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JOURNAL<br />
Ihr Gratisexemplar Ausgabe 3/2012<br />
ZUM<br />
MITNEHMEN<br />
Über 150 Lesetipps<br />
Sommer,<br />
Sonne,<br />
Urlaub<br />
Lesestoff für die<br />
schönsten Wochen<br />
im Jahr<br />
SCHWERPUNKT<br />
> Ratgeber<br />
und Wissen<br />
bestofbooks.de<br />
Monika<br />
Peetz<br />
Die Dienstagsfrauen<br />
auf Seelentrip
JOURNAL<br />
Liebe mit<br />
Platzverweisen<br />
Das Mädchen<br />
auf den Klippen<br />
Taschenbuch<br />
448 Seiten | Goldmann<br />
€ 9,<strong>99</strong><br />
Bei einem Spaziergang an der<br />
Steilküste von Dunworley Bay in<br />
Irland wird Grania jäh aus ihren<br />
trüben Gedanken gerissen: Am<br />
Rande der Klippen steht ein Mäd- Mäd- Mäd-<br />
chen, barfuß und nur mit einem<br />
Nachthemd bekleidet. Ohne es<br />
zu ahnen, stößt Grania durch<br />
diese Begegnung die Tür zu einer<br />
über Generationen reichenden,<br />
tragischen Familiengeschichte auf<br />
– ihrer Geschichte.<br />
Die Sommertänzerin<br />
Taschenbuch<br />
544 Seiten | blanvalet<br />
€ 9,<strong>99</strong><br />
England 1914: Auf einer Gartenparty triff t die<br />
17-jährige Clarissa auf Tom und verliebt sich Hals<br />
über Kopf. Tom ist attraktiv, intelligent und weiß genau,<br />
was er will. Er will Clarissa. Während ihre Liebe<br />
langsam wächst, überschlagen sich die politischen<br />
Ereignisse, und schon bald wird die Welt von einem<br />
Krieg erschüttert, der auch das Leben des jungen<br />
Paares für immer verändern wird …<br />
Ich will doch<br />
nur küssen<br />
Taschenbuch<br />
464 Seiten | Heyne<br />
€ 8,<strong>99</strong><br />
Das verborgene<br />
Haus<br />
Taschenbuch<br />
384 Seiten | btb<br />
€ 9,<strong>99</strong><br />
Online shoppen: www.bestofbooks.de<br />
Von Männern hat die frisch<br />
geschiedene Faith genug!<br />
Zurück in ihrer Heimatstadt<br />
begeg<strong>net</strong> sie aber ausgerech<strong>net</strong><br />
dem Mann, den sie<br />
seit zehn Jahren nicht vergessen<br />
kann: Ethan Barron.<br />
Der attraktive Bad Boy lässt<br />
sie wieder von der Liebe träumen. Als<br />
dann aber Ethans Halbschwester auftaucht, wird<br />
alles schrecklich kompliziert ...<br />
Auf einer Familienferienreise<br />
bemerkt Viola an ihrem erst<br />
kürzlich von einer schweren<br />
Krankheit genesenen Mann<br />
Veränderungen. Verschweigt<br />
er ihr etwas? Zufl ucht fi ndet<br />
sie bei der 90 jährigen Lea,<br />
die Viola nach und nach ihre<br />
unglaubliche Familiengeschichte<br />
off enbart. Je näher sich die beiden Frauen<br />
kommen, desto weiter scheint sich Violas Mann von ihr zu<br />
entfernen. Bis etwas geschieht, das Viola vor eine schwere<br />
Entscheidung stellt …<br />
Direkt zur Homepage
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
draußen riecht es nach Grillkohle und saftigem Fleisch, selbstgemachten<br />
Marinaden und knackigen Salaten, frischen Cocktails, leckerer Bowle<br />
mit Früchten, Ofenkartoffeln, frisch gemähtem Rasen und Bier... Bier?<br />
Jaaaaaaaaaaa, richtig! Es ist doch Fussball EM!<br />
Vor Leinwänden und dem Fernseher wird gebangt, gehofft, angefeuert, da<br />
<br />
<br />
den Straßenkonzerte mit Hupenklängen, Vuvuzelafanfaren und Lobeshym-<br />
<br />
Gasgrills, weil die Verantwortlichen gebannt 44 Armen, 44 Beinen und einer<br />
schwarz-weißen Lederkugel folgen. Und das alles nur, weil das Runde ins<br />
Eckige muss.<br />
Für alle, bei denen das Eckige ins Runde muss, haben wir in unseren B.O.B<br />
<br />
geln. Geschichten, die Bilder im Kopf hervorrufen, die mehr als<br />
90 Minuten füllen können.<br />
<br />
Ihr B.O.B Team<br />
Kerstin Panhausen<br />
Marketingkoordination<br />
B.O.B Best of Books GmbH<br />
Matthiashofstraße 28 - 30<br />
52064 Aachen<br />
E-mail: k.panhausen@bestofbooks.de<br />
Noch mehr Eckiges für’s Runde gibt es auf www.bestofbooks.de.<br />
Stöbern Sie doch einfach mal in Ruhe – mindestens 90 Minuten hätten<br />
Sie ja! Und für alle Fans von Trikots, Trainern und Co. gibt es auf unserer<br />
Facebook Seite unter www.facebook.com/b.o.b.lesespass sicherlich<br />
genug zum Diskutieren, Miteifern und Mitwetten. B.O.B wünscht allen<br />
eine tolle Fussball EM und einen sonnigen Grillsommer!<br />
Ein Mädchen<br />
in einem Versteck,<br />
ein Fenster<br />
in die Welt –<br />
ein Buch, mit<br />
dem das Leben<br />
beginnt<br />
»Ein wunderschöner Roman<br />
über die Sehnsucht der Frauen<br />
nach Unabhängigkeit,<br />
sensibel und mitreißend.«<br />
La Stampa<br />
Eine Leseprobe und Informationen<br />
finden Sie unter www.dva.de<br />
Aus dem Italienischen von Peter Klöss<br />
320 Seiten, gebunden, € 19,<strong>99</strong> [D]
Für alle, die es wissen wollen.<br />
Welche Zahnpasta<br />
darf<br />
man eigentlich<br />
mittags<br />
verwenden?<br />
Dieses Buch ist die Beichte eines Insiders,<br />
der uns verrät, wie raffiniert Werbung<br />
wirklich ist. Martin Lindstrom deckt auf,<br />
was er hinter den verschlossenen Türen<br />
der Werbeindustrie erlebt hat. Er zeigt,<br />
wie wir von Werbung beeinfl usst werden –<br />
und zwar schon im Mutterleib.<br />
www.campus.de<br />
2012. 352 Seiten, gebunden<br />
€ 24,<strong>99</strong><br />
ISBN 978-3-593-39619-4<br />
© Judith Jockel<br />
INHALT<br />
Titel<br />
12 Monika Peetz _ Sie weiß, wie leichte Unterhaltung mit Tiefgang funktioniert:<br />
Zu den erfolgreichen „Dienstagsfrauen“ hat die gelernte Drehbuchautorin und<br />
Wahl-Amsterdamerin nun die Fortsetzung geschrieben.<br />
Literatur<br />
17 Selbstfindung _ Rachel Joyce erzählt die Geschichte eines modernen Pilgers<br />
18 Liebesgeschichten _ Ein Spaziergang mit Nicholas Sparks in Düsseldorf<br />
21 Urlaubslektüre _ Schmökerstoff für schöne (Sonnen-)Tage<br />
24 Porträt _ Der preisgekrönte, todkranke Autor Wolfgang Herrndorf<br />
26 Lesestoff Romane _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />
28 Renaissance _ Auf den Spuren Michelangelos: mit Leon Morell in Rom<br />
30 Historische Romane _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />
Krimi & Thriller<br />
31 Die Nacht durchgelesen _ „Der Insider“ von Michael Robotham<br />
32 Kulinarische Fälle _ Sushi essen mit Tom Hillenbrand<br />
35 Kulinarische Fälle _ Für den Happen zwischendurch: Krimis zum Genießen<br />
36 Lesestoff Krimis _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />
38 Dunkelkammer _ Die Krimikolumne von Tobias Gohlis<br />
Mediathek<br />
40 Kino, DVD, CD _ Neuheiten kurz und knapp<br />
44 Neue Hörbücher _ Eine Auswahl für die Ohren<br />
46 Hörbuch _ James Joyce’ Riesenroman „Ulysses“ erstmals als Hörspiel<br />
Schwerpunkt Ratgeber und Wissen<br />
52 Sabine Asgodom _ Sie sprüht vor Energie – und ist eine der erfolgreichsten<br />
Coaches. Ein Besuch in München bei der Powerfrau und Bestsellerautorin<br />
56 Hirnforschung _ Neue Bücher ergründen die Geheimnisse unseres Denkens<br />
58 Grillen _ Ab ans Feuer – doch welcher Grilltyp sind Sie eigentlich?<br />
60 Landleben _ Ein Streifzug durch idyllische Bücherparadiese<br />
12<br />
21<br />
4<br />
buchjournal 3_2012<br />
© istockphoto
Sachbuch<br />
62 Lesestoff Sachbücher _ Neuerscheinungen kurz und knapp<br />
64 Reise _ London ruft – nicht nur mit den Olympischen Sommerspielen<br />
Kinder- und Jugendbuch, Spiele<br />
66 Comic-Roman _ Jeff Kinney über seine „Greg“-Tagebücher<br />
70 Urlaubsstoff _ Bücher, Hörbücher und Spiele für den Sommer<br />
Service<br />
48 BuchTipps _ Neuerscheinungen im Überblick<br />
© Gustav Kuhweide<br />
Rubriken<br />
buchjournal 3_2012 5<br />
3 Editorial<br />
6 Leselust<br />
10 Schön & Gut<br />
16 Westermanns Welt _ Eselsohren und Lesezeichen<br />
15,39 Fundstücke _ Buchhändler geben Lesetipps<br />
68 Wir lesen<br />
69 Leselotse<br />
72 Bücherköpfe<br />
73 Ganz oder gar nicht _ François Lelord<br />
73 Impressum<br />
74 Ratelust _ Das Buchjournal-Gewinnspiel<br />
52<br />
© Dominik Gierke<br />
Titelbild: © Judith Jockel<br />
60<br />
© istockphoto<br />
30 Jahre Verlag Peter Jentschura<br />
200.000 Stück verkauft<br />
18.<br />
Auflage<br />
Eine saubere Zelle wird nicht krank!<br />
Seit mehr als 30 Jahren erforscht Dr. h. c. Peter<br />
Jentschura den menschlichen Stoffwechsel! Das<br />
von ihm entwickelte dreistufige Entschlakkungssystem<br />
ist einfach und für jedermann zu<br />
Hause leicht durchzuführen: Schlackenlösung,<br />
Neutralisierung und Ausleitung der gelösten<br />
Säuren und Gifte aus dem Organismus über die<br />
Haut und über die Nieren.<br />
Unser Körper macht nichts falsch!<br />
Die Autoren betrachten die Entstehung von<br />
Krankheit aus einer ganz neuen Perspektive. Sie<br />
zeigen auf, wie wir die Sprache unseres Körpers<br />
besser verstehen, und ihm durch kluge Ernährung<br />
und richtige Körperpflege helfen, dauerhaft<br />
gesund zu bleiben. Egal, wie alt Sie sind:<br />
Fangen Sie an! Ihr Körper wird es Ihnen danken!<br />
Dr. h. c. Peter Jentschura · Josef Lohkämper<br />
ISBN 978-3-933874-33-7 · 260 Seiten · € 24,50<br />
Leseproben: www.verlag-jentschura.de<br />
Verlag Peter Jentschura<br />
Telefon +49 (0) 25 36 - 34 29 90
LESELUST_GÄRTEN<br />
Blumen in der blauen Stunde<br />
Oft ist der Alltag voller Termine und Verpfl ichtungen,<br />
man ist im Büro, im Geschäft, auf Reisen<br />
oder die Kinder wollen bekocht, der Haushalt<br />
muss gemacht werden. Und abends, wenn man<br />
endlich Zeit hat, wird es bald dunkel, und man hat<br />
nicht viel von den Blüten und Farben. Doch das<br />
muss nicht so sein, sagt Lia Leendertz. Sie zeigt,<br />
wie man Gärten gerade für die Abendstunden gestalten<br />
kann, welche Blüten im Dämmerlicht zur<br />
Geltung kommen und welche Pfl anzen gerade<br />
abends ihren Duft entfalten. Ein wunderbarer<br />
Bildband zum Schwelgen<br />
und Träumen, aber<br />
auch mit handfesten<br />
Tipps. sc<br />
^ Lia Leendertz: „Gärten<br />
in der Abendstunde. Die<br />
richtigen Pfl anzen,<br />
Farben und Düfte“.<br />
Übersetzt von Claudia<br />
Arlinghaus. Knesebeck,<br />
208 S., 29,95 € (D) •<br />
30,80 € ( A) • 40,90 sFr.<br />
Urlaubs-Impressionen<br />
Die Toskana hat sehr eigene Farben und Gerüche.<br />
Die griechische Insel Santorini hat ganz andere<br />
– und ist doch ähnlich bezaubernd, und wer<br />
einmal dort war, mag das Licht dieser Insel nicht<br />
vergessen. Auch Andalusien, Marokko oder die<br />
Provence haben ihre eigene faszinierende Lebensart<br />
und ihr eigenes Flair. Mit nach Hause<br />
nehmen kann man Impressionen und Erinnerungen<br />
– und man kann seinen Garten oder Balkon<br />
so gestalten, dass sie auch im Alltag ein<br />
Gefühl wie im Mittelmeerurlaub vermitteln. sc<br />
^ Bettina Rehm-Wolters: „Mediterrane Gärten.<br />
Gestaltungsideen von Aloe bis Zitrone“. Kosmos,<br />
128 S., 16,<strong>99</strong> € (D) • 17,50 € ( A) • 24,50 sFr.<br />
Anna Klemm ist Fotografi n – eine Frau, die in<br />
erster Linie schaut, die optische Eindrücke auf<br />
sich wirken lässt und ihnen bewusst viel<br />
Raum gibt. So wie bei dem Bäumchen, das<br />
ihr Mann ihr für ihren kleinen Baumgarten<br />
geschenkt hat: „Es blüht im Frühling, so<br />
kurz, dass man am liebsten jede freie Minute<br />
im Garten verbringen möchte, um sich<br />
an seiner Schönheit sattzusehen. Es ist<br />
eine japanische Zierkirsche. Wenn ihre Blütezeit<br />
anfängt, ist mein Blick von der intensiv<br />
rosa Baumkrone gebannt und ich habe das Gefühl, die Welt durch<br />
eine rosarote Brille zu sehen. Diese zarten Blüten verzaubern mich und machen mich glücklich.<br />
Sie fl üstern mir leise zu: ,Genieße den Augenblick, bevor er verfl iegt.‘“ Solche Momente will<br />
Anna Klemm in ihrem Bildband vermitteln, mit einem rosafarbenen Magnolienfest, mit der<br />
Klarheit und Kühle englischer Landschaftsgärten, mit romantischen Blumenwiesen, mit Kerzen<br />
und gedeckten Tischen, mit spielenden Kindern und mit Tieren. Doch, es gibt noch Paradiese,<br />
sagt Anna Klemm. Man muss sie nur fi nden – oder erschaffen. sc<br />
^ Anna Klemm: „Gärten. Einladung ins Paradies“. Busse Seewald, 160 S., 29,95 € (D) •<br />
30,80 € (A) • 40,90 sFr.<br />
»Wenn man<br />
ihm seine volle<br />
Aufmerksamkeit<br />
schenkt,<br />
wird selbst ein<br />
Grashalm zu<br />
einer geheimnisvollen,<br />
unglaublichen,<br />
unbeschreiblich<br />
wunderbaren<br />
Welt«<br />
Henry Miller<br />
Das Schöne<br />
im Blick<br />
Gemeinsam genießen<br />
Für viele ist der Garten ein Rückzugsort, eine<br />
Oase der Ruhe, des Alleinseins und des meditativen<br />
Werkelns. Bei manchen kommen noch die<br />
Familie und die Freunde dazu, bei anderen erst<br />
einmal der Partner. Der Garten als Ort der Zweisamkeit,<br />
als Ort, den man gemeinsam gestalten,<br />
an dem man gemeinsam Farbträume entfalten<br />
und genießen kann, seien es kleine Ecken oder<br />
große Flächen – ihn stellt Eva Kohlrusch vor. sc<br />
^ Eva Kohlrusch, Gary Rogers (Fotos): „Besondere<br />
Paare und ihre Gärten“. Callwey, 176 S., 39,95 € (D) •<br />
41,10 € (A) • 53,90 sFr.<br />
6<br />
buchjournal 3_2012
Das Klima ist rau im Norden von<br />
Großbritannien – und doch gibt es in<br />
Schottland interessante Parks und<br />
schöne Gärten zu entdecken.<br />
Eigenwillige Landschaften<br />
S chottland<br />
– wenn ich an diese Gegend,<br />
dieses Land auf der englischen Insel<br />
denke, fällt mir unbedingt und immer zuerst<br />
Sean Connery ein, der sich auch heute<br />
noch tapfer und eigensinnig im Kilt für<br />
ein unabhängiges Schottland einsetzt,<br />
auch wenn ihn die englische Queen – Connery<br />
natürlich im Kilt! – längst zum englischen<br />
Ritter mit englischem Schwert<br />
geschlagen hat. Mit diesem Bild von Sir<br />
Sean im Kopf entfaltet sich dann das restliche<br />
Schottland, mit seinen sehr eigenen<br />
Landschaften und dem rauen, schonungslosen<br />
Klima, mit dem die Gärten dort immer<br />
zu kämpfen haben, wie Sir Roy Strong<br />
– kein Schotte, aber ein bekannter englischer<br />
Kunsthistoriker und Landschaftsdesigner<br />
– im Vorwort von Allan Pollok-<br />
Morris’ Bildband sagt.<br />
Er führt einem vor Augen, dass das Land<br />
im Norden der Insel nicht gerade von der<br />
Sonne verwöhnt ist – und dass die Naturgewalten<br />
eine ständige Bedrohung und Herausforderung<br />
darstellen. Dennoch: Hier,<br />
wo die Gartensaison sehr kurz ist und noch<br />
sehr viel später einsetzt als etwa im Süden<br />
Englands, werden wunderbare Gärten dem<br />
rauen Klima abgetrotzt, und Allan Pollok-<br />
Morris setzt sie beeindruckend in Szene.<br />
buchjournal 3_2012 7<br />
Mehr als nur Rasen: Charles Jencks<br />
gestaltet „kosmische Spekulationen“<br />
Der schottische Fotograf zeich<strong>net</strong> ein<br />
sehr abwechslungsreiches Bild: Es sind weite,<br />
scheinbar unberührte Landschaften in<br />
seinem Bildband zu sehen, artifi ziell wirkende<br />
Parkanlagen, verwunschene Haine<br />
mit Skulpturen, parkähnliche Gärten, Labyrinthe<br />
– Schönes, Wildes, Verrücktes,<br />
Außergewöhnliches, und die Fotos werden<br />
dem besonderen Land mit seinem rauen<br />
Klima, dem ganz eigenen Licht und den eigenwilligen<br />
Menschen sehr gerecht. sc<br />
^ Allan Pollok-Morris: „Gärten, Parks und Land Art<br />
in Schottland. Die schönsten privaten und öffentlichen<br />
Anlagen“. Übersetzt von Laila G. Neubert-Mader.<br />
DVA, 272 S., 49,<strong>99</strong> € (D) • 51,40 € (A) • 66,90 sFr.<br />
© Allan Pollok-Morris<br />
Sieben<br />
Vorträge<br />
1916/21<br />
431 S.<br />
geb.<br />
ISBN<br />
978-3-<br />
86772-<br />
031-1<br />
€ 12<br />
Rudolf Steiner<br />
Zwischen<br />
Ost und West<br />
Zwei Bände<br />
www.archiati-verlag.de<br />
Band 1:<br />
Ursachen<br />
des neuzeitlichenWeltgeschehens<br />
Band 2:<br />
Die Zwänge<br />
der Macht<br />
und der Geist<br />
der Wahrheit<br />
Neun Vorträge 1916/17, 480 S., geb.<br />
ISBN 978-3-86772-039-7<br />
€ 12<br />
Rudolf Steiner, aktueller denn je.<br />
Rudolf Steiner<br />
Leben<br />
im dritten<br />
Jahrtausend<br />
Eine<br />
Zusammenfassung<br />
der<br />
Geisteswissenschaft<br />
vor 2000<br />
Zuhörern<br />
Zehn Vorträge<br />
1922<br />
416 S., geb.<br />
ISBN 978-3-<br />
86772-041-0<br />
€ 12<br />
Diese Vorträge wurden vor 2000 Zuhörern<br />
1922 in Wien gehalten. Sie sind<br />
allgemein zugänglich, aber nicht ohne<br />
Tiefgang. Eine spannende Lektüre für<br />
jeden, der an der inneren Entwicklung<br />
und an den sozialen Problemen unserer<br />
Zeit interessiert ist.
Wie kam der Fußball in die<br />
Welt? Keiner hat je so originell<br />
auf diese Frage geantwortet<br />
wie Helme Heine in diesem<br />
von ihm auch wunderbar<br />
illustrierten Geschenkbuch<br />
KEIN & ABER<br />
www.keinundaber.ch<br />
<br />
LESELUST_COMMISSARIO BRUNETTIS VENEDIG<br />
„Die schönste Stadt der Welt“<br />
Zum ersten Mal Bekanntschaft mit Commissario Bru<strong>net</strong>ti machte Donna Leon nach einem Opernbesuch<br />
im Teatro la Fenice in Venedig vor mehr als 20 Jahren. Sie hatte die Vorstellung mit einem<br />
befreundeten Dirigenten besucht, der sich über die Leistung seines Taktstock-Kollegen fürchterlich<br />
aufregte. Dessen Mordgelüste („Dafür würde ich den Kerl am liebsten umbringen“) setzte bei der<br />
Amerikanerin, die seit 1981 in der Lagunenstadt wohnt und arbeitet, so viel kriminelle Energie frei,<br />
dass sie ihren ersten Roman mit dem sympathischen Polizisten schrieb: „Venezianisches Finale“,<br />
erschienen 1<strong>99</strong>3, handelt vom Mord an einem Stardirigenten durch Zyankali. Ihr Debüt hatte so<br />
großen Erfolg und das Schreiben machte Donna Leon so viel Spaß, dass sie Krimi auf Krimi folgen<br />
ließ – seither erschien jedes Jahr ein<br />
neuer Bru<strong>net</strong>ti-Fall, in diesem Jahr die<br />
Nummer 20 „Reiches Erbe“ (siehe Seite<br />
9). Der Erfolg ihrer Bücher machte die<br />
Autorin berühmt – nur nicht in Italien,<br />
denn in ihrer Wahlheimat ist Donna<br />
Leon so gut wie unbekannt. Sie möchte<br />
in Venedig ein ganz normales Leben<br />
führen, sagte sie unlängst im Gespräch<br />
mit dem Buchjournal. Bei ihren Spaziergängen<br />
durch die Stadt und bei den<br />
Einkäufen auf Venedigs Märkten wolle<br />
sie von den Venezianern als ganz normale<br />
Einwohnerin der Lagunenstadt<br />
begrüßt und behandelt werden. Noch<br />
immer empfi ndet es die Frau, die Ende<br />
September ihren 70. Geburtstag feiert<br />
und eine große Händel-Verehrerin ist,<br />
als Privileg, in der „schönsten Stadt der<br />
Welt“ leben zu dürfen. „Ich liebe die<br />
Menschen und ihre Sprache, die Art,<br />
wie sie das Leben, das Essen und Trin-<br />
Genießt das Leben in Venedig: Donna Leon<br />
ken genießen.“ bai<br />
© Francesco Barasciutti<br />
Kürbisrisotto und verschwiegene Ecken<br />
Es soll Touristen geben, die nach Venedig fahren, nur um auf den Spuren<br />
von Commissario Bru<strong>net</strong>ti zu wandeln. Sie haben viel zu tun, denn Donna<br />
Leons Kommissar ist viel unterwegs, er kennt jede Gasse und jeden Winkel<br />
– entsprechend akribisch beschrieben sind seine Wege, seine Lieblingsorte<br />
und natürlich die Schauplätze der Verbrechen. Mit Toni Sepedas Buch „Mit<br />
Bru<strong>net</strong>ti durch Venedig“ gerät die Spurensuche zum Vergnügen: In 13 literarischen<br />
Spaziergängen stößt man auf jene Cafés und Ristorantes, in die<br />
Bru<strong>net</strong>ti gern einkehrt, man fi ndet den Weg von der Questura über den<br />
Rialto zur Wohnung in San Polo und entdeckt Venedigs verschwiegene<br />
Ecken. Doch was wäre ein Bru<strong>net</strong>ti-Krimi ohne italienische Lebensart? Der<br />
Mann liebt gutes Essen und Trinken über alles – vor allem, wenn Ehefrau<br />
Paola fürs leibliche Wohl sorgt. Ihr Kürbisrisotto, ihre Lammkoteletts und ihr<br />
selbst gebackener Apfelkuchen sind legendär – all dies und noch viel mehr<br />
ist im Kochbuch „Bei den Bru<strong>net</strong>tis zu Gast“ versammelt. bai<br />
^ Roberta Pianaro, Donna Leon: „Bei den Bru<strong>net</strong>tis zu Gast. Rezepte von<br />
Roberta Pianaro und kulinarische Geschichten von Donna Leon“. Diogenes,<br />
288 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) • 24,90 sFr.<br />
^ Toni Sepeda: „Mit Bru<strong>net</strong>ti durch Venedig“. Diogenes,<br />
368 S., 22,90 € (D) • 23,60 € (A) • 38,90 sFr.<br />
8<br />
buchjournal 3_2012
Hinter der Traumkulisse Venedigs lauert das Verbrechen –<br />
zumindest in den Krimis von Donna Leon. Seit 20 Jahren<br />
lässt sie ihren Commissario Bru<strong>net</strong>ti hier ermitteln.<br />
Scharfsinn und Dolce Vita<br />
Venedig, die Stadt, die auf Millionen<br />
Pfählen im Wasser ruht, ist<br />
ein einziger Sumpf. Mord, Korruption,<br />
Drogen, Prostitution, Menschenhandel,<br />
Umweltskandale – kein Verbrechen,<br />
mit dem Commissario Bru<strong>net</strong>ti<br />
nicht schon zu tun gehabt hätte. Auf<br />
20 Bände ist Donna Leons Krimireihe<br />
seit Fall eins, dem Giftattentat auf einen<br />
Dirigenten („Venezianisches Finale“),<br />
inzwischen angewachsen. Kürzlich<br />
erschienen ist ihr jüngster Krimi<br />
„Reiches Erbe“: Bru<strong>net</strong>ti sieht sich mit<br />
dem angeblichen Tod durch Herzversagen<br />
einer älteren Dame konfrontiert<br />
– doch seine Nase sagt ihm, dass an der Sache<br />
etwas faul ist. Bei seinen Ermittlungen<br />
behindert ihn nicht nur sein eigener Chef,<br />
der aufgeblasene Vice-Questore Patta, sondern<br />
auch manch andere Widrigkeit, die<br />
sein Fingerspitzengefühl, seine Hartnäckigkeit<br />
und seinen Scharfsinn herausfordert. Es<br />
ist nicht nur Bru<strong>net</strong>tis sympathische Art,<br />
seine Menschenkenntnis und seine Klugheit,<br />
die Donna Leons Romane in den Kultstatus<br />
gehoben hat. Italienisches Dolce Vita,<br />
Persönlichkeiten der „Serenissima“<br />
Oft sagen Menschen, die in einer Stadt leben und gelebt haben, mehr<br />
über diese aus als Straßen, Plätze und Bauwerke. Die größte Schwierigkeit<br />
für Autorin Susanne Wess muss es gewesen sein, sich auf 20 wichtige<br />
Personen in der 1 200-jährigen Geschichte Venedigs zu beschränken.<br />
Anhand kurzer Porträts von Persönlichkeiten wie Marco Polo, Tizian, Antonio<br />
Vivaldi, aber auch Thomas Mann, Peggy Guggenheim und Donna<br />
Leon wird „La Serenissima“ auf neue, spannende Weise lebendig. bai<br />
^ Susanne Wess: „Venedig. Eine Stadt in Biographien“. Merian Porträts,<br />
176 S., 16,<strong>99</strong> € (D) • 17,50 € (A) • 29,50 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 9<br />
© Veer<br />
Trügerische Idylle am Canal Grande: Auch<br />
in Venedig sind Ganoven unterwegs<br />
guter Wein und gutes Essen – am bes ten zubereitet<br />
von Bru<strong>net</strong>tis Ehefrau Paola – tragen<br />
ebenso dazu bei wie das unvergleichliche<br />
Flair der Lagunenstadt. bai<br />
^ Donna Leon: „Reiches Erbe. Commissario Bru<strong>net</strong>tis<br />
zwanzigster Fall“. Diogenes, 384 S., 22,90 € (D) •<br />
23,60 € (A) • 38,90 sFr.<br />
^ 20 Jahre Commissario Bru<strong>net</strong>ti. Band 1 – 18 in<br />
einmaliger Sonderausstattung als bedruckte Leinenbände<br />
mit Lesebändchen und Venedigkarte. Diogenes,<br />
je Band 10,– € (D) • 10,30 € (A) • 16,– sFr.<br />
Peter Strieder:<br />
DÜRER<br />
Dieser Klassiker<br />
bietet die<br />
reichhaltigste Auswahl aus<br />
Dürers Gesamtwerk.<br />
3., überarbeitete u. erweiterte<br />
Auflage 2012.<br />
400 Seiten, 481 Abbildungen,<br />
davon 184 farbig.<br />
33 x 25 cm, Leinen mit Schutzumschlag,<br />
in Schuber.<br />
ISBN 978-3-7845-9142-1<br />
EUR 68,-<br />
Verlag Langewiesche Nachf.<br />
Verlag der Blauen Bücher
SCHÖN&GUT<br />
TEXT: CHRISTINA BUSSE<br />
Urlaubs-Hingucker<br />
Wenn beide zusammen auf Reisen gehen, gibt es ein Problem – oder ein Dach über dem Kopf, bei<br />
dem sogar Campingmuffel mit einem Schmunzeln die Isomatte ausrollen. Denn die Campinglandschaft<br />
mit ihren mobilen Schlafgemächern in Tarnfarben erhält knallbunten Zuwachs, bei dem sich<br />
manch einer ungläubig die Augen reiben wird: Wer erwartet schon ein Riesensandwich auf der Wiese,<br />
spacige Raumschiffe oder witzige Comics? Die Ideen stammen von Designern und Künstlern, die<br />
dem traditionellen Zelt einen völlig neuen Anstrich verpasst haben. Genau das Richtige für alle Outdoor-Fans,<br />
die ausgefallenes Design schätzen und sich nicht scheuen, im Mittelpunkt zu stehen.<br />
^ Zelt „Fieldcandy“, diverse Designs für 2 – 3 Personen, Innenzelt Baumwolle, Außenzelt Polyester, im<br />
Packbeutel mit Zubehör, ab ca. 325 €. Abgebildetes Modell „Wish You Were Here”, ca. 605 €.<br />
www.fi eldcandy.com<br />
Abenteuer-Notizen<br />
„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“,<br />
stellte schon vor über 200 Jahren der<br />
Dichter Matthias Claudius fest. Auch heute noch<br />
gilt: Wer in die weite Welt hinauszieht, sammelt<br />
viele neue Eindrücke und Erlebnisse. Ein Reisetagebuch<br />
gibt schon kleinen Weltenbummlern die<br />
schöne Möglichkeit, ihre Abenteuer zu beschreiben<br />
und ihre Erinnerungen festzuhalten. Eine<br />
Falttasche nimmt Postkarten, Fotos und andere<br />
Souvenirs auf, und Spielideen sorgen dafür, dass<br />
auf langen Fahrten keine Langeweile aufkommt.<br />
^ „Mein Tagebuch für die Reise und unterwegs“,<br />
Buch in Spiralbindung mit Bleistift, 64 S.,<br />
für Kinder ab 8, ca. 9,95 €. www.moses-verlag.de<br />
Praktischer Reisebegleiter<br />
Immer schön sauber bleiben! Wer tagsüber aufregende<br />
Abenteuer erlebt, als Naturforscher<br />
unterwegs ist oder den Stadtdschungel erobert,<br />
der kehrt abends glücklich und erschöpft zum<br />
Basislager zurück. Lästige, aber wichtige Kleinigkeiten<br />
wie Waschen und Zähneputzen sind<br />
ruck, zuck erledigt, wenn alles dafür Nötige<br />
schnell zur Hand ist. Der Kulturbeutel „Terra-<br />
Kids“, der praktischerweise an einem zünftigen<br />
Alu-Karabiner aufgehängt wird, hält das Waschzeug<br />
übersichtlich parat.<br />
^ Waschbeutel „TerraKids“, innen ein Netzfach und<br />
zwei Taschen mit Reißverschluss, Alu-Karabiner, aus<br />
Polyester, ca. 19,95 €. www.haba.de<br />
© FIELDCANDY<br />
Strandzauber<br />
Fiete Anders, das etwas andere Schaf mit den<br />
rot-weißen Streifen, hat seinen Platz auf der<br />
Welt gefunden: an der Küste, wo die Luft so<br />
wunderbar salzig riecht, der Wind Geschichten<br />
erzählt und ein unbeschreibliches Rauschen ihm<br />
ein Wonnegefühl über den Rücken rieseln lässt.<br />
Und wer möchte es Fiete nicht gern nachmachen:<br />
die weite Sicht auf die Wellen genießen<br />
und den Sand zwischen den Fingern hindurchrieseln<br />
lassen? Vielleicht hört man aus der Ferne<br />
vom Deich her sogar Fiete & Co. leise blöken.<br />
^ Zauber-Handtuch „Fiete Anders“, entfaltet sich<br />
im Wasser zu seiner vollen Größe, 50 x 100 cm,<br />
ca. 14,95 €. www.gerstenberg-verlag.de<br />
Spaß am Meer<br />
Es ist ja nicht so, dass Kindern am Meer nichts<br />
einfallen würde: Muscheln suchen, Tunnel graben<br />
und Sandburgen bauen, Algen fi schen,<br />
planschen und schnorcheln … Dass man an den<br />
Stränden dieser Welt noch ganz andere Sachen<br />
machen kann, erfahren Sonnenanbeter und<br />
Wasserratten auf diesen 52 Karten, die ein<br />
güns tiger Wind an Land gespült hat: Strandfamilie<br />
Robinson spielen, Meeresforscher werden,<br />
Schattenmonster ausdenken, eine Sandgalerie<br />
eröffnen und vieles mehr. Zur Sonnenmilch<br />
dazupacken!<br />
^ Kartenspiel „52 coole Spiele für den Strand“,<br />
ca. 7,90 €. www.kunstmann.de<br />
10<br />
buchjournal 3_2012
10 Jahre MIRA<br />
Starke Autorinnen · Starke Titel<br />
zum JUBELPREIS!<br />
SANDRA BROWN<br />
Dschungel der Gefühle<br />
320 Seiten / Band: 95037<br />
ISBN: 978-3-86278-520-9<br />
ALEX KAVA<br />
Das Böse<br />
416 Seiten / Band: 95034<br />
ISBN: 978-3-86278-517-9<br />
TESS GERRITSEN<br />
Gefährliche Begierde<br />
368 Seiten / Band: 95035<br />
ISBN: 978-3-86278-518-6<br />
SUSAN MALLERY<br />
Suche: Köchin, biete: Liebe<br />
400 Seiten / Band: 95038<br />
ISBN: 978-3-86278-521-6<br />
CARLY PHILLIPS<br />
Fang schon mal ohne mich an<br />
336 Seiten / Band: 95036<br />
ISBN: 978-3-86278-519-3<br />
NORA ROBERTS<br />
Ein Meer von Leidenschaft<br />
304 Seiten / Band: 95039<br />
ISBN: 978-3-86278-522-3
TITEL<br />
Die Dienstagsfrauen im Altmühltal: Mit „Sieben Tage ohne“ hat Monika Peetz<br />
die Fortsetzung ihres Debütromans geschrieben. Wir treffen die Bestsellerautorin<br />
in Amsterdam – der Stadt, in der sie seit 15 Jahren zu Hause ist.<br />
Fünf Freundinnen<br />
auf Fastenkur<br />
TEXT: ECKART BAIER<br />
ein kalter Wind bläst durch Amsterdams<br />
Grachten. Das kleine Boot, mit dem<br />
wir uns in den Wasserstraßen fortbewegen,<br />
biegt scharf um die Ecke und steuert eine<br />
der niedrigen Brücken an. „Köpfe runter!“<br />
Monika Peetz lacht. „In Amsterdam lebt<br />
man gefährlich.“ Sie zieht ihr grün gemustertes<br />
Tuch enger um den Körper, während<br />
Fotografi n Judith Jockel nach der schönsten<br />
Amsterdam-Perspektive sucht. Eigentlich<br />
sollte sie mit ihren Bildern sommerliche<br />
Atmosphäre zaubern, doch keine Spur von<br />
Sonne Mitte April.<br />
Das Grau in Grau beeindruckt Monika<br />
Peetz aber nicht im Geringsten. „Da hinten<br />
wird es heller!“ Vergnügt zeigt sie auf einen<br />
Streifen Blau am Horizont. Wer seit 15 Jahren<br />
in der niederländischen Hauptstadt<br />
lebt, weiß genau, dass der Seewind die Wolken<br />
in Minutenschnelle vertreiben kann –<br />
oder es in Kürze in Strömen reg<strong>net</strong>. Daher<br />
scheren sich Holländer und Wahl-Holländer<br />
grundsätzlich wenig ums Wetter. Und<br />
es versteht sich von selbst, dass die in Hannover<br />
geborene Autorin der „Dienstagsfrauen“<br />
zu unserem Treffpunkt im Café de<br />
Jaren anderthalb Stunden zuvor trotz Nieselregen<br />
mit dem Fahrrad gekommen ist.<br />
„Nicht im Traum würde es mir einfallen, in<br />
Amsterdam das Auto zu nehmen“, sagt sie<br />
und schiebt sich die schulterlangen, grau<br />
melierten Haare hinters Ohr.<br />
Monika Peetz liebt die Grachtenmetropole,<br />
die auf rund fünf Millionen Holzpfählen<br />
im feuchten Boden ruht und von<br />
mehr als 80 Kilometern befahrbarer Kanäle<br />
durchzogen ist – mehr als doppelt so viel<br />
wie in Venedig. Sie wohnt mit ihrem holländischen<br />
Mann, der 15-jährigen Tochter<br />
und dem 13 Jahre alten Sohn in der Nähe<br />
des Museumsplein und schätzt die Zwanglosigkeit<br />
von Amsterdam. „Es geht weniger<br />
Lesezeichen<br />
j<br />
Monika Peetz: Sieben Tage ohne. Kiepenheuer &<br />
Witsch, 320 S., 9,<strong>99</strong> € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr.<br />
Monika Peetz: Sieben Tage ohne. Gelesen von Inka<br />
Friedrich. HörbucHHamburg, 4 CDs, 19,<strong>99</strong> € (D / A) •<br />
29,50 sFr.<br />
förmlich zu als in Deutschland, Statussymbole<br />
wie ein dickes Auto zählen wenig“,<br />
erzählt sie bei einer Tasse Kaffee im<br />
schicken Café an der Amstel. Trotzdem ist<br />
sie froh, dass sie ihr Beruf als Drehbuchautorin<br />
häufi g nach Berlin, Hamburg,<br />
München, Köln und Frankfurt führt. „Ich<br />
habe enge Verbindungen nach Deutschland,<br />
zu meinen Eltern in München und<br />
vor allem zur deutschen Sprache. Das ist<br />
mir sehr wichtig, ich schreibe ja schließlich<br />
auf Deutsch.“<br />
Als kleines Kind ist sie mit ihren Eltern<br />
von Hannover in die niederbayerische Provinz,<br />
später dann nach München gezogen,<br />
hat dort Kommunikationswissenschaften,<br />
Germanistik und Philosophie studiert. Bevor<br />
sie sich mit Mitte dreißig als freie Drehbuchautorin<br />
selbstständig gemacht hat,<br />
arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin<br />
beim Bayerischen Rundfunk im Ressort<br />
Fernsehfi lm.<br />
Eine Etage unter ihrer Wohnung hat Monika<br />
Peetz ihr Büro, in dem ihr extragroßer<br />
Schreibtisch steht, der per Lastenaufzug<br />
durchs Fenster gehievt werden musste. Hier<br />
sitzt sie in der Regel ab 4.30 Uhr in der Früh<br />
– „dann habe ich zweieinhalb Stunden meine<br />
Ruhe“ – und schreibt an ihren Drehbüchern<br />
und Romanen. Der jüngste heißt „Sieben<br />
Tage ohne“ und ist die Fortsetzung des<br />
12<br />
buchjournal 3_2012
»Frauen können sich<br />
in solchen Runden<br />
gegenseitig viel an<br />
den Kopf werfen«<br />
Bestsellers „Die Dienstagsfrauen“. Vom Sensationserfolg<br />
ihres 2010 erschienenen Debüts,<br />
das inzwischen in 17 Sprachen übersetzt<br />
und in Deutschland mehr als 700 000mal<br />
verkauft wurde, fühlte sie sich zunächst<br />
gehörig unter Druck. „Weniger durch die<br />
Verkaufsaussichten als von meinen eigenen<br />
Erwartungen.“ Sie blickt aus den großen<br />
Fenstern des Cafés. Draußen geht gerade ein<br />
heftiger Regenschauer nieder. „Ich wollte ja<br />
etwas Neues erzählen und war mir anfangs<br />
nicht sicher, ob mir das gelingt.“<br />
Nicht zuletzt trieb sie der Gedanke um,<br />
sich mit einem Folgeroman endgültig in<br />
eine bestimmte Ecke des Literaturbetriebs<br />
zu stellen. „Ich habe das dann ganz nüchtern<br />
betrachtet und musste mir eingestehen:<br />
Ich steh’ ja schon in dieser Ecke, also<br />
was soll’s!“ Sie schmunzelt. Die „Ecke“<br />
heißt: „leichte Frauenromane“, Bücher, die<br />
vom Leben, von der Liebe, von Freundschaft<br />
und Betrug erzählen, kurz: von den kleinen<br />
und großen Dramen des Alltags. „Das ist ge-<br />
buchjournal 3_2012 13<br />
Blitzstart als Buchautorin: Monika Peetz’ erster Roman „Die Dienstagsfrauen“ war auf Anhieb ein Riesenerfolg<br />
nau mein Ding. Ich will einfach nur Geschichten<br />
erzählen und nicht mit meinen<br />
Büchern dem Feuilleton gefallen.“<br />
Der riesige Erfolg der „Dienstagsfrauen“<br />
zeigt, dass die 48-Jährige nicht nur genau<br />
weiß, wie es geht. Mit ihrem ersten Roman<br />
ist ihr auch ein genialer Schachzug gelungen.<br />
Sie dachte sich fünf komplett verschiedene<br />
Frauen aus, die sich seit mehr als<br />
15 Jahren an jedem ersten Dienstag im Monat<br />
im Stammlokal treffen und jedes Jahr<br />
mehrere Tage gemeinsam verreisen – im<br />
ersten Roman pilgerten die Freundinnen<br />
gemeinsam nach Lourdes.<br />
Die Idee für die „Dienstagsfrauen“ kam<br />
ihr, als sie, wie sie sagt, nach der Arbeit an<br />
einem Drehbuch „noch ein paar Figuren<br />
übrig“ hatte. „Die Idee, über eine Frauengruppe<br />
zu schreiben, hatte ich schon länger,<br />
einfach weil Frauen einen anderen Ton<br />
haben und sich in solchen Runden gegenseitig<br />
viel an den Kopf werfen können.“ Sie<br />
© Judith Jockel<br />
erfand die Karrierefrau, die Super-Mama,<br />
die ewige Junggesellin, die Mimose und die<br />
Chanel-Diva – in einer dieser fünf Typen<br />
findet sich jede Leserin garantiert wieder.<br />
„Ich führe eine private Strich liste, um<br />
rauszufinden, mit welcher der fünf sich die<br />
meisten identifizieren.“ Die Liste ist lang,<br />
denn bei ihren zahlreichen Lesungen<br />
kommt sie mit ihren – vorwiegend weiblichen<br />
– Fans stets hautnah in Kontakt. „Ich<br />
hätte nie gedacht, dass es so viele Frauen<br />
gibt, die sich wie meine Dienstagsfrauen<br />
seit zehn, 15 Jahren regelmäßig treffen – oft<br />
sogar auch an einem Dienstag!“<br />
In Teil zwei sind natürlich auch wieder<br />
die fünf Freundinnen Caroline, Eva, Estelle,<br />
Judith und Kiki am Start. Nach der von<br />
vielen Katastrophen begleiteten Wanderung<br />
nach Lourdes soll es in diesem Jahr<br />
auf die Burg Achenkirch im Altmühltal gehen<br />
– eine Woche Heilfasten steht auf dem<br />
Programm. Klar, dass die Idee kein Zufall<br />
ist: Dieses Mal ist es Eva, die im Hin- 0
TITEL<br />
0 tergrund die Fäden zieht. Kein<br />
Problem für sie, die Freundinnen<br />
vom Projekt zu überzeugen, schließlich<br />
befindet sich die gestresste<br />
