Ausg. 50+51 - apr
Ausg. 50+51 - apr
Ausg. 50+51 - apr
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
22. Dezember 1997<br />
50-51<br />
D 1096<br />
4 x im Monat<br />
ALLGEMEINE<br />
PAPIER-RUNDSCHAU
Wie die <strong>apr</strong> seit Jahresbeginn berichtete, mußte im Frühjahr der<br />
überschuldete Repap-Konzern in Montreal seine Werke in den USA,<br />
Manitoba und Britisch-Kolumbien abstoßen und sich auf sein Stammwerk<br />
in Newcastle (New Brunswick) zurückzuziehen, wo er holzhaltig<br />
gestrichene Papiere produziert. Angelehnt an diese Produktion, betreibt<br />
Repap dort seit 1989 eine Alcell-Pilotanlage mit einer Zellstoffkapazität<br />
um 15 jato aus Laubholz, die in über 7000 Kochungen die industrielle<br />
Bewährung des Kleinert’schen Ethanosolvverfahrens demonstrierte.<br />
Konzernchef Georges Petty erwarb 1984 die Verfahrenslizenzen<br />
von General-Elektrik; GE wiederum war zuvor in den Besitz<br />
des verfügbaren Know-hows der Fa. Cowan gekommen, die sich ab<br />
1973 die Kommerzialisierung des Kleinert’schen Grundpatents von<br />
1971 (US-Patent 3587 104) gesichert hatte.<br />
Der Repap-Zusammenbruch verhinderte den Umbau der Zellstofffabrik<br />
in Atholville/N.B., mit der man die Nützlichkeit des Alcell-<br />
Holzaufschlusses ohne jeden Chemikalienzusatz beweisen wollte, um<br />
den Entwicklungaufwand von 300 Mio. US-$ (davon 75 Mio. von der<br />
Regierung in Ottawa) wieder zu verdienen. Um die Entwicklung hatten<br />
sich K. Pye und I. Lora verdient gemacht, speziell um die Abtrennung<br />
des ersten schwefelfreien Lignins. Letzteres fällt in Mengen zwischen<br />
40 und 55% der Zellstoffausbeute bei vergleichbarem Preispegel<br />
an. Dies kommt den Erträgen zugute, die das Sulfatverfahren in<br />
dieser Höhe prinzipiell nicht erreichen kann.<br />
Da der für die Übernahme der Fa. Repap zunächst anvisierte Papierhersteller<br />
Avenor (Montreal) aber explizit am Alcell-Prozeß nicht interessiert<br />
war und die Übernahme scheiterte, interpretierten viele Beobachter<br />
diese Nachricht als das endgültige Aus für den Ethanosolvprozeß.<br />
Um so mehr überraschte deshalb eine Nachricht Ende Oktober<br />
’97 in der Montrealer „Gazette“, daß die Wagniskapitalfirma Malaspina<br />
Capital Ltd. in Vancouver, die an der Börse von Alberta notiert wird, die<br />
Alcell-Technologie von Repap Enterprises Inc.für 4 Mio.$ erworben hat.<br />
Der Vertrag soll am 14. 2. 1998 in Kraft treten.<br />
Man nimmt an, daß die Regierung in Ottawa von ihren 75 Mio.<br />
US-$ an Entwicklungshilfe 24,5 Mio. US-$ zurückhält, die an die Voraussetzung<br />
gebunden sind, daß die Fa. Malaspina das Alcell-Knowhow<br />
auch verkaufen kann.<br />
EDITORIAL<br />
Nutzen chinesische<br />
Zellstofferzeuger<br />
bald das<br />
Alcell-Verfahren ?<br />
Auf keinen Fall müssen jene 32,5 Mio. US-$ zurückgezahlt werden,<br />
die Repap-Gründer Petty 1992 unter der Auflage erhalten hatte, bis<br />
März 1998 eine kommerzielle Produktion in Kanada in Betrieb zu nehmen.<br />
Dieses Vorhaben hinderte ihn daran, sich bei einem Besuch in<br />
Kelheim für die damals mit dem Organocellverfahren in Schwierigkeiten<br />
geratene Bayerische Zellstoff AG zu interessieren, die billig zu<br />
haben war und mit vertretbarem Aufwand von einem NaOH-Methanolprozeß<br />
(Organocell) auf eine Ethanolkochung hätte umgestellt<br />
werden können, zumal die dortigen Laubholzreserven ausgereicht<br />
hätten. Immerhin bestellte Petty bei der Gelegenheit im benachbarten<br />
Deggendorf den auch für Kelheim gebauten Turmkocher für seine<br />
Sulfitzellstoffabrik in Atholville, die auf das Alcell-Ethanosolvverfahren<br />
umgerüstet werden sollte. Leider fand Petty in Kanada keinen<br />
wirklichen Unternehmer, der sich an seinem Vorhaben beteiligt<br />
hätte.<br />
Die Teilhaber der Fa. Malaspina verfügen u. a. über eine Niederlassung<br />
in Hongkong, die Pacific Rim Group, die bereits mit der Regierung<br />
in Beijing (Peking) verhandelt, um die Lizenz an heimische<br />
Zellstofferzeuger weiterzugeben, die neben Harthölzern auch Zuckerrohr<br />
und Stroh für die Zellstoffherstellung nutzen wollen. In Hongkong<br />
hat der Mehrheitsaktionär John Henderson das Sagen – als<br />
„chartered accountant“. Zur Direktion von Malaspina gehören ferner<br />
Sean Mitchell als „Corporate Finance Associate“, der Banker Douglas<br />
Ford und der Buchprüfer Bruce Rutherford.<br />
Die bisherigen Kontakte berechtigen zu der Hoffnung, etwa 40 Alcell-Produktionen<br />
allein in China in den nächsten zehn Jahren zu errichten,<br />
wo man zusehends umweltbewußter wird und ganz besonderen<br />
Wert auf schwefelfreie Holzaufschlüsse legt, zu denen man sich im<br />
konventionell sedierten Europa nicht durchringen kann - ausgenommen<br />
im hochmodernen (67% Atomstrom!) Bayern (F-&-E-Leiter K.<br />
Pye veranschlagte für die Umrüstung maximal 100 Mio. DM – ein mit<br />
den mutmaßlichen Abrißkosten vergleichbarer Betrag!), wie Kelheim<br />
demonstrierte. Schade, daß die Geldgeber in der entscheidenden Phase<br />
Geduld und Mut verließen.<br />
China verfügt aktuell über 9000 zumeist sehr kleine Zellstoffproduktionen,<br />
die nur in wenigen Fällen Gewinne abwerfen. Die Chine-<br />
1221 50–51/97
50–51/97 1222<br />
INHALT<br />
EDITORIAL · NEUES IN KÜRZE UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Nutzen chinesische Zellstofferzeuger bald das<br />
Alcell-Verfahren? 1221<br />
Personalia 1224<br />
Handelsregister 1224<br />
Kurznachrichten aus aller Welt 1226<br />
125 Jahre VDP: Einige der Modelle des Abends. Prof. Duttenhöfer (links), Prof. Jo<br />
Meurer (Zweiter von rechts) und die charmant durch den Modeabend führende<br />
Silvia Laubenbachar (ganz rechts).<br />
Interview zur Reorganisation beim Wellpappenmaschinenhersteller Peters. Im<br />
Gespräch (v .l. n. r.): Manfred Schommler, Bernd Fuchs, Jean-Marie Gsell.<br />
Gedruckt auf nopaCoat matt, zweiseitig doppelt gestrichenes<br />
Bilderdruckpapier der Nordland Papier AG, Dörpen/Ems –<br />
Umschlag: 200 g/m 2<br />
, Innenteil: 115 g/m 2<br />
.<br />
125 Jahre VDP: Kritische Worte von Hans-Olaf<br />
Henkel – Vorführung kreativer Kleider aus Papier 1228<br />
NAPIAG feiert 75-jähriges Jubiläum 1230<br />
Produktionszunahme bei Selbstklebe-Etiketten<br />
Gedanken zur Reform der Verbände der Papier, Pappe und<br />
1231<br />
Kunststoffe verarbeitenden Industrie 1232<br />
Fa. „TopLabel“ in Alfeld gegründet 1234<br />
Rieger prämiiert Gewinner von Designwettbewerb 1234<br />
Stora will verstärkt für Wissenstransfer im Konzern sorgen 1235<br />
„Corrugated Asia ’97“ in Singapur 1236<br />
Wichtige Internet-Adressen in der Papierindustrie 1236<br />
PAPIERVERARBEITUNG · DRUCK<br />
„Zurück zur Spitze” Aufbruch bei Peters<br />
Modulare Flexodruckmaschine für verschiedene<br />
1241<br />
Anwendungen 1243<br />
Firmen berichten aus Papiererzeugung und -verarbeitung 1244<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
26. EUCEPA-Konferenz und 92. Zellcheming-HV<br />
in Baden-Baden (VIII) 1245<br />
Impressum 1250
Modellkleid aus der Serie<br />
„Blue by you”.<br />
Helmut Schreiner mit Referent<br />
Michiels bei der diesjährigen<br />
Tagung des Verbands<br />
der Hersteller selbsklebender<br />
Etiketten (VSKE).<br />
Bericht S. 1231.<br />
Jürgen Kreitmeier von der<br />
