Von Vaillant bis Cositino - Mecklenburger Pferde
Von Vaillant bis Cositino - Mecklenburger Pferde
Von Vaillant bis Cositino - Mecklenburger Pferde
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THEMA | 200 JAHRE LANDGESTÜT REDEFIN<br />
8 I MECKLENBURGER PFERDE – 03 I 12<br />
Foto: Wego<br />
LINKE SEITE:Kesselpauker Fred Schicketanz führte<br />
mit Engagement auf den vergangenen Hengstparaden<br />
und -präsentationen stets den Fanfarenzug des Landgestüts<br />
Redefin an.<br />
Obwohl Sandmann v. Sandro Star die Kollektion<br />
der Hengst-Neuzugänge eröffnete,<br />
kam keine Müdigkeit auf. Mit kraftvollen,<br />
raumgreifenden Bewegungen trabte er, wie auch<br />
die folgenden <strong>Pferde</strong>, kraftvoll durch die Reithalle.<br />
Dabei mussten die 36 Gestütsmitarbeiter und<br />
elf Auszubildende die Präsentation in diesem<br />
Jahr unter erschwerten Bedingungen auf die Beine<br />
stellen: Die Vorbereitung der <strong>Pferde</strong> war nur<br />
im Bergeraum möglich, dazwischen lag ein 200 Meter<br />
langer Weg bei zweistelligen Minustemperaturen.<br />
In Dressur- und Springquadrille, im Parcours,<br />
an der Hand und im Freispringen zeigten 37<br />
Hengste ihr Können. Den Abschluss bildete der<br />
Holsteiner Körsieger <strong>Cositino</strong> v. Cosino, der als<br />
Pachthengst eine Box in Redefin bezogen hat.<br />
In der „Gestütsordnung der preußischen Landgestüte“<br />
von Hermann Großcurth steht geschrieben:<br />
„Zweck der Landgestüte ist die <strong>Pferde</strong>zucht im<br />
Lande, insbesondere aber die der kleinen Grundbesitzer,<br />
mithin die Masse der im Lande befindlichen<br />
<strong>Pferde</strong>züchter, durch Aufstellung geeigneter<br />
Landbeschäler zu heben. Es muss dies jedoch<br />
mit Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse,<br />
des Bodens und der Qualität des vorhandenen,<br />
oder mit der Zeit zu erzielenden Stutenstammes<br />
geschehen und zwar dergestalt: dass alle Bestrebungen<br />
dahin gerichtet bleiben, dem Bedürfnis entsprechende<br />
Familienstämme zu bilden, die sich in<br />
ihren Formen und Eigenschaften möglichst gleich<br />
bleiben und konstant zu vererben vermögen.“<br />
Was für die preußischen Gestüte im 19. Jahrhundert<br />
galt, war wohl im deutschen Norden<br />
nicht anders. Herzog Friedrich Franz I. von<br />
Mecklenburg-Schwerin gründete 1812 deshalb das<br />
Landgestüt Redefin. 100 Jahre davor gab es schon<br />
an gleicher Stelle eine Stuterei, welche den Marstall<br />
des Schweriner Herzoghauses mit edlen<br />
<strong>Pferde</strong>n belieferte und aus der ein Hauptgestüt her-<br />
vorging. Der im klassizistischen Schinkel-Stil errichtete<br />
Gebäudekomplex nach Plänen von Carl<br />
Heinrich Wünsch (Wittenburg) ist <strong>bis</strong> heute einzigartig<br />
in Deutschland. Die umgebenen Wiesen,<br />
die durch drei Arme der Sude durchzogen werden,<br />
waren ein Garant für eine <strong>Pferde</strong>zucht.<br />
Unter den ersten angekauften Hengsten befand<br />
sich der in Strömkendorf bei Wismar 1906 geborene<br />
<strong>Vaillant</strong>. Es waren zunächst alles <strong>Mecklenburger</strong>,<br />
„Thiere des alten, guten, braven Schlages“,<br />
200 JAHRE LANDGESTÜT REDEFIN | THEMA<br />
<strong>Von</strong> <strong>Vaillant</strong> <strong>bis</strong> <strong>Cositino</strong><br />