Hausfrau und Teilzeit-Ärztin, wie es<br />
im Buch heißt, seit Jahren „im täglichen<br />
Kampf mit Kalorien, Kilos<br />
und dem Konterfei, das ihr aus dem<br />
Spiegel entgegenblickte“.<br />
Doch Eva geht es bei dem Trip ins<br />
Baye rische überhaupt nicht ums Abnehmen,<br />
nicht um „sieben Tage<br />
ohne“, in denen weder Telefon noch<br />
nörgelnde Kinder und anstrengende<br />
Männer stören. Eva will ihrer Herkunft<br />
auf den Grund gehen, will endlich<br />
wissen, wer ihr Vater ist. Im<br />
Haus der Mutter entdeckte sie Briefe,<br />
die vermuten lassen, dass sich ihre<br />
Mutter zur Zeit ihrer Schwangerschaft<br />
auf Burg Achenkirch aufhielt<br />
– und dass ihr mutmaßli cher Vater<br />
dort heute noch lebt und arbeitet.<br />
Ein Plot mit familiären Verwicklungen,<br />
vier Freundinnen, die Evas Geheimnis<br />
Schritt für Schritt auf die Spur kommen,<br />
und dem Heilfasten-Drumherum – ein gefundenes<br />
Fressen für die Geschichtenerzählerin<br />
Peetz. Die große Kunst ist es aber, aus<br />
dem Sack voll Ideen einen funktionierenden<br />
Roman zu schreiben. „So eine Story zu<br />
strukturieren und die Geschichten der fünf<br />
Frauen ineinanderzuflechten, das ist wie ein<br />
riesiges Puzzle. Was sich so leicht und locker<br />
liest, ist zuerst einmal harte Arbeit.“<br />
Schließlich sind seit der Lourdes-Episode<br />
von Teil eins 15 Monate vergangen, eine<br />
Menge ist inzwischen passiert, dies alles<br />
muss logisch und für den Leser nachvollziehbar<br />
in die neue Story integriert werden.<br />
Dann stellte sich noch die Frage nach<br />
einem geeig<strong>net</strong>en Schauplatz für „Sieben<br />
Tage ohne“. „Ich habe lange nach einem<br />
Ort gesucht, an dem ich meine Geschichte<br />
spielen lassen wollte, und bin dann auf die<br />
Burg und das Altmühltal gekommen.“ Monika<br />
Peetz zuckt mit den Schultern. „Wie es<br />
zu dieser Gegend gekommen ist, weiß ich<br />
selbst nicht so genau. Ich wollte einfach<br />
eine Region, die noch nicht so bekannt ist;<br />
die Frauen in ein schickes Schweizer Chalet<br />
zu schicken fand ich langweilig.“<br />
Berühmt ist der Naturpark Altmühltal<br />
durch seinen Plattenkalk, der fossile Schätze<br />
aus der Jura-Zeit birgt und in dem Monika<br />
Peetz selbst als Kind mit Hammer und<br />
Meißel nach Versteinerungen gesucht hat.<br />
»Was sich so leicht<br />
und locker liest,<br />
ist zuerst einmal<br />
harte Arbeit«<br />
„In der Vergangenheit rumgraben, verschüttete<br />
Dinge zutage fördern – so etwas<br />
macht mir viel Spaß und das ist ja auch ein<br />
Thema meines Romans.“<br />
Eine runde Geschichte ist auch ihr zweiter<br />
Roman geworden – und doch war die Arbeit<br />
ganz anders als beim ersten Mal. „Für die<br />
‚Dienstagsfrauen‘ habe ich zuerst das Drehbuch<br />
und dann den Roman geschrieben, bei<br />
‚Sieben Tage ohne‘ war es umgekehrt.“ Neu<br />
für die Autorin, die das Drehbuchschreiben<br />
Zur Person<br />
Monika Peetz, geboren 1963 in Hannover, studierte<br />
in München Germanistik, Kommunikationswissenschaften<br />
und Philosophie. Nach Ausflügen<br />
in die Werbung und das Verlagswesen arbeitete sie<br />
als Dramaturgin und Redakteurin beim Bayerischen<br />
Rundfunk. Seit 1<strong>99</strong>8 lebt sie als freie Drehbuchautorin<br />
in Amsterdam. Ihr Debütroman „Die<br />
Dienstagsfrauen“ (2010) verkaufte sich in<br />
Deutschland bisher mehr als 700 000-mal und<br />
wurde mit großem Erfolg verfilmt.<br />
aus dem Effeff beherrscht. Im Juli<br />
wird ihr neuer TV-Zweiteiler „Deckname<br />
Luna“ mit Götz George, Anna<br />
Maria Mühe und Heino Ferch beim<br />
Filmfest München präsentiert, am<br />
28. August die Tragikomödie „Und<br />
weg bist Du“ mit Christoph Maria<br />
Herbst und An<strong>net</strong>te Frier auf Sat.1<br />
ausgestrahlt. Sie weiß genau, wie<br />
Dialoge funktionieren, wie man die<br />
Balance hält zwischen Szenenwechseln,<br />
Humor und Spannung, um Zuschauer<br />
bei der Stange zu halten.<br />
„Mit allem, was man beim Film gratis<br />
dazubekommt, habe ich mir beim<br />
Romanschreiben dagegen erst mal<br />
schwergetan“, gesteht sie. „Im Drehbuch<br />
heißt es einfach ‚Südfrankreich,<br />
Pyrenäenblick‘ und dann ist<br />
das Sache der Kamera und der Ausstattung.<br />
Im Roman muss ich das schon alles<br />
selbst beschreiben.“<br />
© Judith Jockel<br />
Der Erfolg ihrer Romane eröff<strong>net</strong> ihr<br />
neue Freiheiten. „Ich mache nur noch<br />
Drehbücher, die mich interessieren – für<br />
mich ein großes Privileg!“ Sie schaut aus<br />
dem Fenster und entdeckt das kleine Boot,<br />
das vor dem Café festgemacht hat und uns<br />
gleich auf Grachtentour mitnehmen soll.<br />
Es ist ein Knochenjob, sich als freie Drehbuchautorin<br />
durchzusetzen, erzählt sie wenig<br />
später im Boot. Man ist dauernd auf<br />
Achse, muss ständig bereit und auf dem<br />
Sprung sein und gerät zwangsläufig zwischen<br />
die Interessen. „Alle wollen mitreden,<br />
man wird mit guten und weniger guten<br />
Ideen konfrontiert, die man möglichst alle<br />
berücksichtigen soll.“ Das wird auch beim<br />
Drehbuch zu „Sieben Tage ohne“ nicht anders<br />
sein, denn dass die Fortsetzung nach<br />
dem Erfolg des „Dienstagsfrauen“-Films<br />
ebenfalls über den Bildschirm flimmern<br />
wird, steht außer Frage. Mit den Hauptdarstellerinnen<br />
Nina Hoger, Ulrike Kriener,<br />
Inka Friedrich und Saskia Vester – statt fünf<br />
Dienstagsfrauen gibt es im Film aus dramaturgischen<br />
Gründen vier – steht allerdings<br />
noch kein Drehtermin fest.<br />
Das Boot hat wieder am Café de Jaren festgemacht.<br />
Die Sonne kämpft sich durch die<br />
Wolken. Amsterdam sieht aus wie frisch gewaschen.<br />
Monika Peetz wird mit ihrem<br />
Fahrrad trocken nach Hause kommen. <br />
14<br />
Monika Peetz: „Ich will einfach<br />
nur Geschichten erzählen“<br />
buchjournal 3_2012
© privat<br />
© Cordula Giese<br />
Stefan Gessner,<br />
Akademische<br />
Buchhandlung<br />
Knodt, Würzburg<br />
Eleni Efthimiou,<br />
LeseGlück Buchhandlung,<br />
Berlin<br />
Im Nebel des<br />
Vergessens<br />
Patrick Modianos Schreiben ist ein leiser Aufstand<br />
gegen die Vergänglichkeit. Auch in seinem<br />
neuen Roman „Im Café der verlorenen<br />
Jugend“ geht es um eine Spurensuche: Aus mehreren<br />
Perspektiven entsteht das fragile Bild einer jungen Frau im<br />
Paris der 1960er Jahre. Ihr Lebensmotiv scheint das Verschwinden zu sein:<br />
Schon als Mädchen reißt sie aus und streift durch die nächtlichen Straßen<br />
rund um die Place Pigalle, ihren Mann verlässt sie von einem Tag auf den<br />
anderen, und auch ihr Liebhaber wird allein zurückbleiben. Zufl ucht glaubt<br />
Louki nur im Café Condé zu fi nden. In einer formvollendet wehmütigen Sprache<br />
entführt der Prix-Goncourt-Preisträger Modiano den Leser in ein magisches<br />
Paris und lässt aus dem Nebel des Vergessens ein geheimnisvolles<br />
Frauenleben auftauchen.<br />
^ Patrick Modiano: „Im Café der verlorenen Jugend“. Übersetzt von Elisabeth Edl.<br />
Hanser, 160 S., 16,90 € (D) • 17,40 € (A) • 23,90 sFr.<br />
Liebe kennt keine Grenzen<br />
David Gutersons Roman „Ed King“ glänzt durch wunderbare Erzählkunst und<br />
besondere Liebe zum Detail. Diane landet als britisches Au-pair-Mädchen in<br />
einer amerikanischen Vorstadt bei Walter und seinen beiden Kindern. Walter,<br />
ein herzensguter und naiver Mann, kann Diane nicht widerstehen. Sie wird<br />
schwanger, verlässt die Familie und erpresst Walter, der glaubt, dass sie den<br />
Jungen allein großzieht. Sie legt ihn aber bei reichen Leuten vor der Tür ab und<br />
verschwindet. Ed King, so nennen ihn seine Adoptiveltern, wird von da an<br />
über alles geliebt. Später wird er sogar der berühmteste<br />
Mann der Welt. Diane, mittlerweile geschieden<br />
und mittellos, begeg<strong>net</strong> ihrem Sohn wieder<br />
und ist hingerissen von ihm. Guterson vereint in<br />
„Ed King“ eine Familientragödie mit viel Humor und<br />
leisen Zwischentönen, die man nicht überlesen<br />
sollte, auch wenn man vor lauter Neugier schnell<br />
weiterlesen will.<br />
^ David Guterson: „Ed King“. Übersetzt von Georg<br />
Deggerich. Hoffmann und Campe, 384 S., 22,<strong>99</strong> € (D) •<br />
23,60 € (A) • 36,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 15<br />
BUCHHÄNDLERTIPP_FÜR SIE ENTDECKT<br />
Fehlt Ihnen noch ein packender Schmöker<br />
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Efthimiou empfehlen Romane von Patrick<br />
Modiano und David Guterson.<br />
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»Eine fröhliche<br />
Komödie über<br />
die typischen<br />
Probleme<br />
einer Anfangdreißigerin«<br />
Kerstin Gier<br />
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WESTERMANNS WELT<br />
An das Bücherlesen wurde Christine Westermann von ihrem Vater herangeführt.<br />
Er hat seine Bücher stets sorgsam behandelt – ganz anders als die Tochter, die sich<br />
für den leidenschaftlichen Umgang entschieden hat.<br />
Wie geht man mit<br />
einem Buch um?<br />
B uchhändler<br />
sind wie gute Freunde. Ihre Ratschläge sind mir<br />
wichtig: „Lesen Sie das mal, ich glaube, es könnte Ihnen gefallen.“<br />
Bei jedem anderen würde ich solch plumpe Vertraulichkeit<br />
ablehnen, bei einem Buchhändler freue ich mich. Die Frage<br />
ist nur, ob ich auch ein guter Freund der Bücher bin. Denn wie<br />
geht man mit einem Buch um?<br />
Für mich gibt es nur zwei Möglichkeiten: sorgsam oder leidenschaftlich.<br />
Ich habe mich für leidenschaftlich entschieden. Was<br />
im Klartext heißt: Ich knicke ein Buch auch schon mal in der Mitte,<br />
damit ich es gut in der Hand halten kann. Ich biege es mir zurecht,<br />
was einen Zuhörer bei einer Lesung mal an den Rand eines<br />
Herzkaspers gebracht hat.<br />
Mir kommt ein Klassenkamerad in den Sinn, ein wilder, gieriger<br />
Allesleser, dessen Bücher ihm ähnlich sahen. Leicht<br />
schmuddelig, hier und da ein Fettfleck. „Der nimmt eine Salamischeibe<br />
als Lesezeichen“, der Satz hing ihm bis zum Abitur<br />
nach.<br />
Bei mir ist es kein Aufschnitt, ich markiere Lesestellen mit Kassenbons<br />
vom Gemüseladen, mit Resten von Briefumschlägen, hin<br />
und wieder kommen mir auch mal ne Bordkarte oder ein Bahnticket<br />
entgegen. Bleistiftstriche und Eselsohren sind unerlässlich,<br />
falls ich eine Zeile wiederfinden will, die ich besonders gelungen<br />
fand. Im Englischen sagt man „dog ears“, was ich viel<br />
passender und auch klüger finde. Hundeohren – immer hübsch<br />
aufgestellt, aufmerksam, neugierig, wissen wollend.<br />
Mein Vater hat mich an das Bücherlesen herangeführt. Ein<br />
Buch, das er mir gab, als ich knapp 13 war, hieß „André und Ursula“,<br />
ein Buch über die verbotene Liebe zwischen einer Deutschen<br />
und einem Franzosen im Ersten Weltkrieg. Der Roman ist ihm<br />
sichtlich nahegegangen. Immer wieder waren Zeilen im Buch<br />
sorgfältig mit dem Lineal unterstrichen, daneben kleine Anmerkungen<br />
wie „genau“ oder „Clermont, der Wald “ oder „um Mitternacht“.<br />
Mein Vater war in ebendiesem Krieg verwundet worden.<br />
Jahre später las ich aus seiner Bibliothek „Statist auf diplomatischer<br />
Bühne“, die Aufzeichnungen von Hitlers Chefdolmetscher.<br />
Auch hier hatte er seine Kommentare an den Rand geschrieben,<br />
er hat diese Zeit beim Lesen noch einmal durchlebt<br />
»Bleistiftstriche und<br />
Eselsohren sind unerlässlich«<br />
und durchlitten, er saß wegen seines Widerstands gegen die Nazis<br />
im Zuchthaus.<br />
Blättere ich heute in seinen Büchern, ist es, als seien sie ein<br />
Stück von ihm.<br />
Er hat sie sorgsam behandelt, mit stiller Leidenschaft. Auch<br />
mich begleiten Bücher durch mein Leben, aber meine Leidenschaft<br />
ist wohl eher laut, von mehr Radau begleitet.<br />
Die Buchhändler meines Vertrauens wissen nicht von meiner<br />
Rau-aber-herzlich-(Buch-)Seite. Man muss seinen Freunden ja<br />
auch nicht alles erzählen. <br />
^ Christine Westermann ist Fernseh- und Radiojournalistin und Autorin.<br />
Sie moderiert die Sendung „Montalk“ im WDR-Radio und gemeinsam<br />
mit Götz Alsmann die TV-Sendung „Zimmer frei!“. 2010 wurde<br />
Christine Westermann mit dem Deutschen Radiopreis ausgezeich<strong>net</strong>.<br />
16<br />
buchjournal 3_2012<br />
© Gustav Kuhweide
© istockphoto<br />
1 000 Kilometer zu Fuß, ohne einen Penny in der Tasche: Harold Frys<br />
Pilgerreise ist ein wunderbarer Roman über die Kraft der Hoffnung.<br />
87 Tage unterwegs zu sich selbst<br />
TEXT: ECKART BAIER<br />
Brief einwerfen oder selbst abgeben? Harold Fry<br />
entscheidet sich für die persönliche Variante<br />
Wer 1 000 Kilometer zu Fuß gehen<br />
will, hat für diese Reise in der Regel<br />
einen Plan. Harold Fry dagegen geht einfach<br />
los, in Hemd und Krawatte und in seinen<br />
Segelschuhen. Und weil er dies tut, etwas,<br />
was man ihm niemals zugetraut hätte,<br />
ist er einer jener Helden, die man einfach<br />
gern haben muss.<br />
Bis dahin hat Harold ein eher unauffälliges<br />
Leben gelebt. Der stille, große Mann,<br />
der immer ein wenig gebückt durchs Leben<br />
geht, hat keine Freunde und keine Feinde,<br />
trinkt keinen Alkohol und war 45 Jahre lang<br />
Handelsvertreter einer Brauerei. Bei der Verabschiedung<br />
in den Ruhestand bekommt er,<br />
als Anerkennung seiner Lebensleistung, einen<br />
illustrierten Auto-Atlas geschenkt.<br />
Als Rentner weiß Harold mit seinem Leben<br />
in der südenglischen Kleinstadt so recht<br />
nichts anzufangen. Bis ihn eines Tages der<br />
Abschiedsbrief seiner früheren Kollegin<br />
Queenie erreicht, die in einer Stadt an der<br />
schottischen Grenze im Sterben liegt. Harold<br />
ist tief betroffen und schreibt ihr einen<br />
kurzen Brief zurück, den er gleich in den<br />
Briefkasten werfen will. Doch er läuft daran<br />
ebenso vorbei wie am Postamt. Harold läuft<br />
weiter, immer weiter, tagelang, wochenlang.<br />
Solange er läuft, wird Queenie weiterleben,<br />
davon ist Harold überzeugt. Und diese Überzeugung<br />
lässt ihn, der in seinem Leben nie-<br />
buchjournal 3_2012 17<br />
mals gewandert ist, die Mammuttour durchhalten.<br />
87 Tage ist er unterwegs, er wird von<br />
Blasen und Krämpfen geplagt, er leidet<br />
Hunger und Durst, denn seit er sein Portemonnaie<br />
nach Hause geschickt hat, besitzt<br />
Ha rold keinen Penny Geld.<br />
Der Mann, der sich sein Leben lang am<br />
liebsten unsichtbar gemacht hätte, fragt<br />
wildfremde Menschen nach einem Apfel<br />
oder einem Stück Brot, macht Bekanntschaften<br />
und fi ndet Freunde. Harold be ginnt<br />
die Welt mit anderen Augen zu sehen; seine<br />
Begegnungen und Erfahrungen während<br />
der Reise machen – ein großes Wort – einen<br />
anderen Menschen aus ihm. Harolds Fußmarsch<br />
inspiriert andere, doch auch er hat<br />
endlich Zeit, über sein Leben, seine freudlose<br />
Ehe mit Maureen, die er immer noch<br />
liebt, und seinen toten Sohn nachzudenken.<br />
Und Harold erreicht zum ersten Mal in seinem<br />
Leben gegen alle Widrigkeiten ein Ziel,<br />
das er sich allein gesetzt hat.<br />
Der Roman der britischen Autorin Rachel<br />
Joyce ist zum Weinen und zum Lachen, berührend,<br />
überraschend und eine Spur pathetisch.<br />
Harold kann die krebskranke Queenie<br />
zwar nicht retten, doch seine Reise gibt anderen<br />
– und ihm selbst – Hoffnung. <br />
Lesezeichen<br />
ROMANE_SELBSTFINDUNG<br />
j<br />
Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des<br />
Harold Fry. Übersetzt von Maria Andreas-Hoole. Krüger,<br />
384 S., 18,<strong>99</strong> € (D) • 19,60 € (A) • 27,50 sFr.<br />
Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des<br />
Harold Fry. Gelesen von Heikko Deutschmann. Argon,<br />
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© Willi Nothers / Bildschön GmbH<br />
Nicholas Sparks im Düsseldorfer Hofgarten: Rote Rosen und<br />
überhaupt romantische Gesten sind dem Bestsellerautor wichtig<br />
ROMANE_LIEBESGESCHICHTEN<br />
Sein Film „The Lucky One“ lief gerade in den Kinos an,<br />
als Nicholas Sparks in Deutschland auf Lesereise war.<br />
Wir trafen den bekennenden Romantiker in Düsseldorf<br />
und schlenderten mit ihm durch den Hofgarten.<br />
„Es gibt<br />
diese magischen<br />
Momente“<br />
TEXT: SABINE SCHMIDT<br />
N ormalerweise<br />
»Ich glaube daran:<br />
Man kann sich im<br />
Bruchteil einer<br />
Sekunde verlieben«<br />
habe ich Jeans an und T-Shirt, ich bin ja Autor“,<br />
sagt er, als wir ihn im Foyer des Steigenberger Hotels treffen. Er<br />
wirkt ein bisschen gequält, aber er lacht auch: Nicholas Sparks<br />
ist Profi, macht fast alles mit, was sein Verlag von ihm will –<br />
und nimmt es mit Humor. Für unseren Spaziergang durch<br />
den Düsseldorfer Hofgarten hat er sich dann auch schön gemacht<br />
mit Hemd und dunkelblauem Blazer.<br />
Er ist ein bisschen müde, in Berlin ist er schon um sieben Uhr früh<br />
in den Zug gestiegen; und morgen wird es noch<br />
schlimmer: Um fünf Uhr muss er zum Flughafen,<br />
dann geht es nach Italien. Vorher hat ihn die Lesereise<br />
mit seinem neuen Roman „Mein Weg zu dir“<br />
schon um die halbe Welt geführt: Er war in Neuseeland,<br />
Thailand, Dubai und in vielen anderen<br />
Ländern und Orten, insbesondere natürlich auch<br />
in vielen Orten seiner Heimat USA.<br />
Bevor er aber überhaupt aufbrechen konnte,<br />
hatte ihm seine Lektorin noch aufgebrummt, das<br />
letzte Drittel des Romans neu zu verfassen. „Schreiben ist harte Arbeit“,<br />
sagt der 46-Jährige – jedenfalls wenn man es so ernst nimmt<br />
wie er. „Ich will ja nicht einfach nur eine <strong>net</strong>te Geschichte entwickeln,<br />
die vor sich hin plätschert. Sondern eine, die die Leser packt,<br />
möglichst auch noch in 20 Jahren.“<br />
Er schreibt leicht zu lesende, fesselnde Romane, die sich vor allem<br />
um die Liebe drehen. Weltweit erreicht er mit ihnen ein Millionenpublikum,<br />
viele wurden auch verfilmt, unter anderem mit Richard<br />
Gere, Kevin Costner und Paul Newman. Im April ist in Deutschland<br />
seine jüngste Romanverfilmung ins Kino gekommen: „The Lucky<br />
One – Für immer der Deine“. Und die Vorbereitungen für die Verfilmung<br />
seines neuen Romans laufen auch schon.<br />
18<br />
buchjournal 3_2012
Dass er einmal so erfolgreich sein würde, wurde ihm nicht in die<br />
Wiege gelegt. „Ich hatte eine gute Kindheit“, sagt er, das ist ihm wichtig.<br />
Seine Eltern waren aber nicht auf Rosen gebettet. Heute ist er ein<br />
Star, wirkt aber sehr geerdet und schreibt Geschichten über ganz normale<br />
Leute mit Problemen, die irgendwie jeder haben könnte. So auch<br />
in seinem neuen Roman: Dawson, seine Hauptfigur, ist Arbeiter auf<br />
einer Ölplattform; Amanda, seine Jugendliebe, die er nach 20 Jahren<br />
wiedertrifft, ist mit einem Zahnarzt verheiratet, der zu viel trinkt, seit<br />
eines ihrer Kinder an Krebs starb; und Tuck war Automechaniker. Er<br />
war ein Freund von Dawson und Amanda und ist über den Tod seiner<br />
Clara, mit der er über 40 Jahre verheiratet war, nie hinweggekommen<br />
– es ist eine Liebe, die Nicholas Sparks sehr anrührend beschreibt. Jetzt<br />
ist auch Tuck gestorben, und Dawson und Amanda treffen sich anlässlich<br />
seiner Beisetzung.<br />
Über ihn selbst, seine Helden und einige seiner Romanmotive<br />
habe ich mit Nicholas Sparks bei unserem Spaziergang gesprochen.<br />
Hier sind seine Antworten:<br />
Hofgarten: Ich bin gern hier, überhaupt in Parks oder in der Natur.<br />
Ich bin nicht der Typ, der in großen Städten leben mag. Wir<br />
wohnen in North Carolina in einer kleinen Stadt mit 30 000 Einwohnern,<br />
nahe an einem Fluss. Die Kinder angeln gern und sind viel<br />
draußen – wir finden das wichtig für sie. Sie finden<br />
das allerdings nicht immer so wichtig und<br />
quengeln schon mal, wenn wir sie rausschicken.<br />
Und dann gibt es Dialoge, die wohl viele Eltern<br />
kennen: „Ich will aber lieber am Computer sitzen.“<br />
„Geh raus und spiel Fußball!“ „Aber das ist<br />
langweilig.“ „Geh raus und such dir was, was<br />
nicht langweilig ist!“<br />
Romantik: Ich bin seit 23 Jahren mit meiner<br />
Frau verheiratet und liebe sie sehr. Sie mag schöne Gesten, und deshalb<br />
versuche ich, schöne Dinge für sie zu tun. Ich schicke ihr Blumen,<br />
schreibe ihr einen Liebesbrief oder lege Schokolade auf das<br />
Kopfkissen. Oder, wenn sie müde ist, nehme ich ihr die Kinder ab,<br />
sodass sie allein sein kann. Dasselbe tut sie aber auch für mich.<br />
Liebe auf den ersten Blick: Ich glaube tatsächlich, dass man<br />
sich auf den ersten Blick, im Bruchteil einer Sekunde, verlieben<br />
kann. Ich habe meine Frau an einem Montag kennengelernt und<br />
ihr gleich gesagt, dass wir am nächsten Abend, am Dienstag,<br />
verheiratet sein werden. Ich war sofort verliebt, mit der Heirat<br />
hat es dann allerdings noch etwas gedauert …<br />
Rote Rosen: Ich mag sie sehr, aber auch Narzissen, Lilien oder<br />
Gladiolen. Meiner Frau schenke ich oft Sträuße mit Wildblumen, 0<br />
Zur Person<br />
Nicholas Sparks, geboren 1965 in Nebraska, hatte als Student einen<br />
holprigen Start als Autor: Seine ersten beiden Romane konnte er nicht<br />
veröffentlichen. Dann aber startete er mit dem Titel „Wie ein einziger<br />
Tag“ durch, der nächste Bestseller folgte sofort: „Message in a Bottle“,<br />
verfilmt mit Kevin Costner und Paul Newman. Nicholas Sparks lebt mit<br />
seiner Frau und den fünf Kindern in North Carolina.<br />
buchjournal 3_2012 19<br />
»Ich liebe meine<br />
Frau und versuche,<br />
schöne Dinge für<br />
sie zu tun«<br />
Entspanntes Lächeln im frühlingshaften Grün: Nicholas Sparks ist<br />
froh, zwischen all seinen Terminen auch mal draußen zu sein<br />
© Willi Nothers / Bildschön GmbH
Bücher<br />
für eine bessere Welt<br />
Märchen für Erwachsene<br />
Drei Bestseller, die es in sich haben! Ein<br />
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ROMANE_LIEBESGESCHICHTEN<br />
© Warner Bros.<br />
0 die bei uns in North Carolina oft zu<br />
fi nden sind und die wir sehr lieben. Der<br />
wunderschöne, romantische Garten von<br />
Tuck und Clara mit den vielen Wildblumen,<br />
den ich in meinem neuen Roman beschreibe,<br />
ist tatsächlich unser Garten.<br />
Magie: Tuck erzählt Amanda einmal von<br />
seiner Zeit als Marinesoldat im Zweiten<br />
Weltkrieg. Seine Flotte wurde angegriffen,<br />
er gehörte zu den wenigen Überlebenden,<br />
sang im Rettungsboot sein und Claras<br />
Lied – und sie erzählt ihm später, dass<br />
sie ihn gehört habe. Ich glaube tatsächlich,<br />
dass es solche magischen Momente<br />
geben kann. Ob das Zufall ist, Wirklichkeit,<br />
Schicksal, ich weiß es nicht. Aber<br />
wenn zwei Menschen lange genug zusammen<br />
sind, kann alles mögliche<br />
Wunderbare passieren.<br />
Einfühlungsvermögen: Ich weiß<br />
nicht, ob ich einfühlsamer bin als andere<br />
oder insbesondere einfühlsamer als andere<br />
Männer. Ich versuche meine Figuren so<br />
lebendig und real wie möglich zu erschaffen.<br />
Aber vielleicht kann ich mich wirklich<br />
ganz gut in andere hineinversetzen. Wenn<br />
ich Amanda wäre und das wäre jetzt mein<br />
Leben – wie würde ich mich fühlen? Das<br />
sind Fragen, die ich mir die ganze Zeit<br />
beim Schreiben stelle.<br />
Entscheidungen: Familienmitglieder<br />
waren schon oft Vorbilder für meine Romanfi<br />
guren, dieses Mal aber gibt es keine<br />
Vorbilder. Jedenfalls keine konkreten. Allgemeine<br />
dagegen schon: Amanda ist<br />
Frauen in den Vierzigern nachempfunden.<br />
Sie sind lange verheiratet und denken darüber<br />
nach, wie es wäre, wenn sie einen<br />
anderen Weg eingeschlagen hätten – oder<br />
was noch möglich ist, so wie Amanda es<br />
tut, als sie Dawson wiedertrifft. Frauen<br />
denken über solche Fragen nach, während<br />
Männer dazu neigen, durchzudrehen oder<br />
sich einen Sportwagen zu kaufen oder zuviel<br />
zu trinken wie Amandas Mann. Sie<br />
aber macht sich Gedanken – eben auch darüber,<br />
ob sie für Dawson, der ihre große<br />
Liebe ist, alles hinschmeißen und ihren<br />
Mann und ihre Kinder verlassen soll.<br />
Aber es verbindet sie auch viel mit<br />
ihrem Mann, und eigentlich will sie<br />
bei den Kindern bleiben … <br />
Lesezeichen<br />
Nicholas Sparks: Mein Weg zu dir. Übersetzt von<br />
Adelheid Zöfel. Heyne, 400 S., 19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />
Nicholas Sparks: Mein Weg zu dir. Gelesen von<br />
Alexander Wussow. Random House Audio, 6 CDs,<br />
19,<strong>99</strong> € (D / A) • 29,90 sFr.<br />
20<br />
j<br />
Große Gefühle, wie<br />
immer bei Nicholas<br />
Sparks: Zac Efron und<br />
Taylor Schilling in der<br />
Romanverfi lmung „The<br />
Lucky One“<br />
buchjournal 3_2012
© istockphoto<br />
Fool’s Gold, eine Kleinstadt<br />
wie ein Klischee:<br />
Eigenwillige Bewohner,<br />
Klatsch und Tratsch.<br />
Hier ist Liz, mittlerweile<br />
eine erfolgreiche Krimiautorin,<br />
unter ständiger<br />
Beobachtung und Beurteilung<br />
aufgewachsen.<br />
Nie wieder wollte sie<br />
zurückkehren in die Straßen der Vergangenheit.<br />
Doch dann rufen ihre drei Nichten, von<br />
deren Existenz sie bislang nichts ahnte, um Hilfe.<br />
Als Liz schließlich noch ihr Ex über den Weg<br />
läuft, schlagen die Emotionen über der jungen<br />
Frau zusammen. Mit Humor und Herz erzählte<br />
Romantikkomödie. aw<br />
^ Susan Mallery: „Ich fühle was, was du nicht<br />
siehst“. Mira, 384 S., 8,<strong>99</strong> € (D) • 9,30 € (A) •<br />
13,50 sFr.<br />
Wenn es um Immobiliengeschäfte<br />
geht, kennt<br />
Carlo keine Freunde. Bis er<br />
eines Tages undercover in<br />
eine Schrebergartensiedlung<br />
eintaucht, die einem<br />
Einkaufszentrum weichen<br />
soll. Er ahnt nicht, dass seine<br />
Begegnung mit einer<br />
Punkerin und einem Zen-Buddhisten sein Leben<br />
verändern wird. Witzige und schrille Romansatire<br />
von Moderatorin Bärbel Schäfer und ZDF-<br />
Reporter Achim Winter. bai<br />
^ Bärbel Schäfer, Achim Winter: „Zen im Gurkenbeet“.<br />
Weissbooks, 279 S., 14,90 € (D) • 15,40 € (A) •<br />
23,50 sFr.<br />
buchjournal 3/2012 21<br />
LESESTOFF_URLAUBSLEKTÜRE<br />
Egal, ob im Zug, am<br />
Strand oder im Garten –<br />
mit diesen Sommerschmökern<br />
können Sie<br />
sich entspannt<br />
zurücklehnen und<br />
einfach genießen.<br />
Was macht man als alleinerziehende Mutter<br />
mit einem maroden Haus? Annabell ringt sich<br />
schweren Herzens dazu durch, zu ihrer Bank zu<br />
gehen, um einen Kredit zu beantragen. Pech,<br />
dass sie dabei prompt in einen Banküberfall gerät<br />
und angeschossen wird – was sich jedoch als<br />
pures Glück erweist. Denn als Opfer gewährt<br />
man ihr ein großzügiges Darlehen. Die Haussanierung<br />
kann also beginnen, doch dann stehen<br />
plötzlich zwei tatkräftige Mütter vor der Tür<br />
– die eigene Hippie-Mama, aber noch schlimmer:<br />
die generalstabsmäßigeSchwiegermutter.<br />
Flott geschriebener,<br />
launiger Unterhaltungsroman.<br />
aw<br />
^ Eva Völler: „Leg dich<br />
nicht mit Mutti an“.<br />
Bastei Lübbe, 336 S.,<br />
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13,50 sFr.<br />
1907: Josie wächst als Wildfang bei ihrer Mutter<br />
im Wald auf, ihre Schwester Sarah dagegen<br />
unter Aufsicht der strengen Großmutter am<br />
Stammsitz der Familie. Denn die O’Briens, eine<br />
irische Auswandererfamilie, sind bis auf die<br />
Grundfesten zerstritten. Als ein paar Jahre später<br />
der Erste Weltkrieg ausbricht und die Folgen<br />
auch in Neuseeland zu spüren sind, müssen die<br />
Mädchen plötzlich auf eigenen Beinen stehen.<br />
Packender zweiter Teil von<br />
Julie Peters’ Saga über die<br />
erste Generation irischer<br />
Einwanderer in Neuseeland.<br />
aw<br />
^ Julie Peters: „Im Land des<br />
Feuerfalken. Ein Neuseeland-Roman“.<br />
Wunderlich,<br />
448 S., 14,95 € (D) •<br />
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Wer Daniel Glattauers<br />
E-Mail-Roman „Gut gegen<br />
Nordwind“ mochte,<br />
wird dieses Buch lieben:<br />
Die Single-Frau Sara wirft<br />
als Gast einer Hochzeitsparty<br />
an der Ostsee eine<br />
Flaschenpost ins Wasser.<br />
Doch statt guter Wünsche<br />
fürs Brautpaar schreibt<br />
sie sich ihren ganzen Frust von der Seele. Die<br />
Flasche bekommt ein unbedarfter Schwimmer<br />
an den Kopf, der Sara prompt antwortet. Witziger,<br />
turbulenter Liebesroman mit Tiefgang<br />
und überraschendem Finale. bai<br />
^ Sofi e Cramer, Sven Ulrich: „Herz an Herz“.<br />
rororo, 320 S., 8,<strong>99</strong> € (D) • 9,30 € (A) • 13,50 sFr.<br />
Der 31-jährige Lukas, Spross einer ur-bayerischen<br />
Großfamilie, hat sich vor Jahren nach München<br />
durchgeschlagen, allerdings ohne Erfolg: Freundin<br />
weg, Studium abgebrochen, laue Nebenjobs. Da holt<br />
ihn aus heiterem Himmel die Vergangenheit ein in<br />
Gestalt seines demenzkranken Cousins. Dringend<br />
muss ein Geheimnis gelüftet werden, und so begeben<br />
sich die zwei in den bayerischen Niederungen<br />
auf eine groteske Spurensuche. Komisch und charmant,<br />
mit einem verblüffenden Ende. aw<br />
^ Jess Jochimsen: „Bellboy oder: Ich schulde<br />
Paul einen Sommer“. dtv, 240 S.,<br />
12,– € (D) • 12,40 € (A) • 18,50 sFr.<br />
Sommer, Sonne, lesen – für<br />
viele fängt der Urlaub erst<br />
mit einem Buch so richtig an<br />
„Ich habe nichts im Leben, außer meinem<br />
Job.“ Diese Erkenntnis trifft Pia, die als Chefredakteurin<br />
für einen Privatsender arbeitet, wie<br />
ein Schlag. Die 40-Jährige braucht unbedingt<br />
eine Auszeit, will wieder echtes Leben schnuppern.<br />
Mit Freundin Franziska fährt sie an die<br />
Côte d’Azur – und verliebt sich prompt in den gut<br />
aussehenden Richard. Doch der Weg zum Glück<br />
ist lang und steinig. Wen<br />
die Sinnkrise schon einmal<br />
erwischt hat, der<br />
wird Pias Geschichte verschlingen.<br />
bai<br />
^ Gabriele von Braun:<br />
„Sendepause“. Bastei Lübbe,<br />
368 S., 8,<strong>99</strong> € (D) •<br />
9,30 € (A) • 13,50 sFr.<br />
alle © istockphoto<br />
Sie ist die Queen unter<br />
den Bestsellerautorin-<br />
nen weltweit, und wer ihr<br />
neues Buch – der Titel ist<br />
Programm – liest, weiß<br />
warum: Keine Autorin<br />
spielt so virtuos auf der<br />
Klaviatur der Gefühle wie<br />
Nora Roberts. In „Ein Meer<br />
an Leidenschaft“ geht es um das Wiedersehen<br />
von Kate und Dominic, die sich vor Jahren geliebt<br />
haben. Perfekter Schauplatz für die Romanze ist<br />
eine Trauminsel vor der Küste North Carolinas.<br />
Eine bessere Strandlektüre geht nicht. bai<br />
^ Nora Roberts: „Ein Meer von Leidenschaft“.<br />
Übersetzt von Claire Marcks. Mira, 432 S.,<br />
4,<strong>99</strong> € (D) • 5,20 € (A) • 7,90 sFr.<br />
Sonne, Strand und gute Laune: Das erhofft sich<br />
Großstadtnomade Falk, als er vom Onkel einen<br />
Strandkorbverleih an der Nordsee erbt. Doch dort<br />
machen ihm die Feriengäste die Hölle heiß: Berliner<br />
Nudisten streiten mit älteren Damen aus Bottrop, bis<br />
Nachbar und Einsiedlerkrebs Thies zum Luftgewehr<br />
greifen muss. Und dann taucht auch noch die blonde<br />
Gina auf. Maritime Unterhaltung dank zugespitzter<br />
Pointen und einer Prise Seemannsromantik. aw<br />
^ Marie Matisek: „Nackt unter Krabben“.<br />
List, 256 S., 14,<strong>99</strong> € (D) • 15,50 € (A) • 20,90 sFr.<br />
22<br />
buchjournal 3/2012
Die Soliden halten ein<br />
Leben lang, die Attraktiven<br />
machen schon nach<br />
ein paar Wochen schlapp:<br />
Männer sind wie Schuhe,<br />
meint Hera Lind, die aus<br />
ihrer fl otten These einen<br />
ebenso fl otten Roman mit<br />
Bestsellergarantie geschrieben<br />
hat. Der Solide<br />
ist Jürgen, Lottes Ehemann, der als Sparkassendirektor<br />
das Geld nach Hause bringt. Zuverlässig<br />
und treu wie ein Schnürschuh steht er ihr zur Seite<br />
– bis eines Tages der attraktive Flötist Christian<br />
in Lottes Leben tritt. Ideale Lektüre für die Hängematte<br />
– am besten barfuß zu lesen. bai<br />
^ Hera Lind: „Männer sind wie Schuhe“. Diana,<br />
384 S., 17,<strong>99</strong> € (D) • 18,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />
Lange waren sie beste<br />
Freundinnen, dann gab<br />
es nach einem Streit die<br />
totale Trennung. Nach 20<br />
Jahren aber treffen sie<br />
sich wieder: Eve kommt<br />
nach einem Unfall schwer<br />
verletzt ins Krankenhaus,<br />
Lily arbeitet dort als<br />
Schwester. Ein schöner,<br />
berührender Roman über<br />
Freundschaft, Liebe und<br />
das Leben – leicht geschrieben,<br />
aber mit<br />
Tiefgang. sc<br />
^ Anna McPartlin:<br />
„Niemand kennt mich so wie du“.<br />
Übersetzt von Sabine Maier-Längsfeld. rororo,<br />
Immer nur Blut saugen<br />
kann anstrengend sein –<br />
und auch Vampire brauchen<br />
mal Urlaub. Was Untote<br />
treiben, wenn sie die<br />
Seele baumeln lassen<br />
(falls die noch vorhanden<br />
ist), wird in dieser Anthologie<br />
enthüllt. Witzige Ferienlektüre<br />
für alle Fans<br />
von Werwölfen, Dämonen & Co. sc<br />
^ Toni L. P. Kelner, Charlaine Harris: „Tod auf<br />
Urlaub“. Übersetzt von Nina Frey, Britta Mümmler<br />
u. Mechtild Sandberg-Ciletti. dtv, 464 S.,<br />
9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr.<br />
buchjournal 3/2012 23<br />
„Mit großen Gefühlen kennt er sich bestens<br />
aus.“ Was das Buchjournal vor Jahren über Marc<br />
Levy geschrieben hat, gilt noch heute. Der Bestsellerautor<br />
versteht es einfach, Emotionen zu<br />
wecken. In seinem jüngsten Roman erzählt er<br />
die Geschichte eines Menschen, der aus den<br />
Schatten von Menschen<br />
deren Träume und Sehnsüchte<br />
herauslesen kann<br />
– traumhafte Lektüre,<br />
nicht nur für Frauen. bai<br />
^ Marc Levy: „Wer Schatten<br />
küsst“. Übersetzt von Bettina<br />
Runge u. Eliane Hagedorn.<br />
Blanvalet, 256 S., 17,<strong>99</strong><br />
€ (D) • 18,50 € (A) • 25,90 sFr.<br />
Wahrlich eine toughe Frau: Annique Villiers,<br />
genannt „Die Füchsin“, ist – zumindest unter Eingeweihten<br />
– Frankreichs berühmteste Spionin zu<br />
Zeiten Napoleons. Doch weil sie von geheimen<br />
Kriegsplänen weiß, wird sie von ihren eigenen<br />
Landsleuten gefangen gesetzt, kann aber mit<br />
einem englischen Meisterspion aus dem Kerker<br />
fl iehen – und fällt nun in<br />
seine Hände. Spannend,<br />
mit französisch-erotischer<br />
Atmosphäre. sc<br />
^ Joanna Bourne: „Die<br />
Geliebte des Meisterspions“.<br />
Übersetzt von Firouzeh<br />
Akhavan-Zandjani.<br />
Lyx, 464 S., 9,<strong>99</strong> € (D) •<br />
10,30 € (A) • 14,90 sFr.<br />
560 S., 8,<strong>99</strong> € (D) • 9,30 € (A) • 13,50 sFr. Dackel Herkules hat es gleich geahnt: Ein<br />
neues Baby in der Familie bringt nichts als Ärger.<br />
Bei Mutter Carolin spielen die Hormone<br />
verrückt, während Vater Marc seit Tagen ein<br />
verzückt-debiles Grinsen zur Schau stellt. Kein<br />
Wunder, dass die Erstgeborene Luisa eifersüchtig<br />
von zu Hause ausbüxt. Da hilft nur tierische<br />
Unterstützung, und so nehmen sich Herkules<br />
und sein Kater-Kumpan Herr Beck des schief<br />
hängenden Haussegens<br />
an. Schwanzwedelnde<br />
Unterhaltung mit tiefen<br />
Einblicken in die Gedankenwelt<br />
eines Hundes.<br />
aw<br />
^ Frauke Scheunemann:<br />
„Welpenalarm!“. Page &<br />
Turner, 288 S., 14,<strong>99</strong> € (D)<br />
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www.aufbau-verlag.de<br />
ab<br />
in den<br />
süden!<br />
240 Seiten. ISBN 978-3-352-00828-3. € 16,<strong>99</strong><br />
Nach seinem Bestseller<br />
»Nächsten Sommer« eine<br />
neue wunderbar romantische<br />
Sommerkomödie:<br />
»Edgar Rai erzählt mit Wärme<br />
und Humor.« F.A.Z.
