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Funk- & Mobilenetze Grundlagen - Freie Lehrmittel

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<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong><br />

<strong>Grundlagen</strong>


V O R W O R T<br />

Diese Seminarunterlage wurde vom Telekom Austria Bildungszentrum erarbeitet.<br />

Wesentliche fachliche Inhalte wurden auf Basis einschlägiger Fachbücher und<br />

Fachskripten erstellt.<br />

Dieses Skriptum soll Ihnen als Nachschlagewerk dienen und Ihnen die ein oder anderen<br />

Seminarinhalte in Erinnerung bringen.<br />

Als Ihr Telekom-interner Partner für Schulungs- und Fortbildungsseminare, unterstützt<br />

das Telekom Austria Bildungszentrum Ihre beruflichen Erfolge mit zielgruppen-<br />

orientierten und nach Ihrem Bedarf maßgeschneiderten Trainings und Coachings.<br />

Darüber hinaus hat das Telekom Austria Bildungszentrum jene Nähe und Verbundenheit<br />

zu den Mitarbeitern der Telekom Austria Gruppe, die unabdingbar sind, um Ihnen ein<br />

unternehmensspezifisches und praxisorientiertes Know How anzubieten. Unser<br />

gemeinsamer Erfolg in unseren Seminaren wird so zum Erfolg des gesamten<br />

Unternehmens Telekom Austria.<br />

Trai ni n g bei uns i st ei n Erl ebnis !<br />

Ihr<br />

Telekom Austria Bildungszentrum<br />

Unser gesamtes Seminarangebot finden Sie im Intranet unter<br />

http://academy.telekom.inside/<br />

Ausgabe: März 2009


I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />

1 <strong>Funk</strong>technik .............................................................................. 3<br />

2 <strong>Funk</strong>technik - Grundbegriffe ..................................................... 5<br />

3 Geschichte des Mobilfunks ........................................................ 6<br />

4 GSM-Entwicklung in Österreich ................................................. 9<br />

5 Die Systemarchitektur von GSM .............................................. 12<br />

6 Architektur von Mobilfunknetzen ............................................ 13<br />

7 <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente ................................................. 14<br />

8 BSC – Base Station Controller ..................................................... 17<br />

9 BTS – Base Tranceiver Station / Node B...................................... 19<br />

10 MSC - Mobile Switching Center .................................................... 20<br />

11 AuC - Authentication Center........................................................ 22<br />

12 VLR - Visitor Location Register .................................................... 23<br />

13 HLR - Home Location Register..................................................... 26<br />

14 GMSC - Gateway MSC ................................................................ 28<br />

15 SGSN - Serving GPRS Support Node ............................................ 29<br />

16 Einführung von R4 im Core...................................................... 30<br />

17 Antennen ................................................................................ 32<br />

18 Mobilität.................................................................................. 40<br />

19 Services .................................................................................. 45<br />

20 Frequenzen ............................................................................. 52<br />

21 Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN................................................. 54<br />

22 Richtfunk ................................................................................ 59<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

2<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik<br />

1 FUNKTECHNIK<br />

Es gibt kaum einen Bereich, wo wir auf die Übertragung von Sprache und Daten<br />

über die Luft verzichten können. Egal ob Fernsehen, Radio, Telefon oder sogar<br />

Netzwerk, überall ist die <strong>Funk</strong>technik Bestandteil unsers Lebens.<br />

Was uns so alltäglich erscheint ist mit verschiedenen physikalischen Effekten und<br />

hochkomplizierter und empfindlicher Technik verbunden. Die physikalischen<br />

Hintergründe werden im folgenden beleuchten und verständlich erklärt.<br />

W AS IST FUN K T E C H N I K?<br />

Heinrich Hertz ist deshalb bekannt, weil sein Name als Einheit Hertz, kurz Hz, der<br />

Frequenz f gewidmet ist.<br />

Doch viel wichtiger ist, Heinrich Hertz hat als erster demonstriert, wie elektrische<br />

und magnetische Felder zur Übertragung von Nachrichten genutzt werden können.<br />

Damals, 1886, gab es noch keine Elektronenröhren oder Transistoren. Deshalb<br />

wurde mittels einer <strong>Funk</strong>enstrecke das Sendesignal erzeugt. Hieraus ergibt sich<br />

auch die Bezeichnung <strong>Funk</strong>. Erst später fand man heraus, dass mit langen Drähten<br />

die Reichweite der Signale gesteigert werden kann. Die <strong>Funk</strong>enstrecke starb aus,<br />

die Antenne war geboren, der Name <strong>Funk</strong> blieb.<br />

W I E E N T S T E H E N D I E FUNKWE LLEN?<br />

<strong>Funk</strong>wellen entstehen nicht von selbst. Zur Erzeugung von <strong>Funk</strong>wellen ist ein<br />

Schwingungserzeuger notwendig. Das kann ein Oszillator sein, der die so genannte<br />

Grund- oder Trägerwelle erzeugt. In der Elektronik spricht man dann in der Regel<br />

nicht von Wellen. Es handelt sich dabei um einen physikalischen Effekt. <strong>Funk</strong>wellen<br />

sind Frequenzen. Der Oszillator erzeugt ein Wechselspannungssignal mit einer<br />

bestimmten Frequenz.<br />

Erst ab 16.000 Schwingungen in der Sekunde (Frequenz) neigen Signale dazu in<br />

den freien Raum abzustrahlen. Der Wellenwiderstand Z des freien Raumes (377<br />

Ohm) ist dann geringer als der Wellenwiderstand der Antenne bzw. der Leitung.<br />

Dem elektromagnetischen Feld ist es dabei nicht mehr möglich in den Leiter zurück<br />

zu kehren (Weg des geringsten Widerstandes). Dadurch strahlt das<br />

elektromagnetische Feld von der Antenne ab.<br />

W AS HAT ES MIT DER TRÄGERFREQUENZ AUF SICH?<br />

Die Trägerfrequenz, die vom Oszillator erzeugt wird, ist eine Elektromagnetische<br />

Welle, die nicht hörbar ist. Die Trägerfrequenz f T alleine ist noch keine Information.<br />

Diese muss in Form einer anderen Frequenz auf die Trägerfrequenz im<br />

Huckepackverfahren aufgesetzt werden. Erst dann können unterschiedliche<br />

Zustände in codierter Form übertragen werden. Dieses Verfahren nennt sich<br />

Modulation. Die bekanntesten Modulationsverfahren sind die Amplitudenmodulation<br />

(AM), die Phasenmodulation (PM) und die Frequenzmodulation (FM), die bei der<br />

Übertragung unserer Radiosender (UKW) verwendet wird.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

3<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik<br />

W I E W AR DAS N O CH MAL MIT SCHW I N G U N G U N D<br />

F R E Q U E N Z?<br />

Die Anzahl der Schwingungen, also <strong>Funk</strong>wellen, pro Sekunde werden in Frequenz<br />

(f) mit der Einheit Hertz (Hz) angegeben.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

4<br />

Bildungszentrum<br />

in Hz in Sek.<br />

Beispiel: 16.000 Schwingungen in der Sekunde sind 16.000 Hz oder 16 kHz.<br />

W I E W E I T R E I C H T E I N G E S E N D E T E S SIGNAL?<br />

Die Reichweite eines Signals ist abhängig von der Wellenlänge einer Frequenz und<br />

von der Signalstärke. Die Signalstärke wird bestimmt durch die Sendeleistung. Die<br />

Wellenlänge l wird in Meter angegeben. Dafür gilt folgende Formel:<br />

Die Lichtgeschwindigkeit ist ein Konstante. Der Wert beträgt 300.000.000 m/s<br />

(Meter pro Sekunde) oder 300.000 km/s (Kilometer pro Sekunde).<br />

Beispiel:<br />

Man spricht dann auch vom 70-cm-Band.<br />

Durch die oben genannte Formel ergeben sich unterschiedliche Wellenlängen aus<br />

den Frequenzen. Geht man davon aus, dass die Sendeleistung konstant ist, so<br />

bestimmt die Wellenlänge die Reichweite. D. h., bei konstanter Sendeleistung<br />

nimmt die Reichweite des Senders proportional zur Wellenlänge ab. Halbiert man<br />

die Wellenlänge nimmt die Reichweite drastisch ab. Je höher eine Frequenz, desto<br />

geringer die Reichweite.<br />

K ANN EIN SIGNAL EINFA CH SO AU F E I N E R FREQUENZ<br />

G E S E N D E T W E R D E N?<br />

Nein, das geht nicht. Damit kein Frequenz-Chaos entsteht, sind Frequenzen bzw.<br />

Frequenzbereiche einer Anwendung zugeteilt. Z. B. für Radio, Fernsehen,<br />

Amateurfunk, CB-<strong>Funk</strong>, Flugfunk, Schiffsfunk, Taxi, Polizei, Feuerwehr, Mobilfunk,<br />

etc. Die <strong>Funk</strong>technik ist sehr weit fortgeschritten. So weit, dass sogar für lokale<br />

Netzwerke der freie Raum als Übertragungsmedium genutzt wird. Und weil das<br />

Übertragungsmedium praktisch kostenfrei zu Verfügung steht, wird es auch gerne<br />

und viel genutzt. Die Dichte der <strong>Funk</strong>systeme ist so hoch, dass der störungsfreie<br />

Betrieb nur durch gesetzlich vorgeschriebene Abstände zwischen den<br />

Frequenzbereichen möglich ist. Die Bundesnetzagentur (BNETZA) überwacht die<br />

Frequenzen und geht Störungen nach und deckt Störer auf.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik - Grundbegriffe<br />

2 FUNKTECHNIK - GRUNDBEGRIFFE<br />

In der <strong>Funk</strong>technik tauchen immer wieder Begriffe auf...<br />

POLARISAT I O N<br />

Die Polarisation ist die Richtung in der sich die Schwingungen des elektrischen<br />

Feldes ausbreiten. Man unterscheidet zwischen vertikaler und horizontaler<br />

Polarisation.<br />

Bei der vertikalen Polarisation schwingt die Welle von oben nach unten. Bei der<br />

horizontalen Polarisation schwingt die Welle von links nach rechts. Die Richtung der<br />

Polarisation ist durch die Richtung der elektrischen Feldlinien vorgegeben.<br />

RICHTCHARAKTERISTIK<br />

Die Richtcharakteristik wird auch als Abstrahlcharakteristik bezeichnet. Dabei wird<br />

die Eigenschaft der Antenne dargestellt, wohin sich die Wellen ausbreiten. Meist<br />

wählt man einen Schnitt durch das horizontale oder vertikale Strahlungsdiagramm.<br />

Bei der vertikalen Polarisation spricht man von der magnetischen Feldkomponente<br />

(H-Ebene). Bei der horizontalen Polarisation spricht man von der elektrischen<br />

Feldkomponente (E-Ebene). Bei komplexen Antennen mit vertikaler und<br />

horizontaler Polarisation wählt man eine räumliche Darstellung<br />

REFLE XIONEN / REFLEKTIONEN<br />

<strong>Funk</strong>signale, die auf Hindernisse treffen und von dort in eine andere Richtung<br />

abgelenkt werden, nennt man Reflektionen. Sie führen dazu, dass ein <strong>Funk</strong>signal<br />

auf mehreren Wegen zum Empfänger gelangen. Es gibt durchaus<br />

<strong>Funk</strong>anwendungen, wo Reflektionen erwünscht sind. Z. B. um die Reichweite eines<br />

<strong>Funk</strong>signals gezielt zu erhöhen.<br />

Im Regelfall sind Reflektionen unerwünscht und machen vor allem die<br />

<strong>Funk</strong>übertragung von Daten schwer umsetzbar und kompliziert.<br />

Bei Reflektionen spricht man auch von <strong>Funk</strong>echos, die als abgeschwächtes Signal<br />

mehrfach beim Empfänger ankommen.<br />

I N T E R FERENZ<br />

Reflektionen sind vor allem dann ein Problem, wenn zwischen dem Hauptsignal und<br />

einem Echo eine halbe Wellenlänge Laufzeitunterschied liegt. Dabei löschen sich die<br />

<strong>Funk</strong>wellen aus. Das nennt man Interferenz.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

5<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />

3 GESCHICHTE DES MOBILFUNKS<br />

Mobilfunk dient der Übertragen von Signalen oder besser von Nachrichten<br />

bidirektional zwischen einer (oder auch mehreren, z.B. bei UMTS) Sende- und<br />

Empfangsantenne. Eine Antenne davon ist beweglich, die andere ist lokal fest<br />

gebunden. Daher bezeichnet man die bewegte Antenne mit ihrem<br />

Verarbeitungsgerät als "Mobilstation", kurz MS, - im "deutschsprachigen Volksmund<br />

auch als "Handy" bekannt. zwei oder mehreren Stationen, von denen zumindest<br />

eine beweglich ist.<br />

Die Anfänge des Mobilfunks reichen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />

zurück. So wurde damals bereits von der dt. Reichsbahn ein öffentliches Zugtelefon<br />

angeboten. In den USA wurde 1946 das erste tragbare Mobilfunkgerät vorgestellt.<br />

Allerdings ist das Wort "mobil" mit einem leichten Schmunzeln zu verstehen bzw.<br />

musste man eine "starke" Kondition haben und Schnellredner sein. Denn das Gerät<br />

wog fast 18kg und die Akkus hielten gerade einmal 8 Minuten - aber immerhin!<br />

Am 20. Juni 1953 wurde in Deutschland - anlässlich der Münchner<br />

Verkehrsaustellung - das erste Mobiltelefonat von einem VW-Käfer aus<br />

durchgeführt, Das waren die ersten Testdurchläufe des deutschen A-Netzes, das 5<br />

Jahre später für kommerzielle Zwecke offen stand. Das Mobiltelefongerät wog dabei<br />

16kg und hatte einen Preis von DM 8000 - der VW-Käfer war hingegen bereits für<br />

DM 5000 zu bekommen!<br />

1957 wurde in Deutschland das erste Mobilfunknetz in Betrieb genommen - das<br />

sogenannte A-Netz. Dabei wurde man noch von einer netten Empfangsdame<br />

"handvermittelt" und Routingprozesse im heutigen Sinne gab es damals ebenfalls<br />

noch nicht. Wollte man also einen Mobilteilnehmer erreichen, so musste man genau<br />

wissen, in welcher geographischen Rufzone er sich befand, von denen es damals<br />

137 gab. War der Mobilteilnehmer nicht in der vermuteten Rufzone, so hatte man<br />

Pech und konnte nicht verbunden werden - oder ein geduldiger Anrufer hätte<br />

natürlich auch alle 137 Rufzonen durchprobieren können ;). Eine <strong>Funk</strong>zelle hatte<br />

einen Durchmesser von etwa 30km. Hat der Mobiltelefonierer die Zelle verlassen,<br />

war damit auch automatisch der Ruf beendet. Von Roaming und Handover war<br />

natürlich damals noch keine Rede! Das A-Netz zählte insgesamt 850 Teilnehmer<br />

und wurde 1977 abgeschaltet.<br />

1972, das Jahr der olympischen Spielen in München, wurde dann die nächste<br />

Generation der analogen Mobilfunknetze eingeführt - das B-Netz, eine Technologie,<br />

die auch in Österreich 1974 zum Einsatz kam. Immerhin konnte der<br />

Mobilteilnehmer jetzt selber wählen (kein Fräulein von der Vermittlung mehr) und<br />

direkt angerufen werden - die Zeit ist in den letzten 20 Jahren ja auch nicht stehen<br />

geblieben! Allerdings musste man noch immer Bescheid darüber wissen, in welcher<br />

Rufzone ein Mobilteilnehmer sich befand. Handover zwischen den Rufzonen war<br />

noch immer nicht möglich (außer der Teilnehmer sagte: Achtung ich wechsle die<br />

Zone - rufe mich doch in der nächsten Zone mit der Telefonnummer xxxxxxxx an!).<br />

Die Mobilfunk-Telefongeräte waren sehr groß, schwer, sehr teuer und<br />

Energiefresser, sodass sie vornehmlich nur in PKW´s eingesetzt wurden. Abgesehen<br />

davon war die Teilnehmerkapazität des B-Netz sehr beschränkt! Das deutsche B-<br />

Netz zählte insgesamt bis zu 27.000 Teilnehmer.<br />

In der Zwischenzeit war in den Laboratorien die Bestrebungen und Bemühungen<br />

sehr groß, ein zellulares Mobilfunknetz zu realisieren, um teilnehmerfreundliche<br />

Dienstleistungen anbieten zu können (zB: Handover - unterbrechungsfreie<br />

Gesprächsübergabe in eine andere geographische Zelle). Das 1984 in Österreich<br />

eingeführte C-Netz wurde Ende 1997 eingestellt. Mit dem C-Netz war erstmals für<br />

ein gesamtes Land eine einheitliche Vorwahlnummer.<br />

Die Entwicklung hielt natürlich nicht still. So wurde in Europa das NMT System für<br />

Frequenzen um 900MHz weiterentwickelt. Diese höheren Frequenzen erlaubten<br />

auch, dass die Handgeräte kleiner wurden. In Österreich wurde 1990 das analoge<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

6<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />

D-Netz in Betrieb genommen und als Modernisierung des analogen<br />

Mobilfunkstandards bis zur Einführung des digitalen GSM-Neztes diente.<br />

Alle bisher vorgestellten "Mobilfunk-Netze" waren analoge Mobilfunktechnologien,<br />

die man als erste Mobilfunkgeneration zusammenfasst. Bereits zu Beginn der 80er<br />

Jahre (1982) erkannte man, dass die Zukunft der Digitalisierung auch vor der<br />

Mobilfunktechnik nicht halt machen wird, da diese Technik neue und komfortable<br />

Dienstleistungen erst effizient möglich macht. Abgesehen davon war die<br />

Bandbreitenausnutzung der analogen Mobilfunknetze sehr bescheiden und damit<br />

auch die Teilnehmerkapazität. So wurde im Jahr 1982 die Gruppe<br />

"Groupe Spéciale Mobile" ins Leben gerufen, die für die Organisation CEPT<br />

(Conference Europeene des Administration des Postes et des Telecommunications)<br />

einen neuen und den Zeiten angepassten Mobilfunkstandard im 900MHz-Bereich<br />

entwickeln sollte. 1987 wurden die daraus resultierenden Ergebnisse von 18<br />

Staaten in Form des "Memorandum of Understanding" unterzeichnet. 1988 wurden<br />

die Standards vom europäischen Institut ETSI übernommen. Da es zu regen auch<br />

außereuropäischen Interesse für diesen digitalen Mobilfunkstandard kam, wurde die<br />

Abkürzung GSM, die ursrpünglich die "Groupe Spéciale Mobile" bezeichnete, in<br />

"Global System for Mobile Communication" umgedeutet. GSM entspricht dem<br />

Mobilfunkstandard der zweiten Generation.<br />

Im Dezember 1994 war es dann in Österreich soweit, dass das erste GSM-Netz<br />

seinen Betrieb aufnahm - es war das A1-Netz der Mobilkom. Bereits 1996 konnte<br />

die Mobilkom 120.000 Teilnehmer aufweisen, was einen unerwartetem Erfolg für<br />

die Mobilkom gleichkam. Man hatte mit einem Teilnehmeraufkommen in Österreich<br />

von höchstens 200.000 Teilnehmern gerechnet! 4 Jahre Später, im März 2000 hatte<br />

alleine die Mobilkom ihre Teilnehmerzahl um den Faktor 20 vergrößert und konnte<br />

sich an 2.400.000 Teilnehmern erfreuen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte des<br />

GSM-Netzes lässt sich daran klar erkennen.<br />

1998 wurde in Österreich das erste DCS-1800 Netz von Connect Austria in Betrieb<br />

genommen. DCS-1800 (Digital Cellular System) ist ein GSM-Standard, der bei einer<br />

Frequenz von 1800MHz arbeitet und eine geringere Sendeleistung verwendet. Im<br />

