Querfeldein auf edlem Pferd - Mecklenburger Pferde
Querfeldein auf edlem Pferd - Mecklenburger Pferde
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Thema | Mustertext<br />
Jagdreiten in Mecklenburg-VorpoMMern<br />
<strong>Querfeldein</strong> <strong>auf</strong> <strong>edlem</strong> <strong>Pferd</strong><br />
„Das gelobte Land der Jagdreiterei ist heute nur noch Mecklenburg“, so steht es <strong>auf</strong> vergilbtem, einstmals<br />
weißem Papier in einem „grünen Buch“, erschienen vor mehr als 100 Jahren. Bis heute hat der Sport <strong>auf</strong> <strong>Pferd</strong>en<br />
hinter den Hunden zwischen Lübecker Bucht und Stettiner Haff, zwischen Griese-Gegend und<br />
Unteres Odertal nichts von seiner Attraktivität eingebüßt.<br />
8 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12<br />
Fotos: burg Schlitz, Mediartentertainment<br />
Fotos: begall, Mediartentertainment<br />
Zum Ende einer jeden Jagd gibt es für die Teilnehmer vom<br />
Jagdherrn und Master den Bruch. In Putbus übernahmen das Till<br />
Demtroeder und Detlef Neumann.<br />
Kein Wunder, dass auch immer mehr „Promis“ in den Sattel steigen.<br />
Als Schauspieler und Jagdherr Till Demtroeder zur sechsten<br />
Auflage der „Rügen Cross Country“ nach Putbus einlud,<br />
waren erneut Stars und Sternchen mit dabei. Carlo von Thiedemann<br />
moderierte den Abl<strong>auf</strong> und sah sich das Jagdfeld vom Wagen aus an, genauso<br />
wie Demtroeders Kolleginnen aus „Verbotene Liebe“. Andere waren<br />
da mutiger und saßen im Sattel. Miss Tagesschau Judith Rakers, zum<br />
zweiten Mal dabei, nutzte die Cross-Country, um mit ihrem Ehemann<br />
Andreas Pfaff gleich Urlaub <strong>auf</strong> dem Tegelhof in Sehlen zu machen. Für<br />
den Banker war es zugleich eine Premiere, hat er doch gerade mit dem<br />
Reiten angefangen. Aber auch die Schauspielerinnen Eva Habermann<br />
und Thore Schölermann bewältigten souverän die 21 Kilometer in fünf<br />
Stunden über Felder und Wiesen der Insel Rügen. Der Reiterhof von<br />
Stefan ter Smitten in Rambin hatte den Gästen einige <strong>Pferd</strong>e zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
71 Reiter nahmen an der 6. Rügen Cross Country teil. Von der 14-jährigen<br />
Lea Hermann bis zum 82-jährigen Wolfram Beck aus dem Oderbruch<br />
waren alle Altersklassen vertreten. „Wir hatten 450 Anmeldungen,<br />
konnte aber wegen der Logistik nicht alle annehmen“, sagt Till<br />
Demtroeder, der mit 15 Jahren zum Reiten kam, nach einem Unfall pausierte<br />
und bei den Dreharbeiten als Gutsverwalter in der Serie „Hallo<br />
Robbie!“ mit dem <strong>Mecklenburger</strong> Schleppjagdverein in Kontakt kam.<br />
Seitdem gehört er zu seinen Mitgliedern und hat Spaß am Jagdreiten<br />
gefunden. Sechs bis sieben Mal im Jahr folgt der 45-jährige Hamburger<br />
Master Gabriel Rodenberg mit seiner <strong>Mecklenburger</strong> Meute. Der<br />
Dalwitzer konnte in diesem Jahr jedoch infolge eines erlittenen Unfalls<br />
nicht die 15 Koppeln Irish Foxhounds führen. Das übernahm diesmal<br />
vor dem historischen Marstall im Schlosspark von Putbus Vereinsvorsitzender<br />
Detlef Neumann (Boddin). Ihm zur Seite standen die Piköre<br />
Alfred Behrens, Inken Brumberg-Liebau, Marie Christin Stammann<br />