ROMANE_PORTRÄT<br />
Vor zwei Jahren wurde bei<br />
Wolfgang Herrndorf ein<br />
bösartiger Hirntumor festgestellt.<br />
In seinem Blog schreibt der Autor<br />
von „Tschick“ und „Sand“ über<br />
seine Krankheit zum Tode.<br />
Zwischen<br />
Angst und<br />
Weltliebe<br />
TEXT: WOLFGANG SCHNEIDER<br />
E s<br />
beginnt im Februar 2010 mit extremen<br />
Kopfschmerzen und neurologischen<br />
Ausfällen: Tasse Tee über die Tastatur<br />
gekippt, neben den Stuhl gesetzt.<br />
Kurz darauf wird bei Wolfgang Herrndorf<br />
ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert –<br />
„zu 100 Prozent tödlich“. Es ist das Ende<br />
der Bohème. Panikattacken, Weinkrämpfe,<br />
Zusammenbrüche, dann wieder merkwürdige<br />
Euphorien und Arbeitsschübe, nächtelang<br />
ohne Schlaf.<br />
Die deutsche Literatur hat wieder eine<br />
große Passionsgeschichte: dass da erstens<br />
ein Autor nach der Krebsoperation wie entfesselt<br />
im Wettlauf mit dem Tod schreibt<br />
und dass dabei zweitens solche gefeierten,<br />
ein breites Publikum berührenden Werke<br />
wie „Tschick“ und „Sand“ entstehen, die<br />
drittens in ihrer literarischen Leichthändigkeit<br />
erstaunlich unberührt vom Krankheits-<br />
und Todesdruck wirken.<br />
Die Neugier auf das Leben und Sterben<br />
der Schriftsteller ist ein altes Phänomen.<br />
Bei literarischen Märtyrern wie Kleist oder<br />
Kafka ist die Biografie längst Teil des Gesamtwerks<br />
geworden. Bei Herrndorf findet<br />
die biografisch-auratische Aufladung noch<br />
zu Lebzeiten statt, unter der Eigenregie des<br />
© Isolde Ohlbaum<br />
1965 geborenen Autors, der die Krankheit<br />
in seinem Blog öffentlich macht. „Arbeit<br />
und Struktur“ lautet der Titel.<br />
Es geht um die Stabilisierung des Alltags<br />
im Ausnahmezustand, um die Abfuhr von<br />
Verzweiflung und Todesangst, um Raum<br />
für Reflexionen, Erinnerungen und das<br />
Lob der fürsorglichen Freunde. Es ist ein<br />
Tagebuch, das durch diese Publikationsform<br />
bereits Werkcharakter hat. Zur „Haltung“<br />
gehört der schwarze Humor, mit<br />
dem die Vorteile des radikal verkürzten<br />
Lebens aufgeführt werden: „Nie wieder<br />
Steuer erklärung.“<br />
Schon beim letzten Interviewtermin vor<br />
vier Jahren – gerade war der Erzählband<br />
„Diesseits des Van-Allen-Gürtels“ erschienen<br />
– war Herrndorf angeschlagen: beim<br />
Fußball gefoult, Fuß gebrochen. Er hum-<br />
Zur Person<br />
24<br />
Geht regelmäßig<br />
zum Schwimmen<br />
an den Plötzensee:<br />
Autor Wolfgang<br />
Herrndorf<br />
Wolfgang Herrndorf, 1965 geboren, studierte Malerei<br />
in Nürnberg und lebt in Berlin. Er arbeitete als<br />
Illustrator und Zeichner ( für „Titanic“), bevor er<br />
sich dem Schreiben zuwandte. Nach dem Roman<br />
„In Plüschgewittern“ und einem Erzählband wurde<br />
er mit „Tschick“ zum Erfolgsautor. Sein Thriller<br />
„Sand“ erhielt den Preis der Leipziger Buchmesse<br />
2012. Sein Blog „Arbeit und Struktur“ findet sich<br />
unter www.wolfgang-herrndorf.de.<br />
pelte auf Krücken durch seine kleine Seitenflügel-Wohnung<br />
in Berlin-Mitte, ein etwas<br />
runtergerocktes Berliner Zimmer voller<br />
Bälle, Sportschuhe, Hockey- und<br />
Federballschläger. Wenn man diese Woh-<br />
buchjournal 3_2012
Lesezeichen<br />
j<br />
Wolfgang Herrndorf: Sand. Rowohlt Berlin, 480 S.,<br />
19,95 € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />
Wolfgang Herrndorf: Sand. Gelesen von Stefan Kaminski.<br />
Argon, 11 CDs, 29,95 € (D) • 30,20 € (A) • 42,50 sFr.<br />
nung vor Augen hat, mag man sich kaum<br />
vorstellen, dass er jetzt dort noch haust, wo<br />
ihn die „Bumsmusik“ des Nachbarn quält,<br />
dem er sogar schon die „luxuriösesten<br />
Kopfhörer“ spendieren wollte. „Aber er<br />
will gar keine Kopfhörer. Die störten auf<br />
dem Kopf, und er wolle einfach nur seine<br />
Bumsmusik hören.“<br />
Im Blog formuliert Herrndorf auch seine<br />
literarischen Leitlinien: „Ich halte den Roman<br />
für den Aufbewahrungsort des<br />
Falschen. Richtige Theorien gehören in die<br />
Wissenschaft, im Roman ist Wahrheit lächerlich.“<br />
Zum Roman gehören: „das Unglück,<br />
die neurotische Persönlichkeit, das<br />
falsche Weltbild, das falsche Leben“. Im<br />
postmodern-burlesken Thriller „Sand“ –<br />
im Frühjahr mit dem Preis der Leipziger<br />
Buchmesse ausgezeich<strong>net</strong> – hat er sich<br />
denn auch bemüht, eine gewaltige Ladung<br />
Verschwörungstheorie aufzufahren und<br />
viele falsche Fährten auszulegen. Wie alle<br />
seine Werke hat dieser Roman lange Wurzeln.<br />
Schon vor vier Jahren hatte Herrndorf<br />
Die Preisträger 2012<br />
in den drei Kategorien<br />
buchjournal 3_2012 25<br />
den hochkomplexen Schaltplan von „Sand“<br />
mit Stichwörtern zu den Figuren auf seine<br />
zweckentfremdete Staffelei geheftet – einst<br />
hat er ja Malerei studiert und als Zeichner<br />
für das Satiremagazin „Titanic“ gearbeitet.<br />
Im Blog preist Herrndorf Lieblingsbücher<br />
und gibt Abneigungen kund. Jeffrey Eugenides<br />
kann er immer noch nicht leiden. Unvergessen,<br />
wie wuchtig er damals seine Krücke<br />
schwenkte, um damit auf „Middlesex“<br />
im Bücherregal zu zielen: Das sei einer der<br />
überschätztesten Romane der vergangenen<br />
Jahre. Auch in Christian Krachts „Imperium“<br />
fi ndet er „Stilblüten“ und ein „Syntaxmassaker“<br />
– „zu 95 Prozent die zweitklassige<br />
Parodie eines viertklassigen Autors der<br />
vorletzten Jahrhundertwende … Das Erstaunlichste<br />
an alledem vielleicht, was das<br />
Feuilleton sich offenbar noch immer für einen<br />
Begriff von Thomas Mann macht.“ Treffender<br />
kann man es nicht sagen.<br />
Zwischen Gelassenheit und Angst, Aggression<br />
und Weltliebe wechselt seine Stimmung<br />
mehrmals täglich. Aber auch wenn<br />
ihm Wortfi ndungsstörungen, Sichtfeldausfälle<br />
und epileptische Anfälle zu schaffen<br />
machen, auch wenn bereits Rezidive aufgetreten<br />
sind und er zu allem Übel Anfang des<br />
Jahres einen Fahrradunfall hatte (von einer<br />
Autofahrerin übersehen), bei dem er sich<br />
eine „Schultereckgelenksprengung“ zuzog<br />
– bis auf weiteres erfüllt Herrndorf nicht die<br />
Vorstellung eines Moribunden. Regelmäßig<br />
geht er zum Schwimmen an den Plötzensee.<br />
Der kleine Strand dort ist zu seinem Lieblingsort<br />
geworden: „Dieser rätselhafte See.<br />
Mitten in Berlin, herrlich baumumstanden,<br />
Graureiher, Haubentaucher, Blessen und<br />
ihre Jungen, klares, erfrischendes Wasser.<br />
Und nie ein Mensch.“ Der letzte Eintrag im<br />
Blog stammt vom 19. April, Gespräch mit<br />
dem Arzt über Befund und Aussicht: „Erst<br />
mal drei Monate? Ja, das wohl.“ <br />
Belletristik<br />
• Wolfgang Herrndorf für „Sand“<br />
(Rowohlt Berlin)<br />
Sachbuch<br />
• Jörg Baberowski für „Verbrannte<br />
Erde. Stalins Herrschaft<br />
der Gewalt“ (C.H. Beck)<br />
Übersetzung<br />
• Christine Viragh für Péter Nádas’<br />
„Parallelgeschichten“ (Rowohlt)<br />
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Der AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG<br />
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furter Bibliothek.<br />
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eingesandte Gedicht darf 20 Zeilen nicht überschreiten;<br />
es muss maschinenschriftlich und mit Rückporto (3x EUR<br />
0,55) eingereicht werden (dem Autor entstehen außer dem Porto<br />
keine Kosten). Bitte geben Sie bei Ihrer Einsendung Ihr Geburtsjahr<br />
an. Dieses wird ggf. mitveröffentlicht. Es darf<br />
nur ein einziges Gedicht eingereicht werden.<br />
Redaktion der Frankfurter Bibliothek<br />
Brentano-Gesellschaft Frankfurt/M. mbH<br />
Großer Hirschgraben 15, D-60311 Frankfurt/M.<br />
Tel. 069-13377-177, Fax-175, www.brentano-gesellschaft.de
© Achim Baqu / Veer LESESTOFF_ROMANE<br />
Weitlings Rückschau auf<br />
die Jugendtage<br />
Alter macht mitunter eitel.<br />
Doch das darf es auch,<br />
wenn einer, der so klug<br />
schreibt und denkt wie<br />
Sten Nadolny, in seinem<br />
neuen Roman „Weitlings<br />
Sommerfrische“ eine Rückschau<br />
auf die Jugendtage<br />
seines Protagonisten hält.<br />
Wilhelm Weitling, Anwalt, Ehemann, Vater und<br />
Großvater, gerät nach einem Segelboot-Unglück<br />
auf dem Chiemsee in eine Sinnkrise und gräbt in<br />
seiner Lebensgeschichte. Nachhaltig. Das tut<br />
ihm weh, das tut ihm aber auch auf schräge<br />
Weise gut, selbst wenn er damit zu hadern hat,<br />
über sich manchmal nur in der dritten Person<br />
sprechen zu können. Wer bin ich? Bin ich womöglich<br />
auch ein Schriftsteller? Oder warum<br />
nicht? Sten Nadolny, der in diesem Jahr seinen<br />
70. Geburtstag feiert, wurde mit seinem Roman<br />
„Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1983) über<br />
den Nordpolfahrer John Franklin berühmt. Nun<br />
segeln er und sein Weitling in philosophischen<br />
und biografi schen Gewässern. Und das in wohltuend<br />
schöner Sprache. Ein Roman wie eine frische<br />
sprachliche Brise. pms<br />
^ Sten Nadolny: „Weitlings Sommerfrische“.<br />
Piper, 224 S., 16,<strong>99</strong> € (D) • 17,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />
Raue Story aus<br />
dem Norden<br />
Ulf Vågsvik, ein Mittfünfziger, der unter<br />
falschem Namen auftritt, ist auf einer mysteriösen<br />
Reise Schreckliches zugestoßen.<br />
Was genau, behält Ingvar Ambjørnsens Roman<br />
für sich. Dieses Geheimnis liegt wie<br />
ein dunkler Schatten über der Geschichte<br />
und verleiht ihr eine unheimliche Aura. Auf<br />
eine abgelegene Insel im Nordwesten Norwegens<br />
hat sich Ulf gefl üchtet, um sein bisheriges<br />
Leben zu vergessen. Bei seiner alten<br />
Brieffreundin Berit hofft er auf einen<br />
ruhigen letzten Lebensabschnitt. Vorbildlich<br />
versucht er sich anzupassen und renoviert<br />
gemeinsam mit anderen Inselbewohnern<br />
das alte Schulhaus im Dorf für eine niederländische<br />
Familie. Beim großen Willkommensempfang<br />
für die van der Klerks kommt<br />
es dann unerwartet zur Tragödie und Ulf<br />
sieht sich in erschreckender Weise mit seiner<br />
Vergangenheit konfrontiert. Das Buch<br />
des 56 Jahre alten Norwegers, der in Hamburg<br />
lebt und in Deutschland durch seine<br />
Elling-Romane bekannt wurde, ist spannend<br />
wie ein Krimi, doch dabei höchst poetisch<br />
geschrieben, voller atmosphärischer<br />
Naturbeschreibungen und subtiler Einblicke<br />
in die Seele des Protagonisten. aw<br />
^ Ingvar Ambjørnsen: „Den Oridongo hinauf “.<br />
Übersetzt von Gabriele Haefs. Edition Nautilus,<br />
19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 28,40 sFr.<br />
Geburtstagsparty für<br />
einen Toten<br />
Gábor Kolozs braucht Geld,<br />
denn der ehemals erfolgreiche<br />
Ökonom ist in die Jahre<br />
gekommen und mittellos.<br />
Als sein Vater stirbt, kommt<br />
ihm eine grandiose Idee: Er<br />
kassiert nicht nur weiter die<br />
Rente des Vaters, sondern<br />
noch dazu die monatlichen<br />
Wiedergutmachungszahlungen,<br />
die der Vater als Holocaust überlebender von<br />
einer Schweizer Stiftung erhielt. Das geht auch<br />
eine Zeit lang gut – bis der Vater offi ziell seinen<br />
100. Geburtstag feiern müsste und die Presse diesen<br />
Ehrentag ganz groß feiern will. Mit dem Jubilar,<br />
versteht sich. György Dalos, studierter Historiker<br />
und ehemaliger Leiter des Ungarischen Kulturinstituts<br />
in Berlin, hat einen gewitzten und<br />
unterhaltsamen Roman mit tieferer Bedeutung<br />
geschrieben. Er erzählt von einem Moralisten und<br />
Intellektuellen, der kalkuliert gegen jedes moralische<br />
Handeln verstößt. cs<br />
^ György Dalos: „Der Fall des Ökonomen“.<br />
Übersetzt von Elsbeth Zylla. Rotbuch Verlag, 192 S.,<br />
18,95 € (D) • 19,50 € (A) • 27,90 sFr.<br />
Lady Di in Amerika<br />
Was wäre, wenn Prinzessin Diana noch lebte? Monica<br />
Ali hat dieses Szenario durchgespielt und die<br />
Königin der Herzen ihren tödlichen Unfall nur<br />
vortäuschen lassen. Ein lang geplanter Schachzug,<br />
um einem verhassten Leben unter öffentlicher Beobachtung<br />
zu entkommen. Diana hat nun unter<br />
dem Namen Lydia in Kensington, USA, einen Ort<br />
der Ruhe gefunden, an dem sie mit einem neuen<br />
Mann ein bürgerliches Leben führt. Niemand ahnt<br />
etwas von ihrer königlichen Vergangenheit und<br />
der schwierigen Entscheidung, ihre Söhne in England<br />
zu rückzulassen. Eines Tages aber taucht ein<br />
bri tischer Paparazzo in der Kleinstadt auf, der<br />
droht, Lydias wahre Identität preiszugeben. Monica<br />
Ali ist ein überzeugendes und bewegendes<br />
Porträt einer sensiblen Frau gelungen, die mit<br />
ungeheurer Kraft für ihre<br />
neu gewonnene Freiheit<br />
kämpft. Ein Märchen mit<br />
Happy End – nicht nur für<br />
Diana-Fans. aw<br />
^ Monica Ali: „Die gläserne<br />
Frau“. Übersetzt von A<strong>net</strong>te<br />
Grube. Droemer Knaur,<br />
384 S., 19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />
26<br />
buchjournal 3_2012
Scharade von Schein und Sein<br />
Was fasziniert so an Lügnern? Dass sie Träume<br />
und Ängste umschiffen, dass sie im Falschen wagemutig<br />
sind und dabei stets ohne Skrupel? Herbert<br />
Genzmer schildert in „Das perfekte Spiel“<br />
mit Felix Gidden einen Betrüger, der aufgrund<br />
einer Namensverwechslung im Jahr 1955 nach<br />
Istanbul reist, um ohne eigene Schuld erhebliche<br />
Spielschulden zu begleichen, und eine Frau fi nden<br />
muss. Gidden blufft und reist unter vielen<br />
Namen. Am Bosporus ist der Gauner gleichwohl<br />
in seinem Element. In Istanbul kann sogar er<br />
noch viel über Lug und Trug lernen. So fi nden<br />
kriminelle Laien ihre Meister, aber nicht immer<br />
unmittelbar die gesuchte Frau. Die hinreißende<br />
Scharade von Sein und Schein bannt sprachlich<br />
und weckt spielerische<br />
Gefühle. Die Botschaft:<br />
Nur nicht ins Casino!<br />
Aber: Auf nach Istanbul!<br />
Ganz ehrlich. pms<br />
^ Herbert Genzmer:<br />
„Das perfekte Spiel“.<br />
Berlin University Press,<br />
360 S., 22,90 € (D) •<br />
23,60 € (A) • 32,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 27<br />
Aufbruch in eine neue Zeit<br />
Der tschechische Romancier<br />
und Dramatiker Ivan<br />
Klíma wurde in den 1970er<br />
und -80er Jahren im Westen<br />
sehr erfolgreich, nachdem<br />
er als Dissident in<br />
seiner Heimat mit einem<br />
Publikationsverbot belegt<br />
worden war. Doch noch<br />
1961 hatte der junge<br />
Schriftsteller „Stunde der<br />
Stille“ veröffentlichen können, seinen ersten Roman,<br />
der ein sehr kritisches Bild der politischen<br />
Verhältnisse beim Aufbau des Sozialismus in der<br />
Ostslowakei zeich<strong>net</strong>. Jetzt erscheint er erstmals<br />
in deutscher Übersetzung – und erweist sich als<br />
eines jener seltenen Sprachkunstwerke, die die<br />
Zeiten überdauern. Klíma zeich<strong>net</strong> ein grandioses<br />
Personenpanorama vor dem Hintergrund einer<br />
abgelegenen dörfl ichen Welt zwischen den<br />
Verheerungen des Krieges und dem Aufbruch in<br />
eine neue Zeit. gran<br />
^ Ivan Klíma: „Stunde der Stille“. Übersetzt von<br />
Maria Hammerich-Maier. Transit Verlag, 253 S.,<br />
19,80 € (D) • 20,40 € (A) • 28,90 sFr.<br />
EIN<br />
UNVERGESSLICHER ROMAN,<br />
DER DIE HERZEN IM STURM EROBERT<br />
Eigentlich will Harold nur zum Briefkasten. Doch dann<br />
läuft er 1000 Kilometer weit. Zu Fuß von Südengland<br />
bis an die schottische Grenze. Eine Reise, die er jeden Tag<br />
neu beginnen muss. Für sich selbst und für uns alle.<br />
Ein Buch über Geheimnisse, besondere Momente und<br />
zufällige Begegnungen, die uns von Grund auf verändern.<br />
www.haroldfry.de<br />
Versunken im Lago Maggiore<br />
Dea Loher ist eine der produktivsten und meistgespielten<br />
Theaterautorinnen der Gegenwart. Nun<br />
hat sie ihr Romandebüt vorgelegt. Darin erzählt<br />
sie in schnellen Schnitten zwei Handlungsstränge,<br />
die die Frage aufwerfen: Was hat das Wrack eines<br />
auf dem Grund des Lago Maggiore versunkenen<br />
Autos mit dem gewaltsamen Tod eines Studenten<br />
2008 zu tun? So, wie Loher die Sache gestaltet,<br />
eine ganze Menge. Während der Fastnacht in Locarno<br />
wird Luca von drei Jugendlichen zu Tode<br />
getreten. Ein Freund der Familie wiederum macht<br />
sich an die Bergung des alten Bugattis. Wenigstens<br />
eine Rettung, die gelingt. Vom Gründer der<br />
legendären Automarke wiederum erzählt dessen<br />
Bruder, ein depressiver Bildhauer, der 1916 Selbstmord<br />
begeht. So setzt sich<br />
ein facettenreiches Bild zusammen,<br />
verknüpft durch<br />
Leitmotive und eine starke<br />
Sprache. Loher kann also<br />
auch den Roman. cs<br />
^ Dea Loher: „Bugatti taucht<br />
auf “. Wallstein, 208 S.,<br />
19,90 € (D) • 20,50 € (A) •<br />
28,90 sFr.<br />
ISBN 978-3-8105-1079-2/384 S. geb./€ (D) 18,<strong>99</strong>
© picture-alliance / Stefano Spaziani Lässiger<br />
ROMANE_RENAISSANCE<br />
Michelangelo hat ihm Modell gestanden: Leon Morells erster<br />
historischer Roman dreht sich um den Künstler und seine Fresken<br />
in der Sixtinischen Kapelle. Eine Begegnung in Rom.<br />
Adam gesucht<br />
– und gefunden<br />
TEXT: SABINE SCHMIDT<br />
D er<br />
Papst ist in Kuba, aber Touristen<br />
gibt es an diesem wunderbaren Frühlingstag<br />
in Rom, wie fast immer, in großer<br />
Zahl. Insbesondere in der Sixtinischen Kapelle,<br />
an deren Decke Michelangelos berühmte<br />
Fresken zu sehen sind. Leon Morell,<br />
wie die meisten hier sportlich-leger<br />
gekleidet, ragt mit seinen zwei Metern aus<br />
der Menge heraus. Der Berliner Autor bewegt<br />
sich durch den Raum auch anders als<br />
die meisten, er ist still, spricht nur leise<br />
und fast andächtig. Und er weiß sehr viel<br />
mehr als die meisten Touristen über das,<br />
was es hier zu bestaunen gibt. „Mehr als<br />
fünf Jahre habe ich mich mit Michelangelo<br />
befasst“, sagt der 44-Jährige.<br />
Begonnen hat diese intensive Beschäftigung,<br />
als er auf Antonio Forcellinos Michelangelo-Biografie<br />
stieß, die ihn begeistert.<br />
„Danach habe ich alles gelesen, was ich finden<br />
konnte. Nach etwa zwei Jahren entwickelte<br />
sich daraus die Idee, einen Roman<br />
über Michelangelo und seine Fresken in der<br />
Sixtinischen Kapelle zu verfassen.“ Es hat<br />
geklappt: Das Buch ist jetzt unter dem Titel<br />
„Der sixtinische Himmel“ erschienen.<br />
Erfahrungen mit dem Schreiben hatte<br />
der Autor bis dahin schon reichlich gesammelt.<br />
Von ihm sind Romane, Sach- und Jugendbücher<br />
erschienen, bisher unter drei<br />
verschiedenen Pseudonymen, die er ebenso<br />
wenig preisgeben will wie seinen bürgerlichen<br />
Namen. Nur so viel: Leon Morell<br />
ist sein vierter Künstlername. Ihn hat er für<br />
das Buch über die Renaissance gewählt –<br />
und für weitere historische Romane, die<br />
vielleicht folgen werden.<br />
Vielleicht aber auch nicht, hatte er sich<br />
anfangs überlegt, denn der Michelangelo-<br />
Roman war sehr zeitaufwendig. „Ich habe<br />
nicht nur vorher sehr viel recherchiert, son-<br />
28<br />
Gut gelaunt unter<br />
einem strahlend blauen<br />
Frühlingshimmel in<br />
der Ewigen Stadt:<br />
Leon Morell vor dem<br />
Petersdom und der<br />
Sixtinischen Kapelle<br />
buchjournal 3_2012
Lesezeichen<br />
j<br />
Leon Morell: Der sixtinische Himmel. Scherz, 576 S.,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />
Leon Morell: Der sixtinische Himmel. Gelesen von<br />
Wolfgang Condrus. Der Audio Verlag, 6 CDs,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,20 € (A) • 30,50 sFr.<br />
dern auch während des Schreibens. Oft habe<br />
ich deshalb kaum mehr als eine Seite am Tag<br />
geschafft.“ Nicht viel bei einem 600-Seiten-<br />
Schmöker für einen Autor, der mit seinen<br />
drei Kindern von seinen Geschichten leben<br />
will. Längst aber hat er sich doch anders entschieden:<br />
Es sollen weitere historische Romane<br />
folgen, weil die Beschäftigung mit<br />
Italien, der Kunst und der Vergangenheit<br />
ihm sehr viel Spaß gemacht hat.<br />
Dass das Schreiben für ihn mehr als ein<br />
Job ist, merkt man auch, wenn Leon Morell<br />
über Michelangelo spricht. Er ist fasziniert<br />
von ihm, und das vermittelt er – in seinem<br />
Roman und wenn er von dem Künstler erzählt:<br />
etwa davon, dass er eigentlich nicht<br />
malen, sondern viel lieber Bildhauer sein<br />
wollte; und dass er schon den Marmor für<br />
ein riesiges Grabmal für Papst Julius II. nach<br />
Rom geholt hatte, Julius dann aber den Intrigen<br />
des Baumeisters Bramante nachgab<br />
und Michelangelo zu den Deckenfresken<br />
verdonnerte.<br />
Die zwölf Apostel wollte der Papst von<br />
dem 33-jährigen Künstler haben, der damals<br />
unter anderem schon mit seiner Pietà Aufsehen<br />
erregt hatte. Aber die zwölf Apostel<br />
waren ihm als Motiv zu langweilig, und so<br />
schuf er seinen eigenen Bilderkosmos. Zu<br />
ihm gehören ein vor Energie strotzender<br />
Gottvater und Dutzende Menschenfi guren,<br />
darunter jede Menge nackte Männer – in der<br />
Kapelle, in der der Papst gewählt wird, nicht<br />
unbedingt naheliegend. Und das alles auf<br />
einem Deckengewölbe: eine nicht nur<br />
künstlerisch, sondern auch handwerklich<br />
außergewöhnliche Leistung.<br />
buchjournal 3_2012 29<br />
Die bekannteste Szene ist die, in der Gott<br />
Adam beseelt – sein Finger berührt fast den<br />
Finger des ersten Menschen. „Es hat wohl<br />
ein Modell für diesen sehr lässigen Adam<br />
gegeben“, sagt Leon Morell. „Aber wir wissen<br />
nicht, wer er war.“ Wer seinen Roman<br />
gelesen hat, weiß es dann doch: Es war Aurelio,<br />
ein Bauerssohn, der Anfang des 16. Jahrhunderts<br />
nach Rom geht, um sich seinen<br />
Lebenstraum zu erfüllen und Michelangelos<br />
Gehilfe zu werden – so jedenfalls erzählt es<br />
Leon Morell. Und er erzählt, dass der Künstler<br />
in seinen Gehilfen verliebt war.<br />
So genau er über Michelangelo geforscht<br />
hat, so viel er weiß über seine<br />
Techniken, seine außergewöhnlichen Fähigkeiten,<br />
über seine zum Teil sehr heftigen<br />
Auseinandersetzungen mit dem<br />
Papst – er hat sich auch erzählerische Freiheiten<br />
herausgenommen. Dazu gehört die<br />
fi ktive Figur des Aurelio ebenso wie die<br />
fi ktive Figur der Aphrodite: eine Kurtisane,<br />
der Julius verfallen ist – und die Michelangelo<br />
im Roman Modell steht.<br />
Nachts und heimlich lässt Leon Morell<br />
ihn als Bildhauer arbeiten, als Ausgleich<br />
zu der wenig geliebten Malerei.<br />
Seine Begeisterung für den Renaissance-<br />
Künstler, dessen Biografi e er in eine Geschichte<br />
eingewebt hat, durch die man wie<br />
nebenbei sehr viel über Michelangelo,<br />
Papst Julius II und das Rom des frühen 16.<br />
Jahrhunderts erfährt, ist das, was den Roman<br />
besonders macht. Für alle, die sich<br />
gern unterhalten lassen und nichts gegen<br />
Fiktives neben Fakten haben, ist er eine<br />
gute Einstimmung auf eine Reise in die italienische<br />
Metropole. Oder einfach ein<br />
spannender Urlaubsschmöker.<br />
Und Leon Morell? Er wird noch ein paar<br />
Tage in Rom bleiben, gemeinsam mit seiner<br />
Lebensgefährtin, und die Ewige Stadt auf<br />
sich wirken lassen. Das, was egozentrische<br />
Päpste, steinreiche Bankiers und geniale<br />
Künstler auf und neben den Relikten der<br />
Antike erschaffen haben. <br />
Zur Person<br />
Leon Morell ist ein Künstlername. Der Autor, geboren<br />
1967 in Hessen, studierte Musik- und<br />
Literaturwissenschaften und schrieb zahlreiche<br />
Romane und Sachbücher sowie Jugendbücher; „Der<br />
sixtinische Himmel“ ist sein erster historischer Roman.<br />
Der Vater von drei Kindern lebt in Berlin.<br />
20 Jahre<br />
Commissario<br />
Bru<strong>net</strong>ti<br />
von Donna Leon<br />
Jeder Band nur € 10.–<br />
Donna Leon<br />
Venezianisches<br />
Finale<br />
Commissario Bru<strong>net</strong>tis<br />
erster Fall Fall<br />
Diogenes<br />
»Commissario Bru<strong>net</strong>ti:<br />
der berühmteste<br />
Bewohner Venedigs.«<br />
Tages-Anzeiger, Zürich<br />
Donna Leon<br />
Endstation<br />
Venedig<br />
Commissario Bru<strong>net</strong>tis<br />
zweiter Fall<br />
Diogenes<br />
Donna Leon<br />
Schöner Schein<br />
Commissario Bru<strong>net</strong>tis<br />
achtzehnter Fall<br />
Diogenes<br />
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Herzversagen – das<br />
diagnostiziert der<br />
penible Pathologe<br />
Rizzardi beim Tod<br />
von Signora Altavilla.<br />
Kein Fall für<br />
Bru<strong>net</strong>ti mithin?<br />
Der Commissario<br />
traut dem Frieden<br />
nicht. Wer sucht,<br />
der fi ndet …<br />
Foto: © Rainer Martini / LOOK-Foto
© Igor Smichkov<br />
LESESTOFF_HISTORISCHE ROMANE<br />
Stillleben mit Granatapfel:<br />
In Mathias Gatzas Roman<br />
spielt diese Kunstgattung<br />
eine wichtige Rolle<br />
Männer der Revolution<br />
Solch einen historischen<br />
Roman zu schreiben ist<br />
Wagnis und Kraftakt zugleich:<br />
Die englische Autorin<br />
Hilary Mantel, berühmt<br />
durch ihren Booker-Preisgekrönten<br />
Roman „Wölfe“,<br />
erzählt in ihrem neuen<br />
Schmöker die Geschichte<br />
der Französischen Revolution<br />
anhand der drei Protagonisten Maximilien<br />
Robes pierre, Georges Danton und Camille Desmoulins.<br />
Drei völlig unterschiedliche Typen, die<br />
doch alle drei gemeinsam – als Vorkämpfer und<br />
als gnadenlose Vollstrecker – Geschichte schrieben<br />
und die schließlich alle drei auf dem Schafott<br />
endeten. „Brüder“ ist kein Buch, das man einfach<br />
so wegliest, was nicht nur am gewaltigen Umfang<br />
(1 100 Seiten!) liegt: Mehr als einmal blättert man<br />
zum Personenverzeichnis, um sich einen Überblick<br />
zu verschaffen und sich in Erinnerung zu rufen,<br />
von wem da gerade die Rede ist. Denn die<br />
Herkunft, die Familien, das Umfeld und die persönliche<br />
Entwicklung der drei Männer werden von<br />
Mantel akribisch, aber mit viel dichterischer<br />
Freiheit aufgefächert. Ein großartiger Roman, der<br />
gleichzeitig fesselt und entsetzt. bai<br />
^ Hilary Mantel: „Brüder“. Übersetzt von Sabine<br />
Roth und Kathrin Razum. DuMont, 1 104 S.,<br />
22,<strong>99</strong> € (D) • 23,70 € (A) • 32,90 sFr.<br />
Wissenschaft<br />
und Zauberei<br />
Ein verkrachter Wissenschaftler, der Erzähler<br />
in diesem fl irrenden Roman, entführt den Leser<br />
mitten ins 17. Jahrhundert. Mit Akribie rollt<br />
er die Lebensgeschichte des Malers Silvius<br />
Schwarz auf, der mit seinen lebensechten<br />
Porträts die Zeitgenossen im Dresden des<br />
Jahres 1673 schockierte. Sollte es möglich<br />
sein, dass die Fotografi e bereits im Barock<br />
erfunden wurde, fragt sich der Erzähler voller<br />
Enthusiasmus? Immerhin gelang es dem<br />
Stilllebenmaler Schwarz schon damals, aus<br />
einer Camera obscura ein künstliches Auge<br />
zu bauen. Der Wissenschaftler meint, einer<br />
Sensation auf der Spur zu sein, und arbeitet<br />
sich fi eberhaft durch die historischen Zeugnisse.<br />
Während beim Leser deutliche Zweifel<br />
am Wahrheitsgehalt aufkommen, fantasiert<br />
sich der Erzähler eine hinkende Beweiskette<br />
zusammen. „Der Augentäuscher“ ist ein spielerischer<br />
Roman, zugleich Thriller, Romanze,<br />
Künstlerepos und Wissenschaftsfarce, eine<br />
mitreißende Gedankenreise in eine Zeit, in<br />
der Gelehrte oft<br />
als obskure Zauberer<br />
verschrien<br />
waren. aw<br />
^ Mathias Gatza:<br />
„Der Augentäuscher“.<br />
Graf<br />
Verlag, 352 S.,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,60 € (A) •<br />
27,90 sFr.<br />
Wettstreit auf<br />
Leben und Tod<br />
Die Wartburg im Winter des<br />
Jahres 1206: Auf der tief<br />
verschneiten Burg versammeln<br />
sich die bedeutendsten<br />
Dichter und Sänger<br />
der Zeit. Heinrich von<br />
Ofterdingen, Walter von der<br />
Vogelweide, Wolfram von<br />
Eschenbach und andere<br />
stellen sich einem Wettstreit,<br />
bei dem der beste Sänger gekürt – und der<br />
schlechteste geköpft werden soll. Im Mittelpunkt<br />
des Geschehens steht der junge, unerfahrene Biterolf,<br />
der in einen Strudel von Intrigen, geheimen<br />
Absprachen und Verrat hineingezogen wird. Robert<br />
Löhr hat mit seinem Buch der Wartburg und<br />
dem – historisch nicht verbürgten – Sängerkrieg<br />
ein literarisches Denkmal gesetzt. Er nähert sich<br />
dem Thema mit großer dichterischer Freiheit und<br />
einer unbändigen Lust am Fabulieren. Sein Roman,<br />
der mit Spannung und dichter Atmosphäre<br />
überzeugt, ist anspruchsvolle Unterhaltung im<br />
bes ten Sinne. bai<br />
^ Robert Löhr: „Krieg der Sänger“. Piper,<br />
256 S., 19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) • 28,90 sFr.<br />
Kampf gegen die Untoten<br />
Nachzehrer, Untote, die<br />
sich nächtens Lebende holen,<br />
halten den Weiler Alwerode<br />
im hessischen<br />
Knüllwald in Angst und<br />
Schrecken. Es ist Winter<br />
1536, die Zeit der Raunächte.<br />
Pater Fürchtegott soll<br />
als Exorzist das Böse vertreiben;<br />
die junge, kluge<br />
Klara, gefl ohen vor Misshandlung und Heirat wider<br />
Willen, schließt sich ihm an. Bald geraten die<br />
beiden in einen Strudel aus Hass, fi nsteren Geheimnissen,<br />
misshandelten Frauen, qualvollen<br />
Toden und einer Müllersfamilie im Bund mit dem<br />
Bösen. Ines Thorn, sprudelnde Geschichtenerzählerin,<br />
die mit prallen Bildern Personen und<br />
historische Schauplätze im ausgehenden Mittelalter<br />
lebendig werden lässt, hat in „Teufelsmond“<br />
wieder alles gesteckt, was ein Pageturner<br />
braucht: archaisch-rohe Männergewalt, Handlung<br />
mit Gruseleffekt, eine starke Heldin, große<br />
Gefühle und derb-witzige Dialoge. Deftiges Lesefutter<br />
für eine lange Nacht. ana<br />
^ Ines Thorn: „Teufelsmond“. Wunderlich, 384 S.,<br />
16,95 € (D) • 17,50 € (A) • 24,50 sFr.<br />
30<br />
buchjournal 3_2012
DIE NACHT DURCHGELESEN<br />
Er ist ein Raubein, ein bisschen<br />