Firma Rieger Karton mit seiner<br />
prämiierten Verpackung.<br />
Bericht S. 1234.<br />
EDITORIAL AND NEWSFLASH<br />
Will Chinese pulp producers avail themselves<br />
of the Alcell process, soon? 1221<br />
Personal news 1224<br />
Trade register 1224<br />
A news round-up from around the world 1226<br />
COMPANIES – MARKETS – PRODUKTS<br />
125th anniversary of VDP: Words of criticism<br />
by Hans-Olaf Henkel – Demonstration of creative<br />
apparel made of paper 1228<br />
NAPIAG celebrates 75th anniversary 1230<br />
Production increase of pressure-sensitive labels 1231<br />
Some thoughts about the reform of the association<br />
of the paper-, board and plastics processing<br />
industry 1232<br />
”Top Label” company founded at Alfeld 1234<br />
Rieger awards the winners of the design<br />
competition 1234<br />
Stora will increasingly provide for knowledge<br />
transfer within the group 1235<br />
”Corrugated Asia ’97” in Singapure 1236<br />
Important internet addresses in the paper<br />
industry 1236<br />
PAPER CONVERTING AND PRINTING<br />
”Back to the Top” – Peters’start 1241<br />
Modular flexoprinting press for various uses<br />
Companies are reporting on paper making and<br />
1243<br />
converting 1244<br />
PAPERMAKING<br />
26th EUCEPA-Conference and 92nd Annual<br />
Meeting of Zellcheming in Baden-Baden (VIII) 1245<br />
Masthead 1250<br />
<strong>apr</strong>-Anzeigen:<br />
Tel. (0 6104) 6 06-3 04<br />
Fax (0 61 04) 6 06-3 36<br />
<strong>apr</strong>-Anzeigen:<br />
Tel. (0 6104) 6 06-3 04<br />
Fax (0 61 04) 6 06-3 36<br />
<strong>apr</strong>-Anzeigen:<br />
Tel. (0 6104) 6 06-3 04<br />
Fax (0 61 04) 6 06-3 36<br />
INHALT<br />
Fiele der Blick<br />
unserer Leser hier auf<br />
Ihren Namen, dann wären<br />
Sie IhrenZielen<br />
ein großes Stück näher!<br />
<strong>apr</strong>-Anzeigen:<br />
Tel. (0 6104) 6 06-3 04<br />
Fax (0 61 04) 6 06-3 36<br />
1223 50–51/97
sen wollen deshalb mit der Alcell-Methode konkurrenzfähig werden,<br />
zumal sie über Regionen mit schnell wachsenden Wäldern verfügen.<br />
Da die Betreiber pro Tonne voraussichtlich mindestens 100 US-$<br />
mehr Gewinn erwirtschafteten als mit einer Sulfatzellstofferzeugung,<br />
denken sie ab 2010 auch an Exporte in den borealen Raum, die schwer<br />
zu unterbieten sein werden.. Dieser ökonomische Vorsprung gilt sogar<br />
für das von R. Asam Patt kürzlich vorgestellt schlicht genial modifizierte<br />
Organocell (MMAA= Modifiziertes Methanol-Anthrachinon-Alkali)-Verfahren,<br />
das zwar ebenfalls schwefelfrei arbeitet, aber die<br />
wertvollste Komponente des Holzes verwirft: das Lignin, dessen Isolierung<br />
den Zellstoffpreis unter die Rentabilitätsschwelle aller übrigen<br />
Erzeuger von Marktzellstoff abzusenken erlauben würde. – Gemessen<br />
am Investitionsaufwand für Kelheim, hätten offenbar „Peanuts-Beträge“<br />
genügt, um nach dem neuen Verfahren von Patt gewinnbringend<br />
Zellstoffe zu erzeugen, die es mit Sulfat- oder Sulfitprodukten<br />
gut hätten aufnehmen können, wenn man nicht voreilig das<br />
50– 51/97 1224<br />
EDITORIAL / NEUES IN KÜRZE<br />
PERSONALIA<br />
Hartwig Besinger wurde<br />
mit Wirkung zum 1. Januar<br />
1998 zum Geschäftsführer der<br />
Dürr Systems GmbH, Stuttgart,<br />
bestellt. Er übernimmt in dieser<br />
Funktion die Verantwortung für<br />
die Produktlinie Automation<br />
und Fördertechnik. Besinger ist<br />
seit 1979 für Dürr tätig.<br />
Auf ihrer Herbstversammlung<br />
von Ende Oktober in London haben<br />
die Delegierten der Europäischen<br />
Vereinigung der Industrie<br />
flexibler Verpackung (FEDES)<br />
einen neuen Präsidenten gewählt.<br />
Michael Raninger, NA-<br />
PIAG-Packmittel-Industrie<br />
Ges.m.b.H. (Österreich), wurde<br />
dieses Amt für die nächsten drei<br />
Jahre einstimmig anvertraut. Er<br />
löst ab Januar 1998 Luigi Goglio,<br />
Italien, ab, der die Geschicke<br />
der FEDES während vier Jahren<br />
mit viel Elan und neuen Ideen<br />
leitete. Die übrigen Vorstandsmitglieder<br />
wurden in ihrem Amt<br />
bestätigt. Die Delegierten ließen<br />
sich über das Projekt Euroflex<br />
informieren. Unter dieser Bezeichnung<br />
soll eine breite Plattform<br />
möglichst aller Unternehmen,<br />
Verbände und anderer Organisationen<br />
geschaffen werden,<br />
die gemeinsam mit einer Stimme<br />
die Interessen der Industrie<br />
der flexiblen Verpackung vertreten<br />
sollen. Dabei ist insbesondere<br />
an die EU in Brüssel gedacht,<br />
wo nur eine starke, einheitliche<br />
Gruppierung Chancen hat, aktiv<br />
auf die Gesetzesmaschinerie einwirken<br />
zu können. Das Projekt<br />
wird aktiv weiterverfolgt. Der<br />
Jahreskongreß 1998 findet vom<br />
6. bis 9. Juni in Wien statt. Ein<br />
interessantes Vortragsprogramm<br />
verspricht wiederum einige<br />
aufschlußreiche Referate<br />
aus dem Bereich flexibler Verpackung<br />
wie auch allgemeiner<br />
Themen.<br />
Mit Wirkung zum 1. Januar<br />
1998 wurde W. H. Weiland für<br />
eine Amtsperiode von zwei Jah-<br />
Handtuch geworfen hätte.Nicht zuletzt denke die Fa. Malaspina auch<br />
an die Weitergabe der Lizenzen an Indien und Indonesien mit den global<br />
zweit- bzw. viertgrößten Populationen, so daß man schon von explodierenden<br />
Märkten träumt!<br />
Ein hochrangiger chinesischer Experte brachte es auf den Punkt:<br />
China hat der Welt vor fast 2000 Jahren das Papier geschenkt – jetzt<br />
nehmen wir gerne vom Westen die Gabe einer umweltneutralen Zellstoffproduktion<br />
als Gegengeschenk – noch dazu in einer Form, die die<br />
Wälder der Erde als CO2-Senke erhält, zumal in China in absehbarer<br />
Zeit genügend Strom aus Wasser- und Krenkraft zur Verfügung steht.<br />
Ob T. N. Kleinert eines fernen Tages auch so bekannt wird wie sein chinesisches<br />
Pendant Tsai Lun?<br />
P.S. Übrigens eröffnet auch das höchst innovative Patt-MMAA-Verfahren<br />
die Möglichkeit der Lignin-Gewinnung, wenn man es mit einem<br />
in der Zellstoffindustrie bereits bewährten Verfahren kombiniert.<br />
Prof. Dr. Heinz Ruck<br />
ren zum Präsidenten der<br />
EUGROPA, dem europäischen<br />
Verband der Papiergroßhändler,<br />
gewählt. Weiland ist Geschäftsführer<br />
der Fa. Proost en Brandt,<br />
einem Papiergroßhändler in<br />
Diemen (Niederlande). Die<br />
EUGROPA vertritt 14 nationale<br />
Papiergroßhandelsverbände und<br />
arbeitet europaweit, um deren<br />
Interessen gegenüber Lieferanten,<br />
Kunden und der Europäischen<br />
Union zu koordinieren.<br />
Weiland ist Nachfolger des<br />
Schweizers J.F. Chariatte, dessen<br />
zweijährige Amtsperiode<br />
Ende des Jahres ausläuft.<br />
HANDELSREGISTER<br />
NEUEINTRAGUNGEN<br />
Paper-Lynx Verlags-GmbH,<br />
33602 Bielefeld, Niederwall 22.<br />
Verlagsgeschäfte aller Art, Werbung<br />
sowie Herstellung und<br />
Handel mit drucktechnischen<br />
Erzeugnissen und Werbemitteln.<br />
Stammkapital: 50 000 DM.<br />
Geschäftsführer: Gudrun Rolf,<br />
Stephan Konrad, beide Bielefeld.<br />
PWM GmbH Papier, Wellpappe,<br />
Maschinenhülsen,<br />
83043 Bad Aibling, Kellerstr. 4.<br />
Herstellung und Vertrieb von<br />
Well- und Graupappe, Papphülsen<br />
sowie Übernahme, Gründung<br />
und Betrieb ähnlicher Geschäfte<br />
und Beteiligung daran.<br />
Stammkapital: 50 000 DM. Geschäftsführer:<br />
