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Nachrichtentechnik

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<strong>Nachrichtentechnik</strong>


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Vorwort<br />

Diese Seminarunterlage wurde vom Telekom Austria<br />

Bildungszentrum erarbeitet.<br />

Wesentliche fachliche Inhalte wurden auf Basis einschlägiger<br />

Fachbücher und Fachskripten erstellt.<br />

Dieses Skriptum soll Ihnen als Nachschlagewerk dienen und Ihnen<br />

die ein- oder anderen Seminarinhalte in Erinnerung bringen.<br />

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Ausgabe: Entwurf<br />

1


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2


<strong>Nachrichtentechnik</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Geschichte der Telefonie............................................................ 5<br />

2. Grundlagen .................................................................................. 7<br />

2.1 Begriffe ........................................................................................ 7<br />

2.1.1 Was ist eine Nachricht?............................................................ 7<br />

2.1.2 Prinzip einer Nachrichtenübertragung ...................................... 7<br />

2.1.3 Übertragungsweg ..................................................................... 8<br />

2.1.4 Anforderungen an den Übertragungsweg................................. 8<br />

2.1.5 Der Schall ................................................................................. 9<br />

2.1.6 Hörbarer Schall....................................................................... 10<br />

2.1.7 Übertragung der menschlichen Sprache ................................ 11<br />

3. Verbindungen ............................................................................ 12<br />

3.1 Arten einer Verbindung.............................................................. 12<br />

3.2 Vermittlungssysteme ................................................................ 14<br />

3.2.1 Aufgaben eines Vermittlungssystems..................................... 14<br />

3.2.2 Analoge Telefontechnik .......................................................... 15<br />

4. Das Österreichische Digitale Telefonsystem .......................... 17<br />

4.1 OES-Zusatzdienste (OES-Leistungsmerkmale) ........................ 17<br />

4.2.1 Aktivierung/Deaktivierung ....................................................... 17<br />

4.2.2 Arten....................................................................................... 18<br />

4.3 OES-Hörtöne ............................................................................. 23<br />

5. Netzformen.................................................................................. 25<br />

5.1 Integriertes digitales Netz (IDN) bei Telekom Austria ................ 27<br />

5.2 Kennzahlen................................................................................ 30<br />

5.2.1 Kennzahlenverteilung ............................................................. 31<br />

5.2.2 Nummerierungsverordnung (Auszug)..................................... 32<br />

5.3 Zusammenschaltung von Netzen .............................................. 33<br />

5.3.1 Zusammenschaltung (Interconnection)................................... 33<br />

5.3.2 Entbündelung (Unbundling) .................................................... 37<br />

5.3.3 Call-Back-Dienste................................................................... 37<br />

6. Vergebührung (Tarifierung) ...................................................... 37<br />

6.1 Tarifstruktur ............................................................................... 37<br />

6.2 Tarife ......................................................................................... 39<br />

3


<strong>Nachrichtentechnik</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

7. Prinzip der digitalen Vermittlungstechnik............................... 40<br />

7.1 Struktur eines digitalen Vermittlungssystems ............................ 41<br />

8. Grundbegriffe der Zeichengabe ............................................... 42<br />

8.1 Arten.......................................................................................... 44<br />

9. Grundbegriffe der Pulscodemodulation.................................. 46<br />

9.1 Multiplexverfahren ..................................................................... 46<br />

9.2 Prinzip der Pulscodemodulation (PCM)..................................... 47<br />

9.3 Vor- und Nachteile digitaler Vermittlungssysteme ..................... 54<br />

10. Intelligente Netze - IN .............................................................. 55<br />

10.1 Funktionsebenen des IN.......................................................... 55<br />

10.2 Grundlegende Funktionsweise ................................................ 58<br />

10.3 IN-Dienste................................................................................ 58<br />

11. Unterschiede ISDN/POTS-Teilnehmer ................................... 60<br />

12. ISDN-Grundlagen..................................................................... 62<br />

12.1 Was ist ISDN? ......................................................................... 62<br />

12.2 EURO-ISDN ............................................................................ 63<br />

12.3 ISDN-Anschlussarten .............................................................. 64<br />

12.4 Vorteile des ISDN .................................................................... 67<br />

12.5 Das ISDN-Telefon ................................................................... 68<br />

12.6 Terminaladapter ...................................................................... 70<br />

12.7 Speisung der Endgeräte.......................................................... 71<br />

13. xDSL-Systeme ......................................................................... 71<br />

13.1 DSL-Grundprinzip.................................................................... 72<br />

13.2 Geschichte............................................................................... 73<br />

13.3 Arten von DSL-Verfahren ........................................................ 74<br />

4


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

1. Geschichte der Telefonie<br />

Anmerkung: Die nachfolgende Übersicht stellt nur einen Auszug<br />

aus der Geschichte der <strong>Nachrichtentechnik</strong> dar. Für die Neuzeit sind<br />

speziell die österreichischen Daten angeführt.<br />

Die Idee zur Gründung der Telefonie hatte Gottfried Huth. Er bildete<br />

aus den griechischen Wörtern „tele“ (weit entfernt) und „phon“<br />

(Klang) das Wort „Telephon“ und schlug vor, eine Sprachröhre zur<br />

akustischen Nachrichtenübertragung zu erfinden und diese dann so<br />

zu nennen.<br />

Der Münchner Physiker Johann Wilhelm Ritter hatte eine Vision, die<br />

er im Jahr 1809 so beschrieb: „Es müsste möglich sein, ein leise<br />

gesprochenes Wort durch viele Meilen lange, ganz einfache<br />

Drahtcontinuen fortzupflanzen, so dass sie am anderen Ende der<br />

Leitung noch vollkommen vernehmbar angelangen. Ritter hätte sich<br />

nie träumen lassen, dass seine Idee erst 65 Jahre reifen musste, bis<br />

sie in die Tat umgesetzt wurde. 1837 versuchte als erster der<br />

Amerikaner Charles Grafton Page die Idee zu realisieren. Ihm gelang<br />

es, einen Hufeisenmagneten mittels Spule und galvanischem Strom<br />

in akustische Schwingungen zu versetzen. Page nannte seine<br />

Erfindung „Erzeugung von galvanischer Musik“, und so ging auch er<br />

nicht als Vater der Telefonie in die Geschichte ein.<br />

Erst 1860 gelang der technische Durchbruch. Der Lehrer Johann<br />

Philipp Reis erfand einen Apparat, mit dem es möglich wurde, Töne<br />

aller Art durch den galvanischen Strom in beliebiger Entfernung<br />

reproduzieren zu lassen. Dieser Apparat bestand aus dem<br />

Eichenholzmodell einer Ohrmuschel und war mit einem künstlichen<br />

Trommelfell aus Schweinsdarm ausgestattet. Reis versuchte seine<br />

Erfindung zu verbessern, fand aber keinen Mäzen, der ihn finanziell<br />

unterstützte. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1875 erkannte Reis, dass<br />

auch er nicht als Vater der Telefonie in die Geschichte eingehen<br />

würde. „Ich habe der Welt eine große Erfindung geschenkt, anderen<br />

muss ich es überlassen, sie weiterzuführen, aber ich weiß, dass<br />

auch dies zu einem guten Ende kommen wird.“<br />

Und so kam es auch. Am 14.2.1876 wollten sich gleich zwei Erfinder<br />

beim Patentamt eintragen lassen. Der eine war Alexander Graham<br />

Bell, ein schottischer Taubstummenlehrer. Der andere Elisha Gray,<br />

ein Telegraphenpionier. Gray kam zwei Stunden nach Bell, um eine<br />

vorläufige Patenanmeldung zu beantragen. 120 Minuten, die über<br />

Ruhm entschieden, denn von Gray ist nicht viel mehr bekannt, als<br />

dass er zu spät kam. Bell war einfach schneller.<br />

Auf der Weltausstellung 1876 in Philadelphia gelang Bell mit seinem<br />

Magnettelefon der Durchbruch.<br />

Ende 1877 baute er das erste handliche Stieltelefon.<br />

Geschichte<br />

5


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Bell gründete die Bell Telephone Company. Aus dieser wurde später<br />

die American Telephone&Telegraph Company, bekannt als AT&T,<br />

die größte Telefongesellschaft der Welt.<br />

1878 meldete Werner von Siemens das Patent für Deutschland an –<br />

dieses Mal war Bell zu spät dran.<br />

David Edward Hughes erfand das Mikrofon und ermöglichte damit<br />

eine höhere Reichweite.<br />

1896 gab es das erste Wählscheibentelefon.<br />

1881 wurde das erste Telefon in Österreich installiert. Die erste<br />

Telefonzentrale mit 154 Teilnehmern geht im Dezember in Betrieb.<br />

1891 hatte Wien bereits 4.400 Teilnehmer.<br />

1892 begann die Verstaatlichung der privaten Telefongesellschaften<br />

(1895 mit ca. 19.000 Teilnehmern abgeschlossen).<br />

1910 wurde in Graz die erste automatische Fernsprechzentrale<br />

Österreichs in Betrieb genommen.<br />

1921 wurde das erste Fernkabel von Wien nach Nürnberg verlegt.<br />

1948 wurde das Wählsystem 48 mit Hebdrehwählern entwickelt.<br />

1954 erhält die Post das Motordrehwählersystem 48 und eine<br />

automatische Zeitansage.<br />

1957 wurde in Wien-Döbling das erste Wählamt in<br />

Koordinatenschaltertechnik in Betrieb genommen.<br />

1964 wurde an der Nebenstellenanlage der Post- und<br />

Telegraphendirektion das erste Tastentelefon installiert.<br />

1965 der erste geostationäre Nachrichtensatellit für Übertragungen<br />

zwischen Europa und Amerika geht in Betrieb.<br />

1966 beginnt im öffentlichen Fernsprechnetz die Ablöse der<br />

klassischen Mechanik durch Elektronik.<br />

1969 erster Einsatz eines PCM-Systemes zwischen Wien und<br />

Mödling.<br />

1972 Vollautomatisierung des Fernsprechnetzes in Österreich (eines<br />

der ersten Länder!).<br />

1981 Entscheidung für OES-D und OES-E.<br />

1986 wurde mit der Digitalisierung des Telefonnetzes begonnen.<br />

1992 Start mit ISDN in Wien.<br />

1998 Beginn der Liberalisierung der Telekommunikation in<br />

Österreich.<br />

2000 ist die Digitalisierung des Telefonnetzes abgeschlossen.<br />

2 . . . usw.<br />

6


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2. Grundlagen<br />

2.1 Begriffe<br />

NACHRICHTENTECHNIK<br />

Nachrichtenübertragung Nachrichtenverarbeitung<br />

Transport von Nachrichten über<br />

vorgegebene Entfernungen<br />

Verarbeitung von Nachrichten<br />

durch planmäßige Beeinflussung)<br />

2.1.1 Was ist eine Nachricht?<br />

Im allgemeinen Sprachgebrauch verstehen wir unter einer Nachricht<br />

eine beliebige Mitteilung, die eine oder mehrere Informationen<br />

beinhaltet. Nachrichten können in unterschiedlichsten Formen vorliegen.<br />

Wir können bei den Nachrichten drei Gruppen unterscheiden,<br />

nämlich Audio, Video und Daten.<br />

Audio umfasst alle akustisch wahrnehmbaren Informationen, also<br />

Sprache, Musik und Geräusche.<br />

Video umfasst alle Arten optischer Darstellung, also Bilder und als<br />

ein Spezialfall davon Texte. Bilder können feststehend oder bewegt<br />

sein, wobei die Darstellung schwarzweiß oder in Farbe möglich ist.<br />

Daten sind Informationen, die der Mensch nicht unmittelbar mit<br />

seinen Sinnesorganen wahrnehmen kann. Meistens handelt es sich<br />

um Informationen, die verarbeitet oder weiter übertragen werden<br />

sollen.<br />

Die Nachrichtenübertragung stellt die Verbindung zwischen zwei<br />

räumlich voneinander entfernten Stellen zum Zweck des Informationsaustausches<br />

dar. Damit ist die Basis einer Kommunikation<br />

gegeben. Diese kann zwischen Menschen, technischen Einrichtungen<br />

(Maschinen) oder Menschen und technischen Einrichtungen<br />

(sog. Mensch-Maschine-Kommunikation) erfolgen.<br />

Der Austausch der Information kann in allen Fällen nur einseitig<br />

gerichtet sein, oder wechselseitig erfolgen, also beide Richtungen<br />

aufweisen.<br />

2.1.2 Prinzip einer Nachrichtenübertragung<br />

Durch die Nachrichten-Übertragungstechnik sollen Signale von<br />

einem Entstehungsort zu einem Empfangsort gebracht werden. Den<br />

Entstehungsort der Nachricht bezeichnen wir als Nachrichtenquelle,<br />

die Bezeichnung des Empfangsortes ist Nachrichtensenke. Zwischen<br />

Quelle und Senke liegt das eigentliche Nachrichtenübertragungs-<br />

Nachrichten<br />

Nachrichtenübertragung<br />

7


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

system. Es besteht prinzipiell aus folgenden Komponenten: Sender,<br />

Übertragungsstrecke (Übertragungsweg), Empfänger.<br />

Das von der Nachrichtenquelle stammende Signal setzt der Sender<br />

in eine für den Transport durch den Übertragungsweg geeignete<br />

Form um. Den Abschluss bildet der Empfänger, welcher das übertragene<br />

Signal in eine für die Nachrichtensenke geeignete Form<br />

wandelt.<br />

Nach-<br />

richten-<br />

quelle<br />

Sender<br />

2.1.3 Übertragungsweg<br />

Auf dem Übertragungsweg gelangt das im Sender umgewandelte<br />

Signal zum Empfänger. Es soll dort in erforderlicher Stärke und<br />

möglichst wenig verzerrt ankommen.<br />

Als Übertragungswege werden benutzt:<br />

Leitungsgebundene Verbindungen<br />

❏ Freileitungen (nur noch sehr selten)<br />

❏ Kabel mit symmetrischer Doppeladern (Nah- und Fernbereich)<br />

❏ Kabel mit Koaxialleitern (für Fernverbindungen)<br />

❏ Glasfaserkabel (für Übertragung mittels Licht)<br />

Drahtlose Verbindungen<br />

Nachrichtenübertragungssystem<br />

Übertragungs-<br />

strecke<br />

Empfänger<br />

Prinzip der Nachrichtenübertragung<br />

Nach-<br />

richten-<br />

senke<br />

❏ Rundfunk (ungerichtete Abstrahlung elektromagnetischer<br />

Wellen in den freien Raum)<br />

❏ Richtfunk (gerichtete Abstrahlung elektromagnetischer Wellen<br />

in den freien Raum)<br />

2.1.4 Anforderungen an den Übertragungsweg<br />

Die Aufgabe des Übertragungsweges in der <strong>Nachrichtentechnik</strong> liegt<br />

darin, mit ausreichender Genauigkeit Nachrichten und Signale zu<br />

übertragen. Daher liegt das Hauptaugenmerk der Übertragungstechnik<br />

beim Übertragungsweg. Dieser muss technisch ausreichend<br />

und vor allem aber auch wirtschaftlich sein. Die Anforderungen an<br />

den Übertragungsweg können, je nach Art der zu übertragenden<br />

Information, unterschiedlicher Art sein.<br />

Nachrichtenübertragungssystem<br />

Übertragungsweg<br />

Leitungen<br />

Funk<br />

Anforderungen<br />

8


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Übertragungsart Anforderung Frequenzbereich<br />

Fernsprechen Verständlichkeit 300.....3.400 Hz<br />

Rundfunk natürlicher Klang 30.....15.000Hz<br />

Bildtelegrafie (Fax) Bildtreue<br />

Fernsehen hohe Bildtreue 0.....5,5 MHz<br />

Datenübertragung Zeichentreue<br />

(sichere<br />

Übertragung)<br />

0.....<br />

2.1.5 Der Schall<br />

Die Aufnahme, Übertragung und Wiedergabe von Schall mit Bauteilen<br />

der Elektrotechnik wird als Elektroakustik bezeichnet. Akustik<br />

ist die Lehre vom Schall.<br />

Da viele Nachrichten in akustischer Form vorliegen (Fernsprechen,<br />

Rundfunk), wollen wir uns etwas mit der Lehre vom Schall beschäftigen.<br />

Schallvorgänge entstehen durch mechanische Schwingungen in<br />

festen, flüssigen und gasförmigen Stoffen. Schall kann nur dort<br />

auftreten wo Materie ist. Im Vakuum ist keine Schallausbreitung<br />

möglich.<br />

Schallquellen erzeugen mit ihrer Eigenschwingung Verdichtungen<br />

und Verdünnungen der Luft. Diese Veränderungen bewirken einen<br />

wechselnden Unter- und Überdruck, der Schalldruck genannt wird.<br />

Er ist dem jeweiligen Luftdruck überlagert. Der Schall breitet sich als<br />

Druckwelle aus und kann so von unserem Ohr oder einem Mikrofon<br />

registriert werden.<br />

Schallwellen sind Längswellen. Die Materieteilchen schwingen hier in<br />

der Ausbreitungsrichtung der Welle hin und her. Längswellen lassen<br />

sich schwer grafisch darstellen, deshalb werden zur Darstellung von<br />

Schallwellen oft Liniendiagramme benutzt.<br />

Luft dichter<br />

(Überdruck)<br />

Luftdruck P0<br />

Luft dünner<br />

(Unterdruck)<br />

P<br />

0<br />

+ +<br />

Schall als Sinuswelle<br />

t<br />

Schall<br />

Schallwellen<br />

9


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2.1.6 Hörbarer Schall<br />

Der Hörbereich, in dem das menschliche Ohr Schall wahrnehmen<br />

kann, liegt zwischen 16 Hz und 20 kHz. Mit zunehmendem Alter<br />

nimmt aber die Fähigkeit ab, hohe Frequenzen zu hören. Unhörbare<br />

Schallschwingungen mit Frequenzen oberhalb von 20 kHz werden<br />

als Ultraschall bezeichnet.<br />

Die Akustik unterteilt den hörbaren Schall in Töne, Klänge und<br />

Geräusche.<br />

Ton<br />

Ein reiner Ton entspricht einer sinusförmigen Schwingung. Die<br />

Amplitudenhöhe der Schallschwingung bestimmt die Lautstärke, die<br />

Frequenz entspricht der Tonhöhe. Reine Töne kommen in der Natur<br />

nicht vor, sie können nur technisch erzeugt werden (Oszillatoren).<br />

Amplitude<br />

Klang<br />

Ein Klang ist ein Tongemisch. Zu einem Grundton kommen noch<br />

weitere Töne, die stets ein ganzzahlig Vielfaches des Grundtones<br />

sind, mit verschiedenen Tonstärken und Tonhöhen dazu. Diese<br />

Vielfache des Grundtones nennt man Obertöne oder auch<br />

Harmonische. Sie bestimmen die Klangfarbe eines Klanges. Klänge<br />

werden hauptsächlich von Musikinstrumenten erzeugt.<br />

Geräusch<br />

tiefer, leiser Ton: geringe Frequenz<br />

kleine Amplitude<br />

Amplitud<br />

e<br />

Eine weitere Form des hörbaren Schalls ist das Geräusch. Ein<br />

Geräusch besteht aus einer Vielzahl von Tönen, die sich in Bezug<br />

auf Tonstärke und Tonhöhe ständig ändern. Tritt ein Geräusch kurz<br />

und hart auf, so bezeichnet man dies als Knall.<br />

Amplitude<br />

t<br />

Amplitude<br />

hoher, lauter Ton: hohe Frequenz<br />

große Amplitude<br />

t<br />

t<br />

t<br />

Hörbereich<br />

Ton<br />

Schwingungsbilder<br />

von Tönen<br />

Klang<br />

Schwingungsbild<br />

eines Klanges<br />

Geräusch<br />

Schwingungsbild<br />

eines<br />

Geräusches<br />

10


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2.1.7 Übertragung der menschlichen Sprache<br />

Um Schall-Informationen naturgetreu und klangtreu zu übertragen,<br />

benötigt man ein sehr breites Frequenzband. Das erforderliche<br />

Frequenzband reicht von 20 Hz bis 18.000 Hz. Dies wird bei<br />

Übertragung des Hörfunks (UKW) nahezu erreicht.<br />

Bei einer Fernsprechübertragung verzichtet man aus wirtschaftlichen<br />

Gründen auf den natürlichen Klang der Sprache. Die Forderung nach<br />

Verständlichkeit gilt als erfüllt, wenn der Inhalt der übertragenen<br />

Nachricht zu verstehen ist. Zur Feststellung der Grenzen eines<br />

Frequenzbandes, bei dem die Forderung nach Verständlichkeit noch<br />

erfüllt wird, bedient man sich der Silbenverständlichkeitsprüfung.<br />

Hierbei werden willkürlich gebildete Silben ohne Wortsinn, so<br />

genannte Logatome (z. B. get, pleb, mol) in ein Mikrofon gesprochen<br />

und am Ende des Übertragungsweges von mehreren Personen über<br />

Fernhörer abgehört und mitgeschrieben.<br />

Die Silbenverständlichkeit ist der durchschnittliche Prozentsatz<br />

richtig verstandener Silben.<br />

Die Versuche ergaben, dass eine Silbenverständlichkeit von 80%<br />

einer Satzverständlichkeit (mit sinnvollem Text) von 96% entspricht.<br />

Dazu würde ein Frequenzband von 300 bis 2.100 Hz ausreichen. Die<br />

international festgelegte Bandbreite von 300 bis 3.400 Hz erhöht die<br />

Silbenverständlichkeit auf 90% und verbessert darüber hinaus die<br />

Natürlichkeit der Wiedergabe.<br />

Zum Verstehen der Sprache genügt ein Frequenzband von 300<br />

bis 3.400 Hz.<br />

Ein auf diesen Bereich begrenztes Sprachfrequenzband gestattet die<br />

Verwendung einfacher und billiger Aufnahme- und Wiedergabegeräte.<br />

Auch an die Leitung werden geringere Ansprüche gestellt als<br />

bei breiteren Frequenzbändern.<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1000<br />

