Sematik II
Sematik II
Sematik II
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Semantische Wortfelder<br />
Es lassen sich Worte in sog. Wortfelder gruppieren (nach<br />
Ähnlichkeit der semantischen Merkmale):<br />
Bewegungsverben:<br />
gehen, laufen, schwimmen, fliegen, hüpfen, rollen,<br />
gleiten, ....<br />
Verben des Besitzwechsels:<br />
kaufen, verkaufen, schenken, erben, vermieten, mieten,<br />
stehlen, ...<br />
Farbausdrücke:<br />
rot, gelb, orange, violet, ....<br />
Fürs Englische: Beth Levin’s English Verb Classes<br />
Weltwissen<br />
Diese Relationen spielen bei der künstlichen Intelligenz (KI/AI)<br />
eine grosse Rolle, denn es geht darum, auf Grund von<br />
gemeinsamen Weltwissen sich unterhalten zu können und<br />
unsinnige Aussagen zu identifizieren.<br />
Zum Beispiel:<br />
Der Papst ist schwanger.<br />
Der Baum hat blonde Blätter.<br />
Peter trinkt gerne Stampfkartoffeln.<br />
Der Kaffeesatz schläft.<br />
In der Literatur wird das Sortenverletzung/Verletzung der<br />
Selektionsbeschränkungen genannt.<br />
Weitere Bedeutungsrelationen<br />
Hyponymie: semantische Unterordnung (Amsel ! Vogel); wird nur<br />
bedingt sprachlich kodiert (Blaumeise, Kohlmeise, Schwanzmeise ...<br />
! Meise)<br />
Hyperonymie: semantische Überordnung (Tier ist Hyperonym zu<br />
Kuh); wird nicht sprachlich kodiert<br />
Meronymie: Teil-Ganzes-Relation (Arm – Körper, Finger – Hand)<br />
kodiert in denominalen Präfixverben mit ent- als Beziehung<br />
zwischen Basisnomen und direktem Objekt (enthaupten, enthaaren,<br />
entchloren ...)<br />
WordNet<br />
http://wordnet.princeton.edu<br />
Art Thesaurus zu Wortbedeutungen und semantischen Relationen<br />
untereinander.<br />
Anfangs ausschliesslich durch psycholinguistische<br />
Untersuchungen motiviert, heute mehr durch<br />
computerlinguistische Applikationen (Desambiguierung bei<br />
maschineller Übersetzung, Hilfe bei Frage-Antwort Systemen).<br />
Fürs Englische ziemlich umfangreich, Wortnetze für andere<br />
Sprachen sind in Entwicklung (GermanNet, etc.)
WordNet Bedeutung<br />
Objektsprache vs. Metasprache<br />
Wenn ein Ausdruck definiert oder erklärt werden soll, dann<br />
muss unterschieden werden zwischen dem Ausdruck (dem<br />
"Objekt" der Definition) und dem, was über ihn gesagt wird:<br />
"Snow is white" bedeutet: Schnee ist weiß.<br />
Ich habe “nein” gesagt, nicht “herein”.<br />
So wie man das Deutsche als Metasprache benutzen kann, um<br />
einen englischen Ausdruck zu erklären, kann man mathematischlogische<br />
Werkzeuge benutzen, um Bedeutung präzise zu erfassen.<br />
Diese Einsicht geht auf den Mathematiker und Philosophen<br />
Gottlob Frege (1848-1925) zurück.<br />
Wie bekommt man “Bedeutung” überhaupt zu fassen?<br />
Bisher:<br />
1) Denotation eines Wortes (worauf zeigt es in der Welt?)<br />
2) Konnotation eines Wortes (assoziierte Werte)<br />
3) Semantische Relationen zwische Wörten (Meronymie,<br />
Hypernomie, Antonymie), aus denen Schlüsse gezogen<br />
werden können.<br />
4) Syntaktische und morphologische Struktur, die<br />
bestimmt, wie Einzelteile zusammengesetzt werden<br />
sollten (z.B. Komposita, PP-Attachment).<br />
Was brauchen wir noch?<br />
Fragen:<br />
s<br />
Satzlogik<br />
1) Welche Bedeutungsbeziehung besteht zwischen einem<br />
Ausdruck und seinen Bestandteilen?<br />
2) Was ist die Bedeutung eines Satzes?<br />
Der Kühlschrank rattert, und draußen ist es schon dunkel.<br />
Nennen wir mal den Satz abstrakt “s” (wie in der Mathematik).<br />
Was folgt aus s?<br />