Thomas Mühleisen,<br />
Wulf Mühleisen, beide<br />
Bruckmühl.<br />
Fast-Bind Verpackungstechnologie<br />
GmbH, Holzkirchen/Landkreis<br />
Miesbach,<br />
83607 Holzkirchen, Hygin-<br />
Kiene-Str. 5. Herstellung und<br />
Vermarktung von Verpackungstechniken<br />
sowie Entwicklung<br />
von Verpackungstechnologien.<br />
Stammkapital: 50 000 DM. Geschäftsführer:<br />
Walter Schlutius,<br />
Holzkirchen.<br />
Druckerei Bobeck Peter<br />
Bobeck, 21149 Hamburg, Cuxhavener<br />
Str. 267 b. Betrieb einer<br />
Druckerei. Inhaber: Peter Bobeck,<br />
Hamburg. Einzelprokura:<br />
Hannelore Bobeck-Niculescu,<br />
Hamburg.<br />
Wiemer und Partner<br />
GmbH, Konzeption, Gestaltung,<br />
Druck , 44139 Dortmund,<br />
Hohe Str. 69. Herstellung<br />
und Vertrieb von Druckereierzeugnissen,<br />
Print- und elektronischen<br />
Medien jeglicher Art.<br />
Kartonagen, Stanzteilen aus (Fortsetzung auf Seite 1226)
50– 51/97 1226<br />
NEUES IN KÜRZE<br />
(Fortsetzung von Seite 1224)<br />
NEUEINTRAGUNGEN<br />
Paper-Lynx Verlags-GmbH,<br />
33602 Bielefeld, Niederwall 22.<br />
Verlagsgeschäfte aller Art, Werbung<br />
sowie Herstellung und<br />
Handel mit drucktechnischen<br />
Erzeugnissen und Werbemitteln.<br />
Stammkapital: 50 000 DM.<br />
Geschäftsführer: Gudrun Rolf,<br />
Stephan Konrad, beide Bielefeld.<br />
PWM GmbH Papier, Wellpappe,<br />
Maschinenhülsen,<br />
83043 Bad Aibling, Kellerstr. 4.<br />
Herstellung und Vertrieb von<br />
Kartonagen, Stanzteilen aus<br />
Well- und Graupappe, Papphülsen<br />
sowie Übernahme, Gründung<br />
und Betrieb ähnlicher Geschäfte<br />
und Beteiligung daran.<br />
Stammkapital: 50 000 DM. Geschäftsführer:<br />
Thomas Mühleisen,<br />
Wulf Mühleisen, beide<br />
Bruckmühl.<br />
Fast-Bind Verpackungstechnologie<br />
GmbH, Holzkirchen/Landkreis<br />
Miesbach,<br />
83607 Holzkirchen, Hygin-<br />
Kiene-Str. 5. Herstellung und<br />
Vermarktung von Verpackungstechniken<br />
sowie Entwicklung<br />
von Verpackungstechnologien.<br />
Stammkapital: 50 000 DM. Geschäftsführer:<br />
Walter Schlutius,<br />
Holzkirchen.<br />
Druckerei Bobeck Peter<br />
Bobeck, 21149 Hamburg, Cuxhavener<br />
Str. 267 b. Betrieb einer<br />
Druckerei. Inhaber: Peter Bobeck,<br />
Hamburg. Einzelprokura:<br />
Hannelore Bobeck-Niculescu,<br />
Hamburg.<br />
Wiemer und Partner<br />
GmbH, Konzeption, Gestaltung,<br />
Druck , 44139 Dortmund,<br />
Hohe Str. 69. Herstellung<br />
und Vertrieb von Druckereierzeugnissen,<br />
Print- und elektronischen<br />
Medien jeglicher Art.<br />
Stammkapital: 50 000 DM. Geschäftsführer:<br />
Thomas Wiemer,<br />
Dortmund, Angelika Buschulte-<br />
Fischer, Bonn.<br />
VERÄNDERUNGEN<br />
MAN Roland Druckmaschinen<br />
AG, Offenbach am<br />
Main. Prokura: Wolfgang Brillisauer,<br />
Hofheim am Taunus;<br />
Hans Hassold, Alzenau; Rudolf<br />
Kohlert, Augsburg; Dr. rer. nat.<br />
Markus Rall, Mühlheim am<br />
Main; Hermann Schug, Augsburg.<br />
Die Prokuren von Dr.-Ing.<br />
Claus Petri und Joachim Marek<br />
sind erloschen.<br />
Manfred K. Schertler, Ort<br />
der Niederlassung: Neuburg<br />
a. d. Donau, Stadtteil Bittenbrunn.<br />
Die Prokura für Betje<br />
Schertler-van Wittene ist erloschen.<br />
Ahlstrom Pumpen GmbH,<br />
Kirchheim/Teck. Gesamtprokura:<br />
Ulrich Loos, Aichwald;<br />
Roswitha Ruckdäschel, Bad<br />
Ditzenbach.<br />
Printdesign Druck und Papierveredelung<br />
GmbH & Co.<br />
KG, Bönen. Zwei Kommanditisten<br />
sind ausgeschieden. Im Wege<br />
der Sonderrechtsnachfolge ist<br />
ein Kommanditist in die Gesell-<br />
KURZNACHRICHTEN AUS ALLER WELT<br />
DEUTSCHLAND<br />
Im Herzen Europas, in Köln,<br />
verkehrsgünstig angebunden an<br />
das Autobahnnetz und die Flughäfen<br />
Köln/Bonn und Düsseldorf,<br />
entsteht das Logistikcenter<br />
für Transportgut-Sicherungssysteme<br />
der Cyklop<br />
GmbH Deutschland. Es befindet<br />
sich direkt neben den zwei<br />
Hauptproduktionsstätten, und<br />
zwar dem Maschinenanlagebau<br />
(Umreifungs- und Folienwickelmaschinen)<br />
sowie der Polyesterbandfertigung(Umreifungsbänder<br />
aus Kunststoff). Angebunden<br />
ist auch die Verwaltung. Ende<br />
Oktober wurde das Richtfest<br />
gefeiert. Die Fertigstellung des<br />
Logistikcenters ist für Ende<br />
1997 geplant. Auf einer Fläche<br />
von ca. 6000 m 2 , das entspricht<br />
der Größe von mehr als acht<br />
Tennisplätzen oder einem Fußballplatz,<br />
werden zur Zeit modernste<br />
EDV-gesteuerte Hochregallager<br />
installiert.<br />
Der Umsatz des EntsorgungsunternehmensInterseroh<br />
AG (Köln) wird 1997 voraussichtlich<br />
auf 400 Mio. DM<br />
(+61 Mio. DM) steigen. Bisher<br />
werden die Anteile der Interseroh<br />
von rund 200 Unterneh-<br />
men der Entsorgungswirtschaft<br />
gehalten. Im Jahr 1998 soll ein<br />
Börsengang erfolgen, so daß die<br />
Aktie einem breiten Publikum<br />
angeboten werden kann. Zur<br />
Zeit werden 330 Mitarbeiter<br />
beschäftigt. Die Umsatzrendite<br />
im laufenden Jahr soll<br />
nach Angaben der Geschäftsführung<br />
vor Steuern bei 4,5%<br />
liegen.<br />
Vom 31. 1. bis 4. 2. 1998 präsentiert<br />
die Büttenpapierfabrik<br />
Gmund ihre neuen<br />
Papierkollektionen auf der<br />
Premiere in Frankfurt. Vorgestellt<br />
werden die zwei Kollektionen<br />
Transparence und Money,<br />
außerdem die amerikanischen<br />
Serien Columns und Environment<br />
sowie verschiedene überarbeitete<br />
Kollektionen. Den<br />
Messestand C 31 der Büttenpapierfabrik<br />
Gmund finden Sie<br />
diesmal in Halle 10.1.<br />
Fachleute von 15 Papierfabriken<br />
aus Deutschland und<br />
Holland trafen sich auf Einladung<br />
von tesa zum dritten<br />
Papier Kolleg, das in diesem<br />
Jahr im November in München<br />
stattfand. Hauptthema der Refe-<br />
rate war das Endloskleben vor<br />
Streichmaschinen und anderen<br />
Konfektionierungsanlagen. Die<br />
technischen Möglichkeiten wurden,<br />
auch in bezug auf die repulpierbaren<br />
Klebebänder von tesa,<br />
auf Probleme, Lösungswege und<br />
Trends hin besprochen. Rege<br />
fachliche Diskussionen sprachen<br />
für die hohe Akzeptanz der ausgewählten<br />
Themen und die<br />
Kompetenz der Referenten. Zusätzliche<br />
Beiträge über „Papierherstellung<br />
und Ökologie“ sowie<br />
die chemischen Hintergründe,<br />
die eine Klebmasse von klebrig<br />
in nichtklebrig verwandeln und<br />
damit wiederaufbereitbar machen,<br />
rundeten das Programm<br />
ab.<br />
KANADA<br />
Die produzierte Menge Zeitungsdruckpapier<br />
sank nach<br />
Angaben der Canadian Pulp &<br />
Paper (CPPA) Association im<br />
Oktober in Kanada um 6,1% auf<br />
766 000 t gegenüber 816 000 t<br />
im Vorjahr. Dieser Rückgang reflektiert<br />
die häufigen Streiks der<br />
Hersteller an der Westküste.<br />
Nach Aussage der CPPA lag die<br />
Kapazitätsauslastung im Oktober<br />
bei 92% im Vergleich zu 96%<br />
im Vorjahr. Die Gesamtlieferungen<br />
sanken um 4% auf 771 000 t.<br />
Die Lagerbestände der kanadischen<br />
Produzenten sanken von<br />
350 000 t im September auf<br />
345 000 t im Oktober.<br />
SCHWEDEN<br />
Der schwedische Forstwirtschaftskonzern<br />
Södra<br />
hat ein eigenes Forstzertifizierungssystem<br />
im Vorentwurf<br />
präsentiert. Nach den<br />
intensiven Vorarbeiten in diesem<br />
