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Stellungnahme FSR MB Doppelter Abiturjahrgang - Fachschaft ...

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An<br />

Das Präsidium der Leibniz-Universität<br />

Das Dekanat der Fakultät für Maschinenbau<br />

Das Studiendekanat der Fakultät für Maschinenbau<br />

Betrifft: Position des <strong>Fachschaft</strong>srates der Fakultät für Maschinenbau in Bezug auf den doppelten <strong>Abiturjahrgang</strong><br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

<strong>Fachschaft</strong> Maschinenbau der<br />

Leibniz Universität Hannover<br />

Im Moore 11b<br />

30167 Hannover<br />

Ansprechpartner:<br />

Julian Hiller<br />

+49 (0) 163 1949061<br />

Hiller@maschinenbau.unihannover.de<br />

Die Universität, und die Fakultät für Maschinenbau im Speziellen, sieht sich zum kommenden Wintersemester<br />

mit einer besonderen Herausforderung konfrontiert: Die politische Entscheidung, die Schulzeit bis zum Abitur<br />

von ursprünglich 13 auf 12 Jahre zu verkürzen, erzeugt eine unweit größere Anzahl von potenziellen<br />

Studierenden als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Zusätzlich hat die Bundesregierung insbesondere<br />

für männlich dominierte Studiengänge durch die Aussetzung der Wehrpflicht einen zusätzlichen Belastungsfaktor<br />

geschaffen.<br />

Von Seiten der Universitätsleitung, vertreten durch Herrn Dr. Elspaß, wurde eine Abschätzung der zu<br />

erwartenden Studierendenzahlen erarbeitet, die sich nach aktuellen Angaben auf ungefähr 130 – 150 % der<br />

bisherigen Erstsemesterzahlen beziffern lässt. Das Präsidium zitiert diese fortwährend.<br />

Leider liegen der <strong>Fachschaft</strong> zum aktuellen Zeitpunkt weder eine umfassende Studie oder eine Erläuterung dieser<br />

Zahlen vor, noch eine Aussage darüber, unter welchen Annahmen diese Zahlen entstanden sind. Es wird nicht<br />

deutlich, ob diese Aussage pauschal für die Universität gilt oder inwiefern fächerspezifische Fragestellungen in<br />

der Berechnung mit berücksichtigt wurden. Nach aktuellem Kenntnisstand wirken die immer wieder zitierten<br />

Zahlen wie aus der Luft gegriffen und sind nicht nachvollziehbar.<br />

Die <strong>Fachschaft</strong> Maschinenbau geht ihrerseits von einer Gesamtbelastung von mindestens 180 % der aktuellen<br />

Zahlen aus. Sie begründet dieses anhand folgender Fakten:<br />

Die Zahl der Abiturientinnen und Abiturienten ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Zwischen 2005<br />

und 2008 lag die Zahl der Abiturientinnen im Mittel bei 21.250 in Niedersachsen. Im Moment sind in<br />

den Jahrgängen 12 und 13 allerdings insgesamt 50.000 Schüler und Schülerinnen in den<br />

Abiturvorbereitungen.<br />

Die Zahl der freiwilligen Wiederholer und Wiederholerinnen, also Schüler und Schülerinnen, die<br />

freiwillig die letzte Stufe wiederholen, beläuft sich aktuell auf schätzungsweise 3000 bezogen auf den<br />

gesamten Jahrgang.<br />

Die Studierenden im Maschinenbau haben einen starken regionalen Bezug: über 80 % der<br />

Studienanfänger kommen aus Niedersachsen. Ein Abwandern in andere Bundesländer, insbesondere in<br />

den Ingenieurwissenschaften, ist also nicht oder nur vermindert zu erwarten.


Die Aussetzung der Wehrpflicht betrifft ausschließlich Studenten. Da der Anteil männlicher Studierender<br />

im Maschinenbau leider immer noch bei über 85 % liegt, wird die zusätzliche Belastung hier deutlich<br />

höher ausfallen.<br />

Die Erstsemesterzahlen der letzten Jahre zeigen ebenfalls einen deutlich steigenden Trend. Da der<br />

Maschinenbau traditionell Schwankungen bei den Anfängerzahlen unterliegt, kommt daher der<br />

doppelte <strong>Abiturjahrgang</strong> zu einer Zeit, in der dieser Zyklus konstruktive Interferenz erfährt.<br />