Von Hans-Joachim Begall<br />
JagdreIten | Thema<br />
Drei Jagdfelder folgten der Schleppe bei der<br />
Rügen Cross Country über die 21 km lange Strecke.<br />
und Heike Thomsen sowie Vereinspräsident Peter Leibold. Bevor jedoch<br />
die Jagd frei gegeben wurde, verkündete der Master seinen getreuen<br />
Vereinsspruch:<br />
„Hinter schnellen Hunden jagen,<br />
manchen kühnen Sprung zu wagen,<br />
querfeldein <strong>auf</strong> <strong>edlem</strong> <strong>Pferd</strong> -<br />
das ist rechten Reiters wert.“<br />
Dar<strong>auf</strong> folgte ein dreifach kräftiges Hepp Hepp Horrido aller Jagdreiter.<br />
Die künstliche Duftspur legten Andre Kasten und Sven Arlt (Tegelhof<br />
Sehlen), der sich für den Bau der Sprünge inklusive des einladenden<br />
Halali-Sprungs vor dem Marstall verantwortlich zeichnete. In drei Feldern,<br />
davon eins der „Springer“, die 15 Hindernisse überwanden, wurden<br />
zwölf Schleppen gelegt. Am Rügenschen Bodden bei Altkamp gab<br />
es einen Stopp zur leiblichen Stärkung.<br />
Die rund 150 nicht reitenden Gäste verfolgten die fünfstündige Jagd<br />
querfeldein in historischen Geländefahrzeugen und <strong>auf</strong> Stroh ausgelegten<br />
Traktorenanhängern. Die Jagdhornbläser „Insel Usedom“ sorgten<br />
von Anfang bis Ende mit Jagdliedern für eine tolle Stimmung. Till Demtroeder<br />
stimmte den vielen Teilnehmern zu: „Eine Schleppjagd ist körperlich<br />
äußerst anspruchsvoll und erfordert eine starke Fokussierung<br />
<strong>auf</strong> die <strong>Pferd</strong>e und die Meute. Alles andere tritt für die Dauer der Jagd<br />
in den Hintergrund, man wird Eins mit den Tieren und spürt eine heute<br />
leider sehr seltene, starke Verwurzelung mit der Natur.“<br />
Das konnten die Gründer des Schleppjagdvereins „Freiherr von Esebeck“<br />
2000 auch aus dem oben erwähnten „Grünen Buch“ entnehmen.<br />
Geschrieben haben es unter dem Titel „Reit-Erinnerungen“ der Schotte<br />
Georg John Whyte-Melville (1821-1878) und Rittmeister Kurt von<br />
Keudell. Übersetzt hat dieses Werk mit 450 Seiten, künstlerischen Vignetten<br />
und 48 Kunstdrucktafeln Freiherr Hans-Asmus von Esebeck.<br />
Der Rittmeister aus dem 2. Pommerschen Ulanen-Regiment Nr. 9, dem<br />
10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 9
Thema | Mustertext<br />
Über feste Hindernisse folgte das Springfeld<br />
der Meute bei der Rügen Cross Country.<br />
zum Ende des I. Weltkrieges am 2. September 1918 in Cambrai (Frankreich)<br />
eine Kugel tödlich traf, war zu seiner Zeit nicht nur ein anerkannter<br />
Hippologe, der unter anderem „Nimrods Tagebuch“ von Charles<br />
James Apperley aus dem Englischen übersetzte, sondern sich auch bei<br />
der Gründung des Verbandes der Halbblutzüchter in Berlin, der Keimzelle<br />
der FN, beteiligte. Natürlich war er auch ein begeisterter Jagdreiter,<br />
so dass Gabriel Rodenberg und seine Freunde ihn als Namensgeber des<br />
Vereins wählten.<br />
Entwicklung aus der Parforcejagd<br />
Die Schleppjagd hat sich aus der Parforcejagd entwickelt, einer Hetzjagd<br />
mit Hunden und <strong>Pferd</strong>en <strong>auf</strong> lebendes Wild. Im 17. und 18. Jahrhundert<br />
wurde sie mit großem Prunk vom hohen Adel ausgeübt. Die fürstliche<br />
