VITA - Klein am Markt Ulrike Zimmer Dudweiler
VITA - Klein am Markt Ulrike Zimmer Dudweiler
VITA - Klein am Markt Ulrike Zimmer Dudweiler
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Lebensgefahr!<br />
Pillen aus dem internet-Versand...<br />
– Fortsetzung von Seite 1<br />
Potenzmittel und Pillen – die<br />
Zöllner der EU haben im vergangenen<br />
Jahr Millionen von<br />
Nachahmerprodukten beschlagnahmt.<br />
Im besten Fall<br />
sind diese Medik<strong>am</strong>ente wirkungslos,<br />
schlimmstenfalls<br />
für die Patienten sehr gefährlich.<br />
Herzprobleme, Infektionen oder<br />
tödliche Nebenwirkungen: Das<br />
sind die Risiken gefälschter<br />
Medik<strong>am</strong>ente, die zunehmend<br />
auch in Deutschland auftauchen.<br />
Der Zoll beschlagnahmte<br />
2007 Arzneien im Wert von<br />
8,3 Millionen Euro, nach 2,5<br />
Millionen Euro im Vorjahr. Die<br />
EU-Kommission teilte im<br />
Rahmen der konzertierten<br />
Aktion MEDI-FAKE mit, dass in<br />
nur zwei Monaten etwa 34<br />
Millionen gefälschte Tabletten<br />
beschlagnahmt wurden. Diese<br />
spektakulären Ergebnisse übertrafen<br />
bei weitem alle vorherigen<br />
Entdeckungen.<br />
Gefahren sind groß<br />
Die Gefahren von Herz-Kreislauf-Problemen,<br />
verschleppten<br />
Infektionen und zahlreiche<br />
andere Risiken wachsen, auch<br />
wenn anders als etwa in den<br />
USA hier wohl noch keine<br />
Toten zu beklagen sind.<br />
Dealer...<br />
Gepanscht wird längst nicht<br />
mehr nur auf eigene Faust im<br />
Hobbykeller, denn organisierte<br />
Kriminelle haben falsche Medik<strong>am</strong>ente<br />
als lukrative Finanzquelle<br />
entdeckt. "Es geht um<br />
Leib und Leben und Gesundheit",<br />
stellt Frank Lippert vom<br />
Bundeskriminal<strong>am</strong>t (BKA) fest.<br />
Mittlerweile sind Arzneimittelfälschungen<br />
lukrativer als der<br />
"Es ist höchste Zeit,<br />
dass der Versandhandel<br />
mit rezeptpflichtigen<br />
Arzneimitteln verboten<br />
wird...“<br />
Drogenhandel. Ein Kilogr<strong>am</strong>m<br />
Viagra-Fälschungen bringt beispielsweise<br />
durchschnittlich<br />
90.000 Euro, die gleiche<br />
Menge Kokain dagegen »nur«<br />
65.000 Euro. Ein besonders<br />
beliebter Vertriebsweg für<br />
gefälschte Medik<strong>am</strong>ente ist<br />
das Internet. Das Tückische<br />
daran: Für Verbraucher ist es<br />
fast unmöglich, seriöse von<br />
unseriösen Arzneimittel-Anbietern<br />
zu unterscheiden. Vor dem<br />
Hintergrund dieser bedrohlichen<br />
Tendenzen an den Gren-<br />
zen der Europäischen Union<br />
(EU) warnen Deutschlands<br />
Apotheker ausdrücklich vor<br />
einem Kauf von Arzneimitteln<br />
im Internet.<br />
"Es ist höchste Zeit, dass der<br />
Versandhandel mit rezeptpflichtigen<br />
Arzneimitteln verboten<br />
wird. Erst durch das<br />
generelle Verbot würde Verbrauchern<br />
klar, dass jeder<br />
Bezug außerhalb einer deutschen<br />
Apotheke ein hohes<br />
Risiko birgt", erklärte Magdalene<br />
Linz, <strong>am</strong>tierende Präsidentin<br />
der Bundesapothekerk<strong>am</strong>mer.<br />
"Es werden nicht nur<br />
Lifestyle-Medik<strong>am</strong>ente gefälscht,<br />
sondern alles, was Geld<br />
bringt." Nach Angaben der<br />
Zollbehörden wurden unter<br />
anderem Antibiotika, Krebsund<br />
Malari<strong>am</strong>edik<strong>am</strong>ente,<br />
Cholesterinsenker, Schmerzmittel<br />
und Potenz steigernde<br />
Medik<strong>am</strong>ente gefälscht.<br />
Auch die Europäische<br />
Kommission warnt<br />
Die Europäische Kommission<br />
hat die Bürger vor einem<br />
wachsenden Angebot an ge-<br />
...gefährlich wirkungslos!<br />
fälschter Arznei und Kosmetik<br />
gewarnt. Die Zöllner in Europa<br />
hätten in 2007 gut dreimal<br />
mehr nachgemachte Kosmetik<br />
Europa muss nach Ansicht<br />
der EU-Kommission stärker<br />
gegen den wachsenden Handel<br />
mit gefälschten Medik<strong>am</strong>enten<br />
vorgehen. Industriekommissar<br />
Günter Verheugen<br />
legte in Brüssel einen Gesetzentwurf<br />
vor, nach dem verschreibungspflichtigeArzneimittel<br />
künftig mit einem speziellen<br />
Siegel versehen werden<br />
sollen. D<strong>am</strong>it könne der Weg<br />
der Originalverpackung vom<br />
Hersteller bis zum Verbraucher<br />
