Das dreht einen richtig an …« Über die Figur der Rotation in ... - mbr
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Sprachlosigkeit heraus entstehen, aus Verzweifl ung<br />
heraus, s<strong>in</strong>d oft <strong>die</strong> wichtigsten. Sie führen zum Kern, zu<br />
<strong>der</strong> Frage, wer ich b<strong>in</strong> und warum ich überhaupt irgendetwas<br />
tun will« (Naum<strong>an</strong> 2004).<br />
Kurzum s<strong>in</strong>d es also oft <strong>die</strong> Engpässe o<strong>der</strong> bedrängenden<br />
Zuspitzungen, <strong>in</strong> denen Befreiungsschläge<br />
möglich werden, <strong>in</strong> denen m<strong>an</strong> se<strong>in</strong>e Möglichkeiten<br />
ergreift <strong>an</strong>gesichts dessen, was ist. Im bloßen Schw<strong>in</strong>gen<br />
etwas tun, ohne ›etwas‹ zu tun, erzeugt dafür <strong>die</strong> Energie<br />
wie e<strong>in</strong> künstlerischer Generator.<br />
Imm<strong>an</strong>enz statt Tr<strong>an</strong>szendenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
»Didaktik des Andrehens«<br />
Mit Beispielen aus dem alltäglichen Leben und <strong>der</strong><br />
Kunst habe ich versucht, <strong>die</strong> produktive Eigentümlichkeit<br />
des Drehens und Kreisens im Bildungsprozess<br />
kenntlich zu machen als jene Bewegungsformen, <strong>die</strong><br />
verkörpert <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Rotation</strong> des Kreisels e<strong>in</strong>e grundlegende<br />
Se<strong>in</strong>serfahrung abbildet und e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />
Fasz<strong>in</strong>ationskraft ausübt. In <strong>der</strong> konzentrierten – konzentrierenden<br />
Bewegung, <strong>die</strong> <strong>an</strong> e<strong>in</strong>em Punkt <strong>an</strong>setzt und sich<br />
gewissermaßen aus <strong>die</strong>sem heraus<strong>dreht</strong>, entsteht e<strong>in</strong>e<br />
energetische Intensität, <strong>die</strong> <strong>in</strong> religiösen Praktiken das<br />
Bewusstse<strong>in</strong> weitet und g<strong>an</strong>z allgeme<strong>in</strong> <strong>die</strong> Wahrnehmung<br />
schärft und uns <strong>in</strong> Schwung br<strong>in</strong>gt. Der Wunsch<br />
zu sehen, was sich unserem Blick entzieht, <strong>die</strong> Neugier,<br />
das Erstaunen k<strong>an</strong>n im Taumel durchaus wie<strong>der</strong> zur<br />
Utopie von Befreiung werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Befreiung nicht als<br />
e<strong>in</strong> sich befreien ›von‹, son<strong>der</strong>n als e<strong>in</strong> sich befreien ›zu‹<br />
defi niert wird.<br />
So ist das Kennzeichen von Bil<strong>der</strong>n im Unterschied<br />
zum Visuellen (vgl. D<strong>an</strong>ey 1996, S. 82), dass Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
solches Wechselspiel zwischen Kunst und Betrachter<br />
ermöglichen, weil sie <strong>an</strong><strong>der</strong>s als das Visuelle ke<strong>in</strong>e Abbil<strong>der</strong><br />
s<strong>in</strong>d, <strong>die</strong> das Sichtbare wie<strong>der</strong>holen, son<strong>der</strong>n weil sie<br />
sich dem Blick öffnen, <strong>in</strong>dem sie mit den Erwartungen e<strong>in</strong>es<br />
begehrenden Subjekts arbeiten: dem Begehren, tiefer<br />
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