CE-Kennzeichnung von Maschinen
CE-Kennzeichnung von Maschinen
CE-Kennzeichnung von Maschinen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong> <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong><br />
- Ein kleiner Wegweiser für die Ermittlung <strong>von</strong> Geräuschangaben -<br />
Die für eine <strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong> erforderliche Ermittlung <strong>von</strong> Geräuschangaben gestaltet sich auf Grund der<br />
Richtlinienvielfalt sehr schwierig. Bei der Umsetzung dieser Richtlinien in die Praxis kommen weitere Erschwernisse<br />
wie eine akustisch ungünstige Meßumgebung, ein ungünstiger Aufstellungsort, eine große Geometrie<br />
der Maschine und oder ein zu hoher Hintergrundgeräuschpegel dazu. Dieser Artikel gibt eine Übersicht,<br />
welche Lärmparameter bestimmt werden müssen und erklärt die Vorgehensweise bei der Schalleistungsbestimmung<br />
mittels der Schalldruck- und Intensitätsmethode.<br />
Mit einem neuentwickelten Schallintensitäts-Analysator <strong>von</strong> Brüel & Kjær wird die Lösung für die genannten<br />
Erschwernisse vorgestellt. Anstelle der mit großen Kompromissen verbundenen Schalldruckmessung setzt der<br />
" INVESTIGATOR 2260 " auf die Schallintensitäts-Technik. Durch eine übersichtliche Menüführung und<br />
eine automatisch im Hintergrund ablaufende Plausibilitätsprüfung zur Gültigkeit der Ergebnisse gemäß der DIN<br />
EN ISO 9614 - 2 werden Schalleistungsmessungen auch bei schwieriger Meßumgebung leicht und präzise<br />
durchführbar.<br />
Warum müssen Produkte eine <strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong> haben?<br />
Hersteller und Importeure <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong> sind verpflichtet, nach der <strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong>srichtlinie 93/68/EWG<br />
ihre <strong>Maschinen</strong> bzw. Produkte zu kennzeichnen. Die <strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong> bedeutet, daß das Produkt alle<br />
einschlägigen Gemeinschaftsrichtlinien zur vollständigen Harmonisierung erfüllt und einem ordnungsgemäßen<br />
Konformitätsbewertungsverfahren unterzogen wurde. Weitere Beispiele dieser Richtlinien sind:<br />
72/23 /EWG (Niederspannungsbetriebsmittel,1.GSGV) 89/336 /EWG (Elektromagnetische Verträglichkeit)<br />
87/404 /EWG (einfache Druckbehälter, 6.GSGV) 89/686 /EWG (persönl. Schutzausrüstung, 8.GSGV)<br />
88/378 / EWG (Spielzeug V) 0/385 /EWG (aktive implantierbare medizinische Geräte)<br />
89/106 /EWG (Bauprodukte-Richtlinie) 90/396 /EWG (Gasverbrauchseinrichtungen, 7.GSGV)<br />
89/392 /EWG (<strong>Maschinen</strong>, 9.GSGV) 91/263 /EWG (Telekommunikationsendeinrichtungen)<br />
Welche Geräuschangaben sind notwendig?<br />
Für die <strong>CE</strong>-<strong>Kennzeichnung</strong> <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong> werden die <strong>Maschinen</strong>richtlinien 89/392 /EWG (<strong>Maschinen</strong>,<br />
9.GSGV), 89/392/EWG, 91/368/EWG u. 93/44/EWG herangezogen. Es werden die folgenden Geräuschangaben<br />
gefordert.<br />
Arbeitsplatzbezogener Emissionswert LpA<br />
ISO 3545, DIN EN ISO 3744 u. 3746, DIN EN ISO 11200 bis 11204<br />
Schalleistungspegel LWA<br />
DIN EN ISO 3744 u. 3746, DIN EN 23741 u. 23742,<br />
DIN EN ISO 9614 -1, DIN EN ISO 9614 - 2<br />
Höchstwert (Scheitelwert) LpCPeak<br />
des momentanen C-bewerteten Schalldruckpegels am Arbeitsplatz<br />
DIN EN ISO 3744 u. 3746, DIN EN ISO 11200 bis 11204<br />
