Jakob Lorber: Der Sonderfall der Rezeptionsgeschichte ... - Orah.ch
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<strong>Jakob</strong> <strong>Lorber</strong>: <strong>Der</strong> <strong>Son<strong>der</strong>fall</strong> <strong>der</strong> <strong>Rezeptionsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te</strong> Swedenborgs 4<br />
nes Swedenborgianers anwesend; von ihm heißt es: »Daneben aber hielt er im Ernste große Stücke<br />
auf die Heilige S<strong>ch</strong>rift, las oft und fleißig darin und glaubte fest, daß Jesus <strong>der</strong> eigentli<strong>ch</strong>e Jehova<br />
ist, denn er lernte sol<strong>ch</strong>es aus Swedenborgs Werken, von denen er in seinen Musestunden bis auf<br />
einige kleine Werk<strong>ch</strong>en alle gelesen hatte.« (Jenseits <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>welle 3,1). Die Lehre von <strong>der</strong> Gottheit<br />
Jesu o<strong>der</strong> die einpersönli<strong>ch</strong>e Trinitätslehre ist au<strong>ch</strong> sonst, ohne dass Swedenborg namentli<strong>ch</strong> genannt<br />
wird, in den S<strong>ch</strong>riften <strong>Lorber</strong>s weit verbreitet und überall zu finden. Was bei Swedenborg<br />
no<strong>ch</strong> in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> altkir<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Dogmatik viellei<strong>ch</strong>t etwas zu nü<strong>ch</strong>tern entfaltet<br />
wurde, das wandelt si<strong>ch</strong> bei <strong>Lorber</strong> in die persönli<strong>ch</strong>e Begegnung mit <strong>der</strong> lebendigen Stimme<br />
Jesu und in eine Jesusreligion.<br />
Au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Maximus Homo, <strong>der</strong> Größte Mens<strong>ch</strong>, tau<strong>ch</strong>t bei <strong>Lorber</strong> mit ausdrückli<strong>ch</strong>em Bezug zu<br />
Swedenborg auf: »Was meinet ihr wohl, was dieses neue Bild (eines Mens<strong>ch</strong>en) TN vorstellt? Ihr<br />
werdet eu<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t denken, die ihr mehr o<strong>der</strong> weniger den großen Mens<strong>ch</strong>en in den S<strong>ch</strong>riften<br />
Swedenborgs habet kennengelernt, das sei dieser größte Mens<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> aber sage eu<strong>ch</strong>: Weit fehl ges<strong>ch</strong>ossen!<br />
Dieser Mens<strong>ch</strong>, den ihr da sehet, ist ni<strong>ch</strong>ts mehr und ni<strong>ch</strong>ts weniger als <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> selbst<br />
wie<strong>der</strong>gefunden habende verlorene Sohn, aber ni<strong>ch</strong>t etwa in seiner Allheit, son<strong>der</strong>n es ist <strong>der</strong>jenige<br />
verlorene Sohn, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> in einem jeden einzelnen wie<strong>der</strong>geborenen Mens<strong>ch</strong>en wie<strong>der</strong>gefunden hat;<br />
o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>n eu<strong>ch</strong> lei<strong>ch</strong>ter verständli<strong>ch</strong>en Worten gesagt: Das ist ein Allergeringster in Meinem<br />
neuen Rei<strong>ch</strong>e, und es ist hier in diesem Bilde eu<strong>ch</strong> ein gere<strong>ch</strong>tes Verhältnis dargestellt und zeigt<br />
eu<strong>ch</strong> das vollkommene Maß eines Mens<strong>ch</strong>en, wel<strong>ch</strong>es unendli<strong>ch</strong>mal erhabener ist, denn das ganze<br />
eu<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> die frühere Zerglie<strong>der</strong>ung gezeigte endlos s<strong>ch</strong>einende Universum in <strong>der</strong> Gestalt des verlorenen<br />
Sohnes!« (Zwölf Stunden 12,26; 1HiG 25.3.1841A, Nr. 26). <strong>Lorber</strong> kennt den »Himmelsmens<strong>ch</strong>en«<br />
Swedenborgs (Fliege 12; RB 2,303,3). Gerade in <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>öpfungslehre setzt er aber einen ausgeprägten<br />
eigenen Akzent, indem er dem geistigen Maximus Homo Swedenborgs einen materiellen<br />
S<strong>ch</strong>öpfungsmens<strong>ch</strong>en als Inbegriff des ganzen Universums gegenüberstellt.<br />
Swedenborgs Terminologie in <strong>der</strong> Neuoffenbarung<br />
In den Offenbarungen dur<strong>ch</strong> <strong>Lorber</strong> lassen si<strong>ch</strong> eine ganze Reihe von Begriffen na<strong>ch</strong>weisen, die<br />
