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alltagsnahe_psycholo.. - Jochen Fahrenberg

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Blutdruckmessung durch EKG-Veränderungen ausgelöst wird (Deedwania &<br />

Nelson, 1990).<br />

Ein handelsüblicher EKG-Monitor (Oxford Medilog FD-2) kann technisch<br />

so modifiziert werden, dass eine Veränderung der ST-Strecke (bestimmter<br />

Amplitude und Dauer) als Indikator ischämischer Reaktionen am Herzen ein<br />

Signal auslösen. Dies fordert den Patienten auf, Tätigkeiten und Befinden in<br />

einem Datenrekorder (Rating Box von Lang, Ostermeier, Forster &<br />

Handwerker, 1991) einzugeben. Wenn zugleich die Bewegungsaktivität registriert<br />

wird, ist eine genauere Bewertung solcher Reaktionen möglich.<br />

Tatsächlich waren viele der festgestellten ST-Senkungen auf Bewegungsaktivität<br />

zurückzuführen und nur relativ wenige auf emotionale Episoden<br />

(Kinne, 1997; Kinne et al., 1999). Die Befunde waren aus kardiologischer<br />

und psychophysiologischer Sicht interessant. Es fehlte jedoch der on-line<br />

Algorithmus zur Auspartialisierung der Bewegungsaktivität.<br />

Stumme Emotionen<br />

Eine ungewohnte Perspektive ergibt sich aus dem Konzept der “stummen”<br />

Emotion (emotion without awareness). Beim interaktiven Monitoring fanden<br />

Myrtek und Mitarbeiter nicht selten Episoden mit Herzfrequenzanstiegen, die<br />

weder auf körperliche Bewegungsaktivität zurückgeführt werden konnten,<br />

noch in den subjektiven Berichten eine deutliche Entsprechung hatten. Es<br />

waren stumme, introspektiv nicht zugängliche Bereitstellungsreaktionen.<br />

Welchen Status hat eine nicht bewusst erlebte sympathisch-adrenerge<br />

Reaktion, die aus dem Verhaltenskontext vielleicht als eine Bereitstellungsreaktion<br />

mit dem Ziel der Annäherung, Flucht bzw. Vermeidung anzusehen<br />

ist? Sind bewusstes Erleben (und Verbalisierung) eines Gefühls und typische<br />

vegetativ-endokrine Veränderungen notwendige und jeweils auch allein hinreichende<br />

Merkmale, um einen Aktivierungsprozess in bestimmten subkortikalen<br />

Systemen als “Emotion” zu kennzeichnen?<br />

Das psychophysiologische Monitoring führt hier zu theoretisch und praktisch<br />

gleichermaßen wichtigen Fragen.<br />

Anwendungen in der Arbeitswelt<br />

Psychophysiologische Untersuchungsansätze in den Arbeitswissenschaften<br />

stützen sich überwiegend noch auf stationäre oder portable Mess-Systeme<br />

und noch kaum auf das ambulante Monitoring mit freier Beweglichkeit der<br />

untersuchten Personen. Erwähnenswert sind deshalb einige neuere<br />

Untersuchungen an Piloten (Wilson, 2001), Fluglotsen (Vogt & Kastner,<br />

2001), Fallschirmspringern (Roth, Breivik, Jørgensen & Hofmann, 1996),<br />

Lokführern, Busfahrern und Fahrdienstleitern (Myrtek et al., 1994, 1996b),<br />

PKW-Fahrern (Richter, Wagner, Heger & Weise, 1998), Personal mit Über-<br />

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