Abb. 1 - Wann muß welcher Parameter bestimmt werden? -<br />
* re 20μPa<br />
** re 1 pWatt<br />
1
Wie bestimmt man eine Schalleistung nach der Schalldruckmethode?<br />
Bei der Bestimmung der Schalleistung einer Maschine sind die nachfolgend beschriebenen<br />
Punkte 1. bis 5. zu beachten. Die Schalleistung ist zu ermitteln aus:<br />
LWA = LpA + 10 . lg S/S0 - K1 - K2<br />
1. Bestimmen der Genauigkeitsklasse<br />
Die Bestimmung der Lärmparameter nach z. B. DIN EN ISO 3744 u. 3746 erfordert u.a. die Einhaltung der<br />
folgenden Bedingungen in Abhängigkeit <strong>von</strong> der gewünschten Genauigkeitsklasse.<br />
Abb. 2 - Übersicht einiger Bedingungen für die Festlegung der Genauigkeitsklasse -<br />
Die Genauigkeitsklasse 1 läßt sich nur in speziellen, aufwendigen Meßräumen einhalten. Diese Meßräume sind teuer<br />
und ein Aufbau der zu prüfenden <strong>Maschinen</strong> im Meßraum ist oft nur unter großem Aufwand möglich und entspricht<br />
nicht unbedingt mehr den Betriebsbedingungen. Diese Methode wird Präzisionsmethode genannt. Die Standardabweichung<br />
beträgt sR ∗ < = 1dB.<br />
Die Genauigkeitsklasse 2 ist die meist angewandte Messmethode. Sie lässt sich in der Regel am Aufstellungsort der<br />
<strong>Maschinen</strong> anwenden. Besondere Beachtung muß der Einhaltung der maximalen Korrekturen für das Hintergrundgeräusch<br />
und der Raumrückwirkung gegeben werden. Die Standardabweichung beträgt sR ∗ < = 1,5 dB.<br />
Messungen nach der Genauigkeitsklasse 3 ergeben sich oft durch die Messbedingungen. Diese Art der Schallleistungsbestimmung<br />
wird auch als Übersichtsmethode bezeichnet. Die Standardabweichung beträgt sR ∗ < = 4 dB.<br />
Die Meßunsicherheit, die durch die Meßbedingungen entsteht, läßt sich durch die Standardabweichung s∗ beschreiben<br />
und kann durch einen Zuschlag in dB (Δ L = 1,65 . σ ∗) zum Meßwert berücksichtigt werden.<br />
* Vergleichsstandardabweichnung ohne Streuung der <strong>Maschinen</strong>emissionen<br />
LpA = mittlerer Schalldruckpegel auf der Meßfläche<br />
S = Messfläche (m 2 ) S0 = Bezugsfläche 1m 2<br />
K1 = Fremdgeräuschkorrektur K2 = Korrektur für die Raumrückwirkung<br />
Genauigkeitsklasse 1 Genauigkeitsklasse 2 Genauigkeitsklasse 3<br />
Präzisionsmethode Betriebsmessung Übersichtsmethode<br />
ISO 3745 DIN EN ISO 3744 DIN EN ISO 3746<br />
Meßumgebung akust. Freifeld oder im wesentl. akust. keine spezielle<br />
Freifeld über reflekt. Freifeld über reflekt. Umgebung (stark<br />
Ebene Ebene reflekt. Wände)<br />
Abmessung der Volumen = 6 dB Δ L >= 3 dB<br />
Fremdgeräusche möglichst >12 dB möglichst >10 dB<br />
Δ L und K1 K1
2. Festlegen der Meßfläche S / Festlegen der Meßpunkte MP<br />
Die Meßfläche (hier ein Beispiel zur Genauigkeitsklasse 2) ergibt sich dadurch, daß die Geräuschquelle<br />
in 1 m Abstand <strong>von</strong> ihrer größten Abmessung theoretisch mit einem Quader umbaut wird. Die Oberfläche dieses<br />
Quaders ist die Meßfläche S. Als minimale Meßpunktanzahl sollte 1 Meßpunkt je m 2 gewählt werden. Die Anzahl der<br />
Meßpunkte gilt als genügend, wenn der maximale Unterschied der Schalldruckpegel an den einzelnen Meß-punkten<br />
kleiner ist, als die Anzahl der Meßpunkte. Bei der Genauigkeitsklasse 2 sind mindestens 9 Meßpunkte nötig.<br />
Abb. 3 - Typische Quadermessfläche mit 9 Meßpunkten -<br />
3. Messen der Schalldruckpegel LpA und Bestimmen des gemittelten Schalldruckpegels LpA<br />
An festgelegten Meßpunkten werden die Schalldruckpegel gemessen. Es empfiehlt sich, einen mittelnden Schallpegelmesser<br />