Jahr 1998 wurden auch neue Standards verabschiedet, die es einem GSM-Netz<br />

ermöglicht schnell EDV-Daten zu transferieren. Dazu gehört der HSCSD- und der<br />

GPRS-Standard. HSCSD wurde im Dezember 1999 von Connect Austria erstmals in<br />

Österreich eingeführt (damals mit 2 bündelbaren Kanälen und daher eine Datenrate<br />

von 28,8kbit/s), GPRS wurde im August 2000 erstmals von der Mobilkom in<br />

Österreich eingesetzt.<br />

3.1 UMTS-Zeitalter<br />

Am 25. September 2002 hat die neue Mobilfunkgeneration UMTS in Europa<br />

begonnen. Die Mobilkom Austria startet das erste europäische UMTS-Netz und kann<br />

von Beginn an eine Versorgung von über 25% ermöglichen. Dazu sind in allen<br />

österreichischen Landeshauptstädten, außer Salzburg, UMTS-Dienste möglich. Da<br />

es zu diesem Zeitpunkt aber noch an UMTS-Handys mangelt, gibt es vorerst nur<br />

1000 "friendly User" für einen UMTS-Testlauf (mehr zu diesem UMTS-Start: News -<br />

UMTS-Startschuss.<br />

Am 25. April 2003 eröffnet die Mobilkom Austria (A1) ihr UMTS-Netz für<br />

kommerzielle Zwecke und steht somit allen Kunden offen, sofern diese das Glück<br />

haben eines der wenigen UMTS-Handys in den A1-Shops zu bekommen. In der<br />

Anfangsphase stehen den A1-Kunden nur das UMTS-Handy Siemens U10 zur<br />

Verfügung.<br />

Das UMTS-Netz von A1 deckt zu Beginn des kommerziellen Betriebs nach<br />

Unternehmensangaben über 42 Prozent der Bevölkerung ab. Jenseits der UMTS-<br />

Coverage können UMTS-Nutzer automatisch im GSM-Netz telefonieren. Probleme<br />

gibt es mit dem UMTS-Empfang - nach einem ersten Test der APA - noch in<br />

Gebäuden.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

7<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />

Am 5. Mai 2003 geht in Österreich das zweite UMTS-Netz von Hutchison 3G (drei)<br />

in Betrieb. Zum Start wird eine "Video-Abdeckung" der Ballungsräume Wien (und<br />

Umgebung), St. Pölten, Graz und Linz erreicht. Österreich ist der erste Staat in<br />

Mitteleuropa, wo die Hutchison-Tochter den Vollbetrieb aufnimmt. Als Handy stehen<br />

den Kunden das UMTS-Handy NEC e606 zur Verfügung, mit dem bereits<br />

Videotelefonie im Netz von drei durchgeführt werden kann..<br />

Zu Beginn Juni 2003 - also etwa 1 Monat nach den UMTS-Starts in Österreich -<br />

verbuchen sowohl die Mobilkom Austria als auch Hutchison jeweils 1000 UMTS-<br />

Kunden.<br />

Ende Oktober 2003 hat Hutchison 3G in Österreich fast die 20.000 Kundenmarke<br />

erreicht, die Mobilkom Austria bewegt sich bei etwa 1500 Kunden.<br />

Seit 2005 ist HSDPA (High Speed Downlink Paket Access) am Markt, mit dem<br />

vorab bis zu 3,6Mb/s im Downlink Datenpakete übertragen werden konnten. Sind<br />

erstmal Highend-HSDPA-Geräte auf dem Markt, erlaubt HSDPA sogar<br />

Downlinkdatenraten von bis zu 14,4Mb/s. HSDPA ist eine Technik, die auf<br />

bestehender UMTS-<strong>Funk</strong>netztechnik aufbaut - durch verbesserte <strong>Funk</strong>tionen und<br />

Ansätze sind einerseits die doch sehr hohen Datenraten andererseits aber auch<br />

bessere Dienstgütemerkmale für Paketdatendienste möglich. Mehr zu HSDPA:<br />

HSDPA-<strong>Grundlagen</strong>.<br />

Seit 2006 haben bereits die ersten UMTS-Netzbetreiber ihre funknetzwerke mit der<br />

neuen Technik HSUPA ausgerüstet, mit der analog zum vorher erwähnten HSDPA<br />

nun auch im Uplink höhere Datenraten möglich sind - Highend-Handys werden so in<br />

Zukunft sogar mit bis zu 5,76Mb/s Daten an die Basisstation schicken können.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

8<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />

4 GSM-ENTWICKLUNG IN ÖSTERREICH<br />

1989 Die PTT (Vorgänger der heutigen Mobilkom Austria)<br />

entscheidet sich für GSM als neuen zukünftigen<br />

Mobilfunkstandard. Die Arbeitsgemeinschaft aus Alcatel, AT<br />

und Siemens entwickelt das erste GSM Pilotprojekt.<br />

1992 Es erfolgte der erste Verbindungsaufbau mit dem neu<br />

entwickelten GSM-Netz.<br />

1993 Das Amt für das Pilotprojekt geht am Schillerplatz (Wien) in<br />

Betrieb. Dabei Handelt es sich um eine lokale Netzabdeckung<br />

lediglich im Großraum Wien.<br />

Dez. 1994 Start des kommerziellen Betriebes von A1 (Mobilkom) -<br />

großräumig flächendeckend.<br />

1996 Mobilkom: 120.000 Teilnehmer.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

9<br />

Bildungszentrum<br />

max.mobil: Startet als zweiter Netzbetreiber den<br />

Betrieb.<br />

1998 Connect Austria (one) startet als dritter österreichischer GSM-<br />

Netzbetreiber - und zwar das erste mal in Österreich auf der<br />

Frequenz 1800 (DCS-1800). (Connect Austria hat keine GSM-<br />

900 Lizenz).<br />

1999 Die Mobilkom startet im Dezember den Betrieb von WAP-<br />

Diensten, wodurch ein Internetzugriff für GSM-Handys<br />

möglich wurde - wenn auch sehr reduziert!<br />

März 2000<br />

Connect Austria bietet in Österreich zum ersten mal die<br />

schnellere GSM-Datentechnik HSCSD an.<br />

Teilnehmerstand in Österreich:<br />

A1: 2.200.00<br />

max.mobil 1.600.000<br />

GSM ist eine Erfolgsgeschichte.<br />

Ein ursprünglich europäischer Standard wurde weltweit<br />

übernommen.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

10<br />

Bildungszentrum<br />

one<br />

700.000<br />

Mai 2000 Telering startet als 4. GSM-Netzbetrieber seinen Betrieb -<br />

ebenso wie Connect Austria nur mit DCS-1800.<br />

August 2000 A1 nimmt weltweit als erster Netzbetreiber den kommerziell<br />

flächendeckenden GPRS-Betrieb auf.<br />

November 2000 In Österreich werden die UMTS-Lizenzen vergeben - ohne<br />

finanzielle Verausgabungen wie z.B. in Großbritannien oder<br />

Deutschland.<br />

Anfang 2001 Telring und Connect Austria starten ebenfalls ihren GPRS-<br />

Betrieb.<br />

April 2001 max.mobil startet GPRS-Betrieb<br />

Mai 2001 Weitere Lizenzvergabe für DCS-1800 -> Bericht<br />

25. Sep. 2002 Die Mobilkom Austria startet das erste UMTS-Netz (Trial) in<br />

Europa: Mehr Info dazu<br />

25. April 2003 Die Mobilkom Austria startet den kommerziellen Betrieb des<br />

UMTS-netzes. Als Handys steht das Siemens U10 zur<br />

Verfügung<br />

5. Mail 2003 Hutchison 3G startet den Vollbetrieb seines UMTS-Netzes. Als<br />

Handys steht das Videohandy NEC e606 zur Verfügung.<br />

5. Juni 2003 Nach ca. einem Monat UMTS-Netzbetrieb haben die Mobilkom<br />

Austria und Hutchison jeweils 1000 UMTS-Kunden.<br />

2006 Mobilkom Austria startet HSDPA, die anderen Netzbetreiber<br />

folgen bald nach<br />

2007 Mobilkom Austria startet HSUPA<br />

2008 Hutchison 3G startet HSUPA Ende Februar 2008<br />

Rückwärtskompatibilität mit GSM ist Garant für den Erfolg auch von<br />

UMTS.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />

4.1 Aktueller Stand (weltweit)<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

11<br />

Bildungszentrum<br />

GSM Familie<br />

heutiges GSM GPRS EDGE<br />

3GSM<br />

basierend auf WCDMA<br />

<strong>Funk</strong>schnittstelle<br />

HSPA<br />

(HSDPA und HSUPA)<br />

Verantwortlich für den<br />

enormen Boom von 2G<br />

Netzen sind vor allem<br />

Schwellen- und<br />

Entwicklungsregionen wie<br />

China, Indien, Afrika und<br />

Lateinamerika.<br />

Das dzt. größte GSM Netz<br />

der Welt betreibt China<br />

Mobile mit über 300 Mio<br />

Kunden, und pro Monat<br />

kommen 4 Mio dazu.<br />

Der zweitgrößte<br />

Netzbetreiber ist die<br />

Vodafon-Gruppe.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Die Systemarchitektur von GSM<br />

5 DIE SYSTEMARCHITEKTUR VON GSM<br />

Als Benutzer eines Mobilfunknetzes sieht man normalerweise eigentlich nur<br />

das Mobiltelefon (MS), dass aber auch noch eine sehr komplexe<br />

Netzarchitektur existiert, ist nur den wenigsten Benutzern bewusst. Ein<br />

GSM Netz ist hierarchisch aufgebaut, wobei mehrere Komponenten zu<br />

einem Untersystem (Subsystem) zusammengefasst werden. Im<br />

Wesentlichen verfügt ein GSM Netz jedoch über zwei Hauptbestandteile:<br />

die fest installierte Infrastruktur (das Netz im eigentlichen Sinne) und die<br />

Mobilstation. Das fest installierte GSM Netz kann in drei Untersysteme<br />

untergliedert werden, während die MS bereits ein Untersystem darstellt.<br />

Daraus folgt, daß das GSM Netz in vier Subsysteme unterteilt werden<br />

kann:<br />

• Die Mobile Station (MS), das vom Kunden benutzte Endgerät<br />

• Die Basisstation (Base Station Subsystem), welche die<br />

<strong>Funk</strong>übertragung kontrolliert<br />

• Das Switching Subsystem, dessen Hauptkomponente das Mobile<br />

Switching Center (MSC) ist. Es verbindet den Teilnehmer mit dem<br />

Gesprächspartner in mobilen oder festen Netzen.<br />

• Das Operation and Maintenance Subsystem, welches für Betrieb und<br />

Wartung des Netzes zuständig ist<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

12<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Architektur von Mobilfunknetzen<br />

6 ARCHITEKTUR VON MOBILFUNKNETZEN<br />

A R CHITEKTUR EIN E S I N T E G R I E R T E N MOBILFUNKNETZES<br />

MS<br />

MS<br />

UE<br />

UE<br />

Access Netz<br />

auch als RSS (Radio Subsystem) bezeichnet<br />

Um<br />

Um<br />

Uu<br />

Uu<br />

UMTS<br />

Radio Access Network<br />

(UTRAN)<br />

Access Netz:<br />

Das Access Netz ist das flächendeckende zellulare Netz für die<br />

Teilnehmeranschaltung über <strong>Funk</strong>schnittstellen (air interfaces). Es beinhaltet<br />

Mobilgeräte, Basisstationen (BTS und Node B) und deren Controller (BSC und RNC).<br />

Core Netz:<br />

Das Core Netz übernimmt sämtliche Steuerungsfunktionen und<br />

Datenbankfunktionen, die für Verbindungsaufbau, Verbindungsabbau,<br />

Datenverschlüsselung, Berechtigungsprüfung (Authentication) und Roaming<br />

erforderlich sind.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

13<br />

Bildungszentrum<br />

GSM EDGE<br />

Radio Access Network<br />

(GERAN)<br />

BTS<br />

Node<br />

B<br />

A-bis<br />

Iub<br />

BSC<br />

A-ter<br />

A-gprs<br />

RNC<br />

T<br />

R A<br />

U<br />

P<br />

C<br />

U<br />

Gb<br />

Iu-CS<br />

A<br />

Iu-PS<br />

Core Netz<br />

auch als NSS (Network Subsystem) bezeichnet<br />

MGW<br />

MSC<br />

B<br />

VLR<br />

SGSN<br />

D<br />

VLR<br />

(note)<br />

Circuit Switched (CS)<br />

Core<br />

AuC<br />

C<br />

Gr<br />

E<br />

HLR<br />

Gn<br />

C<br />

Gc<br />

Packet Switched (PS)<br />

Core<br />

GMSC<br />

EIR<br />

(optional)<br />

GGSN<br />

Note:<br />

Paket-Mobility <strong>Funk</strong>tion ist im SGSN integriert.<br />

N<br />

2G+3G<br />

(mit R99 Core)<br />

Gi FW<br />

Telefonnetz<br />

Internet<br />

FW privates<br />

Netz


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />

7 FUNKTIONEN DER NETZELEMENTE<br />

7.1 MS - Mobilestation / UE User Equipment<br />

Die Mobilestation ist in unserem Sprachraum fast ausnahmslos unter dem<br />

Ausdruck „Handy“ bekannt, der interessanterweise im englischsprachigen<br />

Raum nicht zu finden ist, sondern nur im deutschsprachigen. Die MS<br />

besteht aus zwei Komponenten:<br />

Mobile Equipment - ME<br />

Subscriber Identity Module - SIM<br />

7.1.1 RAN - Radio Access Network<br />

Das RAN hat die Aufgabe die <strong>Funk</strong>signale der Mobilteilnehmer<br />

aufzunehmen bzw. die Teilnehmer mit <strong>Funk</strong>signalen zu versorgen und<br />

diese Signale Vermittlungsstellen zur Verfügung zu stellen, die für weitere<br />

Signalwegschaltung innerhalb oder auch außerhalb des GSM-Netzes<br />

sorgen. Das RAN wird durch mehrere Basestation Subssytems (BSS)<br />

gebildet, wobei jedes BSS aus einem Basestation Controller (BSC) und den<br />

an ihm angeschlossenen Base Tranceiver Staitions (BTS) besteht:<br />

Base Station Controller - BSC<br />

Base Tranceiver Station - BTS<br />

7.2 ME - Mobile Equipment<br />

Das ME ist das Telefongerät, das man in diversen Elektrofachgeschäften zu<br />

kaufen bekommt und prinzipiell die volle technische <strong>Funk</strong>tionalität zur<br />

Verfügung stellt. Ist man jedoch bei keinem Netzbetreiber als Kunde<br />

angemeldet, hilft einem das beste „Handy“ nichts, da man mit dem<br />

„nackten“ Gerät auf keine Mobilfunkdienste eines GSM-Netzbetreibers<br />

zurückgreifen kann – außer auf die internationale Notrufnummer! Um GSM-<br />

Dienste eines Netzbetreibers in Anspruch nehmen zu können, braucht man<br />

eine SIM-Karte von diesem Netzanbieter. Erst wenn diese Karte in das<br />

Mobile Equipment eingeführt wird, kann mit einem GSM-Handy z.B.<br />

telefoniert werden.<br />

7.3 SIM - Subscriber Identity Module<br />

Auf der SIM-Karte stehen Netzbetreiber-spezifische Daten, wie<br />

Rufnummern, Identifikationsnummern usw., durch die der Zugriff auf<br />

Mobilfunkdienste überhaupt erst möglich wird. Nur der Notrufdienst 112<br />

lässt sich mit einem Handy ohne SIM-Karte durchführen! Durch diese<br />

Trennung zwischen Gerät (ME - Mobile Equipment) und<br />

Netzbetreiberdienste (SIM) ist es möglich, dass man z.B. Auf Urlaub nur<br />

seine SIM-Karte mitnehmen muss und sich in einem fremden Land ein<br />

GSM-Handy ausborgt. Das ist besonders in den USA sinnvoll, da dort ein<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

14<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />

Frequenzband um 1900MHz verwendet wird, das in Europa nicht zum<br />

Einsatz kommt und daher die meisten ME´s auch nicht verarbeiten können.<br />

Die SIM-Karte ist aber nicht nur ein Datenspeicher sondern auch ein<br />

Microcontroller, mit dem sich Rechenoperationen durchführen lassen. Zu<br />

den Aufgaben der SIM-Karte gehören die Identifikation des Kunden im<br />

GSM-Netz, Datenverschlüsselung, Softwareimplementierung von<br />

Zusatzdiensten, Speicherung von Kundendaten und Verwaltung<br />

netzspezifischer Daten wie z.B. Lokalität.<br />

Das SIM hat die gleichen Strukturen wie ein herkömmliches<br />

Rechnersystem integriert: CPU, Festspeicher (ROM-Read Only Memory),<br />

flüchtiger Speicher (RAM-Random Access Memory und EEPROM-Electrical<br />

Eraseable Programable ROM) sowie ein BUS-System, um Daten<br />

transportieren zu können:<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

15<br />

Bildungszentrum<br />

Abbildung: Interne Struktur des SIMs<br />

Wie beim klassischen Rechnersystem ist das Betriebssystem des SIM im<br />

ROM (heute Typ. 32kByte) abgelegt und das RAM (heute Typ. 2kByte)<br />

dient als Zwischenspeicher für Berechnungen in der CPU. Das EEPROM<br />

(heute Typ. 32kByte) beinhaltet die Applikationen. Das EEPROM kann im<br />

Gegensatz zum herkömmlichen ROM wieder neu beschrieben werden - es<br />

arbeitet ähnlich einer Festplatte nur nicht magnetisch sondern mit<br />

Halbleitertechnik. Der Bus hat eine Breite von 8Bit. Diese Dimensionen<br />

erinnern an die "gute alte" Computertechnik der 80er Jahre, nur dass das<br />

SIM auf kleinstem Raum realisiert ist. Die Abmessungen des eigentlichen<br />

SIMs sind gerade einmal 5mm x 5mm:<br />

Das SIM hat im Allgemeinen 8 Kontakte, von denen nur 5 Kontakte (nc:<br />

not connected) verwendet werden:<br />

• Vcc für die positive Spannungsversorgung<br />

• GND für die Spannungsmasse<br />

• RST für ein Reset in einen vordefinierten Zustand<br />

• CLK für den Systemarbeitstakt<br />

• I/O für den seriellen Datenaustausch in die Karte und aus der<br />

Karte hinaus<br />

Kontaktbelegung<br />

des SIMs


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />

7.4 Daten auf der Simkarte<br />

7.4.1.1 Unveränderlicher Datenbestand:<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

16<br />

Bildungszentrum<br />

1. SIM-Kartentyp<br />

2. Seriennummer des SIM<br />

3. Liste der zusätzlich abonnierten Dienste<br />

4. IMSI-Nummer<br />

5. PIN<br />

6. PUK<br />

7. Ki - Identity Key (für jeden Teilnehmer individuell)<br />

8. A3/A8-Algorithmen (definiert von MoU)<br />

9. Verwendete Sprache<br />

7.4.1.2 Dynamische, veränderliche Daten:<br />

I. Aufenthaltsinformationen:<br />

1. TMSI<br />

2. LAI<br />

3. Location Update - Zeitgeber<br />

4. Aktualisierungssatus<br />

II. Sicherheits-Daten<br />

RAND: 128Bit-Zufallszahl (im AuC berechnet)<br />

SRES: 32Bit-Zahl als <strong>Funk</strong>tion von A3 und RAND<br />

Kc: 64Bit-Cipheringkey als <strong>Funk</strong>tion von A8 und RAND<br />

7.4.2 IMEI - International Mobile Equipment<br />

Identity<br />

Die IMEI-Nummer entspricht der Geräteseriennummer des Mobile<br />

Equipments (Handy ohne SIM-Karte) und besteht aus vier Kennfeldern, die<br />

insgesamt 15 Zeichen ergeben.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BSC – Base Station Controller<br />

