28.11.2012 Aufrufe

Querfeldein auf edlem Pferd - Mecklenburger Pferde

Querfeldein auf edlem Pferd - Mecklenburger Pferde

Querfeldein auf edlem Pferd - Mecklenburger Pferde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Thema | Mustertext<br />

Jagdreiten in Mecklenburg-VorpoMMern<br />

<strong>Querfeldein</strong> <strong>auf</strong> <strong>edlem</strong> <strong>Pferd</strong><br />

„Das gelobte Land der Jagdreiterei ist heute nur noch Mecklenburg“, so steht es <strong>auf</strong> vergilbtem, einstmals<br />

weißem Papier in einem „grünen Buch“, erschienen vor mehr als 100 Jahren. Bis heute hat der Sport <strong>auf</strong> <strong>Pferd</strong>en<br />

hinter den Hunden zwischen Lübecker Bucht und Stettiner Haff, zwischen Griese-Gegend und<br />

Unteres Odertal nichts von seiner Attraktivität eingebüßt.<br />

8 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12<br />

Fotos: burg Schlitz, Mediartentertainment<br />

Fotos: begall, Mediartentertainment<br />

Zum Ende einer jeden Jagd gibt es für die Teilnehmer vom<br />

Jagdherrn und Master den Bruch. In Putbus übernahmen das Till<br />

Demtroeder und Detlef Neumann.<br />

Kein Wunder, dass auch immer mehr „Promis“ in den Sattel steigen.<br />

Als Schauspieler und Jagdherr Till Demtroeder zur sechsten<br />

Auflage der „Rügen Cross Country“ nach Putbus einlud,<br />

waren erneut Stars und Sternchen mit dabei. Carlo von Thiedemann<br />

moderierte den Abl<strong>auf</strong> und sah sich das Jagdfeld vom Wagen aus an, genauso<br />

wie Demtroeders Kolleginnen aus „Verbotene Liebe“. Andere waren<br />

da mutiger und saßen im Sattel. Miss Tagesschau Judith Rakers, zum<br />

zweiten Mal dabei, nutzte die Cross-Country, um mit ihrem Ehemann<br />

Andreas Pfaff gleich Urlaub <strong>auf</strong> dem Tegelhof in Sehlen zu machen. Für<br />

den Banker war es zugleich eine Premiere, hat er doch gerade mit dem<br />

Reiten angefangen. Aber auch die Schauspielerinnen Eva Habermann<br />

und Thore Schölermann bewältigten souverän die 21 Kilometer in fünf<br />

Stunden über Felder und Wiesen der Insel Rügen. Der Reiterhof von<br />

Stefan ter Smitten in Rambin hatte den Gästen einige <strong>Pferd</strong>e zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

71 Reiter nahmen an der 6. Rügen Cross Country teil. Von der 14-jährigen<br />

Lea Hermann bis zum 82-jährigen Wolfram Beck aus dem Oderbruch<br />

waren alle Altersklassen vertreten. „Wir hatten 450 Anmeldungen,<br />

konnte aber wegen der Logistik nicht alle annehmen“, sagt Till<br />

Demtroeder, der mit 15 Jahren zum Reiten kam, nach einem Unfall pausierte<br />

und bei den Dreharbeiten als Gutsverwalter in der Serie „Hallo<br />

Robbie!“ mit dem <strong>Mecklenburger</strong> Schleppjagdverein in Kontakt kam.<br />

Seitdem gehört er zu seinen Mitgliedern und hat Spaß am Jagdreiten<br />

gefunden. Sechs bis sieben Mal im Jahr folgt der 45-jährige Hamburger<br />

Master Gabriel Rodenberg mit seiner <strong>Mecklenburger</strong> Meute. Der<br />

Dalwitzer konnte in diesem Jahr jedoch infolge eines erlittenen Unfalls<br />

nicht die 15 Koppeln Irish Foxhounds führen. Das übernahm diesmal<br />

vor dem historischen Marstall im Schlosspark von Putbus Vereinsvorsitzender<br />

