Funk- & Mobilenetze Grundlagen - Freie Lehrmittel
Funk- & Mobilenetze Grundlagen - Freie Lehrmittel
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<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong><br />
<strong>Grundlagen</strong>
V O R W O R T<br />
Diese Seminarunterlage wurde vom Telekom Austria Bildungszentrum erarbeitet.<br />
Wesentliche fachliche Inhalte wurden auf Basis einschlägiger Fachbücher und<br />
Fachskripten erstellt.<br />
Dieses Skriptum soll Ihnen als Nachschlagewerk dienen und Ihnen die ein oder anderen<br />
Seminarinhalte in Erinnerung bringen.<br />
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das Telekom Austria Bildungszentrum Ihre beruflichen Erfolge mit zielgruppen-<br />
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Ausgabe: März 2009
I N H A L T S V E R Z E I C H N I S<br />
1 <strong>Funk</strong>technik .............................................................................. 3<br />
2 <strong>Funk</strong>technik - Grundbegriffe ..................................................... 5<br />
3 Geschichte des Mobilfunks ........................................................ 6<br />
4 GSM-Entwicklung in Österreich ................................................. 9<br />
5 Die Systemarchitektur von GSM .............................................. 12<br />
6 Architektur von Mobilfunknetzen ............................................ 13<br />
7 <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente ................................................. 14<br />
8 BSC – Base Station Controller ..................................................... 17<br />
9 BTS – Base Tranceiver Station / Node B...................................... 19<br />
10 MSC - Mobile Switching Center .................................................... 20<br />
11 AuC - Authentication Center........................................................ 22<br />
12 VLR - Visitor Location Register .................................................... 23<br />
13 HLR - Home Location Register..................................................... 26<br />
14 GMSC - Gateway MSC ................................................................ 28<br />
15 SGSN - Serving GPRS Support Node ............................................ 29<br />
16 Einführung von R4 im Core...................................................... 30<br />
17 Antennen ................................................................................ 32<br />
18 Mobilität.................................................................................. 40<br />
19 Services .................................................................................. 45<br />
20 Frequenzen ............................................................................. 52<br />
21 Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN................................................. 54<br />
22 Richtfunk ................................................................................ 59<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
2<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik<br />
1 FUNKTECHNIK<br />
Es gibt kaum einen Bereich, wo wir auf die Übertragung von Sprache und Daten<br />
über die Luft verzichten können. Egal ob Fernsehen, Radio, Telefon oder sogar<br />
Netzwerk, überall ist die <strong>Funk</strong>technik Bestandteil unsers Lebens.<br />
Was uns so alltäglich erscheint ist mit verschiedenen physikalischen Effekten und<br />
hochkomplizierter und empfindlicher Technik verbunden. Die physikalischen<br />
Hintergründe werden im folgenden beleuchten und verständlich erklärt.<br />
W AS IST FUN K T E C H N I K?<br />
Heinrich Hertz ist deshalb bekannt, weil sein Name als Einheit Hertz, kurz Hz, der<br />
Frequenz f gewidmet ist.<br />
Doch viel wichtiger ist, Heinrich Hertz hat als erster demonstriert, wie elektrische<br />
und magnetische Felder zur Übertragung von Nachrichten genutzt werden können.<br />
Damals, 1886, gab es noch keine Elektronenröhren oder Transistoren. Deshalb<br />
wurde mittels einer <strong>Funk</strong>enstrecke das Sendesignal erzeugt. Hieraus ergibt sich<br />
auch die Bezeichnung <strong>Funk</strong>. Erst später fand man heraus, dass mit langen Drähten<br />
die Reichweite der Signale gesteigert werden kann. Die <strong>Funk</strong>enstrecke starb aus,<br />
die Antenne war geboren, der Name <strong>Funk</strong> blieb.<br />
W I E E N T S T E H E N D I E FUNKWE LLEN?<br />
<strong>Funk</strong>wellen entstehen nicht von selbst. Zur Erzeugung von <strong>Funk</strong>wellen ist ein<br />
Schwingungserzeuger notwendig. Das kann ein Oszillator sein, der die so genannte<br />
Grund- oder Trägerwelle erzeugt. In der Elektronik spricht man dann in der Regel<br />
nicht von Wellen. Es handelt sich dabei um einen physikalischen Effekt. <strong>Funk</strong>wellen<br />
sind Frequenzen. Der Oszillator erzeugt ein Wechselspannungssignal mit einer<br />
bestimmten Frequenz.<br />
Erst ab 16.000 Schwingungen in der Sekunde (Frequenz) neigen Signale dazu in<br />
den freien Raum abzustrahlen. Der Wellenwiderstand Z des freien Raumes (377<br />
Ohm) ist dann geringer als der Wellenwiderstand der Antenne bzw. der Leitung.<br />
Dem elektromagnetischen Feld ist es dabei nicht mehr möglich in den Leiter zurück<br />
zu kehren (Weg des geringsten Widerstandes). Dadurch strahlt das<br />
elektromagnetische Feld von der Antenne ab.<br />
W AS HAT ES MIT DER TRÄGERFREQUENZ AUF SICH?<br />
Die Trägerfrequenz, die vom Oszillator erzeugt wird, ist eine Elektromagnetische<br />
Welle, die nicht hörbar ist. Die Trägerfrequenz f T alleine ist noch keine Information.<br />
Diese muss in Form einer anderen Frequenz auf die Trägerfrequenz im<br />
Huckepackverfahren aufgesetzt werden. Erst dann können unterschiedliche<br />
Zustände in codierter Form übertragen werden. Dieses Verfahren nennt sich<br />
Modulation. Die bekanntesten Modulationsverfahren sind die Amplitudenmodulation<br />
(AM), die Phasenmodulation (PM) und die Frequenzmodulation (FM), die bei der<br />
Übertragung unserer Radiosender (UKW) verwendet wird.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
3<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik<br />
W I E W AR DAS N O CH MAL MIT SCHW I N G U N G U N D<br />
F R E Q U E N Z?<br />
Die Anzahl der Schwingungen, also <strong>Funk</strong>wellen, pro Sekunde werden in Frequenz<br />
(f) mit der Einheit Hertz (Hz) angegeben.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
4<br />
Bildungszentrum<br />
in Hz in Sek.<br />
Beispiel: 16.000 Schwingungen in der Sekunde sind 16.000 Hz oder 16 kHz.<br />
W I E W E I T R E I C H T E I N G E S E N D E T E S SIGNAL?<br />
Die Reichweite eines Signals ist abhängig von der Wellenlänge einer Frequenz und<br />
von der Signalstärke. Die Signalstärke wird bestimmt durch die Sendeleistung. Die<br />
Wellenlänge l wird in Meter angegeben. Dafür gilt folgende Formel:<br />
Die Lichtgeschwindigkeit ist ein Konstante. Der Wert beträgt 300.000.000 m/s<br />
(Meter pro Sekunde) oder 300.000 km/s (Kilometer pro Sekunde).<br />
Beispiel:<br />
Man spricht dann auch vom 70-cm-Band.<br />
Durch die oben genannte Formel ergeben sich unterschiedliche Wellenlängen aus<br />
den Frequenzen. Geht man davon aus, dass die Sendeleistung konstant ist, so<br />
bestimmt die Wellenlänge die Reichweite. D. h., bei konstanter Sendeleistung<br />
nimmt die Reichweite des Senders proportional zur Wellenlänge ab. Halbiert man<br />
die Wellenlänge nimmt die Reichweite drastisch ab. Je höher eine Frequenz, desto<br />
geringer die Reichweite.<br />
K ANN EIN SIGNAL EINFA CH SO AU F E I N E R FREQUENZ<br />
G E S E N D E T W E R D E N?<br />
Nein, das geht nicht. Damit kein Frequenz-Chaos entsteht, sind Frequenzen bzw.<br />
Frequenzbereiche einer Anwendung zugeteilt. Z. B. für Radio, Fernsehen,<br />
Amateurfunk, CB-<strong>Funk</strong>, Flugfunk, Schiffsfunk, Taxi, Polizei, Feuerwehr, Mobilfunk,<br />
etc. Die <strong>Funk</strong>technik ist sehr weit fortgeschritten. So weit, dass sogar für lokale<br />
Netzwerke der freie Raum als Übertragungsmedium genutzt wird. Und weil das<br />
Übertragungsmedium praktisch kostenfrei zu Verfügung steht, wird es auch gerne<br />
und viel genutzt. Die Dichte der <strong>Funk</strong>systeme ist so hoch, dass der störungsfreie<br />
Betrieb nur durch gesetzlich vorgeschriebene Abstände zwischen den<br />
Frequenzbereichen möglich ist. Die Bundesnetzagentur (BNETZA) überwacht die<br />
Frequenzen und geht Störungen nach und deckt Störer auf.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>technik - Grundbegriffe<br />
2 FUNKTECHNIK - GRUNDBEGRIFFE<br />
In der <strong>Funk</strong>technik tauchen immer wieder Begriffe auf...<br />
POLARISAT I O N<br />
Die Polarisation ist die Richtung in der sich die Schwingungen des elektrischen<br />
Feldes ausbreiten. Man unterscheidet zwischen vertikaler und horizontaler<br />
Polarisation.<br />
Bei der vertikalen Polarisation schwingt die Welle von oben nach unten. Bei der<br />
horizontalen Polarisation schwingt die Welle von links nach rechts. Die Richtung der<br />
Polarisation ist durch die Richtung der elektrischen Feldlinien vorgegeben.<br />
RICHTCHARAKTERISTIK<br />
Die Richtcharakteristik wird auch als Abstrahlcharakteristik bezeichnet. Dabei wird<br />
die Eigenschaft der Antenne dargestellt, wohin sich die Wellen ausbreiten. Meist<br />
wählt man einen Schnitt durch das horizontale oder vertikale Strahlungsdiagramm.<br />
Bei der vertikalen Polarisation spricht man von der magnetischen Feldkomponente<br />
(H-Ebene). Bei der horizontalen Polarisation spricht man von der elektrischen<br />
Feldkomponente (E-Ebene). Bei komplexen Antennen mit vertikaler und<br />
horizontaler Polarisation wählt man eine räumliche Darstellung<br />
REFLE XIONEN / REFLEKTIONEN<br />
<strong>Funk</strong>signale, die auf Hindernisse treffen und von dort in eine andere Richtung<br />
abgelenkt werden, nennt man Reflektionen. Sie führen dazu, dass ein <strong>Funk</strong>signal<br />
auf mehreren Wegen zum Empfänger gelangen. Es gibt durchaus<br />
<strong>Funk</strong>anwendungen, wo Reflektionen erwünscht sind. Z. B. um die Reichweite eines<br />
<strong>Funk</strong>signals gezielt zu erhöhen.<br />
Im Regelfall sind Reflektionen unerwünscht und machen vor allem die<br />
<strong>Funk</strong>übertragung von Daten schwer umsetzbar und kompliziert.<br />
Bei Reflektionen spricht man auch von <strong>Funk</strong>echos, die als abgeschwächtes Signal<br />
mehrfach beim Empfänger ankommen.<br />
I N T E R FERENZ<br />
Reflektionen sind vor allem dann ein Problem, wenn zwischen dem Hauptsignal und<br />
einem Echo eine halbe Wellenlänge Laufzeitunterschied liegt. Dabei löschen sich die<br />
<strong>Funk</strong>wellen aus. Das nennt man Interferenz.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
5<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />
3 GESCHICHTE DES MOBILFUNKS<br />
Mobilfunk dient der Übertragen von Signalen oder besser von Nachrichten<br />
bidirektional zwischen einer (oder auch mehreren, z.B. bei UMTS) Sende- und<br />
Empfangsantenne. Eine Antenne davon ist beweglich, die andere ist lokal fest<br />
gebunden. Daher bezeichnet man die bewegte Antenne mit ihrem<br />
Verarbeitungsgerät als "Mobilstation", kurz MS, - im "deutschsprachigen Volksmund<br />
auch als "Handy" bekannt. zwei oder mehreren Stationen, von denen zumindest<br />
eine beweglich ist.<br />
Die Anfänge des Mobilfunks reichen bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts<br />
zurück. So wurde damals bereits von der dt. Reichsbahn ein öffentliches Zugtelefon<br />
angeboten. In den USA wurde 1946 das erste tragbare Mobilfunkgerät vorgestellt.<br />
Allerdings ist das Wort "mobil" mit einem leichten Schmunzeln zu verstehen bzw.<br />
musste man eine "starke" Kondition haben und Schnellredner sein. Denn das Gerät<br />
wog fast 18kg und die Akkus hielten gerade einmal 8 Minuten - aber immerhin!<br />
Am 20. Juni 1953 wurde in Deutschland - anlässlich der Münchner<br />
Verkehrsaustellung - das erste Mobiltelefonat von einem VW-Käfer aus<br />
durchgeführt, Das waren die ersten Testdurchläufe des deutschen A-Netzes, das 5<br />
Jahre später für kommerzielle Zwecke offen stand. Das Mobiltelefongerät wog dabei<br />
16kg und hatte einen Preis von DM 8000 - der VW-Käfer war hingegen bereits für<br />
DM 5000 zu bekommen!<br />
1957 wurde in Deutschland das erste Mobilfunknetz in Betrieb genommen - das<br />
sogenannte A-Netz. Dabei wurde man noch von einer netten Empfangsdame<br />
"handvermittelt" und Routingprozesse im heutigen Sinne gab es damals ebenfalls<br />
noch nicht. Wollte man also einen Mobilteilnehmer erreichen, so musste man genau<br />
wissen, in welcher geographischen Rufzone er sich befand, von denen es damals<br />
137 gab. War der Mobilteilnehmer nicht in der vermuteten Rufzone, so hatte man<br />
Pech und konnte nicht verbunden werden - oder ein geduldiger Anrufer hätte<br />
natürlich auch alle 137 Rufzonen durchprobieren können ;). Eine <strong>Funk</strong>zelle hatte<br />
einen Durchmesser von etwa 30km. Hat der Mobiltelefonierer die Zelle verlassen,<br />
war damit auch automatisch der Ruf beendet. Von Roaming und Handover war<br />
natürlich damals noch keine Rede! Das A-Netz zählte insgesamt 850 Teilnehmer<br />
und wurde 1977 abgeschaltet.<br />
1972, das Jahr der olympischen Spielen in München, wurde dann die nächste<br />
Generation der analogen Mobilfunknetze eingeführt - das B-Netz, eine Technologie,<br />
die auch in Österreich 1974 zum Einsatz kam. Immerhin konnte der<br />
Mobilteilnehmer jetzt selber wählen (kein Fräulein von der Vermittlung mehr) und<br />
direkt angerufen werden - die Zeit ist in den letzten 20 Jahren ja auch nicht stehen<br />
geblieben! Allerdings musste man noch immer Bescheid darüber wissen, in welcher<br />
Rufzone ein Mobilteilnehmer sich befand. Handover zwischen den Rufzonen war<br />
noch immer nicht möglich (außer der Teilnehmer sagte: Achtung ich wechsle die<br />
Zone - rufe mich doch in der nächsten Zone mit der Telefonnummer xxxxxxxx an!).<br />
Die Mobilfunk-Telefongeräte waren sehr groß, schwer, sehr teuer und<br />
Energiefresser, sodass sie vornehmlich nur in PKW´s eingesetzt wurden. Abgesehen<br />
davon war die Teilnehmerkapazität des B-Netz sehr beschränkt! Das deutsche B-<br />
Netz zählte insgesamt bis zu 27.000 Teilnehmer.<br />
In der Zwischenzeit war in den Laboratorien die Bestrebungen und Bemühungen<br />
sehr groß, ein zellulares Mobilfunknetz zu realisieren, um teilnehmerfreundliche<br />
Dienstleistungen anbieten zu können (zB: Handover - unterbrechungsfreie<br />
Gesprächsübergabe in eine andere geographische Zelle). Das 1984 in Österreich<br />
eingeführte C-Netz wurde Ende 1997 eingestellt. Mit dem C-Netz war erstmals für<br />
ein gesamtes Land eine einheitliche Vorwahlnummer.<br />
Die Entwicklung hielt natürlich nicht still. So wurde in Europa das NMT System für<br />
Frequenzen um 900MHz weiterentwickelt. Diese höheren Frequenzen erlaubten<br />
auch, dass die Handgeräte kleiner wurden. In Österreich wurde 1990 das analoge<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
6<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />
D-Netz in Betrieb genommen und als Modernisierung des analogen<br />
Mobilfunkstandards bis zur Einführung des digitalen GSM-Neztes diente.<br />
Alle bisher vorgestellten "Mobilfunk-Netze" waren analoge Mobilfunktechnologien,<br />
die man als erste Mobilfunkgeneration zusammenfasst. Bereits zu Beginn der 80er<br />
Jahre (1982) erkannte man, dass die Zukunft der Digitalisierung auch vor der<br />
Mobilfunktechnik nicht halt machen wird, da diese Technik neue und komfortable<br />
Dienstleistungen erst effizient möglich macht. Abgesehen davon war die<br />
Bandbreitenausnutzung der analogen Mobilfunknetze sehr bescheiden und damit<br />
auch die Teilnehmerkapazität. So wurde im Jahr 1982 die Gruppe<br />
"Groupe Spéciale Mobile" ins Leben gerufen, die für die Organisation CEPT<br />
(Conference Europeene des Administration des Postes et des Telecommunications)<br />
einen neuen und den Zeiten angepassten Mobilfunkstandard im 900MHz-Bereich<br />
entwickeln sollte. 1987 wurden die daraus resultierenden Ergebnisse von 18<br />
Staaten in Form des "Memorandum of Understanding" unterzeichnet. 1988 wurden<br />
die Standards vom europäischen Institut ETSI übernommen. Da es zu regen auch<br />
außereuropäischen Interesse für diesen digitalen Mobilfunkstandard kam, wurde die<br />
Abkürzung GSM, die ursrpünglich die "Groupe Spéciale Mobile" bezeichnete, in<br />
"Global System for Mobile Communication" umgedeutet. GSM entspricht dem<br />
Mobilfunkstandard der zweiten Generation.<br />
Im Dezember 1994 war es dann in Österreich soweit, dass das erste GSM-Netz<br />
seinen Betrieb aufnahm - es war das A1-Netz der Mobilkom. Bereits 1996 konnte<br />
die Mobilkom 120.000 Teilnehmer aufweisen, was einen unerwartetem Erfolg für<br />
die Mobilkom gleichkam. Man hatte mit einem Teilnehmeraufkommen in Österreich<br />
von höchstens 200.000 Teilnehmern gerechnet! 4 Jahre Später, im März 2000 hatte<br />
alleine die Mobilkom ihre Teilnehmerzahl um den Faktor 20 vergrößert und konnte<br />
sich an 2.400.000 Teilnehmern erfreuen. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte des<br />
GSM-Netzes lässt sich daran klar erkennen.<br />
1998 wurde in Österreich das erste DCS-1800 Netz von Connect Austria in Betrieb<br />
genommen. DCS-1800 (Digital Cellular System) ist ein GSM-Standard, der bei einer<br />
Frequenz von 1800MHz arbeitet und eine geringere Sendeleistung verwendet. Im<br />
Jahr 1998 wurden auch neue Standards verabschiedet, die es einem GSM-Netz<br />