speziell – und zum ersten Mal<br />
übernimmt Ex-Cop Vincent Ruiz<br />
in einem Thriller von Michael<br />
Robotham das Kommando.<br />
Buchjournal-Redakteurin Sabine<br />
Schmidt war auch vom neuen Fall<br />
des australischen Autors gefesselt.<br />
Coole Typen<br />
Darum geht’s: „Der Insider“ ist eine komplexe Geschichte mit vielen Figuren<br />
und Handlungssträngen. Als Vincent Ruiz einer Trickbetrügerin auf die Spur<br />
zu kommen sucht, fi ndet er in ihrer Wohnung ihren gefolterten und hingerichteten<br />
Freund; ebenfalls in London verschwindet ein Banker; und ein amerikanischer<br />
Journalist berichtet aus Bagdad, wird aber ausgewiesen, weil er einigen<br />
Hintermännern nicht in den Kram passt: Er wollte zu viel wissen über Banküberfälle<br />
und verschwundene Hilfsgelder in Milliardenhöhe. – Und natürlich:<br />
Am Ende fügt Michael Robotham das alles zu einer Geschichte zusammen.<br />
Die Helden: Bisher stand Joe O’Loughlin im Mittelpunkt von Robothams Thrillern,<br />
ein unglaublich cleverer Psychologe mit Handicaps. Er leidet an Parkinson,<br />
und seine geliebte Frau hat ihn mit den beiden Töchtern verlassen, womit<br />
er überhaupt nicht klarkommt. Die Nummer zwei an seiner Seite war Vincent<br />
Ruiz, pensionierter Polizist, ein Raubein mit dem Herzen am rechten Fleck<br />
(klingt kitschig, Ruiz ist aber ein cooler Typ). Jetzt ist das Verhältnis umgekehrt:<br />
Der Ex-Cop steht im Fokus, der Psychologe assistiert. Das ist etwas weniger<br />
feinsinnig, dafür deutlich handfester – und kann gern wiederholt werden!<br />
Warum die Nacht zum Tage machen? Michael Robotham kann Spannung,<br />
und er kann sich hervorragend in die Seelen, in die Leben seiner Figuren<br />
hineinspinnen. In seinem neuen Fall geht er noch einen Schritt weiter: „Der<br />
Insider“ ist auch und vor allem ein Thriller, der sich intelligent mit politischen<br />
Hintergründen und Machenschaften auseinandersetzt.<br />
Der Autor: Michael Robotham ist selbst ein cooler Typ und Überfl ieger. Der<br />
Australier hat als Journalist in London gearbeitet, als Ghostwriter und Autor<br />
von (Auto-)Biografi en viel Geld verdient – und dann mit seinem ersten Thriller-<br />
Manuskript („Adrenalin“) die Buchmesse in London aufgemischt. Inzwischen<br />
lebt er mit seiner Frau und den drei Töchtern wieder in Australien. „Der Insider“<br />
ist sein fünfter Fall um Ruiz und O’Loughlin. <br />
^ Michael Robotham: „Der Insider“. Übersetzt von Kristian Lutze. Goldmann, 544 S., 14,<strong>99</strong> € (D) •<br />
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buchjournal 3_2012 31<br />
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KRIMI_KULINARISCHE FÄLLE<br />
Im neuen Krimi schickt er einen Sushi-Koch ins Jenseits. Im echten Leben ist er zum Glück harmloser:<br />
Den Besuch von Tom Hillenbrand haben im Frankfurter Restaurant „Zenzakan“ alle überlebt.<br />
Sushi: lecker bis tödlich<br />
TEXT: SABINE SCHMIDT • FOTOS: ALEX KRAUS<br />
D er<br />
Service ist ausgezeich<strong>net</strong> und die<br />
Sushi-Platte schon mal ein Augenschmaus.<br />
Es ist nicht das klassische Sushi,<br />
sondern angereichert, etwa mit frittierten<br />
Applikationen, speziell, eben „Zenzakan“-<br />
Style. Tom Hillenbrand nimmt im abgedunkelten,<br />
edel eingerichteten Restaurant seine<br />
Stäbchen, probiert – und schnurrt genießerisch.<br />
„Wunderbar“, sagt er zwischen zwei<br />
Happen. „Und ja, genau so muss es sein: dass<br />
das Wasabi“ – der scharfe japanische Meerrettich<br />
– „direkt am Tisch zubereitet wird<br />
auf einer Haifischreibe.“ Man merkt es deutlich:<br />
Er liebt Sushi und alles, was dazugehört<br />
– auch wenn er in seinem neuen Krimi ein<br />
wenig despektierlich von kaltem Fisch<br />
spricht, der in Seetang eingewickelt ist.<br />
Der 39-Jährige ist selbst leidenschaftlich<br />
gern in der Küche, er weiß, wie es geht, hat<br />
in die Töpfe von Spitzenköchen geschaut,<br />
einen Sushi-Kurs hat er auch absolviert.<br />
32<br />
buchjournal 3_2012
Das Messer fest im Griff: Tom Hillenbrand gibt<br />
für den Fotografen das Sushi-Mörder-Model<br />
„Aber ich bereite es eher nicht selbst zu.<br />
Sushi muss man lange und immer wieder<br />
üben, und da gehe ich doch lieber essen.“<br />
Dass er aber tatsächlich weiß, wie es<br />
geht, hat er vorhin schon in der Küche des<br />
„Zenzakan“ unter Beweis gestellt. Dort haben<br />
die Köche uns freundlich empfangen<br />
und Tom Hillenbrand bereitwillig das Feld<br />
überlassen. Der Autor spielt mit und gibt<br />
entspannt das Sushi-Model für den Fotografen,<br />
mit Originalmesser und starrem<br />
„Mörderblick“. In all dem Wirbel aber<br />
macht er bescheiden klar, wer hier die<br />
Kochmütze aufhat: die höfl ichen japanischen<br />
und deutschen Küchenmeister.<br />
Dass er sich intensiv mit ihrer Spezialität<br />
befasst hat, liegt an seinem ersten Beruf:<br />
Tom Hillenbrand ist Journalist, einem<br />
größeren Publikum nicht zuletzt als<br />
„Spiegel Online“-Autor Tom König bekannt<br />
mit seiner Kolumne „Warteschleife.<br />
Mein Leben als Kunde“. Als der Wirtschaftsexperte<br />
und Gourmet ein Sushi-<br />
Dossier für „Die Zeit“ verfassen sollte, hat<br />
er sich in das Thema eingearbeitet.<br />
Einer seiner Gesprächspartner für dieses<br />
Dossier, auf das sein neuer Krimi zurückgeht,<br />
war Ollysan, Sushi-Meister im „Zenzakan“,<br />
und sei<strong>net</strong>wegen treffen wir uns<br />
hier in diesem Frankfurter Restaurant. Chef<br />
buchjournal 3_2012 33<br />
Lesezeichen<br />
j<br />
Tom Hillenbrand: Rotes Gold. Kiepenheuer & Witsch,<br />
352 S., 8,<strong>99</strong> € (D) • 9,30 € (A) • 13,50 sFr.<br />
Tom Hillenbrand: Rotes Gold. Gelesen von Gregor<br />
Weber. audio media verlag, 4 CDs, 16,<strong>99</strong> € (D) •<br />
17,20 € ( A) • 25,90 sFr.<br />
Christian Mook kommt dann auch an unseren<br />
Tisch und ist sofort mit Tom Hillenbrand<br />
in ein Gespräch über Restaurants in<br />
New York und in Hamburg vertieft. Hillenbrand<br />
hat die Elbstadt voriges Jahr mit<br />
einem Ausrufezeichen verlassen: mit einem<br />
offenen Brief an sie, in dem er sich witzigkritisch<br />
zum Abschied äußerte. Etwa über<br />
das miese Wetter der „Weltstadt an der<br />
Elbe“, die gar keine Weltstadt sei. Und überhaupt:<br />
„In Wahrheit sind die Hanseaten borniert<br />
und größenwahnsinnig.“ Mit diesem<br />
Brief machte Hillenbrand Furore, nicht zuletzt<br />
als die „Hamburger Morgenpost“ den<br />
Blog als Titelgeschichte brachte.<br />
Tom Hillenbrand in der Küche des „Zenzakan“<br />
mit Jakub Mysicka – beim Zubereiten und<br />
Genießen, zur Not auch ohne Stäbchen<br />
Jetzt lebt er in München und vermisst ein<br />
bisschen die Hansestadt, die Sternerestaurants<br />
dort ebenso wie die etwas schlichteren<br />
Kneipen am Hafen. Denn Hillenbrand weiß<br />
das Besondere zu schätzen, muss es aber<br />
nicht immer haben. Nur eines geht gar<br />
nicht bei ihm, und da wird er sehr energisch:<br />
Fast Food. „Ich mache mir zwischendurch<br />
auch mal gern ein Spiegelei. Aber<br />
Fertiggerichte kaufe ich nicht.“ Ab und zu<br />
gibt es auch ein paar Tage lang Käsebrot,<br />
Hillenbrands Diät zusätzlich „zum<br />
Schwimmen dreimal die Woche“ – wenn er<br />
mal wieder geschlemmt hat. Er will genießen,<br />
aber nicht aus den Nähten platzen.<br />
Und er glaubt, mit seiner gelebten Abneigung<br />
gegen Fast Food fast schon eine<br />
Rarität zu sein. „Immer weniger Menschen<br />
nehmen sich Zeit für das Einkaufen und<br />
das Kochen, gegessen wird dann die Tiefkühlpizza<br />
irgendwie nebenbei. Weil aber<br />
doch etwas Wichtiges fehlt, sind Fernsehkochshows<br />
so erfolgreich geworden, und<br />
das ist wohl auch einer der Gründe dafür,<br />
dass kulinarische Krimis gut ankommen:<br />
Sie stehen für etwas, was wichtig ist, im<br />
Alltag aber zunehmend fehlt.“<br />
Sein Faible für Genuss und „richtiges“<br />
Kochen hat Tom Hillenbrand zu seinem<br />
zweiten Beruf geführt: dem des Krimiautors.<br />
2011 erschien der erste Band um seinen<br />
Luxemburger Koch Xavier Kieffer:<br />
„Teufelsfrucht“. Darin bricht ein renommierter<br />
Pariser Gastro-Kritiker tot in 0
Die E-Reader Ihrer<br />
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KRIMI_KULINARISCHE FÄLLE<br />
Sushi macht Laune: Tom Hillenbrand und Buchjournal-Redakteurin Sabine Schmidt<br />
haben Spaß am Interview mit Fisch- und Reis-Einlagen<br />
0 Kieffers Restaurant zusammen, der<br />
steht plötzlich unter Mordverdacht und<br />
beschließt, selbst zu ermitteln. Dabei stößt<br />
er auf eine mysteriöse Frucht, gewissenlose<br />
Lebensmittelkonzerne und egomanische<br />
Fernsehköche.<br />
Jetzt ist der zweite, der Sushi-Band erschienen:<br />
„Rotes Gold“. Ein angesagter japanischer<br />
Meisterkoch wird in Paris beim<br />
Zubereiten von Sushi so geschickt um die<br />
Ecke gebracht, dass es wie ein Unfall aussieht<br />
– es kann ja schon mal vorkommen,<br />
dass sich in einem der Fische Gift angesammelt<br />
hat. Einer aber weiß, dass einem<br />
Meister ein solcher Unfall niemals passieren<br />
würde: Xavier Kieffer. Es war Mord,<br />
und der Koch-Detektiv ermittelt wieder,<br />
dieses Mal im Auftrag des politisch äußerst<br />
gewieften Pariser Bürgermeisters.<br />
Es ist auch dieses Mal wieder eine spannende<br />
Geschichte mit ausgeprägter Genießeratmosphäre,<br />
die aber mehr soll als unterhalten.<br />
Hillenbrand will mit seinen Krimis<br />
auch informieren über das, was hinter den<br />
Kulissen der Lebensmittelindustrie und denen<br />
von Sternerestaurants passiert, und<br />
jetzt insbesondere über den fatalen Umgang<br />
mit dem zum Teil meterlangen und äußerst<br />
teuren Bluefin-Thunfisch. „Nicht moralinsauer“,<br />
betont er, aber sensibilisieren will er<br />
schon für die Geschichte, die Fische hinter<br />
sich haben, wenn sie auf den Tisch kommen.<br />
Und die Mischung aus Unterhaltung<br />
und Information gelingt ihm gut.<br />
Seine Begeisterung für das leckere Essen<br />
auf dem Tisch wird durch sein profundes<br />
Wissen nicht getrübt. Es ist für ihn auch<br />
kein Dauerthema – beim Essen wird vielmehr<br />
genossen und geplaudert. „Sie müssen<br />
unbedingt das Sashimi probieren“, sagt<br />
er dann auch über den ansprechend angerichteten<br />
rohen Fisch ohne Reis. „Köstlich!“<br />
Gleich wird er noch den letzten Zug von<br />
Frankfurt zurück nach München nehmen<br />
und morgen wieder am Schreibtisch sitzen.<br />
Mit seinem Buch – Kolumnen von Tom<br />
König – liegt er in den letzten Zügen, und<br />
der dritte kulinarische Krimi um Spitzenkoch<br />
und Ermittler Xavier Kieffer muss geplant<br />
und vorbereitet werden. Dann wird<br />
es auch wieder Recherche-Genuss-Reisen<br />
geben, mit Bouneschlupp, dem deftigen<br />
Luxemburger Bohneneintopf, oder Huesenziwwi,<br />
Hasenpfeffer nach Luxemburger<br />
Art. Aber jetzt ist jetzt – und da gibt es<br />
erst noch einmal einen feinen Happen Reis<br />
mit Lachs. <br />
Zur Person<br />
Tom Hillenbrand, geboren 1972 in Hamburg,<br />
studierte Europapolitik, volontierte an der<br />
Holtzbrinck-Journalistenschule und war<br />
Ressortleiter bei Spiegel Online. Der begeisterte<br />
Hobbykoch und Foodie verliebte sich während<br />
eines mehrmonatigen Luxemburger EU-Praktikums<br />
in das Großherzogtum und schreibt seitdem<br />
Krimis um den Luxemburger Koch Xavier<br />
Kieffer, außerdem ist er als Wirtschaftsjournalist<br />
tätig. Tom Hillenbrand lebt mit seiner Frau<br />
in München.<br />
34<br />
buchjournal 3_2012
Im Périgord fl ießt Blut – und<br />
jede Menge guter Wein<br />
Große Ereignisse fi nden statt im kleinen, beschaulichen<br />
St. Denis. Ein französisch-spanisches<br />
Ministertreffen ist geplant, was umfangreiche<br />
Schutzmaßnahmen erfordert und die Zusammenarbeit<br />
der französischen Sicherheitskräfte mit den<br />
spanischen, zumal ein Anschlag der ETA auf französischem<br />
Boden zu befürchten ist. Zudem machen<br />
Archäologen einen sensationellen Fund: ein<br />
uraltes Grab mit einem Cromagnon-Neandertaler-Paar<br />
mit Kind, das großes (Medien-)Interesse<br />
erregt. Dann fi ndet ein Student bei den Ausgrabungen<br />
auch noch eine sehr viel jüngere Leiche<br />
als die der Eiszeitmenschen,<br />
wobei klar ist, dass<br />
der Mann keines natürlichen<br />
Todes gestorben<br />
ist. Und Tierschützer überfallen<br />
Enten- und Gänsehöfe,<br />
weil ihnen Foie<br />
gras, die Stopfl eber, ein<br />
Graus ist wegen der Art,<br />
wie die Tiere gemästet<br />
werden. Bruno, der lie-<br />
Schlemmen mit Oma<br />
Der Schweinskopf ist keine Zutat aus Omas Küche,<br />
sondern eine Gemeinheit. Ziemlich blutig ist<br />
er und liegt im Bett von Richter Moratschek – er ist<br />
wohl als Warnung eines Psychopathen gedacht,<br />
den der Richter gerade hinter Gitter geschickt hatte,<br />
der dann aber ausbrechen konnte. So hat der<br />
Eberhofer Franz wieder einiges zu ermitteln in<br />
seinem dritten Fall (Rita Falk: „Schweinskopf al<br />
dente“, dtv), was lästig ist, aber doch nicht ganz<br />
so schlimm, da Oma nicht nur jeden Mittag für ihn<br />
kocht, sondern dem Bub auch noch jeden Morgen<br />
ein ordentliches Frühstück richtet. Die Oma ist<br />
schon fast 90 und ziemlich taub, aber sonst noch<br />
gut dabei – und so hat sie auf ihre steinalten Tage<br />
ihre bayerischen Rezepte aufgeschrieben, deftigschmackhaft<br />
von Schinken in Brotteig über Rahmgulasch<br />
und Kalbshaxen bis zu Dampfnudeln.<br />
Zum Nachkochen empfohlen – wobei man besser<br />
nicht vergessen sollte, dass der Eberhofer Franz<br />
mit seinem Hund schon<br />
auch mal ordentlich joggen<br />
geht. sc<br />
^ Rita Falk: „Knödel-Blues.<br />
Oma Eberhofers bayerisches<br />
Provinz-Kochbuch“.<br />
Christian Verlag, 186 S.,<br />
24,95 € (D) • 25,70 € (A) •<br />
34,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 35<br />
KRIMI_KULINARISCHE FÄLLE<br />
benswerte Polizist von St.<br />
Denis, hat also alle Hände<br />
voll zu tun – und auch ein<br />
bisschen Verständnis für die<br />
Tierschützer. Beim „Krieg<br />
gegen die Stopfl eber“ ist er<br />
aber ebenso wenig dabei<br />
wie seine Mitbürger, und so<br />
ist auch im vierten Band um<br />
ihn und das idyllische Landleben<br />
im Périgord genug Zeit, um (umstrittene)<br />
Delikatessen zu brutzeln, regionale Weine zu genießen<br />
und das Leben ausgiebig unter Freunden<br />
zu feiern. Zeit für die Liebe hat der Womanizer<br />
auch immer noch, der Frauen nicht nur mit seinem<br />
Charme und seiner<br />
Aufmerksamkeit betört,<br />
sondern auch mit seinen<br />
Kochkünsten. sc<br />
^ Martin Walker:<br />
„Delikatessen. Der vierte<br />
Fall für Bruno, Chef de<br />
police“. Übersetzt von<br />
Michael Windgassen.<br />
Darf’s vorm Dessert ein wenig Käse sein? Diogenes, 416 S., 22,90 € (D)<br />
Polizist Bruno ist ein veritabler Gourmet • 23,60 € (A) • 38,90 sFr.<br />
© Bastian Schweitzer<br />
Mord und Genuss – alles<br />
auf Sizilianisch<br />
Es ist eine sehr brutale Geschichte,<br />
in die Commissario<br />
Montalbano hineingeraten<br />
ist: Ein Mann wurde hingerichtet<br />
und seine Leiche zerteilt.<br />
Ein Mafi amord, meint<br />
Montalbano, zudem einer<br />
mit Botschaft, denn es sind<br />
30 Leichenteile – genau 30,<br />
wie die Anzahl der Silberlinge,<br />
die Judas für den Verrat an Jesus bekommen<br />
hat. Hinzu kommt dann auch noch, dass in Montalbanos<br />
Ermittlertruppe längst nicht alles rundläuft.<br />
Viel Ärger und Stress also, den der Commissario,<br />
wie gewohnt, mit leckeren sizilianischen<br />
Gerichten kompensiert. Er kocht allerdings nicht<br />
selbst, wie viele seiner Krimi-Ermittlerkollegen,<br />
seine Fans aber können das tun, mithilfe eines<br />
Kochbuchs von Martina Meuth und Bernd Neuner-<br />
Duttenhofer, das gerade wieder neu aufgelegt<br />
wurde („Andrea Camilleris sizilianische Küche: Die<br />
kulinarischen Leidenschaften des Commissario<br />
Montalbano“, Bastei Lübbe). sc<br />
^ Andrea Camilleri: „Das Ritual der Rache.<br />
Commissario Montalbano vermisst einen guten<br />
Freund“. Übersetzt von Moshe Kahn. Bastei Lübbe,<br />
288 S., 19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />
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Manuskript; es kommt<br />
in gute Hände.<br />
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30 Jahren<br />
Verlagserfahrung!<br />
edition fischer<br />
Orber Str. 30 • Fach 49<br />
60386 Frankfurt/Main<br />
Tel. 069/941 942 - 0<br />
Fax 069/941 942 -98 / -<strong>99</strong><br />
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lektorat@edition-fischer.com
LESESTOFF_KRIMIS<br />
Die Kindheit des Killers<br />
Profi killer Michael ist noch<br />
jung, will aber seinen Revolver<br />
an den Nagel hängen,<br />
weil er sich verliebt<br />
hat und seine neue Flamme<br />
ein Kind von ihm erwartet.<br />
Wie schön (und<br />
überraschend), dass ihm<br />
sein Mafi aboss seinen Segen<br />
und auch noch 60 Millionen<br />
Dollar gibt. John Hart hat einmal mehr einen,<br />
nun ja, hartgesottenen Krimi vorgelegt, dessen<br />
eindrucksvollste Passagen in jener Zeit<br />
angesiedelt sind, in der Michael ein Junge war –<br />
und mit seinem Bruder in einem Kinderheim<br />
lebte, dessen Erziehungsmethoden so brutal waren,<br />
dass er die dort erfahrene Gewalt später ausagierte,<br />
um sie zu bewältigen. Es ist dieses dem<br />
Plot dankenswerterweise denkbar unaufdringlich<br />
eingewebte psychologische Unterfutter, das Harts<br />
Roman von einer bloßen Mafi a-Aussteigergeschichte<br />
zu einem anrührenden Stück Literatur<br />
macht. Zudem imponieren einmal mehr der Spannungsaufbau<br />
und die kluge Dialogführung des<br />
US-amerikanischen Schriftstellers. wer<br />
^ John Hart: „Das eiserne Haus“. Übersetzt von<br />
Rainer Schmidt. C. Bertelsmann, 512 S., 19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />
Rätselhafter<br />
Tod im Feuer<br />
Bevor Jack Wade sein Geld als Schadensexperte<br />
für eine US-Versicherung verdiente,<br />
war er Polizist in der Abteilung für Brandstiftung<br />
– der beste, den das Department hatte.<br />
Doch er machte sich Feinde, traf eine Falschaussage<br />
und verlor den Job. Sein jüngster<br />
Versicherungsfall führt Jack zur abgebrannten<br />
Villa des Immobilienhais Nicky Vale – und er<br />
ahnt sofort, dass am vermeintlichen Unfall<br />
und an der polizeilichen Ermittlung einiges<br />
faul ist. Betrunken soll Vales Frau Pamela gewesen<br />
sein, als sie mit einer brennenden Zigarette<br />
einschlief und in den Flammen ums<br />
Leben kam. Jack will die Versicherungssumme<br />
nicht zahlen, weil er Indizien für Brandstiftung<br />
fi ndet. Als die Polizei, aber auch sein<br />
eigener Arbeitgeber Jack kaltstellen wollen,<br />
ist sein Ehrgeiz, die Wahrheit herauszufi nden,<br />
vollends angestachelt. Auch der siebte<br />
Winslow-Thriller gehört zum Besten, was das<br />
Genre zu bieten hat: Das Buch ist spannend,<br />
realistisch, brutal und es fesselt mit einer außergewöhnlichen<br />
Story. Überfl üssig zu erwähnen,<br />
dass sich Winslow erneut als Meister<br />
der Recherche und des Faktenreichtums<br />
erweist. Wer diesen Krimi gelesen hat, kann<br />
beim nächsten Tag der offenen Tür der Freiwilligen<br />
Feuerwehr mitreden, kennt die<br />
„Sprache des Feuers“. bai<br />
^ Don Winslow: „Die Sprache des Feuers“.<br />
Übersetzt von Chris Hirte. Suhrkamp, 419 S.,<br />
14,<strong>99</strong> € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />
© Dmitry Pistrov<br />
Hitzewelle in Wiesbaden –<br />
und der Leser fröstelt<br />
Silvia Roth dürfte kaum amüsiert gewesen sein,<br />
falls sie folgende Ankündigung gelesen hat: „Silvia<br />
Roth liest aus ,Hitzewelle’.“ Denn ihr jüngster<br />
Thriller heißt „Hitzschlag“. Von Belang ist dieser<br />
Fehler, weil er in einer Wiesbadener Zeitung<br />
stand, der Stadt, in der Roths Serienhelden ermitteln.<br />
Hitzig geht es in der Tat zu in diesem Buch,<br />
das in Aufbau und Spannung an die gelungenen<br />
Vorläuferromane der Reihe anknüpft („Der Beutegänger“,<br />
„Querschläger“, „Schattenriss“). Auch<br />
jetzt gelingt es Roth durch unterkühlte Erzählweise<br />
in „Hitzewelle“, pardon: „Hitzschlag“ den Leser<br />
frösteln zu machen. Und das geht so: Die Wiesbadener<br />
ächzen unter einer Hitzewelle, während ein<br />
Serienvergewaltiger umgeht. Sein mutmaßlich<br />
fünftes Opfer fällt aus dem<br />
Rahmen, weil der Gatte zu<br />
Tode kommt. Wie konnte<br />
einem perfektionistischen<br />
Täter das passieren? wer<br />
^ Silvia Roth: „Hitzschlag.<br />
Ein Fall für Heller und<br />
Verhoeven“. Hoffmann und<br />
Campe, 432 S., 19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,60 € (A) • 31,90 sFr.<br />
Brutale Frauenmorde<br />
Kommissare, die im Ruhestand auf Verbrecherjagd<br />
gehen, sind zwar keine neue Erfi ndung, dieser<br />
Ex-Polizist ist jedoch ein besonderes Exemplar:<br />
Alexander Swoboda hat den Ermittlerjob an den<br />
Nagel gehängt, weil er seiner wahren Neigung<br />
nachgehen wollte – der Malerei. Während er damit<br />
beschäftigt ist, die Kirchenfenster in seiner<br />
Heimatstadt zu gestalten, wird im Gotteshaus das<br />
noch blutende Herz einer Frau entdeckt: Auftakt<br />
zu einer Serie brutaler Frauenmorde, bei der der<br />
Täter stets einzelne Leichenteile sowie DVDs mit<br />
rätselhaften Botschaften deponiert. Swoboda, der<br />
bei den Ermittlungen hinzugezogen wird, kommt<br />
einem irren Täter und einem Verbrechen, das weit<br />
in der Vergangenheit liegt, auf die Spur. Gert Heidenreich<br />
– auch als Hörbuchsprecher bekannt –<br />
unterstreicht in seinem dritten<br />
Swoboda-Krimi, welch<br />
erstklassiger Erzähler mit<br />
feinem Gespür für Zwischentöne<br />
er ist. bai<br />
^ Gert Heidenreich: „Mein<br />
ist der Tod. Swobodas dritter<br />
Fall“. LangenMüller, 328 S.,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) •<br />
29,90 sFr.<br />
36<br />
buchjournal 3_2012
Flapsig-coole Ermittlung<br />
Restaurator Willibald Adrian<br />
Metzger wird Zeuge, wie<br />
eine zerlumpte Gestalt ein<br />
Mädchen vor dem Ersticken<br />
rettet. Kurz darauf wird dieser<br />
Obdachlose tot aufgefunden<br />
und die Mutter des<br />
Mädchens stürzt vom Balkon<br />
eines Hochhauses.<br />
Metzger ermittelt – und seine<br />
Spürnase führt ihn in einen Wintersportort, in<br />
dem sich Alteingesessene an zerstörten Hängen<br />
und mondänen Jause-Stationen eine goldene<br />
Nase verdienen. Was aber haben der tote Obdachlose<br />
aus der Großstadt und die vom Balkon gestürzte<br />
Mutter mit der alpinen Pracht zu tun? Als<br />
Metzger zu neugierig wird, muss er rasant mit<br />
dem Schlitten den Berg hinunter, um sein Leben<br />
vor herumballernden Schneehasen zu retten. Thomas<br />
Raab fl apst sich durch Mord und Totschlag<br />
und versprüht dabei so viel Witz und Situationskomik,<br />
dass die Suche nach dem Mörder zeitweilig<br />
ganz aus dem Blickfeld gerät. mm<br />
^ Thomas Raab: „Der Metzger bricht das Eis“. Piper,<br />
352 S., 19,<strong>99</strong> € (D / A) • 28,90 sFr.<br />
Die Energiewende – Einblicke<br />
eines Insiders<br />
Es hat dem als „Wirtschaftskrimi“etikettierten<br />
Roman nicht geschadet,<br />
dass der Autor einst<br />
als CEO eines deutschen<br />
Energieversorgers wirkte.<br />
Insiderwissen ist wichtig.<br />
Gerade dann, wenn es<br />
sich um eine so komplexe<br />
Materie wie jene Energiewende<br />
handelt, die nach der Katastrophe von<br />
Fukushima angebahnt wurde. In dieser von Nervosität<br />
geprägten Zeit, genauer: im Herbst 2011,<br />
siedelt Utz Claassen seinen ersten Kriminalroman<br />
an. Fabienne Felsenstein, die gerade als<br />
Vorstandsvorsitzende bei einem deutschen Energie-Riesen<br />
angeheuert hat, plant einen radikalen<br />
Umbau des Konzerns, um den Erfordernissen<br />
des Atomausstiegs genügen zu können.<br />
Rasch ahnt sie, dass sie sich von früheren Idealen<br />
verabschieden muss. Claassen beschreibt in<br />
solider Prosa und nahe einer vorstellbaren Realität<br />
die Geschichte von Fabiennes Ringen um Integrität<br />
– sehr gelungen. wer<br />
^ Utz Claassen: „Atomblut. Ein Wirtschaftskrimi“.<br />
Econ, 352 S., 18,– € (D) • 18,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 37<br />
Auch als<br />
E-Book<br />
€ 9,<strong>99</strong> (D) / € 10,30 (A) / sFr. 14,90 (UVP)<br />
Unerträgliche Hitze liegt über der Stadt,<br />
die Menschen drängen ins Freie. Ein Picknickausfl<br />
ug in einem Waldgebiet endet<br />
mit einem grausigen Fund – ein neues<br />
Opfer des «Metzgers». Martin Abel, Top-<br />
Analytiker des BKA, glaubt in seinem Job<br />
schon alles gesehen zu haben. Das hier<br />
ist eine neue Dimension. Das Grauen hat<br />
einen Namen, aber kein Gesicht …<br />
www.rororo.de<br />
© thinkstockphotos.de/Lord Runar/iStockphoto.com
DUNKELKAMMER_DIE KRIMIKOLUMNE<br />
Dass die Welt auch schon vor dem 11. September 2001 düster war, zeigt<br />
Peter Temple in „Tage des Bösen“. Ein Toptitel: Anwärter auf einen<br />
der besten Krimis des Jahres, meint Buchjournal-Experte Tobias Gohlis.<br />
Ein Video bringt den Tod<br />
A ls<br />
2011 „Wahrheit“ von Peter Temple erschien, hätte ich nicht<br />
gedacht, dass dieses Meisterwerk noch zu toppen wäre. War<br />
es auch nicht – als Kriminalroman einer Stadt und ihrer Epoche<br />
steht „Wahrheit“ einzig da. Aber die Epoche selbst – es ist die Welt<br />
US-amerikanischer Suprematie, noch unerschüttert vom 11. September<br />
– bekommt in keinem anderen Buch so beklemmend Gestalt<br />
wie in Peter Temples „Tage des Bösen“. Das Buch ist erstmals<br />
2002 auf Englisch erschienen<br />
und jetzt endlich auch auf<br />
Deutsch erhältlich.<br />
Der in Australien lebende, in<br />
Südafrika aufgewachsene Peter<br />
Temple hatte sich mit drei (jeweils<br />
mit Preisen ausgezeich<strong>net</strong>en)<br />
Kriminalromanen um den<br />
jüdischen Anwalt, Spieler und<br />
Privatdetektiv Jack Irish bereits<br />
einen Namen gemacht, als er den<br />
Schauplatz von Australien ausdehnte<br />
auf die ganze westliche<br />
Welt. „Tage des Bösen“ beginnt<br />
dort, wo die westliche mit der<br />
südlichen (nicht korrekt auch:<br />
Dritten) Welt zusammenknallt:<br />
in Südafrika.<br />
Dort verdingt sich Constan tine<br />
Niemand als Bodyguard – eine<br />
vergleichsweise friedliche Existenz<br />
nach Jahren als Söldner in<br />
Diensten diverser Imperialisten. Bis er als Einziger den Anschlag<br />
auf einen seiner Schutzbefohlenen überlebt und aus dem Leichenberg<br />
Papiere und eine Videokassette rettet. Sein spontaner Entschluss,<br />
Dokumente und Video an die Auftraggeber des Attentats<br />
zu verkaufen, setzt das Romangeschehen in Gang.<br />
Während Niemand in London versucht, aus seiner Kollateral-<br />
Beute Geld zu machen, werden die Leser parallel in diverse Überwachungs-<br />
und Informationsbeschaffungsgeschäfte der in Hamburg<br />
ansässigen Firma W & K eingeführt. Deren Stärken sind operative<br />
Schnelligkeit und avancierte Hackerkunst, die sie für jeden<br />
einsetzt, der genügend zahlt. Und genügend zahlen können<br />
Staaten, Geheimdienste und Konzerne.<br />
Auf dem Video aus Johannesburg sind weiße – vermutlich amerikanische<br />
– Zivilisten und Soldaten zu sehen. Sie erschießen bereits<br />
verletzt oder geschwächt am Boden liegende Menschen,<br />
darunter Frauen und Kinder. Das Video dokumentiert die Auslöschung<br />
eines afrikanischen Dorfs. In London reagieren Nie-<br />
© Bart Sadowski<br />
Soldaten, Söldner, Nachrichtendienste: Peter Temples Roman taucht<br />
tief ein in Abgründe, die Zivilisten sonst eher verborgen bleiben<br />
mands potenzielle Geschäftspartner auf seine Angebote mit<br />
Mordversuchen. Das Video muss für jemanden von lebenswichtiger<br />
Bedeutung sein. Niemand bekommt keine Chance zu Verhandlungen.<br />
Jeder Kontakt, und sei er noch so klandestin eingefädelt,<br />
löst weitere Mordanschläge gegen den Südafrikaner aus.<br />
Während Niemand immer verzweifelter in London um sein<br />
Leben kämpft, gehen die Informationsbeschaffer von W & K den<br />
Spuren eines dubiosen Geldwäschers<br />
nach und stoßen auf dessen<br />
Kontakte zu einem noch viel<br />
dubioseren Dunkelmann. Angelegenheiten<br />
ohne Bezug zu Video<br />
und Massakern. Zu W & K gehört<br />
auch der ehemalige Kriegsberichterstatter<br />
John Anselm. Er ist<br />
traumatisiert: 1<strong>99</strong>3 war er über<br />
ein Jahr als Geisel von Islamisten<br />
in Beirut festgehalten worden.<br />
Seine Knochen sind kaputt und<br />
sein Gedächtnis funktioniert nur<br />
noch bruchstückhaft.<br />
Während er sich in der Schutzzone<br />
seines bürgerlichen Elternhauses<br />
(glänzend die Darstellung<br />
des hamburgischen Ambientes!<br />
Temple hat ein paar Jahre<br />
an der Alster gelebt) berappelt<br />
und seinen Erinnerungen mithilfe<br />
einer zunächst zurückgewiesenen<br />
Therapeutin auf die Spur zu kommen sucht, verwickeln<br />
sich die Handlungsstränge. Wird Niemand überleben? Wird Anselm<br />
verstehen? Zwei Fragen, auf die Temple, Spannungs- und<br />
Analysekünstler gleichermaßen, die Kollaboration von US-Politik,<br />
Nachrichten-Industrie und militärisch-industriellem Komplex<br />
fokussiert. „Tage des Bösen“: Anwärter auf einen der besten<br />
Krimis des Jahres. <br />
^ Tobias Gohlis ist Sprecher der KrimiZeit-Besten liste<br />
(www.arte.tv/krimiwelt).<br />
Peter Temple: Tage des Bösen. Übersetzt von Sigrun Zühlke.<br />
C. Bertelsmann, 432 S., 14,<strong>99</strong> € (D) • 15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />
38<br />
Tobias Gohlis<br />
buchjournal 3_2012<br />
© Marco Grundt
© privat<br />
© Cordula Giese<br />
Gretel Sattler,<br />
Buchhandlung<br />
Sattler, Bremen<br />
Christian Koch,<br />
Hammett Krimibuchhandlung,<br />
Berlin-Kreuzberg<br />
Attentat<br />
in Bremen<br />
Eine Bombendrohung erreicht die Bremer Polizei<br />
am frühen Morgen. Nach einer erfolglosen<br />
Suche will die Polizei den angeblichen Fundort<br />
gerade verlassen, als eine Explosion einen<br />
