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Landwirtschaftliche Mitteilungen

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18 rund ums tier <strong>Landwirtschaftliche</strong> MitteiLungen<br />

PlatZangeBot<br />

Platzangebot m 2 pro Kalb<br />

4,5 m 2<br />

2,2 m 2<br />

1,6 m 2<br />

RiSikofaktoRen Bei der Kälberaufzucht<br />

erhöht sich das<br />

Risiko für Sauger bei einem<br />

Stall ohne Möglichkeit zum<br />

Außenkontakt ums Dreifache.<br />

Ebenfalls dreimal höher ist<br />

das Risiko, wenn kein Auslauf<br />

oder Weidegang vorhanden<br />

sind. Bei der Jungrinderaufzucht<br />

ist das Risiko fünffach<br />

erhöht, wenn nach dem Absetzen<br />

zu wenig Kraftfutter<br />

(unter 0,5 Kilo) vorhanden<br />

ist. Dreifach erhöht ist<br />

das Saugerrisiko, wenn der<br />

Maissilageanteil in der Ration<br />

über 40 Prozent i.T. beträgt.<br />

Rinderstall-Systeme<br />

Besuchen Sie uns auf<br />

der Austro Agrar in<br />

Tulln, 30.11. - 03.12.11,<br />

Halle 13!<br />

1,2 m 2<br />

0 % 10 % 20 % 30%<br />

Prozent Sauger pro Gruppe<br />

StänDe<br />

Besaugung innerhalb des Standes<br />

Besaugung außerhalb des Standes<br />

offener Stand<br />

geschlossener Stand<br />

0 10 20 30 40<br />

Anzahl der Besaugungen pro Tag<br />

<strong>Landwirtschaftliche</strong> MitteiLungen rund ums tier<br />

Gegenseitiges Besa ugen bei Kälbern<br />

Die Gruppenhaltung von<br />

Kälbern führt leider immer<br />

wieder dazu, dass sich<br />

die Tiere gegenseitig besaugen.<br />

Die Folgen sind unter anderem<br />

Haarballen im Pansen,<br />

Infektionen im Nabelbereich,<br />

Verletzungen der Genitalien<br />

und Euter sowie Euterinfektionen<br />

bei Kalbinnen und Kühen.<br />

Es kann zur Zuchtuntauglichkeit<br />

kommen. Der Saugakt ist<br />

für Kälber ein unbedingter Reflex.<br />

Bereits vor der Tränke befinden<br />

sich die Kälber in einer<br />

Erregungsphase, die sich bis<br />

einige Minuten nach Tränkebeginn<br />

steigert und danach<br />

allmählich wieder abklingt.<br />

Die stärksten Erregungsphasen<br />

treten zwischen dem 15.<br />

und 60. Lebenstag auf.<br />

Von Natur aus saugen Kälber<br />

in den ersten Lebenstagen<br />

rund acht mal am Tag. Mit<br />

drei Monaten geht die Saugfrequenz<br />

auf drei- bis fünfmal<br />

zurück. Die durchschnittliche<br />

Saugdauer beträgt bis zu zehn<br />

Minuten, sodass Kälber bis zu<br />

einer Stunde am Tag mit Saugen<br />

verbringen. Ein Mangel an<br />

Saugakten führt zu Belecken<br />

von fremden Gegenständen,<br />

gegenseitigem Besaugen,<br />

Selbstlecken und Zungenspiel.<br />

Kälber ersetzen den fehlenden<br />

Mundreiz durch Lecken<br />

und Kauen. Es gibt keine Patentrezepte,<br />

mit denen das<br />

Ansaugen absolut verhindert<br />

werden kann, aber mit einigen<br />

Maßnahmen kann das<br />

Problem vermindert werden.<br />

SCHAUER Agrotronic GmbH<br />

Hannes Lorber, T: +43 664 1606650, Karl Walcher, T: +43 664 4337654<br />

www.schauer-agrotronic.com<br />

Mit richtiger<br />

Fütterung<br />

und Haltung<br />

dagegensteuern.<br />

Besonders bei zu knappem<br />