ermöglicht schnell EDV-Daten zu transferieren. Dazu gehört der HSCSD- und der<br />
GPRS-Standard. HSCSD wurde im Dezember 1999 von Connect Austria erstmals in<br />
Österreich eingeführt (damals mit 2 bündelbaren Kanälen und daher eine Datenrate<br />
von 28,8kbit/s), GPRS wurde im August 2000 erstmals von der Mobilkom in<br />
Österreich eingesetzt.<br />
3.1 UMTS-Zeitalter<br />
Am 25. September 2002 hat die neue Mobilfunkgeneration UMTS in Europa<br />
begonnen. Die Mobilkom Austria startet das erste europäische UMTS-Netz und kann<br />
von Beginn an eine Versorgung von über 25% ermöglichen. Dazu sind in allen<br />
österreichischen Landeshauptstädten, außer Salzburg, UMTS-Dienste möglich. Da<br />
es zu diesem Zeitpunkt aber noch an UMTS-Handys mangelt, gibt es vorerst nur<br />
1000 "friendly User" für einen UMTS-Testlauf (mehr zu diesem UMTS-Start: News -<br />
UMTS-Startschuss.<br />
Am 25. April 2003 eröffnet die Mobilkom Austria (A1) ihr UMTS-Netz für<br />
kommerzielle Zwecke und steht somit allen Kunden offen, sofern diese das Glück<br />
haben eines der wenigen UMTS-Handys in den A1-Shops zu bekommen. In der<br />
Anfangsphase stehen den A1-Kunden nur das UMTS-Handy Siemens U10 zur<br />
Verfügung.<br />
Das UMTS-Netz von A1 deckt zu Beginn des kommerziellen Betriebs nach<br />
Unternehmensangaben über 42 Prozent der Bevölkerung ab. Jenseits der UMTS-<br />
Coverage können UMTS-Nutzer automatisch im GSM-Netz telefonieren. Probleme<br />
gibt es mit dem UMTS-Empfang - nach einem ersten Test der APA - noch in<br />
Gebäuden.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
7<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Geschichte des Mobilfunks<br />
Am 5. Mai 2003 geht in Österreich das zweite UMTS-Netz von Hutchison 3G (drei)<br />
in Betrieb. Zum Start wird eine "Video-Abdeckung" der Ballungsräume Wien (und<br />
Umgebung), St. Pölten, Graz und Linz erreicht. Österreich ist der erste Staat in<br />
Mitteleuropa, wo die Hutchison-Tochter den Vollbetrieb aufnimmt. Als Handy stehen<br />
den Kunden das UMTS-Handy NEC e606 zur Verfügung, mit dem bereits<br />
Videotelefonie im Netz von drei durchgeführt werden kann..<br />
Zu Beginn Juni 2003 - also etwa 1 Monat nach den UMTS-Starts in Österreich -<br />
verbuchen sowohl die Mobilkom Austria als auch Hutchison jeweils 1000 UMTS-<br />
Kunden.<br />
Ende Oktober 2003 hat Hutchison 3G in Österreich fast die 20.000 Kundenmarke<br />
erreicht, die Mobilkom Austria bewegt sich bei etwa 1500 Kunden.<br />
Seit 2005 ist HSDPA (High Speed Downlink Paket Access) am Markt, mit dem<br />
vorab bis zu 3,6Mb/s im Downlink Datenpakete übertragen werden konnten. Sind<br />
erstmal Highend-HSDPA-Geräte auf dem Markt, erlaubt HSDPA sogar<br />
Downlinkdatenraten von bis zu 14,4Mb/s. HSDPA ist eine Technik, die auf<br />
bestehender UMTS-<strong>Funk</strong>netztechnik aufbaut - durch verbesserte <strong>Funk</strong>tionen und<br />
Ansätze sind einerseits die doch sehr hohen Datenraten andererseits aber auch<br />
bessere Dienstgütemerkmale für Paketdatendienste möglich. Mehr zu HSDPA:<br />
HSDPA-<strong>Grundlagen</strong>.<br />
Seit 2006 haben bereits die ersten UMTS-Netzbetreiber ihre funknetzwerke mit der<br />
neuen Technik HSUPA ausgerüstet, mit der analog zum vorher erwähnten HSDPA<br />
nun auch im Uplink höhere Datenraten möglich sind - Highend-Handys werden so in<br />
Zukunft sogar mit bis zu 5,76Mb/s Daten an die Basisstation schicken können.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
8<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />
4 GSM-ENTWICKLUNG IN ÖSTERREICH<br />
1989 Die PTT (Vorgänger der heutigen Mobilkom Austria)<br />
entscheidet sich für GSM als neuen zukünftigen<br />
Mobilfunkstandard. Die Arbeitsgemeinschaft aus Alcatel, AT<br />
und Siemens entwickelt das erste GSM Pilotprojekt.<br />
1992 Es erfolgte der erste Verbindungsaufbau mit dem neu<br />
entwickelten GSM-Netz.<br />
1993 Das Amt für das Pilotprojekt geht am Schillerplatz (Wien) in<br />
Betrieb. Dabei Handelt es sich um eine lokale Netzabdeckung<br />
lediglich im Großraum Wien.<br />
Dez. 1994 Start des kommerziellen Betriebes von A1 (Mobilkom) -<br />
großräumig flächendeckend.<br />
1996 Mobilkom: 120.000 Teilnehmer.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
9<br />
Bildungszentrum<br />
max.mobil: Startet als zweiter Netzbetreiber den<br />
Betrieb.<br />
1998 Connect Austria (one) startet als dritter österreichischer GSM-<br />
Netzbetreiber - und zwar das erste mal in Österreich auf der<br />
Frequenz 1800 (DCS-1800). (Connect Austria hat keine GSM-<br />
900 Lizenz).<br />
1999 Die Mobilkom startet im Dezember den Betrieb von WAP-<br />
Diensten, wodurch ein Internetzugriff für GSM-Handys<br />
möglich wurde - wenn auch sehr reduziert!<br />
März 2000<br />
Connect Austria bietet in Österreich zum ersten mal die<br />
schnellere GSM-Datentechnik HSCSD an.<br />
Teilnehmerstand in Österreich:<br />
A1: 2.200.00<br />
max.mobil 1.600.000<br />
GSM ist eine Erfolgsgeschichte.<br />
Ein ursprünglich europäischer Standard wurde weltweit<br />
übernommen.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
10<br />
Bildungszentrum<br />
one<br />
700.000<br />
Mai 2000 Telering startet als 4. GSM-Netzbetrieber seinen Betrieb -<br />
ebenso wie Connect Austria nur mit DCS-1800.<br />
August 2000 A1 nimmt weltweit als erster Netzbetreiber den kommerziell<br />
flächendeckenden GPRS-Betrieb auf.<br />
November 2000 In Österreich werden die UMTS-Lizenzen vergeben - ohne<br />
finanzielle Verausgabungen wie z.B. in Großbritannien oder<br />
Deutschland.<br />
Anfang 2001 Telring und Connect Austria starten ebenfalls ihren GPRS-<br />
Betrieb.<br />
April 2001 max.mobil startet GPRS-Betrieb<br />
Mai 2001 Weitere Lizenzvergabe für DCS-1800 -> Bericht<br />
25. Sep. 2002 Die Mobilkom Austria startet das erste UMTS-Netz (Trial) in<br />
Europa: Mehr Info dazu<br />
25. April 2003 Die Mobilkom Austria startet den kommerziellen Betrieb des<br />
UMTS-netzes. Als Handys steht das Siemens U10 zur<br />
Verfügung<br />
5. Mail 2003 Hutchison 3G startet den Vollbetrieb seines UMTS-Netzes. Als<br />
Handys steht das Videohandy NEC e606 zur Verfügung.<br />
5. Juni 2003 Nach ca. einem Monat UMTS-Netzbetrieb haben die Mobilkom<br />
Austria und Hutchison jeweils 1000 UMTS-Kunden.<br />
2006 Mobilkom Austria startet HSDPA, die anderen Netzbetreiber<br />
folgen bald nach<br />
2007 Mobilkom Austria startet HSUPA<br />
2008 Hutchison 3G startet HSUPA Ende Februar 2008<br />
Rückwärtskompatibilität mit GSM ist Garant für den Erfolg auch von<br />
UMTS.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GSM-Entwicklung in Österreich<br />
4.1 Aktueller Stand (weltweit)<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
11<br />
Bildungszentrum<br />
GSM Familie<br />
heutiges GSM GPRS EDGE<br />
3GSM<br />
basierend auf WCDMA<br />
<strong>Funk</strong>schnittstelle<br />
HSPA<br />
(HSDPA und HSUPA)<br />
Verantwortlich für den<br />
enormen Boom von 2G<br />
Netzen sind vor allem<br />
Schwellen- und<br />
Entwicklungsregionen wie<br />
China, Indien, Afrika und<br />
Lateinamerika.<br />
Das dzt. größte GSM Netz<br />
der Welt betreibt China<br />
Mobile mit über 300 Mio<br />
Kunden, und pro Monat<br />
kommen 4 Mio dazu.<br />
Der zweitgrößte<br />
Netzbetreiber ist die<br />
Vodafon-Gruppe.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Die Systemarchitektur von GSM<br />
5 DIE SYSTEMARCHITEKTUR VON GSM<br />
Als Benutzer eines Mobilfunknetzes sieht man normalerweise eigentlich nur<br />
das Mobiltelefon (MS), dass aber auch noch eine sehr komplexe<br />
Netzarchitektur existiert, ist nur den wenigsten Benutzern bewusst. Ein<br />
GSM Netz ist hierarchisch aufgebaut, wobei mehrere Komponenten zu<br />
einem Untersystem (Subsystem) zusammengefasst werden. Im<br />
Wesentlichen verfügt ein GSM Netz jedoch über zwei Hauptbestandteile:<br />
die fest installierte Infrastruktur (das Netz im eigentlichen Sinne) und die<br />
Mobilstation. Das fest installierte GSM Netz kann in drei Untersysteme<br />
untergliedert werden, während die MS bereits ein Untersystem darstellt.<br />
Daraus folgt, daß das GSM Netz in vier Subsysteme unterteilt werden<br />
kann:<br />
• Die Mobile Station (MS), das vom Kunden benutzte Endgerät<br />
• Die Basisstation (Base Station Subsystem), welche die<br />
<strong>Funk</strong>übertragung kontrolliert<br />
• Das Switching Subsystem, dessen Hauptkomponente das Mobile<br />
Switching Center (MSC) ist. Es verbindet den Teilnehmer mit dem<br />
Gesprächspartner in mobilen oder festen Netzen.<br />
• Das Operation and Maintenance Subsystem, welches für Betrieb und<br />
Wartung des Netzes zuständig ist<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
12<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Architektur von Mobilfunknetzen<br />
6 ARCHITEKTUR VON MOBILFUNKNETZEN<br />
A R CHITEKTUR EIN E S I N T E G R I E R T E N MOBILFUNKNETZES<br />
MS<br />
MS<br />
UE<br />
UE<br />
Access Netz<br />
auch als RSS (Radio Subsystem) bezeichnet<br />
Um<br />
Um<br />
Uu<br />
Uu<br />
UMTS<br />
Radio Access Network<br />
(UTRAN)<br />
Access Netz:<br />
Das Access Netz ist das flächendeckende zellulare Netz für die<br />
Teilnehmeranschaltung über <strong>Funk</strong>schnittstellen (air interfaces). Es beinhaltet<br />
Mobilgeräte, Basisstationen (BTS und Node B) und deren Controller (BSC und RNC).<br />
Core Netz:<br />
Das Core Netz übernimmt sämtliche Steuerungsfunktionen und<br />
Datenbankfunktionen, die für Verbindungsaufbau, Verbindungsabbau,<br />
Datenverschlüsselung, Berechtigungsprüfung (Authentication) und Roaming<br />
erforderlich sind.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
13<br />
Bildungszentrum<br />
GSM EDGE<br />
Radio Access Network<br />
(GERAN)<br />
BTS<br />
Node<br />
B<br />
A-bis<br />
Iub<br />
BSC<br />
A-ter<br />
A-gprs<br />
RNC<br />
T<br />
R A<br />
U<br />
P<br />
C<br />
U<br />
Gb<br />
Iu-CS<br />
A<br />
Iu-PS<br />
Core Netz<br />
auch als NSS (Network Subsystem) bezeichnet<br />
MGW<br />
MSC<br />
B<br />
VLR<br />
SGSN<br />
D<br />
VLR<br />
(note)<br />
Circuit Switched (CS)<br />
Core<br />
AuC<br />
C<br />
Gr<br />
E<br />
HLR<br />
Gn<br />
C<br />
Gc<br />
Packet Switched (PS)<br />
Core<br />
GMSC<br />
EIR<br />
(optional)<br />
GGSN<br />
Note:<br />
Paket-Mobility <strong>Funk</strong>tion ist im SGSN integriert.<br />
N<br />
2G+3G<br />
(mit R99 Core)<br />
Gi FW<br />
Telefonnetz<br />
Internet<br />
FW privates<br />
Netz
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />
7 FUNKTIONEN DER NETZELEMENTE<br />
7.1 MS - Mobilestation / UE User Equipment<br />
Die Mobilestation ist in unserem Sprachraum fast ausnahmslos unter dem<br />
Ausdruck „Handy“ bekannt, der interessanterweise im englischsprachigen<br />
Raum nicht zu finden ist, sondern nur im deutschsprachigen. Die MS<br />
besteht aus zwei Komponenten:<br />
Mobile Equipment - ME<br />
Subscriber Identity Module - SIM<br />
7.1.1 RAN - Radio Access Network<br />
Das RAN hat die Aufgabe die <strong>Funk</strong>signale der Mobilteilnehmer<br />
aufzunehmen bzw. die Teilnehmer mit <strong>Funk</strong>signalen zu versorgen und<br />
diese Signale Vermittlungsstellen zur Verfügung zu stellen, die für weitere<br />
Signalwegschaltung innerhalb oder auch außerhalb des GSM-Netzes<br />
sorgen. Das RAN wird durch mehrere Basestation Subssytems (BSS)<br />
gebildet, wobei jedes BSS aus einem Basestation Controller (BSC) und den<br />
an ihm angeschlossenen Base Tranceiver Staitions (BTS) besteht:<br />
Base Station Controller - BSC<br />
Base Tranceiver Station - BTS<br />
7.2 ME - Mobile Equipment<br />
Das ME ist das Telefongerät, das man in diversen Elektrofachgeschäften zu<br />
kaufen bekommt und prinzipiell die volle technische <strong>Funk</strong>tionalität zur<br />
Verfügung stellt. Ist man jedoch bei keinem Netzbetreiber als Kunde<br />
angemeldet, hilft einem das beste „Handy“ nichts, da man mit dem<br />
„nackten“ Gerät auf keine Mobilfunkdienste eines GSM-Netzbetreibers<br />
zurückgreifen kann – außer auf die internationale Notrufnummer! Um GSM-<br />
Dienste eines Netzbetreibers in Anspruch nehmen zu können, braucht man<br />
eine SIM-Karte von diesem Netzanbieter. Erst wenn diese Karte in das<br />
Mobile Equipment eingeführt wird, kann mit einem GSM-Handy z.B.<br />
telefoniert werden.<br />
7.3 SIM - Subscriber Identity Module<br />
Auf der SIM-Karte stehen Netzbetreiber-spezifische Daten, wie<br />
Rufnummern, Identifikationsnummern usw., durch die der Zugriff auf<br />
Mobilfunkdienste überhaupt erst möglich wird. Nur der Notrufdienst 112<br />
lässt sich mit einem Handy ohne SIM-Karte durchführen! Durch diese<br />
Trennung zwischen Gerät (ME - Mobile Equipment) und<br />
Netzbetreiberdienste (SIM) ist es möglich, dass man z.B. Auf Urlaub nur<br />
seine SIM-Karte mitnehmen muss und sich in einem fremden Land ein<br />
GSM-Handy ausborgt. Das ist besonders in den USA sinnvoll, da dort ein<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
14<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />
Frequenzband um 1900MHz verwendet wird, das in Europa nicht zum<br />
Einsatz kommt und daher die meisten ME´s auch nicht verarbeiten können.<br />
Die SIM-Karte ist aber nicht nur ein Datenspeicher sondern auch ein<br />
Microcontroller, mit dem sich Rechenoperationen durchführen lassen. Zu<br />
den Aufgaben der SIM-Karte gehören die Identifikation des Kunden im<br />
GSM-Netz, Datenverschlüsselung, Softwareimplementierung von<br />
Zusatzdiensten, Speicherung von Kundendaten und Verwaltung<br />
netzspezifischer Daten wie z.B. Lokalität.<br />
Das SIM hat die gleichen Strukturen wie ein herkömmliches<br />
Rechnersystem integriert: CPU, Festspeicher (ROM-Read Only Memory),<br />
flüchtiger Speicher (RAM-Random Access Memory und EEPROM-Electrical<br />
Eraseable Programable ROM) sowie ein BUS-System, um Daten<br />
transportieren zu können:<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
15<br />
Bildungszentrum<br />
Abbildung: Interne Struktur des SIMs<br />
Wie beim klassischen Rechnersystem ist das Betriebssystem des SIM im<br />
ROM (heute Typ. 32kByte) abgelegt und das RAM (heute Typ. 2kByte)<br />
dient als Zwischenspeicher für Berechnungen in der CPU. Das EEPROM<br />
(heute Typ. 32kByte) beinhaltet die Applikationen. Das EEPROM kann im<br />
Gegensatz zum herkömmlichen ROM wieder neu beschrieben werden - es<br />
arbeitet ähnlich einer Festplatte nur nicht magnetisch sondern mit<br />
Halbleitertechnik. Der Bus hat eine Breite von 8Bit. Diese Dimensionen<br />
erinnern an die "gute alte" Computertechnik der 80er Jahre, nur dass das<br />
SIM auf kleinstem Raum realisiert ist. Die Abmessungen des eigentlichen<br />
SIMs sind gerade einmal 5mm x 5mm:<br />
Das SIM hat im Allgemeinen 8 Kontakte, von denen nur 5 Kontakte (nc:<br />
not connected) verwendet werden:<br />
• Vcc für die positive Spannungsversorgung<br />
• GND für die Spannungsmasse<br />
• RST für ein Reset in einen vordefinierten Zustand<br />
• CLK für den Systemarbeitstakt<br />
• I/O für den seriellen Datenaustausch in die Karte und aus der<br />
Karte hinaus<br />
Kontaktbelegung<br />
des SIMs
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> <strong>Funk</strong>tionen der Netzelemente<br />
7.4 Daten auf der Simkarte<br />
7.4.1.1 Unveränderlicher Datenbestand:<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
16<br />
Bildungszentrum<br />
1. SIM-Kartentyp<br />
2. Seriennummer des SIM<br />
3. Liste der zusätzlich abonnierten Dienste<br />
4. IMSI-Nummer<br />
5. PIN<br />
6. PUK<br />
7. Ki - Identity Key (für jeden Teilnehmer individuell)<br />
8. A3/A8-Algorithmen (definiert von MoU)<br />
9. Verwendete Sprache<br />
7.4.1.2 Dynamische, veränderliche Daten:<br />
I. Aufenthaltsinformationen:<br />
1. TMSI<br />
2. LAI<br />
3. Location Update - Zeitgeber<br />
4. Aktualisierungssatus<br />
II. Sicherheits-Daten<br />
RAND: 128Bit-Zufallszahl (im AuC berechnet)<br />
SRES: 32Bit-Zahl als <strong>Funk</strong>tion von A3 und RAND<br />
Kc: 64Bit-Cipheringkey als <strong>Funk</strong>tion von A8 und RAND<br />
7.4.2 IMEI - International Mobile Equipment<br />
Identity<br />
Die IMEI-Nummer entspricht der Geräteseriennummer des Mobile<br />
Equipments (Handy ohne SIM-Karte) und besteht aus vier Kennfeldern, die<br />
insgesamt 15 Zeichen ergeben.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BSC – Base Station Controller<br />
8 BSC – BASE STATION CONTROLLER<br />
Wie der Name BSC (Base Station Controler) bereits zum Ausdruck bringt,<br />
handelt es sich hier um ein Netzwerkelement des <strong>Funk</strong>netzwerkes von<br />
GSM, das für die Kontrolle bzw. Steuerung jener Basisstation<br />
verantwortlich ist, die an ihm angeschlossen sind. An einem BSC können<br />
mehrere 100 Basisstationen (BTS Base Tranceiver Station) angekoppelt<br />
sein. Wenn man jetzt noch berücksichtigt, dass in den meisten Zellen jede<br />
Basisstation 3 Zellen (sektorisiert) terminiert, so kann man sich gut<br />
vorstellen, dass der BSC sehr viele einzelne Zellen verwalten und steuern<br />
muss. Andererseits ist der BSC über die TRAU an den MSC des Kernnetzes<br />
verbunden. Der MSC (Vermittlungsstelle) ist für die Verwaltung und<br />
Steuerung leitungsorientierter Dienste verantwortlich, wie z.B. Telefonate.<br />
Der BSC ist für seine Zellen eine „Datenbank“ und leitet die Informationen<br />
von den Zellen an seinen MSC weiter.<br />
Ein geographisches Gebiet, das durch einen BSC und seinen angekoppelten<br />
Zellen definiert ist, nennt man ein Base Station Subsystem - kurz BSS.<br />
Abbildung: <strong>Funk</strong>netzwerk mit 2 eingezeichneten BSS (BSS 1 und BSS 2)<br />
