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Programm zum Tag des offenen <strong>Denkmal</strong>s in <strong>Weimar</strong><br />

Sonntag, 9. September 2007<br />

Eröffnung des <strong>Denkmal</strong>tages<br />

Oberbürgermeister Herr Wolf<br />

An der Herderkirche<br />

9.00 Uhr<br />

1 Kirchenpilgerweg durch <strong>Weimar</strong><br />

1.1 Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) ><br />

Herderplatz, <strong>Weimar</strong><br />

Ansprechperson vor Ort<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

09.30 Uhr Gottesdienst<br />

15.00 Uhr Führung<br />

16.00 Uhr Kinderführung<br />

18.00 Uhr <strong>Weimar</strong>er Orgelsommer<br />

1.2 Jakobskirche ><br />

Am Jakobskirchhof, <strong>Weimar</strong><br />

Pfarrer Herr Rylke<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.00 Uhr Gottesdienst<br />

<strong>11</strong>.30 und 14.00 Uhr Führung<br />

1.3 Kreuzkirche ><br />

William-Shakespeare-Straße, <strong>Weimar</strong><br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.00 Uhr Gottesdienst<br />

14.00 Uhr Erläuterungen zu Kirchensanierung als<br />

Gemeindeprojekt<br />

1.4 Johanneskirche ><br />

Tiefurter Allee 2 b, <strong>Weimar</strong><br />

Pfarrer Herr Geßner<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.30 Uhr Gottesdienst<br />

<strong>11</strong>.30 Uhr Führung<br />

1.5 Evangelisches Gemeindezentrum <strong>Weimar</strong> Paul Schneider ><br />

Moskauer Strasse 1 a, <strong>Weimar</strong><br />

10.00 Uhr Gottesdienst<br />

1.6 Kirche St. Peter und Paul in Oberweimar ><br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.00 Uhr Gottesdienst<br />

<strong>11</strong>.00 und 16.00 Uhr Führung<br />

1.7 Marienkirche in Ehringsdorf ><br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

08.30 Uhr Gottesdienst<br />

15.00 Uhr Führung<br />

1.8 Dorfkirche in Possendorf ><br />

Gemeindekirchenrat und Ortschronist Herr Dr. Jäger<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 17.00 Uhr<br />

Erläuterungen nach Bedarf<br />

1.9 Trinitatiskirche in Legefeld ><br />

Pfarramt Buchfart, Frau Anding<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 18.00 Uhr<br />

09.30 Uhr Gottesdienst<br />

1.10 Autobahn- und Feiningerkirche in Gelmeroda ><br />

Pfarramt Buchfart, Frau Roth<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 18.00 Uhr<br />

<strong>11</strong>.00 Uhr Gottesdienst<br />

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1.<strong>11</strong> Kirche „Zu unserer lieben Frauen“ in Buchfart ><br />

Pfarramt Buchfart, Pastorin Frau Bärlich<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 18.00 Uhr<br />

17.00 Chorkonzert unter der Leitung von Herrn Göring<br />

1.12 Mauritiuskirche in Niedergrunstedt ><br />

Pfarramt Buchfart<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 18.00 Uhr<br />

1.13 Schlosskirche in Ettersburg<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 17.00 Uhr<br />

17.00 Uhr Vespergebet<br />

1.14 St. Stephanuskirche in Schöndorf ><br />

Pfarrer Herr Müller<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.00 Uhr Familiengottesdienst<br />

<strong>11</strong>.00 Uhr Führung<br />

1.15 Christophoruskirche in Tiefurt<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

14.00 Uhr Andacht zum Heiligen Christophorus<br />

14.00 bis 15.00 Uhr Singen des Männergesangsvereins und<br />

Erläuterungen zur Geschichte der Kirche, Dr. Roland Krause<br />

1.16 Dorfkirche in Süßenborn ><br />

Dorffest<br />

Pfarramt Umpferstedt, Ortsbürgermeister Herr Schwarz<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

10.00 Uhr Glockenanschlag des historischen Uhrwerkes<br />

(bei Interesse auch mehrfach)<br />

<strong>11</strong>.00 Uhr Festgottesdienst<br />

ab 15.00 Uhr mehrere Konzerte internationaler Kirchenlieder<br />

und Präsentation Lyonel Feiningers Arbeiten zu Süßenborn am<br />

Originalstandplatz<br />

2 Rathaus, Marktplatz<br />

Porzellanglockenspiel – Konzert und Führung<br />

Öffnung des Rathauses mit Konzert und Führung<br />

von 12.00 bis 13.30 Uhr und von 16.30 bis 18.00 Uhr.<br />

Zum ersten Mal wird in diesem Jahr auch das Porzellanglockenspiel<br />

im Turm des <strong>Weimar</strong>er Rathauses in das Programm des<br />

<strong>Weimar</strong>er <strong>Denkmal</strong>tages integriert.<br />

Der Turmuhrenbauer Dipl. Ing. Klaus Ferner aus Niederau bei<br />

Meißen, der Dresdner Komponist Prof. Günther Schwarze sowie<br />

Dieter Kammler aus <strong>Weimar</strong> laden zum jeweils dreißigminütigen<br />

Konzert auf den Marktplatz ein. Das dargebotene Musikprogramm<br />

umfasst Stücke aus dem festen Programm des Glockenspiels,<br />

Klassik und Volkslieder. Anschließend laden die Glockenspieler in<br />

die Kammer unter dem Glockenspiel ein, um vor Ort die Mechanik<br />

des Spiels vorzuführen. Bei einem Glas Wein, dessen Spendenerlös<br />

der Oberbürgermeister an die Kinderkrebsstation in Jena<br />

übergeben wird, erzählen sie die ereignisreiche Geschichte des<br />

Glockenspiels aus Meißner Porzellan.<br />

Anschließend wird Kerstin Vogel, Architektin und Autorin der 2007<br />

erschienenen Planungs- und Baugeschichte des Rathauses, bei<br />

einer kenntnisreichen Führung Baugestalt und Ausstattung des<br />

neugotischen Bauwerks erläutern.<br />

3 Herz-Jesu-Kirche ><br />

August-Frölich-Platz, <strong>Weimar</strong><br />

Katholische Pfarrgemeinde <strong>Weimar</strong>, Ansprechperson vor Ort<br />

Kirche geöffnet von <strong>11</strong>.30 bis 17.30 Uhr<br />

9.00, 10.30 und 18.00 Uhr Gottesdienst<br />

Führungen auf den Turm und in die Kuppel nach Bedarf<br />

jeweils zur vollen Stunde kurze Vorträge zu Geschichte,<br />

Fenstern und Kunstgegenständen<br />

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4 Russisch-Orthodoxe Kirche<br />