Herbst rechnet Södra damit,<br />
einen endgültigen Entwurf<br />
noch vor Ablauf dieses Jahres<br />
zu verabschieden. Nach der Erprobungsphase<br />
soll das System<br />
im Herbst 1998 praktische Einsatzreife<br />
erlangen. Im Mai dieses<br />
Jahres hatten sich Södra
und die übrigen Waldbesitzergenossenschaften<br />
aus dem<br />
schwedischen Komitee des Forest<br />
Steward Council (FSC)<br />
zurückgezogen. Dieser „Welt<br />
forstrat“ setzt sich für eine<br />
nachhaltige Forstwirtschaft ein<br />
und hat dafür zehn Kriterien<br />
sowie ein Akkreditierungssystem<br />
für Zertifizierungsstellen<br />
aufgestellt. Mit dem Rückzug<br />
der Waldbesitzergenossenschaften<br />
verlor das FSC-Komitee den<br />
Repräsentanten für die Hälfte<br />
des schwedischen Waldareals<br />
und für volle 60% der Nutzholzproduktion.<br />
SCHWEIZ<br />
Die zusammen mit der Investmentbank<br />
Morgan Stanley<br />
& Co. durchgeführten Ab-<br />
klärungen von strategischen<br />
Alternativen für die in der Zellstoffherstellung<br />
tätige chilenische<br />
Tochtergesellschaft, der<br />
Attisholz Holding AG, die<br />
Licancel SA, sind abgeschlossen.<br />
Aufgrund der daraus resultierenden<br />
Ergebnisse hat der<br />
Verwaltungsrat der Attisholz<br />
Holding AG beschlossen,<br />
die Licancel SA zu 100%<br />
in der Attisholz-Gruppe zu<br />
behalten. Ein Verkauf des<br />
Unternehmens wurde wegen<br />
unterschiedlicher Preisvorstellungen<br />
abgelehnt.<br />
Der Entscheid des Verwaltungsrates<br />
wurde auch von einer<br />
positiven Beurteilung der Zellstoffpreisentwicklungbeeinflußt.<br />
Der Verwaltungsrat ist<br />
zudem der Meinung, daß sich<br />
die gegenwärtigen Turbulenzen<br />
in Asien nicht negativ auf die<br />
Geschäftstätigkeit der Attisholz-Gruppe,<br />
die Herstellung<br />
und den Vertrieb von Hygieneund<br />
Spezialpapieren sowie von<br />
Zellstoff, auswirken werden.<br />
Die Tatsache, daß sich nach<br />
wie vor weltweit Millionen von<br />
Kindern und Jugendlichen aufgrund<br />
ihres materiellen, körperlichen<br />
oder seelischen Zustandes<br />
in Notsituationen befinden, hat<br />
den Geschenkpapier- und<br />
Verpackungsspezialisten<br />
Stewo AG (Wolhusen/Schweiz)<br />
bewogen, 1998 die gemeinnützige<br />
Organisation „Children<br />
for a better World“ (CHIL-<br />
DREN) zu unterstützen. Aus<br />
diesem Grund produziert und<br />
NEUES IN KÜRZE<br />
vertreibt Stewo 1998 die Weihnachtspapierlinie<br />
„CHILDREN“.<br />
15% der Einnahmen aus den<br />
Verkäufen fließen ohne jeglichen<br />
Abzug von Verwaltungskosten<br />
direkt in die Kassen des deutschen<br />
Hilfswerkes. Oscar R.<br />
Steffen, Geschäftsführer der Stewo<br />
AG: „Wir sind gewohnt, mit<br />
unseren Geschenkpapieren und<br />
-verpackungen Freude zu bereiten.<br />
Im Wissen, daß längst nicht<br />
alle Menschen glücklich und zufrieden<br />
leben können, wollen wir<br />
mit „Children for a better World“<br />
aktiv helfen.“ Vorgestellt und<br />
lanciert wird das „CHILDREN“-<br />
Weihnachtsprogramm auf der<br />
kommenden Frühjahrsmesse<br />
„PaperWorld“ in Frankfurt<br />
(31. Januar bis zum 4. Februar<br />
1998). ����<br />
1227 50–51/97
125 Jahre VDP:<br />
50–51/97 1228<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Kritische Worte von Hans-Olaf Henkel –<br />
Vorführung kreativer Kleider aus Papier<br />
In festlichem Rahmen und mit mehreren<br />
Hundert geladenen Gästen und Mitgliedern<br />
feierte der Verband Deutscher Papierfabriken<br />
(VDP) im Rahmen seiner Mitgliederversammlung<br />
sein 125-jähriges Jubiläum, bei<br />
dem als Gastredner BDI-Präsident Dr. Hans-<br />
Olaf Henkel gewonnen werden konnte. Nach<br />
einem festlichen Essen sorgte eine Modenschau<br />
der Modefachhochschule Trier, auf der<br />
ausschließlich Kleider aus Papier und Karton<br />
vorgestellt wurden, für einen Glanzpunkt der<br />
Feier. Die Studenten um Prof. Jo Meurer zeigten<br />
mehr als 100 Sorten Papier, die sie zu insgesamt<br />
35 Modellen verarbeitet hatten. Daneben<br />
wurden Skulpturenentwürfe des sechsten<br />
Semesters von Prof. Thomas Duttenhöfer<br />
unter dem Titel „Formen der Hierarchie“<br />
gezeigt. Die Skulpturen wurden von den Modellen,<br />
die einen lebenden Unterbau bildeten,<br />
vorgeführt. Es würde den Rahmen einer<br />
Fachzeitschrift wie der <strong>apr</strong> sprengen, diese<br />
Modelle und Skulpturen näher zu beschreiben.<br />
Die wenigen Bilder in diesem Beitrag<br />
mögen für sich sprechen, sie stießen nach einhelliger<br />
Meinung im Publikum auf große Begeisterung.<br />
Von den 35 Modellkleidern wurden<br />
bereits zwölf verkauft.<br />
Der analytische Teil der Veranstaltung begann<br />
mit einer Rede von VDP-Präsident<br />
Einige der Modelle, Prof. Duttenhöfer (links), Prof. Jo Meurer (Zweiter von rechts) und<br />
die charmant durch den Modeabend führende Silvia Laubenbachar (ganz rechts).<br />
Hans-Michael Gallenkamp, in der dieser<br />
deutlich machte, wie sehr sich der Verband<br />
im Umbruch befindet.<br />
Im Jahr 1872 betrug die Produktion von Papier<br />
und Pappe aller Papierfabriken und<br />
-mühlen in Deutschland noch ganze 350 000 t,<br />
heute liegt diese bei 16 Mio. t, und in diesen<br />
125 Jahren ist mehr passiert als eine Versechsundvierzigfachung<br />
der Produktion. Mittlerweile<br />
sind über 50 % der Papierindustrie –<br />
gemessen an Produktion und Umsatz – in ausländischer<br />
Mehrheitsbeteiligung. Dieses Engagement<br />
entspringe weniger dem großen Vertrauen<br />
in den Standort Deutschland als der<br />
unternehmerischen Notwendigkeit, den größten<br />
europäischen Papiermarkt mit einer Produktion<br />
vor Ort zu versorgen.<br />
Die „Fährnisse des Wirtschaftslebens“, so<br />
die historische Analyse, habe vor 125 Jahren<br />
die Unternehmer der deutschen Papierwirtschaft<br />
dazu bewegt, den VDP zu gründen.<br />
Diese „Fährnisse“ seien geblieben. Heute<br />
werde das System des Korporatismus jedoch<br />
in einer Zeit zunehmender Individualisierung<br />
und Egozentrik mehr und mehr hinterfragt.<br />
Zeitweise werde gar das Ende des Verbändestaates<br />
heraufbeschworen. Diese Überlegungen<br />
seien, so Gallenkamp, legitim. Verbandsstrukturen<br />
müßten immer wieder in<br />
Blick ins Publikum.<br />
Aus der Serie „Blue by you” – aus Tissuepapier gefertigt.<br />
Frage gestellt werden, um nicht zur Zwangsjacke<br />
zu werden, derer man sich am Ende entledigt.<br />
Eine zunehmende Fragmentierung der Interessen<br />
und der Interessenvertretungen sei<br />
jedoch der falsche Weg und bringe den VDP<br />
auf die Verliererseite. Damit würden die Geschicke<br />
der Papierindustrie zunehmend<br />
fremdbestimmt. Letzlich gelte damals wie
Dr. Hans-Olaf Henkel (links), Präsident des BDI, und Hans-Michael Gallenkamp,<br />
Präsident des VDP. (Alle Bilder: VDP)<br />
heute: „Ein Verband ist nur so gut, wie seine<br />
Mitglieder durch ihr Engagement erlauben.“<br />
Wichtiger denn je sei für den VDP heute auch<br />
ein pro-aktives Lobbying in Brüssel durch<br />
den Verband CEPI. Nur wenn die europäische<br />
Papierindustrie auf ihrem angestammten<br />
Terrain und ihren wichtigsten Absatzmärkten<br />
die notwendige Bewegungsfreiheit<br />
habe, könne sie Ressourcen bilden, die sie als<br />
