DKB_6_08_Vollversion - Kranken Boten - Jesus Freaks Deutschland
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Nr.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
AUF<br />
DER<br />
STRASSE<br />
Kaffee, Brötchen<br />
und Gebete<br />
Wie <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
Gottes Liebe auf die<br />
Straße bringen<br />
Freiheit für alle<br />
Diskussionen über<br />
die neue Struktur<br />
der <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-<br />
Bewegung<br />
in <strong>Deutschland</strong><br />
Dezember /<br />
Januar 09<br />
Kein Kinderspiel<br />
Wie ein Freak den<br />
ersten christlichen<br />
Kindergarten<br />
in Belgien gründete
Editorial<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser,<br />
Schon die Umstände<br />
seiner Geburt deuteten auf ein<br />
Leben im Prekariat hin. Zu<br />
Weihnachten denken wir wieder<br />
dran, dass <strong>Jesus</strong> in einem<br />
Stall zur Welt kam, weil nichts<br />
Besseres frei war. Und als er<br />
später mit seinen Jungs durchs<br />
heutige Westjordanland tourte,<br />
meist im Freien übernachtete,<br />
hatte das auch nicht viel<br />
Romantisches. Einmal beklagt<br />
<strong>Jesus</strong>, dass der Menschensohn<br />
nichts habe, worauf er nachts<br />
sein Haupt betten kann. Gott<br />
weiß also bescheid, das Leben<br />
auf der Straße ist hart.<br />
Aber es gibt auch keinen<br />
besseren Ort, an dem die Liebe<br />
Gottes zu allen Menschen<br />
öff entlich gemacht werden<br />
könnte. Das wussten auch die<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> der ersten Gene-<br />
ration, als sie frei nach dem<br />
Motto „reclaim the streets“ mit<br />
gestellten Erschießungen und<br />
Kreuzigungen auf dem Kiez<br />
dem Evangelium Aufmerksamkeit<br />
verschaff ten. Es war<br />
mal die Besonderheit der <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong>: Christen, die die Sprache<br />
der Straße verstehen und<br />
sprechen. Aber sind wir das<br />
auch heute noch, kulturell relevant,<br />
präsent, auf der Straße?<br />
Jetzt, da nach einer langen<br />
und komplizierten Phase der<br />
Identitätsfi ndung die neue<br />
Struktur unserer Bewegung<br />
nach und nach sichtbar wird<br />
(Seite 8), juckt es vielen <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> wieder in den Füßen,<br />
brennen immer mehr darauf,<br />
unseren Auftrag zu erfüllen.<br />
Sie haben große Träume: <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> in China und auf den<br />
ostfriesischen Inseln (Seite<br />
26). Sie wollen wieder rausgehen:<br />
Entweder direkt auf die<br />
Straße zu Obdachlosen und<br />
Drogenabhängigen oder zu den<br />
Knackis im Gefängnis oder zu<br />
Leuten, denen es nicht gut geht<br />
(ab Seite 12). Andere sehen sich<br />
eher kulturell „in the streets“<br />
und spielen als Konzertveranstalter<br />
eine wichtige Rolle in<br />
der lokalen Musikszene. Anja<br />
und Reno wiederum zog es<br />
ganz wörtlich auf die Straße,<br />
als Pilger auf den Jakobsweg<br />
haben sie erstaunlich wenige<br />
Christen und erstaunlich viele<br />
Freizeitsportler mit leichtem<br />
spirituellem Appetit getroff en.<br />
Norbert hat sich Gedanken gemacht,<br />
wie man mit ihnen ins<br />
Gespräch über Gott kommen<br />
kann, ohne christliches Fachvokabular<br />
zu bemühen (Seite<br />
22). So, den Rest verrate ich<br />
euch nicht, einfach den <strong>Boten</strong><br />
durchblättern, lesen, freuen!<br />
Frank für die <strong>DKB</strong>-Redaktion
Inhalt<br />
6 Meldungen<br />
7 nachgedacht >>> Über Religion auf der Straße<br />
8 JFD >>> <strong>Deutschland</strong>treffen in Wabern<br />
10 Vision >>> Mirko tanzt auf dem Wasser<br />
12 Schwerpunkt >>> Auf der Straße<br />
19 <strong>Freaks</strong> vor Ort >>> Weihnachten in Eppingen<br />
20 Schöne Seiten >>> Collage<br />
22 Ratgeber >>> Theologie für Nichtchristen<br />
24 <strong>Freaks</strong> weltweit >>> Christliche Kita in Belgien<br />
26 Mein Traum >>> Von Borkum bis China<br />
28 Meinung >>> Kosmologie und Religiösität<br />
30 Fred >>> Der Kühlschrank<br />
32 Strukturelement >>> Dreamteam<br />
33 Gebet >>> Gott braucht Erntehelfer<br />
34 Elternschaft >>> Leitungsprinzipien<br />
36 <strong>Freaks</strong> vor Ort >>> Rhein-Ruhr-Region / Schweiz<br />
38 Gemeindeporträt >>> Erlangen<br />
39 Impressum
Meldungen<br />
Wir sind drin<br />
Das Webportal der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
International ist online: http://<br />
jesusfreaks.com Es soll allen<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> die Möglichkeit<br />
zum Kontakt und zur Organisation<br />
auch über <strong>Deutschland</strong><br />
hinaus geben. Man kann dort<br />
Gruppen und Pools gründen,<br />
in denen sich <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> zu<br />
einem Th ema zusammenfi nden.<br />
Außerdem können Predigten<br />
verlinkt, Infos über die <strong>Freaks</strong><br />
in einem Wiki gesammelt und<br />
Links eingetragen werden. Zur<br />
Kommunikation stehen Foren,<br />
Kontaktformulare und ein<br />
Chat zur Verfügung. Im <strong>Jesus</strong><br />
Freak Planet werden aktuelle<br />
Einträge aus Blogs der Bewegung<br />
verlinkt. Es gibt noch<br />
mehr Ideen wie z. B. mp3-Verlinkungen<br />
von Freakbands,<br />
einen Kunstbereich, Terminübersichten<br />
usw. Doch dafür<br />
soll zunächst die Entwicklung<br />
der Seite abgewartet werden.<br />
Wer sich als Manager für Foren,<br />
Wiki, Gruppen, den Planet usw.<br />
beteiligen, Vorschläge einbringen,<br />
einen Pool gründen oder<br />
seine Predigten verlinken will,<br />
melde sich bitte bei: Corcken<br />
[webmaster@jesusfreaks.com]<br />
<strong>Freaks</strong>tock<br />
im Plus<br />
Dank vieler Spenden und<br />
einer Steuerrückzahlung ist<br />
das <strong>Freaks</strong>tock-Konto wieder<br />
ausgeglichen. Wie Henrik<br />
Begemann auf dem JFD-Treffen<br />
erklärte, könne das Festival<br />
sogar mit einer Grundausstattung<br />
von 10.000 € in die<br />
nächste Runde gehen. Dieses<br />
Geld ist nötig, um im Vorfeld<br />
nötige Anschaff ungen und die<br />
Organisation zu fi nanzieren.<br />
Begemann dankte allen Spendern<br />
und Spendensammlern:<br />
Die <strong>Freaks</strong>tock-Ordner hatten<br />
spontan am letzten <strong>Freaks</strong>tock-<br />
Tag alle abreisenden Autos<br />
freundlich angehalten und<br />
ein Feedback zum <strong>Freaks</strong>tock<br />
sowie eine Spende zu geben.<br />
Auf diese Weise kamen allein<br />
fast 2000 Euro zusammen.<br />
4 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
<strong>Freaks</strong>tock<br />
hilft Afrika<br />
Bei der Kollekte vom Sonntags-Hauptseminar<br />
auf dem<br />
<strong>Freaks</strong>tock sind rund 7300 €<br />
gespendet worden, wie Henrik<br />
Begemann auf dem JFD-<br />
Treff en mitteilte. Der Betrag<br />
wurde an Claudia Bernhardt in<br />
Mosambik (siehe <strong>DKB</strong> 5/2007)<br />
überwiesen, die damit bereits<br />
erste Hilfs-Aktionen starten<br />
konnte. So hat sie im Oktober<br />
bereits zweimal einen LKW mit<br />
dringend benötigten Lebensmitteln<br />
von Mosambik nach<br />
Simbabwe gebracht, um sie<br />
dort hauptsächlich an Waisenhäuser<br />
zu verteilen. Claudia<br />
freut sich über jede Unterstützung<br />
und jedes Gebet! Kontakt<br />
bzw. Newsletterabo per<br />
Mail: [claudi_in_the_nations<br />
@yahoo.de]<br />
Erst zahlen,<br />
dann lesen<br />
Da viele Abonnenten ihr Abo<br />
nicht bezahlt haben, fehlen<br />
dem <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong> mittlerweile<br />
fast 2000 €! Deshalb<br />
sehen wir uns gezwungen, den<br />
<strong>Boten</strong> ab sofort nur noch per<br />
Vorkasse zu liefern. Was heißt<br />
das für dich? Bitte überweise<br />
den vollen Abobetrag, zum<br />
Beispiel 17,10 € für ein Einzelabo<br />
oder 98,40 € für ein<br />
10er-Abo, bis zum 10.01.09<br />
auf folgendes Konto: JFI e. V.,<br />
Ev. Kreditgenossenschaft EG,<br />
BLZ 52060410, Kto: 3502295,<br />
Zweck: Der Kranke Bote,<br />
[vollständiger Name]<br />
Liebe<br />
säumige<br />
Abonnenten<br />
Wenn ihr nicht zahlt, gefährdet<br />
ihr die Existenz des <strong>Kranken</strong><br />
<strong>Boten</strong> und schadet damit der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Bewegung sehr!<br />
Wir werden in der nächsten<br />
Ausgabe die Namen aller säumigen<br />
Abonnenten abdrucken.<br />
Das könnte peinlich werden!<br />
Neue<br />
Adresse<br />
melden<br />
Es ist leider nicht selbstverständlich:<br />
Wenn du umgezogen<br />
bist, beachte bitte, dass der<br />
Kranke Bote NICHT automatisch<br />
an deine neue Adresse<br />
gesendet wird. Außerdem<br />
vereinfacht es die Postzustellung<br />
ungemein, wenn der<br />
Name des Abonnenten mit der<br />
Beschriftung des Briefkastens<br />
übereinstimmt. Adress- und<br />
Namensänderungen kannst<br />
du hier bekannt geben:<br />
[dkb-abo@jesusfreaks.de]<br />
Liebe,<br />
Sex und<br />
Zärtlichkeiten<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
(1/2009) geht es um das<br />
Th ema „Liebe, Sex und Zärtlichkeiten“.<br />
Wer Interesse<br />
hat mitzuarbeiten, melde<br />
sich bitte bis zum 17.12.<strong>08</strong><br />
bei: [dkb_lektorin@gmx.de]<br />
Einsendeschluss für alle Texte,<br />
Bilder usw. ist der 10.1.09<br />
Schöne<br />
Seiten<br />
Die Collage stammt von Mireille<br />
Jüttner (24). Sie lebt und<br />
arbeitet freischaff end als Grafi k-<br />
Designerin in Leipzig, sie hat<br />
ein (halbes) Kommunikationsdesignstudium<br />
in der Tasche<br />
und betreibt mit „frau herz.“<br />
ein eigenes kleines Label, wo<br />
Taschen, Buttons<br />
und andere<br />
Liebhaberstücke<br />
in Handarbeit<br />
entstehen. Bei<br />
den <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
ist sie seit 2002<br />
und immer mit<br />
viel Liebe und<br />
Herz bei der Arbeit.<br />
Mehr unter:www.myspace.com/kopfgeraeusche<br />
oder<br />
http://herzherzherz.tumblr.com
Convoy 1998. Hamburg.<br />
Es ist 21.00<br />
Uhr. Reeperbahn.<br />
Ich stehe auf einer Bierkiste.<br />
Monoton zitiere ich Johannes<br />
3,16. Zehn Meter rechts und<br />
links von mir stehen andere<br />
und tun das Gleiche. Ich blicke<br />
auf den Türsteher des gegenüberliegenden<br />
Nachtclubs.<br />
Mengen von Menschen drängen<br />
sich zwischen ihm und mir<br />
hindurch. Kaum jemand bleibt<br />
stehen oder sieht mich auch<br />
nur an. Ich bin mir nicht sicher,<br />
ob sie meine Worte im Gemurmel<br />
und Getose der Nacht<br />
überhaupt verstehen können.<br />
Der Türsteher war nicht begeistert,<br />
als ich meine Bierkiste<br />
direkt vor seinem Laden aufgebaut<br />
habe. Hatte Angst, dass<br />
das schlecht ist für‘s Geschäft ...<br />
Aber auch wenn es ihm nicht<br />
passt, ich darf das. Der Gehsteig<br />
ist öff entlicher Raum.<br />
Solche Aktionen gehörten<br />
während des Convoys zum festen<br />
Programm. Wir zogen mit<br />
bunten Paraden in die Gastgeberstädte<br />
ein, bemalten die<br />
Fußgängerzonen mit Bibelsprüchen,<br />
verteilten verkleidet Flyer<br />
oder veranstalteten Gottesdienste<br />
auf öff entlichen Plätzen.<br />
Die Straße war unser Zuhause.<br />
Die meisten Menschen,<br />
auf die wir trafen, hatten<br />
Schwierigkeiten mit dem<br />
Spektakel. Einige ignorierten<br />
uns, andere empörten sich<br />
lauthals. Sehr wenige ließen<br />
sich animieren, unsere Veranstaltungen<br />
zu besuchen.<br />
Die Leute, die am wenigsten<br />
Probleme mit uns hatten,<br />
waren diejenigen, deren<br />
Zuhause auch die Straße war.<br />
Mit ihnen saßen wir oft auf<br />
Kirchentreppen und sprachen<br />
über Gott und die Welt.<br />
Diese Erfahrung wirkt bei mir<br />
heute noch nach. Was heißt<br />
es <strong>Jesus</strong> nachzufolgen „auf der<br />
Straße“, im öff entlichen Raum?<br />
Im Israel des ersten Jahrhunderts<br />
fand das öff entliche<br />
Leben auf der Straße statt.<br />
Alles was für alle wichtig war,<br />
wurde draußen geregelt. Die<br />
Gesellschaft war weitgehend<br />
jüdisch. Religion prägte das<br />
gesamte Leben. Wanderprediger<br />
zogen landauf, landab mit<br />
ihren Jüngergruppen durch<br />
die Städte und Dörfer. Abends<br />
wenn der Trubel auf den<br />
Straßen nachließ, stieg man<br />
aufs Dach, um gemeinsam zu<br />
essen und mit den Nachbarn<br />
die Neuigkeiten des Tages über<br />
die schmalen Häuserschluchten<br />
hinweg auszutauschen.<br />
Die Mehrheitskultur im<br />
Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts<br />
sieht völlig anders<br />
aus. Es herrscht eine strikte<br />
Trennung von öff entlichem<br />
und privatem Leben.<br />
Alles Private hat in den<br />
eigenen vier Wänden stattzufi<br />
nden, auch die Religion. Im<br />
öff entlichen Leben agieren<br />
Institutionen und Organisationen,<br />
die ihre Angelebenheiten<br />
in eigens dafür<br />
erbauten Gebäuden regeln.<br />
Die Straße ist kein Lebensraum,<br />
sondern nur der Fußweg,<br />
um möglichst schnell<br />
von A nach B zu kommen.<br />
Alles, was einem auf diesem<br />
Weg in die Quere kommt,<br />
wird als störend empfunden.<br />
Aber auch in unserer Gesellschaft<br />
gibt es Menschen,<br />
für die die Straße mehr ist:<br />
Menschen ohne festen Wohnsitz,<br />
Menschen, die keine<br />
Institution haben, die ihre<br />
Meinung vertritt, Menschen<br />
aus anderen Kulturen und<br />
Künstler, die mit ihren Mitteln<br />
den öff entlichen Raum<br />
gestalten. Manche initiieren<br />
Aktionen, um den öff entlichen<br />
Raum zurückzugewinnen<br />
nachgedacht<br />
Mut zum Subversiven<br />
nachgedacht: Über Aktionen<br />
im öffentlichen Raum<br />
(vgl. Reclaim the Street, Flashmob).<br />
Sie sind nicht bereit, das<br />
Spiel der Trennung zwischen<br />
öff entlichem und privaten<br />
Leben mitzuspielen. Ich merke<br />
innerlich, dass ich mich diesen<br />
Menschen verbunden fühle.<br />
Auch zehn Jahre nach dem<br />
Convoy bin ich überzeugt,<br />
dass wir im Sinne der Meinungsfreiheit<br />
gegen eine<br />
Trennung von öff entlichem<br />
und privaten Raum aufbegehren<br />
müssen. Auch dürfen wir<br />
es nicht zulassen, dass unsere<br />
Gesellschaft Religion zur Privatsache<br />
erklärt. Menschen, die<br />
auf der Straße leben, bleiben<br />
unsere Brüder und Schwestern,<br />
denn wir können nicht am<br />
Sonntag einen Obdachlosen<br />
anbeten und am Montag an<br />
einem vorbeigehen. An all<br />
dem hat sich nichts geändert.<br />
Allerdings stellt sich die<br />
Frage, welche Mittel in einer<br />
Welt nach dem 11. September<br />
auf dem Hintergrund<br />
der Fundamentalismusdebatte<br />
angemessen sind.<br />
Vielleicht brauchen wir heute<br />
mehr Kreativität und Mut<br />
zum Subversiven. Vielleicht<br />
brauchen wir das Vertrauen<br />
darauf, dass Botschaften gar<br />
nicht einfach sein müssen,<br />
um verstanden zu werden.<br />
Daggi Begemann (34) ist verheiratet<br />
mit Henrik und lebt in Lemgo. 1995<br />
war sie Mitbegründerin<br />
der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
in Nürnberg<br />
und fühlt sich<br />
seitdem der<br />
Bewegung zugehörig,<br />
auch<br />
wenn sie mittlerweile<br />
in<br />
der evangelischenLandeskircheangestellt<br />
ist.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
5<br />
Dezember/Januar
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
In Freiheit entscheiden<br />
Treffen der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> in Wabern<br />
Am 31. Oktober 20<strong>08</strong>,<br />
auf den Tag 491 Jahre<br />
nachdem Luthers<br />
Th esenanschlag die Reformation<br />
einleitete, trafen sich<br />
über 60 <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> aus ganz<br />
<strong>Deutschland</strong> in der Jugendherberge<br />
Falkenberg/Wabern, um<br />
über die zukünftige Struktur<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> zu beraten.<br />
Eine der wichtigsten Personen<br />
des Treff ens war der<br />
US-amerikanische Präsident<br />
Abraham Lincoln. Obwohl<br />
nur auf dem Papier anwesend,<br />
und auch das nur als sehr<br />
grob gerasterte Schwarzweißkopie,<br />
verdeutlichte gerade<br />
sein Konterfei den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern<br />
etwas über den Entwurf des<br />
Strukturteams: Auch ohne<br />
jedes Detail sehen zu können,<br />
ist durch die grobe Struktur<br />
bereits ein Bild erkennbar.<br />
Nach den Vorstellungen des<br />
Strukturteams soll die <strong>Jesus</strong>-<br />
<strong>Freaks</strong>-Bewegung auf überregionaler<br />
Ebene wie ein Netzwerk<br />
funktionieren, vergleichbar<br />
mit dem Internet: jeder, der<br />
sich an gewisse festgelegte<br />
Standards hält, kann sich<br />
einklinken. (siehe <strong>DKB</strong> 5 /<strong>08</strong>)<br />
/ <strong>Deutschland</strong>treffen<br />
und<br />
Diakonieteam /<br />
Die Leitung der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
<strong>Deutschland</strong> soll vom <strong>Deutschland</strong>treff<br />
en ausgehen, das aus<br />
Delegierten aller Strukturelemente<br />
(Arbeitsbereiche, Pools<br />
und Regionen) und Einzelpersonen<br />
bestehen soll. Auf diese<br />
Weise soll die Transparenz der<br />
Entscheidungen erhöht werden<br />
und auch Menschen ohne<br />
offi zielle „Funktion“ werden<br />
die Möglichkeit haben, überregionale<br />
und deutschlandweite<br />
Anliegen zur gemeinsamen<br />
6 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Entscheidungsfi ndung<br />
vorzubringen.<br />
Für schnelle Entscheidungen,<br />
die<br />
nicht bis zum nächsten<br />
Termin warten<br />
können sowie solche,<br />
die rechtliche Konsequenzen<br />
haben, gibt es<br />
die Idee eines Diakonieteams,<br />
das auf dem<br />
<strong>Deutschland</strong>treff en<br />
für einen bestimmten<br />
Zeitraum gewählt<br />
werden soll. Das Diakonieteam<br />
könnte deshalb auch<br />
den Vereinsvorstand bilden<br />
und soll ein Ansprechpartner<br />
im Netzwerk sein. Außerdem<br />
hat es die Aufgabe Entscheidungen<br />
für das <strong>Deutschland</strong>treff<br />
en vorzubereiten, indem<br />
es Informationen und Anträge<br />
sammelt. Die Entscheidungen<br />
selbst sollen aber weitestgehend<br />
im <strong>Deutschland</strong>treff en gefällt<br />
werden und nicht wie in Vorkonzilzeiten<br />
nach Vorgabe vom<br />
Ä-Kreis nur noch vom Gesamttreff<br />
en abgesegnet werden.<br />
Die Leitungsfrage sorgte wie<br />
auch auf vorangegangenen<br />
Treff en für Diskussionen, die<br />
sich darum drehten, ob es ein<br />
gesondertes geistliches Leitungsorgan<br />
geben soll bzw. ob<br />
das Diakonieteam das nicht<br />
bereits wäre. Auch die Machtstellung<br />