(Heilige-Maria-Magdalena-Kirche)<br />

Karl-Hausknecht-Straße, Historischer Friedhof, <strong>Weimar</strong><br />

Klassik Stiftung <strong>Weimar</strong>, Ansprechperson vor Ort<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

5 Kirche in Taubach<br />

Pfarrer Herr Wedler<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 12.00 Uhr<br />

6 Kirche in Tröbsdorf<br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

14.00 Uhr Sommerkonzert – Kurzkonzert für Geige und<br />

Akkordeon<br />

7 Kirche St. Albani in Gaberndorf ><br />

Kirche geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

<strong>11</strong>.00 Uhr Gottesdienst<br />

15.00, 16.00 und 17.00 Uhr Führungen<br />

8 Friedhofskapelle in Ehringsdorf<br />

„Vox coelestis“ e. V.<br />

Herr Prof. Leidel, Architekten Herr und Frau Schäfer<br />

Kapelle geöffnet von 10.00 bis 17.00 Uhr<br />

10.00, <strong>11</strong>.00, 15.00 und 16.00 Uhr kurze Erläuterungen und<br />

musikalisches Programm<br />

9 Residenzschloss <strong>Weimar</strong><br />

Besichtung der Hofkapelle<br />

Burgplatz 4, <strong>Weimar</strong><br />

Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten<br />

Klassik Stiftung <strong>Weimar</strong>, Herr Mende<br />

10.00 Führung<br />

10 Schloss Ettersburg<br />

Kuratorium Schloss Ettersburg e. V. in Zusammenarbeit mit<br />

dem Bildungswerk BAU Hessen-Thüringen e. V.<br />

Dr. Jakob, Leiter der Bauhaus-Akademie GmbH<br />

15.00 Uhr Führung Schlossbereich<br />

<strong>11</strong> Fürstengruft<br />

Grabstätte des großherzoglichen Hauses von Sachsen-<br />

<strong>Weimar</strong>-Eisenach<br />

Historischer Friedhof, <strong>Weimar</strong><br />

Klassik Stiftung <strong>Weimar</strong>, Herr Mende<br />

14.00 und 15.00 Uhr Führungen<br />

Teilnehmer maximal 25 Personen<br />

Treff: Haupteingang Fürstengruft<br />

12 Grabstätten im Historischen Friedhof<br />

Verein Friedhofskultur e. V.<br />

10.30 Führung<br />

Frau Ragwitz, freie Stadtführerin<br />

Treff: Haupteingang des Historischen Friedhofs am<br />

Poseckschen Garten<br />

13 Park-Regelschule (ehemals Eckermann-Schule) ><br />

Sophienstiftsplatz 1, <strong>Weimar</strong><br />

<strong>11</strong>.00 und 15.00 Uhr Führung<br />

Frau Habelmann,Architektin<br />

Treff: Haupteingang Park-Regelschule<br />

14 Christoph-Martin-Wieland-Grundschule ><br />

Profil Jenaplan<br />

Gropiusstrasse 1, <strong>Weimar</strong><br />

14.00 Uhr Führung Neubau und Planung Turnhallenneubau<br />

Herr Heide (Architekt)<br />

Treff: Schulhof Wieland-Grundschule<br />

16.00 Uhr Führung Altbau<br />

Herr Rämmler, Architekt<br />

Treff: Haupteingang Wieland-Grundschule<br />

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15 Cranachstraße 29<br />

Stiftung zur Förderung traditioneller Bauhandwerkskunst<br />

ab 10.00 Uhr<br />

Führung durch das Haus, Baujahr 1896, „Sanfte Sanierung“,<br />

Frau Fuhrmann<br />

20-Minuten-Vorträge, Herr Wutschke:<br />

Der gesunde Wohnraum – Schimmel<br />

Baubiologie – Kunststoffe<br />

Elektrosmog – Medizinische Wirkung<br />

Diskussion mit Frau Fuhrmann:<br />

zum Thema Wohnkultur<br />

17.00 Uhr Vortrag, Herr Prof. Pagel:<br />

„Bauernregeln und Baukunst“<br />

19.00 Uhr Vortrag, Frau Fuhrmann:<br />

„Gesunde Strahlungswärme – Kachelöfen“ mit praktischen<br />

Hinweisen von Ofenbaumeister Herrn Böhm<br />

16 Ehemaliges Palais Schardt<br />

Ehemaliges Elternhaus der Charlotte von Stein<br />

Scherfgasse 3, <strong>Weimar</strong><br />

Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz, Herr Brinkmann<br />

geöffnet von <strong>11</strong>.00 bis 16.00 Uhr<br />

17 Trierer Straße 58<br />

Beispiel der Sanierung eines <strong>Denkmal</strong>s im Ensemble<br />

Eheleute Förster<br />

geöffnet Erdgeschoss und 1. Obergeschoss<br />

14.00 bis 17.00 Uhr<br />

18 Informationsstand<br />

Schlossdurchgang, <strong>Weimar</strong><br />

Ortskuratorium Deutsche Stiftung <strong>Denkmal</strong>schutz<br />

verweist auf Textbeiträge auf den folgenden Seiten ><br />

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Grußwort<br />

Liebe Bürgerinnen und Bürger,<br />

verehrte Gäste,<br />

zum diesjährigen <strong>Denkmal</strong>tag stehen Sakralbauten im Mittelpunkt<br />