Satzverständlichkeit<br />

Silbenverständlichkeit<br />

2000 3000 4000<br />

Obere Übertragungsfrequenz Hz<br />

3400<br />

Sprache<br />

Silben-<br />

verständlichkeit<br />

Satzverständlichkeit <br />

Sprachfrequenzband<br />

11


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

3. Verbindungen<br />

In der Vermittlungstechnik werden zum Teil Bezeichnungen<br />

verwendet, die vom üblichen Sprachgebrauch etwas abweichen. So<br />

wird z. B. ein Telefon bzw. Telefonapparat als Fernsprechapparat<br />

bezeichnet und der Hörer als Handapparat. Es gilt auch die<br />

Bezeichnung Endgerät.<br />

Ein Inhaber bzw. Benutzer eines Fernsprechapparates wird als<br />

Fernsprechteilnehmer oder kurz als Teilnehmer bezeichnet. Die<br />

Fernsprechapparate sind über Leitungen, die so genannten Teilnehmeranschlussleitungen,<br />

an ein Vermittlungssystem angeschlossen.<br />

Ein Vermittlungssystem wird oft auch als Vermittlung oder<br />

Wählsystem (Wählamt) bezeichnet.<br />

Oft ist es zweckmäßig, nicht nur eine, sondern mehrere Vermittlungen<br />

zu verwenden, um so mit möglichst kurzen Teilnehmerleitungen<br />

auszukommen. Eine solche Gesamtheit von Vermittlungen,<br />

Leitungen und den angeschlossenen Teilnehmergeräten<br />

nennt man ein Netz. Handelt es sich bei den Teilnehmergeräten um<br />

Fernsprechapparate, so stellt das Netz ein Fernsprechnetz oder<br />

Telefonnetz dar. Entsprechend gibt es Netze für andere Dienste,<br />

z. B. Datennetze zur Datenübertragung. Es ist auch möglich, dass<br />

unterschiedliche Dienste, z. B. Fernsprechen und Datenübertragung,<br />

in einem gemeinsamen Netz abgewickelt werden.<br />

Für den Anschluss eines einzelnen Fernsprechapparates ist im<br />

Allgemeinen eine Leitung ausreichend. Eine solche Teilnehmeranschlussleitung<br />

besteht üblicherweise aus zwei Adern. Über dieses<br />

Adernpaar werden die Sprachsignale in beiden Richtungen<br />

gleichzeitig übertragen.<br />

Bei den Verbindungsleitungen zwischen den Vermittlungsstellen<br />

handelt es sich meistens nicht um einzelne Leitungen, sondern<br />

jeweils um ganze Gruppen, so genannte Bündel. Über solche<br />

Leitungsbündel können gleichzeitig mehrere Verbindungen<br />

abgewickelt werden.<br />

3.1 Arten einer Verbindung<br />

Zur Verbindung zweier Endgeräte (Teilnehmer) gibt es grundlegend<br />

folgende Möglichkeiten:<br />

Standverbindung<br />

Für bestimmte, häufig und rasch benötigte Verbindungen wird<br />

zwischen zwei Teilnehmern eine ständig bestehend bleibende<br />

Leitung geschaltet.<br />

Begriffe<br />

Netz<br />

Teilnehmeranschlussleitung<br />

Standverbindung<br />

12


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Teilnehmer A Teilnehmer B<br />

Standleitung<br />

Verwendet werden derartige Standverbindungen z. B. beim<br />

Bundesheer, für Prüfzwecke bei der TA und für Datenanschlüsse.<br />

Die Standleitungen können entweder NF-Leitungen (z. B. Ortskabel),<br />

TF- bzw. PCM-Kanäle oder LWL sein.<br />

Handvermittlung<br />

Die Fernsprechapparate werden sternförmig an eine<br />

Vermittlungsstelle angeschaltet. Eine Vermittlungsperson stellt von<br />

Hand (mit Hilfe eines Vermittlungsschrankes) die Verbindung zum<br />

gewünschten Gesprächspartner her.<br />

TN 1<br />

TN X<br />

TN 2<br />

TN 3<br />

Anwendung findet die Handvermittlung z. B. in Sondernetzen (für<br />

Not- bzw. Katastrophenfälle)<br />

Selbstwählverkehr<br />

Der Großteil aller derzeit vorhandenen Fernsprechnetze funktioniert<br />

mit automatischen Vermittlungseinrichtungen. Die Teilnehmer<br />

werden mittels Teilnehmerleitungen an die zuständige Vermittlungsstelle<br />

angeschaltet. Dort befinden sich die technischen<br />

Einrichtungen zur Verbindung der Teilnehmer. Der Teilnehmer kann<br />

die Wähleinrichtungen z. B. mittels Tastwahlblock steuern.<br />

TN 3<br />

TN 2<br />

TN 1<br />

TN X<br />

TN 4<br />

Handvermittlung<br />

Selbstwählverkehr<br />

13


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

3.2 Vermittlungssysteme<br />

Die Aufgabe von Vermittlungssystemen besteht grundsätzlich im<br />

Aufbau von Verbindungen zwischen jeweils einem rufenden und<br />

einem gerufenen Teilnehmer. Falls der rufende und der gerufene<br />

Teilnehmer an dieselbe Vermittlungsstelle angeschlossen sind, kann<br />

diese den Verbindungsaufbau alleine durchführen.<br />

Oft sind jedoch der rufende und der gerufene Teilnehmer an<br />

verschiedenen Vermittlungsstellen angeschlossen; dann können<br />

mehrere Vermittlungen am Verbindungsaufbau beteiligt sein.<br />

Innerhalb der einzelnen Vermittlungsstellen muss in diesem Fall<br />

ebenfalls eine Verbindung zwischen zwei Anschlüssen aufgebaut<br />

werden. Dabei handelt es sich jeweils um einen Teilnehmer oder um<br />

eine Verbindungsleitung zu einer anderen Vermittlung.<br />

3.2.1 Aufgaben eines Vermittlungssystems<br />

Ein Vermittlungssystem (Wählsystem) hat eine große Anzahl von<br />

Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören z. B. Erkennen in welchem<br />

Zustand sich die Teilnehmeranschlüsse befinden, Speisung<br />

(Spannungsversorgung) der Teilnehmerapparate, Wählinformation<br />

verarbeiten, dem Teilnehmer für die Zeitdauer einer Verbindung zu<br />

einem anderen Teilnehmer einen Leitungsweg zur Verfügung zu<br />

stellen, Hörtöne zur Information des Teilnehmers über den jeweiligen<br />

Verbindungszustand abgeben, Vergebührung der Verbindungen<br />

durchführen, Auslösen der Verbindungen nach Gesprächsende. Auf<br />

Details der Aufgaben von Vermittlungssystemen wird noch ausführlicher<br />

eingegangen.<br />

Die folgenden Ausführungen beschreiben kurz die Vorgänge einer<br />

Fernsprechverbindung.<br />

Erkennen des Verbindungswunsches durch die Vermittlung:<br />

Zunächst muss der Teilnehmer dem Vermittlungssystem auf irgendeine<br />

Art mitteilen, dass er den Aufbau einer Verbindung wünscht.<br />

Beim Telefon erfolgt diese Mitteilung z. B. durch Abheben des<br />

Hörers. Dabei wird ein Kontakt geschlossen, so dass ein Strom über<br />

die Anschlussleitung fließen kann. An diesem Stromfluss kann das<br />

Vermittlungssystem „erkennen“, dass der betreffende Teilnehmer<br />

den Aufbau einer Verbindung wünscht.<br />

Übergabe der Zielinformation an das Vermittlungssystem: Wenn<br />

das Vermittlungssystem den Verbindungswunsch des Teilnehmers<br />

erkannt hat, wird zu diesem Teilnehmer ein Dauerton, der so<br />

genannte Wählton, gesendet. Dies ist für den Teilnehmer das<br />

Zeichen, dass er nun die Zielinformation an die Vermittlung senden<br />

kann, indem er die Telefonnummer des gewünschten Gesprächspartners<br />

wählt. Diese Zielinformation wird zum Vermittlungssystem<br />

übertragen. Damit ist dem Vermittlungssystem bekannt, zu welchem<br />

Teilnehmer eine Verbindung aufgebaut werden soll. Ein Teilnehmer,<br />

Aufgaben<br />

Fernsprechverbindung<br />

14


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

der einen anderen anruft, wird üblicherweise als „rufender<br />

Teilnehmer“ (Teilnehmer A) bezeichnet. Der andere Teilnehmer, der<br />

angerufen wird, dagegen als „gerufener Teilnehmer“ (Teilnehmer B).<br />

Aufbau der Verbindung: Aufgrund der jetzt im Vermittlungssystem<br />

vorliegenden Zielinformation wird versucht, die gewünschte Verbindung<br />

aufzubauen. Fall dies der Fall ist und der gerufene<br />

Teilnehmer den Hörer abhebt, kann das gewünschte Telefongespräch<br />

geführt werden. Ist der Aufbau der Verbindung nicht<br />

möglich, so wird dies dem rufenden Teilnehmer durch den so<br />

genannten Besetztton angezeigt.<br />

Das Erkennen des Gesprächsendes: Das Ende des Gespräches<br />

kann vom Vermittlungssystem z. B. daran erkannt werden, dass der<br />

rufende Teilnehmer seinen Hörer wieder auflegt.<br />

Abbau der Verbindung: Nachdem das Vermittlungssystem die<br />

Beendigung des Gespräches erkannt hat, wird die betreffende<br />

Verbindung wieder abgebaut (ausgelöst) und die belegten<br />

Einrichtungen werden wieder freigegeben.<br />

3.2.2 Analoge Telefontechnik<br />

Die zweiadrige Hauptanschlussleitung ist also gleichzeitig Steuer-<br />

und Signalleitung.<br />

Die Funktionszustände eines Fernsprechapparates<br />

Hörer ist aufgelegt<br />

Nur der Wecker ist mit der Anschlussleitung über einen Kondensator<br />

verbunden. Das Endgerät ist mit der Vermittlungsstelle über eine<br />

Stromschleife verbunden, es liegen von der Vermittlungsstelle 60V=<br />

an. Über C (Sperrt Gleichstrom) fließt kein Strom, da Gleichspannung<br />

anliegt (Schleife ist offen)<br />

Anruf wird signalisiert<br />

Vermittlungsstelle legt 60V~/25Hz an (Klingeln). Über C fließt ein<br />

Wechselstrom (ca. 5-10mA) durch den Wecker (=Glocke), das<br />

Telefon läutet. In Apparaten ist der mechanische Wecker durch ein<br />

elektronisches Modul ersetzt, welches über einen Übertrager mit<br />

dahintergeschaltetem Gleichrichter während des Läutens mit Gleichstrom<br />

versorgt wird.<br />

Fernsprechverbindung<br />

15


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Hörer wird abgehoben<br />

Der Gabelumschalter wird betätigt. Die Vermittlungsstelle erkennt<br />

den Stromfluss und schaltet auf 60V=, im Apparat fallen davon ca.<br />

10V= ab. Es ergibt sich ein Schleifenstrom von ca. 20mA. Die<br />

Gleichspannung ist ein Signalton (Freizeichen) von 400 Hz<br />

überlagert.<br />

W wird von A getrennt. Eine über W angeschlossene Zusatzklingel<br />

oder ein weiterer Apparat werden von der Anschlussleitung getrennt<br />

(Schutz vor Mithören und Vermeidung von zusätzlichem Stromfluss).<br />

Aufbau von Selbstwahlverbindungen<br />

Zur Zeit der Wählscheibentelefone war das Impulswahlverfahren das<br />

ausschließlich verwendete Verfahren, es wurde vom Mehrfrequenzwahlverfahren<br />

abgelöst. Die Vermittlungsstellen erkennen<br />

automatisch beide Wahlverfahren. Beim Impulswahlverfahren (IWV)<br />

werden Wahlimpulse erzeugt. Die Zahl der Impulse entspricht der<br />

gewählten Ziffer (=serielle Übertragung). Impulsverhältnis 38/62ms<br />

(sehr langsam, z.B. beim Wählen einer 0 sind 10 Impulse erforderlich,<br />

d.h. 1000ms Übertragungsdauer). Bei jedem Impuls wird die<br />

Sprecheinrichtung kurzgeschlossen, der nsi (=Nummernscheibenimpulskontakt)<br />

öffnet die Stromschleife entsprechend dem Impulsdauer/-pausenverhältnis<br />

Beim Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV) entsprechen 2 Tonfrequenz<br />

einer Ziffer (=parallele Übertragung). Die Übertragung einer Ziffer<br />

erfolgt schneller, als die Eingabe über die Tastatur erfolgen kann. Die<br />

Verbindung kann meist in Echtzeit hergestellt werden, d.h.<br />

Verbindung steht sofort nach Eingabe der letzten Ziffer<br />

16


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

4. Das Österreichische Digitale Telefonsystem<br />

Der Begriff OES ist die Markenbezeichnung für das Österreichische<br />

Digitale Telefonsystem bei Telekom Austria.<br />

OES ist ein digitales, rechnergesteuertes, vollelektronisches Vermittlungssystem.<br />

Der grundsätzliche Aufbau entspricht dem im Abschnitt<br />

„digitale Vermittlungssysteme“ dargestellten.<br />

Das OES wird in zwei Versionen eingebaut:<br />

• OES-D - gefertigt von Kapsch AG (Basissystem ist das<br />

DMS 100 der Fa. Northern Telecom)<br />

• OES-E - gefertigt von Alcatel Austria AG und Siemens AG<br />

(Basissystem ist das EWSD der Fa. Siemens).<br />

Beide Versionen bieten den gleichen Komfort und die gleichen Zusatzdienste,<br />

so dass für die Kunden kein Unterschied besteht.<br />

Das OES bietet sowohl für den Kunden als auch für den Netzbetreiber<br />

Vorteile:<br />

z. B. verbessertes und ausbaufähiges Leistungsangebot (Zusatzdienste),<br />

sprach- und datentauglich, rascherer Verbindungsaufbau,<br />

bessere Verbindungsinformationen (Unterscheidung Teilnehmer-<br />

oder Verbindungswege-„Besetzt“), Vermeidung von „Leerkosten“ (die<br />

Zeit des Verbindungsaufbaues wird nicht vergebührt).<br />

4.1 OES-Zusatzdienste (OES-Leistungsmerkmale)<br />

4.2.1 Aktivierung/Deaktivierung<br />

Die im OES realisierten Zusatzdienste werden vom Kunden durch<br />

Tasteneingaben in der Reihenfolge<br />

„*“, „Servicecode“ (SC, aus zwei Ziffern bestehend) und „#“<br />

aktiviert.<br />

Sollte eine zusätzliche Information für einen Zusatzdienst benötigt<br />

werden (z. B. Auswahl eines Normtextes) ist die erweiterte<br />

Tastenfolge<br />

einzugeben.<br />

„*“, „SC“, „*“, „Informationsblock“ und „#“<br />

OES<br />

OES-D<br />

OES-E<br />

Aktivierung<br />

17


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Das Deaktivieren geschieht normalerweise durch die Tastenfolge<br />

„#“, „SC“ und „#“.<br />

Die Funktionstaste „R“ des Tastwahlblockes wird derzeit für<br />

Rückfrage, Gesprächsabfrage bei Anklopfen, Makeln und<br />

Identifizieren von Anrufen benötigt.<br />

Die Inanspruchnahme von Zusatzdiensten kann auch über den<br />

Kundendienst bei Telekom Austria erfolgen.<br />

Einige Zusatzdienste sind entgeltpflichtig (Entgelt für Berechtigungsvergabe,<br />

für die Aktivierung, Aktivierungsdauer bzw. Realisierung)<br />

bzw. können durch die Inanspruchnahme noch zusätzliche<br />

Tarifeinheiten anfallen (z. B. bei Anrufumleitung zu einer anderen<br />

Teilnehmernummer, zweite aktive Verbindung bei einer Rückfrage).<br />

4.2.2 Arten<br />

Anklopfen<br />

Dieser Zusatzdienst macht den Kunden während eines Gespräches<br />

mit dem Anklopfton darauf aufmerksam, dass ihn ein zweiter Anrufer<br />

sprechen will. Der Anrufer erhält den Freiton. Durch Drücken der R-<br />

Taste kann innerhalb von 30 Sekunden abgefragt werden; die<br />

ursprüngliche Verbindung bleibt bestehen (wird auf „Warten“<br />

geschaltet). Der Kunde kann dann wahlweise zwischen den<br />

Gesprächen umschalten. Zwischen den beiden Gesprächspartnern<br />

des Kunden besteht keine gegenseitige Mithörmöglichkeit. Wenn das<br />

Gespräch nicht abgefragt wird, hört der zweite Anrufer nach<br />

30 Sekunden den Besetztton. Ist das Anklopfen deaktiviert, hört der<br />

zweite Anrufer unverzüglich den Besetztton. Bei einer<br />

Datenübertragung kann das Anklopfen zu Beeinträchtigungen führen<br />

und sollte deshalb ausgeschaltet werden.<br />

Kennwort<br />

Das Kennwort dient zur Identifizierung jener Personen, die bei einem<br />

Anschluss zur Inanspruchnahme von Zusatzdiensten befugt sind.<br />

Das Kennwort wird bei der erstmaligen Inanspruchnahme von OES-<br />

Zusatzdiensten vergeben. Eine Änderung - ohne Nennung des<br />

Kennwortes - kann nur persönlich oder schriftlich erfolgen.<br />

Deaktivierung<br />

18


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Der Kunde kann auf die Vergabe eines Kennwortes verzichten. Die<br />

Folgen einer missbräuchlichen Verwendung des Anschlusses, die<br />

durch ein Kennwort hätten vermieden werden können, hat der Kunde<br />

in diesem Fall selbst zu tragen.<br />

Rückfrage mit Makeln<br />

Während einer bestehenden Verbindung hat der Kunde die<br />

Möglichkeit, eine weitere Verbindung aufzubauen. Die erste<br />

Verbindung wird aufrechterhalten (wird auf „Warten“ geschaltet). Der<br />

Kunde kann beliebig oft zwischen den beiden Gesprächspartnern<br />

durch Drücken der R-Taste wechseln (Makeln). Zwischen den beiden<br />

Gesprächspartnern des Kunden besteht keine gegenseitige<br />

Mithörmöglichkeit. Wird vom Kunden eine wartende Verbindung nicht<br />

getrennt, sondern legt er sofort auf, so wird automatisch<br />

nachgerufen. Die im Zuge der zweiten Verbindung anfallenden Tarifeinheiten<br />

werden dem Kunden in Rechnung gestellt, sie können aber<br />

von einem allenfalls beim Kunden installierten Zähler nicht angezeigt<br />

werden.<br />

Anrufumleitung zu einem Normtext (Ruhe vor dem Telefon)<br />

Ankommende Verbindungen werden zu einem Ansagetext (mehrere<br />

Normtexte sind möglich) umgeleitet. Dieser Dienst wird auch als<br />

„Ruhe vor dem Telefon“ bezeichnet. Der Kunde kann die Umleitung<br />

ein- und ausschalten. Abgehende Verbindungen können hergestellt<br />

werden, auch wenn zur selben Zeit eine umgeleitete Verbindung<br />

besteht.<br />

Schwellwertverständigung (Verbrauchskontrolle)<br />

Der Kunde wird bei Telekom Austria, falls seine Telekomrechnung<br />

einen bestimmten festgelegten Betrag (Schwellwert) übersteigt,<br />

schriftlich informiert.<br />

Rufnummernanzeige CLIP<br />

Die Rufnummer des A-Teilnehmers (Anrufer) wird am Display des B-<br />

Teilnehmers (Angerufener) angezeigt, vorausgesetzt der B-<br />

Teilnehmer verfügt über ein entsprechendes Endgerät.<br />

Unterdrückung der Rufnummernanzeige (CLIR)<br />

Wer sich bei dem Gedanken unwohl fühlt, dass seine Nummer beim<br />

Angerufenen aufscheint, kann diese mit der so genannten Clip-<br />

Funktion auch unterdrücken, und zwar von Fall zu Fall oder auf<br />

Dauer.<br />

19


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Anrufer-Identifizierung (Fangschaltung)<br />

Der Kunde kann über sein Endgerät die Identifizierung eines Anrufers<br />

veranlassen. Telekom Austria schafft dafür die technischen<br />

Voraussetzungen (Fangschaltung). Das Ergebnis wird dem Kunden<br />

in schriftlicher Form mitgeteilt. Die Anrufer-Identifizierung kann nur<br />

schriftlich beantragt werden.<br />

Prozedursperre<br />

Das Ein- und Ausschalten sowie Ändern der Einstellungen von OES-<br />

Zusatzdiensten kann nicht mehr durch den Kunden, sondern nur<br />

durch die Kundendienststellen bei Telekom Austria erfolgen.<br />

Rufdatenerfassung<br />

Für einen vom Kunden gewünschten Zeitraum können, je<br />

abgehender Verbindung, Datum und Uhrzeit, die Zone, die<br />

angefallenen Tarifeinheiten und das hierfür verrechnete Entgelt<br />

mitgeteilt werden. Eine Angabe der vollständigen Rufnummer darf<br />

auf Grund gesetzlicher Bestimmungen nicht erfolgen. Die letzten<br />

beiden Ziffern der Rufnummer werden durch ein X ersetzt.<br />

Entgeltfreie Verbindungen (0800 XXX XXX) und Verbindungen zu<br />

Fremdnetzanbietern (10XX) werden nicht aufgelistet.<br />

Anrufumleitungen<br />

Anrufumleitung zu einem anderen Anschluss<br />

Ankommende Anrufe aus dem In- und Ausland werden zu einem<br />

vom Kunden selbst eingegebenen Zielanschluss umgeleitet. Zielanschlüsse<br />

können Fernsprech-, ISDN- und Mobilfunkanschlüsse sein.<br />

Die Umleitung zu im Ausland gelegenen Zielanschlüssen ist möglich.<br />

Die Umleitung kann vom Kunden selbst ein- und ausgeschaltet<br />

werden. Abgehende Verbindungen können hergestellt werden, auch<br />

wenn zur selben Zeit eine umgeleitete Verbindung besteht.<br />

Für den Anrufer fallen nur die Verbindungsentgelte bis zu jener<br />

Vermittlungsstelle an, mit der der Fernsprechanschluss des Kunden<br />

verbunden ist. Der Kunde, der die Rufumleitung geschaltet hat, zahlt<br />

entsprechend die Verbindung von seinem Anschluss zum Umleitziel.<br />

Die im Zuge der Rufumleitung anfallenden Tarifeinheiten werden<br />

dem Kunden zwar in Rechnung gestellt, sie können aber von einem<br />

beim Kunden installierten Zähler nicht angezeigt werden.<br />

Drei Arten sind möglich<br />

Anrufumleitung sofort,<br />

Anrufumleitung nur im Besetztfall und<br />

20


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Anrufumleitung bei Nichtmelden des Kunden binnen 15<br />