mit Echtzeit-Terz/Oktavanalyse zu benutzen und die Mittelungszeit länger als die Periodizität eines Arbeitszyklusses<br />
der Maschine zu wählen. Bei modernen Schallpegelmessern kann durch die Start/Pause/Stop-Funktion der<br />
Gesamtmittelwert (Leq) gebildet werden, indem nacheinander die Pegel an allen Meßpunkten mit jeweils der gleichen<br />
Meßzeit erfaßt werden. Der am Ende der Messung angezeigte Wert ist der Mittelwert über alle Meßpunkte.<br />
Aus Einzelmeßwerten errechnet sich ein Mittelwert wie folgt:<br />
LpA = 10 . lg (<br />
dB 06.09.97 09:24:36 - 13:05:36<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
10 0,1 Lp1 + 10 0,1 Lp2 + ..... 10 0,1 Lpn )<br />
Abb. 4 - Typische Ergebnisdarstellung am Display eines Schallpegelmessers B&K 2260 –<br />
n<br />
Total Measurement 2.s3d<br />
16 31,50<br />
LLeq<br />
63 125 250 500 1000 2000 4000 8000 A C<br />
Cursor: (A) Leq=63,5 dB<br />
Als sehr hilfreich erweist es sich, wenn der Schallpegelmesser über eine RS 232-Schnittstelle verfügt, an der die Meßwerte<br />
einem PC für die Weiterverarbeitung und Dokumentation zur Verfügung gestellt werden.<br />
Hz<br />
3
4. Bestimmen der Hintergrundgeräuschkorrektur K1<br />
Zur Bestimmung der Hintergrundgeräuschkorrektur K1 wird das Gesamtgeräusch einschließlich des Prüflings gemessen.<br />
Danach wird der Prüfling abgeschaltet und das Hintergrundgeräusch erfasst. Mit der Differenz zwischen diesen<br />
beiden Werten geht man in das u.s. Diagramm und liest an der Ordinaten den Korrekturwert ab.<br />
Abb. 5 - Diagramm für eine Pegelsubtraktion -<br />
5. Bestimmen der Raumkorrektur K2<br />
Die Raumrückwirkung wird durch K2 beschrieben.<br />
K2 = 10 . lg (1 + 4 . SH / A)<br />
Die äquivalente Absorptionsfläche A kann durch Nachhallzeitmessungen, Einsatz einer Referenzschalleistungsquelle<br />
oder durch die theoretische Bestimmung der Absorptionsflächen des Raumes bestimmt werden.<br />
Weitere Geräuschangaben<br />
Beispiel:<br />
1. Gesamtgeräusch = 60 dB<br />
2. Hintergrundgeräusch = 53 dB<br />
3. Differenz = 7 dB<br />
4. Korrektur (aus Diagramm) = 1dB<br />
5. <strong>Maschinen</strong>geräusch = 60 – 1 = 59 dB.<br />
Rechnerische Methode<br />
Lgesamt 59 dB = 10 . lg (10 60/10 - 10 53/10 )<br />
K2 = Raumkorrekturwert in dB<br />
SH = Meßfläche in qm<br />
A = äquivalente Absorptionsfläche in m 2<br />
A = 0,163 V/T<br />
V = Volumen d. Raumes T = Nachhallzeit d. Raumes<br />
Zusätzlich zu der Schalleistung ist noch der arbeitsplatzbezogene Emissionswert LpA und der Höchstwert (Scheitelwert)<br />
des momentanen C-bewerteten Schalldruckpegels LpCPeak ( > 130 dB(C) ) am typischen Arbeitsplatz zu bestimmen.<br />
Falls kein typischer Arbeitsplatz benannt werden kann, ist der 1-m-Meßflächenschalldruck LpA, 1m zu ermitteln.<br />
Der LpA, 1m kann aus dem Schalleistungspegel errechnet werden.<br />
LpA, 1m = LwA - (10 . lg S/S0) (Meßfläche in 1 m Abstand)<br />
Die oben stehende Formel zeigt die Berechnung des LpA, 1m aus der Schalleistung. LwA. Der arbeitsplatzbezogene<br />
Emissionswert LpA, 1m ist daher ebenso wie der arbeitsplatzbezogene Emissionswert LpA ein um das<br />
Hintergrundgeräusch und die Raumrückwirkung korrigierter Geräuschparameter.<br />
4
Schwierigkeiten in der Praxis<br />
In der Praxis scheitert eine genaue Bestimmung der Schalleistung nach der Schalldruckmethode oft an:<br />
I. Geometrie der Maschine<br />
(größte Abmessung > 15m)<br />
Da an der Größe der Prüflinge nichts geändert werden kann, muß bei Prüflingen > 15m<br />