Die wichtigste Aufgabe des BSCs ist die <strong>Funk</strong>ressourcenverwaltung für alle<br />
Zellen, die an ihn angekoppelt sind, und somit auch die<br />
<strong>Funk</strong>kanalzuweisung für die Handys, die in diesen Zellen eingebucht sind.<br />
Der BSC muss also die Frequenzkanäle und Zeitschlitze all seiner Zellen<br />
verwalten, um zu wissen, welchen Kanal noch nicht besetzt ist und er bei<br />
neuen Gesprächen vergeben kann. Benötigt ein MSC einen<br />
Kommunikationskanal zu einem Mobilteilnehmer, um z.B. ein Gespräch<br />
vom Festnetz zu einem Mobilteilnehmer durchzustellen, so muss das MSC<br />
zuerst beim BSC anfragen, ob überhaupt ein <strong>Funk</strong>kanal für diesen Dienst<br />
verfügbar ist. Erst wenn der BSC grünes Licht gibt, kann der MSC mit der<br />
Vermittlung weitermachen - andernfalls wird der Dienst abgebrochen bzw.<br />
auf die Sprachbox des Teilnehmers (nicht erreichbar) geleitet.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
17<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BSC – Base Station Controller<br />
Da der BSC die <strong>Funk</strong>ressourcenverwaltung macht, kann auch nur der BSC<br />
entscheiden, ob für einen Teilnhemer ein Handover durchgeführt wird oder<br />
nicht, da ja nur der BSC wissen kann, ob in der neuen Zelle, in die<br />
gewechselt werden soll, noch ein <strong>Funk</strong>kanal frei und somit vergebbar ist.<br />
Eine weitere wichtige Aufgabe des BSC ist die Sendeleistungskontrolle 1 der<br />
kommunizierenden <strong>Funk</strong>stationen – also MS und BTS.<br />
Um - was in der Anfangszeit von GSM nicht notwendig war, aber jetzt<br />
zeitgemäß ist - auch Handover zwischen einem GSM- und UMTS-Netz zu<br />
ermöglichen, muss der BSC funktional aufgerüstet werden, damit er z.B.<br />
auch die UMTS-Frequenzmessergebnisse seiner zu verwaltenden<br />
Mobilteilnehmer verarbeiten kann. Das Handy schickt also nicht nur GSM-<br />
Messergebnisse, sondern auch UMTS-Kanalmessungen. Ohne diese UMTS-<br />
Messwerte wüsste der BSC (genauer gesagt das dem BSC zugeordnete<br />
MSC) nicht zu welchem 3G-MSC (UMTS-MSC) und RNC des UTRANs er<br />
Kontakt aufnehmen muss, um einen Handover von der GSM-Zelle zur<br />
UMTS-Zelle durchführen zu können.<br />
1 Die Sendeleistung einer MS kann adaptiv in Schritten von 2dBm geregelt werden. Dafür<br />
gibt es 16 Stufen, von Stufe 0 mit 43dBm (20W) bis Stufe 15 mit 13dBm (20mW). Beginnend<br />
auf der niedrigsten Leistungsstufe (15), kann die BTS die Sendeleistung der MS sukzessive<br />
um 2dBm anheben bzw. Auch wieder reduzieren.<br />
Genauso kann aber auch die Sendeleistung der BTS in 2dBm-Schritten geregelt werden.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
18<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> BTS – Base Tranceiver Station / Node B<br />
9 BTS – BASE TRANCEIVER STATION / NODE B<br />
Die BTS ist für die Kommunikation in einer Zelle zuständig und besteht aus<br />
<strong>Funk</strong>antennen und einer elektronischen Signalverarbeitung. Zu den<br />
Aufgaben der BTS gehört die <strong>Funk</strong>verbindung mit der MS zu realisieren, die<br />
Daten auf Hochfrequenz zu modulieren sowie die Setzung der TDMA-<br />
Zeitrahmen.<br />
9.1 Aufgaben im Detail:<br />
• Kanalkodierung<br />
• Ciphering (Datenverschlüsselung für die <strong>Funk</strong>schnittstelle)<br />
• Optionales Frequenzsprungverfahren<br />
• Aufbau des Zeitschlitzsignals --> Burst-Bildung<br />
• GMSK-Modulationsverfahren<br />
• Datenkonvertierung in das TRAU-Rahmenformat, Richtung BSC<br />
• Aufbau des BCCHs (Broadcast Control CHannel)<br />
• Signalmessaufgaben und Reportage an BSC<br />
• Teil der Sendeleistungsregelung 1<br />
9.2 Sektorisierung<br />
Im Normalfall wird einer BTS nicht nur 1 Zelle zur Verarbeitung zugewiesen<br />
sondern 3, die zueinander in Sektoren angeordnet sind:<br />
Abbildung: Basisstation mit sektorisierten Zellen: die BTS steuert hier 3 Zellen<br />
Dazu werden Antennen verwendet, die eine 120 o<br />
Sende/Empfangscharakteristik haben. Außerdem lässt sich ein<br />
geographisches Gebiet mit der "schmäleren" Richtcharakteristik besser<br />
konfigurieren, um Interferenzen zu minimieren.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
19<br />
Bildungszentrum<br />
Antennenmasten von<br />
BTS´s zweier<br />
Netzbetreibern
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> MSC - Mobile Switching Center<br />
10 MSC - MOBILE SWITCHING CENTER<br />
Das MSC entspricht einer Vermittlungsstelle a´la Festnetz, nur dass sie<br />
keine festverdrahteten Teilnehmer angeschlossen hat, die sie vermitteln<br />
muss, sondern geographisch frei bewegliche Mobilteilnehmer. Der MSC ist<br />
also der "technische Diensterbringer" für leitungsorientierte Dienste bei<br />
GSM. Die Mobilteilnehmer können also nicht direkt an das MSC<br />
angeschlossen sein, es muss sozusagen zwischen den Mobilteilnehmer und<br />
Vermittlungsnetz eine "techische Intelligenz" geschaltet werden, die es<br />
dem Teilnehmer erlaubt sich frei durch die Botanik zu bewegen. Diese<br />
Intelligenz wird durch das <strong>Funk</strong>zugriffsnetzwerk (RSS Radio Sub System)<br />
realisiert. Es liegt also nahe, dass ein MSC (Vermittlungsstelle des<br />
Mobilfunknetzes) im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festnetz-<br />
Vermittlungsstelle unbedingt ein Mobilitätsmanagement braucht, um den<br />
freibeweglichen Teilnehmer mit Diensten versorgen zu können. An die<br />
MSC´s werden einerseits die <strong>Funk</strong>zugriff-Subsysteme (BSS - Base Station<br />
Subsystem) über den Sprachcoder TRAU 2 angeschlossen, andererseits<br />
werden Verbindungen zu anderen MSC´s realisiert – vor allem zum<br />
Gateway MSC, der das Tor zu fremden CS-Netzen (leitungsorientiert)<br />
darstellt. Für die erwähnte Mobilitätsverwaltung benötigt der MSC noch<br />
eine Anbindung an ein Dantenbanksystem: dem VLR für primär<br />
temporäre Daten und dem HLR (HLR ist über das VLR angekoppelt) für die<br />
primär unveränderlichen Daten.<br />
Die Aufgaben des MSCs sind also klassisch gesehen der Aufbau einer<br />
"Standleitung" zwischen 2 Teilnehmern bevor die eigentlichen Nutzdaten<br />
des Dienstes, wie z.B. Telefonat, übertragen werden können, die<br />
Bearbeitung und Realisierung von Dienstmerkmalen, die Registrierung von<br />
Mobilteilnehmern, Sicherstellung der Teilnehmeridentität und die<br />
Durchführung von Handover, bei denen es beim Zellenwechsel auch zu<br />
einem Wechsel des BSS (Base Station Subsystem) kommt.<br />
Das MSC arbeitet sehr eng mit dem VLR zusammen, das eine Datenbank<br />
für die temporären Daten aller Teilnehmer ist, die geographisch von dem<br />
MSC verwaltet werden. Im Normalfall sind heute GSM-Netze so konzipiert,<br />
dass jeder MSC ein eigenes VLR hat und dieses in der gleichen<br />
Hardwareeinheit realisiert ist. Ebenso besitzt das MSC eine so genannte<br />
"Interworking Function" (IWF), die bei Datendiensten eine Anpassung an<br />
die Leitungen (PCM30) vornimmt, die für Vermittlungsstrecken verwendet<br />
werden. Das kann man sich ganz einfach so vorstellen, dass das MSC<br />
verschiedene Modems integriert hat, um so einerseits den Standrad-GSM-<br />
Datendienst CSD mit 9,6kb/s (auch 4,8kb/s und 2,4kb/s sind möglich)<br />
durchführen zu können und andererseits Faxdienste realisieren zu können -<br />
also so wie früher oder auch heute noch das Telefon-Modem zu Hause. Mit<br />
2 TRAU (Transcoder and Rate Adaptation Unit)<br />
Sprachkompression bei GSM TRAU stellt ein typisches Gateway dar, da die TRAU: einerseits<br />
Datenraten anpasst zwischen 64kb/s (Richtung MSC) und je nach Datenrate HR-6,5kb/s, FR-<br />
13kb/s oder EFR-12,2kb/s (Richtung BSC). HR steht dabei für Half-Rate, FR für Full-Rate und<br />
EFR für Enhanced Full-Rate --> EFR ist eine technische Weiterentwicklung von FR und ist<br />
heutzutage der Standard bei GSM.<br />
MGW (Media Gateway)<br />
gleiche <strong>Funk</strong>tion wie TRAU bei 2G. Bei der Erstellung der 3G Spezifikationen wurde das MGW<br />
aber dem Core zugeordnet.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
20<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> MSC - Mobile Switching Center<br />
Hilfe dieser Modems werden die Daten schließlich auf die Standard-ISDN-<br />
Leitung von 64kb/s des Vermittlungsnetzes angepasst. So kann z.B. jeder<br />
Kanal der verwendeten PCM30-Leitungen 64kbit/s transportieren.<br />
Einer der wichtigsten - zumindest für den Netzwerkbetreiber - <strong>Funk</strong>tionen<br />
des MSCs ist die Gebührenerfassung aller Dienste, die durch den MSC<br />
abgewickelt werden - also alle leitungsorientierten Dienste, wie z.B.<br />
Telefonieren, Faxen. Sollte das GSM-Netz über eine GPRS-Infrastruktur<br />
verfügen, so ist das MSC für die Gebührenerfassung von paketorientierten<br />
Diensten NICHT verantwortlich, das macht dann GGSN bzw. auch SGSN.<br />
MSC-Netzwerk: Individuelle Wegwahl vor Dienstaufbau zwischen den Knotenpunkt mit<br />
Datenbank<br />
10.1.1 Aufgaben des MSC<br />
• Vernetzung mit anderen MSC´s<br />
• Verbindung zu anderen Netzwerken (Festnetz und andere<br />
Mobilfunknetz)<br />
• Aufsetzen von Serviceleistungen<br />
• Registrierung der Teilnehmer im VLR<br />
• Umschaltung zwischen verschiedenen BSC´s bei Intra- und Inter-<br />
Handover<br />
• Interworking Function (IWF): Datenanpassung durch Modems an<br />
externe PSTN-Netze<br />
• Verbindungs- und Signalisierungssteuerung<br />
• Anbindung von Datenleitung für Staatspolizei zwecks Abhören von<br />
Gesprächen<br />
• Systemausgaben, -aufzeichnungen, Vergebührung, LOGs<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
21<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> AuC - Authentication Center<br />
11 AUC - AUTHENTICATION CENTER<br />
Das AuC stellt für GSM- GPRS aber auch UMTS-Dienste<br />
Sicherheitsfunktionen zur Verfügung. Das AuC arbeitet sehr eng mit dem<br />
HLR zusammen, sodass HLR und AuC in vielen Netzwerken in einer<br />
"Hardwareeinheit" zusammengefasst sind. Grob vereinfacht kann man<br />
sagen, dass das AuC für folgende zwei Sicherheitsaufgaben behilflich zu<br />
sein:<br />
1. Authentifizierung: es müssen die verschiedenen SIM-Karten verifiziert werden, die<br />
ein Netzbetreiber an seine Kunden bei Vertragsabschluss (aber auch bei Wertkarten-<br />
Verträgen) ausgibt;<br />
2. Verschlüsselung: es werden Methoden zwecks Datenverschlüsselung über die<br />
<strong>Funk</strong>schnittstelle zur Verfügung gestellt.<br />
11.1.1 Authentifizierung:<br />
Mit Hilfe der SIM-Karte kann ein Netzbetreiber die Identität eines<br />
Teilnehmers überprüfen, der einen Dienst per Mobilfunkkanal anfordert.<br />
Damit kann ein Mobilfunknetzbetreiber ausschließen, dass unbefugte<br />
Personen keinen Zugriff auf das Netz bekommen. Nur berechtigte Personen<br />
mit einer gültigen SIM-Karte wird ein Zugriff auf das Netz gewährt - dieser<br />
Zugriff wird schließlich der "berechtigten" Person auch in Rechnung<br />
gestellt.<br />
Da vor jedem "Dienstantritt" die Identität jedes Kunden überprüft wird,<br />
der auf das <strong>Funk</strong>netz zugreifen will, können ihm letztlich auch nur die<br />
Kosten in Rechnung gestellt, die er selbst konsumiert hat. Der Kunde kann<br />
damit auch nicht abstreiten, dass er die auf der Rechnung aufgelisteten<br />
Dienste nicht selbst konsumiert hat - außer, ein Hacker hat seine SIM-<br />
Karte kopiert und gibt sich fälschlicherweise als jener Kunde aus, was es<br />
bei GSM im neuen Jahrtausend auch schon gegeben hat. Um diese<br />
angesprochene Sicherheitslücke zu schließen, die sich bei GSM in den<br />
letzten Jahren geöffnet hat, wurden beim Sicherheitskonzept von UMTS<br />
von vorneherein robustere Methoden der Identitätsüberprüfung eingeführt.<br />
EIR (EQUIPMENT IDENTITY R E GI S T E R)<br />
• Es enthält eine Liste der IMEIs (International Mobile Equipment<br />
Identities) der Mobilstationen. Jedem Gerät ist genau eine IMEI<br />
zugeordnet, die weltweit eindeutig ist (d.h. es gibt auf der ganzen<br />
Welt nur genau diese eine IMEI).<br />
• Jede IMEI ist einem der drei folgenden Datensätze der Datenbank<br />
zugeordnet:<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
22<br />
Bildungszentrum<br />
– White List: enthält alle uneingeschränkt nutzbaren Geräte<br />
– Grey List: enthält alle Geräte, denen man "genauer auf die<br />
Finger schauen" muss<br />
– Black Liste: enthält alle Geräte, die nicht verwendet werden<br />
dürfen, weil sie als verloren, gestohlen, oder defekt gemeldet<br />
wurden
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />
12 VLR - VISITOR LOCATION REGISTER<br />
Das VLR ist eine Datenbank und hat die Aufgaben die temporären Daten<br />
der Mobilteilnehmer zu speichern. Da im Gegensatz zum Festnetz, wo alle<br />
Teilnehmer fest mit der Vermittlungsstelle (MSC) verdrahtet sind, die<br />
Teilnehmer frei in der Geographie beweglich sind, muss diesem Aspekt mit<br />
einer Mobilitätsverwaltung Rechnung getragen werden. Dazu müssen die<br />
sich ständig veränderbaren Daten der Mobilteilnehmer, also wo sie sich<br />
gerade aufhalten, in einer Datenbank abgespeichert werden - im VLR. Die<br />
temporären Daten dienen einerseits zur Mobilitätsverwaltung, andererseits<br />
aber auch für Sicherheitsfunktionen. Bei fast allen Netzbetreibern, wird<br />
jedem MSC (Mobile Switching Center) ein eigenes VLR zugewiesen, da das<br />
MSC und das VLR einen regen Datenaustausch miteinander pflegen 3 . Im<br />
VLR werden daher alle temporären Daten der Mobilteilnehmer abgelegt, die<br />
sich im Verwaltungsbereich des MSC´s befinden.<br />
Andererseits benötigt das VLR auch eine Verbindung zum HLR (Home<br />
Location Register), da es bei Bedarf die darin zentral gespeicherten Daten<br />
benötigt. Wird eine MS (Mobile Station = Handy) einige Tage nicht<br />
eingeschaltet, so werden alle zu dieser MS zugehörigen Daten aus dem VLR<br />
ausgetragen. Bei neuerlicher Aktivierung der MS muss ein neuer Datensatz<br />
im VLR angelegt werden. Diese Daten werden zum Teil aus dem HLR/AUC<br />
(das AUC-Authentication Center ist meistens mit dem HLR zusammen<br />
realisiert) bezogen. Das HLR überträgt dabei Daten die sagen, welche<br />
Services vom MSC durchgeführt werden dürfen und welche nicht.<br />
12.1.1 Wichtige gespeicherte VLR-Daten<br />
• Genormte Identitätsnummer: IMSI-Nummer (International Mobile<br />
Subscriber Identity)<br />
• Rufnummer MSISDN-Nummer (Mobile Subscriber ISDN)<br />
• TMSI - Temporary Mobile Subscriber Identity<br />
• LAI - Location Area Identity<br />
• Sicherheitsdatentripel vom AUC: (RAND/ SRES und Kc)<br />
• Daten über die unterstützen Dienste<br />
• MSRN - Mobile Station Roaming Number<br />
• Zustand der Mobilstation<br />
TMSI - TEMPORARY MOBILE SUBS C R I BER IDENTITY<br />
Die TMSI-Nummer ist eine temporäre Nummer und hat daher nur eine<br />
begrenzte Gültigkeitsdauer sowie eine lokale Bedeutung. Im Normalfall<br />
sollte vom VLR eine neue TMSI-Nummer berechnet und zugewiesen<br />
3 MSC und VLR wird als eine Einheit realisiert.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
23<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />
werden, wenn die TMSI-Nummer einmal über einen ungeschützten, also<br />
unverschlüsselten, <strong>Funk</strong>kanal übertragen wurde.<br />
Weiters werden die TMSI- und die LAI-Nummer benötigt, für eine<br />
Rufdurchstellung bzw. Kontaktaufnahme zum Mobilteilnehmer. Dabei<br />
definiert die LAI in welcher Zellengruppe des BSS (Verwaltungsgebiet des<br />
BSC´s) sich der Mobilteilnehmer aufhält. Diese Zellengruppe nennt man<br />
Location Area (LA). Es wird also nicht abgespeichert in welcher Zelle exakt<br />
sich ein Teilnehmer aufhält, sondern in welcher Location Area. Das hat den<br />
Vorteil, dass kein Location Update im VLR erfolgen muss, solange sich der<br />
Mobilteilnehmer mit passivem Handy in der gleichen Location Area bewegt<br />
und aufhält, wodurch Signalisierungsaufwand im GSM-Netz eingespart<br />
werden kann. Die TMSI-Nummer wird für den Pagingruf und<br />
Kontaktaufnahme verwendet (Location Update, kommendes und gehendes<br />
Gespräch).<br />
• Das Sicherheitstripel wird für die Authentisierung der Teilnehmer<br />
und für die Datenverschlüsselung an der <strong>Funk</strong>schnittstelle benötigt.<br />
• Die MSISDN-Nummer ist jene Nummer, die auf dem Telefon<br />
eingetippt wird, also zB:<br />
+43 664 20 12345<br />
Dabei steht +43 für Österreich und 664 für den Netzbetreiber<br />
"Mobilkom", 20 referenziert das logische HLR, da das HLR ähnlich einer<br />
PC-Festplatte in mehrere Teile "partitioniert" ist. 12345 weist dabei auf<br />
die exakte Speicherstelle, auf der die HLR-Daten des Teilnehmers zu<br />
finden sind, dessen MSISDN-Nummer gewählt wurde.<br />
• Die IMSI-Nummer ist ähnlich aufgebaut und ist international<br />
genormt, was vor allem für internationales Roaming wichtig ist. Ihr<br />
Aufbau ist:<br />
232 01 20 123456<br />
Dabei steht wieder 232 für Österreich, 01 für die "Mobilkom", 20 für<br />
das HLR, und 123456 für die individuelle Nummer.<br />
• Die MSRN-Nummer dient dazu, dass zB: bei einem vom Festnetz<br />
kommenden Anruf zum richtigen geographischen MSC<br />
weitergeroutet werden kann. Der geographische MSC kann<br />
theoretisch auf der ganzen Welt liegen, dort wo ein GSM-Netz<br />
installiert ist. Diese geographischen Informationen werden in der<br />
MSRN-Nummer abgelegt.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
24<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> VLR - Visitor Location Register<br />
A U S Z U G AU S D E R LISTE DER GSM-NETZBETREIBER<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
25<br />
Bildungszentrum<br />
Land, Netzbetreiber<br />
