen bzw. die wohnungswirtschaftlichen Verbände<br />

haben mit ihren Netzwerken sehr gute Voraussetzungen für einen Wissenstransfer.<br />

Gleiches gilt für die Stadtverwaltungen, die den Kontakt<br />

mit <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, privaten Unternehmen und Institutionen<br />

suchen sollten.<br />

Vorhandene Instrumente, wie Stadtteiljurys o<strong>der</strong> Büros für Gemein -<br />

wesenarbeit können hierbei genutzt werden, um Feedback von den<br />

Bewohnern zu erhalten. Umfangreicher und treffsicherer sind allerdings<br />

Bewohnerbefragungen.<br />

In diesem Zusammenhang sollten die einzelnen Erfahrungen so aufbe -<br />

reitet sein, dass sie gezielt abrufbar sind. Geeignet wäre eine überregionale<br />

Projektdatenbank, die Informationen über die einzelnen Projekte,<br />

Beschreibungen von Vorgehen, Ressourcen und beson<strong>der</strong>e Erfahrungen,<br />

sowie Ansprechpartner enthält.


2 Hintergrund<br />

Die Integration aller Menschen in das gesellschaftliche Leben ist eine<br />

zentrale politische Herausfor<strong>der</strong>ung für die Zukunft. In den vergangenen<br />

Jahren ist eine sich verstärkende sozialräumliche Ungleichheit in den<br />

Städten zu beobachten. Ein Indikator für die wachsende Zahl an Menschen,<br />

die sich ausgegrenzt fühlen, ist die steigende Zahl an Nicht-<br />

Wählern bei Bundestagswahlen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en politischen Wahlen. Regelmäßig<br />

ist zu beobachten, dass die Gruppe <strong>der</strong> Nicht-Wähler als eine <strong>der</strong><br />

größten Gruppen unter den Wahlberechtigten hervorsticht. Bei <strong>der</strong> Bundestagswahl<br />

2009 haben sich 28 % aller Wahlberechtigten nicht an <strong>der</strong><br />

Wahl beteiligt – so viele wie nie zuvor.<br />

Welche Bedeutung hat dies für die Städte und für die Wohnungswirtschaft?<br />

Neben den Menschen, die aus Protest nicht wählen o<strong>der</strong> denen es nicht<br />

wichtig genug ist o<strong>der</strong> die es einfach vergessen, gibt es einen großen<br />

Teil an Wahlberechtigten, die insgesamt das Vertrauen in die Partizipation<br />

verloren haben o<strong>der</strong> denen nicht bewusst ist, dass sie eine Stimme<br />

haben, die Gehör findet. Hierzu zählen vor allem Menschen, die auch<br />

aus an<strong>der</strong>en Bereichen des bürgerlichen Lebens ausgeschlossen sind, die<br />

keinen Zugang zu Bildung, zur Arbeitswelt, zu regelmäßigem Einkommen<br />

und zu <strong>sozialen</strong> Netzwerken haben.<br />

Die Verteilung <strong>der</strong> Nicht-Wähler auf die Wahlbezirke deutet auf eine<br />

sozialräumliche Ungleichheit hin. Denn die Wohnanteile <strong>der</strong> Nicht-<br />

Wähler sind gerade in den benachteiligten Quartieren am höchsten, hier<br />

bilden sie sogar die stärksten Fraktionen unter den Wahlberechtigten.<br />

Deutlich zeigen die Wahlergebnisse den Zusammenhang: Je höher <strong>der</strong><br />

Anteil <strong>der</strong> Arbeitslosen, Alleinerziehenden und alten Menschen ist, desto<br />

höher ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Nicht-Wähler und umso höher ist <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong>jenigen,<br />

die sich ausgegrenzt fühlen. Ein Teil <strong>der</strong> Menschen in diesen<br />

Quartieren hat den Bezug zu Partizipation und gesellschaftlicher Teilhabe<br />

verloren und lebt in "partizipationsfreien Zonen" 4 .<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Städte und Quartiere kann die Verbesserung <strong>der</strong><br />

Lebensbedingungen einen erheblichen Beitrag zur Integration leisten.<br />

Hier setzt das Programm "Soziale Stadt" an und hier sind insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch die Wohnungsunternehmen als wichtige Partner <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

neben vielen an<strong>der</strong>en Akteuren gefor<strong>der</strong>t.<br />

4<br />

Zu diesen Ergebnissen kommen Forschungsarbeiten des Max-Planck-Instituts für<br />

Gesellschaftsforschung in Köln und eine Studie <strong>der</strong> Universität Hannover aus dem<br />

Jahr 2001.<br />

15


16<br />

2.1 Demographische und soziale Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Gesellschaft<br />

Die Entstehung benachteiligter Quartiere ist in wesentlichen Teilen auf<br />

übergeordnete wirtschaftliche, gesellschaftliche und demographische<br />

Entwicklungen zurückzuführen:<br />

– So entwickelt sich die wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> privaten Haushalte<br />

in Deutschland sehr unterschiedlich und führt zu einem zunehmenden<br />

Auseinan<strong>der</strong>driften <strong>der</strong> Gesellschaft. Die Gruppe <strong>der</strong> einkommensschwachen<br />

Haushalte, hierunter Langzeitarbeitslose, Niedrigeinkommensbezieher,<br />

<strong>der</strong>en Anteil in Deutschland bei <strong>der</strong>zeit 20 % <strong>der</strong> Haushalte<br />

liegt, o<strong>der</strong> Senioren mit geringen Altersrenten, nimmt weiter zu.<br />

– Vieles deutet darauf hin, dass die wirtschaftliche Situation <strong>der</strong> Privathaushalte<br />

auch zukünftig durch weiter fortschreitende Polarisierungs -<br />

tendenzen gekennzeichnet sein wird. Die Einkommensverteilung in<br />

Deutschland zeigt, dass die unteren Einkommensgruppen (unterhalb<br />

70 % des Einkommensmedians) und die hohen Einkommen (über<br />

150 % des Medians) zulasten <strong>der</strong> mittleren Einkommensgruppen<br />

zunehmen. Dies wird sich auf den lokalen Wohnungsmärkten in einer<br />

verstärkten Polarisierung <strong>der</strong> Nachfrage nie<strong>der</strong>schlagen.<br />

– Mit dem demographischen Wandel sind weitreichende strukturelle<br />

Verschiebungen in <strong>der</strong> Bevölkerungsstruktur verbunden: Die Alterung<br />

unserer Gesellschaft geht einher mit einer deutlichen Verschiebung<br />

<strong>der</strong> Proportionen zwischen jungen, mittleren und älteren Menschen,<br />

die regional sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann.<br />

– Die gesellschaftliche Mitte, für die zahlreiche Quartiere und Wohnungsbestände<br />

einst gebaut worden sind, gibt es heute so nicht mehr.<br />

Vielmehr ist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Haushaltsstrukturen – weg von <strong>der</strong><br />

klassischen Normalfamilie hin zu einer Vielzahl von Lebensformen –<br />

als Ausdruck voranschreiten<strong>der</strong> Pluralisierung und flexibler Lebensentwürfe<br />

zu beobachten.<br />

– Damit verbunden ist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> qualitativen Wohnungsnachfrage<br />

und <strong>der</strong> Ansprüche an die Stadt und die Quartiere. Vielfach<br />

entsprechen die Wohnungsbestände <strong>der</strong> großen Wohnsiedlungen<br />

nicht mehr den sehr ausdifferenzierten Bedürfnissen und Ansprüchen<br />

jüngerer Haushalte an das Wohnen.<br />

– Der Wandel von einer weitgehend homogenen Gesellschaft zu einer<br />

kulturell und sozial vielschichtigen Gesellschaft wird durch Zuwan<strong>der</strong>ung<br />

unterschiedlicher Nationalitäten verstärkt.


Die wirtschaftlichen und politischen Restrukturierungs- und Deregulierungsprozesse<br />

auf nationaler und globaler Ebene för<strong>der</strong>n seit einigen<br />

Jahren verstärkte Spaltungstendenzen <strong>der</strong> Gesellschaft in Bezug auf<br />

Arbeitsmarktzugang und Beschäftigung, Einkommen, Bildung, Konsummuster<br />

und Lebensstile. Diese Entwicklungen wirken sich letztlich auf die<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> Wohnbevölkerung in den Quartieren aus. Einkommensschwächere<br />

Wohnungsnachfrager bekommen zunehmend<br />

Zugangsprobleme zum Wohnungsmarkt und konzentrieren sich in<br />

benachteiligten Quartieren.<br />

Haushalte in stabilen Einkommensverhältnissen nutzen ihren Handlungsspielraum<br />

bei <strong>der</strong> Wohnortwahl und ziehen in "bessere" Stadtviertel um.<br />

Die Folge sind Entmischungsprozesse zwischen den Quartieren – einige<br />

werden aufgewertet, an<strong>der</strong>e werden abgewertet und es kommt so zu<br />

einer stärkeren Polarisierung zwischen "In-Stadtteilen" und benachteiligten<br />

Vierteln. Für die in benachteiligten Quartieren Zurückgebliebenen<br />

besteht die Gefahr, durch die Stigmatisierung ihrer Wohngebiete zusätzlich<br />

benachteiligt zu werden.<br />

Zu dieser Entwicklung tragen <strong>der</strong> ökonomische Strukturwandel und die<br />

damit verbundenen Arbeitsplatzverluste insbeson<strong>der</strong>e im industriellen<br />

Sektor bei. In <strong>der</strong> Folge kommt es vielerorts zu einem kollektiven <strong>sozialen</strong><br />

Abstieg. Begleitet wird dies durch eine Deregulierung des Wohnungsmarktes<br />

und eine Verringerung des belegungs- und mietpreisgebundenen<br />

Wohnungsbestandes. Hinzu kommen die Internationalisierung <strong>der</strong><br />

Wohnungs- und Immobilienmärkte, <strong>der</strong> damit verbundene internationale<br />

Handel mit Wohnimmobilien und die Privatisierung kommunaler Wohnungsbestände,<br />

aber auch städtischer Infrastruktur und Dienstleistungen.<br />

Im Ergebnis nehmen die Einflussmöglichkeiten <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />

auf die Entwicklung <strong>der</strong> Städte und Quartiere ab. Die Städte sind zunehmend<br />

auf privatwirtschaftliches Engagement angewiesen.<br />

Die sozialräumlichen Unterschiede treten in Großstädten beson<strong>der</strong>s<br />

deutlich zutage, sind jedoch ebenso in Mittel- und auch kleineren Städten<br />

festzustellen. Seit einigen Jahren ist eine Beschleunigung dieser<br />

sozial räumlichen Segregationsprozesse zu beobachten. Eine Trendwende<br />

ist <strong>der</strong>zeit nicht absehbar.<br />

17


18<br />

2.2 Probleme und Potenziale in den Quartieren<br />

Die so entstandenen benachteiligten Quartiere weisen in vielerlei Hinsicht<br />

Defizite auf. Der wirtschaftliche Strukturwandel und die soziale Ent -<br />

mischung führen zu einem hohen Anteil an Personen, die von staatlichen<br />

Transferzahlungen abhängig sind. Unter dieser Situation leidet dann die<br />

lokale Ökonomie, die stagniert o<strong>der</strong> zurück geht. Mit <strong>der</strong> sinkenden<br />

Kaufkraft <strong>der</strong> Bewohner zieht sich auch das örtliche Gewerbe zurück.<br />

Innerhalb benachteiligter Quartiere entstehen oftmals soziale und kulturelle<br />

Konflikte aufgrund unterschiedlicher Lebensweisen o<strong>der</strong> auch aufgrund<br />

sprachlicher Barrieren zwischen Zuwan<strong>der</strong>ern o<strong>der</strong> Aussiedlern<br />

und Einheimischen.<br />

Benachteiligte Quartiere weisen vielfach bauliche Mängel auf. Zahlreiche<br />

innerstädtische Altbauquartiere, die als "Rückzugsort" für benachteiligte<br />

Bewohner dienen, sind in einem baulich schlechten Zustand, vielfach<br />

aber auch Großwohnsiedlungen <strong>der</strong> 1960er bis 1980er Jahre. Oftmals<br />

bestehen auch Mängel im Wohnumfeld sowie Nutzungsdefizite. Es fehlen<br />

Kin<strong>der</strong>tagesstätten, Schulen und medizinische Versorgung, gleichzeitig<br />

gibt es nur eine schmale Grundausstattung an Einzelhandel und<br />

Dienstleistungen und ein geringes Angebot an Sport-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen.<br />

Infrastrukturelle Mängel haben vor allem Auswirkungen<br />

auf das tägliche Leben <strong>der</strong> Bewohner. Insbeson<strong>der</strong>e Großwohn -<br />

siedlungen sind meist nicht auf den Lebensrhythmus Erwerbsloser<br />

ausgerichtet. Hinzu kommt eine schlechte Aufenthaltsqualität im öffentlichen<br />

Raum. Für viele Menschen sind die Siedlungen zum Lebensmittelpunkt<br />

geworden, worauf diese jedoch planerisch nicht ausgerichtet sind.<br />

Zusammenfassend können die Problemfel<strong>der</strong> in benachteiligten Quartieren<br />

durch folgende Punkte gekennzeichnet werden 5 :<br />

– Probleme in den Bereichen Wohnen, Wohnumfeld und<br />

Ökologie:<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsstau, hohe Bebauungsdichte,<br />

Wohnumfeldmängel, Mangel an Grün- und Freiflächen;<br />

– Defizite in den Bereichen Bildung, Qualifizierung und<br />

Gesundheit:<br />

Ein Resultat sozio-ökonomischer Probleme von beson<strong>der</strong>er gesamtgesellschaftlicher<br />

Tragweite ist die Kin<strong>der</strong>armut, die mit reduzierten<br />

Bildungschancen und Gefahren für die gesundheitliche Entwicklung<br />

von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen einhergeht;<br />

5<br />

In Anlehnung an BMVBS (2008a).


– Probleme im Bereich infrastruktureller Ausstattung:<br />

unzureichende soziale und technische Infrastruktur, ungenügende<br />

Freizeitmöglichkeiten (speziell für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche);<br />

– Nachbarschaftliche Probleme:<br />

Konzentration benachteiligter Haushalte (darunter hoher Anteil von<br />

Menschen mit Migrationshintergrund), Fortzug einkommensstärkerer<br />

Haushalte, Fehlen von Zusammengehörigkeitsgefühl, Spannungen<br />

im Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen, soziale Konflikte,<br />

geringe Einwohnerinitiative, Perspektivlosigkeit auch unter<br />

Jugendlichen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Vandalismus und<br />

Kriminalität;<br />

– Probleme im Bereich lokaler Ökonomie:<br />

quantitative und qualitative Verschlechterung im Gewerbebereich<br />

(Einzelhandel, Dienstleistungen), unzureichende Ausbildungs- und<br />

Arbeitsplätze vor Ort, verbunden mit (Langzeit-)Arbeitslosigkeit,<br />

Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen.<br />

Die Kumulation dieser Probleme führt mit <strong>der</strong> Zeit zu einem ungünstigen<br />

Image <strong>der</strong> belasteten Quartiere. Soziale Ungleichheit wird damit nicht<br />

nur verfestigt, son<strong>der</strong>n sogar noch verschärft. Dabei kommt den Quartieren<br />

für die Stabilisierung einer demokratischen Gesellschaft eine große<br />

Bedeutung zu. Wie die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

zeigen, stecken die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Lebensbedingungen insbeson<strong>der</strong>e in den endogenen Potenzialen dieser<br />

Wohngebiete. Die Bewohner selbst sind dabei wichtige Akteure, die mit<br />

ihrem Wissen über die Situation vor Ort einen wichtigen Beitrag leisten<br />

können.<br />

19


20<br />

2.3 Das Programm "Soziale Stadt"<br />

Die Ministerkonferenz <strong>der</strong> ARGEBAU hat 1996 in Potsdam die Bund-<br />

Län<strong>der</strong>-Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" beschlossen, um <strong>der</strong> drohenden<br />

<strong>sozialen</strong> Polarisierung in den Städten Einhalt zu gebieten. Das<br />

Programm bietet den Rahmen für eine zwischen Bund, Län<strong>der</strong>n und<br />

Kommunen abgestimmte Strategie <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Die Bundesregierung<br />

hat die Gemeinschaftsinitiative zum Anlass genommen, die<br />

Städtebauför<strong>der</strong>ung seit 1999 um das eigenständige neue Bund-Län<strong>der</strong>-<br />

Programm "Stadtteile mit beson<strong>der</strong>em Entwicklungsbedarf – die Soziale<br />

Stadt" zu ergänzen.<br />

Die Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" gilt Stadt- und Ortsteilen, die<br />

infolge sozialräumlicher Segregation davon bedroht sind, ins soziale<br />

Abseits abzurutschen. Es handelt sich dabei meist und insbeson<strong>der</strong>e um<br />

hochverdichtete, einwohnerstarke Stadtteile in städtischen Räumen, die<br />

erhebliche Defizite aufweisen. Hinzu kommen jedoch auch Gebiete in<br />

Gemeinden, die z. B. aufgrund ihrer peripheren Lage und – zum Teil<br />

hierdurch bedingt – durch ihre Einwohnerstruktur ganz ähnliche Probleme<br />

zeigen. Das können Gebiete in stark benachteiligten Regionen<br />

o<strong>der</strong> ehemalige Wohnsiedlungen <strong>der</strong> abgezogenen Streitkräfte sein 6 .<br />

Das Programm soll die Kommunen wirksam dabei unterstützen, <strong>Quartiersentwicklung</strong>sprozesse<br />

in Gang zu setzen, mit <strong>der</strong>en Hilfe die <strong>sozialen</strong><br />

Problemgebiete zu integrierten Stadtteilen mit positiver Zukunftsperspektive<br />

entwickelt werden und zugleich <strong>der</strong> Entstehung neuer ungünstiger<br />

Prozesse entgegenwirken. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist<br />

eine Verstärkung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ungen für diese Quartiere durch Bund und<br />

Län<strong>der</strong> in Betracht zu ziehen.<br />

Die angestrebten <strong>Quartiersentwicklung</strong>sprozesse zielen auf:<br />

– die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen in den Quartieren,<br />

– die Schaffung stabiler Sozialstrukturen und<br />

– die Verbesserung <strong>der</strong> Lebenschancen für die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner.<br />

6 Vgl. ARGEBAU (2005): Leitfaden zur Ausgestaltung <strong>der</strong> Gemeinschaftsinitiative<br />

Soziale Stadt S. 2f.