der Aufmerksamkeit. Mit Kirchen und Klöstern verbinden sich für<br />

jeden von uns, oft schon seit der Kindheit, nachhaltige Erlebnisse.<br />

Ob im Heimatort oder auf Reisen – immer wieder faszinieren uns<br />

diese großartigen schöpferischen Leistungen der Planung, des<br />

Handwerks, der Malerei und Bildhauerei, die oft bedeutende und<br />

unverwechselbare Architekturen wie Innenräume hervorgebracht<br />

haben. Sie bereichern die Silhouetten unserer Städte und Gemeinden,<br />

bieten geistlichen Beistand und schaffen eine durch nichts zu<br />

ersetzende Identifikation.<br />

Wenn man heute mit dem Auto auf modernen Straßen unterwegs<br />

ist, kann man wie eh und je bemerken, dass die Kirchturmspitze<br />

in der Straßenflucht bereits den Ort ankündigt, schon lange, bevor<br />

dessen Häuser zu sehen sind. Die alten Wegeverbindungen von<br />

Ort zu Ort hatten damit ihre charakteristischen Merkmale. Wenn<br />

der Kirchturm auftauchte, dann war man auf dem Weg in die richtige<br />

Richtung. Im Ort selbst ist die Kirche dann der zentrale Punkt,<br />

um den sich die Häuser scharen, der Mittelpunkt eines jeden Dorfes<br />

und jeder Stadt.<br />

Was wäre <strong>Weimar</strong> ohne die Herderkirche oder die Herz Jesu Kirche?<br />

Die Zwiebeltürme der Maria-Magdalena-Kapelle auf dem<br />

Historischen Friedhof gehören genauso zum unverwechselbaren<br />

Erscheinungsbild unserer Stadt wie die so oft von Feininger gemalte<br />

Kirche von Gelmeroda oder der schlanke Turm der modernen<br />

Stephanuskirche in Schöndorf.<br />

Wir freuen uns, dass zahlreiche Sakralbauten in <strong>Weimar</strong> und im<br />

Landkreis zugänglich sind und mit interessanten Angeboten aufwarten.<br />

Ergänzend bieten wir Ihnen an, sich in den Schulen am Sophienstiftsplatz<br />

und in der Gropiusstraße über die unter Berücksichtigung<br />

denkmalpflegerischer Gesichtspunkte durchgeführten Modernisierungsmaßnahmen<br />

zu informieren.<br />

Und noch eine Besonderheit wartet auf Besucher: Zum ersten Mal<br />

wird in diesem Jahr auch das Porzellanglockenspiel im Turm des<br />

<strong>Weimar</strong>er Rathauses in das Programm des <strong>Weimar</strong>er <strong>Denkmal</strong>tages<br />

integriert.<br />

Glocken und Musik – das sind Themen, die sich mit den an diesem<br />

Tag geöffneten Sakralbauten verbinden, aber auch im <strong>Weimar</strong>er<br />

Rathaus seit der Installation des Glockenspiels im Jahre 1987 eine<br />

wichtige Rolle spielen.<br />

Ich danke allen an der Vorbereitung und Durchführung des <strong>Denkmal</strong>tages<br />

Beteiligten und hoffe, dass unser Programm Ihr Interesse<br />

findet.<br />

Stefan Wolf<br />

Oberbürgermeister der Stadt <strong>Weimar</strong><br />

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1 Kirchenpilgerweg durch <strong>Weimar</strong><br />

1.1 Stadtkirche St. Peter und Paul<br />

(Herderkirche) in <strong>Weimar</strong><br />

Die spätgotische Stadtkirche St. Peter und Paul wurde als<br />

dreischiffige Hallenkirche in den Jahren 1498–1500 erbaut. Der<br />

erste Kirchenbau an dieser Stelle erfolgte in den Jahren 1245 bis<br />

1249. Die Fundamente des Westturms gehören zu den ältesten<br />

Bauteilen der Stadt. Von der spätgotischen Ausstattung der Kirche<br />

sind nur der Taufstein, der Aufgang zur barock umkleideten Kanzel<br />

und der Rest eines Wandbildes der heiligen Ursula unter der<br />

Orgelempore erhalten.<br />

Hauptanziehungspunkt ist der Flügelaltar, der 1552 von Lucas<br />

Cranach d. Ä. begonnen und von seinem Sohn vollendet wurde.<br />

Der Cranachaltar gilt als eines der Hauptwerke der sächsischthüringischen<br />

Kunst des 16. Jahrhunderts. Bemerkenswert ist auch<br />

der Lutherschrein, ein Triptychon aus dem Jahre 1<strong>57</strong>2, das Martin<br />

Luther als Mönch, als Junker Jörg und als Magister zeigt. 1945<br />

stark zerstört, konnte das Gotteshaus am 14. Juni 1953 wieder<br />

eingeweiht werden.<br />

Johann Gottfried Herder, nach ihm wird die Kirche auch<br />

„Herderkirche“ genannt, wirkte von 1776–1803 als Oberhofprediger,<br />

Oberkonsistorialrat, Generalsuperintendent und Pastor der<br />

Stadtkirche. Eine Gusseisenplatte mit Herders Wahlspruch „Licht<br />

Liebe Leben“ bedeckt sein Grab im westlichen Langhaus. Heute<br />

ist die Kirche Anziehungsort für viele Touristen. Seit 1998 steht sie<br />

zusammen mit dem Herderhaus als Teil des <strong>Denkmal</strong>ensembles<br />

„Klassisches <strong>Weimar</strong>“ auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.<br />

1.2 Jakobskirche in <strong>Weimar</strong><br />

Erbaut wurde St. Jakob als Pilgerkirche auf dem Weg nach<br />

Santiago de Compostela. <strong>11</strong>68 erfolgte die Weihe eines ersten<br />