Sekunden.<br />

Anrufumleitung zu einem teilnehmerindividuellen Text<br />

Ankommende Anrufe werden zu einem Ansagetext umgeleitet. Der<br />

Text der Ansage wird vom Kunden frei bestimmt (max. 4 Minuten<br />

Länge). Die Umleitung kann vom Kunden selbst ein- und<br />

ausgeschaltet werden. Abgehende Verbindungen können hergestellt<br />

werden, auch wenn zur selben Zeit eine umgeleitete Verbindung<br />

besteht.<br />

Anrufumleitung zu einem Modultext<br />

Ankommende Anrufe werden zu einem Ansagetext umgeleitet.<br />

Dieser Text wird vom Kunden aus vorgegebenen Textbausteinen<br />

bestimmt. Die Umleitung kann vom Kunden selbst ein- und<br />

ausgeschaltet werden. Abgehende Verbindungen können hergestellt<br />

werden, auch wenn zur selben Zeit eine umgeleitete Verbindung<br />

besteht.<br />

Anrufumleitung zu einer Fernsprechnummer ohne Endeinrichtung<br />

Eine derartige Anrufumleitung kann für einen Telefonanschluss<br />

eingerichtet werden, der keine Leitung zum Kunden hat.<br />

Tarifzonensperre<br />

Der Kunde hat die Möglichkeit, seinen Fernsprechanschluss für<br />

abgehende Verbindungen sperren zu lassen. Folgende Stufen sind<br />

möglich:<br />

V-Sperre (Volle Verkehrseinschränkung) Sperre aller abgehenden<br />

Verbindungen<br />

F-Sperre (Fernverkehrssperre) Sperre aller abgehenden Verbindungen<br />

im Inlandsverkehr und im Auslandsverkehr einschließlich<br />

Sondersperre – d.h. Gespräche in der Lokalzone sind möglich<br />

A-Sperre (Auslandssperre) Sperre aller abgehenden Verbindungen<br />

im Auslandsverkehr einschließlich Sondersperre (Mehrwertdienste)<br />

und Satellitendienste.<br />

U-Sperre (Überseesperre) Sperre aller abgehenden Verbindungen<br />

mit höher verzonten Auslandstarifen einschließlich Sondersperre<br />

(Mehrwertdienste) und Satellitendienste.gesperrt sind immer die<br />

Länder der Zonen 5-13<br />

21


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

S-Sperre (Sonderdienste) Sperre aller abgehenden Verbindungen<br />

zu frei kalkulierbaren Mehrwertdiensten (Sondersperre)<br />

Ankommende Verbindungen sind von der Tarifzonensperre nicht<br />

betroffen.<br />

Es besteht auch die Möglichkeit der Aktiv-, Passiv- und Vollsperre.<br />

Verbindungen zu Notrufträgern sowie zum OES-Kundendienst<br />

können trotzdem aufgebaut werden.<br />

Terminauftrag<br />

Mit Terminauftrag können verschiedene OES-Zusatzdienste mittels<br />

Terminkalender gesteuert werden.<br />

Der Terminauftrag kann einmalig für einen gewünschten Zeitraum<br />

(von/bis, Datum/Uhrzeit) oder periodisch für gewisse<br />

Tageskategorien (z. B. Montag bis Freitag, Samstag,<br />

Sonntag/Feiertag) erfolgen.<br />

Serienanschluss, Serienschaltung<br />

Es können mehrere Telefonanschlüsse zu einer Serie geschaltet<br />

werden. Dieser Zusatzdienst kann von Teilnehmern in Anspruch<br />

genommen werden, die mehrere Anschlüsse (für eine TK-Anlage)<br />

benötigen, aber nur eine Rufnummer (Serienanfangsnummer)<br />

bekannt geben wollen.<br />

Dreierkonferenz (Dreiergespräch)<br />

Der Kunde kann zu einem bestehenden Gespräch eine weitere<br />

Gesprächsverbindung aufbauen und die beiden zu einer<br />

Dreierkonferenz zusammenschalten.<br />

Durchwahl<br />

Die Durchwahl bietet die Möglichkeit, bei Telekommunikationsanlagen<br />

(Nebenstellenanlagen) direkt zu einer Nebenstelle durchzuwählen.<br />

Entgeltanzeige<br />

Der Kunde kann sich für jede Aktivverbindung die Entgeltparameter<br />

von der Vermittlungsstelle zu seinem Endgerät übermitteln lassen.<br />

Mit einem geeigneten Gerät (z. B. Telefonkostenmanager) werden<br />

die Entgelte angezeigt.<br />

22


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Rückruf bei Besetzt<br />

Wenn der Angerufene (B-Teilnehmer) besetzt ist, kann der Anrufer<br />

(A-Teilnehmer) den Rückruf aktivieren. Sobald der B-Teilnehmer das<br />

Gespräch beendet hat, wartet das Netz 10 Sekunden lang. Baut der<br />

B-Teilnehmer während dieser Zeit kein Aktivgespräch auf, ruft das<br />

Netz den A-Teilnehmer automatisch zurück. Wenn dieser den<br />

Rückruf akzeptiert, wird die Verbindung zum B-Teilnehmer aufgebaut.<br />

Rückruf bei Besetzt – Verhinderung<br />

Dieser Zusatzdienst verhindert einen automatischen Rückruf bei<br />

Besetzt zu diesem Anschluss.<br />

4.3 OES-Hörtöne<br />

Folgende Hörtöne werden beim OES verwendet:<br />

Wählton<br />

teilt dem Kunden mit, dass er mit der Wahl beginnen darf (Dauerton).<br />

Sonderwählton<br />

zur Anzeige, dass ein Zusatzdienst (z. B. Anrufumleitung zu einem<br />

Normtext) aktiviert ist und der eigene Anschluss dadurch passiv nicht<br />

erreichbar ist (Dauerton).<br />

Besetztton<br />

wird gesendet, wenn der gerufene Anschluss besetzt ist.<br />

Wählton<br />

Sonderwählton<br />

Besetztton<br />

23


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Gassenbesetztton<br />

zeigt an, dass in einer benötigten Richtung zwischen zwei Vermittlungsstellen<br />

alle Leitungen belegt sind. Ton- und Pausendauer halb<br />

so lang wie beim Besetztton.<br />

Freiton<br />

gibt an, dass der passive Anschluss frei ist.<br />

Aufschalteton<br />

soll informieren, dass sich eine weitere Person (z. B. Fernbeamtin)<br />

auf ein bestehendes Gespräch aufgeschaltet hat.<br />

Spezialinformationston (SIT)<br />

zeigt an, dass der gewählte Anschluss nicht beschaltet ist<br />

(aufgelassener Anschluss oder geänderte Rufnummer).<br />

Anklopfton<br />

wird während eines Gespräches (bei aktiviertem Zusatzdienst<br />

„Anklopfen“) eingeblendet, wenn ein zweiter Anruf vorliegt.<br />

Gassenbesetztton<br />

Freiton<br />

Aufschalteton<br />

Spezialinformationston<br />

Anklopfton<br />

24


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Positiver Quittungston<br />

zur Bestätigung einer Auftragsausführung durch das System, mit<br />

Textansage: „Ihr Auftrag wurde angenommen“.<br />

Negativer Quittungston<br />

wenn ein Auftrag nicht ausgeführt wird (der Kunde ist z. B. nicht<br />

berechtigt einen bestimmten Zusatzdienst zu aktivieren), mit<br />

Textansage: „Ihr Auftrag wurde abgelehnt“.<br />

5. Netzformen<br />

Für das Zusammenschalten der Netzknoten (Vermittlungsstellen)<br />

kann man, abhängig von der Art des Netzes, mehrere Formen<br />

wählen.<br />

Maschennetz<br />

Bei einem Maschennetz sind eigene Verbindungsleitungen<br />

(Leitungsbündel) von jedem Knoten zu jedem anderen Knoten<br />

vorhanden. Alle Knoten sind gleichrangig. Besteht ein Maschennetz<br />

aus n Knoten, dann sind n.(n-1)/2 Verbindungswege erforderlich.<br />

Eine derartige Vernetzung schafft die kürzestmöglichen Verbindungswege<br />

zwischen den Netzknoten. Bei einer großen Anzahl<br />

von Knoten wird ein Maschennetz auf Grund der hohen Anzahl von<br />

notwendigen Verbindungswegen unwirtschaftlich. Weiters müssen<br />

bei Erweiterung des Maschennetzes um einen Knoten zu allen<br />

bereits vorhandenen Knoten neue Verbindungswege eingerichtet<br />

werden.<br />

Positiver<br />

Quittungston<br />

Negativer<br />

Quittungston<br />

Maschennetz<br />

25


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

1<br />

2 3<br />

6<br />

Einsatz von Maschennetzen z. B. in höheren Netzebenen (IDN).<br />

Sternnetz<br />

Ein Sternnetz besitzt einen zentralen Knoten, von dem aus zu jedem<br />

anderen Knoten Verbindungsleitungen geführt werden. Die Knoten<br />

im Netz sind nicht alle gleichrangig. Die Verkehrswege sind teilweise<br />

länger als die geographischen Entfernungen. Auch für eine große<br />

Anzahl von Knoten ist ein Sternnetz wirtschaftlich, da die Anzahl der<br />

Verbindungsleitungen nicht so groß ist wie bei einem Maschennetz.<br />

Das Sternnetz wird in unteren Ebenen hierarchischer Netze (z. B.<br />

IDN) und als Teilnehmer-Leitungsnetz eingesetzt.<br />

Hierarchisches Netz<br />

1<br />

2 3<br />

6<br />

Ein hierarchisches Netz besteht aus Netzebenen. Jede Netzebene<br />

bildet z. B. eine Maschen- oder eine Sternstruktur. Die einzelnen<br />

Netzebenen sind untereinander sternförmig verbunden. Ein<br />

hierarchisches Netz kann flexibel und leicht an die jeweiligen<br />

Anforderungen angepasst werden. Diese Netzanordnung wird z. B.<br />

im Fernsprechwählnetz (IDN) bei Telekom Austria eingesetzt.<br />

0<br />

5<br />

5<br />

4<br />

4<br />

Sternnetz<br />

Hierarchisches<br />

Netz<br />

26


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Ringnetz<br />

1. Hierarchie-Ebene<br />

2. Hierarchie-Ebene<br />

3. Hierarchie-Ebene<br />

Das Kabel bildet einen geschlossenen Ring oder Kreis. Die<br />

Übertragung erfolgt von Knoten zu Knoten. Ring-Strukturen sind<br />

leicht erweiterbar und haben eine geringe Leitungszahl.<br />

Es sind noch weitere Netzformen möglich, z. B. Liniennetz,<br />

baumstrukturiertes Netz.<br />

5.1 Integriertes digitales Netz (IDN) bei Telekom Austria<br />

Im Zuge der Umstellung auf OES wurde das Integrierte Digitale Netz<br />

(IDN) bei Telekom Austria aufgebaut. Der Begriff „integriert“ bezieht<br />

sich auf die Integration der Vermittlungs- und Übertragungstechnik.<br />

Das IDN ist ein Telekommunikationsnetz, in dem die Übertragung<br />

der Nachrichten auf der Leitung und in den Vermittlungsstellen in<br />

digitaler Form erfolgt. Die Zusammenschaltung der Vermittlungsstellen<br />

erfolgt über PCM-Strecken.<br />

Ringnetz<br />

IDN<br />

27


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

UVSt<br />

Anschlusseinheiten<br />

Anschlusseinheiten<br />

Bedienung<br />

Bedienung<br />

Koppelnetz<br />

Zentrale<br />

Steuerung<br />

Koppelnetz<br />

Zentrale<br />

Steuerung<br />

OVSt<br />

PCM-Leitungen<br />

Anschlusseinheiten<br />

Bedienung<br />

Anschlusseinheiten<br />

Bedienung<br />

Es werden mehrere Arten von Vermittlungsstellen eingesetzt.<br />

Koppelnetz<br />

Zentrale<br />

Steuerung<br />

Koppelnetz<br />

Zentrale<br />

Steuerung<br />

• Ortsvermittlungsstellen (OVSt) - Diese sind „Vollvermittlungsstellen“,<br />

d. h. sie enthalten zentrale Einrichtungen<br />

(Zentrale Steuerung und Koppelnetz) und<br />

Anschlusseinheiten. Es können sowohl TN-Anschlüsse als<br />

auch Vermittlungsleitungen zu anderen Vermittlungsstellen<br />

angeschlossen werden.<br />

• Unselbständige Vermittlungsstellen (UVSt) - Diese<br />

bestehen im Wesentlichen nur aus Anschlusseinheiten für<br />

TN-Anschlüsse. Die zentralen Einrichtungen (Zentrale<br />

Steuerung und Koppelnetz) befinden sich in der<br />

übergeordneten Vermittlungsstelle (Muttervermittlungsstelle,<br />

OVSt oder NVSt). Ein Großteil der Vermittlungsstellen<br />

bei Telekom Austria sind UVSt, da diese<br />

wesentlich billiger sind.<br />

• Netzvermittlungsstellen (NVSt) – An eine Netzvermittlungsstelle<br />

sind sowohl TN-Anschlüsse als auch UVSt und<br />

OVSt angeschaltet. Sie werden im TA-Netz als<br />

Transitvermittlungsstellen (Verbindungen zwischen OVSt<br />

– OVSt) eingesetzt (Ausnahme Direktbündel zwischen<br />

OVSt)<br />

• Hauptvermittlungsstellen (HVSt) – Diese sind für reine<br />

Transitfunktionen vorgesehen. Daher sind keine TN-<br />

Anschlüsse angeschaltet. HVSt führen auch Leitungen zu<br />

angrenzenden Ländern und anderen österreichischen<br />

Netzbetreibern.<br />

• Auslandsvermittlungsstelle (AVSt) – Diese führt den<br />

Fernsprechverkehr mit anderen Ländern durch.<br />

Arten der VSt<br />

28


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Eine OES-Vermittlungsstelle kann auch die Einrichtungen für<br />

mehrere Ebenen umfassen (kombinierte Orts- und<br />

Fernvermittlungsstelle).<br />

Das IDN besteht grundlegend aus drei (vier) Netzebenen.<br />

D-Ebene<br />

AVSt<br />

In der obersten Ebene (C) im nationalen Netz bei Telekom Austria<br />

sind die Hauptvermittlungsstellen (HVSt). Diese sind maschenförmig<br />

zusammengeschaltet. HVSt befinden sich in Wien, Graz,<br />

Klagenfurt, Innsbruck, Salzburg und Linz.<br />

Die nächste Ebene (B) bilden die Netzvermittlungsstellen (NVSt).<br />

Die Anschaltung an die HVSt erfolgt sternförmig. Je HVSt gibt es<br />

einige NVSt.<br />

Die unterste Ebene (A) bilden die Ortsvermittlungsstellen (OVSt).<br />

Kleine Ortsnetzbereiche werden im OES durch unselbständige Vermittlungsstellen<br />

(UVSt) versorgt. In größeren Ortsnetzen können<br />

auch mehrere OVSt bzw. UVSt vorhanden sein.<br />

Eine weitere Ebene (D) umfasst die Auslandsvermittlungsstelle<br />

(AVSt), die dem internationalen Verkehr (kontinental, interkontinental,<br />

internationaler Transitverkehr) dient. Die AVSt entspricht<br />

dem ehemaligen analogen Transitamt und befindet sich in Wien.<br />

Eine OES-Vermittlungsstelle kann auch die Einrichtungen für<br />

mehrere Ebenen umfassen (kombinierte Orts- und Fernvermittlungsstelle).<br />

Netzebenen<br />

29


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Leitungsbezeichnungen<br />

Die Auslandsvermittlungsleitung (AVl) ist die Verbindung<br />

zwischen der Auslandsvermittlungsstelle und einer Hauptvermittlungsstelle.<br />

Die Bereichsvermittlungsleitung (BVl) verbindet Hauptvermittlungsstellen.<br />

Die Hauptvermittlungsleitung (HVl) ist die Verbindung zwischen<br />

einer Hauptvermittlungsstelle und einer zugehörigen Netzvermittlungsstelle.<br />

Die Netzvermittlungsleitung (NVl) verbindet eine Netzvermittlungsstelle<br />

mit einer zugehörigen Ortsvermittlungsstelle.<br />

Eine Ortsvermittlungsleitung (OVl) verbindet zwei Vermittlungsstellen<br />

oder eine Vermittlungsstelle und eine unselbständige<br />

Vermittlungsstelle im selben Ortsnetz miteinander.<br />

Eine Endvermittlungsleitung (EVl) dient zur Verbindung einer<br />

Vermittlungsstelle (z. B. OVSt) mit einer unselbständigen<br />

Vermittlungsstelle eines fremden Ortsnetzes.<br />

Zwischen den Vermittlungsstellen (auch verschiedener Netzebenen<br />

und Bereiche) können bei Bedarf Direktleitungen geschaltet werden.<br />

5.2 Kennzahlen<br />

Will ein Teilnehmer eine Fernverbindung führen, so muss er zuerst<br />

die Verkehrsausscheideziffer „0“ wählen und gelangt in das<br />

Fernwählnetz.<br />

Für jedes Ortsnetz ist eine Vorwahl erforderlich. Diese besteht aus<br />

der Verkehrsausscheideziffer (Präfix) und der Ortsnetzkennzahl<br />

(ONKZ). Jedes Ortsnetz soll nur eine Kennzahl besitzen, die<br />

einheitlich für das gesamte Bundesgebiet gilt. Jeder Teilnehmer<br />

muss einem bestimmten Ortsnetz angehören.<br />

Man unterscheidet internationale und nationale Kennzahlen. Eine<br />

internationale Kennzahl wird jedem Staat der Erde entsprechend<br />

dem Weltnummerierungsplan der ITU-T (CCITT) zugeordnet. Die<br />

nationale Kennzahlenverteilung kann auf verschiedene Arten vorgenommen<br />

werden und ist jedem Land selbst überlassen. Derzeit sind<br />

Bestrebungen im Gange, das Kennzahlensystem weltweit zu vereinheitlichen.<br />

Die internationale Teilnehmerrufnummer besteht aus<br />

Landeskennzahl, Ortsnetzkennzahl und Teilnehmerrufnummer. Als<br />

internationale Verkehrsausscheideziffer wird meistens „0“ verwendet;<br />

andere Ziffern sind ebenfalls noch in Verwendung.<br />

Leitungen<br />

Vorwahl<br />

30


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

5.2.1 Kennzahlenverteilung<br />

Regellose Kennzahlenverteilung<br />

Die Kennzahlen werden in der Reihenfolge an die Ortsbereiche<br />

vergeben, in der sie an das Fernwählnetz angeschaltet werden. Dies<br />

ermöglicht Kennzahlen mit einer minimalen Anzahl von Ziffern. Da<br />

jedoch zwischen den Kennzahlen und der Netzstruktur kein<br />

Zusammenhang besteht, kann dieses System etwas unübersichtlich<br />

werden.<br />

Geregelte Kennzahlenverteilung<br />

Das gesamte Land wird in wenige große Teile aufgegliedert und<br />

jeder dieser Teile bekommt eine Kennziffer (1. Ziffer der Kennzahl).<br />

Diese Teile werden wieder in kleinere Teile geteilt, die wieder eine<br />

Kennziffer (2. Ziffer der Kennzahl) bekommen. Wie oft nun so eine<br />

Gebietseingrenzung vorgenommen wird, ist von der Größe des<br />

Landes abhängig. Kennzahlen können 1- bis 5-stellig sein. Eine<br />

derartige netzgebundene Kennzahlenvergabe lässt sich sehr<br />

übersichtlich gestalten. Auf Grund der gegebenen geographischen<br />

Verteilung von Ortsnetzen sind jedoch hierbei oft etwas längere<br />

Kennzahlen erforderlich, da nicht alle Kennzahlen vergeben werden<br />

können.<br />

Offene Kennzahlenverteilung<br />

Die Rufnummer besteht aus der Kennzahl und der Teilnehmerrufnummer,<br />

wobei die Kennzahl nur bei einer Fernverkehrsverbindung<br />

zu wählen ist. Vor der eigentlichen Kennzahl muss noch<br />

eine Verkehrsausscheideziffer gewählt werden. Die nationale<br />

Verkehrsausscheideziffer dient zur Trennung von Ortsverkehr und<br />

Fernverkehr. Die internationale Verkehrsausscheideziffer wird meist<br />

unmittelbar nach der nationalen gewählt und gibt dem System<br />

bekannt, dass ein internationaler Verbindungsaufbau durchgeführt<br />

werden soll.<br />

Verdeckte Kennzahlenverteilung<br />

Ist in der Teilnehmerrufnummer eine Kennzahl enthalten, so spricht<br />

man von einer verdeckten Kennzahl. Diese muss auch bei Ortsverbindungen<br />

gewählt werden.<br />

Kennzahlenverteilung in Österreich<br />

Österreich hat derzeit eine geregelte, offene Kennzahlenverteilung.<br />

Ausnahmen bilden Ortsnetze, die von mehreren Vermittlungsstellen<br />

betreut werden. Bei diesen ist in der Teilnehmerrufnummer eine<br />

Kennzahl für die jeweilige Vermittlungsstelle enthalten.<br />

Prinzipiell ist jedes Ortsnetz durch eine vierstellige Kennzahl zu<br />

erreichen. Für die großen Landeshauptstädte gibt es dreistellige<br />

Kennzahlenverteilung <br />

Kennzahlenverteilung<br />

31


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Kennzahlen (z. B. Graz „316“) und für Wien gilt die „1“. Anschließend<br />