des Diakonieteams im<br />
Netzwerk wurde hinterfragt.<br />
/ Konsens<br />
und Quote /<br />
Eine weitere Neuerung ist die<br />
Einführung des Konsensverfahrens.<br />
Dabei entscheidet nicht<br />
die Mehrheit per Abstimmung,<br />
sondern jede einzelne Person<br />
hat die Möglichkeit, durch<br />
das Vorbringen von schwerwiegenden<br />
Gründen, einen<br />
Entschluss per Veto zu verhindern.<br />
Diese Methode ist zwar<br />
zeitaufwendig und kann unter<br />
Umständen weniger produktiv<br />
sein als Führungsentscheidungen<br />
von oben, aber nur<br />
die Beteiligung aller und die<br />
Chance, alle Bedenken in die<br />
Entscheidungen einfl ießen zu<br />
lassen, ermöglichen Mündigkeit,<br />
das Finden der optimalen<br />
gemeinsamen Entscheidung<br />
und dass die Bewegung als<br />
Ganze hinter den getroffenen<br />
Entscheidungen steht.<br />
Außerdem soll es auf dem<br />
<strong>Deutschland</strong>treff en eine Frauenquote<br />
geben, die das Ziel hat<br />
mehr Frauen in Leitungspositionen<br />
zu führen. Denn obwohl<br />
Frauen bei den <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
gleichberechtigt sind, was nicht<br />
selbstverständlich im christlichen<br />
Bereich ist, zeigt sich in<br />
der Praxis eine Schiefl age. So<br />
betrug die Quote in Wabern lediglich<br />
20 Frauen gegenüber 45<br />
Männern. Am Anfang der <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> Geschichte waren noch<br />
viele Frauen beteiligt, die aber<br />
nach und nach aus der Leitung<br />
gegangen sind. Dieser Entwicklung<br />
soll mit Hilfe der strategischen<br />
Maßnahme „Frauenquote“<br />
entgegengewirkt werden.<br />
/ Freiheit für alle /<br />
Generell möchte das Strukturteam<br />
und der momentane<br />
Vereinsvorstand, dass sich jeder<br />
<strong>Jesus</strong> Freak und jedes Strukturelement<br />
ermutigt fühlt, selbst
Entscheidungen zu treff en.<br />
Jeder hat die Freiheit Dinge zu<br />
tun, soweit sie mit der Charta<br />
übereinstimmen. Sollte eine<br />
Entscheidung mehrere Strukturelemente<br />
betreff en, so müssen<br />
sie die Entscheidung gemeinsam<br />
treff en. Wenn also z.B. der<br />
Pool „Skater für <strong>Jesus</strong>“ in allen<br />
Regionen einen Ansprechpartner<br />
haben möchte, müssen sich<br />
die Skater mit den einzelnen<br />
Regionen in Verbindung setzen.<br />
/ Die Zukunft des<br />
Strukturteams /<br />
Das Strukturteam ist mit seiner<br />
Arbeit noch nicht am Ende,<br />
denn die Feinheiten müssen<br />
noch ausgearbeitet werden. Allerdings<br />
hat das Team mit Hilfe<br />
verschiedener Abstimmungen<br />
Danke, dass ich auf<br />
dem <strong>Deutschland</strong>treff<br />
en sein durfte.<br />
Mich hat die gegenseitige Liebe<br />
und Wertschätzung erstaunt<br />
und begeistert. Jedem Teilnehmer<br />
wurde Raum und Gewicht<br />
gegeben, egal wer oder wie<br />
die Leute waren. Die Geduld<br />
und die Ruhe des Strukturteams<br />
war wirklich beeindruckend.<br />
Meine Hochachtung!<br />
Beim <strong>Deutschland</strong>treff en<br />
war das Bedürfnis zu spüren,<br />
die Menschen zu Eigenverantwortlichkeit<br />
und Gemeinschaftsfähigkeit<br />
zu ermutigen.<br />
Es fängt an kompliziert<br />
zu werden, wenn man den<br />
unterschiedlichen seelischen<br />
Belangen viel Platz einräumt.<br />
Bei einigen Leuten war das<br />
Herz, das hinter den Aussagen<br />
stand, geprägt von Misstrauen,<br />
Zweifeln, Kritik und Ängsten,<br />
vor allem Ängsten, die den<br />
Bereich der Unterordnung<br />
oder Leiterschaft betreff en.<br />
Es geht nicht darum, ob die<br />
Gefühle und Gedanken rich-<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
und Meinungsbilder seine<br />
Ausrichtung bestätigt bekommen.<br />
Vielen Dank an dieser<br />
Stelle für Denise, Hajo, Micha<br />
und Mirko, die bereits viel<br />
Zeit und Kraft in diese Arbeit<br />
gesteckt haben. Vergesst aber<br />
nicht, dass es noch viel zu tun<br />
gibt und nehmt vor allem die<br />
vorgetragenen Bedenken ernst.<br />
/ Die Regionen<br />
nach dem Konzil /<br />
Das Treff en bot natürlich<br />
außerhalb der Vorstellung der<br />
Struktur und der anschließenden<br />
Diskussionen eine<br />
Plattform fürs <strong>Freaks</strong>tock<br />
(siehe Meldungen S. 5) und die<br />
Regionen, die ihre Situation<br />
vorstellten. Momentan gibt<br />
es folgende Regionen: Nord,<br />
Mehr Geist wagen!<br />
tig oder falsch sind. Es sind<br />
Haltungen, die der Seele zuzuordnen<br />
sind. Die Seele an sich<br />
hat eine wunderbare Funktion,<br />
aber sie sollte nicht der Maßstab<br />
sein oder die Herrschaft<br />
über uns haben. Da die Seele<br />
meist nur um sich selbst kreist,<br />
sollten wir sie benutzen, aber<br />
nicht auf den Th ron heben.<br />
Dort sollte <strong>Jesus</strong> sitzen und<br />
sein Geist spricht in unseren<br />
Geist. Und wir dürfen sagen:<br />
„Abba, lieber Vater.“ Aus dieser<br />
Beziehung fl ießen absolutes<br />
Vertrauen, Hingabefähigkeit<br />
und liebevoller Gehorsam.<br />
Misstrauen, Kritik, Angst und<br />
Zweifel haben keinen Raum.<br />
Noch mal: Es geht nicht<br />
darum, den Verstand und die<br />
Gefühle auszuschalten, sondern<br />
sie unterzuordnen. Es ist so<br />
mühsam, sämtliche seelischen<br />
Belange in so einem Treff en<br />
mit einzubeziehen. Es ist nicht<br />
der Ort für diese seelsorgerliche<br />
Kleinarbeit. Jeder sollte<br />
überprüfen, welche Motivation<br />
hat mein Anliegen? Geht es<br />
um meinen Willen, um meine<br />
Vorstellungen? Oder wollen<br />
Nord-Ost, NRW (ehemals<br />
Rhein-Ruhr), Hessen, Südwest<br />
(ehemals Teil von Hessen),<br />
Sachsen (betreut auch Th üringen),<br />
Bayern und Wilder Süden.<br />
In einigen Regionen läuft<br />
es sehr gut, die Gemeinden<br />
wachsen und gedeihen. Andere<br />
wiederum haben im Zuge<br />
des Konzilprozesses begonnen<br />
ihre Regioarbeit zu verbessern<br />
und sind auf einem guten Weg.<br />
Doch es gibt auch Problemfälle,<br />
die auf die Unterstützung der<br />
anderen Regionen angewiesen<br />
sind, wenn sie nicht weiter<br />
alleine vor sich hin wursteln<br />
wollen. Erste Hilfsangebote<br />
wurden ausgesprochen.<br />
Frank Hartkopf<br />
Bettina Kammer<br />
So sieht es eine Teilnehmerin des D-Treffens<br />
wir gemeinsam den Willen<br />
Gottes suchen? Das setzt die<br />
Erkenntnis voraus, dass es Gott<br />
besser weiß als wir und dass wir<br />
nur in den Werken wandeln<br />
können, die ER zuvor bereitet<br />
hat. <strong>Jesus</strong> hat den Plan schon!<br />
Wenn wir die letzte Frage<br />
mit ja beantworten, müssen<br />
wir bereit sein, „uns selbst zu<br />
verleugnen“ (Markus 8,34).<br />
Das bedeutet in der Umsetzung:<br />
Alles in mir selbst<br />
schweige, was meiner neuen<br />
Natur in <strong>Jesus</strong> Christus entgegensteht.<br />
Dann ist das Miteinander<br />
noch viel einfacher und<br />
produktiver und vor allem,<br />
man spart eine Menge Zeit.<br />
Heike Krüger (50) lebt in Bischofsheim/Rhön<br />
und arbeitet in einem<br />
christlichen Tagungshaus. Ihre Liebe<br />
zu den <strong>Freaks</strong> hat sie vor zwei Jahren<br />
auf dem Rhönstock<br />
entdeckt. Seit<br />
einem Jahr gehört<br />
sie zu den JF Wollbach.<br />
Sie hat den<br />
Eindruck, dass Gott<br />
sie in die Bewegung<br />
hinein ruft.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
7<br />
Dezember/Januar
Vision<br />
Auf dem Wasser tanzen<br />
Mirko im Dialog mit sich selbst<br />
: Guten Morgen!<br />
: Jep, ein neuer<br />
Tag des Herrn. Es ist Samstagmorgen,<br />
was machst du so<br />
früh schon am Computer?<br />
Schreiben. Einen Artikel für<br />
den <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong>. Abgabe<br />
war vor 5 Tagen!<br />
Du bist echt ein Penner, da<br />
geben sich so viele Leute Mühe,<br />
damit der Bote rechtzeitig<br />
rauskommt und du schickst<br />
die Texte immer noch zu spät.<br />
Das ging vielleicht früher so,<br />
aber Zeiten ändern sich ...<br />
\ignore<br />
Über was willst du schreiben?<br />
Die <strong>Freaks</strong>, wo wir gerade<br />
stehen und wo wir hingehen.<br />
Cool, du hast die Antwort<br />
zu diesen Fragen. Warum<br />
kommst du jetzt erst damit<br />
raus? Da hätten wir uns doch<br />
das Konzil sparen können.<br />
Nicht wirklich. Ich habe leider<br />
keine Antworten, die für alle<br />
<strong>Freaks</strong> gelten und genau aus<br />
diesem Grund können wir uns<br />
das Konzil auch nicht sparen.<br />
Aber dieses ewige Gerede<br />
und Diskutieren. Wann wird<br />
denn endlich mal Butter<br />
bei die Fische gemacht?<br />
Mich könnte das auch nerven<br />
und es gab oft genug<br />
Situationen, in denen ich am<br />
liebsten aufgestanden wäre<br />
und gesagt hätte, dass das<br />
alles falsch ist und gegangen<br />
wäre ... Aber ich weiß es eben<br />
nicht „richtig“. Ich stehe<br />
einfach vor Gott, frage ihn,<br />
rede mit ihm, höre ihm zu<br />
und bleibe auf dem Weg, der<br />
noch lange nicht zu Ende ist.<br />
Das klingt ja sehr „Ich<br />
armer Held“-mässig.<br />
8 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Penner! ... Ich weiß einfach,<br />
dass ich am richtigen Platz<br />
bin, wobei ich damit nicht<br />
das Leitungsteam oder Strukturteam<br />
meine. Mein Platz<br />
ist die Bewegung: die <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> überregional gemeinsam<br />
auf dem Weg. Schon<br />
seit dem ersten Tag, an dem<br />
wir über JFI geredet hatten.<br />
Was ist <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> für dich?<br />
Du lebst ja nicht mal in einer<br />
Stadt, wo es <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
gibt. Bist du ein <strong>Jesus</strong> Freak?<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> ist mein Zuhause –<br />
eine etwas platte Antwort, aber<br />
jeder Freak weiß, was diese<br />
Antwort bedeutet, da sie nicht<br />
wirklich besser beantwortet<br />
werden kann. Zuhause ist keine<br />
Gemeinde. Zuhause sind Beziehungen.<br />
Es ist eine Art von<br />
„Miteinander-auf-dem-Wegsein“,<br />
die ich einfach nirgends<br />
anders gefunden habe und ich<br />
habe ganz ehrlich viel gesucht.<br />
Aber warum ist das Konzil<br />
noch nicht zu Ende? Was<br />
ist denn da noch off en?<br />
Super, noch jemand der die<br />
Rundmails nicht liest.<br />
Ja sorry, aber dann schreib die<br />
auch mal etwas kürzer und<br />
verständlicher. <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
ist eine Bewegung der einfachen<br />
Leute. Also schreib<br />
so, dass ich das verstehe!<br />
JESUS IST DIE ANTWORT!<br />
Ah, nun fangen wir an sarkastisch<br />
zu werden. Das<br />
machst du immer, wenn<br />
du nicht weiter weißt!<br />
Sage in einer Beziehung niemals:<br />
„Das machst du immer!“<br />
Es ist aber so: <strong>Jesus</strong> ist die<br />
Antwort. Die große Frage ist<br />
nun, was unsere Frage ist. Wir<br />
sind als <strong>Freaks</strong> so verschieden<br />
geworden, dass wir die gemeinsame<br />
Sicht aus den Augen<br />
verloren haben. Das kann man<br />
zum Beispiel daran sehen, dass<br />
viele nach der geistlichen oder<br />
apostolischen Leitung rufen.<br />
... und?<br />
„Damals“ hatten wir eine gemeinsame<br />
Vision, die übrigens<br />
immer noch da ist, aber damals<br />
haben wir sie gelebt. Jeder<br />
einzelne <strong>Jesus</strong> Freak war an der<br />
Umsetzung der Vision beteiligt.<br />
Und die Vision wurde nicht<br />
von irgendjemand vorgegeben:<br />
Es war Gottes Traum für die<br />
<strong>Freaks</strong>, die in jedem Einzelnen<br />
brannte und dadurch zu Taten<br />
geführt hatte. Jeder konnte<br />
sich einfach einklinken und<br />
Teil davon sein. Einfach machen.<br />
Erinnerst du dich noch<br />
an den Punkt „Neue Sachen<br />
ausprobieren“ aus dem Sechs-<br />
Punkte-Plan? Da ging es genau<br />
darum: neue Sachen machen,<br />
keine Angst vor Fehlermachen<br />
haben. Alles war möglich!<br />
Im Laufe der Zeit wurde es<br />
immer größer und eine Struktur<br />
wurde erschaff en, die<br />
im Nachhinein nie wirklich<br />
gepasst hat. Eines Tages wurde<br />
im Ä-Kreis dieses Fass aufgemacht<br />
und dann konnten<br />
wir es nicht mehr schließen.<br />
Okkulte Praktiken im Ä-Kreis,<br />
das erklärt so einiges ... =)<br />
Das war bildlich gesprochen.<br />
Mmhh ... ich verstehe schon!<br />
Auf jeden Fall haben wir über<br />
Jahre hinweg dann über Struktur<br />
geredet und unseren Auftrag<br />
aus den Augen verloren.<br />
Und was die Leitung beschäftigt,<br />
prägt die Bewegung.<br />
Jep, als IHR angefangen<br />
habt über Struktur zu reden,
wurde das bei uns in der Gemeinde<br />
auch Th ema und nie<br />
wirklich gelöst ... danke!<br />
IHR???? Sind wir jetzt schizophren?<br />
Du warst da auch dran<br />
beteiligt, aber darum geht es<br />
genau. Das IHR und WIR<br />
und DIE etc. Dieses Denken<br />
funktioniert nicht. Wir sind<br />
gemeinsam gestartet, <strong>Freaks</strong><br />
hatten lange vor den <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> die Vision einer „<strong>Jesus</strong><br />
Bewegung unter ausgefl ippten<br />
Leuten“. Diesen Weg können<br />
wir nur gemeinsam weitergehen.<br />
Das Fass, was wir damals<br />
geöff net haben, müssen wir<br />
nun gemeinsam austrinken, zumachen,<br />
was auch immer, wir<br />
können das nicht delegieren.<br />
Und deswegen das ganze<br />
Konzil? Ist das nicht etwas<br />
übertrieben und mit Spatzen<br />
auf Elefanten geschossen?<br />
Ja genau, deswegen das Konzil.<br />
Die Geschichte hat immer wieder<br />
gezeigt, dass jede Revolution,<br />
Neuerung etc. mit anders<br />
denkenden Leuten begonnen<br />
hat. <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
haben so begonnen!<br />
Das gemeinsame<br />
Ziel<br />
hat alle geeint<br />
und zusammen<br />
hat man Unmögliches<br />
wahr<br />
gemacht. Aber<br />
irgendwann hat<br />
die Revolution<br />
ihre eigenen<br />
Kinder gefressen,<br />
plötzlich<br />
war man nicht<br />
mehr eins. Es<br />
gab unterschiedliche<br />
Ansichten<br />
und Ziele und<br />
dann ist die<br />
Revolution<br />
– wie so oft – in<br />
einen Bürgerkrieg gekippt.<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> haben angefangen,<br />
sich gegenseitig aufzufressen.<br />
Da waren die einen<br />
plötzlich nicht geistlich genug<br />
etc. Die ersten Schüsse<br />
sind gefallen, Leute verletzt<br />
worden ... Es gab nur eine<br />
Möglichkeit, dem Ganzen zu<br />
begegnen. Wir mussten die<br />
Sache gemeinsam als Bewegung<br />
angehen: Das ist das Konzil.<br />
Aber warum dauert das so lange?<br />
Weil wir diesen Weg gemeinsam<br />
gehen müssen. Es gibt ein<br />
Sprichwort aus Afrika: If you<br />
want to go fast, go alone. If you<br />
want to go far, go together!<br />
Hast du Hoff nung, dass es<br />
gut wird? Es gehen immer<br />
noch Leute. Warum bist du<br />
noch nicht gegangen?<br />
Ich habe Hoff nung, da ich<br />
schon die ersten Früchte sehen<br />
kann, aber ich bin auch ein<br />
Optimist und träume viel. Ich<br />
habe mir in den letzten Jah-<br />
Vision<br />
ren angewöhnt, nicht nur auf<br />
Wasser im Glauben zu gehen,<br />
sondern auf dem Wasser zu<br />
tanzen, da wir als <strong>Freaks</strong> dahin<br />
gehören – auf das Wasser,<br />
keine Sicherheit außer unseren<br />
klammernden Blick auf <strong>Jesus</strong>!<br />
Warum ich noch dabei bin?<br />
Weil es der Platz ist, wo ich<br />
sein soll, weil es die Talente<br />
sind, die mir Gott anvertraut<br />
hat und ich damit wirtschaften<br />
will. Ich will nicht einfach die<br />
Sachen weglegen und warten,<br />
was andere machen. Ich<br />
bin mit verantwortlich für<br />
das, was geschehen ist und für<br />
das, was kommen wird. Auch<br />
du hast Talente bekommen,<br />
mit denen du wirtschaften<br />
musst, wenn du nur das<br />
abgibst, was du bekommen<br />
hast, ist das nicht so günstig.<br />
Hmmm ... ich muss<br />
los. Segen dir.<br />
GoD is good and he<br />
never makes a mistake!<br />
Warum schreibst du eigentlich<br />
nicht mehr „GoD is in<br />
control“? Immerhin hast du<br />
diesen Spruch doch geprägt.<br />
Weil Gott nicht die Kontrolle<br />
hat über das, was wir machen.<br />
Der Mensch ist frei zu tun, was<br />
er will. Gott hat ALLES unter<br />
Kontrolle, aber in meinem<br />
Leben spielt meine Entscheidung<br />
eine große Rolle. Somit<br />
hat der Mensch die Kontrolle,<br />
aber: GOTT IST GUT!<br />
Mirko Sander<br />
(34) ist seit<br />
1994 im JFI<br />
Leitungsteam<br />
und seit 20<strong>08</strong><br />
im Strukturteam.<br />
Er verdient sein<br />
Geld in Belfast<br />
bei CAF.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
9<br />
Dezember/Januar
Auf der Straße<br />
Wozu ist die Straße da?<br />
Soziale, diakonische und kulturelle<br />
Projekte bei <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
Am Anfang war die<br />
Straße. Die ersten,<br />
die zu den Treff en<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Anfang der<br />
90er kamen, waren Ex-Drogensüchtige,<br />
Punks, Rocker<br />
und Schlicker. Die ersten <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> verteilten auch Butterbrote<br />
an Obdachlose im<br />
Hamburger Schanzenviertel,<br />
weil sie ihnen so Gottes Liebe<br />
zeigen wollten. Gemäß ihrem<br />
Sechs-Punkte-Plan wollten sie<br />
aber auch in erweitertem Sinn<br />
auf die Straße: als kulturelle<br />
Brücke zu denen, die sich in<br />
traditionellen Gemeinden nicht<br />
wohl fühlen. Und sie wollten<br />
„raus aus dem christlichen<br />
Ghetto“ und die verlorenen<br />
Schafe da erreichen, wo sich<br />
verlorene Schafe aufhalten.<br />
Eine Zeit lang war auf der<br />
<strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Webseite der<br />
Slogan „<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> – in the<br />
streets“ zu lesen. Er sollte<br />
ausdrücken, dass ein wichtiges<br />
Merkmal der Bewegung die<br />
Verwurzelung in verschiedenen<br />
kulturellen Szenen ist, dass<br />
René und Eddie üben sich in Selbstverteidigung<br />
10 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
<strong>Freaks</strong> die Sprache der Straße<br />
sprechen. Auch die Charta der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> macht im Kapitel<br />
„Vision und Werte“ deutlich:<br />
„Wir wollen für Menschen aller<br />
(Sub-)Kulturen gleichermaßen<br />
off en sein, weil alle Menschen<br />
von Gott gleich geliebt werden.<br />
Weil viele Menschen in unserer<br />
Gesellschaft aber besonders<br />
benachteiligt werden, glauben<br />
wir, dass <strong>Jesus</strong> sich in besonderem<br />
Maße genau diesen an<br />
den Rand Gedrängten und<br />