Global Player brauche. Gallenkamp weiter:<br />
„Wem am Standort Europa die Luft abgeschnürt<br />
wird, der kann keinen Atem für den<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Marathon auf den<br />
Weltmärkten<br />
schöpfen.“ Den Beamten<br />
in der EU-<br />
Kommission könne<br />
kein größeres<br />
Vergnügen bereitet<br />
werden, als ihnenwiderstreitendePartikularinteressen<br />
zu servieren,<br />
so z. B. den Gegen-<br />
satz Primär- und Sekundärfaser oder den<br />
zwischen Nord und Süd. Dem VDP müsse es<br />
auch gelingen, die europäischen und die Weltmarktthemen<br />
an die Basis zurückzutransportieren.<br />
Man müsse sie für den Mittelstand,<br />
dem zur eigenen Aufbereitung solcher<br />
Themen die Ressourcen fehlten, transparent<br />
machen. Zur Weiterentwicklung der Verbände<br />
gehe es auch darum, die Zahl interner Gremien<br />
auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren<br />
und damit die Verbandsstruktur zu überdenken.<br />
Image der<br />
Papierindustrie<br />
Sehr stark ging Gallenkamp auch auf das<br />
Image der Papierindustrie ein. Noch immer<br />
leide sie unter den Attributen unmodern,<br />
waldvernichtend, abfallerzeugend und wirtschaftlich<br />
labil. Bestimmte Themen in der Informationspolitik<br />
seien bisher nicht ausreichend<br />
aufgearbeitet worden. Der VDP will<br />
deshalb – beginnend mit dem nächsten Jahr<br />
– seine Öffentlichkeitsarbeit einem neuen<br />
Konzept unterwerfen und dabei Neues präsentieren.<br />
Bei einem solchen Vorgehen brauche<br />
man sich nicht von vorübergehenden<br />
Zeiterscheinungen wie etwa Greenpeace bange<br />
machen zu lassen.<br />
In Überleitung zur Rede von Hans-Olaf<br />
Henkel kritisierte Gallenkamp die derzeitige<br />
Lage in der Regierungskoalition: „Wir dürfen<br />
als tragende Kraft der sozialen Marktwirtschaft<br />
nicht länger tatenlos dem politischen<br />
Kasperletheater zusehen, bei dem am Ende<br />
nur einer zum Hanswurst gemacht wird: der<br />
1229 50–51/97
Standort Deutschland.“ In einer Situation, in<br />
der mangels politischer Führung jedes noch<br />
so kleine Licht den täglichen Meinungswirrwarr<br />
zur eigenen Profilierung nutzen dürfe,<br />
müsse die Industrie in Deutschland mit einer<br />
Stimme sprechen.<br />
Henkel zur Lage<br />
In einer Art Tour de raison ging Hans-Olaf<br />
Henkel auf die drängenden Themen der Wirtschaft<br />
in unserer Zeit ein. Dabei wich er bewußt,<br />
die bereits verteilte Rede quasi symbolisch<br />
zerreißend, vom vorgedachten Redetext<br />
ab. Er wies darauf hin, daß in der deutschen<br />
Industrie der Weltmarktanteil von 1990 bis<br />
1995 von 12 auf 10% sank und sich die deutsche<br />
Industrie, obwohl sie Exportvizeweltmeister<br />
sei, keineswegs zurücklehnen dürfe.<br />
Bedenklich sei vielmehr, daß bei der Information,<br />
der Biotechnologie und der Gentechnik<br />
in Deutschland viel zu wenig passiere.<br />
Noch nachdenklicher mache ihn die Tatsache,<br />
daß deutsche Unternehmen seit Jahren<br />
für Patente und Copyrights mehr ausgeben,<br />
als sie an Einnahmen daraus erzielen. Es gehe<br />
also darum, sich nicht auf den Lorbeeren<br />
des Exportüberschusses auszuruhen. Dies<br />
schon deshalb nicht, weil 1997 voraussichtlich<br />
ein neuer Rekord bei den Konkursen (ca.<br />
27 000) aufgestellt werde.<br />
Für den Mittelstand müsse durch ein Konzept<br />
gesorgt werden, das sich leicht um-<br />
50–51/97 1230<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Historische Kostüme: Darstellung das 2. Empire, gefertigt<br />
aus Tissue- und Silberpapier.<br />
schreiben lasse mit den Worten: „Entlasten<br />
statt entlassen“. Oberstes Ziel müsse dabei<br />
sein, die Sozialversicherungsquote zu senken.<br />
Viele Unternehmen müßten sich darüber<br />
im klaren sein, daß z. B. in Japan der Verbraucher<br />
ein wesentlich höheres Qualitätsbewußtsein<br />
besitze als in Europa. Heute gehe es<br />
nicht mehr um „Made in Germany“, sondern<br />
darum, einen kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozeß<br />
in Gang zu halten.<br />
Nach Henkels Worten ist es absurd, einen<br />
Flächentarif zu haben und nicht die Möglichkeit,<br />
differenzierte Löhne zu bezahlen. Fakt<br />
sei, daß sich kaum jemand mehr an Flächentarife<br />
halte, und z. B. in den neuen Bundeländern<br />
nur noch 20 % der Unternehmen<br />
einem Verband angehörten. Positiv stimme<br />
ihn, daß sich in den letzten zehn Monaten<br />
mehr bewegt habe als in den Jahren 1990 bis<br />
1995. Dringend notwendig sei es, die Steuerlast<br />
für Unternehmen in Deutschland zu reduzieren<br />
und den Staat zu verkleinern. Auch<br />
gehe es darum, wie Roman Herzog in seiner<br />
berühmten, im Hotel Adlon gehaltenen Rede<br />
vorschlägt, die politischen Entscheidungsprozesse<br />
entschieden zu verkürzen. Dies könne<br />
nur über schnellere, breiter angelegte und<br />
tiefgreifendere Reformen geschehen. Hierzu<br />
brauche das Land auch Politiker, die eine Vision<br />
besitzen. Es sei schon erstaunlich, daß in<br />
England 90% einen Tony Blair, der ein quasi<br />
FDP-Programm an die Bürger bringe, unterstützten,<br />
und dies in Deutschland in viel geringerem<br />
Maß möglich sei.<br />
Zwingend notwendig sei auch, daß es gelingt,<br />
den durchschnittlichen Hochschulabsolventen<br />
nicht mehr 14 Semester an einer<br />
Hochschule zu halten. Die Ausbildung müsse<br />
schneller geschehen, die Studenten müßten<br />
in jüngeren Jahren in den Beruf.<br />
Insgesamt fand die Rede von Henkel<br />
großen Beifall unter den anwesenden Gästen,<br />
und viele verließen den Saal wahrscheinlich<br />
mit dem Gedanken, den auch Henkel<br />
schon äußerte: „Es gibt bei uns Entscheider,<br />
die wissen, wo es lang geht; die Umsetzung<br />
dessen gelingt nur zu selten.“ G.B.<br />
NAPIAG feiert<br />
75-jähriges Jubiläum<br />
Sein 75-jähriges Jubiläum feierte vor kurzem<br />
das zur Frantschach-Gruppe gehörende<br />
Verpackungsunternehmen NAPIAG (Zeltweg/Österreich).<br />
Es ist heute einer der größten<br />
Industriebetriebe der Steiermark und produziert<br />
mit 412 Beschäftigten jährlich circa<br />
60 t Papiersäcke und -beutel sowie beschichtete<br />
Verpackungsmaterialien. Der Gesamtumsatz<br />
wird für 1997 voraussichtlich bei etwas<br />
über 1 Mrd. öS liegen, 50% der hergestellten<br />
Artikel werden exportiert. Im laufenden Jahr<br />
wird das Unternehmen rund 162 Mio. Papiersäcke,<br />
25 Mio. Industriebeutel und 236 Mio.<br />
laufende Meter beschichtete Papiere erzeugen.<br />
Die Produkte werden unter anderem in der<br />
Zement- und Baustoffindustrie eingesetzt,<br />
aber auch zu Verpackungen von Lebensmitteln<br />
und Chemikalien. Für die kommenden<br />
Jahre plant die Firma im Rahmen der Frantschach-Gruppe<br />
eine weitere Expansion. An-<br />
fang des Jahres erwarb das Unternehmen<br />
zwei Drittel des Sackproduzenten Adriasac<br />
in Anhovo (Slowenien). Der ungarische<br />
Markt wird über das Tochterunternehmen<br />
Franpack Hungaria aufgebaut.<br />
Bei der weiteren Marktentwicklung soll<br />
ein neuentwickelter 25-kg-Sack für Baustoffe<br />
helfen. Durch das Anbringen zweier Tragegriffe<br />
sei es möglich, die Säcke im Baufachhandel<br />
besser zu tragen als bisher. Seit 1990<br />