in der Genauigkeits-Klasse 3 gemessen werden. Dadurch erhält man einen mehr geschätz-<br />
ten, als gemessenen Wert.<br />
II. Aufstellungsort einer Maschine<br />
(z.B. direkt an der Wand)<br />
In den meisten Fällen werden die Abnahmemessungen der <strong>Maschinen</strong> am endgültigen<br />
Standort durchgeführt. Die gemessenen Schalldruckpegel sind durch Direktreflexionen<br />
höher und die Gefahr einer (unberechtigten) Reklamation durch zu hohe Abnahmepegel<br />
ist gegeben. Eine Korrektur kann nicht vorgenommen werden.<br />
III. Fremdgeräuschpegel zu hoch<br />
(zu laute, benachbarte <strong>Maschinen</strong>)<br />
Abnahmemessungen finden oft am endgültigen Standort mit benachbarten <strong>Maschinen</strong><br />
statt. Die in Produktion stehenden Nachbarmaschinen können aus wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht abgeschaltet werden. Die Berechnung der Hintergrundgeräuschkorrektur<br />
K1 findet nicht statt. Ein Meßergebnis ist ohne diese Korrektur viel zu hoch.<br />
IV. Akustische Raumrückwirkungen zu hoch<br />
(zu hohe Nachhallzeit, große reflektierende Flächen)<br />
Die nach der Formel K2 = 10 . lg (1 + 4 . SH / A) ermittelte Raumkorrektur ist zu hoch.<br />
Die gewünschte Genauigkeitsklasse wird nicht erreicht.<br />
Die in den Punkten I. bis IV. beschriebenen Schwierigkeiten bewirken, daß die angestrebte Genauigkeitsklasse 2 nicht<br />
erreicht wird. Die Vergleichstandardabweichungen in der Klasse 3 verlangen aber einen typischen Zuschlag <strong>von</strong>:<br />
D L = 1,65 . s ( 4 dB) = ca. 7 dB<br />
Der durch die genannten Umstände verursachte höhere Schalleistungspegel bedeutet einen gravierenden<br />
Wettbewerbsnachteil gegenüber einer Klasse 2-Messung mit niedrigeren Ergebnissen.<br />
VI. Partielle Schalleistungsmessung<br />
(z.B. für die akustische Trennung <strong>von</strong> Getriebe u. Motor/Last)<br />
<strong>Maschinen</strong>, wie z.B. Getriebe, Pumpen können nicht ohne Antrieb und Last betrieben werden .<br />
Es müssen aufwendige Maßnahmen ergriffen werden, um die Zusatzaggregate akustisch vom Prüfling<br />
zu trennen. Von angebauten <strong>Maschinen</strong>teilen (Hydraulikpumpe, Elektromotor, usw.) lässt sich eine<br />
Teilschalleistung nicht ermitteln. Trotzdem ist eine Angabe der Schalleistung aus verschiedenen Gründen<br />
notwendig.<br />
5
Schallintensität<br />
- Die Problemlösung für akustisch ungünstige Meßumgebungen -<br />
Mit der Fertigstellung der DIN EN ISO 9614-2 im Aug. 96<br />
“Bestimmung der Schalleistung <strong>von</strong> Geräuschquellen<br />
aus Schallintensitätsmessungen “<br />
- Teil 2: Messung aus kontinuierlicher Abtastung -<br />
ist der Weg frei für eine praxisgerechte Ermittlung der Schallleistung<br />
<strong>von</strong> Produkten mittels der Schallintensitäts-Meßmethode.<br />
Brüel & Kjær, der erfahrene Hersteller <strong>von</strong> Schallintensitätsmeß-<br />
Systemen, entwickelte basierend auf dem INVESTIGATOR 2260,<br />
ein neues Schallintensitäts-Meßsystem. Eine bequeme Meßführung<br />
und die Prüfung der Feldparameter während der Messung erlauben,<br />
sich voll auf den eigentlichen Meßvorgang zu konzentrieren.<br />
Das Schallintensitätssystem liefert eine Sofortanalyse der Schallintensität<br />
und Schallleistung. Transportabel und batteriebetrieben,<br />
macht es der 2260 INVESTIGATOR möglich, daß nur eine<br />
Person die Schalleistungsmessung vom Anfang bis zum Ende durchführen<br />