8 BSC – BASE STATION CONTROLLER<br />

Wie der Name BSC (Base Station Controler) bereits zum Ausdruck bringt,<br />

handelt es sich hier um ein Netzwerkelement des <strong>Funk</strong>netzwerkes von<br />

GSM, das für die Kontrolle bzw. Steuerung jener Basisstation<br />

verantwortlich ist, die an ihm angeschlossen sind. An einem BSC können<br />

mehrere 100 Basisstationen (BTS Base Tranceiver Station) angekoppelt<br />

sein. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass in den meisten Zellen jede<br />

Basisstation 3 Zellen (sektorisiert) terminiert, so kann man sich gut<br />

vorstellen, dass der BSC sehr viele einzelne Zellen verwalten und steuern<br />

muss. Andererseits ist der BSC über die TRAU an den MSC des Kernnetzes<br />

verbunden. Der MSC (Vermittlungsstelle) ist für die Verwaltung und<br />

Steuerung leitungsorientierter Dienste verantwortlich, wie z.B. Telefonate.<br />

Der BSC ist für seine Zellen eine „Datenbank“ und leitet die Informationen<br />

von den Zellen an seinen MSC weiter.<br />

Ein geographisches Gebiet, das durch einen BSC und seinen angekoppelten<br />

Zellen definiert ist, nennt man ein Base Station Subsystem - kurz BSS.<br />

Abbildung: <strong>Funk</strong>netzwerk mit 2 eingezeichneten BSS (BSS 1 und BSS 2)<br />

Die wichtigste Aufgabe des BSCs ist die <strong>Funk</strong>ressourcenverwaltung für alle<br />

Zellen, die an ihn angekoppelt sind, und somit auch die<br />

<strong>Funk</strong>kanalzuweisung für die Handys, die in diesen Zellen eingebucht sind.<br />

Der BSC muss also die Frequenzkanäle und Zeitschlitze all seiner Zellen<br />

verwalten, um zu wissen, welchen Kanal noch nicht besetzt ist und er bei<br />

neuen Gesprächen vergeben kann. Benötigt ein MSC einen<br />

Kommunikationskanal zu einem Mobilteilnehmer, um z.B. ein Gespräch<br />

vom Festnetz zu einem Mobilteilnehmer durchzustellen, so muss das MSC<br />

zuerst beim BSC anfragen, ob überhaupt ein <strong>Funk</strong>kanal für diesen Dienst<br />

verfügbar ist. Erst wenn der BSC grünes Licht gibt, kann der MSC mit der<br />

Vermittlung weitermachen - andernfalls wird der Dienst abgebrochen bzw.<br />

auf die Sprachbox des Teilnehmers (nicht erreichbar) geleitet.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

17<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BSC – Base Station Controller<br />

Da der BSC die <strong>Funk</strong>ressourcenverwaltung macht, kann auch nur der BSC<br />

entscheiden, ob für einen Teilnhemer ein Handover durchgeführt wird oder<br />

nicht, da ja nur der BSC wissen kann, ob in der neuen Zelle, in die<br />

gewechselt werden soll, noch ein <strong>Funk</strong>kanal frei und somit vergebbar ist.<br />

Eine weitere wichtige Aufgabe des BSC ist die Sendeleistungskontrolle 1 der<br />

kommunizierenden <strong>Funk</strong>stationen – also MS und BTS.<br />

Um - was in der Anfangszeit von GSM nicht notwendig war, aber jetzt<br />

zeitgemäß ist - auch Handover zwischen einem GSM- und UMTS-Netz zu<br />

ermöglichen, muss der BSC funktional aufgerüstet werden, damit er z.B.<br />

auch die UMTS-Frequenzmessergebnisse seiner zu verwaltenden<br />

Mobilteilnehmer verarbeiten kann. Das Handy schickt also nicht nur GSM-<br />

Messergebnisse, sondern auch UMTS-Kanalmessungen. Ohne diese UMTS-<br />

Messwerte wüsste der BSC (genauer gesagt das dem BSC zugeordnete<br />

MSC) nicht zu welchem 3G-MSC (UMTS-MSC) und RNC des UTRANs er<br />

Kontakt aufnehmen muss, um einen Handover von der GSM-Zelle zur<br />

UMTS-Zelle durchführen zu können.<br />

1 Die Sendeleistung einer MS kann adaptiv in Schritten von 2dBm geregelt werden. Dafür<br />

gibt es 16 Stufen, von Stufe 0 mit 43dBm (20W) bis Stufe 15 mit 13dBm (20mW). Beginnend<br />

auf der niedrigsten Leistungsstufe (15), kann die BTS die Sendeleistung der MS sukzessive<br />

um 2dBm anheben bzw. Auch wieder reduzieren.<br />

Genauso kann aber auch die Sendeleistung der BTS in 2dBm-Schritten geregelt werden.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

18<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BTS – Base Tranceiver Station / Node B<br />

9 BTS – BASE TRANCEIVER STATION / NODE B<br />

Die BTS ist für die Kommunikation in einer Zelle zuständig und besteht aus<br />

<strong>Funk</strong>antennen und einer elektronischen Signalverarbeitung. Zu den<br />

Aufgaben der BTS gehört die <strong>Funk</strong>verbindung mit der MS zu realisieren, die<br />

Daten auf Hochfrequenz zu modulieren sowie die Setzung der TDMA-<br />

Zeitrahmen.<br />

9.1 Aufgaben im Detail:<br />

• Kanalkodierung<br />

• Ciphering (Datenverschlüsselung für die <strong>Funk</strong>schnittstelle)<br />

• Optionales Frequenzsprungverfahren<br />

• Aufbau des Zeitschlitzsignals --> Burst-Bildung<br />

• GMSK-Modulationsverfahren<br />

• Datenkonvertierung in das TRAU-Rahmenformat, Richtung BSC<br />

• Aufbau des BCCHs (Broadcast Control CHannel)<br />

• Signalmessaufgaben und Reportage an BSC<br />

• Teil der Sendeleistungsregelung 1<br />

9.2 Sektorisierung<br />

Im Normalfall wird einer BTS nicht nur 1 Zelle zur Verarbeitung zugewiesen<br />

sondern 3, die zueinander in Sektoren angeordnet sind:<br />

Abbildung: Basisstation mit sektorisierten Zellen: die BTS steuert hier 3 Zellen<br />

Dazu werden Antennen verwendet, die eine 120 o<br />

Sende/Empfangscharakteristik haben. Außerdem lässt sich ein<br />

geographisches Gebiet mit der "schmäleren" Richtcharakteristik besser<br />

konfigurieren, um Interferenzen zu minimieren.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

19<br />

Bildungszentrum<br />

Antennenmasten von<br />

BTS´s zweier<br />

Netzbetreibern


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> MSC - Mobile Switching Center<br />

10 MSC - MOBILE SWITCHING CENTER<br />

Das MSC entspricht einer Vermittlungsstelle a´la Festnetz, nur dass sie<br />

keine festverdrahteten Teilnehmer angeschlossen hat, die sie vermitteln<br />

muss, sondern geographisch frei bewegliche Mobilteilnehmer. Der MSC ist<br />

also der "technische Diensterbringer" für leitungsorientierte Dienste bei<br />

GSM. Die Mobilteilnehmer können also nicht direkt an das MSC<br />

angeschlossen sein, es muss sozusagen zwischen den Mobilteilnehmer und<br />

Vermittlungsnetz eine "techische Intelligenz" geschaltet werden, die es<br />

dem Teilnehmer erlaubt sich frei durch die Botanik zu bewegen. Diese<br />

Intelligenz wird durch das <strong>Funk</strong>zugriffsnetzwerk (RSS Radio Sub System)<br />

realisiert. Es liegt also nahe, dass ein MSC (Vermittlungsstelle des<br />

Mobilfunknetzes) im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festnetz-<br />

Vermittlungsstelle unbedingt ein Mobilitätsmanagement braucht, um den<br />

freibeweglichen Teilnehmer mit Diensten versorgen zu können. An die<br />

MSC´s werden einerseits die <strong>Funk</strong>zugriff-Subsysteme (BSS - Base Station<br />

Subsystem) über den Sprachcoder TRAU 2 angeschlossen, andererseits<br />

werden Verbindungen zu anderen MSC´s realisiert – vor allem zum<br />

Gateway MSC, der das Tor zu fremden CS-Netzen (leitungsorientiert)<br />

darstellt. Für die erwähnte Mobilitätsverwaltung benötigt der MSC noch<br />

eine Anbindung an ein Dantenbanksystem: dem VLR für primär<br />

temporäre Daten und dem HLR (HLR ist über das VLR angekoppelt) für die<br />

primär unveränderlichen Daten.<br />

Die Aufgaben des MSCs sind also klassisch gesehen der Aufbau einer<br />

"Standleitung" zwischen 2 Teilnehmern bevor die eigentlichen Nutzdaten<br />

des Dienstes, wie z.B. Telefonat, übertragen werden können, die<br />

Bearbeitung und Realisierung von Dienstmerkmalen, die Registrierung von<br />

Mobilteilnehmern, Sicherstellung der Teilnehmeridentität und die<br />

Durchführung von Handover, bei denen es beim Zellenwechsel auch zu<br />

einem Wechsel des BSS (Base Station Subsystem) kommt.<br />

Das MSC arbeitet sehr eng mit dem VLR zusammen, das eine Datenbank<br />

für die temporären Daten aller Teilnehmer ist, die geographisch von dem<br />

MSC verwaltet werden. Im Normalfall sind heute GSM-Netze so konzipiert,<br />

dass jeder MSC ein eigenes VLR hat und dieses in der gleichen<br />

Hardwareeinheit realisiert ist. Ebenso besitzt das MSC eine so genannte<br />

"Interworking Function" (IWF), die bei Datendiensten eine Anpassung an<br />

die Leitungen (PCM30) vornimmt, die für Vermittlungsstrecken verwendet<br />

werden. Das kann man sich ganz einfach so vorstellen, dass das MSC<br />

verschiedene Modems integriert hat, um so einerseits den Standrad-GSM-<br />

Datendienst CSD mit 9,6kb/s (auch 4,8kb/s und 2,4kb/s sind möglich)<br />

durchführen zu können und andererseits Faxdienste realisieren zu können -<br />

also so wie früher oder auch heute noch das Telefon-Modem zu Hause. Mit<br />

2 TRAU (Transcoder and Rate Adaptation Unit)<br />

Sprachkompression bei GSM TRAU stellt ein typisches Gateway dar, da die TRAU: einerseits<br />

Datenraten anpasst zwischen 64kb/s (Richtung MSC) und je nach Datenrate HR-6,5kb/s, FR-<br />

13kb/s oder EFR-12,2kb/s (Richtung BSC). HR steht dabei für Half-Rate, FR für Full-Rate und<br />

EFR für Enhanced Full-Rate --> EFR ist eine technische Weiterentwicklung von FR und ist<br />

heutzutage der Standard bei GSM.<br />

MGW (Media Gateway)<br />

gleiche <strong>Funk</strong>tion wie TRAU bei 2G. Bei der Erstellung der 3G Spezifikationen wurde das MGW<br />

aber dem Core zugeordnet.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

20<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> MSC - Mobile Switching Center<br />

Hilfe dieser Modems werden die Daten schließlich auf die Standard-ISDN-<br />

Leitung von 64kb/s des Vermittlungsnetzes angepasst. So kann z.B. jeder<br />

Kanal der verwendeten PCM30-Leitungen 64kbit/s transportieren.<br />

Einer der wichtigsten - zumindest für den Netzwerkbetreiber - <strong>Funk</strong>tionen<br />

des MSCs ist die Gebührenerfassung aller Dienste, die durch den MSC<br />

abgewickelt werden - also alle leitungsorientierten Dienste, wie z.B.<br />

Telefonieren, Faxen. Sollte das GSM-Netz über eine GPRS-Infrastruktur<br />

verfügen, so ist das MSC für die Gebührenerfassung von paketorientierten<br />

Diensten NICHT verantwortlich, das macht dann GGSN bzw. auch SGSN.<br />

MSC-Netzwerk: Individuelle Wegwahl vor Dienstaufbau zwischen den Knotenpunkt mit<br />

Datenbank<br />

10.1.1 Aufgaben des MSC<br />

• Vernetzung mit anderen MSC´s<br />

• Verbindung zu anderen Netzwerken (Festnetz und andere<br />

Mobilfunknetz)<br />

• Aufsetzen von Serviceleistungen<br />

• Registrierung der Teilnehmer im VLR<br />

• Umschaltung zwischen verschiedenen BSC´s bei Intra- und Inter-<br />

Handover<br />

• Interworking Function (IWF): Datenanpassung durch Modems an<br />

externe PSTN-Netze<br />

• Verbindungs- und Signalisierungssteuerung<br />

• Anbindung von Datenleitung für Staatspolizei zwecks Abhören von<br />

Gesprächen<br />

• Systemausgaben, -aufzeichnungen, Vergebührung, LOGs<br />

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21<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> AuC - Authentication Center<br />

11 AUC - AUTHENTICATION CENTER<br />

Das AuC stellt für GSM- GPRS aber auch UMTS-Dienste<br />

Sicherheitsfunktionen zur Verfügung. Das AuC arbeitet sehr eng mit dem<br />

HLR zusammen, sodass HLR und AuC in vielen Netzwerken in einer<br />

"Hardwareeinheit" zusammengefasst sind. Grob vereinfacht kann man<br />

sagen, dass das AuC für folgende zwei Sicherheitsaufgaben behilflich zu<br />

sein:<br />

1. Authentifizierung: es müssen die verschiedenen SIM-Karten verifiziert werden, die<br />

ein Netzbetreiber an seine Kunden bei Vertragsabschluss (aber auch bei Wertkarten-<br />

Verträgen) ausgibt;<br />

2. Verschlüsselung: es werden Methoden zwecks Datenverschlüsselung über die<br />

<strong>Funk</strong>schnittstelle zur Verfügung gestellt.<br />

11.1.1 Authentifizierung:<br />

Mit Hilfe der SIM-Karte kann ein Netzbetreiber die Identität eines<br />

Teilnehmers überprüfen, der einen Dienst per Mobilfunkkanal anfordert.<br />

Damit kann ein Mobilfunknetzbetreiber ausschließen, dass unbefugte<br />

Personen keinen Zugriff auf das Netz bekommen. Nur berechtigte Personen<br />

mit einer gültigen SIM-Karte wird ein Zugriff auf das Netz gewährt - dieser<br />

Zugriff wird schließlich der "berechtigten" Person auch in Rechnung<br />

gestellt.<br />

Da vor jedem "Dienstantritt" die Identität jedes Kunden überprüft wird,<br />

der auf das <strong>Funk</strong>netz zugreifen will, können ihm letztlich auch nur die<br />

Kosten in Rechnung gestellt, die er selbst konsumiert hat. Der Kunde kann<br />

damit auch nicht abstreiten, dass er die auf der Rechnung aufgelisteten<br />

Dienste nicht selbst konsumiert hat - außer, ein Hacker hat seine SIM-<br />

Karte kopiert und gibt sich fälschlicherweise als jener Kunde aus, was es<br />

bei GSM im neuen Jahrtausend auch schon gegeben hat. Um diese<br />

angesprochene Sicherheitslücke zu schließen, die sich bei GSM in den<br />

letzten Jahren geöffnet hat, wurden beim Sicherheitskonzept von UMTS<br />

von vorneherein robustere Methoden der Identitätsüberprüfung eingeführt.<br />

EIR (EQUIPMENT IDENTITY R E GI S T E R)<br />

• Es enthält eine Liste der IMEIs (International Mobile Equipment<br />

Identities) der Mobilstationen. Jedem Gerät ist genau eine IMEI<br />

zugeordnet, die weltweit eindeutig ist (d.h. es gibt auf der ganzen<br />

Welt nur genau diese eine IMEI).<br />

• Jede IMEI ist einem der drei folgenden Datensätze der Datenbank<br />

zugeordnet:<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

22<br />

Bildungszentrum<br />

– White List: enthält alle uneingeschränkt nutzbaren Geräte<br />

– Grey List: enthält alle Geräte, denen man "genauer auf die<br />

Finger schauen" muss<br />

– Black Liste: enthält alle Geräte, die nicht verwendet werden<br />

dürfen, weil sie als verloren, gestohlen, oder defekt gemeldet<br />

wurden


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />

12 VLR - VISITOR LOCATION REGISTER<br />

Das VLR ist eine Datenbank und hat die Aufgaben die temporären Daten<br />

der Mobilteilnehmer zu speichern. Da im Gegensatz zum Festnetz, wo alle<br />

Teilnehmer fest mit der Vermittlungsstelle (MSC) verdrahtet sind, die<br />

Teilnehmer frei in der Geographie beweglich sind, muss diesem Aspekt mit<br />

einer Mobilitätsverwaltung Rechnung getragen werden. Dazu müssen die<br />

sich ständig veränderbaren Daten der Mobilteilnehmer, also wo sie sich<br />

gerade aufhalten, in einer Datenbank abgespeichert werden - im VLR. Die<br />

temporären Daten dienen einerseits zur Mobilitätsverwaltung, andererseits<br />

aber auch für Sicherheitsfunktionen. Bei fast allen Netzbetreibern, wird<br />

jedem MSC (Mobile Switching Center) ein eigenes VLR zugewiesen, da das<br />

MSC und das VLR einen regen Datenaustausch miteinander pflegen 3 . Im<br />

VLR werden daher alle temporären Daten der Mobilteilnehmer abgelegt, die<br />

sich im Verwaltungsbereich des MSC´s befinden.<br />

Andererseits benötigt das VLR auch eine Verbindung zum HLR (Home<br />

Location Register), da es bei Bedarf die darin zentral gespeicherten Daten<br />

benötigt. Wird eine MS (Mobile Station = Handy) einige Tage nicht<br />

eingeschaltet, so werden alle zu dieser MS zugehörigen Daten aus dem VLR<br />

ausgetragen. Bei neuerlicher Aktivierung der MS muss ein neuer Datensatz<br />

im VLR angelegt werden. Diese Daten werden zum Teil aus dem HLR/AUC<br />

(das AUC-Authentication Center ist meistens mit dem HLR zusammen<br />

realisiert) bezogen. Das HLR überträgt dabei Daten die sagen, welche<br />

Services vom MSC durchgeführt werden dürfen und welche nicht.<br />

12.1.1 Wichtige gespeicherte VLR-Daten<br />

• Genormte Identitätsnummer: IMSI-Nummer (International Mobile<br />

Subscriber Identity)<br />

• Rufnummer MSISDN-Nummer (Mobile Subscriber ISDN)<br />

• TMSI - Temporary Mobile Subscriber Identity<br />

• LAI - Location Area Identity<br />

• Sicherheitsdatentripel vom AUC: (RAND/ SRES und Kc)<br />

• Daten über die unterstützen Dienste<br />

• MSRN - Mobile Station Roaming Number<br />

• Zustand der Mobilstation<br />

TMSI - TEMPORARY MOBILE SUBS C R I BER IDENTITY<br />

Die TMSI-Nummer ist eine temporäre Nummer und hat daher nur eine<br />

begrenzte Gültigkeitsdauer sowie eine lokale Bedeutung. Im Normalfall<br />

sollte vom VLR eine neue TMSI-Nummer berechnet und zugewiesen<br />

3 MSC und VLR wird als eine Einheit realisiert.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

23<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />

werden, wenn die TMSI-Nummer einmal über einen ungeschützten, also<br />

unverschlüsselten, <strong>Funk</strong>kanal übertragen wurde.<br />

Weiters werden die TMSI- und die LAI-Nummer benötigt, für eine<br />

Rufdurchstellung bzw. Kontaktaufnahme zum Mobilteilnehmer. Dabei<br />

definiert die LAI in welcher Zellengruppe des BSS (Verwaltungsgebiet des<br />

BSC´s) sich der Mobilteilnehmer aufhält. Diese Zellengruppe nennt man<br />

Location Area (LA). Es wird also nicht abgespeichert in welcher Zelle exakt<br />

sich ein Teilnehmer aufhält, sondern in welcher Location Area. Das hat den<br />

Vorteil, dass kein Location Update im VLR erfolgen muss, solange sich der<br />

Mobilteilnehmer mit passivem Handy in der gleichen Location Area bewegt<br />

und aufhält, wodurch Signalisierungsaufwand im GSM-Netz eingespart<br />

werden kann. Die TMSI-Nummer wird für den Pagingruf und<br />

Kontaktaufnahme verwendet (Location Update, kommendes und gehendes<br />

Gespräch).<br />

• Das Sicherheitstripel wird für die Authentisierung der Teilnehmer<br />

und für die Datenverschlüsselung an der <strong>Funk</strong>schnittstelle benötigt.<br />

