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Anglais, "la mauvaise solution". - Plansprachen.ch

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Übersetzung des in 'Le Temps' ers<strong>ch</strong>ienenen Artikels<br />

<strong>Ang<strong>la</strong>is</strong>, "<strong>la</strong> <strong>mauvaise</strong> solution".<br />

Englis<strong>ch</strong> - "die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Lösung"<br />

S<strong>ch</strong>ule: Der Genfer Experte François Grin berät Frankrei<strong>ch</strong> in der<br />

Spra<strong>ch</strong>enpolitik<br />

Anna Lietti<br />

Mittwo<strong>ch</strong>, 22. Juni 2005<br />

Der Weg des 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' ist vorgezei<strong>ch</strong>net. Soll man si<strong>ch</strong> voll dafür<br />

einsetzen? Oder gibt es bessere Lösungen? Die Frage betrifft alle europäis<strong>ch</strong>en<br />

Staaten. In Frankrei<strong>ch</strong> hat sie si<strong>ch</strong> der 'Haut conseil d'évaluation de l'école'<br />

kürzli<strong>ch</strong> gestellt. Er hat si<strong>ch</strong> deshalb an einen der wenigen europäis<strong>ch</strong>en<br />

Experten der no<strong>ch</strong> kaum entwickelten Disziplinen wie die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit der<br />

Spra<strong>ch</strong>e und die Wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>keit der S<strong>ch</strong>ulung gewandt und ihn um seine<br />

'Meinung' gebeten, nämli<strong>ch</strong> François Grin, Professor an der Universität Genf. Er<br />

ist es, der 1999 den Wert der Spra<strong>ch</strong>en auf dem s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Arbeitsmarkt<br />

evaluierte.<br />

Der no<strong>ch</strong> vertrauli<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>t des Genfer Fors<strong>ch</strong>ers wird diesen Sommer<br />

publiziert werden. François Grin untersu<strong>ch</strong>t darin drei Szenarios: jenes des<br />

dominierenden Englis<strong>ch</strong>, jenes der Vielspra<strong>ch</strong>igkeit und jenes von Esperanto.<br />

Seine Folgerungen: die Lösung des 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' ist vom Standpunkt der<br />

Volkspolitik aus die s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teste. Ohne die billigste zu sein, ist sie effektiv "die<br />

unausgegli<strong>ch</strong>enste". Leider soll das ni<strong>ch</strong>t heissen, dass die andern Lösungen<br />

lei<strong>ch</strong>ter anwendbar seien.<br />

Einzelheiten und Erklärungen.<br />

Le Temps: Ist die Situation des Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>ts in den französis<strong>ch</strong>en und<br />

wests<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>ulen verglei<strong>ch</strong>bar?<br />

François Grin: Ja. Die französis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>üler haben die Mögli<strong>ch</strong>keit zwei<br />

Fremdspra<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> Wahl zu lernen, und eine grosse Mehrzahl s<strong>ch</strong>liesst<br />

Englis<strong>ch</strong> in diese Wahl ein. Frankrei<strong>ch</strong> gibt im Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nitt 137 Euro pro<br />

Einwohner und Jahr für diesen Unterri<strong>ch</strong>t aus; i<strong>ch</strong> würde sagen, dass der<br />

Aufwand der selbe ist wie in der Wests<strong>ch</strong>weiz. Er beträgt ungefähr 10% der<br />

Unterri<strong>ch</strong>tskosten pro S<strong>ch</strong>üler.<br />

- Und wie viel gibt das Vereinigte Königrei<strong>ch</strong> aus?<br />

- Ungefähr 36 Euro pro Einwohner und Jahr. Der Unterri<strong>ch</strong>t beginnt später und<br />

umfasst weniger Stunden.<br />

- Sie bestehen auf dem enormen wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Vorteil den das Vereinigte<br />

Königrei<strong>ch</strong> aus der Hegemonie des Englis<strong>ch</strong>en zieht.<br />

- Ja, denn viele Verfe<strong>ch</strong>ter des 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' sind si<strong>ch</strong> der Ungere<strong>ch</strong>tigkeit<br />

der Situation ni<strong>ch</strong>t bewusst. Eine Ersparnis von 100 Euro pro Einwohner ergibt<br />

bei einer Bevölkerung von ungefähr 60 Millionen Personen 6 Milliarden Euro.<br />

Wenn man die Ersparnisse, wel<strong>ch</strong>e die Briten auf den Übersetzungen ma<strong>ch</strong>en,<br />

die Gewinne die sie aus dem Markt für den Englis<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t holen und andere<br />

zweitrangige Vorteile dazu zählt, kommt man auf eine Summe von 10 Milliarden.<br />

Dies ist das Ges<strong>ch</strong>enk, das über 85% der Bürger der Europäis<strong>ch</strong>en Union an<br />

das Vereinigte Königrei<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>en, indem sie die Hegemonie des Englis<strong>ch</strong>en<br />

akzeptieren.