kann. Selbst unter beengten Verhältnissen, an schwer erreichbaren<br />
und komplexen Flächen gelingt jede Messung auf Anhieb.<br />
Wie funktioniert Schallintensität ?<br />
– Schallquellenortung –<br />
Bei Schalldruckmessungen wird auf dem Display eines Schallpegelmessers<br />
eine skalare Größe in dB angezeigt. Man erhält keinerlei<br />
Information über die Richtung der Schallausbreitung. Es ist nur mit<br />
speziellen Maßnahmen zwischen dem zu erfassenden <strong>Maschinen</strong>lärm,<br />
dem Hintergrundlärm und den Pegelerhöhungen durch Raumrückwirkungen<br />
zu unterscheiden.<br />
Schallintensitätsmessungen dagegen sind vektorielle Messungen.<br />
Zusätzlich zum Betrag wird ein Vorzeichen (+ oder - ) angezeigt.<br />
Ein Plus bedeutet Schalleinfall <strong>von</strong> vorn (bezogen auf das<br />
Intensitätsmikrofon), ein Minus Schalleinfall <strong>von</strong> hinten.<br />
+<br />
-<br />
Abb .6 -Richtcharakteristik<br />
einer Intensitätssonde-<br />
Bei seitlichem Schalleinfall (90 o bezogen<br />
auf die Sondenachse) geht die Anzeige<br />
auf kleine Werte zurück und das Vorzeichen<br />
kippt zwischen + und – um. Wie<br />
in der Nachrichtentechnik üblich, wird<br />
dieser Effekt für die Schallquellenortung<br />
(Ortung auf Minimum) benutzt.<br />
Die Anzeige des INVESTIGATORS<br />
zeigt dazu einen Kompass mit 2<br />
Himmelsrichtungen. (siehe Abb. 8)<br />
Typische Anwendungen sind Schall-<br />
quellenortung an <strong>Maschinen</strong>, zum Auffinden<br />
<strong>von</strong> Lecks bei <strong>Maschinen</strong>kapselungen<br />
und in der Bauakustik zum Erkennen<br />
fehlerhafter Türdichtungen oder<br />
Flankenübertragungen in Gebäuden.<br />
Abb. 7 - B&K INVESTIGATOR<br />
mit Schallintensitätssonde -<br />
6
Schalleinfall <strong>von</strong> vorn Schalleinfall <strong>von</strong> hinten<br />
Abb. 8 - Display eines INVESTIGATORS 2260 bei einer Online-Schallquellenortung -<br />
Automatische Fremdschallunterdrückung während einer Schalleistungsmessung<br />
Neben der Schallquellenortung bietet die Messung der Intensität den Vorteil, alle nicht zum <strong>Maschinen</strong>lärm gehörenden<br />
Schallanteile zu unterdrücken und direkt die akustische Wirkleistung zu messen. Die Abb. 9 zeigt, dass die<br />
Intensitätssonde senkrecht zur gedachten Meßfläche geführt werden soll. Bezogen auf die Intensitätssonde wird der<br />
<strong>Maschinen</strong>lärm dabei immer <strong>von</strong> vorne und damit positiv erfaßt. Sämtliche Fremdgeräusche, wie z. B. Hintergrundlärm<br />
oder Raumrückwirkungen (reflektierter Lärm), werden immer mit negativem Vorzeichen in die Meßfläche eindringen<br />
und mit positivem Vorzeichen wieder verlassen. Da alle Pegelwerte komplett über die Hüllfläche vorzeichenrichtig<br />
integriert werden, wird am Ende der Messung der positive Schallintensitätspegel der Maschine angezeigt.<br />
-<br />
Abb. 9 - Darstellung der Fremdschallunterdrückung durch vorzeichenrichtige<br />
Erfassung und Mittelung aller Schallintensitätswerte auf der Meßfläche<br />
-<br />
-<br />
-<br />
+ +<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
Anschließend wird der gemessene mittlere Intensitätspegel auf die tatsächliche Meßfläche bezogen. Die Schalleistung<br />
ergibt sich dann wie folgt:<br />
S0 = 1m 2<br />
LWA = L I + 10 . lg S/S0 - K1 - K2 S = Meßfläche in m 2<br />
LI = mittlere Schallintensität auf der Messfläche<br />
Die obige Formel zeigt, daß eine Bestimmung der Korrekturwerte für das Hintergrundgeräusch ( K1) und die Raumrückwirkung<br />