• Die MSISDN-Nummer ist jene Nummer, die auf dem Telefon<br />

eingetippt wird, also zB:<br />

+43 664 20 12345<br />

Dabei steht +43 für Österreich und 664 für den Netzbetreiber<br />

"Mobilkom", 20 referenziert das logische HLR, da das HLR ähnlich einer<br />

PC-Festplatte in mehrere Teile "partitioniert" ist. 12345 weist dabei auf<br />

die exakte Speicherstelle, auf der die HLR-Daten des Teilnehmers zu<br />

finden sind, dessen MSISDN-Nummer gewählt wurde.<br />

• Die IMSI-Nummer ist ähnlich aufgebaut und ist international<br />

genormt, was vor allem für internationales Roaming wichtig ist. Ihr<br />

Aufbau ist:<br />

232 01 20 123456<br />

Dabei steht wieder 232 für Österreich, 01 für die "Mobilkom", 20 für<br />

das HLR, und 123456 für die individuelle Nummer.<br />

• Die MSRN-Nummer dient dazu, dass zB: bei einem vom Festnetz<br />

kommenden Anruf zum richtigen geographischen MSC<br />

weitergeroutet werden kann. Der geographische MSC kann<br />

theoretisch auf der ganzen Welt liegen, dort wo ein GSM-Netz<br />

installiert ist. Diese geographischen Informationen werden in der<br />

MSRN-Nummer abgelegt.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

24<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />

A U S Z U G AU S D E R LISTE DER GSM-NETZBETREIBER<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

25<br />

Bildungszentrum<br />

Land, Netzbetreiber<br />

mit Kennziffer (IMSI)<br />

Land<br />

MCC<br />

3stellig<br />

Betreiber<br />

MNC<br />

2stellig<br />

Albania, Albanian Mobile Comms 276 1<br />

Algeria, Algerian Mobile Network 603 1<br />

Andorra, S.T.A. MobilAnd 213 3<br />

Armenia, ArmenTel 283 1<br />

Australia, Telstra Mobile Comms 505 1<br />

Australia, Cable + Wireless Optus 505 2<br />

Australia, Vodafone 505 3<br />

Austria, MobilKom Austria A1 232 1<br />

Austria, max.mobil.Telekoms Service 232 3<br />

Austria, Connect Austria One 232 5<br />

Telering 232 7<br />

Telefonica Austria (nicht mehr aktuell - UMTS-<br />

Frequenzen wurden von A1 gekauft)<br />

232 8<br />

Tele2 (Dienstanbieter über das Netz von one) 232 9<br />

Hutchison 3G - 3 232 10<br />

Azerbaijan, Azercell Telekom B.M. 400 1<br />

Azerbaijan, J.V.Bakcell GSM 2000 400 2<br />

Bahrain, Batelco 426 1<br />

Bangladesh, Grameen Phone 470 1<br />

Bangladesh, Sheba Telecom 470 19<br />

Belgium, Belgacom Mobile Proximus 206 1<br />

Belgium, Mobistar 206 10


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> HLR - Home Location Register<br />

13 HLR - HOME LOCATION REGISTER<br />

Das HLR ist eine Datenbank, die zentral in der GSM-Architektur aufgestellt<br />

ist, und jeden Mobilteilnehmer Daten für das Management bereitstellt. Das<br />

HLR speichert alle permanenten Teilnehmerdaten sowie einige relevante<br />

temporären Daten - und das für sämtliche Teilnehmer eines Netzbetreibers.<br />

Das HLR arbeitet sehr eng mit dem Authentication Center (AUC)<br />

zusammen. Da das HLR eine Datenbank ist, die sehr viele Daten zu<br />

verwalten hat (die Mobilkom Austria hat zB. schon fast 3 Millionen<br />

Teilnehmer), wird das HLR hardwaremäßig durch mehrere Module<br />

realisiert, die aber meistens geographisch am gleichen Platz aufgestellt<br />

werden. Daher wird jedem aufgestellten HLR-Modul eine eigene HLR-<br />

Nummer zugewiesen, wobei jedes einzelne HLR-Modul logisch wieder in<br />

Unterpartitionen eingeteilt und durchnummeriert ist. Diese HLR-Nummern<br />

sind sowohl in der MSISDN- als auch in der IMSI-Nummer wiederzufinden<br />

(siehe unten).<br />

13.1.1 Die wichtigsten Daten sind:<br />

IMSI – INTERNAT I O N AL MOBI LE S U BSCRIBER IDENTITY:<br />

Die IMSI-Nummer setzt sich aus mehreren Teilnummern zusammen und<br />

dient zur internationalen Identifizierung von GSM-Mobilteilnehmern.<br />

• MCC-MobileCountryCode,<br />

• MNC-MobileNetworkCode,<br />

• HLR-Nummer<br />

• SN-SubscriberNumber<br />

Beispiel:<br />

232 steht für Österreich<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

26<br />

Bildungszentrum<br />

MCC MNC HLR SN<br />

232 01 20 12345678<br />

01 steht für das GSM-Netz der Mobilkom Austria<br />

20 repräsentiert die logische HLR-Adresse<br />

MSISDN – MOBILE SUBS CRIBER ISDN NUMBER:<br />

...ist die Nummer des GSM-Teilnehmers: zB: +43 664 20 12345<br />

43 Landeskennzahl und steht hier für Österreich<br />

664 National Destination Code (NDC)<br />

20 bestimmt das HLR<br />

12345 individuelle Nummer


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> HLR - Home Location Register<br />

MSRN – MOBILE STATION ROAMIN G NUMBER<br />

Die MSRN-Nummer ist eine vom VLR der Mobile Station MS zugewiesene Nummer.<br />

Sie bleibt während eines Gesprächs für jene Zeit aufrecht, die die MS im<br />

Wirkungsbereich dieses VLR´s verbringt. Vom HLR wird sie zur Rückverfolgung<br />

von Gesprächen der MS genutzt<br />

Die MSRN-Nummer setzt sich aus mehreren Teilnummern zusammen und<br />

dient zur internationalen Lokalisierung von GSM-Mobilteilnehmern.<br />

VCC - Visitor Country Code,<br />

VNDC - Visitor National Destination Code,<br />

SN - Subscriber Number<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

27<br />

Bildungszentrum<br />

VMSC - Visitor Mobile Switching Center<br />

VSN - Visitor Subscriber Number<br />

VCC VNDC SN (VMSC + VSN)<br />

Die VCC-Nummer ist die Länderkennzahl des besuchten GSM-Netzes, Die<br />

VNDC-Nummer entspricht der Ortskennzahl, also der Bereich, in dem sich<br />

der Teilnehmer aufhält. VMSC dient zur Kennzeichnung des aktuellen MSC-<br />

Bereiches, VSN ist eine individuelle Teilnehmerkennung.<br />

LAI - LOCATION AREA IDENTITY<br />

Die LAI ist für die Mobilitätsverwaltung sehr wichtig. Kommt zB. vom<br />

Festnetz ein Anruf zu einem Mobilteilnehmer, so muss dieser erst lokalisiert<br />

werden. Dazu nimmt das VLR die LAI- und die TMSI-Nummer und sendet<br />

per <strong>Funk</strong> in alle Zellen, die zu der entsprechenden LAI-Nummer gehören,<br />

die TMSI-Nummer als Pagingruf aus. Die MS (Handy) erkennt an der TMSI-<br />

Nummer, die sie ebenfalls auf der SIM-Karte gespeichert hat, ob sie<br />

gemeint ist und schickt in diesem Fall eine Antwort zum GSM-Netz, woran<br />

das GSM-Netz ganz genau die aktuelle Aufenthaltszelle erkennt und das<br />

Gespräch durchstellen kann.<br />

Die LAI besteht aus drei Kennfeldern, wobei die ersten zwei identisch mit<br />

der IMSI-Nummer sind:<br />

MCC - Mobile Country Code<br />

MNC - Mobile Network Code<br />

LAC - Location Area Code<br />

MCC MNC LAC


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GMSC - Gateway MSC<br />

14 GMSC - GATEWAY MSC<br />

ÜBERGANGSVERMITTLUNGSSTELLE<br />

Das GMSC (Gateway Mobile Switching Center) operiert als MSC,<br />

übernimmt aber noch die <strong>Funk</strong>tionalitäten, die notwendig sind, um mit<br />

einem fremden ISDN- bzw. PSTN-Netz (Public Switched Telefon Network =<br />

Festnetz ) oder auch PLMN (Public Land Mobile Network = Mobilfunknetz)<br />

zu kommunizieren. Das GMSC ist also das Eingangs- und Ausgangstor<br />

zwischen dem eigenen GSM-Netz und allen anderen leitungsorientierten<br />

Telefonnetzen (Festnetz oder anderes Mobilfunknetz). Das GMSC muss so<br />

z.B. bei einem kommenden Anruf die einzelnen Informationen, die in der<br />

Telefonnummer (MSISDN-Nummer) enthalten sind, auswerten und mit<br />

Hilfe von Datenbanken (HLR und VLR) dem angewählten Mobilteilnehmer<br />

des eigenen Netzes zuordnen. Das heißt, das GMSC erfüllt die ersten<br />

Schritte bei der Wegfindung in die richtige, angesprochene Zelle.<br />

Die Zusammensetzung der MSISDN-Nummer kann von Netzbetreiber zu<br />

Netzbetreiber variieren (im Gegensatz zur IMSI-Nummer!) - nur das GMSC<br />

des jeweiligen Netzbetreiber versteht die Zusammensetzung der MSISDN-<br />

Nummer und kann so zum richtigen logischen HLR routen, um dort weitere<br />

Informationen für das Mobilitätsmanagement zu bekommen.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

28<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> SGSN - Serving GPRS Support Node<br />

15 SGSN - SERVING GPRS SUPPORT NODE<br />

Der SGSN ist primär eine Vermittlungsstelle für Datenpakete, die<br />

empfangene Datenpakete paketorientiert an einen definierten Ausgang<br />

routen kann. Jeder SGSN ist für ein gewisses geographisches Gebiet<br />

zuständig, um dort Dienstleistungen zu erbringen.<br />

Von der Aufgabenseite her muss der SGSN äquivalente <strong>Funk</strong>tionen für die<br />

paketorientierten Dienste erfüllen wie die Einheit MSC /VLR dies für die<br />

leitungsorientierten Dienste tut. Der SGSN muss also eine<br />

Datensession, so nennt man einen paketorientierten Datendienst,<br />

funktional aufbauen können, das Mobilitätsmanagement für alle Teilnehmer<br />

seines Zuständigkeitsbereichs durchführen, Vergebührungsgrundlagen<br />

beim Verbrauch interner Netzressourcen einer Verrechnungsstelle zur<br />

Verfügung stellen und die Datenpakete entsprechend einem Router<br />

weiterleiten. Zusätzliche Aufgaben sind die Verschlüsselung der<br />

Datenpakete, Kompression der Datenpakete und Authentisierung.<br />

15.1 GGSN - Gateway GPRS Support Node<br />

Der GGSN befindet sich im Core Network (Vermittlungsnetz) und hat als<br />

Gateway in GPRS- und UMTS-Netzen die Aufgabe, den Datenverkehr<br />

zwischen externen PDNs (Packet Data Network - paketvermittelte<br />

Übertragungsnetze) und Vermittlungsnetz (Packet Domain) des<br />

Mobilfunknetzes (GPRS oder UMTS) zu koordinieren. Ein Gateway hat ganz<br />

allgemein die Aufgabe, unterschiedliche Datentechniken aufeinander<br />

anzupassen und auch eventuell unterschiedliche Datenraten aneinander<br />

abzustimmen. Für das externe PDN (z.B. Internet) wirkt das Mobilfunknetz<br />

wie ein gewöhnliches IP-Netzwerk, das durch den GGSN als Router am<br />

externen PDN angeschlossen ist.<br />

Außerdem muss der GGSN auch ein Vergebührungs-Ticket für alle<br />

Mobilfunknetz-externen Ressourcen ausstellen - also alle Gebühren, die<br />

außerhalb des Mobilfunknetzbetreibers anfallen bzw. in Rechnung gestellt<br />

werden sollen (z.B. Leitung zum externen Internet).<br />

Für den Internetzugang kann man sich den GGSN als Internet Service<br />

Provider (ISP) vorstellen, der mit dem WorldWideWeb verbunden ist. Für<br />

diese <strong>Funk</strong>tion braucht der GGSN einen DNS- und einen DHCP-Server. Der<br />

DNS-Server (Domain Name System) ist für die Auflösung der Urls, wie z.B.<br />

www.telekom.at , in eine für den Rechner verständliche IP-Adresse<br />

(xxx.xxx.xxx.xxx) verantwortlich. Da sich Texte leichter merken lassen als<br />

Zahlen, wird das DNS verwendet. Der DHCP-Server (Dynamic Host<br />

Configuration Protocol) erlaubt dem ISP, dass er einem Rechner bzw.<br />

einem Client keine Fixe IP-Adresse für die Adressierung zuweisen muss,<br />

sondern eine dynamische Adresse. Will ein Client einen Datenzugriff, so<br />

wird im für die Dauer dieser Session eine noch freie IP-Adresse<br />

zugewiesen.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

29<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Einführung von R4 im Core<br />

16 EINFÜHRUNG VON R4 IM CORE<br />

MS<br />

MS<br />

UE<br />

UE<br />

Um<br />

Um<br />

Uu<br />

Uu<br />

BTS<br />

Node<br />

B<br />

Vorteile der R4 (Release 4) Netzarchitektur:<br />

1. Lokaler Sprachverkehr (Mobile zu Mobile) wird im Media Gateway ohne<br />

Dekompression und anschließende Kompression durchgeschaltet<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

30<br />

Bildungszentrum<br />

A-bis<br />

Iub<br />

BSC<br />

A-ter<br />

A-gprs<br />

RNC<br />

• bessere Sprachqualität, weil mit jeder Kompression-Dekompression<br />

Qualitätseinbußen verbunden sind<br />

• weniger Bandbreite ist erforderlich<br />

2. Sprache ist durchgehend paketvermittelt (ATM im Access, IP im Core)<br />

• erfordert weniger Bandbreite, weil Sprechpausen keinen Verkehr<br />

erzeugen<br />

3. Im Core wird neues Equipment eingesetzt (Media Gateway, ATCA), das<br />

viele Einsparungsmöglichkeiten mit sich bringt, wie zB<br />

• Strom- und Platzersparnis<br />

• mehr Verkehr kann auf kleineren Systemen verarbeitet werden<br />

(eine Einschubkarte des Media Gateways ersetzt ein ganzes 19"<br />

Gestell des bisherigen MSC Systems)<br />

4. Ein einziges IP-basierendes Transportnetz im Core (sowohl für das<br />

Circuit als auch das Packet Core)<br />

• kostengünstiger<br />

T<br />

R A<br />

U<br />

P<br />

C<br />

U<br />

• einfachere Netzplanung<br />

A<br />

Gb<br />

Iu-CS<br />

Iu-PS<br />

MGW<br />

Aufgaben des MGW:<br />

• Durchschalten der Sprachkanäle (inkl. Vergebührung)<br />

• Kompression/Dekompression (falls erforderlich)<br />

MGW<br />

MSC<br />

VLR<br />

B<br />

VLR<br />

D<br />

VLR<br />

SGSN<br />

SGSN<br />

AuC<br />

C<br />

Gr<br />

E<br />

IP HLR<br />

Gn<br />

C<br />

Gc<br />

GMSC<br />

GMGW<br />

Signalling<br />

Server<br />

VLR<br />

HLR<br />

AuCEIR<br />

(optional)<br />

EIR<br />

(optional)<br />

GGSN<br />

GGSN<br />

N<br />

Gi<br />

FW<br />

Telefonnetz<br />

neue HW<br />

Plattform<br />

(basierend<br />

auf ATCA)<br />

Internet<br />

FW privates<br />

Netz


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Einführung von R4 im Core<br />

BEISPIE LE FÜR KOMPONENTENIM UMTS ACCESS<br />

≤ 125mW<br />

Uplink<br />

Downlink<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

31<br />

Bildungszentrum<br />

Codierung,<br />

Leistungsregelung,<br />

Messungen<br />

Antenne ≤ 45W<br />

Antennenmast<br />

Nortel/Alcatel Indoor Node B<br />

Nortel/Alcatel Outdoor Node B<br />

Duplexer<br />

Tx Tx<br />

Power<br />

amplifier<br />

digital<br />

processing<br />

Antennenkabel<br />

(coax)<br />

Indoor<br />

Node B<br />

Ein oder mehrere PCM-30 Leitungen<br />

RNC<br />

Nortel/Alcatel RNC


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

17 ANTENNEN<br />

Eine Antenne ist ein Wandler für eine elektromagnetische Welle zwischen einer<br />

Leitung und dem freien Raum. Antennen empfangen elektromagnetische Wellen<br />

und senden bzw. strahlen sie ab. Angeschlossen wird die Antenne wie ein Zweipol.<br />

Der Prinzipaufbau ist aber ein Vierpol, wobei zwei Pole keine feste physikalische<br />

Verbindung haben. Stattdessen befinden sie sich im freien Raum.<br />

Die Seite, die sich im freien Raum befindet steht unter starkem Einfluss ihres<br />

Umfeldes, das auf die Antenneneigenschaften einwirken kann.<br />

Im Prinzip ist jeder Draht eine Antenne oder kann leicht modifiziert dazu verwendet<br />

werden. Das ist deshalb einleuchtend, weil jede Antenne aus Metall besteht.<br />

17.1 Wie funktioniert eine Antenne?<br />

Die Antenne ist der wichtigste Bestandteil einer <strong>Funk</strong>verbindung. Sie ist die<br />

Schnittstelle zwischen dem Sender bzw. Empfänger und dem Übertragungsmedium,<br />

dem freien Raum, der als Ausbreitungsmedium bezeichnet wird. Die Antenne hat<br />

die Aufgabe das Hochfrequenzsignal als elektromagnetische Welle in die Umgebung<br />

auszukoppeln bzw. einzukoppeln.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

32<br />

Bildungszentrum<br />

Eine Antenne ist ein offener<br />

Schwingkreis.<br />

Wegen dieser gewagten Behauptung<br />

und auf Rücksicht vor unwissenden<br />

Lesern will ich einen Schritt zurück<br />

gehen und mich vom Schwingkreis zur<br />

Antenne vorarbeiten. Weil es hier um<br />

die Antenne und nicht um den<br />

Schwingkreis geht, gibt es nur eine<br />

kurze Einführung in den Schwingkreis.<br />

Jeder Schwingkreis hat einen induktiven<br />

und einen kapazitiven Anteil, der sich<br />

als elektrische Bauelemente<br />

Kondensator C und Spule L bemerkbar<br />

macht. Im Schwingkreis wandert die<br />

Energie vom Kondensator in die Spule<br />

und wieder zurück. Dabei entsteht im<br />

Kondensator ein elektrisches, in der<br />

Spule ein magnetisches Feld. Die Felder<br />

wechseln sich periodisch ab.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