Kirchbau an diesem Ort. 1535 wurde die Kirche aus finanziellen<br />

Nöten geschlossen. Der Bau wurde in den folgenden Jahrzehnten<br />

als Kornhaus und später für Trauerfeiern genutzt.<br />

1712/13 wurde die baufälligen Kirche abgerissen und durch<br />

Herzog Wilhelm Ernst neu erreichtet. 1728 wurde die Jakobskirche<br />

Garnisonskirche und als 1774 der <strong>Weimar</strong>er Stadtbrand die<br />

Schlosskapelle zerstörte, Hofkirche. Am 19. Oktober 1806 wurden<br />

in der Sakristei der Kirche Johann Wolfgang v. Goethe und<br />

Christiane Vulpius durch Oberkonsistorialrat Günther getraut. Das<br />

Kirchenschiff wurde während dessen als Lazarett für verwundete<br />

Soldaten aus der Schlacht von Jena und Auerstedt genutzt.<br />

1817 wurde die Kirche unter der Leitung von Bauinspektor Heß<br />

und der Beratung von Clemens Wenzeslaus Coudray renoviert.<br />

Die Kirche erhält den Kanzelaltar in seiner jetzigen Fassung. Seine<br />

Besonderheit ist die segnende Christusfigur, die nach einer Vorlage<br />

in der Kopenhagener Frauenkirche durch den Torwaldsen-Schüler<br />

Kaufmann geschaffen wurde.<br />

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1989 bot die Jakobskirche Raum für kritische Jugend-, Frauen-<br />

und Friedensgruppen. Von hier aus wurde die friedliche Revolution<br />

in <strong>Weimar</strong> maßgeblich vorbereitet.<br />

1.3 Kreuzkirche in <strong>Weimar</strong><br />

Die Kreuzkirche, im Südwesten der Stadt gelegen, war als<br />

Gotteshaus für die Englische Gemeinde am Michaelstag<br />

(29. September) 1899 „Saint Michael and All Angels“ geweiht<br />

worden. Das Äußere lässt auch heute noch den typischen<br />

englischen Perpendikularstil erkennen. Nach der Verwüstung<br />

im ersten Weltkrieg wurde sie 1927 von der evangelischen<br />

Kirchgemeinde erworben und am 30.9.1928 als „Kreuzkirche“ in<br />

den Dienst der Gemeinde gestellt.<br />

1962 bekam die Kirche einen Glockenturm. In den Jahren 1972<br />

bis 1974 erfolgte eine Umgestaltung des gesamten Innenraumes.<br />

Den Mittelpunkt bildet ein gotischer Kruzifixus. Altar und Taufstein<br />

sind miteinander verbunden, beides Arbeiten des Dresdner<br />

Bildhauers Friedrich Press. 1989 erhielt die Kirche eine von der<br />

Potsdamer Orgelbaufirma Schuke gebaute Orgel. Ein modernes<br />

Gemeindehaus wurde im Jahre 1998 neben der Kirche errichtet.<br />

1.4 Johanneskirche in <strong>Weimar</strong><br />

Die Johanneskirche ist einer der wenigen Kirchenbauten der<br />

dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts. Sparzwänge ermöglichten<br />

nur einen schlichten Hallenbau, der in den Jahren 1938 bis<br />

1941 im Stil dieser Zeit entstand („Osthalle“). Pfingsten 1941<br />

wurde er als Herzog-Bernhard-Kirche eingeweiht und 19<strong>47</strong> in<br />

Johanneskirche umbenannt. 1953 trennte man die Empore durch<br />

eine Antikglasfensterwand vom Kirchenschiff ab und schuf damit<br />

eine gut beheizbare Winterkirche. 1977 entstanden durch den<br />

Einbau von weiteren Glaswänden zwei kleinere Gemeinderäume.<br />

Mit Küche, Toiletten und Jugendraum ausgestattet, ist die<br />

Johanneskirche für moderne Gemeindearbeit bestens geeignet.<br />

Der bühnenartige Altarraum erhielt 1981 fünf farbige Holzreliefs<br />

von Friedrich Popp aus Ebersdorf.<br />

1.5 Evangelisches Gemeindezentrum<br />

„Paul Schneider“ in <strong>Weimar</strong><br />

Das Gemeindezentrum wurde in den Jahren 1986 bis 1988 im<br />

größten Neubaugebiet <strong>Weimar</strong>s erbaut. Es ist ein Mehrzweckbau,<br />

in dem Kirche und Gemeinderäume unter einem Dach sind und<br />

durch Schiebewände variabel genutzt werden können.<br />

Das Gemeindezentrum ist nach Pfarrer Paul Schneider, dem<br />

„Prediger von Buchenwald“, benannt, dessen Glaubenskraft und<br />

Mut auch in der Einzelhaft im Konzentrationslager Buchenwald nicht<br />

gebrochen werden konnten. Er wurde am 18. Juli 1939 im Lager<br />

ermordet. Vier große Wandbehänge in den Kirchenjahresfarben,<br />

das Altarkreuz und eine Skulptur der Holzbildhauerin Elly-<br />

Viola Nahmmacher beziehen sich auf Paul Schneider und das<br />

Konzentrationslager Buchenwald.<br />

Im Jahre 1998 wurde neben dem Gemeindezentrum ein<br />

zwar in der Planung vorgesehener, aber in DDR-Zeiten nicht<br />

genehmigter Glockenturm errichtet. Im Gemeindezentrum finden<br />

Veranstaltungen der Kirchgemeinde, der Kinder- und Jugendarbeit<br />

und der Diakonie statt. Die im Mai 1997 gegründete „Pfarrer-Paul-<br />

Schneider-Gesellschaft“ e.V. hat ihren Sitz in diesem Haus.<br />

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1.6 Kirche St. Peter und Paul in<br />

