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Studie: Löhne in Thüringen - Antenne Thüringen

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<strong>Studie</strong>: <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

Dr. Wolfgang Kühn<br />

im Auftrag des DGB Landesverbandes Thür<strong>in</strong>gen


2<br />

<strong>Studie</strong> erstellt von<br />

Dr. Wolfgang Kühn<br />

Bernau bei Berl<strong>in</strong>, Juli 2009<br />

Coverbild: Bilderbox - Fotolia<br />

Im Auftrag des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

Landesverband Thür<strong>in</strong>gen<br />

Warsbergstraße 1<br />

99092 Erfurt<br />

Tel.: 0361/ 59 61 - 0<br />

Fax: 0361/ 59 61 - 444<br />

E-Mail: thuer<strong>in</strong>gen@dgb.de<br />

Web: www.thuer<strong>in</strong>gen.dgb.de<br />

V.i.S.d.P.: Steffen Lemme,<br />

Vorsitzender des DGB Thür<strong>in</strong>gen<br />

Veröffentlichung<br />

Juli 2009


<strong>Studie</strong>: <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

In aller Kürze (Zusammenfassung) 4<br />

I Die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen haben nach wie vor die niedrigsten <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong><br />

der Bundesrepublik 5<br />

II Thür<strong>in</strong>gens Erwerbstätige erzielten zwischen 2000 und 2008 die höchste Rate zur<br />

Steigerung der Arbeitsproduktivität 9<br />

III Lohnstückkosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen überdurchschnittlich gesunken 11<br />

IV Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Fiktion 13<br />

V Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – für Frauen noch e<strong>in</strong> weiter Weg 16<br />

VI Zusätzlicher Lohndämpfer: Teilzeitarbeit 17<br />

VII Die Lohnpyramide <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen am Beispiel der Facharbeiter und Fachangestellten 20<br />

VIII Ist e<strong>in</strong>e Angleichung der <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen an das westdeutsche Lohnniveau<br />

fi nanzierbar? 22<br />

A I<br />

Anlagen<br />

Bruttostundenlöhne der vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer mit abgeschlossener<br />

Berufsausbildung (Leistungsgruppe 3) im 4. Quartal 2008 23<br />

A II Bruttostundenlöhne der Vollzeitbeschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

(Leistungsgruppe 3) im 4. Quartal 2008: Vergleich Thür<strong>in</strong>gen – früheres Bundesgebiet 24<br />

Glossar 25<br />

3


4<br />

In aller Kürze<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

15,54 Euro brutto erhielten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die abhängig Beschäftigten für e<strong>in</strong>e Stunde Arbeitszeit im<br />

Jahr 2008, das ist der niedrigste Wert unter allen Bundesländern. Zum Vergleich: In Westdeutschland<br />

erhielten für e<strong>in</strong>e Stunde Arbeitszeit die abhängig Beschäftigten fast 6 Euro mehr – 21,43 Euro.<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Trendwende <strong>in</strong> den letzten Jahren: Während sich die Rückstände gegenüber westdeutschen<br />

Stunden- und Monatslöhnen bis 2006 zwar langsam aber kont<strong>in</strong>uierlich verr<strong>in</strong>gerten, ist e<strong>in</strong>e<br />

Trendwende seit 2007 e<strong>in</strong>getreten: Die Rückstände der <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gezahlten <strong>Löhne</strong> gegenüber<br />

denen <strong>in</strong> Westdeutschland wachsen wieder an. Bei den Monatslöhnen stiegen sie von 524 Euro im<br />

Jahr 2006 auf 546 Euro im Jahr 2008.<br />

Sowohl Brutto- und Nettolohnentwicklung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen hat zwischen 2000 und 2008 nicht Schritt<br />

gehalten mit den Preissteigerungen für die Lebenshaltung – die Reallohnverluste betragen für das<br />

Jahr 2008 gegenüber 2000 1,7 Prozent.<br />

Im Gegensatz zur Lohnentwicklung steigerten die Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ihre Arbeitsproduktivität<br />

beträchtlich, im Vergleich zu anderen Bundesländern war hier das Wachstum der Arbeitsproduktivität<br />

im Zeitraum 2000 – 2008 am Höchsten und betrug 17,1 Prozent, <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

<strong>in</strong>sgesamt nur 6,9 Prozent. Die verteilungsneutralen Spielräume für e<strong>in</strong>e moderate Lohnerhöhung –<br />

Steigerung der Arbeitsproduktivität und Steigerung der Lebenshaltungskosten wurden nur zu etwas<br />

mehr als e<strong>in</strong>em Drittel genutzt. Thür<strong>in</strong>gens abhängig Beschäftigte haben deshalb deutlich mehr an<br />

Lasten bei der Umverteilung zugunsten der Gew<strong>in</strong>n- und Vermögenszuwächse <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

zu tragen als die Beschäftigten der anderen Länder, die Lohnstückkosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

niedriger als im Westen der Bundesrepublik.<br />

Lohnzurückhaltung hat nicht zu e<strong>in</strong>em Plus an gesicherter Beschäftigung geführt, Vollzeitbeschäftigung<br />

wurde durch unfreiwillige Teilzeitarbeit und ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigung ersetzt. Das s<strong>in</strong>d auch<br />

die hauptsächlichen Ursachen für die schwache Lohnentwicklung der letzten Jahre.<br />

Thür<strong>in</strong>gen war bisher mit qualifi zierten Beschäftigten gut ausgestattet, im Gegensatz dazu fehlen<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen qualifi zierte Arbeitsplätze. Das trifft besonders für das Verarbeitende Gewerbe zu. Der<br />

Bestand an besser qualifi zierten Erwerbstätigen verr<strong>in</strong>gert sich <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Gegensatz zu den<br />

meisten anderen Bundesländern, so auch durch Abwanderung.<br />

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit ist für Frauen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den meisten Wirtschaftszweigen noch<br />

nicht Realität. Besonders durch unfreiwillige Teilzeitarbeit und durch Benachteiligung bei der Vergabe<br />

besser bezahlter Positionen an Frauen bleiben die <strong>Löhne</strong> der Frauen h<strong>in</strong>ter denen von Männern<br />

zurück.<br />

Die Stundenlöhne für vollzeitbeschäftigte Mitarbeiter mit e<strong>in</strong>em Berufsabschluss schwanken <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen zwischen 22,53 Euro im Versicherungsgewerbe und 6,91 Euro im Bekleidungsgewerbe.<br />

Sie erreichen als Fachkräfte noch nicht e<strong>in</strong>mal den von den Gewerkschaften geforderten gesetzlichen<br />

M<strong>in</strong>deststundenlohn von 7,50 Euro.


I. Die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen haben nach wie vor die<br />

niedrigsten <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> der Bundesrepublik<br />

Die monatlichen Bruttolöhne aller abhängig Beschäftigten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen von<br />

1.635 Euro im Jahr 2000 auf<br />

1.848 Euro im Jahr 2008<br />

um 13,1 Prozent bzw. um 213 Euro gestiegen. 1<br />

Damit haben die abhängig Beschäftigten Thür<strong>in</strong>gens zwar die höchste prozentuale Lohnsteigerung<br />

aller Bundesländer <strong>in</strong> diesem Zeitabschnitt erreicht, die absoluten Rückstände gegenüber den alten<br />

Bundesländern haben sich jedoch verfestigt, da besonders die benachbarten Bundesländer mit e<strong>in</strong>em<br />

bedeutend höheren Lohnniveau wie Bayern und Hessen ebenfalls starke prozentuale Lohnsteigerungen<br />

erzielten – (12,8 Prozent bzw. 11,3 Prozent).<br />

Der absolute Rückstand des monatlichen Bruttolohns aller abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gegenüber<br />

Monatsbruttolöhnen im früheren Bundesgebiet betrug im Jahr<br />

2000 536 Euro, er verr<strong>in</strong>gerte sich bis<br />

2006 auf 524 Euro, um sich<br />

2008 wieder auf 546 Euro zu erhöhen.<br />

Damit hat sich leider e<strong>in</strong>e bereits im Mai 2001 abgegebene Befürchtung über die Lohnentwicklung <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen im laufenden Jahrzehnt bestätigt.<br />

„Bleibt die bisherige Tendenz bestehen, so ist auch im Jahre 2010 nicht mit e<strong>in</strong>em spürbaren Schließen<br />

der Lohnlücke zu rechnen. Sie wird bis dah<strong>in</strong> nur unwesentlich die 12.000 DM Grenze unterschreiten<br />

und so bezogen auf e<strong>in</strong> Monatslohn/Gehalt immer noch etwa 1.000 DM betragen.“ 2<br />

Abbildung 1<br />

25,00<br />

20,00<br />

15,00<br />

Euro<br />

10,00<br />

5,00<br />

-<br />

Stundenlöhne aller abhängig Beschäftigten 2000 und der Zuwachs 2000 bis 2008<br />

nach Bundesländern<br />

HH BW HE BY HB NW RP SL NI BE SH BB SN ST MV TH<br />

Zuwachs 2008 -2000 2,79 2,61 2,65 2,58 2,37 1,99 2,05 2,11 2,01 2,37 1,55 2,29 2,51 2,49 2,56 2,49<br />

2000 20,18 19,88 19,82 19,10 18,96 19,17 18,51 18,26 18,04 17,33 17,48 13,80 13,51 13,15 13,07 13,05<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen<br />

1 Die Lohnangaben dieses Abschnitts beruhen auf Daten des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der<br />

Länder. Enthalten s<strong>in</strong>d die Lohnangaben aller Beschäftigten, unabhängig von der Art und Dauer ihrer Tätigkeit.<br />

2 <strong>Studie</strong> für den DGB Thür<strong>in</strong>gen: <strong>Löhne</strong> und E<strong>in</strong>kommen von Arbeitern und Angestellten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. E<strong>in</strong> Vergleich Thür<strong>in</strong>gen<br />