ist die gewünschte Teilnehmernummer zu wählen.<br />

5.2.2 Nummerierungsverordnung (Auszug)<br />

Anwendungsbereich<br />

In dieser Verordnung werden der Nummerierungsplan für das<br />

öffentliche Telekommunikationsnetz, in dem die Nummerierung<br />

gemäß der ITU-T Empfehlung E. 164 erfolgt, sowie die Bedingungen<br />

zur Erlangung von Nutzungsrechten und die bei der Zuteilung zu<br />

beachtenden Kriterien festgesetzt. Die Verordnung bezieht sich auch<br />

auf Dienste und Netze, die zu speziellen Zwecken betrieben werden,<br />

soweit die Verordnung darauf Bezug nimmt.<br />

Nummernstruktur<br />

Nationale Rufnummer<br />

Die nationale Rufnummer beinhaltet die Regionalkennzahl oder die<br />

Bereichskennzahl und die Teilnehmernummer. Sie umfasst maximal<br />

12 Ziffern.<br />

Das Präfix ist im nationalen Verkehr mit „0“ festgelegt und ist nicht<br />

Teil der nationalen Rufnummer. Das Präfix dient dem Wechsel<br />

zwischen Regionen (erkennbar durch die Regionalkennzahl) oder<br />

anderen Bereichen (erkennbar durch die Bereichskennzahl).<br />

Im vorliegenden Nummerierungsplan stellen die Großbuchstaben<br />

„UVWXYZ“ Ziffern von 1 bis 0 und Kleinbuchstaben „abcdefghij“,<br />

wenn nicht ausdrücklich anders angegeben, Ziffern der<br />

Teilnehmernummer dar.<br />

Regionalkennzahl Teilnehmernummer<br />

Area Code (AC) Subscriber Number (SN)<br />

Internationale Rufnummer<br />

UV abcdef(ghij)<br />

Die internationale Rufnummer setzt sich aus der Landeskennzahl<br />

und der nationalen Rufnummer zusammen. Die internationale<br />

Rufnummer umfasst, abgesehen vom internationalen Präfix, maximal<br />

15 Ziffern. Das internationale Präfix besteht aus der Ziffernfolge „00“.<br />

Das internationale Präfix ist mit „00“ festgelegt und nicht Teil der<br />

Rufnummer. Es zeigt an, dass die darauf folgende Ziffernfolge eine<br />

internationale Rufnummer darstellt.<br />

internationales Landeskennzahl nationale Rufnummer<br />

Anwendungsbereich<br />

32


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Präfix<br />

00 Country Code<br />

National Significant Number<br />

(NSN)<br />

Nummerierungsbereich für nationale Rufnummern<br />

Regionalkennzahlen<br />

Das österreichische Bundesgebiet ist in 26 Regionen aufgeteilt,<br />

welche jeweils einem eigenen Nummerierungsbereich entsprechen.<br />

Bei Rufen in eine andere Region (geographischen Nummerierungsbereich)<br />

ist die Wahl des Präfix und der Regionalkennzahl<br />

erforderlich.<br />

5.3 Zusammenschaltung von Netzen<br />

Bei der Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte ist am Beginn<br />

immer ein Unternehmen marktbeherrschend. Dieses verfügt über ein<br />

flächendeckendes Anschluss- und Vermittlungsnetz. Die neu in den<br />

Markt eintretenden Unternehmen benötigen Zugang zum Netz dieses<br />

marktbeherrschenden Unternehmens, um überhaupt Leistungen<br />

anbieten zu können.<br />

Prinzipiell sind zwei unterschiedliche Arten des Netzzuganges für<br />

neue Anbieter möglich:<br />

• die Zusammenschaltung (Interconnection) und<br />

• der entbündelte Netzzugang (Unbundling).<br />

5.3.1 Zusammenschaltung (Interconnection)<br />

Zusammenschaltung ist die logische und physische Verbindung<br />

zwischen zwei Netzen, die es den Kunden eines Netzbetreibers ermöglicht,<br />

mit Kunden des anderen Netzbetreibers zu kommunizieren<br />

und die Produkte bzw. Dienste des anderen Netzbetreibers in<br />

Anspruch zu nehmen. Interconnection ist je nach Lage der<br />

Netzübergabepunkte (Zusammenschaltungspunkte, Points of<br />

Interconnection) auf verschiedenen Netzhierarchieebenen möglich.<br />

Liberalisierung<br />

Zusammenschaltung<br />

33


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

2<br />

4 6<br />

8<br />

7<br />

9<br />

0<br />

#<br />

5<br />

1<br />

3<br />

*<br />

2<br />

4<br />

6<br />

7<br />

0 #<br />

1<br />

3<br />

*<br />

5<br />

8 9<br />

Telekom<br />

Austria<br />

OVSt<br />

OVSt<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

NÜP<br />

Interconnection<br />

NÜP<br />

VSt<br />

VSt<br />

Alternativer<br />

Netzbetreiber<br />

Das fremde Netz wird im Gegensatz zur Entbündelung nur dann<br />

benutzt, wenn die Benutzung durch Kunden herbeigeführt wird (z. B.<br />

der Kunde eines anderen Anbieters ruft einen Kunden des marktbeherrschenden<br />

Anbieters). Das Netz bzw. einzelne Netzkomponenten<br />

werden daher je nach Bedarf vom Netzbetreiber selbst<br />

oder von Zusammenschaltungspartnern genutzt.<br />

Die Zusammenschaltungsentgelte sind nutzungsabhängig und<br />

werden üblicherweise in Entgelt pro Minute angegeben.<br />

Durch Interconnection wird der Wettbewerb zwischen den Anbietern<br />

von Telekommunikationsdienstleistungen ermöglicht. Die Zusammenschaltung<br />

ist für die Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte<br />

von besonderer Bedeutung. Die Interconnection mit dem<br />

Netz des etablierten, marktbeherrschenden Telekommunikationsunternehmens<br />

ist für die meisten Marktneulinge die entscheidende<br />

Voraussetzung, um Zugang zu den Kunden des etablierten<br />

Unternehmens innerhalb eines nationalen Marktes zu erhalten.<br />

Der Kunde hat folgende Möglichkeiten:<br />

Call by Call<br />

Durch Eintippen der jeweiligen Verbindungsnetzbetreiberkennzahl<br />

(Netzvorwahl bestehend aus Zugangskennzahl „10“ und<br />

Betreiberkennzahl „XX“; z. B. 1001, 1002, 1012, 1069) der<br />

gewünschten Telefongesellschaft vor der eigentlichen Rufnummer<br />

wählt man diese Gesellschaft als Dienstleister aus.<br />

Die Vermittlungsstelle bei Telekom Austria erkennt anhand der vierstelligen<br />

Verbindungsnetzbetreiberkennzahl, dass mit dieser<br />

Verbindung die Dienste eines alternativen Netzbetreibers in Anspruch<br />

genommen werden sollen und übergibt die Verbindung in das<br />

gewünschte Leitungsnetz. Dafür sind so genannte Netzübergabepunkte<br />

(NÜP) vorgesehen. Der alternative Anbieter leitet in<br />

seinem Netz die Verbindung weiter. In Nähe des passiven Partners<br />

wird die Verbindung meist wieder in das Telekom-Netz geleitet.<br />

VSt<br />

Call by Call<br />

34


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Netzübergabepunkte sind dzt. hauptsächlich die Hauptvermittlungsstellen.<br />

Andere Netzübergabepunkte können vereinbart werden.<br />

Beispiel: Ein Teilnehmer in der Steiermark möchte in Mödling die<br />

Rufnummer 45678 anwählen und dabei einen alternativen<br />

Netzbetreiber (ANB) nutzen. Er wählt also 10XX 02236 45678. Über<br />

den Netzübergabepunkt in Graz wird die Verbindung bei Telekom<br />

Austria in das Netz des alternativen Betreibers 10XX auf die<br />

Vermittlungsstelle Graz übergeben. Der ANB vermittelt die<br />

Verbindung in seinem eigenen Netz nach Wien und übergibt sie von<br />

seiner Vermittlungsstelle Wien an die Hauptvermittlungsstelle Wien<br />

der TA, die die Verbindung nach Mödling weiterleitet.<br />

1 2 3<br />

5 6<br />

4<br />

7 8 9<br />

0<br />

#<br />

*<br />

2 3<br />

1<br />

4 5 6<br />

7<br />

9<br />

*<br />

8<br />

0 #<br />

Telekom<br />

Austria<br />

OVSt<br />

OVSt<br />

Mödling<br />

HVSt<br />

Wien<br />

HVSt<br />

Graz<br />

NÜP<br />

Interconnection<br />

NÜP<br />

VSt<br />

Wien<br />

VSt<br />

Graz<br />

Alternativer<br />

Netzbetreiber<br />

Der Kunde zahlt der TA für diese Verbindung nichts, da die<br />

Verbindungsnetzbetreiberkennzahlen kostenlos angewählt werden<br />

können. Der alternative Betreiber zahlt der TA für diese Verbindung<br />

die entsprechenden Entgelte.<br />

Sollte eine Verbindung den umgekehrten Weg von einem Teilnehmer<br />

eines alternativen Netzanbieters über das Netz bei Telekom Austria<br />

(1001) aufgebaut werden, so zahlt Telekom Austria diesem Anbieter<br />

genauso die Interconnection-Gebühren.<br />

1 2 3<br />

4<br />

7<br />

9<br />

*<br />

8<br />

5 6<br />

0<br />

#<br />

OVSt<br />

Telekom<br />

Austria<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

NÜP<br />

Interconnection<br />

NÜP<br />

VSt<br />

VSt<br />

VSt<br />

Alternativer<br />

Netzbetreiber<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

0<br />

#<br />

*<br />

Netzübergabepunkte<br />

35


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Hat der alternative Anbieter kein eigenes Netz, so führt Telekom<br />

Austria die Verbindung über ihr eigenes Netz zum passiven<br />

Teilnehmer. Die Vermittlungsstelle des alternativen Anbieters wird<br />

nur für die Vergebührungsinformation und Verrechnung benötigt. Der<br />

Anbieter zahlt bei Telekom Austria entsprechend für die Verbindungsweiterleitung<br />

über Telekom Austria eigene Wege.<br />

6<br />

1 2 3<br />

9<br />

4 5<br />

7 8<br />

#<br />

*<br />

0<br />

4<br />

9<br />

5<br />

7 8<br />

1<br />

2 3<br />

6<br />

0<br />

*<br />

#<br />

Telekom<br />

Austria<br />

OVSt<br />

OVSt<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

HVSt<br />

NÜP<br />

Interconnection<br />

VSt<br />

Alternativer<br />

Netzbetreiber<br />

Gesprächsführung IMMER über Telekom Austria: Notrufdienste,<br />

080x und 09xx, 00800<br />

Verbindung wird NICHT hergestellt (Ansage / SIT): 071x, 081x,<br />

082x und 09xx, zum Bereich Onlinedienste, zum Bereich 17, zu<br />

öffentlichen Kurzrufnummern sowie zu Tonbanddiensten<br />

Interconnection-Preise<br />

Für Verbindungsaufbauleistungen und nicht zustandegekommene<br />

Gespräche entstehen keine zusätzlichen Entgelte. Das Entgelt<br />

bemisst sich auf der Grundlage einer Sekundenabrechnung des<br />

zustandegekommenen Gespräches.<br />

Preselection (Carrier Preselection)<br />

Dieser Dienst erlaubt es einen Netzbetreiber fix zu wählen. Telekom<br />

Austria muss dabei die Gespräche automatisch routen. Bei Telekom<br />

Austria wird die vom Kunden gewünschte alternative Telefongesellschaft<br />

als Dienstleister „voreingestellt“. Verbindungen laufen dann<br />

über diesen Netzanbieter, ohne dass man die Verbindungsnetzbetreiberkennzahl<br />

vor der Rufnummer eintippen muss.<br />

Preselection nicht wirksam - Gesprächsführung IMMER über<br />

Telekom Austria: zu Rufnummernbereichen 071x, 08xx und 09xx,<br />

Preselection<br />

36


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

00800, Notrufdiensten, zum Bereich 17, zu öffentlichen Kurzrufnummern,<br />

Tonbanddiensten, sowie zu Rufnummern im Bereich<br />

Onlinedienste.<br />

5.3.2 Entbündelung (Unbundling)<br />

Beim entbündelten Netzzugang mietet ein Betreiber Teile des<br />

Netzwerkes (z. B. Teilnehmeranschlussleitungen). Der neue Betreiber<br />

hat dann das Recht der Nutzung über den entbündelten Teil<br />

des Netzes. Mietet ein Betreiber z. B. eine Teilnehmeranschlussleitung,<br />

dann stellt er über diese Leitung exklusiv die<br />

Verbindung zum Endkunden her.<br />

Das Entgelt für die Entbündelung ist vom Zeitraum der zur Verfügung<br />

gestellten Kapazität und nicht von der tatsächlichen Nutzung, wie bei<br />

Interconnection, abhängig.<br />

5.3.3 Call-Back-Dienste<br />

Bei Call-Back-Diensten meldet man einen Auslandsanruf beim<br />

Diensteanbieter an (meist kostenfreie Rufnummer) und wird<br />

innerhalb weniger Sekunden zurückgerufen. Dabei muss man nicht<br />

einmal auflegen. Durch moderne Routing-Technologien wird die<br />

günstigste Verbindung hergestellt.<br />

6. Vergebührung (Tarifierung)<br />

Die Vergebührung ist für den Netzbetreiber einer der wichtigsten<br />

Aspekte des Kommunikationsnetzes. Neben dem monatlichen<br />

Grundentgelt werden zeit- und entfernungsabhängige<br />

Verbindungsentgelte für die geführten Verbindungen erhoben. In<br />

einigen Datennetzen gibt es auch eine volumenabhängige Gebühr.<br />

Normalerweise wird der rufende Teilnehmer mit den anfallenden<br />

Gebühren belastet. Diese werden in der Vermittlungsstelle des<br />

rufenden Teilnehmers gesammelt und in gewissen Zeitabständen zur<br />

Verrechnungsstelle übertragen. Die Gebührenerfassung beinhaltet<br />

meist Datum, Uhrzeit, Dauer, Zone und Ziel der Verbindung. In der<br />

Abrechnung wird normalerweise nur die Summe dargestellt. Bei<br />

entsprechender Beantragung durch den Anschlussinhaber kann<br />

auch eine detaillierte Rechnung erstellt werden.<br />

6.1 Tarifstruktur<br />

Die Netzbetreiber versuchen durch Tarifstrukturen mit Zeit- und Entfernungszonen<br />

die entstehenden Kosten mit den anfallenden<br />

Gebühren zu decken und natürlich einen entsprechenden Gewinn zu<br />

erwirtschaften. Eine entfernungsabhängige Unterscheidung ist<br />

Entbündelung<br />

Call-Back-<br />

Dienste<br />

Vergebührung<br />

Tarifstruktur<br />

37


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

notwendig, da die Kosten für eine Fernverbindung höher sind als für<br />

eine Orts- oder Regionalverbindung. Eine zeitabhängige<br />

Unterscheidung wird oft auf Grund des unterschiedlichen<br />

Verkehrsaufkommens gemacht. In verkehrsstarken Zeiten müssen<br />

entsprechend mehr Ressourcen (Vermittlungseinrichtungen,<br />

Leitungen, Kanäle, ...) vorhanden sein, als es in der verkehrsschwachen<br />

Zeit notwendig wäre. Ein wichtiger Parameter bei der<br />

Festlegung des zeitabhängigen Tarifes ist die Verbindungsdauer. Es<br />

sind verschiedene Abrechnungsarten möglich z. B. in Impulsen, im 6-<br />

Sekunden-Takt, sekundengenau mit Mindestverrechnung z. B. 30<br />

Sekunden), sekundengenau ohne Mindestverrechnung.<br />

Die nachfolgenden Informationen stammen von der Telecom Control:<br />

Taktverrechnung und Impulsverrechnung<br />

Bei der Taktverrechnung wird für jedes Telefonat die<br />

Verbindungsdauer gemessen. Bei Betreibern, die im Sekundentakt<br />

verrechnen, zahlen Sie genau die Anzahl an Sekunden, die sie<br />

telefoniert haben. Andere Betreiber runden auf Taktzyklen auf. Sie<br />

zahlen z. B. bei einem 30-Sekunden-Takt jeweils für angefangene 30<br />

Sekunden den Preis einer halben Minute. Manche Betreiber sehen<br />

zunächst einen längeren Taktzyklus und dann kürzere Taktzyklen<br />

vor. Betreiber, die eine Taktverrechnung anwenden, sehen meist für<br />

alle wichtigen Entfernungszonen denselben Takt, aber<br />

unterschiedliche Minutenpreise vor.<br />

Bei der Impulsverrechnung kostet ein Tarifimpuls einen fixen Betrag.<br />

Alle Tarifimpulse kosten also gleich viel, die Dauer der Tarifimpulse<br />

ändert sich aber je nach Tageszeit und Entfernungszone. Sie zahlen<br />

jeweils für angefangene Tarifimpulse.<br />

Je länger die Taktzyklen oder Tarifimpulse sind, desto mehr müssen<br />

Sie auf die ausgewiesenen Preise aufschlagen, da auch für kurze<br />

Telefonate immer ein ganzer Taktzyklus oder Tarifimpuls anfällt. Je<br />

länger das Telefonat ist, das Sie führen, desto unwichtiger wird die<br />

unterschiedliche Taktung.<br />

Mit der Taktverrechnung und Impulsverrechnung stellen die<br />

Netzbetreiber die relativ hohen Kosten des Verbindungsaufbaus in<br />

Rechnung. Sekundengenaue Verrechnung bietet zwar den Vorteil<br />

der Tariftransparenz für den Kunden, hat aber für den Betreiber den<br />

Nachteil, dass sich sehr kurze Verbindungen wegen der hohen<br />

Kosten des Verbindungsaufbaus nicht rentieren.<br />

Taktverrechnung<br />

Sie werden in den Ergebnissen Ihrer Abfrage immer wieder folgende<br />

Symbole sehen: 1/1, 72/72 60/15. Diese Angabe zeigt Ihnen die<br />

Taktung, das Intervall nach dem abgerechnet wird, an. Die erste Zahl<br />

38


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

sagt Ihnen, wie viele Sekunden pro Gespräch mindestens verrechnet<br />

werden. Die zweite Zahl gibt die Dauer der darauf folgenden<br />

Taktzyklen in Sekunden an, auf die jeweils aufgerundet wird. 1/1<br />

bedeutet sekundengenaue Abrechnung ab dem Verbindungsaufbau.<br />

Ein Beispiel: 60/15: Für jedes Gespräch werden mindestens 60<br />

Sekunden verrechnet, die restlichen Sekunden werden auf ein<br />

Vielfaches von 15 aufgerundet. Für ein Gespräch, das 83 Sekunden<br />

dauert, werden Ihnen also 90 Sekunden (60+2*15) in Rechnung<br />

gestellt. Also: 60 Sekunden werden Ihnen für den Aufbau des<br />

zustandegekommenen Gesprächs verrechnet. Nach den ersten 60<br />

Sekunden wird im 15-Sekunden-Rhythmus gearbeitet.<br />

Impulsverrechnung<br />

Nach diesem System werden die Verbindungsdauern nicht direkt zur<br />

Berechnung des Entgeltes herangezogen, sondern in so genannte<br />

"Tarifimpulse" umgerechnet. Die einzelnen Tarifimpulse kosten für<br />

den einzelnen Kunden immer gleich viel. Die unterschiedliche<br />

Tarifierung entsteht dadurch, dass die Tarifimpulse je nach<br />

Entfernungszone und Zeitfenster unterschiedlich schnell anfallen.<br />

6.2 Tarife<br />

Monatliche Grundentgelte<br />

Die derzeit gültigen Grundentgelte sind in den Tarifinformationen<br />

nachzulesen.<br />

Verbindungsentgelt<br />

Im Selbstwählverkehr werden abgehende Verbindungen und - bei<br />

den mit analogen Vermittlungsstellen verbundenen Fernsprechanschlüssen<br />

- die sonstige Netzbelegung durch den anrufenden<br />

Anschluss tarifiert.<br />

Die Höhe des Verbindungsentgeltes wird nach der Zahl der<br />

angefallenen Tarifimpulse berechnet.<br />

Die Zahl der angefallenen Tarifimpulse ist von der Entfernungszone,<br />

der Tageszeit und dem Wochentag (Zeitzonen) sowie von der<br />

Tarifierungsdauer abhängig. Die Entfernungszone ergibt sich aus der<br />

Zonenzuordnung (Entfernung) oder ist von der Art des gerufenen<br />

Fernsprechanschlusses oder des in Anspruch genommenen<br />

Dienstes abhängig.<br />

Im Gegensatz zu den alten, analogen Systemen wird im OES die<br />

Zeit des Verbindungsaufbaues nicht mehr vergebührt. Konnte für<br />

den Kunden in einem analogen System nach Wahl der ersten Ziffer<br />

innerhalb von 72 Sekunden der erste Tarifimpuls wirksam werden,<br />

Tarife<br />

39


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

langt für den Kunden im OES erst mit Melden des gerufenen Kunden<br />

der erste Tarifimpuls ein. Die Tarifierung endet nach der Trennung<br />

der Verbindung durch einen der beiden Fernsprechanschlüsse.<br />

Die Entfernungszone ergibt sich aus der Zonenzuordnung<br />

(Entfernung) oder ist von der Art des gerufenen Anschlusses oder<br />

des in Anspruch genommenen Dienstes abhängig. Je nach<br />

Tageszeit und Entfernungszone ergeben sich die entsprechenden<br />

Impulsintervalle.<br />

Die Entfernungszonen, Tarif-Modelle, Zeitzonen und Grundentgelte<br />

ändern sich derzeit häufig. Daher sind diese in unserem Lernbehelf<br />

nicht berücksichtigt. Die gültigen Tarife sind den Tarifinformationen<br />

der TA zu entnehmen.<br />

7. Prinzip der digitalen Vermittlungstechnik<br />

In der digitalen Vermittlungstechnik wird mit PCM-Signalen<br />

gearbeitet. Die analogen Sprachsignale werden mit<br />

Pulscodemodulation spätestens am Eingang der Vermittlungsstelle<br />

(z. B. in der Line Card) digitalisiert und in Form von 8-Bit-Codewörtern<br />

verarbeitet. Für jede Verbindung werden pro Sekunde 8.000<br />

Codewörter weitervermittelt. Entsprechend PCM 30 oder PCM-<br />

Systemen höherer Ordnung werden mehrere Fernsprechsignale zu<br />

125-µs-Perioden (Pulsrahmen) zusammengefasst. Innerhalb einer<br />

Periode hat jedes Codewort eine bestimmte Zeitlage (Kanal-<br />

Zeitschlitz).<br />

Ein Koppelnetz einer digitalen Vermittlungsstelle muss imstande<br />

sein, die der Reihe nach auf den ankommenden Multiplexleitungen<br />

einlangenden Codewörter raum- und zeitlagenmäßig verändert auf<br />

die abgehenden Multiplexleitungen aufzuteilen. Man spricht auch von<br />

einer Raum-/Zeitvermittlung.<br />

PCM-Signal<br />

Raum-/Zeit-<br />

Vermittlung<br />

40


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Die vermittlungstechnischen Abläufe werden durch Rechner bzw. der<br />