s ! Draußen ist es schon dunkel<br />
s ! Der Kühlschrank rattert
Satzlogik: Wahrheitsbedingungen<br />
Die Entscheidung, ob ein Satz überhaupt wahr ist, scheint ein<br />
wichtiger Teil von Bedeutung zu sein.<br />
Also muss (u.a.) man die Wahrheitsbedingungen eines<br />
Satzes ermitteln.<br />
s<br />
Der Kühlschrank rattert, und draußen ist es schon dunkel.<br />
Da s ein “und” enthält ist s nur dann wahr, wenn auch beide<br />
Teilsätze wahr sind.<br />
p: Draußen ist es schon dunkel<br />
q: Der Kühlschrank rattert<br />
Satzlogik: Wahrheitsbedingungen<br />
George Boole (1815-64):<br />
! Logische Verknüpfungen können als eine Algebra<br />
! aufgefasst werden, mit einem Vorrat an "Elementen" und<br />
! einer "Verknüpfungsoperation" — genauso wie z.B.<br />
! Multiplikation mit Zahlen<br />
D.h. mit Bedeutungen kann man auch rechnen.<br />
Satzlogik: Wahrheitsbedingungen<br />
Man kann einen “und” Satz mit einer elektronischen Schaltung<br />
vergleichen:<br />
1<br />
0<br />
1<br />
1<br />
Konvention (wie in der Mathematik/Informatik):!<br />
! Wenn ein Satz falsch ist, hat er den Wahrheitswert 0<br />
! Wenn ein Satz wahr ist, hat er den Wahrheitswert 1<br />
&<br />
&<br />
Satzlogik: Wahrheitsbedingungen<br />
Satzverknüpfungen sind wahrheitsfunktional<br />
(d.h., sie bilden Wahrheitswerte auf einen neuen Wahrheitswert ab).<br />
s<br />
Der Kühlschrank rattert, und draußen ist es schon dunkel.<br />
p: Draußen ist es schon dunkel q: Der Kühlschrank rattert<br />
Die Bedeutung von "und" kann in einer Wahrheitstafel dargestellt<br />
werden. Der Junktor “&” steht für “und”.<br />
p! q! ! p & q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 0<br />
0! 1! ! 0<br />
0! 0! ! 0<br />
0<br />
1
Satzlogik: Weitere Junktoren<br />
Es gibt noch weitere sprachlich relevante Junktoren:<br />
oder: "<br />
äquivalent zu/mit: # (Bikonditional)<br />
wenn, dann: ! (materiale Konditional)<br />
nicht: ¬<br />
N.B.: Bei &, " und # spielt die<br />
Reihenfolge keine Rolle.<br />
p! q! ! p " q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 1<br />
0! 1! ! 1<br />
0! 0! ! 0<br />
Bedeutung<br />
p! q! ! p # q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 0<br />
0! 1! ! 0<br />
0! 0! ! 1<br />
Wir können uns nun wieder fragen: ist s eine wahre Aussage?<br />
s<br />
Der Kühlschrank rattert, und draußen ist es schon dunkel.<br />
p: Draußen ist es schon dunkel q: Der Kühlschrank rattert<br />
Nehmen wir mal an, dass q wahr ist (q=1) und p nicht (p=0).<br />
p! q! ! p & q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 0<br />
0! 1! ! 0<br />
0! 0! ! 0<br />
Dann ist s=0 und unser Informant hat uns angelogen!<br />
(Wer weiss warum.)<br />
Satzlogik: Wahrheitstafeln<br />
nicht (¬): einstellig (also eigentlich kein Junktor)<br />
! ! ! schaltet Wahrheitswert einfach um<br />
p! ¬ p<br />
1! 0<br />
0! 1<br />
Konvention: Negation wird immer direkt mit dem<br />
nächsten Symbol kombiniert: ¬ p&q<br />
Wenn man sagen will, “nicht p & nicht q” muss<br />
man also schreiben: ¬ (p&q) (oder ¬ p& ¬ q)<br />
wenn, dann: ! Hier spielt die Reihenfolge eine Rolle.<br />
p! q! ! p ! q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 0 (eigentlich unmöglich)<br />
0! 1! ! 1<br />
0! 0! ! 1<br />
Bedeutung<br />
Aber, woher wissen wir eigentlich, ob p und q wahr sind?<br />
s<br />
Der Kühlschrank rattert, und draußen ist es schon dunkel.<br />
p: Draußen ist es schon dunkel q: Der Kühlschrank rattert<br />
Wir müssen also tiefer in die Bestandteile des Satzes<br />
(Satzsemantik) eintauchen.