– neue Bundesländer – früheres Bundesgebiet, Mai 2001, S. 4.<br />

5


6<br />

Geografi sch betrachtet liegt Thür<strong>in</strong>gens Wirtschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ausgesprochenen „Lohnsenke“, <strong>in</strong> allen umliegenden<br />

Bundesländern s<strong>in</strong>d die gezahlten Bruttostundenlöhne deutlich höher als <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen.<br />

15,54 Euro<br />

erhalten die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen für e<strong>in</strong>e Arbeitsstunde, während im benachbarten<br />

Sachsen bereits drei Prozent höhere Stundenlöhne von 16,02 Euro den Durchschnitt bestimmen.<br />

Tabelle 1<br />

Bruttostundenlöhne 2000 und 2008 <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und den benachbarten Bundesländern<br />

Bundesland Bruttostundenlohn <strong>in</strong> Euro Thür<strong>in</strong>gen 2008 = 100<br />

2000 2008<br />

Hessen 19,82 22,47 145,6<br />

Bayern 19,10 21,68 139,5<br />

Niedersachsen 18,04 20,05 129,0<br />

Sachsen 13,51 16,02 103,1<br />

Sachsen-Anhalt 13,15 15,64 100,6<br />

Thür<strong>in</strong>gen 13,05 15,54 100<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen<br />

Die höchsten Stundenlöhne <strong>in</strong> der Bundesrepublik erzielen die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong><br />

Hamburg mit 22,97 Euro Stundenlohn<br />

auf dem dritten und vierten Rang bereits die an Thür<strong>in</strong>gen grenzenden Bundesländer<br />

Hessen mit 22,47 Euro und<br />

Bayern mit 21,68 Euro.<br />

Die niedrigsten Stundenlöhne erzielen im früheren Bundesgebiet die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Schleswig-<br />

Holste<strong>in</strong>: 19,03 Euro. Das ist immer noch e<strong>in</strong>e beträchtliche Differenz gegenüber den <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

bezahlten durchschnittlichen Stundenlöhnen. Absolut verdienen pro Stunde <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die abhängig<br />

Beschäftigten<br />

3,49 Euro bzw. 18 Prozent weniger<br />

als <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong>.<br />

Selbst im benachbarten Sachsen erhalten die abhängig Beschäftigten mit 16,02 Euro bereits drei<br />

Prozent höhere Stundenlöhne als <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen mit 15,54 Euro durchschnittlich.<br />

Ausschließlich bed<strong>in</strong>gt durch die noch längeren Arbeitszeiten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ist es den abhängig Beschäftigten<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gelungen, <strong>in</strong>nerhalb der vergangenen Jahre den letzten Platz bei den Bruttomonatslöhnen<br />

der Bundesländer zu verlassen und das Land Mecklenburg-Vorpommern auf diesen Rang zu<br />

verdrängen.


Abbildung 2<br />

Monatsbruttolöhne je Arbeitnehmer 2000 und Zuwachs bis 2008 nach Bundesländern<br />

3 000<br />

2 500<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

500<br />

–<br />

(alle Arbeitnehmer)<br />

HH HE HS BW BY HB NRW NW SL SR BE RP NS NI SH Bra BB SAC SN SAH ST THÜ TH<br />

MV<br />

Zuwachs 2008 ggü.2000 302 260 273 277 228 174 211 126 179 175 124 169 211 200 213 164<br />

2000 2 410 2 305 2 243 2 158 2 171 2 170 2 060 2 141 2 068 2 033 1 965 1 734 1 669 1 655 1 635 1 639<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen<br />

Der absolute Zuwachs der <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> den Jahren 2000 bis 2008 reichte nicht aus, die Lohnkluft<br />

zu den Bundesländern des früheren Bundesgebietes wirksam zu verr<strong>in</strong>gern.<br />

Abbildung 3<br />

7


8<br />

In den zurückliegenden acht Jahren gab es bei den Reallöhnen der abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

ke<strong>in</strong>e Verbesserungen. Während bis 2003 noch e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>ger Zuwachs der Reallöhne um etwa e<strong>in</strong><br />

Prozent registriert wurde, blieben <strong>in</strong> den Folgejahren bis 2008 die Lohnsteigerungen ununterbrochen<br />

h<strong>in</strong>ter der Entwicklung der Verbraucherpreise zurück, sodass sich bis 2008 die Reallohnverluste<br />

auf 1,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2000 summierten.<br />

Abbildung 4<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

Bruttolöhne, Verbraucherpreise und Reallöhne <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

Entwicklung 2008 gegenüber 2000 (2000 = 100)<br />

Verbraucherpreise<br />

Bruttolöhne<br />

Reallöhne<br />

115,0<br />

113,1<br />

95<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen<br />

98,3


II. Thür<strong>in</strong>gens Erwerbstätige erzielten zwischen 2000 und 2008<br />

die höchste Rate zur Steigerung der Arbeitsproduktivität<br />

Vollkommen entgegengesetzt zur Lohnentwicklung verlief zwischen 2000 und 2008 die Entwicklung der<br />

Arbeitsproduktivität der Erwerbstätigen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen:<br />

Während sie <strong>in</strong> der Bundesrepublik nur um 6,9 Prozent stieg, erzielten die Erwerbstätigen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

im gleichen Zeitraum e<strong>in</strong>e mehr als doppelt so hohe Produktivitätssteigerung:<br />

Bundesrepublik um 6,9 Prozent,<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen um 17,1 Prozent.<br />

Unter allen Bundesländern nimmt damit der Freistaat den ersten Rang bei der Produktivitätssteigerung<br />

<strong>in</strong> diesem Zeitabschnitt e<strong>in</strong>. Die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen haben auch so e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Beitrag zur Verr<strong>in</strong>gerung der Bruttolohnquote <strong>in</strong> der gesamten Bundesrepublik geleistet. Zur<br />

Er<strong>in</strong>nerung:<br />

Zwischen 2000 und 2008 verr<strong>in</strong>gerte sich <strong>in</strong> der Bundesrepublik die Bruttolohnquote, das ist der Anteil<br />

der <strong>Löhne</strong> und Gehälter am produzierten Volkse<strong>in</strong>kommen, von 72,2 Prozent im Jahr 2000 auf 65,2<br />

Prozent im Jahr 2008, da die Produktivitätsgew<strong>in</strong>ne <strong>in</strong> der Volkswirtschaft <strong>in</strong> diesem Zeitraum überproportional<br />

den E<strong>in</strong>kommensbeziehern von Gew<strong>in</strong>nen und Vermögen zugefl ossen s<strong>in</strong>d. In der<br />

Bundesrepublik stieg die Arbeitsproduktivität um 6,9 Prozent,<br />

die Bruttolöhne der abhängig Beschäftigten um 10,5 Prozent.<br />

In Thür<strong>in</strong>gen: Arbeitsproduktivitätssteigerung 17,1 Prozent,<br />

Bruttolöhne je Beschäftigten 13,1 Prozent.<br />

Im Gegensatz zur Entwicklung der Bundesrepublik s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die Durchschnittslöhne langsamer<br />

gewachsen als die Arbeitsproduktivität!<br />

Abbildung 5<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

Bruttolöhne, Verbraucherpreise und Reallöhne <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

Entwicklung 2008 gegenüber 2000 (2000 = 100)<br />

Verbraucherpreise<br />

Bruttolöhne<br />

Reallöhne<br />

115,0<br />

113,1<br />

95<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen<br />

98,3<br />

9


10<br />

Der volkswirtschaftlich vertretbare Spielraum für die Lohnentwicklung ist der sogenannte Lohnkorridor,<br />

der sich aus den beiden Faktoren Zuwachs an Arbeitsproduktivität sowie Infl ationsrate ergibt. Bei<br />

E<strong>in</strong>haltung dieses Lohnkorridors bleiben die bestehenden Proportionen zwischen Lohnsumme und<br />

Unternehmensgew<strong>in</strong>nen konstant, es gibt ke<strong>in</strong>e Verlierer oder Gew<strong>in</strong>ner bei der Verteilung des durch<br />

die Arbeitsproduktivität zusätzlich erwirtschafteten Mehrprodukts.<br />

Für den Zeitraum zwischen 2000 und 2008 erhöhten sich im Land Thür<strong>in</strong>gen<br />

die Arbeitsproduktivität um 17,1 Prozent,<br />

die Verbraucherpreise um 15,0 Prozent,<br />

das ergab e<strong>in</strong>en Spielraum für Lohnerhöhungen von<br />

34,7 Prozent.<br />

Die realisierten Zuwächse an den durchschnittlichen Bruttolöhnen betrugen im<br />

gleichen Zeitraum <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen aber nur<br />

13,1 Prozent,<br />

d.h. der vorhandene Lohnkorridor wurde nur zu etwas mehr als e<strong>in</strong>em Drittel (etwa 38 Prozent) ausgenutzt.<br />

Diese Nichtauslastung des möglichen Lohnkorridors begann bereits vor acht Jahren, sie hat sich<br />

im Verlauf dieses Jahrzehnts ständig vergrößert, waren es 2001 nur 3,1 Prozentpunkte, ist er bis 2008<br />

auf 21,7 Prozentpunkte angestiegen.<br />

Abbildung 6<br />

Entwicklung Bruttolöhne, Arbeitsproduktivität, Verbraucherpreise<br />

2000 = 100<br />

140,0<br />

130,0<br />

120,0<br />

110,0<br />

möglicher Lohnkoridor =<br />

nicht genutzter<br />

Lohnkorridor<br />

Bruttolohnentwicklung =<br />

134,7<br />

113,1<br />

100,0<br />

2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Verbraucherpreise 102,3 103,7 104,9 106,5 108,2 110,1 112,3 115,0<br />

Arbeitsproduktivität 102,9 105,2 109,2 111,1 112,1 115,8 116,5 117,1<br />

Lohnkorridor 105,3 109,1 114,5 118,3 121,4 127,5 130,8 134,7<br />

Bruttolöhne 102,2 104,0 105,9 107,1 107,4 108,8 110,4 113,1<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen<br />

Auch im Vergleich zur gesamten Bundesrepublik ist <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die Lohnzurückhaltung deutlich ausgeprägter.<br />

E<strong>in</strong>em Zuwachs der durchschnittlichen Bruttolöhne von 10,6 Prozent <strong>in</strong> Deutschland stehen<br />

e<strong>in</strong>e Arbeitsproduktivitätssteigerung von 6,9 Prozent und e<strong>in</strong>e Verbraucherpreisentwicklung von 13,2<br />

Prozent gegenüber. Das bedeutet: In der gesamten Bundesrepublik wurde der mögliche Spielraum für<br />

e<strong>in</strong>e verteilungsneutrale Lohnentwicklung fast zur Hälfte, also weit mehr ausgeschöpft als <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen.