(K2) nicht mehr nötig ist. In der Praxis bedeutet das eine enorme Zeitersparnis und eine sichere und genaue<br />
Meßmethode zur Schalleistungsbestimmung, auch unter akustisch ungünstigen Bedingungen.<br />
7
Partielle Schalleistungsmessungen und deren Anwendungen<br />
Schallintensitätsmessungen sind Wirkleistungsmessungen. Das Messprinzip der Schallintensität lässt Messungen im<br />
Nahfeld einer Schallquelle zu. Die Nahfeldmessung verbessert zusätzlich den akustischen Störabstand zum Hintergrundgeräusch<br />
und die Schalleistung eines <strong>Maschinen</strong>teils wird ohne Umwege direkt bestimmt. Bei z.B. Getriebemessungen<br />
wird auf diese Art und Weise die akustische Trennung <strong>von</strong> Last und Antrieb vorgenommen.. <strong>Maschinen</strong>teile<br />
– Luftein/-auslässe, Hydraulikaggregate, Pumpen, etc – sind nun getrennt messbar. Die Schalleistungen der einzelnen<br />
Komponenten lassen sich direkt miteinander vergleichen. Diese einfache Ursachenanalyse und das Austauschen des<br />
verwendeten Typs gegen eine leisere Ausführung führen schnell zu beindruckenden Lärmreduzierungen.<br />
Abb. 10 - Nahfeldmessung – Oberflächenkonform Abb. 11 - Typische Normmeßfläche zur Bestimmung<br />
Zur Verbesserung des Störabstandes zum einer Schalleistung -<br />
Umfeld und / oder für eine partielle Schall-<br />
leistungsmessung -<br />
Bei dem folgendem Beispiel wird die Schalleistung des Antriebsteils einer Maschine durch eine Nahfeldmessung ermittelt.<br />
Die Grenzen für derartige Messungen sind in der Regel nur durch die Größe der Mikrofonsonde gegeben. Diese<br />
muß bei beengter Umgebung (z.B. zwischen Motor und Kupplung) noch senkrecht zur Meßfläche geführt werden<br />
können und die gedachte Meßfläche muß in sich zu schließen sein.<br />
Abb. 12 -Skizze einer Teilschalleistungsmessung an einem Getriebe und Ergebnisdarstellung auf dem Display des INVESTIGATOR<br />
Auch in der Bauakustik lassen sich durch getrennte<br />
Betrachtung <strong>von</strong> Bauteilen (Decken, Fenstern,<br />
Wände, Türen, Dichtungen) Flankenübertragungen<br />
und andere akustische Schwachstellen in Häusern<br />
und Wohnungen leicht erkennen. Dazu betrachtet<br />
man getrennt die abgestrahlte Schalleistung der<br />
einzelnen Flächen und vergleicht diese miteinander.<br />
Abb. 13 Beispiel für Flankenübertragungen in Gebäuden,<br />
z. B. durch Körperschallanregung -<br />
8
Praktische Durchführung einer Schalleistungsbestimmung<br />
mit INVESTIGATOR 2260<br />
Der bereits im ersten Teil dieses Artikels beschriebene Meßablauf zur Bestimmung der Schalleistung einer Maschine<br />
durch die Schalldruckmethode gilt auch für eine Schallintensitätsmessung. Hierbei entfällt aber die Bestimmung der<br />
Korrekturen K1 und K2.<br />
Der INVESTIGATOR 2260 hat die in der DIN EN ISO 9614 - 2 beschriebenen Prüfverfahren für die Plausibilitätprüfung<br />
der Messergebnisse integriert. Dies bedeutet ein geführter Meßablauf im 2260 und eine automatische Kontrolle<br />
aller <strong>von</strong> der Norm vorgegebenen Feldparameter. Im Nachfolgenden sind die einzelnen Arbeitsschritte beschrieben.<br />
I. Kalibrierung<br />
Nach dem Einschalten wird die Kalibrierfunktion angewählt.<br />
Abb.15 - Bedienelemente des 2260 -<br />
II. Voreinstellungen<br />
am Schallpegelmesser<br />
- Grundeinstellungen -<br />
Abb. 17 - Teil der Setup-Einstellungen -<br />
Abb.14 - Kalibrierdisplay des 2260<br />
Mit den UP- DOWN -Tasten können verschiedene Kalibratoren und<br />