Parforcejagd kam durch die napoleonischen Kriege in Deutschland<br />
und Österreich zum Erliegen und es dauerte fast ein halbes Jahrhundert<br />
bis es wieder zahlreiche Meuten gab.<br />
Der Ursprung der Schleppjagd liegt in Großbritannien. Mit dem Verbot<br />
der traditionellen Fuchsjagd verdoppelte sich sogar dort die Zahl der<br />
Meuten. Auch in Mecklenburg und Vorpommern entwickelte sich das<br />
Jagdreiten hinter den Hunden vor etwa 200 Jahre zur Blüte. Damals<br />
jagten fünfundzwanzig Meuten über das Land.<br />
Zu den ersten gehörte die Broocker Meute. Sie wurde 1837 von Baron<br />
von Seckendorf im Tollensetal bei Demmin gegründet. Die Hunde<br />
waren reinrassige Harriers. Den Jagdknopf mit dem Hasenkopf von<br />
damals hat übrigens die <strong>Mecklenburger</strong> Meute heute übernommen. Ab<br />
1860 stellte das Offizierskorps der 9. Ulanen das Hauptkontingent im<br />
Jagdfeld. Erwähnt seien hier aber auch:<br />
Malchiner Hirschmeute (1847, Hirschhunde)<br />
Ludwigslust-Parchimer Parforcejagdverein (1868, Beagles, Harriers)<br />
Neubrandenburg-Pasewalker Parforce-Jagdverein (1848, Harriers)<br />
Neu-Vorpommersche Meute (vor 1863, Harriers)<br />
Parforcejagdverein Güstrow (um 1850)<br />
Parforceverein Roebel (1852)<br />
Parforceverein Tessin (um 1850)<br />
Schleppjagdverein Brüel u. Umgegend (1924, Foxhounds)<br />
Schleppjagdverein Rostock und Umgegend (1928, Beagles)<br />
Stavenhagener Aktien-Meute (vor 1854)<br />
Stettiner Schleppjagd-Verein (vor 1911, Foxhounds)<br />
Sternberger Jagdverein (1867)<br />
Strelitzer Jagdreiter-Verein (1936, Harriers)<br />
Vorpommerscher Schleppjagdverein Demmin (1927, Foxhounds)<br />
Der Hundestamm der Broocker Meute hatte sich nach dem Geschmack<br />
der damaligen Zeit als zu schnell erwiesen. Zehn Jahre nach<br />
ihrer Gründung wurde sie an Herrn von Arnim-Neuensund verk<strong>auf</strong>t<br />
und in den Broocker Kennels durch Beagles ersetzt. Später wurden die<br />
Hunde mit Harriers gekreuzt, so dass sie 40-42 cm maßen. Mit Beginn<br />
des 20. Jahrhunderts suchten die Kennels immer wieder von Staupe-<br />
Epidemien heim. Weitere Koppeln wurden dann aus England zugek<strong>auf</strong>t.<br />
Von 1867 bis 1913 übernahm Kammerherr von Heyden-Leistenow als<br />
Master die Broocker Meute, die übrigens seit 1857 von einer Aktiengesellschaft<br />
unterhalten wurde und „von allerhöchster Stelle einen jährlichen<br />
Zuschuss“ erhielt. Dem Master zur Seite standen die „Herren-Piqueurs“<br />
Major von Bernstorff, Rittmeister von Veltheim, Major Freiherr<br />
von Maltzahn und Freiherr von Esebeck. Letzterer sah die Gefährdung<br />
Foto: begall<br />
des „Sports in Rot“ durch den Dampfflug und den Anbau von Zuckerrüben.<br />
Die Jugend begeisterte sich immer mehr für den Schießjagdsport.<br />
In seinen „Reit-Erinnerungen“ schreibt Kurt von Keudell dazu: „werden<br />
wir nicht eher hinwegkommen, als bis unsere Söhne vom achten oder<br />
zehnten Jahre an <strong>auf</strong> Ponies ihre Väter bei der Parforcejagd begleiten.<br />
Nur dadurch, dass der Knabe so früh wie möglich hierfür begeistert wird,<br />
werden wir in ihm die Grundlage zu einer Passion legen, die selbst durch<br />
die immer länger werdende Schul- und Studienzeit und andere hierbei<br />