III. Lohnstückkosten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen überdurchschnittlich gesunken<br />

Jahrelang wurden Lohnforderungen der Gewerkschaften mit dem Verweis auf zu hohe Lohnstückkosten3<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und <strong>in</strong> den neuen Bundesländern abgewehrt. Inzwischen ist dieses Argument fast<br />

verschwunden. Der Grund ist e<strong>in</strong>leuchtend: Es gibt <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>e zu hohen, sondern nur noch<br />

niedrigere Lohnstückkosten. Im Verlauf der letzten acht Jahre s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die Lohnstückkosten<br />

um 4,4 Prozent gesunken, während sie <strong>in</strong> der Bundesrepublik <strong>in</strong>sgesamt um 2,3 Prozent und <strong>in</strong> Westdeutschland<br />

sogar um 2,7 Prozent gestiegen s<strong>in</strong>d. Durch die ger<strong>in</strong>geren Lohnzuwächse <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

ist die Verr<strong>in</strong>gerung der Lohnsstückkosten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen noch niedriger ausgefallen als <strong>in</strong> den neuen<br />

Bundesländern <strong>in</strong>sgesamt (neue Bundesländer: Senkung der Lohnstückkosten 2008 gegenüber 2000<br />

um 3,4 Prozent).<br />

Abbildung 7<br />

105<br />

100<br />

95<br />

Entwicklung der Lohnstückkosten 2000 - 2008<br />

Vergleich Thür<strong>in</strong>gen - neue Bundesländer - alte Bundesländer<br />

90<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Thür<strong>in</strong>gen 100 99,0 98,7 97,1 96,3 95,3 93,7 94,0 95,6<br />

alte Bundesländer 100 101,0 102,0 103,0 102,5 101,5 100,2 100,6 102,7<br />

neue Bundesländer 100 99,0 97,6 97,6 96,7 96,2 94,9 95,1 96,6<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen<br />

Diese Entwicklung spiegelt sich auch <strong>in</strong> der Lohn<strong>in</strong>tensität, dem Anteil aller Arbeitnehmerentgelte (also<br />

e<strong>in</strong>schließlich aller Lohnnebenkosten) an der Bruttowertschöpfung wider. Waren besonders zu Beg<strong>in</strong>n<br />

der 1990er-Jahre die Anteile der Arbeitnehmerentgelte an der Bruttowertschöpfung <strong>in</strong> den neuen Bundesländern<br />

und <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen außerordentlich hoch, s<strong>in</strong>d sie durch die forcierte Niedriglohnpolitik im<br />

letzten Jahrzehnt so stark gesunken, dass Unterschiede zwischen Thür<strong>in</strong>gen (2008: 55,8 Prozent) und<br />

den alten Bundesländern (2008: 54,6 Prozent) so geschrumpft s<strong>in</strong>d, dass die Differenzen für die Wirtschaft<br />

<strong>in</strong>sgesamt nur noch im Bereich üblicher statistischer Unschärfen liegen.<br />

3 Lohnkosten (Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer, jeweils umgerechnet auf Messzahlen 2000 = 100) <strong>in</strong> Relation zur<br />

Arbeitsproduktivität (Brutto<strong>in</strong>landsprodukt bzw. Bruttowertschöpfung - preisbere<strong>in</strong>igt, Ketten<strong>in</strong>dex 2000 = 100 – je Erwerbstätigem).<br />

11


12<br />

Tabelle 2<br />

Lohn<strong>in</strong>tensität (Arbeitnehmerentgelt je 100 Euro Bruttowertschöpfung)<br />

2000 – 2008 Vergleich Thür<strong>in</strong>gen – alte Bundesländer – neue Bundesländer<br />

Thür<strong>in</strong>gen alte Bundesländer neue Bundesländer<br />

2000 64,5 58,6 63,5<br />

2005 57,6 55,6 56,4<br />

2006 56,3 54,7 55,4<br />

2007 55,8 54,3 54,8<br />

2008 55,8 54,6 54,6<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen<br />

Aus diesem Grund ist es <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen überhaupt nicht erforderlich, auf e<strong>in</strong>e Niedriglohnpolitik zu orientieren.<br />

Das gilt besonders für das Verarbeitende Gewerbe <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong> Bereich, der <strong>in</strong>zwischen mit<br />

e<strong>in</strong>er deutlich niedrigeren Lohn<strong>in</strong>tensität arbeitet als das Verarbeitende Gewerbe <strong>in</strong> den alten Bundesländern.<br />

Im Jahr 2000 produzierte das Verarbeitende Gewerbe <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 100 Euro Bruttowertschöpfung mit<br />

e<strong>in</strong>em Aufwand an Arbeitnehmerentgelt (Bruttolöhne plus Arbeitgeberbeiträge für Sozialversicherung<br />

und andere Sozialbeiträge) von<br />

2008 waren es nur noch<br />

70,76 Euro,<br />

57,50 Euro.<br />

Der Aufwand an Arbeitnehmerentgelt für 100 Euro Bruttowertschöpfung liegt im Jahr 2008<br />

um 8,75 Euro oder um 13 Prozent<br />

unter dem Niveau, mit dem das Verarbeitende Gewerbe <strong>in</strong> Westdeutschland arbeitet. Der Abstand <strong>in</strong><br />

der Lohn<strong>in</strong>tensität des Verarbeitenden Gewerbes Thür<strong>in</strong>gens zu dem westdeutschen Niveau hat sich<br />

<strong>in</strong>nerhalb der letzten acht Jahre von 2,64 Euro auf 8,75 Euro mehr als verdreifacht.<br />

Abbildung 8<br />

80,00<br />

70,00<br />

60,00<br />

50,00<br />

40,00<br />

Lohn<strong>in</strong>tensität im Verarbeitenden Gewerbe 2000 - 2008<br />

Vergleich Thür<strong>in</strong>gen - Westdeutschland<br />

Lohn<strong>in</strong>tensität = Arbeitnehmerentgelt je 100 € Bruttowertschöpfung<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Thür<strong>in</strong>gen 70,76 71,41 69,92 66,05 62,22 59,97 58,41 56,86 57,50<br />

Westdeutschland 73,40 73,53 73,57 72,83 70,63 68,69 66,95 64,59 66,25<br />

Quelle: Arbeitskreis Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, eigene Berechnungen


Deshalb ist es ke<strong>in</strong> Zufall, dass im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen die Lohnrückstände<br />

der abhängig Beschäftigten Thür<strong>in</strong>gens gegenüber den <strong>in</strong> Westdeutschland gezahlten <strong>Löhne</strong>n<br />

außerordentlich hoch s<strong>in</strong>d.<br />

IV. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e Fiktion<br />

Die abhängig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen erhielten, unabhängig von Vollzeit- oder Teilzeitarbeit, im Jahr<br />

2008 e<strong>in</strong>en durchschnittlichen Stundenlohn (e<strong>in</strong>schließlich Sonderzahlungen) <strong>in</strong> Höhe von<br />

das s<strong>in</strong>d<br />

13,99 Euro,<br />

6,67 Euro bzw. 32,3 Prozent<br />

weniger als ihre Kollegen im früheren Bundesgebiet erhielten. 4<br />

Das wahre Ausmaß der Benachteiligung bei der Entlohnung der abhängig Beschäftigten wird erst deutlich<br />

sichtbar, wenn die Stundenlöhne für gleiche Tätigkeiten verglichen werden. Besonders die qualifi -<br />

zierteren Beschäftigten Thür<strong>in</strong>gens mit Anspruch auf höhere <strong>Löhne</strong> und Gehälter müssen im Vergleich<br />

zum Lohnniveau im früheren Bundesgebiet kräftige Lohne<strong>in</strong>bußen um e<strong>in</strong> Viertel und mehr akzeptieren.<br />

Tabelle 3<br />

Bruttostundenlöhne nach Leistungsgruppen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen und im früheren Bundesgebiet 2008<br />

Thür<strong>in</strong>gen früheres Rückstand früheres Bun-<br />

Bundesgebiet<br />

desgebiet = 100<br />

Euro Prozent<br />

Insgesamt 13,99 20,66 -6,67 67,7<br />

<strong>in</strong> leitender Stellung 28,43 40,33 -11,90 70,5<br />

herausgehobene<br />

Fachkräfte<br />

17,78 25,55 -7,77 69,6<br />

Fachangestellte 12,43 17,90 -5,47 69,4<br />

Angelernte 10,36 14,32 -3,96 72,3<br />

Ungelernte 9,02 11,52 -2,50 78,3<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen<br />

Im Gegensatz dazu s<strong>in</strong>d die absoluten und prozentualen Rückstände bei den angelernten und den<br />

ungelernten Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen deutlich niedriger. Ungelernte haben <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en um<br />