Der Maschinenbau in Hannover wird als zulassungsfreier Studiengang insbesondere für in anderen<br />

zulassungsbeschränkten Fachgebieten abgewiesene Studierende attraktiv – und das bis kurz vor Beginn<br />

des Wintersemesters. Andere Maschinenbaufakultäten führten bereits Zulassungsbeschränkungen ein<br />

(vgl. Bericht der Studienkommision).<br />

Viele Universitäten haben aufgrund des anstehenden doppelten <strong>Abiturjahrgang</strong>s<br />

Zulassungsbeschränkungen erlassen. Es ist davon aus zu gehen, dass Studierende die an anderen<br />

Universitäten in letzter Instanz abgelehnt werden sich kurzfristig in Hannover immatrikulieren.<br />

Das Präsidium hat in der Tagespresse massiv Werbung für die Aufnahme eines (zulassungsfreien)<br />

Studiums an der Leibniz Universität betrieben und damit unter anderem die Fakultät für Maschinenbau<br />

unter Zugzwang gebracht.<br />

Es ist nicht nachvollziehbar, warum bei einem doppelten Abschlussjahrgang nur ca. 30 % mehr Studierende ein<br />

Studium im Maschinenbau an der LUH aufnehmen möchten. Solange die Universität uns in diesem Punkt eine<br />

Erläuterung schuldig bleibt, gehen wir von den oben erläuterten Zahlen aus.<br />

Die <strong>Fachschaft</strong> Maschinenbau sieht die Politik in erster Linie in der Verantwortung, die Rahmenbedingungen für<br />

einen konstruktiven Umgang mit dieser Problematik zu schaffen. Tatsächlich wurden den Hochschulen in<br />

Niedersachsen im Rahmen des Hochschulpaktes zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt. Grundsätzlich begrüßt<br />

die <strong>Fachschaft</strong> diese Entwicklung und fordert eine Fortsetzung dieser Politik, um eine bessere finanzielle<br />

Grundsicherung der Hochschulen zu erreichen. Die zugesagte Summe und die daran gebundene Anzahl der zu<br />

schaffenden Studienplätze ergeben allerdings ein Missverhältnis.<br />

Immerhin scheinen die Verantwortlichen nach den Erfahrungen aus dem bereits einmal aufgetretenen doppelten<br />

<strong>Abiturjahrgang</strong> in den 1970er Jahren aber erkannt zu haben, dass die Hochschulen hier eine deutliche<br />

Mehrbelastung durch ihre an vielen Stellen nicht nachhaltige Politik zu erwarten haben.<br />

Offensichtlich ist den politischen Verantwortlichen und der Hochschulleitung dabei aber nicht bewusst, dass<br />

einige der zu erwartenden Probleme nicht mit Geld alleine zu bewerkstelligen sind. Studienqualität lässt sich<br />

schließlich nicht kaufen. Das Präsidium hat sich zum Beispiel immer wieder deutlich ablehnend gegenüber dem<br />

Neubau von Hörsälen und der Anmietung von Räumen geäußert. Die Begründung an dieser Stelle war, die<br />

Hörsäle seien nicht ausgelastet. Diese Behauptung erscheint gerade vor dem Hintergrund immer<br />

wiederkehrender Beschwerden diverser Studierender sowohl beim <strong>Fachschaft</strong>srat als auch beim Studiendekanat<br />

wie eine Farce.<br />

Lehr- und Lernqualität hängt unter anderem direkt vom Betreuungsverhältnis und dem Lernumfeld ab. Nach<br />

aktuellem Kenntnisstand werden die Maßnahmen der Fakultät nicht ausreichen, um auch den Studierenden des<br />

nächsten Semesters die gleiche Qualität liefern zu können, wie dies in den vergangenen Jahren der Fall gewesen<br />

ist – trotz aller Bemühungen. Gerade im Hinblick auf die sozial unverträgliche Eintreibung von Studiengebühren<br />

ist dies ein nicht hinnehmbarer Umstand.<br />

Die Einstellung von zusätzlichem Lehrpersonal zum Beispiel ist nur in begrenztem Maße möglich – wie sich<br />

bereits jetzt an vielen Stellen zeigt: Qualifiziertes Personal ist, gerade im Maschinenbau, hart umkämpft. Und<br />

eine hauptsächlich mit Lehre beauftragte Stelle, wie die eines/einer Lehrbeauftragten für besondere Aufgaben,<br />

scheint gerade aus wissenschaftlicher Perspektive wenig attraktiv. Immerhin hat die Fakultät bereits seit Jahren<br />