Mit der Hengstpräsentation Anfang Februar wurde der Veranstaltungskalender im Jubiläumsjahr des Landgestüts<br />
Redefin eröffnet. Die 200-jährige Geschichte über Hengste und Paraden verpackte Gestütsleiterin Antje Kerber<br />
gekonnt in 18 Programmpunkte. Rolf Günther kommentierte Abstammung und Erfolge der vorgestellten Beschäler<br />
und forderte an passender Stelle den Applaus der 600 Besucher heraus.<br />
Foto: Wego<br />
<strong>Von</strong> Hans-Joachim Begall<br />
Das 200 Jahre alte Landstallmeisterhaus<br />
wird gegenwärtig innen neu ausgebaut.<br />
beschreibt Fritz Flaum in seinem 1893 erschienen<br />
Buch „Das Grossherzoglich Mecklenburg-Schwerinsche<br />
Landgestüt Redefin“. Vom Autor ist zu erfahren,<br />
dass mit „The Knave of Diamonds“ der erste<br />
englische Vollblüter ins Landgestüt einzog. 1836<br />
waren es bereits zehn. Der erste Hengst kaltblütiger<br />
Abstammung hieß Young Hercules. Auf<br />
diese Rasse wurde auf Drängen der Züchter Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts mehr Wert und das Hauptaugenmerk<br />
auf Suffolks gelegt. Mit den vielen Einkreuzungen<br />
sank das Interesse an der <strong>Pferde</strong>zucht<br />
Mecklenburgs. Das führte auch dazu, auf<br />
Brandzeichen wie R mit Krone, FF mit Krone und<br />
03 I 12 – MECKLENBURGER PFERDE I 9
THEMA | 200 JAHRE LANDGESTÜT REDEFIN<br />
Landstallmeister<br />
in Redefin<br />
1812-1840 Oberstallmeister von Bülow<br />
1840-1842 Oberstallmeister von Brandenstein<br />
1842-1849 Landstallmeister Kreichelt<br />
1849-1875 Oberstallmeister von Bülow<br />
1875-1892 Oberlandstallmeister<br />
Kammerherr von Wickede<br />
1892-1920 Oberlandstallmeister<br />
Freiherr von Stenglin<br />
1920-1933 Oberlandstallmeister<br />
Exzellenz von Wenckstern<br />
1933-1945 Landstallmeister Hans Köhler<br />
1945-1946 Landstallmeister Kurt Krebs<br />
1946-1949 Landstallmeister Werner Hartwig<br />
1949-1951 Landstallmeister Walter Mund<br />
1951-1952 Betriebsleiter Günter Freihoff<br />
1952-1956 Betriebsleiterin Dr. Herta Steiner<br />
1956-1958 kommissarischer Betriebsleiter<br />
Hans Schmidt<br />
1958-1981 Direktor Hans Henschler<br />
1981-1983 Direktor Jürgen Harnack<br />
1983-1990 Direktor Dr. Fritz Wrankmore<br />
1990-1993 Gestütsleiter Dr. Ingo Nörenberg<br />
1993-2007 Landstallmeister Hartmut Platzek<br />
2007-2008 Betriebsleiter Roland Mähling<br />
2008 Landstallmeister<br />
Dr. Siegfried Hoffmann<br />
2008-2009 Geschäftsführer<br />
Hans-Thomas Sönnichsen<br />
Ab 2009 Gestütsleiterin Antje Kerber<br />
ECHTE<br />
Siegertypen.<br />
10 I MECKLENBURGER PFERDE – 03 I 12<br />
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MG mit Krone zu verzichten. Das änderte<br />
sich mit der Einfuhr von Hannoveranern.<br />
Ende des 19. Jahrhunderts sind fast ausnahmslos<br />
Hengste dieser Rasse, mit mehr oder weniger edlem<br />
Blut ausgestattet, in den Redefiner Stallungen.<br />
Wie es ab 1821 war …<br />
1821 betreuten acht Stallknechte ungefähr 25<br />
Hengste und 20 Stuten in Redefin. Beschälstationen<br />
waren in Lübz, Dargun, Doberan, Schwerin<br />
und Santow bei Grevesmühlen eingerichtet. Mit<br />
der Auflösung des Hauptgestüts 1847 durch Baron<br />
von Maltzahn (Vollrathsruhe) kamen 76<br />
<strong>Pferde</strong>, darunter 29 Mutterstuten und 15 ausgemusterte<br />