Wohnen, Wohnumfeld<br />

und Ökologie<br />

Bildung, Qualifizierung<br />

und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

Kulturelle und soziale<br />

Infrastruktur<br />

Diese übergeordneten Ziele sind im Programm "Soziale Stadt" durch die<br />

nachfolgend erläuterten Unterziele untersetzt. Zur besseren Vergleichbarkeit<br />

mit den Ergebnissen <strong>der</strong> Projektanalyse werden die Unterziele <strong>der</strong><br />

einzelnen Handlungsfel<strong>der</strong> gemäß <strong>der</strong> in Kapitel 3 verwendeten Glie<strong>der</strong>ung<br />

zusammengefasst 7 :<br />

Ziel ist die Herstellung bzw. Sicherstellung einer hinreichenden Qualität<br />

des Wohnens einschließlich <strong>der</strong> Wohnumfeld- und ökologischen Qualität.<br />

Damit wird eine grundsätzliche Voraussetzung für die Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensbedingungen, für Bewohnerstabilität und ausgewogene<br />

Bewohnerstrukturen geschaffen. Hierbei geht es zunächst um bauliche<br />

und wohnungswirtschaftliche Maßnahmen zur Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität<br />

und zur Ergänzung des Wohnungsangebotes um fehlende Wohnungstypen.<br />

Dies wird begleitet durch gebietsspezifische Aufwertungen<br />

des Wohnumfeldes zur Steigerung <strong>der</strong> Attraktivität und <strong>der</strong> Wohnzufriedenheit.<br />

Ein gut gestaltetes Wohnumfeld ist die Voraussetzung für die<br />

Akzeptanz des Quartiers durch breite Bewohnerschichten. Zu den Verbesserungen<br />

des Wohnumfelds gehören schließlich ebenso die Reduzierung<br />

von Verkehrsgefahren o<strong>der</strong> die Beachtung <strong>der</strong> ökologischen<br />

Belange hinsichtlich Bepflanzungen.<br />

Die Bereiche Bildung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung sind wichtige Handlungsfel<strong>der</strong>,<br />

um insbeson<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen Möglichkeiten<br />

für eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu geben. Die Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Schulen als aktive Gestalterin des Lebens im Quartier soll gestärkt<br />

werden.<br />

Eine immer größere Rolle spielt in den Quartiersprojekten die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

durch Beratung. Viele Menschen in den Quartieren haben<br />

erhebliche gesundheitliche Probleme. Dies senkt die Lebensqualität und<br />

reduziert die Möglichkeit <strong>der</strong> Integration in den Arbeitsmarkt. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

für Jugendliche sind Beratungsmöglichkeiten im Hinblick auf Suchtverhalten<br />

und Drogenmissbrauch hilfreich.<br />

Die Ergänzung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur hat für den <strong>sozialen</strong> Ausgleich<br />

in problembelasteten Gebieten beson<strong>der</strong>e Bedeutung. Der Bedarf an<br />

Gemeinschaftseinrichtungen für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen<br />

ist dort beson<strong>der</strong>s hoch, weil die Bewohner <strong>der</strong> Quartiere in Bezug auf<br />

Ausbildung, soziale Vernetzung, Arbeitsplätze, mit Beschäftigung aus -<br />

gefüllte Zeit, Gesundheitsvorsorge, Kaufkraft und Mobilität gegenüber<br />

an<strong>der</strong>en im Nachteil sind. Daher soll die notwendige Infrastruktur ausgebaut<br />

und geeignete Räume mit <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen personellen Betreuung<br />

bereitgestellt werden: für das kulturelle und gesellschaftliche Leben<br />

verschiedener ethnischer Gruppen im Quartier, zur Kommunikation<br />

unterschiedlicher Gruppen, zur Verbesserung <strong>der</strong> Beratungs- und Dienstleistungsangebote,<br />

zur Bereicherung <strong>der</strong> Möglichkeiten <strong>der</strong> Freizeitgestaltung<br />

und zur Schaffung von Gelegenheiten, soziale Beziehungen aufzubauen<br />

und aus <strong>der</strong> Isolation herauszukommen.<br />

7 Die Ziele und Handlungsfel<strong>der</strong> sind im Leitfaden zur Ausgestaltung <strong>der</strong><br />

Gemeinschaftsinitiative "Soziale Stadt" 2005 folgen<strong>der</strong>maßen benannt:<br />

– Bürgermitwirkung, Stadtteilleben, soziale Integration<br />

– Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />

– Quartierszentren, Stadtteilbüros<br />

– Soziale, kulturelle, bildungs- und freizeitbezogene Infrastruktur, Schule im Stadtteil,<br />

Gesundheit<br />

– Wohnen<br />

– Öffentlicher Raum, Wohnumfeld und Ökologie<br />

21


22<br />

Sicherheit und<br />

Nachbarschaft<br />

Lokale Wirtschaft, Arbeit<br />

und Beschäftigung<br />

Die För<strong>der</strong>ung einer guten Nachbarschaft und die (Wie<strong>der</strong>-)Herstellung<br />

eines eigenständigen Stadtteillebens ist ein Schlüsselziel einer erfolgreichen<br />

Stadtteilentwicklung und Grundvoraussetzung für ein funktionierendes<br />

und sich nachhaltig selbst tragendes Gemeinwesen. Damit <strong>der</strong><br />

soziale Verbund wie<strong>der</strong> hergestellt wird, sollten alle vorhandenen örtlichen<br />

Potenziale gestärkt und die Bewohner motiviert werden, in Initiativen<br />

und Vereinen mitzuwirken und sich dauerhaft selbst zu organisieren.<br />

Die Quartierszentren för<strong>der</strong>n nicht nur Kommunikation im Quartier, son<strong>der</strong>n<br />

stellen teilweise auch die Nahversorgung sicher. Deshalb können<br />

die Qualitäten von Nachbarschaft und <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft oft am Verfall<br />

<strong>der</strong> Quartierszentren erkannt werden.<br />

Da die Arbeitslosigkeit zu den zentralen Ursachen von Armut und Ausgrenzung<br />

gehört, kommt <strong>der</strong> Bereitstellung und Vermittlung von Arbeitsplätzen<br />

und – übergangsweise auch – das Angebot von Beschäftigung<br />

im zweiten Arbeitsmarkt eine grundsätzliche Bedeutung zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensverhältnisse in sozial benachteiligten Gebieten zu.<br />

Ebenso wichtig ist es, die Arbeitsuchenden besser zu qualifizieren, um<br />

die Voraussetzungen für ihre Wie<strong>der</strong>einglie<strong>der</strong>ung in den Arbeitsprozess<br />

zu schaffen. Den schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

kann sicherlich das Programm nicht entgegen wirken, dennoch können<br />

zumindest Impulse für eine Belebung <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft gegeben<br />

werden.<br />

Allerdings wird es nicht immer sinnvoll und möglich sein, die erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Arbeitsplätze unmittelbar im Quartier zu entwickeln, wie überhaupt<br />

eine kleinräumige Steuerung <strong>der</strong> Arbeitsplatzentwicklung häufig eher<br />

unrealistisch sein wird. Vor diesem Hintergrund kommt <strong>der</strong> räumlichen<br />

und fachlichen Integration <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> in Hinblick auf diese<br />

Zielsetzung eine hohe Bedeutung zu. So können z. B. Bewohner in Quartieren<br />

mit hoher Arbeitslosigkeit gezielt auf Jobs verwiesen und geschult<br />

werden, die an<strong>der</strong>norts in Stadt o<strong>der</strong> Umgebung in vertretbarer Entfernung<br />

und hinreichen<strong>der</strong> Erreichbarkeit an bestimmten Standorten angeboten<br />

werden. Handelt es sich um neue Wohnorts-/Arbeitsortsrelationen<br />

mit größerem Arbeitsplatzangebot, kann es ein Ziel <strong>der</strong> Beschäftigungsför<strong>der</strong>ung<br />

im Quartier sein, die ÖPNV-Anbindung speziell zu verbessern.


2.4 Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong><br />

Stadtentwicklung<br />

Das privatwirtschaftliche Engagement spielt aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen<br />

Deregulierungs- und Privatisierungsprozesse eine immer größere Rolle bei<br />

<strong>der</strong> Stadt- und <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Die Städte sind mehr denn je auf<br />

verlässliche Partner angewiesen, die sich den Bürgern und dem Eigentum<br />

verpflichtet fühlen. Wohnungsunternehmen sind dabei wichtige Partner<br />

<strong>der</strong> Städte bei <strong>der</strong> Entwicklung von Quartieren:<br />

"Zum einen, weil sie durch ihre lokale Präsenz und ihren täglichen Kontakt<br />

mit Mietern vor Ort über fundierte Kenntnisse und vielfältige Kontakte<br />

im Stadtteil verfügen. Zum an<strong>der</strong>en, weil sie mit ihren baulichen<br />

Maßnahmen wichtige Impulse setzen können: Werden Quartiersprozesse<br />

mit sichtbaren Investitionen verknüpft, entstehen deutliche Zeichen, die<br />

zum Mitgestalten und weiterem Engagement motivieren. Im günstigen<br />

Fall lösen öffentliche Investitionen dann auch private Investitionen aus.<br />

So können Wohnungsunternehmen gemeinsam mit an<strong>der</strong>en Akteuren<br />

Lebensräume gestalten und an <strong>der</strong> (Re)Vitalisierung von Stadtteilen mitwirken<br />

8 ."<br />

Wohnungsunternehmen entwickeln und gestalten Lebensräume. Zu<br />

den Handlungsfel<strong>der</strong>n zählen neben dem Bau und <strong>der</strong> Vermietung von<br />

Wohnraum, auch die Entwicklung <strong>der</strong> Bestände. Die Art und Weise<br />

<strong>der</strong> Bestandsentwicklung hängt dabei maßgeblich von dem jeweiligen<br />

Geschäftsmodell des Unternehmens ab. Insbeson<strong>der</strong>e Wohnungsunternehmen<br />

mit einer langfristigen Perspektive und einem auf Bestands -<br />

entwicklung ausgerichteten Geschäftsmodell haben ein großes Interesse<br />

an einer nachhaltigen Entwicklung <strong>der</strong> Quartiere. Dies unterscheidet<br />

Bestandshalter, die langfristig vor Ort sein werden, von Eigentümern,<br />

bei denen kurzfristige wirtschaftliche Interessen überwiegen.<br />

Nachhaltiges Engagement ist die Basis für eine Vielzahl von Maßnahmen<br />

im Rahmen <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong>. Viele Wohnungsunternehmen<br />

übernehmen daher Aufgaben im Rahmen des Quartiersmana -<br />

gements, stellen Räumlichkeiten bereit und beteiligen sich an technischen<br />

und <strong>sozialen</strong> Infrastrukturleistungen. Durch ihre wirtschaftliche<br />

Bedeutung sind sie wichtige Arbeitgeber und för<strong>der</strong>n somit die lokale<br />

Wirtschaft.<br />

8 Michael Sachs, Mitglied des Vorstandes <strong>der</strong> SAGA und Geschäftsführer <strong>der</strong><br />

GWG Hamburg: Wohnungsunternehmen als Partner <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Stadtentwicklung<br />

(VNW).<br />

23


24<br />

Nicht zuletzt ist ihre Rolle als Versorger von privaten Haushalten, die auf<br />

preiswerten Wohnraum angewiesen sind, von herausragen<strong>der</strong> Bedeutung.<br />

Hier treten sie vielfach als Kooperationspartner <strong>der</strong> Kommunen in<br />

Erscheinung und tragen zu <strong>der</strong> Erfüllung des Versorgungsauftrages <strong>der</strong><br />

öffentlichen Hand bei.<br />

Dies alles kann nur gelingen, wenn die relevanten Akteure vor Ort miteinan<strong>der</strong><br />

kooperieren. Dabei gilt es, die Vielzahl an Akteuren <strong>der</strong> Politik,<br />

<strong>der</strong> Verwaltung, <strong>der</strong> örtlichen Organisationen und Vereine zur Zusammenarbeit<br />

zu bewegen. Die Wohnungsunternehmen spielen hierbei<br />

häufig eine vermittelnde, z. T. auch steuernde Rolle, da sie sowohl über<br />

unmittelbaren Kontakt zur Bewohnerschaft als auch zu <strong>der</strong> politischen<br />

Ebene, <strong>der</strong> Verwaltung und zu den Akteuren im Quartier verfügen.


3 Handlungsfel<strong>der</strong> von Projekten <strong>der</strong><br />

Sozialen <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

Die <strong>Analyse</strong> <strong>der</strong> Projekte erfolgte anhand von fünf zentralen Handlungsfel<strong>der</strong>n<br />

sozialer <strong>Quartiersentwicklung</strong>, die im Rahmen <strong>der</strong> Untersuchung<br />

identifiziert worden sind. Hierzu zählen:<br />

– Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />

– Bildung, Qualifizierung und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

– Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />

– Sicherheit und Nachbarschaft<br />

– Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung.<br />

Die Zuordnung <strong>der</strong> Projekte zu den Handlungsfel<strong>der</strong>n ist ein Ergebnis <strong>der</strong><br />

Projektanalyse, in <strong>der</strong>en Rahmen die zentralen prozessualen Elemente<br />

sozialer Projekte untersucht worden sind. Zu diesen Elementen zählen<br />

die in den Projekten durchgeführten, problembezogenen Maßnahmen<br />

sowie die beteiligten Akteure, die diese Maßnahmen initiieren und<br />

durchführen. Auf dieser Basis wurden die verwendeten Instrumente<br />

sowie die daraus resultierenden Effekte herausgearbeitet. Dabei ist<br />

untersucht worden, welche Ausgangssituationen jeweils vorlagen, wie<br />

mit welchen Maßnahmen reagiert wurde und welche Akteure beteiligt<br />

waren. Der Erfolg von Projekten <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

bemisst sich an den erreichten Zielen bzw. Effekten und <strong>der</strong> Tragfähigkeit<br />

<strong>der</strong> Projekte:<br />

– Allem voran steht die Problemerkennung mit einer <strong>Analyse</strong> und<br />

Bewertung <strong>der</strong> Situation im Quartier. Daraufhin lassen sich verschiedene<br />

Maßnahmen ergreifen, um die Situation zu verbessern. Nicht<br />

alle im weiteren Verlauf dargestellten Maßnahmen sind auf jede<br />

Situation anwendbar und nicht alle Maßnahmen garantieren Erfolg.<br />

Vielmehr greifen die Handlungsfel<strong>der</strong> ineinan<strong>der</strong>, sodass bestimmte,<br />

geeignete Maßnahmen ausgewählt werden müssen.<br />

– Die Zusammenarbeit zwischen den relevanten Akteuren spielt neben<br />

den zu ergreifenden Maßnahmen eine zentrale Rolle. Zu den relevanten<br />

Akteuren zählen z. B. die Stadtverwaltung und die Wohnungs -<br />

eigentümer, die häufig als Initiatoren und Investoren auftreten sowie<br />

gemeinnützige Vereine, Träger sozialer Dienstleistungen und die<br />

Bewohner vor Ort.<br />

– Für den Erfolg eines Projektes sind neben einer wirtschaftlichen Beurteilung<br />

die Effekte wesentlich, die im Quartier erreicht werden. Einzelne<br />

Projekte und Maßnahmen können dabei auf unterschiedlichen<br />

Ebenen vielfältige Effekte erzielen. Daher wurde untersucht, welche<br />

Auswirkungen die jeweiligen Maßnahmen haben.<br />

25


26<br />

3.1 Wohnen, Wohnumfeld und Ökologie<br />

Maßnahmen<br />

Benachteiligte Quartiere weisen in <strong>der</strong> Regel baulich-funktionale Defizite<br />

auf. Dies trifft auf Großwohnsiedlungen ebenso zu wie auf innenstadtnahe<br />

Altbauquartiere. Die Ergebnisse <strong>der</strong> bundesweiten Befragung von<br />

Gebieten <strong>der</strong> Sozialen Stadt zeigen die wichtigsten Probleme in den<br />

Stadtteilen. Dazu zählen 9 :<br />

– Mo<strong>der</strong>nisierungs- und Instandsetzungsbedarf bei Wohnungen und<br />

Wohngebäuden,<br />

– Defizite im Wohnumfeld,<br />

– Schlechtes Gebietsimage.<br />

Die baulichen Defizite im Wohnungsbestand gehen häufig einher mit<br />

Nutzungsdefiziten im Wohnumfeld im Hinblick auf Aufenthaltsqualitäten,<br />

die Ausstattung mit Infrastruktureinrichtungen, Spielplätzen etc.<br />

Eng damit verbunden sind in <strong>der</strong> Regel soziale Probleme und Verwahr -<br />

losungs tendenzen im Wohnumfeld.<br />

Bei den Defiziten und Maßnahmen hinsichtlich des Wohnumfeldes gibt<br />

es Überschneidungen mit dem Handlungsfeld 'Sicherheit in <strong>der</strong> Nachbarschaft',<br />

da Verwahrlosungen und ungenutzte Räume sowie Gestaltungsdefizite<br />

im Hinblick auf Beleuchtung und Wegeführungen vielfach auch<br />

Sicherheitsaspekte berühren.<br />

Strategien zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen setzen somit meist<br />

an <strong>der</strong> baulichen Komponente an. Die Erneuerung <strong>der</strong> Wohnungsbestände<br />

und des Wohnumfeldes ist damit <strong>der</strong> Kern <strong>der</strong> Strategien. Die<br />

Umsetzung erfolgt in erfolgreichen Projekten oft über verschiedene<br />

Beteiligungsformen und integrative Maßnahmen.<br />

Analog zu den benannten Problemfel<strong>der</strong>n zählen die Handlungsfel<strong>der</strong><br />

– "Wohnumfeld und öffentlicher Raum" und<br />

– "Wohnungsversorgung und Wohnungswirtschaft"<br />

zu den Wichtigsten im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" 10 .<br />

In den untersuchten Beispielen stellt die Mo<strong>der</strong>nisierung von Wohnungsbeständen<br />

ebenfalls häufig ein wichtiges Handlungsfeld dar. Dabei geht<br />

es im Wesentlichen darum,<br />

– die Wohnungsbestände zielgruppengerecht anzupassen,<br />

9,10<br />

Vgl. Bundestransferstelle Soziale Stadt: Dritte bundesweite Befragung<br />

Programmgebiete "Soziale Stadt", 2005/2006.