33<br />

Bildungszentrum<br />

Aufgrund des geringen Kondensator-<br />

Plattenabstandes ist die Außenwirkung<br />

des elektrischen Feldes gering. Im<br />

Gegenteil, das elektrische Feld befindet<br />

sich innerhalb des Kondensators. Wird<br />

der Plattenabstand vergrößert, wird<br />

auch das elektrische Feld nach außen<br />

wirksam.<br />

Öffnet man den Schwingkreis auf einen<br />

gestreckten Leiter, so hat man einen<br />

offenen Schwingkreis. Wie der<br />

geschlossene Schwingkreis hat auch der<br />

offene Schwingkreis eine<br />

Eigenresonanzfrequenz, mit der das<br />

elektrische und das magnetische Feld<br />

wechselt.<br />

Führt man in der Mitte des Leiters Energie<br />

zu, so erhält man die einfachste Antenne,<br />

den Dipol<br />

Wird der Kondensator C-C' von einer<br />

Signalquelle aufgeladen, entsteht ein<br />

elektrisches Feld. Wenn die Ladung beendet<br />

ist, verteilt sich die Energie des elektrischen<br />

Feldes in seiner Umgebung. Ändert sich die<br />

Stromrichtung der Signalquelle wandert ein<br />

Teil der Energie wieder in die Signalquelle<br />

zurück. Diese Energie wird in der<br />

Induktivität (Spule) gespeichert. Der andere<br />

Teil der Energie wird zur magnetischen<br />

Feldenergie, die durch den Entladestrom<br />

durch den Leiter aufgebaut wird. Dieser Teil<br />

wird abgestrahlt.<br />

Während einer Periode strahlt die Antenne<br />

abwechselnd elektrische und magnetische<br />

Energie ab. Den Vorgang, bei dem die<br />

Richtung der Felder periodisch wechseln<br />

nennt man Wellenvorgang.<br />

Die einfachste Antenne, der Dipol, besteht<br />

aus zwei Drähten. Häufig findet man diese<br />

Art der Antenne bei UKW-Tunern als<br />

Wurfantenne. Durch den ungeschirmten<br />

Draht fließt Strom. Dabei entsteht ein<br />

Magnetfeld. An den Spitzen der Drähte<br />

bauen sich Ladungen auf und erzeugen ein<br />

elektrisches Feld. Magnetisches und<br />

elektrisches Feld strahlen abwechselnd in<br />

den freien Raum.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

D E R DIPOL<br />

Der Dipol ist Teil fast jeder Antenne. Genau genommen handelt es sich um den<br />

Λ/2-Dipol. Das elektrische Feld (E) wird durch die Spannung U, das magnetische<br />

Feld H wird durch den Strom I erzeugt. Die Verteilung der Amplituden des<br />

elektrischen und magnetischen Feldes, entsprechend der Spannungs- und<br />

Stromverteilung auf den Dipol.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

34<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

17.2 Antennentypen<br />

Meist werden zwei verschiedene Typen von Antennen verwendet:<br />

Rundstrahler (omnidirectional antenna):<br />

Wellen werden in einem 360° Kreis<br />

ausgestrahlt. Für Planungszwecke wird eine<br />

Zelle aber als gleichmäßiges Sechseck<br />

modelliert. Das hat den Vorteil, dass man<br />

auf dem Papier Zellen schön nebeneinander<br />

anordnen kann, ohne dass sie sich<br />

überschneiden (siehe nächste Seite). Bei<br />

Kreisen geht das bekanntlich nicht.<br />

Diese Type von Antennen wird<br />

hauptsächlich in großflächigen aber<br />

bevölkerungsarmen Gebieten verwendet.<br />

Beispiel:<br />

Dipol Antenne (bar antenna) mit einem λ/2<br />

Dipol<br />

Beispiel:<br />

Dipol Antenne mit 8 λ/2 Dipolen<br />

Beispiel:<br />

symbolisch:<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

35<br />

Bildungszentrum<br />

Zellradius<br />

Indoor Rundstrahler<br />

Sektoren Antenne (sectoral antenna):<br />

Bei einer 3-Sektoren Antenne werden die<br />

Wellen im Winkel von 120° gebündelt<br />

ausgestrahlt. Drei dieser Antennen<br />

zusammengeschaltet ergeben dann wieder<br />

den Ausstrahlwinkel von 360°. Für<br />

Planungszwecke wird eine ein Sektor als<br />

gleichmäßiges Sechseck modelliert. Drei<br />

Sektoren zusammengenommen ergeben<br />

ebenfalls ein Sechseck.<br />

Übrigens: Es gibt auch Antennen mit 60°<br />

Abstrahlwinkel, sog. 6-Sektoren Antennen.<br />

Beispiel:<br />

Antennenfeld (auch Panelantenne genannt)<br />

für einen Sektor<br />

6 λ/2<br />

Dipole<br />

Beispiel:<br />

Sektor 1<br />

symbolisch:<br />

6 Reflector<br />

Dipole<br />

Sektor 2<br />

Zellradius<br />

Sektor 3<br />

Antennenfeld für Indoor Anwendungen


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

W ARUM MAC H T M A N E I G E N T LI CH ZE L LEN ?<br />

1. Wegen der Reichweite<br />

Jeder kann sich vorstellen, dass ein kleines Handy in<br />

Vorarlberg nicht so viel Leistung abstrahlen kann, dass es<br />

von einer Basisstation empfangen werden kann, wenn diese<br />

im Zentrum von Österreich steht, irgendwo auf einem Berg in<br />

den Zentralalpen.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

36<br />

Bildungszentrum<br />

GSM:<br />

max. 8 Handies<br />

UMTS:<br />

max. 80 Handys<br />

2. Wegen der Kapazität des Netzes (damit möglichst viele Teilnehmer versorgt werden<br />

können)<br />

Wenn in einer <strong>Funk</strong>zelle nur ein 200kHz breiter GSM <strong>Funk</strong>kanal verwendet wird (der<br />

natürlich mittels Lizenz erworben wurde!), dann können maximal 8 Handys gleichzeitig<br />

telefonieren.<br />

Bei einem 5MHZ breiten und ebenfalls lizenzierten UMTS <strong>Funk</strong>kanal wären es zumindest ca.<br />

80 Handys.<br />

Trotzdem: Nur 8 bzw 80 Handys in ganz Österreich ist wohl nicht das große Geschäft für<br />

einen Netzbetreiber, zumal die <strong>Funk</strong>lizenzen doch ziemlich teuer sind.<br />

Wie man sieht wäre auch die Zellplanung nicht ganz leicht. Da Österreich nicht die Form<br />

eines Kreises bzw. Sechsecks aufweist, würden mit einer einzigen Basisstation auch große<br />

Teile des benachbarten Auslandes mitversorgt, oder aber Teile Österreichs nicht versorgt<br />

sein.<br />

Antennenstandort<br />

mit Rundstrahler-Antenne<br />

GSM: max. 8 Handys<br />

UMTS: max. ca. 80 Handys


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

Die Lösung beider Probleme:<br />

Verkleinern der Zellen, dafür mehr Zellen im gesamten Versorgungsgebiet.<br />

Anm:<br />

Kleinere Zellen haben noch einen anderen Vorteil: Je mehr Zellen man<br />

verwendet, umso mehr Frequenzen werden frei. Man stelle sich eine<br />

Zellstruktur vor, in der keine Zelle mehr als etwa 1km im Umkreis misst.<br />

Zwei Mobiltelefone, die nur 5km voneinander entfernt sind, befinden sich<br />

somit bereits in der übernächsten Zelle. Es liegt also eine Zelle zwischen<br />

ihnen, die keiner von beiden verwendet. Folglich ist es zumeist<br />

unproblematisch, dass diese beiden Mobiltelefone dieselbe<br />

Sende/Empfangsfrequenzen benutzen. Wäre die Zelle hingegen 5km groß,<br />

wären beide im Normalfall in der selben Zelle und eine Übertragung der<br />

gleichen Frequenz würde zu massiven Störungen führen, weshalb es in<br />

GSM generell ausgeschlossen wird.<br />

Antennenstandort<br />

mit 3-Sektoren-Antennen<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

37<br />

Bildungszentrum<br />

GSM: max. 8 Handys<br />

UMTS: max. ca. 80 Handys<br />

Hier sieht man nun auch den<br />

Vorteil der 3-Sektoren Technik<br />

sehr gut. Nämlich dass mit der<br />

gleichen Anzahl von Standorten<br />

(Sites) die Kapazität verdreifacht<br />

werden kann.<br />

Die <strong>Funk</strong>zellen werden im<br />

Vergleich zur 1-Sektoren Technik<br />

nochmal um den Faktor 3<br />

verkleinert.<br />

Mit dem Verkleinern der <strong>Funk</strong>zellen sinken natürlich auch die<br />

Strahlenwerte, weil für einen fehlerfreie Empfang weniger Leistung<br />

ausgestrahlt werden muss, sowohl vom Handy als auch von der<br />

Basisstation.<br />

Quelle: Forum Mobilkommunikation<br />

Eine Grenzwertsenkung um den Faktor 100 würde eine völlige<br />

Neuplanung und Verdichtung innerstädtischer Netze erfordern. Die<br />

Kosten für die Errichtung von Infrastruktur würden sich dadurch um 30<br />

Prozent erhöhen."


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

Zellen in der Realität<br />

für Planung:<br />

in Wirklichkeit:<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

38<br />

Bildungszentrum<br />

Zellen müssen sich überlappen:<br />

Bündig würde bedeuten, dass man genau im<br />

Schnittbereich von zwei Sendebereichen, weder vom<br />

einen noch vom anderen Bereich einen guten<br />

Empfang hat. Somit legt man die Mobilfunkzellen so,<br />

dass sich die tatsächlich möglichen Sendebereiche<br />

überlappen. In den Randbereichen, sind also auch<br />

die Nachbarzellen bereits empfangbar. Dadurch<br />

können die Mobiltelefone praktisch ohne<br />

Unterbrechung zu einer anderen Zelle "umschalten"<br />

(sog. Handover). Rein konzeptionell geht man bei<br />

Zellen aber von dicht aneinander gepackten Waben<br />

(6-Ecken) aus. Zwar ist der Sendebereich größer,<br />

aber vorrangig zuständig ist immer nur die<br />

Basisstation der jeweiligen wabenförmigen Zelle. Der<br />

Überlappungsbereich dient somit nur als Reserve. Es<br />

ergibt sich somit eine Bienenwabenstruktur, wenn<br />

man so eine Ansammlung an Zellen betrachtet.<br />

Zellen haben unterschiedliche Größe:<br />

Die Zellgröße richtet sich nach dem zu<br />

erwartenden Teilnehmeraufkommen.<br />

Omnidirektionale und Sektorenzellen sind gemischt:


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

39<br />

Bildungszentrum<br />

Zellen können sich auch vollständig überlappen:<br />

Viele kleine Zellen bringen natürlicherweise auch viele<br />

Handovers mit sich. Um dieses Problem zu lösen wurde<br />

das Konzept der Umbrellazellen eingeführt. Eine<br />

Umbrellazelle deckt mehrere Kleinzellen ab. Wenn sich<br />

eine Mobilstation z.B. mit sehr hoher Geschwindigkeit<br />

durch ein Gebiet mit vielen kleinen Zellen bewegt,<br />

müssten dauernd Handovers gemacht werden. Da ein<br />

Handover jedoch relativ aufwendig ist, versucht man<br />

diese Situation zu vermeiden, in dem man das Gespräch<br />

einer Mobilstation, die sich schnell bewegt, über die<br />

Umbrellazelle laufen lässt. So bleibt die Mobilstation<br />

länger in derselben <strong>Funk</strong>zelle, in diesem Fall eben in der<br />

Umbrellazelle.<br />

Runde Zellen sind nicht wirklich rund:<br />

Die Darstellung als Sechseck ist an sich schon<br />

sehr idealisiert, denn eine Zelle mit einem<br />

Rundstrahler hat ja immer noch einen Kreis als<br />

Sendebereich. Tatsächlich ist es aber noch viel<br />

schlimmer! Topologie der Landschaft und die<br />

Bebauung verändern den Sende- bzw.<br />

Empfangsbereich enorm. Hinter einem großen<br />

Haus oder einem Berg gibt es so etwas wie einen<br />

"<strong>Funk</strong>schatten", also Bereiche, die einen von der<br />

Basisstation abblocken. In einer normalen Stadt<br />

sieht der tatsächliche Sendebereich einer<br />

Basisstation deshalb nicht mehr kreisförmig aus,<br />

sondern beispielsweise wie in der Grafik<br />

dargestellt. Entlang von Straßenzügen reicht der<br />

Sendebereich oft sehr weit, durch Häuserblocks<br />

hindurch erfolgt eine starke Dämpfung. Man muss<br />

also viel stärkere Überlappungen in Kauf nehmen<br />

und braucht deutlich mehr Mobilfunkmasten. Es ist<br />

also sinnvoller, lieber 20 Mobilfunkmasten<br />

gleichmäßig zu verteilen und weniger stark senden<br />

zu lassen, also zu versuchen mit einem Masten<br />

und mit sehr hoher Sendeleistung ein größeres<br />

Gebiet zu erreichen.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />

18 MOBILITÄT<br />

J E T Z T W I R D E S ZEIT, DIE DINGE ZUSAMMENZULEGEN<br />

MS<br />

MS<br />

UE<br />

UE<br />

Um<br />

Um<br />

Uu<br />

Uu<br />

BTS<br />

Node<br />

B<br />

A-bis<br />

Iub<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

40<br />

Bildungszentrum<br />

BSC<br />

A-ter<br />

T<br />

R A<br />

U<br />

A-gprs P<br />

C<br />

U<br />

RNC<br />

Gb<br />

Iu-CS<br />

A<br />

Iu-PS<br />

MGW<br />

Sepp<br />

Matheis,<br />

wohnhaft<br />

in Wien,<br />

Kulterer<br />

Klaus,<br />

Kapsch<br />

Mitarbeite<br />

MSC<br />

B<br />

VLR<br />

SGSN<br />

D<br />

VLR<br />

AuC<br />

C<br />

Gr<br />

E<br />

HLR<br />

Gn<br />

C<br />

Gc<br />

GMSC<br />

EIR<br />

(optional)<br />

GGSN<br />

RNC<br />

MSC<br />

1<br />

VLR<br />

1<br />

RNC<br />

N<br />

Gi FW<br />

Telefonnetz<br />

Internet<br />

FW privates<br />

Netz<br />

MSC<br />

3<br />

VLR<br />

3<br />

HLR<br />

98<br />

MSC<br />

2<br />

VLR<br />

2<br />

HLR<br />

99


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />

43 664 99 11111<br />

ausgeschaltet<br />

1<br />

Node<br />

B<br />

43 664 99 22222<br />

ausgeschaltet<br />

2<br />

Node<br />

B<br />

43 664 99 33333<br />

ausgeschaltet<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Node<br />

B<br />

43 664 99 44444<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

43 664 98 55555<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

43 664 98 66666<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

43 664 98 77777<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

43 664 98 88888<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

41<br />

Bildungszentrum<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

AUSGANGSZUSTAND<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

ATM<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

MSC 1<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 1<br />

MSC 2<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 2<br />

MSC 3<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 3<br />

TDM<br />

GMSC<br />

Telefonnetz<br />

AuC<br />

HLR<br />

(99)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

1 43 664 99 11111 detached<br />

2 43 664 99 22222 detached<br />

3 43 664 99 33333 detached<br />

4 43 664 99 44444 detached<br />

AuC<br />

HLR<br />

(98)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

5 43 664 98 55555 detached<br />

6 43 664 98 66666 detached<br />

7 43 664 98 77777 detached<br />

8 43 664 98 88888 detached


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />

Sobald das Handy<br />

eingeschaltet wird, macht<br />

es einen Location Update.<br />

1<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

2<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

42<br />

Bildungszentrum<br />

ATM 1) "Ich will einen ATM<br />

Location Upate machen"<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

7<br />

1<br />

4<br />

7) "Bitte diese<br />

TMSI verwenden<br />

RNC<br />

4) "Bitte<br />

Verschlüsselung<br />

einschalten"<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

"Einbuchen" von Handy 1<br />

(CS Location Update)<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

MSC 1<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 1<br />

temporäre<br />

Daten<br />

1 TMSI, Key<br />

6) "Hier sind seine Daten"<br />

6<br />

MSC 2<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 2<br />

MSC 3<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 3<br />

TDM<br />

2<br />

3) "Hier, ein<br />

Key für dich"<br />

3<br />

5<br />

5) "Handy 1 ist bei mir;<br />

gib mir seine Daten"<br />

GMSC<br />

Telefonnetz<br />

2) "Gib mir einen Key"<br />

AuC<br />

HLR<br />

(99)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

1 43 664 99 11111 in VLR 1<br />

2 43 664 99 22222 detached<br />

3 43 664 99 33333 detached<br />

4 43 664 99 44444 detached<br />

AuC<br />

AuC<br />

HLR<br />

(98)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

5 43 664 98 55555 detached<br />

6 43 664 98 66666 detached<br />

7 43 664 98 77777 detached<br />

8 43 664 98 88888 detached<br />

Es gibt Situationen, wo eine Mobilstation nach dem Einschalten neuerlich einen Location Update machen muss:<br />

• periodisch dann, wenn sich eine Mobilstation im Einflussbereich (Location Area) des gleichen VLR<br />

aufhält (z.B. alle 6 Stunden)<br />

• sobald eine Mobilstation den bisherigen Einflussbereich verlässt und in einen anderen kommt<br />

(zu einem anderen VLR).<br />

• Bei jedem neuen Rufaufbau.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

1)<br />

"Ich möchte einen Call zu<br />

4366488888 aufbauen<br />

43 664 99 11111<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

ausgeschaltet<br />

Node<br />

B<br />

43 664 98 88888<br />

Node<br />

B<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

43<br />

Bildungszentrum<br />

7<br />

7<br />

7<br />

7<br />

1<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

ATM<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

RNC<br />

7)<br />

Liebes Handy melde dich; in<br />

welcher Zelle bist du?<br />

(Paging = ausrufen)?<br />

8<br />

RNC<br />

7<br />

7<br />

8) Hier bin ich (Paging<br />

Response)<br />

Rufaufbau<br />

von Handy 1 zu Handy 8<br />

ATM<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

Media<br />

Gateway<br />

9<br />

9) Rufaufbau<br />

1<br />

8<br />

MSC 1<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 1<br />

temporäre<br />

Daten<br />

TMSI, Key<br />

MSC 2<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 2<br />

6<br />

6)<br />

Ich möchte einen<br />

Call zu<br />

4366488888<br />

aufbauen<br />

MSC 3<br />

MSC 3<br />

VLR 3<br />

VLR 3<br />

temporäre<br />

Daten<br />

TMSI, Key<br />

TDM<br />

5<br />

GMSC<br />

Telefonnetz<br />

AuC<br />

HLR<br />

(99)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

1 43 664 99 11111 in VLR 1<br />

2 43 664 99 22222 detached<br />

3 43 664 99 33333 detached<br />

4 43 664 99 44444 detached<br />

2 2)<br />

Sende mir die Routing Information<br />

zu 4366488888<br />

(in welchem VLR ist das gerufene<br />

Handy engebucht?)<br />

5)<br />

4366488888 ist in<br />

VLR 3 engebucht;<br />

die MSRN ist .....<br />

AuC<br />

HLR<br />

(98)<br />

permanente temporäre<br />

Daten Daten<br />

5 43 664 98 55555 detached<br />

6 43 664 98 66666 detached<br />

7 43 664 98 77777 detached<br />

8 43 664 98 88888 in VLR 3<br />

4<br />

4)<br />

Hier hast<br />

du die<br />

MSRN<br />

3<br />

3)<br />

Schick mir bitte die<br />

Mobile Station<br />

Roaming Number<br />

(MSRN) von<br />

4366488888


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

44<br />

Bildungszentrum<br />

Handover<br />

Eine wichtige Eigenschaft von Mobilnetzen besteht darin, dass die Handys<br />

mobil sein können. Im Gegensatz zu WLANs, wo der Laptop zwar mobil<br />

ist, aber immer mit dem gleichen Access Point verbunden sein muss.<br />

Handover heißt, dass ein Mobilnetz eine Verbindung bei Bedarf von Zelle<br />

zu Zelle, und von Basisstation zu Basisstation weiterreicht. Dabei bleibt<br />

die Gesprächsverbindung aufgebaut. Handovers gibt es nicht nur für<br />

Sprachverbindungen, sondern auch für Datensessions.<br />

Als Handover wird auch der Wechsel der Access Technologie bezeichnet,<br />

wie zB von UMTS zu GSM (3G-2G) bzw. von GSM zu UMTS (2G zu 3G).<br />

Es werden Mobilitäts-Geschwindigkeiten unterstützt, die normalerweise<br />

mit Autos erzielbar sind.<br />

Ein Handover wird dann vom RNC/BSC initiiert, wenn der empfangene<br />

Signalpegel und/oder die empfangene Signalqualität von der neuen Zelle<br />

(Nachbarzelle) besser als die der aktuellen Zelle wird. Beide Kriterien<br />

Signalpegel und Signalqualität werden in beiden Übertragungsrichtungen<br />

permanent überwacht, sprich gemessen.<br />

Je nachdem, von wo nach wo die Verbindung weitergereicht wird,<br />

unterscheidet man verschiedene Handover-Fälle.<br />

• GSM Bezeichnung: Intra Cell Handover<br />

• UMTS Bezeichnung: Hard Handover


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

19 SERVICES<br />

G E N E R E LLE VERKEH R S K LA S S E N<br />

Generell und im speziellen bei UMTS sind vier Verkehrsklassen (traffic<br />

classes) definiert. Aufbauend auf diesen Klassen wurden und werden die<br />

erforderlichen Spezifikationen für die Mobilnetze erstellt, wie zB für die<br />

<strong>Funk</strong>schnittstelle, das Core etc. Die vier Verkehrsklassen sind:<br />