Hengste, unter dem Hammer. Fortan war<br />
Redefin nur noch Landbeschäler-Depot. In den<br />
Jahren 1860 <strong>bis</strong> 1893 bekamen die 120 <strong>bis</strong> 140<br />
Hengste 5000 <strong>bis</strong> 6000 Stuten. Jeder Gestütswärter<br />
hatte damals vier Hengste in Pflege und wenn er<br />
auf Station war, wurde ihm noch ein Stallbursche<br />
zugeteilt. Nach einer alten Beschälordnung sollte<br />
jeder volljährige Hengst <strong>bis</strong> zu 60 und jeder vierjährige<br />
<strong>bis</strong> zu 40 Stuten belegen.<br />
Ein Tal mussten die Züchter auch in den 1920-<br />
Jahren durchleben, sicherlich bedingt auch durch<br />
die Weltwirtschaftskrise, aber auch zunehmende<br />
Check In<br />
(von Cordalmé Z -<br />
Lord Pezi)<br />
Karte: Archiv<br />
Christian<br />
(von Cartani -<br />
Lord Liberty)<br />
Motorisierung. Einen Aufschwung erlebte<br />
das Landgestüt in den Jahren vor den beiden Weltkriegen,<br />
einer Zeit der Aufrüstung. Militärpferde<br />
waren gefragt. Spurlos ging auch das Ende des letzten<br />
Krieges nicht an Redefin vorüber. Reparationen<br />
an die Sowjetunion und die Erzeugung von Arbeitspferden<br />
standen auf der Tagungsordnung.<br />
Die DDR-Zeit …<br />
Kaum ein Journalist hat die DDR-Zeit so dokumentiert,<br />
wie Carl-Herrmann Müller. Der Fotograf<br />
hat in Hunderten von Bildern (heute im Archiv<br />
von Redefin) und als Regisseur über das Ostsee-Studio<br />
Filme wie „Ferien am langen Zügel“,<br />
„Redefiner Kutschpartie“ und einem „Rolf Brott-<br />
Porträt“ die Zeitgeschichte zwischen 1945 <strong>bis</strong> zur<br />
Wendezeit auf Zelluloid festgehalten. Das Material<br />
liegt heute auch digital vor. In laufenden Bildern<br />
hat der jetzt in Rostock lebende Rentner beispielsweise<br />
<strong>Pferde</strong>käufe in Redefin des holländischen<br />
Händlers Hermann Hemskerk dargestellt,<br />
der die Devisenbringer für die DDR in der westlichen<br />
Welt vermarktete. In Ganschow, das ab 1.<br />
Januar 1962 Zweigstelle von Redefin wurde, kaufte<br />
schon damals Herbert Krug ein. Aber auch die<br />
Foto: Jakubik<br />
Semper Fi<br />
(von Stakkato -<br />
Grannus)<br />
Foto: Kornhaas<br />
1990 hatte das Landgestüt 38 Deckstationen in<br />
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg (Abbildung).<br />
Reiter in historischen Uniformen (Foto links)<br />
und Mehrspänner (Foto oben) gehören seit Jahrzehnten<br />
zu den Programmpunkten der traditionellen<br />
Hengstparaden.<br />
Gestütswärter-Hochzeit von 1971 und Ausschnitte<br />
vom ersten Spielfilm mit Mitarbeitern wie<br />
Ernst Laubenstein und Siegfried Schlünz hat er festgehalten.<br />
Dass es eine Art Vor-Schulsport der Kita<br />
in Zusammenarbeit mit dem Gestüt gab, ist auch<br />
in einem Filmbeitrag zu sehen. Ebenso die Arbeit<br />
von Gestütswärter Heinz Witt in Neuhaus und das<br />
Leben seiner Familie in Redefin mit den Söhnen<br />
Günther, Udo, Olaf und Uwe, der heute Zuchtleiter<br />
und Geschäftsführer des Verbandes der <strong>Pferde</strong>züchter<br />
MV ist. Dokumentiert werden Dienstanweisungen,<br />
wo der Tagesablauf der Mitarbeiter,<br />
die Ration der Hengste genauso festgeschrieben<br />
wurde, wie auch das zweimalige Putzen der Beschäler.<br />
Neben den Gestütsaufgaben nahm der<br />
Tourismus in Redefin im einstigen Volkseigenen<br />