Stellen ausgeschrieben und bis heute nicht alle besetzen können. Zusätzliches Personal, zum Beispiel durch


studentische Hilfskräfte, steht auch nicht unbegrenzt zur Verfügung. Denn auch diese müssen ausgebildet und<br />

betreut werden.<br />

Dazu kommt, dass es innerhalb der Universität bereits jetzt ein offenes Geheimnis ist, dass die Lehre im<br />

Maschinenbau durch Drittmittel rückfinanziert wird. Rein rechnerisch betrachtet, ist der Maschinenbau bereits<br />

jetzt mit 130% mehr als ausgelastet. Eine Durchführung dieser Praxis ist nur möglich, weil wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf extern finanzierten Stellen massiv in der Lehre eingesetzt werden. Es wird<br />

externen Geldgebern kaum zu vermitteln sein, dass weitere Anteile der Studienplätze durch deren Drittmittel<br />

finanziert werden müssen. Im Umkehrschluss wird es schwierig, den neuen Kommilitonen darzulegen, dass für<br />

sie nicht ausreichend Mittel bereitstehen, um die Lehrqualität zu sichern.<br />

Bereits vor einiger Zeit wurde an der Fakultät eine neue Stelle geschaffen, um zusätzliche verwaltungstechnische<br />

und organisatorische Probleme bereits im Vorfeld zu eruieren und mögliche Lösungsszenarien zu erarbeiten.<br />

Gemeinsam mit allen relevanten Statusgruppen der Fakultät (explizit ausgenommen den Studierenden) hat die<br />

Fakultät dann im Rahmen eines Workshops Probleme benannt und konkrete Maßnahmen erarbeitet. Diese sind<br />

in Form eines Strategiepapiers festgehalten.<br />

Darüber hinaus wurde vom Fakultätsrat und der Studienkommission eine Arbeitsgruppe gegründet, um eine<br />

potenzielle Zugangsordnung zu entwerfen, die die speziellen Anforderungen an Studierende im Maschinenbau<br />

darstellen kann, ohne die ministerialen Bedingungen zu missachten. Ein entsprechender Entwurf wurde dem<br />

Fakultätsrat in der vergangenen Sitzung vorgelegt.<br />

Die <strong>Fachschaft</strong> kennt die Gegenargumente und kann diese auch zu großen Teilen nachvollziehen. Tatsächlich tut<br />

sich die <strong>Fachschaft</strong> auch schwer mit dem Gedanken, potenziell Studierwilligen ein Studium im Maschinenbau zu<br />

verwehren. Auch kann sie sich kaum vorstellen, wie nach aktueller Maßgabe des HRG eine gerechte Auswahl<br />

qualifizierter Studierender möglich sein soll.<br />

Die hier zu erwartende Situation ist problematisch und dieses ist der <strong>Fachschaft</strong> bewusst. Ihr ist auch bewusst,<br />

dass man unter den gegebenen Rahmenbedingungen das Optimum zu erreichen versuchen sollte – und dass<br />

dieser Versuch nicht ohne Kompromisse auskommt. Die abschreckende Wirkung, die durch die Einführung einer<br />

Zulassungsbeschränkung erzeugt würde, zum Beispiel durch einen negatives Signal nach außen oder den<br />

verfrühten Bewerbungstermin, musste dabei gegen das Risiko einer nicht mehr tragbaren Situation für die<br />

Studierenden abgewogen werden. Aus diesen Gründen hatte sich die <strong>Fachschaft</strong> entschieden, klar und<br />

unmissverständlich für die Einführung einer Zulassungsbeschränkung zu plädieren.<br />

Eine knappe Mehrheit der Fakultätsvertreterinnen und Fakultätsvertreter hat sich auf der letzten Sitzung des<br />

Fakultätsrates gegen die Einführung einer Zulassungsbeschränkung für den doppelten <strong>Abiturjahrgang</strong><br />

ausgesprochen. Mit Bestürzung hat die <strong>Fachschaft</strong> Maschinenbau die Entscheidung der Fakultät zur Kenntnis<br />

genommen. Bereits während der betreffenden Sitzung haben wir uns bemüht, die Position der <strong>Fachschaft</strong> hierzu<br />

deutlich zu machen. Wir möchten dieses jetzt abermals auf diesem schriftlichen Wege tun. Wir können nicht<br />

nachvollziehen, wieso das Dekanat und der Fakultätsrat die Augen vor den offensichtlichen Fakten verschließen.<br />