sozial Ausgegrenzten zugewandt<br />
hat. Dem Vorbild Jesu<br />
folgend, wollen wir besonders<br />
mit diesen benachteiligten<br />
Menschen leben, für sie da<br />
sein und für sie eintreten“.<br />
Die Ansprüche sind hoch,<br />
und es hat etwas Romantisches,<br />
wenn <strong>Freaks</strong> davon<br />
sprechen, sie müssten wieder<br />
„auf die Straße“. Aber wie ist<br />
es in Wirklichkeit bestellt<br />
um unsere kulturelle Präsenz<br />
in den Straßen und um<br />
unseren sozialen Auftrag?<br />
/ Drogenarbeit<br />
und Selbstverteidigung<br />
/<br />
Beginnen wir unsere<br />
Suche bei einem der<br />
ältesten Arbeitsbereiche<br />
bei JFI, bei der Drogenarbeit.<br />
In Michael<br />
Ackermanns Buch über<br />
die ersten Jahre der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> heißt es:„In<br />
vielen Gebeten wird<br />
Martin [<strong>Freaks</strong>-Gründer<br />
Martin Dreyer, Anm.<br />
d. R.] klar: Gott will<br />
mich auch im Bereich<br />
der Drogenabhängigen<br />
haben. Wenn ich eine<br />
Gemeinde gründe, ist<br />
Drogenarbeit Teil der<br />
Gemeindearbeit.“ Dreyer<br />
machte eine Ausbildung<br />
zum Drogenberater. „So<br />
hat es in Hamburg angefangen,<br />
überwiegend kaputte Leute<br />
mit seelischen Verletzungen<br />
kamen zu den Abhängabenden,<br />
die <strong>Freaks</strong> mit ihrer lockeren<br />
Umgangsart erreichten die<br />
Drogis eher als andere Gemeinden“,<br />
sagt Edgar Verdieck,<br />
heute Leiter der Drogenarbeit<br />
bei JFI. Er bekommt für seine<br />
Arbeit 400 Euro im Monat von<br />
der <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Stiftung. Für<br />
die Büromiete reicht das nicht,<br />
deshalb hatte er in der letzten<br />
Zeit keine Beratungsstelle für<br />
die Drogenarbeit. Abgesehen<br />
von der Drogenberatung beim<br />
<strong>Freaks</strong>tock war es in den letzten<br />
Jahren ruhig geworden um<br />
den Arbeitsbereich. Besonders<br />
in Sachen Vernetzung hätte<br />
sich Eddie mehr Hilfe von der<br />
Bewegung erhoff t – die Weiterleitung<br />
von jesusfreaks.de<br />
zur Drogenarbeit funktionierte<br />
lange Zeit nicht. Doch seit<br />
November tut sich was: Es gibt<br />
wieder eine Beratungsstelle:<br />
dienstags von 13 bis 16 Uhr<br />
bei Alimaus e.V. am Hamburger<br />
Nobistor 34. „Das hat sich<br />
heute erst ergeben“, freut sich<br />
Eddie. Auch eine Suchtselbsthilfegruppe<br />
will er hier wieder<br />
gründen. Seit einem Jahr bietet<br />
Eddie zusammen mit René,<br />
Sabrina und Sozialpädagogen<br />
auch Selbstverteidigungskurse<br />
für Frauen an. Dabei geht es<br />
um Drogen- und Gewaltprävention:<br />
„Die Frauen lernen,<br />
sich selbst zu achten, Grenzen<br />
zu setzen und nein zu sagen.“<br />
Das sei besonders wichtig für<br />
Frauen, die gewalttätige oder<br />
sexuelle Übergriff e erfahren<br />
haben. „Ich sehe oft, dass<br />
Frauen sich einfach nicht<br />
gerade machen können, sie<br />
lassen lieber Sachen über sich<br />
ergehen, in der Hoff nung, dass<br />
es bald vorbei ist. Zum Beispiel,<br />
wenn einer Frau in der<br />
Disko an den Hintern gefasst
wird, das ist ne Frechheit! Und<br />
Frauen, die in Drogenabhängigkeit<br />
geraten sind, haben<br />
meist ein Selbstwertproblem“,<br />
erklärt Eddie. Das Projekt<br />
„Achte dich“ bietet auf Anfrage<br />
bundesweit Seminare für 6<br />
bis 16 Teilnehmerinnen an.<br />
Dass es die Drogenarbeit<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> ist, hat die<br />
Süchtigen immer wenig gestört:<br />
„Oft sind die Drogis,<br />
die ziemlich weit unten sind,<br />
näher dran Hilfe von <strong>Jesus</strong><br />
anzunehmen als die, denen es<br />
gut geht“, sagt Eddie. Ich sage<br />
ihnen konkret: „Du kannst<br />
mit Th erapien alles schaff en,<br />
und lernen mit der Sucht zu<br />
leben, aber nur <strong>Jesus</strong> kann dich<br />
frei machen von der Sucht.<br />
Vor allem gehe es aber darum,<br />
erst mal eine Beziehung<br />
zu den Leuten knüpfen. Wie<br />
aber knüpft man Kontakt zu<br />
einem „Drogi“, ohne selbst<br />
eine Drogenkarriere vorweisen<br />
zu können? „Sei echt, verstell<br />
dich nicht, und mach das nur,<br />
wenn du es aufm Herz hast“,<br />
rät Eddie. Und vor allem: „Lass<br />
dich von <strong>Jesus</strong> führen, dass er<br />
dir die Leute schickt, versuch<br />
sie nicht zu bekehren. Das haut<br />
nicht hin, das versuchen viele.“<br />
/ JF Münster:<br />
Coffee and<br />
<strong>Jesus</strong> /<br />
Diese<br />
Erfahrung<br />
haben<br />
auch<br />
die<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> in Münster bei den<br />
Einsätzen ihrer „Butterbrotbande“<br />
gemacht, die alle drei<br />
bis sechs Wochen Kaff ee und<br />
Brötchen auf der Straße verteilen:<br />
„Hin und wieder verlaufen<br />
sich einige liebe, Bibelverse<br />
schwingende Geschwister zu<br />
den armen Sündern auf der<br />
Drogenszene. Aber für noch<br />
so gut gemeinte Ratschläge<br />
ist man eben nicht immer so<br />
off en, wenn man sich grade<br />
nen Schuss gesetzt hat“, meint<br />
Matze Eichbauer, der die Butterbrotbande<br />
jahrelang geleitet<br />
hat, und ergänzt: „Wir wollen<br />
die Leute nicht mit plattem<br />
<strong>Jesus</strong>-Gelaber überreden, sondern<br />
ihnen mit seiner Liebe<br />
begegnen.“ Die Butterbrotbande<br />
gibt es seit etwa acht Jahren.<br />
Matze erzählt, wie alles anfi ng:<br />
„In unserer Gemeinde hat sich<br />
ein fast schon stadtbekannter<br />
Punker bekehrt, und eines Tages<br />
kam er mit der Idee daher,<br />
wir könnten doch mal „den<br />
Leuten von der Straße“ ein paar<br />
Brötchen und Kaff ee bringen.<br />
Gesagt, getan. Besagter Punker<br />
lebt jetzt<br />
seit<br />
Auf der Straße<br />
einigen Jahren in Berlin.<br />
Aber was er bei uns angefangen<br />
hat, geht weiter!“<br />
Mittlerweile gibt es auch einen<br />
kleinen Gefängnisbesuchsdienst<br />
und die Münsteraner<br />
bieten drogenkonsumierenden<br />
Menschen auch Einzelberatung<br />
an. Mittlerweile sind die<br />
meisten „Banditen“ bei der<br />
Kernszene schon bekannt. Dies<br />
erleichtert den Kontakt bei<br />
den Einsätzen. In letzter Zeit<br />
haben die JF Münster den Fokus<br />
verstärkt auf Gebet gelegt.<br />
Immer zu den Einsätzen wird<br />
in der Gemeinde gebetet. „Man<br />
merkt tatsächlich oft einen<br />
Unterschied“, fi ndet Matze,<br />
„die Szeneleute sind off ener,<br />
und es ergeben sich „nebenbei“<br />
mehr Gespräche über <strong>Jesus</strong>.“<br />
Eine der fast schon klassische<br />
Situation im Gespräch ist:<br />
„Hallo, willst du nen Kaff ee?“<br />
„Ja gerne, kostet der was?“<br />
„Nee“<br />
„Wieso nicht?“<br />
„Naja, wir sind von den<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> und verteilen<br />
hier Kaff ee für lau.“<br />
„Wie? J e s u s <strong>Freaks</strong>?<br />
was ist das?“ ...<br />
In den letzten Monaten<br />
ist die Off enheit in der<br />
Szene stark gewachsen.<br />
„Wir konnten<br />
sogar schon auf der<br />
Straße für Leute<br />
beten und einer<br />
hat sich sogar<br />
bekehrt“,<br />
berichtet<br />
Matze.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
11<br />
Dezember/Januar
Auf der Straße<br />
/ Das 13eins in<br />
Ansbach: Konzerte<br />
und mehr /<br />
Bekehrungen sind nicht das<br />
vorrangige Ziel im 13eins, dem<br />
Live-Club der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> in<br />
Ansbach. Stattdessen veranstalten<br />
sie hier Konzerte mit<br />
großen, bekannteren, meist<br />
säkularen Bands, die dann<br />
mit Bands aus der Region als<br />
support act gepaart werden.<br />
So soll die lokale Musikszene<br />
unterstützt werden. Im<br />
Sommer 2004 eröff neten die<br />
<strong>Freaks</strong> das 13eins als Kneipe<br />
in einem ehemaligen alternativen<br />
Haus. 13eins ist der<br />
Name der Station für Zwangsuntergebrachte<br />
des Ansbacher<br />
Bezirkskrankenhauses.<br />
„Am Anfang lief es gut, wir<br />
hatten freitags und samstags<br />
geöff net und sonntags während<br />
und nach dem Gottesdienst.<br />
Irgendwann haben wir gemerkt,<br />
dass die Gäste weniger wurden,<br />
und dass der Aufwand ehrenamtlich<br />
nicht mehr leistbar war,<br />
so oft aufzumachen“, erzählt<br />
Andi Fischer (26) von den<br />
Ansbacher <strong>Freaks</strong>. Das 13eins<br />
wurde zunächst geschlossen,<br />
dann renoviert und als Club<br />
wieder eröff net. Seither ist es<br />
nur zum Gottesdienst und zu<br />
Live-Konzerten geöff net. Und<br />
bei den Konzerten bekommen<br />
die Ansbacher quer durch<br />
die Bank alles mögliche zu<br />
hören, von Poetry-Slams des<br />
örtlichen Kulturvereins über<br />
Songwriter-Konzerte bis zu<br />
Indie und Hardcore, wobei<br />
der Schwerpunkt nach den<br />
Vorlieben der Organisatoren<br />
bei der härteren Musik liegt.<br />
Obwohl „Ansbach nicht so<br />
die Partystadt ist“, wie Andi<br />
meint, wird der Club ganz gut<br />
angenommen: „Wir hatten nie<br />
Probleme, dass die Masse nicht<br />
kommt, weil wir ein christlicher<br />
Club sind.“ Inzwischen<br />
hat das 13eins auch überregional<br />
Bekanntheit erlangt, weil<br />
der <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Club regelmäßig<br />
als Konzertveranstal-<br />
12 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
tungsort in<br />
den großen<br />
Musikmagazinen<br />
erwähnt<br />
wird. Allerdings<br />
führe<br />
die säkulare<br />
Musikszene<br />
seit einem<br />
halben Jahr<br />
eine Art<br />
Feldzug<br />
gegen das<br />
13eins. Bands<br />
sagen ab mit<br />
der Begründung, sie wollten<br />
mit Religion und Sekte nichts<br />
am Hut haben. In Nürnberg<br />
hat die Antifa einen Club, dort<br />
wurde den Bands sinngemäß<br />
gesagt: Wenn ihr im 13eins<br />
spielt, dürft ihr bei uns nicht<br />
auftreten. Auch vom Fanzine<br />
„Ox“ rief kürzlich jemand bei<br />
Andi an und interviewte ihn:<br />
„Es war kein erfreuliches Gespräch“,<br />
bedauert Andi. „Vor<br />
allem die Musikszene, die<br />
sich Toleranz auf die Fahnen<br />
schreiben, sind uns gegenüber<br />
überhaupt nicht tolerant.“<br />
Grund der Ablehnung sei die<br />
Haltung von Christen zu den<br />
Th emen Homosexualität und<br />
Abtreibung. Dass diese Kritik<br />
ausgerechnet das 13eins triff t,<br />
fi ndet Andi nicht verständlich:<br />
„Bei uns im 13eins werden<br />
Leute nicht damit konfrontiert<br />
dass wir Christen sind. Nur<br />
wenn sie von sich aus Gespräche<br />
wollen, reden wir mit<br />
ihnen auch über den Glauben.<br />
Diese Kritik geht von Leuten,<br />
aus die noch nie hier waren.“<br />
Im Club ist mehr oder<br />
weniger die ganze Ansbacher<br />
Gemeinde eingespannt. Die<br />
ist im letzten Jahr von<br />
30 auf 11 Mitglieder<br />
geschrumpft, da viele<br />
nach dem Abitur<br />
weggezogen sind. „Im<br />
Gottesdienst herrscht<br />
momentan eher<br />
Hauskreis-Feeling“,<br />
sagt Andi. Und der<br />
komplette Hauskreis<br />
hilft im 13eins mit:<br />
am Einlass, an der Bar<br />
Abrocken bei einem Live-Konzert im 13eins<br />
und im Catering mit. Andi<br />
wünscht sich in <strong>Deutschland</strong><br />
mehr <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Kneipen<br />
und Clubs. Dann könnte es<br />
ein Netzwerk im Hintergrund<br />
geben: „Das wäre gut, man<br />
könnte größere Bands holen,<br />
die dann gleich in 10 Städten<br />
touren, und man könnte sich<br />
gegenseitig unterstützen“, fi ndet<br />
Andi. Wenn eine Gemeinde<br />
Interesse hat, eine eigene<br />
Kneipe zu gründen, dann<br />
kann sie sich an die Ansbacher<br />
wenden, die auch vereinsrechtlich<br />
schon einige Erfahrungen<br />
gesammelt haben. Das 13eins<br />
war für die JF Ansbach nur ein<br />
erster Schritt in Richtung ihrer<br />
Vision: Ein großes soziales<br />
Zentrum, in dem soziale Arbeit<br />
gemeinsam mit Kulturarbeit<br />
angeboten wird und wo sich<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> mit ihren Berufen,<br />
zum Beispiel als Sozialpädagogen,<br />
einbringen können.<br />
/ McTurtle in<br />
Chemnitz: Es geht<br />
um die Kinder /<br />
In Chemnitz ist die Heilsarmee-<strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Gemeinde<br />
seit acht Jahren auf der Straße<br />
aktiv, und zwar für sozial be-<br />
Chillen im 13eins
nachteiligte Kinder. 2001 wurde<br />
Frank „Happy“ Heinrich,<br />
Pastor und Heilsarmee-Offi zier<br />
wird von „Wolle“ Wolfram<br />
Fiedler auf das Buch „Verlorene<br />
Kinder“ von Bill Wilson hingewiesen.<br />
In dem Buch geht’s um<br />
die evangelistische Kinder-Arbeit<br />
von Metro Ministries New<br />
York. Sie bezeichnen sich als<br />
„größte Sonntagsschule weltweit“.<br />
Strategie ist unter anderem,<br />
Kinderprogramme an den<br />
Orten anzubieten, wo die Kinder<br />
sind, vor allem in den New<br />
Yorker Ghettos. Dorthin fahren<br />
„metro ministries“ mit Trucks,<br />
die zugleich mobile Bühnen<br />
sind. Es wird versucht, die<br />
Kinder individuell zu betreuen,<br />
zum Beispiel durch Hausbesuche<br />
und Patenschaften.<br />
„Auch wenn Chemnitz nicht<br />
New York ist: hier ist auch<br />
Handlungsbedarf“, dachten<br />
sich Wolle und Happy und<br />
begannen zu träumen. Wie<br />
kann man Ähnliches in Chemnitz<br />
umsetzen? Es gab dann<br />
irgendwann im Sommer 2001<br />
eine Aktionswoche, wo in Zusammenarbeit<br />
mit „Kings Kids“<br />
auf Spielplätzen Programm<br />
gemacht wurde. Seitdem gab<br />
es im Heckert-Gebiet, einem<br />
sozialen Problemviertel in<br />
Chemnitz, einmal pro Woche<br />
Kinderprogramm unter dem<br />
Namen „McTurtle“, bei gutem<br />
Wetter draußen, bei schlechtem<br />
Wetter in einem Jugendclub.<br />
Dazu bauten die <strong>Freaks</strong> einen<br />
alten Robur-Lkw („Ello“) um,<br />
der dann als mobile Bühne<br />
diente – der grüne<br />
„McT“, den vielleicht<br />
einige vom <strong>Freaks</strong>tock<br />
kennen. Im<br />
Heckert-Gebiet ist<br />
diese Arbeit nach<br />
wie vor aktiv. Heute<br />
ist diese Arbeit zu<br />
einer der Grundsteine<br />
des inzwischen<br />
eigenständigen<br />
„Heckert-Projektes“,<br />
einer Art Tochtergemeinde.<br />
Obwohl<br />
der McT-Robur ein<br />
Wahrzeichen des<br />
Projektes ist, steht er<br />
dennoch momentan<br />
bei Ebay zum Verkauf. „Er war<br />
in der Unterhaltung zu teuer<br />
geworden“, sagt Micha Jahme<br />
von den JF Chemnitz etwas<br />
wehmütig. Doch dann fügt er<br />
Unterwegs mit McTurtle im Plattenbauviertel<br />
hinzu: „Es geht uns nicht um<br />
Autos, sondern um die Kinder.“<br />
/ Freitags früh<br />
im Wohnzimmer /<br />
Zum Schluss noch mal zurück<br />
nach Hamburg. Der große<br />
Traum von Eddie Verdieck ist<br />
es, dass die <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> eines<br />
Tages eine eigene Th erapieeinrichtung<br />
betreiben und dass es<br />
in jeder JF Gruppe es Ansprechpartner<br />
für Süchtige gibt.<br />
Auf der Straße<br />
Wenn eine Gruppe in ihrer<br />
Stadt eine Drogenarbeit anfangen<br />
will, kann sie sich gern bei<br />
Eddie melden. Eddie glaubt,<br />
Die Kinder hören zu und dürfen auch mitmachen<br />
dass es ein besonderer Auftrag<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> ist, mit ihrer<br />
lockeren Art Drogensüchtige<br />
und andere Straßenkinder für<br />
den Glauben zu gewinnen.<br />
„Das ist das Blöde, dass es keine<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> in Hamburg mehr<br />
gibt,“ beklagt er. Dennoch:<br />
Zur Zeit triff t er sich mit zwei,<br />
drei Freunden freitags früh im<br />
Wohnzimmer zum Beten, „Wir<br />
haben da ne saugeile Zeit, das<br />
ist zur Zeit meine Gemeinde.“<br />
Ein paar<br />
Leute in einem<br />
Hamburger<br />
Wohnzimmer?<br />
So hat es doch<br />
schon mal<br />
angefangen ...<br />
Frank Hartkopf<br />
(29) ist freier Journalist<br />
und Gemeindemitglied<br />
bei den JF Leipzig.<br />
Er hat schon mal einen 50-Mark-<br />
Schein auf der Straße verloren.<br />
Mit Material von Michael Jahme<br />
und Matze Eichbauer<br />
Mehr Infos:<br />
Eddie Verdieck: [drogenarbeit@jesusfreaks.de]<br />
www.jesusfreaks-drogenarbeit.de.tl<br />
www.achte-dich.de<br />
www.jesusfreaksmuenster.de/unterseiten/diebutterbrotbande.htm<br />
www.13eins.de<br />
www.heilsarmee-chemnitz.de/heckert/mcturtle.html<br />
6/20<strong>08</strong><br />
13<br />
Dezember/Januar
Auf der Straße<br />
Auszeit in der<br />
Hoffnungsstraße<br />
Das Haus-Projekt der<br />
Bremer <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
Ich hab schon immer<br />
ein Herz für Randgruppen<br />
und Ausgestoßene<br />
gehabt und suchte<br />
nach Chancen, sie aus ihrer<br />
Situation in die Hoff nung<br />
des Herrn hinein zu führen.<br />
Als ich mich nach Bremen<br />
berufen fühlte, glaubte ich,<br />
dass ich hier ein Auff anghaus<br />
eröff nen sollte – ein Haus der<br />
Hoff nung für genau solche<br />
Leute. Als aus dem Projekt,<br />
dass wir zu erst angestrebt<br />
hatten, nichts wurde, fi ng ich<br />
an, an Gottes Ruf zu zweifeln.<br />
Es hat anderthalb Jahre in<br />
Bremen gedauert, in denen<br />
ich Straßenarbeit gemacht<br />
habe und in einem christlichenDrogenberatungszentrum<br />
ehrenamtlich mithalf,<br />
bevor das Th ema Haus<br />
wieder auftauchte. Dieses<br />
mal spürte ich deutlich<br />
Gottes Hand. Entgegen aller<br />
Wahrscheinlichkeit nahm alles<br />
nach und nach Gestalt an.<br />
Ich suchte mit einer Freundin<br />
in der Zeitung ganz normal<br />
nach einer Wohnung. Dort<br />
– falsch vermerkt unter den 2-3-<br />
Zimmer-Wohnungen – stand<br />
„Haus in der Hoff nungsstraße“<br />
Ich musste zweimal hingucken.<br />
„Ähm, Gott? Bist du’s?“ Es<br />
gab viele Interessenten, aber<br />
irgendwie wussten wir, dass<br />
es unser Haus werden soll. Im<br />
Juni 2006 sind wir nun endlich<br />
eingezogen. Die Hausbewohner<br />
haben ein paar mal<br />
gewechselt – seit dem verlieren<br />
wir ständig Leute wegen<br />
Hochzeiten. Zur Zeit sind wir:<br />
Mörßl (23), Matze (34), Hanna<br />
(21) und ich, Cate (29).<br />
Unsere Grundidee ist es für<br />
Menschen da zu sein, die Hilfe<br />
brauchen. Wie auch immer das<br />
14 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
aussehen mag. Ursprünglich<br />
war die Vision, einen Ort für<br />
Drogenabhängige anzubieten,<br />
die zwischen Entgiftung und<br />
Th erapie steckten, damit sie<br />
nicht auf der Straße wieder<br />
rückfällig werden. Aber von<br />
Anfang an haben wir mehr<br />
als das getan, sodass wir jetzt<br />
offi ziell unsere Vision erweitert<br />
haben, um eine größere Brandbreite<br />
Menschen zu ansprechen,<br />
denen wir helfen wollen.<br />
Zusätzlich zu Drogenabhängigen<br />