Satzsemantik<br />
Fangen wir mal mit einfachen Sätzen an.<br />
s: Der Kühlschrank rattert<br />
Dieser Satz ist noch zu kompliziert, denn er enthält einen<br />
Artikel (Artikel in der Semantik sind noch schwieriger als in<br />
der DP Syntax).<br />
Eigennamen dagegen sind einfacher (weil sie eine einfache<br />
Denotation haben), also:<br />
s: Peter rattert.<br />
oder, noch besser:<br />
Satzsemantik<br />
s: Peter grinst.<br />
Aber wie finden wir heraus, ob die Funktion grinst, angewandt auf<br />
Peter, etwas Wahres oder etwas Falsches ergibt?<br />
grinst(Peter)=y<br />
Antwort: wir müssen uns in der Welt umschauen, ob die<br />
Aussage stimmt.<br />
Z.B. hier in der Welt der Einf. in die Linguistik im Audimax:<br />
1) Gibt es einen Peter in dieser Welt?<br />
2) Gehört dieser Peter zu der Gruppe der Grinsenden?<br />
grinst(Peter)=0<br />
Satzsemantik<br />
Der Wahrheitswert von s kann ermittelt werden, in dem man<br />
“errechnet”, was die Aussage des Satzes ist.<br />
s: Peter grinst.<br />
Der Satz hat ein Prädikat grinst. Dieses Prädikat ist einstellig.<br />
grinst(x)<br />
Parallel zu mathematischen Funktionen kann der Wahrheitswert<br />
y ermittelt werden, in dem die Funktion “grinst” auf ein<br />
Argument “x” angewandt wird.<br />
f(x)=y<br />
Das Argument von grinst in Satz s ist Peter.<br />
Bei der Frage:<br />
grinst(Peter)=y<br />
Extension<br />
1) Gibt es einen Peter in dieser Welt?<br />
geht es um die Extension von dem Namen “Peter”<br />
Extension: Klasse der Elemente, auf die sich ein Ausdruck bezieht<br />
Also, die Extension von dem Namen “Peter” ist eine Menge<br />
von Personen in der Welt, die Peter heißen.<br />
Formal: ||Peter|| = {Peter1, Peter2, Peter3}<br />
Dieses bedeutet: Die Extension von dem Namen ||Peter||<br />
sind diverse Individuen (Peter1, Peter2, etc.).