Detlef Neumann (Boddin). Ihm zur Seite standen die Piköre<br />

Alfred Behrens, Inken Brumberg-Liebau, Marie Christin Stammann<br />

Von Hans-Joachim Begall<br />

JagdreIten | Thema<br />

Drei Jagdfelder folgten der Schleppe bei der<br />

Rügen Cross Country über die 21 km lange Strecke.<br />

und Heike Thomsen sowie Vereinspräsident Peter Leibold. Bevor jedoch<br />

die Jagd frei gegeben wurde, verkündete der Master seinen getreuen<br />

Vereinsspruch:<br />

„Hinter schnellen Hunden jagen,<br />

manchen kühnen Sprung zu wagen,<br />

querfeldein <strong>auf</strong> <strong>edlem</strong> <strong>Pferd</strong> -<br />

das ist rechten Reiters wert.“<br />

Dar<strong>auf</strong> folgte ein dreifach kräftiges Hepp Hepp Horrido aller Jagdreiter.<br />

Die künstliche Duftspur legten Andre Kasten und Sven Arlt (Tegelhof<br />

Sehlen), der sich für den Bau der Sprünge inklusive des einladenden<br />

Halali-Sprungs vor dem Marstall verantwortlich zeichnete. In drei Feldern,<br />

davon eins der „Springer“, die 15 Hindernisse überwanden, wurden<br />

zwölf Schleppen gelegt. Am Rügenschen Bodden bei Altkamp gab<br />

es einen Stopp zur leiblichen Stärkung.<br />

Die rund 150 nicht reitenden Gäste verfolgten die fünfstündige Jagd<br />

querfeldein in historischen Geländefahrzeugen und <strong>auf</strong> Stroh ausgelegten<br />

Traktorenanhängern. Die Jagdhornbläser „Insel Usedom“ sorgten<br />

von Anfang bis Ende mit Jagdliedern für eine tolle Stimmung. Till Demtroeder<br />

stimmte den vielen Teilnehmern zu: „Eine Schleppjagd ist körperlich<br />

äußerst anspruchsvoll und erfordert eine starke Fokussierung<br />

<strong>auf</strong> die <strong>Pferd</strong>e und die Meute. Alles andere tritt für die Dauer der Jagd<br />

in den Hintergrund, man wird Eins mit den Tieren und spürt eine heute<br />

leider sehr seltene, starke Verwurzelung mit der Natur.“<br />

Das konnten die Gründer des Schleppjagdvereins „Freiherr von Esebeck“<br />

2000 auch aus dem oben erwähnten „Grünen Buch“ entnehmen.<br />

Geschrieben haben es unter dem Titel „Reit-Erinnerungen“ der Schotte<br />

Georg John Whyte-Melville (1821-1878) und Rittmeister Kurt von<br />

Keudell. Übersetzt hat dieses Werk mit 450 Seiten, künstlerischen Vignetten<br />

und 48 Kunstdrucktafeln Freiherr Hans-Asmus von Esebeck.<br />

Der Rittmeister aus dem 2. Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9, dem<br />

10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 9


Thema | Mustertext<br />

Über feste Hindernisse folgte das Springfeld<br />

der Meute bei der Rügen Cross Country.<br />

zum Ende des I. Weltkrieges am 2. September 1918 in Cambrai (Frankreich)<br />

eine Kugel tödlich traf, war zu seiner Zeit nicht nur ein anerkannter<br />

Hippologe, der unter anderem „Nimrods Tagebuch“ von Charles<br />

James Apperley aus dem Englischen übersetzte, sondern sich auch bei<br />

der Gründung des Verbandes der Halbblutzüchter in Berlin, der Keimzelle<br />

der FN, beteiligte. Natürlich war er auch ein begeisterter Jagdreiter,<br />

so dass Gabriel Rodenberg und seine Freunde ihn als Namensgeber des<br />

Vereins wählten.<br />

Entwicklung aus der Parforcejagd<br />

Die Schleppjagd hat sich aus der Parforcejagd entwickelt, einer Hetzjagd<br />

mit Hunden und <strong>Pferd</strong>en <strong>auf</strong> lebendes Wild. Im 17. und 18. Jahrhundert<br />