2,50 Euro niedrigeren Stundenlohn als für vergleichbare Tätigkeiten im früheren Bundesgebiet gezahlt<br />

wird.<br />

E<strong>in</strong> weiterer und nicht unwesentlicher Faktor, der die Lohnrückstände <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen bee<strong>in</strong>fl usst,<br />

ist der ger<strong>in</strong>gere Bestand an qualifi zierten Arbeitsplätzen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Vergleich zum früheren<br />

Bundesgebiet. Während <strong>in</strong> Westdeutschland fast jeder zehnte Arbeitsplatz (9,9 Prozent) <strong>in</strong> die höchste<br />

Leistungsgruppe – Beschäftigte <strong>in</strong> leitender Stellung – e<strong>in</strong>geordnet wurde, trifft das <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen nur<br />

für jeden 13. Arbeitsplatz zu (7,6 Prozent). Ebenso schwach besetzt ist <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die nach der<br />

Entlohnung folgende Leistungsgruppe der „herausgehobenen Fachkräfte“, die <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ebenfalls<br />

deutlich schwächer besetzt ist als im früheren Bundesgebiet (Thür<strong>in</strong>gen: 17,9 Prozent, früheres<br />

Bundesgebiet: 20,7 Prozent).<br />

4 In den folgenden Abschnitten werden die Daten der Statistikreihe „Arbeitnehmerverdienste im Produzierenden Gewerbe und<br />

im Dienstleistungsbereich“ für das Jahr 2008 ausgewertet. Es fehlen u. a. die Daten des Bereichs „Öffentliche Verwaltung,<br />

Verteidigung, Sozialversicherung“. Beamte wurden ebenfalls nicht e<strong>in</strong>bezogen. Weiterh<strong>in</strong> fehlen bei der Detailanalyse die<br />

Lohnangaben der ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigten. Deshalb weichen die hier und <strong>in</strong> den weiteren Ausführungen ausgewiesenen<br />

Stundenlöhne von den im 1. Abschnitt beschriebenen Daten ab. Weitere Ausführungen im Glossar.<br />

Die Angaben zum früheren Bundesgebiet enthalten auch die Daten des Bundeslandes Berl<strong>in</strong>.<br />

13


14<br />

Abbildung 9<br />

Davon besonders betroffen s<strong>in</strong>d die Bereiche<br />

Verarbeitendes Gewerbe und<br />

Kredit und Versicherungsgewerbe.<br />

Im Vergleich zum früheren Bundesgebiet arbeiten hier relativ wenige Beschäftigte <strong>in</strong> den Leistungsgruppen<br />

„<strong>in</strong> leitender Stellung“. Das ist e<strong>in</strong> Ergebnis der Ansiedlung von Niederlassungen großer auswärtiger<br />

Firmen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Weiterh<strong>in</strong> ist auffällig, dass die Leistungsgruppe „herausgehobene Fachkräfte“<br />

im Kredit- und Versicherungsgewerbe sowie im Verkehrs- und Nachrichtenwesen Thür<strong>in</strong>gens<br />

relativ schwach vertreten ist.<br />

Lediglich <strong>in</strong> den Bereichen Erziehung und Unterricht sowie im Gesundheits- und Sozialwesen s<strong>in</strong>d diese<br />

beiden oberen Leistungsgruppen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen sogar noch stärker repräsentiert als es im früheren<br />

Bundesgebiet üblich ist.<br />

Dieses Defi zit an qualifi zierten Arbeitsplätzen steht im eklatanten Widerspruch zu dem vorhandenen<br />

Potenzial gut ausgebildeter Erwerbspersonen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen. Zu Beg<strong>in</strong>n dieses Jahrzehnts gehörte das<br />

Land Thür<strong>in</strong>gen zu den Bundesländern, die über e<strong>in</strong>en sehr hohen Bestand an Personen verfügen, die<br />

e<strong>in</strong>en wissenschaftlich-technischen <strong>Studie</strong>ngang des Tertiärbereichs abgeschlossen haben. 5<br />

Im Jahr 2000 lebten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 452.000 Personen mit e<strong>in</strong>em wissenschaftlich-technischen Bildungsabschluss,<br />

das waren bezogen auf die Erwerbspersonen 27,4 Prozent. Mit diesem Prozentsatz wurde<br />

der Durchschnitt der Bundesrepublik von 23,6 Prozent deutlich übertroffen.<br />

Im Zeitraum zwischen 2000 und 2007 verr<strong>in</strong>gerte sich dieser Bestand <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen auf 424.000 Personen,<br />

das entspricht e<strong>in</strong>em prozentualen Rückgang von 6,3 Prozent. In den meisten anderen Bundesländern<br />

gab es e<strong>in</strong>e deutlich entgegengesetzte Entwicklung.<br />

5 Nach der Systematik der Statistischen Behörde der EU (Eurostat) gehören zum Tertiärbereich Abschlüsse an Universitäten,<br />

Theologischen und Pädagogischen Hochschulen sowie Kunsthochschulen und Fachhochschulen. Außerdem werden Abschlüsse<br />

an Fachschulen, Fachakademien, Schulen des Gesundheitswesens und Berufsakademien mit e<strong>in</strong>er Dauer von<br />

m<strong>in</strong>destens zwei Jahren (Vollzeitäquivalent) e<strong>in</strong>bezogen.


Insgesamt erhöhte sich der Bestand <strong>in</strong> der Bundesrepublik um 11,3 Prozent, darunter <strong>in</strong> den Bundesländern:<br />

Bayern um 17,0 Prozent,<br />

Hessen um 14,9 Prozent,<br />

Niedersachsen um 8,1 Prozent und<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen um 18,1 Prozent.<br />

In Thür<strong>in</strong>gen hat sich dadurch der prozentuale Anteil der Erwerbspersonen mit e<strong>in</strong>em wissenschaftlichtechnischen<br />

Bildungsabschluss im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern verr<strong>in</strong>gert. Im<br />

Jahr 2000 betrug dieser Anteil noch 27,4 Prozent, er verr<strong>in</strong>gerte sich im Verlauf des Zeitabschnitts bis<br />

2007 auf 26,0 Prozent.<br />

Abbildung 10<br />

Neben Thür<strong>in</strong>gen haben nur noch die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt<br />

deutliche Verluste an Personen mit e<strong>in</strong>em wissenschaftlich-technischen Bildungsabschluss. Diese<br />

ständige Erosion des Bestandes an gut ausgebildeten Personen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen schmälert die künftigen<br />

Entwicklungschancen des Landes deutlich, auch wenn das Land Thür<strong>in</strong>gen bezogen auf den Bestand<br />

an Erwerbspersonen gegenwärtig noch e<strong>in</strong>en Vorsprung gegenüber dem Bundesdurchschnitt besitzt.<br />

Von 1.000 Erwerbspersonen besitzen e<strong>in</strong>en wissenschaftlich-technischen Bildungsabschluss:<br />

Thür<strong>in</strong>gen 2007 260,<br />

Bundesrepublik 2007 244.<br />

m<br />

15


16<br />

V. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – für Frauen noch e<strong>in</strong> weiter Weg<br />

Erwerbstätige Frauen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen erhalten die niedrigsten <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> der Bundesrepublik. Für e<strong>in</strong>en<br />

Ländervergleich lieferte das Statistische Bundesamt für das 3. Quartal 2008 folgende Daten:<br />

Bruttomonatsverdienste von vollzeitbeschäftigten Frauen:<br />

Abbildung 11<br />

höchster Wert Hamburg 2.959 Euro,<br />

Bundesdurchschnitt 2.606 Euro,<br />

Thür<strong>in</strong>gen 2.116 Euro.<br />

In den unmittelbaren Nachbarländern Thür<strong>in</strong>gens ist das Lohnniveau für vollzeitbeschäftigte Frauen<br />

deutlich höher:<br />

2.951 Euro <strong>in</strong> Hessen,<br />

2.810 Euro <strong>in</strong> Bayern.<br />

Besonders benachteiligt s<strong>in</strong>d bei den Arbeitsentgelten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen hoch qualifi zierte Frauen im<br />

Vergleich zu den alten Bundesländern.<br />

In der Leistungsgruppe 1, dazu gehören Frauen <strong>in</strong> leitender Stelle mit Aufsichts- und Dispositionsbefugnis,<br />

erhält e<strong>in</strong>e vollzeitbeschäftigte Frau im Jahr 2008<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 4.102 Euro,<br />

im früheren Bundesgebiet 5.428 Euro.<br />

Würden diese höher qualifi zierten Frauen im früheren Bundesgebiet arbeiten, würde ihr monatliches<br />

E<strong>in</strong>kommen um fast 1.300 Euro monatlich steigen. Das ist e<strong>in</strong> starker Anreiz, das Heimatland zu verlassen<br />

und außerhalb Thür<strong>in</strong>gens <strong>in</strong> Hessen oder Bayern e<strong>in</strong>e entsprechende Arbeit zu suchen.<br />

Die ist auch die Hauptursache für die <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen niedrigeren Bruttomonatslöhne der Frauen. In den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Leistungsgruppen s<strong>in</strong>d die Lohndifferenzen zwischen Männern und Frauen nicht so ausgeprägt.<br />

Vergleicht man die Bruttostundenlöhne der Frauen <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Leistungsgruppen, s<strong>in</strong>d<br />

die Unterschiede ger<strong>in</strong>g. In e<strong>in</strong>zelnen Leistungsgruppen erhalten die Frauen etwa die gleichen und <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Fällen sogar höhere Bruttostundenlöhne als ihre männlichen Kollegen. Nähere Ausführungen<br />

im Abschnitt: Die Lohnpyramide <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen am Beispiel der Facharbeiter und Fachangestellten.