Extension<br />
Was ist die Extension von ||grinst(Peter)||?<br />
Die Frage, ob es ein Individuum Peter gibt, das grinst.<br />
Die Extension eines Satzes ist also sein Wahrheitswert!<br />
||grinst(Peter)|| = 1<br />
Sehen wir uns das noch genauer an....<br />
Individuen:<br />
||Allison||(M)={Allison}<br />
||Hans||(M)={Hans}<br />
||Heinrich||(M)={Heinrich}<br />
||Inga||(M)={Inga}<br />
||Jessica||(M)={Jessica}<br />
||Klaus||(M)={Klaus}<br />
||Peter||(M)={Peter}<br />
||Susanne||(M)={Susanne}<br />
Modelle<br />
Modelle<br />
Formal wird das ganze so geschrieben:<br />
Wir nehmen ein Modell der Welt an, nennen wir es M.<br />
Diese Welt M besteht aus Prädikaten (z.B. “grinst”) und<br />
Individuen (z.B. “Peter”).<br />
Prädikate:<br />
||grinst||(M)={Peter, Inga, Hans, Jessica}<br />
||smst||(M)={Susanne, Klaus}<br />
||schläft||(M)={Allison, Heinrich}<br />
||weiblich||(M)={Allison, Inga, Jessica, Susanne}<br />
||männlich||(M)={Peter, Hans, Klaus, Heinrich}<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}<br />
Modelle<br />
Nun kann man Aussagen machen, und überprüfen, ob diese<br />
Aussagen korrekt sind.<br />
s: Heinrich schläft.<br />
||schläft(Heinrich)|| = 1<br />
genau dann, wenn (gdw.) ! Heinrich $ ||schläft||<br />
(d.h., wenn Heinrich eine Element von der Extension<br />
von “schläft” ist).<br />
1) Gibt es überhaupt ein Individuum Namens Heinrich?<br />
Ja, denn: ||Heinrich||(M)={Heinrich}<br />
2) Ist Heinrich in der Menge der Schlafenden?<br />
Ja, denn: ||schläft||(M)={Allison, Heinrich}
Noch ein Beispiel:<br />
||grinst(Allison)|| = 1<br />
Modelle<br />
s: Allison grinst.<br />
gdw. ! Allison $ ||grinst||<br />
1) Gibt es überhaupt ein Individuum Namens Allison?<br />
Ja, denn:! ||Allison||(M)={Allison}<br />
2) Ist Allison in der Menge der Grinsenden?<br />
Nein: ! ||grinst||(M)={Peter, Inga, Hans, Jessica}<br />
Also: ||grinst(Allison)|| = 0<br />
Modelle<br />
Man könnte nun auch so Aussagen machen, wie:<br />
s: Alle Männer schlafen.<br />
t: Jemand smst.<br />
Ein schneller Blick in unsere Welt M zeigt, dass beide<br />
Aussagen falsch sind.<br />
Aber wie wird das formal “errechnet”?<br />
Noch ein Beispiel:<br />
||smst(Anjum)|| = 1<br />
Modelle<br />
s: Anjum smst.<br />
gdw. ! Anjum $ ||smst||<br />
1) Gibt es überhaupt ein Individuum Namens Anjum in unserer<br />
Welt M?<br />
Nein:! ! ||Allison||(M)={Allison}, ||Hans||(M)={Hans},<br />
! ! ||Heinrich||(M)={Heinrich}, ||Inga||(M)={Inga},<br />
! ! ||Jessica||(M)={Jessica}, ||Klaus||(M)={Klaus},<br />
! ! ||Peter||(M)={Peter}, ||Susanne||(M)={Susanne}<br />
Also: ||smst(Anjum)|| = 0<br />
Modelle<br />
Hier nochmal unsere kleine Welt, die Welt M:<br />
Prädikate:<br />
||grinst||(M)={Peter, Susanne, Inga, Hans, Jessica}<br />
||smst||(M)={Susanne, Klaus}<br />
||schläft||(M)={Allison, Heinrich}<br />
||weiblich||(M)={Allison, Inga, Jessica, Susanne}<br />
||männlich||(M)={Peter, Hans, Klaus, Heinrich}<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}
Individuen:<br />
||Allison||(M)={Allison}<br />
||Hans||(M)={Hans}<br />
||Heinrich||(M)={Heinrich}<br />
||Inga||(M)={Inga}<br />
||Jessica||(M)={Jessica}<br />
||Klaus||(M)={Klaus}<br />
||Peter||(M)={Peter}<br />
||Susanne||(M)={Susanne}<br />
Konstanzer(x)<br />
Modelle<br />
Variablen<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
smst(x)<br />
Das “x” ist eine Variable. Die Variable steht für ein mögliches<br />
Individuum in einer Welt.<br />
Ob es so ein Individuum gibt, muss noch festgestellt werden.<br />