hat das Unternehmen fast eine halbe Milliarde<br />
öS in die Modernisierung der Produktionsanlagen<br />
investiert.<br />
Bei der 75-Jahr-Feier kündigte Geschäftsführer<br />
Dr. Peter Hof an, daß das Unternehmen<br />
in Kürze 115 öS in eine neue Beschichtungsanlage<br />
investieren wird. Diese soll im<br />
November 1998 in Betrieb gehen. Damit steigert<br />
das Unternehmen seine Beschichtungskapazität<br />
um circa 50%. ����
Produktionszunahme bei<br />
Selbstklebe-Etiketten<br />
„Normenservice” als Dienstleistung/VskE tagte in Bremen<br />
Der Verbrauch von Selbstklebe-Etiketten<br />
in Deutschland verzeichnete im ersten Halbjahr<br />
1997 im Vergleich zum entsprechenden<br />
Vorjahreszeitraum einen Anstieg von wertmäßig<br />
3,4% auf 575,28 Mio. DM. Die Produktion<br />
erreichte mit rd. 659,82 Mio. DM ein um<br />
2,5% höheres Ergebnis zum Vergleichszeitraum<br />
1996, nach der Menge mit 37493 t sogar<br />
10,6% mehr. Die Haftverbund-Produktion<br />
ergab 30411 t (+ 18,6% gegenüber dem ersten<br />
Halbjahr 1996).<br />
Diese statistischen Zahlen, von Gerhard<br />
Mayntz auf der Herbsttagung des Verbandes<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
der Hersteller selbstklebender Etiketten<br />
(VskE) in Bremen vorgelegt, geben einen informativen<br />
Überblick über den bisherigen<br />
wirtschaftlichen Verlauf des Jahres 1997 in<br />
der relativ jungen Branche, dürften aber<br />
auch auf eine angespannte Preissituation<br />
hindeuten. Doch im Mittelpunkt des wieder<br />
reichen Programms der Tagung, auf der 40<br />
Mitgliedsfirmen mit 135 Teilnehmern vertreten<br />
waren, standen neben technischen Themen,<br />
wie beispielsweise über den Digitaldruck,<br />
Vorträge über Auswahlkriterien bei<br />
Bewerbungen (von J. Lücke, Beiersdorf AG)<br />
oder über Fragen der Menschenführung, wobei<br />
Prof. W. Correll besonders humorvoll über<br />
Motivation, Streß und Management plauderte<br />
und neuere Erkenntnisse der Überzeugungspsychologie<br />
für die Unternehmensführungen<br />
zum besten gab. Allein dieser Vortrag<br />
habe schon den Besuch gelohnt, wie im<br />
Auditorium zu hören war.<br />
Frau Dr. Höfelmann<br />
zur PTS<br />
In den reichlich verfügbaren Tagungsunterlagen<br />
steckte aber noch eine vielleicht weit<br />
wichtigere Mitteilung, daß nämlich der VskE<br />
als HPV-Fachverband eine Übereinkunft mit<br />
der Papiertechnischen Stiftung (PTS) über<br />
einen „Normservice” getroffen hat. Schon vor<br />
Jahren war vom Verband Deutscher Papierfabriken<br />
(VDP) zusammen mit der PTS eine<br />
Normenstelle ins Leben gerufen worden, deren<br />
Konzept erweitert wurde und die nun un-<br />
Das Vorstandspodium mit (v. l. n. r.) H. Schreiner, Referent J. Michiels, A. Hoefer und<br />
B. Mayntz. Aufmerksames Auditorium. Fotos (2): F. Köther<br />
1231 50–51/97
ter Leitung von Frau Dr. Höfelmann steht,<br />
die vom Fraunhofer Institut für Lebensmitteltechnologie,<br />
Freising, zur PTS nach München<br />
wechselte.<br />
Dr. Höfelmann „bringt umfangreiche<br />
Kenntnisse im Umgang mit den europäischen<br />
Behörden mit,” heißt es dazu in einem<br />
kürzlich erstellten Anhang zu der vorgenannten<br />
Vereinbarung, worin Dr. R. Wilken<br />
(PTS) und J. Heinrichs (HPV) ihrer Überzeugung<br />
Ausdruck geben, daß das Konzept der<br />
nunmehr mit „Normenservice” bezeichneten<br />
Dienstleistung nicht nur für den VDP, sondern<br />
auch für die Fachverbände des HPV und<br />
deren Mitgliedsunternehmen von Vorteil<br />
sein wird.<br />
Künftig „mandatierte<br />
Normung”<br />
In dem Papier wird im übrigen besonders<br />
darauf hingewiesen, daß die ursprünglich<br />
freiwillige Anwendung der Normen durch die<br />
EU-Verpackungsrichtlinie mit ihren festgelegten<br />
Rahmenbedingungen künftig zwingend<br />
vorgeschrieben sein wird. Zur Erarbeitung<br />
dieser Normen wird in der Regel der europäischen<br />
Normungsorganisation CEN ein<br />
entsprechendes Mandat erteilt – man spricht<br />
dann von „mandatierter Normung” –, wodurch<br />
die Normen Bestandteil des Gesetzeswerkes<br />
werden. Für die Unternehmen sei es<br />
daher unabdingbar, heißt es weiter, „Informationen<br />
darüber zu erhalten, ob und an welcher<br />
Stelle Normungsprojekte im internationalen<br />
Bereich betrieben werden, die unmittelbar<br />
und mittelbar Einfluß auf die Produkte<br />
und Märkte haben werden.” Das vorgestellte<br />
Konzept beinhaltet im einzelnen folgende<br />
Punkte bzw. Aufgaben des Normenservice:<br />
1. Schriftliche Information der beteiligten<br />
Fachverbände über das aktuelle Normengeschehen<br />
in komprimierter, aber bewertender<br />
Form.<br />
2. Koordinierungsgespräche in angemessenen<br />
zeitlichen Abständen mit dem TGA des<br />
HPV und den Technischen Kommissionen<br />
der beteiligten Fachverbände.<br />
3. Erstellung einer Datenbank mit allen relevanten<br />
Normen und Normenvorhaben sowie<br />
den Normungsexperten.<br />
4. Vertretung der Branche in wichtigen nationalen<br />
und internationalen Gremien der<br />
Normungsarbeit, sofern ein gemeinschaft-<br />
50–51/97 1232<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
liches Interesse der beteiligten Fachverbände<br />
vorliegt.<br />
Zu Beginn der Herbsttagung hatte VskE-<br />
Vorsitzender H. Schreiner über die Arbeit des<br />
Vorstands berichtet, wobei er u. a. auf die<br />
Ausarbeitung „Tips zur Ursachenforschung<br />
und Fehlerbehebung beim rotativen Stanzen”<br />
verweisen konnte, die von H. Knott unter<br />
redaktioneller Mitwirkung der PTS nun<br />
fertiggestellt wurde. (Zwei Drittel der VskE-<br />
Mitgliedsfirmen sind Etiketten-Drucker.) Eine<br />
Nachlese zur „Labelexpo” hielt K. Ehrlitzer,<br />
der von wachsenden Aussteller- und Besucherzahlen<br />
der als „Schlüsselveranstaltung<br />
des Etikettendrucks” bezeichneten Messe<br />
berichtete: den 278 Ausstellern des Jahres<br />
1995 standen 1997 schon 345 gegenüber, die<br />
Besucherzahl stieg von 11367 (1995) auf<br />
15091 (1997). – Über den Stand der Direkt-<br />
belichtung für die Etikettenindustrie referierte<br />
J. Michiels, über recyclinggerechte<br />
Klebstoffe im Hinblick auf den Altpapiereinsatz<br />
(„Stickies” in der Papiermaschine) Dr. R.<br />
Wilken, während R. Probst (DFTA), von der<br />
Farbigkeit im Flexodruck ausgehend, Fragen<br />
der UV-Technologie behandelte. Erfahrungen<br />
eines ehrenamtlichen Arbeitsrichters<br />
gab R. Kuge wieder; der frühere „Rat der Gewerbeverständigen”<br />
kann als Vorläufer des<br />
heutigen Arbeitsgerichts gesehen werden.<br />
Für den nächsten Verbandstag vom 14. bis<br />
16. Mai 1998 in Wuppertal ist vom VskE-Arbeitsausschuß<br />
bereits ein erstes Konzept vorgelegt<br />
worden; die Aufforderung an die Mitglieder,<br />
weitere Themen einzubringen und so<br />
auf die Inhalte einer Verbandstagung Einfluß<br />
zu nehmen, spricht für die basisdemokratische<br />
Haltung der Verbandsführung. fk<br />
Gedanken zur Reform der<br />
Verbände der Papier,<br />
Pappe und Kunststoffe<br />
verarbeitenden Industrie<br />
von Gerd Mayntz*<br />
Die Vergangenheit hat gezeigt, daß auf<br />
dem Sektor der Sozial- und Tarifpolitik letztendlich<br />
die Spitzengespräche zum Erfolg<br />
führten. Die einzelnen Landesverbände verlieren<br />
immer mehr an Bedeutung. Es ist auch<br />