– die Wohnbedingungen für die Bewohner zu verbessern,<br />

– die Infrastruktur an die Wohn- und Lebensbedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner<br />

anzupassen und<br />

– die Attraktivität <strong>der</strong> Siedlungen nach Außen zu erhöhen.<br />

Die zielgruppengerechte Anpassung <strong>der</strong> Wohnungsbestände ist eine<br />

wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen.<br />

In den untersuchten Projekten wurden z. B. Wohnungsmo<strong>der</strong>nisierungen<br />

durchgeführt, bei denen die Wohnanfor<strong>der</strong>ungen älterer Bewohner<br />

beson<strong>der</strong>s berücksichtigt werden. Dazu zählen Maßnahmen zur<br />

Verringerung von Barrieren in den Wohnungen, im Gebäude und im<br />

Wohnumfeld. Ebenso können Maßnahmen im Bereich <strong>der</strong> Gebäudeausstattung,<br />

wie <strong>der</strong> Einbau von Haussprechanlagen o<strong>der</strong> Internetzugänge,<br />

wesentlich zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebensqualität beitragen.<br />

Ein wesentlicher Aspekt bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Wohnungsbestände ist<br />

die Sozialverträglichkeit <strong>der</strong> durchgeführten Maßnahmen. In den untersuchten<br />

Projekten spielt die sozialverträgliche Anpassung <strong>der</strong> Mieten eine<br />

wichtige Rolle für die Akzeptanz und für die Lebensbedingungen <strong>der</strong><br />

ansässigen Bevölkerung. Durch behutsame Mietpreisanpassung wird Verdrängung<br />

verhin<strong>der</strong>t.<br />

Einen noch höheren Stellenwert als die Bestandsanpassungen haben –<br />

zumindest im Rahmen des Programms "Soziale Stadt" – Wohnumfeldmaßnahmen.<br />

Die Verbesserung des Wohnumfeldes als ein wichtiger<br />

Lebensraum für die Bewohner trägt in den untersuchten Beispielen<br />

wesentlich zu einer erhöhten Identifikation mit dem Quartier bei. Gleichzeitig<br />

ist das Wohnumfeld eine Visitenkarte für ein Quartier und hat<br />

somit Einfluss auf die Außenwirkung.<br />

In den Projekten wird deutlich, dass die Wohnumfeldmaßnahmen im<br />

Rahmen von Beteiligungsverfahren auf die Bedürfnisse <strong>der</strong> Bewohner<br />

abgestimmt werden konnten. Zu den Maßnahmen zählen u.a. die Aufwertung<br />

von Sport- und Spielplätzen, die Umstrukturierungen von Parkplätzen<br />

o<strong>der</strong> das Anlegen von öffentlichen Flächen zu gern genutzten<br />

Grünanlagen. Die Min<strong>der</strong>ung von Verkehrsgefahren wird dabei ebenso<br />

berücksichtigt werden wie die ökologischen Belange.<br />

Verbesserung des<br />

Wohnumfelds, Ökologie<br />

Architektur und<br />

Gebäudeausstattung<br />

Städtebauliche<br />

Maßnahmen<br />

Maßnahmen und<br />

Instrumente im Handlungsfeld<br />

Wohnen, Wohnumfeld<br />

und Ökologie<br />

Bewohnerbeteiligung<br />

Sozialverträgliche<br />

Belegungs- und Mietpreispolitik<br />

27


28<br />

Projektbeteiligte<br />

Positive Effekte<br />

Die Erneuerung von Wohnungsbeständen und des Wohnumfeldes<br />

obliegt in den Projekten im Wesentlichen den Wohnungsunternehmen.<br />

Ein erfolgreicher Projektverlauf stellte sich bei den untersuchten<br />

Projekten oft dann ein, wenn zu Beginn eine Bestandsanalyse und ein<br />

Abgleich mit den Wohnbedürfnissen <strong>der</strong> Bewohner vorgenommen<br />

wurde. Die Bewohnereinbindung und -aktivierung in einer frühen Planungsphase<br />

und die Einbeziehung in die Konzeptentwicklung sorgen<br />

zusammen mit einem schrittweisen Vorgehen für eine hohe Akzeptanz<br />

bei den betroffenen Menschen. Wichtig ist ebenso, den Bewohnern bei<br />

umfangreicheren Maßnahmen eine ständige Anlauf- und Informationsstelle<br />

anzubieten. Des Weiteren hat sich bei baulichen Maßnahmen<br />

bewährt, mithilfe von Starterprojekten anfänglich wirksame Zeichen<br />

<strong>der</strong> Erneuerung zu setzen und somit die positiven Effekte des Verän<strong>der</strong>ungsprozesses<br />

sichtbar zu machen.<br />

Bei Infrastrukturprojekten sind über die genannten Akteure hinaus vielfach<br />

weitere Akteure, wie das örtliche Quartiersmanagement o<strong>der</strong><br />

Vereine und Dienstleister tätig, insbeson<strong>der</strong>e wenn begleitende Maßnahmen<br />

im Bereich <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur durchgeführt werden. Eine<br />

wichtige Rolle spielt zudem die jeweilige Kommunalverwaltung als<br />

Träger zahlreicher Infrastrukturmaßnahmen. So war in einem Beispiel die<br />

Kooperation des Wohnungsunternehmens mit einem Sportverein, mit<br />

<strong>sozialen</strong> Vereinen, dem Bezirksamt, dem Quartiersmanagement und<br />

einem Landschaftsplanungsbüro zielführend.<br />

Kommune<br />

Stadt, Bezirke,<br />

Senatsverwaltung<br />

Institutionen<br />

Vereine, Dienstleister,<br />

Sozialwerk, Stiftungen,<br />

Arbeitsamt, Fachhochschule<br />

Die Mo<strong>der</strong>nisierung von Wohnungsbeständen und Gebäuden trägt zu<br />

einer baulichen Aufwertung des gesamten Quartiers und zur Imageverbesserung<br />

bei. Die zielgruppengerechte Gestaltung <strong>der</strong> Lebensumwelt<br />

steigert die Wohnzufriedenheit und erhöht die Identifikation <strong>der</strong> Bewohner<br />

mit dem Quartier. Dies bildet die Basis, um funktionierende Nach -<br />

barschaften und soziale Netzwerke zu entwickeln. Darüber hinaus zeigt<br />

sich immer wie<strong>der</strong>, dass sich durch die bauliche Aufwertung die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> Quartiere für Außenstehende positiv verän<strong>der</strong>t und somit<br />

einer Stigmatisierung entgegengewirkt wird.<br />

Die Imageverbesserungen haben nicht nur für die Bewohner, son<strong>der</strong>n<br />

auch für die jeweiligen Wohnungsunternehmen wichtige Effekte:<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> Neuvermietung,<br />

– Verringerung von Leerständen,<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Akteure im Handlungsfeld<br />

Wohnen, Wohnumfeld<br />

und Ökologie<br />

Bewohner<br />

Studenten, Bürgerbeirat,<br />

Eigentümergemeinschaften,<br />

Nachbarschaftsbörse,<br />

Mieterbeirat<br />

Management<br />

Stadtteilmanagement,<br />

Quartiersmanagement,<br />

Beratungsgesellschaften


– höhere Wohnzufriedenheit durch zielgruppengerechten Wohnraum,<br />

– geringere Fluktuation,<br />

– Verringerung von Vandalismus durch höhere Identifikation.<br />

Da investive Maßnahmen immer auch langfristiger Natur sind, können<br />

die Bewohner und Nutzer des Quartiers auch langfristig davon profitieren.<br />

Um so wichtiger ist dabei aber auch eine sorgsame Planung, die die<br />

Interessen <strong>der</strong> zukünftigen Nutzer berücksichtigt. In den untersuchten<br />

Projekten wurde daher Wert auf eine sozialverträgliche Durchführung<br />

gelegt, wodurch eine Aufwertung <strong>der</strong> Quartiere ermöglicht wurde, ohne<br />

dass dies mit einer Verdrängung bestimmter Mietergruppen verbunden<br />

war. Mithilfe einer auf den <strong>sozialen</strong> Zusammenhalt <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

zielenden Belegungs- und Mietpreispolitik gelingt es den Wohnungsunternehmen<br />

in den erfolgreichen Projekten, auch weiterhin bezahlbaren<br />

Wohnraum anzubieten und gleichzeitig positiven Einfluss auf die Sozialstruktur<br />

zu nehmen.<br />

Bauliche Maßnahmen dienen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> darüber<br />

hinaus dazu, die Ziele <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> voranzutreiben, die<br />

einen baulichen Rahmen zu ihrer Verwirklichung benötigen. So benötigen<br />

soziale und kulturelle Projekte einen baulichen Rahmen, <strong>der</strong> sowohl<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> Funktionalität als auch im Hinblick auf gestalterische Elemente<br />

eine wichtige Bedeutung hat. Auch hier können bauliche Qualitäten<br />

die Identifikation mit dem Quartier bzw. dem jeweiligen Projekt<br />

erhöhen und die Akzeptanz <strong>der</strong> Bewohner steigern.<br />

Sichtbare bauliche Investitionen können darüber hinaus einen Prozess<br />

anstoßen, in dem Engagement und Teilnahme ausgelöst werden. Bestenfalls<br />

werden durch Investitionen <strong>der</strong> öffentlichen Hand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen<br />

vor Ort weitere Investitionen privater Akteure ausgelöst.<br />

Nach den in vielen Jahren gesammelten Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong> hat sich gezeigt, dass allein die bauliche Erneuerung<br />

von Quartieren nicht ausreicht, um die Lebensbedingungen in den<br />

Quartieren zu verbessern. Aspekte <strong>der</strong> Beteiligung und Integration stehen<br />

immer mehr im Vor<strong>der</strong>grund, wie sich anhand <strong>der</strong> nachfolgenden<br />

Handlungsfel<strong>der</strong> zeigen wird.<br />

29


Jugendprojekt: Schöner Wohnen<br />

im Vorfeld, (EU-För<strong>der</strong>programm:<br />

Lokales Kapital für<br />

soziale Zwecke), Bemalen von<br />

Hydranten.<br />

30<br />

Beispiel Wohnen:<br />

Ein Stadtteil (er)findet sich neu.<br />

"Soziale Stadt findet NUWOG"<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />

Bürgerbeteiligung 2002: das<br />

Modell veranschaulicht für die<br />

Bewohner die geplante Umgestaltung<br />

des Stadtteils Vorfeld<br />

(Sommerfest).<br />

Projektbeteiligte:<br />

NUWOG – Wohnungs -<br />

gesellschaft <strong>der</strong> Stadt Neu-Ulm<br />

GmbH, Stadtteilmanagement,<br />

Kirchen, kath. Jugendsozialwerk,<br />

Caritas, Diakonisches<br />

Werk, Arbeiterwohlfahrt,<br />

Schulen, verschiedene<br />

Wohnungsgesellschaften,<br />

Stadtverwaltung<br />

Bei dem Stadtteil Vorfeld in Neu-Ulm handelt es sich um ein Konversionsgebiet<br />

aus den 1950er Jahren mit einem hohen Anteil an Aussiedlern<br />

in <strong>der</strong> Bewohnerschaft. Nachdem die NUWOG das Areal Anfang <strong>der</strong><br />

1990er Jahre erworben hatte, begann die kommunale Wohnungsgesellschaft<br />

mit <strong>der</strong> schrittweisen Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wohnungsbestände. Bei<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung fanden Aspekte <strong>der</strong> demographischen Entwicklung<br />

beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung, sodass rund 40 % <strong>der</strong> Wohnungen barrierefrei<br />

umgebaut worden sind. Gleichzeitig wurden Fahrstühle angebaut<br />

und aus den überwiegend 3-4-Zimmer-Wohnungen durch Grundrissverän<strong>der</strong>ungen<br />

ein ausdifferenzierter Wohnungsmix entwickelt.<br />

In die Planungen <strong>der</strong> baulichen Maßnahmen wurden frühzeitig<br />

die Bewohner einbezogen und eine gemeinsame Umgestaltung<br />

des Bistros "Vorfeld Inn" initiiert. Die bauliche Umgestaltung<br />

wurde flankiert durch zahlreiche soziale Maßnahmen. Im<br />

Zusammenhang mit dem Stadtteilbüro gibt es zahlreiche Angebote,<br />

wie Sprach kurse, Elterntraining, Bildungsprogramme und<br />

Beratung zu beruflichen Fragen. Gesteuert werden diese Maßnahmen<br />

durch das eigens von <strong>der</strong> Wohnungsgesellschaft<br />

gegründetes Stadtteilmanagement.<br />

Die NUWOG hat mit <strong>der</strong> Entwicklung des Quartiers eine<br />

Gemeinschaftsinitiative mit <strong>der</strong> Stadt und zahlreichen <strong>sozialen</strong><br />

Trägern unter Beteiligung <strong>der</strong> Bewohner ins Leben gerufen.<br />

Über einen Zeitraum von inzwischen mehr als 15 Jahren werden<br />

die Projekte vorangetrieben. Im Zuge <strong>der</strong> vielfältigen baulichen<br />

Maßnahmen kam es zu einer deutlichen Imageverbesserung<br />

und zu mehr Selbstbewusstsein in <strong>der</strong> Bevölkerung.<br />

Demgegenüber haben Kriminalität und Vandalismus abgenommen.<br />

Für die NUWOG hat sich die Wohnzufriedenheit <strong>der</strong><br />

Bewohner verbessert, es gibt kaum Leerstände und keine Probleme<br />

bei Neuvermietung.<br />

Dieses Projekt fußt auf verschiedenen <strong>Erfolgsfaktoren</strong>. Es<br />

wurde ein individuelles und umfassendes Konzept zugrunde gelegt, das<br />

sowohl bauliche als auch soziale und partizipative Elemente beinhaltet.<br />

In <strong>der</strong> Verstetigung des Projektes zeigt sich ein ganz wesentlicher Erfolgsfaktor.<br />

Daran sind die Stadt Neu-Ulm und die NUWOG maßgeblich beteiligt<br />

sowie auch die Betroffenen selbst, die in das Projekt eingebunden<br />

worden sind. Mit ca. 2000 Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit im Jahr<br />

konnten mehr als 1000 Bewohner in weit über 100 Projekte<br />

einbezogen werden. Als beson<strong>der</strong>s wertvoll haben sich die För<strong>der</strong>programme<br />

des Europäischen Sozialfonds (ESF) in <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />

Komponente erwiesen.


Beispiel Wohnumfeldgestaltung:<br />

Bürgerkompetenz im Spessartviertel<br />

in Dietzenbach<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2002<br />

"Gemeinsam Bauen"<br />

Projektbeteiligte:<br />

Nassauische Heimstätte,<br />

Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft<br />

mbH, Stadt-<br />

und Baulandentwicklung,<br />

Forschungsstelle für Frei-<br />

und Spielraum planung,<br />

Stadt Dietzenbach, Schulen,<br />

Jugend einrichtungen,<br />

Kirchen, Vereine, Kin<strong>der</strong> -<br />

schutz bund, Streetworker,<br />

Nachbarschafts-TV<br />

Das Spessartviertel in Dietzenbach war sanierungsbedürftig, sodass von<br />

<strong>der</strong> Nassauischen Heimstätte – Wohn- und Entwicklungsgesellschaft<br />

investive Maßnahmen ergriffen wurden, um das verwahrloste Umfeld<br />

<strong>der</strong> Wohnanlagen aufzuwerten und nachbarschaftliche Begegnungen<br />

und Aktivitäten im Freien zu ermöglichen. Ziel war es, einer drohenden<br />

Stigmatisierung des Quartiers entgegen zu wirken.<br />

Die Bewohner, die verschiedenen ethnischen Kulturen angehö -<br />

ren, wurden frühzeitig in die Planungen einbezogen. Dazu<br />

wurde ein beson<strong>der</strong>es Beteiligungsverfahren mit Kin<strong>der</strong>n und<br />

Jugendlichen entwickelt, dessen erster Bestandteil eine Planerinsel<br />

im Freien war. Diese Begegnungsstätte entstand in fachlicher<br />

Anleitung zusammen mit den Kin<strong>der</strong>n des Quartiers. Als<br />

Zweites folgte das Kin<strong>der</strong>- und Jugendlichen-Beteiligungsmodell.<br />

Die dabei entstandenen Planungsergebnisse des Freiraumkonzepts<br />

wurden veröffentlicht und im Magistrat <strong>der</strong> Stadt verabschiedet.<br />

Das konsequente Beteiligungsmodell während <strong>der</strong> Planung und<br />

<strong>der</strong> Umsetzung schaffte eine hohe Akzeptanz bei den Bewohnern.<br />

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieses Projektes war, dass<br />

die Bewohner frühzeitig den Nutzen des Projektes durch sichtbare<br />

Erfolge erkennen konnten. Es wurden nicht nur Wünsche<br />

geweckt, son<strong>der</strong>n auch verbindlich umgesetzt. Dreh- und<br />

Angelpunkt sind die muslimischen Frauen, ohne die in einer<br />

durch Migranten geprägten Bewohnerschaft keine Prozesse in<br />

Gang kommen. Somit wurden Betroffene zu Akteuren gemacht und<br />

Multiplikatoreffekte genutzt. In diesem Projekt konnte ein Bewusstseinswandel<br />

vieler Frauen beobachtet werden, die ihre Chance zur Beteiligung<br />

nutzen wollen. Die Beteiligung dieser Personen an den Projekten<br />

ist wichtig, um längerfristig Bewohner in den Gremien binden zu<br />

können. Gegenüber klassischen Vergabearbeiten wurde sogar noch eine<br />

Kosteneinsparung von 30 % erreicht. Die gesamte Planung wurde<br />

zudem mit <strong>der</strong> Verabschiedung im Magistrat in die übergeordnete städtische<br />

Planung eingebunden.<br />

31


32<br />

3.2 Bildung, Qualifizierung und<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

Maßnahmen<br />

In den benachteiligten Quartieren konzentrieren sich vielfach Bewohner,<br />

die keinen o<strong>der</strong> nur begrenzten Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Bildungsangeboten<br />

haben. Hinzu kommt, dass viele Personen mit Migrationshintergrund<br />

Sprachdefizite in <strong>der</strong> deutschen Sprache haben. Oft sind<br />

Kin<strong>der</strong> dadurch benachteiligt und ihre Eltern selbst nicht in <strong>der</strong> Lage,<br />

diese Defizite zu min<strong>der</strong>n. Dadurch entstehen vielschichtige Problemlagen,<br />

da sich sprachliche Defizite über Bildungs- und Einkommensbarrieren<br />

zu gesellschaftlichen Barrieren entwickeln können. Der Zugang zu<br />

jeglicher Bildung – nicht nur <strong>der</strong> Sprachför<strong>der</strong>ung – muss jedoch für<br />

diese Kin<strong>der</strong> und Jugendliche sichergestellt werden, da nur über Qualifizierung<br />

<strong>der</strong> Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht werden kann. Immer<br />

wichtiger werden zudem Aspekte <strong>der</strong> Gesundheitsför<strong>der</strong>ung, wie Aufklärung<br />

über Gefahren durch Drogen und Alkohol o<strong>der</strong> Ernährungsberatung.<br />

Ein zentrales Handlungsfeld <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> ist die<br />

Integration verschiedener ethnischer Gruppen in die (Quartiers-)Gesellschaft.<br />

Sprachför<strong>der</strong>ungen leisten hierzu einen Beitrag, indem Sprachbarrieren<br />

verringert werden und die Kommunikation in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

verbessert wird. Oftmals gehen diese Sprachkurse mit Kin<strong>der</strong>betreuungsangeboten<br />

einher, damit vor allem auch die Mütter eine Chance<br />

auf Bildung haben.<br />

Die Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft verspricht den größten<br />

Erfolg, wenn es möglich ist, diesen den Zugang in die Arbeitswelt<br />

zu erleichtern. Hierzu leisten berufsvorbereitende o<strong>der</strong> ausbildungsbegleitende<br />

Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag. Auch die<br />

Leistungen in <strong>der</strong> schulbegleitenden Betreuung tragen dazu bei, dass die<br />

Schüler erfolgreicher sind und eine höhere Wahrscheinlichkeit besteht,<br />

dass sie einen Schulabschluss erreichen.<br />

Oftmals finden sich auch hohe Anteile an Langzeitarbeitslosen und<br />

Sozialhilfeempfängern in den betreffenden Quartieren. Diese Bewohner<br />

bekommen durch gezielte Maßnahmen wie Angebote zur beruflichen<br />

Qualifizierung, Bewerbungstraining o<strong>der</strong> EDV-Kurse die Chance,<br />

sich wie<strong>der</strong> in das Berufsleben zu integrieren.<br />

In verschiedenen Projekten wurde erkannt, dass die Elternbildung ein<br />

zentraler Ansatzpunkt für die Gestaltung <strong>der</strong> Zukunft <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendlichen ist. Denn Wissen und gesellschaftliche Werte werden zum<br />

großen Teil durch die Eltern vermittelt. Wenn diese dazu nicht in <strong>der</strong><br />

Lage sind, können auch die Kin<strong>der</strong> nicht profitieren.


