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DKB_3_08_Vollversion - Kranken Boten

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FreakKörperKultur<br />

Die Leibtragenden sind wir<br />

Tränchen beim Lobpreis<br />

Wie Kinder das jesus.w.freak:<strong>08</strong>-Treffen erlebten<br />

Neues Jesusfeuer<br />

Dieses Freakstock wird anders Nr. 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

mein Frühsport bestand heute<br />

aus Zum-Klo-Jogging, einer Vom-Klo-<br />

Get-up, Extrem-Kaltes-Wasser-ins-<br />

Gesicht-Schütting, Kaffeekoching und<br />

Editorial-Kein-Bock-hab-aber-müss-<br />

Schreibing. Kurz bevor Fußball-EM-<br />

Fieber und Sommerspiele-Schüttelfrost<br />

(kennst du schon die neue olympische<br />

Disziplin Peking? Hahaha) alle Kanälen<br />

gleichschalten, befasst sich das einzig<br />

wahre Freak-ORGAN, ihr ahnt es schon,<br />

mit unseren Leibern (Sex-Theologie auf<br />

S. 12), Leibchen (Style-Beratung auf S.<br />

20) und Leibesübungen (Extremsport<br />

und extrem schlechte Seiten sportlicher<br />

Großveranstaltungen auf S. 16).<br />

Wir Freaks und der Umgang mit<br />

unserem Körper: Um keinen Kult draus<br />

zu machen, wäre es gut, wir würden<br />

eine Kultur entwickeln. Doch schon bei<br />

der Frage, was hinein gehört in den Körper,<br />

scheiden sich die Geister: Tofu-Schnitzel,<br />

sagen die Veganer (S. 18); Bibel-Brocken,<br />

rät Dr. K. Bote (S. 37). Was Schönes fürs<br />

Auge gibt es auf dem Cover mit Sandro<br />

Botticellis „Geburt der Venus“.<br />

Wir jedenfalls hoffen, dir gefällt und<br />

schmeckt dieses Heft, und wünschen<br />

Lesevergnügen für Körper, Seele und Geist.<br />

Für die <strong>DKB</strong>-Redaktion<br />

Frank<br />

Frank Hartkopf (29) war in<br />

der Schule wegen unterirdischer<br />

sportlicher Leistungen<br />

von deren Benotung<br />

befreit, träumt von einer Karriere<br />

als Profi-Bauchtänzer.


Die Freaks<br />

.. und ihr<br />

korper<br />

4: Meldungen<br />

5: Festivalsommer<br />

6 Freaks weltweit: Stuttgart für Birma<br />

7 jesus.w.freak:<strong>08</strong>: Zwei Berichte<br />

<strong>Boten</strong>inhalt<br />

10 Martin Dreyer redet übers Freakstock<br />

12 Theologie: Körper und Geist<br />

16 Extremsport-Werte<br />

18 Was und warum Veganer essen<br />

20 Style sein ist alles?!<br />

22 Ratgeber: Gestörtes Essen<br />

25 Dr. K. Bote I: Einfach widerlich<br />

26 Christival mit Freaks<br />

27 Mirkos Visionstext<br />

28 Im Büro vom <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong><br />

29 Impressum<br />

30 nachgedacht: Von Rasern und Reifen<br />

32 Buchauszug: Paulus im Knast<br />

34 Elternschaft Teil 1: Der Weg zum Vater<br />

36 Gemeindeporträt Celle<br />

38 Dr. K. Bote II: Biblisches Essen


Der Kranke Bote Meldungen<br />

und am Besten beides zusammen. Mehr<br />

unter: www.Lighthouse-Art.net<br />

In eigener Sache<br />

Zur Erläuterung der beiliegenden Rechnung<br />

(nur Printausgabe). Da ab Mitte<br />

2007 die Mehrwertsteuer fürs Porto<br />

falsch ausgewiesen war, sind wir aus<br />

vereinsrechtlichen Gründen verpflichtet<br />

neue Rechnungen zu schreiben. Das ist<br />

nur eine Formalität und ändert nichts<br />

am Rechnungsendbetrag.<br />

Nachtrag I: Schöne Seiten<br />

Die Schönen Seiten der<br />

vorigen Ausgabe gestaltete<br />

Andreas Ermster. Mit<br />

seiner Familie gehört<br />

er zu den Remscheider<br />

Freaks. Er liebt es zu zeichnen<br />

und zu predigen …<br />

Der Festivalkalender<br />

Was? Wann? Wo? Wieviel?<br />

(Normaltarif)<br />

Freakfest<br />

www.freakfest.cz<br />

SLOT Art Festival<br />

slot.art.pl<br />

Saxstock<br />

www.saxstock.de<br />

Rock in the ruins<br />

rockintheruins.de<br />

Freakstock<br />

www.freakstock.de<br />

FLEVO<br />

www.flevofestival.nl<br />

Greenbelt<br />

www.greenbelt.org.<br />

uk<br />

Seite 4 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

19.-22.6. Cerveny Kostelec<br />

(CZ)<br />

22€ Abendkasse<br />

(AK)<br />

Warum?<br />

Badesee gleich neben der<br />

Bühne, sehr entspannt<br />

9.-13.7. Lubiaz (PL) 42€ AK Jede/R ist hier KünstlerIn<br />

11.-13. 7. Frauenhain<br />

(D)<br />

19.-20.7. Burgruine<br />

Forchtenberg<br />

30.7.-3.8. Gotha-Boxberg<br />

(D)<br />

14.-17.8. Bussloo bei<br />

Apelforn (NL)<br />

22.-25.8. Rennbahn<br />

Cheltenham<br />

(GB)<br />

Nachtrag II: Logo<br />

Das neue Logo stammt von unserem<br />

Layouter Muck. Der<br />

Mediengestalter und<br />

Student der Kunst sowie<br />

Sonderpädagogik<br />

wohnt in Bremen und<br />

ist Teil der dort ansässigen<br />

Jesus Freak<br />

Gemeinde.<br />

25€ Vorverkauf<br />

(VVK)<br />

30€ AK<br />

13€ VVK<br />

17€ AK<br />

65€ VVK<br />

80€ AK<br />

100€ VVK<br />

110€ AK<br />

Reinschauen kein Problem,<br />

nur die Abendveranstaltungen<br />

kosten Eintritt<br />

Mit Christenreggae-Legende<br />

Christafari<br />

Offenbarung 22,17<br />

Gruppenzelte für 10 oder<br />

18 Leute ausleihbar<br />

ca. 100€ VVK Mutter aller christlichen<br />

Festivals (seit 1974)


Festivals<br />

Wir sehen uns am See<br />

Der Festivalsommer 20<strong>08</strong><br />

Das Abenteuer liegt auf dem Zeltplatz.<br />

Mindestens einmal im Jahr<br />

treibt es junge und junggebliebene<br />

Europäer weg von der Zivilisation ins<br />

Nomadenleben für ein langes Wochenende:<br />

kein Internet, wenig Schlaf, harte<br />

Isomatten und nachts halb drei kalte<br />

Ravioli aus der Dose. Aber auch: wild<br />

sein, Hippie spielen, Gemeinschaftsrausch,<br />

den Sommer und die Jugend<br />

feiern. Doch die christlichen Open-Air-<br />

Festivals bieten auch in der Saison 20<strong>08</strong><br />

mehr als nur Camping-Romantik.<br />

Wobei der Badesee direkt auf dem<br />

Festivalgelände des Freakfest schon ein<br />

Argument für sich ist. Das alternative<br />

Musikfestival auf dem Camp Brodsky<br />

in Cerveny Kostelec holt Bands aus Osteuropa,<br />

aber auch John Coffey aus Holland<br />

oder die Rapid Rascals aus Hamburg<br />

auf die Bühne. Workshops gibt’s<br />

zu geistlichen Themen, aber auch praktisch<br />

– Graffiti und Trommeln – und zu<br />

Armut in der Dritten Welt.<br />

Nah am Wasser gebaut<br />

sind eure Zelte auch auf dem<br />

Saxstock. Das findet zum<br />

vierten Mal auf der Frauenhainer<br />

Insel statt. Begonnen<br />

hatte es 1996 als Treffen der<br />

Jesus Freaks Dresden. Das<br />

musikalische Angebot reicht<br />

von Rock über Punk und Ska<br />

bis hin zu Metal und Hardcore.<br />

Motto des Saxstock ist<br />

„Slaves of Liberty“ – Sklaven<br />

Der Kranke Bote<br />

der Freiheit, ein Paradoxon, um auf das<br />

Spannungsfeld von Freiheit und Zwängen<br />

aufmerksam zu machen. Erstmals<br />

gibt es auch eine Betreuung für Kinder<br />

ab 5 Jahren. Selbst aktiv werden können<br />

die Teilnehmer bei Fußball, Volleyball<br />

und Wikinger-Schach oder auf der<br />

Open Stage an den bereitgestellten<br />

Instrumenten ihr musikalisches Können<br />

unter Beweis stellen.<br />

Das Slot Art Festival in einem riesigen<br />

alten Kloster in Lubiaz bei Wroclaw versteht<br />

sich nicht als christliches Festival.<br />

Zwar geht es den Veranstaltern darum,<br />

dass die Besucher Gott (neu) kennen<br />

lernen, aber das soll bei dem Kunstfestival<br />

nicht frontal aufgezwängt werden.<br />

Stattdessen ist SLOT ein natürliches,<br />

neutrales Forum für alle künstlerisch<br />

Begabten, die mit anderen ihre Talente<br />

entdecken und weiter entwickeln<br />

wollen.<br />

Frank<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 5


Der Kranke Bote<br />

Stuttgarter Freaks sammeln für Waisenkinder<br />

Ein Spendenaufruf für Birma nach dem Wirbelsturm<br />

Von der Katastrophe in Birma durch<br />

den Wirbelsturm Nargis Ende April<br />

und vor allem der unfähigen Militärregierung,<br />

die fast keine Helfer in die<br />

Krisenregion lässt, hast du bestimmt<br />

schon aus den Medien erfahren. Die Jesus<br />

Freaks Stuttgart unterstützen schon<br />

seit Jahren ein christliches Waisenhaus<br />

mit etwa 90 Kindern in der Hauptstadt<br />

Rangun. „Dafür, dass Birma eines der<br />

ärmsten Länder ist, in dem Christen (in<br />

anderen Regionen) ethnisch vertrieben<br />

werden und jede Familie froh ist, wenn<br />

sie sich selbst versorgen kann, ist das<br />

Waisenhaus eine beträchtliche Leistung<br />

der Menschen“, sagt Stefan von<br />

den Stuttgarter Freaks. Er konnte sich<br />

vor zwei Jahren vor Ort ein Bild von<br />

dem Projekt machen. „Unsere Spenden<br />

haben ihnen bisher ein weiteres Haus,<br />

eine Küche, einen Brunnen, und Sanitäranlagen,<br />

Decken und Schlafmatten<br />

Seite 6 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Freaks weltweit<br />