(VE) Gestüt und späteren Hengst-Depot eine weitere<br />
bedeutende Rolle ein.<br />
Und jetzt?<br />
Anekdoten und Geschichten der Mitarbeiter<br />
und Hengste sind Inhalt der im Frühjahr erscheinenden<br />
Jubiläumsfestschrift „200 Jahre Redefin“<br />
von Historiker Dr. Wolf Karge. Beschrieben<br />
wird dabei auch der nicht einfache Weg von<br />
den 1990er Jahren, als das Gestüt in Landeseigentum<br />
überführt wurde, <strong>bis</strong> heute.<br />
Fidertanz<br />
(v. Fidermark I -<br />
Ravallo)<br />
Quattro<br />
(v. Qredo de<br />
Paulstra - Pandore<br />
Du Thot)<br />
Foto: Wego<br />
Belstaff<br />
(v. Brentano II -<br />
De Niro)<br />
200 JAHRE LANDGESTÜT REDEFIN | THEMA<br />
ZEHN FRAGEN AN GESTÜTSLEITERIN ANTJE KERBER<br />
Das Landgestüt, die Frauen,<br />
die Entwicklung und natürlich<br />
die <strong>Pferde</strong><br />
Seit dem 1. Februar 2009 ist Antje Kerber Leiterin des Landgestüts<br />
Redefin. Nach Dr. Herta Steiner (1952-1956) steht damit zum zweiten<br />
Mal eine Frau in der 200-jährigen Gestütsgeschichte an der Spitze.<br />
Bei der Hengstpräsentation ehrten Antje Kerber und Kirsten Buschfeld den<br />
Mitarbeiter Dieter Brüsch (v.l.n.r.) für sein 30-jähriges Dienstjubiläum.<br />
Wie schwer ist dieses Amt?<br />
Antje Kerber: Mit dem Frau-Sein habe ich hier<br />
gar kein Problem. Etwas länger gedauert hat es,<br />
ein Leben im Öffentlichen Dienst zu verinnerlichen<br />
unter Beachtung der vielen Verwaltungsvorschriften.<br />
Da ist man in der freien Wirtschaft<br />
flexibler und schneller bei Entscheidungen.<br />
Wie sind Sie in Redefin angekommen?<br />
Antje Kerber: Ich fand es total positiv, wie gut<br />
mich die Mitarbeiter aufgenommen haben. Nach<br />
den wiederholten Wechseln der Vorjahre war das<br />
für das Team sicherlich nicht leicht. Wir haben<br />
schnell eine vertrauensvolle Basis der Zusammenarbeit<br />
gefunden und von den Erfahrungen<br />
der Mitarbeiter habe ich viel profitiert.<br />
hengst-<br />
& fohlenpräsentation<br />
21. April 2012<br />
Reitanlage Böckmann<br />
Im Rahmen<br />
der 4. Lastruper<br />
Spring Days<br />
EINTRITT FREI!<br />
Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?<br />
Antje Kerber: Meine Aufgabe ist viel größer als<br />
ich sie mir vorgestellt habe. Das gilt sowohl vor<br />
dem Hintergrund der Erwartungen unseres Ministeriums<br />
als auch aufgrund der gegenwärtigen<br />
Wirtschaftsphase.<br />
Worauf sind Sie stolz?<br />
Antje Kerber: Ich freue mich über die Umsetzung<br />
der Bauinvestition, die 2010 begonnen hat. Das<br />
motiviert uns und lässt uns optimistisch in die Zukunft<br />
blicken. Außerdem freue ich mich riesig,<br />
dass wir mit dem Holsteiner Siegerhengst <strong>Cositino</strong><br />
für die nächsten Jahre einen weiteren To-<br />
Fortsetzung nächste Seite<br />
03 I 12 – MECKLENBURGER PFERDE I 11
THEMA | 200 JAHRE LANDGESTÜT REDEFIN<br />
Termine 2012<br />
Turniersport<br />
03. März Redefiner Hallenfahrturnier mit Hansano-Qualifikation<br />
23.-25.03. März 7. Redefiner Hallenlandesmeisterschaften<br />
inkl. Movie Star Voltigiercup<br />
04.-06.05. Mai Redefiner <strong>Pferde</strong>festival - CSI**<br />
(Kartenvorverkauf unter 05492-808261)<br />
Leistungsprüfungen<br />
08.-27. Juni Stutenleistungsprüfung<br />
10. August -18. Oktober Hengstleistungsprüfung<br />