darin enthaltenen Software gesteuert (Stored Program Controlled,<br />

SPC).<br />

7.1 Struktur eines digitalen Vermittlungssystems<br />

Ein digitales Vermittlungssystem besteht im Allgemeinen aus drei<br />

Funktionsgruppen.<br />

Anschlusseinheiten<br />

An diese werden die Teilnehmerleitungen und die<br />

Vermittlungsleitungen angeschlossen. Anschlusseinheiten bilden die<br />

Schnittstelle zwischen den übertragungstechnischen Einrichtungen<br />

der Leitungen und dem Koppelnetz. In dieser Funktionsgruppe sind<br />

periphere Prozessoren zur Steuerung und zum Datenaustausch mit<br />

der zentralen Steuerung enthalten.<br />

Für das Zusammenarbeiten des Teilnehmeranschlusses mit der<br />

Vermittlungsstelle sind die so genannten BORSCHT-Funktionen zu<br />

erfüllen:<br />

• BATTERY<br />

Speisung von Endstellen und Vorfeldeinrichtungen<br />

Digitales<br />

Vermittlungssyst<br />

em<br />

41


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Koppelnetz<br />

• OVERVOLTAGE<br />

Schutz der technischen Einrichtungen gegen<br />

Überspannung (Blitz, Beeinflussung durch parallel<br />

laufende Hochspannungsleitungen)<br />

• RINGING<br />

Rufen des Endgerätes (Aussendung des Rufstromes)<br />

• SIGNALLING<br />

Kennzeichengabe (Signalisierung) auf der<br />

Teilnehmerleitung zwischen Vermittlungsstelle und<br />

Endgerät<br />

• CODING (CODEC)<br />

Analog-/Digital- und Digital-/Analog-Umsetzung<br />

• HYBRID<br />

Trennung der beiden Übertragungsrichtungen<br />

(Gabelschaltung für 2-Draht/4-Draht-und 4-Draht/2-Draht-<br />

Umsetzung)<br />

• TESTING<br />

Anschaltemöglichkeit von Prüfeinrichtungen zum<br />

manuellen oder automatischen Prüfen der<br />

Teilnehmerleitung und der Teilnehmereinrichtung sowie<br />

der Teilnehmerschaltung.<br />

Das Koppelnetz dient zur Vermittlung von Nutzinformationen<br />

(Sprache, Daten) und zum Signalaustausch zwischen den<br />

peripheren Funktionseinheiten und der zentralen Steuerung. Das<br />

Koppelnetz besteht aus Raum- und Zeitkoppelstufen sowie<br />

Mikroprozessoren zur Steuerung und Einstellung.<br />

8. Grundbegriffe der Zeichengabe<br />

Um eine Verbindung (z. B. ein Telefongespräch) aufbauen zu<br />

können, müssen zwischen den verschiedenen Einrichtungen (wie<br />

Endgeräte, Vermittlungsstellen) eines Telekommunikationsnetzes<br />

Steuerzeichen und andere Informationen ausgetauscht werden. So<br />

muss das Endgerät der Vermittlungsstelle (z. B. mittels<br />

Schleifenbildung) mitteilen, dass ein Verbindungswunsch vorliegt.<br />

Die Vermittlungsstelle informiert den Teilnehmer durch den Wählton,<br />

dass sie wahlaufnahmebereit ist. Der Teilnehmer wählt die<br />

gewünschte Nummer. Bei Bedarf muss die Wahlinformation in eine<br />

Fernsprechverbindung<br />

42


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

andere Vermittlungsstelle übertragen werden. Dem gerufenen<br />

Teilnehmer wird angezeigt, dass ein Verbindungswunsch vorliegt<br />

(der Telefonapparat soll läuten). Das Melden des gerufenen<br />

Teilnehmers wird der Vermittlungsstelle des rufenden TN signalisiert,<br />

um mit der Vergebührung beginnen zu können. Zwischen den<br />

Vermittlungsstellen müssen noch weitere Informationen<br />

ausgetauscht werden (z. B. zur Steuerung von Zusatzdiensten).<br />

TN A<br />

Teilnehmerleitung<br />

Belegung<br />

Akzeptieren (Wählton)<br />

Wahl<br />

Freiton<br />

Auslösen<br />

Vermittlungsstelle<br />

A<br />

Belegung<br />

Wahl<br />

Melden<br />

Vermittlungsstelle<br />

B<br />

Nachrichtenaustausch (Verbindungszustand)<br />

Auslösen<br />

Teilnehmerleitung<br />

Ruf<br />

Melden<br />

Auslöseanzeige<br />

(Besetztton)<br />

Auslösen<br />

TN B<br />

Dieser Informationsaustausch der Endgeräte mit dem<br />

Telekommunikationsnetz (Vermittlungsstelle) bzw. die<br />

Kommunikation zwischen den Vermittlungseinrichtungen wird als<br />

Zeichengabe (oder Signalisierung) bezeichnet. Je moderner und<br />

leistungsfähiger ein Netz ist, umso umfangreicher ist die Menge der<br />

zu übertragenden Steuerinformationen.<br />

In der Vermittlungstechnik unterscheidet man prinzipiell<br />

• Zeichengabe auf der Teilnehmerleitung zum Informationsaustausch<br />

zwischen Endeinrichtung und zuständiger<br />

Vermittlungsstelle.<br />

• Zeichengabe zwischen Vermittlungsstellen.<br />

Weiters wird noch Zeichengabe zwischen Vermittlungsstellen und<br />

einem eventuell vorhandenen zentralen Network Management durchgeführt.<br />

Dabei werden Informationen zwischen Vermittlungsstellen<br />

und Rechnern, die das Telekommunikationsnetz konfigurieren, verwalten<br />

und überwachen, ausgetauscht.<br />

Begriff<br />

Zeichengabe<br />

43


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

8.1 Arten<br />

Kanalgebundene Zeichengabe<br />

Je nach Art der Endeinrichtungen, der Vermittlungseinrichtungen und<br />

der Leitungen wurden im Laufe der Zeit verschiedene Zeichengabeverfahren<br />

entwickelt. Analoge Zeichengabeverfahren arbeiten mit<br />

Gleichstromzeichen bzw. mit Wechselstrom- (Tonfrequenz-) zeichen.<br />

Das Übertragen der Zeichen erfolgt über die Leitung, die auch für<br />

das Nutzsignal verwendet wird. Diese Art der Signalisierung wird als<br />

leitungs- oder kanalgebundene Zeichengabe bezeichnet.<br />

Vermittlungsstelle<br />

A<br />

Vermittlungsstelle<br />

B<br />

Koppelnetz<br />

Leitungen<br />

(Nutzkanäle und<br />

Zeichengabe)<br />

Koppelnetz<br />

Steuerung<br />

Steuerung<br />

Rechnergesteuerte Vermittlungssysteme, Lichtwellenleiter und das<br />

umfangreiche Angebot an Telekommunikation haben eine Weiterentwicklung<br />

der Zeichengabe erfordert.<br />

Zeichengabe über einen zentralen Zeichenkanal<br />

Derzeit werden hauptsächlich digitale Zeichengabeverfahren eingesetzt,<br />

die einen zentralen Zeichengabekanal verwenden.<br />

Bei der Zeichengabe über einen zentralen Zeichenkanal wird die<br />

Übertragung sämtlicher vermittlungstechnischer Zeichen über einen,<br />

für viele Sprechkreise (Nutzkanäle) gemeinsamen Datenkanal durchgeführt.<br />

Nutzkanal und Zeichenweg werden also getrennt. Dadurch können<br />

die Endeinrichtungen der einzelnen Leitungen vereinfacht werden.<br />

Der zentrale Zeichenkanal kann neben den für den Verbindungsaufbau<br />

und -abbau benötigten Zeichen noch weitere Informationen<br />

übertragen (z. B. allgemeine Aussagen über den Zustand des Vermittlungssystems,<br />

Verkehrsmessdaten).<br />

Kanalgebundene<br />

Zeichengabe<br />

Zentraler<br />

Zeichenkanal<br />

44


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Vermittlungsstelle<br />

A<br />

Vermittlungsstelle<br />

B<br />

Koppelnetz Koppelnetz<br />

Nutzkanäle<br />

Steuerung<br />

Zeichengabeeinrichtung<br />

Zeichengabekanäle<br />

Zeichengabeeinrichtung<br />

Vermittlungsstelle<br />

C<br />

Steuerung<br />

Zeichengabeeinrichtung<br />

Ein derartiges Verfahren ist z. B. das Zeichengabeverfahren Nr. 7<br />

(ZGV 7) zum Austausch von Steuerinformationen zwischen Vermittlungsstellen.<br />

45


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

9. Grundbegriffe der Pulscodemodulation<br />

9.1 Multiplexverfahren<br />

Zum Aufbau eines Telekommunikationsnetzes werden Kabel<br />

zwischen den technischen Einrichtungen (Vermittlungsstellen,<br />

Teilnehmerendeinrichtungen) benötigt. Ein Kabel enthält eine<br />

bestimmte Anzahl an Leitungen, über die Verbindungen aufgebaut<br />

werden können.<br />

Die Übertragung der Gespräche (Kanäle) erfolgt im so genannten<br />

Basisband (300 bis 3.400 Hz), räumlich getrennt, ein Gespräch je<br />

Leitung (2- oder 4-Drahtleitung).<br />

Da im Leitungsnetz ein besonders hoher Anteil der Investitionskosten<br />

steckt, war man frühzeitig bemüht, wenigstens die Leitungen des<br />

Weitverkehrsnetzes mehrfach auszunutzen.<br />

Es wurden verschiedene Möglichkeiten dafür entwickelt, die als<br />

Multiplexverfahren bezeichnet werden. Multiplexverfahren dienen der<br />

Mehrfachausnutzung von Übertragungsmedien. Man unterscheidet<br />

prinzipiell Frequenz- und Zeitmultiplexverfahren.<br />

Seit langer Zeit werden Frequenzmultiplexsysteme<br />

(Trägerfrequenzsysteme) verwendet.<br />

Die Übertragung mehrerer Kanäle pro Leitung erfolgt durch<br />

Verschiebung der einzelnen Kanäle in unterschiedliche<br />

Frequenzbänder (Modulation). Innerhalb der Bandbreite B werden n<br />

Frequenzmultiplex<br />

46


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Kanäle übertragen. Eine Trägerfrequenz wird mit einem<br />

Fernsprechsignal moduliert und dadurch das Fernsprechsignal in<br />

einen anderen Frequenzbereich gebracht. Auf diese Art können über<br />

eine Leitung mehrere Verbindungen gleichzeitig übertragen werden,<br />

ohne sich gegenseitig zu beeinflussen. Auf der Empfangsseite steht<br />

nach der Demodulation das Fernsprechsignal wieder in seiner<br />

ursprünglichen Frequenzlage zur Verfügung.<br />

Digitale Zeitmultiplexsysteme basieren auf der Puls-Code-<br />

Modulation und sind seit den 60er-Jahren im Einsatz.<br />

Übertragung vieler Kanäle je Leitung durch zeitliche<br />

Verschachtelung der einzelnen Kanäle, d. h. sie werden zeitlich<br />

nacheinander in regelmäßigen Abständen freigegeben.<br />

Innerhalb der Periode T werden n Kanäle übertragen.<br />

9.2 Prinzip der Pulscodemodulation (PCM)<br />

Bei der Pulscodemodulation wird das zu übertragende (oder auch zu<br />

vermittelnde) analoge Sprachsignal in regelmäßigen Abständen<br />

abgetastet und die Amplitude zum jeweiligen Abtastzeitpunkt in Form<br />

einer binär codierten Zahl dargestellt. Die so entstehende Folge von<br />

binären Abtastwerten repräsentiert nun das Sprachsignal und kann<br />

mit den Mitteln der Digitaltechnik weiterverarbeitet, übertragen und<br />

dann wieder in ein analoges Signal zurückverwandelt werden.<br />

Zeitmultiplex<br />

Prinzip PCM<br />

47


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Zur Übertragung von Schwingungen (z. B. Sprechwechselstrom) ist<br />

nicht der komplette Schwingungsverlauf erforderlich. Es genügt, der<br />

Schwingung in bestimmten Zeitabständen Abtastproben zu entnehmen<br />

und diese zu übertragen. Durch das Abtasten entsteht eine<br />

Folge kurzer Impulse, deren Amplituden den jeweiligen Momentanwerten<br />

der Schwingung entsprechen. Man bezeichnet dies als<br />

Pulsamplitudenmodulation (PAM).<br />

Zwischen den einzelnen Abtastwerten entstehen relativ große<br />

Pausen. Diese Pausen können zur Übertragung anderer PAM-<br />

Signale verwendet werden. Die Impulse verschiedener PAM-Signale<br />

ergeben dann ein PAM-Zeitmultiplexsignal.<br />

Abtasten<br />

PAM-<br />

Zeitmultiplexsignal<br />

48


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Damit keine Störsignale entstehen bzw. kein Informationsverlust<br />

auftritt, muss das analoge Signal mit einer bestimmten<br />

Mindestfrequenz abgetastet werden.<br />

Entsprechend dem so genannten Abtasttheorem lautet diese Beziehung:<br />

Die Abtastfrequenz (fA) muss mindestens gleich oder größer sein als<br />

das Doppelte der höchsten im analogen Signal vorkommenden<br />

Frequenz (fS):<br />

fA > 2 fS<br />

Wird das Abtasttheorem eingehalten, so kann das Signal am<br />

anderen Ende der Leitung wieder richtig gebildet werden.<br />

Frequenz 0 = Ursprungssignal<br />

notwendige Abtastfrequenz = f A= 2 x f0<br />

gewählte Abtastfrequenz = f A = 8 x f0<br />

abgetastetes Signal<br />

PAM - Signal<br />

rückgewonnenes Signal<br />

Abtasttheorem<br />

49


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Wird zu wenig oft abgetastet, so wird am anderen Ende der Leitung<br />

das Signal nicht richtig erkannt. Es entstehen Verzerrungen.<br />

Frequenz 0 = 7 Ursprungssignal<br />

notwendige Abtastfrequenz = f A= 14 x f0<br />

gewählte Abtastfrequenz = f A = 8 x f0<br />

abgetastetes Signal<br />

PAM - Signal<br />

rückgewonnenes Signal<br />

Eine Überabtastung (zu oft abtasten) bewirkt keine Verzerrungen,<br />

erhöht aber den Aufwand.<br />

Für das in der Fernsprechtechnik benutzte Frequenzband von<br />

300 Hz bis 3.400 Hz wurde eine Abtastfrequenz von 8.000 Hz<br />

international festgelegt. Das Fernsprechsignal wird somit 8.000-mal<br />

pro Sekunde abgetastet. Der Abstand zwischen zwei aufeinander<br />

folgenden Abtastwerten des gleichen Fernsprechsignals beträgt<br />

125 µs.<br />

Das Fernsprechsignal gelangt über ein Tiefpassfilter (zur Unterdrückung<br />

von Frequenzen, die höher als die halbe Abtastfrequenz<br />

sind) zu einem elektronischen Schalter. Dieser entnimmt dem<br />

Fernsprechsignal alle 125 µs einen Abtastwert.<br />

Das bisher betrachtete PAM-Signal ist noch ein Analogsignal. Erst<br />

durch Quantisierung und Codierung wird es zu einem Digitalsignal.<br />

50


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Bei der Quantisierung werden die Pulsamplituden einer Anzahl von<br />

sogenannten Quantisierungsintervallen zugeordnet. Die einzelnen<br />

Quantisierungsintervalle werden mit einem geeigneten Binärcode<br />

durchnummeriert. Zur Übertragung des Amplitudenwertes wird das<br />

Binärcodewort des entsprechenden Intervalls gesendet.<br />

Durch die Quantisierung erfolgt auch im Gegensatz zur analogen<br />

Übertragung eine Begrenzung der Amplitude.<br />

Begrenzung<br />

Begrenzung<br />

Durch die lineare Quantisierung des Sprachsignals entstehen Fehler<br />

(Quantisierungsverzerrungen), die sich als Geräusch bemerkbar<br />

machen.<br />

Lineare<br />

Quantisierung<br />

51


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

+4 / I I I<br />

+3 / I I 0<br />

+2 / I 0 I<br />

+1 / I 0 0<br />

-1 / 0 0 0<br />

-2 / 0 0 I<br />

-3 / 0 I 0<br />

Quantisierungsbereich Intervall Nr. + Binärcode<br />

-4 / 0 I I<br />

PULSCODE<br />

t<br />

Rückgewonnenes<br />

Signal<br />

Ursprungssignal<br />

Abtastzeitpunkt<br />

Bei genügend feiner Abstufung werden die<br />

Quantisierungsverzerrungen klein und die Geräusche nicht<br />

wahrnehmbar. Allerdings wird der technische Aufwand größer je<br />

mehr Quantisierungsintervalle vorhanden sind.<br />

Man kann auch eine nichtgleichmäßige Quantisierung verwenden:<br />

• kleine Quantisierungsintervalle im Bereich kleiner Signalwerte<br />

und<br />

• größere Quantisierungsintervalle im Bereich größerer<br />

Signalwerte.<br />

Dadurch ist das Verhältnis zwischen Eingangssignal und möglicher<br />

Abweichung durch die Quantisierung für alle Eingangssignalwerte<br />

annähernd gleich groß. Die Anzahl der notwendigen<br />

Quantisierungsintervalle kann verringert werden.<br />

Nichtlineare<br />

Quantisierung<br />

Nichtlineare<br />

Quantisierung<br />

52


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

In der Praxis werden für das Fernsprechen 256<br />

Quantisierungsintervalle verwendet. Jedem Quantisierungsintervall<br />

wird ein 8-Bit-Codewort zugeordnet. Die Einzelheiten der<br />

nichtlinearen Quantisierung werden durch Kennlinien festgelegt. Die<br />

ITU-T (CCITT) empfiehlt u. a. die „13-Segment-Kennlinie“ (A-Gesetz)<br />

für PCM-30-Systeme, die in Europa zum Einsatz kommt.<br />

Auf der Empfangsseite wird das Binärcodewort decodiert und daraus<br />

wieder die Analogspannung erzeugt.<br />

13-Segment-<br />

Kennlinie<br />

Decodierung<br />

53


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

9.3 Vor- und Nachteile digitaler Vermittlungssysteme<br />

Vorteile:<br />

• Platz sparende Bauweise durch Verwendung hochintegrierter<br />

Schaltkreise<br />

• Rasche, einfache Montage und Erweiterung durch Anwendung<br />

der Einschubtechnik und Verwendung der Modulbauweise<br />

• Fast wartungsfrei und zentrale Bedienung möglich, daher wenig<br />

Betriebspersonal erforderlich<br />

• Schneller Verbindungsaufbau<br />

• Einfache Änderungen und Anpassungen (z. B. Verzonung)<br />

• Teilweise automatische Fehlereingrenzung<br />

• Mehr Leistungsmerkmale für die Teilnehmer möglich.<br />

Nachteile:<br />

• Derzeit höherer Energieverbrauch<br />

• Entwärmung bzw. Klimatisierung erforderlich<br />

• Spezielle Anforderungen an die Hochbautechnik.<br />

Vorteile<br />

Nachteile<br />

54


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

10. Intelligente Netze - IN<br />

Das Konzept der „Intelligenten Netze“ (IN) entstand mit der Planung<br />

der auf speicherprogrammgesteuerten Vermittlungsstellen<br />

basierenden Netze. Die Fernsprechnetze mit zentralisierten<br />

rechnergesteuerten Vermittlungsstellen entwickelten sich zu<br />

Kommunikationsnetzen mit verteilten, mikroprozessorgesteuerten<br />

und intelligenten Subsystemen. Die entstehenden<br />

Kommunikationsnetze wurden mit dem Schlagwort „Intelligent<br />

Networks“ bezeichnet.<br />

Warum werden die genannten Netze als „intelligent“ bezeichnet?<br />

Intelligenz wird durch Information und Logik, d. h. Verarbeitung der<br />

Information ermöglicht. Aus diesem Grund wird der Begriff „Intelligenz“<br />

im englischsprachigen Raum oft mit (vermehrtem) Rechnereinsatz<br />

und damit erhöhter Verarbeitungsleistung gleichgesetzt.<br />

Stattet man das Fernsprechnetz mit der Fähigkeit aus, Informationen<br />

mittels digitaler Vermittlungsstellen, Rechner und Datenbanken zu<br />

erfassen, zu unterscheiden, zu verknüpfen und zu speichern, so wird<br />

sein Verhalten „intelligenter“ - da flexibler - erscheinen.<br />

Die Ziele von Intelligenten Netzen sind Vereinfachung und größere<br />

Flexibilität bei der Dienste- und Netzgestaltung sowie Unabhängigkeit<br />

von der eingesetzten Systemtechnik.<br />

10.1 Funktionsebenen des IN<br />

SSP<br />

SMP<br />

SCP<br />

STP<br />

SSP<br />

SSP<br />

SMP<br />

Service Management Point<br />

SCP<br />

Service Control Point<br />

STP<br />

Signalling Transfer Point<br />

SSP<br />

Service Switching Point<br />

Service User<br />

Dienstenutzer<br />

Intelligente Netze<br />

Funktionsebenen<br />

55


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Das IN-Konzept baut auf der bereits bestehenden Netzarchitektur<br />

auf. Dabei werden die Diensteigenschaften in logische Module -<br />

voneinander unabhängige Funktionsgruppen - aufgeteilt. Dies geschieht<br />

unter Berücksichtigung der entsprechend notwendigen bzw.<br />

der vorhandenen Hard- und Software. Das intelligente Kommunikationsnetz<br />

gliedert sich prinzipiell in folgende funktionale Ebenen:<br />

Service User (Dienstenutzer)<br />

Teilnehmerendgeräte; diese bilden die unterste Ebene.<br />

Service Switching Point, SSP (IN-Vermittlungsstelle)<br />

Der Service Switching Point ist das Interface zum Service User. Als<br />

SSP dienen die digitalen Vermittlungsstellen. Der Einstieg in einen<br />

IN-Dienst erfolgt über eine Kennzahl. Der SSP setzt sich nach der<br />

Belegung mit dem für ihn zuständigen Service Control Point (SCP) in<br />

Verbindung (über ZGV7). Der SCP übernimmt ab dem Zeitpunkt<br />

seiner Belegung die Führung des SSP. Der SSP überwacht laufend<br />

das Verhalten der Gesprächsteilnehmer und informiert den SCP<br />

darüber (z. B. über Wahlende, Gesprächsende). Im Verlaufe eines<br />

Verbindungsaufbaues kann es für den Benutzer auch vorteilhaft oder<br />

notwendig sein, durch Aussagen informiert bzw. geführt zu werden.<br />

Diese Aussagen sind entweder Informationen (z. B. „bitte warten“)<br />

oder Anweisungen (z. B. Aufforderung zur Eingabe weiterer Ziffern).<br />

Im Netz der TA ist die SSP-Funktionalität in alle Ortsvermittlungs-,<br />

Netzvermittlungs- und Hauptvermittlungsstellen integriert.<br />

Der SSP ist diensteunabhängig, trennt die Nutzinformationen von der<br />

Steuersignalisierung und der Informationsverarbeitung.<br />

Service User<br />

Service<br />

Switching Point<br />

56


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Signalling Transfer Point, STP<br />