Oberweimar<br />

Die Kirche von Oberweimar geht auf eine Klosterkirche des<br />

Zisterzienserinnenordens zurück. Sie ist ein stattlicher Bau<br />

mit dreiseitigem Chorabschluss, zum Teil gotischen Fenstern,<br />

barockem Mansardendach und einem Westturm, der ein hohes<br />

Schieferdach trägt.<br />

In den Jahren 1248–1283 wurde die Kirche erbaut, aber schon<br />

fast 100 Jahre später wesentlich erweitert und umgestaltet.<br />

Ungewöhnlich ist der zwischen 1514 und 1517 über dem Papierbach<br />

auf alten Grundmauern errichtete Turm. In ihm hängt die aus dem<br />

Jahre 1506 stammende älteste Glocke. 1525 wurde das Kloster<br />

aufgelöst und ein Pfarrer „mit Weib und Kindern“ übernahm das<br />

Pfarramt mit der Filiale Ehringsdorf.<br />

In den folgenden Jahrhunderten wurde die Kirche mehrmals<br />

umgebaut und renoviert. Davon zeugen der barocke Kanzelaltar,<br />

der Taufengel und die immer wieder veränderte barocke Orgel. Von<br />

Cranachschüler Veit Thiem stammt ein Flügelaltar im Chorraum,<br />

auf dessen Rückseite eine Mariendarstellung aus dem frühen<br />

13. Jahrhundert erhalten ist. Ebenfalls im Chorraum befinden sich<br />

gotische Fresken mit Darstellungen der Heiligen Ursula und des<br />

Heiligen Antonius. Das an der Westseite befindliche Lukardis-<br />

Gewölbe, benannt nach der 1309 verstorbenen Nonne, gehört zu<br />

den ältesten baulichen Zeugnissen des Klosters und wird heute für<br />

Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt.<br />

1.7 Marienkirche in Ehringsdorf<br />

Die Marienkirche in Ehringsdorf ist eine kleine Dorfkirche, die in<br />

ihren Ursprüngen auf eine romanische Chorturmanlage aus dem<br />

Jahre 1255 zurückgeht. Der Name „Unserer lieben Frauen“ wird<br />

erstmals 1365 urkundlich erwähnt.<br />

Die Kirche wurde im Laufe der Zeit immer wieder umgebaut und<br />

erweitert. Aus dem Jahre 1525 stammt der spätgotische Chor<br />

mit der Sakramentsnische. Erhalten sind aus dieser Zeit auch<br />

Wandmalereien, die bei Renovierungsarbeiten freigelegt wurden.<br />

Jugendstilelemente und eine neuromantische Orgel zeugen vom<br />

letzten Umbau der Kirche aus dem Jahre 1908.<br />

1.8 Dorfkirche in Possendorf<br />

Zustand bis 1987: Die Kanzel und<br />

der (verputzte) Altar befinden sich im<br />

Triumphbogen. Der Schnitzaltar hängt unter<br />

der Turmdecke.<br />

Zustand 2005: Blick in den Chorraum nach<br />

Entfernung der Kanzel und Versetzen<br />

des Altars. Der Schnitzaltar steht auf dem<br />

Altartisch.<br />

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Die ältesten Teile der kleinen, verwinkelten Dorfkirche stammen aus<br />

dem späten 13. Jahrhundert. Bemerkenswert an der Innenausstattung<br />

sind restaurierte Renaissancewandmalereien im Chorraum. Es handelt<br />

sich hierbei um ein für die Zeit zwischen 1530 und 1650 typisches<br />

dekoratives „Rollwerk“, das es in Thüringen nur noch im Schloss<br />

Wilhelmsburg in Schmalkalden gibt. An der Decke im Chorraum<br />

wurde ein in seiner Art bisher in Thüringen einzigartiges Flechtwerk<br />

wieder entdeckt. Bemerkenswert ist ein Marienaltar aus dem Jahre<br />

1506 im Chorraum. Die Kirche liegt am Feininger-Radweg.<br />

1.9 Trinitatiskirche in Legefeld<br />

In Legefeld hat es häufig<br />

Brände gegeben, bei denen<br />

auch die Kirche mehrfach<br />

zerstört wurde. Der heutige<br />

Bau wurde 1788 auf<br />

den alten Grundmauern<br />

errichtet.<br />

Schon im Jahre 1789 konnte<br />

der barocke Kirchenraum<br />

mit zwei Emporen und<br />

einem mit Säulen und<br />

geschnitzten Früchteranken<br />

geschmückten Kanzelaltar<br />

durch den damaligen<br />

Generalsuperintendenten<br />

Johann Gottfried Herder<br />

eingeweiht werden.<br />

Nach dem neuerlichen<br />

Verfall der Kirche fand<br />

1987 die feierliche Wiedereinweihung<br />

als Trinitatiskirche statt. Die Innenausmalung bei der<br />

Renovierung erfolgte nach Vorgaben des <strong>Weimar</strong>er Malers Horst<br />

Jährling.<br />

1.10 Autobahn- und Feiningerkirche in<br />

Gelmeroda<br />

Um 1200 erbaut, wurde<br />

die Kirche 1381 erstmals<br />

urkundlich erwähnt. Aus<br />

dieser Zeit stammt die erst in<br />

diesem Jahrhundert wieder<br />

entdeckte byzantinische<br />

Seccomalerei.<br />

Ein Sakramentshäuschen,<br />

ein gotisches Fenster im<br />

Chor und der schlanke<br />

Kirchturm entstanden im<br />

15. Jahrhundert. Vom<br />

Umbau in der Barockzeit<br />

ist nur noch die Kanzel<br />

von 1713 erhalten. Seit<br />

den sechziger Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts verfiel<br />

die Kirche total.<br />

In mühevoller Kleinarbeit<br />

wurde die Dorfkirche in<br />

den Jahren 1975 bis 1991<br />

restauriert. Hilfreich war dabei die Tatsache, dass der berühmte<br />

Maler des Bauhauses, Lyonel Feininger, die Gelmerodaer Kirche<br />

durch 13 große Gemälde und ungezählte Grafiken weltweit bekannt<br />

gemacht hatte. 1994 wurde Gelmeroda erste „Autobahnkirche“ in<br />

den neuen Bundesländern. Seitdem ist die Kirche täglich von 8 bis<br />

20 Uhr geöffnet. Jeden Sonntag um <strong>11</strong> findet Gottesdienst statt. Eine<br />

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Ausstellung stellt Leben und Werk des Bauhausmeisters Feininger<br />