mit Kennziffer (IMSI)<br />
Land<br />
MCC<br />
3stellig<br />
Betreiber<br />
MNC<br />
2stellig<br />
Albania, Albanian Mobile Comms 276 1<br />
Algeria, Algerian Mobile Network 603 1<br />
Andorra, S.T.A. MobilAnd 213 3<br />
Armenia, ArmenTel 283 1<br />
Australia, Telstra Mobile Comms 505 1<br />
Australia, Cable + Wireless Optus 505 2<br />
Australia, Vodafone 505 3<br />
Austria, MobilKom Austria A1 232 1<br />
Austria, max.mobil.Telekoms Service 232 3<br />
Austria, Connect Austria One 232 5<br />
Telering 232 7<br />
Telefonica Austria (nicht mehr aktuell - UMTS-<br />
Frequenzen wurden von A1 gekauft)<br />
232 8<br />
Tele2 (Dienstanbieter über das Netz von one) 232 9<br />
Hutchison 3G - 3 232 10<br />
Azerbaijan, Azercell Telekom B.M. 400 1<br />
Azerbaijan, J.V.Bakcell GSM 2000 400 2<br />
Bahrain, Batelco 426 1<br />
Bangladesh, Grameen Phone 470 1<br />
Bangladesh, Sheba Telecom 470 19<br />
Belgium, Belgacom Mobile Proximus 206 1<br />
Belgium, Mobistar 206 10
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> HLR - Home Location Register<br />
13 HLR - HOME LOCATION REGISTER<br />
Das HLR ist eine Datenbank, die zentral in der GSM-Architektur aufgestellt<br />
ist, und jeden Mobilteilnehmer Daten für das Management bereitstellt. Das<br />
HLR speichert alle permanenten Teilnehmerdaten sowie einige relevante<br />
temporären Daten - und das für sämtliche Teilnehmer eines Netzbetreibers.<br />
Das HLR arbeitet sehr eng mit dem Authentication Center (AUC)<br />
zusammen. Da das HLR eine Datenbank ist, die sehr viele Daten zu<br />
verwalten hat (die Mobilkom Austria hat zB. schon fast 3 Millionen<br />
Teilnehmer), wird das HLR hardwaremäßig durch mehrere Module<br />
realisiert, die aber meistens geographisch am gleichen Platz aufgestellt<br />
werden. Daher wird jedem aufgestellten HLR-Modul eine eigene HLR-<br />
Nummer zugewiesen, wobei jedes einzelne HLR-Modul logisch wieder in<br />
Unterpartitionen eingeteilt und durchnummeriert ist. Diese HLR-Nummern<br />
sind sowohl in der MSISDN- als auch in der IMSI-Nummer wiederzufinden<br />
(siehe unten).<br />
13.1.1 Die wichtigsten Daten sind:<br />
IMSI – INTERNAT I O N AL MOBI LE S U BSCRIBER IDENTITY:<br />
Die IMSI-Nummer setzt sich aus mehreren Teilnummern zusammen und<br />
dient zur internationalen Identifizierung von GSM-Mobilteilnehmern.<br />
• MCC-MobileCountryCode,<br />
• MNC-MobileNetworkCode,<br />
• HLR-Nummer<br />
• SN-SubscriberNumber<br />
Beispiel:<br />
232 steht für Österreich<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
26<br />
Bildungszentrum<br />
MCC MNC HLR SN<br />
232 01 20 12345678<br />
01 steht für das GSM-Netz der Mobilkom Austria<br />
20 repräsentiert die logische HLR-Adresse<br />
MSISDN – MOBILE SUBS CRIBER ISDN NUMBER:<br />
...ist die Nummer des GSM-Teilnehmers: zB: +43 664 20 12345<br />
43 Landeskennzahl und steht hier für Österreich<br />
664 National Destination Code (NDC)<br />
20 bestimmt das HLR<br />
12345 individuelle Nummer
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> HLR - Home Location Register<br />
MSRN – MOBILE STATION ROAMIN G NUMBER<br />
Die MSRN-Nummer ist eine vom VLR der Mobile Station MS zugewiesene Nummer.<br />
Sie bleibt während eines Gesprächs für jene Zeit aufrecht, die die MS im<br />
Wirkungsbereich dieses VLR´s verbringt. Vom HLR wird sie zur Rückverfolgung<br />
von Gesprächen der MS genutzt<br />
Die MSRN-Nummer setzt sich aus mehreren Teilnummern zusammen und<br />
dient zur internationalen Lokalisierung von GSM-Mobilteilnehmern.<br />
VCC - Visitor Country Code,<br />
VNDC - Visitor National Destination Code,<br />
SN - Subscriber Number<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
27<br />
Bildungszentrum<br />
VMSC - Visitor Mobile Switching Center<br />
VSN - Visitor Subscriber Number<br />
VCC VNDC SN (VMSC + VSN)<br />
Die VCC-Nummer ist die Länderkennzahl des besuchten GSM-Netzes, Die<br />
VNDC-Nummer entspricht der Ortskennzahl, also der Bereich, in dem sich<br />
der Teilnehmer aufhält. VMSC dient zur Kennzeichnung des aktuellen MSC-<br />
Bereiches, VSN ist eine individuelle Teilnehmerkennung.<br />
LAI - LOCATION AREA IDENTITY<br />
Die LAI ist für die Mobilitätsverwaltung sehr wichtig. Kommt zB. vom<br />
Festnetz ein Anruf zu einem Mobilteilnehmer, so muss dieser erst lokalisiert<br />
werden. Dazu nimmt das VLR die LAI- und die TMSI-Nummer und sendet<br />
per <strong>Funk</strong> in alle Zellen, die zu der entsprechenden LAI-Nummer gehören,<br />
die TMSI-Nummer als Pagingruf aus. Die MS (Handy) erkennt an der TMSI-<br />
Nummer, die sie ebenfalls auf der SIM-Karte gespeichert hat, ob sie<br />
gemeint ist und schickt in diesem Fall eine Antwort zum GSM-Netz, woran<br />
das GSM-Netz ganz genau die aktuelle Aufenthaltszelle erkennt und das<br />
Gespräch durchstellen kann.<br />
Die LAI besteht aus drei Kennfeldern, wobei die ersten zwei identisch mit<br />
der IMSI-Nummer sind:<br />
MCC - Mobile Country Code<br />
MNC - Mobile Network Code<br />
LAC - Location Area Code<br />
MCC MNC LAC
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> GMSC - Gateway MSC<br />
14 GMSC - GATEWAY MSC<br />
ÜBERGANGSVERMITTLUNGSSTELLE<br />
Das GMSC (Gateway Mobile Switching Center) operiert als MSC,<br />
übernimmt aber noch die <strong>Funk</strong>tionalitäten, die notwendig sind, um mit<br />
einem fremden ISDN- bzw. PSTN-Netz (Public Switched Telefon Network =<br />
Festnetz ) oder auch PLMN (Public Land Mobile Network = Mobilfunknetz)<br />
zu kommunizieren. Das GMSC ist also das Eingangs- und Ausgangstor<br />
zwischen dem eigenen GSM-Netz und allen anderen leitungsorientierten<br />
Telefonnetzen (Festnetz oder anderes Mobilfunknetz). Das GMSC muss so<br />
z.B. bei einem kommenden Anruf die einzelnen Informationen, die in der<br />
Telefonnummer (MSISDN-Nummer) enthalten sind, auswerten und mit<br />
Hilfe von Datenbanken (HLR und VLR) dem angewählten Mobilteilnehmer<br />
des eigenen Netzes zuordnen. Das heißt, das GMSC erfüllt die ersten<br />
Schritte bei der Wegfindung in die richtige, angesprochene Zelle.<br />
Die Zusammensetzung der MSISDN-Nummer kann von Netzbetreiber zu<br />
Netzbetreiber variieren (im Gegensatz zur IMSI-Nummer!) - nur das GMSC<br />
des jeweiligen Netzbetreiber versteht die Zusammensetzung der MSISDN-<br />
Nummer und kann so zum richtigen logischen HLR routen, um dort weitere<br />
Informationen für das Mobilitätsmanagement zu bekommen.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
28<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> SGSN - Serving GPRS Support Node<br />
15 SGSN - SERVING GPRS SUPPORT NODE<br />
Der SGSN ist primär eine Vermittlungsstelle für Datenpakete, die<br />
empfangene Datenpakete paketorientiert an einen definierten Ausgang<br />
routen kann. Jeder SGSN ist für ein gewisses geographisches Gebiet<br />
zuständig, um dort Dienstleistungen zu erbringen.<br />
Von der Aufgabenseite her muss der SGSN äquivalente <strong>Funk</strong>tionen für die<br />
paketorientierten Dienste erfüllen wie die Einheit MSC /VLR dies für die<br />
leitungsorientierten Dienste tut. Der SGSN muss also eine<br />
Datensession, so nennt man einen paketorientierten Datendienst,<br />
funktional aufbauen können, das Mobilitätsmanagement für alle Teilnehmer<br />
seines Zuständigkeitsbereichs durchführen, Vergebührungsgrundlagen<br />
beim Verbrauch interner Netzressourcen einer Verrechnungsstelle zur<br />
Verfügung stellen und die Datenpakete entsprechend einem Router<br />
weiterleiten. Zusätzliche Aufgaben sind die Verschlüsselung der<br />
Datenpakete, Kompression der Datenpakete und Authentisierung.<br />
15.1 GGSN - Gateway GPRS Support Node<br />
Der GGSN befindet sich im Core Network (Vermittlungsnetz) und hat als<br />
Gateway in GPRS- und UMTS-Netzen die Aufgabe, den Datenverkehr<br />
zwischen externen PDNs (Packet Data Network - paketvermittelte<br />
Übertragungsnetze) und Vermittlungsnetz (Packet Domain) des<br />
Mobilfunknetzes (GPRS oder UMTS) zu koordinieren. Ein Gateway hat ganz<br />
allgemein die Aufgabe, unterschiedliche Datentechniken aufeinander<br />
anzupassen und auch eventuell unterschiedliche Datenraten aneinander<br />
abzustimmen. Für das externe PDN (z.B. Internet) wirkt das Mobilfunknetz<br />
wie ein gewöhnliches IP-Netzwerk, das durch den GGSN als Router am<br />
externen PDN angeschlossen ist.<br />
Außerdem muss der GGSN auch ein Vergebührungs-Ticket für alle<br />
Mobilfunknetz-externen Ressourcen ausstellen - also alle Gebühren, die<br />
außerhalb des Mobilfunknetzbetreibers anfallen bzw. in Rechnung gestellt<br />
werden sollen (z.B. Leitung zum externen Internet).<br />
Für den Internetzugang kann man sich den GGSN als Internet Service<br />
Provider (ISP) vorstellen, der mit dem WorldWideWeb verbunden ist. Für<br />
diese <strong>Funk</strong>tion braucht der GGSN einen DNS- und einen DHCP-Server. Der<br />
DNS-Server (Domain Name System) ist für die Auflösung der Urls, wie z.B.<br />
www.telekom.at , in eine für den Rechner verständliche IP-Adresse<br />
(xxx.xxx.xxx.xxx) verantwortlich. Da sich Texte leichter merken lassen als<br />
Zahlen, wird das DNS verwendet. Der DHCP-Server (Dynamic Host<br />
Configuration Protocol) erlaubt dem ISP, dass er einem Rechner bzw.<br />
einem Client keine Fixe IP-Adresse für die Adressierung zuweisen muss,<br />
sondern eine dynamische Adresse. Will ein Client einen Datenzugriff, so<br />
wird im für die Dauer dieser Session eine noch freie IP-Adresse<br />
zugewiesen.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
29<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Einführung von R4 im Core<br />
16 EINFÜHRUNG VON R4 IM CORE<br />
MS<br />
MS<br />
UE<br />
UE<br />
Um<br />
Um<br />
Uu<br />
Uu<br />
BTS<br />
Node<br />
B<br />
Vorteile der R4 (Release 4) Netzarchitektur:<br />
1. Lokaler Sprachverkehr (Mobile zu Mobile) wird im Media Gateway ohne<br />
Dekompression und anschließende Kompression durchgeschaltet<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
30<br />
Bildungszentrum<br />
A-bis<br />
Iub<br />
BSC<br />
A-ter<br />
A-gprs<br />
RNC<br />
• bessere Sprachqualität, weil mit jeder Kompression-Dekompression<br />
Qualitätseinbußen verbunden sind<br />
• weniger Bandbreite ist erforderlich<br />
2. Sprache ist durchgehend paketvermittelt (ATM im Access, IP im Core)<br />
• erfordert weniger Bandbreite, weil Sprechpausen keinen Verkehr<br />
erzeugen<br />
3. Im Core wird neues Equipment eingesetzt (Media Gateway, ATCA), das<br />
viele Einsparungsmöglichkeiten mit sich bringt, wie zB<br />
• Strom- und Platzersparnis<br />
• mehr Verkehr kann auf kleineren Systemen verarbeitet werden<br />
(eine Einschubkarte des Media Gateways ersetzt ein ganzes 19"<br />
Gestell des bisherigen MSC Systems)<br />
4. Ein einziges IP-basierendes Transportnetz im Core (sowohl für das<br />
Circuit als auch das Packet Core)<br />
• kostengünstiger<br />
T<br />
R A<br />
U<br />
P<br />
C<br />
U<br />
• einfachere Netzplanung<br />
A<br />
Gb<br />
Iu-CS<br />
Iu-PS<br />
MGW<br />
Aufgaben des MGW:<br />
• Durchschalten der Sprachkanäle (inkl. Vergebührung)<br />
• Kompression/Dekompression (falls erforderlich)<br />
MGW<br />
MSC<br />
VLR<br />
B<br />
VLR<br />
D<br />
VLR<br />
SGSN<br />
SGSN<br />
AuC<br />
C<br />
Gr<br />
E<br />
IP HLR<br />
Gn<br />
C<br />
Gc<br />
GMSC<br />
GMGW<br />
Signalling<br />
Server<br />
VLR<br />
HLR<br />
AuCEIR<br />
(optional)<br />
EIR<br />
(optional)<br />
GGSN<br />
GGSN<br />
N<br />
Gi<br />
FW<br />
Telefonnetz<br />
neue HW<br />
Plattform<br />
(basierend<br />
auf ATCA)<br />
Internet<br />
FW privates<br />
Netz
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Einführung von R4 im Core<br />
BEISPIE LE FÜR KOMPONENTENIM UMTS ACCESS<br />
≤ 125mW<br />
Uplink<br />
Downlink<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
31<br />
Bildungszentrum<br />
Codierung,<br />
Leistungsregelung,<br />
Messungen<br />
Antenne ≤ 45W<br />
Antennenmast<br />
Nortel/Alcatel Indoor Node B<br />
Nortel/Alcatel Outdoor Node B<br />
Duplexer<br />
Tx Tx<br />
Power<br />
amplifier<br />
digital<br />
processing<br />
Antennenkabel<br />
(coax)<br />
Indoor<br />
Node B<br />
Ein oder mehrere PCM-30 Leitungen<br />
RNC<br />
Nortel/Alcatel RNC
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
17 ANTENNEN<br />
Eine Antenne ist ein Wandler für eine elektromagnetische Welle zwischen einer<br />
Leitung und dem freien Raum. Antennen empfangen elektromagnetische Wellen<br />
und senden bzw. strahlen sie ab. Angeschlossen wird die Antenne wie ein Zweipol.<br />
Der Prinzipaufbau ist aber ein Vierpol, wobei zwei Pole keine feste physikalische<br />
Verbindung haben. Stattdessen befinden sie sich im freien Raum.<br />
Die Seite, die sich im freien Raum befindet steht unter starkem Einfluss ihres<br />
Umfeldes, das auf die Antenneneigenschaften einwirken kann.<br />
Im Prinzip ist jeder Draht eine Antenne oder kann leicht modifiziert dazu verwendet<br />
werden. Das ist deshalb einleuchtend, weil jede Antenne aus Metall besteht.<br />
17.1 Wie funktioniert eine Antenne?<br />
Die Antenne ist der wichtigste Bestandteil einer <strong>Funk</strong>verbindung. Sie ist die<br />
Schnittstelle zwischen dem Sender bzw. Empfänger und dem Übertragungsmedium,<br />
dem freien Raum, der als Ausbreitungsmedium bezeichnet wird. Die Antenne hat<br />
die Aufgabe das Hochfrequenzsignal als elektromagnetische Welle in die Umgebung<br />
auszukoppeln bzw. einzukoppeln.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
32<br />
Bildungszentrum<br />
Eine Antenne ist ein offener<br />
Schwingkreis.<br />
Wegen dieser gewagten Behauptung<br />
und auf Rücksicht vor unwissenden<br />
Lesern will ich einen Schritt zurück<br />
gehen und mich vom Schwingkreis zur<br />
Antenne vorarbeiten. Weil es hier um<br />
die Antenne und nicht um den<br />
Schwingkreis geht, gibt es nur eine<br />
kurze Einführung in den Schwingkreis.<br />
Jeder Schwingkreis hat einen induktiven<br />
und einen kapazitiven Anteil, der sich<br />
als elektrische Bauelemente<br />
Kondensator C und Spule L bemerkbar<br />
macht. Im Schwingkreis wandert die<br />
Energie vom Kondensator in die Spule<br />
und wieder zurück. Dabei entsteht im<br />
Kondensator ein elektrisches, in der<br />
Spule ein magnetisches Feld. Die Felder<br />
wechseln sich periodisch ab.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
33<br />
Bildungszentrum<br />
Aufgrund des geringen Kondensator-<br />
Plattenabstandes ist die Außenwirkung<br />
des elektrischen Feldes gering. Im<br />
Gegenteil, das elektrische Feld befindet<br />
sich innerhalb des Kondensators. Wird<br />
der Plattenabstand vergrößert, wird<br />
auch das elektrische Feld nach außen<br />
wirksam.<br />
Öffnet man den Schwingkreis auf einen<br />
gestreckten Leiter, so hat man einen<br />
offenen Schwingkreis. Wie der<br />
geschlossene Schwingkreis hat auch der<br />
offene Schwingkreis eine<br />
Eigenresonanzfrequenz, mit der das<br />
elektrische und das magnetische Feld<br />
wechselt.<br />
Führt man in der Mitte des Leiters Energie<br />
zu, so erhält man die einfachste Antenne,<br />
den Dipol<br />
Wird der Kondensator C-C' von einer<br />
Signalquelle aufgeladen, entsteht ein<br />
elektrisches Feld. Wenn die Ladung beendet<br />
ist, verteilt sich die Energie des elektrischen<br />
Feldes in seiner Umgebung. Ändert sich die<br />
Stromrichtung der Signalquelle wandert ein<br />
Teil der Energie wieder in die Signalquelle<br />
zurück. Diese Energie wird in der<br />
Induktivität (Spule) gespeichert. Der andere<br />
Teil der Energie wird zur magnetischen<br />
Feldenergie, die durch den Entladestrom<br />
durch den Leiter aufgebaut wird. Dieser Teil<br />
wird abgestrahlt.<br />
Während einer Periode strahlt die Antenne<br />
abwechselnd elektrische und magnetische<br />
Energie ab. Den Vorgang, bei dem die<br />
Richtung der Felder periodisch wechseln<br />
nennt man Wellenvorgang.<br />
Die einfachste Antenne, der Dipol, besteht<br />
aus zwei Drähten. Häufig findet man diese<br />
Art der Antenne bei UKW-Tunern als<br />
Wurfantenne. Durch den ungeschirmten<br />
Draht fließt Strom. Dabei entsteht ein<br />
Magnetfeld. An den Spitzen der Drähte<br />
bauen sich Ladungen auf und erzeugen ein<br />
elektrisches Feld. Magnetisches und<br />
elektrisches Feld strahlen abwechselnd in<br />
den freien Raum.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
D E R DIPOL<br />
Der Dipol ist Teil fast jeder Antenne. Genau genommen handelt es sich um den<br />
Λ/2-Dipol. Das elektrische Feld (E) wird durch die Spannung U, das magnetische<br />
Feld H wird durch den Strom I erzeugt. Die Verteilung der Amplituden des<br />
elektrischen und magnetischen Feldes, entsprechend der Spannungs- und<br />
Stromverteilung auf den Dipol.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
34<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
17.2 Antennentypen<br />
Meist werden zwei verschiedene Typen von Antennen verwendet:<br />
Rundstrahler (omnidirectional antenna):<br />
Wellen werden in einem 360° Kreis<br />
ausgestrahlt. Für Planungszwecke wird eine<br />
Zelle aber als gleichmäßiges Sechseck<br />
modelliert. Das hat den Vorteil, dass man<br />
auf dem Papier Zellen schön nebeneinander<br />
anordnen kann, ohne dass sie sich<br />
überschneiden (siehe nächste Seite). Bei<br />
Kreisen geht das bekanntlich nicht.<br />
Diese Type von Antennen wird<br />
hauptsächlich in großflächigen aber<br />
bevölkerungsarmen Gebieten verwendet.<br />
Beispiel:<br />
Dipol Antenne (bar antenna) mit einem λ/2<br />
Dipol<br />
Beispiel:<br />
Dipol Antenne mit 8 λ/2 Dipolen<br />
Beispiel:<br />
symbolisch:<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