Platzangebot und<br />

unterschiedlichenFütterungszeiten<br />

kommt<br />

es vermehrt<br />

zu gegenseitigem<br />

Besaugen. Ein erhöhter<br />

Stress tritt auch<br />

auf, wenn Kälber gemeinsam<br />

mit den größeren Rindern im<br />

Stall gehalten und diese zuerst<br />

gefüttert werden beziehungsweise<br />

nicht alle Kälber<br />

gleichzeitig einen Nuckeleimer<br />

bekommen. Bei Automatenfütterung<br />

ist ein verschließbarer<br />

Stand wichtig.<br />

fütteRungSMaSSnahMen<br />

u Der Saugnuckel muss eine<br />

relativ kleine Öffnung haben.<br />

Die Kälber sollen fünf bis acht<br />

Minuten saugen. Nach dem<br />

Trinken sollte der Nuckeleimer<br />

noch mindestens fünf Minuten<br />

hängen bleiben, sodass<br />

eine gewisse Befriedigung<br />

durch Saugakte und Kauschläge<br />

eintritt.<br />

u Alle Kälber müssen gleichzeitig<br />

Milch trinken können,<br />

das heißt, es muss für jedes<br />

Kalb ein eigener Nuckeleimer<br />

vorhanden sein.<br />

Wirtschaftliche und funktionelle Rinderstalleinrichtungen<br />

u Die Milchmenge je Mahlzeit<br />

darf nicht zu groß sein, damit<br />

die Kälber rasch beginnen festes<br />

Futter aufzunehmen.<br />

u Steigerung der Tränkefrequenz<br />

durch dreimalige Gabe<br />

am Tag. Die Milchmenge pro<br />

Mahlzeit wird auf zwei Kilogramm<br />

gesenkt. Auf jeden<br />

Fall müssen die Tränkezeiten<br />

sehr genau eingehalten werden,<br />

um unnötigen Stress zu<br />

verhindern.<br />

u Die Verabreichung von angesäuerter<br />

Milch vermindert<br />

die Saugmotivation.<br />

u Nach der Tränke sollten die<br />

Kälber rund 20 bis 30 Minuten<br />

getrennt bleiben. Ein gegenseitiges<br />

Berühren der Kälber<br />

im Kopfbereich sollte während<br />

dieser Zeit verhindert werden.<br />

u Nach der Tränke müssen<br />

die Kälber Kraftfutter und Heu<br />

aufnehmen können. Grund-<br />

sätzlich muss immer Grundfutter,<br />

am besten Heu, zur<br />

Sättigung angeboten werden.<br />

u Die Kälber müssen ausreichend<br />

Energie aufnehmen<br />

können. Das heißt, sie müssen<br />

genügend Kraftfutter und<br />

sehr gutes Grundfutter bekommen.<br />

Eine Energieunterversorgung<br />

nach dem Absetzen<br />

ist ein häufiger Grund für<br />

ein gegenseitiges Besaugen.<br />

Die Kraftfuttermenge nach<br />

dem Absetzen sollte rund 1<br />

bis 1,5 Kilo betragen. Auch<br />

in der Gruppenhaltung muss<br />

eine ungestörte Kraftfutteraufnahme<br />

möglich sein.<br />

u Zuviel Maissilage in Kombination<br />

mit Kraftfutter nach<br />

dem Absetzen senkt die Heu-<br />

oder Grassilageaufnahme und<br />

verringert dadurch die Strukturversorgung.<br />

Die Tiere sind<br />

durch die hohe Energiedichte<br />

der Futtermittel zu schnell mit<br />

dem Fressen fertig. Als Ersatz<br />

besaugen sie sich gegenseitig.<br />

u Bei Tränkeautomaten muss<br />

ein verschließbarer Fressstand<br />

vorhanden sein, in dem<br />

die Kälber ungestört trinken<br />

können. Untersuchungen belegen,<br />

dass mit Automaten<br />

gefütterte Kälber ohne verschließbaren<br />

Stand 38 Prozent<br />

nach der Tränke Artgenossen<br />