gebracht. Es ist immer auch heikel für<br />

die Leiter des Heimes, ausländische<br />

Gäste einzuladen – einer war deshalb<br />

auch schon einmal im Gefängnis und<br />

wurde da gefoltert“, berichtet Stefan.<br />

Nach der Katastrophe schrieben die<br />

Stuttgarter voller Sorge an einen der<br />

Leiter und erfuhren, dass in ihrer Gegend<br />

niemand umgekommen ist. Allerdings<br />

wurden viele Häuser zerstört<br />

und das Dach vom Waisenheim geweht.<br />

Die Kinder wurden übergangsweise in<br />

einer anderen christlichen Einrichtung<br />

untergebracht.<br />

Da bisher keine Besserung der Lage<br />

absehbar ist und momentan vor Seuchen,<br />

steigenden Lebensmittelpreisen<br />

und einem weiteren Zyklon gewarnt<br />

wird, wollen die Jesus Freaks Stuttgart<br />

für ihr Partnerprojekt in Birma sammeln.<br />

Das Geld wird direkt über einen Kontakt<br />

in Thailand nach Birma gebracht<br />

– an der Militärjunta vorbei.<br />

Frank<br />

Mehr Informationen bei:<br />

Stefan [staeff@staeff.de]<br />

Spenden an:<br />

Jesus Freaks Stuttgart<br />

BW Bank Stuttgart, Konto<br />

2200<strong>08</strong>0, BLZ 60050101,<br />

Zweck: Waisenheim in Birma<br />

Bilder vom letzten Besuch der<br />

Stuttgarter in Birma:<br />

http://picasaweb.google.de/<br />

staeff/Myanmar


jesus.w.freak:<strong>08</strong><br />

JFI wird praktisch strukturiert<br />

Ein Bericht vom jesus.w. freak:<strong>08</strong>-Treffen<br />

Bei schönstem Frühlingswetter trafen<br />

sich über 250 Jesus Freaks aus<br />

Deutschland und anderen Ländern zum<br />

jesus.w.freak:<strong>08</strong>-Treffen (ehemals Willow<br />

Freak) in Reichenbach, Vogtland.<br />

Ein Team aus Großbritannien der St.<br />

Andrew Church unterstützte die Veranstaltung<br />

mit Predigten, Gesprächen und<br />

Segnungszeiten.<br />

Am Freitagnachmittag fand die Mitgliederversammlung<br />

des JFI-Vereins<br />

statt. Der erste Tagesordnungspunkt war<br />

die Entlastung der ehemaligen Vorstände<br />

für das Budget von 2006. Die Bilanz<br />

wurde den Vereinsmitgliedern präsentiert<br />

und anschließend wurden Fragen<br />

beantwortet. Es wurde deutlich, dass in<br />

den vergangenen Jahren die Rücklagen<br />

des Vereins aufgebraucht wurden, u. a.<br />

durch Projekte wie „Wehende Fahnen“,<br />

die erhöhte Personalkosten verursachten.<br />

Zur weitere Belastung trugen<br />

auch die damaligen Differenzen mit der<br />

Freakstyle-AG bei. Der ehemalige Vorstand<br />

wurde mehrheitlich entlastet.<br />

Einen hoffnungsvollen Ausblick gab<br />

André Kirsten, der seit einem Jahr Leiter<br />

des Finanzteams ist: 1. Die Verwaltung<br />

wurde in den letzten Monaten auf ein<br />

effizienteres Buchhaltungssystem umgestellt.<br />

2. Der Umzug des Vereins nach<br />

Darmstadt ist abgeschlossen und wird<br />

vieles in Zukunft vereinfachen. Und 3.<br />

Die finanzielle Lage des Vereins hat sich<br />

weiter stabilisiert u. a. durch Senkung<br />

der Personalkosten und finanzielle Unterstützung<br />

durch eine amerikanische<br />

Der Kranke Bote<br />

Stiftung. Zum Schluss warb André noch<br />

einmal um weitere Mitarbeiter für das<br />

Finanzteam.<br />

Am Samstag gab es die Möglichkeit<br />

im großen Podium Fragen und persönliche<br />

Eindrücke zur Charta und zum Konzilprozess<br />

anzusprechen, diese wurden<br />

durch die anwesenden Mitglieder des<br />

Umsetzungsteams beantwortet bzw.<br />

kommentiert. Anschließend wurde die<br />

Charta mit einem gemeinsamen Gebet<br />

der Teilnehmer beschlossen. Die spätere<br />

Wahl des Strukturteams, das eine neue<br />

Struktur für die Jesus Freaks Deutschland<br />

aus der Charta herausarbeiten soll,<br />

mündete in der Einsegnung von Denise<br />

Riebisch, Michael Jahme, Hajo Müller<br />

und Mirko Sander (Foto v.r.n.l.). Wahlberechtigt<br />

waren alle Konzilteilnehmer,<br />

die entweder vor Ort bzw. bei Nichtanwesenheit<br />

vorher per Mail abstimmen<br />

konnten.<br />

Alles in allem war die Atmosphäre auf<br />

dem jesus.w.freak:<strong>08</strong>-Treffen von einem<br />

guten Miteinander geprägt, abends<br />

entspannte man gemeinsam und das<br />

eine oder andere Bier wurde getrunken.<br />

Ronny<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 7


Der Kranke Bote jesus.w.freak:<strong>08</strong><br />

Zwischen Angst und Hoffnung<br />

Wie eine Familie das jesus.w.freak:<strong>08</strong> (üb-) erlebte<br />

Nach knapp siebenstündiger Autofahrt,<br />

inkl. mehreren Pillerpausen<br />

und Mittagessen im Bällebad, kamen<br />

wir – 2 Familien mit insgesamt 4 Kindern<br />

im Alter von 1, 2, 3 und 4 Jahren<br />

der Jesus Freaks Ostwestfalen-Lippe<br />

(JFOWL) – gegen 17 Uhr in Reichenbach<br />

an.<br />

Als die ersten Töne des Lobpreises erklangen,<br />

hielten sich die Kinder die Ohren<br />

zu und es kullerten auch ein paar<br />

Tränchen, so dass wir gemeinsam mit<br />

anderen Familien den Weg zum Kinderraum<br />

suchten. Beim Anblick des 12-Bett-<br />

Zimmers schwankten wir zwischen der<br />

Angst vor 3 schlaflosen Nächten und der<br />

Hoffnung, dass es mit Jesu Hilfe schon<br />

irgendwie funktionieren würde, mit 6<br />

kleinen Kindern und 6 Erwachsenen ein<br />

Zimmer zu teilen. Nachdem wir 2 ziemlich<br />

große Kofferraumladungen Klamotten<br />

in den zweiten Stock gebracht<br />

hatten war das Abendessen schon in<br />

vollem Gange und kein Platz<br />

mehr frei. Wir standen einfach<br />

so lange mit Sack und Pack<br />

planlos in der Gegend herum,<br />

bis sich das Problem von alleine<br />

gelöst hatte und die ersten<br />

fertig waren. Um 21.30 Uhr<br />

sind unsere Kinder eingeschlafen<br />

und die Babyphons funktionierten<br />

einigermaßen. Fast<br />

unglaublich: Die Kinder haben<br />

tatsächlich alle durchgeschlafen,<br />

zumindest bis 6.30 Uhr.<br />

Seite 8 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Es erweist sich als sehr praktisch,<br />

mit zwei Familien gefahren zu sein, so<br />

dass man abwechselnd auf die Kinder<br />

aufpassen, länger schlafen oder etwas<br />

vom Programm mitbekommen konnte.<br />

Allerdings entstand wohl eine leichte<br />

Verwirrung bei anderen, wer mit wem<br />

verheiratet sei und in welcher Kombination<br />

die Kinder dazugehörten.<br />

Gemeinsam mit einer anderen Mutter<br />

wurde es uns wichtig, auf dem Treffen<br />

etwas mit den Kindern zu machen. So<br />

planten wir kurzfristig einen Kindergottesdienst<br />

und bekamen mit tatkräftiger<br />

Unterstützung des Kioskteams und<br />

eifriger Biertrinker genügend Kronkorken<br />

als Spielgeld für unseren Zachäus<br />

zusammen.<br />

Am Samstag hatten die Kinder ihren<br />

GoDi: Zuerst wurde gesungen,<br />

dann „reisten“ wir bis an das Stadttor.<br />

Zachäus verlangte dort von jedem Kind<br />

Spielgeldstücke, bevor sie durch das Tor


jesus.w.freak:<strong>08</strong><br />

gehen durften. Später erzählte er von<br />

seiner Begegnung mit Jesus: Wie der<br />

ihn besucht hatte, obwohl er so gemein<br />

war und kein anderer mehr etwas mit<br />

ihm zu tun haben wollte. Durch diese<br />

Begegnung hat er sich völlig verändert,<br />

und so gab er jedem Kind mehr „Geld“<br />

zurück, als es vorher bezahlt hatte. Wir<br />

haben Gott gedankt, dass er uns immer<br />

liebt, egal, was wir auch machen. Unsere<br />

schnell improvisierte Bastelaktion<br />

sah so aus: die Kinder haben Geldstücke<br />

unter Papier gelegt und durch darüber<br />

malen sichtbar gemacht. Nach „Gottes<br />

Liebe ist so wunderbar“ und einem Segenslied<br />

war der Gottesdienst zu Ende.<br />

Am Nachmittag stand die Charta auf<br />

dem Programm. Wir haben darüber berichtet,<br />

wie (nicht-) informiert die Bielefelder<br />

Kraftwerkgemeinde über den<br />

Konzilprozess war und das durch den<br />

Ausstieg der Gemeinde von JFI in unserer<br />

Region etwas neues entstanden<br />

ist: Die JFOWL mit momentan etwa 20<br />

Erwachsenen und 15 Kindern.<br />

Bei uns in Ostwestfalen-Lippe steht<br />

erst einmal die Gemeinschaft im Mit-<br />

Der Kranke Bote<br />

telpunkt, uns gibt es ja auch erst<br />

seit 6 Monaten, wobei die meisten<br />

Leute schon vor Ewigkeiten mal<br />

bei den Freaks waren. Wir haben 2<br />

Hauskreise (für die Erwachsenen)<br />

und treffen uns etwa einmal im<br />

Monat mit allen zum Frühstücken<br />

oder Grillen. Wir haben dann kein<br />

spezielles Programm: Wir treffen<br />

uns in einer kinderfreundlichen<br />

Umgebung (Haus mit mehreren<br />

Kinderzimmern oder großem Garten)<br />

und die Kinder sind einfach dabei.<br />

Da wir aber eher ein Netzwerk als<br />

eine Gemeinde sind, gehen einige auch<br />

in anderen Gemeinden in den (Kinder-)<br />

GoDi.<br />

Zum Abschluss haben wir uns ein<br />

paar Gedanken zu einem Familienpool<br />

gemacht, bei dem wir auf jeden Fall<br />

mitmachen würden:<br />

1) Familienarbeit auf Willow Freak<br />

und Freakstock<br />

2) „Familienfürsprache“<br />

im Leitungsteam<br />

3) Beratung von Gemeinden<br />

(strukturelle Fragen, MA-Schulung)<br />

4) Austausch und Infos<br />

(Forum oder Mailing-Liste)<br />

5) Planung und Organisation<br />

einer Familienfreizeit<br />

Es müssten natürlich noch ein paar<br />

Leute in einem Familienpool mit dabei<br />

sein. Wenn du Interesse oder Ideen hast,<br />

schick mir doch eine E-Mail oder melde<br />

dich im Forum an. Auf dem Freakstock<br />

wird es bestimmt ein Treffen geben.<br />

Britta Pohl [pohl777@life.de]<br />

Forum: freaksfamily.iphpbb.com<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 9


Der Kranke Bote<br />

Und Gott sagte: „Jesus“<br />

Warum Freakstock 20<strong>08</strong> anders wird<br />

Ich rede seit einigen Monaten viel mit<br />

Leuten über das Freakstock 20<strong>08</strong>. Für<br />

mich wird es in vielerlei Hinsicht ein<br />

ganze besonderes Festival. Warum das<br />

so ist, will ich hier einmal aufschreiben.<br />

Letztes Jahr fand ich das Freakstock<br />

nicht so prall. Hab das auch in meinem<br />

Blog kundgetan. Es war keine hohle<br />

Kritik oder so, ich war mit großen Erwartungen<br />

hingefahren, bin aber total<br />

leer wieder zurück gekommen und<br />

hab mich gefragt, woran das liegen<br />

könnte. An mir? An Gott? Am Festival?<br />

An der Situation der Bewegung?<br />

An den Predigten? Am Lobpreis? Am<br />

mangelnden Gebet? Am mangelnden<br />

Hunger nach Gott? Vermutlich liegt<br />

die Wahrheit irgendwo dazwischen.<br />

Auf jeden Fall bekam ich nach diesem<br />

Post einen Anruf von Hendrik Stoppel. Er<br />

wollte gerne mit mir über meine Kritik<br />

Seite 10 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Freakstock<br />

sprechen. Fand ich erst mal geil und hab<br />

ich echt Respekt vor. Am Ende fragte er<br />

mich dann ganz überraschend: „Martin,<br />

kannst du dir eigentlich auch vorstellen,<br />

mal wieder beim Freakstock zu predigen?“<br />

Ich hab erst geschluckt. Eigentlich<br />

war meine Antwort klar: „Nein, den<br />

Stress muss ich mir nicht mehr geben.“<br />

Aber ich hab (ganz brav christlich) natürlich<br />

gesagt: „Ich bete mal drüber.“<br />

Die Antwort von Gott kam prompt. Er<br />

sagte nicht ja oder nein, sondern er gab<br />

mir ein ganzes Thema für das Freakstock.<br />

„Jesus! Ich möchte, dass ihr euch<br />

einmal nur mit Jesus beschäftigt! Jesus,<br />

der Retter, Jesus der wiederkommt in<br />

Macht und Herrlichkeit, Jesus der Heiler,<br />

usw.“, sagte Gott. Ich hab diesen Eindruck<br />

dann Henni erzählt. Erst Monate<br />

später hab ich mitbekommen, dass das<br />

ganze Thema fürs Freakstock tatsäch-


Freakstock<br />

lich übernommen worden ist. Und seit<br />

ein paar Wochen weiß ich jetzt auch,<br />

dass ich am Samstag das Hauptseminar<br />

halten soll. Und jetzt freu ich mich auch<br />

voll drüber, Halleluja!<br />

Es ist für mich wirklich eine große<br />

Ehre, beim Freakstock wieder predigen<br />

zu dürfen. Hat auch was von Wiederherstellung<br />

und so. Ich vermute, dass es<br />

Leute gibt, die damit Probleme haben.<br />

Aber das ist mir jetzt pupsegal, weil ich<br />

weiß, dass Gott damit keine Probleme<br />

hat und ich will nur das tun, was er will.<br />

Das letzte Mal, als ich bei unserem Festival<br />

predigen durfte, war 1997 („Zurück<br />

zur ersten Liebe“). Verdammt lange her.<br />

Zur Situation<br />

Keine Ahnung wie du die Situation<br />

bei den Freaks einschätzt. Ich persönlich<br />

hab noch nie so viele Jesus-Freaks-<br />

Gruppen vor Ort besucht, wie im letzten<br />

Jahr. Alleine mit Paul war ich in gut<br />

einem duzend Gruppen am Start. Meine<br />

Liebe für die Bewegung ist ungebrochen<br />

und ich hatte auch nie eine Spur<br />

von Zweifel, dass die Bewegung an den<br />

neuen Spaltungskräften zerbrechen<br />

wird. Mit dem Konzil hatte ich zugegeben<br />

meine Probleme, weil es einfach<br />

außerhalb meiner Vorstellungskraft lag,<br />

dass dort etwas Gutes, Jesusmäßiges<br />

bei rumkommt, was die ganze Bewegung<br />

wirklich nach vorne bringt. Das<br />

Konziltreffen wo ich war, fand ich einfach<br />

nur flach. Darum hab ich mich aus<br />

dem Konzilprozess auch ausgeklinkt.<br />

Aber ich lass mich gern eines besseren<br />

belehren und es geht hier auch nicht<br />

Der Kranke Bote<br />

um „Recht haben“ oder nicht, sondern<br />

darum, was dem Reich Gottes am besten<br />

dient. Das Konzil hat auf jeden Fall<br />

leider auch dazu beigetragen, dass die<br />

Spaltungskräfte noch stärker an der Bewegung<br />

zehren. Ich höre von einigen<br />

Gruppen, die sogar wegen dem Konzil<br />

die Bewegung verlassen wollen/werden.<br />

DAS IST NICHT GUT! Ein Grund<br />

mehr für das Freakstock zu beten. Ich<br />

höre aber auch, dass die letzten Konziltreffen<br />

sich auf den Punkt zugespitzt<br />

haben, dass sich die Bewegung wieder<br />

mehr auf Jesus ausrichten will. Wenn<br />

das ein Ergebnis ist, sag ich na klar:<br />

Halleluja!<br />

Gebet für das Freakstock<br />

Mein Gebet ist, dass wir uns wieder<br />

gemeinsam bei Jesus sammeln. Das wir<br />

am Kreuz zu unsere Einheit zurück finden<br />

und uns am leeren Grab neue Kraft<br />

geben lassen, für die Vision, mit der Gott<br />

uns gestartet hat. Wir brauchen wieder<br />

Jesusfeuer! Unser Auftrag ist noch nicht<br />

erfüllt. Grabenkämpfe kommen von Mr.<br />

S und lenken die Aufmerksamkeit auf<br />

sich, obwohl der Krieg ganz woanders<br />

stattfindet. Ich sehe noch so viel Kraft<br />

und Stärke in der Bewegung. Wenn wir<br />

wollen, könnten die Jesusfreaks wirklich<br />

ganz Deutschland auf den Kopf<br />

stellen. Ich hoffe, nein ich glaube, dass<br />

ich das noch erleben werde. Und ich<br />

hoffe, dass dieses Freakstock wieder<br />

neues Jesusfeuer in uns ansteckt. Wir<br />

brauchen JESUS, JESUS, JESUS! Sonst<br />

(wirklich) nichts.<br />

Martin Dreyer<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 11


Der Kranke Bote<br />

Die Tische biegen sich meist unter<br />

dem Gewicht der vielen Kuchen<br />

und Torten. Die Schlange der Händeschüttler<br />

scheint nicht enden zu wollen<br />

und die frisch Vermählten beginnen<br />

langsam zu schielen. Hunderte gratulationsentschlossene<br />

Augenpaare und<br />

umarmungswillige Herzen gilt es selig<br />

anzulächeln. Braut und Bräutigam begreifen<br />

spätestens jetzt, dass Heiraten<br />

eine ziemlich handfeste, sehr konkrete<br />

Angelegenheit ist. Die Hochzeitsnacht<br />

wird dann auf ganz andere Weise sehr<br />

konkret. Also, Heiraten ist etwas recht<br />

konkretes. Nix abstrakt Geheimnisvolles.<br />

Klar, die Christen sind gut darin,<br />

zu allen Themen theologisch viele<br />

Ideale und Ideen aufzubauen. Meist<br />

recht klug, sehr bibelfest aber dabei<br />

völlig unkonkret. Komisch eigentlich,<br />

denn es ist doch an sich so einfach:<br />

Eine Frau, ein Mann. Punkt. Aus zwei<br />

mach eins, und eins bleibt zwei. Zwei<br />

sind sich einig und ein Ende hat’s mit<br />

der Zwietracht.<br />

Nun geht (manchmal sogar auch<br />

erst) mit der Hochzeit einher, dass sich<br />

Seite 12 3/20<strong>08</strong> 2/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Theologie: Geist und Fleisch<br />