VI. Zusätzlicher Lohndämpfer: Teilzeitarbeit<br />

Teilzeitarbeit ist mit erheblichen Lohne<strong>in</strong>bußen verknüpft. H<strong>in</strong>zu kommt die Tatsache, dass für die Mehrheit<br />

der Teilzeitbeschäftigten e<strong>in</strong>e derartige Tätigkeit e<strong>in</strong> Notbehelf ist, weil ke<strong>in</strong>e Vollzeitbeschäftigung<br />

gefunden wurde. Die Zahl der Personen, die <strong>in</strong> Teilzeit arbeiten, aber e<strong>in</strong>e Vollzeitstelle suchen, hat sich<br />

im Verlauf der letzten Jahre <strong>in</strong> der Bundesrepublik kont<strong>in</strong>uierlich erhöht.<br />

Die gleiche Entwicklung ist <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>getreten. Fast der gesamte Beschäftigungszuwachs erfolgte<br />

durch Teilzeitarbeit, die zu mehr als der Hälfte unfreiwillig war, weil ke<strong>in</strong>e entsprechende Vollzeitstelle<br />

gefunden wurde.<br />

Tabelle 4<br />

Erwerbstätige <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt und <strong>in</strong> Teilzeitbeschäftigung 2004 und 2008 <strong>in</strong> 1.000 Personen<br />

2004 2008 Zunahme<br />

absolut Prozent<br />

Erwerbstätige 1.028 1.088 60 5,8<br />

dar.: Teilzeit beschäftigt 159 218 59 37,1<br />

dar.: Vollzeit nicht gefunden 80 113 33 41,3<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, Mikrozensus, eigene Berechnungen<br />

Mit der Übernahme von Teilzeitarbeit treten erhebliche E<strong>in</strong>kommensverluste der abhängig Beschäftigten<br />

e<strong>in</strong>. S<strong>in</strong>d die Verluste bei den Stundenlöhnen relativ ger<strong>in</strong>g, so s<strong>in</strong>d sie bei den Monatse<strong>in</strong>kommen,<br />

die bestimmend für die wirtschaftliche Lage der Beschäftigten und ihrer Familien s<strong>in</strong>d, außerordentlich<br />

hoch. Dazu kommen weitere künftige E<strong>in</strong>nahmenausfälle durch <strong>in</strong> Zukunft ger<strong>in</strong>gere Rentenzahlungen.<br />

Tabelle 5<br />

Bruttomonats- und Bruttostundenverdienste 2008 <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen nach Beschäftigungsart und Geschlecht<br />

Stundenlohn Monatslohn Verteilung auf Geschlecht<br />

Euro Prozent<br />

Vollzeit 14,16 2.424 100<br />

Frauen 13,26 2.257 34,5<br />

Männer 14,62 2.512 65,5<br />

Teilzeit 13,15 1.623 100<br />

Frauen 13,06 1.608 88,7<br />

Männer 13,81 1.743 11,3<br />

Verlust durch Teilzeit <strong>in</strong> Euro<br />

Frauen 0,20 649<br />

Männer 0,81 769<br />

Verlust durch Teilzeit <strong>in</strong> Prozent<br />

Frauen 1,5 28,8<br />

Männer 5,5 30,6<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen<br />

Im Jahr 2008 haben teilzeitbeschäftigte Frauen, die fast neun Zehntel aller Teilzeitstellen besetzt haben,<br />

e<strong>in</strong>en um 649 Euro niedrigeren Bruttomonatslohn erhalten als Frauen <strong>in</strong> Vollzeitbeschäftigung. Das ist<br />

e<strong>in</strong>e Lohne<strong>in</strong>buße von 29 Prozent. Männer, die im weit ger<strong>in</strong>geren Maße Teilzeitarbeit leisten, haben<br />

e<strong>in</strong>en um 769 Euro niedrigeren Monatsverdienst als ihre vollzeitbeschäftigten Kollegen.<br />

17


18<br />

Dass Teilzeitbeschäftigung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen ständig angestiegen ist und Vollzeitarbeit verdrängt hat, beweisen<br />

die Angaben der Bundesagentur für Arbeit, die die exakte Zahl der sozialversicherungspfl ichtigen<br />

Arbeitnehmer vollständig erfasst. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der teilzeitbeschäftigten<br />

Frauen mit e<strong>in</strong>er sozialversicherungspfl ichtigen Tätigkeit von 88.000 auf 105.000 Frauen erhöht, e<strong>in</strong>e<br />

Steigerung von 19 Prozent. Gleichzeitig verr<strong>in</strong>gerte sich die Zahl der vollzeitbeschäftigten, mit e<strong>in</strong>er<br />

sozialversicherungspfl ichtigen Arbeitsstelle ausgestatteten Frauen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen von 276.000 auf<br />

253.000 Frauen, e<strong>in</strong> prozentualer Rückgang um 8,2 Prozent.<br />

Teilzeitarbeit von Männern blieb im gleichen Zeitraum weiterh<strong>in</strong> auf e<strong>in</strong>em niedrigen Niveau konstant.<br />

Abbildung 12<br />

125.000<br />

100.000<br />

75.000<br />

50.000<br />

25.000<br />

0<br />

Zahl der <strong>in</strong> Teilzeit SV-pflichtig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

2003 - 2008 nach Geschlecht<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Sep 03 Sep 04 Sep 07 Sep 08<br />

Männer TZ 14.259 17.283 16.169 17.803<br />

Frauen TZ 88.291 104.428 99.800 105.406<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />

Abbildung 13<br />

Zahl der <strong>in</strong> Vollzeit SV-pflichtig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

2003 - 2008 nach Geschlecht<br />

400.000<br />

350.000<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Sep 03 Sep 04 Sep 07 Sep 08<br />

Männer VZ 375.146 366.990 371.534 373.549<br />

Frauen VZ 275.562 247.919 253.513 253.080<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit


Damit war der Übergang von Vollzeit- zur Teilzeitbeschäftigung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen noch ausgeprägter als <strong>in</strong><br />

der gesamten Bundesrepublik. Dort verr<strong>in</strong>gerte sich die Vollzeitbeschäftigung von Frauen im gleichen<br />

Zeitraum um 2,1 Prozent, die Zahl der teilzeitbeschäftigten Frauen erhöhte sich um 16,1 Prozent.<br />

Insgesamt hat <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen der verme<strong>in</strong>tliche Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt <strong>in</strong> den Jahren 2003<br />

bis 2008 nicht stattgefunden, im Endeffekt wurden im großem Ausmaß Vollzeitbeschäftigung durch Teilzeitbeschäftigung<br />

verdrängt und so die Lohnentwicklung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gegenüber anderen Teilen der<br />

Bundesrepublik deutlich abgebremst.<br />

Neben der Expansion von Teilzeitarbeitstellen wird die Entwicklung der <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen durch die<br />

wachsende Anzahl von ger<strong>in</strong>gfügig entlohnten Arbeitskräften bee<strong>in</strong>trächtigt. 6 Innerhalb von fünf Jahren,<br />

zwischen 2003 und 2008, erhöhte sich die Zahl derartiger Beschäftigungsverhältnisse um 17,4 Prozent,<br />

von etwa 104.000 auf 122.000 Personen. Nach den jüngsten zur Verfügung stehenden Unterlagen<br />

erhielten die Beschäftigten Bruttomonatslöhne zwischen 145 und 290 Euro.<br />

Abbildung 14<br />

130.000<br />

120.000<br />

110.000<br />

100.000<br />

Juni<br />

103.529<br />

September<br />

Anzahl der ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 2003 - 2008<br />

Dezember<br />

März<br />

Juni<br />

September<br />

Dezember<br />

März<br />

Juni<br />

September<br />

Dezember<br />

März<br />

Juni<br />

September<br />

Dezember<br />

März<br />

Juni<br />

September<br />

Dezember<br />

März<br />

121.606<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

6 Methodische Erläuterungen dazu im Glossar.<br />

Juni<br />

September<br />

19


20<br />

VII. Die Lohnpyramide <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen am Beispiel der Facharbeiter und<br />

Fachangestellten<br />

Für das Land Thür<strong>in</strong>gen und für die Bundesrepublik liegen detaillierte und vergleichbare Angaben zum<br />

Lohnniveau für das 4. Quartal 2008 für 46 Branchen untergliedert <strong>in</strong> die fünf Leistungsgruppen vor.<br />

Am Beispiel der Leistungsgruppe 3 (Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit schwierigen Fachtätigkeiten, für deren Ausübung<br />

<strong>in</strong> der Regel e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung, zum Teil verbunden mit Berufserfahrung,<br />

erforderlich ist), <strong>in</strong> die 49 Prozent der abhängig Beschäftigten e<strong>in</strong>geordnet wurden, wird nachfolgend die<br />

außerordentlich differenzierte Lohnstruktur <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen analysiert.<br />

Die Spannweite der Bruttostundenlöhne für <strong>in</strong> Vollzeit abhängig Beschäftigte ist <strong>in</strong> dieser eigentlich<br />

homogenen Leistungsgruppe außerordentlich hoch.<br />

Im Durchschnitt erhielten im 4. Quartal 2008 die <strong>in</strong> Leistungsgruppe 3 e<strong>in</strong>geordneten abhängig<br />

Beschäftigten e<strong>in</strong>en Bruttostundenlohn von<br />

13,39 Euro.<br />

Die höchsten Stundenlöhne <strong>in</strong> dieser Leistungsgruppe erhielten die Beschäftigten <strong>in</strong> den Branchen<br />

Versicherungsgewerbe 22,53 Euro,<br />

Energieversorgung 21,97 Euro und<br />

Kreditgewerbe 19,61 Euro.<br />

Die drei Branchen mit den niedrigsten Bruttostundenlöhnen für Fachangestellte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

das Gastgewerbe 7,79 Euro,<br />

Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen Dienstleistungen 7,51 Euro und<br />

Bekleidungsgewerbe 6,91 Euro.<br />

Die Spannweite zwischen dem niedrigsten und höchsten Stundenlohn beträgt mehr als 15 Euro.<br />