35<br />
Bildungszentrum<br />
Zellradius<br />
Indoor Rundstrahler<br />
Sektoren Antenne (sectoral antenna):<br />
Bei einer 3-Sektoren Antenne werden die<br />
Wellen im Winkel von 120° gebündelt<br />
ausgestrahlt. Drei dieser Antennen<br />
zusammengeschaltet ergeben dann wieder<br />
den Ausstrahlwinkel von 360°. Für<br />
Planungszwecke wird eine ein Sektor als<br />
gleichmäßiges Sechseck modelliert. Drei<br />
Sektoren zusammengenommen ergeben<br />
ebenfalls ein Sechseck.<br />
Übrigens: Es gibt auch Antennen mit 60°<br />
Abstrahlwinkel, sog. 6-Sektoren Antennen.<br />
Beispiel:<br />
Antennenfeld (auch Panelantenne genannt)<br />
für einen Sektor<br />
6 λ/2<br />
Dipole<br />
Beispiel:<br />
Sektor 1<br />
symbolisch:<br />
6 Reflector<br />
Dipole<br />
Sektor 2<br />
Zellradius<br />
Sektor 3<br />
Antennenfeld für Indoor Anwendungen
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
W ARUM MAC H T M A N E I G E N T LI CH ZE L LEN ?<br />
1. Wegen der Reichweite<br />
Jeder kann sich vorstellen, dass ein kleines Handy in<br />
Vorarlberg nicht so viel Leistung abstrahlen kann, dass es<br />
von einer Basisstation empfangen werden kann, wenn diese<br />
im Zentrum von Österreich steht, irgendwo auf einem Berg in<br />
den Zentralalpen.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
36<br />
Bildungszentrum<br />
GSM:<br />
max. 8 Handies<br />
UMTS:<br />
max. 80 Handys<br />
2. Wegen der Kapazität des Netzes (damit möglichst viele Teilnehmer versorgt werden<br />
können)<br />
Wenn in einer <strong>Funk</strong>zelle nur ein 200kHz breiter GSM <strong>Funk</strong>kanal verwendet wird (der<br />
natürlich mittels Lizenz erworben wurde!), dann können maximal 8 Handys gleichzeitig<br />
telefonieren.<br />
Bei einem 5MHZ breiten und ebenfalls lizenzierten UMTS <strong>Funk</strong>kanal wären es zumindest ca.<br />
80 Handys.<br />
Trotzdem: Nur 8 bzw 80 Handys in ganz Österreich ist wohl nicht das große Geschäft für<br />
einen Netzbetreiber, zumal die <strong>Funk</strong>lizenzen doch ziemlich teuer sind.<br />
Wie man sieht wäre auch die Zellplanung nicht ganz leicht. Da Österreich nicht die Form<br />
eines Kreises bzw. Sechsecks aufweist, würden mit einer einzigen Basisstation auch große<br />
Teile des benachbarten Auslandes mitversorgt, oder aber Teile Österreichs nicht versorgt<br />
sein.<br />
Antennenstandort<br />
mit Rundstrahler-Antenne<br />
GSM: max. 8 Handys<br />
UMTS: max. ca. 80 Handys
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
Die Lösung beider Probleme:<br />
Verkleinern der Zellen, dafür mehr Zellen im gesamten Versorgungsgebiet.<br />
Anm:<br />
Kleinere Zellen haben noch einen anderen Vorteil: Je mehr Zellen man<br />
verwendet, umso mehr Frequenzen werden frei. Man stelle sich eine<br />
Zellstruktur vor, in der keine Zelle mehr als etwa 1km im Umkreis misst.<br />
Zwei Mobiltelefone, die nur 5km voneinander entfernt sind, befinden sich<br />
somit bereits in der übernächsten Zelle. Es liegt also eine Zelle zwischen<br />
ihnen, die keiner von beiden verwendet. Folglich ist es zumeist<br />
unproblematisch, dass diese beiden Mobiltelefone dieselbe<br />
Sende/Empfangsfrequenzen benutzen. Wäre die Zelle hingegen 5km groß,<br />
wären beide im Normalfall in der selben Zelle und eine Übertragung der<br />
gleichen Frequenz würde zu massiven Störungen führen, weshalb es in<br />
GSM generell ausgeschlossen wird.<br />
Antennenstandort<br />
mit 3-Sektoren-Antennen<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
37<br />
Bildungszentrum<br />
GSM: max. 8 Handys<br />
UMTS: max. ca. 80 Handys<br />
Hier sieht man nun auch den<br />
Vorteil der 3-Sektoren Technik<br />
sehr gut. Nämlich dass mit der<br />
gleichen Anzahl von Standorten<br />
(Sites) die Kapazität verdreifacht<br />
werden kann.<br />
Die <strong>Funk</strong>zellen werden im<br />
Vergleich zur 1-Sektoren Technik<br />
nochmal um den Faktor 3<br />
verkleinert.<br />
Mit dem Verkleinern der <strong>Funk</strong>zellen sinken natürlich auch die<br />
Strahlenwerte, weil für einen fehlerfreie Empfang weniger Leistung<br />
ausgestrahlt werden muss, sowohl vom Handy als auch von der<br />
Basisstation.<br />
Quelle: Forum Mobilkommunikation<br />
Eine Grenzwertsenkung um den Faktor 100 würde eine völlige<br />
Neuplanung und Verdichtung innerstädtischer Netze erfordern. Die<br />
Kosten für die Errichtung von Infrastruktur würden sich dadurch um 30<br />
Prozent erhöhen."
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
Zellen in der Realität<br />
für Planung:<br />
in Wirklichkeit:<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
38<br />
Bildungszentrum<br />
Zellen müssen sich überlappen:<br />
Bündig würde bedeuten, dass man genau im<br />
Schnittbereich von zwei Sendebereichen, weder vom<br />
einen noch vom anderen Bereich einen guten<br />
Empfang hat. Somit legt man die Mobilfunkzellen so,<br />
dass sich die tatsächlich möglichen Sendebereiche<br />
überlappen. In den Randbereichen, sind also auch<br />
die Nachbarzellen bereits empfangbar. Dadurch<br />
können die Mobiltelefone praktisch ohne<br />
Unterbrechung zu einer anderen Zelle "umschalten"<br />
(sog. Handover). Rein konzeptionell geht man bei<br />
Zellen aber von dicht aneinander gepackten Waben<br />
(6-Ecken) aus. Zwar ist der Sendebereich größer,<br />
aber vorrangig zuständig ist immer nur die<br />
Basisstation der jeweiligen wabenförmigen Zelle. Der<br />
Überlappungsbereich dient somit nur als Reserve. Es<br />
ergibt sich somit eine Bienenwabenstruktur, wenn<br />
man so eine Ansammlung an Zellen betrachtet.<br />
Zellen haben unterschiedliche Größe:<br />
Die Zellgröße richtet sich nach dem zu<br />
erwartenden Teilnehmeraufkommen.<br />
Omnidirektionale und Sektorenzellen sind gemischt:
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Antennen<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
39<br />
Bildungszentrum<br />
Zellen können sich auch vollständig überlappen:<br />
Viele kleine Zellen bringen natürlicherweise auch viele<br />
Handovers mit sich. Um dieses Problem zu lösen wurde<br />
das Konzept der Umbrellazellen eingeführt. Eine<br />
Umbrellazelle deckt mehrere Kleinzellen ab. Wenn sich<br />
eine Mobilstation z.B. mit sehr hoher Geschwindigkeit<br />
durch ein Gebiet mit vielen kleinen Zellen bewegt,<br />
müssten dauernd Handovers gemacht werden. Da ein<br />
Handover jedoch relativ aufwendig ist, versucht man<br />
diese Situation zu vermeiden, in dem man das Gespräch<br />
einer Mobilstation, die sich schnell bewegt, über die<br />
Umbrellazelle laufen lässt. So bleibt die Mobilstation<br />
länger in derselben <strong>Funk</strong>zelle, in diesem Fall eben in der<br />
Umbrellazelle.<br />
Runde Zellen sind nicht wirklich rund:<br />
Die Darstellung als Sechseck ist an sich schon<br />
sehr idealisiert, denn eine Zelle mit einem<br />
Rundstrahler hat ja immer noch einen Kreis als<br />
Sendebereich. Tatsächlich ist es aber noch viel<br />
schlimmer! Topologie der Landschaft und die<br />
Bebauung verändern den Sende- bzw.<br />
Empfangsbereich enorm. Hinter einem großen<br />
Haus oder einem Berg gibt es so etwas wie einen<br />
"<strong>Funk</strong>schatten", also Bereiche, die einen von der<br />
Basisstation abblocken. In einer normalen Stadt<br />
sieht der tatsächliche Sendebereich einer<br />
Basisstation deshalb nicht mehr kreisförmig aus,<br />
sondern beispielsweise wie in der Grafik<br />
dargestellt. Entlang von Straßenzügen reicht der<br />
Sendebereich oft sehr weit, durch Häuserblocks<br />
hindurch erfolgt eine starke Dämpfung. Man muss<br />
also viel stärkere Überlappungen in Kauf nehmen<br />
und braucht deutlich mehr Mobilfunkmasten. Es ist<br />
also sinnvoller, lieber 20 Mobilfunkmasten<br />
gleichmäßig zu verteilen und weniger stark senden<br />
zu lassen, also zu versuchen mit einem Masten<br />
und mit sehr hoher Sendeleistung ein größeres<br />
Gebiet zu erreichen.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />
18 MOBILITÄT<br />
J E T Z T W I R D E S ZEIT, DIE DINGE ZUSAMMENZULEGEN<br />
MS<br />
MS<br />
UE<br />
UE<br />
Um<br />
Um<br />
Uu<br />
Uu<br />
BTS<br />
Node<br />
B<br />
A-bis<br />
Iub<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
40<br />
Bildungszentrum<br />
BSC<br />
A-ter<br />
T<br />
R A<br />
U<br />
A-gprs P<br />
C<br />
U<br />
RNC<br />
Gb<br />
Iu-CS<br />
A<br />
Iu-PS<br />
MGW<br />
Sepp<br />
Matheis,<br />
wohnhaft<br />
in Wien,<br />
Kulterer<br />
Klaus,<br />
Kapsch<br />
Mitarbeite<br />
MSC<br />
B<br />
VLR<br />
SGSN<br />
D<br />
VLR<br />
AuC<br />
C<br />
Gr<br />
E<br />
HLR<br />
Gn<br />
C<br />
Gc<br />
GMSC<br />
EIR<br />
(optional)<br />
GGSN<br />
RNC<br />
MSC<br />
1<br />
VLR<br />
1<br />
RNC<br />
N<br />
Gi FW<br />
Telefonnetz<br />
Internet<br />
FW privates<br />
Netz<br />
MSC<br />
3<br />
VLR<br />
3<br />
HLR<br />
98<br />
MSC<br />
2<br />
VLR<br />
2<br />
HLR<br />
99
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />
43 664 99 11111<br />
ausgeschaltet<br />
1<br />
Node<br />
B<br />
43 664 99 22222<br />
ausgeschaltet<br />
2<br />
Node<br />
B<br />
43 664 99 33333<br />
ausgeschaltet<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Node<br />
B<br />
43 664 99 44444<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
43 664 98 55555<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
43 664 98 66666<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
43 664 98 77777<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
43 664 98 88888<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
41<br />
Bildungszentrum<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
AUSGANGSZUSTAND<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
ATM<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
MSC 1<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 1<br />
MSC 2<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 2<br />
MSC 3<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 3<br />
TDM<br />
GMSC<br />
Telefonnetz<br />
AuC<br />
HLR<br />
(99)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
1 43 664 99 11111 detached<br />
2 43 664 99 22222 detached<br />
3 43 664 99 33333 detached<br />
4 43 664 99 44444 detached<br />
AuC<br />
HLR<br />
(98)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
5 43 664 98 55555 detached<br />
6 43 664 98 66666 detached<br />
7 43 664 98 77777 detached<br />
8 43 664 98 88888 detached
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />
Sobald das Handy<br />
eingeschaltet wird, macht<br />
es einen Location Update.<br />
1<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
2<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
42<br />
Bildungszentrum<br />
ATM 1) "Ich will einen ATM<br />
Location Upate machen"<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
7<br />
1<br />
4<br />
7) "Bitte diese<br />
TMSI verwenden<br />
RNC<br />
4) "Bitte<br />
Verschlüsselung<br />
einschalten"<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
"Einbuchen" von Handy 1<br />
(CS Location Update)<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
MSC 1<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 1<br />
temporäre<br />
Daten<br />
1 TMSI, Key<br />
6) "Hier sind seine Daten"<br />
6<br />
MSC 2<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 2<br />
MSC 3<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 3<br />
TDM<br />
2<br />
3) "Hier, ein<br />
Key für dich"<br />
3<br />
5<br />
5) "Handy 1 ist bei mir;<br />
gib mir seine Daten"<br />
GMSC<br />
Telefonnetz<br />
2) "Gib mir einen Key"<br />
AuC<br />
HLR<br />
(99)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
1 43 664 99 11111 in VLR 1<br />
2 43 664 99 22222 detached<br />
3 43 664 99 33333 detached<br />
4 43 664 99 44444 detached<br />
AuC<br />
AuC<br />
HLR<br />
(98)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
5 43 664 98 55555 detached<br />
6 43 664 98 66666 detached<br />
7 43 664 98 77777 detached<br />
8 43 664 98 88888 detached<br />
Es gibt Situationen, wo eine Mobilstation nach dem Einschalten neuerlich einen Location Update machen muss:<br />
• periodisch dann, wenn sich eine Mobilstation im Einflussbereich (Location Area) des gleichen VLR<br />
aufhält (z.B. alle 6 Stunden)<br />
• sobald eine Mobilstation den bisherigen Einflussbereich verlässt und in einen anderen kommt<br />
(zu einem anderen VLR).<br />
• Bei jedem neuen Rufaufbau.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1)<br />
"Ich möchte einen Call zu<br />
4366488888 aufbauen<br />
43 664 99 11111<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
ausgeschaltet<br />
Node<br />
B<br />
43 664 98 88888<br />
Node<br />
B<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
43<br />
Bildungszentrum<br />
7<br />
7<br />
7<br />
7<br />
1<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
ATM<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
RNC<br />
7)<br />
Liebes Handy melde dich; in<br />
welcher Zelle bist du?<br />
(Paging = ausrufen)?<br />
8<br />
RNC<br />
7<br />
7<br />
8) Hier bin ich (Paging<br />
Response)<br />
Rufaufbau<br />
von Handy 1 zu Handy 8<br />
ATM<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
Media<br />
Gateway<br />
9<br />
9) Rufaufbau<br />
1<br />
8<br />
MSC 1<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 1<br />
temporäre<br />
Daten<br />
TMSI, Key<br />
MSC 2<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 2<br />
6<br />
6)<br />
Ich möchte einen<br />
Call zu<br />
4366488888<br />
aufbauen<br />
MSC 3<br />
MSC 3<br />
VLR 3<br />
VLR 3<br />
temporäre<br />
Daten<br />
TMSI, Key<br />
TDM<br />
5<br />
GMSC<br />
Telefonnetz<br />
AuC<br />
HLR<br />
(99)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
1 43 664 99 11111 in VLR 1<br />
2 43 664 99 22222 detached<br />
3 43 664 99 33333 detached<br />
4 43 664 99 44444 detached<br />
2 2)<br />
Sende mir die Routing Information<br />
zu 4366488888<br />
(in welchem VLR ist das gerufene<br />
Handy engebucht?)<br />
5)<br />
4366488888 ist in<br />
VLR 3 engebucht;<br />
die MSRN ist .....<br />
AuC<br />
HLR<br />
(98)<br />
permanente temporäre<br />
Daten Daten<br />
5 43 664 98 55555 detached<br />
6 43 664 98 66666 detached<br />
7 43 664 98 77777 detached<br />
8 43 664 98 88888 in VLR 3<br />
4<br />
4)<br />
Hier hast<br />
du die<br />
MSRN<br />
3<br />
3)<br />
Schick mir bitte die<br />
Mobile Station<br />
Roaming Number<br />
(MSRN) von<br />
4366488888
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Mobilität<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
44<br />
Bildungszentrum<br />
Handover<br />
Eine wichtige Eigenschaft von Mobilnetzen besteht darin, dass die Handys<br />
mobil sein können. Im Gegensatz zu WLANs, wo der Laptop zwar mobil<br />
ist, aber immer mit dem gleichen Access Point verbunden sein muss.<br />
Handover heißt, dass ein Mobilnetz eine Verbindung bei Bedarf von Zelle<br />
zu Zelle, und von Basisstation zu Basisstation weiterreicht. Dabei bleibt<br />
die Gesprächsverbindung aufgebaut. Handovers gibt es nicht nur für<br />
Sprachverbindungen, sondern auch für Datensessions.<br />
Als Handover wird auch der Wechsel der Access Technologie bezeichnet,<br />
wie zB von UMTS zu GSM (3G-2G) bzw. von GSM zu UMTS (2G zu 3G).<br />
Es werden Mobilitäts-Geschwindigkeiten unterstützt, die normalerweise<br />
mit Autos erzielbar sind.<br />
Ein Handover wird dann vom RNC/BSC initiiert, wenn der empfangene<br />
Signalpegel und/oder die empfangene Signalqualität von der neuen Zelle<br />
(Nachbarzelle) besser als die der aktuellen Zelle wird. Beide Kriterien<br />
Signalpegel und Signalqualität werden in beiden Übertragungsrichtungen<br />
permanent überwacht, sprich gemessen.<br />
Je nachdem, von wo nach wo die Verbindung weitergereicht wird,<br />
unterscheidet man verschiedene Handover-Fälle.<br />
• GSM Bezeichnung: Intra Cell Handover<br />
• UMTS Bezeichnung: Hard Handover
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
19 SERVICES<br />
G E N E R E LLE VERKEH R S K LA S S E N<br />
Generell und im speziellen bei UMTS sind vier Verkehrsklassen (traffic<br />
classes) definiert. Aufbauend auf diesen Klassen wurden und werden die<br />
erforderlichen Spezifikationen für die Mobilnetze erstellt, wie zB für die<br />
<strong>Funk</strong>schnittstelle, das Core etc. Die vier Verkehrsklassen sind:<br />
Conversational<br />
– Geeignet für Echtzeit Sprache (Telefongespräche) und Echtzeit<br />
Videoübertragung (Videotelefonie).<br />
– QoS Anforderungen an das Netz: Delay und Delay-Jitter müssen<br />
gering sein.<br />
Streaming<br />
– Diese Klasse ist für Audio- und Videostreaming geeignet. Darunter<br />
versteht man die Übertragung von multimedialen Daten über ein Netz,<br />
wobei ein Datenstrom erzeugt wird, dessen Informationen<br />
kontinuierlich in Echtzeit am Endgerät wieder in Bilder bzw. Töne<br />
umgewandelt werden. Streaming ist also das Gegenstück zum weit<br />
verbreiteten Download von Videodaten oder Musikstücken (z.B. MP3s),<br />
bei dem die gesamte Datei zuerst auf dem lokalen Endgerät abgelegt<br />
werden muss, bevor sie abgespielt werden kann. Streaming ermöglicht<br />
dadurch weit kürzere Wartezeiten und damit einen schnelleren Zugang<br />
zu den Medien. Da die Daten nicht gespeichert werden, müssen sie bei<br />
jedem Abspielen neu übertragen werden. Ein durch Download<br />
abgespeichertes Video kann im Gegensatz dazu beliebig oft angesehen<br />
und als Datei auch kopiert werden (was durch DRM = Digital Rights<br />
Management - unterbunden werden kann). Wegen des geringen<br />
Speicherbedarfs und des schnellen Zugangs ist Streaming eine<br />
geeignete Technologie für die Videoübertragung auf Handys, hier<br />