In der Welt M gibt es sogar 2 Individuen, die Konstanzer sind.<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}<br />
Also ist Konstanzer(x) wahr.<br />
Genauer, wenn x=Peter ist, dann: ||Konstanzer(Peter)|| = 1<br />
wenn x=Susanne, dann: ||Konstanzer(Susanne)|| = 1<br />
Variablen<br />
Fangen wir mal mit dieser Aussage an:<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
Wir können nicht (wie gehabt) erstmal fragen, ob es überhaupt<br />
ein Individuum Konstanzer gibt, denn “Konstanzer” sein ist eine<br />
Eigenschaft (also ein Prädikat).<br />
Wenn wir uns den Satz genauer ansehen, stellen wir fest, dass wir<br />
2 Dinge überprüfen müssen”<br />
1) Gibt es ein Individuum, das Konstanzer ist?<br />
Konstanzer(x)<br />
2) Gibt es ein Individuum, das smst?<br />
Dasselbe gilt für:<br />
Variablen<br />
smst(x)<br />
smst(x)<br />
Es muss festgestellt werden, ob es so ein Individuum gibt.<br />
In der Welt M gibt es wiederum 2 Individuen, die smsen.<br />
Also ist smst(x) wahr.<br />
||smst||(M)={Susanne, Klaus}<br />
Genauer, wenn x=Klaus ist, dann: ||smst(Klaus)|| = 1<br />
wenn x=Susanne, dann: ||smst(Susanne)|| = 1<br />
Also in unserer Welt M: q: smst(x)=1 p: Konstanzer(x)=1<br />
Aber, wie stellen wir fest, ob t wahr ist?<br />
t: Ein Konstanzer smst.
Variablen<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
Wie sollen die Teilaussagen verbunden werden?<br />
Also: t = p & q<br />
p: Konstanzer(x)=1<br />
q: smst(x)=1<br />
Wir haben schon Junktoren kennengelernt, die genau dafür<br />
geeignet sind, Teilaussagen zu verbinden.<br />
& (&), ", #, !, ¬<br />
In unserem Fall ist das “und” (&/&) relevant: der Satz ist wahr<br />
wenn es ein x gibt, das Konstanzer ist und gleichzeitig smst.<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
d.h.: t = Konstanzer(x) & smst(x)<br />
Existenzquantor<br />
%x (Konstanzer(x) & smst(x))<br />
“Es existiert ein x, das die Eigenschaft hat, dass es Konstanzer<br />
ist, und dass es smst”<br />
Für den Computer funktioniert der Existenzquantor als eine sehr<br />
präzise Instruktion.<br />
Instruktion: Suche alle Individuen des gegebenen Modells<br />
durch, und sobald du irgendein Individuum findest, das, für x<br />
eingesetzt, die Prädikate wahr macht, kannst du aufhören und<br />
notieren, dass die Aussage wahr ist. Wenn kein solches<br />
Individuum gefunden werden kann, ist die Aussage falsch.<br />
Existenzquantor<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
t = Konstanzer(x) & smst(x)<br />
Die Teilaussagen hatten wir schon überprüft, aber wir haben<br />
nicht sichergestellt, dass es jeweils dasselbe Individuum ist, dass<br />
die Teilaussagen wahr macht.<br />
Es hat uns ja auch noch niemand gesagt, dass das nötig ist (wir,<br />
die Deutsch können, wissen das das gemeint ist, aber wie soll das<br />
ein Computer wissen?).<br />
Diese weitere Instruktion zur Überprüfung des Wahrheitswertes<br />
kann sehr praktisch mittels des Existenzquantors % ausgedrückt<br />
werden:<br />
%x (Konstanzer(x) & smst(x))<br />
t: Ein Konstanzer smst.<br />
Also, nochmal:<br />
Existenzquantor<br />
%x (Konstanzer(x) & smst(x))<br />
1) Durchsuchen der Welt für relevante Informationen:<br />
||smst||(M)={Susanne, Klaus}<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}<br />
2) Susanne und Klaus sind z.B. mögliche Werte für x.<br />
Probieren wir es mit x=Susanne für beide Teilaussagen.<br />
||smst(Susanne)|| = 1 ||Konstanzer(Susanne)|| = 1<br />
Jawoll! Fertig!!
