Die Bergpredigt 6 - Jesu AT-Kommentar: Beten - Anskar Kirche ...
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<strong>Anskar</strong>-<strong>Kirche</strong>, Hauskreis Dortmund - <strong>Jesu</strong>s Christus und seine Worte im Matthäus-Evangelium<br />
Thema 12: <strong>Die</strong> <strong>Bergpredigt</strong> 6 – <strong>Jesu</strong> <strong>AT</strong>-<strong>Kommentar</strong>: <strong>Beten</strong> / das Vaterunser(Mt.6,5-15 + 7,7-11)<br />
Abweichend von der Reihenfolge der Texte soll es heute schon um das <strong>Beten</strong> gehen,<br />
genauer gesagt um das Vaterunser und die Vorbemerkungen dazu, die <strong>Jesu</strong>s in der<br />
<strong>Bergpredigt</strong> macht. Denn wir hatten jetzt einige ethische Themen hintereinander.<br />
Deshalb möchte ich dieses aufbauende Thema vorziehen.<br />
Der Text lautet nach der Hoffnung für Alle – Übersetzung:<br />
Wie man beten soll<br />
5 "Betet nicht wie die Heuchler! Sie bleiben gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen,<br />
um zu beten. Jeder soll es sehen. Ich sage euch: Sie haben von Gott nichts zu erwarten. 6 Wenn du<br />
beten willst, gehe in dein Zimmer, schließe die Tür hinter dir zu, und bete zu deinem Vater. Und dein<br />
Vater, der selbst deine geheimsten Gedanken kennt, wird dich erhören. 7-8 Leiere deine Gebete nicht<br />
herunter wie Leute, die Gott nicht kennen. Sie meinen, Gott würde schon antworten, wenn sie nur viele<br />
Worte machen. Nein, euer Vater weiß genau, was ihr braucht, noch ehe ihr ihn um etwas bittet.<br />
9 Ihr sollt deshalb so beten: Unser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden. 10 Richte<br />
bald deine Herrschaft bei uns auf. Lass deinen Willen hier auf der Erde geschehen, wie er im Himmel<br />
geschieht. 11 Gib uns auch heute wieder, was wir zum Leben brauchen. 12 Vergib uns unsere Schuld,<br />
wie wir denen vergeben (Vergangenheitsform haben im Original), die uns Unrecht getan haben.<br />
13 Bewahre uns davor, dass wir dir untreu werden, und befreie uns vom Bösen. (Der Lobpreiszusatz<br />
Denn dir gehören Herrschaft, Macht und Ehre für alle Zeiten. Amen. wurde später aus der Praxis ergänzt,<br />
wohl um dem Vaterunser einen richtigen Schluss zu geben, auch das Amen!)<br />
14-15 Euer Vater im Himmel wird euch vergeben, wenn ihr den Menschen vergebt, die euch Unrecht<br />
getan haben. Wenn ihr ihnen aber nicht vergeben wollt, dann wird euch Gott eure Schuld auch nicht<br />
vergeben."<br />
Wir wollen vor allen Dingen bei diesem Thema ganz praktisch fragen:<br />
- Welche Erfahrungen haben wir bisher beim Gebet gemacht?<br />
- Was und welche Formen erschienen uns bisher hilfreich?<br />
- Womit haben wir Schwierigkeiten?<br />
- Macht uns das <strong>Beten</strong> Freude?<br />
- Was können wir aus dem Vaterunser für unser Gebetsleben lernen?<br />
- Das Vaterunser ist ja ein gemeinsames Gebet. Welche Erfahrungen habt Ihr<br />
mit gemeinsamem Gebet? Fällt es Euch leichter als allein zu beten? Warum<br />
wohl? Woran kann das liegen?<br />
Im Text tauchen weitere Fragen auf, denn <strong>Jesu</strong>s lehrt hier ja, was beten heißt:<br />
1. <strong>Jesu</strong>s macht einige wichtige Vorbemerkungen vor dem Vaterunser:<br />
- Gebet ist Reden mit Gott. Wie sollen wir beten und wie nicht? Warum?<br />
- Was wird über den Vater im Himmel deutlich? Warum ist das wichtig?<br />
- Warum ist es wichtig, dass die Beziehung beim <strong>Beten</strong> im Vordergrund steht<br />
und <strong>Beten</strong> keine „Technik“ ist?<br />
- Welche Bedeutung hat Deiner Meinung nach die Verborgenheit fürs Gebet?<br />
Warum ist Gott im Verborgenen?<br />
2. Das Vaterunser selbst enthält nach der Anrede „Unser Vater im Himmel“ 6 Bitten:<br />
je drei Bitten um Belange Gottes (sein Name, Reich, Willen) und für persönliche Dinge<br />
(tägliches Brot, Vergebung, Bewahrung vor dem Bösen / Versuchung).<br />
- Was wird aus der Reihenfolge, die <strong>Jesu</strong>s nennt, fürs Gebet deutlich?<br />
- Warum ist die Anrede so wichtig für unser Gebetsleben?<br />
- Was bedeuten die drei ersten Bitten genau?<br />
- Warum sollen wir persönlich für gerade die Dinge beten?<br />
- Warum betont <strong>Jesu</strong>s die Bitte um Vergebung der Schuld nach dem Gebet<br />
noch einmal besonders? Was zeigt die gebrauchte Vergangenheitsform?