erwachende Leidenschaften nur schwer verwischt wird und dem jungen<br />
Manne ein genügendes Feld zur Entfaltung von Schneid und Energie<br />
gibt. Die Notwendigkeit, sich in einer gewissen Kondition befinden zu<br />
müssen, wird den Studenten selbst da, wo er diesem Sport nicht huldigen<br />
kann, dazu bringen, sich mehr den körperlichen Übungen „out <strong>auf</strong><br />
doors“ zu widmen, was jedenfalls seiner Gesundheit zuträglicher ist, als<br />
der Fechtboden und die Bierstube.“ Aber auch Damen ritten damals<br />
schon mit. Im Jagdkalender des Brooker Parforce-Jagd-Vereins standen<br />
1866 Schmarsow, Plötz, Hohen-Brüntzow, Zawenthin, Roidin, Leistnow,<br />
Cartlow, Groß Below und Brook.<br />
Das war in Vorpommern. In Mecklenburg führte vor 150 Jahren<br />
der Sternberger Parforce-Jagd-Verein „Rendez-vous“ in Zülow, Bülow,<br />
Borckow und Witzin durch. In der folgenden Jahrhundertwende gab<br />
es dann zwei Meuten. Die Neubrandenburger, die 1881 den Preis als<br />
beste Hasenmeute Deutschlands erhalten hatte, gehörte den Gutsbesitzern<br />
des östlichen Landes und Offizieren des Kürassier-Regiments<br />
Königin in Pasewalk. Oberstleutnant a.D. Benary schrieb im St. Georg:<br />
„Auch die Nichtmitglieder unter den Gutsbesitzern der Nachbarschaft<br />
drückten ein Auge zu, wenn ein Teil des Jagdfeldes über ihre frischen<br />
Saaten oder nicht abgeernteten Kartoffelfelder galoppierten… Statt der<br />
DKW und Mercedes konnte man noch flotte Zwei- und womöglich gar<br />
Vierspänner bewundern. Nach einem kurzen Bügeltrunk wurde angesucht…“<br />
An zu überspringen Gräben mangelte es nicht. Berühmt waren<br />
die Jagden in der Friedländer und Gnoiner Gegend. Im Terminkalender<br />
des Neubrandenburger Parforce-Jagd-Vereins standen vom 8. Oktober<br />
bis 16. November 1866 Groß Miltzow, Voigtsdorf, Klockow, Salow,<br />
Glocksin, Hohenzieritz, Marin, Breesen, Trollenhagen, Neuenkirchen,<br />
Cölpin, Gantzkow, Neubrandenburg, Neddemin, Passentin, Mollenstorff,<br />
Groß Luckow und Groß Vielen.<br />
Der Ludwigsluster Meute der Offiziere der <strong>Mecklenburger</strong> Kavallerie-Brigade<br />
in Ludwigslust und Parchim stand nicht so ein ideales<br />
Jagdgelände zur Verfügung. Hubertusjagden mit dem Großherzog<br />
von Mecklenburg-Schwerin fanden beispielsweise <strong>auf</strong> den Feldern des<br />
Herrn Schulz in Balow statt. Die Nationalsozialisten brandmarkten die<br />
Parforcejagd als ein Privileg des Adels und verboten sie schließlich. Das<br />
Zu-Tode-Hetzen des Jagdwildes wurde in Deutschland mit der Tierschutzgesetzgebung<br />
verboten.<br />
Jagden ohne Meute<br />
In der DDR gründeten sich nach dem II. Weltkrieg keine Meuten.<br />
Dennoch führte nahezu jede <strong>Pferd</strong>esportsektion in den Dörfern als Abschluss<br />
der „Grünen Saison“ eine Hubertusjagd durch. Im Verbandsorgan<br />
„<strong>Pferd</strong> und Sport“ hieß es 1963: „Man kann aber nicht umhin, dem<br />
Jagdreiten eine Reihe der reiterlichen Ausbildung wie auch der Schulung<br />
der <strong>Pferd</strong>e recht förderlicher Eigenschaften zuzubilligen, <strong>auf</strong> deren Heranbildung<br />
wir weder vom Gesichtspunkt des Leistungssports noch auch<br />