Damit erreichen die Beschäftigten <strong>in</strong> den Niedriglohnzweigen nur den von den Gewerkschaften geforderten<br />

Stundenm<strong>in</strong>destlohn von 7,50 Euro. Das Bekleidungsgewerbe bleibt noch deutlich unter diesem<br />

Wert. Es ist daher nicht außergewöhnlich, dass <strong>in</strong> dieser Branche die noch niedrigeren Leistungsgruppen<br />

für Angelernte bzw. Ungelernte überhaupt nicht mehr besetzt wurden. Facharbeiterlöhne s<strong>in</strong>d dort<br />

gleichzeitig Niedrigstlöhne.<br />

Die Bruttomonatslöhne von Vollzeitbeschäftigten betragen <strong>in</strong> diesen Niedriglohnbranchen<br />

im Gastgewerbe 1.345 Euro,<br />

und bei den sonstigen Dienstleistungen 1.305 Euro,<br />

im Bekleidungsgewerbe 1.219 Euro.<br />

Nach den letzten statistisch gesicherten Daten über das Niveau der Nettolöhne <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen betragen<br />

die Abzüge für Steuern und Sozialabgaben <strong>in</strong> diesen Lohngruppen etwa 30 Prozent. Damit liegen die<br />

Nettolöhne für diese Beschäftigten <strong>in</strong> den drei Branchen zwischen 900 und 1.000 Euro.<br />

Damit ist der Tiefstand an niedrigen Stundenlöhnen für vollzeitbeschäftigte Männer und Frauen <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen noch nicht erreicht. Nach den vom Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik zur Verfügung gestellten<br />

Unterlagen gibt es <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen noch weitere Gruppen mit Niedrigstlöhnen unabhängig von der<br />

E<strong>in</strong>ordnung <strong>in</strong> Leistungsgruppen. Dazu gehören:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Frauen <strong>in</strong> Leistungsgruppe 4 im Bereich „sonstige Dienstleistungen“<br />

5,57 Euro, bzw. 940 Euro im Monat,<br />

Männer <strong>in</strong> Leistungsgruppe 5 im Gastgewerbe<br />

5,84 Euro, bzw. 1.017 Euro im Monat,<br />

Frauen <strong>in</strong> Leistungsgruppe 5 im Baugewerbe<br />

5,90 Euro, bzw. 1.020 Euro im Monat,


•<br />

Frauen <strong>in</strong> Leistungsgruppe 5 im Textilgewerbe<br />

6,16 Euro je Stunde bzw. 1.078 Euro im Monat.<br />

Bemerkenswert bleibt bei e<strong>in</strong>em Vergleich <strong>in</strong>nerhalb der Leistungsgruppe 3, dass <strong>in</strong> 14 der 46 untersuchten<br />

Branchen die Stundenlöhne von Frauen über den Stundenlöhnen der männlichen Kollegen<br />

liegen. In folgenden Branchen s<strong>in</strong>d die Stundenlöhne der Frauen um e<strong>in</strong>en Euro und mehr höher als die<br />

der Männer <strong>in</strong> der gleichen Leistungsgruppe 3:<br />

Versicherungsgewerbe Frauen: 23,31 Euro Männer: 21,87 Euro,<br />

Nachrichtenübermittlung Frauen: 20,10 Euro Männer: 18,69 Euro,<br />

Grundstücks-/Wohnungswesen Frauen: 18,48 Euro Männer: 14,87 Euro,<br />

Erziehung u. Unterricht Frauen: 18,13 Euro Männer: 17,12 Euro,<br />

Wirtschaftl. Dienstleistungen Frauen: 12,96 Euro Männer: 10,24 Euro.<br />

In diesen Branchen wird so der Tatsache Rechnung getragen, dass beschäftigte Frauen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>er Weise weniger qualifi ziert s<strong>in</strong>d als Männer.<br />

E<strong>in</strong>e vollständige Übersicht der Stundenlöhne der Leistungsgruppe 3 aller Branchen befi ndet sich <strong>in</strong><br />

der Anlage.<br />

21


22<br />

VIII. Ist e<strong>in</strong>e Angleichung der <strong>Löhne</strong> <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen an das<br />

westdeutsche Lohnniveau f<strong>in</strong>anzierbar?<br />

„Wir leben über unsere Verhältnisse“ und „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“ s<strong>in</strong>d gängige<br />

Worthülsen, mit denen e<strong>in</strong>e Verbesserung der Lebensverhältnisse <strong>in</strong> der Bundesrepublik und speziell <strong>in</strong><br />

Ostdeutschland für E<strong>in</strong>kommensschwache abgewehrt wird.<br />

Unterschlagen wird dabei, dass die Bundesrepublik e<strong>in</strong> reiches Land mit wachsendem Wohlstand ist.<br />

Das Volkse<strong>in</strong>kommen der Bundesrepublik ist <strong>in</strong> den Jahren von 2000 bis 2008 stetig gewachsen, von<br />

1,524 Billionen Euro im Jahr 2000 auf 1,880 Billionen Euro im Jahr 2008. Wie dieses Volkse<strong>in</strong>kommen,<br />

das aus se<strong>in</strong>en beiden Komponenten – Arbeitnehmerentgelt7 sowie den Unternehmens- und Vermögense<strong>in</strong>kommen<br />

– besteht, verteilt wurde, wird selten <strong>in</strong> den gängigen Medien behandelt. In den zurückliegenden<br />

Jahren s<strong>in</strong>d die Unternehmens- und Vermögense<strong>in</strong>kommen stetig schneller gestiegen als das<br />

gesamte Volkse<strong>in</strong>kommen und die Arbeitnehmerentgelte. Erhielten die Unternehmense<strong>in</strong>kommen- und<br />

Vermögensbezieher im Jahr 2000 noch 27,8 Prozent des erwirtschafteten Volkse<strong>in</strong>kommens, so waren<br />

es im Jahr 2008 bereits 34,8 Prozent – e<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik e<strong>in</strong>maliger<br />

Vorgang der Umverteilung. Dementsprechend blieb für die Arbeitnehmerentgelte weniger übrig, deren<br />

Anteil sank von 72,2 Prozent auf 65,2 Prozent.<br />

Wären die Anteile beider Komponenten des Volkse<strong>in</strong>kommens von 2000 bis 2008 konstant geblieben,<br />

das heißt, wären beide am Wachstum gleichmäßig beteiligt gewesen, so würden 2008 die Arbeitnehmerentgelte<br />

nicht wie real ausgewiesen 1,226 Billionen Euro betragen, sondern 1,357 Billionen Euro, also<br />

e<strong>in</strong> um 11 Prozent höherer Betrag. Absolut ist das e<strong>in</strong> Mehr von 131 Mrd. Euro, das für Bruttolöhne plus<br />

Arbeitgebersozialabgaben zur Verfügung stehen würde.<br />

Was wird <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gebraucht, um die Arbeitnehmerentgelte je Arbeitsstunde an das westdeutsche<br />

Niveau anzugleichen?<br />

2008 betrugen die Arbeitnehmerentgelte <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen 24,9 Mrd. Euro. Um <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die gleichen<br />

<strong>Löhne</strong> wie <strong>in</strong> Westdeutschland üblich zu zahlen, ist bei Berücksichtigung der geleisteten Arbeitsstunden<br />

e<strong>in</strong>e Lohnerhöhung von 38 Prozent erforderlich. (2008 erhielt e<strong>in</strong> Arbeitnehmer je geleistete Arbeitsstunde<br />

19,13 Euro, <strong>in</strong> Westdeutschland waren es 26,39 Euro.)<br />

Das bedeutet, anstelle von 24,9 Mrd. Euro Arbeitnehmerentgelt müssten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen bei gleichem<br />

Stundenlohn (Arbeitnehmerentgelt e<strong>in</strong>schließlich Sozialabgaben der Arbeitgeber) wie <strong>in</strong> Westdeutschland<br />

34,3 Mrd. Euro oder e<strong>in</strong> Mehrbetrag von 9,4 Mrd. Euro aufgebracht werden. Dieser Betrag ist nur<br />

e<strong>in</strong> Bruchteil der 131 Mrd. Euro, die im Verlauf der letzten Jahre zu Lasten der Arbeitnehmer umverteilt<br />

wurden. In e<strong>in</strong>em dreijährigen Anpassungsprozeß würden <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen jährlich e<strong>in</strong> Mehr an Arbeitnehmerentgelt<br />

von 3,1 Mrd. Euro erforderlich, das ist e<strong>in</strong> Betrag der etwa <strong>in</strong> gleicher Relation steht wie<br />

die gesamte Wirtschaftsleistung Thür<strong>in</strong>gens im Vergleich zur Bundesrepublik – nämlich zwei Prozent.<br />

Das ist auch durch die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen gerechtfertigt: Wie<br />

bereits nachgewiesen wurde, s<strong>in</strong>d die Lohnstückkosten <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen im Vergleich zur Bundesrepublik<br />

überdurchschnittlich gesunken und haben so die beschriebene Umverteilung von Arbeitnehmerentgelt<br />

zu Unternehmens- und Vermögense<strong>in</strong>kommen ermöglicht.<br />

Fazit: Volkswirtschaftlich wäre e<strong>in</strong> Angleichungsprozess bei <strong>Löhne</strong>n und Gehältern Thür<strong>in</strong>gens an das<br />

westdeutsche Niveau fi nanzierbar.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei e<strong>in</strong>em Lohnanstieg <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen die Sozialabgaben annähernd<br />

proportional und das Aufkommen an E<strong>in</strong>kommensteuern überproportional wachsen würden und so andere<br />

Sozialausgaben auch leichter fi nanzierbar wären.<br />

7 Arbeitnehmerentgelt umfasst die Bruttolöhne und -gehälter, die tatsächlichen Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung<br />

und an private Sozialschutzsysteme, die direkt von den Arbeitgebern an die Arbeitnehmer bezahlt werden.