Signalling Transfer Points dienen für den Datenaustausch zwischen<br />

den SCP und SSP. Verwendet werden die STPs des<br />

Zeichengabenetzes (Zeichengabeverfahren Nr. 7), die um einen<br />

Anwenderteil (User Part) für Funktionen des Intelligenten Netzes<br />

ergänzt werden müssen.<br />

Service Control Point, SCP (Dienste-Steuerungspunkt)<br />

Der Service Control Point ist die zentrale Steuerung der IN-Dienste.<br />

Der SCP ist für den Verbindungsaufbau verantwortlich, aber in die<br />

eigentliche Nutzsignalverbindung nicht mehr einbezogen. Während<br />

des Verbindungsaufbaues übernimmt der SCP die<br />

Verbindungssteuerung.<br />

Der SCP ist die zentrale Stelle, in der alle Informationen über die<br />

Abrechnung von Diensten gespeichert sind. Außerdem werden<br />

statistische Informationen gesammelt und zwischengespeichert. Es<br />

handelt sich dabei um Daten über die Dienstenutzung sowie<br />

Aussagen über die Netzbelastung. Alle Daten werden zum Service<br />

Management Point übertragen, wo sie für die weitere Nutzung<br />

aufbereitet werden und für den Netzbetreiber und die Diensteanbieter<br />

verfügbar sind. Die SCP sind mit den SSP über das Netz<br />

des ZGV 7 (STP) verbunden.<br />

Service Management Point, SMP (Dienste-Verwaltungspunkt)<br />

Der Service Management Point ist das Bediensystem für den SCP.<br />

Im SMP werden alle verwaltungstechnischen Aufgaben für das IN<br />

wahrgenommen:<br />

• das Erstellen der Programme für den SCP,<br />

• die Eingabe und die Veränderung von Diensteigenschaften,<br />

• das Sammeln von Daten sowie<br />

• die Wartung des Gesamtsystems.<br />

Der SMP speichert die Gebühren und die Daten über die Nutzung<br />

von IN-Diensten. Diese Daten kann der Diensteanbieter entsprechend<br />

verwerten. Der Netzbetreiber erhält Informationen über<br />

Auslastung der Systeme und Netze.<br />

Im SMP werden auch neue Dienste, bevor diese in Betrieb<br />

genommen werden, getestet.<br />

Der SCP ist mit dem SMP meistens über ein X.25-Netz verbunden.<br />

Mitwirkende bei den IN-Diensten<br />

• Network Operator (Netzbetreiber)<br />

Betreibt und wartet das Netz für die IN-Dienste.<br />

• Service Provider (Diensteanbieter)<br />

Signalling<br />

Transfer Point<br />

Service<br />

Control Point<br />

Service<br />

Management<br />

Point<br />

Mitwirkende<br />

57


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Verwaltet die IN-Dienste und bietet diese dem Service<br />

Subscriber an.<br />

• Service Subscriber (Dienstekunde = passiver Teilnehmer)<br />

Nimmt IN-Dienste vom Provider in Anspruch und bietet<br />

mittels der verfügbaren Parameter seinen Service Usern<br />

sein - im Rahmen des IN-Dienstes - individuelles Service<br />

an.<br />

• Service User (Dienstenutzer = aktiver Teilnehmer)<br />

Nimmt durch gezielte Wahl einer IN-Rufnummer ein<br />

bestimmtes Service in Anspruch.<br />

10.2 Grundlegende Funktionsweise<br />

In der Vermittlungsstelle wird eine IN-Rufnummer erkannt (durch die<br />

spezielle IN-Zugangsnummer).<br />

Der SSP richtet eine Anfrage an den SCP und übermittelt diesem die<br />

vom Netz mitgelieferten Daten (gewünschte Rufnummer, Teilnehmerursprung,<br />

...). Der SCP ist für das gesamte Netz zentral<br />

angeordnet.<br />

Der SCP gibt anschließend nach Abfragen seiner Datenbank(en), in<br />

Abhängigkeit von verschiedenen Kriterien (z. B. Zeit-, Ursprungs-<br />

und Verkehrsabhängigkeit) eine Steuerinformation an den SSP<br />

zurück (z. B. eine Rufnummer). Diese Informationen sind je IN-<br />

Rufnummer im so genannten Verkehrsführungsprogramm hinterlegt.<br />

Dieses Programm enthält also die kundenspezifischen Daten zur<br />

Steuerung einer IN-Verbindung. Der SSP kann mit der so erhaltenen<br />

Steuerinformation die Verbindung weiterbearbeiten (z. B. mit neuer<br />

Rufnummer zum gerufenen Teilnehmer weiterschalten oder die<br />

entsprechende Ansage durchführen).<br />

Der SMP ist mit der Inanspruchnahme eines Dienstes nicht unmittelbar<br />

befasst, er bearbeitet aber z. B. nach Ende der Dienstenutzung<br />

die vom SCP erstellten Statistikdaten.<br />

10.3 IN-Dienste<br />

Freephone Service<br />

• Freeline<br />

• Global Freeline<br />

• International Freeline<br />

Shared Cost Service<br />

• Votingline<br />

• Service Line<br />

Funktionsweise<br />

58


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Premium Rate Service<br />

• Telebusiness Line (0900)<br />

• Erotik Line (0930)<br />

National Freeline<br />

Dieser Dienst ist für den Anrufer kostenlos (Verbindung zum<br />

Nulltarif). Die Gesprächsentgelte werden vom Dienstekunden (also<br />

vom Angerufenen; B-Teilnehmer) bezahlt. National Freeline ist<br />

innerhalb Österreichs einsetzbar.<br />

Die National Freeline-Vorwahlnummer ist 0800.<br />

Die Freeline-Rufnummern sind sechsstellig. Es werden auch<br />

Wunschnummern bzw. alphanumerische Bezeichnungen angeboten.<br />

Global Freeline +800<br />

Dieser Dienst ist für den Anrufer kostenlos (Verbindung zum<br />

Nulltarif). Die Gesprächsentgelte werden vom Dienstekunden (also<br />

vom Angerufenen; B-Teilnehmer) bezahlt. Mit Global Freeline ist ein<br />

Unternehmen – egal wo sein Standort ist – für Anrufer aus aller Welt<br />

unter einer Rufnummer mit der weltweit einheitlichen<br />

Vorwahlnummer +800 zum Nulltarif erreichbar.<br />

Das „+“ steht für die jeweils landesspezifische internationale<br />

Verkehrsausscheideziffer.<br />

Die der Vorwahl nachfolgenden Freeline-Rufnummern sind<br />

achtstellig. Diese Global Freeline-Rufnummern werden von der ITU<br />

verwaltet.<br />

International Freeline<br />

Dieser Dienst ist für den Anrufer kostenlos (Verbindung zum<br />

Nulltarif). Die Gesprächsentgelte werden vom Dienstekunden (also<br />

vom Angerufenen; B-Teilnehmer) bezahlt. International Freeline ist<br />

interessant, wenn Kunden aus aller Welt ein Unternehmen zum<br />

Nulltarif anrufen sollen.<br />

Der Kunde erhält eine Rufnummer aus dem Nummersystem jenes<br />

Landes, aus dem er angerufen werden soll.<br />

Voting Line<br />

Dieser Dienst erlaubt die Durchführung von Anrufzählungen (z. B. für<br />

Meinungsumfragen, im Rahmen von TV- und Radiosendungen). Auf<br />

Wunsch kann auch eine begrenzte Anzahl von Anrufern nicht nur<br />

gezählt, sondern zu einem Zielanschluß (z. B. Moderator einer TV-<br />

oder Radiosendung) durchgeschaltet werden<br />

Die Voting Line-Rufnummern sind standardmäßig fünfstellig mit<br />

einstelligem Auswahlcode. Wunschnummern und alphanumerische<br />

Bezeichnungen sind möglich.<br />

59


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Service Line 0810 und 0820<br />

Mit der Service Line ist ein Unternehmen für Anrufer aus ganz<br />

Österreich unter einer einheitlichen Vorwahlnummer sowie der<br />

individuellen Rufnummer zum Regionaltarif oder zu einem<br />

festgelegten Gesprächskostenanteil erreichbar.<br />

Bei der Vorwahl 0810 zahlen Anrufer nur den Regionaltarif und bei<br />

0820 einen festgelegten Gesprächskostenanteil. Aus dem Ausland<br />

sind die Service Line-Nummern unter +43/810... bzw. +43/820...<br />

erreichbar. Verrechnet wird der jeweilige Auslandstarif für Österreich.<br />

Die der Vorwahl nachfolgenden Service Line-Rufnummern sind<br />

sechsstellig. Wunschnummern und alphanumerische Bezeichnungen<br />

sind möglich.<br />

Telebusiness Line 0900<br />

Die Telebusiness Line ist für Unternehmen gedacht, die bestimmte<br />

Leistungen (z. B. spezielle Informationen, Kundenberatung,<br />

Vermittlungen) zeitabhängig per Telefon verkaufen wollen.<br />

Der Anrufer zahlt bei dieser Dienstegruppe einen höheren Tarif. Ein<br />

Anteil wird dem Dienstekunden, der mittels dieses Dienstes ein<br />

Informationsangebot für den Anrufer bereitstellt, durch Telekom<br />

Austria ausbezahlt.<br />

Die Telebusiness Line-Vorwahlnummer ist 0900.<br />

Die der Vorwahl nachfolgenden Telebusiness Line-Rufnummern sind<br />

sechsstellig. Wunschnummern und alphanumerische Bezeichnungen<br />

sind möglich.<br />

Erotik Line 0930<br />

Im Prinzip wie die Telebusiness Line. Allerdings wird für diese<br />

Sonderform eine eigene Vorwahl (0930) für alle „Dienste mit<br />

erotischem Inhalt“ verwendet.<br />

Die Erotik Line-Vorwahlnummer ist 0930.<br />

Die der Vorwahl nachfolgenden Erotik Line-Rufnummern sind<br />

sechsstellig. Wunschnummern und alphanumerische Bezeichnungen<br />

sind möglich.<br />

11. Unterschiede ISDN/POTS-Teilnehmer<br />

ISDN ist kein eigenes Netz. Es gibt weltweit eine Zweidraht-<br />

Infrastruktur des Telefonnetzes. Von den Vermittlungsstellen aus<br />

sind sternförmig je zwei verdrillte Drähte<br />

Unterschiede<br />

60


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

(Teilnehmeranschlussleitung) zu allen nahe liegenden<br />

Telefonkunden verlegt. Die Leitungen des Telefonnetzes sind so gut,<br />

dass sie für ISDN geeignet sind. Für eine Umrüstung von einem<br />

analogen Anschluss (POTS) auf ISDN bedeutet dies, dass die<br />

beiden Adern des bisherigen Anschlusses (bis auf wenige<br />

Ausnahmen) benutzt werden können.<br />

Bei einem analogen Anschluss erfolgt die Analog-/Digital-Wandlung<br />

in der Teilnehmerschaltung (Line Card), bei einem ISDN-Anschluss<br />

wird bereits auf der ISDN-Teilnehmeranschlussleitung digital<br />

gearbeitet. Eine eventuell notwendige Analog-/Digitalwandlung<br />

erfolgt im ISDN-Endgerät. Durch die digitale Technik stehen beim<br />

ISDN-Anschluss mehr Möglichkeiten zur Verfügung.<br />

So kann der Kunde auf einer bestehenden Telefonleitung beim<br />

ISDN-Basisanschluss zwei Nutzkanäle verwenden. Dies bedeutet,<br />

dass man zwei externe Verbindungen unabhängig voneinander<br />

nutzen kann, ohne dass eine neue Leitung gelegt werden muss.<br />

Endgeräte können gezielt nach dem verwendeten Dienst (z. B.<br />

Telefonieren, Fax, Datenübertragung) angewählt werden. So kann<br />

ein ankommender Ruf für eine Datenübertragung automatisch an<br />

einen PC gelangen, auch wenn ein Telefon die gleiche Rufnummer<br />

verwendet.<br />

Datenanwendungen funktionieren im ISDN sicherer und schneller als<br />

im analogen Netz. Faxen, Datenübertragung, Online-Nutzung usw.<br />

werden beschleunigt und damit natürlich auch preiswerter.<br />

OES-Vermittlungsstelle<br />

Teilnehmerschaltung<br />

Teilnehmeranschlussleitung<br />

(Kupferdoppelader)<br />

ISDN-Netzabschluss<br />

(NT)<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

0 #<br />

*<br />

ISDN-<br />

Endgerät(e)<br />

POTS-<br />

Endgerät(e)<br />

61


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

12. ISDN-Grundlagen<br />

12.1 Was ist ISDN?<br />

Die Abkürzung ISDN steht für<br />

I ntegrated<br />

S ervices<br />

D igital<br />

N etwork<br />

Dies kann mit „dienste-integrierendes digitales<br />

Telekommunikationsnetz“ übersetzt werden.<br />

Telekom Austria verwendet auch die Bezeichnung<br />

Integriertes<br />

I ntegriertes<br />

S prach<br />

D aten<br />

N etz<br />

Bei ISDN werden alle Informationen in digitaler Form „einheitlich“<br />

übertragen. Dadurch ist es möglich, Sprache, Texte, Bilder und<br />

Daten über dieselbe Leitung über eine genormte<br />

Kommunikationssteckdose zu übermitteln. So ist nur noch ein<br />

Anschluss mit einer einheitlichen Rufnummer nötig, um das gesamte<br />

Angebot im ISDN zu nutzen. Diensteintegration im Endgerät<br />

bedeutet, dass dieses z. B. in der Lage ist, mehrere verschiedene<br />

Dienste auszuführen.<br />

Sprach<br />

Die wesentlichen Vorteile des Fernsprechdienstes im ISDN sind u. a.<br />

der beschleunigte Verbindungsaufbau, die verbesserte Sprachqualität<br />

und viele Zusatzdienste (z. B. Mehrfachrufnummern,<br />

Subadresse). Dies werden insbesonders „Vieltelefonierer“ zu<br />

schätzen wissen.<br />

Daten<br />

Mit der Möglichkeit der Datenübertragung im ISDN besteht eine<br />

kostengünstige und flexible Alternative zur bisher gebräuchlichen<br />

Datenübertragung. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 64<br />

kbit/s und ist somit schneller als bei einigen anderen Formen der<br />

Datenkommunikation (z. B. analoges Modem dzt. nur 33,6 kbit/s [56<br />

kbit/s]).<br />

Netz<br />

Integriertes<br />

Sprach<br />

Daten<br />

62


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

ISDN verwendet das digitale Fernsprechnetz mit den OES-<br />

Vermittlungsstellen, wobei auf den Teilnehmerleitungen ebenfalls<br />

digital übertragen wird. Daher besteht beim ISDN eine digitale<br />

Verbindung von Endgerät zu Endgerät.<br />

12.2 EURO-ISDN<br />

ISDN basierte zwar von Anfang an auf internationalen Normen der<br />

ITU-T (CCITT), doch ließen diese Normen gerade im Bereich der<br />

Kommunikation mit den Endgeräten viele Details offen. Daher haben<br />

viele Länder und Netzbetreiber auf Grund der langsamen Normung<br />

ihre eigenen ISDN-Versionen entwickelt. Die negative Konsequenz<br />

waren Inkompatibilitäten, die Auswirkungen auf die<br />

Endgeräteentwicklung hatten und insbesondere bei der<br />

grenzüberschreitenden Kommunikation das Leistungsspektrum stark<br />

einschränkten. Es mussten z. B. die ISDN-Hersteller für jedes Land<br />

eigene Gerätemodelle entwickeln.<br />

Innerhalb der EU wurde sehr bald erkannt, dass ein universelles<br />

Nachrichtennetz gerade in unserer Zeit nicht nur einen<br />

uneingeschränkten Informationsaustausch über Grenzen hinweg<br />

ermöglichen und erleichtern muss, sondern dass auch neue Dienste<br />

nur dann wirtschaftlich eingeführt werden können, wenn diese<br />

Einführung koordiniert und zügig durchgeführt wird. Daher wurden<br />

von der EU Maßnahmen gesetzt, die eine abgestimmte und rasche<br />

Einführung des ISDN in Europa koordinieren sollten. Es trafen 26<br />

europäische Netzbetreiber aus 20 Ländern ein Abkommen, die<br />

„Absichtserklärung zum Einsatz des EURO-ISDN ab 1992“<br />

(Memorandum of Understanding on the Implementation of<br />

European ISDN Service by 1992; MoU).<br />

Im Rahmen dieses Memorandum of Understanding wurde ein ISDN-<br />

Standard festgelegt, der es ermöglichen soll, in allen Staaten, die<br />

dieses MoU unterzeichnet haben, die gleichen ISDN-Endgeräte (CE<br />

nnnn X Kennzeichnung) mit den gleichen Zusatzdiensten<br />

(Leistungsmerkmalen) zu nutzen. Jeder Unterzeichner des MoU<br />

verpflichtete sich zur Einführung von Basis- und<br />

Primärmultiplexanschlüssen (Multianschlüssen). Weiters wurde ein<br />

Mindestangebot an Diensten und Zusatzdiensten (Leistungsmerkmalen)<br />

vereinbart. Euro-ISDN wird in der Zwischenzeit von<br />

vielen Ländern der Welt unterstützt. Euro-ISDN unterscheidet sich in<br />

einigen Punkten in den einzelnen Ländern. Die Aufnahme des ISDN<br />

international erfolgt immer in Absprache mit dem ausländischen<br />

Netzbetreiber. Somit ist es nicht selbstverständlich, dass überall<br />

ISDN-Verbindungen zur Verfügung gestellt werden und alle<br />

Leistungsmerkmale genutzt werden können.<br />

Netz<br />

Euro-ISDN<br />

MoU<br />

63


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

12.3 ISDN-Anschlussarten<br />

Wie schon erwähnt, ist der ISDN-Anschluss digital. Die Übertragung<br />

der Signale auf der ISDN-Teilnehmeranschlussleitung erfolgt in<br />

Kanälen.<br />

Man unterscheidet:<br />

a) ISDN-Basiskanal<br />

In den Basiskanälen (B1, B2; B1 bis B30) werden die eigentlichen<br />

Nutzinformationen (mit 64 kbit/s) übertragen. Dies können z. B.<br />

Sprache, Computerdaten, Telefaxe, Standbilder oder Videobilder<br />

sein.<br />

Ein B-Kanal kann mit einer analogen Verbindung verglichen werden.<br />

Beim ISDN-Basisanschluss sind zwei B-Kanäle vorhanden, daher<br />

können über eine Teilnehmeranschlussleitung zwei Verbindungen<br />

gleichzeitig geführt werden.<br />

Beim ISDN-Multianschluss sind 30 Kanäle vorhanden, daher können<br />

über eine Teilnehmeranschlussleitung 30 Verbindungen gleichzeitig<br />

geführt werden.<br />

b) ISDN-D-Kanal<br />

Die ISDN-Endgeräte und die OES-Vermittlungsstelle müssen<br />

Informationen austauschen. So muss z. B. die Vermittlungsstelle<br />

erkennen, dass ein Kunde telefonieren will. Den Endgeräten muss<br />

mitgeteilt werden, dass ein Verbindungswunsch vorliegt, damit sie<br />

darauf reagieren können (z. B. soll der Telefonapparat läuten).<br />

Zusätzlich sollen noch viele andere Informationen übertragen werden<br />

(Tarifinformation, Art des Gerätes, Programmierinformationen wie<br />

Aktivieren einer Anrufumleitung, ...). All dies fasst man unter dem<br />

Begriff Zeichengabe zusammen. Bei analogen Anschlüssen erfolgt<br />

diese Zeichengabe mit Gleichstromzeichen und Tonfrequenzen.<br />

Beim ISDN-Anschluss wird über die Leitung aber nur digital<br />

übertragen. Daher wird für die Zeichengabe ein eigener Kanal (D-<br />

Kanal) vorgesehen. Jeder ISDN-Anschluss besitzt einen derartigen<br />

D-Kanal.<br />

ISDN-Anwender können beim Euro-ISDN zwischen zwei ISDN-<br />

Anschlussarten wählen:<br />

Basisanschluss und<br />

Multianschluss.<br />

B-Kanal<br />

D-Kanal<br />

64


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Basisanschluss (Basic Access)<br />

Der ISDN-Basisanschluss bietet dem Teilnehmer über eine<br />

Anschlussleitung zwei B-Kanäle (Nutzkanäle mit je 64 kbit/s) und<br />

einen D-Kanal (Zeichengabekanal mit 16 kbit/s, auch Steuerkanal<br />

genannt). Über eine ISDN-Anschlussleitung, bestehend aus einer<br />

Kupferdoppelader (z. B. eine vorhandene Teilnehmerleitung) können<br />

gleichzeitig zwei Verbindungen (z. B. Telefongespräche, Telefax<br />

Gruppe 4, Internetverbindung) mit einer Bitrate von 64 kbit/s und<br />

über den D-Kanal eine (oder mehrere) paketorientierte Datenübertragung(en)<br />

mit einer geringeren Bitrate durchgeführt werden.<br />

OES-Vermittlungsstelle<br />

Teilnehmeranschlussleitung<br />

(Kupferdoppelader)<br />

ISDN-Netzabschluss<br />

(NT)<br />

ISDN-<br />

Endgerät(e)<br />

Der Teilnehmer kann bis zu 8 Endgeräte anschalten. Diese können<br />

entweder gleicher Art sein (z. B. mehrere Telefonapparate) oder es<br />

werden unterschiedliche Endeinrichtungen (z. B. Telefonapparate,<br />

ISDN-Karten, Telefaxgeräte) kombiniert.<br />

Man unterscheidet zwei verschiedene Möglichkeiten beim<br />

Basisanschluss.<br />

a) Kommunikationsanlagenanschluss<br />

Punkt-zu-Punkt, Point-to-Point<br />

Bei dieser Art wird an die Network Termination (NT) nur ein Endgerät<br />

(z. B. eine Telekommunikationsanlage) angeschlossen.<br />

*<br />

1 2 3<br />

7<br />

4 5 6<br />

8 9<br />

0 #<br />

Basisanschluss<br />

Kommunikations<br />

anlagen-<br />

anschluss<br />

65


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Digitale Ortsvermittlungsstelle<br />