kommen spezielle Formate wie z.B. MPEG-4 oder H.263 in Frage.<br />
Neben der „Video on Demand“ Übertragung, bei der der Benutzer<br />
selbst wählen kann, wann er welches Video ansehen möchte, existiert<br />
auch das sogenannte „Live streaming“, welches durchgehende<br />
Direktübertragungen mit wenigen Sekunden Verzögerung erlaubt.<br />
– QoS Anforderungen an das Netz: Hier ist der absolute Delay nicht so<br />
entscheidend, sehr wohl aber der Delay-Jitter.<br />
Interactive<br />
– Geeignet für Terminal-Host Anwendungen wie zB Telnet bzw. SSH<br />
– QoS Anforderungen an das Netz: Die Verlustrate (loss ratio) muss<br />
gering sein<br />
Background<br />
– Geeignet für unkritische Anwendungen wie Web, Mail, File Transfer<br />
etc.<br />
– QoS Anforderungen an das Netz: Keine<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
45<br />
Bildungszentrum<br />
Delay<br />
Sensitive (DS)<br />
Non Delay<br />
Sensitive (NDS)
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
BRUTTO VERSUS N E T T O DATENRATEN<br />
GSM Sprachverbindung:<br />
a<br />
n<br />
a l<br />
o<br />
g<br />
d i<br />
g ital<br />
128kb/s,<br />
104kb/s,<br />
64kb/s<br />
d<br />
i<br />
g<br />
Quell<br />
ital codierung netto Kanal-<br />
Bitrate<br />
codierung<br />
128kb/s EFR 12.2kb/s<br />
a<br />
n<br />
(channel<br />
a<br />
l<br />
(source<br />
coding)<br />
o<br />
coding)<br />
g<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
46<br />
Bildungszentrum<br />
Quell<br />
codierung<br />
EFR<br />
FR<br />
HR<br />
(source<br />
coding)<br />
UMTS Sprachverbindung:<br />
netto<br />
Bitrate<br />
12.2kb/s,<br />
13.0kb/s,<br />
6.5kb/s<br />
Kanal-<br />
codierung<br />
(channel<br />
coding)<br />
EFR.....Enhanced Full Rate<br />
FR.......Full Rate<br />
HR.......Half Rate<br />
Uplink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto<br />
Bitrate<br />
Uplink und Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
22.8 kb/s<br />
Störungen<br />
(interferences)<br />
brutto<br />
Bitrate<br />
Uplink und Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
60 kb/s<br />
Störungen<br />
(interferences)<br />
Kanal-<br />
codierung<br />
(channel<br />
coding)<br />
Kanal-<br />
codierung<br />
(channel<br />
coding)<br />
BSC,<br />
RNC<br />
netto<br />
Bitrate<br />
12.2kb/s<br />
13.0kb/s<br />
6.5kb/s<br />
netto<br />
Bitrate<br />
12.2kb/s<br />
Bevor wir uns mit den diversen Datenraten von GSM, GPRS und UMTS beschäftigen, wollen wir<br />
zunächst einen kurzen Blick auf die besonderen Eigenschaften von <strong>Funk</strong>übertragungen werfen.<br />
Generell kann man sagen, dass die Übertragung von Information von der Quelle bis zur Senke<br />
über (durch) einen Kanal aus folgenden <strong>Funk</strong>tionen besteht:<br />
Quellcodierung:<br />
Dabei wird die Quellinformation von "unnötigen" bzw. "überflüssigen" Bits befreit, die nicht<br />
übertragen werden müssen, weil sie wenig Informationsgehalt haben. D.h. auch ohne diese<br />
Bits kann der Empfänger aus dem empfangenen Bitstrom einwandfrei die Information (z.B.<br />
Sprache) wiederherstellen. Dadurch, dass weniger Bits durch den Kanal übertragen werden<br />
müssen, kann man Übertragungskanäle mit geringerer Bandbreite verwenden.<br />
Beispiele für Quellcodierung sind Sprachkompressionen (G.726, G.728, G.729) und auch<br />
Videokompressionen (MPEG2, MPEG4).<br />
Kanalcodierung:<br />
Die Kanalcodierung macht paradoxerweise wieder das Gegenteil, sprich erhöht die Bitrate, die<br />
vorher reduziert wurde. Aber es werden nicht irgendwelche x-beliebigen Bits dazugegeben,<br />
auch nicht die gleichen Bits, die vorher durch die Quellcodierung entfernt wurden. Nein, der<br />
Kanalcodierer gibt kanal-spezifische Bits dazu, die dem Empfänger helfen, Bitfehler, die durch<br />
Störungen auf dem Übertragungskanal entstanden sind, in Echtzeit korrigieren zu können.<br />
Dass alle Bitfehler beseitigt werden können, ist aber nicht möglich und auch nicht notwendig.<br />
Hin und wieder ein falsches Bit macht den Sprachkanal deswegen nicht ganz unverständlich.<br />
Bekannte Verfahren der Kanalcodierung sind Paritätsbits, Prüfsummen, Faltungscodes etc.<br />
Besonders <strong>Funk</strong>kanäle sind sehr störungsanfällig, daher ist dort eine leistungsfähige<br />
Kanalkodierung erforderlich, was wiederum die Brutto-Bitrate im Kanal erhöht.<br />
Drahtgebundene Übertragung, zB über Kupfer- oder Glasfaserleitungen, kommt meist ohne<br />
(brutto = netto) bzw. mit sehr geringer Kanalcodierung aus.<br />
TRAU,<br />
MGW<br />
Quell<br />
codierung<br />
(source<br />
coding)<br />
Quell<br />
codierung<br />
(source<br />
coding)<br />
64kb/s<br />
64kb/s
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
IP DATENRATEN BEI GPRS<br />
Keine Quellcodierung<br />
bei IP !!!<br />
netto Bitrate<br />
9.05<br />
kb/s<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
47<br />
Bildungszentrum<br />
Kanalcodierung<br />
(Coding Scheme)<br />
CS 1<br />
Codierschema<br />
(Coding Scheme)<br />
9.05 CS 1<br />
13.4 CS 2<br />
15.6 CS 3<br />
21.4 CS 4<br />
GPRS Kanäle sind "shared":<br />
Uplink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto Bitrate<br />
22.8<br />
kb/s<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
22.8<br />
BSC PCU SGSN<br />
Bei GSM/GPRS ist die Bruttobitrate 22.8kb/s pro<br />
Übertragungskanal (Timeslot), die gleiche übrigens wie bei<br />
GSM Sprache. Es stehen nun aber unterschiedliche<br />
Kanalcodierverfahren bzw. Schemata zur Verfügung, die dem<br />
Anwender verschiedene netto Datenraten ermöglichen.<br />
Am wenigsten Durchsatz, nämlich effektiv bzw. netto nur<br />
9.05kb/s bekommt er, wenn er das Schema 1 verwendet.<br />
Dafür sind in seinem brutto Datenstrom sehr viele Prüf- und<br />
Redundanzbits enthalten, die ihm eine nahezu fehlerfreie<br />
Übertragung ermöglichen. Dieses Schema wird daher bei sehr<br />
schlechten <strong>Funk</strong>verbindungen eingesetzt, bzw. dann, wenn eine<br />
absolut fehlerfreie Übertragung erforderlich ist.<br />
Schon etwas mehr Durchsatz hat der Anwender mit dem<br />
Schema 2, nämlich 13.4kb/s. Da in diesem Fall aber nicht mehr<br />
soviele Prüf- und Redundanzbits übertragen werden können,<br />
sind dann natürlich auch die Möglichkeiten begrenzter, Bitfehler<br />
korrigieren zu können. Anders gesagt: Bei gleichen<br />
<strong>Funk</strong>bedingungen bietet Schema 1 eine geringere Bitfehlerrate<br />
als Schema 2.<br />
Dann gibt s noch das Schema 3 mit netto 15.6kb/s und das<br />
Schema 4 mit netto 21.4kb/s Durchsatz. Bei letzterem sind<br />
aber nur mehr sehr wenige Fehlerkorrekturmechanismen<br />
eingebaut, daher kann es sein, dass dabei die Bitfehlerrate<br />
auch bei guten <strong>Funk</strong>bedingungen sehr hoch wird.<br />
Der große Vorteil von GPRS ist, dass der <strong>Funk</strong>kanal nur dann belegt wird, wenn tatsächlich Daten übertragen werden.<br />
Gerade Anwendungen wie das Surfen im Web haben viele Leerlaufzeiten, in denen keine Daten übertragen werden, weil<br />
der Anwender eine vorher geöffnete Seite betrachtet (Untersuchungen zeigten, dass nur in 1/3 der im Netz verbrachten<br />
Zeit Daten übertragen werden).<br />
In Leerlaufzeiten des einen Anwenders kann bei GPRS der <strong>Funk</strong>kanal von einer anderen Mobilstationen genutzt werden.<br />
Im oben genannten Beispiel des Web Browsing bedeutet dies, dass in den zwei Dritteln der Zeit, in der ein Kunde den<br />
<strong>Funk</strong>kanal nicht benötigt, zwei andere Kunden bedient werden können. Daher ist die paketorientierte Datenübertragung<br />
mit GPRS etwa dreimal so effizient, wie die verbindungsorientierte Datenübertragung mittels GSM.<br />
Wenn ein Teilnehmer gerade keine Daten überträgt, bleibt er online und im Netz eingebucht. Der durch den Teilnehmer<br />
gerade nicht benötigte teure <strong>Funk</strong>kanal wird einem anderen Kunden zur Datenübertragung zur Verfügung gestellt.<br />
GPRS ermöglicht es dem Kunden, stundenlang online zu sein ohne einen <strong>Funk</strong>kanal zu belegen. Der Verbindungsaufbau<br />
geht wesentlich rascher vor sich, als zum Beispiel im GSM, weil nur zwischen dem GPRS Handy und der<br />
nächstgelegenen Sendestation vereinbart werden muss, welcher <strong>Funk</strong>kanal gerade frei ist und somit zur<br />
Datenübertragung zur Verfügung gestellt werden kann. Alle weiteren Anmelde- und Verbindungsprozeduren im Netz<br />
fallen weg. Somit ist der Teilnehmer ständig online und erreichbar.<br />
Vergebührt wird bei GPRS nicht nach der Dauer der Verbindung, sondern nach der übertragenen Datenmenge. Also<br />
bringt GPRS beiden was: Dem Netzbetreiber, weil er seine <strong>Funk</strong>ressourcen besser ausnutzen kann, und dem<br />
Subscriber, weil die Datenanwendung billiger für ihn ist als wenn er es über eine Modem-ähnliche GSM Verbindungen<br />
machen würde.<br />
Ein Nachteil von shared GPRS Kanälen im Vergleich zu dedizierten GSM Kanälen sollte aber trotzdem nicht unerwähnt<br />
bleiben: "Shared" heißt natürlich auch "teilen müssen". Während ein GSM Kanal einer Mobilstation exklusiv zugeordnet<br />
und der Datendurchsatz daher garantiert ist, kann es bei GPRS passieren, dass der erzielbare Datendurchsatz<br />
gelegentlich weit unter den in der Werbung versprochenen Werten liegt. Nämlich dann, wenn in einer Zelle viele GPRS<br />
Mobilstationen datenintensive Anwendungen nutzen wollen.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
BÜNDELN VON TI M E S LOTS BEI GPRS<br />
Anzahl von<br />
gebündelten<br />
Timeslots<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
maximale<br />
netto Bittrate<br />
[kb/s]<br />
21.4<br />
42.8<br />
64.2<br />
85.6<br />
107.0<br />
128.4<br />
149.8<br />
171.2<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
48<br />
Bildungszentrum<br />
netto Bitrate<br />
21.4<br />
kb/s<br />
21.4<br />
kb/s<br />
Kanal-<br />
codierung<br />
Uplink<br />
Trägerfrequenz f1<br />
mit 200kHz Bandbreite<br />
Timeslot 1<br />
Timeslot 2<br />
Timeslot 3<br />
Timeslot 4<br />
Timeslot 5<br />
Timeslot 6<br />
Timeslot 7<br />
Timeslot 8<br />
Timeslot 1<br />
Timeslot 2<br />
Timeslot 3<br />
Timeslot 4<br />
Timeslot 5<br />
Timeslot 6<br />
Timeslot 7<br />
Timeslot 8<br />
Downlink<br />
Trägerfrequenz f2<br />
mit 200kHz Bandbreite<br />
brutto Bitrate<br />
22.8<br />
kb/s<br />
22.8<br />
kb/s<br />
BSC PCU SGSN<br />
21.4kb/s maximaler netto Durchsatz bei einer GPRS Verbindung mit Codierschema 4 ist ja nicht<br />
gerade berauschend. Wo bleiben also die in der Werbung immer versprochenen 170kb/s GPRS<br />
Durchsatz?<br />
Ja, es gibt tatsächlich auch bei GPRS höhere Bitraten, nicht nur bei UMTS, und zwar mit einem ganz<br />
einfachen Trick: Auf einem GSM Trägerkanal mit 200kHz Bandbreite stehen mit einem<br />
Zeitmultiplexverfahren 8 Zeitschlitze (Timeslots) für Verbindungen zur Verfügung. Es können also 8<br />
Gespräche gleichzeitig geführt werden. Ein IP Endgerät (Handy oder Notebook) kann ebenfalls einen<br />
dieser 8 Timeslots für eine GPRS Datenverbindung nutzen, und bekommt dann, wie wir gesehen<br />
haben, max. 21.4kb/s Durchsatz.<br />
Wenn die Mobilstation mehr Durchsatz benötigt, kann es nun mehrere dieser Timeslots gleichzeitig<br />
nutzen, natürlich nur, falls welche frei sind. Man spricht in diesem Fall von Bündeln von Timeslots bzw.<br />
Bündeln von Kanälen. Unter einem Kanal versteht man dann aber den Timeslot, und nicht den<br />
gesamten Frequenzkanal mit den 8 Timeslots.<br />
GPRS Mobilgeräte werden hinsichtlich Kanalbündelung in Klassen eingeteilt. Eine bestimmte Klasse<br />
gibt an, wie viele Kanäle das Gerät im Uplink und im Downlink bündeln kann.<br />
Die Vorteile von GPRS zusammengefasst:<br />
• GPRS bringt dem Kunden eine höhere Datenübertragungsgeschwindigkeit<br />
• Paketorientierte Datenübertragung ist effizienter als leitungsvermittelte Datenübertragung. Das<br />
erlaubt es, dass eine Verbindung "always-on" bleiben kann. <strong>Funk</strong>ressourcen werden nur dann<br />
belegt, wenn Daten übertragen werden. Vergebührung erfolgt auf Basis der übertragenen<br />
Datenmenge.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
IP DATENRATEN BEI UMTS<br />
R99:<br />
R99:<br />
R99 Kanäle sind dediziert, d.h. jede Mobilstation hat auf der <strong>Funk</strong>strecke<br />
seinen eigenen Datenkanal zur Verfügung, den sie nicht mit anderen<br />
Mobilstationen teilen muss (im Gegensatz zu "shared" Kanälen, die<br />
gemeinsam genutzt werden).Die maximale Datenrate sowohl im Downlink<br />
als auch im Uplink beträgt 384kb/s, was auch von den meisten Herstellern<br />
unterstützt wird. Meist schränken die Netzbetreiber den Uplink aber auf<br />
128kb/s ein.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
49<br />
Bildungszentrum<br />
netto Bitrate<br />
8<br />
kb/s<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
diverse<br />
Kanal-<br />
codierungs-<br />
verfahren<br />
Codierschema<br />
Uplink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto Bitrate<br />
30<br />
kb/s<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
8<br />
30<br />
32<br />
64<br />
128<br />
diverse<br />
Verfahren<br />
120<br />
240<br />
480<br />
384 960<br />
RNC SGSN
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
HSDPA:<br />
HSDPA:<br />
Downlink<br />
Bitraten bei<br />
QPSK<br />
Modulation:<br />
Downlink<br />
Bitraten bei<br />
16QAM<br />
Modulation:<br />
HSDPA Kanäle existieren nur im Downlink.<br />
Ausserdem sind sie "shared", d.h. dass sich ggf mehrere Mobilstationen einen<br />
bestimmten Kanal im Zeitmultiplexverfahren teilen müssen.<br />
Bei HSDPA Kanälen kann auch zwischen fünf verschiedenen Verfahren hinsichtlich<br />
Kanalcodierung gewählt werden. Beim 1/4 Schema werden zu jedem Nutzbit noch 3<br />
Redundanzbits dazugegeben. Aus einer Nettorate von 120k wird dadurch eine<br />
Bruttorate von 120+120+120+120=480kb/s.<br />
Mit HSDPA ist auch ein neues Modulationsverfahren spezifiziert worden, das eine<br />
bessere Ausnutzung der <strong>Funk</strong>strecke ermöglicht. Im Gegensatz zum QPSK<br />
Verfahren, das ausschließlich für R99 Kanäle zur Verfügung steht, unterstützt<br />
HSDPA neben QPSK auch 16QAM. Mit 16QAM kann eine Verdoppelung der<br />
Datenrate erzielt werden, allerdings nur bei guten <strong>Funk</strong>bedingungen.<br />
Die Wahl des passenden Codierschemas sowie der passenden Modulation wird<br />
automatisch vom Netz durchgeführt, und zwar abhängig vom erforderlichen<br />
Durchsatz sowie der gegebenen <strong>Funk</strong>situation.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
50<br />
Bildungszentrum<br />
netto Bitrate<br />
120 bzw. 240<br />
kb/s<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
Codierschema<br />
120 1/4<br />
240 1/2<br />
300 5/8<br />
360<br />
3/4<br />
480<br />
1/1<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
diverse<br />
Kanal-<br />
codierungs-<br />
verfahren<br />
Codierschema<br />
240 1/4<br />
480 1/2<br />
600 5/8<br />
720<br />
3/4<br />
960<br />
1/1<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto Bitrate<br />
480 bzw. 960<br />
kb/s<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
480<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
960<br />
RNC SGSN
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Services<br />
BÜNDELN VON KANÄLEN BEI UMTS<br />
Downlink<br />
Bitraten bei<br />
QPSK<br />
Modulation:<br />
Downlink<br />
Bitraten bei<br />
16QAM<br />
Modulation:<br />
Kanal 5<br />
Kanal 4<br />
Kanal 3<br />
Kanal 2<br />
Kanal 1<br />
netto Bitrate<br />
n * 384<br />
kb/s<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
51<br />
Bildungszentrum<br />
diverse<br />
Kanal-<br />
codierungs-<br />
verfahren<br />
Codierschema<br />
Uplink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto Bitrate<br />
n * 960<br />
kb/s<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
384 1 * 960<br />
768 diverse<br />
2 * 960<br />
768 Verfahren<br />
3 * 960<br />
1152<br />
4 * 960<br />
A<br />
B<br />
C<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
Codierschema<br />
5 * 120 = 600 1/4<br />
5 * 240 = 1200 1/2<br />
5 * 300 = 1500 5/8<br />
5 * 360 = 1800 3/4<br />
5 * 480 = 2400 1/1<br />
netto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
Codierschema<br />
5 *240 = 1200 1/4<br />
5 *480 = 2400 1/2<br />
5 * 600 = 3000 5/8<br />
5 * 720 = 3600 3/4<br />
5 * 960 = 4800 1/1<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
Downlink<br />
Übertragungskanal<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
5 * 480<br />
brutto Bitrate<br />
[kb/s]<br />
5 * 960<br />
A B B B B<br />
A A B B C<br />
A A A C C<br />
A A A C A<br />
A A A A A<br />
2ms<br />
RNC SGSN<br />
Kanalbündelung ist zwar bei R99<br />
theoretisch möglich und wurde<br />
auch spezifiziert, wird aber von<br />
den Herstellern nicht unterstützt.<br />
RNC SGSN<br />
HSDPA Kanäle können gebündelt werden.<br />
Verschiedene Bündelklassen sind definiert.<br />
Theoretisch können bis zu 15 Kanäle gebündelt<br />
werden.<br />
Die derzeit von den Mobilgeräten am häufigsten<br />
unterstützte Variante bündelt 5 Kanäle.<br />
Je nach Modulationsverfahren (QPSK oder<br />
16QAM) ergibt sich daraus die in der Tabelle<br />
angegebene netto Bitrate.<br />
Beispiel für die gemeinsame Nutzung von 5 HSDPA<br />
Kanälen durch Gerät A, B und C:<br />
Wenn nur ein Mobilgerät verbunden ist, kann es alle<br />
Kanäle und damit die gesamte Datenrate alleine<br />
nutzen.<br />
Wenn zwei oder alle drei Mobilgeräte Daten<br />
empfangen wollen, müssen sie sich die Kanäle teilen.<br />
Auf einen bestimmten Kanal in einem bestimmten<br />
2ms Zeitintervall kann immer nur ein Mobilgerät<br />
zugreifen.