Anlagen<br />

A I. Die Lohnpyramide <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen<br />

Bruttostundenlöhne der vollzeitbeschäftigten Frauen und Männer mit abgeschlossener<br />

Berufsausbildung (Leistungsgruppe 3) im 4. Quartal 2008<br />

Branche<br />

Bruttostundenlöhne 4. Quartal 2008<br />

Insgesamt Männer Frauen Differenz<br />

Insgesamt 13,39 13,28 13,64 0,36<br />

1 Versicherungsgewerbe 22,53 21,87 23,31 1,44<br />

2 Energieversorgung 21,97 22,62 20,70 -1,92<br />

3 Kreditgewerbe 19,61 19,20 19,74 0,54<br />

4 Nachrichtenübermittlung 19,47 18,69 20,10 1,41<br />

5 Erziehung und Unterricht 17,81 17,12 18,13 1,01<br />

6 Wasserversorgung 17,69 17,98 16,71 -1,27<br />

7 Datenverarbeitung und Datenbanken 16,99 18,43 14,58 -3,85<br />

8 Herstellung von chemischen Erzeugnissen 16,59 16,41 16,93 0,52<br />

9 Rundfunk- und Nachrichtentechnik 16,41 17,86 13,71 - 4,15<br />

10 Grundstücks- und Wohnungswesen 16,27 14,87 18,48 3,61<br />

11 Verlagsgewerbe, Druckgewerbe, Vervielfältigung 16,05 16,60 15,21 -1,39<br />

12 Metallerzeugung und -bearbeitung 16,03 16,34 13,58 -2,76<br />

13 Herst. v. Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung 15,76 16,73 12,84 -3,89<br />

14 Abwasser- und Abfallbeseitigung 15,62 15,52 16,20 0,68<br />

15 Bergbau und Gew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en und Erden 15,08 15,45 11,34 -4,11<br />

16 Mediz<strong>in</strong>-, Mess-, Steuer-, Regelungstechnik, Optik, Uhren 15,05 16,40 13,03 -3,37<br />

17 Gesundheits-, Veter<strong>in</strong>är- und Sozialwesen 15,03 14,75 15,09 0,34<br />

18 Forschung und Entwicklung 14,91 16,68 13,87 -2,81<br />

19 Interessenvertretungen, kirchl. u. sonst. Vere<strong>in</strong>igungen 14,89 15,31 14,48 -0,83<br />

20 Kultur, Sport und Unterhaltung 14,78 15,34 13,89 -1,45<br />

21 Erzbergbau; Gew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en u. Erden 14,75 15,09 11,34 -3,75<br />

22 Mit Kredit- und Versich. verbundene Tätigkeiten 14,63 17,42 14,23 -3,19<br />

23 Masch<strong>in</strong>enbau 14,57 14,74 13,41 -1,33<br />

24 Büromasch<strong>in</strong>en, Datenverarbeitungsgeräte 14,12 14,69 13,19 -1,50<br />

25 Papiergewerbe 13,95 14,13 13,06 -1,07<br />

26 Landverkehr; Transport <strong>in</strong> Rohrfernleitungen 13,63 13,63 13,63 0,00<br />

27 Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 13,60 13,74 12,98 -0,76<br />

(Verarbeitendes Gewerbe) 13,48 13,98 11,76 -2,22<br />

28 Herstellung von Metallerzeugnissen 13,23 13,35 12,37 -0,98<br />

29 Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e und Erden 13,03 13,37 11,07 -2,30<br />

30 Gummi- und Kunststoffwaren 12,79 12,89 12,14 -0,75<br />

31 Handelsvermittlung und Großhandel 12,78 12,74 12,86 0,12<br />

32 Recycl<strong>in</strong>g 12,32 12,34 12,08 -0,26<br />

33 Vermietung beweglicher Sachen 12,02 12,12 11,24 -0,88<br />

34 E<strong>in</strong>zelhandel, Reparatur v. Gebrauchsgütern 11,52 11,48 11,56 0,08<br />

35 Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr 11,46 11,30 12,28 0,98<br />

36 Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) 11,44 11,43 11,71 0,28<br />

37 Baugewerbe 11,26 11,36 9,19 -2,17<br />

38 Erbr<strong>in</strong>gung von wirtschaftlichen Dienstleistungen 11,12 10,24 12,96 2,72<br />

39 Kraftfahrzeughandel; Instandhaltung; Tankstellen 11,09 11,58 9,37 -2,21<br />

40 Sonstiger Fahrzeugbau 11,06 10,97 11,78 0,81<br />

41 Möbel, Schmuck, Musik<strong>in</strong>str., Sportgeräte, Spielwaren 10,65 11,16 9,42 -1,74<br />

42 Textilgewerbe 9,69 11,34 8,18 -3,16<br />

43 Ernährungsgewerbe 9,49 10,68 8,26 -2,42<br />

44 Gastgewerbe 7,79 7,93 7,69 -0,24<br />

45 Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen Dienstleistungen 7,51 9,04 6,88 -2,16<br />

46 Bekleidungsgewerbe 6,91 8,36 6,74 -1,62<br />

Quelle: Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen<br />

23


24<br />

A II. Bruttostundenlöhne<br />

Bruttostundenlöhne der Vollzeitbeschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

(Leistungsgruppe 3) im 4. Quartal 2008 Vergleich Thür<strong>in</strong>gen – früheres Bundesgebiet<br />

Wirtschaftszweig geordnet nach der Höhe der Thür<strong>in</strong>gen früheres Rückstand<br />

absoluten Rückstände<br />

Bundesgebiet<br />

Euro Prozent<br />

Insgesamt 13,39 19,94 -6,55 - 32,8<br />

Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen 13,60 26,69 -13,09 - 49,0<br />

Sonstiger Fahrzeugbau 11,06 24,05 -12,99 - 54,0<br />

Büromasch<strong>in</strong>en, Datenverarbeitungsgeräte 14,12 26,83 -12,71 - 47,4<br />

Bekleidungsgewerbe 6,91 17,59 -10,68 - 60,7<br />

Herstellung von chemischen Erzeugnissen 16,59 26,69 -10,10 - 37,8<br />

Mit Kredit- und Versich. verbundene Tätigk. 14,63 23,74 -9,11 - 38,4<br />

Metallerzeugung und -bearbeitung 16,03 25,05 -9,02 - 36,0<br />

Textilgewerbe 9,69 18,66 -8,97 - 48,1<br />

Verarbeitendes Gewerbe 13,48 22,12 -8,64 - 39,1<br />

Masch<strong>in</strong>enbau 14,57 22,55 -7,98 - 35,4<br />

Energieversorgung 21,97 29,61 -7,64 - 25,8<br />

Handelsvermittlung und Großhandel 12,78 20,28 -7,50 - 37,0<br />

Möbel, Schmuck, Musik<strong>in</strong>str., Sportgeräte, Spielwaren 10,65 18,13 -7,48 - 41,3<br />

Papiergewerbe 13,95 21,19 -7,24 - 34,2<br />

Gummi- und Kunststoffwaren 12,79 19,88 -7,09 - 35,7<br />

Erbr<strong>in</strong>gung von wirtschaftlichen Dienstleistungen 11,12 18,17 -7,05 - 38,8<br />

Datenverarbeitung und Datenbanken 16,99 23,93 -6,94 - 29,0<br />

Glas, Keramik, Ste<strong>in</strong>e und Erden 13,03 19,79 -6,76 - 34,2<br />

Vermietung beweglicher Sachen 12,02 18,77 -6,75 - 36,0<br />

Ernährungsgewerbe 9,49 16,18 -6,69 - 41,3<br />

Herstellung von Metallerzeugnissen 13,23 19,68 -6,45 - 32,8<br />

Kraftfahrzeughandel; Instandhaltung von Kfz.; Tankstellen 11,09 17,48 -6,39 - 36,6<br />

Verlage, Druck, Vervielfältigung 16,05 22,31 -6,26 - 28,1<br />

Rundfunk- und Nachrichtentechnik 16,41 22,64 -6,23 - 27,5<br />

Bergbau und Gew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en und Erden 15,08 21,31 -6,23 - 29,2<br />

Erbr<strong>in</strong>gung von sonstigen Dienstleistungen 7,51 13,73 -6,22 - 45,3<br />

Kultur, Sport und Unterhaltung 14,78 20,96 -6,18 - 29,5<br />

Hilfs- und Nebentätigkeiten für den Verkehr 11,46 17,52 -6,06 - 34,6<br />

Mediz<strong>in</strong>-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik, Uhren 15,05 20,98 -5,93 - 28,3<br />

Forschung und Entwicklung 14,91 20,80 -5,89 - 28,3<br />

Herst. v. Geräten der Elektrizitätserzeugung, -verteilung 15,76 21,63 -5,87 - 27,1<br />

Wasserversorgung 17,69 23,54 -5,85 - 24,9<br />

Interessenvertretungen, kirchl. u. sonst. Vere<strong>in</strong>igungen 14,89 20,34 -5,45 - 26,8<br />

Holzgewerbe (ohne Herstellung von Möbeln) 11,44 16,69 -5,25 - 31,5<br />

Baugewerbe 11,26 16,36 -5,10 - 31,2<br />

Recycl<strong>in</strong>g 12,32 17,32 -5,00 - 28,9<br />

Erzbergbau; Gew<strong>in</strong>nung von Ste<strong>in</strong>en u. Erden 14,75 19,59 -4,84 - 24,7<br />

Gastgewerbe 7,79 12,44 -4,65 - 37,4<br />

Grundstücks- und Wohnungswesen 16,27 20,12 -3,85 - 19,1<br />

E<strong>in</strong>zelhandel; Reparatur von Gebrauchsgütern 11,52 15,34 -3,82 - 24,9<br />