gehören zusammen<br />

ein Pärchen nicht nur christlich romantisch<br />

und durch ‚Die-Fünf-Sprachen-der-<br />

Liebe’ geschult – also recht platonisch<br />

– näher kommt. Da kann es schon mal<br />

zu recht konkreten Begegnungen kommen,<br />

deren Details ich hier der Phantasie<br />

der geübten und weniger geübten<br />

Gemüter überlasse. Da kann es schon<br />

mal etwas eindeutiger werden. Ja, richtig!<br />

ich meine Sex. Hochzeit, Sex und<br />

Beziehungsleben (diese Reihenfolge ist<br />

natürlich aller realistischen Variabilität<br />

geschuldet …) sind vielfältig theoretisiert,<br />

idealisiert und abstrahiert worden.<br />

Und sie werden es auch noch. Die fromme<br />

Theorie zeichnet den Jesusleuten oft<br />

ein Soll vor die Nase, welches sich in der<br />

Praxis nur sehr eingeschränkt haben<br />

lässt. Ach wie schön wär’s doch, wenn’s<br />

so wäre, wie’s sein könnte, wenn’s richtig<br />

klappen könnte, wie es theoretisch<br />

gedacht sein müsste.<br />

Dass sich in der Liebe zwischen Mann<br />

und Frau, dass sich in der Freundschaft<br />

zwischen zwei Menschen, dass sich in<br />

der Zuneigung unterschiedlicher Menschen<br />

und Seelen einander zuwenden<br />

gehört zu den schönsten und tiefsten<br />

Geheimnissen des Lebens. Dass sich da<br />

aber auch zwei Menschen aus Fleisch<br />

und Blut begegnen wird im Kontext der<br />

gemeindlichen Christlichkeit manchmal


etwas vergessen. Also in frommen Kreisen.<br />

Und erst recht in den frommen Büchern.<br />

„Draußen“ wird das wohl etwas<br />

von der anderen Seite her übertrieben.<br />

Also, Liebe, Freundschaft und Zuneigung<br />

haben auch die Handfestigkeit der<br />

körperlichen Nähe. Ja, und dazu gehört<br />

auch der Sex.<br />

Unser „Leib“ – schon allein das Wort<br />

passt so gar nicht wirklich, oder? Hört<br />

sich so nach Hostie an, nach Brot, etwas<br />

esoterisch fast – also unser „Körper“<br />

ist Teil von jedem von uns. Ja mehr noch,<br />

mein Körper bin ich. Und das Ich wird<br />

in einer Begegnung mit dem Ehepartner,<br />

einer Freundin, einem Familienmitglied<br />

und auch einem Peiniger sehr wohl von<br />

der körperlichen Seite angeregt. Aber<br />

mir scheint, als hätten die frommen<br />

Leute etwas ausgeklammert. Den Körper<br />

mag man im Blick haben, wenn es<br />

um Moral geht, aber wieso denn nicht,<br />

wenn’s um Erlösung, wenn’s um den<br />

Glauben geht, wenn’s um die Konkretheit<br />

des Heiles geht? Wenn es um den<br />

Glauben geht, sind wir meist sehr körperlose<br />

Wesen. Komisch, nicht wahr?<br />

Merkwürdigerweise kann man in<br />

der Kirchengeschichte einen Bruch<br />

feststellen, der sich auch mal wieder<br />

konfessionell auswirkt. Die Tradition<br />

der Reformation hat’s nicht so mit dem<br />

Körper. Denn der menschliche Leib ist<br />

die handfeste und konkrete Repräsentanz<br />

für das Hier und Heute – und somit<br />

eben kurz und bündig für die Sün-<br />

Der Kranke Bote<br />

de. So die Reformatoren. Und deshalb<br />

mag das der Protestantismus nicht so<br />

gern. Hier und Heute sind immer so ein<br />

bisschen Bäh! bisweilen vorläufig und<br />

bestenfalls zweitklassig. Die evangelische<br />

Theologie dividiert da tendenziell<br />

etwas auseinander, was zusammen<br />

gehört: Seele und Leib. Macht man es<br />

ganz fromm, dann sind da Seele, Geist<br />

und Leib (1 Tess 5,23). Und sind die<br />

Schubladen erst mal offen, dann muss<br />

man sie nun auch füllen. Körper, mh?<br />

– der vergeht – unterste Schublade. Er<br />

stirbt, verwest und verliert dadurch an<br />

Bedeutung. Die Seele, naja – die lebt<br />

wohl ewig. Irgendwie. So ganz klar ist<br />

das auch nicht. Aber sie ist das geheimnisvolle,<br />

gerettete und ewig hinterher<br />

humpelnde Teil meines Ich. Der Geist,<br />

ja klar, der Geist – der ist erlöst und<br />

heilig und alles rockt und ich muss nur<br />

im Geist leben und alles ist prima und<br />

sowieso.<br />

Mann, wenn’s doch wirklich so simpel<br />

wär’. Da ist es aber nicht, fürchte ich. Ja,<br />

ich möchte mich sogar dagegen stellen,<br />

dass unser Lehren sich allein darauf beschränkt,<br />

dass wir zwar geistig-geistlich<br />

längst völlig erlöst sind, aber seelisch<br />

noch nicht und körperlich schon gar<br />

erst nach dem jüngsten Tag. So wahr(!)<br />

diese Theologie für sich ist, so abstrakt<br />

und platonisch ist sie. So unpraktisch<br />

und so losgelöst von der Konkretheit<br />

und den handfesten Wirklichkeiten des<br />

Lebens, sie ist zu idealisiert.<br />

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Der Kranke Bote<br />

Denn – wenn es stimmt, dass Gott in<br />

Jesus Mensch wurde; wenn es wahr ist,<br />

dass nicht ein abstrakter Geist einen<br />

Verein gegründet und treudoofe Gesinnungsgenossen<br />

um sich gesammelt<br />

hat; wenn es wahr ist, dass da Gott ein<br />

ganz konkreter Mensch aus Fleisch(!)<br />

und Blut geworden ist, wenn es wahr<br />

ist, dass die Versöhnung dieser Welt mit<br />

dem geschundenen Leib, einem Körper<br />

am Kreuz erkämpft und erfleht wurde<br />

– wenn das alles wahr ist, dann kann<br />

Heil nix Abstraktes, nix Unkonkretes, nix<br />

Vergeistigtes, nix allein Jenseitiges sein.<br />

Sondern dann ist alles, was wir Welt,<br />

Fleisch und Diesseits nennen auch heilig!<br />

Und dann gehört da auch mein und<br />

dein konkreter Körper dazu. Und bitte,<br />

ich mein jetzt nicht die Antirauchersprüche:<br />

„Du bist Tempel des Heiligen<br />

Geistes“ (1 Kor 6,19) oder dergleichen.<br />

Ich meine, dass Gott zuerst allein durch<br />

sein Schaffen und dann in unüberbietbarer<br />

Tatsächlichkeit und Nähe das Hier<br />

und Heute, diese Welt mit allem Vergänglichen<br />

und Verwesenden und Todgeweihten<br />

heilig gesprochen – ja mehr<br />

noch: heilig gemacht hat.<br />

Als Negativbeispiel möchte ich – ganz<br />

ketzerisch – die gegenwärtige Theorie<br />

und Praxis mancher Heilungsgebete<br />

anführen. Auch dieser wichtige Dienst<br />

erliegt manchmal der Denkfalle, dass<br />

wir, weil(!) wir geistig-geistlich schon<br />

heile sind, auch körperlich heile zu sein<br />

haben. Zu einer geretteten Seele und<br />

einem erneuerten Geist passt doch kein<br />

kranker Körper. Der muss(!) gesund<br />

werden. Was für ein Wahnsinn! Wer<br />

Seite 14 2/20<strong>08</strong> 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Juni/Juli<br />