In den analysierten Projekten gibt es dazu vielfältige Ansätze. Die Einrichtung<br />

einer Elternschule, die Wissensvermittlung zum Thema Kin<strong>der</strong>erziehung<br />

o<strong>der</strong> die Beratung zu Themen wie Medienkonsum, Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

und gewaltfreie Erziehung haben einen guten Beitrag zur<br />

Elternbildung geleistet. Beson<strong>der</strong>s zu erwähnen ist die Idee, Eltern (meist<br />

Mütter) <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen so zu qualifizieren, dass<br />

diese als Mentorinnen Elternkurse durchführen können. Wenn dieser<br />

Wissenstransfer zusätzlich noch in <strong>der</strong> Muttersprache erfolgt, können die<br />

betroffenen Eltern auch sprachlich beson<strong>der</strong>s gut erreicht werden.<br />

Zudem werden die Bewohner dazu animiert, selbst als Vermittler von<br />

Wissen zu agieren. In den Projekten hat sich gezeigt, dass eine kontinuierliche<br />

Wissensvermittlung, die z. B. einmal in <strong>der</strong> Woche stattfindet,<br />

Erfolg versprechend ist.<br />

Die Gesundheitsför<strong>der</strong>ung spielt neben den Themen Bildung und Qualifizierung<br />

eine immer wichtigere Rolle. För<strong>der</strong>ung bereits in den frühen<br />

Kindheitsjahren ist auf unterschiedliche Art und Weise notwendig<br />

geworden, da bei den Kin<strong>der</strong>n oft ein gestörter Zugang zu Bewegung,<br />

Ernährung und Stressbewältigung zu finden ist. Hinzu kommen bei<br />

Jugendlichen vielfach Probleme im Umgang mit Drogen und Alkohol.<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung kann in den betroffenen Quartieren in unterschiedlichen<br />

Organisationsformen erfolgen. Ein Gesundheitsladen ist<br />

z. B. eine zentrale Anlaufstelle, in <strong>der</strong> Beratungs- und Qualifizierungsangebote<br />

im Bereich Gesundheitswirtschaft und Pflege angeboten werden.<br />

Die Spannweite von Teilprojekten kann dagegen von einem Schülercafé,<br />

einem Mittagstisch für Schüler, Gartenprojekten bis hin zu Präventionskursen<br />

reichen. Dabei wird verstärkt Öffentlichkeitsarbeit an Kitas und<br />

Schulen betrieben, um Kontakte zu den Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und den<br />

Betreuern zu bekommen.<br />

Schulberatung<br />

Berufsvorbereitung und<br />

Ausbildungsbegleitung<br />

Gesundheitsför<strong>der</strong>ung<br />

Maßnahmen und Instrumente<br />

im Handlungsfeld<br />

Bildung, Qualifizierung und<br />

Gesundheit<br />

Qualifizierung von<br />

Langzeitarbeitslosen<br />

Elterntraining und<br />

Elternbildung<br />

(Erwachsenen-)<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung<br />

Bildungs- und<br />

Familienarbeit<br />

33


34<br />

Projektbeteiligte<br />

Positive Effekte<br />

Zielgruppen <strong>der</strong> Bildungs- und Gesundheitsför<strong>der</strong>ung sind vor allem Kin<strong>der</strong><br />

und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund und insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch <strong>der</strong>en Eltern, die im Hinblick auf die Erziehung ihrer Kin<strong>der</strong><br />

Unterstützung erfahren.<br />

Im Bereich Bildung zeigt sich, dass es vielfach sehr umfangreiche<br />

Akteursstrukturen gibt. Die jeweilige Kommune nimmt insbeson<strong>der</strong>e in<br />

Bildungs- und Qualifizierungsfragen eine wichtige Rolle ein. Häufig<br />

unterstützen das Sozial- o<strong>der</strong> Jugendamt die Arbeit vor Ort, indem sie<br />

als Träger für Betreuungsstellen auftreten o<strong>der</strong> Hilfestellungen geben. Im<br />

Bereich von Qualifizierungsangeboten spielt oft die Agentur für Arbeit<br />

eine Rolle.<br />

Im Bildungs- und Betreuungsbereich sind aber auch die Bewohner vielfach<br />

selbst die Akteure, wenn sie z. B. als Multiplikatoren unterschiedlicher<br />

Muttersprachen im Rahmen ehrenamtlicher Arbeit als Mittler zur<br />

Verfügung stehen. Schließlich kommen Vereine, Kirchengemeinden,<br />

Schulen und Kitas als Träger von Beratungs- und Bildungsangeboten<br />

hinzu. Die Wohnungsunternehmen sind oftmals selbst Initiatoren von<br />

Angeboten o<strong>der</strong> stellen entsprechende Räume – oftmals kostenfrei – zur<br />

Verfügung.<br />

Kommunen<br />

Jugendamt, Sozialamt<br />

Institutionen<br />

Schulen, Kitas, Vereine,<br />

Kirchen<br />

Akteure im Handlungsfeld<br />

Bildung, Qualifizierung<br />

und Gesundheit<br />

Kin<strong>der</strong> und<br />

Jugendliche<br />

Eltern<br />

Bildungsinvestitionen stellen ein zentrales Handlungsfeld im Sinne einer<br />

nachhaltigen Entwicklung dar, da die erzielbaren Wirkungen in <strong>der</strong> Regel<br />

langfristig sind. Denn diejenigen Personen, die an entsprechenden Bildungsmaßnahmen<br />

teilnehmen, profitieren im günstigsten Fall ihr Leben<br />

lang. Hinzu kommt, dass sprachliche o<strong>der</strong> ausbildungsbedingte Benachteiligungen<br />

nicht mehr an die nächste Generation weitergegeben werden.<br />

Bildungsinvestitionen stärken das Selbstbewusstsein <strong>der</strong> Adressaten und<br />

erhöhen somit die Wohn- und Lebenszufriedenheit <strong>der</strong> Menschen. Auf<br />

diese Weise wird ein zentraler Beitrag zu sozialem Frieden und sozialer<br />

Gerechtigkeit geleistet. Somit stehen Bildung und Integration in einer<br />

engen Beziehung zueinan<strong>der</strong>. In den Projekten konnten zum Teil bereits<br />

direkte Lerneffekte von Schülern festgestellt werden, <strong>der</strong>en schulische<br />

Leistungen sich durch die Angebote verbessert haben.


Die untersuchten Projektbeispiele haben zudem gezeigt, dass Bildungsund<br />

Familienarbeit eng miteinan<strong>der</strong> verzahnt sind und einen kreativen<br />

Kreislauf in Gang bringen können. Denn die Vermittlung von Wissen<br />

kann zu einem großen Teil auf die Bewohner selbst übertragen werden.<br />

Dadurch erhalten die beteiligten Menschen neue Aufgaben und neues<br />

Selbstbewusstsein. Die ehrenamtlich tätigen Bewohner haben zudem<br />

eine Vorbildfunktion, die eine positive Wirkung auf an<strong>der</strong>e Bewohner<br />

haben kann, sodass sich ein Multiplikatoreffekt ergibt. Dabei entstehen<br />

neue Kontakte und soziale Netzwerke.<br />

Diese "weichen Faktoren" bewirken eine höhere Identifikation <strong>der</strong><br />

Bewohner mit dem Wohnort und eine Imageverbesserung des Quartiers,<br />

die auch nach außen strahlen kann. Mit <strong>der</strong> Aktivierung <strong>der</strong> örtlichen<br />

Potenziale, <strong>der</strong> Entwicklung von Bürgerbewusstsein für den Stadtteil und<br />

<strong>der</strong> Schaffung selbsttragen<strong>der</strong> Bewohnerorganisationen sind wichtige<br />

Ziele <strong>der</strong> Sozialen <strong>Quartiersentwicklung</strong> erreicht.<br />

35


36<br />

Beispiel Bildung:<br />

Leben und Wohnen im Jagenberggelände<br />

in Düsseldorf<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />

Das Jagenberggelände<br />

"Mama lernt Deutsch" – Die<br />

Mütter leben teilweise seit<br />

15 Jahren hier, ohne sich auf<br />

Deutsch verständigen zu können.<br />

Voraussetzungen für die<br />

muslimischen Frauen, von<br />

denen etliche Analphabeten<br />

sind: Kleinkin<strong>der</strong>betreuung,<br />

weibliche Lehrkräfte, die ihre<br />

Muttersprache sprechen und<br />

den kulturellen Hintergrund<br />

kennen. Sie werden über<br />

Mundpropaganda auf die Kurse<br />

aufmerksam.<br />

Projektbeteiligte:<br />

Wohnungsgesellschaften des<br />

Arbeitskreises Jagenberggelände:Landesentwicklungsgesellschaft<br />

mbH – LEG,<br />

Beamten-Wohnungs-Baugenossenschaft<br />

eG, Rheinwohnungsbau<br />

GmbH, SWD Städtische<br />

Wohnungs gesellschaft AG,<br />

Jugendamt Düsseldorf, Wohnungsamt<br />

Düsseldorf, Aktion<br />

Gemein wesen und Beratung<br />

e.V.<br />

Das Jagenberggelände ist ein ehemaliges Industriegelände, das in den<br />

1990er Jahren als Wohnquartier neu entwickelt worden ist. Die Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Bewohner verfügt über einen Migrationshintergrund und befindet<br />

sich in prekären ökonomischen Situationen, gepaart mit Bildungs- und<br />

Sprachdefiziten.<br />

Schon frühzeitig wurde durch die ansässigen Wohnungsunternehmen<br />

und Vertreter verschiedener Ämter <strong>der</strong> Arbeitskreis<br />

"Leben und Wohnen im Jagenberggelände" gegründet, <strong>der</strong> die<br />

Situation vor Ort analysiert hat und entsprechende Maßnahmen<br />

durchführt.<br />

Zur Steuerung und Stabilisierung <strong>der</strong> Bewohnerstruktur wurde<br />

eine Belegungsvereinbarung zwischen den Wohnungsunternehmen<br />

und <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf geschlossen. Hinzu kommen<br />

integrative För<strong>der</strong>angebote und -maßnahmen, wie Sprachför<strong>der</strong>ung<br />

für Mütter inkl. Kin<strong>der</strong>betreuung, Berufsvorbereitung<br />

und Ausbildungsbegleitung für Jugendliche sowie interkulturelle<br />

Veranstaltungen von und mit Bewohnern.<br />

In den ersten drei Jahren (2004 bis 2007) beliefen sich die Projektkosten<br />

auf ca. EUR 280.000. Hiervon finanzierte 70 % die<br />

"Aktion Mensch". Ca. 25 % wurden von den Wohnungsgesellschaften<br />

finanziert. Seit dem Jahr 2008 werden die Personalkosten<br />

von <strong>der</strong> Stadt Düsseldorf getragen. Kosten für Maßnahmen<br />

werden weiterhin von den Wohnungsunternehmen sowie<br />

durch den Landschaftsverband Rheinland getragen.<br />

Die zahlreichen Maßnahmen haben zu einer deutlichen Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Lebensumstände <strong>der</strong> Bewohnerinnen und Bewohner<br />

geführt. Der Schlüssel zum Erfolg ist die Kombination aus Bildungs-<br />

und Familien arbeit sowie Bewohneraktivierung. Möglich wurde<br />

dies durch die lang fristige Ausrichtung des Projektes und die intensive<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen, <strong>der</strong> Stadt und vieler weiterer<br />

Akteure, sodass eine Verstetigung des Projektes erreicht werden konnte.<br />

Durch die gute und erbauliche Zusammenarbeit von Wohnungsgesellschaften,<br />

Schulen, Jugendamt, Wohnungsamt und Trägern <strong>der</strong> Jugendhilfe<br />

konnten Kompetenzen und Ressourcen sinnvoll gebündelt und eingesetzt<br />

werden.<br />

Der soziale Ertrag liegt in <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong> Menschen und Teilhabe am<br />

gesellschaftlichen und kulturellen Leben. Das Projekt ermöglicht durch<br />

die Vermittlung sozialer und kommunikativer Kompetenz eine zentrale<br />

Voraussetzung für Integration. Darüber hinaus ist im Wohnquartier ein<br />

belastbares Netzwerk von Arbeitsbeziehungen entstanden, in dem sich<br />

kleinere und größere Probleme rasch lösen lassen.


Beispiel Bildung:<br />

Programm KiFa – Kin<strong>der</strong>- und<br />

Familienbildung in Ludwigsburg<br />

Anerkennung Preis Soziale Stadt 2008<br />

Die Qualifizierung <strong>der</strong> Fachkräfte<br />

umfasst vielfältige die<br />

Themenfel<strong>der</strong>.<br />

KiFa – Besuche in <strong>der</strong> Bibliothek<br />

mit den Elternkursen und den<br />

Eltern-Kind-Gruppen.<br />

Projektbeteiligte:<br />

Stadt Ludwigsburg, Caritas,<br />

Jugendamt, Gesundheitsamt,<br />

Deutsches Jugend institut,<br />

Familienwissenschaftliche<br />

Forschungs stelle Baden-Württemberg,<br />

Pädagogische Hochschule,<br />

Stiftung, Kirchen,<br />

Vereine, Beratungsstellen,<br />

pädagogische Fachkräfte, Erzieherinnen,<br />

Mentoren/Eltern,<br />

Eltern aus Kitas, Akademie für<br />

Information und Management,<br />

Evangeli sche Fachhochschule<br />

Eine zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Bildungslaufbahn von<br />

Kin<strong>der</strong>n ist die Lernför<strong>der</strong>ung im Elternhaus. An sozial schwächere Familien<br />

mit und ohne Migrationshintergrund gerichtet, reagiert das Projekt<br />

mit einer systematischen Elternbildung auf die niedrige Bildungsbeteiligung<br />

in "Soziale Stadt"-Gebieten.<br />

Die Qualifizierung von Müttern aus Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />

zu Mentorinnen ermöglicht eine kontinuierliche Wissensvermittlung<br />

zum Thema Kin<strong>der</strong>erziehung und Bildung. In wöchentlichen<br />

Treffen in einem Zeitraum von einem Jahr leitet jede<br />

Mentorin ihren Kurs von 6-8 Frauen und bietet zu den verschiedenen<br />

Themen Aktivitäten und Materialien an, die zu Hause in<br />

<strong>der</strong> Muttersprache angewendet werden können, wobei die<br />

KiFa die Qualitätssicherung übernimmt.<br />

Zunächst verlief die Finanzierung über Fremdmittel, inzwischen<br />

ist sie über die Stadt Ludwigsburg gesichert. Zusätzliche Kosten<br />

entstehen u.a. durch die Qualifizierung <strong>der</strong> Mentorinnen (ca.<br />

EUR 2.500,00/Jahr) und <strong>der</strong>en Aufwandsentschädigungen (ca.<br />

EUR 1.000,00/Jahr), womit sich die Kosten im Vergleich zum<br />

Projekterfolg in einem überschaubaren Rahmen bewegen. Der<br />

Erfolg des Projektes zeichnet sich auf verschiedenen Ebenen ab.<br />

Viele <strong>der</strong> betreuten Kin<strong>der</strong> gehen anschließend auf die Realschule<br />

o<strong>der</strong> das Gymnasium. Weiterhin konnten noch an<strong>der</strong>e<br />

Teilprojekte wie z. B. Integrationskurse, Angebote für Väter und <strong>der</strong> Austausch<br />

zwischen den Mentorinnen ins Leben gerufen werden. Durch die<br />

hohe Nachfrage konnte sich das Programm KiFa auf die gesamte Stadt<br />

und weitere Kommunen ausdehnen.<br />

Die Stärkung <strong>der</strong> Mütter in bildungsschwächeren Familien ist <strong>der</strong> zentrale<br />

Erfolgsfaktor dieses Projekts, da sie diejenigen sind, die für die<br />

Erziehung und Bildung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zuständig sind. Das Prinzip, 'Betroffene<br />

zu Akteuren zu machen' wird hier in aller Deutlichkeit umgesetzt.<br />

Die Grundhaltung, nicht zu belehren, son<strong>der</strong>n die Potenziale <strong>der</strong> Frauen<br />

Wert zu schätzen und in die Bildungsarbeit mit einfließen zu lassen, steigert<br />

die Annahmebereitschaft für die Projektangebote.<br />

37


38<br />

3.3 Kulturelle und soziale Infrastruktur<br />

Maßnahmen<br />

Die zunehmende Polarisierung von Arm und Reich birgt die Gefahr, dass<br />

sich die sozialräumliche Spaltung in <strong>der</strong> Stadt vertieft 11 . Für benachteiligte<br />

Quartiere bedeutet dies häufig, dass öffentliches Leben kaum stattfindet.<br />

Die Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> zielen daher darauf<br />

ab, die Voraussetzungen für gesellschaftliches Miteinan<strong>der</strong> und<br />

Möglichkeiten zur Begegnung und Kommunikation zu schaffen, denn<br />

dies sind die Grundpfeiler für eine lebendige und warme Atmosphäre<br />

eines Stadtteils.<br />

Ziele <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> im Bereich kulturelle und soziale<br />

Angebote können daher sein:<br />

– Bereitstellung einer leistungsfähigen Infrastruktur mit kulturellen,<br />

<strong>sozialen</strong> und sportlichen Angeboten und Begegnungsmöglichkeiten im<br />

Quartier.<br />

– Gleichberechtigter Zugang zu <strong>sozialen</strong> und kulturellen Angeboten für<br />

alle Bewohner eines Quartiers unabhängig <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong>, kulturellen<br />

o<strong>der</strong> ethnischen Herkunft.<br />

– För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Teilhabe am gesellschaftlichen Leben als Voraussetzung<br />

zur Entfaltung <strong>der</strong> Potenziale <strong>der</strong> Menschen.<br />

Eine gute Möglichkeit, kulturelle und soziale Angebote im Quartier zu<br />

etablieren, ist die Einrichtung einer Begegnungsstätte o<strong>der</strong> eines Stadtteiltreffs.<br />

Viele Projekte verfügen über offene Angebote und Sozialberatungen,<br />

z. B. für Auslän<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Spätaussiedler, und integrieren die<br />

Bewohner so in das kulturelle Leben <strong>der</strong> Stadt und bieten gleichzeitig die<br />

Chance, das eigene kulturelle Erbe <strong>der</strong> Bewohner mit an<strong>der</strong>en zu teilen.<br />

In Quartieren, in denen die <strong>sozialen</strong> und kulturellen Bedürfnisse von<br />

Jugendlichen und Erwachsenen bis dahin nicht geför<strong>der</strong>t worden sind,<br />

entstehen Vereine, die Kulturzentren aufbauen und damit ein breites<br />

künstlerisches und soziales Angebot schaffen. Veranstaltungen und<br />

Ausstellungen werden organisiert, Kooperationen mit Theatern o<strong>der</strong><br />

Jugendklubs sowie offene Kurse für Kin<strong>der</strong> und Jugendliche angeboten.<br />

Das Angebot <strong>der</strong> Stadtteiltreffs wird häufig ergänzt durch Dienstleistungen<br />

– wie z. B. Sprachkurse, Sportkurse o<strong>der</strong> ein Mittagstisch für<br />

Schüler – die ihrerseits zur Integration <strong>der</strong> Bewohnergruppen beitragen<br />

und das Leben im Quartier erleichtern.<br />

11 BMVBS (2009) S. 3.


Projektbeteiligte<br />

Zu den <strong>sozialen</strong> Angeboten zählen z. B. auch Kin<strong>der</strong>betreuungen für<br />

(meist) alleinerziehende Mütter, damit diese in <strong>der</strong> Zeit, in <strong>der</strong> ihre Kin<strong>der</strong><br />

betreut werden, eine bezahlte Beschäftigung suchen o<strong>der</strong> ihr nachgehen<br />

können. In einem Fall reagierten die Bewohnerinnen auf den bestehenden<br />

Betreuungsmangel mit Eigeninitiative. In Kooperation mit dem Wohnungsunternehmen,<br />

das eine leer stehende Wohnung zur Verfügung<br />

stellte, organisierten die Bewohnerinnen in Eigeninitiative Schulungen<br />

und Vermittlungen von Tagesmüttern. Das beson<strong>der</strong>e Engagement <strong>der</strong><br />