wurde sie mit großem Prunk vom hohen Adel ausgeübt. Die fürstliche<br />

Parforcejagd kam durch die napoleonischen Kriege in Deutschland<br />

und Österreich zum Erliegen und es dauerte fast ein halbes Jahrhundert<br />

bis es wieder zahlreiche Meuten gab.<br />

Der Ursprung der Schleppjagd liegt in Großbritannien. Mit dem Verbot<br />

der traditionellen Fuchsjagd verdoppelte sich sogar dort die Zahl der<br />

Meuten. Auch in Mecklenburg und Vorpommern entwickelte sich das<br />

Jagdreiten hinter den Hunden vor etwa 200 Jahre zur Blüte. Damals<br />

jagten fünfundzwanzig Meuten über das Land.<br />

Zu den ersten gehörte die Broocker Meute. Sie wurde 1837 von Baron<br />

von Seckendorf im Tollensetal bei Demmin gegründet. Die Hunde<br />

waren reinrassige Harriers. Den Jagdknopf mit dem Hasenkopf von<br />

damals hat übrigens die <strong>Mecklenburger</strong> Meute heute übernommen. Ab<br />

1860 stellte das Offizierskorps der 9. Ulanen das Hauptkontingent im<br />

Jagdfeld. Erwähnt seien hier aber auch:<br />

Malchiner Hirschmeute (1847, Hirschhunde)<br />

Ludwigslust-Parchimer Parforcejagdverein (1868, Beagles, Harriers)<br />

Neubrandenburg-Pasewalker Parforce-Jagdverein (1848, Harriers)<br />

Neu-Vorpommersche Meute (vor 1863, Harriers)<br />

Parforcejagdverein Güstrow (um 1850)<br />

Parforceverein Roebel (1852)<br />

Parforceverein Tessin (um 1850)<br />

Schleppjagdverein Brüel u. Umgegend (1924, Foxhounds)<br />

Schleppjagdverein Rostock und Umgegend (1928, Beagles)<br />

Stavenhagener Aktien-Meute (vor 1854)<br />

Stettiner Schleppjagd-Verein (vor 1911, Foxhounds)<br />

Sternberger Jagdverein (1867)<br />

Strelitzer Jagdreiter-Verein (1936, Harriers)<br />

Vorpommerscher Schleppjagdverein Demmin (1927, Foxhounds)<br />

Der Hundestamm der Broocker Meute hatte sich nach dem Geschmack<br />

der damaligen Zeit als zu schnell erwiesen. Zehn Jahre nach<br />

ihrer Gründung wurde sie an Herrn von Arnim-Neuensund verk<strong>auf</strong>t<br />

und in den Broocker Kennels durch Beagles ersetzt. Später wurden die<br />

Hunde mit Harriers gekreuzt, so dass sie 40-42 cm maßen. Mit Beginn<br />

des 20. Jahrhunderts suchten die Kennels immer wieder von Staupe-<br />

Epidemien heim. Weitere Koppeln wurden dann aus England zugek<strong>auf</strong>t.<br />

Von 1867 bis 1913 übernahm Kammerherr von Heyden-Leistenow als<br />

Master die Broocker Meute, die übrigens seit 1857 von einer Aktiengesellschaft<br />

unterhalten wurde und „von allerhöchster Stelle einen jährlichen<br />

Zuschuss“ erhielt. Dem Master zur Seite standen die „Herren-Piqueurs“<br />

Major von Bernstorff, Rittmeister von Veltheim, Major Freiherr<br />

von Maltzahn und Freiherr von Esebeck. Letzterer sah die Gefährdung<br />

Foto: begall<br />

des „Sports in Rot“ durch den Dampfflug und den Anbau von Zuckerrüben.<br />

Die Jugend begeisterte sich immer mehr für den Schießjagdsport.<br />

In seinen „Reit-Erinnerungen“ schreibt Kurt von Keudell dazu: „werden<br />

wir nicht eher hinwegkommen, als bis unsere Söhne vom achten oder<br />

zehnten Jahre an <strong>auf</strong> Ponies ihre Väter bei der Parforcejagd begleiten.<br />

