Grenzen der Pestizidanalytik - Greenpeace
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1. Einleitung<br />
Die seit einigen Jahren anhaltende Diskussion um sichere und gesunde<br />
Lebensmittel sowie die regelmäßig auftretenden Lebensmittelskandale<br />
haben zu einer immer größer werdenden Sensibilisierung <strong>der</strong><br />
Öffentlichkeit und insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Verbraucher geführt. Im Fokus<br />
stehen dabei neben hygienischen Aspekten insbeson<strong>der</strong>e Fragen nach<br />
einer möglichen Belastung <strong>der</strong> Produkte mit unerwünschten Stoffen.<br />
Betrachtet man pflanzliche Lebensmittel, drehen sich die Diskussionen<br />
vor allem um die Problematik von Pestizidrückständen. Seit Jahren<br />
werden in Obst und Gemüse überhöhte Rückstände gefunden. Es stellt<br />
sich jedoch die Frage nach <strong>der</strong> Aussagekraft dieser Befunde: Weltweit<br />
sind etwa 1.350 unterschiedliche Pflanzenschutzmittelwirkstoffe bekannt<br />
1 . Ob diese allerdings auch laboranalytisch bei den deutschen<br />
staatlichen Untersuchungslaboratorien in <strong>der</strong> Routine erfasst werden, ist<br />
fraglich. Pestizidhersteller sind im Rahmen <strong>der</strong> Markteinführung neuer<br />
Pestizidpräparate nach Pflanzenschutzgesetz (§ 12 Abs. 3 in Verbindung<br />
mit § 15 Abs. 1) dazu verpflichtet, laboranalytische Methoden zu<br />
veröffentlichen, mit denen diese Pestizide analytisch nachgewiesen<br />
werden können. Es ist jedoch unklar, ob diese in <strong>der</strong> Routine bei <strong>der</strong><br />
deutschen Lebensmittelüberwachung zum Einsatz gebracht werden,<br />
zumal veröffentlichte Analysespektren von Kontrollprogrammen deutlich<br />
weniger als 1.350 Pestizidwirkstoffe berücksichtigen.<br />
Ziel dieses im Auftrag von <strong>Greenpeace</strong> e.V. erstellten Berichtes ist es,<br />
die Art und Anzahl an Pestiziden, auf die in <strong>der</strong> deutschen staatlichen<br />
Lebensmittelüberwachung routinemäßig untersucht wird, zu erfassen.<br />
Darüber hinaus wird ebenfalls das Wirkstoffspektrum eines deutschen<br />
EU-Referenzlaboratoriums 2 betrachtet. Vor dem Hintergrund laboranalytischer<br />
Aspekte (z.B. Multi-, Gruppen- und Einzelmethoden) werden die<br />
ermittelten Analysespektren deutscher Überwachungslaboratorien<br />
diskutiert.<br />
Die ermittelte Abweichung zwischen <strong>der</strong> Anzahl weltweit bekannter<br />
Pestizidwirkstoffe (ca. 1.350) sowie <strong>der</strong> Anzahl routinemäßig erfassbarer<br />
Pestizidwirkstoffe in <strong>der</strong> deutschen Lebensmittelüberwachung<br />
entspricht <strong>der</strong> Menge an Pflanzenschutzmitteln, mit denen pflanzliche<br />
Lebensmittel möglicherweise kontaminiert sein können. Das heißt, die<br />
tatsächliche Pestizidbelastung kann möglicherweise höher liegen, als<br />
bekannt, selbst dann, wenn die staatliche Lebensmittelüberwachung<br />
keine erhöhten Befunde feststellt.<br />
1 14. Ausgabe The Pesticide Manual, BCPC, UK (www.bcpc.com), Ausgabe 2006<br />
2 Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA Stuttgart) – EU-Referenzlabora-<br />
torium für Einzelmethoden im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Pestizidanalytik</strong><br />
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