Theologie<br />

hat uns befohlen, dass wir gesund sein<br />

müssen, und gesund machen müssen,<br />

um als Christen erkannt zu werden? Wo<br />

kommt das nur her? Dir passt das Wort<br />

befehlen hier nicht? Mag sein, dass das<br />

hier komisch klingt, aber wir sprechen<br />

wirklich Gesundheitsimperative aus.<br />

„Werd’ wieder gesund!“ „Komm wieder<br />

auf die Beine!“ und so ähnlich. Alles<br />

lieb gemeint, aber es ist doch so was<br />

von irre. Denn leider „klappt“ das oft<br />

nicht so, wie man will. Da wird dann<br />

jemand eben nicht vom Krebs geheilt<br />

oder kann seine seelisch-psychischen<br />

Störungen loswerden. Menschen bleiben<br />

auch trotz<br />

Gebet krank.<br />

Und das<br />

wird<br />

dann<br />

nicht<br />

selten<br />

recht<br />

oberflächlich<br />

mit der<br />

Souveränität Gottes beschwichtigend<br />

erklärt. Kurzum: Pech gehabt.<br />

Ich finde das ziemlich gruslig. Und es<br />

kommt daher, dass wir es übernommen<br />

haben, in unser christlich-geistliches<br />

Denken diese Spaltung zwischen Dort<br />

und Hier, Geist und Fleisch, Licht und<br />

Finsternis, Gott und Welt zuzulassen.<br />

Wenn Weihnachten und auch Karfreitag<br />

uns was lehren, dann doch bitte,<br />

dass Gott ganz konkret zu erkennen<br />

gibt, dass er seine Schöpfung, das Hier,<br />

das Fleisch, die Finsternis und die Welt<br />

nicht abgeschrieben hat. Der Prophet


Theologie<br />

Hosea sollte das seinem Volk von Gott<br />

her wie folgt mitteilen:<br />

„Ich traue dich mir an auf ewig; ich<br />

traue dich mir an um den Brautpreis<br />

von Gerechtigkeit und Recht, von Liebe<br />

und Erbarmen, ich traue dich mir an<br />

um den Brautpreis meiner Treue: Dann<br />

wirst du den Herrn erkennen.“ (Hosea<br />

2, 21 – 22)<br />

Jetzt verstehst du vielleicht, warum<br />

ich hier mit der Ehe angefangen hab.<br />

Es geht um ein Sicheinlassen Gottes<br />

auf diese Welt. Braut und Bräutigam.<br />

Das ist bereits immer wieder im Alten<br />

Testament nachzuspüren. Im Neuen<br />

Testament findet das seine vollendende<br />

Wirklichkeit – „Und das wahre Licht,<br />

das jeden Menschen erleuchtet, kam<br />

in die Welt. Er war in der Welt und die<br />

Welt ist durch ihn geworden, aber die<br />

Welt erkannte ihn nicht. (…) Und das<br />

Wort ist Fleisch geworden und hat unter<br />

uns gewohnt.“ (Joh 1, 9+10+14)<br />

Geist und Fleisch gehören zusammen.<br />

Christus als Logos bindest sich an das<br />

Fleisch! Es heiligt es. Punkt.<br />

Warum ich als Single aber hier oben<br />

mit dem Sex so rumgetextet hab, mag<br />

dich weiterhin etwas verwundern. Nun,<br />

das liegt daran, dass diese Konkretheit<br />

uns etwas beizubringen hat. Denn sowohl<br />

im Alten Testament als auch im<br />

Neuen Testament, sowohl im Hebräischen<br />

wie im Griechischen fällt eine<br />

sprachliche Besonderheit auf. Eine Besonderheit,<br />

die es im Deutsch nicht gibt,<br />

die ich aber sehr mag, weil sie so wirklich<br />

und konkret ist. Die Wörter in den<br />

alten Sprachen für „erkennen“: <br />

Der Kranke Bote<br />

(jada’) und (gignoskein),<br />

stehen sowohl für das Erkennen Gottes,<br />

als auch für Sex. Wenn ein Mann seine<br />

Frau „erkennt“, dann schläft er mit ihr.<br />

Also die Erkenntnis Gottes ist eine Verbindung,<br />

die über ein kognitives, vergeistigtes<br />

und abgehobenes, leibloses<br />

Geschehen hinausgeht. Wenn Gott sich<br />

nicht zu schade war, unseren Körper anzunehmen,<br />

dann geht Glaube niemals<br />

ohne den Körper.<br />

Herz, Hand und Mund sind mir als<br />

Werkzeuge für das Heil mitgegeben.<br />

Dieser Leib ist durch die Nähe und die<br />

Würdigung Gottes geheiligt. Es wäre<br />

mehr als dumm, diesen Gedanken in<br />

den plumpen Gegensätzen von Geist<br />

und Fleisch aufgehen zu lassen. Denn<br />

Fleisch bei Paulus meint nie den Körper<br />

aus Fleisch und Blut, sondern Fleisch<br />

steht als Chiffre für eine bestimmte<br />

Haltung Gott und der Welt gegenüber.<br />

Da steckt also mehr dahinter. Sehr cool<br />

eigentlich, denn es ist ja wirklich so einfach:<br />

Eine Kirche, ein Gott. Punkt. Eine<br />

Braut, ein Bräutigam. Aus zwei mach<br />

eins, und eins bleibt zwei.<br />

Norbert<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 15


Der Kranke Bote<br />

Vom Wert des Menschen<br />

Ein Extremsportler über die Gefahren der Sportwelt<br />

Sport wirkt auf Menschen faszinierend.<br />

Fun- und Extremsport wirken<br />

noch faszinierender. Für Sportler und<br />

Sportlerinnen selbst, aber auch für Zuschauer,<br />

die sich in den Bann ziehen<br />

lassen. Für Sportler und Sportlerinnen<br />

im Extremsportbereich liegt die Faszination<br />

sicher im Adrenalin-Kick, eigene<br />

Grenzen aufbrechen zu können, aber<br />

auch bewundert zu werden und besser<br />

zu sein als andere. Wer hat nicht<br />

schon mal davon geträumt, die oder<br />

der Beste der Welt zu sein? Nicht nur<br />

ein Einzelstück, sondern noch das beste<br />

Einzelstück. Es ist genial, dass wir alle<br />

so vielfältige Begabungen haben und<br />

sich daran zu erfreuen, macht das Leben<br />

bunt.<br />

Doch gibt es Menschen von unterschiedlichem<br />

Wert? Wie viel Selbstwert<br />

hatte ich daraus gezogen, als ich<br />

bei einem Contest besser fuhr als der<br />

Weltmeister, oder als ich einen 9. Platz<br />

auf der WM belegt hatte und vom Weltmeister<br />

für einen Trick auf die Schulter<br />

geklopft wurde.<br />

Besser zu sein hängt dabei von einigen<br />

Faktoren ab: Talent, Körperbau,<br />

Ernährung, aber auch die Psyche, die<br />

wiederum den Leistungswillen und die<br />

Einsatzbereitschaft beeinflusst. Auch<br />

wenn wir über uns selbst und andere<br />

gewisse Kontrolle bekommen haben,<br />

sind das auffällig viele Faktoren, die wir<br />

nur bedingt beeinflussen können.<br />

Seite 16 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

FreakKörperKultur<br />

Ganz zufällig bin ich damals auf eine<br />

Extremsportart gestoßen. Unglaublicherweise<br />

wurde ich auch so gut, dass<br />

ich an mehreren Weltmeisterschaften<br />

teilnehmen konnte. Es hat mein Selbstwertgefühl<br />

gepusht, wo ich doch sonst<br />

nicht viel Bestätigung bekam. So geht<br />

es vielen, die in einem Bereich gut oder<br />

beliebt sind, das gilt nicht nur für Sportler<br />

und Sportlerinnen, sondern auch für<br />

Musiker und Musikerinnen, Einflussreiche<br />

oder Vermögende.<br />

Diese Beliebtheit birgt Gefahren. Entweder,<br />

die Leute bleiben auf dem Boden,<br />

oder sie werden zu Stars. Es ist schön,<br />

auf die Schulter geklopft zu bekommen,<br />

aber weshalb vergessen viele, wie wenig<br />

Startvoraussetzungen sie sich selbst<br />

zu verdanken haben? Was können wir<br />

dazu, wann, wo und wie wir geboren<br />

wurden? Was können wir dazu, dass wir<br />

nicht vor 150 Jahren in Afrika geboren<br />

und zur Sklaverei gezwungen wurden?<br />

Dabei sind Stars oft arrogante, unnahbare<br />

Arschlöcher. Und ich muss gestehen,<br />

auch ich selbst bin auf so einen<br />

Scheiß abgefahren, und viele Christen<br />

tun es immer noch. Sie suchen ihre<br />

Stars, Leute, die sie bejubeln können.<br />

Es ist fast so, als müssten sie beweisen,<br />

dass Christen auch in weltlichen Maßstäben<br />

mithalten können. Ein goldenes<br />

Kalb muss her. Seltsamerweise gab es<br />

mir auch was, dass andere mich als Star<br />

betrachteten, obwohl ich wusste, wie


FreakKörperKultur<br />

wenig ich dazu beitrage und wie vergänglich<br />

der Erfolg ist.<br />

So ein Scheißdreck! Jeder Mensch ist<br />

gleich viel wert! Die Wertmaßstäbe, die<br />

sich der Mensch konstruiert, interessieren<br />

Gott doch nicht. Ihm ist es egal,<br />

ob wir gute Sportler sind, ob wir gute<br />

Fußballer sind, woher wir kommen, zu<br />

welchem Konstrukt „Volk“ wir gehören,<br />

in welchen Grenzen wir leben, welche<br />

Hautfarbe wir haben, welche Musik wir<br />

hören. Ehrlich gesagt glaub ich daran,<br />

dass Gott auch die Menschen liebt, die<br />

ihn hassen.<br />

Noch gefährlicher finde ich die<br />

Kombination zwischen Sport und Nation,<br />

wo ein konstruiertes Gebilde wie<br />

Der Kranke Bote<br />

„Deutschland“ gefestigt wird durch die<br />

Leidenschaft, etwas besonderes zu sein.<br />

Während hier sich jeder gut fühlt weil<br />

„wir“ gut gespielt haben, werden alle,<br />

die nicht „dazu“ gehören, schikaniert.<br />

Wir sollten erkennen, dass Gott unseren<br />

Wert schon lange festgelegt hat,<br />

für jeden gleich. Er hat uns als Gegenüber<br />

erschaffen, er liebt uns, er starb für<br />

uns, und zwar für alle Menschen gleich.<br />

Also ist es völlig egal, welche Sportart<br />

wir betreiben, ob „lässiges“ BMX oder<br />

„cooles“ Inline-Skaten. Stars, Legenden,<br />

Grenzen – abschaffen! Für eine Veränderung<br />

unserer Wertmaßstäbe!<br />

Schorschi<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 17


Der Kranke Bote<br />

Ideale statt Käsekuchen<br />

Warum Veganer nur das essen, was sie essen<br />

Aus meiner Sicht bedeutet vegan zu<br />

leben keine mich selbst geißelnde<br />

Askese, sondern Freiheit. Es geht nicht<br />

darum, dass ich kein Fleisch, keine Eier<br />

und keine Milch essen darf, sondern<br />

dass ich kein Fleisch essen will – und<br />

dies auch nicht essen muss, um mich<br />

ausgewogen zu ernähren. Diese selbstbestimmte<br />

Entscheidung wird natürlich<br />

von dem einen oder andern Kuchenbuffet<br />

in Frage gestellt. Doch letzten<br />

Endes ist es ein Gewinn für mich,<br />

wenn ich in solchen Momenten<br />

meine Selbstdisziplin aktiviere<br />

und auf die Käsesahnetorte zugunsten<br />

meiner Ideale verzichte.<br />

Bin ich zwanghaft? Nein. Vegan<br />

zu leben beruht für mich<br />

auf einer Entscheidung, die ich<br />

im besten Fall überdenke, im<br />

schlimmsten Fall korrigiere oder<br />

aufgebe, wenn diese Lebensweise<br />

für mich zum dogmatischen<br />

Seite 18 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

FreakKörperKultur<br />

Gesetz wird. Es geht nicht um einen faschistischen<br />

„Triumph des Willens.“<br />

Und solange es im übernächsten Supermarkt<br />

eigentlich alles – vom Sojadrink<br />

bis zum geräucherten Würstchen<br />

– „in vegan“ gibt, steht diese Entscheidung<br />

nicht unbedingt zur Debatte.<br />

Doch wodurch werde ich motiviert,<br />

vegan zu leben – jenseits von emotional<br />

aufgeladenen Bildern live aus<br />

dem Schlachthof? Es ist für mich eine<br />

Ausdrucksform, um die Herrschaft des<br />

Menschen über Tiere zu hinterfragen.<br />

Wieso sollte ich mir das Recht nehmen,<br />

andere Lebewesen auszunutzen und<br />

zu töten, nur um meine Bedürfnisse zu<br />

befriedigen?<br />

Wenn ich diesen Machtanspruch hinterfrage<br />

und ablehne, führt dies für mich<br />

zur logischen Konsequenz, auf den Konsum<br />

von „tierischen“ Produkten zu verzichten.<br />

Diese Kritik will ich nur ungern<br />

durch den Glauben an Gott begründen<br />

Fortsetzung auf Seite 25


FreakKörperKultur<br />

– zumal ich dann auch die Herrschaft<br />

Gottes über den Menschen in Frage<br />

stellen müsste.<br />

Wenn aber Jesus in der Bibel davon<br />

spricht, dass ich meine/n Nächste/n lieben<br />

soll und dies sogar allgemein als<br />

Kernbotschaft des christlichen Glaubens<br />

verstanden wird, kann ich dieses<br />

Ideal doch auch auf nicht-menschliche<br />

Lebewesen übertragen. Wenn<br />

ich „Nächstenliebe“ als Verzicht auf<br />

die Ausübung von Herrschaft übersetze,<br />

kann ich also diese „Nächstenliebe“<br />

durch meine Ernährung, mit meinen<br />

Körper ganzheitlich umsetzen. Und genau<br />

dieses herrschaftskritische Denken<br />

kann ich wiederum auf den Umgang<br />

mit meinen Mitmenschen übertragen.<br />

Guten Appetit.<br />

Julia Derigs<br />

Marcus B.<br />

Ein veganes Rezept:<br />

Gemüse-Reisbällchen<br />

Zutaten:<br />

4 Tassen gekochten Reis (klebrig)<br />

2 geraspelte Möhren<br />

2 gewürfelte Zwiebeln<br />

Sojamilch<br />

Sojamehl oder Weizenmehl<br />

gemahlene Mandeln<br />

Curry, Salz, Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

Alles zu einer klebrigen Masse verrühren.<br />

So viel Mehl dazu geben, dass<br />

ein formbarer Teig entsteht. Bällchen<br />

formen und in Öl braten. Dazu passt<br />

süßsaure Tomatensauce.<br />

Was ist Vegananismus?<br />

Der Kranke Bote<br />

Veganismus bedeutet auf den Verzehr<br />

von Produkten, welche tierische<br />

Bestandteile enthalten zu verzichten.<br />

Dazu gehören u.a. Eier, Milchprodukte,<br />

Honig und natürlich Fleisch.<br />

Vegetarier lehnen nur den Konsum<br />

von Fleisch ab, da hier offensichtlich<br />

ist, dass Tiere nur für dieses Bedürfnis<br />

gezüchtet, gemästet und grausam getötet<br />

werden. Die Tiere verbringen ihr<br />

Leben in Gefangenschaft und unter<br />

unwürdigen Bedingungen. Allerdings<br />

bedeutet der Verzehr von allen anderen<br />

tierischen Produkten ebenfalls das<br />

Töten und Ausbeuten von Tieren – eben<br />

ein indirektes Töten. Kühe geben nicht<br />

einfach so Milch, sondern werden von<br />

ihren Kälbern getrennt, welche als<br />

„Fleisch“ enden. Menschen, die Eier essen,<br />

nehmen in Kauf, dass männliche<br />

Küken vergast und zermust werden<br />

oder zu Hähnchenfleisch verarbeitet<br />

werden.<br />

Ein weiterer Grund für eine vegane<br />

Lebensweise ist, dass durch den Konsum<br />

von Tierprodukten die Ausbeutung<br />

von Menschen in Entwicklungsländern<br />

unterstützt wird. Die dort lebenden<br />

Menschen bauen große Teile des Silofutters<br />

an, wofür sie allerdings nur<br />

einen Bruchteil der erwirtschafteten<br />

Gewinne erhalten.<br />

Somit ist die Entscheidung sich vegan<br />

zu ernähren durch tier- und humanethische<br />

Gründe bedingt. Es beinhaltet<br />

die Ablehnung der heute herrschenden<br />

marktwirtschaftlichen Strategien, welche<br />

nur nach Profit streben und Gottes<br />

Schöpfung mit Füßen treten.<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 19


Der Kranke Bote FreakKörperKultur<br />

Mit Iro, Chucks und Totenkopf<br />

Gut gestylt? – Freaks und ihr Äußeres<br />

Man kommt ja gar nicht mehr drum<br />

herum. Der Style. Welchen hast<br />

du? Was „bist“ du? Wohin gehörst du?<br />

Wo sortierst du dich ein? Manche Fashion<br />

Victims verbringen ihre Freizeit<br />

gerne damit, sich in Zeitschriften anzugucken<br />

wie sie aussehen könnten, wenn<br />

sie dünner, reicher und schöner wären.<br />

Andere verbringen ihre Zeit damit, sich<br />

bestmöglich davon abzugrenzen.<br />

Wie gut, dass wir Jesus Freaks da<br />

den Christen-Bonus haben: Denn auch<br />

wenn der Mensch in erster Linie sieht<br />

was direkt sichtbar ist – dazu zählen ja<br />

dann auch<br />

Seite 20 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Kleidung, Stil und Frisur – achtet<br />