Bewohnerinnen hat sich soweit ausgezahlt, dass das erprobte Kin<strong>der</strong>betreuungsangebot<br />

auch räumlich immer weiter ausgeweitet werden<br />

konnte.<br />

Kulturzentrum<br />

Stadtteiltreff,<br />

Begegnungsstätten<br />

Muttersprachliche<br />

Beratung<br />

Offene Angebote für<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

Maßnahmen und Instrumente<br />

im Handlungsfeld<br />

kulturelle und soziale<br />

Infrastruktur<br />

Kin<strong>der</strong>betreuungsangebote<br />

Kulturelle Angebote<br />

und Veranstaltungen<br />

Sozialberatung<br />

Jugendarbeit<br />

Soziale Angebote<br />

und Veranstaltungen<br />

Da die kulturellen und <strong>sozialen</strong> Angebote sehr breit gefächert sein können,<br />

sind sehr viele und unterschiedliche Akteure an den Projekten<br />

beteiligt. Hauptsächlich sind die Bewohner aktiv o<strong>der</strong> teilhabend in<br />

Kooperationen mit verschiedenen Institutionen involviert. Diese tragen<br />

mit ihren künstlerischen Talenten aus Theater und Kunst o<strong>der</strong> verschiedenen<br />

kleinen Dienstleistungen zur Entwicklung <strong>der</strong> Projekte bei. Zeitungsverlage<br />

präsentieren die Projekte in <strong>der</strong> Öffentlichkeit und 'Netzwerker'<br />

bieten Kontakte zur Unterstützung <strong>der</strong> Ideen an. Aus dem Bereich <strong>der</strong><br />

Universitäten o<strong>der</strong> Volkshochschulen kommen Anregungen zu spezifischen<br />

Fachthemen.<br />

Die Wohnungsunternehmen sorgen häufig für die räumliche Grundausstattung<br />

bei dem Aufbau einer Begegnungsstätte o<strong>der</strong> eines<br />

Stadtteiltreffs, in dem sie (leer stehende) Wohnungen den Bewohnern<br />

– bestenfalls kostenlos – zur Verfügung stellen.<br />

Im Hinblick auf die <strong>sozialen</strong> Angebote ist es insbeson<strong>der</strong>e bei sensiblen<br />

Themenbereichen, wie Erziehung, Bildung und Kin<strong>der</strong>betreuung, ratsam,<br />

offizielle Stellen zumindest beratend/unterstützend zu beteiligen. Häufig<br />

sind dies die Jugend- und Sozialämter. Durch Bereitstellung personeller<br />

Kapazitäten erfolgt dann auch oft die (finanzielle) Unterstützung<br />

durch die Kommunen.<br />

39


40<br />

Positive Effekte<br />

In den Bereichen, in denen <strong>der</strong> Projektschwerpunkt auf <strong>der</strong> Integration<br />

bislang arbeitsloser Jugendlicher in die Arbeitswelt liegt, ist oft eine<br />

Arbeitsagentur bei <strong>der</strong> Projektorganisation beteiligt.<br />

Arbeitsagentur<br />

und an<strong>der</strong>e<br />

Beschäftigungsgesellschaften<br />

Institutionen<br />

Vereine, Theater,<br />

Künstler, Zeitungsverlage,<br />

Gemeinde, Kleindienstleister,<br />

Kulturzentrum, Netzwerke,<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Kommune<br />

Stadt, Sozialamt,<br />

Jugendamt<br />

Akteure im<br />

Handlungsfeld<br />

kulturelle und soziale<br />

Infrastruktur<br />

Bewohner<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Universitäten<br />

Kunststudenten,<br />

Volkshochschule<br />

Kulturelle und soziale Angebote leisten einen wichtigen Beitrag zur Integration<br />

unterschiedlicher sozialer Gruppen in die (Quartiers-)Gesellschaft.<br />

Zu diesen Gruppen zählen z. B. unterschiedliche Altersgruppen o<strong>der</strong> ethnische<br />

Gruppen. Stadtteiltreffs för<strong>der</strong>n die Kommunikation und die Verständigung<br />

zwischen den Bewohnern.<br />

Kulturelle und soziale Angebote regen Kin<strong>der</strong> und Jugendliche zu einer<br />

aktiven Freizeitgestaltung an. Wichtig ist bei diesen Projekten, eine feste<br />

Kulturszene aufzubauen, die Bestandteil des Quartiers wird. Häufig steigt<br />

die Nachfrage an Kursangeboten mit <strong>der</strong> Zeit an, was zeigt, wie wichtig<br />

und wie gut diese Angebote von den Bewohnern angenommen werden,<br />

sodass es zusätzlich zu einer kontinuierlichen Angebotserweiterung<br />

kommt. Teilweise werden kulturelle Angebote mit Sprachkursangeboten<br />

verknüpft, sodass gleichzeitig Integration und Wahrung des eigenen Kulturerbes<br />

geför<strong>der</strong>t werden.<br />

Die allgemeinen kulturellen und <strong>sozialen</strong> Angebote im Rahmen eines<br />

Begegnungszentrums o<strong>der</strong> eines Stadtteiltreffs haben den Effekt, dass<br />

Kin<strong>der</strong>, Jugendliche und Erwachsene aller sozialer und ethnischer Schichten<br />

eine Aussicht auf Integration in ihrem Quartier haben, ohne dass ihre<br />

eigene Kultur dabei verloren geht. Ein verbessertes Verständnis zwischen<br />

einheimischer und zugewan<strong>der</strong>ter Bevölkerung kann in einigen Beispielen<br />

einer drohenden Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken.<br />

Die verschiedenartigen Angebote in diesem Handlungsfeld können insgesamt<br />

zu einer Imageverbesserung beitragen. Einige von Leerstand<br />

bedrohte Quartiere wurden durch begleitende kulturelle und soziale<br />

Maßnahmen so stark aufgewertet, dass sich ein lebendiger Stadtteil entwickelte.<br />

Begegnungsstätten können zu einem Markenzeichen eines<br />

Stadtteils werden, die eine feste Anlaufstelle für die Menschen darstellen,<br />

bei <strong>der</strong> die Bewohner nicht nur konsumieren, son<strong>der</strong>n aktiv ihre<br />

Ideen einbringen und sich ehrenamtlich o<strong>der</strong> gegen ein geringes Honorar<br />

engagieren können. Durch dieses aktive Engagement wird die Identifikation<br />

<strong>der</strong> Bewohner mit ihrem Stadtteil geför<strong>der</strong>t und gestärkt und<br />

eine langfristige Erhöhung <strong>der</strong> Lebensqualität im Quartier erreicht.


Bei einem Teil <strong>der</strong> Projekte steht eine funktionierende Kin<strong>der</strong>betreuung<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. Darüber hinaus entstehen durch das beson<strong>der</strong>e Engagement<br />

<strong>der</strong> Mütter soziale Netzwerke. Dies hat einen doppelt positiven<br />

Effekt: Einerseits entstehen Arbeitsplätze zur Betreuung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>,<br />

an<strong>der</strong>erseits können die alleinerziehenden Mütter selbst Arbeit suchen,<br />

ihr nachgehen o<strong>der</strong> sich fortbilden.<br />

Arbeitsbeschaffungen sind auch in an<strong>der</strong>en Aufgabengebieten möglich<br />

und können in unterschiedlichem Maße verwirklicht werden. Dabei ist es<br />

hilfreich, wenn z. B. arbeitslose Jugendliche aus dem Quartier bevorzugt<br />

bei <strong>der</strong> Umsetzung <strong>der</strong> Projekte berücksichtigt werden.<br />

Bei beson<strong>der</strong>s gelungenen Projekten ziehen die anfänglichen Maßnahmen<br />

weitere Aktivierungen von kleineren Dienstleistern im Quartier mit<br />

sich, sodass man von einem Multiplikatoreffekt sprechen kann. In einem<br />

Fallbeispiel konnte sich ein bewährtes Konzept sogar räumlich erweitern<br />

und auf an<strong>der</strong>e Gebiete übertragen.<br />

41


42<br />

Beispiel Soziales Angebot:<br />

Demenz & Migration, Yalniz<br />

Degilsiniz! – Du bist nicht allein!<br />

in Gelsenkirchen<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2006<br />

Informationsmaterialien in russischer,<br />

serbischer, polnischer und<br />

türkischer Sprache informieren<br />

über die Krankheit Demenz und<br />

den Umgang mit den Patienten.<br />

Die Broschüren richten sich in<br />

erster Linie an die Angehörigen.<br />

Projektbeteiligte:<br />

AWO Arbeiterwohlfahrt<br />

Westfalen, Alzheimer -<br />

gesellschaft in Ankara,<br />

Ethnologie in Schule und<br />

Erwachsenenbildung e.V.<br />

Aufgrund des demographischen Wandels ist in den nächsten Jahren mit<br />

einem Anstieg an demenzkranken Migranten zu rechnen. Auf diese<br />

Situation sind bislang we<strong>der</strong> die Forschung noch die Altenhilfe o<strong>der</strong> das<br />

Gesundheitswesen vorbereitet. Die AWO hat deshalb die Kombination<br />

<strong>der</strong> Themen Migration und Demenz aufgegriffen und ein innovatives<br />

Projekt initiiert, um Aufklärungs- und Informationsarbeit zum Thema<br />

Demenz bei türkischen, polnischen und russischen Betroffenen und<br />

<strong>der</strong>en Familien zu leisten. Inzwischen gilt <strong>der</strong> thematische Auftrag nicht<br />

nur regional, son<strong>der</strong>n für ganz Nordrhein-Westfalen.<br />

Das Projekt baut auf mehreren Säulen auf: Neben <strong>der</strong> Aufklärungsarbeit<br />

über die oft unbekannte Krankheit und (bei Bedarf) <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong><br />

Betroffenen an geeignete Stellen aufgrund <strong>der</strong> bislang fehlenden Versorgungsstruktur<br />

wurden Produkte zum Thema Demenz entwickelt wie z. B.<br />

Filme und Erinnerungskarten auf türkisch, russisch und polnisch.<br />

Über eine Stelleneinrichtung vor Ort konnten zunächst türkische Migranten<br />

erreicht werden. Dieser Schwerpunkt konnte auf an<strong>der</strong>e ethnische,<br />

insbeson<strong>der</strong>e russischsprachige Gruppen erweitert werden, welche aktuell<br />

von drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, einem Koordinator <strong>der</strong><br />

AWO und Honorarkräften (nach Bedarf) mit unterschiedlichen Sprachkenntnissen<br />

betreut werden.<br />

Problematisch sind die bislang sprachgesteuerten Diagnoseverfahren bei<br />

Demenz für die Zielgruppe <strong>der</strong> Migranten/innen. Demenzkranke können<br />

nicht mehr auf die gelernte deutsche Sprache zurückgreifen, was eine<br />

Diagnose bisher nahezu unmöglich machte. Deshalb wurde durch das<br />

Projekt die Entwicklung eines sprachunabhängigen Diagnoseinstruments<br />

angeregt, welches zukünftig auf den Markt kommen soll: Mit einer Einführung<br />

ist noch im Jahr 2010 zu rechnen.<br />

Seit dem Jahr 2007 ist das Projekt Teil <strong>der</strong> Landesinitiative Demenzservice<br />

NRW unter dem Titel "Demenz-Servicezentrum für Menschen mit<br />

Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte" und wird im Rahmen <strong>der</strong> Landesinitiative<br />

Demenzservice NRW je zur Hälfte vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit<br />

und Soziales des Landes NRW und den Pflegekassen geför<strong>der</strong>t.<br />

In <strong>der</strong> Modellprojektphase 2004 bis 2007 beliefen sich die jährlichen<br />

Kosten auf EUR 85.000 Personalkosten und EUR 15.000 Sachkosten.<br />

In <strong>der</strong> landes- und pflegekassengeför<strong>der</strong>ten Regelfinanzierung betrugen<br />

die Kosten 2008 und 2009 EUR 88.000 für Personal und EUR 17.000<br />

Sachkosten. Für 2010 sind Gesamtkosten in Höhe von EUR 140.000,00<br />

konzipiert. Der Erfolg dieses Projekts basiert hauptsächlich auf einer<br />

innovativen Idee, ausgelöst durch eine "wachsame" Beobachtung <strong>der</strong><br />

Situation in den Quartieren, wodurch in individuelles Konzept entwickelt<br />

und umgesetzt wurde.


Beispiel Soziales Angebot:<br />

Sonnenkin<strong>der</strong> in Schwabach<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2008<br />

Unter Anleitung einer deutschen<br />

Sozialpädagogin bereitet<br />

sich eine junge Frau aus Aserbaidschan<br />

im Schülerprojekt<br />

des ZAK Vereins auf die Ausbildung<br />

zur Kin<strong>der</strong>pflegerin vor.<br />

Einweihung des Bücherhauses:<br />

Der ZAK Verein lässt sich<br />

Bücher schenken, sortiert sie<br />

und gibt sie gegen Spenden<br />

weiter. Mit den Spenden werden<br />

das Haus <strong>der</strong> Bücher und<br />

das Schülerhaus finanziert.<br />

Projektbeteiligte:<br />

ZAK e.V. Zentrum für Arbeit<br />

und Kultur, Gewobau<br />

Wohnbaugesellschaft, Stadt<br />

Schwabach, Sonneneck-<br />

Kin<strong>der</strong>nester, verschiedene<br />

Dienstleister<br />

In <strong>der</strong> Altstadt von Schwabach leben viele Migranten, Menschen mit<br />

öffentlichen Unterstützungsleistungen und alleinerziehende Frauen ohne<br />

abgeschlossene Berufsausbildung. Das innovative Konzept dieses Projektes<br />

reagiert auf die Situation mit Betreuungsangeboten für Kin<strong>der</strong> dieser<br />

Mütter.<br />

Das Betreuungsmodell sieht die Kin<strong>der</strong>betreuung zu flexiblen<br />

Tageszeiten – auch nachts – vor und richtet sich dabei ganz<br />

nach den Bedürfnissen <strong>der</strong> Familien.<br />

Die anfängliche Skepsis gegenüber <strong>der</strong> Zusammenarbeit von<br />

einer Fachkraft als Leiterin <strong>der</strong> Gruppe und den zunächst ungelernten<br />

Tagesmüttern konnte schnell ausgeräumt werden. Die<br />

Tagesmütter werden ständig fortgebildet und das Betreuungsangebot<br />

erfreut sich inzwischen einer regen Nachfrage, sodass<br />

bereits mehrere „Kin<strong>der</strong>nester“ im Stadtteil entstanden sind.<br />

Die gute Zusammenarbeit mit Kin<strong>der</strong>gärten, Schulen, <strong>der</strong> Stadt<br />

und dem Wohnungsunternehmen ermöglichte die Etablierung<br />

<strong>der</strong> Nester in ehemals leer stehenden Wohnungen, sodass<br />

inzwischen auch Angebote für die jüngsten Kin<strong>der</strong> bestehen.<br />

Das Betreuungsmodell ist bei Bewohnern aller <strong>sozialen</strong> Schichten<br />

beliebt.<br />

Die Finanzierung des Projekts setzt sich aus den Einnahmen für<br />

die Betreuung (EUR 1 pro Stunde) und <strong>der</strong> Unterstützung durch<br />

Stadt und Staat zusammen. Dies umfasst Personalkosten sowie<br />

Honorare für 40 Tagesmütter in Höhe von 35.000 EUR/Monat<br />

sowie Raummieten in Höhe von 5.000 EUR/Monat.<br />

Durch dieses Projekt konnten nicht nur Leerstände in <strong>der</strong> Altstadt<br />

in lebendige Orte verwaltet werden, son<strong>der</strong>n es zeichnet<br />

sich außerdem durch auf die Eltern maßgeschnei<strong>der</strong>te Betreuungsangebote<br />

aus.<br />

<strong>Erfolgsfaktoren</strong> sind die aktive Einbeziehung <strong>der</strong> Tagesmütter, Betroffene<br />

werden zu Akteuren und helfen sich selbst, Multiplikatoreffekte<br />

werden genutzt. Die Kosten für die Tagesmütter sind dabei vergleichsweise<br />

gering.<br />

43


44<br />

3.4 Sicherheit und Nachbarschaft<br />

Viele Projekte <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> setzen sich mit den<br />

Schwerpunkten Sicherheit und Nachbarschaft auseinan<strong>der</strong>. Dabei geht es<br />

um Kriminalität im Quartier, Konflikte innerhalb <strong>der</strong> Bewohnerschaften,<br />

das Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Bewohner aber auch um individuelle Unterstützung<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Lebenssituation und des nachbarschaftlichen<br />

Lebens. Die Problemlagen sind vielschichtig:<br />

– Zwischen den unterschiedlichen Bewohnergruppen – z. B. ältere<br />

Menschen und junge Familien – kommt es aufgrund unterschiedlicher<br />

Lebensweisen häufig zu Konflikten.<br />

– Angst vor Kriminalität und Verunsicherung entstehen in Quartieren<br />

mit großer Anonymität und einem hohen Anteil an sogenannten Problemmietern.<br />

Häufig betroffen sind Quartiere mit einem hohen Anteil<br />

älterer Bewohner, denn das Sicherheitsbedürfnis <strong>der</strong> älteren Bewohner<br />

oft größer als bei jüngeren Bewohnern ist. Entscheidend ist das subjektive<br />

Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Bewohner.<br />

– Ungünstige Lebensumstände, wie Arbeitslosigkeit o<strong>der</strong> physische Einschränkungen<br />

führen oftmals zu einem Rückzug in die Privatheit und<br />

Isolation. Das subjektive Lebensgefühl und die Lebensqualität <strong>der</strong><br />

Bewohner sind negativ beeinträchtigt und nachbarschaftliche Beziehungen<br />

haben kaum eine Chance.<br />

Zur Stärkung des Sicherheitsgefühls <strong>der</strong> Bewohner gibt es verschiedene<br />

Ansätze: 12<br />

– Prävention im Zuge einer übersichtlichen Gestaltung von Wohnumfeld<br />

und Gebäuden<br />

– Aufbau o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung von <strong>sozialen</strong> Netzwerken und Aktivierung<br />

<strong>der</strong> Bewohner<br />

– Konfliktmin<strong>der</strong>ung zwischen den unterschiedlichen Bewohnergruppen<br />

und Steigerung <strong>der</strong> Lebensqualität <strong>der</strong> Bewohner im Rahmen eines<br />

Sozialmanagements.<br />

12<br />

Vgl. GdW-Information 111: Sichere Nachbarschaften, Konzepte - Praxis - Beispiele,<br />

Ein Leitfaden für Wohnungsunternehmen, Oktober 2005.