im Interesse des Volkssports verzichten können.“ Und weiter: „Jeder<br />
Kreisfachausschuss sorgt dafür, dass von jeder seiner Sektionen im Kreis<br />
eine Reitjagd veranstaltet wird. Dazu laden sich die Sektionen gegenseitig<br />
ein.“ Für den Nicht-Turnierreiter sollte der Anreiz eines sportlichen<br />
Höhepunktes geschaffen werden. „Noch immer ist das Gelände die<br />
Gelegenheit, bei der sich am besten offenbart, was der Reiter <strong>auf</strong> dem<br />
Reitplatz und über die Übungshindernisse gelernt hat“, heißt es im Verbandsorgan<br />
von damals. „Durch kaum einen anderen Zweig reiterlicher<br />
Ausbildung werden die zum unbekümmerten, flotten <strong>Querfeldein</strong>reiten<br />
erforderlichen physischen und psychischen Qualitäten so gefördert…<br />
Nirgends können Mut, Kaltblütigkeit, schneller Entschluss, Geistes-<br />
Die Broocker Meute anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des<br />
Kammerherrn von Heyden-Leistenow als Master vor rund 100 Jahren<br />
(oben). Die heutige Equipage der <strong>Mecklenburger</strong> Meute mit<br />
Till Demtroeder (2.v.r.) und Master Gabriel Rodenberg (r./unten).<br />
10 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12 10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 11<br />
Fotos: grünes buch, begall<br />
JagdreIten | Thema
Thema | JagdreIten<br />
Bei jedem Stopp hatten sich die Hunde die Wasser<strong>auf</strong>nahme<br />
und ein kühles Bad verdient. (Nienhagener Meute <strong>auf</strong> Burg Schlitz)<br />
gegenwart und Kühnheit so ausgebildet werden wie im Jagdfelde. Der<br />
geschmeidige und feste Sitz… muss seine Feuerprobe bestehen.“ Und<br />
an weiterer Stelle heißt es: „Auch für die Ausbildungsarbeit am <strong>Pferd</strong> ist<br />
das Jagdreiten die überzeugendste Probe. Hier lässt sich Temperament,<br />
Leistungsfähigkeit, Herz und Springvermögen unzweifelhaft erkennen.“<br />
Die Reitjagden in den DDR-Sektionen wurden zu einem Fest bzw. Hö-<br />
Fotos: begall-archiv<br />
Zu DDR-Zeiten wurden hierzulande ohne Meute die Jagden durchgeführt.<br />
12 I <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e – 10 I 12<br />
hepunkt des Sportjahres erhoben. „Deshalb ist es notwendig, dass diese<br />
Jagden einen würdigen äußeren Rahmen haben, der sich sowohl in der<br />
Kleidung und Ausrüstung der Reiter und <strong>Pferd</strong>e, in den Jagdgebräuchen,<br />
als auch in der Anteilnahme der Öffentlichkeit und – nicht zuletzt – in<br />
dem abendlichen Beisammensein ausdrücken muss.“ Vielerorts wurde<br />
dann auch noch ein spaßiges Jagdgericht durchgeführt, um Unsitten zu<br />
ahnen.<br />
Seit 2003 gibt es in Mecklenburg-Vorpommern die Nienhagen-Foxhound-Meute.<br />
Ihre Tradition schließt sich <strong>auf</strong> die seit 1848 <strong>auf</strong> Burg<br />
Schlitz stationierte Meute an. Dadurch haben sie ihre Vereinsfarbe dem<br />
Wappen der Burg, die zwischen Teterow und Waren liegt, angepasst.<br />
Die Equipage mit Master Jörg Markgraf führt rund 25 Veranstaltungen<br />
durch. Einer der Höhepunkte ist am 13. Oktober die Schleppjagd <strong>auf</strong><br />
Burg Schlitz. Begleitet wird sie von der Bläsergruppe „Rallyee-Tropessdes-Landes“.<br />
Stelldichein ist um 11 Uhr, Hubertusmesse um 11.30 Uhr.<br />