vor. Ein Anliegenbuch liegt aus, in das viele in- und ausländische<br />

Besucher einschreiben. Seit dem <strong>Weimar</strong>er Kulturstadtjahr 1999<br />

zieht zudem eine Lichtskulptur von Peter Mittmann bis heute viele<br />

Gäste an. Die Kirche ist außerdem eine stark frequentierte Station<br />

des Feininger-Radweges.<br />

1.<strong>11</strong> Kirche „Zu unserer lieben Frauen“<br />

in Buchfart<br />

Die Chorturmkirche stammt<br />

aus der Übergangszeit<br />

von der Romanik zur<br />

Gotik. Darauf weisen ein<br />

romanischer Rundbogen,<br />

ein Spitzbogenfenster<br />

und die gotische<br />

Sakramentsnische hin.<br />

In allen Jahrhunderten<br />

wurde die Kirche<br />

umgebaut und verändert.<br />

Das Langhaus und der<br />

Turm wurden erhöht, die<br />

Fenster vergrößert, ein<br />

Vorbau angebracht.<br />

Bei der Renovierung<br />

1956-<strong>57</strong> wurden der<br />

barocke Kanzelaufbau<br />

und die oberste Empore<br />

herausgenommen. Den<br />

Blickfang im Inneren der<br />

Kirche bildet der gotische Marienflügelaltar von 1492 aus der Jenaer<br />

Werkstatt Linde. Die Heerwagen-Orgel von 1829 zählt zu den<br />

wenigen vollständig erhaltenen romantischen Orgeln in Thüringen.<br />

Buchfart liegt an der Kreuzung von Feininger- und Ilmradweg.<br />

1.12 Mauritiuskirche in Niedergrunstedt<br />

In überraschender Farbigkeit<br />

präsentiert sich<br />

die kleine Kirche in<br />

Niedergrunstedt. Im 13.<br />

Jahrhundert erbaut, wurde<br />

sie dem Heiligen Moritz<br />

gewidmet. In den Jahren<br />

1726–1729 erfolgte ein<br />

barocker Umbau. Der<br />

<strong>Weimar</strong>er Hofmaler Johann<br />

Ernst Rentsch erhielt<br />

den Auftrag, die Kirche<br />

mit biblischen Motiven<br />

auszumalen. Bibelszenen<br />

mit Spruchbändern sind in<br />

der gesamten Kirche zu<br />

finden. Mit dem üppigen<br />

Pyramidenkanzelaltar vermutlich<br />

nach dem Vorbild<br />

der „Himmelsburg“ in der<br />

<strong>Weimar</strong>er Schlosskapelle<br />

und der original erhaltenen Malerei von Holztonne und doppelter<br />

Emporenreihe ist sie ein Kleinod unter der Thüringer Dorfkirchen.<br />

Die Kirche liegt ebenfalls am Feininger-Radweg.<br />

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1.14 Stephanuskirche in Schöndorf<br />

Am Ausläufer des kleinen Ettersberges, mit sichtbarer Verbindung<br />

zum großen Ettersberg und der Gedenkstätte Buchenwald, liegt<br />

Schöndorf. Am 25.6.1964 wurde der Grundstein zu dem kleinen,<br />

modernen Kirchenbau inmitten gepflegter Obstbaumpflanzungen<br />

gelegt. Der Eisenacher Architekt Klaus Kaufmann suchte in<br />

seiner Gestaltung bewusst den Bezug zum Konzentrationslager<br />

Buchenwald. Farben und Formen erinnern an Gewalt, Intoleranz,<br />

Leid und Tod, zeigen aber auch den Weg der Hoffnung und<br />

Überwindung. Der Grundriss der Kirche ist wie ein Schiff gestaltet<br />

entsprechend dem alten Bild von der Gemeinde, die hier sicher<br />

und geborgen auf ihren Herrn wartet. Die Orgel wurde 1966 von<br />

der Orgelbaufirma Rudolf Böhm aus Gotha gebaut.<br />

1.16 Dorfkirche in Süßenborn<br />

Der Ort „Suzepurnum“ wurde im Jahre <strong>11</strong>50 erstmals urkundlich<br />

erwähnt. Der schmale Ostturm mit romanischen Schallöffnungen<br />

und Spuren eines ehemaligen Apsisanbaues sind Zeugnisse aus<br />

dieser Zeit. In den Jahren 1820–1821 wurde das Gotteshaus nach<br />

Plänen des <strong>Weimar</strong>er Baumeisters Clemens Wenzeslaus Coudray<br />

umfassend erneuert.<br />

3 Katholische Kirche „Herz-Jesu“,<br />

<strong>Weimar</strong><br />

Blick in die Kuppel<br />

„Ich schwärme zwar nicht für Kirchen in italienischer Renaissance<br />

in unserer Gegend und unserem Klima, aber ich getraue mir doch<br />

einen Plan zu machen, den der Großherzog für Renaissance ansieht,<br />

mit Kuppel und seitwärts stehendem Turms.<br />

… Warum sollte man da nicht etwas Schönes und schön gruppiertes<br />

machen können.“<br />

Mit diesen Worten ergab sich der Architekt und Baumeister Max<br />

Meckel aus Frankfurt a. M. im Februar 1888 in den Wunsch des<br />

<strong>Weimar</strong>er Großherzogs Carl Alexander, den geplanten Bau der<br />

Katholischen Kirche in früher florentinischer Renaissance auszuführen.<br />

Zu Beginn der Bauphase 1889 stand die Schwierigkeit des morastigen<br />

Baugrundes. Der <strong>Weimar</strong>er Bauunternehmer Röhr gründete<br />

die Fundamente der Katholischen Kirche auf 51 Pfeiler von 6–7 m<br />

Tiefe, die über Erdbögen verbunden werden mussten. Danach ging<br />

der Bau rasch voran. Und bereits am 27. September 1891 wurde<br />

die Kirche konsekriert.<br />

Die Gestaltung sowohl der Architektur als auch der Ausstattung des<br />

Innenraumes erfolgte im neugotischen Stil. Aus der Mayer’schen<br />

Hof-Kunstanstalt München stammen die beiden Altarbilder, die Fi-<br />

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guren der Hl. Maria und des Hl. Josef sowie die Reliefs des Kreuzweges.<br />