Existenzquantor<br />
Jetzt muss man noch sicherstellen, dass es auch tatsächlich<br />
ein Individuum Susanne in dieser Welt gibt:<br />
||Susanne||(M)={Susanne}<br />
Das gibt es, also sind wir wirklich fertig!<br />
Um die anderen Individuen —Klaus und Peter—brauchen wir<br />
uns nicht zu kümmern, denn wir haben ja schon ein Individuum<br />
gefunden und mehr brauchen wir nicht!<br />
Noch ein Beispiel:<br />
Existenzquantor<br />
t: Ein Konstanzer schläft.<br />
1) Übersetzung der Aussage in logische Formel:<br />
t = %x (Konstanzer(x) & schläft(x))<br />
2a) Durchsuchen der Welt<br />
||schläft||(M)={Allison, Heinrich}<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}<br />
2b) Ausprobieren von Werten für x<br />
x=Allison<br />
||schläft(Allison)|| = 1 ||Konstanzer(Allison)|| = 0<br />
x=Heinrich ||schläft(Heinrich)|| = 1 ||Konstanzer(Heinrich)|| = 0<br />
x=Peter ||schläft(Peter)|| = 0 ||Konstanzer(Peter)|| = 1<br />
x=Susanne ||schläft(Susanne)|| = 0 ||Konstanzer(Susanne)|| = 1<br />
Existenzquantor<br />
t: Ein Konstanzer smst. %x (Konstanzer(x) & smst(x))<br />
Formale Ermittlung des Wahrheitswertes:<br />
1) Übersetzung der Aussage in logische Formel:<br />
t = %x (Konstanzer(x) & smst(x))<br />
2) Durchsuchen der Welt und Ausprobieren von Werten für x:<br />
t = Konstanzer(Susanne) & smst(Susanne)<br />
3) Einsetzen der Wahrheitswerte der Teilaussagen:<br />
t = 1 & 1<br />
4) Errechnen des Wahrheitswertes von t gemäß Wahrheitstafel:<br />
t = 1<br />
Die Aussage ist in der Welt M wahr!<br />
Existenzquantor<br />
t: Ein Konstanzer schläft. t = %x (Konstanzer(x) & schläft(x))<br />
3) Einsetzen der Wahrheitswerte der Teilaussagen:<br />
Egal welchen möglichenWert für x man nimmt, es kommt<br />
folgende Kombination heraus:<br />
t = 1 & 0<br />
4) Errechnen des Wahrheitswertes von t gemäß Wahrheitstafel:<br />
t = 0<br />
Die Aussage ist in der Welt M falsch.
Existenzquantor<br />
Korrespondenz zwischen Sprache und Logik (Metasprache):<br />
Ein Konstanzer schläft.<br />
%x (Konstanzer(x) & schläft(x))<br />
Man sagt, dass der Existenzquantor die Variable bindet.<br />
D.h., ohne den Quantor wüssten wir nicht, wie wir<br />
dieVariable zu interpretieren haben und somit auch keinen<br />
Wahrheitswert ermitteln könnten.<br />
s: Alle Konstanzer grinsen.<br />
All-Aussagen<br />
Wenn wir wie vorher den “und” Junktor nehmen, dann würde das<br />
bedeuten: “Alle x in unserer Welt sind Konstanzer und alle x<br />
grinsen.”<br />
s = 'x (Konstanzer(x) & grinst(x))<br />
Aber das ist nicht, was s aussagt.<br />
& (&), ", #, !, ¬<br />
s = 'x (Konstanzer(x) ? grinst(x))<br />
Richtige Interpretation: “Für alle x, ist es so, dass<br />
wenn sie Konstanzer sind, dann grinsen sie auch.”<br />
Also: s = 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
All-Aussagen<br />
Wie gehen wir nun mit Sätzen dieser Form um?<br />
s: Alle Konstanzer grinsen.<br />
Hier geht es nicht um ein einziges Individuum, sondern um<br />
mehrere.<br />
Interpretation: “Für alle x, die Konstanzer sind, ist es<br />
so, dass sie grinsen.”<br />
Für diese Situation ist der Universalquantor (oder All-Quantor) '<br />
fast wie gemacht.<br />
s = 'x (Konstanzer(x) ? grinst(x))<br />
Aber was ist die Beziehung zwischen den Teilaussagen?<br />
s: Alle Konstanzer grinsen.<br />
Kontext: welche Welt?<br />
s = 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
Es sollte klar sein, dass die Aussage “alle” nicht immer in Bezug<br />
auf das gesamte Universum interpretiert werden kann, sondern<br />
auf die Welt, d.h., den Kontext, um die/den es gerade geht.<br />
Situation, Manchester vor 2 Jahren — Mutter und Sohn (ca. 6<br />
Jahre alt) müssen zum Fussballtraining und sind dabei, ihr Haus<br />
zu verlassen:<br />
Welt (Kontext): Haus<br />
Mutter an ihren Sohn:<br />
Sohn an Mutter:<br />
Welt (Kontext): gesamtes Universum<br />
“Please shut all the doors.”<br />
“I can’t possibly, there are too many.”<br />
(in the world).”