Conversational<br />

– Geeignet für Echtzeit Sprache (Telefongespräche) und Echtzeit<br />

Videoübertragung (Videotelefonie).<br />

– QoS Anforderungen an das Netz: Delay und Delay-Jitter müssen<br />

gering sein.<br />

Streaming<br />

– Diese Klasse ist für Audio- und Videostreaming geeignet. Darunter<br />

versteht man die Übertragung von multimedialen Daten über ein Netz,<br />

wobei ein Datenstrom erzeugt wird, dessen Informationen<br />

kontinuierlich in Echtzeit am Endgerät wieder in Bilder bzw. Töne<br />

umgewandelt werden. Streaming ist also das Gegenstück zum weit<br />

verbreiteten Download von Videodaten oder Musikstücken (z.B. MP3s),<br />

bei dem die gesamte Datei zuerst auf dem lokalen Endgerät abgelegt<br />

werden muss, bevor sie abgespielt werden kann. Streaming ermöglicht<br />

dadurch weit kürzere Wartezeiten und damit einen schnelleren Zugang<br />

zu den Medien. Da die Daten nicht gespeichert werden, müssen sie bei<br />

jedem Abspielen neu übertragen werden. Ein durch Download<br />

abgespeichertes Video kann im Gegensatz dazu beliebig oft angesehen<br />

und als Datei auch kopiert werden (was durch DRM = Digital Rights<br />

Management - unterbunden werden kann). Wegen des geringen<br />

Speicherbedarfs und des schnellen Zugangs ist Streaming eine<br />

geeignete Technologie für die Videoübertragung auf Handys, hier<br />

kommen spezielle Formate wie z.B. MPEG-4 oder H.263 in Frage.<br />

Neben der „Video on Demand“ Übertragung, bei der der Benutzer<br />

selbst wählen kann, wann er welches Video ansehen möchte, existiert<br />

auch das sogenannte „Live streaming“, welches durchgehende<br />

Direktübertragungen mit wenigen Sekunden Verzögerung erlaubt.<br />

– QoS Anforderungen an das Netz: Hier ist der absolute Delay nicht so<br />

entscheidend, sehr wohl aber der Delay-Jitter.<br />

Interactive<br />

– Geeignet für Terminal-Host Anwendungen wie zB Telnet bzw. SSH<br />

– QoS Anforderungen an das Netz: Die Verlustrate (loss ratio) muss<br />

gering sein<br />

Background<br />

– Geeignet für unkritische Anwendungen wie Web, Mail, File Transfer<br />

etc.<br />

– QoS Anforderungen an das Netz: Keine<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

45<br />

Bildungszentrum<br />

Delay<br />

Sensitive (DS)<br />

Non Delay<br />

Sensitive (NDS)


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

BRUTTO VERSUS N E T T O DATENRATEN<br />

GSM Sprachverbindung:<br />

a<br />

n<br />

a l<br />

o<br />

g<br />

d i<br />

g ital<br />

128kb/s,<br />

104kb/s,<br />

64kb/s<br />

d<br />

i<br />

g<br />

Quell<br />

ital codierung netto Kanal-<br />

Bitrate<br />

codierung<br />

128kb/s EFR 12.2kb/s<br />

a<br />

n<br />

(channel<br />

a<br />

l<br />

(source<br />

coding)<br />

o<br />

coding)<br />

g<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

46<br />

Bildungszentrum<br />

Quell<br />

codierung<br />

EFR<br />

FR<br />

HR<br />

(source<br />

coding)<br />

UMTS Sprachverbindung:<br />

netto<br />

Bitrate<br />

12.2kb/s,<br />

13.0kb/s,<br />

6.5kb/s<br />

Kanal-<br />

codierung<br />

(channel<br />

coding)<br />

EFR.....Enhanced Full Rate<br />

FR.......Full Rate<br />

HR.......Half Rate<br />

Uplink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto<br />

Bitrate<br />

Uplink und Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

22.8 kb/s<br />

Störungen<br />

(interferences)<br />

brutto<br />

Bitrate<br />

Uplink und Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

60 kb/s<br />

Störungen<br />

(interferences)<br />

Kanal-<br />

codierung<br />

(channel<br />

coding)<br />

Kanal-<br />

codierung<br />

(channel<br />

coding)<br />

BSC,<br />

RNC<br />

netto<br />

Bitrate<br />

12.2kb/s<br />

13.0kb/s<br />

6.5kb/s<br />

netto<br />

Bitrate<br />

12.2kb/s<br />

Bevor wir uns mit den diversen Datenraten von GSM, GPRS und UMTS beschäftigen, wollen wir<br />

zunächst einen kurzen Blick auf die besonderen Eigenschaften von <strong>Funk</strong>übertragungen werfen.<br />

Generell kann man sagen, dass die Übertragung von Information von der Quelle bis zur Senke<br />

über (durch) einen Kanal aus folgenden <strong>Funk</strong>tionen besteht:<br />

Quellcodierung:<br />

Dabei wird die Quellinformation von "unnötigen" bzw. "überflüssigen" Bits befreit, die nicht<br />

übertragen werden müssen, weil sie wenig Informationsgehalt haben. D.h. auch ohne diese<br />

Bits kann der Empfänger aus dem empfangenen Bitstrom einwandfrei die Information (z.B.<br />

Sprache) wiederherstellen. Dadurch, dass weniger Bits durch den Kanal übertragen werden<br />

müssen, kann man Übertragungskanäle mit geringerer Bandbreite verwenden.<br />

Beispiele für Quellcodierung sind Sprachkompressionen (G.726, G.728, G.729) und auch<br />

Videokompressionen (MPEG2, MPEG4).<br />

Kanalcodierung:<br />

Die Kanalcodierung macht paradoxerweise wieder das Gegenteil, sprich erhöht die Bitrate, die<br />

vorher reduziert wurde. Aber es werden nicht irgendwelche x-beliebigen Bits dazugegeben,<br />

auch nicht die gleichen Bits, die vorher durch die Quellcodierung entfernt wurden. Nein, der<br />

Kanalcodierer gibt kanal-spezifische Bits dazu, die dem Empfänger helfen, Bitfehler, die durch<br />

Störungen auf dem Übertragungskanal entstanden sind, in Echtzeit korrigieren zu können.<br />

Dass alle Bitfehler beseitigt werden können, ist aber nicht möglich und auch nicht notwendig.<br />

Hin und wieder ein falsches Bit macht den Sprachkanal deswegen nicht ganz unverständlich.<br />

Bekannte Verfahren der Kanalcodierung sind Paritätsbits, Prüfsummen, Faltungscodes etc.<br />

Besonders <strong>Funk</strong>kanäle sind sehr störungsanfällig, daher ist dort eine leistungsfähige<br />

Kanalkodierung erforderlich, was wiederum die Brutto-Bitrate im Kanal erhöht.<br />

Drahtgebundene Übertragung, zB über Kupfer- oder Glasfaserleitungen, kommt meist ohne<br />

(brutto = netto) bzw. mit sehr geringer Kanalcodierung aus.<br />

TRAU,<br />

MGW<br />

Quell<br />

codierung<br />

(source<br />

coding)<br />

Quell<br />

codierung<br />

(source<br />

coding)<br />

64kb/s<br />

64kb/s


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

IP DATENRATEN BEI GPRS<br />

Keine Quellcodierung<br />

bei IP !!!<br />

netto Bitrate<br />

9.05<br />

kb/s<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

47<br />

Bildungszentrum<br />

Kanalcodierung<br />

(Coding Scheme)<br />

CS 1<br />

Codierschema<br />

(Coding Scheme)<br />

9.05 CS 1<br />

13.4 CS 2<br />

15.6 CS 3<br />

21.4 CS 4<br />

GPRS Kanäle sind "shared":<br />

Uplink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto Bitrate<br />

22.8<br />

kb/s<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

22.8<br />

BSC PCU SGSN<br />

Bei GSM/GPRS ist die Bruttobitrate 22.8kb/s pro<br />

Übertragungskanal (Timeslot), die gleiche übrigens wie bei<br />

GSM Sprache. Es stehen nun aber unterschiedliche<br />

Kanalcodierverfahren bzw. Schemata zur Verfügung, die dem<br />

Anwender verschiedene netto Datenraten ermöglichen.<br />

Am wenigsten Durchsatz, nämlich effektiv bzw. netto nur<br />

9.05kb/s bekommt er, wenn er das Schema 1 verwendet.<br />

Dafür sind in seinem brutto Datenstrom sehr viele Prüf- und<br />

Redundanzbits enthalten, die ihm eine nahezu fehlerfreie<br />

Übertragung ermöglichen. Dieses Schema wird daher bei sehr<br />

schlechten <strong>Funk</strong>verbindungen eingesetzt, bzw. dann, wenn eine<br />

absolut fehlerfreie Übertragung erforderlich ist.<br />

Schon etwas mehr Durchsatz hat der Anwender mit dem<br />

Schema 2, nämlich 13.4kb/s. Da in diesem Fall aber nicht mehr<br />

soviele Prüf- und Redundanzbits übertragen werden können,<br />

sind dann natürlich auch die Möglichkeiten begrenzter, Bitfehler<br />

korrigieren zu können. Anders gesagt: Bei gleichen<br />

<strong>Funk</strong>bedingungen bietet Schema 1 eine geringere Bitfehlerrate<br />

als Schema 2.<br />

Dann gibt s noch das Schema 3 mit netto 15.6kb/s und das<br />

Schema 4 mit netto 21.4kb/s Durchsatz. Bei letzterem sind<br />

aber nur mehr sehr wenige Fehlerkorrekturmechanismen<br />

eingebaut, daher kann es sein, dass dabei die Bitfehlerrate<br />

auch bei guten <strong>Funk</strong>bedingungen sehr hoch wird.<br />

Der große Vorteil von GPRS ist, dass der <strong>Funk</strong>kanal nur dann belegt wird, wenn tatsächlich Daten übertragen werden.<br />

Gerade Anwendungen wie das Surfen im Web haben viele Leerlaufzeiten, in denen keine Daten übertragen werden, weil<br />

der Anwender eine vorher geöffnete Seite betrachtet (Untersuchungen zeigten, dass nur in 1/3 der im Netz verbrachten<br />

Zeit Daten übertragen werden).<br />

In Leerlaufzeiten des einen Anwenders kann bei GPRS der <strong>Funk</strong>kanal von einer anderen Mobilstationen genutzt werden.<br />

Im oben genannten Beispiel des Web Browsing bedeutet dies, dass in den zwei Dritteln der Zeit, in der ein Kunde den<br />

<strong>Funk</strong>kanal nicht benötigt, zwei andere Kunden bedient werden können. Daher ist die paketorientierte Datenübertragung<br />

mit GPRS etwa dreimal so effizient, wie die verbindungsorientierte Datenübertragung mittels GSM.<br />

Wenn ein Teilnehmer gerade keine Daten überträgt, bleibt er online und im Netz eingebucht. Der durch den Teilnehmer<br />

gerade nicht benötigte teure <strong>Funk</strong>kanal wird einem anderen Kunden zur Datenübertragung zur Verfügung gestellt.<br />

GPRS ermöglicht es dem Kunden, stundenlang online zu sein ohne einen <strong>Funk</strong>kanal zu belegen. Der Verbindungsaufbau<br />

geht wesentlich rascher vor sich, als zum Beispiel im GSM, weil nur zwischen dem GPRS Handy und der<br />

nächstgelegenen Sendestation vereinbart werden muss, welcher <strong>Funk</strong>kanal gerade frei ist und somit zur<br />

Datenübertragung zur Verfügung gestellt werden kann. Alle weiteren Anmelde- und Verbindungsprozeduren im Netz<br />

fallen weg. Somit ist der Teilnehmer ständig online und erreichbar.<br />

Vergebührt wird bei GPRS nicht nach der Dauer der Verbindung, sondern nach der übertragenen Datenmenge. Also<br />

bringt GPRS beiden was: Dem Netzbetreiber, weil er seine <strong>Funk</strong>ressourcen besser ausnutzen kann, und dem<br />

Subscriber, weil die Datenanwendung billiger für ihn ist als wenn er es über eine Modem-ähnliche GSM Verbindungen<br />

machen würde.<br />

Ein Nachteil von shared GPRS Kanälen im Vergleich zu dedizierten GSM Kanälen sollte aber trotzdem nicht unerwähnt<br />

bleiben: "Shared" heißt natürlich auch "teilen müssen". Während ein GSM Kanal einer Mobilstation exklusiv zugeordnet<br />

und der Datendurchsatz daher garantiert ist, kann es bei GPRS passieren, dass der erzielbare Datendurchsatz<br />

gelegentlich weit unter den in der Werbung versprochenen Werten liegt. Nämlich dann, wenn in einer Zelle viele GPRS<br />

Mobilstationen datenintensive Anwendungen nutzen wollen.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

BÜNDELN VON TI M E S LOTS BEI GPRS<br />

Anzahl von<br />

gebündelten<br />

Timeslots<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

maximale<br />

netto Bittrate<br />

[kb/s]<br />

21.4<br />

42.8<br />

64.2<br />

85.6<br />

107.0<br />

128.4<br />

149.8<br />

171.2<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

48<br />

Bildungszentrum<br />

netto Bitrate<br />

21.4<br />

kb/s<br />

21.4<br />

kb/s<br />

Kanal-<br />

codierung<br />

Uplink<br />

Trägerfrequenz f1<br />

mit 200kHz Bandbreite<br />

Timeslot 1<br />

Timeslot 2<br />

Timeslot 3<br />

Timeslot 4<br />

Timeslot 5<br />

Timeslot 6<br />

Timeslot 7<br />

Timeslot 8<br />

Timeslot 1<br />

Timeslot 2<br />

Timeslot 3<br />

Timeslot 4<br />

Timeslot 5<br />

Timeslot 6<br />

Timeslot 7<br />

Timeslot 8<br />

Downlink<br />

Trägerfrequenz f2<br />

mit 200kHz Bandbreite<br />

brutto Bitrate<br />

22.8<br />

kb/s<br />

22.8<br />

kb/s<br />

BSC PCU SGSN<br />

21.4kb/s maximaler netto Durchsatz bei einer GPRS Verbindung mit Codierschema 4 ist ja nicht<br />

gerade berauschend. Wo bleiben also die in der Werbung immer versprochenen 170kb/s GPRS<br />

Durchsatz?<br />

Ja, es gibt tatsächlich auch bei GPRS höhere Bitraten, nicht nur bei UMTS, und zwar mit einem ganz<br />

einfachen Trick: Auf einem GSM Trägerkanal mit 200kHz Bandbreite stehen mit einem<br />

Zeitmultiplexverfahren 8 Zeitschlitze (Timeslots) für Verbindungen zur Verfügung. Es können also 8<br />

Gespräche gleichzeitig geführt werden. Ein IP Endgerät (Handy oder Notebook) kann ebenfalls einen<br />

dieser 8 Timeslots für eine GPRS Datenverbindung nutzen, und bekommt dann, wie wir gesehen<br />

haben, max. 21.4kb/s Durchsatz.<br />

Wenn die Mobilstation mehr Durchsatz benötigt, kann es nun mehrere dieser Timeslots gleichzeitig<br />

nutzen, natürlich nur, falls welche frei sind. Man spricht in diesem Fall von Bündeln von Timeslots bzw.<br />

Bündeln von Kanälen. Unter einem Kanal versteht man dann aber den Timeslot, und nicht den<br />

gesamten Frequenzkanal mit den 8 Timeslots.<br />

GPRS Mobilgeräte werden hinsichtlich Kanalbündelung in Klassen eingeteilt. Eine bestimmte Klasse<br />

gibt an, wie viele Kanäle das Gerät im Uplink und im Downlink bündeln kann.<br />

Die Vorteile von GPRS zusammengefasst:<br />

• GPRS bringt dem Kunden eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit<br />

• Paketorientierte Datenübertragung ist effizienter als leitungsvermittelte Datenübertragung. Das<br />

erlaubt es, dass eine Verbindung "always-on" bleiben kann. <strong>Funk</strong>ressourcen werden nur dann<br />

belegt, wenn Daten übertragen werden. Vergebührung erfolgt auf Basis der übertragenen<br />

Datenmenge.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

IP DATENRATEN BEI UMTS<br />

R99:<br />

R99:<br />

R99 Kanäle sind dediziert, d.h. jede Mobilstation hat auf der <strong>Funk</strong>strecke<br />

seinen eigenen Datenkanal zur Verfügung, den sie nicht mit anderen<br />

Mobilstationen teilen muss (im Gegensatz zu "shared" Kanälen, die<br />

gemeinsam genutzt werden).Die maximale Datenrate sowohl im Downlink<br />

als auch im Uplink beträgt 384kb/s, was auch von den meisten Herstellern<br />

unterstützt wird. Meist schränken die Netzbetreiber den Uplink aber auf<br />

128kb/s ein.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

49<br />

Bildungszentrum<br />

netto Bitrate<br />

8<br />

kb/s<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

diverse<br />

Kanal-<br />

codierungs-<br />

verfahren<br />

Codierschema<br />

Uplink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto Bitrate<br />

30<br />

kb/s<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

8<br />

30<br />

32<br />

64<br />

128<br />

diverse<br />

Verfahren<br />

120<br />

240<br />

480<br />

384 960<br />

RNC SGSN


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

HSDPA:<br />

HSDPA:<br />

Downlink<br />

Bitraten bei<br />

QPSK<br />

Modulation:<br />

Downlink<br />

Bitraten bei<br />

16QAM<br />

Modulation:<br />

HSDPA Kanäle existieren nur im Downlink.<br />

Ausserdem sind sie "shared", d.h. dass sich ggf mehrere Mobilstationen einen<br />

bestimmten Kanal im Zeitmultiplexverfahren teilen müssen.<br />

Bei HSDPA Kanälen kann auch zwischen fünf verschiedenen Verfahren hinsichtlich<br />

Kanalcodierung gewählt werden. Beim 1/4 Schema werden zu jedem Nutzbit noch 3<br />