- Aber die andern europäis<strong>ch</strong>en Staaten werden ni<strong>ch</strong>t 10 Milliarden verdienen,<br />

indem sie si<strong>ch</strong> für die Vielspra<strong>ch</strong>igkeit ents<strong>ch</strong>eiden.<br />

- Effektiv. Von den drei Szenarios, die i<strong>ch</strong> untersu<strong>ch</strong>t habe, kosten die zwei<br />

ersten, das der Vielspra<strong>ch</strong>igkeit und das des 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' mehr oder<br />

weniger glei<strong>ch</strong> viel in Bezug auf den Spra<strong>ch</strong>unterri<strong>ch</strong>t. Dem gegenüber würden<br />

die ni<strong>ch</strong>t anglophilen Staaten 4 Milliarden Euro auf vers<strong>ch</strong>iedene Transfers<br />

einsparen, indem sie das aktuelle Unglei<strong>ch</strong>gewi<strong>ch</strong>t insbesondere auf dem<br />

Gebiet der Übersetzung und des Spra<strong>ch</strong>kursmarktes vermeiden.<br />

- Aber ist es ni<strong>ch</strong>t wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er eine einzige Spra<strong>ch</strong>e zu unterri<strong>ch</strong>ten statt<br />

mehrere?<br />

- Im Szenario 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' habe i<strong>ch</strong> die vorsi<strong>ch</strong>tigste Hypothese erfors<strong>ch</strong>t:<br />

jene wo die S<strong>ch</strong>ule, während sie si<strong>ch</strong> der ungeheuren Na<strong>ch</strong>frage na<strong>ch</strong> dem<br />

Englis<strong>ch</strong>en anpasst, fortfährt, eine zweite Fremdspra<strong>ch</strong>e zu unterri<strong>ch</strong>ten.<br />

Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>, wenn man 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>' radikal dur<strong>ch</strong>zieht, indem man<br />

dieses Idiom zur einzigen und obligatoris<strong>ch</strong>en Fremdspra<strong>ch</strong>e erklärt, gibt man<br />

für den Unterri<strong>ch</strong>t weniger aus. Aber das wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>ste Szenario ist das<br />

eines modifierten 'Alles-auf-Englis<strong>ch</strong>', wie i<strong>ch</strong> es bes<strong>ch</strong>rieben habe. Dieses wird<br />

si<strong>ch</strong> verwirkli<strong>ch</strong>en, wenn man der Sa<strong>ch</strong>e ihren Lauf lässt.<br />

- Warum ist es das S<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>teste?<br />

- Weil es das Ungere<strong>ch</strong>teste ist. Im wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Sinn, wie gesehen. Aber<br />

au<strong>ch</strong> weil man zwei Kategorien von Bürgern kreiert: die Ni<strong>ch</strong>t-anglophilen<br />

werden immer in bena<strong>ch</strong>teiligt sein, besonders bei Verhandlungen oder<br />

Konflikten.<br />

- Und wel<strong>ch</strong>es davon ist Ihr bevorzugtes Szenario, das der Vielspra<strong>ch</strong>igkeit?<br />

- Auf der Ebene der Verhandlungen ist es das, wel<strong>ch</strong>es gegenwärtig in Kraft ist.<br />

Europa hält an seinem Spra<strong>ch</strong>enrei<strong>ch</strong>tum fest und gibt si<strong>ch</strong> die Mittel ihn zu<br />

erhalten. In Wirkli<strong>ch</strong>keit gewinnt die Hegemonie des Englis<strong>ch</strong>en tägli<strong>ch</strong> an<br />

Boden. Deshalb, sollte man si<strong>ch</strong> für die Vielspra<strong>ch</strong>igkeit ents<strong>ch</strong>eiden, muss man<br />

die Mittel dafür bereit stellen. Ausser dem Unterri<strong>ch</strong>t von mehreren Spra<strong>ch</strong>en an<br />

den S<strong>ch</strong>ulen, setzt dies absolut energis<strong>ch</strong>ere begleitende Massnahmen voraus,<br />

als dies heute der Fall ist. Dieses Szenario ist dem ersten vorzuziehen, denn es<br />

ist gere<strong>ch</strong>t und hat einen immensen kulturellen Vorteil: jenen der Umsetzung<br />

der vielfältigen Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te Europas. I<strong>ch</strong> präzisiere, persönli<strong>ch</strong> liebe i<strong>ch</strong> die<br />

englis<strong>ch</strong>e Spra<strong>ch</strong>e sehr. Worum es geht ist die Frage der Hegemonie, wo eine<br />