Maßnahmen<br />

In den untersuchten Projekten, die dem Handlungsfeld Sicherheit und<br />

Nachbarschaft zugeordnet worden sind, werden verschiedene Maßnahmen<br />

durchgeführt, die sich mit den Zielen und Maßnahmen <strong>der</strong> Handlungsfel<strong>der</strong><br />

"Wohnungen, Wohnumfeld und Ökologie" (vgl. Kap. 3.1)<br />

und "Kulturelle und soziale Angebote" (vgl. Kap 3.3) überschneiden.<br />

Hierzu gehört z. B. die Einrichtung von Bewohnertreffs als Ausgangspunkt<br />

für den Aufbau sozialer Netzwerke.<br />

Wohnungsunternehmen schaffen hierzu häufig in einem ersten Schritt<br />

die räumliche Basis. Dabei gibt es je nach Bedarf einen Generationstreff,<br />

eine Betreuungsstätte für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> ein Austauschangebot<br />

an allgemeinen Informationen im Quartier. Ein Quartiersbüro<br />

stellt einen festen und damit wichtigen Anlaufpunkt für die Bewohner<br />

dar, welches die Projekte und Maßnahmen koordiniert.<br />

Die Gestaltung <strong>der</strong> öffentlichen Räume sowie <strong>der</strong> Zuwegungen und<br />

Hauseingangssituationen spielen eine wichtige Rolle im Hinblick auf das<br />

Sicherheitsgefühl. Ungünstig gestaltete Räume können unerwünschtes<br />

Verhalten und Kriminalität begünstigen, sie können auch Unsicherheitsgefühle<br />

auslösen. Bei <strong>der</strong> Wohnumfeldgestaltung sollte daher darauf<br />

geachtet werden, einerseits deutliche Abgrenzungen zwischen privaten<br />

und (halb-)öffentlichen Räumen und an<strong>der</strong>erseits Übersichtlichkeit und<br />

Transparenz zu schaffen.<br />

Viele Wohnungsunternehmen haben Abteilungen eingerichtet, die sich mit<br />

dem Sozialmanagement in den Quartieren beschäftigen. Bei diesen Angeboten<br />

ist es wichtig, dass Kooperationen mit Verbänden, Vereinen und <strong>der</strong><br />

lokalen Wirtschaft entstehen, um eine Ressourcenvernetzung zu bewirken.<br />

Ältere Menschen, denen es aus psychischen o<strong>der</strong> physischen Gründen<br />

nicht möglich ist, selbstbestimmt zu leben, benötigen Unterstützung im<br />

Haushalt, bei Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten, Behördengängen<br />

und Arztbesuchen. Zu diesem Zweck wird beispielsweise eine<br />

Wohngebietsbetreuung eingesetzt, bei <strong>der</strong> die Betreuer tägliche Rundgänge<br />

in den Quartieren unternehmen und somit für Bewohner kontinuierlich<br />

präsent und ansprechbar sind. Dies steigert das subjektive Sicherheitsgefühl<br />

<strong>der</strong> Bewohner, Problemlagen können zudem frühzeitig<br />

erkannt und beseitigt werden. Ein neutraler Ansprechpartner dient als<br />

Vermittler zwischen den betroffenen Beteiligten wie z. B. den Wohnungsunternehmen,<br />

dem Verein und den Mietern.<br />

Eine Konfliktschlichtung o<strong>der</strong> -vermeidung wurde in den Projekten auf<br />

unterschiedliche Art betrieben: Ein Informationsbüro für Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendarbeit zum Thema Drogen und Gewalt soll ebenso präventiv wirken<br />

wie das Bestreben, bereits abhängigen Menschen eine Chance zum<br />

Ausstieg und damit die Möglichkeit zur Rückkehr in die Gesellschaft zu<br />

bieten.<br />

Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote können sich an<br />

Lehrer und Pädagogen richten, mit dem Ziel, sie auf diesem Gebiet weiterzubilden.<br />

Zudem gibt es aber auch Angebote für Jugendliche, um hinsichtlich<br />

Straftaten und den Folgen innerhalb unseres Rechtssystems aufzuklären,<br />

da hier oft Wissenslücken herrschen.<br />

Dort, wo sich Bewohner in ihrem Umfeld unsicher fühlen, kann <strong>der</strong> Aufbau<br />

eines <strong>sozialen</strong> Netzwerks und eine funktionierende Nachbarschaft<br />

das subjektive Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Menschen positiv beeinflussen. Zum<br />

einen können technische Maßnahmen wie Notrufsysteme in den Häusern<br />

o.ä. dazu beitragen. Ein weitverbreitetes Mittel, um für Sicherheit in<br />

Gebäuden mit schwieriger Sozialstruktur zu sorgen, ist die Einrichtung<br />

eines Pförtnerdienstes (Concierge).<br />

45


46<br />

Projektbeteiligte<br />

Zum an<strong>der</strong>en sorgt die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit schwierigen Bewohnergruppen<br />

– wie z. B. trinkenden Männern im öffentlichen Raum –<br />

sowohl für eine Integration in das gesellschaftliche Leben als auch für<br />

Verständnis für ihre Problemlagen bei den an<strong>der</strong>en Bewohnern des<br />

Quartiers.<br />

Aufbau eines<br />

<strong>sozialen</strong> Netzwerks<br />

Sicherheitsmaßnahmen<br />

Präventive Kin<strong>der</strong>und<br />

Jugendarbeit zu<br />

Drogen und Gewalt<br />

Aufbau eines<br />

Quartierbüros<br />

Maßnahmen und<br />

Instrumente im<br />

Handlungsfeld<br />

Sicherheit und Nachbarschaft<br />

Konfliktschlichtung<br />

Unterstützung bei<br />

Haushalts- und<br />

Renovierungsarbeiten<br />

Wohnumfeldgestaltung<br />

Bewohnerbetreuung<br />

Concierge<br />

Verschiedene Institutionen sowie Bürgerinitiativen, Vereine o<strong>der</strong> Haushaltsdienstleistungen<br />

zur Betreuung und Pflege von hilfsbedürftigen<br />

Menschen kooperieren mit den Wohnungsunternehmen und bieten<br />

ihnen fachliche Unterstützung. Viele Wohnungsunternehmen sind aber<br />

auch selbst Anbieter von Betreuungs- und Dienstleistungsangeboten im<br />

Rahmen eines Sozialmanagements.<br />

Die Bewohner nehmen sowohl an den verschiedenen Maßnahmen und<br />

Angeboten teil, agieren jedoch auch aktiv, indem sie Nachbarschaftstreffs<br />

organisieren o<strong>der</strong> in ehrenamtlichem Engagement soziale Auf -<br />

gaben in Vereinen übernehmen. Polizei, Pädagogen und Lehrer<br />

arbeiten mit den Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen zusammen und betreiben<br />

Aufklärungsarbeit sowie Sucht- und Kriminalitätsprävention.<br />

Bewohner<br />

Kommune<br />

Fachämter <strong>der</strong> Stadt,<br />

Stadtsanierungsbüro,<br />

Stadtplanungsamt<br />

Wohnungsunternehmen<br />

Akteure im<br />

Handlungsfeld<br />

Sicherheit und Nachbarschaft Quartiersmanagement<br />

Institutionen<br />

Bürgerinitiative, Verein, Gesellschaft zur<br />

Betreuung + Pflege, Kirchen, Diakonie,<br />

Polizei, Schulen


Positive Effekte<br />

Grundsätzlich wirken starke soziale Netzwerke den Konflikten im Quartier<br />

entgegen, sie stärken die Kommunikation unter den Bewohnern und<br />

somit soziale Selbstkontrolle. Durch Angebote wie Generationentreffen<br />

werden Verständnis und Einfühlungsvermögen zwischen den Altersgruppen<br />

geför<strong>der</strong>t. Jugendliche lernen dabei, wie<strong>der</strong> Verantwortung zu übernehmen.<br />

Ältere Menschen können im Gegenzug durch verschiedene<br />

Angebote wie<strong>der</strong> am gesellschaftlichen Leben teilhaben.<br />

Je nach Projektart und -größe wurden bis zu zehn Arbeitsstellen geschaffen,<br />

<strong>der</strong>en Personal sich mit den Themen Sicherheit, Nachbarschaft und<br />

Betreuung in dem Quartier beschäftigt. Innerhalb des Quartiers stellt<br />

beson<strong>der</strong>s die Betreuung und Beratung <strong>der</strong> Bewohner eine langfristige<br />

Hilfestellung dar. Probleme können frühzeitig erkannt, Konflikte vermieden<br />

und das subjektive Sicherheitsgefühl <strong>der</strong> Mieter gesteigert werden,<br />

sodass insgesamt die Wohnzufriedenheit steigt und die Fluktuation sinkt.<br />

Eine Betreuung von älteren Menschen, die es ihnen ermöglicht, weiterhin<br />

selbstständig wohnen zu können, verhin<strong>der</strong>t eine Heimaufnahme<br />

und erspart Kosten in <strong>der</strong> Pflege. Den älteren Bewohnern wird somit ihre<br />

Lebensqualität trotz Mobilitätseinschränkungen gesichert.<br />

Die Unterstützung <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen bei Renovierungs- und<br />

Haushaltsarbeiten stellt nicht nur für die Bewohner eine Hilfestellung<br />

dar, son<strong>der</strong>n kann einer drohenden Verwahrlosung entgegenwirken. Die<br />

Substanz des Bestandes kann dadurch Kosten ersparend erhalten werden.<br />

Für die Wohnungsunternehmen kann sich dadurch Imagegewinn<br />

ergeben.<br />

47


48<br />

Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />

Kommunales Netzwerk in Zwickau<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2004<br />

Projekt INTEGRA – Aufbau<br />

eines Integrationstreffs für und<br />

von Spätaussiedlern.<br />

Mitarbeiter des "KIB" organisieren<br />

für die Jugendlichen Sportturniere.<br />

Projektbeteiligte:<br />

Stadt Zwickau, Stadtsanierungsbüro,<br />

Gesellschaft für<br />

Stadterneuerung, Stadtteil -<br />

büro, Bürgerbeirat, Fachhochschule<br />

für Sozial wesen,<br />

Kirchengemeinde, Gebäudeund<br />

Grund stücksgesellschaft,<br />

Wohnungsbaugenossenschaft,<br />

Verein für Jugend- und Sozialarbeit,<br />

Kontakt- und Informa -<br />

tionsbüro für präventive<br />

Kin<strong>der</strong>- und Jugendarbeit<br />

Im jüngsten und größten Plattenbaugebiet <strong>der</strong> Stadt Zwickau ist die Einwohnerzahl<br />

drastisch gesunken. Die jüngeren und besser verdienenden<br />

Menschen ziehen weg und hinterlassen die älteren und einkommensschwachen<br />

Bürger.<br />

Das Kontakt- und Informationsbüro für präventive Kin<strong>der</strong>- und<br />

Jugendarbeit ist ein Teilprojekt des kommunalen Netzwerks und<br />

widmet sich <strong>der</strong> Präventionsarbeit an Schulen zu den Themen<br />

Drogen und Gewalt. Neben Gesprächsangeboten mit aussteigewilligen<br />

Abhängigen und <strong>der</strong> Weiterbildung von Lehrern und<br />

Pädagogen werden seelsorgerische, polizeiliche und juristische<br />

Vermittlungen angeboten. Ein weiteres Teilprojekt ist <strong>der</strong> Aufbau<br />

eines Integrationstreffs für und von Spätaussiedlern in<br />

einer von <strong>der</strong> Gebäude- und Grundstücksgesellschaft kostenlos<br />

zur Verfügung gestellten Erdgeschosswohnung. Das breite<br />

Spektrum <strong>der</strong> Angebote von Beratungen, Sprachkursen,<br />

Schülerhilfe bis zur Sucht- und Kriminalitätsprävention integriert<br />

die Bewohner aller Altersstufen in ihrem Quartier.<br />

Regelmäßig stattfindende Netzwerk-Treffen, bei <strong>der</strong> die Partizipation<br />

<strong>der</strong> Betroffenen ein wesentliches Merkmal ist, ermöglichen<br />

schnelle Problemlösungen durch Kooperationen und Vernetzungen<br />

im Quartier. Den vielfältigen <strong>sozialen</strong> Problemen<br />

wird mit Hilfe von Ressourcenbündelung und dem Verständnis<br />

entgegengewirkt, eine gemeinschaftliche Aufgabe anzugehen,<br />

bei <strong>der</strong> Bürger, Kommune und die Wohnungswirtschaft zusammenarbeiten.<br />

Dies ist <strong>der</strong> wesentliche Erfolgsfaktor des Projektes,<br />

mit dem auf die Situation vor Ort durch ein individuelles<br />

Konzept reagiert worden ist.


Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />

Mobile-Wohn-Begleithilfe in<br />

Mannheim<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2006<br />

Es existieren bereits zwei Seniorengruppen,<br />

die sich regelmäßig<br />

zu Kaffeerunden und<br />

an<strong>der</strong>en Aktivitäten treffen.<br />

Langjährige Mieterinnen werden<br />

geehrt.<br />

Wohn-Begleithilfe im Einsatz.<br />

Projektbeteiligte:<br />

GBG – Mannheimer<br />

Wohnungsbaugesellschaft<br />

mbH, Gesellschaft zur<br />

Betreuung und Pflege<br />

alter Menschen gGmbH,<br />

Evangelische Kreuzgemeinde<br />

Mannheim, Diakonisches<br />

Werk Mannheim<br />

Bei einem großen Anteil an Mietern <strong>der</strong> Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft<br />

mbH handelt es sich um ältere Bewohnerinnen und Bewohner,<br />

die aufgrund ihres Alters aus psychischen o<strong>der</strong> physischen Gründen<br />

zunehmend Probleme haben, selbstständig zu wohnen. Die Gefahr<br />

besteht hierbei, dass die Menschen sich in die Privatheit zurückziehen<br />

und vereinsamen.<br />

Die Wohnungsbaugesellschaft hat deshalb eine kostenlose mobile<br />

Wohnbegleitung entwickelt und den Aufbau eines Netzwerkes initiiert.<br />

Ziel war es, die Menschen, die sich in vergleichbaren Lebenssituationen<br />

befinden, zu betreuen und zusammen zu führen.<br />

Die Organisation erfolgt mit professionellen Kooperationspartnern.<br />

Die Wohn-Begleithilfe vermittelt Dienstleistungen angeboten<br />

im Hinblick auf Renovierungsarbeiten, Unterstützung bei<br />

Behördengängen, Hilfestellungen im Haushalt und Vermittlung<br />

von Nachbarschaftskontakten. Für die Durchführung <strong>der</strong><br />

Dienstleistungen wurde ein Beschäftigungsprojekt gegründet.<br />

Bei <strong>der</strong> Wohn-Begleithilfe handelt es sich um ein klassisches<br />

Handlungsfeld <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, das entsprechend<br />

komplett durch das Wohnungsunternehmen finanziert wird.<br />

Die positiven Effekte aus diesem Projekt sind vielfältig. Aus<br />

wohnungswirtschaftlicher Sicht führt die frühzeitige Intervention<br />

bei <strong>der</strong> Substanzerhaltung zu Kostenersparnis bei <strong>der</strong><br />

Instandhaltung. Es wird somit einer drohenden Verwahrlosung<br />

<strong>der</strong> Wohnungsbestände entgegengewirkt, Konflikte in den<br />

Hausgemeinschaften verhin<strong>der</strong>t und dadurch die Zufriedenheit<br />

<strong>der</strong> Mieterinnen und Mieter gesteigert.<br />

Der Erfolg des Projektes liegt in <strong>der</strong> dauerhaften Bereitstellung<br />

von Dienstleistungen. Gleichzeitig wird mit den Angeboten die Partizi -<br />

pationsbereitschaft <strong>der</strong> Bewohner aktiviert und zur Selbsthilfe angeregt.<br />

Speziell die längere Verweildauer von Mietern in ihren Wohnungen und<br />

die Vermeidung von Verwahrlosung ergeben einen eindeutigen betriebswirtschaftlichen<br />

Nutzen für das Unternehmen. Weiche betriebswirt -<br />

schaft liche Faktoren, wie ein 'positives Image' o<strong>der</strong> die Erwirtschaftung<br />

von 'Stadtrendite' stärken die Position des Wohnungsbauunternehmens<br />

im Gemeinwesen. Demgegenüber stehen die Kosten in Höhe von rund<br />

70.000 EUR/Jahr. Zentraler Erfolgsfaktor ist die Entwicklung und<br />

Umsetzung eines individuellen Konzeptes, das sehr konkret auf die Situation<br />

vor Ort eingeht. Die Wohnungsgesellschaft ist zudem in <strong>der</strong> Lage,<br />

das Projekt zu verstetigen und langfristig zu finanzieren.<br />

49


50<br />

3.5 Lokale Wirtschaft, Arbeit und Beschäftigung<br />

Maßnahmen<br />

Viele Projekte im Handlungsfeld Ökonomie weisen vielschichtige Problemlagen<br />

auf. Eine stagnierende lokale Wirtschaft geht einher mit einer<br />

hohen Arbeitslosenrate in den Quartieren, wobei es sich sowohl um<br />

Langzeitarbeitslose als auch um Jugendliche ohne Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungsabschluss<br />

handeln kann. Weiterhin unterliegen diese Quartiere oft<br />

einem Fortzug einkommensstarker Bevölkerungsschichten, wodurch ein<br />

hoher Anteil von älteren Menschen und Menschen mit Migrationshintergrund<br />

in den Quartieren verbleibt. Hinzu kommt eine instabile Gewerbeund<br />

Dienstleistungssituation, die sogar soweit ausgeprägt sein kann,<br />

dass eine Nahversorgung für die Bewohner nicht mehr gewährleistet ist.<br />

Zusammen mit Mängeln in den äußeren Erscheinungsbil<strong>der</strong>n <strong>der</strong><br />

Gebäude und verwahrlosten öffentlichen Räumen bilden diese Rahmenbedingungen<br />

die Grundlage für die Projekte in diesem Handlungsfeld.<br />

Aufgrund des Ineinan<strong>der</strong>greifens <strong>der</strong> verschiedenen Probleme müssen<br />

die Projektbeteiligten ebenso vielschichtig vorgehen, um die Lebensbedingungen<br />

für die Bewohner verbessern zu können. Ziele <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong><br />

<strong>Quartiersentwicklung</strong> im Bereich Ökonomie können daher sein:<br />

– Reaktivierung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie,<br />

– Schaffung von Arbeitsplätzen,<br />

– Verbesserung <strong>der</strong> Infrastruktur,<br />

– Qualifizierung <strong>der</strong> Bewohner für den Ausbildungs- o<strong>der</strong> Arbeitsmarkt.<br />

Der Aufbau eines Netzwerkes ist nicht nur in <strong>sozialen</strong> Bereichen effektiv,<br />

son<strong>der</strong>n auch um lokale Unternehmen miteinan<strong>der</strong> zu verbinden und<br />

damit <strong>der</strong> Zersplitterung und Ausdünnung von Versorgungsangeboten<br />

entgegen zu treten. Mithilfe eines Netzwerkes zwischen ortsansässigen<br />

Gewerbetreibenden, die untereinan<strong>der</strong> abgestimmte Werbekampagnen<br />

organisieren, können die positiven Effekte genutzt werden, die sich aus<br />

einer Kooperation und ihrem Zusammenschluss ergeben, anstatt sich in<br />

Krisenzeiten als Konkurrenten entgegen zu treten.<br />

So werden in einigen Projekten auf Basis von Situationsanalysen Kooperationen<br />

ins Leben gerufen, die z. B. innerhalb eines Gewerbevereins<br />

gemeinsame Marketingstrategien entwickeln. In an<strong>der</strong>en Projekten wurden<br />

Arbeitsgruppen gebildet, die langfristige Handlungsperspektiven für<br />

den jeweiligen Standort erarbeitet haben, o<strong>der</strong> Unternehmerstammtische<br />

gegründet, die quartalsweise tagen.