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Frequenzen<br />
20 FREQUENZEN<br />
Die Grafik gibt einen groben Überblick über die für GSM, UMTS und TETRA<br />
in Österreich genutzten Frequenzbereiche<br />
GSM FREQUENZEN<br />
271kb/s<br />
200<br />
kHz<br />
900 MHz Band:<br />
124 Uplink Kanäle und<br />
124 Downlink Kanäle<br />
Uplink Dowlink<br />
25<br />
MHz<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
52<br />
Bildungszentrum<br />
200<br />
kHz<br />
890 915 935 960<br />
Beispiel GSM 900:<br />
ARFCN 1-124<br />
25<br />
MHz<br />
200<br />
kHz<br />
1800 MHz Band (DCS 1800):<br />
374 Uplink Kanäle und<br />
374 Downlink Kanäle<br />
Uplink Dowlink<br />
75<br />
MHz<br />
200<br />
kHz<br />
200<br />
kHz<br />
75<br />
MHz<br />
1710 1785 1805 1880<br />
Quelle: RTR (www.rtr.at)<br />
1900 MHz Band (PCS 1900)<br />
299 Uplink Kanäle und<br />
299 Downlink Kanäle<br />
Uplink Dowlink<br />
60<br />
MHz<br />
200<br />
kHz<br />
60<br />
MHz<br />
1850 1910 1930 1990<br />
Frequenz<br />
[MHz]<br />
Trägerfrequenz Uplink: Fu = 890 MHz + ARFCN*0,2 MHz<br />
Trägerfrequenz Downlink: Fd= Fu(ARFCN) + 45 MHz<br />
Bei GSM 900 sind für Uplink und Downlink je 25 MHz reserviert. Für den Uplink (Unterband) wird der<br />
Frequenzbereich von 890 MHz bis 915 MHz verwendet. Für den Downlink (Oberband) wird der<br />
Frequenzbereich von 935 MHz bis 960 MHz verwendet.<br />
Der zur Verfügung stehende Frequenzbereich wird in 200 kHz breite Frequenzbänder unterteilt. Jedes<br />
dieser Frequenzbänder repräsentiert einen Übertragungskanal mit der Brutto-Datenrate von<br />
22.8kb/s. D.h. insgesamt haben 124 Uplink Kanäle und ebenso viele Downlink Kanäle im 25MHz Band<br />
Platz. Netzbetreiber müssen, wenn sie einen 200kHz Kanal nutzen wollen, diesen "kaufen" sprich eine<br />
Lizenz dafür erwerben. Die Lizenz ist für einen bestimmten Zeitraum limitiert und gilt für ganz<br />
Österreich.<br />
Jeder 200 kHz Kanal wird durch eine fortlaufende Nummer, die Absolute Radio Frequency Channel<br />
Number (ARFCN), eindeutig gekennzeichnet. Jeweils ein Kanal aus dem Frequenzbereich für den<br />
Uplink und ein Kanal aus dem Frequenzbereich für den Downlink mit der gleichen ARFCN bildet ein<br />
Kanalpaar für die Duplex Kommunikation (sprechen und hören) zwischen dem Teilnehmer und der<br />
Basisstation.<br />
Weitere Informationen sind beim österreichischen Regulator RTR (Rundfunk und Telekom<br />
Regulierungs-GmbH) zu bekommen (www.rtr.at).
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Frequenzen<br />
UMTS FREQUENZ E N<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
53<br />
Bildungszentrum<br />
5<br />
MHz<br />
12 Uplink Kanäle und<br />
12 Downlink Kanäle<br />
Uplink Dowlink<br />
60<br />
MHz<br />
5<br />
MHz<br />
1920 1980 2110 2170<br />
Linzenzinhaber, Stand Sept 2007:<br />
(Quelle RTR)<br />
60<br />
MHz<br />
Zitat aus Konzesssion:<br />
"Konzession und<br />
Frequenzzuteilung gelten für<br />
das gesamte österreichische<br />
Bundesgebiet und sind befristet<br />
bis zum 31. Dezember 2020."<br />
Frequenz<br />
[MHz]<br />
Man beachte den 300kHz<br />
Sicherheitsabstand an den<br />
Rändern des Bandes. Dies<br />
dient zum Schutz<br />
gegenüber<br />
Nachbarbändern<br />
hinsichtlich Störungen<br />
(Interferenzen).<br />
Vergleich der Lizenzkosten<br />
zwischen GSM und UMTS:<br />
GSM:<br />
Bei einer Auktion in 2004 kostet ein<br />
200kHz Kanal in Österreich ca.<br />
17.000,-<br />
1kHz kostet 85,-<br />
UMTS:<br />
Bei der Auktion in 2000 kostet ein<br />
5MHz Kanal in Österreich ca. 85Mio<br />
1kHz kostet 17.000,-
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />
21 TECHNISCHE GRUNDLAGEN WLAN<br />
• WLAN-Frame nach IEEE 802.11<br />
• Übertragungsmedium - die <strong>Funk</strong>schnittstelle<br />
• Zugriff auf die <strong>Funk</strong>schnittstelle<br />
• Topologie<br />
WLAN-FR A M E N A C H IEEE 802.11<br />
IEEE 802.11 / Fast-Ethernet. Mit längeren Frames lassen sich die Anzahl<br />
der Header reduzieren und so die Übertragungsrate erhöhen. Während ein<br />
Ethernet-Frame maximal 1518 Byte haben darf, darf das Ethernet-Frame,<br />
das über WLAN übertragen wird 2304 Byte betragen.<br />
Damit die Ethernet-Frames über WLAN übertragen werden können, werden<br />
bis zu 64 Byte an Header und Prüfsummen hinzugefügt und 20 µs<br />
vorangestellt. Die Präambel benötigt 20 µs und dient zum Synchronisieren<br />
des Empfängers. Es folgt der 802.11-Header mit bis zu 32 Byte. Der<br />
Sequenzzähler (IV) wird bei verschlüsselten Paketen benötigt und beträgt 4<br />
oder 8 Byte. Der LLC-SNAP-Header wird benötigt um Ethernet-Pakete über<br />
Nicht-Ethernet-Medien zu transportieren. Er benötigt 8 Byte. Dann folgt der<br />
eigentliche Ethernet-Frame mit maximal 2304 Byte und die Prüfsumme der<br />
physikalischen Schicht mit 4 Byte.<br />
ÜBERTRAGUN G S M E D I U M - DIE FUNKSCHNITTSTELLE<br />
Das Übertragungsmedium für <strong>Funk</strong> ist mit dem früheren Koax-Ethernet<br />
vergleichbar. Alle Stationen teilen sich das Übertragungsmedium und es<br />
kann nur immer eine Station senden. Um herauszufinden, wer wann<br />
senden darf, wird ein Zugriffsverfahren verwendet. CSMA (Carrier Sense<br />
Multiple Access) ist ein Mehrfachzugriffsverfahren. Es sieht vor, dass jede<br />
Station vor dem Senden prüfen muss, ob das Medium frei ist. Erst dann ist<br />
die Übertragung erlaubt. Das schließt natürlich nicht aus, dass zwei<br />
Stationen das Medium als frei erkennen und gleichzeitig senden. Dann tritt<br />
eine Kollision auf. Die Daten auf dem Medium sind unbrauchbar. Beim<br />
Kabel-Ethernet können die Stationen mit CSMA/CD (Carrier Sense Multiple<br />
Access/Collision Detection) die Kollision schon während der Übertragung<br />
erkennen, den Vorgang abbrechen und nach einer zufälligen Wartezeit<br />
einen erneuten Versuch starten. Beim <strong>Funk</strong> reicht das nicht aus. Mit 802.11<br />
wurde deshalb ein Bestätigungspaket (ACK) eingeführt. Das ACK-Paket<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
54<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />
wird genauso behandelt, wie ein normales Datenpaket. Es besteht aus dem<br />
802.11-Header und dauert 24 µs. Das ACK-Paket wird nach einer kurzen<br />
Wartezeit (SIFS) zurückgeschickt.Bevor andere Datenpakete auf die Reise<br />
gehen.<br />
Zwischen den Datenpaketen koordinieren unterschiedlich lange Wartezeiten<br />
den Zugriff auf das <strong>Funk</strong>medium. Das DIFS (Distributed Coordination<br />
Function Interframe Space) kennzeichnet die Backoffzeit, in der eine<br />
Station das freie <strong>Funk</strong>medium erkennen kann. Das SIFS (Short Interframe<br />
Space) kennzeichnet das ACK-Paket. Das ist das Bestätigungspaket des<br />
Empfängers für den Sender. Nach dem ACK-Paket folgt wieder ein DIFS.<br />
ZUGRIFF AUF DIE FUNKSCHN I T T S T E L LE<br />
Durch das Übertragungsverfahren ergeben sich bei <strong>Funk</strong>netzen besondere<br />
Schwierigkeiten. Eine drahtlose Sendestation kann bspw. keine<br />
Signalkollision feststellen. Das eigene Signal überdeckt die Signale der<br />
anderen Stationen.<br />
Die Distributed Coordination Function (DCF) verteilt die Zugriffsregeln auf<br />
die Stationen. Im DCF benutzt das MAC-Protokoll CSMA/CA (Carrier Sense<br />
Multible Access/Collision Avoidance). Im Gegensatz zu den<br />
drahtgebundenen Ethernet-Varianten (mit CSMA/CD) wird auf eine<br />
Kollisionserkennung (Collision Detection, CD) verzichtet. Den Kollisionen<br />
von Sendesignalen lassen sich in einem <strong>Funk</strong>netzwerken von Störungen<br />
nicht unterscheiden. Stattdessen wird eine Kollisionsvermeidung (Collision<br />
Avoidance, CA) eingesetzt.<br />
Bevor eine WLAN-Station sendet stellt sie sicher,<br />
dass der Empfänger zum Empfang bereit und<br />
das Übertragungsmedium frei ist. Dieses<br />
Vorgehen wird als Listening before Talking (LBT)<br />
bezeichnet. Zu Deutsch: Hören vor dem<br />
Sprechen.<br />
Bevor also eine Wireless-Station sendet hört die<br />
in das Medium hinein, in diesem Fall die<br />
<strong>Funk</strong>schnittstelle, ob gerade eine andere Station<br />
sendet. Ist die <strong>Funk</strong>schnittstelle belegt wartet<br />
die Station eine zufällige Zeit ab und hört erneut<br />
in das Medium hinein. Ist das Medium frei, kann die Station mit der<br />
Übertragung beginnen, andernfalls wird die Station erneut eine zufällige<br />
Zeit warten. Um das Risiko der mehrmaligen <strong>Funk</strong>schnittstellen-Belegung<br />
und Sende-Kollisionen zu vermeiden, muss jede Station die<br />
<strong>Funk</strong>schnittstelle explizit reservieren, bevor sie belegt werden darf. Dazu<br />
wird das RTS/CTS-Verfahren angewendet.<br />
Für die Kollisionsvermeidung gibt es in der MAC-Schicht einen Virtual-<br />
Collision-Detection-(VCD-)Modus, der die Rahmen Request-to-Send (RTS)<br />
und Clear-to-Send (CTS) enthält.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
55<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />
Bevor irgendwelche Daten gesendet werden erfolgt folgender Ablauf:<br />
1. Die WLAN-Station verlangt einen freien Kanal.<br />
2. Die WLAN-Station identifiziert einen freien Kanal.<br />
3. Die WLAN-Station sendet ein RTS auf diesen Kanal.<br />
4. Der Access Point (AP) sendet ein CTS.<br />
5. Die WLAN-Station sendet die Daten.<br />
6. Der Access Point (AP) sendet ein Acknoledgement (ACK) zur<br />
Empfangsbestätigung.<br />
Der Sender A schickt nach dem Erkennen eines freien Kanals ein RTS-<br />
Signal an Empänger B. Erkennt der Empfänger B den Kanal als frei, sendet<br />
er ein CTS-Signal. Dieses Signal hören alle Stationen, die mit der <strong>Funk</strong>zelle<br />
des Empfängers B Kontakt haben. Damit ist dieser Kanal für eine<br />
bestimmte Übertragungszeit von Sender A zu Empfänger B reserviert.<br />
Das Acknowledgement (ACK), die Empfangsbestätigung nach der<br />
Datenübertragung, ist ein weiterer Teil des CSMA/CA. Beim Eintreffen des<br />
Paketes sendet der Empfänger dem Sender eine Empfangsbestätigung.<br />
Bleibt diese beim Sender aus, schickt er das Paket noch einmal. Ohne ACK<br />
ist der Sender bevorrechtigt das <strong>Funk</strong>medium nochmals zu nutzen.<br />
Kurzzeitige Störungen (Interferenzen) auf dem <strong>Funk</strong>medium werden so<br />
umgangen ohne das der Anwender etwas davon mitbekommt. Länger<br />
andauernde Störungen durch andere <strong>Funk</strong>-Anwendungen im selben<br />
<strong>Funk</strong>spektrum lassen erst die Übertragungsrate sinken. Wenn die<br />
Störungen sich auch so nicht umgehen lassen, bricht das <strong>Funk</strong>netzwerk<br />
zusammen.<br />
In einem WLAN kann es vorkommen, dass sich nicht alle WLAN-Stationen<br />
kennen. Dieses Problem nennt sich Hidden-Node oder Hidden-Terminal.<br />
Besonders problematisch ist der Fall, wenn sich mehrere Stationen<br />
ausserhalb der Reichweite anderer Stationen befinden. Dabei kann es zum<br />
fälschlichen Erkennen eines freien Kanals kommen.<br />
Die PCF (Point Coordination Function) im IEEE 802.11 ist eine weitere<br />
Zugriffsregelung des MAC-Layers. Die PCF unterstützt Quality of Service<br />
(QoS), das bestimmte Charakteristiken bei der Übertragung für bestimmte<br />
Kommunikationsanforderungen garantiert.<br />
Für PCF ist ein Access Point erforderlich, der mittels einer<br />
Kanalreservierung die Senderechte an die mobilen Stationen vergeben<br />
kann. Dieser Vorgang wird als Polling bezeichnet. Dabei fragt der Access<br />
Point die Stationen innerhalb seiner Zelle nacheinander ab, ob sie Daten<br />
versenden wollen. PCF ist deshalb optimal für die Abwicklung von<br />
zeitkritischem Datenverkehr geeignet. DCF und PCF lassen sich auch<br />
parallel zueinander einsetzen. PCF hat allerdings eine höhere Priorität.<br />
Die Sicherheitsfunktionen, die bereits auf dem MAC-Schicht vorhanden<br />
sind, können in den oberen Protokoll-Schichten zu Problemen führen.<br />
Kommt es bereits auf dem MAC-Schicht zu Datenverlusten, verzögern sich<br />
die Datenpakete. Dies führt zu verlängerten Übertragungszeiten, die z. B.<br />
TCP/IP mit bestimmten Mechanismen zur Bestätigung von Datenpaketen<br />
durch den Empfänger erhöht. Dies führt zu erhöhtem Datenaufkommen<br />
durch die vermehrten Bestätigungsmeldungen. Diese Schwierigkeiten sind<br />
häufig dafür verantwortlich, dass die Performance von drahtlosen Netzen<br />
deutlich unter der von drahtgebundenen Netzwerken liegt.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
56<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />
T O P O L O G I E<br />
Schon mit zwei drahtlosen<br />
Stationen lässt sich ein<br />
einfaches Wireless LAN<br />
aufbauen. Bei der Einrichtung<br />
sind keine weiteren aktiven<br />
Elemente erforderlich. Die<br />
Stationen kommunizieren direkt<br />
über den WLAN-Adapter. In<br />
Laptops ist das eine PCMCIA-<br />
Karte. In Desktop-Systemen<br />
gibt es dazu eine PCI-<br />
Steckkarte.<br />
Die Topologie eines solchen Adhoc-Netzes<br />
nennt sich<br />
Independent Basic Service Set<br />
(IBSS).<br />
Jede Station bildet mit seiner Netzwerkarte eine <strong>Funk</strong>zelle. Solange sich die<br />
Stationen in einer Zelle befinden oder sich die Zellen überschneiden, ist<br />
eine Kommunikation zwischen den Stationen möglich. Diese Art der<br />
Vernetzung ist für ein WLAN mit IEEE 802.11 eher unüblich. Eine Adhoc-<br />
Vernetzung ist mit Irda (Infrarot) oder Bluetooth schneller realisiert.<br />
Ist die<br />
Reichweite<br />
einer Zelle zu<br />
gering, lässt<br />
sie sich mit<br />
einem Access<br />
Point, kurz<br />
AP, erweitern.<br />
Doch nicht<br />
nur das. Der<br />
Access Point<br />
bildet auch<br />
den Übergang<br />
zum drahtgebundenen Netzwerk. Der Access Point stellt innerhalb einer<br />
<strong>Funk</strong>zelle den Zugriff auf das drahtgebundene Netzwerk und umgekehrt<br />
her. Der Access Point übernimmt dabei die Aufgabe einer Bridge. Er erlaubt<br />
es sogar Protokolle, die das WLAN unnötig überlasten würden,<br />
herauszufiltern.<br />
Die Topologie eines solchen Netzwerkes mit Access Point nennt sich Basic<br />
Service Set (BSS).<br />
Mittels zweier Access Points lässt sich auch die Reichweite eines<br />
Kabelgebundenen Netzwerkes erhöhen. Bei einer Infrastruktur auf Basis<br />
von 10/100BaseT dürfen die einzelnen Kabelsegmente eine Maximallänge<br />
von 100 Metern haben. Mit Wireless LAN besteht die Möglichkeit Bereiche<br />
zu verbinden, die mit der herkömmlichen Verkabelung nicht erreicht<br />
werden können.<br />
Telekom Telekom Austria Austria<br />
57<br />
Bildungszentrum
<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Technische <strong>Grundlagen</strong> WLAN<br />
Die Reichweite im<br />
<strong>Freie</strong>n liegt bei<br />
guten Bedingungen<br />
zwischen 100 und<br />
300 Metern. Reicht<br />
das nicht aus, so<br />