Redundanzbits dazugegeben. Aus einer Nettorate von 120k wird dadurch eine<br />

Bruttorate von 120+120+120+120=480kb/s.<br />

Mit HSDPA ist auch ein neues Modulationsverfahren spezifiziert worden, das eine<br />

bessere Ausnutzung der <strong>Funk</strong>strecke ermöglicht. Im Gegensatz zum QPSK<br />

Verfahren, das ausschließlich für R99 Kanäle zur Verfügung steht, unterstützt<br />

HSDPA neben QPSK auch 16QAM. Mit 16QAM kann eine Verdoppelung der<br />

Datenrate erzielt werden, allerdings nur bei guten <strong>Funk</strong>bedingungen.<br />

Die Wahl des passenden Codierschemas sowie der passenden Modulation wird<br />

automatisch vom Netz durchgeführt, und zwar abhängig vom erforderlichen<br />

Durchsatz sowie der gegebenen <strong>Funk</strong>situation.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

50<br />

Bildungszentrum<br />

netto Bitrate<br />

120 bzw. 240<br />

kb/s<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

Codierschema<br />

120 1/4<br />

240 1/2<br />

300 5/8<br />

360<br />

3/4<br />

480<br />

1/1<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

diverse<br />

Kanal-<br />

codierungs-<br />

verfahren<br />

Codierschema<br />

240 1/4<br />

480 1/2<br />

600 5/8<br />

720<br />

3/4<br />

960<br />

1/1<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto Bitrate<br />

480 bzw. 960<br />

kb/s<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

480<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

960<br />

RNC SGSN


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />

BÜNDELN VON KANÄLEN BEI UMTS<br />

Downlink<br />

Bitraten bei<br />

QPSK<br />

Modulation:<br />

Downlink<br />

Bitraten bei<br />

16QAM<br />

Modulation:<br />

Kanal 5<br />

Kanal 4<br />

Kanal 3<br />

Kanal 2<br />

Kanal 1<br />

netto Bitrate<br />

n * 384<br />

kb/s<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

51<br />

Bildungszentrum<br />

diverse<br />

Kanal-<br />

codierungs-<br />

verfahren<br />

Codierschema<br />

Uplink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto Bitrate<br />

n * 960<br />

kb/s<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

384 1 * 960<br />

768 diverse<br />

2 * 960<br />

768 Verfahren<br />

3 * 960<br />

1152<br />

4 * 960<br />

A<br />

B<br />

C<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

Codierschema<br />

5 * 120 = 600 1/4<br />

5 * 240 = 1200 1/2<br />

5 * 300 = 1500 5/8<br />

5 * 360 = 1800 3/4<br />

5 * 480 = 2400 1/1<br />

netto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

Codierschema<br />

5 *240 = 1200 1/4<br />

5 *480 = 2400 1/2<br />

5 * 600 = 3000 5/8<br />

5 * 720 = 3600 3/4<br />

5 * 960 = 4800 1/1<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

Downlink<br />

Übertragungskanal<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

5 * 480<br />

brutto Bitrate<br />

[kb/s]<br />

5 * 960<br />

A B B B B<br />

A A B B C<br />

A A A C C<br />

A A A C A<br />

A A A A A<br />

2ms<br />

RNC SGSN<br />

Kanalbündelung ist zwar bei R99<br />

theoretisch möglich und wurde<br />

auch spezifiziert, wird aber von<br />

den Herstellern nicht unterstützt.<br />

RNC SGSN<br />

HSDPA Kanäle können gebündelt werden.<br />

Verschiedene Bündelklassen sind definiert.<br />

Theoretisch können bis zu 15 Kanäle gebündelt<br />

werden.<br />

Die derzeit von den Mobilgeräten am häufigsten<br />

unterstützte Variante bündelt 5 Kanäle.<br />

Je nach Modulationsverfahren (QPSK oder<br />

16QAM) ergibt sich daraus die in der Tabelle<br />

angegebene netto Bitrate.<br />

Beispiel für die gemeinsame Nutzung von 5 HSDPA<br />

Kanälen durch Gerät A, B und C:<br />

Wenn nur ein Mobilgerät verbunden ist, kann es alle<br />

Kanäle und damit die gesamte Datenrate alleine<br />

nutzen.<br />

Wenn zwei oder alle drei Mobilgeräte Daten<br />

empfangen wollen, müssen sie sich die Kanäle teilen.<br />

Auf einen bestimmten Kanal in einem bestimmten<br />

2ms Zeitintervall kann immer nur ein Mobilgerät<br />

zugreifen.


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Frequenzen<br />

20 FREQUENZEN<br />

Die Grafik gibt einen groben Überblick über die für GSM, UMTS und TETRA<br />

in Österreich genutzten Frequenzbereiche<br />

GSM FREQUENZEN<br />

271kb/s<br />

200<br />

kHz<br />

900 MHz Band:<br />

124 Uplink Kanäle und<br />

124 Downlink Kanäle<br />

Uplink Dowlink<br />

25<br />

MHz<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

52<br />

Bildungszentrum<br />

200<br />

kHz<br />

890 915 935 960<br />

Beispiel GSM 900:<br />

ARFCN 1-124<br />

25<br />

MHz<br />

200<br />

kHz<br />

1800 MHz Band (DCS 1800):<br />

374 Uplink Kanäle und<br />

374 Downlink Kanäle<br />

Uplink Dowlink<br />

75<br />

MHz<br />

200<br />

kHz<br />

200<br />

kHz<br />

75<br />

MHz<br />

1710 1785 1805 1880<br />

Quelle: RTR (www.rtr.at)<br />

1900 MHz Band (PCS 1900)<br />

299 Uplink Kanäle und<br />

299 Downlink Kanäle<br />

Uplink Dowlink<br />

60<br />

MHz<br />

200<br />

kHz<br />

60<br />

MHz<br />

1850 1910 1930 1990<br />

Frequenz<br />

[MHz]<br />

Trägerfrequenz Uplink: Fu = 890 MHz + ARFCN*0,2 MHz<br />

Trägerfrequenz Downlink: Fd= Fu(ARFCN) + 45 MHz<br />

Bei GSM 900 sind für Uplink und Downlink je 25 MHz reserviert. Für den Uplink (Unterband) wird der<br />

Frequenzbereich von 890 MHz bis 915 MHz verwendet. Für den Downlink (Oberband) wird der<br />

Frequenzbereich von 935 MHz bis 960 MHz verwendet.<br />

Der zur Verfügung stehende Frequenzbereich wird in 200 kHz breite Frequenzbänder unterteilt. Jedes<br />

dieser Frequenzbänder repräsentiert einen Übertragungskanal mit der Brutto-Datenrate von<br />

22.8kb/s. D.h. insgesamt haben 124 Uplink Kanäle und ebenso viele Downlink Kanäle im 25MHz Band<br />

Platz. Netzbetreiber müssen, wenn sie einen 200kHz Kanal nutzen wollen, diesen "kaufen" sprich eine<br />

Lizenz dafür erwerben. Die Lizenz ist für einen bestimmten Zeitraum limitiert und gilt für ganz<br />

Österreich.<br />

Jeder 200 kHz Kanal wird durch eine fortlaufende Nummer, die Absolute Radio Frequency Channel<br />

Number (ARFCN), eindeutig gekennzeichnet. Jeweils ein Kanal aus dem Frequenzbereich für den<br />

Uplink und ein Kanal aus dem Frequenzbereich für den Downlink mit der gleichen ARFCN bildet ein<br />

Kanalpaar für die Duplex Kommunikation (sprechen und hören) zwischen dem Teilnehmer und der<br />

Basisstation.<br />

Weitere Informationen sind beim österreichischen Regulator RTR (Rundfunk und Telekom<br />

Regulierungs-GmbH) zu bekommen (www.rtr.at).


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Frequenzen<br />

UMTS FREQUENZ E N<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

53<br />

Bildungszentrum<br />

5<br />

MHz<br />

12 Uplink Kanäle und<br />

12 Downlink Kanäle<br />

Uplink Dowlink<br />

60<br />

MHz<br />

5<br />

MHz<br />

1920 1980 2110 2170<br />

Linzenzinhaber, Stand Sept 2007:<br />

(Quelle RTR)<br />

60<br />

MHz<br />

Zitat aus Konzesssion:<br />

"Konzession und<br />

Frequenzzuteilung gelten für<br />

das gesamte österreichische<br />

Bundesgebiet und sind befristet<br />

bis zum 31. Dezember 2020."<br />

Frequenz<br />

[MHz]<br />

Man beachte den 300kHz<br />

Sicherheitsabstand an den<br />

Rändern des Bandes. Dies<br />

dient zum Schutz<br />

gegenüber<br />

Nachbarbändern<br />

hinsichtlich Störungen<br />

(Interferenzen).<br />

Vergleich der Lizenzkosten<br />

zwischen GSM und UMTS:<br />

GSM:<br />

Bei einer Auktion in 2004 kostet ein<br />

200kHz Kanal in Österreich ca.<br />

17.000,-<br />

1kHz kostet 85,-<br />

UMTS:<br />

Bei der Auktion in 2000 kostet ein<br />

5MHz Kanal in Österreich ca. 85Mio<br />

1kHz kostet 17.000,-


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />

21 TECHNISCHE GRUNDLAGEN WLAN<br />

• WLAN-Frame nach IEEE 802.11<br />

• Übertragungsmedium - die <strong>Funk</strong>schnittstelle<br />

• Zugriff auf die <strong>Funk</strong>schnittstelle<br />

• Topologie<br />

WLAN-FR A M E N A C H IEEE 802.11<br />

IEEE 802.11 / Fast-Ethernet. Mit längeren Frames lassen sich die Anzahl<br />

der Header reduzieren und so die Übertragungsrate erhöhen. Während ein<br />

Ethernet-Frame maximal 1518 Byte haben darf, darf das Ethernet-Frame,<br />

das über WLAN übertragen wird 2304 Byte betragen.<br />

Damit die Ethernet-Frames über WLAN übertragen werden können, werden<br />

bis zu 64 Byte an Header und Prüfsummen hinzugefügt und 20 µs<br />

vorangestellt. Die Präambel benötigt 20 µs und dient zum Synchronisieren<br />

des Empfängers. Es folgt der 802.11-Header mit bis zu 32 Byte. Der<br />

Sequenzzähler (IV) wird bei verschlüsselten Paketen benötigt und beträgt 4<br />

oder 8 Byte. Der LLC-SNAP-Header wird benötigt um Ethernet-Pakete über<br />

Nicht-Ethernet-Medien zu transportieren. Er benötigt 8 Byte. Dann folgt der<br />

eigentliche Ethernet-Frame mit maximal 2304 Byte und die Prüfsumme der<br />

physikalischen Schicht mit 4 Byte.<br />

ÜBERTRAGUN G S M E D I U M - DIE FUNKSCHNITTSTELLE<br />

Das Übertragungsmedium für <strong>Funk</strong> ist mit dem früheren Koax-Ethernet<br />

vergleichbar. Alle Stationen teilen sich das Übertragungsmedium und es<br />

kann nur immer eine Station senden. Um herauszufinden, wer wann<br />

senden darf, wird ein Zugriffsverfahren verwendet. CSMA (Carrier Sense<br />

Multiple Access) ist ein Mehrfachzugriffsverfahren. Es sieht vor, dass jede<br />

Station vor dem Senden prüfen muss, ob das Medium frei ist. Erst dann ist<br />

die Übertragung erlaubt. Das schließt natürlich nicht aus, dass zwei<br />

Stationen das Medium als frei erkennen und gleichzeitig senden. Dann tritt<br />

eine Kollision auf. Die Daten auf dem Medium sind unbrauchbar. Beim<br />

Kabel-Ethernet können die Stationen mit CSMA/CD (Carrier Sense Multiple<br />

Access/Collision Detection) die Kollision schon während der Übertragung<br />

erkennen, den Vorgang abbrechen und nach einer zufälligen Wartezeit<br />

einen erneuten Versuch starten. Beim <strong>Funk</strong> reicht das nicht aus. Mit 802.11<br />

wurde deshalb ein Bestätigungspaket (ACK) eingeführt. Das ACK-Paket<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

54<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />

wird genauso behandelt, wie ein normales Datenpaket. Es besteht aus dem<br />

802.11-Header und dauert 24 µs. Das ACK-Paket wird nach einer kurzen<br />

Wartezeit (SIFS) zurückgeschickt.Bevor andere Datenpakete auf die Reise<br />

gehen.<br />

Zwischen den Datenpaketen koordinieren unterschiedlich lange Wartezeiten<br />

den Zugriff auf das <strong>Funk</strong>medium. Das DIFS (Distributed Coordination<br />

Function Interframe Space) kennzeichnet die Backoffzeit, in der eine<br />

Station das freie <strong>Funk</strong>medium erkennen kann. Das SIFS (Short Interframe<br />

Space) kennzeichnet das ACK-Paket. Das ist das Bestätigungspaket des<br />

Empfängers für den Sender. Nach dem ACK-Paket folgt wieder ein DIFS.<br />

ZUGRIFF AUF DIE FUNKSCHN I T T S T E L LE<br />

Durch das Übertragungsverfahren ergeben sich bei <strong>Funk</strong>netzen besondere<br />

Schwierigkeiten. Eine drahtlose Sendestation kann bspw. keine<br />

Signalkollision feststellen. Das eigene Signal überdeckt die Signale der<br />

anderen Stationen.<br />

Die Distributed Coordination Function (DCF) verteilt die Zugriffsregeln auf<br />

die Stationen. Im DCF benutzt das MAC-Protokoll CSMA/CA (Carrier Sense<br />

Multible Access/Collision Avoidance). Im Gegensatz zu den<br />

drahtgebundenen Ethernet-Varianten (mit CSMA/CD) wird auf eine<br />

Kollisionserkennung (Collision Detection, CD) verzichtet. Den Kollisionen<br />

von Sendesignalen lassen sich in einem <strong>Funk</strong>netzwerken von Störungen<br />

nicht unterscheiden. Stattdessen wird eine Kollisionsvermeidung (Collision<br />

Avoidance, CA) eingesetzt.<br />

Bevor eine WLAN-Station sendet stellt sie sicher,<br />

dass der Empfänger zum Empfang bereit und<br />

das Übertragungsmedium frei ist. Dieses<br />

Vorgehen wird als Listening before Talking (LBT)<br />

bezeichnet. Zu Deutsch: Hören vor dem<br />

Sprechen.<br />

Bevor also eine Wireless-Station sendet hört die<br />

in das Medium hinein, in diesem Fall die<br />

<strong>Funk</strong>schnittstelle, ob gerade eine andere Station<br />

sendet. Ist die <strong>Funk</strong>schnittstelle belegt wartet<br />

die Station eine zufällige Zeit ab und hört erneut<br />

in das Medium hinein. Ist das Medium frei, kann die Station mit der<br />

Übertragung beginnen, andernfalls wird die Station erneut eine zufällige<br />

Zeit warten. Um das Risiko der mehrmaligen <strong>Funk</strong>schnittstellen-Belegung<br />

und Sende-Kollisionen zu vermeiden, muss jede Station die<br />

<strong>Funk</strong>schnittstelle explizit reservieren, bevor sie belegt werden darf. Dazu<br />

wird das RTS/CTS-Verfahren angewendet.<br />

Für die Kollisionsvermeidung gibt es in der MAC-Schicht einen Virtual-<br />

Collision-Detection-(VCD-)Modus, der die Rahmen Request-to-Send (RTS)<br />

und Clear-to-Send (CTS) enthält.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

55<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />

Bevor irgendwelche Daten gesendet werden erfolgt folgender Ablauf:<br />

1. Die WLAN-Station verlangt einen freien Kanal.<br />

2. Die WLAN-Station identifiziert einen freien Kanal.<br />

3. Die WLAN-Station sendet ein RTS auf diesen Kanal.<br />

4. Der Access Point (AP) sendet ein CTS.<br />

5. Die WLAN-Station sendet die Daten.<br />

6. Der Access Point (AP) sendet ein Acknoledgement (ACK) zur<br />

Empfangsbestätigung.<br />

Der Sender A schickt nach dem Erkennen eines freien Kanals ein RTS-<br />

Signal an Empänger B. Erkennt der Empfänger B den Kanal als frei, sendet<br />

er ein CTS-Signal. Dieses Signal hören alle Stationen, die mit der <strong>Funk</strong>zelle<br />

des Empfängers B Kontakt haben. Damit ist dieser Kanal für eine<br />

bestimmte Übertragungszeit von Sender A zu Empfänger B reserviert.<br />

Das Acknowledgement (ACK), die Empfangsbestätigung nach der<br />

Datenübertragung, ist ein weiterer Teil des CSMA/CA. Beim Eintreffen des<br />

Paketes sendet der Empfänger dem Sender eine Empfangsbestätigung.<br />

Bleibt diese beim Sender aus, schickt er das Paket noch einmal. Ohne ACK<br />

ist der Sender bevorrechtigt das <strong>Funk</strong>medium nochmals zu nutzen.<br />

Kurzzeitige Störungen (Interferenzen) auf dem <strong>Funk</strong>medium werden so<br />

umgangen ohne das der Anwender etwas davon mitbekommt. Länger<br />

andauernde Störungen durch andere <strong>Funk</strong>-Anwendungen im selben<br />

<strong>Funk</strong>spektrum lassen erst die Übertragungsrate sinken. Wenn die<br />

Störungen sich auch so nicht umgehen lassen, bricht das <strong>Funk</strong>netzwerk<br />

zusammen.<br />

In einem WLAN kann es vorkommen, dass sich nicht alle WLAN-Stationen<br />

kennen. Dieses Problem nennt sich Hidden-Node oder Hidden-Terminal.<br />

Besonders problematisch ist der Fall, wenn sich mehrere Stationen<br />

ausserhalb der Reichweite anderer Stationen befinden. Dabei kann es zum<br />

fälschlichen Erkennen eines freien Kanals kommen.<br />

Die PCF (Point Coordination Function) im IEEE 802.11 ist eine weitere<br />

Zugriffsregelung des MAC-Layers. Die PCF unterstützt Quality of Service<br />

(QoS), das bestimmte Charakteristiken bei der Übertragung für bestimmte<br />

Kommunikationsanforderungen garantiert.<br />

Für PCF ist ein Access Point erforderlich, der mittels einer<br />

Kanalreservierung die Senderechte an die mobilen Stationen vergeben<br />

kann. Dieser Vorgang wird als Polling bezeichnet. Dabei fragt der Access<br />

Point die Stationen innerhalb seiner Zelle nacheinander ab, ob sie Daten<br />

versenden wollen. PCF ist deshalb optimal für die Abwicklung von<br />

zeitkritischem Datenverkehr geeignet. DCF und PCF lassen sich auch<br />

parallel zueinander einsetzen. PCF hat allerdings eine höhere Priorität.<br />

Die Sicherheitsfunktionen, die bereits auf dem MAC-Schicht vorhanden<br />

sind, können in den oberen Protokoll-Schichten zu Problemen führen.<br />

Kommt es bereits auf dem MAC-Schicht zu Datenverlusten, verzögern sich<br />

die Datenpakete. Dies führt zu verlängerten Übertragungszeiten, die z. B.<br />

TCP/IP mit bestimmten Mechanismen zur Bestätigung von Datenpaketen<br />

durch den Empfänger erhöht. Dies führt zu erhöhtem Datenaufkommen<br />

durch die vermehrten Bestätigungsmeldungen. Diese Schwierigkeiten sind<br />

häufig dafür verantwortlich, dass die Performance von drahtlosen Netzen<br />

deutlich unter der von drahtgebundenen Netzwerken liegt.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