Universalquantor<br />
s: Alle Konstanzer grinsen. s = 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
Berechnen wir nun also nach gerade erprobter Methode den<br />
Wahrheitswert der Aussage in unserer Welt M:<br />
2a) Durchsuchen der Welt<br />
||grinst||(M)={Peter, Susanne, Inga, Hans, Jessica}<br />
||Konstanzer||(M)={Peter, Susanne}<br />
2b) Ausprobieren von Werten für x<br />
x=Peter ||Konstanzer(Peter)|| = 1<br />
x=Susanne<br />
x=Inga<br />
x=Hans<br />
||grinst(Peter)|| = 1<br />
||Konstanzer(Susanne)|| = 1 ||grinst(Susanne)|| = 1<br />
||Konstanzer(Inga)|| = 0 ||grinst(Inga)|| = 1<br />
||Konstanzer(Hans)|| = 0 ||grinst(Hans)|| = 1<br />
x=Jessica ||Konstanzer(Jessica)|| = 0 ||grinst(Jessica)|| = 1<br />
Universalquantor<br />
Die Individuen, die keine Konstanzer sind, spielen de facto<br />
keine Rolle bei der Auswertung des Wahrheitswerts der<br />
Aussage.<br />
Alle Konstanzer grinsen.<br />
'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
Quantor Restriktor<br />
(restringiert die Menge der<br />
Individuen, um die es geht)<br />
Kernbereich (Nucleus)<br />
Universalquantor<br />
s: Alle Konstanzer grinsen. s = 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
3) Einsetzen der Wahrheitswerte der Teilaussagen:<br />
||Konstanzer(Peter)|| = 1 ||grinst(Peter)|| = 1<br />
||Konstanzer(Susanne)|| = 1 ||grinst(Susanne)|| = 1<br />
||Konstanzer(Inga)|| = 0 ||grinst(Inga)|| = 1<br />
||Konstanzer(Hans)|| = 0 ||grinst(Hans)|| = 1<br />
||Konstanzer(Jessica)|| = 0 ||grinst(Jessica)|| = 1<br />
Wahrheitstabelle:<br />
p! q! ! p ! q<br />
1! 1! ! 1<br />
1! 0! ! 0<br />
0! 1! ! 1<br />
0! 0! ! 1<br />
Negation<br />
s = 1<br />
1 ! 1<br />
1 ! 1<br />
0 ! 1<br />
0 ! 1<br />
0 ! 1<br />
Denn für jeden Wert x, der<br />
in der Welt M überprüft<br />
wird, ist die Aussage wahr.<br />
Negation kann immer auf eine Aussage angewandt werden:<br />
dann wird der Wahrheitswert umgekehrt (1 wird zu 0, 0 wird<br />
zu 1).<br />
Beim Universalquantor passiert was interessantes:<br />
¬ 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x))<br />
Dies bedeutet, dass nicht alle Konstanzer grinsen.<br />
Also, es gibt mindestens einen Konstanzer, der/die nicht grinst.<br />
Also: %x (Konstanzer(x) & ¬ grinst(x))<br />
Also bikonditionale Relation:<br />
¬ 'x (Konstanzer(x) ! grinst(x)) # %x (Konstanzer(x) & ¬ grinst(x))