(70TT)<br />
23. Oktober-21. November Veranlagungsprüfung<br />
(30TT)<br />
Kulturelle Veranstaltungen<br />
25.-28. Mai LebensArt - Erlesenes & Schönes<br />
16. Juni Picknick-<strong>Pferde</strong>-Sinfoniekonzert (Kartenvorverkauf<br />
unter 0385 - 591 85 85)<br />
21. Juli Picknick-<strong>Pferde</strong>-Sinfoniekonzert<br />
01. September Picknick-<strong>Pferde</strong>-Sinfoniekonzert<br />
07.-09. Dezember Weihnachtsmarkt im Landgestüt<br />
Hengstparaden<br />
09. September 1. Redefiner Hengstparade "200<br />
Jahre Landgestüt Redefin"<br />
16. September 2. Redefiner Hengstparade<br />
23. September 3. Redefiner Hengstparade<br />
Züchterische Veranstaltungen<br />
05. April Frühjahrskörung, VPZ MV<br />
26.-27. Mai 14. <strong>Mecklenburger</strong> Shetlandponytage,<br />
IG Shetland MV<br />
17. Juni Fohlenverkaufstag Redefin und Fohlenschau<br />
ZV Redefin<br />
27. November-01. Dezember 22. <strong>Mecklenburger</strong><br />
Körtage, VPZ MV<br />
<strong>Pferde</strong>ställe • Außenboxen • <strong>Pferde</strong>boxen • Rundhallen • Tore • Türen • Fenster<br />
Führanlagen • Hufschlagüberdachung • AluTeam Hindernisse • Reitbahnplaner<br />
12 I MECKLENBURGER PFERDE – 03 I 12<br />
Foto: Wego<br />
phengst im Stall haben. Das brachte uns auch außerhalb<br />
des Landes viel Aufmerksamkeit.<br />
Was passiert im Jubiläumsjahr?<br />
Antje Kerber: Wir haben 2012 rund 20 Veranstaltungen<br />
im Sport-, Zucht-, Kultur- und Erlebnisbereich<br />
im Landgestüt unter dem Motto<br />
„Leistung aus Tradition - 200 Jahre Landgestüt<br />
Redefin“. Neben dem Jubiläumskalender, der bereits<br />
erhältlich ist, wird Mitte April eine 120-seitige<br />
Festschrift mit vielen Bildern und Anekdoten<br />
über Mitarbeiter und Hengste erscheinen.<br />
Der eigentliche Festakt ist für die erste Hengstparade<br />
vorgesehen.<br />
Was hat Ihnen an der 200-jährigen Gestütsgeschichte<br />
imponiert?<br />
Antje Kerber: Beeindruckt hat mich besonders,<br />
wie es das Landgestüt geschafft hat, seine<br />
Existenz in der DDR-Zeit zu sichern, obwohl es<br />
ein hohes Maß an Weisungen durch übergeordnete<br />
Behörden in Berlin gab, die nicht immer<br />
in der Lage waren, die züchterischen Aspekte im<br />
Interesse des Landes zu beurteilen. Das ist besonders<br />
den richtigen <strong>Pferde</strong>leuten zu verdanken,<br />
die bei der Stange geblieben sind und für den<br />
Erhalt gekämpft haben.<br />
Welche Bedeutung messen Sie den Landgestüten<br />
bei?<br />
Antje Kerber: Sie sind die Wiege der deutschen<br />
Pferdzucht. Sie wurden in Krisenzeiten gegründet<br />
und sind auch in Krisenzeiten die Stütze<br />
der <strong>Pferde</strong>zucht. Mit einer derzeit laufenden<br />
bundesweiten Imagekampagne der zehn Deutschen<br />
Landgestüte machen wir auf unsere Qualitäten<br />
und unsere kulturhistorische Bedeutung<br />
aufmerksam.<br />
Die Dressurquadrillen gehören zum Standard -<br />
programm der Hengstpräsentationen in Redefin.<br />
Wie stehen Sie zu den Privathengsthaltern?<br />
Antje Kerber: Wir haben eigentlich die gleichen<br />
Sorgen. Durch Kooperation können beide Seiten<br />
voneinander profitieren und grundsätzlich<br />
gilt: Konkurrenz belebt das Geschäft, der Züchter<br />
profitiert davon.<br />
Wie ist der Blick über den Gartenzaun?<br />
Antje Kerber: Die geringe Stutenpopulation<br />