Nur dadurch, dass der Knabe so früh wie möglich hierfür begeistert wird,<br />

werden wir in ihm die Grundlage zu einer Passion legen, die selbst durch<br />

die immer länger werdende Schul- und Studienzeit und andere hierbei<br />

erwachende Leidenschaften nur schwer verwischt wird und dem jungen<br />

Manne ein genügendes Feld zur Entfaltung von Schneid und Energie<br />

gibt. Die Notwendigkeit, sich in einer gewissen Kondition befinden zu<br />

müssen, wird den Studenten selbst da, wo er diesem Sport nicht huldigen<br />

kann, dazu bringen, sich mehr den körperlichen Übungen „out <strong>auf</strong><br />

doors“ zu widmen, was jedenfalls seiner Gesundheit zuträglicher ist, als<br />

der Fechtboden und die Bierstube.“ Aber auch Damen ritten damals<br />

schon mit. Im Jagdkalender des Brooker Parforce-Jagd-Vereins standen<br />

1866 Schmarsow, Plötz, Hohen-Brüntzow, Zawenthin, Roidin, Leistnow,<br />

Cartlow, Groß Below und Brook.<br />

Das war in Vorpommern. In Mecklenburg führte vor 150 Jahren<br />

der Sternberger Parforce-Jagd-Verein „Rendez-vous“ in Zülow, Bülow,<br />

Borckow und Witzin durch. In der folgenden Jahrhundertwende gab<br />

es dann zwei Meuten. Die Neubrandenburger, die 1881 den Preis als<br />

beste Hasenmeute Deutschlands erhalten hatte, gehörte den Gutsbesitzern<br />

des östlichen Landes und Offizieren des Kürassier-Regiments<br />

Königin in Pasewalk. Oberstleutnant a.D. Benary schrieb im St. Georg:<br />

„Auch die Nichtmitglieder unter den Gutsbesitzern der Nachbarschaft<br />

drückten ein Auge zu, wenn ein Teil des Jagdfeldes über ihre frischen<br />

Saaten oder nicht abgeernteten Kartoffelfelder galoppierten… Statt der<br />

DKW und Mercedes konnte man noch flotte Zwei- und womöglich gar<br />

Vierspänner bewundern. Nach einem kurzen Bügeltrunk wurde angesucht…“<br />

An zu überspringen Gräben mangelte es nicht. Berühmt waren<br />

die Jagden in der Friedländer und Gnoiner Gegend. Im Terminkalender<br />

des Neubrandenburger Parforce-Jagd-Vereins standen vom 8. Oktober<br />

bis 16. November 1866 Groß Miltzow, Voigtsdorf, Klockow, Salow,<br />

Glocksin, Hohenzieritz, Marin, Breesen, Trollenhagen, Neuenkirchen,<br />

Cölpin, Gantzkow, Neubrandenburg, Neddemin, Passentin, Mollenstorff,<br />

Groß Luckow und Groß Vielen.<br />

Der Ludwigsluster Meute der Offiziere der <strong>Mecklenburger</strong> Kavallerie-Brigade<br />

in Ludwigslust und Parchim stand nicht so ein ideales<br />

Jagdgelände zur Verfügung. Hubertusjagden mit dem Großherzog<br />

von Mecklenburg-Schwerin fanden beispielsweise <strong>auf</strong> den Feldern des<br />

Herrn Schulz in Balow statt. Die Nationalsozialisten brandmarkten die<br />

Parforcejagd als ein Privileg des Adels und verboten sie schließlich. Das<br />

Zu-Tode-Hetzen des Jagdwildes wurde in Deutschland mit der Tierschutzgesetzgebung<br />

verboten.<br />

Jagden ohne Meute<br />

In der DDR gründeten sich nach dem II. Weltkrieg keine Meuten.<br />

Dennoch führte nahezu jede <strong>Pferd</strong>esportsektion in den Dörfern als Abschluss<br />

der „Grünen Saison“ eine Hubertusjagd durch. Im Verbandsorgan<br />

„<strong>Pferd</strong> und Sport“ hieß es 1963: „Man kann aber nicht umhin, dem<br />