Gärtner in den Tod reißt, einen zweiten<br />
schwer verletzt. Was steckt hinter diesem<br />
Anschlag? Das sympathische Ermittlerpaar Frank Steenhoff<br />
und Navideh Petersen befürchtet anfangs einen terroristischen Hintergrund,<br />
bis es bei ihren Ermittlungen einem schmutzigen Geschäft mit Landminen auf<br />
die Spur kommt. Als Polizei- und Gerichtsreporterin setzt Autorin Rose Gerdts<br />
ihr journalistisches Hintergrundwissen hervorragend ein und hat so ein Szenario<br />
entworfen, das Leserinnen und Leser von Anfang an in den Bann zieht.<br />
Bremen als Schauplatz liefert die reizvolle Kulisse.<br />
^ Rose Gerdts: „Schattenschmerz“. rororo, 320 S., 8,<strong>99</strong> € (D) •<br />
9,30 € (A) • 13,50 sFr.<br />
Die beste Detektivin<br />
der Welt<br />
„Stadt der Toten“ beschreibt das traumatisierte New Orleans nach dem Hurrikan<br />
Katrina im Jahr 2005. Die exzentrische Detektivin Claire DeWitt wird mit<br />
der Suche nach einem verschwundenen Staatsanwalt beauftragt. Wie sie die<br />
Stadt durchstreift und was sie dabei erlebt, ist zum Schreien komisch, aber<br />
eben auch zum Heulen schön. Traumdeutungen, Münzen und ein ominöses<br />
Handbuch sind nur ein paar der Hilfsmittel der<br />
„besten Detektivin der Welt“. Ein fantastischer<br />
Kriminal roman und endlich mal wieder ein gelungener<br />
und dabei auch ernst zu nehmender Serienauftakt.<br />
Da verneigt man sich leicht und geht<br />
gestärkt in die Welt hinaus.<br />
^ Sara Gran: „Stadt der Toten“. Übersetzt von Eva<br />
Bonné. Droemer Knaur, 368 S., 14,<strong>99</strong> € (D) •<br />
15,50 € (A) • 34,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 39<br />
BUCHHÄNDLERTIPP_FÜR SIE ENTDECKT<br />
Krimis sind ein weites Feld. Hier empfehlen<br />
Ihnen die Buchhändler Gretel Sattler und<br />
Christian Koch ihre persönlichen Thriller-<br />
Highlights.<br />
Alle Buchhändler-Empfehlungen fi nden Sie unter<br />
buchjournal.de/buchhaendlertipp<br />
Der Nummereins-Bestseller<br />
aus Schweden<br />
VIVECA STEN<br />
Die Toten<br />
von Sandhamn<br />
THOMAS ANDREASSONS DRITTER FALL<br />
Klappenbroschur. 352 Seiten<br />
€ (D) 14,<strong>99</strong> / € (A) 15,50 / sFr 21,90<br />
Thomas Andreassons dritter Fall:<br />
Ein Mädchen ist verschwunden, und<br />
eine sofortige Suchaktion der Polizei<br />
bleibt erfolglos. Wie lange kann sie bei<br />
dem Winterwetter draußen überleben?<br />
Handelt es sich um ein Ver brech en?<br />
Und was hat das alles mit einer<br />
Geschichte zu tun, die vor knapp 100<br />
Jahren auf Sandhamn passierte?<br />
VIVECA STEN<br />
TödLICHER<br />
MITTSOMMER<br />
Tödlicher<br />
Mittsommer<br />
€ (D) 7,<strong>99</strong><br />
THOMAS ANDREASSONS ERSTER FALL<br />
www.kiwi-verlag.de<br />
VIVECA STEN<br />
Tod im<br />
Schärengarten<br />
THOMAS ANDREASSONS ZWEITER FALL<br />
Tod im<br />
Schärengarten<br />
€ (D) 8,<strong>99</strong>
MEDIATHEK<br />
CD-TIPPS<br />
KLAVIER<br />
Klanggenuss<br />
Mit 18 virtuosen<br />
Zugabe-Stücken<br />
lässt die chinesische<br />
Pianistin Vuja Wang<br />
den Hörer staunen.<br />
Traumhaft schöner<br />
Klanggenuss.<br />
(Deutsche Grammophon)<br />
STREICHQUARTETT<br />
Haydn total<br />
Das gefeierte Leipziger<br />
Streichquartett<br />
ist dabei, alle<br />
83 Haydn-Quartette<br />
auf CD einzuspielen.<br />
Schon nach der<br />
fünften Scheibe ist<br />
klar: Hier entsteht<br />
eine Referenzaufnahme.<br />
(MDG)<br />
BLOCKFLÖTE<br />
Venedig virtuos<br />
So virtuos, lieblich<br />
und springlebendig<br />
kann die Blockfl öte<br />
klingen: In „Flauto<br />
Veneziano“ macht<br />
sich Daniela Oberlinger<br />
auf die Reise<br />
durch die Musikgeschichte<br />
Venedigs.<br />
(Sony Music)<br />
© FFV / SKF / Roeder<br />
Bill Skarsgård spielt den Jungen Simon, der seiner Herkunft auf der Spur ist<br />
KINO UND BUCH: „SIMON“<br />
Entsetzliche Geheimnisse<br />
Dass Jan Josef Liefers ein großartiger Schauspieler ist, weiß<br />
das Publikum nicht erst seit seinen Auftritten im „Tatort“<br />
aus Münster, wo er den skurrilen Gerichtsmediziner Professor<br />
Börne spielt. Anfang des Jahres hat der 47-Jährige den<br />
Guldbagge, eine Art schwedischen Oscar, für seine Rolle in<br />
dem Film „Simon“ bekommen. Die Literatur adaption von<br />
Regisseurin Lisa Ohlin nach dem gleichnamigen Roman<br />
von Marianne Fredriksson, der Ende Juni in die deutschen<br />
Kinos kommt, lief in Schweden bereits im Dezember 2011<br />
an und erwies sich auf Anhieb als Kassenerfolg. Sie erzählt<br />
die zu Herzen gehende Geschichte des Jungen Simon (Bill<br />
Skarsgård), der im Zweiten Weltkrieg als Adoptivkind von<br />
Karin und Erik in einem Haus an der Küste vor Göteborg<br />
aufwächst. Doch trotz der Liebe, die ihm seine Eltern ge-<br />
DVD-TIPPS<br />
Traumatisierte Liebe<br />
Vor drei Jahren sorgte der Autor und<br />
Physiker Paolo Giordano mit seinem<br />
Roman „Die Einsamkeit der Primzahlen“<br />
in Italien, aber auch in<br />
Deutschland für Furore. Auch die Verfi<br />
lmung der schwierigen Liebe zwischen<br />
den beiden traumatisierten Einzelgängern<br />
Alice und Mattia rührt zutiefst<br />
an. Regisseur Saverio Costanzo<br />
gelingt es, die vorsichtige Annäherung<br />
der jungen Leute über die Jahre klug<br />
und sensibel in Szene zu setzen. GelungenerComingof-Age-Film,<br />
in<br />
dem Alba Rohrwacher<br />
und Luca Marinelli<br />
als Schauspieler<br />
brillieren. (Euro<br />
Video)<br />
Böses Gemetzel<br />
Wie brüchig die Fassade<br />
der Zivilisation<br />
sein kann, zeigt Roman<br />
Polanskis Verfi<br />
lmung von Yasmina<br />
Rezas Drama<br />
„Der Gott des Gemetzels“.<br />
Eigentlich wollen sich die<br />
beiden Ehepaare (gespielt von Jodie<br />
Foster, John C. Reilly, Kate Winslet und<br />
Christoph Waltz) nur darüber unterhalten,<br />
warum der elfjährige Ethan seinem<br />
gleichaltrigen Kameraden bei<br />
einem Streit zwei Zähne ausgeschlagen<br />
hat. Was als vernünftiges Gespräch<br />
beginnt, endet in einem wütenden,<br />
bisweilen grotesken Kampf zwischen<br />
Menschen, die einander in den Wahnsinn<br />
treiben. (Constantin Film)<br />
ben, hat der Junge das Gefühl, irgendwie anders zu sein.<br />
Simon, der nichts von seiner Mutter – Eriks Cousine – und<br />
seinem jüdischen Vater weiß, freundet sich mit Isaak (Karl<br />
Linnertorp) an, dem Sohn des Buchhändlers Ruben Lentov,<br />
der mit seiner Familie vor den Nazis nach Schweden gefl ohen<br />
ist. Simon setzt alles daran, die Geheimnisse um seine<br />
eigene Herkunft zu lüften – und wird dabei mit den Schrecken<br />
der Judenverfolgung konfrontiert. Jan Josef Liefers<br />
überzeugt in der Rolle des Ruben Lentov, für die er eigens<br />
die schwedische Sprache lernte. bai<br />
^ „Simon“. Filmstart: 28. Juni<br />
Marianne Fredriksson: „Simon“.<br />
Übersetzt von Senta Kapoun. S. Fischer,<br />
416 S., 9,95 € (D) • 10,3o € (A) • 14,90 sFr.<br />
40<br />
Sumpf aus Intrigen<br />
Der junge, ehrgeizige Stephen Meyers<br />
(Ryan Gosling), Mitglied des Wahlkampfteams<br />
des Präsidentschaftskandidaten<br />
Mike Morris (George Clooney),<br />
wird in eine schmutzige Affäre verwickelt<br />
– und der charmante demokratische<br />
Politiker, der vordergründig für<br />
Gerechtigkeit, Moral und Würde in der<br />
Politik eintritt, wird blitzschnell hineingezogen<br />
in einen Sumpf aus Lügen,<br />
Korruption und Intrigen. Der Politthriller<br />
„The Ides of March – Tage des<br />
Verrats“ ist bestes<br />
Hollywood-Kino –<br />
spannend, pointiert<br />
inszeniert und mit<br />
erstklassigen Schauspielern<br />
besetzt.<br />
(Universal)<br />
buchjournal 3_2012
CD-TIPPS<br />
YO-YO MA<br />
In die Prärie<br />
Für Yo-Yo Ma ist<br />
Cross-over nichts<br />
Neues. Dieses Mal<br />
hat sich der Starcellist<br />
mit einem<br />
Bluegrass-Trio zu<br />
„Goat Rodeo Sessions“<br />
in die Prärie begeben.<br />
(Sony Music)<br />
GIORA FEIDMAN<br />
Klezmer-König<br />
Niemand lässt die<br />
Klari<strong>net</strong>te schöner<br />
schluchzen, jammern<br />
und jubeln als<br />
Klezmer-König Giora<br />
Feidman. Hier<br />
tritt er zusammen<br />
mit der Gruppe Gitanes<br />
Blondes vors<br />
Mikro. (Pianissimo)<br />
MARIUS NESET<br />
Nordic Jazz<br />
Rhythmisch, kraftvoll,<br />
sensibel und<br />
originell: Das zeich<strong>net</strong><br />
das Spiel des<br />
jungen Saxofonisten<br />
Marius Neset aus.<br />
Für Jazzfans ist die<br />
neue Scheibe des<br />
Norwegers ein Muss.<br />
(Edition Records)<br />
DVD-TIPPS<br />
buchjournal 3_2012 41<br />
© ZDF<br />
Freundschaft in Zeiten des Krieges<br />
Ukraine 1941: Die beiden jüdischen Kinder Abrascha (gespielt vom jungen<br />
Stargeiger Elin Kolev) und Larissa (Imogen Burell) werden als musikalische<br />
Wunderkinder gefeiert. Den beiden Kindern<br />
und ihrer Freundin, der ebenfalls hochbegabten jungen<br />
deutschen Geigerin Hanna Reich, scheint die Welt<br />
offenzustehen – bis die Deutschen einmarschieren<br />
und die mörderische Jagd auf Juden beginnt. „Wunderkinder“<br />
ist ein sehenswerter, zu Herzen gehender<br />
Film über die Kraft der Musik. (Arthaus)<br />
Eisbären hautnah<br />
Kein anderer Sender dreht solch grandiose Natur- und Tier-Dokumentationen<br />
wie die BBC. Eine neue Meisterleistung ist der Film „Die Eisbären“,<br />
in dem der Zuschauer dem größten fl eischfressenden<br />
Landraubtier so nahe kommt wie noch nie. Mit speziellen<br />
Kameras, mal als Schneeball, mal als Mini-Eisberg<br />
getarnt, rückten die Filmemacher den Bären unmittelbar<br />
auf den Pelz und konnten so völlig neue Aspekte<br />
im Verhalten der weißen Riesen erforschen.<br />
Einzigartiger Tierfi lm für die ganze Familie. (Edel)<br />
Besuch in der Steinzeit<br />
In einem abgelegenen Tal in Südfrankreich machten Forscher 1<strong>99</strong>4 eine<br />
sensationelle Entdeckung: Sie fanden eine Höhle, die jahrtausendelang<br />
komplett von der Außenwelt abgeschnitten war und<br />
die ältesten Malereien enthält, die jemals gefunden<br />
wurden. Dem Filmemacher Werner Herzog war es vergönnt,<br />
„Die Höhle der vergessenen Träume“, die<br />
streng bewacht wird, mit seiner Kamera zu besuchen.<br />
„Es ist, als wäre hier die Seele des modernen Menschen<br />
erwacht“, sagt er. (Ascot Elite)<br />
Dänisch-schwedische Polizeiarbeit<br />
Eine zweigeteilte Frauenleiche, abgelegt auf der Öresundbrücke exakt<br />
auf der Grenze zwischen Schweden und Dänemark: Mit diesem Paukenschlag<br />
beginnt der fünfteilige Thriller „Die Brücke“. Doch es kommt noch<br />
krasser: Eine Hälfte des Körpers gehört einer schwedischen Politikerin,<br />
die andere einer dänischen Prostituierten. Der joviale dänische Polizist<br />
Martin und seine störrische schwedische Kollegin Saga machen sich gemeinsam<br />
an die Lösung des Falls. Beste skandinavische Krimikost! (Edel)<br />
Internationaler Einsatz: In „Die Brücke“<br />
müssen abscheuliche Frauenmorde aufgeklärt werden<br />
© Frank Röth<br />
DAS HÖRBUCH<br />
Die wahre Geschichte zum Film<br />
»Überaus hörenswert.« NDR Kultur<br />
4 CD ISBN 978-3-8337-2939-3 • € 19,<strong>99</strong> / SFr 28,90 UVP<br />
Diese<br />
ungewöhnli e<br />
Freunds a<br />
bri t alle Rekorde<br />
8 Millionen Kinobesucher in Deutschland und<br />
22 Millionen in Frankreich sind begeistert.<br />
»Ziemlich beste Freunde« gilt schon jetzt als<br />
der erfolgreichste französische Film aller Zeiten.<br />
Mit den aus dem Film bekannten Musiktiteln<br />
»Fly« und »Una Mattina«.<br />
Schauspieler Frank Röth,<br />
Stimme von Philippe aus dem<br />
Film, spricht das Hörbuch.<br />
Röth ist unter anderem als<br />
deutsche Stimme von Schauspielern<br />
wie David Arquette<br />
oder Jeremy Northam bekannt<br />
und spielt in zahlreichen Kino- und Fernsehproduktionen,<br />
u. a. in »Tatort« und »Der Alte.«<br />
»Gekonnt bringt Frank Röth die<br />
tragis en wie die komis en<br />
Momente zum Ausdru und ma t<br />
sie erlebbar.« Hörzu<br />
GoyaLiT<br />
www.goyalit.de<br />
EINSCANNEN –<br />
REINHÖREN!<br />
aus dem Hause JUMBO<br />
Neue Medien & Verlag GmbH •<br />
20259 Hamburg • info@jumbo-medien.de
MEDIATHEK<br />
GERHARD POLTS GESAMMELTE WERKE AUF CD<br />
Grantler und<br />
virtuoser Schweiger<br />
Als Kind wollte er eigentlich Bootsverleiher werden, doch<br />
dann sei er „durch Zufall“ Kabarettist geworden. Welch ein<br />
Glück, denn Gerhard Polt ist einzigartig und in seinem Humor<br />
und seiner Komik allenfalls mit Loriot zu vergleichen.<br />
In den späten 1970er Jahren machte sich der Grantler im<br />
Trachtenjanker mit der Fernsehserie „Fast wia im richtigen<br />
Leben“ bundesweit einen Namen und eroberte mit Filmen<br />
wie „Kehraus“ (1983) oder „Man spricht deutsh“ (1987) sogar<br />
das Kinopublikum. Mit seinem mitunter bitterbösen<br />
Humor demaskiert Polt das Kleinbürgertum – und er sorgte<br />
HÖRBUCH-TIPPS<br />
Skurrile Geschichten<br />
Wladimir Kaminers erstmals 2000 erschienener<br />
Kurzgeschichtenband „Russendisko“<br />
zu empfehlen hieße, Eulen<br />
nach Athen zu tragen. Doch auch wer<br />
das Buch schon kennt und vielleicht<br />
sogar kürzlich den gleichnamigen Kinofi<br />
lm gesehen hat, wird an „Russendisko<br />
Reloaded“ seinen Spaß haben,<br />
denn das Hörbuch enthält exklusiv<br />
neue skurrile Geschichten – natürlich<br />
wie immer gelesen vom Autor persönlich<br />
mit seinem wunderbaren russischen<br />
Zungenschlag.<br />
^ Wladimir Kaminer:„Russendisko<br />
Reloaded“.<br />
Random House<br />
Audio, 14,<strong>99</strong> € (D<br />
/ A) • 22,90 sFr.<br />
Reif für die Insel<br />
Gerhard Polt, der große Kabarettist und Bühnenkünstler, wird 70<br />
Okay, die tolle<br />
Strandkulisse mitsamt<br />
den halbnackten,<br />
gut gebauten<br />
Körpern<br />
bekommen Sie bei<br />
der Hörbuch-Fassung des Kinofi lms<br />
„Türkisch für Anfänger“ nicht mitgeliefert.<br />
Trotzdem ist die Geschichte von<br />
Lena (Josefi ne Preuß) und Cem (Elyas<br />
M’Barek), die sich gerade noch im Flugzeug<br />
ange faucht haben, dann über<br />
dem Meer mit dem Flugzeug abstürzen<br />
und sich auf eine einsame Insel retten,<br />
das ideale Hörvergnügen für die Urlaubsreise.<br />
^ Bora Dagtekin: „Türkisch für Anfänger.<br />
Hörspiel zum Kinofi lm“. Bastei Lübbe,<br />
2 CDs, 10,<strong>99</strong> € (D) • 11,10 € (A) • 16,90 sFr.<br />
auch für politische Skandale, etwa als ihm der Bayerische<br />
Rundfunk untersagte, den des Meineids überführten Bundesinnenminister<br />
Friedrich Zimmermann als „Old Schwurhand“<br />
zu bezeichnen. Polt quittierte dies bei der Verleihung<br />
des Deutschen Kleinkunstpreises 1980 mit einem zehnminütigen<br />
virtuosen Schweigen: „I sog nix!“ Zu seinem 70.<br />
Geburtstag erscheinen bei Kein & Aber alle neun Polt-CDs<br />
in einer Box, darunter so großartige Nummern wie „Mai<br />
Ling“ auf der CD „D’Anni hat gsagt …“: Herr Grundwürmer<br />
stellt uns seine neue Frau Mai Ling vor, die er vor drei Wochen<br />
„für 2 785 Mark ab Bangkok Airport“ gekauft hat. „500<br />
Mark mehr und ich hätte ein Vietnamesin haben können, di<br />
san noch a weng robuster, sagn’s. Also ich bin sehr zufrieden.<br />
Sie ist auch ausgesprochen sauber, sie schmutzt nicht,<br />
wie der Asiate an und für sich ja nicht schmutzt.“ bai<br />
^ Gerhard Polt: „Opus Magnum“. Kein & Aber,<br />
9 CDs im Schuber, 49,90 € (D / A) • 59,90 sFr.<br />
Neue Lebensfreude<br />
42<br />
© picture-alliance<br />
Millionen Menschen sahen den anrührenden<br />
Kinofi lm „Ziemlich beste<br />
Freunde“ über Philippe Pozzo di Borgo;<br />
die Geschichte eines Mannes, der nach<br />
einem Unfall vom Hals abwärts querschnittsgelähmt<br />
ist und durch seinen<br />
Pfl eger, den arbeitslosen Ex-Sträfl ing<br />
Abdel, neue Lebensfreude gewinnt.<br />
Uneingeschränkt empfehlenswert ist<br />
auch die Hörbuchfassung des autobiografi<br />
schen Berichts, gelesen von Frank<br />
Röth, der im Film dem französischen<br />
Darsteller des Philippe, François Cluzet,<br />
die Stimme leiht.<br />
^ Philippe Pozzo<br />
di Borgo: „Ziemlich<br />
beste Freunde“.<br />
Jumbo, 19,<strong>99</strong> €<br />
(D / A) • 28,90 sFr.<br />
CD-TIPPS<br />
„BAROQUE ORIENTAL“<br />
Fremde Nähe<br />
Niemand verbindet<br />
Orient und Okzident<br />
so sinnlich und<br />
virtuos wie das Pera<br />
Ensemble. Monteverdi<br />
neben traditionellen<br />
türkischen<br />
Klängen – einzigartig.<br />
(Berlin Classics)<br />
HARRY POTTER<br />
Zauberhaft<br />
Nicht nur die Harry-<br />
Potter-Filme, auch<br />
die dazugehörigen<br />
Soundtracks sind<br />
Kult. Auf zwei CDs<br />
sind hier alle Themenzusammengefasst<br />
und eingespielt<br />
vom Prager Sinfonieorchester.<br />
(Silva)<br />
A CAPPELLA<br />
Friedlich<br />
Auch wenn der Titel<br />
plakativ klingt: Die<br />
CD „Friede auf Erden“<br />
vereint wunderbare<br />
und erstklassig<br />
gesungene<br />
A-cappella-Werke<br />
von Heinrich<br />
Schütz bis heute.<br />
(Farao Classics)<br />
buchjournal 3_2012
DVD-TIPPS<br />
Generation Bindungsangst Räuberpistole<br />
Über die Generation 30 war in<br />
den vergangenen Monaten<br />
viel zu lesen. Es war von nicht<br />
mehr ganz jungen Leuten die<br />
Rede, die verunsichert sind,<br />
Angst vor dem Versagen und<br />
vor festen Bindungen haben.<br />
So sieht sich die Generation jedenfalls selbst in<br />
Büchern wie „Heult doch: Über eine Generation<br />
und ihre Luxusprobleme“ (Piper) von Meredith<br />
Haafs oder Nina Pauers „Wir haben keine Angst“<br />
(S. Fischer). Nun lässt sich das Seelenleben der<br />
30-Jährigen auch im Heimkino besichtigen: „The<br />
Future“ zeich<strong>net</strong> das Porträt einer Generation, die<br />
ihren Alltag hasst, aber weder den Mut noch die<br />
Kraft besitzt, neu durchzustarten. Sophie (Miranda<br />
July) und Jason (Hamish Linklater) teilen seit vier<br />
Jahren Bett und Tisch. Sie haben beschlossen,<br />
demnächst eine kranke Katze aus einem Tierheim<br />
zu adoptieren – ein Ereignis, das ihr Leben völlig<br />
durcheinanderbringt. Denn ihnen geht auf, dass<br />
sie in Kürze eine nie gekannte Verantwortung<br />
übernehmen werden, für die sie erst einmal bereit<br />
sein müssen. (Alamode Film)<br />
KEIRA<br />
KNIGHTLEY<br />
Vor zwei Jahren war „Verrücktes Blut“ im Berliner<br />
Ballhaus Naunynstraße der Theaterhit der<br />
Saison, nun erscheint die Inszenierung mit der<br />
grandiosen Sesede Terziyan in der Hauptrolle auf<br />
DVD. Sie spielt die völlig überforderte Lehrerin,<br />
die ihren Schülern – ausschließlich schreiende,<br />
fl uchende und pöbelnde Jungs und Mädchen mit<br />
Migrationshintergrund – Schillers „Räuber“ nahebringen<br />
will. Die Situation eskaliert, als plötzlich<br />
eine Pistole auf dem Boden liegt, die sich die<br />
Lehrerin schnappt – und den Spieß umdreht:<br />
Durch die Knarre wird die Schüchterne zur Mächtigen<br />
und die Maulhelden mutieren zu kleinlauten<br />
Würstchen, die ihre Rollen brav aus gelben<br />
Reclam-Heftchen ablesen. Dass es zutiefst<br />
terroristische Methoden sind, mit denen die Lehrerin<br />
ihren Schülern die Schiller’schen Begriffe<br />
von Respekt, Aufklärung und<br />
Freiheit eintrichtern will, ist<br />
der Clou des Stücks, das auf<br />
dem französischen Film „La<br />
journée de la jupe“ mit Isabelle<br />
Adjani in der Hauptrolle<br />
basiert. (BelAir Edition)<br />
VIGGO<br />
MORTENSEN<br />
MICHAEL<br />
FASSBENDER<br />
Getanzte<br />
Refl exionen<br />
Seit mittlerweile 39 Jahren<br />
wirkt John Neumeier<br />
am Hamburger Ballett:<br />
als Direktor, Chefchoreograf und<br />
seit 1<strong>99</strong>6 als Intendant des Hauses. Seine Deutungen<br />
klassischer Werke wie „Der Nussknacker“<br />
oder „Dornröschen“ schrieben ebenso Geschichte<br />
wie seine Choreografi en der Sinfonien Gustav<br />
Mahlers oder Bachs Matthäus-Passion. Ein weiterer<br />
Höhepunkt war sein 2003 uraufgeführtes<br />
Ballett „Tod in Venedig“ nach Thomas Manns<br />
Novelle, das ein Jahr später im Festspielhaus Baden-Baden<br />
gastierte, vom SWR aufgezeich<strong>net</strong><br />
wurde und nun auf DVD vorliegt. In Neumeiers<br />
Interpretation ist Gustav Aschenbach (getanzt<br />
von Lloyd Riggins) kein alternder Schriftsteller,<br />
sondern ein Choreograf, der zu Klängen von Bach<br />
und Wagner an einem Ballett über Friedrich den<br />
Großen arbeitet. In Neumeiers Interpretation ist<br />
„Tod in Venedig“ ein „Totentanz“ in zehn Teilen:<br />
eine getanzte Refl exion über die vielschichtigen<br />
Inhalte der Handlung, in der Realität und Fantasie<br />
ineinanderzufl ießen scheinen. (Arthaus Musik)<br />
VINCENT<br />
CASSEL<br />
VOM REGISSEUR VON A HISTORY OF VIOLENCE UND TÖDLICHE VERSPRECHEN<br />
EINE DUNKLE BEGIERDE<br />
„EDEL AUSGESTATTETES,<br />
STARK GESPIELTES<br />
DREIECKSDRAMA“<br />
HÖRZU<br />
„SPANNENDES<br />
KAMMERSPIEL MIT<br />
PROVOKANTEN SZENEN“<br />
AB buchjournal 3_2012 14.06. AUF 43 BLU-RAY & DVD! Film<br />
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© 2011 Lago Film GmbH Talking Cure Productions Limited RPC Danger Ltd Elbe Film GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Artwork: © 2012 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
Der Aufstieg<br />
des Vito Corleone<br />
Bitte einsteigen: Szenenbild aus dem Film<br />
„Per Anhalter durch die Galaxis“ (2005)<br />
© picture-alliance / dpa / dpaweb MEDIATHEK_NEUE HÖRBÜCHER<br />
Manche Geschichten<br />
dürften nie zu Ende<br />
gehen. Sie sind so<br />
spannend und so gewaltig,<br />
dass sie im<br />
Grunde immer weiter<br />
erzählt werden sollten.<br />
Zu dieser Art von Geschichten gehört sicher<br />
auch Mario Puzos Gangsterepos „Der Pate“. Und<br />
jetzt geht es in der Tat weiter: In „Die Corleones“<br />
schildert Puzo, wie der Don zum Don wurde. Er<br />
berichtet vom Aufstieg Vito Corleones im New<br />
York der frühen 1930er Jahre, von Bandenkriegen,<br />
von Überfällen und von Söhnen, die beginnen<br />
ihre eigenen Wege zu gehen. Puzo selbst<br />
hat noch das Drehbuch zur Vorgeschichte seines<br />
„Paten“ geschrieben, Edward Falco hat dann einen<br />
Roman daraus gemacht. Stephan Benson,<br />
der als Synchronsprecher seine Stimme neben<br />
anderen auch Ken<strong>net</strong>h Branagh und Daniel Craig<br />
leiht, liest die frühe Mafi ageschichte mit aller<br />
gebotenen Kälte und Überlegenheit. Ihm gelingt<br />
es, die typische mafi öse Flachheit der<br />
Stimme anzudeuten, ohne in eine Karikatur des<br />
fl üsternden Paten und seiner Männer zu verfallen.<br />
Seine Stimme strahlt oftmals große Nachdenklichkeit<br />
und Ruhe aus – was die Spannung<br />
nur noch erhöht. Und spannend ist die Geschichte<br />
des Aufstiegs von Vito Corleone zum Paten<br />
fast immer. Im Ganzen: ein Angebot, das man<br />
nicht ablehnen kann. rma<br />
^ Mario Puzo, Edward Falco: „Die Corleones“.<br />
Gelesen von Stephan Benson. Der Audio Verlag,<br />
8 CDs, 24,<strong>99</strong> € (D) • 25,20 € (A) • 36,90 sFr.<br />
Nur mal kurz<br />
die Welt retten<br />
Für einen Engländer, den es nach ein paar<br />
Abenteuern im Weltraum auf die prähistorische<br />
Erde verschlagen hat, wo er einsam<br />
lebt und sich eine Tasche aus Kaninchenfell<br />
gebastelt hat, ist es natürlich eine gigantische<br />
Aufgabe: Er muss das Universum retten.<br />
Aber Arthur Dent nimmt die Herausforderung<br />
an. Denn einer muss es ja tun. Und<br />
es stehen ihm ja auch seine außerirdischen<br />
Freunde Slartibartfast, Ford Perfect und die<br />
schöne Trillian zur Seite. Also mischt sich<br />
Dent in die Krikkit-Kriege ein, besucht die<br />
längste Party der Welt und lernt zu fl iegen,<br />
indem er sich auf den Boden wirft – aber<br />
immer knapp daneben. Wer sich in das kuriose<br />
Universum von Douglas Adams und<br />
seinem großartigen Reiseführer „Per Anhalter<br />
durch die Galaxis“ begibt, kann sich<br />
freuen, wenn er einen kundigen Begleiter<br />
hat. Andreas Fröhlich zum Beispiel. Der<br />
Schauspieler und Synchronsprecher (von<br />
John Cusack, Edward Norton und Gollum<br />
aus „Herr der Ringe“) führt den Hörer souverän<br />
durch das Leben, das Universum und<br />
den ganzen Rest. Galaktisch gut. rma<br />
^ Douglas Adams: „Das Leben, das Universum<br />
und der ganze Rest“. Gelesen von Andreas Fröhlich.<br />
Der Hörverlag, 5 CDs, 29,<strong>99</strong> € (D / A) •<br />
42,50 sFr.<br />
Berichte von der Nachtseite<br />
einer Großstadt<br />
Er hat es mit Lebensmüden<br />
zu tun<br />
und mit Betrunkenen,<br />
mit Verletzten,<br />
Obdachlosen,<br />
Prostituierten und<br />
auch mit Mördern.<br />
Und selbstverständlich rufen auch Witzemacher<br />
und Querulanten bei ihm an. Cid Jonas Gutenrath<br />
ist einer der Männer, die man hört, wenn man die<br />
Notrufnummer 110 wählt. Er hört zu, versucht mit<br />
Worten zu helfen und schickt Polizeifahrzeuge<br />
und Rettungswagen los. Er gehört zu den Menschen,<br />
die viel erzählen können über das Leben in<br />
unseren Großstädten, über Einsamkeit, Angst und<br />
Leid. Seine Erfahrungen hat Gutenrath jetzt aufgeschrieben.<br />
Nicht wie Einsatzberichte, sondern so,<br />
wie man es vielleicht einem Kumpel erzählen<br />
würde. Genau in diesem Tonfall liest der Schauspieler<br />
Peter Jordan die Berichte von der Nachtseite<br />
der Großstadt: hemdsärmelig, lässig und immer<br />
auch sehr humorvoll. Und das, obwohl das<br />
meiste gar nicht zum Lachen ist. rma<br />
^ Cid Jonas Gutenrath: „‚110 – Ein Bulle hört zu“. Gelesen<br />
von Peter Jordan. HörbucHHamburg, 4 CDs,<br />
14,<strong>99</strong> € (D / A) • 21,90 sFr.<br />
Naddi und der Nacktschläfer<br />
Herr Krenke hat ein<br />
Problem. Es sitzt auf<br />
der Toilette, sagt „Hi“<br />
und hält sich kichernd<br />
die „Gala“ vors Gesicht,<br />
als Herr Krenke eintritt.<br />
Krenke ist nämlich<br />
Nacktschläfer und kleidet sich nicht extra an,<br />
wenn er nächtens das Bad aufsucht. Die erste Begegnung<br />
mit Naddi, der „Hi“-Sagerin, ist also<br />
missglückt. Und auch danach wird das Verhältnis<br />
nicht besser. Denn Naddi ist schwatzhaft, vorlaut,<br />
distanzgemindert – und die neue Freundin von<br />
Konrad, dem schwer verliebten Sohn von Max<br />
Krenke. Stefan Schwarz, Kolumnist der Berliner<br />
Zeitschrift „Das Magazin“, hat einen wunderbaren<br />
Blick für abgründige und witzige Alltagssituationen,<br />
und er hat hörbar Spaß an schön gedrechselten<br />
Sätzen. Der Autor liest hier selbst, und die<br />
milde Verzweifl ung in dieser eher sachlichen<br />
Stimme passt wunderbar zur klug erzählten und<br />
überaus komischen Familiengeschichte. rma<br />
^ Stefan Schwarz: „Das wird ein bisschen wehtun“.<br />
Gelesen vom Autor. Deutsche Grammophon, 4 CDs,<br />
14,<strong>99</strong> € (D) • 15,20 € (A) • 22,90 sFr.<br />
44<br />
buchjournal 3_2012
Auf Glückssuche in Berlin<br />
Die Werke Hans Falladas<br />
haben seit<br />
dessen Tod 1947<br />
mehr als eine Renaissance<br />
erlebt.<br />
Die jüngste im vorigen<br />
Jahr, als sein<br />
Roman „Jeder stirbt für sich allein“ zum internationalen<br />
Bestseller avancierte. 1978 war es sein<br />
Roman „Ein Mann will nach oben“, der durch die<br />
13-teilige Verfi lmung mit Mathieu Carrière, Ursela<br />
Monn und Harald Juhnke im Fokus stand. Nun<br />
also die erste Hörbuchfassung von Falladas 1941<br />
entstandenem Buch, dessen Erscheinen 1953 er<br />
nicht mehr erlebt hat. Die Geschichte vom jungen<br />
Karl Siebrecht, der nach Berlin zieht, um dort sein<br />
Glück und viel Geld zu machen, liest – vielstimmig<br />
und virtuos berlinernd – der in Süddeutschland<br />
geborene und aufgewachsene Ulrich Noethen.<br />
Für seine Aufnahme von „Jeder stirbt für<br />
sich allein“ ist er übrigens für den Deutschen Hörbuchpreis<br />
2012 nominiert. bai<br />
^ Hans Fallada: „Ein Mann will nach oben“.<br />
Gelesen von Ulrich Noethen. Osterwoldaudio,<br />
8 CDs, 24,<strong>99</strong> € (D / A) • 36,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 45<br />
Leben im Einklang<br />
mit der Natur<br />
Im Frühjahr 1845 baute sich Henry David Thoreau<br />
am Waldensee, nahe seinem Wohnort Concord in<br />
Massachusetts, ein Blockhaus. Zweieinhalb Jahre<br />
lebte der Philosoph dort und schrieb danach ein<br />
Buch, mit dem er sich zu einer Art Urvater der<br />
Ökobewegung machte: „Walden oder Leben in<br />
den Wäldern“. Auch wenn er es mit dem einfachen<br />
Leben im Wald nicht ganz so genau nahm und er<br />
seine Wäsche regelmäßig nach Concord brachte,<br />
Thoreaus Idee eines alternativen, besseren Lebens<br />
im Einklang mit der Natur fi ndet bis heute viele<br />
Anhänger. Auszüge aus seinem Buch, dessen Gedanken<br />
auch noch im 21. Jahrhundert modern und<br />
bedenkenswert erscheinen, lassen sich auf dieser<br />
CD nachhören. Besonnen und nachdenklich gelesen<br />
von Burghart<br />
Klaußner. bai<br />
^ Henry David<br />
Thoreau: „Wo und<br />
wofür ich lebte“.<br />
Gelesen von Burghart<br />
Klaußner. Diogenes,<br />
17,90 € (D / A) •<br />
29,90 sFr.<br />
Im Nachhaltigkeitswahn<br />
Doch, den Klimawandel<br />
gibt es. Das<br />
immerhin gibt Alexander<br />
Neubacher<br />
zu. Der „Spiegel“-<br />
Redakteur setzt sich<br />
seit Jahren mit dem<br />
Thema auseinander.<br />
Sein Fazit: Deutschland hat den „Ökofi mmel“. Im<br />
typischen „Spiegel“-Ton zeich<strong>net</strong> er ein irrwitziges<br />
Bild von einem Land im Nachhaltigkeitswahn. Mit<br />
vielen Fakten (und auch ein paar nicht immer<br />
ganz statthaften Vergleichen) lädt er zum Realitätscheck<br />
einiger unserer Gewissheiten ein. Klimaschutz,<br />
so seine These, ist nicht mit Zwang zu<br />
Energiesparlampen zu erreichen, sondern mit<br />
Wachstum in den Schwellenländern. Thomas<br />
Schmuckert liest mit sonorer Stimme und der<br />
Dynamik eines aufstrebenden Nachrichtensprechers.<br />
Das passt zur Generalthese des Autors: Den<br />
Umweltproblemen ist nicht mit heißem Herzen zu<br />
begegnen, sondern mit kühlem Kopf. rma<br />
^ Alexander Neubacher: „Ökofi mmel“. Gelesen von<br />
Thomas Schmuckert. Deutsche Grammophon, 4 CDs,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,20 € (A) • 30,40 sFr.