verfolgt werden, sagte<br />
der deutsche Kommissar.<br />
sichergestellt als im Vorjahr,<br />
sagte EU-Steuerkommissar<br />
Laszlo Kovacs. Die Zahl der<br />
beschlagnahmten Medik<strong>am</strong>ente<br />
Die neue Kennzeichnung<br />
wird allerdings Geld kosten.<br />
Die höheren Kosten müssten<br />
die Krankenkassen tragen.<br />
Die Kennzeichnung sei aber<br />
immer noch günstiger als der<br />
finanzielle Schaden, den ein<br />
Rückruf von gefälschten<br />
Medik<strong>am</strong>enten auslöse.<br />
Der Europaabgeordnete Jorgo<br />
Chatzimarkakis (FDP) wies in<br />
diesem Zus<strong>am</strong>menhang auch<br />
auf die Internetapotheken<br />
hin. Denn von den gefälschten<br />
Arzneimitteln würden nur<br />
20 Prozent geschmuggelt.<br />
Der überwiegende Teil von 80<br />
Prozent käme durch den<br />
Internethandel zustande.<br />
Hier müsse man angreifen<br />
und dafür sorgen, dass es<br />
habe um 51 Prozent zugelegt.<br />
„Das ist eine ernsthafte<br />
Bedrohung für die Gesundheit,<br />
die Sicherheit und das Leben<br />
gesicherte Internetapotheken<br />
gebe, so Chatzimarkakis.<br />
Parallelhandel wird nicht<br />
gefährdet<br />
Für den sogenannten Parallelhandel<br />
sieht die Kommission<br />
durch ihre Vorschläge keine<br />
Gefahr. Parallelhändler kaufen<br />
Arzneimittel in einem EU-<br />
Staat zu niedrigeren Preisen,<br />
verpacken sie neu und verkaufen<br />
sie dann in einem<br />
anderen Mitgliedstaat mit<br />
höherem Preisniveau. Durch<br />
die billigeren Medik<strong>am</strong>ente<br />
werden auch die Gesundheitssysteme<br />
entlastet. Die<br />
Händler müssten nur die<br />
neuen Verpackungen mit fälschungssicheren<br />
Siegeln ver-<br />
der Verbraucher“, sagte<br />
Kovacs. Neben Potenzmitteln<br />
würden besonders häufig<br />
Pillen gegen hohe Blutfettwerte<br />
und die Knochenkrankheit<br />
Osteoporose gefälscht.<br />
Insges<strong>am</strong>t wurden 6,1 Millionen<br />
Kosmetikartikel und über<br />
vier Millionen Tabletten und<br />
andere Medik<strong>am</strong>ente beschlagnahmt.<br />
„Wir stellen neue, alarmierende<br />
Tendenzen fest“,<br />
erläuterte Kovacs.<br />
Fälschungen aus dem<br />
Reich der Mitte<br />
Die Weltgesundheitsorganisation<br />
geht davon aus, dass 10<br />
Prozent aller weltweit gehandelten<br />
Medik<strong>am</strong>enten Fälschungen<br />
sind. Besonders betroffen<br />
davon sind Menschen<br />
in Entwicklungsländern, die<br />
zum Beispiel an Malaria, Aids<br />
oder Tuberkulose leiden. Fälschungen<br />
kommen dort noch<br />
häufiger vor als in Europa.<br />
lukrative Fälschungen...<br />
Mehr als zwei Drittel der<br />
Fälschungen st<strong>am</strong>men dabei<br />
aus China. Aber auch die<br />
Türkei ist als Herkunftsland<br />
von Fake-Produkten nicht zu<br />
unterschätzen, denn vor allem<br />
nachgemachte Kosmetik wird<br />
dort <strong>am</strong> häufigsten hergestellt.<br />
viel Arbeit für den Zoll...<br />
Den traurigen Rekord in 2007<br />
hält aber ein anderes Land:<br />
Die größte Anzahl gefälschter<br />
Pillen k<strong>am</strong> nämlich aus der<br />
Schweiz. Von dort aus sollen<br />
zwischen März und Mai 2007<br />
rund 1,6 Millionen morphiumhaltige<br />
Pillen über die Grenze<br />
nach Deutschland gebracht<br />
worden sein.<br />
EU will gegen gefälschte Arzneimittel vorgehen<br />
Der Handel mit gefälschten Medik<strong>am</strong>enten blüht. Die EU-Kommission will dem Treiben nun ein<br />
Ende setzen und Gütesiegel für verschreibungspflichtige Arzneimittel einführen.<br />
Die Kosten für das Siegel sollen die Krankenkassen tragen.<br />
wenden, so die EU-Behörde.<br />
Verheugen: "Europa soll<br />
wieder die Apotheke der<br />
Welt werden"<br />
Mit der Neuordnung des Arzneimittelmarktes<br />
will sich die<br />
EU weltweit im Pharmasektor<br />
behaupten. "Europa soll wieder<br />
die Apotheke der Welt<br />
werden", sagte Verheugen.<br />
Ziel sei es, innovative und<br />
sichere Medik<strong>am</strong>ente preiswert<br />
an den Patienten zu<br />
bringen. Der europäische<br />
Apotheker-Verband begrüßte<br />
die Pläne als "gute<br />
Neuigkeiten für die Patienten<br />
der EU". Dem Vorhaben müssen<br />
die EU-Staaten und das<br />
Europaparl<strong>am</strong>ent zustimmen.