Die Rechnung der Glaskunst-Werkstatt Gebr. Ely (Kassel)<br />

vom 3. Juli 1891 für die Herstellung der farbigen Kirchenfenster ist<br />

noch heute im Archiv der Kirchengemeinde zu finden.<br />

7 St. Albani in Gaberndorf<br />

Eine hohe, alte Feldsteinmauer umgibt Pfarrhaus und Kirche<br />

in Gaberndorf. Sie gibt dem Ensemble eine ungewöhnliche Geschlossenheit.<br />

Die Sandsteintafel neben der Toreinfahrt zeigt die<br />

Jahreszahl 1502 als Einweihungsjahr des Gotteshauses. Der außergewöhnliche<br />

Turmaufsatz, eine Zwischenform von Haube und<br />

Helm, wurde von <strong>Weimar</strong>er Malern häufig als Motiv gewählt.<br />

13 Staatliche Regelschule Parkschule in<br />

<strong>Weimar</strong><br />

Das Gebäude der heutigen Parkschule, zuvor Johann-Peter-Eckermann-Schule,<br />

wurde im Jahre 1877/1878 als Sophienstift von dem<br />

Architekten Karl Vent als ein Lehr- und Internatsgebäude für Mädchen,<br />

als Oberlyzeum im Auftrag der Großherzoglichen Regierung<br />

in <strong>Weimar</strong> erbaut.<br />

Es wurde nach dem Abbruch der Federwischmühle und dazugehöriger<br />

Nebengebäude, die sich seit dem 15. Jahrhundert dort befanden,<br />

an selbiger Stelle errichtet.<br />

Das Gebäude ist neben dem Landesmuseum der repräsentativste<br />

Vertreter der Neorenaissance-Architektur in <strong>Weimar</strong> und steht im<br />

Zentrum der Stadt an einer städtebaulich wichtigen Platzsituation.<br />

Das Gebäude der Parkschule befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zum Gebäude der heutigen Christoph-Martin-Wieland-<br />

Schule, die 1877 als Großherzogliches Lehrerseminar an dem gemeinsamen<br />

Standort errichtet wurde. Beide Schulgebäude nutzen<br />

auch gemeinsame Freiflächen.<br />

1920 ging das Gebäude in städtischen Besitz über.<br />

Zur Zeit der <strong>Weimar</strong>er Republik diente es von Januar bis August<br />

1919 den Zwecken der nach <strong>Weimar</strong> verlegten Nationalversammlung<br />

(Fernsprechamt, Presseräume, Schutzwache).<br />

Von 1945 bis 1990 beherbergte das Gebäude eine Allgemeinbildende<br />

Polytechnische Oberschule.<br />

Nach der Innensanierung wird es als Staatliche Regelschule mit<br />

einem Ganztagsangebot genutzt.<br />

Die Parkschule hat durchschnittlich 17 Klassen in den Klassenstufen<br />

5 bis 10.<br />

Das Gebäude der Parkschule ist in die <strong>Denkmal</strong>liste des Freistaates<br />

Thüringen als Einzeldenkmal eingetragen.<br />

Der als Solitär angelegte Baukörper besteht aus einem 3-geschossigen<br />

Hauptgebäude und zwei im Osten und Westen angegliederten<br />

2-geschossigen Seitenflügeln, die jeweils über Verbinderbauten<br />

erschlossen werden.<br />

Aufgrund der langen und intensiven Nutzung als Schulgebäude<br />

und eines andauernden Unterhaltungsstaus waren alle Innenräume<br />

in einem äußerst schlechten baulichen Zustand. Die Baumaßnahmen<br />

betrafen daher sowohl die Oberflächen und teilweise die<br />

Konstruktionen sowie die Bekleidungen von Wänden, Fußböden<br />

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und Decken, die Innen- und die Außentüren und diverse Einbauten<br />

und Ausstattungen als auch alle Ver- und Entsorgungsleitungen,<br />

die haustechnischen Installationen und Anlagen von Heizung,<br />

Lüftung, Sanitär, Elektro- und Sicherheitstechnik. In Teilbereichen<br />

von Decken und Dächern mussten zudem Sanierungsmaßnahmen<br />

aufgrund des Auffindens von Echtem Hausschwamm erfolgen.<br />

Einen wesentlichen Schwerpunkt für die weitere Nutzung als Schulgebäude<br />

stellte die Realisierung des baulichen Brandschutzes, insbesondere<br />

die denkmalverträgliche Schaffung der erforderlichen<br />

Rettungswege im Gebäude dar. Neben dem Umbau der Treppen<br />

in den beiden Verbindungsbaukörpern zu den Seitenflügeln zu<br />

notwendigen Treppenräumen, dem Einbau einer flächendeckenden<br />

Brandmeldeanlage sowie vielfältiger brandschutztechnischer<br />

Maßnahmen wurde das historische Haupttreppenhaus durch den<br />

Einbau einer Überdruck-Spüllüftungsanlage brandschutztechnisch<br />

ertüchtigt und als erster Rettungsweg aufgewertet.<br />

Das Hauptgebäude wird durch einen mittig zum Gebäude befindlichen<br />

Haupteingang von der Platzseite her betreten. Über einen<br />

Entreebereich gelangt man in das historische Herzstück des Gebäudes,<br />

das zentral gelegene repräsentative offene Treppenhaus<br />

mit einer symmetrisch angelegten, massiven dreiläufigen Treppenanlage<br />

und den umlaufenden Erschließungsfluren.<br />

Das Hauptgebäude steht mit 3 Vollgeschossen hauptsächlich dem<br />

Unterricht mit großzügigen Klassenzimmern, Fachunterrichts- und<br />

Vorbereitungsräumen sowie neu gestalteten Sanitärbereichen zur<br />

Verfügung.<br />

Neben dem historischen Treppenhaus sind die Aula im Erdgeschoss<br />

und die benachbarten ehemaligen Salonräume von besonderer<br />

denkmalpflegerischer Bedeutung aufgrund ihrer noch gut<br />

erhaltenen reichen Stuckornamentik an Wänden und Decken und<br />

dem erneuerten Tafelparkettboden.<br />

Außer dem Jugendclub befinden sich im Kellergeschoss des<br />

Hauptgebäudes die Räume für die haustechnischen Anlagen und<br />

weitere Abstellräume.<br />

Im Erdgeschoss des Ostflügels befindet sich ein Speise- und Aufenthaltsbereich<br />