MEDIATHEK_HÖRSPIEL<br />
James Joyce’ „Ulysses“ ist nicht zuletzt ein<br />
virtuoses Kunstwerk der Stimmen und Sprachen.<br />
Und doch erscheint der legendäre, klassische<br />
Roman erst jetzt als Hörspiel. Das Projekt mit<br />
Starschauspielern ist eine Meisterleistung.<br />
Weltliteratur<br />
als Sprach-Oper<br />
TEXT: WOLFGANG SCHNEIDER<br />
D er<br />
„Ulysses“ ist die Bibel der Moderne.<br />
Kein anderes Buch hat mit solcher<br />
Kühnheit literarische Konventionen aufgesprengt<br />
und neue Erzählweisen ausprobiert.<br />
Zugleich ist der Roman eine Pionierleistung<br />
des erweiterten Realismus. Der<br />
„Ulysses“ bietet eine Fülle plastischer Charaktere<br />
und Originale – Menschen von einer<br />
physischen Präsenz, wie es sie zuvor in der<br />
Literatur nicht gab. An diesem einen Tag in<br />
Dublin, dem 16. Juni 1904, lernen wir das<br />
ganze Leben der Hauptfi guren kennen. Nur<br />
dass nicht alles schön der Reihe nach von A<br />
bis Z erzählt, sondern wie ein Puzzlespiel in<br />
Tausenden verstreuten Teilen dargeboten<br />
wird. Jedes Detail ist passgenau. Aber man<br />
muss es erst einmal fi nden.<br />
Deshalb ist das Lesevergnügen bekanntlich<br />
nicht ohne Mühe zu haben. Auch das<br />
opulente, bloomsdaylange Hörspiel ist<br />
eine Herausforderung – eine großartige.<br />
Kein Spannungs-Hörkino, sondern eine<br />
Sprach-Oper, die die polyphone Stilvielfalt<br />
und Wortmusik des „Ulysses“ sinnlich erfahrbar<br />
macht. Unter der Regie von Klaus<br />
Buhlert agiert ein hochklassiges Ensemble,<br />
darunter Dietmar Bär als Annoncenakquisiteur<br />
Leopold Bloom und Birgit Minichmayr<br />
als seine laszive Ehefrau Molly. Jens<br />
Harzer spricht den fragilen Intellektuellen<br />
Stephen Dedalus. Besonders toll: Thomas<br />
Thieme, dessen bärbeißiger Bass die grobianischen<br />
Rollen im Alleingang übernimmt<br />
und mit leicht sächsischem Einschlag ins<br />
Komische hinüberspielt – auch den Part<br />
des patriotischen „Kyklopen“, der Bloom<br />
üblen antisemitischen Anwürfen aussetzt.<br />
Stimmen, Musik, Motivarbeit: Buhlert<br />
zieht Fäden durchs Labyrinth, öff<strong>net</strong> Zugänge<br />
auch in die hermetischen Partien, darunter<br />
das Sirenen-Kapitel, ein aus Leitmotiven<br />
und Lautmalerei komponierter Text,<br />
in dem die Sprache zum Gesang wird. 150<br />
Seiten des Romans wurden bereits von Joyce<br />
als eine Art Hörspiel geschrieben: das Kirke-<br />
Kapitel, ein phantasmagorisches Traumspiel<br />
im Bordellviertel. Es ist ein Höhepunkt<br />
des Hör-„Ulysses“, ein verwegenes Ragout<br />
aus Sauerei, Satire und subtilem Nonsens.<br />
Großartig klingt auch Joyce’ eigene Lieblingsepisode,<br />
das Heimkehr-Kapitel „Ithaka“.<br />
Es ist in Interviewform gehalten: lauter<br />
ziemlich bizarre Fragen, die ausschweifende<br />
und absonderliche Antworten verlangen,<br />
ein wunderbares Duett für einen Vater, der<br />
einen Sohn, und einen Sohn, der keinen<br />
Vater sucht.<br />
Eminent hörspieltauglich sind die vielen<br />
Parodien und Sprachspiele, etwa wenn Corinna<br />
Harfouch den sentimentalen Kitschromanstil<br />
im Nausikaa-Kapitel liest, wo<br />
Bloom voyeuristische Höhepunkte mit Gerty<br />
MacDowell (Anna Thal bach) erlebt, wäh-<br />
Lesezeichen<br />
j<br />
James Joyce: Ulysses. Gelesen<br />
von Corinna Harfouch,<br />
Dietmar Bär, Manfred Zapatka<br />
u.a. Der Hörverlag, 23 CDs,<br />
<strong>99</strong>,<strong>99</strong> € (D / A) • 139,– sFr.<br />
rend sich das Feuerwerk in den Himmel<br />
über Dublin ergießt. Und wie schildert man<br />
zwei müde Männer, die nach ausschweifenden<br />
Erlebnissen im Hafenviertel angetrunken<br />
nach Hause schwanken? Indem man<br />
auch die Sprache stolpern lässt und sie überfrachtet<br />
mit matten Wendungen, Floskeln,<br />
Verhedderungen und sich verlaufenden Assoziationen.<br />
Eine „müde Ein-Uhr-nachts-<br />
Schreibe“ hat Anthony Burgess das genannt<br />
– und sie wird wunderbar hemdsärmelig<br />
und zerfahren gelesen von Jürgen Holtz.<br />
James Joyce war ein hochmusikalischer<br />
Ohrenmensch. Der „Ulysses“ ist ein erlauschtes<br />
Buch: Die Welt ist Ton und<br />
Sprachklang – und nun auch das beste Hörspiel<br />
des Jahres. <br />
46<br />
Bloomsday im Tonstudio (von<br />
oben): Corinna Harfouch und<br />
Regisseur Klaus Buhlert,<br />
Stefan Wilkening, Jens Harzer<br />
buchjournal 3_2012<br />
alle © SWR / Conny Fischer / Hörverlag
„Epochales Abenteuerkino im Stil des Filmepikers David<br />
Lean – bildgewaltig, wildromantisch und stark besetzt.“ Cinema<br />
AB 14. JUNI AUF BLU-RAY & DVD<br />
NACH EINER<br />
WAHREN GESCHICHTE<br />
AB 26. JUNI AUF BLU-RAY & DVD<br />
Artwork: © 2012 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Film: © QUINTA COMMUNICATIONS – PRIMA TV – FRANCE 2 CINÉMA – CARTHAGO FILMS. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Film: © 2012 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten. Artwork: © 2012 Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
BuchTipps<br />
Schwacher Mann liebt<br />
starke Frau: Geht das gut?<br />
Wie schwach wünscht<br />
sich die moderne Frau<br />
ihren Mann wirklich?<br />
Wie stark sollte die moderne<br />
Frau nach den<br />
Vorstellungen des modernen<br />
Mannes sein?<br />
Dieses Buch gibt ein<br />
Bild emotional gelebter<br />
Wirklichkeit, wie es in<br />
dieser Form noch nie<br />
vorgelegt wurde. Denn der Autor schreibt aus<br />
unmittelbarer Erfahrung. Nach zehn gemeinsamen<br />
Jahren zerbrach seine ungewöhnliche<br />
Freundschaft mit einer Frau, die ihn erstaunte,<br />
irritierte und zurückließ.<br />
Neben der Brisanz des persönlichen Falles<br />
wird ein unerlässliches Quellenwerk für jeden<br />
geliefert, der dieses Tabuthema näher kennenlernen<br />
möchte.<br />
<br />
Andreas Schäfer: Ein letztes Tabu. Romneya-Verlag,<br />
187 S., 13,80 € (D) • 14,20 € (A) • 19,80 sFr.,<br />
ISBN 978-3-934502-07-9,<br />
www.aschaefer59.de<br />
Die kleine Seenadel kommt<br />
in die Schule<br />
Im Sturm hat die<br />
kleine Seenadel die<br />
Herzen der kleinen<br />
und großen Meer-<br />
Entdecker an Nord-<br />
und Ostsee erobert,<br />
mit 4 Büchern, einer<br />
CD und einem<br />
Kinder-Radio. Bereits<br />
in der 3. Aufl age erscheint dieses Bilderund<br />
Vorlesebuch für Schulanfänger.<br />
„Diese Geschichte ist wunderschön! Mit<br />
Wortspiel, Witz, Spannung und kleinen Gesten<br />
der Achtsamkeit führt die Autorin mit<br />
Fingerspitzengefühl durch den Schulalltag<br />
und vermittelt ganz nebenbei soziale Kompetenz.<br />
Sehr empfehlenswert!“ (P. Lonscher,<br />
Erziehungswissenschaftlerin und Spieltherapeutin)<br />
Dieses Buch gehört in jeden Strandkorb und<br />
ist ideal für die Schultüte.<br />
<br />
Nicole Bernard / Nane Friedel (Illustrationen):<br />
Die kleine Seenadel. „Kleinfi schschule Ahoi“,<br />
fi schlandverlag, 24 S., 24 farbige Illustrationen,<br />
9,90 € (D) • 10,00 € (A), ISBN 978-3-941652-02-6,<br />
www.die-kleine-seenadel.de<br />
Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />
Unterwegs auf allen Meeren<br />
Schiffsreisen sind eine<br />
entspannte und reizvolle<br />
Art zu reisen,<br />
verbinden sie doch auf<br />
angenehme Weise das<br />
erholsame Leben an<br />
Bord mit dem Entdecken<br />
grandioser Landschaften,<br />
einzigartiger<br />
Naturdenkmäler und<br />
faszinierender Städte.<br />
Dieses reich bebilderte »Kreuzfahrtbuch«<br />
mit sorgfältig ausgewählten Schiffsrouten<br />
durch die Weltmeere stellt detailliert Routenverlauf<br />
und Themenseiten zur Landeskunde<br />
vor. Es enthält Porträts der verschiedenen<br />
Kreuzfahrtschiffe sowie Informationen<br />
und Tipps zur Reise.<br />
- Die schönsten Kreuzfahrtziele<br />
- Die interessantesten Landausfl üge<br />
- Die spektakulärsten Luxusliner<br />
<br />
Unterwegs auf allen Meeren. Kunth Verlag,<br />
528 S., Flexobroschur, 29,95 € (D) • 30,80 € (A)<br />
• 47,90 sFr.,<br />
ISBN 978-3-8<strong>99</strong>44-821-4<br />
Wie ein Funke im Feuer<br />
Black Hills um 1790.<br />
Tanzt-im-Feuer, ein<br />
junger Lakota-Krieger<br />
trifft bei einem Erkundungsritt<br />
auf ein<br />
feindliches Mädchen.<br />
Aus Sorge, sie könnte<br />
ihr Dorf warnen,<br />
schießt sein Bruder einen<br />
Pfeil auf die<br />
Flüchtende und nur im<br />
letzten Moment kann Tanzt-im-Feuer verhindern,<br />
dass sein Bruder das Mädchen mit<br />
seiner Keule erschlägt. Sie bleibt verletzt zurück<br />
und den ganzen Winter über wird<br />
Tanzt-im-Feuer in seinen Träumen von der<br />
Erinnerung an ihre entsetzten Augen verfolgt.<br />
Das Schicksal führt die beiden wieder<br />
zusammen und eine gefahrvolle Reise<br />
nimmt ihren Anfang, überschattet von der<br />
Vision der großen Bärin.<br />
Kerstin Groeper: Wie ein Funke im Feuer.<br />
Traumfänger Verlag, 526 S., 24,50 € (D),<br />
ISBN 978-3-941485-13-6<br />
George MacDonald Fraser:<br />
Flashman im Großen Spiel.<br />
Kuebler Verlag, 500 S., 9,95 € (D / A)<br />
• 10,95 sFr., ISBN 978-3-942270-95-3<br />
<br />
48<br />
Anzeige<br />
Flashman im Großen Spiel (Bd. 5)<br />
Der Große Indische<br />
Aufstand (Sepoy-<br />
Krieg) bricht 1857 aus.<br />
Harry Flashman ist politischer<br />
Agent, eine<br />
Rolle, die ihm eigentlich<br />
gut gefällt, da sie<br />
ungefährlich erscheint<br />
und man keine Ergebnisse<br />
vorweisen muss.<br />
Aber wie üblich hat er<br />
sich verrech<strong>net</strong> und er<br />
gerät in die Brennpunkte des Aufstandes. Er<br />
lernt die wunderschöne Rani Lakschmibai<br />
(eine Heldin der indischen Geschichte) kennen<br />
und lieben, er ist beim Massaker von<br />
Kanpur dabei und trifft seinen Freund Ilderim<br />
wieder. Spannend, abwechslungsreich<br />
und voller historischer Details, politisch gewohnt<br />
unkorrekt und mit viel Humor.<br />
Welpen mit Spaß erfolgreich<br />
erziehen!<br />
Die Welpenzeit ist<br />
eine tolle Zeit, voller<br />
Zuversicht und<br />
Übermut. In ihr<br />
lernt der Welpe am<br />
meisten und so<br />
sollte sie voller<br />
Entdckungen und<br />
richtiger Erziehung<br />
stecken, damit er<br />
sich zu einem ausgeglichenen Hund entwickeln<br />
kann. Basierend auf dem neuesten<br />
Stand der Hundeforschung hilft Ihnen dieses<br />
Buch, Ihrem Welpen alles Notwendige beizubringen,<br />
und sicherzustellen, dass er alle<br />
wichtigen Lernschritte zum richtigen Zeitpunkt<br />
macht. Es begleitet junge Hundebesitzer<br />
vom ersten Kennenlernen über die richtige<br />
Futterauswahl bis zur Stubenreinheit.<br />
Das Erfolgskonzept lautet dabei „Hundeerziehung<br />
durch positives Bestärken“.<br />
Welpenschule. Hundeerziehung von Anfang an.<br />
Dorling Kindersley, 192 S., 1000 Abbildungen,<br />
16,95 € (D) • 17,50 € (A) • 24,50 sFr.,<br />
ISBN 978-3-8310-2087-4<br />
buchjournal 3_2012
BuchTipps<br />
Geniale Rezepte mit Bier<br />
Wozu mit Wasser<br />
kochen wenn es Bier<br />
gibt? Der Bierexperte<br />
Paul Mercurio<br />
präsentiert in diesem<br />
Buch 85 originelle<br />
Rezepte für<br />
würzige Hauptspeisen,<br />
pikante Snacks<br />
und süße Desserts<br />
mit Bier. Ob Lamm-<br />
Tagine mit dunklem Bier, Weißbier-Risotto<br />
mit Tomate und Rucola, frittierte Krabben<br />
im Bierteig, Bier-Sorbets, Banane-Hefeweizen-Vollkornbrot<br />
oder Bieramisu - dieses<br />
Buch beweist: Bier ist nicht nur zum Trinken<br />
ein wahrer Genuss! Das perfekte Geschenk<br />
für Männer und alle Bier-Liebhaber!<br />
<br />
Paul Mercurio: Kochen mit Bier. Die besten<br />
Rezepte von deftig bis raffi niert. Dorling<br />
Kindersley, 224 S., 19,95 € (D) • 20,60 € (A)<br />
• 28,50 sFr., ISBN 978-3-8310-2116-1<br />
Vintage in der Vase<br />
Mit dem Blick einer<br />
Malerin arrangiert<br />
Vic Brotherson<br />
Rosen und<br />
Hortensien in Zuckerdosen<br />
und romantischen<br />
Vasen<br />
oder verwendet<br />
Flohmarktfunde<br />
zusammen mit<br />
zauberhaften Gestecken.<br />
Vic Brotherson schärft den Blick für das, worauf<br />
es bei der Gestaltung mit Blumen ankommt.<br />
Viele Tipps der Star-Floristin zeigen,<br />
wie einfach es sein kann, mit ein wenig<br />
Gespür die richtige Gestaltung und Platzierung<br />
für jede Blume und jede Einrichtung<br />
zu fi nden.<br />
Lassen Sie sich inspirieren!<br />
Vic Brotherson: Vintage Flowers.<br />
Jan Thorbecke Verlag, 176 S., 24,90 € (D)<br />
• 25,60 € (A) • 35,50 sFr.,<br />
ISBN 978-3-7<strong>99</strong>5-0708-0<br />
buchjournal 3_2012<br />
Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />
49<br />
Hintergrundwissen für<br />
Problemhaut & Co.<br />
<br />
Korneotherapie –<br />
Bindeglied zwischen Dermatologie und<br />
Kosmetik<br />
Dr. Hans Lautenschläger<br />
KOKO Kosmetikvertrieb GmbH & Co. KG<br />
Die Korneotherapie ist<br />
für viele noch ein<br />
Fremdwort. Doch entdeckt<br />
der Leser schnell,<br />
dass sie das Synonym<br />
für eine konsequente<br />
und nachhaltige Hautpfl<br />
ege ist, die sich einer<br />
wissenschaftlichen Basis<br />
bedient. Aspekte zur<br />
Auswahl von Präparaten, Inhaltsstoffen, Indikationen<br />
und Behandlungen werden zusammenhängend<br />
dargestellt. Das Buch<br />
dient gleichermaßen der Weiterbildung von<br />
Dermatologen, Apothekern und Kosmetologen,<br />
die sich mit der Hautpfl ege und Beratung<br />
bei Barrierestörungen und Hauterkrankungen<br />
beschäftigen. Es kann darüber hinaus<br />
allen von Hautproblemen Betroffenen<br />
zur eigenen Information nur wärmstens<br />
empfohlen werden.<br />
Dr. Hans Lautenschläger: Korneotherapie - Bindeglied<br />
zwischen Dermatologie und Kosmetik.<br />
Kosmetik-Konzept KOKO, 300 S., 86 Abb., 37,45 €<br />
(D) • 38,50 € (A) • 45,- sFr., ISBN 978-3-00-035755-8<br />
Sharpes Mission<br />
Die portugiesischen<br />
und britischen<br />
Truppen<br />
werden von den<br />
Franzosen aus<br />
Porto verdrängt<br />
(1809); Sharpe ist<br />
mitten unter ihnen<br />
und zunächst<br />
damit beschäf-<br />
j<br />
tigt, sich, seinen<br />
Rifl es und einem portugiesischen Verbündeten<br />
das Überleben zu sichern. Ein englischer<br />
Offi zier spielt eine zweifelhafte Rolle – und<br />
dieser ist mit einer jungen Dame liiert, auf<br />
die Sharpe aufpassen soll. Das macht er natürlich<br />
mit viel Einsatz. General Wellesley<br />
übernimmt das Kommando über die britischen<br />
Truppen und startet einen Gegenangriff.<br />
– Hörbuch, über 10 Stunden, hervorragend<br />
gelesen von Torsten Michaelis.<br />
Bernard Cornwell: Sharpes Mission. Gelesen v.<br />
Torsten Michaelis. Kuebler Hoerbuch. 24,80 €<br />
(D / A) • 29,90 sFr., ISBN 978-3-942270-07-6,<br />
mp3-Ausgabe 19,80 € (D / A) • 22,95 sFr.<br />
Die Schwäche des<br />
„starken Geschlechts“<br />
Anzeige<br />
Jahrhundertelang wurde<br />
Männern beigebracht,<br />
Schmerz,<br />
Angst und Traurigkeit<br />
nicht zu zeigen. So<br />
blieb ihre Innenwelt<br />
unsichtbar. Heute wissen<br />
wir um die dramatischen<br />
Folgen: Immer<br />
mehr Männer sind<br />
psychisch krank.<br />
Der amerikanische<br />
Psychologieprofessor und Psychotherapeut<br />
Michael E. Addis erklärt, warum die Verletzlichkeit<br />
des »starken Geschlechts« totgeschwiegen<br />
wird und welche gravierenden<br />
Auswirkungen dies auf Männer hat. Er zeigt,<br />
wie sie es schaffen können, schwierige Gefühle<br />
besser zuzulassen und so ein glücklicheres<br />
Leben zu führen.<br />
Michael E. Addis: Wo bist du, Mann?<br />
Patmos Verlag, 238 S., 19,90 € (D) • 20,50 € (A)<br />
• 28,50 sFr.,<br />
ISBN 978-3-8436-0055-2<br />
„Ich bin der Lorax: Ich sprech für die<br />
Bäume, denn die können’s ja nicht!“<br />
Der kleine Lorax mit<br />
dem großen Schnurrbart<br />
setzt sich entschlossen<br />
gegen die<br />
Zerstörung einer unberührten<br />
Natur ein,<br />
in die der gierige,<br />
skrupellose<br />
Schnauchstricker-Industriellen-Clan<br />
eine<br />
alles verpestende Fabrik<br />
gestellt hat. Er kämpft um den Erhalt<br />
der paradiesisch bunten Trüffelabäume, um<br />
klare Luft für die singenden Schwippschwäne<br />
und um reines Wasser für die summenden<br />
Summerfi sche …<br />
Der Lorax war in den 70er Jahren der erste<br />
Umweltaktivist im Kinderbuch. Und dieser<br />
Kinderbuchklassiker ist heute aktueller denn<br />
je. Die Verfi lmung des Buches kommt am<br />
19. Juli 2012 bei uns in die Kinos.<br />
<br />
Dr. Seuss: Der Lorax.<br />
Verlag Antje Kunstmann,<br />
72 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A),<br />
ISBN 978-3-88897-759-6
BuchTipps<br />
„Fabelhaft“ MARLOW MARKAR<br />
j<br />
<br />
Marlene Schnabel-Marquardt / Paula Marquardt:<br />
Fabelhaft. FreieKunst.Com, 32 S.,19,90 € (D),<br />
ISBN 978-3-00-037698-6<br />
Sie trugen das Kreuz<br />
<br />
<br />
Belletristik | Krimi | Sachbuch | Ratgeber | Kinder- und Jugendbuch<br />
Kinder Hörbuch plus<br />
Bilderbuchbooklet mit<br />
fabelhaft gelesenen<br />
Texten & Hörspielmusik.<br />
Vereint auf 2 CDs sind<br />
4 Abenteuer: Indianer,<br />
Fabelwesen & 1 Kinder-<br />
Krimi, geeig<strong>net</strong> 4-11J.<br />
Der junge Knappe Harold<br />
of Huntingdon wird dem<br />
brutalen Earl of Essex zugeteilt.<br />
Trost fi ndet er in seiner<br />
geheimen Leidenschaft<br />
für die Hofdame Catherine.<br />
Doch dann muss er Richard<br />
Löwenherz auf den 3.<br />
Kreuzzug folgen …<br />
Möge die Klebepistole mit dir sein!<br />
Bonnie Burton: Das STAR WARS Bastelbuch.<br />
Panini, 160 S., 19,95 € (D),<br />
ISBN 978-3-8332-2451-5<br />
Der Feind in meinem Kopf<br />
<br />
Silvia Stolzenburg: Schwerter und Rosen. Edition<br />
Aglaia im Bookspot Verlag, 496 S., 16,95 € (D) •<br />
17,45 € (A) • 21,80 sFr., ISBN 978-3-937357-59-1<br />
Chewbacca-Sockenpuppen,<br />
R2-D2-Mütze, Ewok-Vase,<br />
Jabba-Kissen oder Wookie-<br />
Vogelhaus gefällig?<br />
Dieser galaktische Bastelspaß<br />
mit einfachen Schrittfür-Schritt-Anleitungen<br />
macht es möglich! Spüre<br />
die Bastelseite der Macht!<br />
Schwer traumatisiert kehrt<br />
Daniel aus Afghanistan zurück.<br />
Sein Leben hat einen<br />
Tiefpunkt erreicht. Da geschehen<br />
in seinem Umfeld<br />
mehrere grausame Morde.<br />
Als Täter verdächtigt, beginnt<br />
er auf eigene Faust zu<br />
recherchieren ...<br />
Roland Spranger: Kriegsgebiete. Edition 211 im<br />
Bookspot Verlag, 224 S., 14,80 € (D) • 15,20 €<br />
(A) • 17,90 sFr., ISBN 978-3-937357-54-6<br />
Dunkle Familiengeheimnisse<br />
<br />
<br />
Tereza Vanek: Das Geheimnis der Jaderinge.<br />
Edition Carat (Bookspot Verlag), 648 S.,16,95 €<br />
(D) • 17,45 € (A) • 21,80 sFr.,<br />
ISBN 978-3-937357-53-9<br />
Grüße aus Hogwarts!<br />
<br />
Nach dem Selbstmord ihres<br />
Vaters schifft sich die 21-jährige<br />
Viktoria nach Shanghai<br />
ein. Dort kommt sie einem<br />
dunklen Familiengeheimnis<br />
ihrer Dienstherrin auf die<br />
Spur. Ihre Nachforschungen<br />
bringen sie in Lebensgefahr.<br />
Endlich gibt es ihn wieder,<br />
den Blick hinter die Kulissen<br />
der Harry-Potter-Filme<br />
und erstmals sind in der erfolgreichen<br />
Harry Potter<br />
Film-Enzyklopädie alle acht<br />
Kinofi lme versammelt –<br />
mit vielen neuen Insider-<br />
Infos!<br />
Für alle DIABLO III-Begeisterten!<br />
Als letzter Magier der Horadrim-Bruderschaft<br />
trägt<br />
der angesehene Gelehrte<br />
Deckard Cain in diesem<br />
Werk Textauszüge, Zeichnungen<br />
und Wissen aus erster<br />
Hand zusammen, um<br />
die Geschichte der Welt<br />
Sanktuario aufzuzeichnen.<br />
Flint Dille: DIABLO III: Die Cain-Chronik. Panini,<br />
160 S., herausnehmbare Karte, 29,95 € (D),<br />
ISBN 978-3-8332-2389-1<br />
Spielend Englisch lernen!<br />
<br />
Harry Potter, Der große Filmzauber (Erweiterte<br />
Neuausgabe). Panini, 164 S., 39,95 € (D),<br />
ISBN 978-3-8332-2505-5<br />
Ob im Urlaub oder in der<br />
Freizeit – der Rätselspaß-<br />
Block ist der perfekte Zeitvertreib!<br />
Auf 224 Seiten<br />
können Sprachanfänger<br />
und Lerner mit geringen<br />
Vorkenntnissen ihren Englisch-Wortschatzspielerisch<br />
trainieren!<br />
Englisch ganz leicht Rätselspaß für die Ferien.<br />
Hueber Verlag, 5,00 € (D) • 5,20 € (A) • 7,90 sFr.,<br />
ISBN 978-3-19-0294<strong>99</strong>-2<br />
Raketen und Raumfahrt<br />
<br />
<br />
50<br />
Anzeige<br />
Dieses reich bebilderte und<br />
leicht verständliche Buch<br />
gibt dem Leser einen umfassenden<br />
Einblick in die faszinierende<br />
Welt der Raumfahrt<br />
und Feuerwerkerei. 160 Abb.<br />
veranschaulichen die Materialien,<br />
Werkzeuge und Bauweisen.<br />
Leseprobe: www.raketenantrieb.com<br />
Philipp Burkhalter: Raketen und Raumfahrt.<br />
267 S., Gebundenes Buch, 36,90 € (D) •<br />
44,90 sFr., ISBN 978-3-0330-2876-0<br />
Das Leben des Dichters Novalis<br />
j<br />
<br />
Taras größter Traum<br />
Erzählt wird das Leben des<br />
frühromantischen Dichters<br />
mit seinen eigenen Worten<br />
und denen von Zeitgenossen.<br />
Eine literarische Annäherung,<br />
monologisch und<br />
dialogisch, gebunden<br />
durch Lieder und Klänge<br />
von Cello und Santur.<br />
Novalis/Friedrich Schlegel/Caroline Schlegel<br />
u. a., Zielophon/Schibri-Verlag, Audio-CD,<br />
14,95 € (D), ISBN 978-3-9811291-6-8<br />
Die 15-jährige Tara hat nur<br />
einen Wunsch: als Profi tänzerin<br />
Karriere machen! Als<br />
sie endlich einen Platz an<br />
der berühmten Ballettschule<br />
„National Academy of<br />
Dance“ in Sydney erhält,<br />
kommt sie ihrem Traum<br />
ein Stück näher.<br />
Meredith Costain: Dance Academy:<br />
Taras größter Traum. Panini, 140 S., 7,95 € (D),<br />
ISBN 978-3-8332-2402-7<br />
Tödliche Falle<br />
<br />
Fünf Jungen, wie sie unterschiedlicher<br />
nicht sein<br />
könnten. Ferien. Und eine<br />
Entdeckung, die das Leben<br />
der Kinder radikal verändern<br />
wird. Was als Spiel beginnt,<br />
endet in einem<br />
Kampf auf Leben und Tod…<br />
Michael Tietz: Apfeldiebe. Edition 211 im<br />
Bookspot Verlag, 464 S., 16,95 € (D) •17,45 € (A)<br />
• 21,80 sFr., ISBN 978-3-937357-52-2<br />
buchjournal 3_2012
Bleiben Sie<br />
entspannt<br />
Fotograph Clive Arrowsmith<br />
auf Blu-ray und DVD erhältlich<br />
www.klassikradio.de<br />
Klassik Hits<br />
Anna Netrebko, David Garrett,<br />
Rolando Villazón, Nigel Kennedy...<br />
Alle Stars der Klassik.<br />
Filmmusik<br />
Fluch der Karibik, Herr der Ringe,<br />
Avatar, King Kong, The Day After Tomorrow...<br />
Die größten Filmmusik Hits.<br />
Klassik Lounge<br />
Entspannen mit sanften Downbeats,<br />
gemixt von Europas besten DJs.<br />
Auch h über über DAB+ DAB
SCHWERPUNKT_RATGEBER UND WISSEN<br />
„Eigenlob stimmt“, mit diesem Buchtitel und dem Begriff der Eigen-PR<br />
wurde Sabine Asgodom bekannt. Dafür steht sie als Coach – und für<br />
vieles mehr. Ein Gespräch in München über ihre Arbeit, ihr neues Buch<br />
und über ihre Mühen, selbst ein starkes Ich aufzubauen.<br />
„Der Glanz in den Augen –<br />
das ist total schön!“<br />
INTERVIEW: SABINE SCHMIDT • FOTOS: DOMINIK GIERKE<br />
ich bin ein früher Vogel, der Termin<br />
macht mir nichts aus“, hatte sie am Telefon<br />
angekündigt – und so ist es auch. Morgens<br />
um acht ist Sabine Asgodom ausgeschlafen,<br />
frisch und gut aufgelegt. Ihre Mitarbeiterin<br />
bringt Kaffee, ihr Mann zieht sich<br />
in sein Büro nebenan zurück, und dann ist<br />
die 59-Jährige ganz beim Interview: präsent,<br />
aufmerksam, konzentriert in ihrem<br />
Büro in der Prinzregentenstraße in München.<br />
An den Wänden hängen Urkunden<br />
und Ehrungen, dort steht auch einer ihrer<br />
Sinnsprüche, der zu einem Buchtitel wurde:<br />
„Liebe wild und unersättlich!“<br />
Sabine Asgodom ist eine energiegeladene,<br />
humorvolle Frau mit viel Berufserfahrung.<br />
Mit 19 ging sie nach München zur<br />
Journalistenschule, wurde Redakteurin der<br />
Zeitschrift „eltern“ und Ressortleiterin<br />
„Karriere“ für „Cosmopolitan“. Vor 18 Jahren<br />
begann sie mit dem Coaching, laut „Financial<br />
Times“ zählt sie zu den 101 wichtigsten<br />
Frauen der deutschen Wirtschaft.<br />
Sie hat bis jetzt 29 Bücher geschrieben, darunter<br />
„Eigenlob stimmt“, mit dem sie<br />
einem großen (Lese-)Publikum bekannt<br />
wurde, und ihr neues: „So coache ich“.<br />
Wenn ich nicht als Journalistin hier wäre, um<br />
mit Ihnen ein Interview zu führen, sondern als<br />
Klientin, wie würden Sie mit mir anfangen?<br />
Sabine Asgodom: Ich wüsste das Wichtigste<br />
schon – ich nehme nicht 600 Euro die<br />
Stunde, damit Sie mir erst einmal Ihren Le-<br />
benslauf erzählen. Es hätte ein zehnminütiges<br />
Vorgespräch gegeben, bei dem ich einiges<br />
von Ihnen erfahren hätte. Sie hätten<br />
einen Fragebogen ausgefüllt, sodass ich<br />
wüsste, worum es Ihnen geht. Wir hätten<br />
ein klares Ziel und könnten gleich loslegen.<br />
Worum geht es bei Ihren Coachings?<br />
Meine nächste Klientin, die gleich<br />
kommt, möchte lernen, Eigen-PR in einer<br />
Weise zu betreiben, bei der sie sich wohlfühlt.<br />
Häufig geht es darum, dass jemand<br />
Karriere machen will. Ein anderer will weniger<br />
arbeiten. Oder Selbstständige wollen<br />
mehr Umsatz machen. In meiner Fernsehsendung<br />
mit Kurz-Coachings geht es oft<br />
auch um private Anliegen. Eine Frau suchte<br />
Unterstützung bei der Partnersuche. Oder<br />
ein Mann kam zu mir, der in einer sehr kleinen<br />
Wohnung lebte, die so vollgestellt war,<br />
dass er sich nicht mehr wohlfühlte.<br />
Das ist einer der Fälle, bei denen ich mich gefragt<br />
habe, warum der Klient das nicht selbst<br />
Zur Person<br />
Sabine Asgodom, geboren 1953 in Hattendorf<br />
(Niedersachsen), gehört zu Deutschlands Top-<br />
Coaches. Die Bestsellerautorin ist Herausgeberin<br />
des kostenlosen Inter<strong>net</strong>magazins „Coaching<br />
heute“, und sie hat eine eigene Sendung im Bayerischen<br />
Fernsehen. Die Mutter von zwei erwachsenen<br />
Kindern lebt mit ihrem Mann in München.<br />
hinbekommen hat. Braucht man für so etwas<br />
einen Coach?<br />
Sie vielleicht nicht, er schon. Jeder hat<br />
seine eigenen Baustellen, und manchmal<br />
braucht man einfach jemanden, der von<br />
außen einen Blick auf das wirft, was einen<br />
beschäftigt. Und dann finden wir zusammen<br />
eine Lösung. Das war in seinem Fall:<br />
klein anfangen und erst einmal einen zwei<br />
Quadratmeter großen Tisch leerräumen.<br />
Könnten nicht auch Freunde helfen?<br />
Oft ja, das ist es auch, was ich mit meinem<br />
neuen Buch erklären möchte. Viele Menschen<br />
könnten es, wenn sie wüssten, wie es<br />
geht – deshalb stelle ich in diesem Buch<br />
meine Coaching-Methoden vor: Wie kann<br />
man bei der Berufswahl helfen; dabei, Entscheidungen<br />
zu treffen; den nächsten<br />
Schritt zu finden … Manchmal braucht<br />
man aber einen professionellen Coach, weil<br />
Freunde oder Verwandte nicht genug Ahnung<br />
haben vom jeweiligen Arbeitsalltag,<br />
zum Beispiel wenn es darum geht, wie man<br />
Karriere macht oder sich in einer Hierarchie<br />
behauptet. Außerdem sind viele Menschen<br />
einsam. Die hocken hier in München<br />
mit einem gut bezahlten Job, und die Familie<br />
ist in Oldenburg oder sonstwo.<br />
Ist es schwierig, sich auf immer neue Menschen<br />
mit immer neuen Fragen einzustellen?<br />
Nein – die Fragen sind auch oft weniger<br />
individuell, als wir glauben. Es wiederholt<br />
sich vieles, es ist sehr ähnlich, was Menschen<br />
brauchen. Sie wollen sich besser 0<br />
52<br />
buchjournal 3_2012
uchjournal 3_2012 53<br />
Erfolg Sabine Asgodom mit ihrer Kamellampe: Eine Coaching-Klientin<br />
hat sie ihr geschenkt, nachdem sie mithilfe der „Kamelpfad-Strategie“ ihre<br />
erste „Oase“ – das erste Teilziel – erreicht hatte
Machen Sie Ihrem<br />
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0 darstellen, sie wollen Erfolg, mehr<br />
Freude, mehr Leichtigkeit. Dabei finde ich<br />
es hilfreich, dass ich Journalistin bin. Ich<br />
tue das, was Sie jetzt auch tun: Ich stelle Fragen.<br />
Genau das ist Coaching – Fragen statt<br />
Sagen. Den anderen dabei unterstützen, die<br />
Lösungen zu finden, die er meist schon mitbringt,<br />
ohne sich dessen bewusst zu sein.<br />
Sie sagen also nicht, wo es langgehen soll.<br />
Nein. Das unterscheidet uns von Beratern,<br />
die sich kurz einen Abriss geben lassen<br />
und dann sagen, was jemand tun soll.<br />
Coaching ist dagegen: Dinge auf den Punkt<br />
bringen, nachfragen, sich nicht zufriedengeben<br />
mit Ausflüchten, wenn jemand sagt:<br />
„Eigentlich möchte ich ja, aber …“ Ich frage<br />
dann: „Warum tun Sie es nicht, wenn Sie<br />
glauben, dass es das Richtige ist?“ Irgendwann<br />
sieht man es dann in den Augen der<br />
Klienten, die kriegen plötzlich einen Glanz:<br />
Ja, das ist es! Und das ist total schön.<br />
Sie haben über 1 000 Menschen gecoacht. Jeder<br />
ist anders – wie finden Sie Zugang zu ihnen?<br />
Ich habe ein absolutes Menschentalent.<br />
Ich schaue jemanden an, ich lächle ihn<br />
oder sie an, und dann reden wir miteinander.<br />
Ich lasse mich auf Menschen ein: Da,<br />
wo ich bin, bin ich ganz, und ich bringe alles,<br />
was ich habe, in diese Gespräche ein,<br />
meine Erfahrungen, meine Lebensweisheit,<br />
meine Kontakte und Ideen. Ich habe<br />
aber auch den Mut, jemanden zu unterbrechen,<br />
wenn er anfängt, von seiner Schwiegermutter<br />
zu reden und was die dazu meint<br />
und die Nachbarin … Ich sage dann: „Stopp<br />
– kommen wir mal wieder auf den Punkt!“<br />
Eigen-PR ist eines Ihrer großen Themen ...<br />
Ja, ich habe diesen Begriff sogar erfunden.<br />
Wenn jemand zu Ihnen kommt, der ein nur<br />
schwach entwickeltes Selbstwertgefühl hat, der<br />
schüchtern ist und besser werden will in Sachen<br />
Eigen-PR, wie gehen Sie mit ihm oder ihr um:<br />
Gehen Sie erst mal in die Kindheit zurück?<br />
Die Vergangenheit interessiert mich fast<br />
gar nicht, das unterscheidet das Coaching<br />
von vielen Therapien. Ich frage zwar: „Waren<br />
Sie schon als Kind schüchtern?“ Wir<br />
können auch darüber reden, dass es einen<br />
Bruder gab, der dem Klienten vorgezogen<br />
wurde. Aber es reicht meistens, wenn man<br />
sich das bewusst macht. Ich sage dann:<br />
„Sie sind jetzt 45 – ist es nicht Zeit, Ihr Verhalten<br />
zu ändern?“ Das ist oft der Satz, mit<br />
dem etwas Neues beginnt.<br />
Sie machen also die Erfahrung, dass auch nicht<br />
mehr ganz junge Menschen sich ändern wollen.<br />
Ja. Meine älteste Klientin war 76, und sie<br />
wollte ein Buch schreiben und Vorträge halten,<br />
weil sie sich für die Umwelt engagiert,<br />
für Menschen und für Gesundheit. Und<br />
dann haben wir gemeinsam hier eine Strategie<br />
entwickelt, wie sie auf die Bühne kommt.<br />
Hat das geklappt?<br />
Das weiß ich nicht. Wir erstellen ein Coaching-Protokoll,<br />
und das Wichtigste ist am<br />
Ende die To-do-Liste mit Terminen: Was<br />
wollen Sie tun und bis wann? Das erarbeiten<br />
wir gemeinsam. Manchmal bekomme<br />
ich dann einen Brief mit der Nachricht,<br />
dass jemand etwas gemacht hat, was er<br />
sich vorgenommen hatte. Ich habe auch<br />
schon mal nach drei Jahren eine Mail bekommen:<br />
„Ich wollte mich selbstständig<br />
machen. Damals habe ich es nicht geschafft,<br />
aber heute ist nun der erste Tag<br />
meiner Selbstständigkeit.“ Ich freue mich<br />
54<br />
buchjournal 3_2012
Sabine Asgodom: „Ich habe mich mit<br />
meinen Büchern freigeschrieben“<br />
sehr über Rückmeldungen, aber ich frage<br />
nicht nach. Meine Klienten sind erwachsen<br />
und selbst verantwortlich für ihr Leben.<br />
Einer Ihrer Buchtitel klingt wie ein magisches<br />
Versprechen: „Die Frau, die ihr Gehalt mal<br />
eben verdoppelt hat“ –<br />
Zu ihr habe ich noch Kontakt. Inzwischen<br />
hat sie ihr Gehalt sogar verdreifacht.<br />
Aber es klappt nicht immer – Sie berichten auch<br />
von Klienten, die ihre Ziele nicht erreichen.<br />
Manchmal ist Menschen der Preis für Veränderungen<br />
doch zu hoch. Ich kann ja tatsächlich<br />
nicht zaubern – der Klient muss<br />
selbst tun, was er sich vorgenommen hat.<br />
Manchmal heißt Coaching auch, Träume<br />
mit der Realität zu konfrontieren. Eine Frau<br />
kam einmal zu mir, die einen Bestseller<br />
schreiben wollte. Wir haben dann gemeinsam<br />
erarbeitet, dass sie ein Buch schreiben<br />
kann – dass es aber kein Rezept und gar<br />
nichts gibt, wodurch man sicherstellen<br />
kann, dass ein Buch zum Bestseller wird.<br />
Selbstwertgefühl ist einer der Schlüssel zum<br />
Erfolg. Wie war das bei Ihnen: Wurde es Ihnen<br />
in die Wiege gelegt?<br />
Es war wohl da, als ich ein kleines Mädchen<br />
war. Ich habe als Fünfjährige schon<br />
bei einer Modenschau mitgemacht, bin locker<br />
über den Catwalk gelaufen und habe<br />
auch vor der ganzen Familie die Caterina<br />
Valente gegeben, ohne Angst zu haben.<br />
Aber das ist mir dann abhanden gekommen,<br />
durch viel Kritik von meinen Eltern,<br />
mein Vater war sehr jähzornig, sehr streng,<br />
und das hat mir den Schneid abgekauft. Ich<br />
glaube, dass ich andere Menschen, die sich<br />
buchjournal 3_2012 55<br />
nicht erwachsen fühlen, die ängstlich sind,<br />
deshalb so gut verstehen kann, weil ich<br />
selbst in vielen Löchern gesessen habe.<br />
Wie haben Sie es geschafft, sich zu ändern?<br />
Dabei hat vieles eine Rolle gespielt. Weniger<br />
die Gesprächstherapien, die ich gemacht<br />
habe. Sehr wichtig war aber mein<br />
erster Mann, ein Eritreer mit viel Würde<br />
und Selbstbewusstsein, der mir viel davon<br />
abgegeben hat. Ich war dann mit 26 ein<br />
paar Wochen in seiner Heimat, als Journalistin<br />
während des Krieges. Das war meine<br />
Feuertaufe, und von dort bin ich sehr stark<br />
zurückgekommen. Dann bin ich durch<br />
meine beiden Kinder erwachsener geworden.<br />
Sehr geholfen hat mir auch Alice<br />
Miller. Ihre Bücher, insbesondere „Das Drama<br />
des begabten Kindes“, haben mich umgehauen,<br />
ich habe tagelang geheult. Ich<br />
hatte damals das Riesenglück, ein Interview<br />
mit ihr machen zu können. Sie hat<br />
mich dann gefragt, ob ich ihr neues Buch<br />
betreuen würde – oh, ich, die 31-jährige<br />
Journalistin und die große Alice Miller!<br />
Erzählen Sie Klienten von Ihren Erfahrungen?<br />
Sehr oft – ich halte viel vom Geschichtenerzählen,<br />
weil dabei viel klar wird. Etwa<br />
wenn mir eine Klientin sagt, dass ihre Mutter<br />
ihr nie Anerkennung gegeben hat. Dann<br />
sage ich: „Manchmal müssen wir uns verabschieden<br />
von der Hoffnung, dass unsere Eltern<br />
uns das geben können, was wir uns von<br />
ihnen wünschen.“ Und ich erzähle von meiner<br />
Mutter. Sie ist vor zwei Jahren gestorben,<br />
aber früher hat sie mich zum Beispiel<br />
angerufen und gesagt: „Ich habe dich gestern<br />
im Fernsehen gesehen. Das war toll, das<br />
hat der Moderator prima gemacht.“ Sie hat<br />
es nie über sich gebracht zu sagen, dass ich<br />
etwas gut gemacht habe. Vieles davon habe<br />
ich auch in meinen Büchern erzählt – ich<br />
habe mich freigeschrieben und kann heute<br />
im Hier und Jetzt leben. <br />
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SCHWERPUNKT_RATGEBER UND WISSEN<br />
Trotz aller Fortschritte hat die Wissenschaft<br />
noch längst nicht alle Geheimnisse unseres<br />
Oberstübchens gelüftet. Spannende neue Bücher<br />
bringen auch Laien die Hirnforschung näher.<br />
Wenn das Gehirn<br />
Rabatz macht<br />
TEXT: ECKART BAIER<br />
K ennen<br />
Sie das? Wochenlang haben Sie<br />
nach einem strengen Diätplan gehungert<br />
und gelitten, hatten schlechte Laune<br />
und ein schlechtes Gewissen, weil die<br />
Pfunde nicht so purzelten, wie sie sollten.<br />
Und dann das: Nach sechs Wochen zeigt<br />
die Waage zwei Kilo mehr an. „Schwächling,<br />
Versager“, hören Sie den kleinen<br />
Mann im Ohr fl üstern. Bevor Sie aufhören<br />
zu lesen, hier die gute Nachricht: Ihr Körper<br />
hat vor einem mächtigen Feind kapituliert<br />
– Ihrem eigenen Gehirn. Wie dieser<br />
komplizierte Mechanismus funktioniert<br />
und warum das Gehirn mit Macht seinen<br />
Teil bei der Energieversorgung einfordert<br />
und gegen den eigenen Körper kämpft, erläutert<br />
Wissenschaftler Achim Peters in<br />
seinem Buch „Das egoistische Gehirn“.<br />
Vereinfacht gesagt, funktioniert die<br />
komplizierte Biochemie so: Bekommt das<br />
Gehirn durch die Diät nicht ausreichend<br />
Glukose zugeführt – ohnehin braucht das<br />
vergleichsweise kleine Organ die Hälfte der<br />
täglichen Zufuhr an Glukose, bei Stress sogar<br />
bis zu 90 Prozent –, werden erst einmal<br />
die Speicher in Leber und Muskeln angezapft.<br />
Ist auch hier nichts mehr zu holen,<br />
macht das Gehirn richtig Rabatz. Der<br />
Stress nimmt zu, die Laune des Fastenden<br />
sinkt in den Keller, der Hunger nagt – alle<br />
Gedanken kreisen um die Nahrungssuche.<br />
Der Körper schreit nach einer Tafel Schokolade,<br />
einem Eis oder einem Stück Torte<br />
– und kapituliert schließlich mit dem Gang<br />
zum Kühlschrank.<br />
Diese Stressreaktion unseres Gehirns<br />
mag bei einer Diät lästig sein. Für unsere<br />
Vorfahren war die „ungerechte“ Energiezu-<br />
teilung zwischen Hirn und Körper jedoch<br />
ein entscheidender Faktor für die Überlegenheit<br />
des Homo sapiens, wie Peters<br />
schreibt. In echten Notzeiten wird der<br />
Energiesparmodus aktiviert: Es wird zwar<br />
Gewebe abgebaut, die Leistungsfähigkeit<br />
der Organe und Muskeln schwindet, doch<br />
das Gehirn bleibt voll funktionsfähig.<br />
Die Evolution ist auch Thema des Buchs<br />
„Wie das Denken erwachte“, jedoch stehen<br />
hier weniger biochemische Vorgänge als der<br />
menschliche Geist im Mittelpunkt.<br />
17 Beiträge, alle in der Zeitschrift „Gehirn &<br />
Lesezeichen<br />
1. Achim Peters: Das egoistische Gehirn. Warum unser Kopf Diäten<br />
sabotiert und gegen den eigenen Körper kämpft. Ullstein, 336 S.,<br />
9,<strong>99</strong> € (D) • 10,30 € (A) • 13,90 sFr.<br />
2. Andreas Jahn (Hrsg.): Wie das Denken erwachte. Die Evolution<br />
des menschlichen Geistes. Schattauer, 160 S., 19,95 € (D) •<br />
20,60 € (A) • 28,40 sFr.<br />
3. Rita Carter: Gehirn und Geist. Eine Entdeckungsreise ins Innere<br />
unserer Köpfe. Spektrum Akademischer Verlag, 384 S., 24,95 € (D) •<br />
25,70 € (A) • 31,50 sFr.<br />
Wunder der Evolution: Kein anderes Organ ist so<br />
komplex wie das menschliche Gehirn<br />
Geist“ erschienen, beleuchten ganz unterschiedliche<br />
Aspekte, die erstaunen und<br />
überraschen. Etwa, dass unser Gehirn sowohl<br />
auf soziales wie auf eigennütziges<br />
Denken programmiert ist, oder dass das<br />
„Sprachgen“ auch im Erbmaterial vieler<br />
Tiere angelegt ist. Überhaupt zeigen zahlreiche<br />
Beiträge, wie nahe sich Mensch und<br />
Tier entwicklungsphysiologisch stehen und<br />
dass Intelligenz und Kultur nicht nur der<br />
Homo sapiens für sich reklamieren kann.<br />
Obwohl die Hirnforschung in den vergangenen<br />
20 Jahren große Fortschritte gemacht<br />
hat, sind doch längst<br />
nicht alle Geheimnisse unseres<br />
Oberstübchens gelüftet. Das<br />
Kompendium „Gehirn und<br />
Geist“, 1<strong>99</strong>8 erstmals erschienen<br />
und nun als Neuaufl age<br />
vorliegend, unternimmt den<br />
Versuch einer Entdeckungsreise<br />
in das Innere des Gehirns.<br />
Die britische Medizinjournalistin<br />
Rita Carter versteht es,<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
in eine für den Laien verständliche<br />
Sprache zu übersetzen<br />