Landverkehr; Transport <strong>in</strong> Rohrfernleitungen 13,63 17,36 -3,73 - 21,5<br />

Abwasser- und Abfallbeseitigung 15,62 19,10 -3,48 - 18,2<br />

Gesundheits-, Veter<strong>in</strong>är- und Sozialwesen 15,03 18,35 -3,32 - 18,1<br />

Versicherungsgewerbe 22,53 25,77 -3,24 - 12,6<br />

Kreditgewerbe 19,61 22,55 -2,94 - 13,0<br />

Nachrichtenübermittlung 19,47 21,63 -2,16 - 10,0<br />

Erziehung und Unterricht 17,81 19,15 -1,34 - 7,0<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Thür<strong>in</strong>ger Landesamt für Statistik, eigene Berechnungen


Glossar<br />

Ländernamen<br />

Bundesland Kurzform<br />

Baden-Württemberg BW<br />

Bayern BY<br />

Berl<strong>in</strong> BE<br />

Brandenburg BB<br />

Bremen HB<br />

Hamburg HH<br />

Hessen HE<br />

Mecklenburg-Vorpommern MV<br />

Niedersachsen NI<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen NW<br />

Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz RP<br />

Saarland SL<br />

Sachsen SN<br />

Sachsen-Anhalt ST<br />

Schleswig-Holste<strong>in</strong> SH<br />

Thür<strong>in</strong>gen TH<br />

Früheres Bundesgebiet:<br />

Die Jahresangaben des Arbeitskreises Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder umfassen<br />

die westdeutschen Bundesländer ohne Berl<strong>in</strong>.<br />

Bei den Daten der Lohnerhebung 2008 hat das Statistische Bundesamt das frühere Bundesgebiet und<br />

das Bundesland Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Summe zusammengefasst, e<strong>in</strong>e Korrektur durch den Autor war wegen<br />

fehlender Länderangaben nicht möglich.<br />

Neue Bundesländer s<strong>in</strong>d die fünf neuen Bundesländer, immer ohne Berl<strong>in</strong>.<br />

Zur Statistik: Arbeitnehmerverdienste im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich<br />

Erfasste Wirtschaftszweige<br />

Die Vierteljährliche Verdiensterhebung erfasst Verdienste für nahezu die gesamte Volkswirtschaft mit<br />

Ausnahme der Wirtschaftsbereiche<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

„Land- und Forstwirtschaft“,<br />

„Fischerei und Fischzucht“,<br />

„Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung“ sowie<br />

„Private Haushalte“.<br />

Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen<br />

In der Vierteljährlichen Verdiensterhebung werden Angaben für folgende Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen erfasst:<br />

• Der größte Teil der sozialversicherungspfl ichtig beschäftigten Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen (ohne die unten<br />

aufgeführten Sozialversicherungspfl ichtigen),<br />

• Ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte,<br />

• Nicht sozialversicherungspfl ichtige Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em Arbeitsvertrag, die zum<strong>in</strong>dest<br />

teilweise erfolgsunabhängige Verdienstbestandteile erhalten,<br />

• Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen, die ihren Wohnsitz im Ausland haben und im Inland arbeiten sowie<br />

• Heimarbeiter/-<strong>in</strong>nen, Saisonarbeitskräfte sowie Aushilfskräfte, die als abhängig Beschäftigte e<strong>in</strong>e<br />

bezahlte Leistung erbr<strong>in</strong>gen.<br />

25


26<br />

Nicht e<strong>in</strong>bezogen werden Beamte, Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Altersteilzeit, Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen, die ihren<br />

Wohnsitz im Inland haben und im Ausland arbeiten, Auszubildende, Praktikanten, Personen, die ke<strong>in</strong>en<br />

Verdienst für ihre Leistung erhalten, tätige Inhaber/-<strong>in</strong>nen, Mit<strong>in</strong>haber/-<strong>in</strong>nen und Familienangehörige<br />

ohne Arbeitsvertrag, ausschließlich auf Honorarbasis bezahlte Personen, Personen im Vorruhestand<br />

und Personen <strong>in</strong> sogenannten 1-Euro-Jobs.<br />

Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen gelten als teilzeitbeschäftigt, wenn ihre regelmäßige Wochenarbeitszeit kürzer als<br />

die vergleichbarer vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen ist.<br />

Ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte s<strong>in</strong>d Arbeitnehmer, die entweder e<strong>in</strong>er ger<strong>in</strong>gfügig entlohnten oder e<strong>in</strong>er<br />

kurzfristigen Beschäftigung nachgehen. E<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gfügig entlohnte Beschäftigung liegt vor, wenn das<br />

Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung regelmäßig 400 Euro monatlich nicht übersteigt. Kurzfristig<br />

Beschäftigte oder Saisonarbeiter/-<strong>in</strong>nen werden entsprechend ihres Arbeitsumfangs bei den Voll- oder<br />

Teilzeitbeschäftigten erfasst, sofern sie zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>en Monat des Quartals entlohnt wurden.<br />

Bruttoverdienst<br />

Der Bruttoverdienst umfasst den (regelmäßig gezahlten) steuerpfl ichtigen Arbeitslohn gemäß den Lohnsteuerrichtl<strong>in</strong>ien<br />

zuzüglich sonstiger Bezüge (= Sonderzahlungen), steuerfreier Zuschläge für Schicht-,<br />

Samstags-, Sonntags-, Feiertags- oder Nachtarbeit, steuerfreier Beiträge des Arbeitgebers für se<strong>in</strong>e<br />

Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen im Rahmen der Entgeltumwandlung (z.B. an Pensionskassen oder -fonds nach<br />

§ 3 Nr. 63 des EStG) und steuerfreier Essenszuschüsse.<br />

Der Bruttoverdienst wird als durchschnittlicher Bruttomonats- oder Bruttostundenverdienst für das<br />

jeweilige Berichtsquartal dargestellt.<br />

Leistungsgruppen<br />

Für Analysezwecke werden Leistungsgruppen gebildet, die e<strong>in</strong>e grobe Abstufung der Arbeitnehmertätigkeiten<br />

nach der Qualifi kation darstellen. Sie s<strong>in</strong>d wie folgt defi niert:<br />

Leistungsgruppe 1: Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> leitender Stellung mit Aufsichts- und Dispositionsbefugnis.<br />

Hierzu zählen z. B. angestellte Geschäftsführer/-<strong>in</strong>nen, sofern deren Verdienst zum<strong>in</strong>dest teilweise erfolgsunabhängige<br />

Zahlungen enthält. E<strong>in</strong>geschlossen s<strong>in</strong>d auch alle Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> größeren<br />

Führungsbereichen Dispositions- oder Führungsaufgaben wahrnehmen, und Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen<br />

mit Tätigkeiten, die umfassende kaufmännische oder technische Fachkenntnisse erfordern. I. d. R.<br />

werden die Fachkenntnisse durch e<strong>in</strong> Hochschulstudium erworben.<br />

Leistungsgruppe 2: Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit sehr schwierigen bis komplexen oder vielgestaltigen<br />

Tätigkeiten, für die i. d. R. nicht nur e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung, sondern darüber h<strong>in</strong>aus<br />

mehrjährige Berufserfahrung und spezielle Fachkenntnisse erforderlich s<strong>in</strong>d. Die Tätigkeiten werden<br />

überwiegend selbstständig ausgeführt. Dazu gehören auch Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen, die <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Verantwortungsbereichen gegenüber anderen Mitarbeiter(n)/-<strong>in</strong>nen Dispositions- oder Führungsaufgaben<br />

wahrnehmen (z.B. Vorarbeiter/-<strong>in</strong>nen, Meister/-<strong>in</strong>nen).<br />

Leistungsgruppe 3: Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit schwierigen Fachtätigkeiten, für deren Ausübung i. d. R.<br />

e<strong>in</strong>e abgeschlossene Berufsausbildung, zum Teil verbunden mit Berufserfahrung, erforderlich ist.<br />

Leistungsgruppe 4: Angelernte Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit überwiegend e<strong>in</strong>fachen Tätigkeiten, für deren<br />

Ausführung ke<strong>in</strong>e berufl iche Ausbildung, aber <strong>in</strong>sbesondere Kenntnisse und Fertigkeiten für spezielle,<br />

branchengebundene Aufgaben erforderlich s<strong>in</strong>d. Die erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten werden<br />

i. d. R. durch e<strong>in</strong>e Anlernzeit von bis zu zwei Jahren erworben.


Leistungsgruppe 5: Ungelernte Arbeitnehmer/-<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>fachen, schematischen Tätigkeiten oder<br />

isolierten Arbeitsvorgängen, für deren Ausübung ke<strong>in</strong>e berufl iche Ausbildung erforderlich ist. Das<br />

erforderliche Wissen und die notwendigen Fertigkeiten können durch Anlernen von bis zu drei Monaten<br />

vermittelt werden.<br />

Sozialversicherungspflichtige und ger<strong>in</strong>gfügige Beschäftigung <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen,<br />

September 2008<br />

Sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigte<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen <strong>in</strong>sgesamt: 750.055<br />

Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte ohne Nebenjob <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen, September 2008:<br />

629.449<br />

Nebenjobs:<br />

31.266<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Arbeitsmarkt <strong>in</strong> Zahlen, eigene Darstellung<br />

Ger<strong>in</strong>gfügig Beschäftigte<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen: 121.606<br />

Ausschließlich ger<strong>in</strong>gfügig<br />

Beschäftigte:<br />

90.340<br />

27


DGB Thür<strong>in</strong>gen<br />

Landesverband Thür<strong>in</strong>gen<br />

Warsbergstraße 1<br />

99092 Erfurt<br />

Tel.: 0361/ 59 61 - 0<br />

Fax: 0361/ 59 61 - 444<br />

www.thuer<strong>in</strong>gen.dgb.de

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