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<strong>computern</strong><br />
1-2/12<br />
i m H @ n d w e r k<br />
Techniken & Handwerk<br />
Photovoltaik auf dem Dach:<br />
1-2/12<br />
Verhalten bei einem Brand<br />
i m H @ n d w e r k<br />
<strong>computern</strong><br />
Techniken & Handwerk<br />
des Gleichstroms bei Solarstromanlagen besprochen.<br />
Vier bis fünf Einsätze mit Beteiligung<br />
von Solaranlagen hatte er bereits. Unerfreulich<br />
sei es, wenn ein Einsatz bei Nacht<br />
beginne und zunächst niemand merke, daß<br />
sich auf dem Dach Module befinden. Michael<br />
Wegel wünscht sich da durchaus den<br />
Notschalter, mit dem sich<br />
der Strom abschalten läßt.<br />
Doch bisher sei er nicht<br />
gesetzlich vorgeschrieben.<br />
„Ich befürchte, das rüstet<br />
freiwillig keiner nach, weil<br />
das ja Geld kostet“, so<br />
der Kommandant. „Der<br />
Notaus-Schalter wird nicht<br />
kommen.“ Diese Voraussage<br />
wagt Solartechnik-<br />
Experte Gerold Weber.<br />
Wenn keine Fälle von Stromschlägen passieren,<br />
könne man darauf auch verzichten,<br />
meint er und erinnert an Überlegungen, die<br />
es vor Jahrzehnten in Zusammenhang mit<br />
Ölheizungen gab. Jede Ölheizung bekam<br />
eine Vorrichtung, um im Notfall den Zufluß<br />
zum Brenner unterbrechen zu können. Man<br />
stellte sich vor, den Hebel mittels Seil nach<br />
draußen zu führen, um im Brandfall von<br />
dort die Leitung schließen zu können. Eine<br />
Vorschrift sei daraus nie geworden. Den<br />
Gefahren durch Ölheizungen im Brandfall<br />
wisse man trotzdem zu begegnen. Dasselbe<br />
gelte für Solaranlagen.<br />
Vor-Information hilft<br />
Reinhard Kirr, Leiter des Amtes für Brand-<br />
und Katastrophenschutz im Ortenaukreis<br />
(Offenburg, Baden-Württemberg):<br />
Wie wirkt sich eine Photovoltaikanlage<br />
im Brandfall auf den Feuerwehreinsatz aus?<br />
Grundsätzlich birgt jeder Einsatz eine<br />
Reihe von Gefahren. Unsere Einsatzleiter<br />
werden darauf geschult,<br />
die Gefahren einer Einsatzstelle<br />
zu erkennen und<br />
ihre Mannschaft so einzusetzen,<br />
daß möglichst<br />
keine Unfälle passieren.<br />
Ein gewisses Risiko bleibt<br />
allerdings immer. Dies ist<br />
Solarmodule stürzen im Brandfall in der<br />
Regel nicht vom Dach. Glassplitter und<br />
Dämpfe aus geschmolzenen Kunststofffolien<br />
gefährden jedoch die Feuerwehrleute.<br />
allen Feuerwehrangehörigen bewußt. Die<br />
Einsatzkräfte werden also beim Brand einer<br />
Photovoltaikanlage nicht zurückhaltender,<br />
sondern lediglich vorsichtiger vorgehen.<br />
Bei manchen Einsätzen kann nur aus dem<br />
Inneren eines Gebäudes heraus gearbeitet<br />
werden, da die Photovoltaikanlage ein<br />
Erkennen und Löschen des Brandes von<br />
außen, z. B. über eine Drehleiter, fast unmöglich<br />
macht.<br />
Kann es für Eigentümer<br />
großer Anlagen sinnvoll sein,<br />
vorsorglich mit der Feuerwehr<br />
einen Einsatzplan zu<br />
erarbeiten?<br />
In Baden-Württemberg<br />
stellen größtenteils<br />
ehrenamtliche Kommandanten<br />
und Feuerwehrleute<br />
den flächendeckenden<br />
Brandschutz sicher. Nur in<br />
Großstädten gibt es Berufsfeuerwehren und<br />
in wenigen Städten einige hauptamtliche<br />
Feuerwehrkräfte. Eine Vorab-Begehung,<br />
so wünschenswert und sinnvoll sie wäre,<br />
ist deshalb alleine schon aus Zeitgründen<br />
nicht flächendeckend leistbar.<br />
Sind die Feuerwehren ausreichend informiert<br />
und geschult?<br />
Schon in der Grundausbildung werden<br />