nicht damit zu rechnen, daß in Zukunft regional<br />
Flächentarife abgeschlossen werden.<br />
Wenn es aber bei einem bundesweiten<br />
Flächentarif in der Zukunft bleiben soll, so ist<br />
eine zentrale Verhandlung unersetzlich. Die<br />
Landesverbände sind in der Tarifpolitik<br />
überflüssig. Die weiteren Dienstleistungen<br />
der Landesverbände können privatrechtlich<br />
ebensogut gelöst werden bei niedrigeren Kosten,<br />
dies besonders bei der Vertretung vor<br />
*Gerd Mayntz ist geschäftsführender Gesellschafter der Luma GmbH<br />
(Wuppertal) und Ehrenvorsitzender des Verbandes der Hersteller selbstklebender<br />
Etiketten (VskE) mit Sitz in Oberschleißheim.<br />
Arbeitsgerichten und arbeitsrechtlichen Beratungen.<br />
Durch den Abschluß einer entsprechenden<br />
Versicherung kann man sich<br />
den Anwalt seines Vertrauens aussuchen und<br />
ist hiermit in arbeitsrechtlichen Fragen gut<br />
beraten. Fast alle übrigen Leistungen der<br />
Landesverbände bestehen darüber hinaus<br />
nur in der Weitergabe von Informationen des<br />
HPV.<br />
Die Arbeit der Fachverbände soll wesentlich<br />
verstärkt und ausgedehnt werden. Die<br />
jetzt bestehenden 19 Fachverbände sollten<br />
durch einen Zusammenschluß gleichgelagerter<br />
Interessen auf höchstens zehn bis zwölf<br />
Fachverbände reduziert werden. Diese Fachverbände<br />
hätten dann die Gesamtkosten des<br />
HPV zu tragen. Die Kosten dieses Hauptverbandes<br />
werden durch eine erweiterte Aufgabenstellung<br />
sicherlich auf einen Etatbedarf
Gerd Mayntz<br />
in Höhe von 4 Mio. DM steigen. Dieser Betrag<br />
muß von den Fachverbänden nach einem<br />
Umsatzschlüssel aufgeteilt werden. Hierdurch<br />
werden die Beiträge der Mitgliedsfirmen<br />
der Fachverbände steigen, wobei aber<br />
der Beitrag an die Landesverbände (Arbeitgeberverbände)<br />
entfällt. In der Endabrechnung<br />
würden die einzelnen Firmen einen geringeren<br />
Betrag zu zahlen haben.<br />
Der Vorstand des HPV sollte ausschließlich<br />
aus den Vorständen oder den Beauftragten<br />
der Fachverbände gebildet werden. Jeder<br />
Fachverband sollte je ein Mitglied in die jetzt<br />
schon bestehenden Ausschüsse Tarif- und Sozialpolitik,<br />
Wirtschaftspolitik und Technik<br />
und Berufsausbildung entsenden. Diese drei<br />
Ausschüsse wählen selbständig ihre Vorsitzenden,<br />
die dann Mitglied des Vorstandes<br />
sind.<br />
Auf Vorschlag des Vorstandes wählt die<br />
Mitgliederversammlung das Präsidium, welches<br />
lediglich aus dem Ersten und Zweiten<br />
Vorsitzenden und dem Schatzmeister bestehen<br />
sollte. Die Mitglieder des Präsidiums<br />
müssen Mitglied des Vorstandes sein.<br />
Durch die hier vorgeschlagene Änderung<br />
würde eine Organisation geschaffen, die auf<br />
kurzen Wegen effektiv arbeiten kann. Die Belange<br />
der Industrie würden hierdurch auch<br />
stärker zur Geltung kommen. Die Mitgliederversammlung<br />
sollte sich aus Delegierten<br />
der Fachverbände zusammensetzen, die nach<br />
einem Umsatzschlüssel festzulegen sind. Somit<br />
wäre hierbei auch eine gerechte Verteilung<br />
der Kompetenzen aufgrund der gezahl-<br />
50–51/97 1234<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
ten Beiträge möglich. Sollte sich der HPV<br />
nicht zu einer solchen grundlegenden Änderung<br />
der Organisation entschließen können,<br />
müßte die jetzige Organisationsform reformiert<br />
werden. Aus den jetzt bestehenden<br />
zehn Landesverbänden müßten durch einen<br />
Zusammenschluß sieben Landesverbände<br />
gebildet werden. Es ist hierbei an den Zusammenschluß<br />
von Nordrhein und Westfalen<br />
zu denken, wobei dann die kleineren Verbände,<br />
die den UPV bilden, aufgelöst werden.<br />
Hierdurch würden in den einzelnen Landesverbänden,<br />
die betroffen sind, erhebliche Kosten<br />
eingespart.<br />
Das gleiche gilt aber auch für die Fachverbände.<br />
Von jetzt bestehenden 19 Verbänden<br />
sollte man durch einen Zusammenschluß<br />
kleinerer Verbände zehn bis zwölf Fachverbände<br />
bilden. Bei der jetzigen Organisationsform,<br />
auch wenn sie reformiert wird, muß die<br />
Hauptlast der Kosten des HPV durch die<br />
Landesverbände getragen werden. Eine Erhöhung<br />
der Beiträge der Fachverbände muß<br />
ausgeschlossen werden. Es könnten sonst bei<br />
den einzelnen Fachverbänden Überlegungen<br />
angestellt werden, ob eine weitere Mitgliedschaft<br />
im HPV tragbar ist. Die eingangs bereits<br />
erwähnte Globalisierung der Wirtschaft<br />
bringt es ja mit sich, daß in Zukunft immer<br />
mehr Entscheidungen in der Wirtschaftspolitik<br />
bei der Europäischen Union getroffen<br />
werden.<br />
Die Fachverbände sind in vielen Fällen<br />
bereits innerhalb der Europäischen Union<br />
organisiert. Es muß eine sinnvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen den gesamten europäischen<br />
Verbänden der Papier, Pappe und<br />
Kunststoffe herstellenden Industrie und den<br />
europäischen Fachverbänden angestrebt<br />
werden. ����<br />
Fa. „TopLabel“ in Alfeld<br />
gegründet<br />
Die bisherigen Prokuristen Anke und Wilhelm<br />
Hoefer, die aus der Hoefer Haftetiketten<br />
GmbH, Delligsen (Niedersachsen), im<br />
Sommer 1997 ausgeschieden waren, haben<br />
in Alfeld unter dem Namen „TopLabel“ ein<br />
eigenes Unternehmen gegründet, das als<br />
GmbH & Co. KG geführt wird. Der Betrieb<br />
befindet sich in gemieteten Räumen im Alfelder<br />
Industriegebiet Limmerburg und bietet<br />
neben Haftetiketten und Banderolen<br />
u. a. spezielle Erzeugnisse zur Gefahrenkennzeichnung<br />
an. Lieferschwerpunkte<br />
sind, wie die Geschäftsführende Gesell-<br />
schafterin Anke Hoefer mitteilte, Etiketten<br />
für die Lebensmittelbranche sowie für Kosmetikhersteller.<br />
Neben einem entsprechenden<br />
Maschinenpark mit zwei Druckanlagen<br />
und einer Konfektioniermaschine verfügt<br />
die Fa. TopLabel auch über eine eigene moderne<br />
Druckvorstufe. Als Umsatzziel im ersten<br />
Geschäftsjahr nannte Frau Hoefer 2 bis<br />
2,5 Mio. DM. Das junge Unternehmen<br />
gehört dem Verband der Hersteller selbstklebender<br />
Etiketten (VskE) an, in dem Anke<br />
Hoefer das Ehrenamt der Schatzmeisterin<br />
übernommen hat. fk<br />
Rieger prämiiert Gewinner<br />
von Designwettbewerb<br />
Von Januar bis Ende Mai waren allen jungen<br />
Kreativen dazu aufgerufen, sich an einem<br />
von der Kartonfabrik Rieger GmbH &<br />
Co. KG, Trostberg, ausgeschriebenen Designwettbewerb<br />
unter dem Motto [gepackt?]: zu<br />
beteiligen. Aufgabe und damit Ziel war die<br />
Gestaltung einer dreidimensionalen Verkaufshilfe,<br />
das Demonstrieren der Gestaltungsmöglichkeiten<br />
im hochwertigen Verkaufsbereich<br />
sowie der vielfältigen Einsatz-
Jürgen Kreitmeier mit seiner prämiierten Verpackung. Im<br />
Hintergrund Klaus Rüger.<br />
möglichkeiten von Wellpappe. Dabei sollte<br />
der Commodity-Charakter von weißem Testliner<br />
durchbrochen werden, ohne sich an einem<br />
konkreten Verpackungsbedarf zu orientieren.<br />
Aus den knapp 100 Entwürfen aus ganz<br />
Europa wurden von der achtköpfigen Jury<br />
die vier besten Objekte prämiiert und zusätzlich<br />
ein Sonderpreis für besondere Kreativität<br />
und Innovativität vergeben und entsprechend<br />
