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Thema: Bilingualer Politikunterricht.

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Mit einer möglichst starken Fokussierung auf die unmittelbare Lebenswelt von SuS ist in der<br />

Debatte um bilingualen Unterricht die Konzentration auf die SuS sowie deren Familien, ihre<br />

Schule und die Gemeinde, später auch auf lokale Themen, Schulereignisse, Umwelt oder<br />

Lebensstile gemeint. Hauptziel ist die Behandlung von für die SuS interessanten und relevanten<br />

Themen, um das Interesse am sprachfördernden Unterricht möglichst hoch zu halten (Mehisto et<br />

al. 2008, 107). Zwar gibt es auch in der Politikdidaktik Stimmen, die sich dafür aussprechen, von<br />

der Lebens- und Vorstellungswelt der SuS auszugehen, allerdings wird hier nicht für ein Verharren<br />

auf dieser Ebene plädiert (Breit/Weißeno 2004, 59). Eine Beschränkung auf diesen Bereich kann<br />

aus politikdidaktischer Perspektive nicht wünschenswert sein, sondern muss als Basis für<br />

politisches Lernen auf einer abstrakteren Lernebene genutzt werden (Breit 1991, 64).<br />

Zudem wird nicht berücksichtigt, dass das schülerseitige Interesse möglicherweise auch außerhalb<br />

ihres Naherlebnisbereichs liegen könnte. Schlussendlich fehlt außerdem eine Begründung, warum<br />

bilingualer Unterricht bei einer solchen Fokussierung einer monolingual-muttersprachlichen<br />

Unterrichtsform überlegen sein sollte.<br />

Auch die Überwindung einer wahrgenommene nationale Orientierung 36 durch eine binationale/<br />

bikulturelle Orientierung oder Perspektivierung erscheint demgegenüber nicht viel geeigneter.<br />

Schwerpunktmäßig sollten aus dieser Perspektive Themen behandelt werden, die einen starken<br />

Bezug zur „Zielkultur oder zum Partnerland und zum eigenen Kulturkreis aufweisen“ (Wegner<br />

2011, 165). Diese Perspektive fußt in der bereits erwähnten Überwindung der Erbfeindschaft<br />

zwischen Deutschen und Franzosen. Kritik an einer bikulturellen Ausrichtung wurde bereits<br />

vorgebracht und soll an dieser Stelle nicht wiederholt werden. Doch auch thematisch erscheint<br />

eine solche Schwerpunktsetzung eher hinderlich. Lediglich Quellen von Menschen mit einer von<br />

zwei bestimmten Staatsbürgerschaften könnten genutzt werden, ausschließlich Themenfelder aus<br />

zwei bestimmten Staaten diskutiert werden.<br />

Etwas weiter gefasst als diese binationale/bikulturelle Orientierung ist eine europäische, bei der<br />

die Herausbildung eines „europäischen“ Bewusstseins als Identitätsentwurf ins Spiel gebracht<br />

wird (Wegner 2011, 166). Allerdings fehlt bei dieser Forderung eine Begründung, warum ein<br />

europäisches Bewusstsein einem nationalen Identitätsentwurf überlegen sein soll. Schließlich<br />

handelt es sich auch bei einem europäischen Kulturentwurf um ein „narrativ-konstruktivistisches<br />

Konzept“, welches im Sinne „diskursiver Ereignisse“ erfahren wird (Hu, zit. nach Wegner 2011,<br />

36<br />

Belege für eine solche nationale Orientierung werden in der gesichteten Literatur nicht angeführt.<br />

Zudem sind die Bezugdisziplinen von <strong>Politikunterricht</strong> wie alle Wissenschaften international und<br />

transkulturell (vgl. hierzu Hallet 2007, 28). Allerdings finden sich in der Politikdidaktik in der Tat vereinzelt<br />

Strömungen, die „weder internationale Bezüge, noch Referenzen in andere deutschsprachige Länder“<br />

nennen (Grammes 2011, 44), sodass zumindest die Gefahr einer Fokussierung auf die eigene Nation im<br />

Unterricht nicht gänzlich von der Hand zu weisen ist.<br />

46

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