und anhand vieler Beispiele anschaulich<br />
zu machen. Wir erfahren,<br />
was es mit Spiegelneuronen<br />
und dem Arbeitsgedächtnis<br />
auf sich hat, wie sich das<br />
Gehirn die Welt erschafft und<br />
weshalb sich in diesem Wunder<br />
der Evolution eigentlich zwei<br />
Wesen vereinen. <br />
56<br />
buchjournal 3_2012<br />
© picture-alliance / Bildagentur H
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über dem Feuer? Erfahren sie hier, welcher Grilltyp Sie sind! Dieser Test, Wissenswertes, Grundlagen und<br />
Rezepte aus der Welt der Freiluftbrutzler finden sich in dem Buch „Grillen wie die Weltmeister“.<br />
Welcher Grilltyp sind Sie?<br />
1. Womit grillen Sie am liebsten?<br />
a) Aluschale<br />
b) Grillrost<br />
c) Gusseisen-Rost<br />
d) Schwenkrost<br />
e) Smoker<br />
f) Spanferkelgrill<br />
2. Welches Fleisch bevorzugen Sie?<br />
a) Ich grille lieber Gemüse<br />
b) Pute<br />
c) Huhn<br />
d) Fisch<br />
e) Schwein<br />
f) Rind<br />
3. Was trinken Sie zum Grillen?<br />
a) Stilles Wasser<br />
b) Mineralwasser<br />
c) Tee<br />
d) Wein<br />
e) Apfelwein<br />
f) Bier<br />
4. Wie viel Zeit lassen Sie sich<br />
zum Grillen?<br />
a) Max. 30 Minuten<br />
b) Max. eine Stunde<br />
c) Max. zwei Stunden<br />
d) Bis zu drei Stunden<br />
e) Bis zu vier Stunden<br />
f) Ganz egal – gut Ding will Weile haben<br />
5. Wie oft grillen Sie?<br />
a) Bis zu viermal im Jahr<br />
b) Alle zwei Monate<br />
c) Mindestens monatlich<br />
d) Bis zu zweimal im Monat<br />
e) Wöchentlich<br />
f) So oft es geht<br />
6. Haben Sie einen eigenen Garten?<br />
a) Ja<br />
b) Ja, aber zu klein zum Grillen<br />
c) Ja, aber die Nachbarn stört das Grillen<br />
d) Nein, aber mir steht eine Grillstelle<br />
zur Verfügung<br />
e) Nein, nur einen Balkon, aber einen<br />
toleranten Nachbarn<br />
f) Nein, nur einen Balkon und<br />
intolerante Nachbarn<br />
7. Wo kaufen Sie Ihr Grillgut?<br />
a) An der Tankstelle meines Vertrauens<br />
b) Tiefgefroren beim Discounter<br />
c) Im Supermarkt<br />
d) Beim Metzger<br />
e) Direkt beim Bauern<br />
f) Ich grille nur Tiere aus eigener Aufzucht<br />
8. Wie viele Würstchen essen Sie<br />
ungefähr beim Grillen?<br />
a) Keins<br />
b) Eins<br />
c) Zwei<br />
d) Drei<br />
e) Vier<br />
f) Die sind nur Beilage zum Fleisch<br />
9. Mit wem grillen Sie am liebsten?<br />
a) Der Grillabend steigt nicht bei mir? Prima!<br />
b) Ich lege mir gern auch allein mal eine<br />
Wurst auf den Grill<br />
c) Zusammen mit meiner Familie /<br />
meinen Freunden<br />
d) Ich versende Einladungen an Freunde.<br />
Je mehr, je lieber.<br />
e) Ich habe die Wiese nebenan dazugekauft,<br />
um mehr Leute einladen zu können<br />
f) Wir stehen immer beim Grillen, denn dann<br />
kann man nicht vom Stuhl fallen<br />
10. Wie regulieren Sie die Temperatur<br />
beim Grillen?<br />
a) Ich drehe am Thermostat<br />
b) Mit dem Gashahn<br />
c) Ich gieße Bier über die Kohlen<br />
d) Ich schwenke den Rost<br />
e) Mit dem Deckel und den Luftventilen<br />
f) Etwas Holz nachlegen beim Smoker<br />
58<br />
© Fotolia<br />
Auswertung (in Punkten):<br />
Frage 1:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 2:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 3:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 4:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 5:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 6:<br />
a) 10 b) 3 c) 5 d) 9 e) 7 f) 3<br />
Frage 7:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 8:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 9:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
Frage 10:<br />
a) 1 b) 3 c) 5 d) 7 e) 9 f) 10<br />
buchjournal 3_2012
10 – 20 Punkte<br />
Der Heißer-Stein-Griller mag den Grillgeschmack<br />
nicht und tut sich auch schwer, eine<br />
vernünftige Glut zustande zu bringen. Meistens<br />
wird der Stein auch noch elektrisch erhitzt.<br />
21 – 30 Punkte<br />
Der Redenschwinger: Er weiß alles übers Grillen.<br />
Theoretisch. Denn im Gegensatz zum Grillmeister<br />
bleibt es beim Redenschwinger beim<br />
Erzählen. Seine Schilderung von den Rosmarinfi<br />
lets in Honigbeize treibt den Gästen das Wasser<br />
im Mund zusammen. Die Erzählung von<br />
opulenten Grillabenden in den 90er Jahren lässt<br />
die Gäste suchenden Blickes auf die Kühlbox<br />
niederstarren. Doch die bleibt vorerst noch geschlossen.<br />
Der Redenschwinger sitzt neben dem<br />
noch kalten Grill und klärt sein Publikum im<br />
schönsten Anglerlatein über von ihm vollbrachte<br />
kulinarische Kunststücke auf. Doch den Taten<br />
folgen keine Handlungen. Dafür fl ießt das Bier<br />
in Strömen, die Geschichten werden immer<br />
haarsträubender, und endlich erbarmt sich der<br />
Redenschwinger und heizt den Grill an. Das Ergebnis<br />
seiner Grillkünste kommt zwar nicht annähernd<br />
an die versprochenen Genüsse heran,<br />
aber die Gäste sind mittlerweile schon so hungrig<br />
und betrunken, dass es keinem mehr auffällt.<br />
31 – 40 Punkte<br />
Der Gasgriller kommt in hiesigen Gefi lden nur<br />
sehr vereinzelt vor, und das ist auch gut so. Er<br />
will sich nie genug Zeit nehmen, gibt aber Unmengen<br />
für sein Grillgerät aus.<br />
41 – 50 Punkte<br />
Der Holzkohlegriller ist schon auf dem richtigen<br />
Weg. Er verwendet meist billige Holzkohle, die<br />
Lesezeichen<br />
buchjournal 3_2012 59<br />
dann aber sehr schnell zu Asche zerfällt. An ein<br />
angemessen langes Grillvergnügen ist dabei<br />
ohne Nachlegen nicht zu denken.<br />
51 – 60 Punkte<br />
Der Brikettgriller: Die klügere Wahl trifft der<br />
Brikettgriller. Er hat länger etwas vom Grillvergnügen<br />
und kann sich dementsprechend Zeit<br />
nehmen. Die Abende werden lang und gemütlich.<br />
61 – 80 Punkte<br />
Schwenker wird man nicht, als Schwenker wird<br />
man geboren – vor allem, wenn man im Saarland<br />
lebt. Der „Schwenker“ ist der Inbegriff saarländischer<br />
Freizeitkultur. Wie schon ein altes Sprichwort<br />
sagt: „Gott lenkt, der Mensch denkt, der<br />
Saarländer schwenkt.“ Aber kreativ, wie der Saarländer<br />
ist, lässt sich vieles mehr auf dem<br />
Schwenker grillen, zum Beispiel die über die<br />
Landesgrenzen hinaus bekannte Lyoner (Fleischwurst<br />
im Ring) oder auch diverse Grillwürste,<br />
von der Rostwurst über Jägerwürste bis zum Käseknacker.<br />
Auch Schweinebauchscheiben, sogenannte<br />
Holzfällersteaks, eignen sich vorzüglich<br />
zum Schwenken. Der Fantasie sind hier keine<br />
Grenzen gesetzt.<br />
81 – 100 Punkte<br />
Der Spanferkelgriller hat sich in langer Heimarbeit<br />
einen kapitalen Spanferkelgrill gebaut, mit<br />
dem er pro Jahr eine mindestens zweistellige<br />
Zahl an Schweinen veredelt. Er ist auf allen<br />
Festen gern gesehen und steht stets mit seiner<br />
Gerätschaft im Mittelpunkt. Er hat nur das Problem,<br />
in den sechs bis acht Stunden, bis die Sau<br />
durch ist, halbwegs so nüchtern zu bleiben,<br />
dass er diese noch fachgerecht zerlegen kann<br />
und sich die besten Stücke sichert.<br />
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2. Dr. Oetker Grillen. Heyne, 144 S., 9,<strong>99</strong> € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr.<br />
3. Jamie Purviance: Weber’s Grillen. Rezepte für jeden Tag. Gräfe und Unzer, 304 S., 19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) •<br />
28,90 sFr.<br />
4. Stéphane Reynaud: BBQ & Grill. Christian, 256 S., 29,95 € (D) • 30,80 € (A) • 39,90 sFr.<br />
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es mit Woody Allen, der einmal sagte:<br />
„Ich bin zwei mit der Natur“ – und schränken<br />
ihre Begegnungen mit den Früchten<br />
des Ackers tunlichst auf die Gemüseabteilung<br />
im Supermarkt ein. Für andere bedeutet<br />
Landleben bloß knechtende Sachzwänge,<br />
lebenslange Urlaubssperre und Arbeitszeiten,<br />
die auch als Synonym für<br />
„Selbstausbeutung“ herhalten könnten.<br />
Und dann gibt es noch solche, die das<br />
Draußen als Auslauf für die Seele entdecken.<br />
Ihre Zahl scheint nach wie vor rasant<br />
anzusteigen. Jedenfalls vom Buchhandel<br />
aus gesehen.<br />
Dort setzt erneut eine beeindruckende<br />
Menge an Neuerscheinungen den Trend<br />
zur Landliebe fort. Etwa mit Selbsterfahrungsberichten<br />
darüber, wie er sich denn<br />
so macht, der Städter in der Landschaft.<br />
Ein besonders gelungenes Exemplar: das<br />
Buch der Journalistin Hilal Sezgin, „Land-<br />
Ländliche Idylle: Für immer mehr Städter<br />
sind Ackerbau und Viehzucht nicht nur ein Traum<br />
leben – von einer, die rauszog“ – jetzt bei<br />
DuMont als Taschenbuch erschienen (9,<strong>99</strong><br />
Euro).<br />
In Niedersachsen probt die Autorin den<br />
Ausstieg, mietet ein Haus, lernt viel über<br />
Schafe, Hühner und Pflanzen und erzählt,<br />
wie das Land die große Sehnsucht des Städters<br />
nach Idylle erdet. Ein rundum geglücktes<br />
Experiment. Vor allem natürlich<br />
für den Leser – zumal immer dort, wo Ver-<br />
60<br />
alle © istockphoto<br />
buchjournal 3_2012
klärung droht, ausreichend<br />
Refl exionsvermögen<br />
aufgebracht wird.<br />
Und wunderbar schreiben<br />
kann Sezgin sowieso.<br />
Auch Jakob Augstein<br />
hat Theorie und Praxis in<br />
seinem Backstage-Bericht aus<br />
dem Pfl anzenreich aufs Schönste<br />
verbandelt. In „Die Tage des Gärtners.<br />
Vom Glück, im Freien zu sein“ erzählt er<br />
kenntnis- und faktenreich, klug und engagiert<br />
entlang der Jahreszeiten von der Gartenarbeit.<br />
Von Pfl icht und Kür, von Demütigungen<br />
und Siegen – etwa über die Schneckenplage<br />
–, und das mit hochinfektiöser<br />
Begeisterung, die aber stets im wahrsten<br />
Sinn bodenständig bleibt.<br />
Quasi schon in Gedanken in gebückter<br />
Haltung befi ndet man sich bei Nicki<br />
Trench. Ihr „Hühnerstall und Küchengarten“<br />
setzt ganz auf die Garten-Praxis, auf<br />
knallhartes „How-to“ und „Do it yourself“.<br />
Ohne Umschweife geht es stets zur Sache,<br />
also um Obstanbau, das Privatleben von<br />
Bienen, Ziegen und Hühnern.<br />
Ein dickes Lob schon mal für den<br />
Titel verdienen Margit Schönberger<br />
und Rosi Fellner: „Kühe essen Wiese<br />
auf – und andere Wahrheiten für<br />
Leute, die aufs Land wollen“ klärt allerdings<br />
weniger über Vorurteile auf<br />
als über Obstanbau und die Verwendung<br />
von Kräutern in der Hausapotheke.<br />
Es gibt viel Gemüse- und Pfl anzenkunde,<br />
fl ankiert jeweils von „Rosis Rat“ für spezielle<br />
Verwendungsmöglichkeiten – etwa für<br />
„Indische Laufenten als Schneckenjäger“.<br />
Das alles ist lehrreich und liest sich auch<br />
für gartenlose Leute spannend – wie ein<br />
Reiseführer durch einen besonders exotischen<br />
Kosmos.<br />
Nach der Devise „Denn das Gute liegt so<br />
nah“ präsentiert die britische Food-Journalistin<br />
Alison Walker in ihrem wunderschön<br />
fotografi erten Buch „Aus Freude am Landleben<br />
– Genussrezepte für die Vorratskammer“<br />
Rezepte rund ums Haltbarmachen. Es<br />
geht um Konservierungstechniken, ums<br />
Einlegen und Einmachen, aber ebenso ums<br />
Brotbacken oder wie man mit selbst gemachter<br />
Marmelade Muffi ns zubereitet.<br />
Dem fehlt bisweilen ein wenig die Stringenz,<br />
aber wen das nicht stört, der wird interessante<br />
neue Rezepte entdecken.<br />
Einmal querbeet kocht man im wahrsten<br />
Sinn auch mit „Gartenküche für alle Jah-<br />
buchjournal 3_2012 61<br />
reszeiten“ (Dorling Kindersley,<br />
19,95 Euro) von<br />
Caroline Bretherton.<br />
Wirklich tröstlich, dass<br />
man sämtliche Zutaten<br />
für die hinreißenden Rezepte<br />
tatsächlich bei dem<br />
Gemüsehändler seines Vertrauens<br />
bekommt, und sehr<br />
schön, wie das Buch auch als überzeugendes<br />
Plädoyer für die überwältigende<br />
Vielfalt der saisonalen Küche funktioniert.<br />
Wenn „Verführerische Rezepte aus dem<br />
Garten“ (Callwey, 29,95 Euro) da nicht ganz<br />
heranreicht, dann vor allem deshalb, weil<br />
man Lachs, Garnelen oder Krebsfl eisch<br />
eher selten auf der heimischen Scholle erntet.<br />
Eine kleine Irritation in einem ansonsten<br />
liebevoll gestalteten Buch mit vielen<br />
Rezepten, über denen allerdings oft reichlich<br />
Zuckerguss liegt („Die aromatische Familie<br />
der Sommerfrüchte gibt sich die<br />
Ehre, um uns in verlockenden Variationen<br />
den Ausfl ug auf die Wiese zu versüßen.“).<br />
Dagegen ist „Die echte Landküche. Saisonal,<br />
frisch, natürlich“ herrlich bodenständig<br />
und garantiert frei von künstlichen<br />
Süßstoffen. Das von Mette Randem hinreißend<br />
bebilderte Buch hat nicht nur wegen<br />
der Fülle von 250 Rezepten das Zeug zum<br />
Klassiker der Gartenküche, zur Bibel des<br />
Slow Food. Es geht hier auch um den Einfl<br />
uss, den wir durch unsere Ernährung auf<br />
den Zustand der Welt nehmen. Das mag ein<br />
wenig prätentiös klingen, ist aber eigent-<br />
Lesezeichen<br />
lich ganz simpel: kochen mit den Jahreszeiten,<br />
mit Blick auf die Herkunft der Produkte<br />
und mit Respekt vor der Natur. Schon<br />
deshalb überzeugend, weil das Landleben<br />
für den Autor – den Norweger Andreas Viestad<br />
– kein Lifestyle, sondern Alltag ist.<br />
Durch und durch inszeniert kommt dagegen<br />
das Landleben in „Wie wir auf dem Land<br />
wohnen“ daher (Brandstätter, 29,90 Euro).<br />
Von der Provence bis Kalifornien, Australien<br />
und Goa hat Gilles de Chabaneix Landsitze<br />
fotografi ert. Die Impressionen rustikaler<br />
Stillleben mit Kaminen,<br />
Holztischen, Sprossenfensteraussichten<br />
und stilvoll<br />
freigelegten Deckenbalken<br />
haben<br />
aber auch etwas Irritierendes<br />
an sich.<br />
Fast sehnt man sich<br />
danach, dass hier<br />
einer mit lehmigen<br />
Gummistiefeln mal<br />
eben alles schmutzig<br />
macht, dass Hühner<br />
und Ziegen durch die Küche<br />
toben und Kinder mit von<br />
Marmelade rotbeerigen Fingern Abdrücke<br />
auf weiß gekalkten Wänden und Leinenpolstern<br />
hinterlassen. Und merkt dabei:<br />
Ja, so schlecht ist sie eigentlich gar nicht,<br />
die Natur – wenn man sich ihr zu ihren Bedingungen<br />
nähert. Gern auch mit dem richtigen<br />
Buch. <br />
1. Jakob Augstein: Die Tage des Gärtners. Vom Glück, im Freien zu sein. Hanser, 272 S., 17,90 € (D) •<br />
18,40 € (A) • 25,90 sFr.<br />
2. Nicki Trench: Hühnerstall und Küchengarten. Landleben im eigenen Garten. Thorbecke, 192 S., 24,90 € (D) •<br />
25,60 € (A) • 35,50 sFr.<br />
3. Margit Schönberger, Rosi Fellner: Kühe essen Wiese auf und andere Wahrheiten für Leute, die aufs Land wollen.<br />
Ludwig, 304 S., 19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr.<br />
4. Alison Walker: Aus Freude am Landleben. Genussrezepte für die Vorratskammer. Edition Styria, 192 S.,<br />
29,<strong>99</strong> € (D / A) • 40,90 sFr.<br />
5. Andreas Viestad: Die echte Landküche. Saisonal, frisch, natürlich. Christian, 512 S., 39,95 € (D) • 41,10 € (A) • 53,90 sFr.
LESESTOFF_SACHBÜCHER<br />
Money makes the<br />
world go round<br />
Arbeit hat ihren Preis. Das<br />
Geld aber auch. Viele Jahre<br />
lang hat die an der Berliner<br />
Humboldt-Universität lehrendeKulturwissenschaftlerin<br />
Christina von Braun an<br />
ihrem Panorama von Geld<br />
und Gold, Illusionen und<br />
Finanzwelt opfern, symbolischem<br />
Tausch – Stichwort:<br />
Papiergeld – und Aktien, von Betrügern wie Bernie<br />
Madoff, Börsenrausch und der Literarisierung<br />
des Geldes gearbeitet. Mehrere Tausend Jahre<br />
greift sie zurück und ist doch ganz aktuell. So<br />
geht es in ihrer Kulturgeschichte auch um die vielen<br />
Zuschreibungen und Eigenschaften, die Geld<br />
verschafft, produziert und potenziert. Sie erzählt<br />
nicht nur von Ökonomie – von Keynes, Schumpeter<br />
oder Dagobert Duck –, sondern auch davon,<br />
was Gesellschaften zusammenhält und auseinanderreißt.<br />
Und analysiert erhellend Bilder und<br />
Sprache, mithilfe derer Geld abgebildet, beschrieben,<br />
dämonisiert und verherrlicht wird, und<br />
deren nie absichtsfreien Strukturen. ky<br />
^ Christina von Braun: „Der Preis des Geldes.<br />
Eine Kulturgeschichte“. Aufbau, 510 S., 34,– € (D) •<br />
35,– € (A) • 45,90 sFr.<br />
Blatters schmutziges System<br />
Eine Fußballerfl oskel lautet: Entscheidend ist<br />
aufm Platz! Wer dieser Annahme nach der Lektüre<br />
des Buchs von Thomas Kistner, für Sportpolitik<br />
zuständiger Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“,<br />
noch immer anhängt, dem ist nicht mehr<br />
zu helfen – erst recht in diesem Fußballjubeljahr.<br />
Schatten<strong>net</strong>zwerker, korrupte Funktionäre, Intriganten,<br />
Bankrotteure und weitere gegen viel<br />
(Schwarz-)Geld willige Gehilfen: Kistner deckt so<br />
detailreich wie ausnehmend gut lesbar, pointiert,<br />
fundiert und gut recherchiert das schmutzige,<br />
amoralische intransparente Hinterzimmer-System<br />
des Schweizers Sepp Blatter auf, seit 1981 in<br />
Diensten des Weltfußballverbands Fifa stehend<br />
und im Jahr 1<strong>99</strong>8 erstmals zum Präsidenten gewählt.<br />
Grandios ist das,<br />
erschreckend und jede Romantik<br />
zerstörend. ky<br />
^ Thomas Kistner: „Fifa-<br />
Mafi a. Die schmutzigen Geschäfte<br />
mit dem Weltfußball“.<br />
Droemer Knaur, 432 S.,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) •<br />
29,90 sFr.<br />
Vom virtuellen Krieger<br />
zum Massenmörder<br />
Ob Erfurt, Winnenden oder<br />
Utøya – auf Amokläufe sind<br />
wir nicht vorbereitet. Das<br />
gilt selbst für Länder wie<br />
die USA, deren Waffenlobby<br />
die Wehrhaftigkeit freier<br />
Bürger predigt. Die Amokläufer<br />
hingegen hätten<br />
längst eine autodidaktische<br />
„Schule des Tötens“<br />
durchlaufen, konstatiert Ines Geipel in ihrem<br />
jüngsten Buch: „Seit Columbine und dem Einbruch<br />
der neuen Medien ist der Amok-Komplex<br />
zu einem lernenden System geworden, das nicht<br />
aufhört, die Gesellschaft mit neuen Handlungsmodellen<br />
zu schocken.“ Akribisch hat sie den<br />
Weg von Massenmördern bis zu deren alles andere<br />
als spontanen, sondern sorgfältig geplanten<br />
Taten verfolgt. Schockierend ist dabei immer<br />
wieder auch, wie leicht der Übergang vom virtuellen<br />
Kriegsspiel zur Wirklichkeit gemacht wird –<br />
wie leicht sich auch hierzulande ein potenzieller<br />
Attentäter mit Waffen und Munition ausstatten<br />
kann. Das wirkt wie eine Einladung, das spielerisch<br />
Erlernte Wirklichkeit werden zu lassen. ub<br />
^ Ines Geipel: „Der Amok-Komplex oder die Schule<br />
des Tötens“. Klett-Cotta, 343 S., 19,95 € (D) •<br />
20,50 € (A) • 27,90 sFr.<br />
62<br />
Spätes Ende: In Stalins Geburtsstadt<br />
Gori (Georgien) wurde die Statue<br />
des Diktators erst im Juni 2010 demontiert<br />
Welt des Terrors<br />
und der Gewalt<br />
Es kommt selten vor, dass sich Autoren selbst<br />
revidieren – der Historiker Jörg Baberowski<br />
hat es mit „Verbrannte Erde“ getan. Eigentlich<br />
wollte der Berliner Professor für die Geschichte<br />
Osteuropas nur sein Buch „Roter<br />
Terror“ (2003) für eine Neuaufl age durchsehen,<br />
doch schnell wurde ihm klar, schreibt er<br />
im Vorwort des neuen Buchs, dass er seine<br />
Hauptthesen aufgrund seiner Forschung<br />
würde völlig neu formulieren müssen. Hatte<br />
er vorher Gewalt und Terror als mehr oder<br />
weniger notwendige Begleitumstände der<br />
Modernisierung einer rückständigen Gesellschaft<br />
betrachtet, fokussiert er die Terrorherrschaft<br />
in seinem neuen Werk, das 2012<br />
mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeich<strong>net</strong><br />
wurde, nun auf den „bösartigen<br />
Psychopathen“ Stalin. Der Diktator gründete<br />
seine jahrzehntelange Terrorherrschaft auf<br />
Misstrauen, Furcht und brutale Gewalt. Seitenweise<br />
wird der Leser mit Beispielen unvorstellbarer<br />
Grausamkeiten konfrontiert,<br />
denen Millionen Menschen zum Opfer fi elen.<br />
Ein glänzend geschriebenes<br />
Buch,<br />
das fassungslos<br />
macht. bai<br />
^ Jörg Baberowski:<br />
„Verbrannte<br />
Erde. Stalins Herrschaft<br />
der Gewalt“.<br />
C. H. Beck, 606 S.,<br />
29,95 € (D) • 30,80<br />
€ (A) • 43,50 sFr.<br />
buchjournal 3_2012<br />
© ullstein bild-Reuters / STR
Umschwebt von den<br />
Geistern Humboldts<br />
Freddy Langer, Chef des „FAZ“-<br />
Reiseteils, versteht es, mit den<br />
Füßen und mit dem Kopf zu<br />
wandern. Ob auf Neuenglands<br />
mystischen Berggipfel Katahdin,<br />
ob auf Teneriffas Teide, ob<br />
im Taunus verirrt, umschweben<br />
ihn die Geister eines Thoreau,<br />
eines Humboldt, eines<br />
Novalis. Doch auch Normalsterbliche<br />
liefern Stichworte<br />
für sein Reiselesebuch. Vom antiken Göttersitz<br />
Olymp bringt er eine freundliche Eintragung aus<br />
dem Gipfelbuch mit: „Heusenstamm grüßt Zeus.“<br />
Am Strand von Juist lässt er sich vom Enkel eines<br />
adligen Bleistiftherstellers in ein Gespräch über<br />
die Zeitvorstellungen der Amazonas-Indianer verstricken,<br />
und in der Stadt, die niemals schläft, verfolgt<br />
er „Kämpfe mit Schirmen in New York“. Köstlich<br />
für Reisende wie für Daheimgebliebene. ub<br />
^ Freddy Langer: „Weitergehen. Unterwegs auf den<br />
Wanderwegen der Welt“. Ellert & Richter, 168 S.,<br />
12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 20,50 sFr.<br />
Kongos erzählte Geschichte<br />
Joseph Conrad hat den vom<br />
belgischen Kolonialregime<br />
ausgeplünderten Kongo<br />
1902 in seinem Roman „Das<br />
Herz der Finsternis“ beschrieben.<br />
Der 1971 in Brügge<br />
geborene Schriftsteller<br />
David Van Reybrouck<br />
schreibt die Geschichte des<br />
zentralafrikanischen Riesenlands<br />
jetzt bis in die Gegenwart fort. Auf die<br />
brutale Ausbeutung und forcierte Industrialisierung<br />
der Kolonialzeit folgte ein kurzer Rausch der<br />
Freiheit, der in die 32-jährige Diktatur Mobutus<br />
und einen mörderischen Krieg mündete. Wie Conrad<br />
kennt auch Van Reybrouck das Land nicht nur<br />
aus Büchern und Archiven, sondern aus eigener<br />
Anschauung. Er hat Hunderte von Gesprächen mit<br />
Kongolesen geführt – vom 100-Jährigen bis zum<br />
Kindersoldaten. So erzählt sein monumentales<br />
Werk afrikanische Geschichte auf faszinierende<br />
Weise von unten und von innen. Europäische Historiografi<br />
e verbindet sich hier mit eigener Anschauung<br />
und der mündlichen Überlieferungstradition<br />
Afrikas. ub<br />
^ David Van Reybrouck: „Kongo. Eine Geschichte“.<br />
Übersetzt von Waltraud Hüsmert. Suhrkamp, 432 S.,<br />
29,95 € (D) • 30,80 € (A) • 40,90 sFr.<br />
buchjournal 3_2012 63<br />
Ungewöhnlicher Beruf<br />
Informatik studieren, modeln, blutverschmierte<br />
Tatorte von Morden und Selbstmorden reinigen.<br />
Das klingt nach einer höchst ungewöhnlichen<br />
Laufbahn, die die 1972 geborene Antje Schendel<br />
hinter sich hat. Im Jahr 2000 gründete sie als<br />
staatlich anerkannte Desinfektorin in Krefeld ihr<br />
heute erfolgreiches Tatortreinigungsunternehmen.<br />
Angenehm unprätentiös erzählt sie von ihrer<br />
täglichen Arbeit mit Leichenteilfunden, pittoresken<br />
Auffi ndungsorten und der Wiederherstellung<br />
von Räumen. Klugerweise verzichtet Antje<br />
Schendel durchgehend auf rohen Zynismus oder<br />
grausigen Innereienvoyeurismus à la CSI. Stattdessen<br />
ist ihr ein informatives menschliches<br />
Buch gelungen, dramaturgisch entlang ihrer eigenen<br />
Biografi e erzählt,<br />
über anrührende Schicksale,<br />
Menschen und saubere<br />
Orte. ky<br />
^ Antje Schendel: „Die<br />
Tatortreinigerin. Ich komme,<br />
wenn das Leben geht“. Droemer<br />
Knaur, 224 S., 8,<strong>99</strong> € (D)<br />
• 9,30 € (A) • 13,50 sFr.<br />
© Julius Fekete<br />
Keine Angst<br />
vorm Geldausgeben<br />
In Wirtschaftskrisen braucht es staatliche Investitionen,<br />
keine Sparmaßnahmen: Paul Krugmans<br />
Kernthese, die er in seinem Buch „Vergesst die<br />
Krise!“ vehement vertritt, ist zwar nicht neu,<br />
doch der amerikanische Wirtschafts-Nobelpreisträger<br />
von 2008 wird nicht müde, die derzeitige<br />
Politik des Sparens, Kostensenkens und Gürtelenger-Schnallens<br />
zu geißeln. „Genau das funktioniert<br />
in dieser Krise nicht.“ Die Gründe dafür legt<br />
er in seinem auch für Wirtschaftslaien exzellent<br />
lesbaren Buch mit zahlreichen Beispielen dar. Er<br />
zerpfl ückt die Argumente jener Politiker, die<br />
Infl ationsängs te schüren, einer Deregulierung<br />
der Finanzmärkte das Wort reden und sich für<br />
Lohnzurückhaltung starkmachen. Krugmans Fokus<br />
liegt auf den Vereinigten Staaten, doch die<br />
Analysen des Euroskeptikers zur aktuellen Situation<br />
in Europa treffen ebenfalls<br />
ins Schwarze. Für Politiker<br />
müsste dieses Buch<br />
Pfl ichtlektüre sein. bai<br />
^ Paul Krugman: „Vergesst<br />
die Krise! Warum wir jetzt<br />
Geld ausgeben müssen“. Übersetzt<br />
von Jürgen Neubauer.<br />
Campus, 272 S., 24,<strong>99</strong> € (D) •<br />
25,70 € (A) • 35,90 sFr.<br />
Mehr als<br />
ein Spiel<br />
Die bedeutensten<br />
Ereignisse der<br />
Sportgeschichte<br />
Wenn Sport<br />
Geschichte schreibt<br />
Sachbuch, Hardcover,<br />
304 Seiten, 85 Fotos, 19,3 × 24 cm,<br />
€ 29,95 (D)<br />
www.nationalgeographic.de<br />
NEU
SACHBUCH_REISE<br />
London ist immer eine Reise wert – und ganz besonders, wenn die Metropole vom 27. Juli<br />
bis zum 12. August die Olympischen Spiele ausrichtet. Neue Stadtführer und Reisebücher weisen<br />
den Weg durch den Großstadtdschungel und die jahrhundertealte Geschichte.<br />
Im Juli geht’s endlich los!<br />
TEXT: HOLGER EHLING<br />
alle © istockphoto<br />
L ondon,<br />
Britanniens prächtige Hauptstadt,<br />
ist in diesem Jahr in Feierstimmung.<br />
Zunächst galt es, das 60. Thronjubiläum<br />
Ihrer Majestät Elisabeth II. mit gebührendem<br />
Pomp zu begehen. Im Sommer<br />
folgen die Olympischen Spiele; bereits zum<br />
dritten Mal finden sie in diesem wohl sportverrücktesten<br />
Land Europas statt. Solche<br />
Anlässe rücken Städte stets verstärkt in den<br />
Blickpunkt der Öffentlichkeit und locken<br />
Touristen in großer Zahl an – im Fall Londons<br />
kann man sich allerdings kaum vorstellen,<br />
wie die Stadt noch mehr Zulauf bekommen<br />
könnte, als sie ohnehin schon hat.<br />
Wenn wir über die Stadt an der Themse<br />
sprechen, sprechen wir nicht nur über die<br />
größte Stadt Europas – in der Metropolregion<br />
leben, je nach Zählung, zwischen sieben<br />
und zwölf Millionen Menschen. Wir spre-<br />
chen über einen Ort, der seit Jahrhunderten<br />
die Reisenden anzieht mit seinem Reichtum<br />
an Kultur und Unterhaltung, Business und<br />
Sinn für Neues. Heinrich Heine schrieb<br />
über seinen ersten Aufenthalt: „Ich habe das<br />
Merkwürdigste gesehen, was die Welt dem<br />
staunenden Geiste zeigen kann, ich habe es<br />
gesehen und staune noch immer … Schickt<br />
einen Philosophen nach London ... und<br />
stellt ihn an eine Ecke von Cheapside, er<br />
wird hier mehr lernen, als aus allen Büchern<br />
der letzten Leipziger Messe.“<br />
Nun beschäftigen sich beileibe nicht alle<br />
aktuellen Bücher mit London, aber die beiden<br />
Großereignisse haben doch viele Verlage<br />
zu Anstrengungen motiviert, um den<br />
Reisenden mit verlässlichen Hilfen für unterwegs<br />
auszustatten. Kurz, knapp und<br />
übersichtlich zeigt sich dabei der „City<br />
Guide London“ von Hans-Günter Semsek,<br />
der den Leser auf einen Rundgang durch<br />
die Innenstadt mitnimmt sowie auf zwei<br />
ausgedehnte Ausflüge, die auch in einige<br />
Außenbezirke führen. Nützlich dabei ist<br />
die herausnehmbare Innenstadtkarte; leider<br />
sind aber im U-Bahn-Plan die neu ausgebauten<br />
„Overground“-Verbindungen, die<br />
insbesondere den Weg in die östlichen Be-<br />
64<br />
London – zu den<br />
bekannten Highlights<br />
kommt noch<br />
die Olympiade hinzu<br />
»In Feierlaune: erst<br />
das Thronjubiläum<br />
der Queen – dann<br />
die Olympiade«<br />
buchjournal 3_2012
Lesezeichen<br />
1. Hans-Günter Semsek: London. Vista Point, 96 S., 3,<strong>99</strong> € (D) • 4,10 € (A) • 7,50 sFr.<br />
2. Lilly Nielitz-Hart und Simon Hart: 101 London. Geheimtipps und Top-Ziele. Iwanowski’s Reisebuchverlag,<br />
252 S., 12,– € (D) • 12,40 € (A) • 18,90 sFr.<br />
3. Sabine Lindlbauer: ADAC Reiseführer London. ADAC, 8,<strong>99</strong> € (D) • 9,30 € (A) • 15,90 sFr.<br />
4. Klay Lamprell: Für Eltern verboten: London – Der cool verrückte Reiseführer. National Geographic, 95 S.,<br />
9,<strong>99</strong> € (D) • 10,30 € ( A) • 14,90 sFr.<br />
5. Marina Bohlmann-Modersohn: London. Eine Stadt in Biographien. Merian Porträts. Travel House Media, 176 S.,<br />
16,<strong>99</strong> € (D) • 17,50 € (A) • 29,50 sFr.<br />
zirke der Riesenstadt erheblich vereinfacht<br />
haben, nicht deutlich erkennbar. Kurz gehaltene<br />
Tipps für Essen, Trinken, Shopping<br />
und Kultur runden das Büchlein ab,<br />
das insgesamt ein nützlicher Begleiter ist.<br />
Deutlich ambitionierter (und mit aktueller<br />
U-Bahn-Karte) kommt „101 London –<br />
Geheimtipps und Top-Ziele“ daher. Die Informationen<br />
zu den einzelnen Zielen glänzen<br />
durch Kenntnisreichtum; mit diesem<br />
Buch lernt der Reisende viele Gegenden<br />
Londons kennen, die in den gängigen Reiseführern<br />
gern ausgelassen werden, und er<br />
erfährt auf lockere Weise sehr viel über Geschichte<br />
und Alltag. Insgesamt ein Buch,<br />
das Vorbildcharakter hat.<br />
Fast komplett auf die touristischen Trampelpfade<br />
konzentriert sich Sabine Lindlbauer<br />
in ihrem „ADAC Reiseführer London“,<br />
wobei sie es allerdings schafft, auch in den<br />
scheinbar altbekannten Bezirken kleine<br />
Schätze aufzutun, die den meisten Reisenden<br />
verborgen bleiben. Die Informationen<br />
sind knapp, aber ausreichend, die Touren,<br />
die man sich anhand des Buchs zusammenstellen<br />
kann, sind anspruchsvoll, aber auch<br />
für den Nicht-Sportler zu bewältigen. Warum<br />
aber ausgerech<strong>net</strong> in einem vom ADAC<br />
verlegten Reiseführer das – im weit östlich<br />
gelegenen Stadtteil Stratford angesiedelte<br />
– Olympiagelände in dem Kapitel „Norden“<br />
auftaucht, ist mir schleierhaft.<br />
Mit Kindern in eine Riesenstadt wie London<br />
zu reisen kann sich zu einem veritablen<br />
Albtraum auswachsen – was tun mit den lie-<br />
buchjournal 3_2012 65<br />
ben Kleinen, die sich wohl nur selten dafür<br />
begeistern können, stundenlang auf Sightseeing<br />
zu gehen oder in Museen auszuharren?<br />
Da kommt „London: Der cool verrückte<br />
Reiseführer“ genau richtig, denn hier wird<br />
fetzig und leicht verständlich erklärt, warum<br />
alles in dieser Stadt so aussieht, wie es<br />
eben aussieht. Zudem fördert das Büchlein<br />
einen Aspekt der Londoner Ausstellungslandschaft<br />
zutage, den man als Erwachsener<br />
leicht übersieht: Überall sind hervorragende<br />
Museumspädagogen am Werk, die es verstehen,<br />
Geschichte, Technik oder Natur<br />
spannend zu erzählen.<br />
Marina Bohlmann-Modersohn stellt –<br />
sehr gelungen – in „London. Eine Stadt in<br />
Biographien“ die Metropole durch einige<br />
ihrer herausragenden Bewohner vor.<br />
Heinrich VIII. macht dabei den Anfang,<br />
seine Tochter Elisabeth I. ist ebenso dabei<br />
wie Georg Friedrich Händel, der ab 1710<br />
hier wirkte. Karl Marx und Winston Churchill<br />
stehen für die Politik, Shakespeare,<br />
Daniel Defoe, der Erfi nder des Robinson<br />
Crusoe, Charles Dickens oder Agatha<br />
Christie für die Literatur, und selbst Mick<br />
Jagger darf nicht fehlen. Rundum vergnüglich<br />
zu lesen und ein prima Begleiter<br />
für die Reise nach London! <br />
Holger Ehling bereist Großbritannien seit fast<br />
40 Jahren und lebte viele Jahre als Korrespondent<br />
in London. Von ihm erschienen zuletzt die<br />
beiden Bücher „England, glorious England“<br />
(Ch. Links) und „London fürs Handgepäck“<br />
(Unionsverlag).<br />
ISBN 978-3-589-01878-9<br />
ISBN 978-3-589-01876-5<br />
ISBN 978-3-589-01877-2<br />
Sprache, Spaß und Spiel unterwegs<br />
, Tolle Sprachreiseführer für Kinder<br />
ab 9 Jahre (und ihre Eltern)<br />
, Gemeinsam andere Länder entdecken<br />
, Wissenswertes zum Land gemixt<br />
mit Aufgaben und Rätseln<br />
, Übungen zum Lesen und Hören<br />
, Auch für Italien!<br />
J U N I OR<br />
Die Welt<br />
entdecken<br />
, Jedes Buch mit Audio-CD für<br />
€ (D) 12,95; zusätzlich vertont für<br />
Ting-Stift (separat erhältlich)<br />
Mehr Infos unter www.lextra.de<br />
Bücher<br />
auch zum<br />
Hören<br />
Cornelsen Verlag | 14328 Berlin | www.cornelsen.de
KINDER- UND JUGENDBUCH_COMIC-ROMAN<br />
Humorfrei ist anderswo:<br />
Jeff Kinney hat Spaß mit<br />
seinen Comicfiguren<br />
Tagsüber betreut er eine Website für Kinder, nachts schreibt<br />
und zeich<strong>net</strong> Jeff Kinney „Gregs Tagebücher“. Band sechs ist<br />
erschienen; den nächsten Band kündigte der US-Star kürzlich<br />
auf der Jugendbuchmesse in Bologna an.<br />
© AP<br />
Umzingelt von<br />
guten Gags<br />
TEXT: ALEXANDRA RAK, RALF SCHWEIKART<br />
Zur Person<br />
Flink wischen seine Finger über das<br />
Smartphone, Textfragment um Textfragment<br />
wandert über den kleinen Bildschirm:<br />
Jeff Kinney sucht nach einem der<br />
Gags, die im siebten Band von „Gregs Tagebuch“<br />
auftauchen könnten. Abrupt stoppt<br />
er: „Der hier ist gut!“, und erzählt vom<br />
Tanznachmittag in der Kirche, in<br />
der alle möglichen Popsongs gespielt<br />
werden – bis sich hartgesottene<br />
„The Cure“-Fans<br />
auf der Tanzfläche zur Sitzblockade<br />
niederlassen, damit<br />
ihre Musik endlich aufgelegt<br />
wird. Kinney schaut hoch: „Na<br />
ja, vielleicht doch nicht so lustig.<br />
Mal schauen, ob es diese Szene<br />
ins neue Buch schafft.“<br />
Denn fertig ist der Autor und Illustrator<br />
noch nicht – obwohl der US-Amerikaner<br />
eigens zur Jugendbuchmesse nach Bologna<br />
gereist ist, um seinen Verlegern mitzuteilen,<br />
dass der neue Band mit dem Thema<br />
„Love is in the Air“ am 13. November in den<br />
USA erscheinen wird. Die deutsche Ausgabe<br />
wird wenig später folgen.<br />
An Ideen für sein neues Werk mangelt es<br />
Kinney nicht. Alles, was ihm ein- und auffällt,<br />
schreibt er erst mal in sein Smart-<br />
Jeffrey Patrick Kinney, geboren 1971, studierte an der University of Maryland<br />
historische Kriminologie und zeich<strong>net</strong>e für die Campus-Zeitung<br />
den Comic „Igdoof “. 1<strong>99</strong>8 entwickelte er die Greg-Heffley-Figur, und er<br />
betreut als Online-Spieldesigner die von ihm entwickelte Website<br />
poptropica.com. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in<br />
Plainville, Massachusetts.<br />
66<br />
buchjournal 3_2012
phone. Ausgewählt wird später: „In meinen<br />
Büchern versuche ich, so viele gute Witze<br />
unterzubringen wie möglich.“ Das ist ihm<br />
so sehr gelungen, dass die sechs Greg-Bände<br />
weltweit Bestseller sind und Hollywood bereits<br />
die ersten beiden Bände verfi lmt hat –<br />
produziert von Jeff Kinney selbst.<br />
Seine frühe Leidenschaft galt vor allem<br />
dem Cartoon. „Den ersten habe ich mit acht<br />
Jahren über einen Fisch gezeich<strong>net</strong>.“ Leichtgefallen<br />
sind ihm beim Scribbeln Figuren<br />
und Gegenstände, sein räumliches Vorstellungsvermögen<br />
sei dagegen nicht so gut.<br />
Auf dem College perfektionierte er seine Fähigkeiten.<br />
Gab es Vorbilder? „Beeinfl usst<br />
haben mich die Geschichten von Calvin &<br />
Hobbes, Donald Duck und Gary Larsons ‚Far<br />
Side Collection‘.“<br />
Als Kinney mit den Vorarbeiten zu Greg<br />
begann, zeich<strong>net</strong>e er „klassisch“ mit Bleistift<br />
und Feder auf Papier. Aber mit den eingescannten<br />
und vergrößerten Bildern war er<br />
alles andere als zufrieden: „Plötzlich sah ich<br />
am Bildschirm jeden noch so kleinen Fehler,<br />
den ich bis zur Erschöpfung Pixel um Pixel<br />
korrigiert habe.“ Kinney entschied sich,<br />
ganz auf den Computer umzusteigen. Seitdem<br />
entstehen Greg und seine Freunde auf<br />
einem elektronischen Zeichentablett.<br />
Hat er die Greg-Storys selbst erlebt? Als<br />
Zweitjüngster von vier Geschwistern wuchs<br />
er in der Nähe von Washington auf, wo sein<br />
Vater im Pentagon gearbeitet hat. „Bei uns<br />
zu Hause war es ziemlich eng“, sagt er, und<br />
natürlich habe es auch mal Streit gegeben.<br />
„Aber wir haben uns immer witzige Geschichten<br />
erzählt.“ Wenn er heute mit seinen<br />
Brüdern telefoniere, dann sei das immer<br />
noch so: „Ein paar dieser Geschichten<br />
sind Teil unseres Familienbewusstseins geworden.<br />
In meinen Büchern stecken viele<br />
Ereignisse aus meiner Kindheit.“<br />
Die verbrachte er zu weiten Teilen in<br />
einem großen alten Ford, in dem er spielen<br />
konnte. „Und wir sind viel Fahrrad gefahren<br />
– obwohl unser Haus an einem steilen<br />
Hügel lag, den man nicht gut hochfah-<br />
buchjournal 3_2012 67<br />
Greg, von Idioten<br />
umzingelt – und mit<br />
hohem Identifi kationspotenzial:<br />
Er wird heiß<br />
und innig geliebt!<br />
ren konnte. Dafür war die Lage im Winter<br />
super zum Schlittenfahren.“<br />
Heute lebt er mit seiner Frau und den beiden<br />
Söhnen im Süden von Massachusetts.<br />
Hauptberufl ich betreut er die Kinderseite<br />
poptropica.com, die er selbst entwickelt hat<br />
und die mit rund zehn Millionen Besuchern<br />
pro Monat eine der erfolgreichsten Kinderwebseiten<br />
in den USA ist. Ist die Doppelbelastung<br />
nicht zu groß? „Ich leite die Bereiche<br />
Entwicklung und Design und schreibe viele<br />
der Geschichten selbst – das loszulassen<br />
würde mir sehr schwerfallen.“<br />
Mindestens einmal in der Woche kümmert<br />
er sich um die örtliche Pfadfi ndergruppe,<br />
macht Seifenkisten rennfertig.<br />
Zeit zum Schreiben bleibt ihm nur nachts.<br />
„Ich glaube nicht, dass ich ein brillanter<br />
Schriftsteller bin“, meint er, „aber ein<br />
guter Gagschreiber.“ Wenn er an einem<br />
Buch arbeitet, sieht er keine Comedy-<br />
Shows im TV, hört keine Audiobooks, liest<br />
wenig: „Ich möchte unbeeinfl usst sein und<br />
nicht Gefahr laufen, etwas zu klauen“, sagt<br />
er ernst. Und zeigt dann wieder sein jungenhaftes<br />
Lächeln. „Na ja – vielleicht mal,<br />
wenn mir die Ideen ausgehen.“ <br />
Lesezeichen<br />
j<br />
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 6 – Keine Panik!<br />
Übersetzt von Dietmar Schmidt. Baumhaus, 224 S.,<br />
12,<strong>99</strong> € (D) • 13,40 € (A) • 18,90 sFr., ab 10<br />
Jeff Kinney: Gregs Tagebuch 6 – Keine Panik!<br />
Gelesen von Nick Romeo Reimann. Bastei Lübbe,<br />
1 CD, 9,<strong>99</strong> € (D) • 10,10 € (A) • 15,90 sFr.<br />
Die abenteuerliche<br />
Suche der Bären geht weiter:<br />
Band 2 – Am Großen Bärensee!<br />
352 Seiten, a 14,95 ISBN 978-3-407-81105-9<br />
Alle Infos auf<br />
www.seekersdie-bären.de<br />
Der junge Grizzly Toklo traut<br />
seinen Augen nicht: am Seeufer<br />
versammeln sich tausende<br />
Braunbären, Schwarzbären<br />
und Eisbären. Doch zwischen<br />
all den ausgewachsenen Bären<br />
ist kein Platz für Junge ohne<br />
Schutz. In ihrem erbitterten<br />
Überlebenskampf schrecken<br />
sie vor nichts mehr zurück.<br />
Toklo, Lusa, Ujurak und Kallik<br />
geraten in große Gefahr ...