Spra<strong>ch</strong>e dominiert, wel<strong>ch</strong>e ist weniger wi<strong>ch</strong>tig.<br />

- Und das dritte Szenario?<br />

- Von einem rein rationalen Standpunkt aus bietet Esperanto die ideale Lösung:<br />

die billigste, besonders weil man weniger ausgeben würde um eine Spra<strong>ch</strong>e zu<br />

lernen, die bedeutend lei<strong>ch</strong>ter ist als Englis<strong>ch</strong>. Mit Esperanto würde Europa 25<br />

Milliarden jährli<strong>ch</strong> einsparen, selbst unter Abzug von 10 Milliarden netto<br />

Transferkosten, von denen heute das Vereinigte Königrei<strong>ch</strong> profitiert. Es ist<br />

au<strong>ch</strong> die gere<strong>ch</strong>teste Lösung, denn jedermann befände si<strong>ch</strong> auf glei<strong>ch</strong>em Fuss.<br />

Und es ist ein Weg, der die europäis<strong>ch</strong>en Kulturen ni<strong>ch</strong>t verdrängt. Anderseits<br />

s<strong>ch</strong>eint der Weg des Esperanto heute ziemli<strong>ch</strong> unwahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong>, denn es ruft<br />

erstaunli<strong>ch</strong>e Abwehrreaktionen hervor. Um ihn verwirkli<strong>ch</strong>en zu können, wäre<br />

eine gesamteuropäis<strong>ch</strong>e Einigung nötig, ein Projekt auf <strong>la</strong>nge Si<strong>ch</strong>t zu starten.


- Wel<strong>ch</strong>es sind die Chancen des mehrspra<strong>ch</strong>igen Szenarios?<br />

- Das grosse Fragezei<strong>ch</strong>en sind die begleitenden Massnahmen die nötig sind,<br />

um der starken Anziehungskraft des Englis<strong>ch</strong>en zu entfliehen. Das Ziel müsste<br />

sein, die Vielspra<strong>ch</strong>igkeit g<strong>la</strong>ubhaft und nötig zu ma<strong>ch</strong>en. I<strong>ch</strong> denke zum<br />

Beispiel an eine Prämie für Dreispra<strong>ch</strong>igkeit bei den Beamten. Oder an eine Art<br />

Ents<strong>ch</strong>luss der südafrikanis<strong>ch</strong>en Regierung eine Glei<strong>ch</strong>bere<strong>ch</strong>tigung der<br />

Landesspra<strong>ch</strong>en ins Auge zu fassen mit einer jährli<strong>ch</strong>en Rotation der offiziellen<br />

Spra<strong>ch</strong>en.<br />

- Aber das ist s<strong>ch</strong>reckli<strong>ch</strong> diktatoris<strong>ch</strong> und zwanghaft.<br />

- Über diese Massnahmen spre<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aus, das ist ein Thema an<br />

dem es no<strong>ch</strong> enorm viel zu s<strong>ch</strong>leifen gibt. Es ist wahr, wenn sie zu zwanghaft<br />

sind, werden sie erfolglos sein. Man müsste vielmehr den Weg von anregenden<br />

Massnahmen eins<strong>ch</strong><strong>la</strong>gen. Auf alle Fälle ist es gut, etappenweise und<br />

na<strong>ch</strong>denkli<strong>ch</strong> vorzugehen. Die Lage ist die: alle stürzen si<strong>ch</strong> auf Englis<strong>ch</strong> und<br />

als erste Frage tau<strong>ch</strong>t auf: ist dies wüns<strong>ch</strong>enswert? I<strong>ch</strong> antworte, nein, es ist<br />

ni<strong>ch</strong>t wüns<strong>ch</strong>enswert. Daraus ergibt si<strong>ch</strong> die zweite Frage: ist es unvermeidli<strong>ch</strong>?<br />

Die Antwort bleibt offen. denn alles wird von der Wi<strong>ch</strong>tigkeit abhängen, wel<strong>ch</strong>e<br />

die europäis<strong>ch</strong>en Bürger der Glei<strong>ch</strong>rangigkeit und Vers<strong>ch</strong>iedenheit der<br />

Spra<strong>ch</strong>en und Kulturen wirkli<strong>ch</strong> beimessen.<br />

(provisoris<strong>ch</strong>e Arbeitsübersetzung)

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