08.08.2013 Aufrufe

DKB_3_08_Vollversion - Kranken Boten

DKB_3_08_Vollversion - Kranken Boten

DKB_3_08_Vollversion - Kranken Boten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

etwas vergessen. Also in frommen Kreisen.<br />

Und erst recht in den frommen Büchern.<br />

„Draußen“ wird das wohl etwas<br />

von der anderen Seite her übertrieben.<br />

Also, Liebe, Freundschaft und Zuneigung<br />

haben auch die Handfestigkeit der<br />

körperlichen Nähe. Ja, und dazu gehört<br />

auch der Sex.<br />

Unser „Leib“ – schon allein das Wort<br />

passt so gar nicht wirklich, oder? Hört<br />

sich so nach Hostie an, nach Brot, etwas<br />

esoterisch fast – also unser „Körper“<br />

ist Teil von jedem von uns. Ja mehr noch,<br />

mein Körper bin ich. Und das Ich wird<br />

in einer Begegnung mit dem Ehepartner,<br />

einer Freundin, einem Familienmitglied<br />

und auch einem Peiniger sehr wohl von<br />

der körperlichen Seite angeregt. Aber<br />

mir scheint, als hätten die frommen<br />

Leute etwas ausgeklammert. Den Körper<br />

mag man im Blick haben, wenn es<br />

um Moral geht, aber wieso denn nicht,<br />

wenn’s um Erlösung, wenn’s um den<br />

Glauben geht, wenn’s um die Konkretheit<br />

des Heiles geht? Wenn es um den<br />

Glauben geht, sind wir meist sehr körperlose<br />

Wesen. Komisch, nicht wahr?<br />

Merkwürdigerweise kann man in<br />

der Kirchengeschichte einen Bruch<br />

feststellen, der sich auch mal wieder<br />

konfessionell auswirkt. Die Tradition<br />

der Reformation hat’s nicht so mit dem<br />

Körper. Denn der menschliche Leib ist<br />

die handfeste und konkrete Repräsentanz<br />

für das Hier und Heute – und somit<br />

eben kurz und bündig für die Sün-<br />

Der Kranke Bote<br />

de. So die Reformatoren. Und deshalb<br />

mag das der Protestantismus nicht so<br />

gern. Hier und Heute sind immer so ein<br />

bisschen Bäh! bisweilen vorläufig und<br />

bestenfalls zweitklassig. Die evangelische<br />

Theologie dividiert da tendenziell<br />

etwas auseinander, was zusammen<br />

gehört: Seele und Leib. Macht man es<br />

ganz fromm, dann sind da Seele, Geist<br />

und Leib (1 Tess 5,23). Und sind die<br />

Schubladen erst mal offen, dann muss<br />

man sie nun auch füllen. Körper, mh?<br />

– der vergeht – unterste Schublade. Er<br />

stirbt, verwest und verliert dadurch an<br />

Bedeutung. Die Seele, naja – die lebt<br />

wohl ewig. Irgendwie. So ganz klar ist<br />

das auch nicht. Aber sie ist das geheimnisvolle,<br />

gerettete und ewig hinterher<br />

humpelnde Teil meines Ich. Der Geist,<br />

ja klar, der Geist – der ist erlöst und<br />

heilig und alles rockt und ich muss nur<br />

im Geist leben und alles ist prima und<br />

sowieso.<br />

Mann, wenn’s doch wirklich so simpel<br />

wär’. Da ist es aber nicht, fürchte ich. Ja,<br />

ich möchte mich sogar dagegen stellen,<br />

dass unser Lehren sich allein darauf beschränkt,<br />

dass wir zwar geistig-geistlich<br />

längst völlig erlöst sind, aber seelisch<br />

noch nicht und körperlich schon gar<br />

erst nach dem jüngsten Tag. So wahr(!)<br />

diese Theologie für sich ist, so abstrakt<br />

und platonisch ist sie. So unpraktisch<br />

und so losgelöst von der Konkretheit<br />

und den handfesten Wirklichkeiten des<br />

Lebens, sie ist zu idealisiert.<br />

2/20<strong>08</strong> 3/20<strong>08</strong> Juni/Juli Seite 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!