Salzburg Netz GmbH - Kamstrup A/S
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Seit Sommer letzten Jahres setzt die <strong>Salzburg</strong> AG auf ein neues Inspektionssystem für die GDR-Anlagen.<br />
Damit konnte eine zustandsorientierte Instandhaltung erreicht werden. Im Bild Mag. Luis Peter Thurner<br />
(rechts) vom Center Gasnetz der <strong>Salzburg</strong> AG mit einem seiner Mitarbeiter bei einer Messung.<br />
Energie spezial<br />
SICHERHEIT FÜR SALZBURGS GASNETZ<br />
Höchste Standards in Sicherheit und technischer Selbstkontrolle hat sich <strong>Salzburg</strong>s größter Gasnetzbetreiber, die <strong>Salzburg</strong> AG,<br />
auf die Fahnen geschrieben. Unter dem Leitbegriff „zustandsorientierte Instandhaltung“ wurde jüngst ein wegweisendes<br />
Inspektionssystem für Gasdruck-Regelanlagen, kurz GDR-Anlagen, eingeführt. Damit nimmt der <strong>Salzburg</strong>er Energieversorger<br />
österreichweit eine technische Vorreiterstellung ein. Das neue Inspektionssystem bringt nicht nur ein Mehr an Sicherheit, sondern<br />
trägt auch dazu bei, dass mittelfristig Betriebskosten eingespart werden. Außerdem wurden Teile der Hochdruck-Gasleitung erstmalig<br />
mit intelligenten Molchen inspiziert, um etwaige Materialbeschädigungen frühzeitig zu erkennen. Ein durchaus aufwändiger<br />
Prüfvorgang, der jedoch neue Einblicke in unterirdisch verlegte Rohrleitungen gewährt.<br />
I<br />
m festen Rhythmus vorgegebener<br />
Prüfintervalle hatte die <strong>Salzburg</strong> AG bislang<br />
die notwendigen Informationen<br />
über ihre GDR-Anlagen aus herkömmlichen<br />
Messverfahren bezogen. Im Laufe des letzten<br />
Jahres erfolgte eine wichtige Umstellung.<br />
„Die GDR-Anlagen sind zweifellos die<br />
Herzstücke einer Gasleitung – und gehören<br />
dementsprechend gewartet. Wir waren uns<br />
dessen bewusst, dass eine zustandsorientierte<br />
Instandhaltung als logische Weiterentwicklung<br />
heutiger moderner Standards kommen<br />
wird. Das Maßgebliche ist eben der<br />
Zustand der Baugruppen und nicht der zeitliche<br />
Abstand zur letzten Prüfung“, erklärt<br />
Mag. Luis Peter Thurner vom Center<br />
Gasnetz der <strong>Salzburg</strong> AG, warum man sich<br />
nach einem modernen Inspektionssystem für<br />
die GDR-Anlagen umgesehen hatte.<br />
Bekannt war zu diesem Zeitpunkt, dass in<br />
Deutschland bei einigen Gasnetzbetreibern<br />
bereits ein neues Inspektionssystem der<br />
Marke <strong>Kamstrup</strong> erfolgreich im Einsatz war.<br />
Ein System, das seit Ende der 1990er gemeinsam<br />
mit großen holländischen Gasversorgern<br />
entwickelt und schließlich nach jahrelangen<br />
Testphasen zur Marktreife geführt wurde.<br />
44 April 2009 zek<br />
EINFACHER PRÜFVORGANG<br />
Angetan von den dort realisierten technischen<br />
Lösungen entschied sich die <strong>Salzburg</strong><br />
AG für das <strong>Kamstrup</strong>-Inspektionssystem.<br />
Man begann im Frühjahr 2008 als ersten<br />
Arbeitsschritt damit, sämtliche Hochdruck-<br />
Regelstationen mit den notwendigen<br />
Systemkupplungen auszurüsten, sodass im<br />
Sommer erste Messungen vorgenommen<br />
werden konnten. Das Inspektionssystem<br />
besteht neben den Systemkupplungen aus<br />
dem Prüfgerät mit zwei Manometern, dem<br />
zugehörigen PDA sowie einem<br />
Softwarepaket zur Auswertung, Archivierung<br />
und graphischen Darstellung der gewonnen<br />
Daten.<br />
„Die Messung selbst verläuft sehr einfach.<br />
Über Schnellschluss- bzw. Schraubanschlüsse<br />
stellt unser Mitarbeiter eine Verbindung zwischen<br />
dem Messkoffer und der GDR-Anlage<br />
her. Die Datenerfassung über die beiden im<br />
Prüfgerät integrierten Manometer erfolgt<br />
