Neue Leitung, neues Team! - madergrafisch
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T R A C H T I N S A L Z B U R G / K A P I T E L 3<br />
Regionale Trachten –<br />
modern interpretiert<br />
Während der gesellschaftsstrukturierenden<br />
Kleiderordnungen durch Standestrachten<br />
wurde das Gewand nicht wie heute bestimmten<br />
Regionen zugeordnet, sondern<br />
diente in erster Linie der Zuordnung unterschiedlicher<br />
sozialer Stellungen innerhalb<br />
der Gesellschaft. Erst im Zuge von wissenschaftlichen<br />
Forschungen über ländliche<br />
Kleidung und zunehmender Fokussierung<br />
dieser auf die bäuerliche Kleidung wurden<br />
daraus im 19. Jh. regional zuordenbare<br />
Gruppenkleidungen. In Salzburg haben sich<br />
seitdem eine Vielzahl von regionalen Alltagstrachten<br />
und Festtrachten in Erinnerung<br />
an alte Standestrachten etabliert.<br />
Trachtenerneuerung für elitäre<br />
Schichten, Henndorfer Dirndl, 1915<br />
Die mit der Trachtenerneuerung befassten<br />
Personen bzw. Arbeitsgruppen sind seither<br />
bestrebt, aufgrund historischer Vorlagen<br />
neue, dem Stil und Geschmack der Zeit<br />
entsprechende Modelle zu erarbeiten und<br />
dabei besondere, meist handgearbeitete Details<br />
alter Trachten zu neuem Leben zu erwecken.<br />
Das Salzburger Heimatwerk ist seit<br />
seiner Gründung kompetent und federführend<br />
für eine behutsame und kontinuierliche<br />
Trachtenerneuerung tätig.<br />
Nicht zuletzt durch die heimatwerklichen<br />
Bestrebungen für einen offenen, liberalen<br />
Umgang, für ein lustvolles Spiel von Tracht<br />
mit Mode, abseits jeglicher Ideologien haben<br />
wir heute in allen Salzburger Gauen und<br />
auch in der Stadt Salzburg eine lebendige<br />
20 www.sbglandjugend.at<br />
Vielfalt von Alltags- und Festtrachten.<br />
Vielfalt in der Einheit ist die Devise und so<br />
werden heute Trachten und Dirndl mit unterschiedlichen<br />
Rocklängen, Ausschnitten,<br />
Verarbeitungsdetails sowie Material- und<br />
Farbkombinationen, dem Geschmack und<br />
Stil der jeweiligen Dame entsprechend, getragen.<br />
Trachtenmappen 1964:<br />
Pongauer Festtrachten<br />
In jüngster Zeit ist ein <strong>neues</strong> Phänomen,<br />
ein Bedürfnis zur Schaffung von „Orts -<br />
trachten“ zu beobachten. Ausgehend von<br />
Oberösterreich kommt dieser Trend auch<br />
bei uns zusehends in Mode. War es in<br />
der Vergangenheit bereits schwierig, bestimmte<br />
Talschafts – oder Regionstrachten<br />
aufzuzeigen, ist es, wie ich meine,<br />
noch ungleich schwieriger, sogenannte<br />
Orts trachten in Erinnerung an alte<br />
Trachten zu schaffen, da Tracht immer<br />
eine Summe aller in einer Gegend<br />
getragenen Ausformungen ist. Allein<br />
die Verwendung eines Knopfes mit<br />
Ortswappen macht aus einer Regionaltracht<br />
noch keine Ortstracht. Oder<br />
nur, weil eine Ortslinde grün ist,<br />
davon einen lindgrünen Dirndloberteil<br />
als besonderes Merkmal für eine Ortstracht<br />
abzuleiten, zeugt auch nicht<br />
gerade von großer Kreativität in Erinnerung<br />
an die alten Trachten. Ob dieses<br />
Phänomen zu qualitätsvoller Vielfalt<br />
in der Einheit führt oder das Gegenteil<br />
bewirkt, wird sich weisen, spannend ist<br />
es allemal.<br />
Im nächsten und abschließenden Kapitel<br />
betrachten wir Tracht als Phänomen unserer<br />
Zeit.<br />
HANS KÖHL, Salzburger Heimatwerk<br />
www.salzburgerheimatwerk.at