DKB_6_08_Vollversion - Kranken Boten - Jesus Freaks Deutschland
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Auf der Straße<br />
Wozu ist die Straße da?<br />
Soziale, diakonische und kulturelle<br />
Projekte bei <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong><br />
Am Anfang war die<br />
Straße. Die ersten,<br />
die zu den Treff en<br />
der <strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> Anfang der<br />
90er kamen, waren Ex-Drogensüchtige,<br />
Punks, Rocker<br />
und Schlicker. Die ersten <strong>Jesus</strong><br />
<strong>Freaks</strong> verteilten auch Butterbrote<br />
an Obdachlose im<br />
Hamburger Schanzenviertel,<br />
weil sie ihnen so Gottes Liebe<br />
zeigen wollten. Gemäß ihrem<br />
Sechs-Punkte-Plan wollten sie<br />
aber auch in erweitertem Sinn<br />
auf die Straße: als kulturelle<br />
Brücke zu denen, die sich in<br />
traditionellen Gemeinden nicht<br />
wohl fühlen. Und sie wollten<br />
„raus aus dem christlichen<br />
Ghetto“ und die verlorenen<br />
Schafe da erreichen, wo sich<br />
verlorene Schafe aufhalten.<br />
Eine Zeit lang war auf der<br />
<strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Webseite der<br />
Slogan „<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> – in the<br />
streets“ zu lesen. Er sollte<br />
ausdrücken, dass ein wichtiges<br />
Merkmal der Bewegung die<br />
Verwurzelung in verschiedenen<br />
kulturellen Szenen ist, dass<br />
René und Eddie üben sich in Selbstverteidigung<br />
10 6/20<strong>08</strong><br />
Dezember/Januar<br />
<strong>Freaks</strong> die Sprache der Straße<br />
sprechen. Auch die Charta der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> macht im Kapitel<br />
„Vision und Werte“ deutlich:<br />
„Wir wollen für Menschen aller<br />
(Sub-)Kulturen gleichermaßen<br />
off en sein, weil alle Menschen<br />
von Gott gleich geliebt werden.<br />
Weil viele Menschen in unserer<br />
Gesellschaft aber besonders<br />
benachteiligt werden, glauben<br />
wir, dass <strong>Jesus</strong> sich in besonderem<br />
Maße genau diesen an<br />
den Rand Gedrängten und<br />
sozial Ausgegrenzten zugewandt<br />
hat. Dem Vorbild Jesu<br />
folgend, wollen wir besonders<br />
mit diesen benachteiligten<br />
Menschen leben, für sie da<br />
sein und für sie eintreten“.<br />
Die Ansprüche sind hoch,<br />
und es hat etwas Romantisches,<br />
wenn <strong>Freaks</strong> davon<br />
sprechen, sie müssten wieder<br />
„auf die Straße“. Aber wie ist<br />
es in Wirklichkeit bestellt<br />
um unsere kulturelle Präsenz<br />
in den Straßen und um<br />
unseren sozialen Auftrag?<br />
/ Drogenarbeit<br />
und Selbstverteidigung<br />
/<br />
Beginnen wir unsere<br />
Suche bei einem der<br />
ältesten Arbeitsbereiche<br />
bei JFI, bei der Drogenarbeit.<br />
In Michael<br />
Ackermanns Buch über<br />
die ersten Jahre der<br />
<strong>Jesus</strong> <strong>Freaks</strong> heißt es:„In<br />
vielen Gebeten wird<br />
Martin [<strong>Freaks</strong>-Gründer<br />
Martin Dreyer, Anm.<br />
d. R.] klar: Gott will<br />
mich auch im Bereich<br />
der Drogenabhängigen<br />
haben. Wenn ich eine<br />
Gemeinde gründe, ist<br />
Drogenarbeit Teil der<br />
Gemeindearbeit.“ Dreyer<br />
machte eine Ausbildung<br />
zum Drogenberater. „So<br />
hat es in Hamburg angefangen,<br />
überwiegend kaputte Leute<br />
mit seelischen Verletzungen<br />
kamen zu den Abhängabenden,<br />
die <strong>Freaks</strong> mit ihrer lockeren<br />
Umgangsart erreichten die<br />
Drogis eher als andere Gemeinden“,<br />
sagt Edgar Verdieck,<br />
heute Leiter der Drogenarbeit<br />
bei JFI. Er bekommt für seine<br />
Arbeit 400 Euro im Monat von<br />
der <strong>Jesus</strong>-<strong>Freaks</strong>-Stiftung. Für<br />
die Büromiete reicht das nicht,<br />
deshalb hatte er in der letzten<br />
Zeit keine Beratungsstelle für<br />
die Drogenarbeit. Abgesehen<br />
von der Drogenberatung beim<br />
<strong>Freaks</strong>tock war es in den letzten<br />
Jahren ruhig geworden um<br />
den Arbeitsbereich. Besonders<br />
in Sachen Vernetzung hätte<br />
sich Eddie mehr Hilfe von der<br />
Bewegung erhoff t – die Weiterleitung<br />
von jesusfreaks.de<br />
zur Drogenarbeit funktionierte<br />
lange Zeit nicht. Doch seit<br />
November tut sich was: Es gibt<br />
wieder eine Beratungsstelle:<br />
dienstags von 13 bis 16 Uhr<br />
bei Alimaus e.V. am Hamburger<br />
Nobistor 34. „Das hat sich<br />
heute erst ergeben“, freut sich<br />
Eddie. Auch eine Suchtselbsthilfegruppe<br />
will er hier wieder<br />
gründen. Seit einem Jahr bietet<br />
Eddie zusammen mit René,<br />
Sabrina und Sozialpädagogen<br />
auch Selbstverteidigungskurse<br />
für Frauen an. Dabei geht es<br />
um Drogen- und Gewaltprävention:<br />
„Die Frauen lernen,<br />
sich selbst zu achten, Grenzen<br />
zu setzen und nein zu sagen.“<br />
Das sei besonders wichtig für<br />
Frauen, die gewalttätige oder<br />
sexuelle Übergriff e erfahren<br />
haben. „Ich sehe oft, dass<br />
Frauen sich einfach nicht<br />
gerade machen können, sie<br />
lassen lieber Sachen über sich<br />
ergehen, in der Hoff nung, dass<br />
es bald vorbei ist. Zum Beispiel,<br />
wenn einer Frau in der<br />
Disko an den Hintern gefasst