für Swedenborg typis<strong>ch</strong> sind. Da Swedenborg allerdings in Latein ges<strong>ch</strong>rieben hat, <strong>Lorber</strong> aber in<br />
Deuts<strong>ch</strong>, steht zwis<strong>ch</strong>en beiden das Deuts<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Swedenborg-Übersetzungen. Das sind erstens die<br />
aus dem a<strong>ch</strong>tzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t und zweitens die aus dem neunzehnten, wobei man in <strong>der</strong> zweiten<br />
Gruppe die von Johann Friedri<strong>ch</strong> Immanuel Tafel (1796-1863) und die des Justizprokurators<br />
Ludwig Hofaker (1780-1846) unters<strong>ch</strong>eiden muss. Da die deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>ige Wie<strong>der</strong>gabe <strong>der</strong> lateinis<strong>ch</strong>en<br />
Fa<strong>ch</strong>begriffe Swedenborgs in diesen Übersetzungen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong> ist, kann man ziemli<strong>ch</strong><br />
genau feststellen, wel<strong>ch</strong>es swedenborgs<strong>ch</strong>e Übersetzungsdeuts<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> in den S<strong>ch</strong>riften <strong>Lorber</strong>s<br />
wie<strong>der</strong>findet. Dazu muss man erstens festlegen, wel<strong>ch</strong>e Ausgaben <strong>der</strong> Werke Swedenborgs zu berücksi<strong>ch</strong>tigen<br />
sind. Die Entwicklung deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>iger Äquivalente seiner lateinis<strong>ch</strong>en Begriffe<br />
beginnt 1765 mit Friedri<strong>ch</strong> Christoph Oetinger (1702-1782) 12 und muss bis 1840, dem Jahr des Beginns<br />
<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>reibtätigkeit <strong>Lorber</strong>s, untersu<strong>ch</strong>t werden. Zweitens muss man eine Liste <strong>der</strong> lateinis<strong>ch</strong>en<br />
Begriffe zusammenstellen, die für Swedenborg typis<strong>ch</strong> sind, eine Liste seiner Fa<strong>ch</strong>terminologie.<br />
Drittens muss man si<strong>ch</strong> einen Überblick darüber vers<strong>ch</strong>affen, wie diese Begriffe im a<strong>ch</strong>tzehnten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t, und dann im neunzehnten bei Tafel und Hofaker ins Deuts<strong>ch</strong>e übersetzt wurden,<br />
wobei diejenigen Begriffe beson<strong>der</strong>s interessant sind, die in den vers<strong>ch</strong>iedenen Übersetzungen unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong><br />
wie<strong>der</strong>gegeben worden sind. Und viertens muss man na<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>auen, wel<strong>ch</strong>e von den so<br />
ermittelten Begriffen bei <strong>Lorber</strong> mit <strong>der</strong> spezifis<strong>ch</strong> swedenborgs<strong>ch</strong>en Bedeutung na<strong>ch</strong>weisbar sind.<br />
Auf diese Weise ist eine Aussage darüber mögli<strong>ch</strong>, wel<strong>ch</strong>es swedenborgs<strong>ch</strong>e Übersetzungsdeuts<strong>ch</strong><br />
si<strong>ch</strong> in den S<strong>ch</strong>riften <strong>Lorber</strong>s spiegelt.<br />
Beginnen wir mit <strong>der</strong> Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Werksausgaben. Von denjenigen aus dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>t habe<br />
i<strong>ch</strong> die folgenden berücksi<strong>ch</strong>tigt: – Swedenborgs und an<strong>der</strong>er Irrdis<strong>ch</strong>e und Himmlis<strong>ch</strong>e Philosophie, zur Prüfung<br />
des Besten, ans Li<strong>ch</strong>t gestellt von Frie<strong>der</strong>i<strong>ch</strong> Christoph Oetinger, Franckfurt und Leipzig 1765<br />
(= Philosophie1765). – Emanuel S<strong>ch</strong>wedenborg von den Erdkörpern <strong>der</strong> Planeten und des gestirnten Himmels<br />
Einwohnern …, Frankfurt und Leipzig 1771 (= EW1771). – Emanuel Swedenborgs Tractat von <strong>der</strong> Verbindung<br />
<strong>der</strong> Seele mit dem Körper, … Frankfurt und Leipzig 1772 (= SL1772). – Vom Neuen Jerusalem und<br />
dessen himmlis<strong>ch</strong>en Lehre: aus dem Himmel gehöret von Emanuel Swedenborg, 1772 (= NJ1772). –<br />
12 Frie<strong>der</strong>i<strong>ch</strong> Christoph Oetinger, Swedenborgs und an<strong>der</strong>er Irrdis<strong>ch</strong>e und Himmlis<strong>ch</strong>e Philosophie, zur<br />
Prüfung des Besten ans Li<strong>ch</strong>t gestellt, Frankfurt und Leipzig 1765.