(OES)<br />

Line<br />

Card<br />

b) Mehrgeräteanschluss<br />

ISDN-Netzabschluss<br />

(NT)<br />

Punkt-zu-Mehrpunkt, Point-to-Multipoint<br />

Nebenstellen<br />

Nebenstellenanlage<br />

An die Network Termination (NT) können mit Hilfe des S/T-Busses<br />

bis zu 8 verschiedene ISDN-Endgeräte angeschlossen werden.<br />

Digitale Ortsvermittlungsstelle<br />

(OES)<br />

Line<br />

Card<br />

ISDN-Netzabschluss<br />

(NT)<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

0 #<br />

*<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

0 #<br />

*<br />

S/T-Bus<br />

ISDN-<br />

Steckdosen<br />

Endgeräte<br />

Mehrgeräteanschluss<br />

66


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Multianschluss (Primary Rate Access)<br />

Dieser dient zum Anschluss größerer Kommunikationsanlagen oder<br />

Datenverarbeitungsanlagen. Er bietet 30 B-Kanäle (je 64 kbit/s) und<br />

einen D-Kanal (64 kbit/s). Benötigt wird eine vierdrähtige<br />

Teilnehmerleitung (PCM-Vierdrahtleitung). Über diese können bis zu<br />

30 Verbindungen gleichzeitig geführt werden. Weiters sind auch<br />

Zugänge über die B-Kanäle zum Datex-P-Netz möglich.<br />

OES-Vermittlungsstelle<br />

Teilnehmeranschlussleitung<br />

(PCM-Vierdrahtleitung)<br />

ISDN-Netzabschluss<br />

(NT)<br />

Beim Multianschluss ist nur Punkt-zu-Punkt möglich.<br />

ISDN-<br />

Nebenstellenanlage<br />

Nebenstellen<br />

12.4 Vorteile des ISDN<br />

ISDN bietet sehr viele Vorteile, sowohl für Firmen als auch im Privatkundenbereich.<br />

• Gleichzeitige Nutzung von zwei Geräten<br />

z. B. Telefon + Fax<br />

Telefon + Telefon (zwei Telefongespräche zur gleichen Zeit)<br />

Telefon + Internet<br />

Telefon + Datenübertragung<br />

Darüber hinaus können zusätzlich Endgeräte mit Datex-P-<br />

Zugang über den D-Kanal betrieben werden.<br />

• Der Teilnehmer kann für alle Dienste unter einer<br />

Rufnummer erreicht werden.<br />

• Der Teilnehmer erhält auf Wunsch mehrere Rufnummern<br />

(MSN) für einen Anschluss<br />

(z. B. für die Trennung von Geschäft und Privatbereich).<br />

• Die Übertragungsgeschwindigkeit erhöht sich bei Telefax<br />

(Gruppe 4) und Datenübermittlung auf 64 kbit/s<br />

(bei Datenübertragung mit Kanalbündelung bis zu<br />

128 kbit/s).<br />

2<br />

1<br />

3<br />

4<br />

6<br />

5<br />

7<br />

0 #<br />

*<br />

8 9<br />

1 2 3<br />

4 5 6<br />

7 8 9<br />

0 #<br />

*<br />

Multianschluss<br />

Vorteile<br />

67


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

• Die Übertragungsqualität wird gesteigert.<br />

• Neue Dienste und Zusatzdienste sind möglich<br />

(z. B. Bildtelefon, Fax Gruppe 4; Mehrfachrufnummern,<br />

geschlossene Benutzergruppe).<br />

• ISDN ist in vielen Fällen wirtschaftlicher als die<br />

herkömmlichen Telekommunikationsnetze.<br />

12.5 Das ISDN-Telefon<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen Telefonen wird bei ISDN-Telefonen<br />

das analoge Sprachsignal nicht in der Vermittlungsstelle, sondern<br />

bereits im Endgerät in digitale Impulse umgewandelt und umgekehrt.<br />

Zur Steuerung des Apparates wird ein Mikroprozessor eingesetzt.<br />

Signale von den Tasten und vom Gabelumschalter werden vom<br />

Prozessor aufgenommen und als Nachricht (z. B. Teilnehmer hat den<br />

Handapparat abgehoben - SETUP) an die Vermittlungsstelle<br />

gesendet. Für die Übertragung der Signale steht der D-Kanal (16<br />

kbit/s) zur Verfügung. Die Vermittlungsstelle sendet ebenfalls<br />

Nachrichten (z. B. Anruf vorhanden) im D-Kanal. Diese werden vom<br />

Apparat in die jeweilige Funktion umgesetzt.<br />

Die ISDN-Fernsprechapparate haben gegenüber den herkömmlichen<br />

Geräten verschiedene Komfortmerkmale. Die Displayanzeige von<br />

ISDN-Telefonen ist meistens umfangreicher als bei analogen<br />

Endgeräten. Sie dient zur Benutzerführung und informiert den<br />

Teilnehmer über alle aktivierten Funktionen. Bereits vor<br />

Gesprächsbeginn wird z. B. die Nummer des Anrufenden auf dem<br />

Display angezeigt (außer der andere Teilnehmer hat die<br />

Rufnummernanzeige unterdrückt). Einige Apparattypen erstellen<br />

z. B. eine Anrufliste, in der die Nummern der letzten erfolglosen<br />

Anrufer (bei Rufnummernübermittlung) gespeichert sind. Viele<br />

Telefone bieten bereits ein mehrsprachiges Display an.<br />

Die Leistungsmerkmale der ISDN-Telefone müssen unterschieden<br />

werden in die Funktionen, die das Telefon von sich aus bietet und die<br />

Zusatzdienste die das ISDN betreffen. Die geräteinternen Leistungen<br />

entsprechen teilweise den bekannten Komfortmerkmalen der<br />

analogen Telefone. Die ISDN-Merkmale werden vom digitalen Netz<br />

zur Verfügung gestellt und von den Endgeräten in unterschiedlichem<br />

Ausmaß unterstützt.<br />

Bedient werden die meisten Telefone über eine Menüführung oder<br />

Softkey-Steuerung. Bei der Menüführung werden im Display<br />

mögliche Funktionen angeboten, die der Benutzer z. B. durch<br />

Antippen per Pfeiltasten auswählt. Hinter der Softkey-Steuerung<br />

verbergen sich programmierbare Tasten, die die Eingabe oft<br />

komplizierter Zahlen- und Symbolkombinationen überflüssig machen.<br />

Manche ISDN-Telefone haben eine integrierte PC-Schnittstelle. Der<br />

Einsatzbereich reicht vom Gebührenausdruck bis hin zur<br />

Datenübertragung und computerunterstütztem Telefonieren (CIT -<br />

ISDN-Telefon<br />

68


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Computer Integrated Telephony). Einige Telefone bieten z. B. auch<br />

Fernkonfiguration und Programmupdate über die Telefonleitung.<br />

Mögliche Leistungsmerkmale (Funktionen) eines ISDN-Telefons:<br />

• Zwei- oder mehrzeiliges Display (z. B. für Datum, Uhrzeit,<br />

aktuelle Rufnummer, aktueller Gesprächszustand,<br />

Gesprächsdauer, Programm-Menü)<br />

• Interaktive Bedienerführung über das Display<br />

• Displaysprache einstellbar<br />

• Anzeige der Rufnummer des Anrufers, Anzeige der gewählten<br />

Rufnummer, Rufnummernunterdrückung<br />

• Wahlvorbereitung mit Rufnummernkorrekturmöglichkeit vor<br />

dem Rufaufbau<br />

• Wahlwiederholung - Speicherung der letzten Rufnummern<br />

• Geheimwahl - durch Drücken einer Taste wird die Rufnummer<br />

beim Gesprächspartner nicht angezeigt<br />

• Namensverzeichnis (elektronisches Telefonbuch)<br />

• Kurzwahlziele - eine Anzahl von Rufnummern kann<br />

programmiert werden<br />

• Direktruf - nur die gespeicherte Direktrufnummer kann gewählt<br />

werden (Hot Line, Notruffunktion)<br />

• Anrufspeicher - nicht angenommene Anrufe werden mit Datum<br />

und Uhrzeit gespeichert<br />

• Anklopfen - akustisches Signal und Anzeige auf dem Display<br />

• Ankommende Anrufe können durch Drücken einer Taste<br />

abgelehnt werden<br />

• Einstellbarer Tonruf (ausschaltbar) und LED-Anzeige<br />

• Anruffilter<br />

• Rufverzögerung - ein ankommender Ruf wird erst z. B. beim<br />

vierten Ruf gemeldet<br />

• Angezeigte Rufnummern können abgespeichert werden<br />

• Anschlussmöglichkeit für ein Headset<br />

• Stummschaltung des Apparatemikrofones<br />

• Entgeltanzeige auf dem Display<br />

• Anzeige der bisher angefallenen Kosten<br />

• Aufbauen eines zweiten Gespräches (Halten einer Verbindung)<br />

• Rückfragen, Makeln<br />

• Parken einer Verbindung (Umstecken am Bus)<br />

• Anrufumleitung<br />

• Konferenzschaltung, Weiterverbinden<br />

• Automatischer Rückruf, wenn ein gerufener Teilnehmer besetzt<br />

ist<br />

• Eine oder mehrere Mehrfachrufnummern (MSN)<br />

Leistungsmerkmale<br />

69


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

• Rufnummeranzeige der angerufenen MSN<br />

• Unterschiedliche Tonrufmelodie, individuelle Textansage des<br />

Anrufbeantworters je MSN<br />

• Sperre (Programmiersperre) über Passwort<br />

• Termin(ruf)funktion<br />

• Multifunktionale Speichertasten<br />

• Eingebaute V.24-Schnittstelle (Terminaladapter) für<br />

Datenverkehr<br />

• Schriftliche Nachrichten senden und empfangen<br />

• Geschlossene Benutzergruppe<br />

• Notbetrieb<br />

12.6 Terminaladapter<br />

Herkömmliche, analoge Endgeräte können nicht direkt ans ISDN<br />

angeschaltet werden. Um sie weiterverwenden zu können, werden<br />

Terminaladapter (TA) angeboten. Diese passen herkömmliche<br />

Geräte an die digitale Übertragungsform im Euro-ISDN an. Der<br />

Terminaladapter besorgt u. a. die Geschwindigkeitsanpassung (bei<br />

Datenübertragungen), die Analog-/Digitalwandlung und<br />

Signalisierungsumsetzung (Zeichengabe). Es kann aber teilweise der<br />

volle Umfang der ISDN-Leistungsmerkmale nicht genutzt werden.<br />

Angeboten werden z. B.<br />

Terminaladapter TA a/b<br />

Über diesen Adapter können alle Geräte angeschlossen werden, die<br />

bisher direkt am analogen Fernsprechnetz betrieben wurden (z. B.<br />

Telefaxgeräte Gruppe 3, Datenendeinrichtungen mit V.24-<br />

Schnittstelle über Modem, analoge Telefone und<br />

Telefonzusatzeinrichtungen).<br />

Terminaladapter TA X.21/X.21bis (V.24)<br />

Terminaladapter für PC-Geräte.<br />

Terminaladapter TA X.25<br />

Dieser ist für den Anschluss von Datenendgeräten mit X.25-<br />

Schnittstelle (z. B. Bankomatkassen) vorgesehen, die bisher an das<br />

paketvermittelte Datenübertragungsnetz (Datex-P) angeschaltet<br />

waren.<br />

Neuere Netzabschlüsse (NT) haben bereits Terminaladapter<br />

integriert (z. B. SANTIS-NT+2ab, ELCON NT+2ab, Quante<br />

NT+2ab,…). Genauso sind bei den meisten ISDN-<br />

Telekommunikationsanlagen Terminaladapter für analoge Endgeräte<br />

Terminaladapter<br />

70


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

eingebaut. Auch Basisstationen für DECT-Schnur-lostelefone haben<br />

oft ein bis zwei analoge Anschlussmöglichkeiten.<br />

12.7 Speisung der Endgeräte<br />

Nicht alle ISDN-Endgeräte verfügen über eine eigene<br />

Stromversorgung. Einige Geräte (z. B. ISDN-Telefone) erhalten ihre<br />

Betriebsspannung über die S/T-Schnittstelle. Für die Speisung dieser<br />

Endgeräte wird die NT benutzt. Über ein Netzteil wird eine<br />

Gleichspannung (40 V) an die Adern des S/T-Busses angeschaltet.<br />

Wobei beide Adern einer Senderichtung das gleiche<br />

Spannungspotenzial führen (Phantom-Schaltung).<br />

Bei Ausfall der lokalen Stromversorgung werden Plus und Minus<br />

umgepolt. Es ist nur mehr ein notbetriebsberechtigtes Telefon<br />

funktionsfähig. Die Speisung erfolgt entweder über einen in der NT<br />

eingebauten Akku (Lokalspeisung) oder über die Teilnehmerleitung<br />

von der Vermittlungsstelle (Fernspeisung). Im Notspeisebetrieb muss<br />

das Endgerät nur die Grundfunktionen (Verbindungsaufbau,<br />

Verbindungsabbau, Anrufsignalisierung, Sprech- und Hörfunktion)<br />

ausführen können, daher ist die Leistung der NT in diesem Falle<br />

geringer. Im Normalfall dürfen die Endgeräte maximal 4,5 W Leistung<br />

bei 40 V aufnehmen (4 Telefonapparate). Im Notbetrieb darf die<br />

maximale Leistungsaufnahme 420 mW betragen.<br />

13. xDSL-Systeme<br />

Die ADSL-Technik gehört zu einer Gruppe von digitalen<br />

Übertragungssystemen für das Telefonanschlußleitungsnetz,<br />

die unter dem Oberbegriff „xDSL“ zusammengefaßt werden. Die<br />

Abkürzung DSL steht für „Digital Subscriber Line“ und weist darauf<br />

hin, daß digitale Anschlußleitungssysteme zum Einsatz kommen.<br />

Das „x“ ist der Platzhalter für den Kennbuchstaben des jeweiligen<br />

Übertragungssystemes. Zu den xDSL-Systemen gehören u. a. die<br />

HDSL-, ADSL- und VDSL-Systeme.<br />

Die verschiedenen „xDSL“-Systeme können anhand der Kriterien<br />

„Reichweite" und „Symmetrie der übertragenen Bitraten“<br />

unterschieden werden. Die Reichweite gibt an, wie weit Sender und<br />

Empfänger des xDSL-Systemes maximal voneinander entfernt sein<br />

dürfen. Eine symmetrische Bitrate liegt vor, wenn in beiden<br />

Übertragungsrichtungen mit der gleichen Bitrate gearbeitet wird.<br />

Digital Subscriber Line<br />

Digital Subscriber Line (engl. für Digitale<br />

Teilnehmeranschlussleitung; Abk.: DSL, xDSL) bezeichnet<br />

verschiedene Techniken, um über zwei bis vier Kupferadern des<br />

Telefonnetzes, das heißt die Teilnehmeranschlussleitung, Daten mit<br />

hoher Datenübertragungsrate zu übertragen.<br />

Speisung<br />

xDSL-Systeme<br />

71


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

13.1 DSL-Grundprinzip<br />

Der grundlegende strukturelle Unterschied zwischen DSL- und<br />

herkömmlichen Datenverbindungen über analoge Telefonanschlüsse<br />

(POTS) oder ISDN besteht darin, dass die eigentliche DSL-<br />

Verbindung nicht zwischen zwei Teilnehmern (Endpunkten), sondern<br />

nur auf der letzten Meile zwischen Teilnehmer und Vermittlungsstelle<br />

aufgebaut wird. Vom DSL-Modem des Kunden kommend wird das<br />

analoge DSL-Signal in der Vermittlungsstelle in einem DSL-<br />

Multiplexer (DSLAM) demoduliert, digitalisiert und über einen<br />

breitbandigen Backbone von der Vermittlungsstelle über einen<br />

Konzentrator (DSL-AC, BB-PoP) zum Provider übertragen. Durch die<br />

im Vergleich zu einem Kanal im Telefonnetz sehr hohe<br />

Übertragungskapazität der Backbone-Anbindung kann die<br />

Übertragungskapazität der Teilnehmeranschlussleitung (TAL) besser<br />

ausgenutzt werden als bei analoger oder ISDN-Datenübertragung.<br />

Dies geschieht durch verbesserte Modulationsverfahren und die<br />

Nutzung einer größeren Bandbreite (vgl. unten).<br />

DSL-Verbindung (vereinfacht):<br />

Kunde Vermittlungsstelle Provider<br />

TAL<br />

DSL-Modem ----------------------- DSLAM --------------- ATM Router<br />

Anwendungen<br />

DSL-Verbindung ATM-Backbone<br />

Während ISDN in erster Linie für die Telefonie mit zwei<br />

Amtsleitungen genutzt wird, ist ADSL die erste Technologie, die<br />

Netzbetreiber für den schnellen Internet-Zugang von Privatkunden<br />

installiert haben. SDSL ist für beide Bereiche geeignet und kommt<br />

hauptsächlich für Geschäftskunden zum Einsatz. ISDN hat somit im<br />

Privatkundenbereich einen Konkurrenten durch DSL erhalten.<br />

Die Tendenz geht dahin, mehrere Dienste über eine einzige<br />

Doppelader übertragen zu können – idealerweise das Triple Play aus<br />

Telefonie (siehe DSL-Telefonie), Internet-Zugang und Video (siehe<br />

auch Line-Sharing).<br />

72


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

13.2 Geschichte<br />

Ursprünglich wurde unter dem Begriff Digital Subscriber Line die<br />

Übertragungstechnik für den Basisanschluss von ISDN verstanden,<br />

das heißt das Echokompensationsverfahren. Ende der 1980er- und<br />

Anfang der 1990er-Jahre wurden digitale Signalprozessoren mit sehr<br />

hoher Rechenleistung verfügbar, welche neue – heute als DSL<br />

bekannte – Verfahren ermöglichten. Das erste DSL-Verfahren, das<br />

mit diesen Bausteinen entwickelt wurde, war HDSL.<br />

Normungsorganisationen in Amerika (ANSI) und Europa (ETSI)<br />

begannen damals sofort damit, diese Technik zu standardisieren, um<br />

sie in großem Maßstab für Standleitungen einzusetzen. Es gab<br />

wichtige Randbedingungen: Es sollten die bereits für Telefonie<br />

verlegten Kupfer-Doppeladern verwendet werden, es sollten in den<br />

USA eine Bitrate von 1,544 Mbit/s (T1), in Europa 2,048 Mbit/s (E1)<br />

erreicht werden, es sollte eine Reichweite von 3 bis 4 km erzielt<br />

werden. HDSL wurde standardisiert und wird stellenweise bis heute<br />

für Standleitungen verwendet. HDSL wurde inzwischen weitgehend<br />

von SHDSL abgelöst, welches nur ein Aderpaar (eine Doppelader)<br />

benötigt und weniger Strom verbraucht, aber nicht an die Reichweite<br />

von HDSL (mit Signalregeneratoren) heranreicht.<br />

In den 1990er Jahren wurde eine Reihe weiterer DSL-Verfahren<br />

entwickelt. ADSL war, nach HDSL, das erste dieser neu zur<br />

Verfügung stehenden Verfahren. Als der Internet-Verkehr so hohe<br />

Wachstumsraten aufzuweisen begann, dass der Ausbau der Netze<br />

kaum mehr mit dem wachsenden Bedarf an Bandbreite Schritt halten<br />

konnte, sollten nicht nur die Backbones ausgebaut werden, sondern<br />

auch den Benutzern höhere Übertragungsgeschwindigkeiten<br />

geboten werden. Das inzwischen verfügbare ADSL wurde als<br />

Technik für den Hochgeschwindigkeitszugang zum Internet<br />

ausgewählt und weltweit von vielen Netzbetreibern im Telefonnetz<br />

zugelassen.<br />

Die Bezeichnung DSL wurde zunächst als Synonym für einen<br />

breitbandigen Internetzugang über ADSL bekannt, sodass<br />

inzwischen auch andere breitbandige Internetzugänge (zum Beispiel<br />

über Satellit) als „DSL“ vermarktet werden. Die DSL-Techniken<br />

wurden jedoch auch für andere Anwendungen als den<br />

Internetzugang konzipiert. Ursprünglich verwendet für<br />

Standleitungen, die keine hohe Stückzahl haben, waren<br />

Internetzugänge die erste Massenanwendung. Besonders Video-<br />

Anwendungen sollen künftig über fortgeschrittene DSL-Techniken<br />

mit hoher Datenübertragungsrate neue Märkte erschließen.<br />

Seit Ende 2005 neu auf dem Markt ist ADSL2+. Bei diesem Standard<br />

werden derzeit 20 Mbit/s angeboten (Stand März 2006).<br />

73


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

13.3 Arten von DSL-Verfahren<br />

Es gibt verschiedene Arten von DSL-Techniken, die unter der<br />

Bezeichnung „DSL“ oder „xDSL“ (x als Platzhalter für das spezifische<br />

Verfahren) zusammengefasst werden:<br />

• ADSL - Asymmetric Digital Subscriber Line, eine<br />

asymmetrische Datenübertragungstechnologie, zum Beispiel mit<br />

Datenübertragungsraten von 16 Mbit/s zum Teilnehmer<br />

(Downstream) und 1 Mbit/s in der Gegenrichtung (Upstream);<br />

• ADSL2 - Eine erweitere Form von ADSL mit<br />

Datenübertragungsraten von bis zu 25 Mbit/s zum Teilnehmer<br />

(Downstream) und 1 Mbit/s in der Gegenrichtung (Upstream);<br />

• HDSL - High Data Rate Digital Subscriber Line, eine<br />

symmetrische Datenübertragungstechnologie mit<br />

Datenübertragungsraten zwischen 1,54 und 2,04 Mbit/s;<br />

• SDSL (G.SHDSL) - Symmetrical Digital Subscriber Line, eine<br />

symmetrische Datenübertragungstechnologie mit<br />

Datenübertragungsraten von bis zu 3 Mbit/s symmetrisch, das heißt<br />

im Downstream wie auch im Upstream; bei vieradriger Anschaltung<br />

(zwei Kupfer-Doppeladern) können maximal 4 Mbit/s übertragen<br />

werden. Alternativ kann auch die Reichweite auf Kosten der<br />

Bandbreite erhöht werden.<br />

• VDSL - Very High Data Rate Digital Subscriber Line, eine<br />

Datenübertragungstechnologie, die in der asymmetrischen Variante<br />

mit Datenübertragungsraten von 12,9 bis 51,8 Mbit/s im Downstream<br />

beziehungsweise 1,6 bis 2,3 Mbit/s im Upstream arbeitet. Die<br />

symmetrische Variante hat im Upstream und Downstream dieselben<br />

Bitraten<br />

• UADSL, UDSL - Universal (Asymmetric) Digital Subscriber<br />

Line<br />

Reichweite<br />

Es gibt einige Faktoren, die die Reichweite beziehungsweise die<br />

erzielbare Datenübertragungsrate für eine Kupferleitung<br />

beeinträchtigen. Vor allem sind die Länge der Leitung und der<br />

Durchmesser der Kupferadern der Leitung entscheidend. Die in<br />

Deutschland verlegten Kupferadern haben Durchmesser zwischen<br />

0,25 bis 0,8 mm, je nach Länge der Leitung. Für lange Leitungen,<br />

das heißt Leitungen von 6 km Länge und mehr, werden die dickeren<br />

Kupferadern verwendet. Zu den Störfaktoren gehört besonders das<br />

Übersprechen. Um zu verhindern, dass durch Übersprechen<br />

benachbarte Doppeladern in einem Kabelbaum von einer DSL-<br />

74


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Übertragung beeinträchtigt werden, werden in der Regel nicht alle<br />