Tatsächlich wird die Fakultät für Maschinenbau nach dieser Entscheidung keinen einzigen Studienbewerber oder<br />

Studienbewerberin aus selbst zu vertretenden Gründen abweisen können: Seien es nun 700 oder 1700. Glaubt<br />

man bisher nicht bestätigten Angaben, plant die Fakultät auch nicht, zusätzlichen Kapazitäten<br />

universitätsfremder Gebäude für Hörsäle zu nutzen. Dieses sei bei der aktuellen Auslastung der Hörsäle laut<br />

Präsidium nicht notwendig. Interessanter Weise wird immer wieder das Konzept doppelt durchgeführter<br />

Vorlesungen und anderer Veranstaltungen angeführt. Wie soll dieses, gerade wenn flächendeckend<br />

Veranstaltungen doppelt durchgeführt werden, ohne weitere Räume möglich sein? Nach uns nicht vorliegender<br />

Berechnungsgrundlagen ergibt sich laut Universitätsleitung eine derzeitig angenommene Auslastung der<br />

größeren Hörsäle von 45%. Nach Meinung der <strong>Fachschaft</strong> ergibt sich diese Auslastung nur dann, wenn


Nutzungszeiten von 22 Stunden an 5 Werktagen pro Woche (bzw. 18/6; 16/7) angenommen und sämtliche<br />

notwendigen Pausen zum Wechsel zwischen den Hörsälen nicht mit einbezogen werden.<br />

Das Dekanat scheint sich darauf verlassen zu wollen, dass „es schon nicht so viele werden“. Wir halten das für<br />

fahrlässig und unverantwortlich – und zwar allen Beteiligten gegenüber. Unter der jetzt vorherrschenden<br />

Situation kann man eigentlich niemandem ernsthaft empfehlen, sich in Hannover für Maschinenbau<br />

einzuschreiben: Es drohen überfüllte Hörsäle, nicht hinnehmbare Betreuungsrelationen, Wartezeiten für Labore,<br />

übergroße Gruppen in Tutorien und ähnliches mehr. Sollten sich Fakultät und Präsidium nicht stärker bemühen,<br />

an der Problematik etwas grundlegend zu ändern, sieht sich die <strong>Fachschaft</strong> gezwungen, interessierten Schülern<br />

und Studierenden von einer Aufnahme des Maschinenbaustudiums an der LUH abzuraten.<br />

Die Frist für die Einführung einer Zugangsbeschränkung scheint abgelaufen und im Moment ist daran auch<br />

aufgrund der fakultätsinternen Widerstände keine Veränderung zu erwarten. Die <strong>Fachschaft</strong> hofft darauf, von<br />

Dekanat und Präsidium umfassender über die geplanten Maßnahmen sowie über die Quelle und<br />

Konzeptionierung der Anfängerzahlen informiert zu werden und außerdem darauf, dass zusätzliche,<br />

kapazitätsschaffende Maßnahmen ergriffen werden.<br />

Auch wenn die <strong>Fachschaft</strong> pessimistisch in die Zukunft blickt, wird sie alles in ihrer Macht stehende tun, um den<br />

neu immatrikulierten Kommilitoninnen und Kommilitonen ein erfolgreiches, gut betreutes, nicht überfülltes und<br />

qualitativ hochwertiges Studium zu ermöglichen. Zu den Maßnahmen der Fakultät bitten wir explizit auf Antwort<br />

auf folgende Fragen:<br />

Was gedenkt die Fakultät in dem Fall zu tun, dass die erwarteten Zahlen der Studienanfänger und<br />

Anfängerinnen tatsächlich deutlich übertroffen werden?<br />

Welche Maßnahmen plant die Fakultät und welche Szenarien hat die Fakultät bereits erhoben, um auch<br />

in einem solchen Fall die Qualität im Studium weiterhin aufrecht zu erhalten?<br />

Wie soll mit der zu erwartenden Überlastung der räumlichen Kapazitäten umgegangen werden?<br />

Welche Vorschläge gibt es, um auch weiterhin, auch bei den im Moment erwarteten Zahlen, die<br />

Betreuungsverhältnisse insbesondere in den betreuungsintensiven Veranstaltungen wie Laboren oder<br />

Praktika weiterhin aufrecht zu erhalten?<br />

In Erwartung Ihrer zeitnahen Antwort,<br />

mit freundlichen Grüßen,<br />

i.A. Julian Hiller<br />

der <strong>Fachschaft</strong>srat Maschinenbau

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