nun mit einer Prüfgenauigkeit von 0,05<br />
Prozent“, umreißt Thurner den Messvorgang.<br />
Die gewonnen Daten werden<br />
drahtlos via Blootooth in Echtzeit auf den<br />
PDA übertragen, auf dem auch frühere<br />
Das <strong>Kamstrup</strong>-Inspektionssystem<br />
besteht aus einem Prüfkoffer<br />
mit zwei Manometern, einem<br />
PDA und der dazugehörigen<br />
Software. Die Messung der GDR-<br />
Anlagen ist einfach und liefert<br />
hochpräzise Daten.<br />
Fotos: <strong>Salzburg</strong> AG<br />
Prüfdaten gespeichert sind. Bewegen sich<br />
diese Daten außerhalb des zuvor definierten<br />
Toleranzbereichs, werden automatisch Störmeldungen<br />
kreiert.<br />
Ein logisches Bedienmenü führt den durchführenden<br />
Inspektor Schritt für Schritt<br />
durch das Prüfungsprozedere. Damit sind<br />
keinerlei Eingriffe in die Anlage selbst vonnöten.<br />
Thurner: „Früher mussten für die<br />
Prüfvorgänge die GDR-Anlagen geöffnet<br />
werden – und dabei musste natürlich eine<br />
Restmenge an Gas ausgelassen werden. Das<br />
ist weder der Umwelt noch der Wirtschaftlichkeit<br />
zuträglich“.<br />
Gasdruckregelanlagen sind die Herzstücke eines jeden<br />
Gasnetzes. Moderne Prüfsysteme erlauben eine Wartung<br />
gemäß einer zustandsorientierten Instandhaltung.
AUSSAGEKRÄFTIGE KURVEN<br />
Nach der Messung werden die Daten –<br />
erneut kabellos – an den Rechner in der<br />
Zentrale übermittelt – und schließlich weitergeleitet<br />
zur Archivierung auf einem Server.<br />
Die Anlagen-Management-Software des<br />
Herstellers generiert nun anhand der gewonnenen<br />
Daten automatisch Protokolle und<br />
legt diese ab. In einem zweiten Schritt werden<br />
die Daten für eine graphische<br />
Visualisierung herangezogen. Dabei können<br />
verschiedene Kurven übereinander gelegt<br />
und verglichen werden. „Die Auswertung<br />
der graphischen Darstellungen ist überaus<br />
wichtig. Den Erfahrungswerten der anderen<br />
Betreiber, die das System einsetzen, zufolge<br />
stellen sie die beste Möglichkeit dar,<br />
Schwachstellen lokalisieren zu können“,<br />
erklärt der Fachmann der <strong>Salzburg</strong> AG.<br />
Auch die eigenen Erfahrungen waren für die<br />
<strong>Salzburg</strong> AG bisher sehr überzeugend. Der<br />
Fachmann schätzt es, dass die Datenerfassung<br />
genormt und somit immer gleich<br />
reproduzierbar ist. Dadurch gelten die<br />
Prüfdaten auch als gerichtsfest, was ein<br />
zunehmend wichtiges Kriterium für<br />
Gasnetzbetreiber darstellt. „Das System ist<br />
zugeschnitzt auf die Bedürfnisse eines<br />
Gasnetz-Betreibers. Unsere Arbeit wird<br />
dadurch noch effizienter, und wir haben eine<br />
hervorragende Selbstkon- trolle. Die<br />
Ergebnisse der ersten Messungen haben übrigens<br />
gezeigt, dass unsere früheren<br />
Messungen auch relativ genau waren – und<br />
unser Team gut gearbeitet hat“, sagt<br />
Thurner.<br />
VORREITERROLLE IN ÖSTERREICH<br />
Mit dem neuen Inspektionssystem von<br />
<strong>Kamstrup</strong> hat der Gasnetzbetreiber ein<br />
Werkzeug zum Erfassen und Auswerten von<br />
hochpräzisen Daten an der Hand. Und dies<br />
ist das unabdingbare Fundament einer<br />
modernen zustandsorientierten Instandhaltung.<br />
Diese ist dadurch definiert, dass<br />
eine Erfassung des Zustandes mit geeigneten<br />
Messmitteln erfolgt und im Fall einer Verschlechterungen<br />
adäquat reagiert wird.<br />
47 eigene und drei externe Hochdruck-<br />
Regelanlagen hat die <strong>Salzburg</strong> AG im letzten<br />
Jahr auf das neue System umgerüstet. Das<br />
nächste Ziel nach eigener Definition ist die<br />
Umstellung sämtlicher Mitteldruck-Regler,<br />