haben wir obdachlose<br />
<strong>Freaks</strong>, Opfer von Kriminalität<br />
aufgenommen sowie christliche<br />
Gruppen und einige Freunde,<br />
die eine Auszeit brauchten.<br />
Das Hoff nungshaus hat<br />
eine off ene Tür. Das heißt, du<br />
musst keinen Termin haben,<br />
um vorbei zu schauen. Es ist<br />
fast immer jemand mit einer<br />
Kanne Kaff ee und einem<br />
hörenden Ohr da. Und das<br />
gilt auch für euch! Wenn du<br />
mal eine Auszeit brauchst<br />
oder einfach in so eine Arbeit<br />
reinschnuppern willst, dann<br />
bist du herzlich willkommen.<br />
Cate McMillan (29) ist ausgesandte<br />
Missionarin<br />
und arbeitet<br />
in <strong>Deutschland</strong><br />
unter<br />
Randgruppen,<br />
mit der Vision<br />
diese u.a.<br />
durch darstellende<br />
Kunst für <strong>Jesus</strong> zu gewinnen.<br />
Sie lebt von Spenden und<br />
Gottes Gnade. Wer ihre Arbeit mit<br />
einer Spende unterstützen möchte:<br />
Postbank, Konto 895136301, BLZ<br />
25010030<br />
http://hoffnungshaus.jesusfreak.de
Auf der Straße<br />
Unterwegs sein,<br />
um unterwegs zu sein<br />
Auf dem Pilgerweg nach<br />
Santiago de Compostela<br />
Tunnelblick. Nur der<br />
Weg und ich. Oder<br />
genauer: nur der Weg<br />
und meine Stiefel. Grauer<br />
Asphalt fl ießt unter ihnen<br />
vorbei und wird von ihrem<br />
Tritt immer weiter getrieben.<br />
Linker Schuh, rechter Schuh,<br />
ich versinke in meinen Gedanken<br />
und der Weg geht von<br />
alleine weiter. Dann muss ich<br />
plötzlich auftauchen, der Weg<br />
ist zu Ende. Die Vögel fangen<br />
wieder an zu zwitschern,<br />
irgendwo bellt ein Hund, die<br />
Hitze der Sonne wühlt sich<br />
wieder in meine unbedeckten<br />
Haare und mit zusammengekniff<br />
enen Augen suche ich im<br />
grellen Licht nach dem gelben<br />
Pfeil, der mir die Richtung<br />
weist. Dann geht es weiter,<br />
Schritt für Schritt, in Hitze<br />
und Staub, bis es Abend wird.<br />
Aber der Weg kann auch anders.<br />
Tiefe Gespräche mit Menschen,<br />
die man kaum kennt.<br />
Gelächter abends in der Herberge<br />
beim Kartenspielen. Und<br />
die gemeinsame Freude auf ein<br />
gemeinsames Essen, weil alle<br />
gleich hungrig sind nach einem<br />
langen Tag auf dem Weg. Auf<br />
ihm begegnet man Fremden,<br />
die zu Freunden werden. Oder<br />
zumindest zu Bekannten. Mit<br />
denen man sich verbunden<br />
fühlt durch das gleiche Ziel, die<br />
gleiche Fortbewegung, die gleichen<br />
Freuden und Probleme<br />
und die gleiche Neugier auf<br />
das Leben und die Menschen.<br />
Und mit denen man abends<br />
Drei-Gänge-Menüs zaubert, so<br />
wie wir mit dem französischen<br />
Pärchen auf Hochzeitsreise. Die<br />
Menschen scheinen off ener,<br />
wenn sie unterwegs sind. Jedenfalls,<br />
wenn sie unterwegs sind,<br />
um unterwegs zu sein, statt<br />
unterwegs zu<br />
sein, nur um<br />
anzukommen.<br />
So ist der Jakobsweg<br />
mehr<br />
als nur 1.000<br />
Kilometer Straße<br />
und Steinpiste<br />
durch<br />
Nordspanien,<br />
auf denen<br />
schon vor<br />
Jahrhunderten<br />
Menschen<br />
auf der Suche<br />
nach Erlösung<br />
zum Grab des<br />
Heiligen Jakob<br />
wanderten. Heute sind die Pilger<br />
mit ihren baumelnden Muscheln<br />
am Rucksack (Zeichen<br />
des Jakobspilgers) und den<br />
atmungsaktiven Goretex-Klamotten<br />
(Zeichen der Sportapostel)<br />
eher auf der Suche nach<br />
Spiritualität im Allgemeinen<br />
denn auf der Suche nach Gott<br />
im Besonderen. Gott suchen<br />
mussten Renaldo und ich<br />
nicht, als wir uns auf den Weg<br />
machten: Gott war schon da.<br />
Eigentlich beginnt der<br />
Jakobsweg im traditionellen<br />
Sinne mit dem Schritt aus der<br />
Haustür – eigentlich soll man<br />
ihn komplett zu Fuß gehen.<br />
Wer sich diesen Luxus zeitlich<br />
nicht gönnen kann, fl iegt, wie<br />
wir, mit einem Billigfl ieger<br />
nach Spanien und macht sich<br />
dort auf die Suche nach dem<br />
ersten gelben Pfeil. Unbeirrt<br />
führen einen diese Zeichen<br />
dann über einige hundert Kilometer<br />
nach Santiago de Compostela,<br />
wo die Kathedrale mit<br />
den Gebeinen des Heiligen Jakobus<br />
steht, und dankbar auch<br />
noch einmal hundert Kilometer<br />
weiter nach Kap Finisterre an<br />
der Westküste, ans Ende der<br />
Welt. Einfache Herbergen, die<br />
von den Jakobusgesellschaften<br />
betrieben werden, säumen<br />
den Weg und bieten günstige,<br />
aber spartanische Unterkunft.<br />
Was wir brauchen, tragen<br />
wir im Rucksack. Nicht mehr<br />
als zehn Prozent des Körpergewichts<br />
soll der wiegen, wird<br />
schon Schulkindern geraten,<br />
wenn sie ihren Ranzen packen.<br />
Bei gut 50 Kilo Lebendgewicht<br />
bleibt da für mich nicht viel<br />
Spielraum. Fünf Kilo sollten<br />
es also höchstens sein, sechs<br />
Kilo wiegt mein Hab und Gut,<br />
das ich auf dem Weg brauche,<br />
Schlafsack, Kleidung, Zahnbürste.<br />
Und da steckt die Bibel<br />
neben dem Taschenmesser. Das<br />
Messer für die immer wieder<br />
gleichen Sandwiches, die einem<br />
irgendwann lästig werden, das<br />
Buch der Bücher für die geistige<br />
Nahrung, die nie so eintönig<br />
ist wie unsere Mahlzeiten.<br />
Ein Luxusurlaub ist es nicht,<br />
aber selten spürt man im Alltag<br />
die Fürsorge des Vaters so deutlich<br />
wie auf einer solchen Reise,<br />
wenn man nicht mehr – wie<br />
sonst zu Hause – das meiste<br />
6/20<strong>08</strong><br />
15<br />
Dezember/Januar
Auf der Straße<br />
selbst in der Hand hat. Schon<br />
bei unserer Ankunft zeigte Gott<br />
ganz deutlich: „Ich kümmer<br />
mich um euch“. Wir hatten<br />
den ersten Pfeil gerade gefunden,<br />
da war die erste Herberge<br />
schon voll. Wir stellten uns<br />
schon auf eine Nacht unter<br />
wolkenverhangenem Himmel<br />
ein, als zwei französische Pilger<br />
auf uns zukamen: Wir könnten<br />
mit im Pfarrhaus neben der<br />
Kathedrale schlafen. Mit einer<br />
Gruppe Polen und den zwei<br />
Franzosen, denen wir noch<br />
ein paar Mal begegnen sollten,<br />
verbrachten wir so die erste<br />
Nacht trocken und sicher auf<br />
dem Boden eines Raumes, in<br />
den kleine Pfadfi nder bunte<br />
Zeichnungen gehängt hatten.<br />
Ein anderes Mal gab es keine<br />
Pilgerherberge in nächster<br />
Nähe, da musste ein anderes<br />
Dach her. Denn mit draußen<br />
schlafen war nichts, der Himmel<br />
goss seinen kalten, nassen<br />
Segen über uns. So kamen<br />
wir spät abends an ein verlassenes<br />
Kloster. Gibt es einen<br />
besseren Unterschlupf für<br />
zwei müde Pilger? Allerdings<br />
waren die halb verfallenen<br />
Gebäude von Pferden heimgesucht<br />
worden, die nebenan<br />
grasten. Schlafen ließ es sich da<br />
nicht. Und die Kirche sah, wie<br />
alle Kirchen in Spanien, verschlossen<br />
aus. Doch Gott lud<br />
uns ein, geborgen in seinem<br />
Haus zu schlafen. Denn die<br />
16 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Tür war nur angelehnt, ließ<br />
sich sogar von innen verriegeln.<br />
Drinnen war es dämmrig<br />
und schmucklos. Doch die<br />
wuchtigen Säulen strahlten<br />
Ruhe und Geborgenheit aus,<br />
der Boden war staubig, aber<br />
sauber, und so machten wir es<br />
uns unter den hohen spätromanischen<br />
Gewölben gemütlich.<br />
Und dann waren da noch<br />
immer wieder diese zwei<br />
letzten Plätze, die in vollen<br />
Herbergen scheinbar nur noch<br />
auf uns gewartet hatten. Maria<br />
und Josef hatten nicht so<br />
viel Glück. Nicht nur für das<br />
nächtliche Dach über dem<br />
Schlafsack war immer wieder<br />
gesorgt. Denn dankbar ist der<br />
eigene Körper nicht immer,<br />
wenn man ihn vollgepackt<br />
jeden Tag 20 oder 30 Kilometer<br />
vorantreibt, um die 300<br />
Kilometer nach Finisterre in<br />
den wenigen Urlaubstagen<br />
zu schaff en. Wie zum Protest<br />
entzündete sich mein Kniegelenk.<br />
Und auch hier schickte<br />
mir Gott, als wäre es geplant<br />
gewesen, Hilfe über den Weg.<br />
Ein schweizer Physiotherapeut<br />
sah sich die Bescherung an,<br />
gab mir hilfreiche Ratschläge<br />
und drei Tage später waren<br />
wir wieder zu Fuß unterwegs.<br />
Unterwegs sein, um unterwegs<br />
zu sein: das heißt, sich auf<br />
all diese kleinen und großen<br />
Unebenheiten einzulassen, die<br />
der Weg mit sich bringt. Steile<br />
Anstiege, kalter Regen, kalte<br />
Küche und Etappen, die nicht<br />
enden wollen. Aber es heißt<br />
auch, das zu genießen, was<br />
im Alltag meistens an einem<br />
vorbeirauscht. Die Sonne nach<br />
dem Regen, warmes Essen,<br />
Dusche und Schlafplatz, die<br />
nicht mehr selbstverständlich<br />
sind, und all die verschiedenen<br />
Begegnungen unterwegs mit<br />
Menschen, die auf der Suche<br />
sind oder Gott schon gefunden<br />
haben. Und natürlich den<br />
knallroten Sonnenuntergang,<br />
der einem nach wochenlangem<br />
Weg am Ende der Welt<br />
begrüßt und einem warm und<br />
freundlich sagt, dass dieser<br />
Weg nun zu Ende ist und es<br />
Zeit ist für den nächsten.<br />
Anja Reumschüssel (24) studiert Publizistik<br />
und geht normalerweise zu<br />
den <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Alzey.<br />
Der satirische Jakobsweg<br />
Der Pilger, der Thunfisch<br />
und die Opernsängerin<br />
Der Jakobsweg sollte<br />
der erste Urlaub<br />
für mich werden<br />
seit etwa acht Jahren. In Liebe<br />
abgehungert von meinem<br />
kargen Hartz IV wollte ich mit<br />
Anja Kilometer um Kilometer<br />
abreißen, um dabei Gott näher<br />
zu kommen, andere Christen<br />
zu treff en und natürlich nach<br />
Ewigkeiten wieder das Meer<br />
zu sehen. Nun stelle man sich<br />
vor, dass unser liebender Papa<br />
ganz gut ist im Gebete erhören,<br />
und da ich ja schon Jahre um<br />
Arbeit gebeten hatte, kam natürlich<br />
kurz vorher ein Termin<br />
zum Vorstellungsgespräch ins<br />
Haus gefl attert. Ja, und wie<br />
soll es anders sein, gaben sie<br />
mir natürlich die Möglichkeit,<br />
direkt anzufangen. Nach etwas<br />
Dreistigkeit, gepaart mit willi-<br />
ger Freundlichkeit, ließ sich die<br />
Personalabteilung dann doch<br />
erweichen, mir einen späteren<br />
Vertragsanfang zu gewähren.<br />
Also hieß es dann los, kurz<br />
nach dem <strong>Freaks</strong>tock, ab<br />
nach Spanien, mit einer bekannten<br />
Billigairline (in der<br />
das Boardpersonal diesen<br />
wunderschönen Wie-verhalteich-mich-im-Notfall-Tanz
auff ührt), eingekeilt in meinen<br />
Sitz mit ohne Beinfreiheit und<br />
einem wunderschönen Blick<br />
auf die Tragfl äche des Flugzeugs.<br />
Gelandet in Santander,<br />
mit einem Rucksack auf dem<br />
Rücken, der eigentlich maximal<br />
zehn Prozent des Eigengewichtes<br />
betragen sollte (aber<br />
seit wann wiege ich zwischen<br />
150 und 160 Kilogramm???)<br />
machten wir uns auf die Suche<br />
nach einer Pilgerherberge.<br />
Keine Angst, hier gibt es keinen<br />
vollständigen Bericht über<br />
meine Pilgerreise. Ich möchte<br />
euch nur ein paar Spotlights<br />
bieten, ein paar Eindrücke, die<br />
Anja in ihrem Bericht vielleicht<br />
nicht so erwähnt haben<br />
mag. Zum Beispiel, die ersten<br />
beiden Tagen mit durchschnittlich<br />
dreißig Kilometern zu<br />
bewältigen, ließen in mir den<br />
Verdacht aufkommen, dass<br />
Papa da oben meinen Körper<br />
eher zum Sitzen oder Liegen<br />
geschaff en hatte; denn nach<br />
zehn Kilometern begann mein<br />
Sprachzentrum äußert männliche<br />
Quengellaute zu formen,<br />
die bis zur völligen Erschöpfung<br />
meiner Weggefährtin<br />
ständig wiederholt wurden.<br />
An allen anderen Tagen war<br />
die Mittagspause immer der<br />
Zeitpunkt, an dem sich mein<br />
Nörgelzentrum aktivierte, egal<br />
wie kurz oder lang die Etappen<br />
dann noch waren, es waren<br />
die schlimmsten und längsten<br />
immer und immer wieder!<br />
Da waren die vielen Herbergen,<br />
die Gott uns beschert<br />
hat. Wir mussten nie draußen<br />
schlafen, wenn wir es nicht<br />
selbst wollten. Doch leider hat<br />
Er nicht dafür gesorgt, den<br />
anderen Pilgern einen ruhigen<br />
Schlaf zu schenken, denn die<br />
meisten beendeten ihre Nacht<br />
schon um fünf Uhr in der<br />
Frühe, um in der nächsten<br />
Herberge einen Schlafplatz zu<br />
ergattern. Und leise packen<br />
und gehen ist eine leider nicht<br />
genetisch verankerte Kunst.<br />
Ja, wie toll war es<br />
auch, in einer familiären<br />
Herberge unterzukommen,<br />
in der zusammen<br />
gekocht und<br />
gegessen wurde, ohne<br />
dafür mehr als eine<br />
Spende dalassen zu<br />
müssen. Jedoch wie<br />
hoch war der Preis, als<br />
die Herbergsmutter<br />
sich als eine gescheiterte<br />
Opernsängerin<br />
entpuppte und ihr<br />
wohl allabendliches<br />
Ritual startete, Heimatlieder<br />
vorzutragen,<br />
und alle anderen Gäste dazu<br />
ermunterte, es ihr gleich zu<br />
tun. Ich ergriff die Flucht nach<br />
draußen, um, gerade als ich in<br />
einen Sessel zurücksank, die<br />
gewaltige Stimme der Opernmutter<br />
direkt an meinem Ohr<br />
zu hören, die sich dem allgemeinen<br />
Lob entzogen hatte,<br />
um mütterlich ein paar riesige<br />
Blasen einer anderen Pilgerin<br />
vor meinen Augen zu versorgen.<br />
Oder die anderen Pilger ...<br />
Ich ging in<br />
meiner grenzenlosen<br />
Naivität davon<br />
aus, dass sich<br />
auf einem<br />
Pilgerweg<br />
doch Christen<br />
befi nden<br />
müssten. Mit<br />
ein paar Ausnahmenvielleicht.<br />
Doch<br />
weit gefehlt!<br />
Während der<br />
drei Wochen<br />
Jakobsweg<br />
trafen wir eine<br />
Auf der Straße<br />
Gruppe Polen, die Christen<br />
waren, und einen Österreicher,<br />
der Jahre in Nobbis Lieblingskloster<br />
verbracht hatte. Sonst<br />
gab es nur noch Power-Sport-<br />
Pilger, die bis zu 60 Kilometer<br />
am Tag runterspurteten, Sinnsucher<br />
auf dem falschen Weg,<br />
denn auf die Frage, Warum<br />
denn Jakobsweg?, faselten alle<br />
etwas von Spiritualität, ohne<br />
sich festlegen zu wollen.<br />
Papa, ich danke Dir, dass<br />
Du mir Ruhe geschenkt hast.<br />
Denn nach dem zehnten Mal<br />
Spiritualitätsgesülze war ich<br />
bereit, dem nächsten, der<br />
dieses Wort gebrauchen wollte,<br />
die Stimmbänder zu kappen.<br />
Ach ja, und ebenfalls danke<br />
für den Fisch! Denn habt ihr<br />
überhaupt eine Vorstellung,<br />
wie viele Variationen von<br />
Th unfi schsalat möglich sind,<br />
wenn man sich ausschließlich<br />
von Baguette und Th unfi sch<br />
ernährt? Es gibt viele und ich<br />
spiele mit dem Gedanken, ein<br />
Pilgerkochbuch zu schreiben<br />
mit dem Titel „Tausend Arten,<br />
dasselbe zu essen oder<br />
Wie schaff e ich es, nie wieder<br />
Th unfi sch essen zu wollen“.<br />
Segnregn.<br />
Renaldo „Reno“ Broschinski (36)<br />
geht zu den <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Alzey und<br />
ist seit nach dem Jakobsweg tätig<br />
bei Lsg Skyfood in Alzey. Er ist<br />
stolzer Papa, hat mal Pädagogik<br />
studiert und liebt die Sprache das<br />
Leben und die Menschen und so.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
17<br />
Dezember/Januar
Auf der Straße<br />
Der obdachlose Gott<br />
Was <strong>Jesus</strong> über seine Werte nicht sagte<br />
18 6/20<strong>08</strong><br />
Im Zusammenhang mit<br />
der Bankenkrise und der<br />
Tatsache, dass immer noch<br />
zwei Milliarden Menschen<br />
bedroht sind, an Armut zu<br />
sterben, habe ich ein neues<br />
Wort gelernt: Fernstenliebe.<br />
Das verleitet zum Nachdenken<br />
über eines der wichtigsten<br />
Th emen des Christentums, der<br />
Nächstenliebe. Dieses Wort<br />
wurde jedem Menschen, der<br />
ein klein wenig auf selbständiges<br />
Denken und authentisches<br />
Christsein Wert legt,<br />
vom liberalen Protestantismus<br />
verdorben – die Nächstenliebe<br />
wurde zum wohl ausgelutschtesten<br />
Bonbon christlich-sozialen<br />
Wohlfühlengagements<br />
und Schmusemenschlichkeit.<br />
Aus der evangelikalen Ecke<br />
kommt ein anderer Begriff ,<br />
den sich dort die Christen auf<br />
die Fahnen geschrieben haben<br />
und der eben auf die Leere<br />
des Wortes der Nächstenliebe<br />
reagiert: Die Werte. Und diese<br />
Werte sind dann sehr schnell<br />
mit christlich-konservativem<br />
Denken gefüllt. Sucht man<br />
nach strengen Werten oder<br />
süßlicher Nächstenliebe in<br />
dem, was <strong>Jesus</strong> uns beizubringen<br />
versucht hat, fi ndet man<br />
nichts davon. – Im Gegenteil,<br />
es scheint so, als ob <strong>Jesus</strong> uns<br />
nie irgendwelche Prinzipien<br />
gegeben hätte, irgendwelche<br />
zentralen Begriff e, auf die er<br />
sich berufen hätte, man sucht<br />
recht vergeblich nach Idealen<br />
oder dass er irgendeine bestimmte<br />
Moral vertreten hätte.<br />
Das Wort der Nächstenliebe<br />
ist auf <strong>Jesus</strong> angewandt ihm<br />
ebenso in den Mund gelegt<br />
wie das der Werte: Von beidem<br />
hat er nie gesprochen.<br />
<strong>Jesus</strong> ging es nicht um Abstraktes,<br />
um Religiöses, um Liebe<br />
und um Nettsein, um moralische<br />
Regeln. Wenn <strong>Jesus</strong> von<br />
dem sprach, was ihm wichtig<br />
war, dann war das der Nächste.<br />
Der Mensch neben ihm. Ganz<br />
Dezember/Januar<br />
konkret, ganz nahe, mit<br />
Worten nicht zu fassen,<br />
sondern ganz nahe da:<br />
Der Nächste. Der, der neben<br />
uns ist, mit dem wir<br />
eine Beziehung haben, ob<br />
wir es wollen oder nicht.<br />
Die Gedanken Jesu’<br />
kreisten nicht um Prinzipien,<br />
sondern um Menschen.<br />
Im Nächsten tritt<br />
uns <strong>Jesus</strong> selbst entgegen.<br />
Keines der <strong>Jesus</strong>worte<br />
verdient heute ernster genommen<br />
zu werden als das davon,<br />
dass man ihm selbst getan<br />
hat, was man dem Geringsten<br />
getan hat: In meinem Nächsten,<br />
gleich dem dort drüben,<br />
steckt <strong>Jesus</strong>, ganz körperlich,<br />
ganz präsent, nur mit Staunen,<br />
Demut und Einsatz, nicht mit<br />
Sprache, Lobpreis oder Werten<br />
zu fassen. Gott hat sich nicht<br />
in unseren Dreck begeben,<br />
damit wir bessere Menschen<br />
werden: um uns Werte zu<br />
bringen. Er kam, um uns auf<br />
Gott hinzuweisen. Und das tat<br />
er, darauf kommt es an, nicht,<br />
indem er nach oben gezeigt hat,<br />
auf einen Gott, der dort oben<br />
in seiner Herlichkeit sitzt, sondern<br />
nach unten, auf den Menschen.<br />
Nicht abstrakte Nächstenliebe,<br />
sondern der Nächste,<br />
in seiner so unbequemen<br />
Konkretheit, nicht Gott als<br />
abstrakter Geist, sondern <strong>Jesus</strong>,<br />
in seiner Nähe, in dem Leiden<br />