Gott aber eben auf das Herz.<br />

Außen, das ist die Oberfläche,<br />

Gott sieht das was darunter<br />

steckt.<br />

So gesehen sollten wir als Jesus<br />

Freaks mit Äußerlichkeiten keinen<br />

Stress haben. Auf der anderen Seite ist<br />

diese Oberfläche – richtig genutzt – ja<br />

aber keine schlechte Sache. Auch Christen<br />

sind keine körperlosen, vergeistlichten<br />

Wesen, vielmehr denke ich, dass wir<br />

unseren Körper nicht umsonst bekommen<br />

haben.<br />

Immerhin können wir damit tolle<br />

Dinge tun: Wir können signalisieren,<br />

welche Musik wir hören,<br />

etwa durch Merchandise,


welche<br />

Farben<br />

oder<br />

Marken<br />

wir mögen,<br />

ob wir<br />

eher schrill<br />

oder eben<br />

doch leise<br />

sind.<br />

Unser<br />

täglicher<br />

Griff in den<br />

Schrank hat<br />

eine erstaunliche<br />

Wirkung<br />

auf die Leute, denen wir im Laufe des<br />

Tages auf der Straße, auf der Arbeit<br />

oder abends im Club oder auf dem<br />

Konzert begegnen. Wir bauen<br />

Brücken und graben Gräben. Wir<br />

zeigen Zugehörigkeit oder grenzen<br />

uns ab.<br />

Schlecht ist nur, wenn die<br />

Oberfläche uns bestimmt.<br />

Wenn wir beginnen uns<br />

darüber zu definieren, wie wir<br />

aussehen, was wir tragen und zu welcher<br />

Gruppe Menschen – zu den Coolen<br />

oder zu den Uncoolen – wir dadurch<br />

gehören. Dann nehmen wir uns<br />

eine Freiheit, die Gott uns gegeben hat.<br />

Nämlich die Freiheit so auszusehen, wie<br />

wir wollen. Zu tragen, was wir wollen.<br />

Uns zu stylen oder eben nicht zu stylen,<br />

wie wir gerade Lust haben.<br />

Ich sehe meine Freiheit darin, dass<br />

ich mich zwar in einer Szene bewegen<br />

kann, soviel und so intensiv wie ich<br />

Der Kranke Bote<br />

möchte, dass ich ein Herz für die Menschen<br />

und die Musik haben kann und<br />

ihnen meine Zugehörigkeit auch durch<br />

mein Äußeres vermitteln kann. Aber<br />

der entscheidende Unterschied ist, dass<br />

ich mich im Endeffekt doch über etwas<br />

anderes definiere: Über mein Christsein.<br />

In erster Linie bin ich Christ. Von<br />

mir aus Christ, dem man die Affinität<br />

zu einer bestimmten Gruppierung<br />

und Musik ansieht. Aber eine<br />

Schublade habe ich da nicht<br />

nötig. Außer der einen: Nachfolgerin<br />

Jesus.<br />

Jesus hat das Herz angesehen,<br />

wenn er mit verkrüppelten, verarmten<br />

Obdachlosen geredet hat. Aber eben<br />

genauso wenn er mit Businessmännern<br />

oder aufgebrezelten Prostituierten<br />

abhing. Wir sollten uns immer weiter<br />

hinterfragen: Bin ich genauso frei? Urteile<br />

ich nach Szene, nach Style, nach<br />

Coolness? Oder gebe ich mir zumindest<br />

immer und immer wieder Mühe auch<br />

hinter der goldglitzernden R´n´B-Discogängerin<br />

oder hinter dem Strickpullover-<br />

und Brillenträger einen richtig coolen<br />

Menschen zu sehen?<br />

Silke Braselmann<br />

(22) ist in Köln zuhause,<br />

betreibt seit<br />

Jahren auf Konzerten,<br />

Festivals, an<br />

der Theologischen<br />

Fakultät der Universität<br />

Bonn und<br />

am eigenen Kleiderschrankintensive<br />

Feldstudien<br />

zum Thema Style.<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 21


Der Kranke Bote<br />

Ein schwarzer, dicker Klumpen Schmerz<br />

Ratgeber Essstörung: Schritte in die Freiheit<br />

„Verzweiflung, Trauer, Wut, aber vor<br />

allem unendliche Traurigkeit – ein<br />

schwarzer, dicker Klumpen Schmerz.<br />

So fühlt sich mein Inneres an. So<br />

fühlt sich die Essstörung an.“<br />

Das ist aus meinen damaligen Aufzeichnungen.<br />

Um gleich Vorurteilen<br />

entgegen zu wirken: Das Thema dieser<br />

Ausgabe, „Körperkultur“, könnte in<br />

Verbindung mit dem Thema Ess-Störung<br />

eine Konzentration der Betroffenen auf<br />

den Körper als Modeerscheinung nahe<br />

legen. Doch das Verhältnis Essgestörter<br />

zu und ihrem Körper ist ambivalenter.<br />

Der Körper spielt eine große Rolle,<br />

wenn es um Ess-Störungen geht. Er ist<br />

Austragungsort und auch Leidtragender.<br />

Er ist einziger Freund und gleichzeitig<br />

der größte Feind. Er wird vernachlässigt,<br />

und gleichzeitig fixiert sich der<br />

Kranke auf ihn. Die Wahrnehmung des<br />

eigenen Körpers, sowie die Einstellung<br />

zu ihm sind gestört. Man nennt das<br />

Körperschema-Störung.<br />

Die Entstehung einer Ess-Störung<br />

wird durch das Zusammenwirken verschiedener<br />

Ursachen hervorgerufen. Sowohl<br />

familiäre, soziale, persönliche aber<br />

auch biologische Faktoren beeinflussen<br />

die Entwicklung der Störung, aber auch<br />

geistliche Faktoren.<br />

Ein Mangel an bedingungsloser Liebe,<br />

Annahme und Sicherheit bewirkt eine<br />

tiefe Unsicherheit in Bezug auf die eigene<br />

Identität. Durch Anpassung und<br />

Maskentragen kämpft der Leidende<br />

um die ersehnte Zuwendung. Gleich-<br />

Seite 22 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Ratgeber<br />

zeitig geht das Gefühl für das eigene<br />

Wollen und Sein verloren. Während der<br />

Pubertät fühlen sich viele den neuen<br />

Ansprüchen und Herausforderungen<br />

nicht gewachsen. Kontrolle über Körpergewicht<br />

und Nahrungsaufnahme<br />

zu haben, scheint in dieser Situation<br />

zunächst Halt zu geben. Da außerdem<br />

oft extreme Grenzüberschreitungen erlebt<br />

worden sind, bieten diese Bereiche<br />

die einzigen Möglichkeiten vollständig<br />

selbst Kontrolle auszuüben.<br />

Die anfänglich meist noch harmlos<br />

aussehende Beschäftigung mit dem<br />

Körper und der Nahrung wird schnell<br />

zu einer Sucht, die den Leidenden unter<br />

Kontrolle hat. Die Auswirkungen sind<br />

immer zerstörerisch und die Erkenntnis,<br />

dass etwas nicht stimmt und Hilfe notwendig<br />

ist, ist der erste Schritt in Richtung<br />

Heilung.<br />

„Ich bin Umwege gegangen, aber ich<br />

bin gegangen. Ich bin gefallen, aber<br />

ich bin immer wieder aufgestanden.<br />

Und ich werde irgendwann erzählen,<br />

wie oft und wie hart ich gefallen<br />

bin.“<br />

Der Weg in die Freiheit ist oft ein langwieriger<br />

Prozess. Eine Spontanheilung<br />

würde die Meisten überfordern. Es ist,<br />

als ob die Tür eines Gefängnisses schon<br />

längst offen ist, wir aber erst lernen<br />

müssen draußen zu leben. Gott lockt<br />

uns heraus in die Freiheit. Das Wissen,<br />

dass wir ihm vertrauen können, dass<br />

er keine Fehler macht und liebevoll mit<br />

uns umgeht, gibt uns den Mut und die


Ratgeber<br />

Sicherheit, die wir brauchen, um loszugehen<br />

und auf das Leben einzulassen.<br />

Sich der Krankheit stellen<br />

Der erste und mitunter schwierigste<br />

Schritt ist das Erkennen. Der Betroffene<br />

muss sich eingestehen, dass er ein Problem<br />

hat. Bis es soweit ist müssen Angehörige<br />

und Freunde oft zusehen, wie<br />

ein geliebter Mensch sich zerstört und<br />

es nicht wahrhaben will, dass er Hilfe<br />

braucht. Ein Eingreifen oder Druck von<br />

außen bewirkt mitunter eine Verhärtung,<br />

wobei es in lebensbedrohlichen<br />

Fällen selbstverständlich notwendig ist.<br />

Der Leidende muss sich selbst entscheiden.<br />

Schafft er es, sich mit der Wahrheit<br />

zu konfrontieren, braucht er viel Sicherheit,<br />

Geborgenheit, Liebe und Annahme.<br />

Die befreiende Wahrheit ist trotzdem<br />

oft schmerzhaft. Die Lebenslügen, die<br />

sich eingenistet haben, haben mal eine<br />

Funktion erfüllt. Sie waren Schutz und<br />

überlebensnotwendig. Jeder der eine<br />

Sucht abgibt, muss etwas loslassen, das<br />

ihm auch gedient hat.<br />

„Als ich meine Essstörung an Gott abgegeben<br />

und mich entschlossen habe,<br />

sie nicht mehr zu brauchen, entstand<br />

ein großes Loch. Meine ganze selbstgebaute<br />

Identität war weg. Es fühlte<br />

sich an, als ob mir jemand das Liebste<br />

und Einzige wegnimmt, was ich<br />

habe. In diese Leere kam Gott und<br />

füllte sie mit seiner Liebe.“<br />

Selbstannahme und sich selbst<br />

entdecken<br />

Ein weiterer Schritt ist das Akzeptieren<br />

und Annehmen von Tatsachen, die<br />

Der Kranke Bote<br />

nicht zu ändern sind und die schmerzlich,<br />

peinlich oder unangenehm sind.<br />

Oft ist mit diesem Schritt auch das<br />

Trauern über Verlust und Enttäuschung<br />

verbunden. Außerdem fängt das Abenteuer<br />

an, sich selbst kennen zu lernen.<br />

Zu glauben, dass Gott uns gut gemacht<br />

hat, kann dabei sehr hilfreich sein. Vielleicht<br />

bedeutet das anfänglich noch, diese<br />

Wahrheit einfach nur anzunehmen,<br />

ohne es zu fühlen. Das Anschauen und<br />

Akzeptieren abgelehnter Eigenschaften<br />

bewirkt eine Versöhnung im Kampf gegen<br />

sich selbst.<br />

„Erst als ich mich selbst angenommen<br />

habe, dazu stand eine Essstörung zu<br />

haben ohne es peinlich zu finden und<br />

vor jedem geheim zu halten, konnte<br />

ich auch andere Essgestörte annehmen<br />

und lieb haben.“<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 23


Der Kranke Bote<br />

Vergeben, nicht verdrängen<br />

Vergebung braucht oft lange und ist<br />

nicht mal eben abgehakt. Sie vollzieht<br />

sich meist zuerst als Willensentscheidung<br />

und darf nicht erzwungen werden.<br />

Auch hierbei wird Gott das Wollen<br />

und Vollbringen bewirken. Menschen,<br />

die einem Unrecht angetan haben, zu<br />

vergeben, bedeutet auch das Recht auf<br />

Vergeltung an Gott abzugeben. Wir lassen<br />

sie los und werden dabei selber frei.<br />

Das heißt nicht, dass wir das Unrecht<br />

entschuldigen oder negieren. Wenn<br />

wir vergeben, ist es notwendig, die uns<br />

zugefügten Verletzungen zu benennen,<br />

egal, ob sie wissentlich begangen wurden<br />

oder unabsichtlich.<br />

„Ich will niemandem Schuld geben.<br />

Das ist völlig sinnlos. Trotzdem bleiben<br />

Fragen offen. Warum? Was habe<br />

ich falsch gemacht? Wofür habe ich<br />

so gelitten?“<br />

Umkehr von eigener Sünde<br />

Unsere eigene Sünde erkennen gehört<br />

auch zum Heilungsprozess. Wir<br />

werden verletzt und reagieren sündig<br />

- verletzen andere. Die Erkenntnis der eigenen<br />

Taten führt uns zur Buße. So wird<br />

Verantwortung für das eigene Handeln<br />

übernommen. Das bedeutet, aus der<br />

Passivität und dem Ausgeliefertsein in<br />

eine aktive Rolle zu wechseln. Man hat<br />

selbst immer eine Entscheidungsmöglichkeit<br />

und das bedeutet Freiheit. Aber<br />

auch, Einstellungen und Haltungen als<br />

falsch zu erkennen. Zum Beispiel halten<br />

sich viele mit der Sucht eine Hintertür<br />

offen, durch die sie doch noch aus dem<br />

Seite 24 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Ratgeber<br />

Leben verschwinden können, falls dieses<br />

zu schwer wird. Andere erkennen, dass<br />

sie sich immer noch selbst retten wollen.<br />

Doch Jesus hat den Kampf schon<br />

gewonnen und wir können nichts dazu<br />

tun können. Vertrauen auf Gottes Wirken<br />

und Handeln bewirkt das Loslassen<br />

eigener Schutzvorrichtungen.<br />

„Ich habe Buße getan, dass ich seine<br />

Schöpfung abgelehnt habe, indem<br />

ich mich und mein Frausein abgelehnt<br />

und verleugnet habe.“<br />

Die beschriebenen Schritte sind kein<br />

Programm. Sie werden nicht einer nach<br />

dem anderen gegangen. Vielmehr sollen<br />

sie verdeutlichen, dass Gott jeden<br />

Einzelnen auf diesem Weg begleitet.<br />

Auf ihn können wir uns verlassen,<br />

wenn alles andere unsicher und zum<br />

Verzweifeln ist. Gott ist ganzheitlich, er<br />

lässt uns auch Hilfen auf anderen Ebenen<br />

zukommen. Deshalb ist es notwendig,<br />

sich professionelle Hilfe zu suchen.<br />

Praktische Übungen zum Erlernen eines<br />

gesunden Essverhaltens sind genauso<br />

hilfreich, wie Seelsorge, Therapie, stationäre<br />

Aufenthalte, Selbsthilfegruppen<br />

und sollten auf jeden Fall in Anspruch<br />

genommen werden.<br />

„Eigentlich brauchen wir nicht viel.<br />

Nur etwas Liebe, ehrliche Liebe, angenommen<br />

sein, herzlich willkommen<br />

geheißen werden.“<br />

Claire Günther (31) ist Sozialpädagogin/-arbeiterin<br />

und<br />

gehört zu den JF Berlin.<br />

Sie erkrankte mit<br />

13 Jahren an Magersucht<br />

und machte<br />

unterschiedlichste<br />

Therapieerfahrungen.


