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(1) Einleitung / Tehmenüberblick - member

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Gentechnik (Kolleg 3/4) 1/3<br />

28.09.09 / © C.N.<br />

1. <strong>Einleitung</strong>, Themenüberblick:<br />

1.1. Gentechnik als aktuelles Thema:<br />

Die Diskussion über Gentechnik ist in Österreich und vielen anderen Ländern seit dem Beginn<br />

der technischen Anwendung in den 70er-Jahren meist sehr kontroversiell geführt worden.<br />

In den meisten öffentlichen Diskussionen werden die verschiedenen Standpunkte zu diesem<br />

Thema leider sehr polemisch argumentiert:<br />

Einerseits wird die Gefahr von technologischem Rückstand prophezeit und andererseits ein<br />

Bedrohungsszenario beschworen, das den Einsatz von Gentechnik als Auslöser für schwere<br />

Umweltkatastrophen sieht.<br />

Das Wissen um gentechnische Anwendungen in Industrie und Forschung ist jedenfalls Teil<br />

unserer technischen Möglichkeiten und für sich weder gut noch schlecht. Welche Produkte<br />

und welche Techniken zur Anwendung gelangen ist von Fall zu Fall neu zu bewerten und kann<br />

nur von gesellschaftlichen Institutionen entschieden werden.<br />

Im Hinblick auf das Züchten von Tier- und Pflanzenarten mit bestimmten Eigenschaften kann<br />

Gentechnik heute gezielte genetische Selektion ermöglichen.<br />

Es ist unbestritten, dass die Möglichkeiten der Gentechnik weitreichende gesellschaftliche<br />

Folgen haben können, ein gewissenhafter Umgang damit ist daher unerlässlich<br />

(Ethikkomissionen, Studien zur Abschätzung der wirtschaftlichen und ökologischen<br />

Auswirkungen, etc.).<br />

Gentechnik ist kein unabhängiges wissen-schaftliches Gebiet ist, sondern eigentlich eine<br />

Methodensammlung für experimentelle oder kommerzielle Projekte, die eine Veränderung<br />

genetischen Materials erforderlich machen.<br />

Die unter diesem Begriff zusammengefaßten Methoden betreffen im Wesentlichen Arbeiten an<br />

den Molekülen die Träger erblicher Information sind, der DNA bzw. RNA. Gentechnik ist daher<br />

sind nur zu verstehen, wenn die biochemischen Grundlagen bekannt sind. Diesen Hintergrund<br />

behandelt die Molekularbiologie.<br />

Die Aufgaben von DNA oder RNA sind ohne die Wechselwirkung mit Proteinen nicht erfüllbar.<br />

Daher ist jede gentchnische Operation nur im Kontext mit den in der Zelle vorhandenen<br />

Enzymen oder Proteinen zu verstehen.<br />

Nur Enzyme haben die nötige Spezifität und Effizienz, um DNA mit der erforderlichen<br />

Genauigkeit modifizieren zu können. Daher sind es Enzyme (Proteine mit katalytischer<br />

Funktion) die bei gentechnischen Methoden unentbehrlich sind. Man benützt eine Gruppe von<br />

solche molekularbiologischen Werkzeugen um DNA-Sequenzen handhaben zu können, zu<br />

verändern und in lebenden Organismen zur Wirkung zu bringen.<br />

Ein wesentlicher Zweck gentechnischen Arbeitens ist aber auch die Forschung, um bestimmte<br />

zelluläre Funktionen zu untersuchen und die Aufgaben bestimmter Gene zu ergründen.<br />

In der Industrie geht es meist um die Herstellung von organischen Rohstoffen,<br />

Nahrungsmitteln und bestimmten bioaktiven, oder pharmakologisch wichtigen Substanzen, wie<br />

Enzymen, Hormonen etc.


Gentechnik (Kolleg 3/4) 2/3<br />

28.09.09 / © C.N.<br />

1.2. Zur Vorbereitung:<br />

Überlegen Sie, welche Firmen gentechnische Methoden in ihrer Produktion , benötigen !<br />

1. Fragestellung: „Gentechnik in vivo“:<br />

Bei welchen Vorgängen in der Natur muss ein Organismus mit DNA „hantieren“; welche<br />

chemischen Vorgänge spielen dabei eine Rolle<br />

2. Fragestellung: Gentechnik in der Anwendung durch den Menschen:<br />

Nutzen, Auswirkungen, Resumee der öffentlichen Diskussion (Problem: Experten versus<br />

politische Meinung, wer soll entscheiden), Gefahren<br />

Bewertung der Anwendung gentechnischer Methoden (ökologische und ethische Aspekte)<br />

Sequenzanalyse: (Erbkrankheiten, Risikoscreening, PCR); Gentherapie (Diabetes, cysticfibrosis<br />

= Lungenkrankheit mit erhöhter Schleimproduktion, Muskeldystrophie Typ Duchenne =<br />

