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DKB_3_08_Vollversion - Kranken Boten

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Der Kranke Bote<br />

Ein schwarzer, dicker Klumpen Schmerz<br />

Ratgeber Essstörung: Schritte in die Freiheit<br />

„Verzweiflung, Trauer, Wut, aber vor<br />

allem unendliche Traurigkeit – ein<br />

schwarzer, dicker Klumpen Schmerz.<br />

So fühlt sich mein Inneres an. So<br />

fühlt sich die Essstörung an.“<br />

Das ist aus meinen damaligen Aufzeichnungen.<br />

Um gleich Vorurteilen<br />

entgegen zu wirken: Das Thema dieser<br />

Ausgabe, „Körperkultur“, könnte in<br />

Verbindung mit dem Thema Ess-Störung<br />

eine Konzentration der Betroffenen auf<br />

den Körper als Modeerscheinung nahe<br />

legen. Doch das Verhältnis Essgestörter<br />

zu und ihrem Körper ist ambivalenter.<br />

Der Körper spielt eine große Rolle,<br />

wenn es um Ess-Störungen geht. Er ist<br />

Austragungsort und auch Leidtragender.<br />

Er ist einziger Freund und gleichzeitig<br />

der größte Feind. Er wird vernachlässigt,<br />

und gleichzeitig fixiert sich der<br />

Kranke auf ihn. Die Wahrnehmung des<br />

eigenen Körpers, sowie die Einstellung<br />

zu ihm sind gestört. Man nennt das<br />

Körperschema-Störung.<br />

Die Entstehung einer Ess-Störung<br />

wird durch das Zusammenwirken verschiedener<br />

Ursachen hervorgerufen. Sowohl<br />

familiäre, soziale, persönliche aber<br />

auch biologische Faktoren beeinflussen<br />

die Entwicklung der Störung, aber auch<br />

geistliche Faktoren.<br />

Ein Mangel an bedingungsloser Liebe,<br />

Annahme und Sicherheit bewirkt eine<br />

tiefe Unsicherheit in Bezug auf die eigene<br />

Identität. Durch Anpassung und<br />

Maskentragen kämpft der Leidende<br />

um die ersehnte Zuwendung. Gleich-<br />

Seite 22 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli<br />

Ratgeber<br />

zeitig geht das Gefühl für das eigene<br />

Wollen und Sein verloren. Während der<br />

Pubertät fühlen sich viele den neuen<br />

Ansprüchen und Herausforderungen<br />

nicht gewachsen. Kontrolle über Körpergewicht<br />

und Nahrungsaufnahme<br />

zu haben, scheint in dieser Situation<br />

zunächst Halt zu geben. Da außerdem<br />

oft extreme Grenzüberschreitungen erlebt<br />

worden sind, bieten diese Bereiche<br />

die einzigen Möglichkeiten vollständig<br />

selbst Kontrolle auszuüben.<br />

Die anfänglich meist noch harmlos<br />

aussehende Beschäftigung mit dem<br />

Körper und der Nahrung wird schnell<br />

zu einer Sucht, die den Leidenden unter<br />

Kontrolle hat. Die Auswirkungen sind<br />

immer zerstörerisch und die Erkenntnis,<br />

dass etwas nicht stimmt und Hilfe notwendig<br />

ist, ist der erste Schritt in Richtung<br />

Heilung.<br />

„Ich bin Umwege gegangen, aber ich<br />

bin gegangen. Ich bin gefallen, aber<br />

ich bin immer wieder aufgestanden.<br />

Und ich werde irgendwann erzählen,<br />

wie oft und wie hart ich gefallen<br />

bin.“<br />

Der Weg in die Freiheit ist oft ein langwieriger<br />

Prozess. Eine Spontanheilung<br />

würde die Meisten überfordern. Es ist,<br />

als ob die Tür eines Gefängnisses schon<br />

längst offen ist, wir aber erst lernen<br />

müssen draußen zu leben. Gott lockt<br />

uns heraus in die Freiheit. Das Wissen,<br />

dass wir ihm vertrauen können, dass<br />

er keine Fehler macht und liebevoll mit<br />

uns umgeht, gibt uns den Mut und die

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