Tipps für ein gesundes Gehirn - vita sana Gmbh
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12<br />
Monatsgespräch<br />
Den Gedanken an Krankheit und Sterben<br />
nicht ausweichen<br />
Im ersten Monatsgespräch mit Prof. Hans Pargger, dem Abteilungsleiter <strong>für</strong> operative<br />
Intensivbehandlung am Universitätsspital Basel, ging es vor allem um die Bedeutung<br />
der Intensivstation und die Wirkungen <strong>ein</strong>er Patientenverfügung. In diesem zweiten<br />
Gespräch kommen unter anderem Fragen zum Nutzen intensiver medizinischer<br />
Behandlungen zur Sprache.<br />
Im letzten Gespräch kam die<br />
Rede auf den Begriff der medizinischen<br />
Nutzlosigkeit, der<br />
sehr unterschiedlich ausgelegt<br />
werden kann. Sie erwähnten,<br />
dass heute versucht werde, genau<br />
das Mass an Behandlung<br />
zu finden, das <strong>für</strong> den <strong>ein</strong>zelnen<br />
Patienten richtig sei. Offenbar<br />
hat hier <strong>ein</strong> Umdenkungsprozess<br />
stattgefunden?<br />
Ja, in der Vergangenheit war man<br />
eher der Auffassung, <strong>ein</strong> Patient,<br />
der sich in der Intensivstation<br />
oder überhaupt im Spital befinde,<br />
müsse ganz <strong>ein</strong>fach gesund<br />
werden. Heute geht man viel differenzierter<br />
vor und überlegt,<br />
was der Patient erwartet. Will er,<br />
kann er gesund werden?<br />
Wünscht er lediglich Schmerzlinderung?<br />
Hatte er möglicherweise<br />
gar nicht den Wunsch, im<br />
Spital behandelt zu werden und<br />
ist er <strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong>geliefert worden,<br />
weil er nicht in der Lage<br />
war, selbst <strong>ein</strong>en Entscheid zu<br />
treffen – und liegt bei ihm zu<br />
Hause <strong>ein</strong>e Patientenverfügung,<br />
in der steht «ich will k<strong>ein</strong>en Aufenthalt<br />
in <strong>ein</strong>er Intensivstation»?<br />
Ist da nicht <strong>ein</strong> grosser Schritt<br />
vollzogen worden, den wir Laien<br />
bis jetzt <strong>ein</strong>fach noch nicht<br />
genügend wahrgenommen<br />
haben?<br />
Tatsächlich handelt es sich um<br />
<strong>ein</strong>en grossen Schritt, aber die<br />
<strong>vita</strong> <strong>sana</strong> sonnseitig leben 2/2009<br />
entsprechenden Bemühungen<br />
sind schon seit vielen Jahren im<br />
Gang. All<strong>ein</strong> auf unserer Station<br />
laufen Forschungen zu diesem<br />
Thema schon seit sechs Jahren.<br />
Es wird allerdings noch viel Arbeit<br />
nötig s<strong>ein</strong>, bis diese Denkansätze<br />
in unseren medizinischen<br />
Behandlungen als Standard gelten.<br />
Diese Problembereiche sind<br />
auch erst seit etwa vier, fünf Jahren<br />
strukturiert ins Medizinstudium<br />
und die Ausbildung der angehenden<br />
Ärzte <strong>ein</strong>geflossen.<br />
Die Auffassung, das Spital sei<br />
<strong>ein</strong>fach <strong>ein</strong> Ort, an dem man repariert<br />
werde, ist sicher überholt.<br />
Durch m<strong>ein</strong>e Arbeit in der<br />
Schweizerischen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Intensivmedizin, unsere ärztliche<br />
Fachgesellschaft, kenne ich<br />
die meisten Intensivstationen in<br />
der Schweiz. Mir ist k<strong>ein</strong>e Station<br />
bekannt, in der nach dem<br />
Prinzip Reparaturwerkstätte gearbeitet<br />
würde. Man bemüht sich<br />
ganz allgem<strong>ein</strong> um <strong>ein</strong>e Behandlung,<br />
die die Wünsche und Anliegen<br />
des Patienten respektiert,<br />
und unsere Fachgesellschaft fördert<br />
und unterstützt diese Bemühungen.<br />
Es kommt allerdings<br />
auch vor, dass Patienten oder<br />
Angehörige sinnlose Therapien<br />
fordern. Solchen Wünschen darf<br />
selbstverständlich nicht entsprochen<br />
werden – mit ebenso<br />
schwergewichtigen ethischen Argumenten.<br />
Deutlich wird auch, dass vermehrt<br />
die Angehörigen in die<br />
Entscheidungsfindung <strong>ein</strong>bezogen<br />
werden, was allerdings<br />
auch mit Schwierigkeiten verbunden<br />
s<strong>ein</strong> kann. Ein reales<br />
Beispiel: Eine 93-jährige, stark<br />
demente Frau ist im Pflegeheim<br />
aus dem Bett gefallen<br />
und hat sich <strong>ein</strong>en Schenkelhalsbruch<br />
zugezogen. In der<br />
Besprechung mit den Angehörigen<br />
wird die Tochter gefragt,<br />
ob sie in <strong>ein</strong>e im Blick auf das<br />
hohe Alter der Frau nicht risikofreie<br />
Operation <strong>ein</strong>willige.<br />
Auf die Frage, ob allenfalls <strong>ein</strong>e<br />
konventionelle Behandlung<br />
mit möglichst hoher Schmerzfreiheit<br />
die Alternative s<strong>ein</strong><br />
könne, sagt der Arzt, diese sei<br />
wohl möglich, «aber dann ist<br />
Ihre Mutter in vier Wochen<br />
tot.» Die Tochter hat nicht den<br />
Mut, zu sagen, dass in diesem<br />
Fall das Lebensende ohnehin<br />
absehbar sei, und dass sie –<br />
wäre sie im gleichen Fall – von<br />
<strong>ein</strong>er aufwändigen Operation<br />
absehen würde. Wie beurteilen<br />
Sie diese Situation?<br />
Die Entscheidungsfindung ist in<br />
diesem Beispiel gar nicht so<br />
schwierig, wenn man über die<br />
notwendigen Kenntnisse verfügt,<br />
sich über die Abläufe <strong>ein</strong> paar Gedanken<br />
macht und das Therapieziel<br />
ins Auge fasst. Auch in diesem<br />
Fall müsste man sich als Arzt