besaugten. Mit verschließbarem<br />

Stand betrug der Anteil<br />

lediglich acht Prozent. Die<br />

Saugdauer war im verschließbaren<br />

Stand um über eine<br />

Minute länger als im offenen.<br />

Die Tränkemenge sollte pro<br />

Mahlzeit etwa 1,5 Kilo Milch<br />

betragen, damit eine gewisse<br />

Sättigung eintritt.<br />

u Das Anbringen von Saugattrappen<br />

an den Wänden befriedigt<br />

den Saugtrieb. Diese<br />

kälbern ist der Saugtrieb<br />

angeboren. Mit den richtigen<br />

Management-Maßnahmen, wie<br />

eigene Saugeimer für jedes kalb,<br />

kann das Risiko gesenkt werden.<br />

müssen aber regelmäßig gereinigt<br />

werden.<br />

u Das Absetzen von der Milch<br />

darf nicht mit einer Umstallung<br />

oder einer totalen Futterumstellung<br />

zusammenfallen.<br />

u Die Kälber müssen ausreichend<br />

mit Mineralstoffen,<br />

Spurenelementen und Vitaminen<br />

versorgt werden. Dazu<br />

sind kalziumreiche Mineralfuttermittel<br />

in einer Höhe von 30<br />

bis 50 Gramm je Tag notwendig.<br />

Besonders ein Mangel an<br />

Kupfer kann zu einer Lecksucht<br />

mit Benagen von Wänden<br />

und Aufstallungsgegenständen<br />

führen.<br />

u Salzlecksteine führen zu<br />

einer Beschäftigung der Tiere.<br />

Die Lecksteine können an<br />

einer Kette pendelnd aufgehängt<br />

werden und befriedigen<br />

den Spieltrieb der Kälber.<br />

Karl Wurm<br />

ZAR, GuBiSch, WuRm (2)<br />

haltungSMaSSnahMen<br />

19<br />

Viele Möglichkeiten: Nach<br />

dem Absetzen sollen die Kälber<br />

in einen eigenen Bereich,<br />

am besten so weit weg von<br />

den saugenden Kälbern, dass<br />

sie diese beim Tränken nicht<br />

hören, sehen und riechen<br />

können, umgestallt werden.<br />

u Positiv wirkt sich ein Haltungssystem<br />

aus, bei dem<br />

die Kälber ihre Umgebung<br />

erkunden können. Offenfrontställe<br />

bzw. ein Auslauf<br />

verbessern nicht nur die<br />

Luftqualität, die Kälber können<br />

auch ihren Erkundungstrieb<br />

besser ausleben und<br />

zeigen damit weniger Interesse,<br />

Artgenossen zu besaugen.<br />

Gruppeniglus mit Außenbucht<br />

senken das Saugrisiko<br />

gegenüber Einraumbuchten.<br />

Untersuchungen belegen,<br />

dass die Haltung im Außenbereich<br />

das gegenseitige Besaugen<br />

signifikant gegenüber<br />

einer Haltung in Tiefstreubuchten<br />

im Stall vermindert.<br />

u Reizarme Haltung auf<br />

Spaltenböden erhöht das<br />

Saugrisiko gegenüber<br />

Stroheinstreu ebenfalls.<br />

u Ausreichendes Platzangebot<br />

für die Kälber.<br />

Eine zu hohe Besatzdichte<br />

muss verhindert werden.<br />

u Die Kälber müssen ca. eine<br />

Stunde nach der Tränke, besonders<br />

nach der Abendfütterung,<br />

ausreichend beobachtet<br />

werden, um Sauger rechtzeitig<br />

erkennen zu können.<br />

u Sauger müssen mit<br />

entsprechenden Saugschutzvorrichtungenversehen<br />

bzw. von der Gruppe<br />

getrennt werden.<br />

Die haltungsbedingungen<br />

haben wesentlichen einfluss<br />

auf das Risiko von Saugern

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