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Zukunft der Medienfrauen<br />
Über Anspruch <strong>und</strong> Wirklichkeit <strong>für</strong> Frauen in den Medien<br />
Samstagabend, 22:45 Uhr: Das aktuelle<br />
Sportstudio beginnt. Moderiert<br />
wird die Sendung von Katrin Müller-<br />
Hohenstein. Immerhin, die sechste Moderatorin<br />
in fast 46 Jahren, in der es<br />
diese Sendung gibt. „In anderen<br />
Sparten der Medienwelt sieht es zwar<br />
besser aus, aber wir sind noch lange<br />
nicht im „mainstream“ angekommen“,<br />
sagt die Geschäftsführerin des Journalistinnenb<strong>und</strong>es,<br />
Marlies Hesse, im Gespräch<br />
mit der gleichberechtigt.<br />
Gerlinde Schneider (GS): Frau<br />
Hesse, in der heutigen Medienwelt ist<br />
die Präsenz von bekannten Frauen in<br />
Talkshows, Nachrichten- <strong>und</strong> Sportsendungen<br />
offensichtlich. Warum gelingt<br />
aber nur wenigen Journalistinnen der<br />
Sprung an die Spitze?<br />
Marlies Hesse: Richtig ist, es gibt<br />
keinen sichtbaren Mangel von Frauen<br />
in den Medien zu beklagen. Sie<br />
sprechen Nachrichten, sie moderieren<br />
Sendungen, interpretieren die Börsenkurse,<br />
sie sagen das Wetter voraus. Sie<br />
mischen längst bei Sport-Reportagen<br />
mit <strong>und</strong> vor allem prägen sie den Polit-<br />
Talk. Längst kennt man ihre Namen<br />
<strong>und</strong> Gesichter. Mit ihren beachtlichen<br />
Karrieren avancierten sie zu Vorbildern.<br />
Weniger bekannt ist, dass überall, wo<br />
sie auftauchen, im Hintergr<strong>und</strong> überwiegend<br />
Männer die Programmstrukturen<br />
bestimmen. Das gilt <strong>für</strong> die aktuellen<br />
Nachrichtensendungen bei der<br />
ARD <strong>und</strong> beim ZDF ebenso wie <strong>für</strong> politische<br />
<strong>und</strong> kulturelle Magazine.<br />
Gelegentlich präsentieren Moderatorinnen<br />
auch Themen, die <strong>für</strong> Frauen von<br />
besonderem Interesse sind. Aber aus<br />
Furcht, ins Abseits zu geraten, wird<br />
dabei auf feministisch geprägte Ansichten<br />
allzu gern verzichtet. Inzwischen<br />
gibt es kaum eine Männerdomäne, die<br />
Frauen nicht eroberten. Ganz langsam<br />
haben die Journalistinnen auch bei der<br />
meinungsbildenden Vergabe der ARD-<br />
Kommentare aufgeholt, wenngleich sie<br />
dort noch immer viel zu wenig zu Wort<br />
kommen.<br />
GS: Was muss sich strukturell ändern,<br />
damit „gender“ im “mainstream” ankommt?<br />
Hesse: Die Frauenkarriere in den elektronischen<br />
Medien endet in der Regel<br />
auf der Ebene der Abteilungsleitung.<br />
Ihre Unterrepräsentanz in Führungspositionen<br />
wird bereits seit geraumer Zeit<br />
auch von der EU als gravierend erkannt.<br />
Um <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Beruf unter einen Hut<br />
zu bringen, müssen deshalb bessere Ar-<br />
Gender ist der englischsprachige Begriff <strong>für</strong> das „soziale Geschlecht“<br />
im Gegensatz zum biologischen Geschlecht – <strong>und</strong> steht <strong>für</strong> die<br />
gesellschaftlichen Rollen, die Frauen <strong>und</strong> Männern zugeschrieben werden.<br />
Mainstreaming leitet sich von Mainstream, der Hauptströmung,<br />
ab <strong>und</strong> bedeutet, die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit zum<br />
ganz alltäglichen Bestandteil der eigenen Arbeit zu machen.<br />
gleichb e r e c h t i g t 9<br />
i n t e r v i e w<br />
Kurzbiografie<br />
Marlies Hesse<br />
1935 geboren in Peine<br />
1954-1957<br />
Lehre als Buchhändlerin<br />
1958-1961<br />
Ausbildung zur Diplom-Bibliothekarin<br />
1961-1965<br />
Leiterin der Bibliothek des Hans-Bredow-Instituts,<br />
Universität Hamburg<br />
1965-1994<br />
Redakteurin beim Deutschlandfunk in<br />
verschiedenen Funktionen, u. a.<br />
seit 1979 Leiterin des Referates <strong>für</strong><br />
Aus- <strong>und</strong> Fortbildung<br />
seit 1994<br />
freie Journalistin <strong>und</strong> Geschäftsführerin<br />
des Journalistinnenb<strong>und</strong>es<br />
2003<br />
ausgezeichnet mit der Hedwig-Dohm-<br />
Urk<strong>und</strong>e <strong>für</strong> ihr Lebenswerk <strong>und</strong> dem<br />
B<strong>und</strong>esverdienstkreuz am Bande <strong>für</strong><br />
ihren Einsatz um die Gleichstellung der<br />
Frauen