Dr. K. Bote<br />

Lieber Dr. K. Bote,<br />

Ich bin seit vielen Jahren überzeugter<br />

Veganer und schon<br />

den Gedanken an den Leib<br />

Christi finde ich beunruhigend.<br />

Beim Abendmahl<br />

wird mir bei der<br />

Rede vom Blut Christi<br />

immer schlecht. Wie kann ich<br />

es schaffen, entweder den Brechreiz<br />

loszuwerden oder um das Abendmahl<br />

herumzukommen?<br />

Dein Etiènne G.<br />

P.S.: In der letzten Ausgabe hast Du<br />

Isaac darin unterstützt, Blutwurst zu<br />

essen, und behauptet die Bibel irrt sich!<br />

Als ich das las, bin ich umgekippt und<br />

brauchte erst mal einen Beruhigungstee.<br />

Das war widerlich! Ist das echt Deine<br />

Meinung?!<br />

Lieber Etiènne,<br />

auch wenn wir nicht immer einer<br />

Meinung sein können, ist es doch wichtig,<br />

dass wir im Dialog bleiben.<br />

Warum regst Du dich so auf über<br />

meine Aussage, dass die Bibel<br />

sich irrt? Dort steht schließlich<br />

auch, Hasen seien Wiederkäuer,<br />

was jeder Freizeitbiologe ad<br />

absurdum führen kann. Es wäre<br />

was anderes, würde ich behaupten,<br />

Gott habe geirrt. Das möchte<br />

ich in aller Entschiedenheit von<br />

mir weisen. Nach dieser Richtigstellung<br />

nun zu Deiner Frage.<br />

Wieso möchtest Du um das<br />

Abendmahl herumkommen?<br />

Warum stehst Du nicht vor Dei-<br />

Der Kranke Bote<br />

ner Gemeinde für Deine Ideale ein, so<br />

wie du es prima in schriftlicher Form<br />

bewerkstelligst? Das verstehe ich nicht,<br />

lieber Etiènne.<br />

Wenn Du erst Deine Überzeugung<br />

öffentlich gemacht und über das ganze<br />

Thema gesprochen hast, wird der Brechreiz<br />

von alleine verschwinden. Wer sich<br />

nicht den Aufgaben des Lebens stellt,<br />

wächst auch nicht an ihnen. Also fasse<br />

Mut, Bruder.<br />

Und was genau war widerlich? Das geht<br />

aus deiner Schilderung nicht hervor. Ich<br />

beziehe es daher auf den Beruhigungstee.<br />

Vielleicht solltest du mal die Sorte<br />

wechseln oder lieber warme Milch mit<br />

Honig trinken, das beruhigt mich immer<br />

sehr. Ich hoffe, ich konnte Dir helfen.<br />

Fortsetzung von Seite 14<br />

Dein K. Bote<br />

[dr.k.bote@gmx.de]<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 25


Der Kranke Bote Christival<br />

Malaktionen, Lesungen und Klamottenverkauf<br />

Das Christival in Bremen und die Freaks mittendrin<br />

Vom 1. bis 4.5.<strong>08</strong> fand in<br />

Bremen das Christival statt.<br />

Tausende Christen mit bunten<br />

„Jesus bewegt“-Schlüsselbändern<br />

stürmten die Stadt und<br />

feierten ihren Gott. Trotz der<br />

vorangegangen Diskussionen<br />

war die Stimmung gut. Wegen<br />

der jugendlichen Besucher verglich<br />

man fast automatisch das<br />

Christival mit dem Freakstock.<br />

Dabei fiel auf, dass das Christival<br />

sehr gut organisiert war<br />

und dass die Gottesdienste sehr durchgestylt<br />

waren.<br />

Aber nicht nur hinter den Absperrungen<br />

konnte man feiern – auch in<br />

der Stadt selbst fand einiges an Aktionen<br />

statt. Zum Beispiel gab es an zwei<br />

Abenden das Straßenbahnfestival, wo<br />

man ungestraft laute Musik in der Bahn<br />

machen durfte – das wurde auch weidlich<br />

ausgenutzt.<br />

Jesus hat definitiv die Herzen der<br />

Jugendlichen berührt! Er war wirklich<br />

spürbar auf dem Festival vertreten. Es<br />

war schon cool zu sehen, wie vielfältig<br />

Christen sind und vor allem, durch<br />

welche Schichten sich das zieht – da<br />

rannten Diakonissen in quietschgelben<br />

T-Shirts über den grauen Gewändern<br />

rum, Kinder tummelten sich neben alten<br />

Herren und alle verstanden sich<br />

super.<br />

Leider traf man nicht so viele Jesus<br />

Freaks – da in diesem Zeitraum auch<br />

Seite 26 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

das Jesus W. Treffen stattfand. Auch<br />

wenn der Eindruck täuschte – den<br />

Freak-Pullis nach zu urteilen, die man<br />

auf dem Gelände sehen konnte, sind<br />

wir nicht mehr weit von der Million<br />

entfernt …<br />

Bei einigen Freaks kam der Gedanke<br />

auf, dass die Jesus Freaks als Bewegung<br />

eine Chance verpassten, den Jugendlichen<br />

etwas mit auf dem Weg zu geben.<br />

Denn der Hunger nach Impulsen durch<br />

die Jesus Freaks war groß, wie man am<br />

reißenden Absatz von Freak-Klamotten<br />

sehen konnte. Es stellte sich grundsätzlich<br />

die Frage, ob diese Jugendlichen<br />

überhaupt noch wissen, was Jesus<br />

Freaks eigentlich sind.<br />

Diese Info konnten sie jedoch ohne<br />

weiteres bekommen – schließlich war<br />

die Bewegung durch die beiden Shops<br />

„Freakstyle“ und „Kultshopp“ vertreten<br />

und Martin Dreyer las an mehreren<br />

Tagen aus der Volxbibel vor. Eine der<br />

Lesungen wurde von Muck begleitet


Visison<br />

– er illustrierte „live“ das Gelesene und<br />

brachte die Bibelverse kreativ auf die<br />

Leinwand. Neben den Lesungen konnte<br />

man Martin auch in einer Diskussionsrunde<br />

über moderne Bibelübersetzungen<br />

hören, bei der die Volxbibel mit<br />

der BasisBibel von der Deutschen Bibelgesellschaft<br />

verglichen wurde. Zum<br />

Alles kommt zur rechten Zeit<br />

Mirkos Visionstext<br />

Alles hat eine bestimmte Zeit, und<br />

jedes Vornehmen unter dem Himmel<br />

hat seine Zeit.“<br />

Das 3. Kapitel vom Prediger fängt mit<br />

diesen Worten an und seit unserem jesus.w.freak:<strong>08</strong><br />

(ehemals Willow Freak)<br />

vor ein paar Wochen hat dieser Vers<br />

eine neue Tiefe für mich bekommen.<br />

„Geborenwerden hat seine Zeit“ – und<br />

das haben wir als Bewegung im Konzilprozess<br />

er- und durchlebt. Die Geburt<br />

unserer Bewegung war nicht einfach<br />

mal eben so eine der vielen Aktionen<br />

der letzten Jahre – es war einer der intensivsten<br />

Wege den wir je gemeinsam<br />

gegangen sind.<br />

„… und Sterben hat seine Zeit.“ Zum<br />

Leben gehört auch das Sterben und<br />

dieses haben wir ebenfalls erlebt. Weggefährten<br />

der letzten Jahre konnten uns<br />

auf diesem Weg nicht mehr begleiten,<br />

andere sind einfach aufgrund der Anstrengungen<br />

zurückgeblieben. Wieder<br />

anderen war die Verantwortung der<br />

„plötzlichen Elternschaft“ zu hoch und<br />

brauchen aus diesem Grund erst ein-<br />

Der Kranke Bote<br />

Schluss bestand einfach die Hoffnung,<br />

dass die Jugendlichen durch das Festival<br />

ermutigt wurden, radikal mit Jesus<br />

zu leben.<br />

Melanie Wichert<br />

Michael Sommer<br />

Mehr übers Christival:<br />

http://martin-dreyer.blogspot.com<br />

mal Zeit um sich klar zu werden, wie<br />

und ob sie sich der Aufgabe der Elternschaft<br />

begegnen wollen.<br />

Alles hat seine Zeit und mir ist bewusst<br />

geworden, dass auch jeder seine<br />

eigene Zeit hat. Jeder hat seine eigene<br />

Herzenszeit und niemand hat das Recht,<br />

diese zu bewerten. „Weinen hat seine<br />

Zeit, und Lachen hat seine Zeit, Klagen<br />

hat seine Zeit und Tanzen hat seine<br />

Zeit.“<br />

Mehr gibt es nicht zu sagen …<br />

Segen & GoD is good & he never<br />

makes a mistake!<br />

Mirko Sander (34), frischgewähltes Mitglied<br />

des Strukturteams, arbeitet in Belfast<br />

und lebt<br />

mit seiner<br />

Frau in Alzey.<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 27


Der Kranke Bote<br />

Abmahnung für Ab(o)zocker<br />

Was passiert bevor der Kranke Bote geliefert wird<br />

Es ist Donnerstag 11:00 im Büro<br />

– Hochsaison, der Versand geht<br />

los. In den Tagen davor habe ich<br />

alle Angaben überprüft und die<br />

Etiketten auf etwa 150 Versandtaschen<br />

geklebt. Jetzt kommt die<br />

Lieferung der <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong>: Über<br />

500 Exemplare müssen eingetütet<br />

werden. Als nächstes wird ein Loch<br />

in die Tüten gestanzt und dann die<br />

Versandtasche mit einer Klammer<br />

verschlossen. Nach mehreren<br />

Stunden Arbeit tun einem dann<br />

die Finger weh. Zum Schluss geht<br />

es zur Post, wo die Päckchen – sortiert<br />

nach Größe und Land – per Hand mit<br />

Briefmarken versehen werden. Alles in<br />

allem dauert es bis zu fünf Stunden.<br />

Der nächste Arbeitstag. Onlinebanking,<br />

d. h. Rechnungen werden gebucht<br />

und überprüft. Viel Zeit geht verloren,<br />

wenn Probleme auftauchen z. B. ein<br />

Abonnement seine neue Adresse nicht<br />

mitgeteilt hat. Letztes Jahr war es besonders<br />

schwierig, da ich noch keinen<br />

sofortigen Zugang zur Bank hatte und<br />

das Buchungsprogramm noch nicht<br />

beherrschte.<br />

Während der Einarbeitungszeit hing<br />

ich lange mit der Buchhaltung hinterher.<br />

Als ich auf Status Quo war, dachte ich,<br />

prüf doch mal die Zahlungseingänge.<br />

Mit Erschrecken stellte ich fest, dass 10<br />

% der geforderten Gesamteinnahmen<br />

noch nicht auf dem Konto erschienen<br />

waren. Das ist so viel Geld, dass man<br />

Seite 28 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Der Bote intern<br />

fast einen gesamten Versand damit<br />

hätte bezahlen können. Dieses Geld<br />

fehlte uns im Januar 20<strong>08</strong>, als wir bei<br />

der Druckerei die Zahlungsfrist auf Kredit<br />

verlängern mussten.<br />

Am Anfang dachte ich, schreib mal<br />

per Mail eine nette Erinnerung an alle.<br />

Zeit- und Arbeitsaufwand waren sehr<br />

hoch. Beim zweiten Mal war ich sehr<br />

verärgert und als sich nach dem dritten<br />

Mal sogar Leute bei mir beschwerten<br />

und mir aufgefallen war, dass mindestens<br />

die Hälfte 2006 noch nicht bezahlt<br />

hatten und meine Mahnungen weiter<br />

zum größten Teil ignorierten, war eins<br />

für mich sicher, dass ich dieses Jahr konsequenter<br />

durchgreifen werde. Als Konsequenz<br />

wird der Versand sofort eingestellt<br />

und Mahngebühren werden ab<br />

der ersten Mahnschreiben eingesetzt.<br />

Darum hier die letzte Erinnerung: zahlt<br />

eure ausstehenden Rechnungen.


Impressum<br />

Da ich gerade auf ein neues Buchhaltungssystem<br />

umsteige, habe ich viel mit<br />

Datensätzen zu tun. Ich arbeite zwei-<br />

bis dreimal wöchentlich. Neben den<br />

vielen Aufgaben, die für den <strong>Kranken</strong><br />

<strong>Boten</strong> auf mich einströmen, wie Versand,<br />

Bestellungsaufnahme, Fakturierung,<br />

Buchhaltung, Anzeigenschaltung,<br />

Einkauf von Versandmaterial und Pflege<br />

von Datensätzen, arbeite ich normalerweise<br />

beim FLT in der Organisation mit,<br />

im Finanzteam, und bis auf dieses Jahr<br />

auch beim Willow und Freakstock. Auf<br />

Treffen, in Telefonaten, bei Besuchen<br />

von Freakgruppen und im normalen JFI-<br />

Alltag bin ich eingebunden.<br />

Auch wenn die Arbeit nach wenig<br />

aussieht, ist sie weit umfassend. Alleine<br />

für die Bearbeitung der Mails brauche<br />

ich bis zu 2 Stunden pro Woche, weshalb<br />

schon der Mahnlauf letztes Jahr<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Jesus Freaks International e. V. – Bereich Medien<br />