lässt sich mit zwei<br />
gerichteten<br />
Antennen einige<br />
Kilometer<br />
überbrücken. Und<br />
das gebühren- und<br />
genehmigungsfrei.<br />
Auch über<br />
Grundstücksgrenzen<br />
hinweg.<br />
Die Topologie eines<br />
solchen Netzwerkes<br />
mit zwei Access<br />
Points nennt sich<br />
Extendet Service<br />
Set (ESS). Es<br />
besteht aus zwei<br />
oder mehreren<br />
Basic Service Sets<br />
(BSS-A und BSS-B). Innerhalb des ESS können sich die Stationen frei<br />
bewegen. Ein Roaming-Verfahren hält die Netzwerkverbindung zu den<br />
Access Points aufrecht.<br />
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58<br />
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<strong>Funk</strong>- & <strong>Mobilenetze</strong> <strong>Grundlagen</strong> Richtfunk<br />
22 RICHTFUNK<br />
22.1 Einführung in die Richtfunktechnik<br />
Während beim Rundfunk ein Sender im Regelfall möglichst große Gebiete<br />
versorgen soll, damit möglichst viele Empfänger erreichbar sind, liegt bei<br />
Richtfunk (RIFU) stets eine Punkt zu Punkt Verbindung vor, also die<br />
übertragungstechnische Verbindung zwischen zwei festen <strong>Funk</strong>stellen.<br />
Richtfunk bietet Alternativen zu kabel- bzw. leitungsgebundenen Systemen<br />
und hilft aufwendige und langwierige Grabungsarbeiten einzusparen.<br />
Weiters kann das Equipment, sollte es nicht mehr benötigt werden, wieder<br />
abmontiert und an einer anderen Stelle wieder eingesetzt werden.<br />
Als Anwendungen kommen in Betracht:<br />
♦ Zubringer für Mobilfunk Basisstationen<br />
♦ Rundfunk und Fernsehen<br />
♦ Betriebs- und Bündelfunk<br />
♦ Telemetrie<br />
♦ Wetterstationen<br />
♦ Verbindung privater Kommunikationsnetze im Weitverkehr<br />
♦ Zweitwegsicherung bzw. Backup<br />
Die Sendeleistung beträgt weniger als 1 Watt und wird auf die für die<br />
Verbindung erforderliche Qualität automatisch abgeregelt. Damit liegt auch<br />
die Strahlungsintensität weit unter den Grenzwerten, wie sie z.B. für den<br />
Mobilfunk festgelegt sind.<br />
22.2 Mikrowellen<br />
22.2.1 Was sind Mikrowellen?<br />
Als Mikrowellen bezeichnet man elektromagnetische Schwingungen mit<br />
Wellenlängen im cm Bereich, d.h. mit Frequenzen von 3 bis 30 GHz. Sie<br />
bilden innerhalb des Spektrums der elektromagnetischen Wellen die Brücke<br />
zwischen den eigentlichen Radiowellen und der Infrarotstrahlung.<br />
Die Hauptanwendungsgebiete der Mikrowellentechnik<br />
sind:<br />
♦ Nachrichtenübertragung<br />
♦ <strong>Funk</strong>messtechnik (Radar, Entfernungsmesser, Höhenmesser)<br />
♦ Elektrische Erwärmung (Kochen, Industrie, medizinische Zwecke)<br />
♦ Kernphysik, Spektroskopie, Radioastronomie<br />
Die Mikrowellen haben ein ähnliches Verhalten wie die Lichtwellen, d.h. sie<br />
breiten sich annähernd geradlinig aus, lassen sich bündeln, werden<br />
gestreut und reflektiert.<br />
Allgemeines zu Mikrowellen und ihrer Ausbreitung<br />
Auch bei ungehinderter freier Ausbreitung in der Luft werden <strong>Funk</strong>wellen<br />
gedämpft. Es handelt sich hierbei um einen Leistungsverlust des<br />
Empfangssignals, indem nur ein Teil der abgestrahlten Sendeenergie von<br />
der Empfangsantenne wieder aufgenommen werden kann.<br />
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59<br />
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Hindernisse und Wettereinflüsse, wie z.B. in Regengebieten, ergeben<br />
Zusatzdämpfungen. In Frequenzbereichen oberhalb 12 GHz gewinnt der<br />
Niederschlag an Bedeutung und bestimmt die Länge des <strong>Funk</strong>feldes, also<br />
der Richtfunkstrecke.<br />
Prinzip einer Richtfunkverbindung<br />
22.2.2 Die Fresnel Zone<br />
Für eine ungestörte Übertragung muss jedoch eine bestimmte Zone<br />
zwischen Sender und Empfänger frei von Hindernissen aller Art sein, da<br />
sich sonst Interferenzen der direkten Wellen mit den von der Erdoberfläche<br />
reflektierten Wellen ergeben. Diese Zone wird Fresnel Zone genannt. Sie ist<br />
ein Rotationsellipsoid, wobei die Breite b des Ellipsoides von der Entfernung<br />
d zwischen Sender und Empfänger sowie von der Wellenlänge des<br />
<strong>Funk</strong>signals abhängt.<br />
Fresnel Zone<br />
22.3 Richtfunktechnik<br />
Eine Richtfunkstrecke besteht aus zwei Endstellen, die durch ein stark<br />
gebündeltes <strong>Funk</strong>feld verbunden sind. Genau wie beim Rundfunk sind auch<br />
für den Richtfunk nur bestimmte Frequenzen zugelassen, welche vom<br />
regionalen Frequenzbüro verwaltet und genehmigt werden. In Mitteleuropa<br />
übliche Trägerfrequenzen sind 2,1; 3,3; 6; 7; 13; 15; 18; 23; 26; 38 und<br />
50 GHz. Bei den zu übertragenden Daten kann es sich um Audio-, Video-<br />
und Datensignale handeln, die zu einem Basisband zusammengefasst<br />
werden. Das in analoger oder digitaler Form vorliegende Nachrichtensignal<br />
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60<br />
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wird einer Trägerfrequenz aufmoduliert, wobei wegen der besseren<br />
Übertragungseigenschaften Frequenzmodulation (FM) zum Einsatz kommt.<br />
Beim direkten System wird dabei das Basisband unmittelbar in die<br />
hochfrequente Lage umgesetzt. Dem heutigen Standard entsprechend<br />
erfolgt beim indirekten System der Umweg über eine Zwischenfrequenz,<br />
die üblicherweise 70 MHz oder 140 MHz beträgt.<br />
Nach der Umsetzung in die Sendefrequenz gelangt das Signal über einen<br />
Bandpass und ggf. einen Leistungsverstärker als Radiofrequenz (RF) Signal<br />
zur Antenne. Im Empfänger wird das RF Signal aufgenommen und der<br />
Sendevorgang schrittweise rückgängig gemacht, bis das Basisband Signal<br />
wieder verfügbar ist. Die Aufbereitung des Basisbands Signals kann auf<br />
unterschiedliche Weise geschehen. Bei Verwendung von Zeit- und Frequenz<br />
Multiplexverfahren liegt ein analoges Signal vor. In der heutigen Zeit<br />
verwendet man aber fast ausschließlich digitale Verfahren, wobei das<br />
Basisband durch Phasenumtastung (PSK) entsteht.<br />
Prinzip einer Richtfunkstrecke<br />
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61<br />
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22.4 Richtfunk bei der Telekom Austria<br />
Richtfunk wird bei der Telekom Austria AG sowohl für die Kundenheranführung<br />
– Access Bereich eingesetzt als auch im Core Bereich.<br />
Unterteilung von Richtfunk<br />
22.4.1 Access-Richtfunk<br />
Die Indoor Unit (IDU) ist als 19“ Baugruppe ausgeführt und kann dadurch<br />
leicht in die best. Infrastruktur integriert werden. Als Stromversorgung der<br />
IDU dient entweder ein Netzgerät oder der direkte Anschluss an 48 bis 60<br />
V=. Die ODU benötigt keine separate Stromversorgung. Ein koaxiales<br />
Antennenkabel dient als Verbindung zwischen Antenne Outdoor Unit (ODU)<br />
und Modemeinheit (IDU), welches an den örtlichen Blitzschutz<br />
anzuschließen ist. Dabei beträgt die maximale Antennenkabellänge ca. 200<br />
m.<br />
Aufbau einer Access- Richtfunkstrecke<br />
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62<br />
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Outdoor- Unit (Mini Link E)<br />
Indoor Unit (Oben Mini Link C und unten Mini Link E)<br />
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Die momentan bei der TA im Einsatz stehenden Richtfunk Anlagen im<br />
Access Bereich stammen von den Herstellern ALCATEL und ERICSSON.<br />
Dabei werden die lizenzpflichtigen Frequenzen 15 GHz, 23 GHz und 38 GHz<br />
verwendet. Wichtig in diesem Zusammenhang ist es, dass bei niedrigen<br />
Frequenzen größere Distanzen überbrückt werden können.<br />
Weiters haben die Antennengröße, die Bandbreite und die Sendeleistung<br />
weitere Auswirkungen auf die zu erzielende Reichweite.<br />
Im urbanen und dicht verbauten Gebiet kommen eher die<br />
Richtfunksysteme im 23 GHz und 38 GHz-Bereich zum Einsatz. Dabei<br />
können Distanzen von wenigen 100 Metern bis 10 km erreicht werden.<br />
Im ländlichen Raum, wo auch größere Reichweiten benötigt werden,<br />
kommen Anlagen in den 15 GHz Bereichen zur Anwendung. Hier können<br />
die Gegenstellen bis zu 28 km auseinander liegen, wenn auf beiden Seiten<br />
1,2 m große Antennen verwendet werden.<br />
Derzeit werden Richtfunkanlagen im Access Bereich mit folgenden Bandbreiten<br />
errichtet:<br />
♦ 4 x 2 Mbit/s (4 x E1)<br />
♦ 16 x 2 Mbit/s (16 x E1)<br />
♦ 34 + 2 Mbit/s (1 x E3 + 1x E1)<br />
♦ 155 Mbit/s (STM-1)<br />
Als Schnittstelle haben die Endeinrichtungen generell G.703 symmetrisch.<br />
Bei der Ausführung mit 34 Mbit/s steht das Signal unsymmetrisch (koaxial)<br />
zur Verfügung. Sollte als Schnittstelle X.21 gefordert werden, kann mit<br />
Hilfe eines Nachgeschalteten X.21 Konverters (Ulaf+ GTU) auch diese<br />
Übergabeschnittstelle bereitgestellt werden. Seit Mitte 2002 können auch<br />
EtherLink über Richtfunk angeboten werden. Dabei kann sich der Kunde<br />
zwischen folgenden Schnittstellen bzw. Bandbreiten entscheiden:<br />
♦ EtherLink 10 Wirespeed 10BaseT/RJ45<br />
♦ EtherLink 10 Klasse 2 10BaseT/RJ45<br />
♦ EtherLink 100 Klasse 3 100BaseT/RJ45<br />
Dabei wird die Ethernet-Schnittstelle direkt an der IDU per RJ45<br />
abgegriffen und z.B. zu einem Router per CAT5 weitergeführt.<br />
Über einen Richtfunk können sehr viele Dienstleistungen aus dem<br />
umfangreichen Produktportfolio der TA geführt werden. Dabei stellt der<br />
Richtfunk als Medium im ISO/OSI Model lediglich die erste Schichte, also<br />
die Übertragungsschicht, dar. Zur Anwendung kommen folgende Dienste:<br />
♦ 2 Mbit/s (2.048 kbit/s)<br />
♦ LIC+<br />
♦ ISDN Multi<br />
♦ ATM<br />
♦ Ethernet (siehe oben)<br />
22.5 Richtfunk Equipment<br />
22.5.1 Kanal- und Polarisationsweiche<br />
In einem Richtfunksystem können im Allgemeinen mehrere Richtfunk<br />
Signale mit Hilfe einer Kanalweiche zusammengefasst und über eine<br />
gemeinsame Antenne abgestrahlt werden. Eine einzige Kanalweiche ist also<br />
in der Lage, mehrere Richtfunkkanäle und damit mehrere<br />
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Übertragungswege gleichzeitig zwischen zwei Endpunkten zur Verfügung zu<br />
stellen.<br />
Mit Hilfe von Polarisationsweichen lassen sich die von einer Antenne<br />
aufgenommenen, horizontal und vertikal polarisierten Wellen wieder<br />
aufspalten und getrennten Verbrauchern zuführen oder von mehreren<br />
Sendern abgegebene Signale so zusammenfassen, dass sie unterschiedlich<br />
polarisiert über das <strong>Funk</strong>feld übertragen werden. Polarisationsweichen<br />
werden bei Analogrichtfunksystemen auch dann benötigt, wenn Antennen<br />
gleichzeitig als Sende- und Empfangsantennen eingesetzt und die Signale<br />
zur besseren Entkopplung unterschiedlich polarisiert übertragen werden.<br />
Kanal- und Polarisationsweiche<br />
22.5.2 Richtfunkantenne<br />
Die Richtfunktechnik bedient sich des freien Raumes als<br />
Übertragungsmittel. Dabei ist es die Aufgabe der Sendeantenne, die von<br />
den Richtfunksendern abgegebene elektromagnetische Energie - die<br />
Leitungswelle - in eine Raumwelle umzuwandeln, das heißt in den freien<br />
Raum abzustrahlen und dabei zu bündeln. Die Empfangsantenne nimmt<br />
einen Bruchteil der ausgesandten Strahlungsleistung der<br />
elektromagnetischen Raumwelle auf und wandelt sie zurück in eine<br />
Leitungswelle, die über eine<br />
Antennenleitung (meist Holleiter oder<br />
Kaoxialkabel) an den<br />
Richtfunkempfänger abgegeben wird.<br />
Die ausgestrahlte Energie muss so<br />
scharf gebündelt sein, dass die im<br />
Richtfunk kostengünstigen kleinen<br />
Sendeleistungen ausreichen.<br />
Außerdem sollen die außerhalb des<br />
scheinwerferartigen gebündelten<br />
Hauptstrahles ausgesandten und<br />
empfangenen Energienanteile<br />
möglichst klein sein, damit die dem<br />
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Richtfunk zugewiesenen Frequenzen in einem eng vermaschten<br />
Nachrichtennetz in verhältnismäßig geringen räumlichen Abständen<br />
wiederholt ausgenutzt werden können.<br />
Mit zunehmender Frequenz des zu abstrahlenden Signals können kleinere<br />
Richtfunkantennen eingesetzt werden. Dabei steigen auch die<br />
Anforderungen an die Genauigkeit in der Produktion und bei der Montage<br />
der Antennen. Weiters nimmt mit zunehmender Frequenz aber auch der<br />
dämpfende und störende Einfluss durch Niederschlag zu. In unmittelbarer<br />
Nähe des Strahlers wirken sich Regen und Schnee besonders stark aus.<br />
Deshalb wird die Richtfunkantenne, abhängig natürlich vom Einsatzstandort<br />
und den Einsatzbedingungen, häufig mit Material abgedeckt. Solche<br />
Abdeckungen werden oft Radom genannt. Kleine Antennen bis 60 cm<br />
Durchmesser können auch zusammen mit einem Wetterschutzgehäuse eine<br />
kompakte Einheit für den Außeneinsatz bilden. Die Verluste durch die<br />
Abdeckungen sind vernachlässigbar klein.<br />
22.5.3 Hohlleiter<br />
Zur Führung der Mikrowellen, zum Beispiel vom Sender bis zur Antenne<br />
oder von der Antenne bis zum Empfänger, werden entweder Hohlleiter<br />
bzw. Koaxialkabel verwendet.<br />
22.5.4 Umlenkung<br />
Bei allen Richtfunksystemen benötigt man eine direkte Sichtverbindung<br />
zwischen den Endstellen. Jedoch ist beim Aufbau von<br />
Richtfunkverbindungen dies nicht immer möglich. Wo dies nicht gegeben<br />
ist, kann die Übertragung statt über eine dritte (aktive)<br />
<strong>Funk</strong>übertragungsstelle eventuell auch mit Hilfe eines passiven Relais, z.B.<br />
einer ebenen Metallplatte ausreichender Größe, durchgeführt werden. Dies<br />
ist der Fall, wenn eine Richtfunkverbindung über hügeliges Gelände führt<br />
und eine <strong>Funk</strong>übertragungsstelle abgeschattet in einem Talkessel<br />
aufgebaut werden muss.<br />
Richtfunkumlenkungen<br />
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Die Wirkfläche eines Umlenkspiegels wird von seiner geometrischen Größe<br />
bestimmt, das heißt je größer der Spiegel, umso kleiner die<br />
Umlenkdämpfung, also der Signalverlust. Die Form eines Umlenkspiegels<br />
hat bei gleichbleibender Fläche lediglich Einfluss auf seine<br />
Richtcharakteristik.<br />
Umlenkspiegel haben normalerweise eine Fläche von 1.4 m² bis 32 m². Ab<br />
16 m² sind die Spiegel in Teile gegliedert, die durch Dehnfugen<br />
voneinander getrennt sind. Damit können die meisten Klimabedingungen<br />
gut eingehalten werden. Eine weitere passive Lösung für die Umlenkung<br />
einer Richtfunkstrecke stellt die Rücken an Rücken Anordnung zweier<br />
Antennen dar. Die eingestrahlte Energie wird dabei über einen Hohlleiter<br />
zwischen den Antennen weitergeleitet. Eine Verstärkereinheit oder aktive<br />
Sende- und Empfangseinheiten, die eine Energiezufuhr voraussetzen, sind<br />
hierbei nicht notwendig.<br />
RIFU Umlenkung Valluga (32 m²)<br />
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