Jagdreiten eine Reihe der reiterlichen Ausbildung wie auch der Schulung<br />

der <strong>Pferd</strong>e recht förderlicher Eigenschaften zuzubilligen, <strong>auf</strong> deren Heranbildung<br />

wir weder vom Gesichtspunkt des Leistungssports noch auch<br />

im Interesse des Volkssports verzichten können.“ Und weiter: „Jeder<br />

Kreisfachausschuss sorgt dafür, dass von jeder seiner Sektionen im Kreis<br />

eine Reitjagd veranstaltet wird. Dazu laden sich die Sektionen gegenseitig<br />

ein.“ Für den Nicht-Turnierreiter sollte der Anreiz eines sportlichen<br />

Höhepunktes geschaffen werden. „Noch immer ist das Gelände die<br />

Gelegenheit, bei der sich am besten offenbart, was der Reiter <strong>auf</strong> dem<br />

Reitplatz und über die Übungshindernisse gelernt hat“, heißt es im Verbandsorgan<br />

von damals. „Durch kaum einen anderen Zweig reiterlicher<br />

Ausbildung werden die zum unbekümmerten, flotten <strong>Querfeldein</strong>reiten<br />

erforderlichen physischen und psychischen Qualitäten so gefördert…<br />

Nirgends können Mut, Kaltblütigkeit, schneller Entschluss, Geistes-<br />

Die Broocker Meute anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des<br />

Kammerherrn von Heyden-Leistenow als Master vor rund 100 Jahren<br />

(oben). Die heutige Equipage der <strong>Mecklenburger</strong> Meute mit<br />

Till Demtroeder (2.v.r.) und Master Gabriel Rodenberg (r./unten).<br />

10 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12 10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 11<br />

Fotos: grünes buch, begall<br />

JagdreIten | Thema


Thema | JagdreIten<br />

Bei jedem Stopp hatten sich die Hunde die Wasser<strong>auf</strong>nahme<br />

und ein kühles Bad verdient. (Nienhagener Meute <strong>auf</strong> Burg Schlitz)<br />

gegenwart und Kühnheit so ausgebildet werden wie im Jagdfelde. Der<br />

geschmeidige und feste Sitz… muss seine Feuerprobe bestehen.“ Und<br />

an weiterer Stelle heißt es: „Auch für die Ausbildungsarbeit am <strong>Pferd</strong> ist<br />

das Jagdreiten die überzeugendste Probe. Hier lässt sich Temperament,<br />

Leistungsfähigkeit, Herz und Springvermögen unzweifelhaft erkennen.“<br />

Die Reitjagden in den DDR-Sektionen wurden zu einem Fest bzw. Hö-<br />

Fotos: begall-archiv<br />

Zu DDR-Zeiten wurden hierzulande ohne Meute die Jagden durchgeführt.<br />

12 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12<br />

hepunkt des Sportjahres erhoben. „Deshalb ist es notwendig, dass diese<br />

Jagden einen würdigen äußeren Rahmen haben, der sich sowohl in der<br />

Kleidung und Ausrüstung der Reiter und <strong>Pferd</strong>e, in den Jagdgebräuchen,<br />

als auch in der Anteilnahme der Öffentlichkeit und – nicht zuletzt – in<br />

dem abendlichen Beisammensein ausdrücken muss.“ Vielerorts wurde<br />

dann auch noch ein spaßiges Jagdgericht durchgeführt, um Unsitten zu<br />

ahnen.<br />

Seit 2003 gibt es in Mecklenburg-Vorpommern die Nienhagen-Foxhound-Meute.<br />

Ihre Tradition schließt sich <strong>auf</strong> die seit 1848 <strong>auf</strong> Burg<br />

Schlitz stationierte Meute an. Dadurch haben sie ihre Vereinsfarbe dem<br />

Wappen der Burg, die zwischen Teterow und Waren liegt, angepasst.<br />

Die Equipage mit Master Jörg Markgraf führt rund 25 Veranstaltungen<br />

durch. Einer der Höhepunkte ist am 13. Oktober die Schleppjagd <strong>auf</strong><br />

Burg Schlitz. Begleitet wird sie von der Bläsergruppe „Rallyee-Tropessdes-Landes“.<br />