im Land reicht nicht mehr aus, nur für Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Hengste zu stationieren<br />
bzw. Sperma anzubieten. Auch das Ausland<br />
und andere Verbände müssen miteinbezogen<br />
werden. Gegenwärtig gehen rund 25 % aller<br />
Besamungen an Züchter aus anderen Verbänden.<br />
In der europäischen Sportpferdezucht<br />
gibt es keine gravierenden Unterschiede der<br />
Zuchtziele mehr und wir sollten mit entsprechendem<br />
Weitblick auf die derzeitigen Entwicklungen<br />
reagieren.<br />
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?<br />
Antje Kerber: Das Landgestüt wirtschaftlich<br />
auf stabilere Füße zu stellen, um den Zuschussbedarf<br />
zu verringern und somit unsere Zukunft<br />
zu sichern. Ich möchte auch noch 250 Jahre<br />
Landgestüt Redefin feiern (dann bin ich ja<br />
„erst“ 97)! Wir wollen unseren Züchtern qualitätsvolle<br />
Hengste anbieten, auch durch guten<br />
Fohlenzukauf, und die Verbindung zum Breitenund<br />
Spitzensport ausbauen. Außerdem wünsche<br />
ich mir, dass noch mehr Nicht-<strong>Pferde</strong>leute<br />
und die Politik das Landgestüt als Kulturgut und<br />
touristischen Anziehungspunkt erkennen.<br />
Das Interview führte Hans-Joachim Begall<br />
Telefon 0 42 04 - 91 40 0<br />
www.roewer-rueb.de<br />
Foto: www.sportfotos-lafrentz.de<br />
■■■ DIE HENGST-KOLLEKTION<br />
Cero I – Blut im Doppelpack!<br />
Zwei Nachkommen des Holsteiner Spitzenvererbers Cero I (v. Calido - Come On)<br />
als Hoffnungsträger des Redefiner Hengstlots<br />
In den Jahren 2005 und 2006 stand der imposante Schimmelhengst Cero<br />
I, aus der Leistungszucht von Harm Thormählen aus dem schleswigholsteinischen<br />
Kollmar, als Pachthengst im Landgestüt. Er erhielt hier seine<br />
Grundausbildung und beendete die Hengstleistungsprüfung als überragender<br />
Sieger. Sein Charakter, seine Leistungsbereitschaft, seine Rittigkeit und<br />
sein überdurchschnittliches Springvermögen prägten Cero I zum Ausnahmeathleten.<br />
Schon sein sportlich durchdachtes Pedigree zaubert dem Springpferdezüchter<br />
beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht. Für einen Millionenbetrag<br />
wechselte dieser Hengst dann in den Besitz der Prinzessin Haya von Jordanien<br />
und wird gegenwärtig von Francois Mathy jr. (Belgien) erfolgreich im<br />
internationalen Springsport vorgestellt.Glücklicherweise haben schon damals<br />
einige <strong>Mecklenburger</strong> Züchter die Qualität dieses Hengstes erkannt.<br />
■■■ Der erfolgreiche Springreiter<br />
und <strong>Pferde</strong>züchter Dieter Gottschalk<br />
aus Ankershagen wählte 2005 Cero I für<br />
seine Stute Coralie (v. Continue) aus.<br />
Coralie, selbst im Turniersport erfolgreich<br />
geprüft, brachte dann ein wunderschönes<br />
Hengstfohlen zur Welt. Es<br />
kam als Absetzer in die gestütseigene<br />
Fohlenaufzucht, erhielt in Redefin die<br />
Grundausbildung und legte die Hengstprüfung<br />
mit einem Superergebnis ab.<br />
Seinen Einstand als Zuchthengst gab er<br />
2010 auf der Außenstation des Landgestüts<br />
- auf der Reitanlage der Familie<br />
Latzkow in Zerrenthin. Durch die begrenzte<br />
Nachfrage fielen dann auch<br />
nur wenige Fohlen, die aber allesamt<br />
durch Typ, Körperbau und vor allem<br />
durch ihren Bewegungsablauf voll und<br />