Muskelschwund)<br />

GVO´s: (gentechnisch verändert Organismen) Modifizierung von Organismen für den Einsatz<br />

in der pharmazeutischen Produktion oder der Agrarindustrie.<br />

1.3. Geschichte:<br />

Die erste wissenschaftliche Beschäftigung mit den Phänomenen der Vererbung geschah<br />

durch Gregor Johann Mendel (1822-1884, Prior im Bruenner Augustinerkloster). Um 1865 hat<br />

er nach etwa 10.000 Kreuzungsversuchen an Erbsen und Bohnen die bis heute gültigen<br />

Vererbungsregeln formuliert (1. bis 3. Regel; ). Seine Arbeiten wurden erst viele Jahre später<br />

durch bedeutende Cytologen wie deVries wieder entdeckt.<br />

1.3.1. Entdeckung, chemische Charkterisierung der DNA:<br />

1868 Isolierung von "Nuclein" aus Kernen von Eiterzellen und Fischspermien von Miescher<br />

(Basel) aber bis 1940 keine Vermutung über Funktion. Bis damals wurden Proteine als<br />

Träger der Erbinformation favorisiert.<br />

1944 Beweis der Funktion durch Transformationsexperimente von Fred Griffith an<br />

Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae): An Mäusen verursachten die S-Typen<br />

(„smooth“ für glattes Aussehen der Kolonie auf dem Nährboden) letale Infektionen,<br />

während die R-Typen der selben Art (rough, raues Aussehen der Kultur) keine<br />

Erkrankung verursachen konnten.<br />

Beide Stämme unterscheiden sich in ihrer Schleimkapsel und Griffith konnte zeigen,<br />

dass die Fähigkeit zur Bildeung der glatten S-Oberfläche von abgetöteten, nicht mehr<br />

vermehrungsfähigen S-Typen auf zuvor nicht infektiöse R-Typen übertragen werden<br />

kann, wenn eine Maus damit infiziert wird.<br />

Der molekularbiologische Beweis dieser Transformation gelang Oswald T. Avery mit<br />

einem zellfreien Extrakt im Reagenzglas (in vitro). Ihm Gelang auch der Beweis dass<br />

die transformierende Substanz DNA war<br />

1944 Barbara McClintoc entdeckt mobile genetische Elemente (Transposons)<br />

1946 Tatum und Lederberg entdecken bakterielle Konjugation<br />

1953 Watson/Crick Modell (α-Helix, entspricht B-DNA) basierend auf den Chargaff Regeln<br />

(A=T und G=C) und den Röntgenstrukturbildern von Franklin und Wilkins.


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28.09.09 / © C.N.<br />

1958 Isolierung von DNA-abhängiger DNA-Polymerase durch Arthur Kornberg (ten<br />

commandments of enzymology siehe unten)<br />

1967 erste in vitro Replikation von ΦX174 DNA durch Goulian, Kornberg und Sinsheimer<br />

1970 erste Totalsynthese eines Gens (tRNA Ala aus Hefe)<br />

1975 Sequenzierungsmethoden nach Sanger, Maxam und Gilbert<br />

1983 Erfindung der PCR durch Mullis<br />

heute molecular modelling, Gentherapien, Genomanalyse; Systembiologie<br />

Der technologische Durchbruch nach den Arbeiten zur Strukturaufklärung (Chargaff, Watson<br />

Crick, etc.) gelang Arthur Kornberg mit seinen Arbeiten zur bakteriellen DNA-Polymerase-I aus<br />

E.coli. Er konnte jenes Enzym isolieren, das imstande ist, einen DNA-Doppelstrang anhand<br />

einer einsträngigen Vorlage zu ergänzen. Er erhielt dafür auch den Nobelpreis.<br />

http://nobelprize.org/<br />

Bei einem Kongress hat er einmal ein Resumee seiner Arbeit gezogen und die zehn Gebote<br />

für die Replikations-Enzymologie definiert:<br />

ten commandments of replication enzymology<br />

Thou shalt :<br />

1) Rely on enzymology<br />

(..Dich auf die Enzymologie verlassen)<br />

2) Trust in the universality of Biochemistry and in E.coli<br />

(..an die Universitalität der Biochemie und von E.coli glauben)<br />

3) Not waste clean thinking on dirty enzymes - fractionate<br />

(..keine sauberen Gedanke auf dreckige Enzyme verschwenden - fraktioniere)<br />

4) Not waste clean enzymes on dirty substrates<br />

(..keine sauberen Enzyme für verdreckte Substrate verschwenden)<br />

5) Rely on viruses to open windows<br />

(..Dich darauf verlassen, daß Viren Fenster öffnen)<br />

6) Respect molecular crowding<br />

(..Molekülversammlungen respektieren)<br />

7) Be alert to inhibitors<br />

(..Dich vor Inhibitoren hüten)<br />

8) Respect personality of DNA<br />

(..die Persönlichkeit von DNA respektieren)<br />

9) Use reverse genetics<br />

(..umgekehrte Genetik betreiben)<br />

10) Use enzymes as reagents<br />

(..Enzyme als Reagentien verwenden)

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