Nicht nur die Kontakte <strong>der</strong> Unternehmen untereinan<strong>der</strong>, son<strong>der</strong>n auch<br />

zwischen Unternehmen und <strong>sozialen</strong> Einrichtungen sind positiv zu<br />

erwähnen. Durch diese Kontakte können sich die Gewerbetreibenden<br />

und die Anbieter sozialer Leistungen im eigenen Aufgabenbereich<br />

gegenseitig unterstützen und dadurch bei<strong>der</strong>seitig von diesem Kontakt<br />

profitieren. Kooperationen entstehen zwischen verschiedenen Akteuren<br />

wie <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft, <strong>der</strong> Stadt, den Bewohnern und <strong>der</strong> lokalen<br />

Wirtschaft.<br />

Die Wohnungsunternehmen sind ein Motor für die lokale Wirtschaft,<br />

indem sie mit verschiedenen Firmen zusammenarbeiten und kleinere<br />

Unternehmen durch Aufträge unterstützen. Nicht zuletzt sind die Wohnungsunternehmen<br />

selbst die wichtigsten Arbeitgeber bzw. Auftraggeber<br />

in den Bereichen technische und soziale Betreuung, Dienstleistungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Sicherheit sowie bei <strong>der</strong> Durchführung von Baumaßnahmen.<br />

Vom Hausmeister, Pförtner über die Mieterbetreuung bis hin zum<br />

Handwerk werden die vielfältigsten Tätigkeiten initiiert.<br />

Bei <strong>der</strong> Nutzung von Netzwerken kommt es in den verschiedenen Projekten<br />

einerseits auf den Auf- und Ausbau von Kontakten an, an<strong>der</strong>erseits<br />

erleichtert es die Projektentwicklung, wenn auf bereits bestehende Kontakte<br />

zurückgegriffen werden kann. Ressourcen können dann von verschiedenen<br />

Investoren gebündelt und das Projekt im optimalen Fall refinanziert<br />

werden.<br />

Wie wichtig ein funktionierendes Netzwerk ist, zeigt sich insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Integration Jugendlicher ohne Schul- o<strong>der</strong> Ausbildungsabschluss<br />

sowie Langzeitarbeitsloser in das Berufsleben. Informationen über För<strong>der</strong>möglichkeiten<br />

und die verschiedenen Instrumente des Arbeitsmarktes<br />

müssen an Betriebe mit hohem Beschäftigungspotenzial weitergegeben<br />

werden können, damit es zu einer Verknüpfung zwischen <strong>der</strong> lokalen<br />

Wirtschaft und den Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen kommen<br />

kann.<br />

Mit Blick auf die betroffenen, arbeitssuchenden Menschen werden in<br />

unterschiedlichen Projekten Maßnahmen ergriffen, um mithilfe von<br />

Gruppenschulungen o<strong>der</strong> individueller Beratung sowohl fachliche als<br />

auch soziale Unterstützungsmaßnahmen anzubieten. In einem speziellen<br />

Fallbeispiel konnten Rückbau- und Aufwertungsmaßnahmen im Quartier<br />

dazu genutzt werden, Langzeitarbeitslose unter fachkundiger Anleitung<br />

durch einen Stadtteilservice in diese Beschäftigungsfel<strong>der</strong> zu integrieren.<br />

Die Einrichtung eines Qualifizierungsbüros für Sozialhilfeempfänger und<br />

Langzeitarbeitslose stellt eine wichtige Anlaufstelle für Ausbildungs- und<br />

Arbeitssuchende dar und bietet die Möglichkeit, Kontakte zu Betrieben<br />

herzustellen und zwischen den Menschen und <strong>der</strong> lokalen Wirtschaft zu<br />

vermitteln.<br />

Ein wichtiges Feld für Beschäftigung bietet die Wohnumfeldverbesserung.<br />

Darüber hinaus werden, oft initiiert von den Gewerbetreibenden<br />

vor Ort, Verbesserungen <strong>der</strong> öffentlichen Räume und <strong>der</strong> Flächenausstattung<br />

vorgenommen. Dabei werden sowohl die Ladenfronten, als auch<br />

die gesamte Haupteinkaufsstraße mit den Gehwegen, <strong>der</strong> Beleuchtung<br />

und Begrünung in ihrem Erscheinungsbild überarbeitet.<br />

Das Management im Quartier kann unterschiedliche Organisationsformen<br />

haben. Eine Stadtteiljury hat beispielsweise ein För<strong>der</strong>programm zur<br />

Verbesserung des Erscheinungsbilds des Quartiers initiiert, ein Stadtteilbüro<br />

konnte mit den Unternehmen eine gemeinsame Werbeaktion starten<br />

und wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e haben Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekte<br />

organisiert.<br />

51


52<br />

Projektbeteiligte<br />

Wichtig ist eine öffentliche Transparenz in <strong>der</strong> Projektumsetzung, die<br />

eine gute Öffentlichkeitsarbeit voraussetzt, bestenfalls die Bürger aktiviert<br />

und zum Aufbau von selbsttragenden Bewohnerorganisationen<br />

anregt.<br />

Falls bereits Bürgerinitiativen in sozial benachteiligten Quartieren tätig<br />

sind, kann ein Büro für Gemeinwesenarbeit diese Menschen professio -<br />

nell beraten. An<strong>der</strong>e Vermittlungsbüros initiieren Partnerschaften zwischen<br />

Wirtschaftsunternehmen im Quartier und öffentlichen Bildungsund<br />

Sozialeinrichtungen. Sie übernehmen dabei die Mo<strong>der</strong>ation <strong>der</strong><br />

Gesprächsverhandlungen und können gegebenenfalls auch Arbeit vermitteln.<br />

Quartiersmanagement<br />

Netzwerkaufbau<br />

in <strong>der</strong> lokalen<br />

Wirtschaft<br />

Arbeitsgruppen<br />

Reaktivierung <strong>der</strong><br />

lokalen Ökonomie<br />

Maßnahmen und<br />

Instrumente im Handlungsfeld<br />

Lokale Wirtschaft, Arbeit<br />

und Beschäftigung<br />

Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für die Bewohner<br />

Infrastrukturelle<br />

Maßnahmen<br />

Verbesserung des<br />

Wohnumfeldes/des<br />

öffentlichen Raumes<br />

Baumaßnahmen<br />

Soziale und technische<br />

Dienstleistungen<br />

Zentrale Akteure sind in diesem Handlungsfeld die lokalen Unternehmen<br />

im Quartier, die sowohl kooperativ untereinan<strong>der</strong> als auch mit<br />

an<strong>der</strong>en mit <strong>sozialen</strong> Einrichtungen agieren können. Zu den wichtigsten<br />

Akteuren zählen hierbei in <strong>der</strong> Regel die Wohnungsunternehmen,<br />

die vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten anbieten, mit an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

und Dienstleistern kooperieren und Netzwerke in <strong>der</strong> lokalen<br />

Wirtschaft aufbauen.<br />

Vermittlungsbüros stellen in den Projekten oft die Schnittstelle zwischen<br />

den Unternehmen und den arbeitssuchenden Bewohnern da, die den<br />

Überblick über die Quartiersangebote und -nachfrage haben und dabei<br />

beide Parteien miteinan<strong>der</strong> verknüpfen. Organisationen o<strong>der</strong> Quartiersmanagements<br />

können ebenfalls eine Vermittlungsrolle übernehmen.<br />

Wichtiger ist jedoch die Präsentation nach außen und eine wirkungsvolle<br />

Öffentlichkeitsarbeit, von <strong>der</strong> Bewohner und die Unternehmen<br />

gleichermaßen profitieren.


Positive Effekte<br />

Quartiersmanagement<br />

Kommune<br />

Stadt<br />

Akteure im<br />

Handlungsfeld<br />

lokale Wirtschaft, Arbeit<br />

und Beschäftigung<br />

Bewohner<br />

Jugendliche, erwachsene<br />

Ausbildungs- und<br />

Arbeitssuchende<br />

Unternehmen <strong>der</strong><br />

lokalen Wirtschaft<br />

Wohnungsunternehmen<br />

als Auftraggeber und<br />

Arbeitgeber<br />

Institutionen<br />

Vereine, Arbeitsgesellschaft, Gemeinde,<br />

Schule, Kita, Diakonie, Gesellschaft für<br />

Stadterneuerung, Vermittlungsbüros<br />

Die Arbeit am Aufbau und Fortbestand des <strong>sozialen</strong> Netzwerks stärkt alle<br />

daran Beteiligten, führt zu einer Identifikation mit dem Quartier und<br />

för<strong>der</strong>t die nachbarschaftlichen Beziehungen. Zusätzliche Öffentlichkeitsarbeit<br />

macht die Bewohner wie<strong>der</strong> auf Unternehmen und Angebote aus<br />

ihrem Stadtteil aufmerksam und bewirkt eine Verän<strong>der</strong>ung von innen<br />

heraus. Durch erfolgreiche Qualifizierungsmaßnahmen in Kombination<br />

mit Vermittlungen erhöhen sich die Chancen für Jugendliche und Langzeitarbeitslose,<br />

längerfristig in <strong>der</strong> Berufswelt Fuß zu fassen und dort<br />

integriert zu werden.<br />

Ein gut funktionierendes Management kann im Quartier gezielten und<br />

positiven Einfluss auf dessen Entwicklung nehmen, sodass <strong>sozialen</strong> Projekten<br />

aus ihrer "Bittstellerposition" herausgeholfen wird. Feste Anlaufstellen<br />

und regelmäßige Treffen werden zu einem beständigen Teil <strong>der</strong><br />

Sozialarbeit im Stadtteil.<br />

Aufwertungen im Wohn- und Arbeitsumfeld eines Quartiers werden in<br />

den Projekten auf unterschiedliche Art und Weise erreicht und bieten<br />

allen Beteiligten eine verbesserte Lebenssituation. Die Nahversorgung<br />

wird gesichert, verschiedene Dienstleistungen und Serviceeinrichtungen<br />

aufgebaut und die nachbarschaftlichen Ressourcen aktiviert.<br />

Insgesamt können unterschiedliche Projektmaßnahmen einen Beitrag zur<br />

Reaktivierung <strong>der</strong> lokalen Ökonomie beitragen. Projekte, die sich nicht<br />

ausschließlich auf einzelne Handlungsbereiche konzentrieren, son<strong>der</strong>n<br />

Befähigungen <strong>der</strong> Akteure vorantreiben, haben gute Chancen auf Verstetigung.<br />

53


54<br />

Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />

Unternehmenskooperation auf<br />

win-win-Ebene in Berlin Moabit<br />

Anerkennung Preis Soziale Stadt 2004<br />

Personalleiter von Atotech<br />

und das Lehrerkollegium <strong>der</strong><br />

Hedwig-Dohm-Oberschule.<br />

Projekt – „Fit in Bewerbung“<br />

Hedwig-Dohm-Oberschule in<br />

Kooperation mit Atotech.<br />

Projektbeteiligte:<br />

csr berlin GbR, verschiedene<br />

Einrichtungen aus den<br />

Bereichen Soziales & Bildung,<br />

Unternehmen<br />

Der Beusselkiez in Moabit-West ist durch städtebauliche Defizite, hohe Verkehrsbelastungen<br />

und einen Mangel an Grünflächen geprägt. Die Sozialstruktur<br />

hat sich im Zuge von Abwan<strong>der</strong>ungen besserverdienen<strong>der</strong> Bevölkerungsschichten<br />

und Zuzügen von sozial benachteiligten Bewohnergruppen<br />

ungünstig entwickelt, sodass es verstärkt zu Nachbarschaftsproblemen und<br />

Anonymität im Quartier gekommen ist.<br />

Um diesen negativen Auswirkungen entgegen zu wirken, wurde<br />

eine Strategie zur Verbesserung <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Infrastruktur entwickelt.<br />

Das Büro csr berlin GbR vermittelt dabei innovative Partnerschaften<br />

zwischen Einrichtungen aus den Bereichen Soziales<br />

und Bildung und ortsansässigen Unternehmen. Ziel ist es, Netzwerke<br />

zu bilden und eine Atmosphäre gegenseitiger Unterstützung<br />

zu schaffen. Ein wichtiger Baustein dieser Strategie besteht<br />

darin, die <strong>sozialen</strong> Einrichtungen für den Markt fit zu machen und<br />

ihnen aus ihrer Bittstellerposition herauszuhelfen. Dafür entwickelt<br />

das Büro zusammen mit <strong>der</strong> jeweiligen <strong>sozialen</strong> Einrichtung ein<br />

Konzept für die Außenkommunikation – hierzu gehören Visitenkarten,<br />

eine Homepage und Präsentationsmappen. Anschließend<br />

wird Kontakt zu einem Unternehmen im Quartier hergestellt, welches<br />

mit seinen Bedürfnissen und Potenzialen am besten zur Einrichtung<br />

passt. Bis es zu einer Verfestigung <strong>der</strong> Partnerschaft gekommen ist, werden<br />

die Beteiligten mo<strong>der</strong>ierend begleitet.<br />

Daraus entstehen Kooperationen, in denen z. B. die Diakoniegemeinschaft<br />

"Bethania" vom ansässigen Siemens-Werk Büromöbel, Rechner und eine<br />

einjährige Finanzierung einer Personalstelle erhält und im Gegenzug<br />

Deutschkurse für Siemensmitarbeiter aus verschiedenen Nationen anbietet.<br />

In einem an<strong>der</strong>en Beispiel bietet ein Unternehmen eigens konzipierte<br />

Workshops zum Thema "Bewerbungstraining" den Schülern <strong>der</strong> benachbarten<br />

Hedwig-Dohm-Oberschule an.<br />

Ein Nutzen ergibt sich aus diesen Projekten für beide Seiten, indem Sachund<br />

Dienstleistungen ausgetauscht werden. Unternehmen übernehmen<br />

zudem soziale Verantwortung und verbessern ihr Image sowie ihre Verbundenheit<br />

im Quartier. Bildungs- und Sozialeinrichtungen lernen, sich zu vermarkten<br />

und profitieren von den Ressourcen <strong>der</strong> Unternehmen. Insgesamt<br />

werden vorhandene Potenziale und Ressourcen im Quartier aktiviert und<br />

genutzt. Die Finanzierung <strong>der</strong> Projekte 'Unternehmenskooperationen'<br />

wurde durch Mittel aus städtebaulichen Maßnahmen ermöglicht. Betrachtet<br />

man die Kosten-Nutzen-Relation, so entstand nach Angaben <strong>der</strong> Projekt -<br />

beteiligten den Einrichtungen aus den Bereichen Soziales und Bildung, dem<br />

Quartiersmanagementgebiet Moabit West und dem Bezirk Mitte ein<br />

Gewinn von umgerechnet EUR 50.000,-.<br />

Zentraler Erfolgsfaktor ist die Anregung von Kooperationen zwischen<br />

öffentlichen und nicht-öffentlichen Akteuren mit einem individuellen Konzept,<br />

das auf die Situation vor Ort reagiert. Die Menschen im Quartier werden<br />

dazu angeregt, selbst zu handeln, all dies mit Unterstützung durch ein<br />

professionelles Projektmanagement.


Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />

Eine Straße blüht auf in Wiesbaden<br />

Preisträger Preis Soziale Stadt 2004<br />

Mit einem neuen Gehwegbelag<br />

und neuen Lampen ist schon<br />

ein an<strong>der</strong>es Bild entstanden.<br />

Die Bewohner aus dem West -<br />

end wollen nicht mehr wegziehen<br />

– die Geschäftsleute investieren.<br />

Fassadensanierung –<br />

Indikator für positiven Wandel.<br />

Projektbeteiligte:<br />

Wellritz 2000, Interessen -<br />

gemeinschaft für Handel und<br />

Gewerbe e.V., InWest e.V.,<br />

Stadt Wiesbaden, lokale<br />

Gewerbetreibende, Quartiers -<br />

management, Ingenieur- und<br />

Handels kammer Wiesbaden,<br />

Bauhaus-Werkstätten Wies -<br />

baden mit lokalem Qualifizierungsbüro<br />

Das Quartier in Wiesbaden war durch eine instabile Gewerbesituation, leer<br />

stehende Läden, Arbeitslosigkeit, eine hohe Kriminalitäts rate und ein negatives<br />

Erscheinungsbild des Wohnumfelds geprägt. Um dieser Entwicklung<br />

entgegen zu wirken, sollten sowohl Maßnahmen zur Stärkung des Gewerbes<br />

als auch zur Aufwertung des Wohnumfelds getroffen werden.<br />

Ausgehend von einer aktivierenden Befragung <strong>der</strong> Gewerbebetriebe<br />

einer zentralen Geschäftsstraße gründete sich ein Gewerbeverein<br />

u.a. zum dem Zweck, im Jahr 2000 gemeinsam eine<br />

Weihnachtsbeleuchtung für die Straße zu beschaffen. Auf<br />

Initiative des Vereins wurden diverse Maßnahmen zur baulichen<br />

und städtebaulichen Aufwertung aus dem Programm Soziale<br />

Stadt realisiert, die auf große Resonanz stoßen und – im Multiplikatoreneffekt<br />

– eine Vervielfachung <strong>der</strong> Investitionen durch<br />

privates Kapital, insbeson<strong>der</strong>e zur Aufwertung <strong>der</strong> Geschäfte,<br />

mit sich zogen. Unterstützt wurde <strong>der</strong> Maßnahmenmix erfolgreich<br />

insbeson<strong>der</strong>e durch ordnungspolitische Maßnahmen<br />

(Schließung von "Schwarz-Gastronomie") sowie Beratungsangebote<br />

zur Qualifizierung <strong>der</strong> Geschäftstreibenden.<br />

Inzwischen hat sich <strong>der</strong> Verein (ehemals Wellritz 2000) weiterentwickelt<br />

und in "Initiative Westend e. V." umbenannt und<br />

den Arbeitsschwerpunkt auf beide Geschäftsstraßen im Gebiet<br />

gelegt. Schwerpunktthemen sind immer wie<strong>der</strong> Sauberkeit in<br />

den Straßen und ein nur schwer zu lösendes Problem stellt eine<br />

Alkohol- und Drogenszene dar, die durch Alkoholverbot auf<br />

einem angrenzenden Platz deutlich ins Quartier verlagert<br />

wurde.<br />

<strong>Erfolgsfaktoren</strong> für das Projekt sind insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Maßnahmenmix,<br />

<strong>der</strong> sich – bei öffentlicher Finanzierung – auf<br />

Anregungen aus dem Stadtteil/<strong>der</strong> Betroffenen stützte sowie<br />

parallel die unterstützende Infrastruktur durch das Quartiersmanagement.<br />

"I-Tüpfelchen" ist eine engagierte Person, die den<br />

Verein leitet. Wichtig sind kontinuierlich sichtbare, umgesetzte<br />

Aktionen, die zur Verbesserung <strong>der</strong> Situation im Quartier beitragen.<br />

Eine För<strong>der</strong>ung des Projektes im Rahmen des Programmes Soziale Stadt<br />

erfolgte letztmalig mit dem Programmjahr 2009. Die Lösung für seine<br />

zukünftige Finanzierung bleibt dem Verein überlassen.<br />

55


4 Schlussfolgerungen<br />

Quartiere profitieren<br />

von ganzheitlich<br />

handeln<strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />

Als Ergebnis <strong>der</strong> vorliegenden Studie wurden <strong>Erfolgsfaktoren</strong> von Projekten<br />

<strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> formuliert (vgl. Kap. 1). Diese<br />

spiegeln die Erfahrungen wi<strong>der</strong>, die im Rahmen von Projekten des Programms<br />

Soziale Stadt gemacht werden. Sie geben wichtige Hinweise auf<br />

die zukünftige Durchführung von Quartiersprojekten.<br />

Eine wesentliche Erkenntnis liegt darin, dass nicht nur die Probleme eines<br />

Quartiers betrachtet werden sollten, son<strong>der</strong>n mindestens gleichberechtigt<br />

auch die vorhandenen Potenziale zu berücksichtigen sind. Denn in<br />

<strong>der</strong> Regel sind die Lösungsansätze für eine positive Verän<strong>der</strong>ung in den<br />

Quartieren selbst zu finden. Erfolgreiche Projekte bauen auf den vorhandenen<br />

Strukturen auf und beziehen Potenziale aus <strong>der</strong> Bewohnerschaft<br />

und an<strong>der</strong>er Akteure mit ein. Die Einbindung aller relevanten Akteure in<br />

den Quartieren ist ein zentraler Erfolgsfaktor.<br />

Die Untersuchung <strong>der</strong> Projekte hat gezeigt, dass die Wohnungswirtschaft<br />

vielfältige Aufgaben in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> übernimmt.<br />

Aufgrund ihrer guten Kenntnisse von Quartier und Bewohnern haben<br />

Wohnungsunternehmen sehr gute Voraussetzungen, Probleme und<br />

Risiken wie auch Potenziale eines Quartiers zu erkennen und Lösungsmöglichkeiten<br />

zu finden. Die Wohnungswirtschaft hat das Potenzial,<br />

ganzheitlich zu handeln und ihre Rolle weit über die Vermietung und die<br />

bauliche Instandhaltung <strong>der</strong> Bestände hinaus zu definieren:<br />

– Eine wesentliche Voraussetzung für die Verbesserung <strong>der</strong> Lebensbedingungen<br />

ist die Anpassung <strong>der</strong> Wohnungsbestände an die Bedürfnisse<br />

<strong>der</strong> Bewohner. Hierzu zählen z. B. Maßnahmen zur Verringerung<br />

von Barrieren.<br />

– Bei <strong>der</strong> Wohnumfeldgestaltung können neben <strong>der</strong> Identifikation <strong>der</strong><br />

Bewohner und einem verbesserten Lebensgefühl auch Sicherheitsaspekte<br />

befriedigt werden.<br />

– Neben <strong>der</strong> baulichen Komponente spielt das Sozialmanagement eine<br />

immer wichtigere Rolle. Hierbei geht es um vielfältigste Maßnahmen –<br />

von <strong>der</strong> Mieterberatung in finanziellen Fragen über Pflege- und<br />

Betreuungsangebote bis hin zu Bildungsangeboten.<br />

– Wohnungsunternehmen unterstützen den Aufbau von Begegnungsstätten<br />

o<strong>der</strong> Stadtteiltreffs, indem sie die räumliche Grundausstattung<br />

– bestenfalls kostenlos – zur Verfügung stellen.<br />

57


58<br />

Kommunen als Motor<br />

und Vermittler<br />

– Wohnungsunternehmen sind bei <strong>der</strong> Initiierung und Durchführung<br />

von Projekten <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> wichtige Vermittler,<br />

da sie einerseits den Kontakt zur Politik herstellen und halten können<br />

und an<strong>der</strong>erseits unmittelbare Ansprechpartner und Betreuer für die<br />

Bewohnerschaft sind. Als gewichtige Teilnehmer können sie den Fortgang<br />

von Projekten positiv beeinflussen.<br />

– Wohnungsunternehmen und ihre Verbände haben mit ihren Netzwerken<br />

gute Voraussetzungen, die positiven Erfahrungen in <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

in einem Wissenstransfer weiterzutransportieren und<br />

für an<strong>der</strong>e nutzbar zu machen.<br />

– Nicht zuletzt sind Wohnungsunternehmen wichtige Arbeitgeber und<br />

Auftraggeber für das Handwerk und an<strong>der</strong>e Dienstleister in den<br />

Quartieren und för<strong>der</strong>n somit die lokale Wirtschaft.<br />

Eine zentrale Voraussetzung für die Beteiligung an <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> Quar -<br />

tiersentwicklung ist die Interessenlage bzw. das jeweilige Geschäftsmodell<br />

<strong>der</strong> Wohnungseigentümer. Wohnungsunternehmen, die ein Interesse<br />

an einer langfristigen Bewirtschaftung <strong>der</strong> Wohnungsbestände haben,<br />

sind in <strong>der</strong> Lage und auch willens, dauerhaft soziale Projekte zu begleiten<br />

und langfristige Erfolge zu erzielen.<br />

Die baulichen Investitionen können dabei Prozesse anstoßen, in denen<br />

Engagement und Teilnahme ausgelöst werden. Bestenfalls werden durch<br />

Investitionen <strong>der</strong> öffentlichen Hand o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen vor<br />

Ort weitere Investitionen privater Akteure ausgelöst. Gleichzeitig können<br />

Wohnungsunternehmen durch Mitfinanzierung <strong>der</strong> laufenden Kosten<br />

von Infrastruktureinrichtungen zur Verstetigung sozialer Maßnahmen<br />

beitragen.<br />

Bei allen Maßnahmen sollte immer die Sozialverträglichkeit im Blickfeld<br />

bleiben. Die Mietpreis- und Belegungspolitik <strong>der</strong> Wohnungsvermieter ist<br />

eine zentrale Stellschraube für die soziale Zusammensetzung und den<br />

Verbleib <strong>der</strong> Bewohner in ihrer gewohnten Umgebung.<br />

Die Kommunen sind gefor<strong>der</strong>t, Problemlagen in den gefährdeten Quartieren<br />

rechtzeitig zu erkennen. Hierzu sollten Untersuchungen und<br />

Projektevaluationen durchgeführt werden, die bereits vor konkreteren<br />

vorbereitenden Untersuchungen im Rahmen des stadtplanerischen<br />

Instrumentariums ansetzen.<br />

Die <strong>Quartiersentwicklung</strong> sollte integriert erfolgen, indem unterschiedliche<br />

teilräumliche, sektorale und technische Pläne miteinan<strong>der</strong> verbunden<br />

bzw. in eine Gesamtplanung eingebettet werden. Dadurch wird nicht<br />

nur die Vernetzung von Politikfel<strong>der</strong>n und unterschiedlichen Akteuren in<br />

Politik und Verwaltung verbessert, son<strong>der</strong>n es werden Planungen quasi<br />

aus einer Hand ermöglicht, was den Ressourceneinsatz optimiert und<br />

eher zu Lösungen führen kann, die sich an <strong>der</strong> Gesamtsituation vor Ort<br />

orientieren.<br />

Integrative Planungen erfor<strong>der</strong>n ressortübergreifendes Handeln auf allen<br />

Politikebenen, um die kommunalen Ressourcen zu nutzen und Antworten<br />

auf die vielfältigen Herausfor<strong>der</strong>ungen zu finden. Denn <strong>Quartiersentwicklung</strong><br />

berührt viele Handlungsfel<strong>der</strong>, wie z. B. Soziales, Wohnen,<br />

Bildung, Städtebau, Verkehr und Energie. Eine integrierte Herangehensweise<br />

ist sinnvoll und Erfolg versprechend, da die Problemlagen bzw.<br />

Lösungswege ineinan<strong>der</strong>greifen o<strong>der</strong> aufeinan<strong>der</strong> aufbauen.


Rahmenbedingungen<br />

durch Bund und Län<strong>der</strong><br />

Bei größeren städtebaulichen Maßnahmen schaffen ein schrittweises<br />

Vorgehen und die Glie<strong>der</strong>ung in einzelne Prozessabschnitte Akzeptanz<br />

bei den Bewohnern. Ein modulares (Planungs- und Umsetzungs-) System<br />

sorgt für einen überschaubaren Maßstab, sodass Projektschritte nachvollziehbar<br />

und Erfolge sichtbar werden.<br />

Wichtig ist die Beteiligung <strong>der</strong> Betroffenen. Vom runden Tisch bis zur<br />

Übertragung von Entscheidungskompetenz und Selbstorganisation gibt<br />

es vielfältige Möglichkeiten. Hierbei besteht die Chance, dass die Bewohner<br />

ermutigt werden, ihre Interessen zu vertreten und durchzusetzen.<br />

Engagement wird dadurch geför<strong>der</strong>t, dass Gestaltungsspielräume eingeräumt<br />

werden.<br />

Kommunen stellen in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> nicht nur Sachund<br />

Personalleistungen zur Verfügung, sie können vor allem als Vermittler<br />

und Motor von Entwicklungen fungieren, indem z. B. zur Stärkung<br />

<strong>der</strong> lokalen Ökonomie die Zusammenarbeit zwischen <strong>sozialen</strong> Institutionen<br />

und lokalen Unternehmen geför<strong>der</strong>t, Projekte mit <strong>der</strong> Politik vernetzt<br />

und Kooperationen zwischen <strong>der</strong> Politik und Gemeinwesenträgern<br />

vor Ort verstärkt werden.<br />

Der Austausch von Wissen und Erfahrungen trägt dazu bei, zukünftige<br />

Prozesse bzw. Projekte in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> noch erfolgreicher<br />

zu gestalten. Um zu verhin<strong>der</strong>n, dass Erfahrungen immer wie<strong>der</strong><br />

neu gemacht werden müssen, ist ein gezielter Wissenstransfer unbedingt<br />

notwendig. Die Stadtverwaltungen bzw. Quartiersmanagements können<br />

dieses "voneinan<strong>der</strong> Lernen" unterstützen, indem sie dazu beitragen,<br />

beson<strong>der</strong>e Projekte bekannt zu machen und neue Ideen mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit<br />

unterstützen.<br />

Die Mittel- und Ressourcenbündelung ist eine zentrale Voraussetzung für<br />

erfolgreiche Projekte. Hierbei gilt es, die Koordination von För<strong>der</strong>mitteln<br />

unterschiedlicher Programme auf kommunaler Ebene zu gewährleisten<br />

und die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Bei <strong>der</strong> Einbindung<br />

eines Projekts in eine übergeordnete Planung (integrierte Stadtentwicklung)<br />

kann <strong>der</strong> Bezug zur gesamtstädtischen Entwicklung erreicht werden,<br />

wodurch zusätzliche Synergien möglich sind.<br />

Die Erfolge in <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> sind Argumente für eine<br />

Fortführung des Programms Soziale Stadt. Das Programm hat Prozesse in<br />

Gang gesetzt, in denen durch eine Vielzahl von Akteuren positive Entwicklungen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Quartiersentwicklung</strong> angestoßen worden sind. Dazu<br />

beigetragen haben För<strong>der</strong>ungen, durch die wie<strong>der</strong>um Investitionen insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Kommunen und <strong>der</strong> Wohnungsunternehmen generiert<br />

worden sind.<br />

Hierzu zählen vielfältige investive und nicht-investive Maßnahmen, die<br />

als Gesamtpaket ihre volle Wirkung entfalten. Vonseiten <strong>der</strong> Wohnungswirtschaft<br />

sind hier neben den Investitionen in die Bausubstanz und in<br />

das Wohnumfeld zahlreiche Betreuungs- und Beratungsleistungen zu<br />

nennen. Dazu zählen Sachleistungen, wie die Bereitstellung von Räumlichkeiten,<br />

Personalleistungen durch die Einbindung von Mitarbeitern.<br />

Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten, die durch Bewohner<br />

entgeltlos o<strong>der</strong> durch geringe Aufwandsentschädigungen erbracht<br />

werden. In <strong>der</strong> Regel wurden durch die För<strong>der</strong>ung weitere Leistungen<br />

generiert.<br />

59


60<br />

Im besten Fall sind Projekte initiiert worden, die auf Dauer auch ohne<br />

öffentliche För<strong>der</strong>ungen tragfähig sind. Vielfach übernehmen die Projekte<br />

aber auch so wichtige aber unrentierliche Funktionen im Quartier,<br />

dass eine Verstetigung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung notwendig und gerechtfertigt ist.<br />

Pauschale Lösungen im Hinblick auf eine dauerhafte öffentliche Unterstützung<br />

von Projekten gibt es nicht. Vielmehr ist die jeweilige Situation<br />

vor Ort dafür maßgebend, welche Projekte in welchem Umfang unverzichtbar<br />

und dauerhaft för<strong>der</strong>würdig sind.<br />

Vonseiten <strong>der</strong> Politik sollten die Grundlagen für nachhaltige Projekte<br />

weiterhin ausgebaut werden. Hierzu zählen die Fortführung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme,<br />

Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch. Zur Sicherung<br />

<strong>der</strong> Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> Städte sollten durch Bund und Län<strong>der</strong> Wege<br />

gefunden werden, um die kommunale Gegenfinanzierung auch bei<br />

kritischer Haushaltslage zu ermöglichen.<br />

Auf <strong>der</strong> Ebene des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> sollten die Voraussetzungen<br />

geschaffen werden, um eine Integration <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme aus<br />

unterschiedlichen Ressorts zu erreichen. Erfor<strong>der</strong>lich ist ein kontinuier -<br />

licher Erfahrungsaustausch zwischen den unterschiedlichen Ebenen<br />

(Bund, Land, Kommune), um die vorhandenen Mittel und Programme<br />

optimal zu nutzen und investive und nicht-investive Mittel im Rahmen<br />

einer Gesamtstrategie einzusetzen. Zur Erleichterung <strong>der</strong> Arbeit <strong>der</strong><br />

Akteure vor Ort sollte die Verringerung des Koordinationsaufwandes für<br />

Mittelbündelung und eine stärkere Harmonisierung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>programme<br />

angestrebt werden.


Ansprechpartner <strong>der</strong> Beispielprojekte<br />

Beispiel Wohnen:<br />

Ein Stadtteil (er)findet sich neu.<br />

"Soziale Stadt findet NUWOG"<br />

Beispiel Wohnumfeldgestaltung:<br />

Bürgerkompetenz im Spessartviertel<br />

in Dietzenbach<br />

Beispiel Bildung:<br />

Leben und Wohnen im Jagenberggelände<br />

in Düsseldorf<br />

Beispiel Bildung:<br />

Programm KiFa – Kin<strong>der</strong>- und Familien -<br />

bildung in Ludwigsburg<br />

Beispiel Soziales Angebot:<br />

Demenz & Migration, Yalniz Degilsiniz!<br />

– Du bist nicht allein! in Gelsenkirchen<br />

NUWOG-Wohnungsgesellschaft <strong>der</strong> Stadt Neu-Ulm GmbH<br />

Schützenstraße 32<br />

89231 Neu-Ulm<br />

Tel.: 0731/9841-0<br />

E-mail: info@nuwog.de<br />

www.nuwog.de<br />

Quartiermanagement<br />

Frau Gabriele Schil<strong>der</strong><br />

Stadtteilbüro Vorfeldhaus<br />

Steubenstraße 34<br />

89231 Neu-Ulm<br />

Tel.: 0731/9771857<br />

E-mail: schil<strong>der</strong>.vorfeldhaus@web.de<br />

Nassauische Heimstätte GmbH<br />

Frau Marion Schmitz-Stadtfeld<br />

Leiterin Integrierte Stadtentwicklung<br />

Schaumainkai 47<br />

60596 Frankfurt<br />

Tel.: 069/6069-1142<br />

E-mail: marion.schmitz-stadtfeld@naheimst.de<br />

www.naheimst.de<br />

Aktion Gemeinwesen und Beratung e.V.<br />

Himmelgeister Str. 107<br />

40225 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211/9052222<br />

E-Mail: info@die-agb.de<br />

www.die-agb.de<br />

Stadt Ludwigsburg<br />

Fachbereich Bildung, Familie, Sport<br />

Frau Fara Peccerella<br />

Tel.: 07141/9102025<br />

E-Mail: f.peccerella@ludwigsburg.de<br />

www.ludwigsburg.de<br />

Arbeiterwohlfahrt Bezirk Westl. Westfalen e.V.<br />

Abt. Soziales<br />

Herr Reinhard Streibel<br />

Kronenstraße 63-69<br />

44139 Dortmund<br />

Tel.: 0231/54 83-255<br />

E-Mail: Reinhard.Streibel@awo-ww.de<br />

www.awo-ww.de<br />

61


62<br />

Beispiel Soziales Angebot:<br />

Sonnenkin<strong>der</strong> in Schwabach<br />

Beispiel Nachbarschaft:<br />

Kommunales Netzwerk in Zwickau<br />

Beispiel Sicherheit und Nachbarschaft:<br />

Mobile-Wohn-Begleithilfe<br />

in Mannheim<br />

Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />

Unternehmenskooperation auf<br />

win-win-Ebene in Berlin<br />

Beispiel Lokale Wirtschaft:<br />

Eine Straße blüht auf in Wiesbaden<br />

Frau Ele Schöfthaler<br />

Quartiermanagerin, Soziale Stadt, Schwabach-Altstadt<br />

und ZAK-Vorsitzende (Zentrum für Arbeit und Kultur e.V.)<br />

Altstadt-Familienzentrum<br />

Nürnberger Straße 32<br />

91126 Schwabach<br />

Sprechzeiten: Donnerstag, 10 - 18 Uhr,<br />

Telefon 09122/790780, Tel.: Mo, Mi - Fr, 09122/82219<br />

www.zak-schwabach.de und www.schwabach.de<br />

Sanierungsträger<br />

Frau Sieglinde Beck<br />

Westsächsische Gesellschaft für Stadterneuerung<br />

Reichenbacher Str. 18<br />

08056 Zwickau<br />

Tel.: 0375/37035-11<br />

E-mail: sbeck@wgs-sachsen.de<br />

Stadtteilbüro Eckersbach<br />

Frau Claudia Richter<br />

Scheffelstraße 44<br />

08066 Zwickau<br />

Tel.: 0375/4444-618<br />

E-mail: post@stadtteilbuero-eckersbach.de<br />

www.stadtteilbuero-eckersbach.de<br />

GBG - Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH<br />

Soziales Management<br />

Herr Stefan Möhrke<br />

Ulmenweg 7<br />

68167 Mannheim<br />

Tel.: 0621/3096-212<br />

E-Mail: stefan.moehrke-eberhardt@gbg-mannheim.de<br />

www.gbg-mannheim.de<br />

csr berlin<br />

dunja schimmel & fiona vehrs GbR<br />

Ringbahnstraße 12<br />

10711 Berlin - Wilmersdorf<br />

Tel.: 030/82702591<br />

E-Mail: mail@csr-berlin.net<br />

Stadtteilmanagerin<br />

Frau Jana Kabobel<br />

Kubis e.V.<br />

Wellritzstraße 49<br />

65183 Wiesbaden<br />

Tel.: 00611/7247963<br />

E-mail: info@kubis-wiesbaden.de<br />

Projektleiterin und Abteilungsleiterin<br />

Frau Dagmar Landler-Krämer<br />

Magistrat <strong>der</strong> Stadt Wiesbaden<br />

Wohnungsamt (69)<br />

Postfach 3920<br />

65029 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/31-4680<br />

E-mail: dagmar.landler-kraemer@wiesbaden.de


Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

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Dokumentation des Wettbewerbes Preis Soziale Stadt 2004, Berlin.<br />

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Quartiere als sozialräumliche Gebiete entwickelt werden? – Thesen. Aufgerufen unter<br />

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Statistiken/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.psml.<br />

Aufgerufen am 09.09.2009.

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