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Zusammenfassendes Schlusswort zur Konferenz „Menschenrechte ...

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<strong>Zusammenfassendes</strong> <strong>Schlusswort</strong> <strong>zur</strong><br />

<strong>Konferenz</strong> <strong>„Menschenrechte</strong> zwischen<br />

Anspruch und Realität“<br />

vom 11./12. Dezember 2009 in Weimar<br />

( von Christoph Victor und Dennis Seifarth)<br />

Mit der <strong>Konferenz</strong> <strong>„Menschenrechte</strong> zwischen Anspruch und Realität“ zum Jubiläum, 15 Jahre<br />

Weimarer Menschenrechtspreis, wurde ein durchaus auch selbstkritisch zu verstehendes Thema<br />

gewählt. Denn die subtile Andeutung einer etwaig bestehenden Diskrepanz zwischen Anspruch und<br />

Realität macht darauf aufmerksam, dass es nicht allein genügt, um die Existenz und die Bedeutung<br />

von sowie den Anspruch auf Menschenrechte theoretisch zu diskutieren, etwa im Rahmen einer<br />

Verleihung des Menschenrechtspreises. Vielmehr muss zugleich die Realität in den Blick genommen<br />

und die Um- und Durchsetzung von auf den Papier vorhandenen Menschenrechten genau beobachtet<br />

werden.<br />

Die Tagung hat allerdings gezeigt, dass für diese Art der Selbstkritik kein Grund besteht. Seit nunmehr<br />

15 Jahren treffen sich verschiedene Aktivisten, ja Kämpfer für Menschenrechte, um von ihren<br />

Erlebnissen zu berichten und den anderen zuzuhören. Seit 15 Jahren leistet die <strong>Konferenz</strong> einen<br />

Beitrag <strong>zur</strong> gegenseitigen Bestärkung und Ermutigung im täglichen Einsatz für grundlegende Rechte.<br />

Dadurch entstand und entsteht ein internationales Netzwerk, das dem Einzelnen neue Kraft und<br />

Motivation zu geben vermag und die Möglichkeit des gegenseitigen Schutzes ermöglicht. Auch die<br />

Teilnahme eines Vertreters des Auswärtigen Amtes vermag sicher zu einer gegenseitigen<br />

Sensibilisierung und in der Folge vielleicht zu der ein oder anderen fruchtbaren Zusammenarbeit<br />

beitragen.<br />

Schließlich ist die Beteiligung der vielen Jugendlichen an der diesjährigen <strong>Konferenz</strong> ein<br />

hoffnungsvolles Zeichen, ein Zeichen dafür, dass diese jungen Menschen sich für ihre Welt<br />

interessieren, dass sie die Zukunft dieser Welt berührt und dass sie bereit sind, sich für die<br />

Menschenrechte einzusetzen.<br />

Die einzelnen Referate haben uns einen tiefen und oft auch erschütternden Einblick in die Realität<br />

gegeben. An verschiedenen Beispielen verdeutlichte das Eingangsreferat von Frau Caliskan, dass<br />

neben den politisch Verfolgten vor allem Frauen und Kinder Opfer von Gewalt und Unterdrückung<br />

sind. Andererseits sind es genau diese Frauen, die eine Hauptrolle als Multiplikatoren für einen<br />

humanen und gerechten Umgang der Geschlechter miteinander als Grundvoraussetzung für den<br />

Zusammenhalt und die Entwicklung einer Gesellschaft nach einem kriegerischen Konflikt spielen.<br />

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Demokratie und Menschenrechte sind zwei Seiten einer Medaille und keine Seite kann von der<br />

anderen abgetrennt werden, ohne dass die andere Seite nicht zu einer bloßen Fälschung einer<br />

Medaille verkommt. Pater Cullen und Frau Danis-Bestas haben uns ihre Eindrücke aus zwei Ländern<br />

vorgestellt, die sich beide demokratisch nennen. Tatsächlich werden die Philippinen unter wenigen<br />

mächtigen Familien aufgeteilt und gegen unliebsame Personen Todesschwadronen ausgesendet. In<br />

der Türkei wird der Staatsgedanke derart überhöht, dass einzelne Volksgruppen und das Individuum<br />

kaum noch Platz haben und <strong>zur</strong> weitgehenden Unterordnung gezwungen sind.<br />

Gerade Missionen der Vereinten Nationen und NGOs wird ein großes Vertrauen entgegengebracht,<br />

was die Implementierung und Durchsetzung der Menschenrechte angeht. So betonen nicht zuletzt die<br />

Präambel und Art. 1 Nr. 3 der UN-Charta die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten,<br />

den Glauben an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit sowie an die Gleichberechtigung<br />

von Mann und Frau. Umso erschreckender ist der Bericht von Mr. Polansky über die bewusste und<br />

systematische Verletzung von Menschenrechten hinsichtlich der Roma in einem von der UN mit<br />

verwaltetem Flüchtlingslager.<br />

In der aufgrund der Globalisierung zunehmend drängenden Frage nach internationalen Standards für<br />

global agierende Unternehmen wies die diesjährige Menschenrechtspreisträgerin, Frau Mukoko, auf<br />

die Notwendigkeit verstärkter Anstrengungen hin, um so einen wirksamen Schutz der Menschenrechte<br />

unter anderem hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, des fairen Handels oder der nachhaltigen<br />

Entwicklung zu gewährleisten.<br />

Hinsichtlich des in dieser Zeit besonders kontrovers diskutierten Verhältnisses von Menschenrechten<br />

und Islam haben uns Shumail Rashid und Frau Bazaeva zunächst deutlich vor Augen geführt, dass<br />

der Islam keine Religion ist, die in besonderer Weise eine Gefahr für die Menschenrechte darstellt.<br />

Vielmehr führt eine falsche, ja missbräuchliche Interpretation erst zu einer Gefährdung des Einzelnen,<br />

aber insbesondere <strong>zur</strong> strukturellen Benachteiligung von Frauen sowie <strong>zur</strong> Verletzung spezifischer<br />

Frauenrechte.<br />

Was bleibt am Ende dieser <strong>Konferenz</strong> zu den Menschenrechten zwischen Anspruch und Realität? In<br />

fast jedem Vortrag kam es mehr oder weniger deutlich <strong>zur</strong> Sprache: es bleibt ein Lichtblick, es bleibt<br />

Hoffnung, Hoffnung auf Verbesserungen der Situation der Menschenrechte. Für diese Hoffnung lohnt<br />

es sich aufzustehen und zu kämpfen. Wir danken den Preisträgerinnen und Preisträgern des<br />

Weimarer Menschenrechtspreises für diesen aufopferungsvollen Kampf.<br />

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