eines Menschen, darum geht es.<br />
Deswegen glaube ich, dass<br />
wir immer wieder überdenken<br />
müssen, ob wir mit dem, was<br />
wir tun, irgendwelchen Prinzipien<br />
dienen oder Menschen.<br />
Stellen wir uns auf die Seite<br />
derer, die gute Menschen sind,<br />
die Gott kennen und die den<br />
richtigen Weg gehen, oder sind<br />
wir da zur Stelle, wo Menschen<br />
ausgeschlossen werden, so wie<br />
eben <strong>Jesus</strong> es uns gezeigt hat,<br />
als er sich immer eben den ausgeschlossenen<br />
und Unterdrückten<br />
zugewandt hat – oft mit der<br />
Konsequenz, dass er sich von<br />
den Religiösen, den Gläubigen<br />
und guten Menschen abwenden<br />
musste und eben von<br />
ihnen nicht verstanden wurde,<br />
weil er sich gekümmert hat:<br />
um den Nächsten, Schmutzigen<br />
und Wertlosen, statt mit<br />
den Tollen und Guten noch<br />
einen Gottesdienst zu feiern.<br />
Wir vergessen gerne, dass<br />
<strong>Jesus</strong> selbst jemand war, der<br />
keinen Ort hatte, wo er sein<br />
Haupt hinlegen konnte, der<br />
schmutzig und hungrig war.<br />
Das heißt nichts anderes, als<br />
dass er ein Obdachloser war,<br />
jemand ohne Heimat hier auf<br />
der Erde, ohne Zuhause. Wir<br />
beten jeden Sonntag einen<br />
Obdachlosen an und ignorieren<br />
am Montag den nächsten<br />
Obdachlosen, der uns begegnet.<br />
Unser Nächster ist der nächste,<br />
dem wir helfen können, sei<br />
er fern wie der Hungernde<br />
in der Dritten Welt, nahe<br />
wie ein Kind aus unserem<br />
Team oder eben dazwischen<br />
wie der schäbige Mensch an<br />
der Ecke. Wir müssen lernen,<br />
<strong>Jesus</strong> in ihnen zu sehen.<br />
Andi Gerlach (27) studiert Literaturwissenschaft<br />
in Tübingen. Vor etwa<br />
drei Jahren wurde seine Verandtschaft<br />
mit Count Dooku von Star<br />
Wars festgestellt.<br />
Zum Weiterdenken: Sprüche 14,3;<br />
Jesaja 52,13ff; Hosea; Amos; Matthäus<br />
7,12 / 8,18-22 / 25,31-46;<br />
Jakobus 1,22ff / 2,1-13
Friede, Freude,<br />
Glühweinsaufen<br />
„Weihnachtsmarkt ist<br />
was du draus machst ...“<br />
So, nun ist es wieder<br />
soweit. Die Tage werden<br />
kürzer und die<br />
Luft wird kälter. Üblicherweise<br />
beginnt jetzt für viele von<br />
uns die stressigste Zeit des<br />
Jahres. Denn man muss ja für<br />
jeden, der einen im letzten<br />
Jahr beschenkte, dieses Jahr<br />
ein passendes Retourgeschenk<br />
ergattern. In der Regel ist das<br />
auch kein Problem, aber ich<br />
als Mann hab da schon so<br />
meine Probleme. Denn einige<br />
weibliche Bekannte freuen<br />
sich eben nur selten über<br />
Metal-CDs oder Gutscheine<br />
für einen Grillabend. Was<br />
macht der unkreative Mann<br />
also üblicherweise? Richtig,<br />
er rennt kurz vor knapp<br />
über den Weihnachtsmarkt,<br />
trinkt hier und dort einen<br />
Glühwein, mampft gebrannte<br />
Mandeln, um dann endlich<br />
irgendwelchen Deko-Kram<br />
zu kaufen. Soweit so normal.<br />
Wie kann man nun aber an<br />
so einem Ort, geprägt von<br />
Konsum, gestressten Männern<br />
und kitschbesessenen<br />
Budenverkäufern, anders<br />
sein? Oder womöglich noch<br />
als <strong>Jesus</strong> Freak den Unterschied<br />
ausmachen und darauf<br />
hinweisen, worum es an<br />
Weihnachten wirklich geht?<br />
Wir <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> in Eppingen<br />
versuchen dieses Problem jedes<br />
Jahr durch gezielt verrückte<br />
und provokante Aktionen zu<br />
lösen. Dabei muss fairerweise<br />
erwähnt werden, dass der<br />
Eppinger Weihnachtsmarkt<br />
einige Besonderheiten aufweist.<br />
Zum einen dauert der Weihnachtsmarkt<br />
nur einen Tag.<br />
Er ist immer am 1. Samstag<br />
im Dezember. Zum anderen<br />
dürfen auf diesem Weihnachtsmarkt<br />
keine professionellen<br />
Schausteller und<br />
Budenverkäufer von<br />
außerhalb teilnehmen.<br />
Das heißt, nur die<br />
ortsansässigen Vereine<br />
und Schulen haben die Möglichkeit,<br />
einen der begrenzten<br />
Stellplätze in der malerischen<br />
Altstadt zu erhalten. Aber da<br />
wir als <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> in Eppingen<br />
ein e.V. sind, ist das<br />
für uns (fast) kein Problem.<br />
In der Regel nutzen die<br />
Vereine den Verkauf auf dem<br />
Weihnachtsmarkt, um ihre<br />
Weihnachtsfeier zu fi nanzieren<br />
oder um sich fi nanziell gesund<br />
zu stoßen. Und schon an dieser<br />
Stelle wollen wir anders sein,<br />
also gegen den Kommerzstrom<br />
schwimmen. Oberstes Gebot<br />
an unserem <strong>Freaks</strong>tand ist:<br />
„Wir haben nichts zu verkaufen<br />
– aber viel zu geben.“ Wir<br />
bieten also immer kostenlos<br />
Tee, Kaff ee, Gebäck und Bibeln<br />
an. Soweit so unspektakulär.<br />
Wir suchen natürlich das<br />
Gespräch mit den Leuten, aber<br />
so richtig hören sie uns nur zu,<br />
wenn sie von uns provoziert<br />
werden. Und da ist unserer<br />
<strong>Freaks</strong>kreativität fast keine<br />
Grenze gesetzt. Mal verkauften<br />
wir gefakte Ablassbriefe<br />
mit dem Inhalt: „Bei <strong>Jesus</strong><br />
ist Vergebung kostenlos.“ Ein<br />
anderes Mal konnte man mit<br />
einem Korkengewehr auf<br />
Schokoweihnachtsmänner<br />
schießen. Die Botschaft war:<br />
„Es geht um <strong>Jesus</strong>, nicht um<br />
Santa K.“ Und vor 2 Jahren<br />
haben wir zwei Dixi-Klos<br />
aufgestellt, über denen stand:<br />
„Scheiß auf den Weihnachtsstress<br />
– Finde raus, worum es<br />
wirklich geht“. Drinnen lief<br />
dann die Weihnachtsgeschichte<br />
von CD aus der Volxbibel.<br />
Dieses Jahr wird der Weihnachtsmann<br />
an unserem Stand<br />
<strong>Freaks</strong> vor Ort<br />
in<br />
einem<br />
Sarg liegen (da<br />
uns verbrennen und<br />
erhängen nicht gestattet wurde).<br />
Unsere Aussage: „Der<br />
Weihnachtsmann ist tot – aber<br />
<strong>Jesus</strong> lebt!“ Und auch in<br />
diesem Jahr wird es kontroverse<br />
Reaktionen geben. Von<br />
„supergenial“ über „krass“ bis<br />
hin zu „blasphemisch“ haben<br />
wir schon so ziemlich alles<br />
über uns gehört und unser<br />
Bekanntheitsgrad ist in und<br />
um Eppingen gewaltig gestiegen.<br />
Und so manch heutiges<br />
Gemeindemitglied ist dadurch<br />
auf uns aufmerksam geworden.<br />
Kurz gesagt, es lohnt sich, in<br />
der Kälte zu stehen und den<br />
Menschen zwischen Bratäpfeln<br />
und Lebkuchen zu erklären,<br />
worum es an Weihnachten<br />
wirklich geht. Nämlich darum,<br />
dass <strong>Jesus</strong> geboren ist und dass<br />
ihm der Stress und der Kommerz<br />
auch tierisch auf die Eier<br />
gingen (vgl. Matthäus 21,11ff ).<br />
Und das ER in dir sowieso das<br />
beste Geschenk von allen ist.<br />
Also was machst du vor Weihnachten?<br />
In Metal-CDs reinhören,<br />
Gutscheine ausdrucken<br />
oder Glühwein saufen? Versuch<br />
doch dieses Jahr mal mit und<br />
für <strong>Jesus</strong> das IKEA-Prinzip umzusetzen:<br />
„Entdecke die Möglichkeiten“<br />
bzw. Weihnachtsmarkt<br />
ist was du draus machst.<br />
Angie Weingärtner<br />
(27), verheiratet mit<br />
Doro, ist immer noch<br />
nicht erwachsen, arbeitet<br />
tagsüber als<br />
Zimmermann und<br />
nachts bei und für <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> Eppingen.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
19<br />
Dezember/Januar
Ratgeber<br />
Bitte keine frommen<br />
Sprechblasen!<br />
Ratgeber: Eine Theologie für Nichtchristen<br />
oder wie man es schafft nicht vom<br />
Glauben zu reden, sondern zu leben<br />
Nahezu jeder Christ<br />
kennt die eigenartigen<br />
Situationen,<br />
in denen es mit Menschen, die<br />
gewollt oder ungewollt nicht<br />
glauben, zu einem Gespräch<br />
über den Glauben an <strong>Jesus</strong><br />
kommt. Von diesen Menschen<br />
gibt es – wenn man so will<br />
– drei Sorten. Zum ersten die<br />
Atheisten, die einfach<br />
nichts glauben. Ja,<br />
so gar nichts.<br />
Für sie gibt<br />
es keine<br />
Erkenntnis<br />
über<br />
die rein<br />
rationalen<br />
Zusammenhänge<br />
der Welt<br />
hinaus.<br />
Zum zweiten<br />
sind da<br />
die Agnostiker,<br />
die schon an<br />
etwas glauben, aber<br />
eben nicht an Gott. Da<br />
ist dann häufi g die Rede von<br />
dem „höheren Wesen“, dem<br />
„Prinzip“, dem „Zufall“ oder<br />
dem „Schicksal“. Auch die<br />
„Natur“ oder das „Jenseits“ sind<br />
durchaus ernst zu nehmende<br />
fast personifi zierte Instanzen<br />
im Leben dieser „Gläubigen“,<br />
aber von einem Gott möchten<br />
sie nicht sprechen. Und drittens<br />
gibt es schließlich noch<br />
die Nichtchristen, die zwar an<br />
einen Gott, aber eben nicht<br />
an <strong>Jesus</strong> als dem Christus,<br />
dem Sohn Gottes glauben. Sie<br />
sind meist noch bereit, <strong>Jesus</strong><br />
als besonderen Menschen, als<br />
Sozialhippie und Weltverbesserer<br />
anzuerkennen, aber niemals<br />
22 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
als den Gekreuzigten und von<br />
den Toten auferstandenen<br />
Gottes- und Menschensohn.<br />
/ Die „<strong>Jesus</strong>“-<br />
Vokabel /<br />
Nach diesen nur wenigen<br />
Zeilen kracht bereits die<br />
gesamte Wucht der off enen<br />
Fragen theologischer und geglaubterWeltdeutung<br />
aus<br />
diesenBuchstaben.Atheisten,Agnostiker<br />
und<br />
Nichtchristen<br />
reden nämlich<br />
jeweils ganz unterschiedlich<br />
von dem,<br />
was wir Christen „Glauben“<br />
nennen. Und wir tun gut daran,<br />
ihnen von unserem Glauben<br />
zu erzählen, sie zu lehren, zu<br />
streiten und vor allem auch<br />
gut hin zu hören. Leicht ist das<br />
nicht. Denn wie redet man mit<br />
Menschen, die von <strong>Jesus</strong> keine<br />
Ahnung haben, über <strong>Jesus</strong>?<br />
Ich glaube, dass viel Kommunikationsstau<br />
ursächlich<br />
weniger bei den Nichtglaubenden<br />
liegt, sondern vielmehr<br />
häufi g bei uns. Was meinen<br />
wir denn eigentlich, wenn<br />
wir von <strong>Jesus</strong> sprechen? Ist<br />
das Wort „<strong>Jesus</strong>“ ein Chiff re<br />
für Th emen, die den Menschen<br />
– also dich und mich<br />
– in ihrer eigentlichen Existenz<br />
betreff en? Reden wir eigentlich<br />
nicht vielmehr vom Tod, vom<br />
Leben, von Leid, Hoff nung,<br />
Liebe, Vergebung, Zukunft<br />
und Heilung, wenn wir die<br />
Vokabel „<strong>Jesus</strong>“ benützen?<br />
/ Gott interessiert<br />
sich nicht für richtig<br />
oder falsch /<br />
Jeder und jede von weiß<br />
doch, was richtig ist, wie wir<br />
Dinge richtig zu sagen haben,<br />
so dass sie sich fromm<br />
anhören. Wir wissen, was zu<br />
glauben ist, nicht wahr? Und<br />
jeder von uns hat so seine<br />
Lieblingssätze, die wir evangelistisch<br />
um uns werfen. Es<br />
geht um richtig und falsch.<br />
Es geht um die Wahrheit.<br />
Soweit ist das prima! Aber<br />
ich glaube nicht, dass wir<br />
deshalb die Ewigkeit mit <strong>Jesus</strong><br />
verbringen werden, weil wir<br />
die richtigen Dinge über ihn<br />
gewusst haben. Auch meine<br />
ich, wir werden nicht deshalb<br />
in den Himmel kommen, weil<br />
wir die richtigen Infos über<br />
die Bibel gewusst haben. Wir<br />
werden nicht in Ewigkeit leben,<br />
weil wir meinen, die richtigen<br />
Zusammenhänge zwischen<br />
Sünde und Vergebung begriff en<br />
zu haben. Unsere Meinungen<br />
zu bestimmten Dingen werden<br />
nicht wie in einer Reliklausur<br />
abgefragt werden.<br />
Ich sage dies deshalb so<br />
zugespitzt, weil die Menschen,<br />
die nicht glauben, die nicht an<br />
Gott und schon gar nicht an<br />
<strong>Jesus</strong> glauben, sehr oft gute und<br />
auch stichhaltige Gründe dafür<br />
haben, warum sie nicht glauben<br />
oder zumindest nicht so
wie du oder ich glauben. Lassen<br />
wir uns nicht täuschen – auch<br />
ungläubige Menschen fi nden<br />
Antworten auf die Frage nach<br />
Tod, Leben, Leid, Hoff nung,<br />
Liebe, Vergebung, Zukunft und<br />
Heilung. Hätten sie sie nicht<br />
gefunden, könnten sie nicht<br />
so leben, wie sie es tun. Leider<br />
trägt der Christen Rechthaberei<br />
um das richtige Richtig<br />
und richtig Falsche sehr dazu<br />
bei, dass sich Fragende und<br />
Suchende doch mit den vorläufi<br />
gen Antworten auf die Fragen<br />
des Lebens zufrieden geben.<br />
/ Zuhören statt<br />
zutexten /<br />
Eine „Th eologie für Nichtchristen“<br />
wäre in meinen<br />
Augen ein Gespräch zwischen<br />
zwei Menschen und Gott.<br />
Paulus schreibt mal, dass der<br />
„Glaube aus der Predigt komme“<br />
(Römer 10,17). Das hat Luther<br />
sehr schlecht übersetzt. Denn<br />
eigentlich steht dort im Griechischen,<br />
dass der Glaube aus<br />
dem Gehörten, also aus dem<br />
Hören () kommt.<br />
Der ganze Vers lautet: „So<br />
kommt der Glaube aus dem<br />
Hören, das Hören aber aus den<br />
Worten Christi“. Also Glaube<br />
kommt nicht vom Labern,<br />
sondern vom Hören! Und als<br />
Hörer sollten in einer „Th eologie<br />
für Nichtchristen“ nicht<br />
allein die Nichtglaubenden in<br />
Frage kommen. Meist passiert<br />
das nämlich so, dass man dem<br />
anderen mit den gelernten<br />
Richtigkeiten und Falschheiten<br />
zutextet und nicht hört, was<br />
er oder sie wirklich zu sagen<br />
hat. Wie wäre es denn, dem<br />
Menschen, der <strong>Jesus</strong> nicht<br />
kennt erst einmal zuzuhören?<br />
So, wie <strong>Jesus</strong> selbst es tat.<br />
Hinhören, was er oder sie zu<br />
sagen hat über das Leben, den<br />
Tod, sein Leid und ihre Hoff -<br />
nungen, die Liebe, Vergebung,<br />
Zukunft und Heilung. Hör hin<br />
und du wirst einen Menschen<br />
verstehen. Und wenn du dann<br />
dran bist zu reden und er oder<br />
sie dir zuhört, dann sprich so,<br />
dass man dich verstehen wird.<br />
/ Mach deinen<br />
Glauben in deinem<br />
Leben sichtbar /<br />
Was treibt dich in die Arme<br />
Jesu, wenn du an das Leben,<br />
den Tod, das Leiden und die<br />
Hoff nung, die Liebe, seine Vergebung,<br />
die Zukunft und deine<br />
Heilung denkst? Sprich von dir.<br />
Lass ruhig stecken, was richtig<br />
und was falsch ist. Wer weiß<br />
das schon? Wart’s ab, wie wir<br />
alle in 20 Jahren über unsere<br />
heutigen Richtigs und Falschs<br />
schmunzeln oder den Kopf<br />
schütteln werden. Sprich von<br />
dir und dem <strong>Jesus</strong>, der sich dir<br />
Ratgeber<br />
vorgestellt hat – sag: „komm<br />
und sieh!“ (Johannes 1,46)<br />
Eine „Th eologie für Nichtchristen“<br />
ist relativ einfach<br />
und zugleich unheimlich<br />
schwer. Denn eine „Th eologie<br />
für Nichtchristen“ ist in<br />
keinem Buch zu fi nden. Sondern<br />
das, was die Nichtchristen<br />
lesen, ist dein Leben und<br />
zu allererst dein Lieben. Du<br />
bist ein Brief Christi, heißt es<br />
(2Kor 3,3) Bevor ein Nichtglaubender,<br />
ein Moslem oder<br />
ein Agnostiker einen ungläubigen<br />
Blick in die Bibel wirft,<br />
wird er genau checken, ob<br />
das, was du über all die Th emen<br />
weißt und sie mit <strong>Jesus</strong><br />
beantwortest, auch tatsächlich<br />
lebendig sind für dich.<br />
Man merkt das sehr schnell.<br />
Das soll jetzt niemanden unter<br />
Druck setzen. Wir dürfen<br />
Gott zutrauen, dass er handelt.<br />
Durch, für und mit uns. Wir<br />
dürfen es getrost so halten, wie<br />
der Heilige Bernhard sagt: Wir<br />
müssen „es Gott überlassen,<br />
Gott zu fi nden“. <strong>Jesus</strong> selbst<br />
wird handeln. Das ist Th eologie<br />
für Nichtchristen. Denn oft<br />
versteckt sich hinter Unglauben<br />
die Vermutung, dass Gott nicht<br />
in diese Welt eingreift. Wäre<br />
er ein totes Prinzip, ein Chiff re<br />
für Tod, Leben, Leid, Hoff -<br />
nung, Liebe, Vergebung, Zukunft<br />
und Heilung, dann wäre<br />
unser Glaube nur eine andere<br />
Färbung von Nichtglauben.<br />
Wenn wir aber davon ausgehen,<br />
dass der auferstandene <strong>Jesus</strong><br />
tatsächlich lebt, dann können<br />
wir es getrost ihm überlassen,<br />
dass er das Herz eines Menschen<br />
so berührt, dass dieses<br />
nach Gott fragt und ihn fi nden<br />
wird. Unsere Aufgabe ist es,<br />
lebendig zu sein. Ein Fleisch,<br />
das Wort geworden ist …<br />
Norbert Roth (34), Pfarrer der<br />
Evangelisch-Lutherischen Kirche in<br />
Bayern, gehört zu den <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
München und leitet die Seelsorgearbeit<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> deutschlandweit.<br />
In München ist er als Referent<br />
für den 2. Ökumenischen Kirchentag<br />
eingespannt und für die theologische<br />
Vorbereitung mit zuständig.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
23<br />
Dezember/Januar<br />
mb
<strong>Freaks</strong> weltweit<br />
Ein Traum wird wahr<br />
Durch die Hölle der Einsamkeit, der<br />
Bürokratie und der neuen Sprache hin zum<br />
ersten christlichen Kindergarten in Belgien<br />
Es ist gerade 11 Uhr 44<br />
an einem Montagmorgen<br />
im November. Ich<br />
sitze mit meinem MacBook in<br />
einem meiner Lieblingscafés in<br />
der Antwerpener City, schlürfe<br />
einen großen Caff e Latte und<br />
esse ein außergewöhnlich gutes<br />
Stück Apfeltorte. Draußen<br />
weht der Wind, die Blätter<br />
fallen und ich habe Jamie<br />
Cullums „Catching Tales“ aufm<br />
Ohr. Der perfekte Moment,<br />
um mal ein bisschen sentimental<br />
und dankbar auf die letzten<br />
vier Jahre zurückzublicken.<br />
Im September 2004 verließ<br />
ich <strong>Deutschland</strong>, um einem<br />
Ruf zu folgen, den mir Gott<br />
schon 1994 in mein Herz<br />
gelegt hatte. Damals hörte ich<br />
Gottes Stimme beim „Marsch<br />
für <strong>Jesus</strong>“ in Berlin – am<br />
gleichen Tag, an dem ich zum<br />
ersten Mal die <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> aus<br />
Hamburg kennen lernte und<br />
kurz bevor wir in Bayreuth<br />
die erste <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Gemeinde<br />
Bayerns gründeten. Also<br />
machte ich mich in besagtem<br />
September mit meinen paar<br />
Habseligkeiten auf nach Antwerpen<br />
in Belgien. Ich hatte<br />
weder eine Arbeit noch beherrschte<br />
ich die dortige Sprache<br />
(fl ämisch, nicht belgisch)!<br />
<strong>Jesus</strong> sagte aber: „Geh“, und<br />
so ging ich halt. Über viele Jah-<br />
24 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
re hinweg wusste<br />
ich in meinem<br />
Herzen, dass<br />
Gott mich ruft<br />
diesen Schritt zu<br />
tun und ich versuchte<br />
mich auch<br />
so gut es ging<br />
vorzubereiten.<br />
Ich belegte natürlich<br />
auch Volkshochschulkurse<br />
in niederländisch,<br />
da fl ämisch eine<br />
Art Dialekt des<br />
Niederländischen<br />