Stelldichein ist um 11 Uhr, Hubertusmesse um 11.30 Uhr.<br />

Anschließend ist dann Abritt. Nach der Jagd ist ein deftiges Jagdessen<br />

geplant, verspricht Jörg Markgraf.<br />

Rügen Cross Country for Kids<br />

Um den Jagdreiter-Nachwuchs braucht Mecklenburg-Vorpommern<br />

nicht Bange zu sein. Der Sport in der Grünen Natur wird längst nicht<br />

mehr nur noch von Altherren betrieben. In den Jagdfeldern finden sich<br />

immer mehr auch jüngerer Reiter. Im Sommer gab es <strong>auf</strong> dem Hof Viervitz<br />

eine Rügen Cross Country for Kids. 25 Teilnehmer ab zwölf Jahre<br />

waren der Einladung von Till Demtroeder gefolgt. Unterstützt wurde<br />

die Schnupper-Schleppjagd vom Hotel Bernstein Sellin. Master Gabriel<br />

Rodenberg gab den Mädchen und Jungen eine theoretische Einführung<br />

mit Sitten, Kleiderordnung und Regeln in das Reiten mit Meuten. Der<br />

Umgang mit Hunden erfolgte teilweise spielerisch. Nach dem Satteln<br />

der Schulpferde der Reitschule Einhorn wurde es ernst. Nach dem die<br />

Foto: burg Schlitz<br />

Foto: privat<br />

Master Gabriel Rodenberg erklärte jüngst <strong>auf</strong> dem<br />

Hof Viervitz dem Reiternachwuchs das Jagd-ABC.<br />

Harmonie zwischen Reiter-<strong>Pferd</strong>-Paaren, Equipage und Hunden nach<br />

Schritt- und Trabtour hergestellt waren, folgten die Kids zwei Schleppen<br />

in galoppierendem Tempo. Eltern und Gäste konnten das Geschehen<br />

<strong>auf</strong> dem von Volker Barthmann gelenkten Hanomag verfolgen.<br />

Wie bei jeder Jagd gab es zum Ausklang auch das Curee, zerkleinerter<br />

Pansen für die Hunde. Die Nachwuchs-Jagdreiter und deren Anhang<br />

ließen den Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen. Im Gegenzug bedankten<br />

sich die Mitglieder der Sana-Sportgemeinschaft, in dem sie<br />

bei der großen Rügen Cross Country ein zuverlässiges Helferteam<br />

stellten.<br />

Foto: privat<br />

Auf Ponys folgten Mädchen und Jungen bei der Cross<br />

Country for Kids der <strong>Mecklenburger</strong> Meute. Foto: privat<br />

JagdreIten | Thema<br />

Jagd-aBC<br />

ansetzen: Hunde <strong>auf</strong> die fährte oder Spur des Wildes oder <strong>auf</strong> die Schleppe<br />

Bruch: kleiner eichen- oder tannenzweig; Zeichen dafür , dass ein reiter die Jagd<br />

bis zu ende mitgeritten hat.<br />

Curée: bei der Schleppjagd bekommen die Hunde am ende rinderpansen vorgelegt<br />

equipage: Sammelbegriff für Master, Huntsman, Schlepper, piköre und die Meute<br />

Feld: bezeichnung für die verschiedenen formationen bei der reitjagd, z. b. springendes<br />

und nicht springendes feld<br />

Geläut: das „gebell“ der Meute, wenn sie die fährte <strong>auf</strong>genommen hat und verfolgt<br />

halali: Jagdende<br />

Jagdherr: Veranstalter, gastgeber<br />

Koppel: zwei Hunde, die durch eine „koppel“ verbunden sind.<br />

Losung: exkremente des Wildes<br />

master: anführer eines Jagdfeldes bei der Jagd zu <strong>Pferd</strong>e<br />

Pikör: gehilfe des Masters oder Huntsman<br />

Schleppe: tropf- oder Schleppspur, <strong>auf</strong> der die Meute bei einer Schleppjagt läuft,<br />

ersatz für die echte Wildspur<br />

Trakehner Sprung: trockener graben mit in die Mitte gestelltem rick<br />

Whip: Hetzpeitsche<br />

10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!