für den Anfang zumindest einmal die größeren<br />
davon. Damit hat sich die <strong>Salzburg</strong> AG<br />
in Österreich einmal mehr einen Namen als<br />
technischer „Trendsetter“ gemacht. Nach<br />
und nach folgen nun auch andere<br />
Gasnetzbetreiber dem Beispiel der <strong>Salzburg</strong><br />
AG und rüsten ihre GDR-Anlagen auf<br />
<strong>Kamstrup</strong>-Inspektionssysteme um.<br />
MOLCH IN DER ROHRLEITUNG<br />
Doch nicht nur die GDR-Anlagen, auch die<br />
Rohrleitungen selbst werden im Dienste der<br />
<strong>Netz</strong>sicherheit mit Hilfe von High-tech-<br />
Geräten inspiziert. Um Korrosionsstellen<br />
oder Materialfehlen an den Rohrwänden zu<br />
detektieren, kommen sogenannten „intelligente<br />
Molche“ zum Einsatz. „Man spricht<br />
deshalb von intelligenten Molchen, weil<br />
diese im Zuge ihrer Durchfahrt durch die<br />
Leitung permanent Daten sammeln und aufzeichnen.<br />
Diese Daten werden für die weitere<br />
Auswertung dann auf einen Laptop übertragen“,<br />
erklärt Ing. Bernd Bican, Leiter des<br />
des Centers Gasnetz bei der <strong>Salzburg</strong> AG.<br />
Die Bewegung des Molches in der Leitung<br />
erfolgt ohne eigenen Antrieb. Nach dem<br />
Prinzip der Rohrpost wird das Gerät nur<br />
mittels des Differenzdruckes und der eingestellten<br />
Durchflussrate durch die<br />
Rohrleitung geschickt. Die Geschwindigkeit<br />
für derartige Prüfverfahren liegt üblicherweise<br />
bei 0,5 bis 3 m/s. Was relativ einfach<br />
klingt, bedarf allerdings umfangreicher<br />
Vorbereitungen. Schon kleinste Fehler bei<br />
den Planungen können – so Bernd Bican –<br />
später im Laufe der Messung einen<br />
Gesamtausfall des Leitungssystems zur Folge<br />
haben. Für die Prüfung zweier Abschnitte<br />
der Hochdruckleitung mit dem Molch<br />
bedurfte es einer Vorbereitungszeit von mehreren<br />
Monaten. Die Durchführung selbst<br />
erstreckte sich über 4 Wochen im November<br />
letzten Jahres.<br />
ALLE ZEHN JAHRE IM EINSATZ<br />
Wichtig ist, dass vor dem Einsatz eines<br />
„intelligenten Molches“ auch „weniger intelligente<br />
Artgenossen“ vorausgeschickt werden.<br />
Bican: „Voraussetzung für eine gelungene<br />
Mess-Molchung sowie der vorausgehen-<br />
Energie spezial<br />
Der Prüfvorgang mit einem Molch muss exakt geplant<br />
sein. Rund 4 Wochen dauerten die Messungen im Rahmen<br />
der ersten Molchung im November 2008. (Bild oben)<br />
Am Anfang der Hochdruckrohrleitung werden die Molche<br />
im drucklosen Zustand über so genannte Molchempfangsschleusen<br />
eingesetzt. (Bild unten)<br />
den Kalibriermolchung ist, dass die<br />
Rohrleitung gut gereinigt wird. Zu diesem<br />
Zweck werden Reinigungsmolche durch die<br />
Leitung bewegt“.<br />
In der Hauptmessung werden von dem<br />
Molch Daten auf Basis der Magnet-<br />
Streufluss-Methode gesammelt. Diese<br />
ermöglicht das exakte Analysieren von<br />
Schweißnähten, Herstellungsfehlern, Materialfehlern<br />
oder Korrosionsstellen.<br />
Für die <strong>Salzburg</strong> AG war es der erste Einsatz<br />
eines Molches in ihrem Gasnetz. Erstmalig<br />
konnten damit unterirdische Rohrleitungen<br />
auf Herz und Nieren geprüft werden. Dieses<br />
noch sehr teure Verfahren wird künftig in<br />
regelmäßigen Abständen eingesetzt.<br />
Im Herbst 2008 führte die Mannschaft der<br />
<strong>Salzburg</strong> AG erstmalig eine Molchung eines<br />
Teils des Hochdruck-Leitungssystems durch.<br />
Gasleitungen werden üblicherweise nach der Magnet-<br />
Streufluss-Methode überprüft. Dabei wird über Bürsten in<br />
die Rohrwand ein Magnetfeld induziert, mittels Sensoren<br />
detektiert und im mitgeführten Datenspeicher aufgezeichnet.<br />
zek April 2009 45