Doppeladern eines Kabelbaums mit DSL-Anschlüssen beschaltet.<br />

Bei der neuen IFC-Technik (Interference Cancellation) sollen in<br />

Echtzeit Übersprechstörungen analysiert und durch gezielte<br />

Kompensationssignale ausgeglichen werden. Generell gilt: Je weiter<br />

ein Teilnehmer von der Vermittlungsstelle entfernt ist, desto niedriger<br />

ist die maximal erzielbare Datenübertragungsrate. Die Bedingung für<br />

die Verfügbarkeit von DSL ist eine geringe Dämpfung der<br />

Teilnehmeranschlussleitung (gemessen in dB) – je niedriger diese<br />

ist, desto höher die maximale Datenübertragungsrate.<br />

Bandbreite, Datenübertragungsrate und Dämpfung<br />

POTS 300<br />

Hz<br />

- 3,4<br />

kHz<br />

ISDN 0 - 120<br />

kHz<br />

ADSL 138<br />

kHz<br />

ADSL2+ 138<br />

kHz<br />

- 1,1<br />

MHz<br />

- 2,2<br />

MHz<br />

VDSL - 12<br />

MHz<br />

bis ca. 56 kbit/s, typisch 3 kByte/s<br />

2x64 kbit/s, typisch 14 kByte/s<br />

z. B. 1 Mbit/s Downstream, 0,1<br />

Mbit/s Upstream<br />

z. B. 16 Mbit/s Downstream, 1,1<br />

Mbit/s Upstream<br />

Faktoren, die die Datenübertragungsrate beeinflussen, sind:<br />

• Leitungsdämpfung (abhängig unter anderem von Länge und<br />

Durchmesser der Kupferleitungen und dem Frequenzspektrum des<br />

Signals)<br />

• Modulationsverfahren<br />

• Leitungscode<br />

DSL-Geräte<br />

Für den DSL-Zugang werden folgende Hardwarebauteile benötigt:<br />

75


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Kundenseitig<br />

• DSL-Modem, verallgemeinernd CPE (Customer Premise<br />

Equipment) oder im Spezialfall ADSL ATU-R (ADSL Transceiver Unit<br />

- Remote) genannt<br />

• Breitband-Anschlusseinheit (BBAE), umgangssprachlich<br />

Splitter genannt, je nach Leitungstyp einen der Folgenden:<br />

o POTS-Splitter sind (passive) Frequenzweichen, um Daten-<br />

und Sprachfrequenzband zu trennen. Ihre Grenzfrequenz bildet sich<br />

aus der benötigten Bandbreite zur Übertragung des Sprachbandes<br />

und des Gebührenimpulses und liegt bei 16 kHz.<br />

o ISDN-Splitter haben die gleiche Funktion wie POTS-Splitter,<br />

jedoch liegt ihre Grenzfrequenz bei 138 kHz.<br />

Protokolle<br />

Protokolle für ADSL-Technologien sind beispielsweise:<br />

• PPP over Ethernet-Protokoll (PPPoE), das die Kapselung von<br />

PPP-Paketen in Ethernet-Frames regelt; PPPoE wird zum Beispiel<br />

von der Deutschen Telekom für T-DSL verwendet.<br />

• PPP over ATM-Protokoll (PPPoA), das die Kapselung von<br />

PPP-Paketen in ATM-Zellen regelt.<br />

• Point-to-Point Tunneling Protocol (PPTP), das einen Tunnel<br />

über eine PPP-Verbindung herstellt.<br />

• Häufig wird PPTP jedoch in Österreich verwendet.<br />

High Data Rate Digital Subscriber Line<br />

High Data Rate Digital Subscriber Line (HDSL) war die erste DSL-<br />

Technologie, die ein höheres Frequenzspektrum der<br />

Kupferdoppelader nutzte. Sie wurde zunächst in den USA entwickelt.<br />

In den USA gibt es Leitungen für 1,544 Mbit/s, die für den Anschluss<br />

größerer Nebenstellenanlagen, die Verbindung von Routern<br />

untereinander und anderer Kommunikationssysteme genutzt werden.<br />

Das dafür verwendete Übertragungssystem verwendet bisher als<br />

Leitungscode vorwiegend den AMI-Code (Der AMI-Code (Alternate<br />

Mark Inversion) ist ein ternärer Leitungscode zur Übertragung von<br />

Daten.Ternär bedeutet, dass bei diesem Code drei Signalwerte (-, 0,<br />

+) benutzt werden, um die 2 Zustände eines Bits zu codieren. Dieser<br />

76


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

hat keine allzugroße Reichweite, was dann bei langen Leitungen den<br />

Einsatz von Repeatern erfordert und verbraucht ziemlich viel<br />

Strom.Die erste HDSL-Technik, die in den USA eingeführt wurde,<br />

war der Leitungscode 2B1Q, der mit 784 kbit/s auf einer Doppelader<br />

betrieben wurde. Mit 2 Doppeladern wurden dann die vollen 1,544<br />

Mbit/s erzielt. Seitdem wurde aber auch ein neuer Leitungscode, der<br />

so genannte CAP (Carrier-less Amplitude and Phase Modulation) zur<br />

Einsatzreife gebracht. Neuere HDSL-Übertragungssysteme<br />

verwenden diesen Code.Mit HDSL werden symmetrische Bitraten<br />

übertragen: In beide Richtungen 1,544 Mbit/s für T1-Leitungen in den<br />

USA beziehungsweise 2,0 Mbit/s (2048 kbit/s) bei den europäischen<br />

E1-Leitungen, zum Beispiel beim Primärmultiplexanschluss.<br />

Symmetrical Digital Subscriber Line<br />

Es handelt sich bei SDSL (Symmetric Digital Subscriber Line) um<br />

eine DSL-Zugangstechnik zu einem öffentlichen digitalen Netzwerk<br />

wie zum Beispiel dem ISDN über eine Telefonleitung. Während für<br />

den Internet-Zugang meist ADSL als Übertragungsverfahren benutzt<br />

wird, wird SDSL fast ausschließlich für den Zugang zu ISDN und zu<br />

festverschalteten Weitverkehrs-Datennetzen verwendet.Die mit<br />

Symmetrical Digital Subscriber Line (SDSL) bezeichnete Technik für<br />

die hochbitratige leitungsgebundene Datenübertragung im<br />

Teilnehmeranschlussbereich von Telefon-Netzbetreibern ist eine<br />

Weiterentwicklung der HDSL-Technik (H=high). Der Unterschied<br />

besteht in der fortgeschrittenen Modulationstechnik von SDSL.<br />

Bisher wird vorwiegend eine SDSL-Variante eingesetzt, die eine<br />

Kupfer-Doppelader nutzt und bei einer Bitrate von 3 Mbit/s eine<br />

Reichweite von etwa 2,4 km bietet. Varianten für zwei Doppeladern<br />

sind inzwischen auch als Gerätetechnik verfügbar und erreichen<br />

höhere Reichweiten. Langfristig wird die SDSL-Technik wegen ihrer<br />

Reichweitenvorteile wahrscheinlich die führende<br />

Übertragungstechnik für den Primärmultiplexanschluss des ISDN.Die<br />

Bezeichnung "symmetrisch" bezieht sich auf die<br />

Richtungsabhängigkeit der Datenrate: Im Gegensatz zu ADSL<br />

unterstützt SDSL nur Betriebsarten, die in beide Richtungen mit<br />

derselben Datenrate arbeiten. ADSL arbeitet dagegen mit<br />

"asymmetrischen", das heißt richtungs-unterschiedlichen Datenraten<br />

zwischen Nutzer und Access-Point. SDSL ist hinsichtlich<br />

Übersprechen (crosstalk) kompatibel mit Diensten wie POTS, ISDN<br />

oder anderen DSL-Techniken. Doppeladern, über die SDSL<br />

übertragen wird, können im selben Kabelbündel geführt werden,<br />

nicht aber im selben Sternvierer, da diese Verseilungsart für SDSL<br />

nicht geeignet ist. Als Leitungscode wird Trellis Coded Pulse<br />

Amplitude Modulation (TC-PAM) verwendet.SDSL unterstützt<br />

allerdings nicht die Splitter-Technologie, die ADSL nutzt. Bei ADSL<br />

können POTS- und ISDN-Dienst über eine Frequenzweiche (den<br />

"Splitter") ausgekoppelt werden, da ADSL nur im Frequenzbereich<br />

über den POTS und ISDN Diensten angesiedelt ist. Im Gegensatz<br />

dazu benötigt SDSL den gesamten Frequenzbereich. Daher kann bei<br />

77


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

SDSL auf derselben Doppelader kein weiterer Dienst übertragen<br />

werden.<br />

Very High Speed Digital Subscriber Line<br />

Very High Speed Digital Subscriber Line (VDSL, die Abkürzung<br />

VHDSL gilt als veraltet) ist die zurzeit schnellste DSL-Technologie.<br />

Sie erlaubt eine Datenübertragung mit bis zu 52 Mbit/s über die<br />

Telefonleitung, jedoch sinkt die nutzbare Übertragungsbandbreite mit<br />

der Länge der Leitung. Bereits bei 900 Metern Entfernung zur<br />

Vermittlungsstelle sinkt die Datenübertragungsrate auf 26 Mbit/s und<br />

bei etwa zwei Kilometern befindet man sich auf heutigem ADSL-<br />

Niveau. So kann es VDSL-Anschlüsse nur sehr nahe an den Stellen<br />

geben, an denen eine elektrooptische Wandlung installiert wird. In<br />

Großstädten dürfte aufgrund der Dichte der Vermittlungsstellen der<br />

größte Teil der Bevölkerung abgedeckt sein. In Kleinstädten mit nur<br />

einer Vermittlungsstelle wird es nur in einem festgelegten Radius für<br />

VDSL-Highspeed reichen. Größere Entfernungen zwischen<br />

Teilnehmer und Vermittlungsstelle erfordern Outdoor DSLAMs.VDSL<br />

benutzt je nach Standard bis zu vier Frequenzbänder. Als<br />

Leitungscode wird DMT oder QAM verwendet, die nicht kompatibel<br />

sind, aber eine vergleichbare Leistung bieten.Außer für die Internet-<br />

Anbindung wird VDSL auch vereinzelt zur Verlängerung oder<br />

Kopplung von Ethernet-Netzwerken über vorhandene<br />

Kupferdoppeladern genutzt (10BaseS), u. a. unter der Bezeichnung<br />

LRE (Long Reach Ethernet).<br />

VDSL2<br />

Die Nachfolgenorm VDSL2, ITU-T G.993.2, basiert ausschließlich<br />

auf DMT und bietet Datenraten von über 100 Mbit/s, mit einer oberen<br />

Grenzfrequenz von 30 MHz. Als Reichweite werden für diese<br />

Geschwindigkeit etwa 350 Meter angestrebt, allerdings setzt das<br />

sehr gute Telefonleitungen und das Fehlen von offenen<br />

Stichleitungen voraus. Bis etwa 1800 Meter verspricht VDSL2 höhere<br />

Datenraten als ADSL. Angestrebt werden hier auf guten Leitungen<br />

bis zu 25 Mbit/s mit einer oberen Grenzfrequenz von 12 MHz.Bisher<br />

haben Netzbetreiber in vielen Ländern VDSL erprobt. Anwendungen<br />

waren z. B. Video on Demand oder Distance Learning. Größere<br />

Verbreitung mit mehreren Millionen Leitungen hat VDSL bisher<br />

hauptsächlich in China, Japan und Südkorea erreicht.<br />

78


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Kabelverzweiger/Outdoor-DSLAM<br />

Asymmetric Digital Subscriber Line<br />

Mit Asymmetric Digital Subscriber Line (ADSL) wird die zur Zeit<br />

häufigste Anschlusstechnik für digitale Breitbandanschlüsse für<br />

Teilnehmer (Endkunden) ins Internet bezeichnet.<br />

Asymmetric bedeutet, dass die Datenübertragungsraten in Sende-<br />

und Empfangsrichtung unterschiedlich sind, und zwar vom<br />

Teilnehmer aus gesehen in Empfangsrichtung (downlink) erheblich<br />

größer als in Senderichtung (uplink).<br />

Technik<br />

ADSL kann bei Anschlussleitungen von analogen (POTS) und<br />

digitalen (ISDN) Telefonanschlüssen eingesetzt werden. Bei diesen<br />

Anschlussleitungen gibt es jeweils Frequenzbereiche, welche für die<br />

Telefonie nicht genutzt werden und daher brachliegen. Diese<br />

Frequenzbereiche werden für ADSL verwendet. Grundsätzlich erhöht<br />

sich die Leitungsdämpfung mit steigender Entfernung zur<br />

Vermittlungsstelle, was die Abdeckung mit ADSL geographisch<br />

begrenzt. Outdoor DSLAMs (Ein Digital Subscriber Line Access<br />

Multiplexer (DSLAM) ist ein Teil der für den Betrieb von DSL<br />

benötigten Infrastruktur. DSLAMs stehen an einem Ort, an dem<br />

Teilnehmeranschlussleitungen zusammenlaufen. Meist handelt es<br />

sich dabei um eine Vermittlungsstelle, teils aber auch um zentrale<br />

Aufschaltpunkte, z. B. in großen Büro- oder Wohnkomplexen) bieten<br />

hier zwar eine Abhilfe, jedoch schrecken ISP (Internet Service<br />

Provider) eher davon zurück, diese erhöhten Investitionen zu tätigen.<br />

Funktionsprinzipien der ADSL-Technik sind<br />

Frequenzmultiplexverfahren, Fouriertransformation und Discrete<br />

Multitone Transmission (DMT); ein ADSL-Modem enthält als<br />

wesentliche Bestandteile einen schnellen Analog-Digital-Wandler<br />

und einen digitalen Signalprozessor zur Berechnung der<br />

Fouriertransformationen für die einzelnen Frequenzen.<br />

Damit die beiden Nutzungsarten der Telefonleitung nicht<br />

interferieren, werden die von ADSL benutzten Bereiche vor dem<br />

79


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

Telefon (beziehungsweise der Telefonanlage) herausgefiltert. Dies<br />

geschieht durch einen Frequenzbandfilter, der meistens Splitter<br />

genannt wird.<br />

ADSL auf analogen Leitungen unterscheidet sich von ADSL über<br />

ISDN kaum. Einzig die Signalisierung sowie die verwendeten<br />

Frequenzbänder sind unterschiedlich.<br />

Die bis jetzt (2005) in deutschen Telekommunikationsnetzen<br />

installierte ADSL-Gerätetechnik benutzt nur Frequenzbereiche, die<br />

oberhalb des für den ISDN-Basisanschluss verwendeten<br />

Frequenzbereichs von 130 kHz liegen. Dadurch können alle ISDN-<br />

Dienste sowie auch analoge Dienste (wie zum Beispiel analoges<br />

Fernsprechen und Fax Gruppe 3), die sogar nur den<br />

Frequenzbereich bis 16 kHz nutzen, vom Teilnehmer zur selben Zeit<br />

benutzt werden wie der ADSL-Anschluss.<br />

Die Verwendung von ADSL-over-ISDN nach Annex B mit dem<br />

deutlich mehr beschnittenen reichweitenstarken unteren<br />

Frequenzbereich auch an Analoganschlüssen hat gegenüber der<br />

Verwendung von ADSL-over-POTS nach Annex A bzw. RE-ADSL2<br />

nach Annex L starke Reichweiten- und Bandbreitennachteile an<br />

Analoganschlüssen. Wegen diesen überdeutlichen Nachteilen einer<br />

reinen ADSL-over-ISDN-Schaltung an Analoganschlüssen ist diese<br />

Schaltpraxis ausserhalb Deutschlands weltweit nirgendwo anders<br />

vertreten. Auch in Ländern mit ähnlich hoher ISDN-Penetration wie<br />

etwa in der Schweiz, den Niederlanden und den skandinavischen<br />

Ländern wird ein Mischbetrieb von reichweiten- und<br />

bandbreitenstärkerem ADSL-over-POTS an Analoganschlüssen und<br />

dem reichweiten- und bandbreitenschwächeren ADSL-over-ISDN an<br />

ISDN-Anschlüssen von den dortigen DSL-Anbietern eingesetzt.<br />

Die Datenübertragung bei ADSL-over-ISDN läuft in 4,3125 kHz<br />

breiten Bändern mit einer Symbolrate von je 4 kbaud im Bereich von<br />

138 - 275 kHz für den Upstream und 275 - 1104 kHz für den<br />

Downstream. Wegen der schlechten Leitungsqualität - schließlich<br />

waren die Telefonleitungen nicht für die Übertragung von Signalen<br />

mit einer Bandbreite von ca. 1 MHz vorgesehen - wird die Leitung<br />

vom Endgerät zur Vermittlungsstelle "ausgemessen" und einzelne<br />

Bänder gegebenenfalls ausgeblendet, falls die Dämpfung zu groß ist<br />

oder Reflexionen auftreten.<br />

Aushandlung<br />

Man unterscheidet hierbei eine adaptive oder fixe<br />

Verbindungsaushandlung mit dem DSLAM. Die sog. "rate-adaptive"<br />

Aushandlung wird von alternativen Providern (Arcor, Hansenet, M<br />

Net, NetCologne, Versatel) bevorzugt, da man so wesentlich höhere<br />

Anschlusszahlen erreichen kann und selbst Anschlussbereiche mit<br />

80


<strong>Nachrichtentechnik</strong><br />

höheren Dämpfungen erschlossen werden können. Analog verspricht<br />

die fixe Aushandlung immer konstante Datenraten d.h. die<br />

Signalstärke ist immer so gut, dass die gebuchte Datenrate<br />

permanent zur Verfügung steht. Ein qualitativer Unterschied<br />

zwischen diesen Techniken wird kaum zu beobachten sein.<br />

ADSL2<br />

ADSL2 und ADSL2+ sind Weiterentwicklungen der ADSL-Norm<br />

(G.992.1/G.992.2), die vor allem Datenraten und Reichweite einer<br />

ADSL-Verbindung verbessern. Die Verbesserung der Reichweite<br />

erlaubt es dem Netzwerkbetreiber, ADSL einer größeren Zahl<br />

potentieller Kunden anzubieten, während die höheren Datenraten<br />

neue Dienste wie hochauflösendes Fernsehen (HDTV) über das<br />

Internet ermöglichen.<br />

Die maximale Datenrate für ADSL2 ist nur wenig höher als die für<br />

ADSL (12 Mbit/s im Vergleich zu 8 Mbit/s für ADSL-über-POTS); eine<br />

verbesserte Signalverarbeitung und Kodierung führt aber zu höheren<br />

relativen Datenraten für eine gegebene Entfernung.<br />

ADSL2+ erweitert die Bandbreite des ADSL-Signals auf 2,2 MHz und<br />

erhöht damit die maximale Datenrate auf 25 Mbit/s in<br />

Empfangsrichtung. Mit einer solchen Datenrate können mehrere<br />

(einzelne HD-) TV-Kanäle übertragen werden.<br />

Um Firmen entgegenzukommen, die in der Regel weniger<br />

asymmetrisches Datenaufkommen als der durchschnittliche<br />

Verbraucher haben, wurde eine Variante der ADSL2/2+-Norm<br />

geschaffen, die die maximale Datenrate in Senderichtung (das heißt<br />

ins Netz) auf bis zu 3,5 Mbit/s erhöht. Diese Erhöhung geht<br />

allerdings auf Kosten der Empfangsrate, da der Frequenzbereich für<br />

die Empfangsrichtung beschnitten werden muss beziehungsweise<br />

sich die Frequenzbereiche für Sende- und Empfangsrichtung<br />

teilweise überlappen.<br />

Während des Aufbaus einer ADSL2/2+ Verbindung tauschen Modem<br />

und Vermittlungsstelle Informationen über die Fähigkeiten der jeweils<br />

anderen Seite aus, daher können sowohl ADSL-Modems an einer<br />

ADSL2/2+ -Vermittlungsstelle als auch ADSL2/2+-Modems in einem<br />

reinen ADSL-Netz betrieben werden.<br />

In Japan wird eine weitere, bisher nicht genormte Variante von<br />

ADSL2+ eingesetzt, die das Empfangsspektrum auf 3,7 MHz<br />

erweitert und Datenraten bis zu 50 Mbit/s ermöglicht. Mit diesen<br />

hohen Datenraten tritt ADSL in Konkurrenz zu VDSL, mit dem<br />

Vorteil, auch bei großen Entfernungen des Teilnehmers von der<br />

Vermittlungsstelle eine Verbindung herstellen zu können.<br />

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