ist. Doch ich hatte<br />
nur mäßigen<br />
Erfolg, denn wenn ich für eines<br />
unbegabt bin, dann ist es Vokabeln<br />
lernen und theoretische<br />
Grammatik büff eln. Ich muss<br />
Dinge hören, sehen und fühlen.<br />
Das entspricht mir viel mehr.<br />
Plötzlich fand ich mich in<br />
einem kleinen 1-Zimmer-<br />
Appartement in Antwerpen<br />
wieder und hatte keine Ahnung,<br />
wie es nun weitergeht.<br />
Ich wollte gern eine <strong>Jesus</strong>-<br />
<strong>Freaks</strong>-Gemeinde gründen<br />
und nach einigen Jahren einen<br />
christlichen Kindergarten<br />
aufmachen, sobald ich des<br />
Flämischen mächtig war, ich<br />
das belgische Schulsystem<br />
begriff en und meine deutsche<br />
Ausbildung anerkannt<br />
war – so dachte ich jedenfalls.<br />
Um eine lange und auch<br />
nicht immer schmerzfreie<br />
Geschichte in einige Zeilen<br />
zu fassen: Das erste<br />
Jahr war gelinde gesagt die<br />
Hölle! Ganz allein, ohne<br />
feste Gemeinde, ohne meine<br />
Freunde, ohne Job, ohne<br />
Kohle kam ich sehr schnell<br />
an meine Grenzen und ich<br />
hab eine Person in mir kennen<br />
gelernt, von der ich gar<br />
nicht wusste, dass es sie gibt.<br />
Eine echte Grenzerfahrung.<br />
Meine deutsche Erzieherausbildung<br />
ist bis zum heutigen<br />
Tag nicht anerkannt und die<br />
Europäische Union in Brüssel<br />
klagt derzeit vor einem europäischen<br />
Gerichtshof in Luxemburg<br />
gegen die Regierung<br />
Flanderns wegen der Nichteinhaltung<br />
europäischer Richtlinien<br />
in meinem speziellem Fall.<br />
Die Beziehung mit meiner<br />
damaligen Verlobten ging<br />
zeitgleich in die Brüche und es<br />
schien, als ob alles vor meinen<br />
Augen zerbrach, was ich hatte,<br />
worauf ich hoff te und an<br />
dem ich mich festhielt. Nach<br />
einem Jahr hatte ich konkrete<br />
Anzeichen einer Depression,<br />
plötzliche Panikattacken,<br />
Schlafstörungen und ich<br />
konnte es nicht mehr ertragen,<br />
in einem Raum allein zu sein.<br />
Ich ging für eine Auszeit<br />
zurück nach <strong>Deutschland</strong>, auch<br />
um zu überlegen, wie es weitergehen<br />
würde. Einige der großen<br />
Fragen, die ich Gott während<br />
meiner oft stundenlangen<br />
Gebetsspaziergänge stellte, war:<br />
Warum lässt du mich so ins<br />
Messer rennen? Warum schickst
du mich in ein Land, in dem<br />
meine Ausbildung nichts wert<br />
ist und sagst mir, ich solle<br />
eine Kinderarbeit aufbauen?<br />
Warum geht alles schief?<br />
Warum gehts mir so scheiße,<br />
hab ich was falsch gemacht?<br />
Nach langen Kämpfen entschied<br />
ich mich, es noch mal<br />
zu versuchen! Ich fuhr zurück<br />
nach Antwerpen. Doch nach 3<br />
Monaten stand ich wieder am<br />
Antwerpener Hauptbahnhof<br />
und mir liefen die Tränen von<br />
den Wangen und ich sagte:<br />
„<strong>Jesus</strong> – ich pack das nicht.“<br />
Von da an lebte ich nach<br />
dem Prinzip: Immer nur den<br />
nächsten Schritt, den nächsten<br />
Tag, die nächste Woche<br />
und dann schaun mer mal ...<br />
Wieder Wohnungssuche,<br />
wieder Arbeitssuche, wieder<br />
alles versuchen, was<br />
ein Jahr lang nicht geklappt<br />
hat. Und siehe da – plötzlich<br />
gingen Türen auf!<br />
Ich fand eine Arbeit auf<br />
freiwilliger Basis in einer<br />
Kindereinrichtung. Die Leiterin<br />
dieser Einrichtung zeigte<br />
mir alle Tricks und Kniff e, die<br />
man in Belgien kennen muss<br />
und lehrte mich wichtige<br />
Dinge in Sachen Buchhaltung<br />
im belgischen System.<br />
Ich lernte, dass ich auch<br />
ohne offi zielle Ausbildung eine<br />
Kita aufmachen konnte, wenn<br />
ich nur einen bestimmten<br />
Kurs belegen würde, für den<br />
mich meine damalige Chefi n<br />
auch noch gleich anmeldete<br />
und ihn mir sogar bezahlte!<br />
<strong>Jesus</strong> sagte mir sehr deutlich,<br />
dass ich mit einer Gemeinde<br />
zusammenarbeiten soll,<br />
um in deren altem Gebäude<br />
eine Kita aufzumachen.<br />
So fi ng ich an Geld zu<br />
sammeln, rumzureisen und zu<br />
predigen. Es kamen Menschen<br />
aus <strong>Deutschland</strong>, Finnland und<br />
Belgien, um mir zu helfen das<br />
Gebäude zu renovieren und<br />
nach einem Jahr war alles fertig.<br />
Ich habe eine Verein gegründet<br />
und alle offi ziellen Dokumente<br />
selbst verfasst. Wir brachten<br />
insgesamt mehr als 25.000<br />
Euro Spendengelderzusammen<br />
und<br />
niemand wird<br />
mir jemals<br />
wieder die Erfahrungnehmen<br />
können,<br />
etwas aus dem<br />
Nichts heraus<br />
wachsen und<br />
gedeihen zu<br />
sehen! Gott<br />
stellte sich<br />
mir als der vor,<br />
der „das, was<br />
nicht ist, ins<br />
Dasein ruft“<br />
(Römer 4,17 NGÜ).<br />
Im Februar 2006 eröff neten<br />
wir die erste christliche Kindertagesstätte<br />
Belgiens und derzeit<br />
habe ich ein Team von 6<br />
Mitarbeitern, die mit mir rund<br />
22 Familien aus 14 verschiedenen<br />
Nationalitäten betreuen.<br />
Trotz unseres christlichen<br />
Konzepts haben wir 99 Prozent<br />
nichtchristliche Eltern, ja<br />
sogar muslimische Familien,<br />
die ihre Kinder zu uns bringen<br />
und hier bei uns das Evangelium<br />
hören! Alles ist rechtlich<br />
anerkannt und wird teilweise<br />
sogar staatlich subventioniert.<br />
Des Weiteren leite ich mittlerweile<br />
eine kleine Gemeinde,<br />
die „Hope Christian Church<br />
Antwerp“ und werde in einigen<br />
Wochen von Pastoren<br />
aus Frankreich und Irland<br />
offi ziell als Pastor eingesetzt.<br />
Wir haben eine Worhsip-<br />
Band gegründet und wollen<br />
gerne regelmäßige, überkonfessionelle<br />
und interkulturelle<br />
Jugendkonferenzen in Antwerpen<br />
an den Start kriegen.<br />
Vor zwei Wochen habe ich<br />
meine belgische Verlobte<br />
Hadassa geheiratet, die ich vor<br />
einem Jahr hier kennen lernte<br />
und gemeinsam wollen wir<br />
hier in Belgien für <strong>Jesus</strong> das<br />
Haus rocken. Wir sind gerade<br />
von unserer Flitterwoche aus<br />
Malta zurück und natürlich<br />
bin ich sehr sehr glücklich.<br />
Wie gesagt, es ist Zeit, ein<br />
wenig sentimental und dank-<br />
<strong>Freaks</strong> weltweit<br />
bar zu sein und zurückzublicken.<br />
Mein Caff e Latte war<br />
lecker und Jamie Cullum hat<br />
auch grad zum Schlussakkord<br />
angesetzt – ich werde<br />
gleich wieder hinaus schreiten,<br />
um mein Leben weiterzuleben.<br />
Doch möchte ich jeden<br />
meiner Leser ermutigen, an<br />
seinen Träumen festzuhalten<br />
und nicht aufzugeben, wenn<br />
Gott etwas in dein Herz gelegt<br />
hat! Wenn’s auch manchmal<br />
hart ist und scheiße aussieht<br />
für ne Zeit – am Ende „ so<br />
werden wir sein wie die Träumenden”<br />
(Psalm 126,1 Luther).<br />
Ich liebe euch Geschwister!<br />
Gemeinsam für <strong>Jesus</strong>!<br />
Frank Ernst „Ernsti“ (34), Mitbegründer<br />
der JF Bayreuth, ehemaliger<br />
Leiter JF München, Mitbegründer<br />
und Songwriter „Die heiligen Bombenleger“<br />
und „StarChamber“, ist<br />
seit 2004 in Antwerpen/Belgien. Er<br />
arbeitet als Leiter der ersten christlichen<br />
Kita des Landes und als Pastor<br />
der Hope Church Antwerp/Hoop<br />
Christelijke Kerk Antwerpen.<br />
Anfragen zwecks Kontakt, Newsletterabo<br />
oder Unterstützung:<br />
[streicher@skynet.be]<br />
www.belgienrocks.de<br />
www.belgienrocks.blogspot.com<br />
6/20<strong>08</strong><br />
25<br />
Dezember/Januar
Ich habe einen Traum<br />
Eine Freakbewegung<br />
auf Borkum<br />
Es wird Zeit dass<br />
die <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> das<br />
heimische Festland<br />
verlassen, um neue Länder<br />
zu erobern, neue Kulturen<br />
kennen zu lernen, oder einfach<br />
den Missionsauftrag zu<br />
erfüllen: „Gehet hin in alle<br />
Welt“. Na ja, ich hab’s erst bis<br />
Borkum geschaff t, sehe aber<br />
schon eine Menge Arbeit, die<br />
man hier umsetzen könnte.<br />
Seit Mitte August arbeite<br />
ich auf Borkum und habe<br />
die Insel schon ziemlich in<br />
mein Herz geschlossen. Die<br />
größte ostfriesische Insel ist<br />
seit Langem ein beliebtes<br />
Urlaubsziel von vielen auch<br />
jungen Menschen geworden.<br />
Die Insel wird aber nicht nur<br />
von Urlaubern erobert, sondern<br />
auch von Zivis, FSJ-ler oder<br />
Ferienjobber. Borkum lockt mit<br />
endlosen Sandstränden, und<br />
ist off en für jeglichen Strand-<br />
und Wassersport, Events und<br />
Partys. Man kann hier auch zur<br />
Ruhe kommen, denkt nicht<br />
so viel über den Alltag nach<br />
und nimmt sich mehr Zeit<br />
für sein seelisches Befi nden.<br />
Nur beim Geistlichen hat<br />
Borkum so seine Einschränkungen.<br />
Natürlich gibt es<br />
auf der Insel eine lutherische,<br />
reformierte, katholische Kirchengemeinde,<br />
sowie eine eher<br />
konservative Brüdergemeinde<br />
und eine neuapostolische Kirche.<br />
Für die jüngere Generation<br />
oder Menschen, die mit der<br />
Kirche nichts am Hut haben<br />
wollen, ist aber leider nichts<br />
besonders Passendes dabei.<br />
Ich habe mir einige Gedanken<br />
gemacht, welche Arbeiten<br />
man hier auf der Insel als Freak<br />
in die Hand nehmen könnte:<br />
Da wären zum Beispiel Konzerte<br />
und Gottesdienste, die<br />
26 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Ich habe einen<br />
vielleicht in Kneipen (was man<br />
ja schon als <strong>Jesus</strong> Freak kennt)<br />
oder sogar im Musikpavillon<br />
auf der Promenade stattfi nden.<br />
Noch stehe ich aber erst am<br />
Anfang; und wie man weiß, ist<br />
aller Anfang ziemlich schwer.<br />
Auf Borkum gibt es nämlich<br />
weder eine Freakgemeinde<br />
noch einen Freakhauskreis,<br />
die diese Arbeit unterstützen<br />
könnten. Und bei vielen<br />
anderen Christen oder Gottesgläubigen<br />
ist es sehr schwer zu<br />
erklären, was jetzt genau <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> sind, da sie entweder zu<br />
konservativ oder zu liberal sind.<br />
So etwas zum Kennen lernen<br />
wäre also gar nicht schlecht.<br />
Den Traum von einer Freakbewegung<br />
auf Borkum habe<br />
ich aber noch nicht begraben;<br />
es fehlt eigentlich nur<br />
der nötige Anlauf. Wenn du<br />
Interesse hast, kannst du dabei<br />
sogar helfen. Wolltest du zum<br />
Beispiel mit deiner Band mal<br />
an wirklich außergewöhnlichen<br />
Orten spielen, dann hätte ich<br />
da was für dich. Oder wolltest<br />
du schon immer mal eine<br />
Gemeindefreizeit (mit off enem<br />
Gottesdienst) auf einer Insel<br />
machen, dann bist du mit<br />
deiner Gemeinde herzlich ein-<br />
geladen. In Sachen Unterkunft<br />
und Verpfl egung arbeite ich im<br />
richtigen Haus; das ist die „MS-<br />
Waterdelle“ vom CVJM. Sie ist<br />
im Stil einer Jugendherberge<br />
eingerichtet und hat selten<br />
am Wochenende Belegung.<br />
Vielleicht suchst du das<br />
Abenteuer der Pionierarbeit als<br />
<strong>Jesus</strong> Freak und müsstest noch<br />
deiner staatlichen Pfl icht nachgehen,<br />
dann bewirb dich doch<br />
als Zivi oder FSJ-ler an einer<br />
der zahlreichen Stellen auf Borkum.<br />
Für alle anderen, die sich<br />
nicht in diesen Aufgabengebiet<br />
gefunden haben, können für<br />
die Arbeit auf Borkum beten.<br />
Bei Fragen und Anregung stehe<br />
ich natürlich zur Verfügung.<br />
Meine Hoff nung liegt darin,<br />
dass ich mit <strong>Jesus</strong> das Schiff<br />
zum Schaukeln bringen werde.<br />
Marius Hollinger (28), hauswirtschaftlicherBetriebsleiter,<br />
lebt<br />
auf Borkum. Er<br />
war 2 Jahre<br />
bei den Celler<br />
<strong>Freaks</strong>.<br />
[mariushollinger<br />
@gmx.de]<br />
www.mswaterdelle.de
Mein Traum nach<br />
China zu reisen<br />
hat vor jetzt fast<br />
vier Jahren angefangen. Ich hatte<br />
mich vorher nie wirklich für<br />
dieses Land interessiert, habe<br />
dann aber mal angefangen zu<br />
beten, weil ich einfach wissen<br />
wollte, was Gott so mit mir<br />
vor hat. Die Ausgangssituation<br />
war, dass ich krank im Bett<br />
lag und mir über alles Mögliche<br />
Gedanken gemacht habe.<br />
So habe ich also da gelegen<br />
und gebetet. Noch am selben<br />
Tag bin ich dann in meinem<br />
Saustall von Zimmer auf ein<br />
Buch gestoßen. Es handelt von<br />
einem Missionar in China. Ich<br />
war so fasziniert von seiner<br />
Geschichte und seiner Art<br />
dort zu leben, dass ich mich<br />
näher damit befasst habe.<br />
Meine Mutter hat mir ganze<br />
Berge von Büchern in die<br />
Hand gedrückt, die ich dann<br />
auch regelrecht verschlungen<br />
habe. Ich habe die Leute fast<br />
beneidet, die in China gelebt<br />
haben und mit den Menschen<br />
und vor allem mit Gott so viel<br />
Großes erlebt hatten. Und so<br />
ist meine Liebe zu diesem Land<br />
nach und nach gewachsen.<br />
Die Sehnsucht den Menschen<br />
zu zeigen, was Liebe ist, und<br />
vielleicht auch ein wenig Abenteuerlust<br />
sind herangereift. Ich<br />
möchte den Leuten dort nicht<br />
den Glauben zu Gott „aufzwingen“,<br />
sondern<br />
einfach<br />
eine Zeitlang<br />
mit ihnen<br />
dort leben und<br />
ihre Lebensweise<br />
erfahren mit all ihren<br />
Schwierig-<br />
keiten und „Gefahren“. Wenn<br />
sich Glaubensgespräche entwickeln,<br />
dann wäre das natürlich<br />
ein toller Nebeneff ekt. Ich<br />
kann nur ahnen, wie schwer<br />
die Leute in den runtergekommenen<br />
Armenvierteln es haben.<br />
Gerade die Kinder haben es<br />
verdient, verstanden zu werden<br />
und in irgendeiner Form Hoff -<br />
nung geschenkt zu bekommen.<br />
Mein Traum ist es, etwas<br />
zu tun. Die ganze Situation<br />
dort will ich nicht ignorieren,<br />
sondern ich will aktiv werden<br />
in dem Land für die Menschen,<br />
die mir so sehr am Herzen<br />
liegen. Auch wenn es nur bedeutet<br />
Geschichten zu erzählen,<br />
um die Kinder nur kurz<br />
abzulenken. Es gibt so viele<br />
Wege den Menschen Gott nahe<br />
zu bringen. Sie sollen einfach<br />
merken „hey, da<br />
ist ja doch jemand,<br />
der sich für uns<br />
interessiert“.<br />
Ich glau- be, dass<br />
dieser Traum noch<br />
etwas ausreifen muss,<br />
aber ich<br />
bin mir<br />
sicher, dass<br />
es mein Weg<br />
ist, den ich<br />
gehen<br />
werde<br />
Ich habe einen Traum<br />
Eine Reise ins Reich der Mitte<br />
und aus ganzem Herzen gehen<br />
möchte. Wann und wie lange<br />
die Reise sein wird, weiß<br />
ich noch nicht, aber ich bin<br />
echt gespannt was Gott in<br />
dieser Zeit rocken wird. Auf<br />
jeden Fall lege ich meinen<br />
Traum in seine Hände.<br />
Alice Bergdolt (19) wohnt in Langen<br />
(Hessen) und<br />
geht zu den<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
in Frankfurt<br />
am Main. Im<br />
Moment arbeitet<br />
sie im<br />
JFI-Büro in<br />
Darmstadt.<br />
[litsch@jesusfreaks.de]<br />
6/20<strong>08</strong><br />
27<br />
Dezember/Januar
Meinung<br />
Der berechenbare Gott<br />
Kosmologie und Religiosität<br />
Du wirst im Verlauf<br />
deines Christseins<br />
nicht nur vom Wort<br />
Gottes geprägt, sondern von<br />
einer „christlichen Kultur“, also<br />
deinem Umfeld. Und daher ist<br />
es wichtig zu prüfen, wo Wort<br />
und Kultur in Einklang stehen<br />
und wo nicht. Hierzu möchte<br />
ich einen Vergleich aus der<br />
Philosophie-Geschichte heranziehen,<br />
um zu hinterfragen, ob<br />
Religiosität auch anders möglich<br />
ist, als wir sie heute leben.<br />
500 Jahre vor Christi Geburt<br />
vollzog sich im alten<br />
Griechenland eine Revolution.<br />
Sie traf auf eine Gesellschaft,<br />
deren Denken auf Mystik und<br />
Mythologie fi xiert war. Man<br />
dankte den Göttern für Siege<br />
im Krieg, fürchtete sich vor<br />
28 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
ihrem Zorn und machte sie<br />
für alles Gute wie Böse verantwortlich.<br />
Auch die Naturgesetze<br />
galten als unberechenbar,<br />
da sie eben auch von den<br />
Gottheiten gefügt wurden.<br />
In dieser Zeit traten auf<br />
einmal die Philosophen auf,<br />
z.B. Th ales, Parmenides oder<br />
Heraklit. Das waren keine<br />
Lehnstuhlschwätzer mit Zottelbart,<br />
sondern die Vorfahren<br />
der Natur- und natürlich<br />
Geisteswissenschaften. Sie<br />
haben sich nicht mit der<br />
Unberechenbarkeit des Lebens<br />
abgefunden und fi ngen an, das<br />
mythologische Weltbild in<br />
Frage zu stellen. Dem stellten<br />
sie verschiedene Kosmologien<br />
gegenüber, in sich abgeschlossene<br />
Weltbilder, die in ihren<br />
Grundfesten ohne Unbekann-<br />
te stehen. Darin kam kein<br />
launischer Zeus vor, sondern<br />
berechenbare Kräfte, mit denen<br />
nicht nur die Naturgesetze<br />
erklärt werden sollten, sondern<br />
auch die philosophischen<br />
Fragen, beispielsweise, woher<br />
das Leid kommt. Die Existenz<br />
von Göttern wurde von vielen<br />
nicht ausgeschlossen, aber sie<br />
bekamen in ihren Weltbildern<br />
einen anderen Platz. Keinen<br />
untergeordneten, sondern<br />
oftmals einen übergeordneten,<br />
wie beispielsweise bei Platon.<br />
/ Dem Glauben<br />
unter den Rock<br />
gucken /<br />
„Was hat das mit mir zu tun?“,<br />
fragst du dich wohl gerade.<br />
Sehr viel. Diese Philosophen
haben Dinge erkannt, weil<br />
sie von ihrer Berechenbarkeit<br />
wussten, weil sie der ganzen<br />
mystischen Welt ihrer Zeit unerhört<br />
unter den Rock geguckt<br />
haben. Und ich behaupte, das<br />
wir einen solchen Ruck auch<br />
in unserem Glaubensleben<br />
brauchen. Nun ist das große<br />
Unbekannte jedoch nicht die<br />
Natur, sondern dieser geheimnisvolle<br />
Gott, und dieses Bergund-Tal-Leben,<br />
dass er uns<br />
scheinbar schenkt. Man baut<br />
riesige Hallen, und verweist<br />
auf Jahrtausende von Kultur<br />
und Geschichte, auf 500 Jahre<br />
alte Lieder, auf Helden alter<br />
Zeit, denen es staunend<br />
zu folgen gilt, wie<br />
Petrus und Paulus,<br />
die nach Pfi ngsten<br />
ebenso mystisch<br />
wirken, wie<br />
dieser <strong>Jesus</strong><br />
selbst. Und<br />
doch kommt<br />
man mit<br />
dem Ausgeliefertsein<br />
dieser unbekannten<br />
Macht<br />
gegenüber<br />
zurecht. Weil<br />
man ihn liebt<br />
und meint,<br />
dass es zu diesemunberechenbarenBergund-Tal-Leben<br />
keine Alternative<br />
gibt. Wer will schon<br />
Gott in eine Struktur<br />
stecken und darauf beschränken?<br />
Er selbst will es.<br />
/ Gott macht sich<br />
verständlich /<br />
Denkt man den Vergleich<br />
mit der Philosophiegeschichte<br />
nämlich zu Ende, wird klar,<br />
welches neue Denken sich in<br />
uns vollziehen muss. Gott hat<br />
sich erklärt, und das Leben<br />
mit ihm ist beschreibbar. Ich<br />
glaube, dass es Antworten auf<br />