Anschließend ist dann Abritt. Nach der Jagd ist ein deftiges Jagdessen<br />
geplant, verspricht Jörg Markgraf.<br />
Rügen Cross Country for Kids<br />
Um den Jagdreiter-Nachwuchs braucht Mecklenburg-Vorpommern<br />
nicht Bange zu sein. Der Sport in der Grünen Natur wird längst nicht<br />
mehr nur noch von Altherren betrieben. In den Jagdfeldern finden sich<br />
immer mehr auch jüngerer Reiter. Im Sommer gab es <strong>auf</strong> dem Hof Viervitz<br />
eine Rügen Cross Country for Kids. 25 Teilnehmer ab zwölf Jahre<br />
waren der Einladung von Till Demtroeder gefolgt. Unterstützt wurde<br />
die Schnupper-Schleppjagd vom Hotel Bernstein Sellin. Master Gabriel<br />
Rodenberg gab den Mädchen und Jungen eine theoretische Einführung<br />
mit Sitten, Kleiderordnung und Regeln in das Reiten mit Meuten. Der<br />
Umgang mit Hunden erfolgte teilweise spielerisch. Nach dem Satteln<br />
der Schulpferde der Reitschule Einhorn wurde es ernst. Nach dem die<br />
Foto: burg Schlitz<br />
Foto: privat<br />
Master Gabriel Rodenberg erklärte jüngst <strong>auf</strong> dem<br />
Hof Viervitz dem Reiternachwuchs das Jagd-ABC.<br />
Harmonie zwischen Reiter-<strong>Pferd</strong>-Paaren, Equipage und Hunden nach<br />
Schritt- und Trabtour hergestellt waren, folgten die Kids zwei Schleppen<br />
in galoppierendem Tempo. Eltern und Gäste konnten das Geschehen<br />
<strong>auf</strong> dem von Volker Barthmann gelenkten Hanomag verfolgen.<br />
Wie bei jeder Jagd gab es zum Ausklang auch das Curee, zerkleinerter<br />
Pansen für die Hunde. Die Nachwuchs-Jagdreiter und deren Anhang<br />
ließen den Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen. Im Gegenzug bedankten<br />
sich die Mitglieder der Sana-Sportgemeinschaft, in dem sie<br />
bei der großen Rügen Cross Country ein zuverlässiges Helferteam<br />
stellten.<br />
Foto: privat<br />
Auf Ponys folgten Mädchen und Jungen bei der Cross<br />
Country for Kids der <strong>Mecklenburger</strong> Meute. Foto: privat<br />
JagdreIten | Thema<br />
Jagd-aBC<br />
ansetzen: Hunde <strong>auf</strong> die fährte oder Spur des Wildes oder <strong>auf</strong> die Schleppe<br />
Bruch: kleiner eichen- oder tannenzweig; Zeichen dafür , dass ein reiter die Jagd<br />
bis zu ende mitgeritten hat.<br />
Curée: bei der Schleppjagd bekommen die Hunde am ende rinderpansen vorgelegt<br />
equipage: Sammelbegriff für Master, Huntsman, Schlepper, piköre und die Meute<br />
Feld: bezeichnung für die verschiedenen formationen bei der reitjagd, z. b. springendes<br />
und nicht springendes feld<br />
Geläut: das „gebell“ der Meute, wenn sie die fährte <strong>auf</strong>genommen hat und verfolgt<br />
halali: Jagdende<br />
Jagdherr: Veranstalter, gastgeber<br />
Koppel: zwei Hunde, die durch eine „koppel“ verbunden sind.<br />
Losung: exkremente des Wildes<br />
master: anführer eines Jagdfeldes bei der Jagd zu <strong>Pferd</strong>e<br />
Pikör: gehilfe des Masters oder Huntsman<br />
Schleppe: tropf- oder Schleppspur, <strong>auf</strong> der die Meute bei einer Schleppjagt läuft,<br />
ersatz für die echte Wildspur<br />
Trakehner Sprung: trockener graben mit in die Mitte gestelltem rick<br />
Whip: Hetzpeitsche<br />
10 I 12 – <strong>Mecklenburger</strong> <strong>Pferd</strong>e I 13