die Gefahren der Elektrizität behandelt.<br />
Zur Information und Schulung gibt es inzwischen<br />
auch eine Feuerwehreinsatzkarte,<br />
in der die Gefahren und Handlungsmöglichkeiten<br />
beschrieben sind. Weiterhin gibt<br />
es zunehmend Hinweisschilder, die die<br />
Einsatzkräfte auf eine vorhandene Photovoltaikanlage<br />
aufmerksam machen. Sind<br />
bei größeren Gebäuden baurechtlich vorgeschriebene<br />
Feuerwehrpläne vorhanden,<br />
dann müssen die Photovoltaikanlagen hier<br />
eingezeichnet werden. Zahlenmäßig dürften<br />
allerdings die meisten Photovoltaikanlagen<br />
auf Privatgebäuden installiert sein. Hier<br />
gibt es keine Vorgaben, irgendwelche Pläne<br />
vorzuhalten. Es ist aber<br />
sicher im Interesse des<br />
Eigentümers, der Feuerwehr<br />
im Einsatzfall Informationen<br />
zur Verfügung<br />
stellen zu können. Eine<br />
schematische Skizze mit<br />
dem Verlauf der Leitun-<br />
An diesem Wechselrichter ist der DC-Freischalter an der Unterseite auffallend rot.<br />
Mit ihm läßt sich die Einspeisung von Strom ins öffentliche Netz unterbrechen. Der<br />
Gleichstrom von den Solarmodulen zum Wechselrichter steht aber weiterhin an.<br />
gen und Angaben zu Besonderheiten kann<br />
helfen. Ein gutes Muster einer Infokarte<br />
hat die Freiwillige Feuerwehr Filderstadt<br />
entwickelt: www.feuerwehr-filderstadt.de.<br />
Gefahren im Brandfall auf<br />
einen Blick<br />
Die Gleichspannung von bis zu 1000 Volt<br />
an den Leitungen vom Dach zum Wechselrichter<br />
liegt immer an, wenn Licht auf die<br />
Photovolaikelemente fällt. Sie läßt sich in<br />
der Regel nicht ausschalten. Das Abdecken<br />
der Anlagen mit Planen oder mit Schaum<br />
ist nicht geeignet, die Spannung zu unterbrechen.<br />
An freiliegenden Kabeln droht<br />
ein Stromschlag. Wird ein gleichstromführendes<br />
Kabel getrennt, oder berühren<br />
sich die Leiter nach dem Durchschmelzen<br />
der Isolierung, entsteht ein Lichtbogen. Er<br />
bleibt anders als bei Wechselstrom längere<br />
Zeit stehen. Die Feuerwehr muß den Bereich<br />
eines Lichtbogens speziell absichern.<br />
Ist ein Dach großflächig mit Solarmodulen<br />
belegt, kann die Feuerwehr einen Brand im<br />
Dachstuhl möglicherweise nicht von außen<br />
löschen. Die unter Spannung stehenden<br />
Module versperren den Weg. Die Hitze<br />
eines Feuers kann die Kunststoff-Folie in<br />
den Solarmodulen zum Schmelzen und<br />
das Sicherheitsglas zum Bersten bringen.<br />
Giftige Dämpfe und scharfkantige Splitter<br />
gefährden die Einsatzkräfte.<br />
Was Hausbesitzer beachten<br />
sollten<br />
Eine Anlage zur Gewinnung von Strom aus<br />
Sonnenenergie sollte nur von Fachleuten<br />
installiert und nicht in Eigenarbeit aufgebaut<br />
werden. Wenn alle VDE-Vorschriften<br />
eingehalten werden, ist die Gefahr eines<br />
Stromschlags für die Einsatzkräfte gering.<br />
Wenn die Feuerwehr wegen eines Hausbrandes<br />
anrückt, sollte der Einsatzleiter über<br />
die Solaranlage auf dem Dach informiert<br />
und der Sitz des Wechselrichters gezeigt<br />
werden. Dort sollte eine Skizze hinterlegt<br />
sein, wo die Leitungen vom Dach zum<br />
Wechselrichter verlegt wurden. Von einer<br />
Solarthermie-Anlage zur Erzeugung von<br />
warmem Wasser gehen weniger Gefahren<br />
aus. Sie führen keinen Strom, sondern warmes<br />
bzw. heißes Wasser in Leitungen durch<br />
das Haus und behindern wegen ihrer meist<br />
geringeren Größe auch nicht die Löscharbeiten<br />
per Drehleiter von oben.