die unerhörten Fragen gibt,<br />
warum <strong>Jesus</strong> soviel Macht hatte,<br />
und warum seine Jünger nach<br />
Pfi ngsten in derselben Kraft<br />
gelebt haben. Unsere ganze<br />
„Wenn-du-Gott-nicht-mehrverstehst“-Th<br />
eologie geht von<br />
einem unberechenbaren Gott<br />
aus, der mal so, mal anders interpretiert<br />
werden kann. „Sein<br />
Begriff von Liebe und Leben<br />
und Heilung ist eben anders<br />
als der unsrige“, behaupten wir,<br />
und hoff en, dass es sich mit unseren<br />
Begriff en wenigstens ab<br />
und zu überschneidet, sodass<br />
wir eine Überlebenschance haben.<br />
Ich glaube, das Gott sich<br />
durch sein<br />
Reden<br />
wirklich erklärt hat, und zwar<br />
so, dass wir es verstehen!<br />
Welche Folgen das für dich<br />
hat? Wenn du einmal verstanden<br />
hast, dass ein selbstbeschränkter<br />
Gott (denn das<br />
muss er sein, um sich uns zu<br />
erklären) sich auch für dich<br />
verfügbar macht, für dich auch<br />
berechenbar ist. Nicht weil er<br />
eine Art Automat ist, sondern<br />
ein treuer Vater. Und dann ist<br />
Meinung<br />
deine „Stille Zeit“ morgens<br />
kein hoff endes Bitten, dass „der<br />
Tag doch irgendwie gut wird“,<br />
sondern ein glaubendes Bitten,<br />
das Gott auf eine bemerkbare<br />
Art und Weise mit dir sein wird.<br />
„Darf ich trotzdem weiter ins<br />
Kloster gehen? Oder ist nun<br />
alle Glaubensmystik vorbei?“<br />
Natürlich, ich bin beispielsweise<br />
gerne in Taizé, weil<br />
Gott eben trotz aller Selbstbeschränktheit<br />
der Erhabene<br />
ist, vor dem ich ehrfurchtsvoll<br />
auch in großen Hallen singen<br />
darf. Aber nicht, weil ich ihn<br />
nicht kenne, sondern eben<br />
weil ich ihn kenne. In<br />
Christus habe ich den<br />
Willen des Vaters<br />
erkannt. Und<br />
nur die, ja nur<br />
die, dürfen „in<br />
Jesu Namen“<br />
also stellvertretend<br />
für ihn,<br />
bitten.<br />
Wie willst<br />
du das<br />
sonst<br />
können,<br />
wenn er<br />
dir seinen<br />
Willen<br />
nicht<br />
off enbart<br />
hat? Entdecke<br />
Gott,<br />
entdecke die<br />
Möglichkeiten,<br />
rechne mit<br />
ihm, denn dafür<br />
hat er alles gegeben.<br />
Und jetzt forsche, mit<br />
einem Gott zusammen,<br />
der mit sich reden lässt, weil<br />
er aus Gnade deine Sprache<br />
spricht und deine Welt erklärt.<br />
Markus Neher studiert<br />
Philosophie,<br />
Geschichte und<br />
Politische Wissenschaft<br />
und ist<br />
Gründer und Leiter<br />
der JF Erlangen.<br />
6/20<strong>08</strong><br />
29<br />
Dezember/Januar
Steckbrief<br />
Deine Lobpreis-Haltung?<br />
Arme nach oben<br />
Jugendsünde?<br />
Koff eintabletten<br />
Judith Funk (25), Pädagogik-Studentin, JF Marburg<br />
McDonalds oder Burger King?<br />
Veto, keins! Beides scheiße<br />
Style ist, wenn ...<br />
du du bist<br />
„Wir bitten euch, darauf<br />
zu achten, dass die<br />
Fruchtwege im Kigodi-<br />
Raum frei bleiben.“<br />
Pflanzliche Ankündigung<br />
im Gottesdienst:<br />
Gleichberechtigung ist, wenn<br />
...<br />
jeder und jede und jedes mit jedem kann<br />
Kaff eeverbrauch pro Tag?<br />
variabel<br />
Wie fi ndet dich deine Gemeinde?<br />
wertvoll<br />
Warum bist du bei den <strong>Freaks</strong>?<br />
entweder mensch ist Freak oder<br />
mensch ist kein Freak<br />
Welche biblische Figur wärst du am liebsten?<br />
na die Judith!<br />
Wenn du nur 3 Dinge aufs <strong>Freaks</strong>tock nehmen<br />
dürftest, welche wären das?<br />
Eiskaff ee, gute Musik für meinen Geschmack,<br />
Lust und Laune<br />
Was wolltest du der Bewegung immer mal sagen?<br />
Probieren wir das Unmögliche mit dem, bei dem<br />
alles möglich ist!<br />
Welche Frage sollte auf dem<br />
nächsten Fragebogen stehen?<br />
Was ist dein großer Traum für die<br />
Bewegung?<br />
Wie fi ndest du deine Gemeinde?<br />
von Sonne bis Regen = Regenbogen<br />
Schreib uns:<br />
» deine Geschichte<br />
» deinen Steckbrief<br />
» deine Versprecher<br />
» deinen Heiligen<br />
Schwein gehabt<br />
mit dem Gemeindeflyer:<br />
Wir heften sie an Fred<br />
– den Kühlschrank.<br />
„Wir laden auch wieder<br />
herzlich zu unserem<br />
Glaubensgrunzkurs<br />
ein.“<br />
Mein schlimmstes christliches<br />
Kindheitserlebnis
<strong>Freaks</strong>heiliger<br />
des Monats<br />
Der Heilige Jonathan<br />
In dem stickigen Raum herrscht eine angespannte<br />
Stimmung. Bedenken werden geäußert, mancher<br />
spricht sogar von Veto. Genervt schütteln<br />
einige Teilnehmer des JFD-Treff ens den Kopf,<br />
weil immer wieder über die gleichen Sachen<br />
diskutiert wird, die schon auf zig Treff en zerredet<br />
wurden. Aber dann erklingt eine Stimme voller<br />
Liebe und Annahme, die unermüdlich für Gottes<br />
Sichtweise und Vertrauen untereinander wirbt<br />
– wieder und wieder und doch glaubwürdig: „Lasst<br />
uns nicht darauf schauen, was alles schief gehen<br />
kann, sondern darauf was <strong>Jesus</strong> machen kann.“<br />
Geduldig nimmt er so die Bedenkenträger an und<br />
ernst und stellt <strong>Jesus</strong> in den Mittelpunkt. Danke<br />
Jonathan – das ist uns eine Heiligsprechung wert.<br />
... war eigentlich nicht ein Erlebnis,<br />
sondern ein immer wiederkehrendes, und zwar<br />
jeden Mittwoch um 14 Uhr. Da fand nämlich der<br />
Religionsunterricht statt, geleitet vom Pfarrer meiner<br />
evangelisch-lutherischen Gemeinde. Dieser Mann war ein<br />
dermaßen weichgespülter Akademiker, dass es unmöglich für<br />
meine nichtchristlichen Mitschüler war auch nur einen Funken davon<br />
vermittelt zu bekommen, was Gott für großartige Dinge getan hat und<br />
immer noch tut. Man konnte sich nur in Grund und Boden schämen,<br />
wenn Christsein so aussehen sollte.<br />
Wir übten wir uns im Vergleichen der Evangelien, im Auswendiglernen<br />
von Defi nitionen und Biographien berühmter Geistlicher – okay da waren<br />
starke Leute darunter – oder aber im Schreiben von endlosen Klausuren,<br />
bei denen es bis zu 100 Punkte gab, die erstaunlicherweise zu extrem<br />
guten Noten aller Schüler führten. Deshalb entschieden sich im nächsten<br />
Schuljahr auch mehr als doppelt so viele Schüler wie bisher für den<br />
Religionsunterricht anstatt für Ethik.<br />
Doch nun kam der andere Pfarrer der Gemeinde zum Zuge und jetzt ging<br />
es hoch her: Es wurde über Gott und die Welt geredet, über Werte und<br />
ihren Hintergrund, über die Verantwortung jedes Einzelnen und<br />
endlich auch über <strong>Jesus</strong>. Auch streitsüchtige Atheisten wurden<br />
in langen Diskussionen mit der Sinnlosigkeit ihrer Überzeugung<br />
konfrontiert und zum Nachdenken über Gott angeregt. So<br />
hat mein schlimmstes zu einem sehr schönen Erlebnis geführt,<br />
nämlich dass es sich lohnt für den Herrn zu streiten.<br />
Anett aus Dresden
Strukturelemente<br />
Was ist eigentlich das<br />
Dreamteam?<br />
Strukturelemente: Was <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
für die Bewegung machen<br />
Ein anderer Name für<br />
Dreamteam ist <strong>Freaks</strong>tockmanagementteam.<br />
Aber was ist das eigentlich?<br />
Da stellen wir uns mal ganz<br />
dumm: ein Managementteam<br />
ist ein großer schwarzer Kasten.<br />
In diesem Kasten sitzen zur<br />
Zeit sieben Leute. Die machen<br />
sich Gedanken darüber, wie<br />
das <strong>Freaks</strong>tock aussehen kann,<br />
was läuft, was nicht läuft und<br />
wie sich die Dinge die sich<br />
bei JFD tun, auf dem <strong>Freaks</strong>tock<br />
widerspiegeln können.<br />
Wer sind denn diese Leute,<br />
diese grauen Eminenzen,<br />
die auf Lebenszeit einen<br />
Posten inne haben, die niemand<br />
je gesehen hat?<br />
Das ist natürlich völliger<br />
Blödsinn, es gibt keine grauen<br />
Eminenzen. Im Managementteam<br />
sind ganz normale Leute<br />
aus der Bewegung, wobei<br />
es drei gibt: Markus Klin-<br />
32 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
ger, Henrik Begemann und<br />
Mario Christ, die nun schon<br />
seit ein paar Jahren für den<br />
reibungslosen Ablauf unseres<br />
Festivals sorgen und somit<br />
die nötige Kontinuität ins<br />
Team bringen. Seit der Umstrukturierung<br />
des damaligen<br />
Managements und des Dreamteams<br />
2006 hat Henrik die<br />
Teamleitung übernommen.<br />
Damit dies aber kein eingeschworener<br />
Kreis wird, der<br />
sich nur um sich selbst dreht,<br />
werden von der Teamleitung<br />
immer wieder neue Leute aus<br />
der Bewegung ins Team berufen.<br />
Ein Kriterium der Auswahl<br />
ist, dass es Leute aus verschiedensten<br />
Bereichen des Festivals<br />
sind, die ihre Kompetenzen,<br />
Ideen und Träume einbringen.<br />
Sie sind dann zunächst für vier<br />
Jahre fest im Team und sorgen<br />
mit den anderen dafür, dass<br />
<strong>Freaks</strong>tock ein Festival von den<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> für die <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
bleibt. Außerdem dabei sind<br />
Doreen Walther vom Kunstrasen,<br />
Peter Wolff vom Booking,<br />
Dörthe von der Kasse und Sascha<br />
von der MitarbeiterAdmin.<br />
Wir versuchen zusammen<br />
als Team das <strong>Freaks</strong>tock so zu<br />
gestalten, dass ihr euch wohl<br />
fühlt, eure Familie treff en<br />
könnt und und und. Natürlich<br />
kümmern wir uns auch<br />
noch um viele organisatorische<br />
Dinge, die mit dem<br />
Festival einhergehen, aber<br />
damit wollen wir euch hier<br />
und jetzt nicht langweilen.<br />
Für das Dreamteam<br />
Sascha Martjuschew<br />
Wenn ihr uns was sagen wollt,<br />
sprecht uns an oder schreibt an:<br />
[management@freakstock.de]
In Gottes Erntefeld<br />
Gebet<br />
Gebet: Es verändert den Beter nicht Gott<br />
So viel <strong>Jesus</strong> auch unterwegs<br />
war, es gab<br />
immer noch Orte, an<br />
denen er nicht war. Er sprach<br />
mit vielen Menschen, aber<br />
nicht mit allen. Auch wenn<br />
er viele heilte, gab es immer<br />
noch Kranke in Israel – ganz zu<br />
schweigen von der ganzen Welt!<br />
Mit der Zeit drängte sich eine<br />
Wahrheit immer dringender<br />
auf und wurde schmerzlich<br />
bewusst: alleine konnte er nicht<br />
die ganze Welt mit seinem<br />
Vater bekannt machen. Selbst<br />
seine zwölf Jünger reichten<br />
beim besten Willen nicht aus.<br />
Wieder kam <strong>Jesus</strong> in einen<br />
neuen Ort und predigte in<br />
den Synagogen. Die Veranstaltungen<br />
waren rappelvoll,<br />
und als er aus dem Fenster sah,<br />
standen draußen noch mehr<br />
Leute. Da wurde er traurig,<br />
in seinem Inneren bewegte<br />
sich etwas, denn er sah die<br />
Menschen, wie sie wirklich<br />
waren: am Ende, planlos, ohne<br />
Perspektive und Sinn. Da<br />
reifte in <strong>Jesus</strong> ein neuer Plan.<br />
„Petrus, Jakobus, Johannes,<br />
kommt mal alle her! Wo ist<br />
Judas? Vergesst Andreas und<br />
den Zeloten nicht, setzt Euch<br />
und hört zu!“ Nachdem sich<br />
alle gesetzt hatten und das<br />
Geraschel mit den Kleidern<br />
aufgehört hatte, gab ihnen<br />
<strong>Jesus</strong> eine Lehre über Gebet:<br />
„Es ist Erntezeit, die Felder<br />
sind so weit. Es gibt viel zu tun,<br />
bittet deswegen Gott, dass er<br />
Arbeiter in seine Ernte sendet,<br />
denn wir haben viel zu wenig<br />
Leute.“ (Matthäus 9,35ff )<br />
Die Jünger waren keine<br />
Bauern, dennoch dürfte ihnen<br />
aufgefallen sein, dass sie es hier<br />
wieder einmal mit einem dieser<br />
schwierigen Aussprüche Jesu zu<br />
tun hatten, die auf den ersten<br />
Blick keinen Sinn ergeben, über<br />
die man nachdenken und die<br />
man befolgen muss, um zu verstehen,<br />
was sie bedeuten. Dass<br />
die Felder reif zur Ernte waren,<br />
konnte man noch glauben.<br />
Immerhin hatten sie bei vielen<br />
Gelegenheiten erlebt, wie begeistert<br />
die Leute <strong>Jesus</strong> aufnahmen.<br />
Gut, es gab auch andere<br />
Gegenden, in denen sie nicht<br />
so willkommen waren, und im<br />
Laufe der Monate hatten sie<br />
eine Menge Staub von ihren<br />
Füßen geschüttelt, aber vom<br />
Prinzip her war das schon okay.<br />
Verwirrender war das mit<br />
dem Herrn der Ernte, den man<br />
bitten musste, Arbeiter ins Feld<br />
zu schicken. Kein Bauer wäre<br />
so blöd, seine Ernte auf dem<br />
Feld verrotten zu lassen. Man<br />
musste keinen Bauer lange<br />
bitten, dass er Erntearbeiter<br />
anstellt – die Ernte war ja alles,<br />
was er besaß, darauf hatte er<br />
lange hingearbeitet, und er<br />
würde um keinen Preis vergessen,<br />
sie einzubringen. Das war<br />
schon eine harte Nuss, warum<br />
es gerade bei Gott anders sein<br />
sollte, der ja eine Ernte einbringen<br />
will, die viel wertvoller ist<br />
als Weizen, Mais oder Raps.<br />
Jahrhunderte der Th eologie<br />
und der Erfahrung mit Gott<br />
und seinen Wegen haben uns<br />
die Antwort auf diese Frage<br />
längst gegeben. Heute muss<br />
man sich richtig in die Geschichte<br />
hinein versetzen, um<br />
ein Gefühl dafür zu bekommen,<br />
wie seltsam die Aussage<br />
Jesu eigentlich war. Die Frage<br />
lässt sich mit einem Satz<br />
beantworten, der so wichtig<br />
ist, dass man nicht mehr sagen<br />
kann, wer ihn als erster ausgesprochen<br />
hat. Die einen<br />
sagen Kierkegaard, andere<br />
nennen C. S. Lewis oder „die<br />
Mönche“ als Urheber. Wer<br />
auch immer es gesagt hat, hatte<br />
recht: „Gebet verändert nicht<br />
Gott, es verändert den Beter.“<br />
Gott muss sich nicht verändern,<br />
er ist vollkommen und<br />
würde von Veränderung nicht<br />
profi tieren. Aber wer betet,<br />
der wird von Gott verändert.<br />
Das haben Christen seit den<br />
Anfangstagen unseres Glaubens<br />
erlebt: auf unseren Knien fi nden<br />
die tiefsten Veränderungen<br />
unseres Lebens statt. Eben<br />
haben wir noch inbrünstig zu<br />
Gott gefl eht, dass er Arbeiter<br />
in die Ernte schickt, da hören<br />
wir schon Gottes Geist leise zu<br />
uns sprechen. Wir sehen unsere<br />
Nachbarn; verpasste Chancen<br />
ziehen an unserem inneren<br />
Auge vorbei; wir spüren die<br />
Verlorenheit unseres Chefs,<br />
und ehe wir es uns versehen,<br />
stehen wir mit der Sichel in<br />
der Hand in Gottes Erntefeld.<br />
Es ist unmöglich, zu beten<br />
und nicht Gottes Veränderung<br />
zu erfahren, denn wer betet,<br />
der setzt sich Gott aus. Ich<br />
schreibe nun schon eine ganze<br />
Weile – seit einigen Jahren<br />
– Gebetsartikel im <strong>Kranken</strong><br />
<strong>Boten</strong>, und mehr als je zuvor<br />
möchte ich euch bitten, das<br />
Gebet nicht zu vernachlässigen.<br />
Damit meine ich nicht, Anliegen<br />
runter zu rasseln, sondern<br />
wirklich zu beten: Gott suchen<br />
und auf ihn hören. Wer so<br />
zu beten lernt, der wird eine<br />
Dynamik in seinem Leben<br />
bekommen, die mit nichts<br />
anderem zu vergleichen ist.<br />
Carsten „Storch“ Schmelzer (36) ist<br />
Pastor der Remscheider <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
und Buchautor.<br />
www.storch.jfrs.de<br />
6/20<strong>08</strong><br />
33<br />
Dezember/Januar
Elternschaft<br />
Was macht<br />
der Papa?<br />
Elternschaft: Die<br />
Leitungsprinzipien Jesu<br />
Die Bibel zeigt uns<br />
sehr unterschiedlicheLeitungsstile,<br />
die aber eigentlich nur<br />
auf zwei gegensätzlichen<br />
Grundformen von Leiterschaft<br />
basieren: autoritärer<br />
oder dienender Leiterschaft.<br />
Ein autoritärer Leiter braucht<br />
Menschen, um seine Ziele<br />
zu erreichen. Ein dienender<br />
Leiter hat seinen Blick<br />
auf Gott ausgerichtet und<br />
dient den Menschen, indem<br />
er diese daran beteiligt,<br />
Gottes Ziele zu erreichen.<br />
In Matthäus 20,25.26 erklärt<br />
<strong>Jesus</strong>: „Ihr wisst, dass die<br />
Herrscher über die Völker sich<br />
als ihre Herren auff ühren und<br />
dass die Völker die Macht der<br />
Großen zu spüren bekommen.“<br />
Der weitere Text hinterlässt<br />
34 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
bei mir einen tiefen<br />
Eindruck: „Bei euch<br />
soll es nicht so sein.“ Diese<br />
knappe aber starke Anweisung<br />
stellt klar, dass autoritärer<br />
Leitungsstil bei den Leuten<br />
Jesu völlig inakzeptabel<br />
ist. Zur Verdeutlichung fährt<br />
er fort: „Im Gegenteil: Wer<br />
unter euch groß werden will,<br />
soll den anderen dienen …“<br />
Um das besser zu verstehen,<br />
sollten wir uns an den Prinzipien<br />
orientieren, welche die<br />
Leiterschaft Jesu bestimmten.<br />
/ Prinzip 1: <strong>Jesus</strong><br />
tat nur, was er den<br />
Vater tun sah /<br />
Es ist für einen Leiter sehr<br />
herausfordernd, vor Gott und<br />
Menschen verantwortlich zu<br />
entscheiden und zu handeln.<br />
Deshalb empfi nde ich folgenden<br />
Bibelvers als große<br />
Entlastung: „Wahrlich,<br />
wahrlich, ich sage euch: Der<br />
Sohn kann nichts von sich<br />
selbst tun, außer was er den<br />
Vater tun sieht; denn was<br />
der tut, das tut ebenso auch<br />
der Sohn“ (Johannes 5,19).<br />
Dieser Vers zeugt von der<br />
großen Intimität, Innigkeit<br />
und Verbundenheit<br />
Jesu mit seinem Vater. Das<br />
sollten auch wir anstreben.<br />
Wie schnell sind wir bereit<br />
etwas zu tun, weil wir es<br />
für notwendig, richtig oder<br />
gut erachten. Aber sind wir<br />
uns dabei sicher, dass wir<br />
es den Vater tun sehen?<br />
/ Prinzip 2: <strong>Jesus</strong><br />
investierte sich<br />
in Menschen /<br />
Am Anfang seines Wirkens<br />
berief <strong>Jesus</strong> zuerst die Jünger,<br />
mit denen er sein Reich<br />
bauen wollte (Lukas 5,1-11).<br />
Er bezog sie in sein Denken<br />
und Handeln mit ein damit<br />
sie lernten, so zu leben, wie er<br />
lebte. <strong>Jesus</strong> investierte sich in<br />
sie und bereitete sie so darauf<br />
vor, seine Sendung zu übernehmen<br />
und weiterzuführen.<br />
Wir haben den Auftrag,<br />
uns in andere Menschen<br />
zu investieren um das, was<br />
wir selbst empfangen und<br />
gelernt haben, an sie weiterzugeben<br />
(Matthäus 28,20).<br />
/ Prinzip 3: <strong>Jesus</strong><br />
schaute nicht, wer<br />
seine Leute waren,<br />
sondern wie sie<br />
sein würden /<br />
Aus der großen Jüngerschar<br />
erwählte <strong>Jesus</strong> zwölf Apostel.<br />
„Und es geschah in diesen<br />
Tagen, dass er auf den Berg<br />
hinausging, um zu beten; und<br />
er verbrachte die Nacht im<br />
Gebet zu Gott. Und als es<br />
Tag wurde, rief er seine Jünger<br />
herbei und erwählte aus ihnen<br />
zwölf, die er auch Apostel<br />
nannte“ (Lukas 6,12-14). <strong>Jesus</strong><br />
betete eine ganze Nacht um<br />
die richtigen Personen, in die<br />
er sich investieren wollte.