Redaktionsleitung: Bettina Kammer (V.i.S.d.P.)<br />

Tel. (030)45025203, [dkb_lektorin@gmx.de]<br />

Redaktion: Marcus B., Frank Hartkopf,<br />

Julia Pfläging, Anja Reumschüssel,<br />

Norbert Roth, Ronny Schellenberg<br />

Layout: Andi Gerlach, Andreas und Bettina<br />

Kammer, Muck<br />

Bildnachweis: Photocase: S. 2 (kallejip), 17<br />

(S. Schmidt), 23 (J. Rotter), 27 (Jenzig71), 28 (frau.lueders),<br />

30 (franzernst), 34 (SLAPY); Timm Ziegenthaler<br />

S. 5, 10, 21; Ben S. 18 + 25; restliche Bilder privat<br />

Leserbriefe und Texte an:<br />

[dkb_lektorin@gmx.de]<br />

Einsendeschluss für die nächste Ausgabe:<br />

9. Juli 20<strong>08</strong><br />

Abo- und Anzeigen-Service: Sean Brooks<br />

[sean.brooks@jesusfreaks.de], Tel. (06151)8607403<br />

Der Kranke Bote<br />

eine große Anstrengung bedeutete und<br />

eine Woche gedauert hat. Die Kosten<br />

sind so kalkuliert, dass es gerade für<br />

ein Jahr aufgeht und es außer für die<br />

Aufwandsentschädigungen der Übersetzer<br />

kein Geld für Mitarbeiter gibt.<br />

Für Verbesserung unseres Services wollen<br />

wir aber Gelder freisetzen und nicht<br />

an unwillige Zahler verschenken, denen<br />

unsere Arbeit wohl gleichgültig erscheinen<br />

mag.<br />

Doch es geht auch anders, wie die Reaktionen<br />

auf unseren letzten Spendenaufruf<br />

zeigen. Außerdem gibt es ja die<br />

vielen treuen Leser, die unseren Einsatz<br />

mit ihrer Verbindlichkeit und Zuspruch<br />

immer wieder unterstützen. Gerade<br />

denen möchte ich noch ein fettes Dank<br />

aussprechen.<br />

Sean Brooks<br />

Einzelabo: 12,00 € im Jahr (D/A)<br />

zzgl. Versandkosten.<br />

Sammelabo für Gemeinden: ab 10 St. 9,00 €,<br />

ab 20 St. 8,40 €, ab 30 St. 7,80 €. Jeweils pro<br />

Exemplar und Jahr zuzüglich Versandkosten.<br />

Abo Schweiz: 28 CHF/Jahr (ab 10 St. 14 CHF<br />

pro Exemplar) zuzüglich Versandkosten.<br />

Abo sonstiges Ausland: 12,00 €/Jahr<br />

zuzüglich Versandkosten.<br />

Bezugsbedingungen: <strong>DKB</strong> erscheint sechsmal<br />

im Jahr. Das Abo verlängert sich automatisch<br />

um ein weiteres Kalenderjahr, wenn es nicht<br />

bis zum Jahresende gekündigt wird.<br />

Vertrieb: JFI e. V., Headoffice, Otto-Röhm-Str. 81,<br />

64293 Darmstadt, Tel. (06151)8607403,<br />

[headoffice@jesusfreaks.de]<br />

Spenden: JFI e. V., Ev. Kreditgenossenschaft EG,<br />

BLZ 520 604 10, Konto 3502295, Zweck: Kranker<br />

Bote<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 29


Der Kranke Bote nachgedacht<br />

Die Qualität deutscher Markenreifen<br />

nachgedacht: Über Nebelbänke und meine Gottesbeziehung<br />

Meine letzte Autofahrt auf der A9<br />

führte durch die frühen brandenburgischen<br />

Morgenstunden. Die Wiesen<br />

und Felder zu beiden Seiten des<br />

Asphalts atmeten dem Sonnenaufgang<br />

entgegen. Das war richtiger Dampf, der<br />

da einen halben Meter über der Erde<br />

schwebte. Großstädter wie ich sehen so<br />

was ja kaum, aber ich hab mal davon<br />

gelesen. Morgennebel, Kaltlufteinbruch,<br />

so was kennt man ja noch aus dem<br />

Geografieunterricht.<br />

Seite 30 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Jedenfalls wurde diese Nebelsuppe<br />

immer dicker, die geringen Sichtweiten<br />

zwangen mich, mit krass gedrosselter<br />

Geschwindigkeit durch die Wolken zu<br />

schleichen. Umso erstaunter war ich,<br />

als ein PS-Bolide mit mehr als doppeltem<br />

Speed an mir vorbei in die nächste<br />

Nebelwand raste. Ich konnte es nicht<br />

fassen, der sah doch auch nicht mehr<br />

als ich – nämlich gar nix außer einer<br />

weißen Wand. Woher nahm der dieses<br />

Urvertrauen, dass dahinter nicht ein 40-<br />

Tonner quer auf der Fahrbahn stand?<br />

Genauso hätte sich aufgrund einer<br />

Baustelle oder einer simplen Panne<br />

ein Stau bilden können, dessen Ende<br />

bereits zum Stillstand kam.<br />

Vielleicht sollte man solche Gedanken<br />

wegwischen, den kleinsten Wahrscheinlichkeitsfaktor<br />

ermitteln, warum<br />

das ausgerechnet jetzt und hier<br />

nicht sein kann. Vielleicht erwartet<br />

man einfach frech und fröhlich, dass<br />

es schon gut gehen wird, die Reflexe<br />

stimmen und die Bremsen nicht versagen.<br />

Oder man weiß, aufgrund von<br />

Erfahrung und Routine, welche reelle<br />

Gefahr besteht. Wo zum Beispiel die<br />

Grenzen der Fahrzeugtechnik und des<br />

Fahrbahnbelags liegen. Und vielleicht<br />

verfügt man gar über ein fundiertes<br />

mathematisch-physikalisches Fachwissen,<br />

um 12-mal pro Sekunde den<br />

verfügbaren Bremsweg und notwendige<br />

Lenkbewegungen zu errechnen?<br />

– Ich nenn so was Glauben!


nachgedacht<br />

„Ach ja?“ ... Die<br />

nächsten Minuten<br />

verbrachte ich damit,<br />

ein imaginäres<br />

Glaubensgespräch<br />

mit diesem Kamikaze-Raser<br />

zu<br />

führen. Tausende<br />

Argumente wurden<br />

mir gegenüber vorgebracht,<br />

warum es<br />

absurd ist der Auferstehung<br />

und Allgegenwart<br />

eines von<br />

einer Jungfrau geborenen<br />

jüdischen<br />

Zimmermanns zu vertrauen. Weder Fotos,<br />

Tonaufnahmen noch Handabdrücke<br />

würden existieren, um seiner Existenz<br />

einigermaßen glaubhaften Ausdruck zu<br />

verleihen. Ich musste mich verteidigen<br />

gegen Vorwürfe, die all das Unsichtbare,<br />

Unerklärliche, die göttlichen Heilungen<br />

und Eingriffe in unser Leben als zu unsicher,<br />

zu riskant klassifizierten. Dieser<br />

selbstbewusste sportliche Mercedes-<br />

Rennpilot meinte dann zu mir, sein Leben<br />

auf etwas auszurichten, dass man<br />

nicht abschätzen oder einsehen kann,<br />

wäre leichtsinnig und dumm.<br />

Irgendwann konnten wir uns dann<br />

einigen: Sein Glaube an die Qualität<br />

deutscher Markenreifen, sein langjähriges<br />

Studium von Nebelbänken, seine<br />

fundierten meteorologischen Kenntnisse,<br />

das alles ähnelte zu sehr meiner<br />

Gottesbeziehung. Ich umgürtete mich<br />

also mit Wahrheit, er sich mit seinem<br />

Sicherheitsgurt, ich legte den Panzer<br />

Der Kranke Bote<br />

der Gerechtigkeit an und er schien mit<br />

dem Seitenaufprallschutz seiner Nobelkarosse<br />

ganz zufrieden zu sein. So<br />

setzten wir beide unseren Weg fort. Die<br />

Frage, die offen bleiben muss, ist, wer<br />

zuerst sein Ziel erreicht und in welchem<br />

Zustand.<br />

Thomas „Sprotte“ Günther (34), verheiratet<br />

mit Claire, ist bei den Berliner<br />

Jesus Freaks dabei. Neben Berufen wie<br />

Porzellangestalter und Werbegrafiker ist<br />

er seit 1995 ehren-<br />

und hauptamtlich bei<br />

JFI tätig. Auf Grund<br />

übernatürlicher Gaben<br />

im Bereich Personenbeförderung<br />

von Dr. Paul Strait<br />

auch „Sprotte2000“<br />

oder „Transporter“<br />

genannt.<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 31


Der Kranke Bote Gebet<br />

Die Apostel im Gefängnis<br />

Ein Auszug aus Storchs neuem Buch „Jesus – Was sonst?!“<br />

Paulus und Silas saßen im Gefängnis,<br />

das war eine schlimme Sache. Ich<br />

kenne einige Leute, die im Knast gesessen<br />

haben – alle zu Recht, sie hatten<br />

Banken überfallen, Leute verprügelt mit<br />

Drogen gedealt oder noch schlimmeres<br />

gemacht. Paulus und Silas aber saßen<br />

zu Unrecht im Knast, sie hatten nichts<br />

Böses getan. Alles, was man ihnen vorwarf<br />

war, dass sie Gottes Liebe gepredigt<br />

und den Menschen Gottes Kraft<br />

gezeigt hatten. „Im Knast weint jeder,“<br />

hat mir mal jemand gesagt. Man ist einsam<br />

und muss ums Überleben kämpfen,<br />

man wird hart – es ist eine Atmosphäre<br />

in der es schwer ist mit Gott zu sprechen<br />

und mit ihm am Start zu sein. Wie<br />

schlimm muss es erst sein, wenn man<br />

unschuldig sitzt und zusätzlich noch<br />

mit der Bitterkeit darüber zu kämpfen<br />

hat.<br />

Die Gefängnisse damals waren noch<br />

viel schlimmer als die heute in Deutschland:<br />

dunkle Löcher, kalt und feucht,<br />

mit schimmeligen Strohmatten. Das Essen,<br />

das die Häftlinge bekamen würde<br />

heute sofort auf dem Komposthaufen<br />

landen. Die Apostel wussten nicht einmal,<br />

ob sie diese Nummer überleben<br />

würden. Möglicherweise wetzte der<br />

Henker schon seine Axt um sie im Morgengrauen<br />

hin zu richten.<br />

Was tut man in einer solchen<br />

Situation?<br />

Die meisten Menschen die ich kenne<br />

(und möglicherweise auch ich selbst)<br />

würden in einer solchen Situation die<br />

Seite 32 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Krise kriegen – und nicht zu knapp!<br />

„Gott, wir haben Dein Werk getan.<br />

Wir haben gepredigt und Wunder getan,<br />

und jetzt das! Wo bist Du Gott?!“<br />

Meistens reicht weniger um uns aus<br />

der Bahn zu werfen: ein kaputtes Auto,<br />

Beziehungsstress, schlechte Noten und<br />

wir zweifeln an Gott.<br />

Paulus und Silas waren anders drauf.<br />

Sie kannten Gott und die Menschen, sie<br />

waren darauf vorbereitet, dass ihr Weg<br />

manchmal ganz schön hart sein würde.<br />

Deshalb konnte sie auch der Knast<br />

nicht aus der Bahn werfen. Statt in<br />

Selbstmitleid zu versinken haben sofort<br />

eine Anbetungssession gestartet. Sie<br />

verzweifelten nicht sondern „priesen<br />

Gott mit lauter Stimme“. Ich bin sicher,<br />

dass es sich in dem Gefängnis anfühlte<br />

als hätte jemand das Licht angemacht<br />

– die ganze Atmosphäre veränderte sich<br />

als die beiden anfingen zu singen.<br />

Dann kam das Erdbeben. Es war kein<br />

normales Erdbeben, denn es wackelten<br />

nicht nur die Wände sondern die Fesseln<br />

fielen von allen Gefangenen ab.<br />

Das ist mehr als ein geschichtlicher<br />

Bericht aus dem Leben der ersten<br />

Christen. Es zeigt eine Wahrheit, die<br />

jeder von uns anwenden kann: Freiheit<br />

kommt durch Anbetung. Es wäre nichts<br />

passiert wenn die Apostel rumgejammert<br />

hätten, aber es ist alles passiert<br />

als sie sich sagten: „egal in welcher<br />

Scheiße wir stecken, Gott ist größer!“<br />

Ich habe das selbst wieder und wieder<br />

erlebt, es ändert sich alles, wenn ich


Gebet<br />

Gott in schlechten Zeiten anbete, ihm<br />

einfach sage, wie gut er ist und mich<br />

selber daran erinnere, was ich schon mit<br />

Jesus erlebt habe. Das hat mich schon<br />

aus vielen Depressionen und anderer<br />

Scheiße rausgeholt. Es gibt kaum was<br />

Schlimmeres, als sich nur um sich selbst<br />

IN PHILIPPI GING ES DEN<br />

APOSTELN SCHLECHT:<br />

PAULUS UND SILAS<br />

WURDEN VERHAFTET...<br />

* APOSTELGESCHICHTE 16,19-34 ...MIT RUTEN GE-<br />

SCHLAGEN...<br />

Der Kranke Bote<br />

zu drehen, wenn es einem schlecht geht.<br />

Egal, was anliegt, Gott ist größer und es<br />

tut so gut, mit ihm zusammen zu sein.<br />

Storch<br />

aus: Klappstein, Thomas & Storch (Hg.):<br />

„Jesus – Was sonst?!“ Aussaat-Verlag<br />

20<strong>08</strong>. / Comic von Christoph Witt<br />

...UND INS GEFÄNGNIS<br />

GEWORFEN.<br />

GROSSER GOTT WIR LO-HO-BEN DICH<br />

SIE KAMEN INS TIEFSTE GEFÄNGNIS... ...UND BETETEN GOTT AN!<br />

AUF EINMAL ERSCHÜTTER-<br />

TE EIN ERDBEBEN DEN<br />

KNAST.<br />

DIE KETTEN FIELEN AB<br />

UND DER AUFSEHER<br />

WOLLTE SICH TÖTEN<br />

IN LETZTER SEKUNDE<br />

RIEF PAULUS: "TU ES<br />

NICHT, WIR SIND HIER!"<br />

DURCH DIESES WUNDER<br />

BEKEHRTE SICH DER<br />

AUFSEHER.<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 33


Der Kranke Bote Elternschaft<br />

Jesus, der Weg zum Vater<br />

Elternschaft Teil 1: Eine biblische Betrachtung<br />

Betrachtet man das Gleichnis Jesu<br />

vom Vater und den beiden Söhnen<br />

(Lk 15,11-32) nur vordergründig, kann<br />

man leicht den Eindruck gewinnen, es<br />

ginge hier hauptsächlich um die Söhne.<br />

Je länger man sich jedoch mit dem<br />

Gleichnis beschäftigt, desto deutlicher<br />

kann man erkennen, dass es hier nicht<br />

so sehr um die Söhne, sondern um den<br />

Vater und die Qualität seiner Vaterschaft<br />

geht.<br />

Göttliche Vaterschaft<br />

hat höchste Qualität<br />

Ebenso ist es bei Jesus. Je mehr man<br />

sich mit seiner Person auseinandersetzt,<br />

umso mehr erkennt man die Qualität<br />

der Vaterschaft Gottes. Die von Jesus<br />

gelebte Sohnschaft beinhaltet immer<br />

die Absicht, uns den Vater zu zeigen<br />

(Joh 12,45, 14,7). Das wird auch deutlich,<br />

wenn Jesus sagt: „Ich bin der Weg und<br />

die Wahrheit und das Leben. Niemand<br />

kommt zum Vater als nur durch mich.“<br />

(Joh 14,6) Häufig wird die theologische<br />

Gewichtung dieser Aussage nicht völlig<br />

erkannt und der zweite Satz dieses Bibelverses<br />

nicht genügend beachtet: Das<br />

Ziel deines und meines Lebens ist der<br />

Vater! Und Jesus, der Sohn, hat es sich<br />

zur Aufgabe gemacht, dafür zu sorgen,<br />

dass unser Leben beim Vater ankommt.<br />

Doch wir hängen oft schon auf halber<br />

Strecke fest, weil wir glauben, der Weg<br />

sei bereits das Ziel.<br />

Seite 34 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Bei Jesus geht es immer um den Vater.<br />