für Schüler, die Ausgabeküche sowie ein Unterrichtsraum<br />

Hauswirtschaft. Im Obergeschoss sind die Schulleitung,<br />

die Lehrerzimmer sowie ein Elternsprech- und Sanitätsraum untergebracht.<br />

Im Untergeschoss sind neben Technik- und Abstellräumen<br />

die Unterrichtsräume Werken Ton / Keramik angeordnet.<br />

Im Untergeschoss der Turnhalle sind ein großer Unterrichtsraum<br />

Werken Metall / Holz sowie der dazugehörige Vorbereitungsraum<br />

untergebracht. Weiterhin befinden sich hier die neuen Umkleide-<br />

und Sanitärräume für den Sportunterricht.<br />

Der vorhandene Turnhallenraum im Erdgeschoss wird als Sport-<br />

und Mehrzweckraum genutzt und wurde vollständig neu gestaltet.<br />

14 Christoph-Martin-Wieland-<br />

Grundschule<br />

Das Gebäude der heutigen Christoph-Martin-Wielandschule wurde<br />

in den Jahren 1875 bis 1877 als Großherzogliches Lehrerseminar<br />

errichtet. Architekt war Karl Vent, der im Jahre 1888 auch das in<br />

unmittelbarer Nähe liegende Sophienstift (heute Johann-Peter-<br />

Eckermann-Schule) baute.<br />

Das Lehrerseminar ist, wie fast alle im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts<br />

in <strong>Weimar</strong> errichteten öffentlichen Gebäude im Stil des<br />

Historismus, speziell der Neorenaissance gestaltet.<br />

Das dreigeschossige Gebäude ist im Baukörper, den Fassaden und<br />

der Grundrissstruktur streng symmetrisch aufgebaut. Auf einem<br />

ca. 80 cm hohen Travertinsteinsockel mit dreiviertelkreisförmigem<br />

Rundstab als Sockelabschluss lagert das bandförmig rustizierte<br />

Erdgeschoss mit gleichmäßig gereihten Rundbogenfenstern und einem<br />

breiten Gurtgesims. Darüber bauen sich über zwei Geschosse<br />

die glattgeputzten Lochfassaden mit zwei Fensterreihen auf.<br />

Im mittleren Trakt der Schule sind die Eingänge, das Treppenhaus<br />

und die sich über zwei Geschosse erstreckende Aula untergebracht.<br />

Dieser Gebäudeteil mit den Hauptfunktionsräumen erfährt<br />

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als plastisch abgesetzter Mittelrisalit mit reicher Detailvielfalt eine<br />

besondere gestalterische Beachtung. Der Mittelrisalit ist über der<br />

rustizierten Erdgeschosszone mittels<br />

Einfach- und Doppelpilastern in drei Felder geteilt und zum Dach<br />

hin mit einem betont breitem Attikagesims abgeschlossen. In diese<br />

drei Felder sind die drei hohen Fensterpaare der Aula untergebracht.<br />

Eindrucksvoll ist das Fenstermotiv gestaltet aus einer<br />

Zweiergruppe von Rundbogenfenstern mit seitlichen Pilastern und<br />

einer Mittelsäule. Ein zusätzlicher Rundbogen fasst das Fensterpaar<br />

zusammen und bietet in seinem Bogenfeld Platz für ein kreisförmiges<br />

Fenster.<br />

Die Hoffassade des Schulgebäudes ist wesentlich zurückhaltender<br />

gestaltet. Hier stellen sich die seitlichen Gebäudetrakte ohne<br />

Fenster als glatt geputzte Wände dar, die durch das Gurtgesims<br />

über dem Erdgeschoss horizontal unterteilt werden und durch die<br />

rustizierten Ecklisenen seitlich gefasst sind.<br />

Die Fassaden des Treppenhauses auf der Hofseite waren durch<br />

den Hofanbau aus dem Jahre 19<strong>11</strong> und den Änderungen im abgeschleppten<br />

Dachbereich nicht mehr in ursprünglicher Form erhalten.<br />

Im Rahmen der Sanierung 2005 wurde der hofseitige Anbau abgebrochen<br />

und die Fassade in ihre ursprüngliche Ansicht zurückgeführt.<br />

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Texte, Textmitarbeit, Abbildungs- und<br />

Quellenverzeichnis<br />

(in Reihenfolge der Programmpunkte)<br />

1.1 bis 1.16<br />

Pfarrer Herr Dr. Hiddemann, Pastorin Frau Berlich<br />

3 Katholische Pfarrgemeinde, Frau Herzog<br />

7 Pfarrer Herr Dr. Hiddemann, Pastorin Frau Berlich<br />

13 Architektengemeinschaft Habelmann + Habelmann<br />

14 Architekt Herr Rämmler<br />

Herausgeber Stadt <strong>Weimar</strong><br />

Stadtverwaltung <strong>Weimar</strong>, Schwanseestraße 17, 99423 <strong>Weimar</strong><br />

Dezernat I<br />

Stadtentwicklungsamt / Abteilung <strong>Denkmal</strong>schutz –<br />

Untere <strong>Denkmal</strong>schutzbehörde<br />

Wir danken allen an der Vorbereitung und Durchführung beteiligten<br />

Kirchengemeinden, engagierten Interressenten, Eigentümern,<br />

Vereinen, Kultureinrichtungen, Planungsbüros und Behörden.<br />

Gesamtherstellung: Gutenberg Druckerei GmbH <strong>Weimar</strong><br />

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