Revitalisierung erzgebirgischer Moore - Naturpark Erzgebirge ...
Revitalisierung erzgebirgischer Moore - Naturpark Erzgebirge ...
Revitalisierung erzgebirgischer Moore - Naturpark Erzgebirge ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Einleitung<br />
Kaum jemand kann sich der Faszination der<br />
<strong>Moore</strong> entziehen.<br />
Schwankender nasser Torfboden mit zahlreichen<br />
Moosen und den weißen Fruchtständen des<br />
Wollgrases, urige Moorkiefern, schwarze<br />
Kreuzottern und alte Sagen von versunkenen<br />
Menschen - geheimnisvolle Landschaften im<br />
<strong>Naturpark</strong> „<strong>Erzgebirge</strong>/Vogtland“.<br />
Die <strong>Moore</strong> nehmen mit ihren Torfkörpern in<br />
der Natur eine Sonderstellung ein. In ihrer<br />
Funktion als Wasserspeicher, Stoffsenke und<br />
Lebensraum für spezielle an Feuchtigkeit angepasste<br />
Pflanzen und Tiere stellen die <strong>Moore</strong> einzigartige<br />
Naturerscheinungen dar. Sie besser<br />
kennen zu lernen, dazu soll dieses Heft dienen.<br />
Es wird erläutert welche verschiedenen Moortypen<br />
es gibt, wie die <strong>Moore</strong> entstanden und<br />
wer in ihnen lebt. Natürlich geht es auch darum,<br />
wie der Mensch viele <strong>Moore</strong> zerstörte, welche<br />
„Selbstheilungskräfte“ die <strong>Moore</strong> besitzen<br />
und wie inzwischen mit großem Engagement<br />
versucht wird, die verbliebenen <strong>Moore</strong> im<br />
<strong>Naturpark</strong> „<strong>Erzgebirge</strong>/Vogtland“ zu erhalten.<br />
Und außerdem gibt es Tipps, wo man diese<br />
außergewöhnlichen Biotope „hautnah“ erleben<br />
kann.<br />
Grundlagen der Moorkunde<br />
Was sind <strong>Moore</strong>?<br />
Der Begriff „Moor“ wird von verschiedenen<br />
Wissenschaftszweigen unterschiedlich definiert.<br />
So bildet aus der Sicht von Geologie und<br />
Bodenkunde eine mindestens 30 cm mächtige<br />
Torfschicht ein Moor. Dabei versteht man unter<br />
Torf organische, von unten her aufgewachsene<br />
Ablagerungen, die überwiegend aus abgestorbenem,<br />
nicht vollständig zersetztem Pflanzenmaterial<br />
bestehen. Aufgrund des unvollständigen<br />
Abbaus der Pflanzen sind diese zumindest<br />
teilweise noch erkennbar und ermöglichen<br />
damit die Unterscheidung verschiedener Torfarten<br />
sowie Schlussfolgerungen auf die<br />
Entstehung der <strong>Moore</strong>.<br />
In der Moorkunde wird die Bezeichnung<br />
„Moor“ umfassender verwendet, nämlich für alle<br />
Landschaften, die gegenwärtig durch die Bildung<br />
von Torf oder durch oberflächig anstehenden<br />
Torf gekennzeichnet sind. Beide Moordefinitionen<br />
schließen auch entwässerte, „tote“<br />
<strong>Moore</strong> ein, die keinen Torf mehr bilden können<br />
bzw. keine natürliche Moorvegetation mehr<br />
besitzen. Im engeren Sinne wird der Begriff<br />
jedoch nur für die „lebenden“ <strong>Moore</strong> genutzt,<br />
die durch Wasserüberschuss geprägt sind und<br />
in denen zeitweilig oder stellenweise Torf gebildet<br />
wird.<br />
Diese wachsenden <strong>Moore</strong> unterscheiden sich von<br />
allen anderen Ökosystemen der Erde durch ihre<br />
positive Stoffbilanz. Das bedeutet, dass in ihnen<br />
die Zersetzung der organischen Substanz so<br />
stark gehemmt ist, dass sie langsamer als die<br />
Neubildung abläuft. Grundvoraussetzung ist<br />
dafür eine fast ständige Wassersättigung, die zu<br />
einem starken Sauerstoffmangel und damit zu<br />
einer weitestgehenden Konservierung der<br />
Pflanzenreste führt. Statt der vollständigen<br />
Mineralisierung der organischen Stoffe kommt<br />
es zur Humifizierung. Ein weiterer Aspekt für<br />
das Moorwachstum ist die gegenüber Mineralböden<br />
stark verringerte Zahl der Bodentiere,<br />
wodurch die abgestorbenen Pflanzenteile kaum<br />
zerkleinert werden. Eine wichtige Rolle spielen<br />
dabei auch niedrige Temperaturen, da sie die<br />
Geschwindigkeit der Abbauprozesse verringern<br />
und die verdunstungsbedingten Wasserverluste<br />
begrenzen. Große Bedeutung kommt der Vegetation<br />
der <strong>Moore</strong> zu, da sie das Ausgangsmaterial<br />
für den Torfbildungsprozess liefert, aber<br />
auch die Standortbedingungen durch Stoffabgaben<br />
beeinflussen kann. Beispiele für letzteres<br />
sind die Abgabe von Sauerstoff über Pflanzenwurzeln<br />
oder von Wasserstoffionen über die<br />
Torfmoosblättchen.<br />
3