Eingaben für die Sollwerte angewählt werden. Nach Drücken der Taste<br />
“Kalibrieren“ startet eine komplette, durch Hinweise auf dem Display,<br />
geführte akustische Kalibrierung. Das Ergebnis wird mit vorher durchgeführten<br />
Kalibrierungen verglichen und abgespeichert. Bei allen künftigen<br />
Messungen werden die neuen Korrekturwerte berücksichtigt. Der<br />
2. Teil der Kalibrierung besteht aus der Prüfung der Gerätedynamik.<br />
Mit der Taste “Kalbr.Menü“ wird dazu die Prüfung der Querfeldunterdrückung<br />
angewählt werden. Die Bestimmung der Querfeldunterdrückung<br />
ist durch die DIN EN ISO 9614 - 2 vorgeschrieben<br />
und beschreibt den Dynamikbereich (Fremdschallunterdrückungseigenschaft)<br />
des Schallintensitätsmess-Systems.<br />
Abb.16 - Typische Querfeldunterdrückung<br />
oben erreichte Werte,<br />
unten Mindestwerte nach Norm -<br />
Im Setup-Menü wird die Aufgabe (Jobname) benannt;<br />
es wird die Norm angewählt;<br />
die gewünschte Genauigkeitsklasse;<br />
das Abstandsstück und damit der Frequenzbereich und<br />
die gewünschte Bandbreite in Terz oder Oktav.<br />
9
- Eingeben der Meßfläche -<br />
Im nächsten Teil des Menüs wird die Art und Größe der Meßfläche<br />
angewählt. Es wurde eine Quaderoberfläche mit den rechts<br />
beschriebenen Dimensionen gewählt. An Hand des u.s. Beispiels<br />
ist die Zuordnung der Flächen leicht zu erkennen.<br />
III. Messen und Ergebnis<br />
Nach Drücken der Taste (“Messen“) erscheint die aktuelle<br />
Anzeige der Schallintensität. Die Schallintensitätssonde wird an<br />
die lauteste Stelle der zu messenden Schallquelle gehalten und<br />
durch Drücken der Taste wird eine automatische Meßbereichsanwahl<br />
durchgeführt. Ein 2. Tastendruck auf die Taste<br />
“Messen“ zeigt dann das nebenstehende Display mit der Steuerung<br />
des Meßablaufs. Mit dem Tastendruck “1. Scan starten“<br />
beginnt die Messung und die Meßfläche wird mäanderförmig,<br />
horizontal abgestrichen. Die Meßzeit kann frei gewählt werden.<br />
Nach dem 1.Scan startet man den “2. Scan“ in vertikaler Richtung.<br />
Diese 2. Messung ist nach der Norm vorgeschrieben und<br />
eine Prüfung der Wiederholbarkeit. Das Ergebnis der 1.<br />
Meßfläche wird abgespeichert und der nächste 1. Scan bei der 2.<br />
Meßfläche wird gestartet. Nacheinander werden alle Flächen<br />
abgearbeitet und nach Drücken der Taste “Ergebnis“ kann die<br />
Schalleistung direkt abgelesen werden.<br />
Abb. 18 - Zuordnung der Messflächen auf dem Display des INVESTIGATORS -<br />
Mit Hilfe der mitgelieferten Datenübernahme-und Dokumentationssoftware “EXPLORER 7815” können die Meßwerte<br />
ohne Probleme sowohl grafisch, als auch als ASCII-Werte in PC-Anwendungssoftware (z.B. MS Winword oder<br />
MS-EX<strong>CE</strong>L) übertragen, weiterverarbeitet und dokumentiert werden.<br />
LWA dB<br />
120,0<br />
110,0<br />
100,0<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
Abb. 19 - Display des 2260, oben mit<br />
Hinweisen für die Meßsteuerung, unten mit<br />
einer grafischen Darstellung der Schalleistung -<br />
Schalleistungspegel der einzelnen Meßflächen<br />
Fläche 1 Fläche 2 Fläche 3 Fläche 4 Fläche 5 Gesamt<br />
Abb. 20 - Ergebnisdarstellung nach der Weiterverarbeitung mit EX<strong>CE</strong>L ® Microsoft -<br />
10
Schallquellenortung durch Konturdarstellungen<br />
Ein weiteres nützliches Hilfsmittel zur Schallquellenortung ist eine Ergebnisdarstellung mit Linien gleicher Intensität.<br />