<strong>Anskar</strong>-<strong>Kirche</strong>, Hauskreis Dortmund - <strong>Jesu</strong>s Christus und seine Worte im Matthäus-Evangelium<br />
3. Das Vaterunser wurde manchmal in der <strong>Kirche</strong>ngeschichte nicht als<br />
Gebetsformular gebraucht, das schnell „heruntergebetet“ wurde, sondern als<br />
Themenkatalog aufgefasst. Was spricht für diese Praxis?<br />
Mögliche Antworten, die mir eingefallen sind:<br />
- Gebet soll einfach, kindlich und konkret sein. Manche Bitten im Vaterunser<br />
sind aber sehr unkonkret. Insbesondere die Bitte um Vergebung der Schuld<br />
muss konkretisiert werden, um wirksam zu sein. Auch „dein Reich komme“ ist<br />
relativ unkonkret.<br />
- Das Gebet hatte keinen Schluss, hörte plötzlich auf. Darum gab man ihm<br />
nachträglich den Lobpreiszusatz.<br />
- <strong>Jesu</strong>s wollte unsere Kommunikation sicher nicht auf diese 6 Bitten + die Anrede<br />
reduzieren. In der Bibel wurde i.d.R. frei und sehr viel länger gebetet. <strong>Jesu</strong>s<br />
selbst betete ja auch länger (z.B. Hohepriesterliches Gebet Joh. 17 oder<br />
Gebet über Nacht, z.B. in Gethsemane.<br />
- Als die Jünger ihn bei Lukas baten, sie <strong>Beten</strong> zu lehren, lehrte er das<br />
Vaterunser mit etwas anderem, noch kürzerem Wortlaut. Auch dies spricht<br />
meiner Meinung nach gegen eine liturgische Verwendung als Gebetsformular<br />
in der damaligen Zeit.<br />
Kann das Vaterunser in diesem Sinne auch eine Hilfe / eine Struktur für die<br />
persönliche „Stille Zeit“ und das Gemeinsame Gebet sein?<br />
Was unterstreicht der zweite Text (Mt. 7, 7-11)? Warum sollen wir bitten, wenn der<br />
Vater doch weiß, was wir brauchen?<br />
Zusammenfassung: Einige wichtige Lektionen zum <strong>Beten</strong> aus diesem Bibelabschnitt:<br />
1. Gebet ist Reden mit Gott - nicht an Menschen gerichtet (nicht: um sie zu belehren / ihre Anerkennung<br />
zu suchen / um von ihnen gesehen zu werden / um Situationen zu verändern durch das, was man betet<br />
in Gemeinschaft / keine versteckten Botschaften an andere...)<br />
2. Gebet braucht seinem Wesen nach einen geschützten Raum zum Sich-öffnen - Es ist ganz persönlich,<br />
intim. Auch in Gemeinschaft muss dieser Schutzraum da sein.<br />
3. Gebet ist eine wirkliche „Abba“-Kind-Begegnung. Es ist Ausdruck von Beziehung, keine Methode, um<br />
zu bekommen, was man will. Wir dürfen uns zunächst ganz beim Vater („Papa“, Wort aus<br />
Kleinkindersprache) entspannen bevor wir unsere Bitten vor ihn tragen.<br />
4. Unser Gebet soll möglichst konkret, einfach und kindlich sein - voll Vertrauen in Gottes Güte, der<br />
schon längst weiß, was wir wirklich brauchen, uns gerne gibt.<br />
5. Gebet soll die Anliegen Gottes ins Zentrum rücken, dann erst unsere eigenen. Wir sollten gott-zentriert<br />
leben und beten. Wenn wir wissen, dass wir beten, was Gott will, können wir mit großer Freude und<br />
Autorität beten. Denn Gott steht hinter unseren Worten, nicht nur wir selbst.<br />
6. Gebet soll von Gott ausgehen - ohne den Heiligen Geist können wir gar nicht beten. Wir wissen oft<br />
nicht, was wir beten sollen. Er hilft unserer Schwachheit auf, tritt für uns ein. Deshalb ist es auch gut,<br />
gerade für die Dinge zu beten, die im Vaterunser genannt werden. Denn Gott weiß, was wir wirklich<br />
brauchen.<br />
7. Es gibt viele verschiedene Gebetsformen, die alle sehr hilfreich sein können - entscheidend ist dabei<br />
immer unser Glaube (= Vertrauen) als Kind Gottes.<br />
8. Gebet ist auch eine gemeinsame Aufgabe der Christen - Gott ist „unser“ Vater. Auch die persönlichen<br />
Anliegen sind gemeinsam formuliert.<br />
9. Unser Gebet und unser Leben müssen sich decken - wir befinden uns schließlich in einem Krieg. So<br />
wie z.B. der Name Gottes geheiligt werden soll durch ein heiliges Leben, soll das Reich Gottes durch ein<br />
kraftvolles Leben gefördert werden.<br />
10. Nur Gott kann uns im Gebet zeigen, was wir wirklich brauchen - und es uns geben. Wir Menschen<br />
sind machtlos. Aber Gott möchte, dass unser Gebet erhört wird. Er will „vergelten“.