ganz der modernen Springpferdezucht<br />
entsprechen.<br />
Inzwischen ist der 167 cm große, sehr<br />
sportlich modellierte Braune auch turniersportlich<br />
erfolgreich.<br />
Mit Daniel Wascher im Sattel hoffen wir<br />
auf ein erfolgreiches Sportjahr 2012.<br />
Wir wünschen uns, dass möglichst viele<br />
Züchter die Qualität dieses, mit dem<br />
gekrönten „M“ gebrannten Hengstes erkennen<br />
und nutzen.<br />
Schon im Turnierjahr 2010 überzeugten seine Nachkommen die Fachwelt.<br />
Im letzten Jahr dann eine fast einmalige Dominanz dieses Vererbers: beim <strong>Mecklenburger</strong><br />
Landeschampionat der 5-jährigen Springpferde standen mit Cevaro<br />
(MV: Landbeschäler Graziano) und Cerousi (MV: Landbeschäler Ussuri<br />
xx) zwei seiner Söhne am rechten Flügel der Ehrung. Eine Ausnahmesituation<br />
auch beim Länderchampionat 2011 in Neustadt/ Dosse, wo auf den<br />
Plätzen 1 <strong>bis</strong> 4 Nachkommen dieses Holsteiner Hengstes rangierten.<br />
Das Landgestüt Redefin schätzt sich glücklich, das Blut dieses Ausnahmevererbers<br />
in Verbindung mit erfolgreichen <strong>Mecklenburger</strong> Stutenstämmen<br />
erhalten zu können.<br />
Cerontue (v. Cero I x Continue) Cerousi (v. Cero x Ussuri xx)<br />
■■■ Ebenso interessant gezogen und<br />
nicht weniger talentiert ist der zweite<br />
Sohn des Cero I – Cerousi.<br />
Auch er stammt aus einem Zuchtstall wo<br />
das <strong>Mecklenburger</strong> Blut noch eine hohe<br />
Wertschätzung erfährt. Der Springpferdezüchter<br />
Bodo Holtz, selbst seit vielen<br />
Jahren erfolgreich im Springsattel, erkannte<br />
die Qualitäten des Cero I, ließ seine<br />
Halbblutstute Unna v. Landbeschäler<br />
Ussuri xx besamen und wurde mit einem<br />
Hengstfohlen belohnt. Dieses Hengstfohlen<br />
kam als Hengstanwärter nach<br />
Redefin, entwickelte sich prächtig und<br />
wurde 2009 überragender Sieger seiner<br />
Hengstleistungsprüfung. Im Anschluss<br />
erhielt er sein positives Körurteil.<br />
Systematisch weiter ausgebildet war<br />
er mehrfach siegreich in Springpferdeprüfungen<br />
und qualifizierte sich 2011<br />
für das Bundeschampionat.<br />
Cerousi hat sich, nun sechsjährig, inzwischen<br />
zu einem absoluten Hingucker<br />
entwickelt. Seine Rittigkeit, sein Verhalten<br />
am Sprung und eine sehr gute Arbeitseinstellung<br />
lassen auf eine große<br />
Sportkarriere hoffen.<br />
Die züchterischen Qualitäten dokumentieren<br />
seine Fohlen durch Typ und<br />
Sportlichkeit.<br />
Cerousi – ein <strong>Mecklenburger</strong> Vererber<br />
mit moderner Blutführung, mit einer<br />
überdurchschnittlichen Leistungsveranlagung<br />
und dem äußerlichen Erscheinungsbild<br />
eines Modellathleten – ein<br />
Nachwuchshengst ohne Fehl und Tadel !<br />
Leistung aus Tradition.<br />
www.landgestuet-redefin.de
ZUCHTWERTSCHÄTZUNG 2011<br />
Pony-, Kleinpferde- und Spezialrassen<br />
Seit fünfzehn Jahren richtet der Verband der <strong>Pferde</strong>züchter Mecklenburg-Vorpommern e.V. eine verbandsinterne<br />
Zuchtwertschätzung für die Pony-, Kleinpferde- und Spezialrassen (PKS) aus. Zunächst auf die Merkmale des<br />
Exterieurs beschränkt, werden seit 2005 auch bei den Pony- Kleinpferde- und Spezialrassen (PKS) Zuchtwerte für<br />
die Merkmale der Reiteignung ausgewiesen.<br />
14 I MECKLENBURGER PFERDE – 03 I 12