Dazu wird über die zu prüfende Schallquelle ein Raster <strong>von</strong> horizontalen und vertikalen Linien gelegt. Im “Set up” des<br />
INVESTIGATORS wird dazu bei der Art der Meßfläche “Segment” angewählt und die entsprechende Anzahl <strong>von</strong><br />
Reihen und Spalten eingetragen. Nach dem Aufnehmen der Meßwerte, jeweils in der Mitte der Quadrate, werden die<br />
Meßwerte mittels “ B&K-EXPLORER”-Software ” in EX<strong>CE</strong>L übertragen und grafisch als 3D-Plot dargestellt.<br />
Abb. 21 Linien gleicher Intensität (A-bewerteter Gesamtpegel), ermittelt aus 64 Meßpunkten auf einer <strong>Maschinen</strong>oberfäche<br />
Zusammenfassung<br />
Wir hoffen mit diesem “Kleinen Wegweiser für die Ermittlung <strong>von</strong> Geräuschdaten” Ihnen in der komplexen Welt<br />
der Akustiknormen und deren Anwendungen helfen zu können.<br />
Durch moderne Gerätetechnik und Integration der Meßvorschriften in moderne Schallpegelmesser ist die Schallintensitätsmeß-Methodik<br />
übersichtlich, handhabbar und zuverlässig geworden.<br />
Der INVESTIGATOR 2260 führt durch die Meßaufgabe, prüft die Genauigkeit und berechnet das Ergebnis schon<br />
während der Messung. Durch eine intelligente Schnittstelle und Datenübernahme- / Dokumentations-Software ist eine<br />
Weiterverarbeitung in Standard-Softwarepaketen (z.B. Microsoft Office ) ebenfalls problemlos. Einer Schalleistungsbestimmung,<br />
auch unter akustisch ungünstiger Meßumgebung, steht nun nichts mehr im Wege.<br />
Der Stand der Normung entspricht unserem derzeitigem Kenntnisstand.<br />
Willi Nickel im Mai 2000<br />
Brüel & Kjaer GmbH<br />
Tel.: 02104 / 93 57 50 Fax.: 02104 / 93 57 57<br />
e-mail: willi.nickel@bksv.com<br />
dB<br />
1.<br />
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.<br />
Literaturhinweise:<br />
1. Technik 1, Geräuschangaben für <strong>Maschinen</strong> nach dem 3. GSGV , Bundesanstalt für Arbeitsschutz - ISBN 3-88 261-327-0<br />
2. Sound Intensity (Part 1), Brüel & Kjaer Technical Review 3 /1982<br />
3. Sound Intensity (Part 2), Brüel & Kjaer Technical Review 4 /1982<br />
4. Sound Intensity Probe 50Hz to 10kHz, Brüel & Kjaer Technical Review 1 /1996<br />
5. Schallmessung, Brüel & Kjaer - Naerum - BR 0055-12<br />
6. Schallintensität, Brüel & Kjaer - Naerum - BR 0523-12<br />
7. DIN EN ISO 3744- Bestimmung der Schalleistung <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong>, Hüllflächenverfahren, Kl. 2<br />
8. DIN EN ISO 3746- Bestimmung der Schalleistung <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong>, Hüllflächenverfahren, Kl. 3<br />
9. DIN EN ISO 9614 - 1 / SI-Messung- Punktweise Abtastung<br />
10. DIN EN ISO 9614 - 2 / SI-Messung- Kontinuierliche Abtastung<br />
11. DIN EN 61043 Geräte für die Messung der Schallintensität<br />
12. DIN EN 60 651/ Schallpegelmesser<br />
13. DIN EN ISO 11200 bis 11204 Geräuschabstrahlung <strong>von</strong> <strong>Maschinen</strong> und Geräten, Leitlinien, Kl2, Kl.3<br />
14. 1st. International Congress of Recent Developments in Acoustic Intensity, <strong>CE</strong>TIM, Senlis, Frankreich. (1981)<br />
15. 2st. International Congress of Recent Developments in Acoustic Intensity, <strong>CE</strong>TIM, Senlis, Frankreich. (1985)<br />
16. Geräuschmessung an <strong>Maschinen</strong> Teil 1 u. 2 (PPT-Vorträge 97/98 – Willi Nickel – Sept.97)<br />
17. Akustik, Lärmminderung und Schwingungstechnik, DIN-Taschenbuch 315, ISBN 3-410-14010-7<br />
8.<br />
7.<br />
6.<br />
5.<br />
4.<br />
3.<br />
2.<br />
11