56<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />

T O P O L O G I E<br />

Schon mit zwei drahtlosen<br />

Stationen lässt sich ein<br />

einfaches Wireless LAN<br />

aufbauen. Bei der Einrichtung<br />

sind keine weiteren aktiven<br />

Elemente erforderlich. Die<br />

Stationen kommunizieren direkt<br />

über den WLAN-Adapter. In<br />

Laptops ist das eine PCMCIA-<br />

Karte. In Desktop-Systemen<br />

gibt es dazu eine PCI-<br />

Steckkarte.<br />

Die Topologie eines solchen Adhoc-Netzes<br />

nennt sich<br />

Independent Basic Service Set<br />

(IBSS).<br />

Jede Station bildet mit seiner Netzwerkarte eine <strong>Funk</strong>zelle. Solange sich die<br />

Stationen in einer Zelle befinden oder sich die Zellen überschneiden, ist<br />

eine Kommunikation zwischen den Stationen möglich. Diese Art der<br />

Vernetzung ist für ein WLAN mit IEEE 802.11 eher unüblich. Eine Adhoc-<br />

Vernetzung ist mit Irda (Infrarot) oder Bluetooth schneller realisiert.<br />

Ist die<br />

Reichweite<br />

einer Zelle zu<br />

gering, lässt<br />

sie sich mit<br />

einem Access<br />

Point, kurz<br />

AP, erweitern.<br />

Doch nicht<br />

nur das. Der<br />

Access Point<br />

bildet auch<br />

den Übergang<br />

zum drahtgebundenen Netzwerk. Der Access Point stellt innerhalb einer<br />

<strong>Funk</strong>zelle den Zugriff auf das drahtgebundene Netzwerk und umgekehrt<br />

her. Der Access Point übernimmt dabei die Aufgabe einer Bridge. Er erlaubt<br />

es sogar Protokolle, die das WLAN unnötig überlasten würden,<br />

herauszufiltern.<br />

Die Topologie eines solchen Netzwerkes mit Access Point nennt sich Basic<br />

Service Set (BSS).<br />

Mittels zweier Access Points lässt sich auch die Reichweite eines<br />

Kabelgebundenen Netzwerkes erhöhen. Bei einer Infrastruktur auf Basis<br />

von 10/100BaseT dürfen die einzelnen Kabelsegmente eine Maximallänge<br />

von 100 Metern haben. Mit Wireless LAN besteht die Möglichkeit Bereiche<br />

zu verbinden, die mit der herkömmlichen Verkabelung nicht erreicht<br />

werden können.<br />

Telekom Telekom Austria Austria<br />

57<br />

Bildungszentrum


<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />

Die Reichweite im<br />

<strong>Freie</strong>n liegt bei<br />

guten Bedingungen<br />

zwischen 100 und<br />

300 Metern. Reicht<br />

das nicht aus, so<br />

lässt sich mit zwei<br />

gerichteten<br />

Antennen einige<br />

Kilometer<br />

überbrücken. Und<br />

das gebühren- und<br />

genehmigungsfrei.<br />

Auch über<br />

Grundstücksgrenzen<br />

hinweg.<br />

Die Topologie eines<br />

solchen Netzwerkes<br />

mit zwei Access<br />

Points nennt sich<br />

Extendet Service<br />

Set (ESS). Es<br />

besteht aus zwei<br />

oder mehreren<br />

Basic Service Sets<br />

(BSS-A und BSS-B). Innerhalb des ESS können sich die Stationen frei<br />

bewegen. Ein Roaming-Verfahren hält die Netzwerkverbindung zu den<br />

Access Points aufrecht.<br />

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58<br />

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<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Richtfunk<br />

22 RICHTFUNK<br />

22.1 Einführung in die Richtfunktechnik<br />

Während beim Rundfunk ein Sender im Regelfall möglichst große Gebiete<br />

versorgen soll, damit möglichst viele Empfänger erreichbar sind, liegt bei<br />

Richtfunk (RIFU) stets eine Punkt zu Punkt Verbindung vor, also die<br />

übertragungstechnische Verbindung zwischen zwei festen <strong>Funk</strong>stellen.<br />

Richtfunk bietet Alternativen zu kabel- bzw. leitungsgebundenen Systemen<br />

und hilft aufwendige und langwierige Grabungsarbeiten einzusparen.<br />

Weiters kann das Equipment, sollte es nicht mehr benötigt werden, wieder<br />

abmontiert und an einer anderen Stelle wieder eingesetzt werden.<br />

Als Anwendungen kommen in Betracht:<br />

♦ Zubringer für Mobilfunk Basisstationen<br />

♦ Rundfunk und Fernsehen<br />

♦ Betriebs- und Bündelfunk<br />

♦ Telemetrie<br />

♦ Wetterstationen<br />

♦ Verbindung privater Kommunikationsnetze im Weitverkehr<br />

♦ Zweitwegsicherung bzw. Backup<br />

Die Sendeleistung beträgt weniger als 1 Watt und wird auf die für die<br />

Verbindung erforderliche Qualität automatisch abgeregelt. Damit liegt auch<br />

die Strahlungsintensität weit unter den Grenzwerten, wie sie z.B. für den<br />

Mobilfunk festgelegt sind.<br />

22.2 Mikrowellen<br />

22.2.1 Was sind Mikrowellen?<br />

Als Mikrowellen bezeichnet man elektromagnetische Schwingungen mit<br />

Wellenlängen im cm Bereich, d.h. mit Frequenzen von 3 bis 30 GHz. Sie<br />

bilden innerhalb des Spektrums der elektromagnetischen Wellen die Brücke<br />

zwischen den eigentlichen Radiowellen und der Infrarotstrahlung.<br />

Die Hauptanwendungsgebiete der Mikrowellentechnik<br />

sind:<br />

♦ Nachrichtenübertragung<br />

♦ <strong>Funk</strong>messtechnik (Radar, Entfernungsmesser, Höhenmesser)<br />

♦ Elektrische Erwärmung (Kochen, Industrie, medizinische Zwecke)<br />

♦ Kernphysik, Spektroskopie, Radioastronomie<br />

Die Mikrowellen haben ein ähnliches Verhalten wie die Lichtwellen, d.h. sie<br />

breiten sich annähernd geradlinig aus, lassen sich bündeln, werden<br />

gestreut und reflektiert.<br />

Allgemeines zu Mikrowellen und ihrer Ausbreitung<br />

Auch bei ungehinderter freier Ausbreitung in der Luft werden <strong>Funk</strong>wellen<br />

gedämpft. Es handelt sich hierbei um einen Leistungsverlust des<br />

Empfangssignals, indem nur ein Teil der abgestrahlten Sendeenergie von<br />

der Empfangsantenne wieder aufgenommen werden kann.<br />

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59<br />

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Hindernisse und Wettereinflüsse, wie z.B. in Regengebieten, ergeben<br />

Zusatzdämpfungen. In Frequenzbereichen oberhalb 12 GHz gewinnt der<br />

Niederschlag an Bedeutung und bestimmt die Länge des <strong>Funk</strong>feldes, also<br />

der Richtfunkstrecke.<br />

Prinzip einer Richtfunkverbindung<br />

22.2.2 Die Fresnel Zone<br />

Für eine ungestörte Übertragung muss jedoch eine bestimmte Zone<br />

zwischen Sender und Empfänger frei von Hindernissen aller Art sein, da<br />

sich sonst Interferenzen der direkten Wellen mit den von der Erdoberfläche<br />

reflektierten Wellen ergeben. Diese Zone wird Fresnel Zone genannt. Sie ist<br />

ein Rotationsellipsoid, wobei die Breite b des Ellipsoides von der Entfernung<br />

d zwischen Sender und Empfänger sowie von der Wellenlänge des<br />

<strong>Funk</strong>signals abhängt.<br />

Fresnel Zone<br />

22.3 Richtfunktechnik<br />

Eine Richtfunkstrecke besteht aus zwei Endstellen, die durch ein stark<br />

gebündeltes <strong>Funk</strong>feld verbunden sind. Genau wie beim Rundfunk sind auch<br />

für den Richtfunk nur bestimmte Frequenzen zugelassen, welche vom<br />

regionalen Frequenzbüro verwaltet und genehmigt werden. In Mitteleuropa<br />

übliche Trägerfrequenzen sind 2,1; 3,3; 6; 7; 13; 15; 18; 23; 26; 38 und<br />

50 GHz. Bei den zu übertragenden Daten kann es sich um Audio-, Video-<br />

und Datensignale handeln, die zu einem Basisband zusammengefasst<br />

werden. Das in analoger oder digitaler Form vorliegende Nachrichtensignal<br />

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60<br />

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wird einer Trägerfrequenz aufmoduliert, wobei wegen der besseren<br />

Übertragungseigenschaften Frequenzmodulation (FM) zum Einsatz kommt.<br />

Beim direkten System wird dabei das Basisband unmittelbar in die<br />

hochfrequente Lage umgesetzt. Dem heutigen Standard entsprechend<br />

erfolgt beim indirekten System der Umweg über eine Zwischenfrequenz,<br />

die üblicherweise 70 MHz oder 140 MHz beträgt.<br />

Nach der Umsetzung in die Sendefrequenz gelangt das Signal über einen<br />

Bandpass und ggf. einen Leistungsverstärker als Radiofrequenz (RF) Signal<br />

zur Antenne. Im Empfänger wird das RF Signal aufgenommen und der<br />

Sendevorgang schrittweise rückgängig gemacht, bis das Basisband Signal<br />

wieder verfügbar ist. Die Aufbereitung des Basisbands Signals kann auf<br />

unterschiedliche Weise geschehen. Bei Verwendung von Zeit- und Frequenz<br />

Multiplexverfahren liegt ein analoges Signal vor. In der heutigen Zeit<br />

verwendet man aber fast ausschließlich digitale Verfahren, wobei das<br />

Basisband durch Phasenumtastung (PSK) entsteht.<br />

Prinzip einer Richtfunkstrecke<br />

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61<br />

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22.4 Richtfunk bei der Telekom Austria<br />

Richtfunk wird bei der Telekom Austria AG sowohl für die Kundenheranführung<br />

– Access Bereich eingesetzt als auch im Core Bereich.<br />

Unterteilung von Richtfunk<br />

22.4.1 Access-Richtfunk<br />

Die Indoor Unit (IDU) ist als 19“ Baugruppe ausgeführt und kann dadurch<br />

leicht in die best. Infrastruktur integriert werden. Als Stromversorgung der<br />

IDU dient entweder ein Netzgerät oder der direkte Anschluss an 48 bis 60<br />

V=. Die ODU benötigt keine separate Stromversorgung. Ein koaxiales<br />

Antennenkabel dient als Verbindung zwischen Antenne Outdoor Unit (ODU)<br />

und Modemeinheit (IDU), welches an den örtlichen Blitzschutz<br />

anzuschließen ist. Dabei beträgt die maximale Antennenkabellänge ca. 200<br />

m.<br />

Aufbau einer Access- Richtfunkstrecke<br />

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62<br />

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Outdoor- Unit (Mini Link E)<br />

Indoor Unit (Oben Mini Link C und unten Mini Link E)<br />

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Die momentan bei der TA im Einsatz stehenden Richtfunk Anlagen im<br />

Access Bereich stammen von den Herstellern ALCATEL und ERICSSON.<br />

Dabei werden die lizenzpflichtigen Frequenzen 15 GHz, 23 GHz und 38 GHz<br />

verwendet. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, dass bei niedrigen<br />

Frequenzen größere Distanzen überbrückt werden können.<br />

Weiters haben die Antennengröße, die Bandbreite und die Sendeleistung<br />

weitere Auswirkungen auf die zu erzielende Reichweite.<br />

Im urbanen und dicht verbauten Gebiet kommen eher die<br />

Richtfunksysteme im 23 GHz und 38 GHz-Bereich zum Einsatz. Dabei<br />

können Distanzen von wenigen 100 Metern bis 10 km erreicht werden.<br />

Im ländlichen Raum, wo auch größere Reichweiten benötigt werden,<br />

kommen Anlagen in den 15 GHz Bereichen zur Anwendung. Hier können<br />

die Gegenstellen bis zu 28 km auseinander liegen, wenn auf beiden Seiten<br />

1,2 m große Antennen verwendet werden.<br />

Derzeit werden Richtfunkanlagen im Access Bereich mit folgenden Bandbreiten<br />

errichtet:<br />

♦ 4 x 2 Mbit/s (4 x E1)<br />

♦ 16 x 2 Mbit/s (16 x E1)<br />

♦ 34 + 2 Mbit/s (1 x E3 + 1x E1)<br />

♦ 155 Mbit/s (STM-1)<br />

Als Schnittstelle haben die Endeinrichtungen generell G.703 symmetrisch.<br />

Bei der Ausführung mit 34 Mbit/s steht das Signal unsymmetrisch (koaxial)<br />

zur Verfügung. Sollte als Schnittstelle X.21 gefordert werden, kann mit<br />

Hilfe eines Nachgeschalteten X.21 Konverters (Ulaf+ GTU) auch diese<br />

Übergabeschnittstelle bereitgestellt werden. Seit Mitte 2002 können auch<br />

EtherLink über Richtfunk angeboten werden. Dabei kann sich der Kunde<br />

zwischen folgenden Schnittstellen bzw. Bandbreiten entscheiden:<br />

♦ EtherLink 10 Wirespeed 10BaseT/RJ45<br />

♦ EtherLink 10 Klasse 2 10BaseT/RJ45<br />

♦ EtherLink 100 Klasse 3 100BaseT/RJ45<br />

Dabei wird die Ethernet-Schnittstelle direkt an der IDU per RJ45<br />

abgegriffen und z.B. zu einem Router per CAT5 weitergeführt.<br />

Über einen Richtfunk können sehr viele Dienstleistungen aus dem<br />

umfangreichen Produktportfolio der TA geführt werden. Dabei stellt der<br />

Richtfunk als Medium im ISO/OSI Model lediglich die erste Schichte, also<br />

die Übertragungsschicht, dar. Zur Anwendung kommen folgende Dienste:<br />

♦ 2 Mbit/s (2.048 kbit/s)<br />

♦ LIC+<br />

♦ ISDN Multi<br />

♦ ATM<br />

♦ Ethernet (siehe oben)<br />

22.5 Richtfunk Equipment<br />

22.5.1 Kanal- und Polarisationsweiche<br />

In einem Richtfunksystem können im Allgemeinen mehrere Richtfunk<br />

Signale mit Hilfe einer Kanalweiche zusammengefasst und über eine<br />

gemeinsame Antenne abgestrahlt werden. Eine einzige Kanalweiche ist also<br />

in der Lage, mehrere Richtfunkkanäle und damit mehrere<br />

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Übertragungswege gleichzeitig zwischen zwei Endpunkten zur Verfügung zu<br />

stellen.<br />

Mit Hilfe von Polarisationsweichen lassen sich die von einer Antenne<br />

aufgenommenen, horizontal und vertikal polarisierten Wellen wieder<br />

aufspalten und getrennten Verbrauchern zuführen oder von mehreren<br />

Sendern abgegebene Signale so zusammenfassen, dass sie unterschiedlich<br />

polarisiert über das <strong>Funk</strong>feld übertragen werden. Polarisationsweichen<br />

werden bei Analogrichtfunksystemen auch dann benötigt, wenn Antennen<br />

gleichzeitig als Sende- und Empfangsantennen eingesetzt und die Signale<br />

zur besseren Entkopplung unterschiedlich polarisiert übertragen werden.<br />

Kanal- und Polarisationsweiche<br />

22.5.2 Richtfunkantenne<br />

Die Richtfunktechnik bedient sich des freien Raumes als<br />

Übertragungsmittel. Dabei ist es die Aufgabe der Sendeantenne, die von<br />

den Richtfunksendern abgegebene elektromagnetische Energie - die<br />

Leitungswelle - in eine Raumwelle umzuwandeln, das heißt in den freien<br />

Raum abzustrahlen und dabei zu bündeln. Die Empfangsantenne nimmt<br />

einen Bruchteil der ausgesandten Strahlungsleistung der<br />

elektromagnetischen Raumwelle auf und wandelt sie zurück in eine<br />

Leitungswelle, die über eine<br />

Antennenleitung (meist Holleiter oder<br />

Kaoxialkabel) an den<br />

Richtfunkempfänger abgegeben wird.<br />

Die ausgestrahlte Energie muss so<br />

scharf gebündelt sein, dass die im<br />

Richtfunk kostengünstigen kleinen<br />

Sendeleistungen ausreichen.<br />

Außerdem sollen die außerhalb des<br />

scheinwerferartigen gebündelten<br />

Hauptstrahles ausgesandten und<br />

empfangenen Energienanteile<br />

möglichst klein sein, damit die dem<br />

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65<br />

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Richtfunk zugewiesenen Frequenzen in einem eng vermaschten<br />

Nachrichtennetz in verhältnismäßig geringen räumlichen Abständen<br />

wiederholt ausgenutzt werden können.<br />

Mit zunehmender Frequenz des zu abstrahlenden Signals können kleinere<br />

Richtfunkantennen eingesetzt werden. Dabei steigen auch die<br />

Anforderungen an die Genauigkeit in der Produktion und bei der Montage<br />

der Antennen. Weiters nimmt mit zunehmender Frequenz aber auch der<br />

dämpfende und störende Einfluss durch Niederschlag zu. In unmittelbarer<br />

Nähe des Strahlers wirken sich Regen und Schnee besonders stark aus.<br />

Deshalb wird die Richtfunkantenne, abhängig natürlich vom Einsatzstandort<br />

und den Einsatzbedingungen, häufig mit Material abgedeckt. Solche<br />

Abdeckungen werden oft Radom genannt. Kleine Antennen bis 60 cm<br />

Durchmesser können auch zusammen mit einem Wetterschutzgehäuse eine<br />

kompakte Einheit für den Außeneinsatz bilden. Die Verluste durch die<br />

Abdeckungen sind vernachlässigbar klein.<br />

22.5.3 Hohlleiter<br />

Zur Führung der Mikrowellen, zum Beispiel vom Sender bis zur Antenne<br />

oder von der Antenne bis zum Empfänger, werden entweder Hohlleiter<br />

bzw. Koaxialkabel verwendet.<br />

22.5.4 Umlenkung<br />

Bei allen Richtfunksystemen benötigt man eine direkte Sichtverbindung<br />

zwischen den Endstellen. Jedoch ist beim Aufbau von<br />

Richtfunkverbindungen dies nicht immer möglich. Wo dies nicht gegeben<br />

ist, kann die Übertragung statt über eine dritte (aktive)<br />

<strong>Funk</strong>übertragungsstelle eventuell auch mit Hilfe eines passiven Relais, z.B.<br />

einer ebenen Metallplatte ausreichender Größe, durchgeführt werden. Dies<br />

ist der Fall, wenn eine Richtfunkverbindung über hügeliges Gelände führt<br />

und eine <strong>Funk</strong>übertragungsstelle abgeschattet in einem Talkessel<br />

aufgebaut werden muss.<br />

Richtfunkumlenkungen<br />

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66<br />

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Die Wirkfläche eines Umlenkspiegels wird von seiner geometrischen Größe<br />

bestimmt, das heißt je größer der Spiegel, umso kleiner die<br />

Umlenkdämpfung, also der Signalverlust. Die Form eines Umlenkspiegels<br />

hat bei gleichbleibender Fläche lediglich Einfluss auf seine<br />

Richtcharakteristik.<br />

Umlenkspiegel haben normalerweise eine Fläche von 1.4 m² bis 32 m². Ab<br />

16 m² sind die Spiegel in Teile gegliedert, die durch Dehnfugen<br />

voneinander getrennt sind. Damit können die meisten Klimabedingungen<br />

gut eingehalten werden. Eine weitere passive Lösung für die Umlenkung<br />

einer Richtfunkstrecke stellt die Rücken an Rücken Anordnung zweier<br />

Antennen dar. Die eingestrahlte Energie wird dabei über einen Hohlleiter<br />

zwischen den Antennen weitergeleitet. Eine Verstärkereinheit oder aktive<br />

Sende- und Empfangseinheiten, die eine Energiezufuhr voraussetzen, sind<br />

hierbei nicht notwendig.<br />

RIFU Umlenkung Valluga (32 m²)<br />

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