Wir brauchen die Off enbarungen<br />
Gottes, um göttliches<br />
Potenzial in Menschen zu<br />
sehen. Sie darin zu fördern ist<br />
meist ein längerer Prozess, der<br />
liebevoller Begleitung bedarf.<br />
/ Prinzip 4: <strong>Jesus</strong><br />
baute ein Team /<br />
Die Apostel bildeten das<br />
primäre Team, durch das <strong>Jesus</strong><br />
seine Gemeinde baute. Ein<br />
eff ektives Team benötigt nicht<br />
unbedingt „Stars“ um erfolgreich<br />
zu sein. Wichtiger ist es,<br />
dass eine Mannschaft zu einer<br />
Einheit verschmilzt, in der<br />
einer den anderen ergänzt und<br />
für ihn da ist. Ein Tiger kann<br />
jederzeit einen Löwen schlagen,<br />
weil er ihm kräftemäßig<br />
überlegen ist. Aber ein Rudel<br />
Löwen wird immer eine Gruppe<br />
Tiger besiegen, weil Löwen<br />
als „Team“ jagen und kämpfen.<br />
/ Prinzip 5:<br />
<strong>Jesus</strong> gab<br />
seinen Jüngern<br />
die Freiheit zu<br />
versagen /<br />
Leiten wie <strong>Jesus</strong> bedeutet<br />
auch, andere das tun zu lassen,<br />
was wir sonst tun würden.<br />
Selbst wenn sie es möglicherweise<br />
völlig anders machen.<br />
<strong>Jesus</strong> lehrte seine Jünger was<br />
zu tun ist und sandte sie aus,<br />
obwohl keiner jemals in der<br />
Lage war, etwas genau so gut zu<br />
machen, wie <strong>Jesus</strong>. Er nahm ihr<br />
Versagen in kauf, denn Fehler<br />
sind ein wichtiger Bestandteil<br />
im Lernprozess. Bei Th omas<br />
Edison schlugen annähernd<br />
tausend Experimente fehl,<br />
bevor er die Glühbirne erfand.<br />
/ Die Prinzipien<br />
für Leiter gelten<br />
auch für geistliche<br />
Eltern /<br />
Geistliche Elternschaft<br />
basiert auf dienender Leiterschaft.<br />
Die Leitungsprinzipien<br />
sind identisch mit<br />
denen, die geistliche Eltern<br />
beachten müssen. Wir sollen<br />
unseren geistlichen Kindern<br />
dabei helfen ihren Auftrag<br />
zu verstehen, sie freisetzen,<br />
sie ein paar Fehler machen<br />
lassen, uns neben sie stellen<br />
und ihnen Hindernisse aus<br />
dem Weg räumen, mit ihnen<br />
feiern und – am wichtigsten<br />
– sie in die Realität dessen zu-<br />
Elternschaft<br />
rückbringen, was sie in Christus<br />
sind. Wir müssen damit<br />
beginnen, Leiter aufzubauen:<br />
Männer und Frauen, die sich in<br />
ihrer <strong>Jesus</strong>nachfolge zu geistlichen<br />
Eltern entwickeln und<br />
sich in andere reproduzieren.<br />
Peter Wössner (58) leitet mit seiner<br />
Frau Heidi den JFI-Arbeitsbereich<br />
„Project B – generations together“,<br />
der geistlicheElternschaft<br />
in der<br />
Bewegung<br />
fördern will.<br />
[Project_B@<br />
alice-dsl.net]<br />
6/20<strong>08</strong><br />
35<br />
Dezember/Januar
<strong>Freaks</strong> vor Ort<br />
Rhein-Ruhr-Rumble<br />
Bericht vom Regiotag in Nordrhein-Westfalen<br />
Am Samstag, den<br />
27.9.<strong>08</strong> war im Jugendzentrum<br />
„Juze“<br />
in Bochum-Linden ab 11 Uhr<br />
„<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Rhein-Ruhr-Regiotag“.<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> kamen<br />
aus der ganzen Regio, also von<br />
Köln bis Münster und überall<br />
dazwischen, um den Tag<br />
miteinander zu verbringen, sich<br />
kennen zu lernen, sich wieder<br />
zu treff en und natürlich um zusammen<br />
den HERRN zu loben.<br />
Wenn man den ganzen Tag<br />
miteinander verbringt, braucht<br />
man natürlich neben einigen<br />
Mahlzeiten auch Beschäftigung<br />
und deshalb gab es ab<br />
14 Uhr <strong>Freaks</strong>zeit – also 14.30<br />
– verschiedene Alternativen.<br />
Man konnte z.B. kickern oder<br />
an einem Seminar über die<br />
Münsteraner Butterbrotbande<br />
teilnehmen. Ich entschied<br />
mich für das City-Actionspiel,<br />
bei dem wir per Losverfahren<br />
hübsch gemischt wurden<br />
und dann mit einem Stadtplan<br />
verschiedene Stationen<br />
im Bochumer Stadtteil Linden<br />
aufsuchen mussten, um<br />
dort Aufgaben zu erfüllen.<br />
Bei der ersten Station hieß<br />
es „Andacht statt Unducht“<br />
und wir sollten in einer von<br />
Storch vorgetragenen Andacht<br />
die Fehler fi nden. Immerhin:<br />
Die zwanzig Namen der<br />
Jünger Jesu waren richtig.<br />
An den nächsten Stationen<br />
ging es um das Lösen eines<br />
36 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Quiz, Limbotanz, Sumoringen,<br />
Eimersaufen<br />
mit Blubberbrause als<br />
nördlichstes Mallorca-Feeling<br />
des Tages,<br />
den ultimativen Geschmackstest<br />
mit allem<br />
von Marmelade bis<br />
Sojasauce und schließlich<br />
ein heldenhaftes<br />
Bobbycar-Rennen.<br />
Bei der letzten Station<br />
ging es dann wieder<br />
etwas beschaulicher zu.<br />
Teebeutelweitwurf war<br />
die Devise, allerdings<br />
nur mit dem Mund. Es wurde<br />
gespuckt und geschleudert,<br />
immer auf der Suche nach der<br />
besten Technik, um möglichst<br />
weit zu kommen. Danach<br />
kehrten wir erschöpft und<br />
siegessicher zum Juze zurück.<br />
Immerhin hatte man uns an<br />
der letzten Station versichert,<br />
wir wären auf jeden Fall die<br />
lauteste Gruppe, weil wir mit<br />
geräuschvollen Kampfgesängen<br />
unseren Siegeswillen kundtaten.<br />
Nach der Siegerehrung<br />
(wir schaff ten den vierten<br />
von sieben Plätzen … dabei<br />
sein und Spaß haben ist halt<br />
alles) war erstmal ausruhen,<br />
die Sonne des sommerlichen<br />
Tages genießen und abhängen<br />
angesagt. Irgendwer sah es<br />
leider nicht so gerne, dass jede<br />
Menge <strong>Freaks</strong> rudelweise auf<br />
den Bordsteinen beidseits der<br />
Straße hockten und wir bekamen<br />
Besuch von den Bullen.<br />
Zum Glück hatten die aber<br />
nichts dagegen, dass wir<br />
dort saßen, solange der Verkehr<br />
nicht gefährdet würde.<br />
Um 20 Uhr startete dann<br />
der Höhepunkt des Tages:<br />
Der Gottesdienst mit Regioleiter<br />
Hans’ Predigt und<br />
Bochumer Lobpreis. Nachdem<br />
wir den ganzen Tag<br />
zusammen verbracht hatten,<br />
merkte man kaum noch,<br />
dass wir aus verschiedenen<br />
Gemeinden kamen und uns<br />
zum Teil vorher nicht kannten.<br />
Es wurde miteinander, füreinander,<br />
umeinander gebetet und<br />
man spürte die Anwesenheit<br />
des heiligen Geistes förmlich<br />
auf der Haut prickeln. Ich persönlich<br />
hatte eine tolle Gebetszeit<br />
und habe jedes Endorphin<br />
ausgekostet, das Gott mir in<br />
dem Moment geschenkt hat.<br />
Schließlich wurde zusammen<br />
noch eine Party gefeiert. Drinnen<br />
wurde getanzt, draußen<br />
geplaudert und mit dem einen<br />
oder anderen Bierchen angestoßen.<br />
Irgendwann nach 1 Uhr<br />
ging es dann nach Hause.<br />
Als Fazit lässt sich sagen:<br />
wir als Regio gehören trotz<br />
aller Unterschiede zusammen,<br />
und Gott hat noch<br />
jede Menge mit uns vor.<br />
Ein großes Lob an alle, die<br />
organisiert, geplant und mit<br />
kreativen Ideen dazu beigetragen<br />
haben, dass der Rhein-<br />
Ruhr-Regiotag zu einem<br />
solchen Erfolg wurde. Und<br />
natürlich Danke an unseren<br />
Papa im Himmel dafür, dass<br />
er uns alle zusammen gebracht<br />
und uns soviel Spaß und<br />
gute Laune und klasse Wetter<br />
geschenkt hat. Halleluja!<br />
Maja Tiegs
<strong>Freaks</strong> vor Ort<br />
Zeichen der Schweiz<br />
Neues von den Eidgenossen<br />
Jess, es gibt sie noch<br />
– die Schweizer <strong>Freaks</strong>.<br />
Klar Mann, doch<br />
gibt’s nun auch wieder mal<br />
was von uns zu lesen!<br />
Zehn Nasen der Nation<br />
trafen sich am 19.10.<strong>08</strong> in<br />
der Hauptstadt Bern zum<br />
gesamtschweizerischen Austausch<br />
und um einfach wieder<br />
mal zusammen abzuhängen.<br />
Es war schon ein Jahr vergangen<br />
seit dem letzten Mal<br />
und die mehr oder weniger<br />
Anwesenden hatten Spaß am<br />
lockeren Zusammensein.<br />
Wir merkten, dass wir<br />
Lust haben, Treff en in diesem<br />
Rahmen zu haben und<br />
nicht Größeres in Angriff zu<br />
nehmen, was wir dann nicht<br />
durchziehen können – nicht<br />
zu hohe Erwartungen!<br />
Wir trafen uns in einer<br />
Kneipe, wo wir eine erste<br />
Runde plaudern konnten<br />
und begaben uns dann nach<br />
draußen auf den Bundeshausplatz<br />
vor dem Schweizer<br />
Regierungsgebäude, und später<br />
zur Terrasse – wer da oben<br />
ist noch mal zuständig für<br />
das Wetter? Jedenfalls hat der<br />
einen guten Job für uns getan.<br />
Die Szene Schweiz<br />
sieht zur Zeit – soweit<br />
wir wissen – so aus:<br />
› › St.Gallen: eine<br />
<strong>Jesus</strong>-Freak-Gruppe<br />
› › Bern: ein Hauskreis, der<br />
mit Biel und Grenchen regelmäßige<br />
Gottesdienste veranstaltet<br />
und dazu ein befreundetes<br />
Hauskreis-Netzwerk<br />
› › Neuchatel: zwei Gruppen<br />
plus eine befreundete<br />
Gruppe in Lausanne<br />
› › Tessin (italienischsprachige<br />
Schweiz): einzelne <strong>Freaks</strong> oder<br />
sogar was<br />
Organisiertes?<br />
Also doch einige<br />
Leute, die<br />
sich im Freak-<br />
Groove treff en<br />
und jesusmäßig<br />
durch das<br />
Land pirschen.<br />
Vor dem Regierungsgebäude<br />
schlossen<br />
wir dann die<br />
fl otte Runde<br />
mit Gebeten<br />
ab und zogen<br />
wieder weiter<br />
mit den vier<br />
Winden. Und nach einem<br />
Jahr Pause haben wir für unser<br />
nächstes Treff en schon im<br />
Februar 2009 wieder ein Date<br />
gefi xt – das sind Fortschritte …<br />
Für das Treff en tauchte<br />
die Stelle 2.Chronik 30, 21-<br />
27 auf, was viel mit Feiern<br />
und Freude zu tun hat – das<br />
macht Lust auf mehr!!<br />
Und die Söhne Israel, die<br />
sich in Jerusalem befanden,<br />
feierten das Fest der ungesäu-<br />
erten Brote sieben Tage lang<br />
mit großer Freude. Und die<br />
Leviten und die Priester lobten<br />
den HERRN Tag für Tag mit<br />
den Instrumenten des Lobes<br />
der Macht des HERRN.<br />
Und Hiskia redete zum<br />
Herzen aller Leviten, die so<br />
gute Einsicht im Blick auf<br />
den HERRN bewiesen hatten.<br />
Und sie aßen das Festopfer<br />
die sieben Tage hindurch,<br />
indem sie Heilsopfer opferten<br />
und den HERRN, der<br />
Gott ihrer Väter, priesen.<br />
Und die ganze Versammlung<br />
beschloss, noch sieben weitere<br />
Tage zu feiern; und sie feierten<br />
die sieben Tage mit Freuden.<br />
Es grüßelt und segnet<br />
Roli Streit aus<br />
Grenchen/Schweiz<br />
6/20<strong>08</strong><br />
37<br />
Dezember/Januar
Gemeindeporträt<br />
Zeugnisteilalarm<br />
Gemeindeporträt: <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> Erlangen<br />
Willkommen zu einer<br />
der jüngeren und<br />
damit natürlich<br />
auch frischeren <strong>Jesus</strong>-Freak-<br />
Gemeinde. Ende 2005 fanden<br />
zwei andere Erlanger und ich<br />
den Zustand unerträglich, dass<br />
es keine <strong>Freaks</strong> in der sympathischen<br />
Studentenstadt<br />
gibt. Randgruppenleute, die<br />
schwerer Zugang zu normalen<br />
Jugendgruppen fi nden, gibt<br />
es nämlich auch bei uns. Also<br />
haben wir in Daniels Wohnzimmer<br />
im Oktober den ersten<br />
kleinen Gottesdienst gemacht<br />
und wussten nicht, was uns<br />
erwartet. Aber wir wussten,<br />
dass <strong>Jesus</strong> mit uns ist, und<br />
das war eigentlich genug.<br />
In den nächsten zwei Jahren<br />
wechselten die Leute immer<br />
wieder, d.h. einige zogen<br />
weg, andere kamen dazu;<br />
ein schwieriger Zustand, der<br />
sich vor einem Jahr endlich<br />
änderte. Nachdem wir große<br />
Probleme hatten Räume zu<br />
fi nden (welche Gruppe kennt<br />
das nicht), fanden wir in einem<br />
38 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
Erlanger Bürgertreff das, was<br />
wir suchten. Es war uns vor<br />
allem wichtig nicht in einer<br />
christlichen Gemeinde<br />
Unterschlupf zu fi nden, um<br />
die Hemmschwelle für nichtchristliche<br />
Besucher zu senken.<br />
Vor einem Jahr kamen dann<br />
noch ein Schwung<br />
neuer Leute dazu, so<br />
dass sich auch unser<br />
Altersdurchschnitt von<br />
Anfang 20 auf unter 19<br />
senkte. Seitdem halten<br />
sich Teens und Twens<br />
zahlenmäßig die Waage,<br />
was wirklich spannend<br />
ist. Die Stadt selbst rocken<br />
wir durch verpeilte<br />
Flyeraktionen, Konzerte<br />
und anderer Aktivitäten,<br />
zum Beispiel in unseren<br />
Lieblingskneipen, das<br />
Anatolia und das Spruz.<br />
Derzeitig bemühen wir<br />
uns um Kontakte nach<br />
außen, vor allem natürlich<br />
zu anderen Freak-Gemeinden<br />
(Kommt doch auch mal<br />
auf ein Kitzmann vorbei!), aber<br />
auch zu christlichen Gemeinden<br />
in Erlangen. Trotzdem<br />
bleiben wir natürlich „in der<br />
Welt“ und verkriechen uns in<br />
kein scheiß Ghetto, bald werden<br />
wir beispielsweise unseren<br />
ersten Gottesdienst in der<br />
angesagtesten Metal-Kneipe der<br />
Region haben, dem New Force.<br />
Gott macht derzeitig vor<br />
allem theologisch sehr viel bei<br />
uns. Er zeigt uns ganz stark,<br />
wer wir in ihm sind, und was<br />
für eine Freiheit und was<br />
für ein geiles Leben er uns<br />
geschenkt hat! Ach ja, unser<br />
größtes Highlight bisher war<br />
wohl der Gottesdienst, den wir<br />
donnerstags im Coff ee-Zelt auf<br />
dem <strong>Freaks</strong>tock organisiert haben,<br />
der für uns als <strong>Freaks</strong> Erlangen<br />
Bände spricht: minimaler<br />
Aufwand, große Verpeiltheit,<br />
großer <strong>Jesus</strong>, maximaler Erfolg.<br />
Markus Neher<br />
Gemeindesteckbriefsammelspiel<br />
Name und Ort: <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Erlangen<br />
Homepage:<br />
www.jesusfreaks-erlangen.de<br />
Gottesdienstbesucher: 10-15<br />
Gründung: 2005<br />
Hunde: 0<br />
Kinder: 0<br />
Ehepaare: 0<br />
Arbeitsbereiche: 19<br />
Lobpreisbands: einzelne Musiker<br />
Frauenquote in der Leitung: 50 %<br />
Kleingruppen: 1<br />
Besonderheiten: viele Insiderwitze,<br />
sehr selbstironisch
Impressum<br />
Herausgeber: <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> International e. V. – Bereich Medien<br />
Redaktionsleitung: Bettina Kammer (V.i.S.d.P.)<br />
Tel. (030)45025203, [dkb_lektorin@gmx.de]<br />
Redaktion: Frank Hartkopf, Michael Jahme, Markus Neher,<br />
Julia Pfl äging, Anja Reumschüssel, Norbert Roth, Jocky Spörl<br />
Layout: Andi Gerlach, Marius Hollinger, Mireille Jüttner,<br />
Andreas und Bettina Kammer, Muck<br />
Bildnachweis: Photocase: S. 1 (Mathias Th e Dread ),<br />
2 (fomichi), 5 (fl obox), 9 (kamirika), 11 (frechdax),<br />
18 (Markus Z.), 27 (D.Geyer), 30, 40 oben (dergestalter)<br />
40 unten (daniel.schoenen); Wikipedia: S. 1, 28, 29, 37, 38;<br />
F. Spurek S. 36; T. Ziegenthaler S. 23; restliche Bilder privat<br />
'Ja, ich will den <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong> ab der nächsten Ausgabe abonnieren. Sollte ich nicht 6<br />
Wochen vor Jahresende kündigen, verlängert sich das Abonnement um ein weiteres Jahr.<br />
Das Abonnement umfasst 6 Ausgaben pro Jahr.<br />
'Ja, ich will den <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong> verschenken. Das Geschenkabo umfasst 6 Ausgaben<br />
und endet automatisch. (Bitte Liefer- UND Rechnungsadresse angeben)<br />
Widerrufsrecht: Die Bestellung kann ich innerhalb der folgenden zwei Wochen ohne Begründung widerrufen.<br />
Datum und Unterschrift<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnr.<br />
PLZ, Wohnort<br />
Telefon, E-Mail<br />
Jahresabonnement <strong>Deutschland</strong> (inkl. Mwst. und Versand)<br />
'Einzelabo: 17,10 € '10 Hefte: 98,40 €<br />
'20 Hefte: 191,40 € '30 Hefte: 275,40 €<br />
___ Exemplare (1-9 Exemplare je 12 € zzgl. Versand)<br />
Lieferanschrift für Geschenkabo<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Hausnr.<br />
PLZ, Wohnort<br />
Werbung / Impressum<br />
Leserbriefe und Texte an: [dkb_lektorin@gmx.de]<br />
Einsendeschluss für die nächste Ausgabe: 10. Januar 2009<br />
Abo- und Anzeigen-Service: Wer den <strong>Kranken</strong> <strong>Boten</strong><br />
abonnieren möchte, kann die untenstehende Karte ausschneiden<br />
und an das JFI-Headoffi ce oder per Mail schicken an:<br />
[dkb-abo@jesusfreaks.de], Tel. (06151)8607403<br />
Anzeigen-Service: [dkb-anzeige@jesusfreaks.de]<br />
Vertrieb: JFI e. V., Headoffi ce, Otto-Röhm-Str. 81, 64293<br />
Darmstadt, Tel. (06151)8607403, [headoffi ce@jesusfreaks.de]<br />
Spenden: JFI e. V., Ev. Kreditgenossenschaft EG, BLZ 520 604<br />
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BIC: GENODEF1EK1, Zweck: Kranker Bote, [Name]<br />
Antwort<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> International e.V.<br />
Der Kranke Bote<br />
c/o Sean Brooks<br />
Otto-Röhm-Str. 81<br />
64293 Darmstadt<br />
6/20<strong>08</strong><br />
39<br />
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