© privat<br />
WIR LESEN<br />
Das Leben spielt<br />
auch anderswo<br />
Bücher bringen uns ferne Welten oft<br />
ganz nah. Junge Leser empfehlen<br />
an dieser Stelle aktuelle Romane, die<br />
spannend in solche Universen entführen.<br />
ABENTEUER<br />
Heitere Piraten<br />
Johanna Horst<br />
(10) mag die<br />
Mohnschnecken-<br />
Piratin<br />
Die wilden Piroggen, alles hochwertige Backwaren,<br />
entführen die kleine Mohnschnecke.<br />
Eine lange Reise führt sie am Kap der guten<br />
Hefe, an der Insel Tortilla, an Djadida und anderen<br />
mehligen Orten vorbei – und sie wird<br />
selbst zur Anführerin der Piraten. Doch ihr<br />
stiller Verehrer Eclair, Otto der Pelmen (eine<br />
Teigtasche), Hörnchen und Zwieback machen<br />
sich auf den Weg, um sie zu befreien.<br />
Es gibt viele urkomische<br />
Situationen, aber am Ende regelt<br />
sich alles. Der Stil des Buchs ist<br />
sehr witzig, die Handlung lustig<br />
und spannend. Obwohl die Figuren<br />
aus dem Bereich Bäckerei<br />
und Konditorei kommen,<br />
konnte ich mich gut in sie<br />
hineinversetzen. Am liebsten ist mir natürlich<br />
Mohnschnecke, die immer schauen muss, ob<br />
ihr Mohn noch da ist, wo er hingehört.<br />
^ Mā ris Putninš: „Die wilden Piroggenpiraten“.<br />
Übersetzt von Matthias Knoll. Fischer Schatzinsel,<br />
564 S., 14,<strong>99</strong> € (D) • 15,50 € (A) • 21,50 sFr., ab 8<br />
© Stefan Hauck<br />
FLÜCHTLINGSSCHICKSAL<br />
Harte Überlebenskämpfe<br />
Eindrucksvoll erzählt „Niemandsland“ die bewegende Geschichte<br />
der Flucht zweier Brüder aus dem Iran nach Europa. London ist ihr<br />
Ziel, ihre Reiseroute „KabulTeheranIstanbulAthenRomParisLondon“,<br />
Anna Steinmann (18)<br />
wie Aryan seinem jüngeren Bruder Kabir allabendlich vorbetet. Ab-<br />
empfi ehlt eine Story<br />
hängig von Menschenschmugglern, von einem griechischen Bauern<br />
zum Nachdenken<br />
um ihren Lohn geprellt und im ständigen Kampf gegen Hunger und<br />
Kälte schlagen sich die beiden durch Vorderasien und Europa. Das Buch ist anrührend erzählt<br />
und es zeigt, dass die australische Journalistin Brothers intensiv recherchiert hat;<br />
auch wenn sich Kabirs und Aryans Flucht nicht so zugetragen hat, fi nden sich Tausende<br />
ähnlicher Schicksale. Eine Geschichte, die unter die Haut geht und zum<br />
Denken anregt, über unseren Umgang mit Flüchtlingen und darüber, wie glücklich<br />
wir uns schätzen können, in einem Land ohne Krieg leben zu dürfen.<br />
TIERRETTUNGSAKTION<br />
^ Caroline Brothers: „Niemandsland“. Übersetzt von Monika Schmalz. Bloomsbury Berlin,<br />
284 S., 19,90 € (D) • 20,50 € (A) • 28,50 sFr., ab 15<br />
Adlerfl ug mit dem PC orten<br />
Callum, Rob und Euan halten immer zusammen – bis Callum Iona trifft. Als er<br />
das Mädchen vor beiden beschützt, vertraut sie ihm ein Geheimnis an: Sie<br />
zeigt ihm einen seltenen Fischadler, den sie Iris taufen. Als diese sich in einer<br />
Angelschnur verheddert, rettet ein Tierschützer<br />
Iris und befestigt einen Sender am Rücken. Als Iona bei einer schweren<br />
Grippe stirbt, verspricht Callum ihr, sich um Iris zu kümmern. Er verfolgt<br />
Iris’ Flug am Computer, bis sich der Punkt mehrere Tage nicht mehr<br />
vom Fleck bewegt. Wie kann Callum ihr helfen? Wer’s wissen will, muss<br />
das Buch unbedingt selber lesen. Ich fi nde toll, dass es spannend ist,<br />
zum Lachen und zum Weinen, und man immer weiterlesen möchte.<br />
Lennart Rak (11) rät<br />
zur Hochspannung<br />
^ Gill Lewis: „Der Ruf des Kulanjango“. Übersetzt von Siggi Seuß. dtv junior,<br />
232 S., 12,95 € (D) • 13,40 (A) • 19,90 sFr., ab 10<br />
68<br />
© Zoran Ivanovic<br />
buchjournal 3_2012<br />
© privat
uchjournal 3_2012 69<br />
LESELOTSE<br />
Bestes aus dem Büchermeer für Kids Die LeseLotse-Jury empfi ehlt neue Bücher<br />
BILDERBUCH<br />
KINDERBUCH<br />
JUGENDBUCH<br />
FÄLLT AUS DEM RAHMEN<br />
HÖRBUCH<br />
Fantasievoll ins Bett<br />
Ob glibberige Kraken verknoten oder fi ese<br />
Piraten schubsen: Fred ist unerschrocken<br />
und hat Fantasie! Aber auch die Helden gehen<br />
schlafen ... Ein temporeiches Debüt.<br />
^ Matthias Weinert: „Fred, der furchtlose<br />
Abenteurer“. Lappan, 32 S., 12,95 € (D) •<br />
13,40 € (A) • 18,90 sFr., ab 4<br />
Getarnter Alien?<br />
Jona ist überzeugt, dass der neue Mitschüler<br />
ein getarnter Außerirdischer ist. Eine<br />
mitreißende, herzergreifende Geschichte<br />
über soziale Unterschiede.<br />
^ Susann Opel-Götz: „Außerirdisch ist<br />
woanders“. Oetinger, 320 S., 13,95 € (D) •<br />
14,40 € (A) • 20,90 sFr., ab 10<br />
Nachtblues<br />
Seit sein Zwillingsbruder tot ist, will der<br />
16-jährige Jonathan nicht mehr schlafen,<br />
spielt manisch Gitarre und liest Gedichte.<br />
Bis ihn ein blinder Kriegsveteran aus seiner<br />
Lethargie holt. Debüt mit Nachhall.<br />
^ Conrad Wesselhoeft: „Adios, Nirvana“. Carlsen,<br />
288 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) • 14,90 sFr., ab 14<br />
Ein Baum im Buch<br />
Ein Buch, das wächst? In diesem Leporello<br />
steckt ein 2,75-Meter-Baum,<br />
in dem sich Wurzelwicht und Wipfelwicht begegnen<br />
wollen. Dabei kommt es zu Begegnungen mit<br />
tierischen Baumbewohnern. Nach einer Drehung<br />
geht die Geschichte noch weiter. Klasse Idee, tolle Umsetzung.<br />
^ Tobias Krejtschi: „Wipfelwärts und Wurzelwärts“. Peter<br />
Hammer, Leporello, 16,90 € (D) • 17,40 € (A) • 24,90 sFr., ab 3<br />
Witzige Abenteuer<br />
Tapfer stellen sich Ismael und seine Freunde<br />
den Verzwicktheiten des Lebens. Nicht<br />
ohne Federn zu lassen ... Urkomische, mit<br />
Sprachwitz gespickte Abenteuer.<br />
^ Michael Gerard Bauer: „Ismael. Bereit sein<br />
ist alles“. Hörcompany, 5 CDs, 19,95 € (D) •<br />
20,60 € (A) • 28,90 sFr., ab 10<br />
Versöhnen, ganz klar<br />
Fünf Tiere geraten sich in die Haare wegen<br />
eines Stocks, der am Ende zersplittert. Was<br />
tun? Großmütig wird der Streit beigelegt –<br />
man ist schließlich unter Freunden.<br />
^ Kaia, Bendik und Trond Braenne: „Die sind<br />
doch alle doof! “. Hanser, 32 S., 12,90 € (D) •<br />
13,30 € (A) • 18,90 sFr., ab 4<br />
Sehnsucht nach Leben<br />
Zwei gehörlose Kinder stürzt die Sehnsucht<br />
in wagemutige Abenteuer. Irgendwann treffen<br />
ihre Geschichten aufeinander, auch<br />
wenn dazwischen 50 Jahre liegen. „Wunderlicht“<br />
ist ein in Bildern erzähltes Wunder.<br />
^ Brian Selznick: „Wunderlicht“. cbj, 640 S.,<br />
19,<strong>99</strong> € (D) • 20,60 € (A) • 28,50 sFr., ab 8<br />
Vielleicht Weggefährtinnen<br />
Es geht weiter. Selbst wenn einen die Einsamkeit<br />
erstarren lässt. Zwei Mädchen treffen<br />
aufeinander, staunen, helfen. Bachs Stak-<br />
katosound spürt Verlust und Schmerz nach.<br />
^ Tamara Bach: „was vom Sommer übrig ist“.<br />
Carlsen, 144 S., 12,90 € (D) • 13,30 € (A) •<br />
18,90 sFr., ab 14<br />
Die Jury<br />
Stefan Hauck Börsenblatt-Redakteur, Mitglied<br />
in verschiedenen Jurys<br />
Verena Hoenig Kulturjournalistin und<br />
Kinderliteratur-Expertin<br />
Katrin Rüger Buchhändlerin in München<br />
Ralf Schweikart Journalist und Literaturkritiker<br />
Flucht aus der Heimat<br />
Zwei Brüder fl üchten aus Afghanistan, um<br />
in London zur Schule zu gehen. Bis dahin<br />
erleiden sie ein Martyrium: Aryans und<br />
Kabirs Migrationsschicksal wiegt schwer.<br />
^ Caroline Brothers: „Niemandsland“.<br />
Der Audio Verlag, 5 CDs, 19,<strong>99</strong> € (D) •<br />
20,20 € (A) • 30,50 sFr., ab 14<br />
© Anke Kuhl
URLAUBSSTOFF_BÜCHER, HÖRBÜCHER & SPIELE<br />
AB 4 Poetisches Bilderbuch<br />
Fiete Anders, das „etwas andere Schaf“ mit<br />
den rot-weißen Streifen, hat Fernweh. Wie<br />
gut, dass ihn da seine Freunde, die Möwe und<br />
der Wind, einladen, die Welt zu entdecken.<br />
Unterwegs bekommt das Schaf jedoch Heimweh<br />
... Miriam Koch mischt Fotos und Zeichnungen<br />
– und unterstreicht so ihre feine, poetische<br />
Sprache. Lesen, träumen und in die<br />
Ferne schweifen. nf<br />
^ Miriam Koch: „Fiete Anders – Eine Reise mit<br />
dem Wind“. Gerstenberg, 32 S., 16,95 € (D) •<br />
17,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />
j<br />
AB 6 Familiengeschichten<br />
Manchmal reißt ein Sturm nicht nur das halbe Schloss mit sich,<br />
sondern auch die Mama, oder man will wie Leon lieber Schiffskoch<br />
werden, statt wie sein Vater Piratenkapitän … Spannende, berührende<br />
und lustige Familiengeschichten<br />
renommierter Kinderbuchautoren wie<br />
Christine Nöstlinger, Paul Maar oder<br />
Salah Naoura werden von illustren Sprechern<br />
lebendig erzählt. mak<br />
^ „Von Kindern, Katzen und Keksen“.<br />
Gesprochen von Katja Danowski, Jens<br />
Wawczeck und Marlen Diekhoff. Hörcompany,<br />
1 CD, 12,95 € (D) • 13,40 € (A) • 18,90 sFr.<br />
AB 6 Fesselndes Suchspiel<br />
Auf den ersten Blick scheinen die gegenüberliegenden<br />
Wimmelbilder dieses Suchbuchs identisch. Doch wer Pia<br />
und Pauls Reise mit Adleraugen begleitet, entdeckt auf<br />
den Illustrationen von Piratenschiff, U-Boot oder Bergwerk<br />
Unterschiede. Ein tolles Beschäftigungsbuch mit witzigen<br />
Details und verschiedenen Schwierigkeitsstufen. mak<br />
^ Meritxell Martí, Xavier Salomó (Ill.): „Die Insel der 160<br />
Fehler“. Übersetzt von Anja Bauseneick. Boje, 24 S., 14,<strong>99</strong> € (D) •<br />
15,50 € (A) • 21,90 sFr.<br />
Ob Globetrotter oder Daheimgebliebene: Spiele,<br />
Abenteuerbücher und schöne (Reise-)Geschichten<br />
kommen bei kleinen und großen Kids gut an. Eine<br />
Auswahl für die Ferientage.<br />
Viel Spaß<br />
im Sommer!<br />
AB 5 Reisen ist schön!<br />
Was, wenn man eine Reise gewinnt und<br />
nicht verreisen mag? Genau vor dieser Frage<br />
steht der kleine Nestor. Zum Glück über redet<br />
ihn Basil, sich doch auf das Wagnis Reise einzulassen.<br />
Und so erleben sie unvergessliche<br />
Augenblicke: laue Sommernächte mit Sternschnuppen<br />
und luftig-leichte Bootsausfl üge<br />
in gleißend glitzerndem Wasser. Mit feinem<br />
Strich erzählt Mélanie Rutten kleine Geschichten<br />
vom alltäglichen Glück, unterwegs<br />
und zu Hause. Für Reisemuffel und alle anderen<br />
sowieso. nf<br />
^ Mélanie Rutten: „Basil und Nestor.<br />
Eine Reise im Sommer“. Übersetzt von Tobias<br />
Scheffel. J. Beltz, 64 S., 9,95 € (D) • 10,30 € (A) •<br />
14,90 sFr.<br />
70 buchjournal 2_2012
AB 10 Kinderkrimi<br />
Valentin stolpert in eine spannende Detektivgeschichte,<br />
bei der nichts zusammenpassen<br />
will. Denn was hat ein niedergeschlagener<br />
Friedhofsgärtner mit einem gestohlenen Dollar<br />
und einem mysteriösen Juwelierräuber zu<br />
tun? Doch dann entdeckt Valentin seine Gabe<br />
des Gedankenlesens und fi ndet in Mesut einen<br />
blitzgescheiten Kompagnon mit prolligem<br />
Charme. Alle Spuren führen zum alten Friedhof –<br />
und auch zu Tod und Trauer. Ein temporeicher Kinderkrimi mit Tiefgang. mak<br />
^ Kirsten Boie, Regina Kehn (Ill.): „Der Junge, der Gedanken lesen konnte. Ein<br />
Friedhofskrimi“. Oetinger, 320 S., 14,95 € (D) • 15,40 € (A) • 21,90 sFr.<br />
Der Klassiker: Leinen los<br />
– und auf ins Gefecht!<br />
Hätte Jim Hawkins gewusst, in welche Gefahr<br />
ihn die geheimnisvolle Landkarte<br />
bringt, dann hätte er sie vermutlich nicht<br />
an sich genommen. Doch nun heißt es:<br />
fünf Stunden Schatzsuche, Säbelrasseln<br />
und Kanonendonner. Auch nach über<br />
100 Jahren hat die spannendste aller Seeräubergeschichten<br />
nichts von ihrer Faszination verloren. Ganz besonders<br />
dann nicht, wenn Andreas Fröhlich sie liest. Seinen diebischen Spaß an<br />
den Abenteuern von Jim Hawkins und Long John Silver hört man dem<br />
Sprecher buchstäblich an. Auf ins Gefecht! nf<br />
^ Robert L. Stevenson: „Die Schatzinsel“. Gelesen von Andreas Fröhlich.<br />
Oetinger Media, 4 CDs, 19,95 € (D) • 20,20 € (A) • 28,90 sFr.<br />
AB 7 Einfach abtauchen<br />
Statt sich auf langen Auto- oder Zugfahrten<br />
zu langweilen, kann man jetzt „Unterwasserwelten“<br />
erkunden. Jede Menge Getier<br />
tummelt sich an der blauen Oberfl äche.<br />
Aber laut der selbst gewählten Aufgabe<br />
dürfen nur ein paar wenige Tiere zu sehen<br />
sein, alle anderen müssen unter<br />
Seerosenblättern versteckt werden. Die 48 Herausforderungen,<br />
die hier auf ihre Lösung warten, variieren auf vier Schwierigkeitsebenen,<br />
sodass Hobby-Schnorchler ebenso wie Tauchprofi s auf<br />
ihre Kosten kommen. cb<br />
^ „Unterwasserwelt“. Mag<strong>net</strong>isches Reisespiel für einen Spieler.<br />
Jumbo Spiele, ca. 9,<strong>99</strong> €<br />
buchjournal 3_2012 71<br />
j<br />
AB 4 Piratenspiel<br />
O weh! Die Wasserratten stechen in See. Auf<br />
Wallys Insel liegt ein Schatz vergraben und genau<br />
den wollen sie rauben. Nur der helle Leuchtturm<br />
kann die Wasserratten vom Schatz fernhalten.<br />
Doch der Leuchtturm ist kaputt. Schnell<br />
müssen auf den Nachbarinseln neue Leuchttürme<br />
erbaut werden. Wer schafft es, die<br />
Leuchttürme zu errichten, bevor die Ratten den<br />
Schatz erreichen? Herrliches Piratenabenteuer<br />
für zwei bis vier Baumeister von vier bis <strong>99</strong> Jahren<br />
mit Spielspaß für ca. 15 Minuten. nf<br />
^ „Wasserratten in Sicht!“ Haba, ca. 16,95 €<br />
AB 12 Bizarre Ferien<br />
in der Provinz<br />
Wingroden ist das Ende der Welt: nichts als vergammelte<br />
Höfe und kauzige Bauern. Wenn der<br />
16-jährige Ben nicht seinen demenzkranken Opa<br />
hüten müsste, wäre er schon lange weg. So aber<br />
versauert er im Wirtshaus und lauscht der neuesten<br />
Idee von Tausendsassa Maslow: Ein fi ngierter<br />
Ufo-Absturz soll die Massen ins Dorf locken!<br />
Es scheint zu funktionieren: Mit Lena kommt tatsächlich<br />
eine junge Reporterin – und Ben erwacht<br />
aus seinem Dornröschen-Schlaf ... Eine<br />
bizarre Provinzgeschichte, von Robert Stadlober<br />
staubtrocken erzählt. mak<br />
^ Rolf Lappert: „Pampa Blues“. Gelesen von Robert<br />
Stadlober. Silberfi sch, 4 CDs, 19,95 € (D / A) •<br />
29,90 sFr.<br />
j
© Jenke von Wilmsdorff<br />
BÜCHERKÖPFE<br />
TEXT: ANITA STRECKER<br />
Jenke von Wilmsdorff<br />
Dem Redakteur ist nix zu schwör, darf man frei<br />
nach Daniel Düsentrieb getrost über dessen<br />
Wahlverwandten Jenke von Wilmsdorff dichten.<br />
Für das RTL-Magazin „Extra“ düst der Schauspieler<br />
und omnipotente Medienmann rund um den Globus,<br />
rast mit Hunderten von Blechkanistern als<br />
Essenskurier durch Mumbai, lauert als Paparazzo<br />
Stars in Hollywood auf, wechselt Glühbirnen in<br />
Las Vegas, stochert als Gondoliere durch Venedig,<br />
bügelt als Hotelbutler in Bangkok Zeitungen und<br />
gibt in Kathmandu den Bettelmönch. Vermutlich<br />
tut er das alles, weil der Mann ohne Sitzfl eisch<br />
schon als Kind jeden Tag was anderes werden<br />
wollte – konnte sich einfach nie entscheiden. Nur<br />
eines war klar: Sein Job sollte ihn um die Welt<br />
jagen. Das hat dem rasenden Berufe-Tester<br />
gleich noch Stoff für ein Buch beschert: „Brot<br />
kann schimmeln, was kannst du?“ (Piper).<br />
Wilmsdorff ist wahnsinnig – lustig. <br />
Ihm ist nichts zu schwer: Jenke von Wilmsdorff<br />
Eva Wlodarek<br />
In der Zeitschrift „Brigitte“ hat sie jahrelang Millionen<br />
von Frauen über alle Unbilden des Alltags<br />
hinweggeholfen. Auch als Uni-Dozentin, Coach,<br />
Autorin oder Gast in Funk und Fernsehen ist die<br />
Psychologin Eva Wlodarek gefragt. Die Glücksritterin<br />
für alle Lebenslagen – über Glück hat sie ja<br />
schließlich promoviert. Jetzt nimmt sie das<br />
Schicksal in die Hand und<br />
macht allen Ergebenen mit<br />
„Tango vitale“ (Campus)<br />
Mut, Selbiges zu tun. „Zum<br />
Tango gehören immer<br />
zwei“, lautet ihr Credo: Wir<br />
sind nicht ausgeliefert,<br />
sondern können das<br />
Schicksal lenken. Im Buch Glücksritterin:<br />
steht, wie. Eva Wlodarek<br />
© Katrin Saalfrank<br />
© UPI / laif<br />
Rolling Stones<br />
Sie haben sich nach der Schule aus den Augen<br />
verloren und 1961 zufällig am heimischen<br />
Bahnhof in Dartford getroffen. Wie’s eben so<br />
geht. Es hat gefunkt, weil sich beide für Blues<br />
begeistert haben: Mick Jagger und Keith<br />
Richards, blutjunge Kerle, die statt studieren<br />
Musik machen wollten, wie es bis dato niemand<br />
tat. Im Juli 1962 standen die Rolling<br />
Stones zum ersten Mal in London auf der Bühne.<br />
„The Rolling Stones 50“: Dass sie je Musikgeschichte<br />
schreiben und einen dicken Bildband<br />
mit diesem Titel füllen würden, wäre ihnen<br />
nie eingefallen. Auch wenn es bei<br />
Schlagzeuger Charly Watts erst 49 Jahre sind<br />
und Gitarrist Ron Wood 1975 zur Band stieß –<br />
die Stones werden tatsächlich 50. Unglaublich.<br />
Zumal sich uns Frontmann Jagger mit Allein-<br />
Ilija Trojanow<br />
Sein Roman „Weltensammler“ hat ihm Ruhm<br />
und Ehre eingetragen, ein Weltensammler ist<br />
Ilija Trojanow aber auch selbst. Geboren in Bulgarien<br />
fl oh er 1971 als Kind mit seiner Familie<br />
nach Deutschland. Weitere Stationen: Schule in<br />
Kenia, Studium in Paris und München, Leben in<br />
Indien und Afrika, Stadtschreiber-Intermezzo in<br />
Mainz, Wahlheimat Wien. Ein Mann auf Entdeckungstour.<br />
Einer, der in alle Winkel schaut,<br />
ungewöhnliche Menschen und Dinge ausgräbt,<br />
die alle Wahrheiten auf den Kopf stellen. Etwa<br />
so: „Kalkutta ist reich.“ Den Beweis tritt Trojanow<br />
in „Stadt der Bücher“ (Langen-Müller) an.<br />
Mit der Fotografi n Anja Bohnhof hat er die<br />
knapp zwei Quadratkilometer kleine College<br />
Street in Kalkutta durchpfl ügt und ist dabei auf<br />
das gesamte Wissen der Welt gestoßen, das je<br />
Vier Männer im besten Alter:<br />
Die Rolling Stones feiern 2012<br />
50-jähriges Bühnenjubiläum<br />
gängen und Jetset-Eskapaden<br />
doch zu entfremden schien. Gut,<br />
Keith, dem Totenkopfringträger,<br />
gezeich<strong>net</strong> von Drogenexzessen,<br />
fl iegen noch immer die<br />
Herzen zu. Aber Mick? Musikjournalist<br />
Marc Spitz zeich<strong>net</strong> in seiner Jagger-<br />
Biografi e ein tieferes Bild. Von einem, der die<br />
Gesellschaft durch die Pop- und Rockkultur mitgeprägt<br />
und verändert hat. Motor ist bis heute.<br />
Ein rollender Stein setzt kein Moos an, besagt<br />
ein englisches Sprichwort – so ist es wohl.<br />
^ Marc Spitz: „Mick Jagge r. Rebell und Rockstar“.<br />
Edel, 304 S., 24,95 € (D) • 25,70 € (A) • 35,50 sFr.<br />
^ „The Rolling Stones: 50“. Prestel, 352 S., 39,95 €<br />
(D) • 41,10 € (A) • 53,90 sFr. (erscheint am 9. Juli)<br />
auf Papier gedruckt und zu Büchern gebunden<br />
wurde. Bücher, zu Tausenden Wänden gestapelt,<br />
Tausenden Bergen gebündelt und getürmt. Dazwischen<br />
hat er die Menschen entdeckt: Kleinverleger,<br />
Papierschneider, Drucker, Buchhändler,<br />
die, so arm sie sind, doch im Reichtum schwelgen<br />
– dem des gedruckten Wortes. <br />
72<br />
Globetrotter und<br />
Weltensammler:<br />
Ilija Trojanow<br />
buchjournal 3_2012<br />
© picture-alliance / APA / picturede
uchjournal 3_2012 73<br />
9 FRAGEN AN<br />
François Lelord<br />
Beatles oder Beethoven? Die Beatles genieße ich zufällig im<br />
Auto radio, Beethoven gezielt zu Hause. Über beiden steht Mozart.<br />
Obere oder untere Brötchenhälfte? Ich bin Franzose, ich liebe alles<br />
an einem Brötchen, und ich achte immer darauf, dass ich einen guten<br />
Mix von knuspriger Kruste und weichem Teig erwische.<br />
Margeriten oder Rosen? Rosen, Rosen, wer hat<br />
jemals genug von Rosen ...<br />
Brief oder E-Mail? E-Mail, leider. Vor Kurzem habe ich das<br />
Vergnügen wiederentdeckt, Postkarten zu verschicken.<br />
Das überrascht und macht die Leute froh.<br />
Franz Kafka oder Stephen King? Stephen King ist ein großer Virtuose<br />
und Kafka war ein Genie, auch wenn ihm das wohl egal gewesen ist.<br />
Schokolade oder Popcorn? Schokolade, mit hohem Kakaogehalt.<br />
Popcorn nur, wenn es meine Frau herüberreicht, weil sie es mag.<br />
Rot oder ...? Rot, wie im alten China. Mein Boden in der Wohnung ist<br />
rot, daher sind auch ein paar Sofas und Bilder an den Wänden rot.<br />
Italien oder Alaska? Beides, wenn ich abwechseln kann. Glück<br />
entsteht im Kontrastieren von Erfahrungen.<br />
Morgen oder übermorgen? Übermorgen. Dann bleibt mehr Zeit,<br />
entweder für die Vorfreude auf Glück in der Zukunft oder um noch ein<br />
paar Momente zu genießen, ehe eine angekündigte Misere eintritt.<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.<br />
Redaktionsleiter<br />
Eckart Baier (bai), e.baier@buchjournal.de ..............................................-373<br />
Redakteurin<br />
Dr. Sabine Schmidt (sc), s.schmidt@buchjournal.de ................................-278<br />
Art Director<br />
Denis Stanišić, d.stanisic@mvb-online.de .................................................-398<br />
Schlussredakteurin<br />
Dr. Andrea Rinnert, a.rinnert@mvb-online.de<br />
Redaktionsservice<br />
Yvonne Messer, y.messer@mvb-online.de ...............................................-468<br />
Autoren dieser Ausgabe<br />
Ulrich Baron (ub), Christina Busse, Holger Ehling, Nicole Filbrandt (nf),<br />
Tobias Gohlis, Katharina Granzin (gran), Constanze Kleis, Marion Klötzer<br />
(mak), Alexander Kluy (ky), Ronald Meyer-Arlt (rma), Petra Mies (pms),<br />
Ingrid Müller-Münch (mm), Alexandra Rak, Wolfgang Schneider, Christoph<br />
Schröder (cs), Ralf Schweikart, Anita Strecker (ana), Alice Werner (aw),<br />
Hendrik Werner (wer), Christine Westermann<br />
Verlag<br />
MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH<br />
Geschäftsführer: Ronald Schild<br />
Verlagsleiter: Dr. Torsten Casimir<br />
Anschrift des Verlags und der Redaktion<br />
Braubachstraße 16, 60311 Frankfurt am Main<br />
Postfach 10 04 42, 60004 Frankfurt am Main<br />
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Durchwahl<br />
Sie wählen 069 / 1306 und dann die angegebene Durchwahl<br />
GANZ ODER GAR NICHT<br />
^ François Lelord wurde am 22. Juni 1953 in Paris geboren.<br />
Er studierte Medizin und Psychologie und ist heute<br />
als Psychiater in Hanoi (Vietnam)<br />
tätig. Seine fünf Romane über den<br />
Psychiater und Intellektuellen Hector<br />
sind internationale Bestseller.<br />
François Lelord: Die kleine<br />
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16,<strong>99</strong> € (D) • 17,50 € (A) • 24,90 sFr.<br />
Die Rubrik Buchtipps ist von Verlagen finanziert. Eine Verwertung der urheberrechtlich<br />
geschützten Zeitschrift und aller in ihr enthaltenen Beiträge<br />
und Abbildungen, insbesondere durch Vervielfältigung oder Verbreitung,<br />
ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig<br />
und strafbar, soweit sich aus dem Urheberrechtsgesetz nichts anderes ergibt.<br />
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Abonnement: Inland 30,– €, Ausland 40,50 € pro Jahr inkl. Versandkosten<br />
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Das Buchjournal erscheint sechsmal im Jahr und ist in etwa 2200<br />
Buchhandlungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erhältlich.<br />
Das Buchjournal ist Mitglied der Informationsgemeinschaft<br />
zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V. (IVW).<br />
© Thomas Lehmann / Piper Verlag
RATELUST<br />
Fremdwortteil:rückwärts<br />
dt.<br />
Schriftsteller<br />
Fischfangkorb<br />
Umlaut<br />
südamerik.Rüsseltier<br />
poetisch:<br />
Brunnen<br />
offerieren<br />
Zufluchtsorte<br />
niederl.<br />
Karibikinsel<br />
Boxbegriff<br />
(Abk.)<br />
7<br />
englisch:<br />
ist<br />
Streitmacht<br />
baumgesäumte<br />
Straße<br />
US-<br />
Kinderbuchautor<br />
(Jeff ...)<br />
3<br />
afrikanischer‚Dickhäuter‘<br />
5<br />
ehem.<br />
ital. Währung<br />
(Mz.)<br />
Windschattenseite<br />
früherer<br />
österr.<br />
Adelstitel<br />
französischer<br />
Polizist<br />
Kamin<br />
4<br />
algerischeGeröllwüste<br />
dt.<br />
Normenzeichen<br />
(Abk.)<br />
US-Bestsellerautor<br />
Märchengestalt<br />
Bitte geben Sie den Coupon bis zum 15. August in der Buchhandlung ab, in der Sie das Buchjournal erhalten haben.<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Das Lösungswort lautet:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8<br />
Seit 15 Jahren lebt<br />
Monika Peetz, Autorin<br />
der „Dienstagsfrauen“,<br />
in Amsterdam – doch<br />
wo wurde sie geboren?<br />
Das Buchjournal bekomme ich in der Buchhandlung:<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnummer<br />
Postleitzahl, Wohnort<br />
E-Mail-Adresse (zur Information über alle Neuigkeiten rund ums Buchjournal)<br />
kath.<br />
Theologe,<br />
† 1847<br />
vertrock<strong>net</strong><br />
ein<br />
Balte<br />
schottischerVolkstanz<br />
Barrengriffstange<br />
dt.<br />
Krimiautorin<br />
(Silvia ...)<br />
urspr.<br />
Asphaltgrundstoff<br />
altes<br />
Maß der<br />
Motorenstärke<br />
ein<br />
Umlaut<br />
6<br />
Fell der<br />
Pelzrobbe<br />
Nadelloch<br />
1. – 3. Preis<br />
Je ein Exemplar der<br />
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von Andreas Föhr und viele<br />
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2<br />
8<br />
englisch:<br />
wir<br />
‚weiße<br />
Ameise‘<br />
Radiowellenbereich<br />
(Abk.)<br />
DEIKE-PRESS-1411-3<br />
74<br />
Höhenzug<br />
bei<br />
Braunschweig<br />
leere<br />
Worthülse<br />
1<br />
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Aufl ösung aus Heft 2 / 2012<br />
W L T B<br />
I N E O K T O B E R<br />
N H H O P P E I<br />
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O O P E R A<br />
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H E N K E L M I S S<br />
D<br />
E<br />
A<br />
V<br />
E<br />
R<br />
M<br />
A<br />
C<br />
MOSAMBIK<br />
Das nächste<br />
Buchjournal<br />
erscheint am<br />
28. August<br />
Im Mittelpunkt des<br />
nächsten Hefts stehen<br />
jede Menge spannende<br />
Krimis und Thriller. Außerdem<br />
empfehlen wir<br />
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buchjournal 3_2012
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erwarten Samantha Leeds auf<br />
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bald wird klar, dass zwischen den<br />
Drohungen und der unheimlichen<br />
Mordserie in New Orleans eine Verbindung besteht. Kann<br />
Samantha dem fi nsteren Racheengel entkommen, der ihre<br />
dunkelsten Geheimnisse zu kennen scheint? Schutz bietet ihr<br />
ein ebenso attraktiver wie mysteriöser Nachbar. Doch darf sie<br />
ihm wirklich trauen?<br />
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