Er sagt über sich selbst: „Ich bin in dem<br />

Namen meines Vaters gekommen.“ (Joh<br />

5,43) Jesus ist nicht Mensch geworden<br />

um seinen eigenen Willen umzusetzen,<br />

sondern den des Vaters (Joh 6,38). Deshalb<br />

tut er auch nur, was er den Vater<br />

tun sieht (Joh 5,19) und sagt nur das,<br />

was er den Vater sagen hört (Joh 5,30;<br />

8.28). Wenn wir Jesus also wirklich<br />

ernst nehmen, werden wir alles dransetzen,<br />

um in ihm die Qualität unseres<br />

himmlischen Vaters zu entdecken.<br />

Göttliche Vaterschaft<br />

ist absolut vertrauenswürdig<br />

Das gesamte irdische Leben Jesu<br />

rückt den Vater in den Fokus unserer<br />

Aufmerksamkeit. Wenn er sagt: „Wer<br />

mich gesehen hat, hat auch den Vater


Elternschaft<br />

gesehen“ (Joh 14,9), dann lässt vor<br />

allem das grenzenlose Vertrauen, das er<br />

in den Vater setzt, die Qualität himmlischer<br />

Vaterschaft sichtbar werden. Am<br />

deutlichsten erkenne ich das Vertrauen<br />

Jesu in die Qualität des himmlischen<br />

Vaters, wenn ich mir die Szene im Garten<br />

Gethsemane vor Augen führe, wo er<br />

einem derart geistlichen Druck ausgesetzt<br />

ist, dass sein Schweiß wie große<br />

Blutstropfen auf die Erde fällt und ein<br />

Engel kommen muss, um ihn zu trösten<br />

(Lk 22,43.44). „Vater, wenn du willst,<br />

nimm diesen Kelch von mir weg – doch<br />

nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“<br />

(Lk 22,42), betet Jesus in dieser<br />

schweren Situation und zeigt dadurch<br />

absolutes Vertrauen, dass der Wille des<br />

Vaters gut ist.<br />

Göttliche Vaterschaft<br />

vermittelt eine „Ich-bin“-Identität<br />

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und<br />

das Leben; nur durch mich kommst du<br />

zum Vater!“, sagt Jesus. Gerade diese<br />

„Ich bin“-Worte zeigen Jesu Selbstverständnis<br />

über seine Sohnes-Identität.<br />

Gott offenbarte sich Mose am Berg<br />

Horeb mit den Worten: „Ich bin … das<br />

ist mein Name in Ewigkeit und meine<br />

Benennung von Generation zu Generation.“<br />

(2Mo 3,15) Jesus nennt sich<br />

ebenfalls häufig mit dem Namen „Ich<br />

bin“ und zeigt damit, wie sehr er sich<br />

mit dem himmlischen Vater identifiziert.<br />

Solche Aussagen sorgten damals<br />

bei jüdischen Theologen für enormen<br />

Zündstoff, denn der Gottesname war<br />

ihnen so heilig, dass er nie ausgespro-<br />

Der Kranke Bote<br />

chen wurde. Doch der Apostel Paulus,<br />

obwohl selbst jüdischer Theologe, zeigt<br />

uns, wie sehr auch er seine Identität<br />

in seiner Gotteskindschaft findet. Er<br />

nimmt ebenfalls den Namen „Ich bin“<br />

für sich in Anspruch, indem er über sich<br />

selbst sagt: „Ich bin, was ich bin, durch<br />

Gottes Gnade.“ (1Kor 15,10) Paulus<br />

ermutigt uns, seinem Vorbild zu folgen<br />

und fordert uns auf: „Seid meine Nachahmer,<br />

wie auch ich Christi Nachahmer<br />

bin! (1Kor 11,1) Seid nun Nachahmer<br />

Gottes als geliebte Kinder!“ (Eph 5,1)<br />

Göttliche Vaterliebe stellt für uns<br />

etwas enorm Wichtiges dar. Die Erkenntnis<br />

des himmlischen Vaters ist unverzichtbar<br />

für unsere innere Heilung<br />

und die gesunde Entfaltung unserer<br />

Persönlichkeit. Darum ist es zutiefst das<br />

Anliegen Jesu, uns diese Erkenntnis zu<br />

vermitteln. Jesus macht uns deutlich,<br />

dass sein Vater auch unser Vater ist (Joh<br />

20,17), und dass der Vater uns genau<br />

so liebt wie ihn (Joh 17,23). Weil das<br />

so ist können alle, die in einer Liebesbeziehung<br />

zu Jesus stehen, ihre wahre<br />

Identität in der Gotteskindschaft finden<br />

und zusammen mit dem Apostel Paulus<br />

sagen: „Ich bin, was ich bin, durch Gottes<br />

Gnade!“<br />

Peter Wössner (58) gehört zum Leitungsteam<br />

von Father’s House e. V. in<br />

Frankfurt. Er weiß sich zu<br />

geistlicher Elternschaft berufen,<br />

hat eine große Liebe für<br />

junge Menschen und eine<br />

brennende Leidenschaft für<br />

Versöhnung zwischen den<br />

Generationen.<br />

www.Fathershouse-Ministries.de<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 35


Der Kranke Bote Gemeindeporträt<br />

A.lle C.hristen A.m B.eten<br />

„Celle, die Gemeinde mit dem Kultfaktor“<br />

Seit dem letzten Bericht über uns sind<br />

ja nun schon ein paar Jahre vergangen.<br />

Vieles hat sich verändert, manches<br />

ist nun mal nicht zu ändern und mit Jesus<br />

gehts trotzdem immer weiter …<br />

Seitdem wir vor ca. vier Jahren in die<br />

Biermannstraße gezogen sind, wurde<br />

nicht nur am Haus, sondern auch an der<br />

Gemeinde kräftig gebaut. „Baustelle“<br />

– ein Projekt, dass nie vollendet wird,<br />

damit kann man uns gut vergleichen.<br />

Jedes Mal, wenn man unsere Gemeinde<br />

besucht, sieht man andere Gesichter<br />

und veränderte Räume – unsere<br />

Gemeinde ist eben ständig im Wechsel.<br />

Das Klischee der „Punkrock Gemeinde“,<br />

mit Christcore und mehr Hunde-<br />

Seite 36 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

haaren als Staubsaugerbeuteln wurde<br />

in großen Teilen abgerissen. Aber so<br />

wie neue Wohnungen in unserm Haus<br />

entstanden und entstehen, sind die tragenden<br />

Wände stehen geblieben und<br />

mit Neuem gefüllt worden.<br />

Seit einiger Zeit können wir die Früchte<br />

jahrelangen Gebets und der Arbeit<br />

jener Menschen, die diese Stadt und<br />

unsere Gemeinde mit Jesus geprägt haben,<br />

sehen.<br />

Wir sind nicht mehr die „Jesus-Spinner“<br />

oder die „Homo-Hasser“, sondern<br />

zentraler Teil der Alternativen-, Punk-<br />

und Politszene vor Ort. Menschen unserer<br />

Gemeinde prägen das Bild, den<br />

Umgang und die Werte der Jugendkultur<br />

unserer Stadt. Egal, ob bei den<br />

Punkern am Schlossberg oder im selbst<br />

verwalteten linken Zentrum „Buntes<br />

Haus“, im Einsatz für schwangere<br />

Teenagermütter oder in der Arbeit mit<br />

jugendlichen MigrantInnen.<br />

Bei all den Fortschritten und Veränderungen<br />

ist es wichtig, die Identität unserer<br />

Gemeinde ständig neu zu finden<br />

und zu definieren.<br />

Manchmal ist das schwierig, weil<br />

wir ne „Durchlauferhitzer“-Gemeinde<br />

sind. Wer nicht grad arbeitslos ist – was<br />

viele von uns für erstrebenswert halten<br />

– hat wenig Perspektive in dieser Stadt.<br />

So kommen immer neue Leute zu uns,<br />

bleiben hängen, lassen sich von Jesus<br />

und seiner Gemeinde aufbauen, inspirieren<br />

und dann – schwupp –, gehen sie


Gemeindeporträt<br />

hinaus in die große, weite Welt, bauen<br />

Gemeinden und prägen ihr Umfeld.<br />

Wir haben schon lange erkannt, dass<br />

unsere Gemeinde nicht durch Gabenschwerpunkte,<br />

Struktur oder Aktivitäten<br />

funktioniert, sondern alles von der Gemeinschaft<br />

und den Beziehungen untereinander<br />

abhängt.<br />

Das klingt jetzt natürlich sehr nett, ist<br />

aber in Wirklichkeit totaler Stress. Denn<br />

so wie jedeR einzelne von uns durch Jesus<br />

immer wieder verändert wird, verändern<br />

sich auch unsere Beziehungen<br />

zueinander und müssen ständig erneuert<br />

werden.<br />

Oft genug scheißen wir uns an, werfen<br />

mit Dreck, hassen uns. Aber Jesus<br />

hat – auch wenn man manchmal den<br />

Name und Ort: Jesus Freaks Celle<br />

Homepage: www.jesusfreakscelle.de.tl<br />

Gottesdienstbesucher: 5-35<br />

Gründung: 1996<br />

Arbeitsbereiche: punktuell<br />

Hunde: 2<br />

Kinder: 2<br />

Ehepaare: 3<br />

Lobpreisbands: diverse LobpreiserInnen<br />

Frauenquote in der Leitung: variiert<br />

Kleingruppen: variiert<br />

Besonderheiten: Messies, kaum noch<br />

Arbeitslose, Autozerschrotter und<br />

Sich-Fahrräder-klauen-LasserInnen,<br />

Zerlaberer, Polit-Atzen, Punks & Skins<br />

Der Kranke Bote<br />

Glauben daran verliert – uns alle absichtlich<br />

zusammen geführt.<br />

Er ist es, der immer wieder Annäherungen<br />

schafft, der uns nie aufgibt, der<br />

uns zu Gesprächen und Vergebung<br />

bringt. Wir brauchen die Nähe zu Ihm<br />

und können auch nicht ohne einander.<br />

Es ist eine Zeit der Hoffnung.<br />

Bald wird hier geheiratet, das Treppenhaus<br />

ist neu gestrichen, junge Leute<br />

finden immer mehr ihren Platz bei den<br />

alten Hasen, Menschen, die lange weg<br />

waren, finden wieder zu uns und wir zu<br />

ihnen.<br />

Es ist Sommer. Grill an. Vegi-Würstchen<br />

brutzeln neben Steaks.<br />

Jesus ist da und Er hat den geilsten<br />

und besten Plan for ever.<br />

Jesus Freaks Celle<br />

Gemeindesteckbrief zum Ausschneiden als Sammelspiel<br />

3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 37


Der Kranke Bote<br />

Seite 38 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Lieber Dr. K. Bote,<br />

im Rahmen der Fastenzeit<br />

habe ich mir sehr viele Gedanken<br />

über Ernährung<br />

gemacht. Jesus ging ja<br />

in die Wüste und hat da<br />

auch 40 Tage nichts gegessen.<br />

Wenn ich das richtig<br />

verstanden habe, hat er sich nur vom<br />

Wort Gottes ernährt.<br />

Hättest Du Vorschläge für mich, wie<br />

ich meine Essgewohnheiten umstellen<br />

könnte, um ebenfalls nur von der Bibel<br />

zu leben? Gibt es Empfehlungen für<br />

Hauptmahlzeiten oder Desserts und<br />

hast Du Ideen für ein Essen mit Freunden<br />

oder ein Candle-Light-Dinner?<br />

In der Hoffnung auf leckere Rezepte,<br />

Dein Raphael F. aus A.<br />

Lieber Raphael,<br />

Jesus hat in der Tat 40 Tage gefastet<br />

und widerstand danach den Versuchungen<br />

des Teufels (Matthäus 4). Sicher<br />

hat er in dieser Zeit gewissermaßen<br />

vom Wort Gottes gelebt. Jedoch hatte<br />

diese Fastenzeit eine tiefe Bedeutung<br />

und war vom Heiligen Geist geführt.<br />

Daher rate ich Dir bei aller Bibeltreue<br />

dringend von einer reinen Wort-Diät ab.<br />

Schließlich lehnte Jesus das Brot nicht<br />

komplett ab (Lukas 4,4).<br />

Dennoch sind ein paar Menüvorschläge<br />

nicht zu verachten:<br />

Zum Frühstück könntest Du Dir einmal<br />

die Schöpfungsgeschichte zu Gemüte<br />

führen (1. Mose 1). Denn jeder Tag ist<br />

neu von Gott geschaffen und auch Du<br />

warst schon damals, als Gott Wasser<br />

und Erde trennte, geplant. Wenn das<br />

mal kein guter Tagesbeginn ist, sich das<br />

bewusst zu machen!<br />

Mittag und Abendbrot sollten möglichst<br />

abwechslungsreich sein. Daher<br />

rate ich Dir, diese Zeiten für Bibelstellen<br />

zu nutzen, die Dich schon lange<br />

interessiert haben oder die Dir wichtig<br />

erscheinen.<br />

Als Nachtisch oder Zwischenmahlzeit<br />

empfehle ich die Psalmen, die sich in<br />

kleinen Happen einnehmen lassen und<br />

einfach zu verdauen sind. Meist enden<br />

sie mit einem Hoffnungsschimmer und<br />

einem Lob an Gott (z.B. Psalm 121 oder<br />

103).<br />

Für ein Menü mit Freunden sind vor<br />

allem kontroverse Bibelstellen empfehlenswert,<br />

über die Ihr nach einem<br />

organischen Mahl (Brot …) diskutieren<br />

könnt. Zum Beispiel über die Rolle<br />

der Frau in der Gemeinde (1. Korinther<br />

14,34) oder über die Kindstaufe. Dafür<br />

sollte eure Freundschaft allerdings gefestigt<br />

genug sein, um theologischen<br />

Uneinigkeiten stand zu halten.<br />

Für die romantische Zweisamkeit bietet<br />

sich natürlich das „Hohelied der Liebe“<br />

an. Achte aber darauf, dass Deine<br />

Liebste die Metaphern des verliebten<br />

Dichters nicht missversteht.<br />

Schwer verdaulich ist die Bibel<br />

manchmal, aber immer sehr nahrhaft.<br />

Ich hoffe, ich konnte Dir weiterhelfen<br />

und wünsche Dir einen guten Appetit!<br />

Dein K. Bote<br />

Dr. K. Bote<br />

[dr.k.bote@gmx.de]


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Der Kranke Bote<br />

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3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 39


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