dotiert. Sprecher der Jury war<br />
Klaus Rüger von der Geschäftsleitung der Fa.<br />
Holfelder Packaging. Der erste Preis in Höhe<br />
von 5000 DM ging an Jürgen Kreitmeier, Niefern,<br />
für die Entwicklung einer ungewöhnlichen<br />
Verpackung einer CD-ROM. Einen Sonderpreis<br />
für besonders innovatives Design erhielt<br />
die Arbeitsgruppe der Kunstakademie<br />
Hennef um ihren Dozenten Sebastian Probst.<br />
Gestaltet wurde ein Schachturm, der aufgeklappt<br />
blaue Wellen – analog dem Material<br />
Wellpappe – erkennen läßt, auf welchem ein<br />
Schiff schwimmt. Das Schiff läßt sich aus<br />
dem Objekt ziehen und verwandelt sich mittels<br />
eines versteckten Gummizuges zu einem<br />
Würfel, der wiederum als Schreibzeughalter<br />
eingesetzt werden kann.<br />
Nach Abschluß des Wettbewerbs will die<br />
Fa. Rieger die prämiierten Arbeiten von Unternehmen<br />
aus dem Kundenkreis fachmännisch<br />
umsetzen lassen und sie bei Mailings,<br />
Messen u.ä. der breiten Öffentlichkeit vorstellen.<br />
����<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Stora will verstärkt für Wissenstransfer<br />
im Konzern sorgen<br />
Der scheidende Stora-Vorstandsvorsitzende<br />
Lars-Åke Helgesson nahm hausintern zu<br />
Fragen der Umstrukturierung Stellung.<br />
Wichtige Auszüge hieraus enthält dieser Bericht:<br />
Im Laufe des Jahres 1996 wurden das Management<br />
und die Controlling-Systeme des<br />
Stora-Konzerns analysiert. Dabei ging es um<br />
formale Änderungen in der organisatorischen<br />
Struktur des Konzerns und Änderungen<br />
in den Arbeitsmethoden. Daraus ent-<br />
standen formal die<br />
produktbezogenen<br />
Divisionen Stora<br />
Publication Paper,<br />
Stora Fine Paper<br />
und Stora Paperboard.<br />
Die Firmen<br />
Stora Forest and<br />
Timber, Stora<br />
Power, Stora Cell,<br />
Stora Financial<br />
Services, Stora<br />
Corporate Research<br />
und Stora<br />
Purchasing and<br />
Transport waren<br />
von diesen Änderungen<br />
nicht betroffen.<br />
Für die Betriebe<br />
in Nordamerika<br />
wurde eine eigenständige<br />
Division –<br />
Stora North America<br />
– gegründet. Die<br />
Großhandelsbetriebe<br />
wurden getrennt<br />
und bilden eine eigene<br />
Division. Diese<br />
Betriebe gehörten<br />
früher zu Stora<br />
Fine Paper. Die<br />
neue Division heißt<br />
nunmehr Stora<br />
Merchant. Stora<br />
Skoghall wurde mit<br />
Billerud Carton<br />
Board verschmolzen,<br />
und es wurde<br />
eine gemeinsame Produktdivision mit dem<br />
Namen Stora Paperboard gegründet.<br />
Gleichzeitig wurde mit der Änderung der Arbeitsmethoden<br />
innerhalb des Konzerns begonnen.<br />
Durch diese Veränderungen sollen das Management<br />
der Divisionen gestärkt und weniger<br />
formelle Arbeitsbeziehungen zwischen dem<br />
Konzernmanagement und dem Management<br />
der Divisionen eingeführt werden. Der Status<br />
der Werke und der Vertriebsunternehmen des<br />
Konzerns soll dabei verbessert werden. �<br />
1235 50–51/97
50–51/97 1236<br />
UNTERNEHMEN · MÄRKTE · PRODUKTE<br />
Mehr Mitarbeiter als bisher sollen innerhalb<br />
des Konzerns die Möglichkeit erhalten,<br />
den Kontakt mit den Kunden aufrechtzuerhalten<br />
und weniger Zeit damit verbringen,<br />
sich um administrative Aufgaben zu kümmern.So<br />
soll eine starke Kundenorientierung<br />
etabliert werden. Außerdem will Stora seine<br />
Fachkenntnisse effektiver nutzen. Heute<br />
„Corrugated Asia ’97“ in Singapur<br />
Die vom 12. bis 15. November in Singapur<br />
stattfindende und von der Fa. Miller Freeman<br />
organisierte „Corrugated Asia ‘97“ und<br />
die „Converting Machinery Asia” fanden bei<br />
der Mehrheit der Aussteller ein verhaltenes<br />
Echo. Insgesamt zählte der Messeveranstalter<br />
4144 Besucher bzw. Vertreter aus circa 40<br />
Ländern. Die Nettoausstellungsfläche betrug<br />
3557 m 2 . Geprägt war die Messe von den jüngsten<br />
Unruhen auf den asiatischen Finanzmärkten,<br />
die zu einer merklichen Investitionszurückhaltung<br />
der wesentlichen Wellpappenfirmen<br />
im asiatischen Raum führten. Es<br />
berichteten einzelne Hersteller von Auftragsstornierungen<br />
bzw. Verlängerungen in<br />
Der Stand der Fa. Roda auf der „Corrugated Asia ‘97“.<br />
bedeutendem Umfang. Trotz dieser negativen<br />
Momentaufnahme bleibt die mittel- bis<br />
langfristige Erwartung der wesentlichen<br />
Analysten für den asiatischen Raum positiv.<br />
CA/CMA ’97 Ergebnisse 1997<br />
Besucher der Ausstellung (gesamt)* 4144<br />
davon auf der CA ’97 2182<br />
davon auf der CMA ’97 1962<br />
Konferenzvertreter insgesamt 332<br />
Zahl der vertretenen Länder 40<br />
Zahl der ausstellenden Firmen 255<br />
Ausstellungsfläche (netto) 3557 m2 * Diese Zahlen basieren auf den ausgegebenen Anmeldemarken, so daß<br />
jeder Besucher, der die Ausstellung an mehreren Tagen besucht, nur einmal<br />
gezählt wird. Nochmalige Besuche sind nicht gezählt worden.<br />
Recht zufrieden präsentierte sich die BHS-<br />
Tochter Roda Macchine (Lugano/Schweiz),<br />
die über einen guten Absatz von Stegmaschinen<br />
berichtete. ����<br />
Wichtige Internet-Adressen in der Papierindustrie*<br />
http://www.ahlers.de = alfred ahlers gmbh & Co<br />
http://www.a-p-r.de = Allgemeine Papier-Rundschau (<strong>apr</strong>)<br />
http://www.assidoman.se = AssiDomän-Konzern (englisch)<br />
http://www.beloit.com = Beloit-Konzern (englisch)<br />
http://www.cepi.org. = CEPI<br />
http://www.din.de/frames = Deutsches Institut für Normung<br />
http://www.el-bielefeld.de = Erhardt + Leimer<br />
http://www.foex.fi.com = Finnish Options Exchange Ltd.<br />
Zellstoffpreise (englisch)<br />
http://www.gp.com = Georgia-Pacific-Konzern (englisch)<br />
http://www.gruber-weber.de = Gruber + Weber Karton GmbH Co. KG<br />
http://www.gruener-punkt.de = Duales System Deutschland<br />
http://www.come. de/infozentrale = Informationszentrale Verpackung und<br />
Umwelt<br />
http://www.ipaper.com = International Paper (englisch)<br />
http://www.jac.de = Jackstädt GmbH<br />
http://www.klingele.de = Klingele Papierwerke<br />
http://www.mayr-melnhof.co.at = Mayr-Melnhof Karton AG<br />
http://www.mead.com = Mead Corporation (englisch)<br />
http://www.metsabotnia.com = Metsä-Botnia<br />
http://www.modo.se/engelsha/index.html = MoDo-Konzern (englisch)<br />
http://www.nettingsdorfer.com = Nettingsdorfer Papierfabrik<br />
http://www.ourworld.compuserve.com/<br />
homepages/pts – muc = Papiertechnische Stiftung<br />
http://www.polar-mohr.com = Polar-Mohr<br />
http://www.probox.com = Probox (englisch)<br />
http://www.schlumpf-ag.ch = Schlumpf AG<br />
http://www.schneidersoehne.de = Schneider Söhne<br />
http://www.seiler.de = Wilhelm Seiler GmbH<br />
http://www.sfms.com/welcome.htm = Canadian Sustainable Forestry<br />
Certification (englisch)<br />
http://www.stora.se/english.maimenu.html = Stora-Konzern (englisch)<br />
http://www.sunds defibrator.com = Sunds Defibrator (englisch)<br />
http://www.valmet.com = Valmet-Konzern (englisch)<br />
http://www.vdp-online.de = Verband Deutscher Papierfabriken<br />
(VDP)<br />
http://www.voith.de = Voith-Dienstleistungsgesellschaft<br />
http://194.175.173.36/pwell/produkte.htm = P-Well-Verpackungen<br />
* Ohne Anspruch auf Vollständigkeit.<br />
werden die in einer Division, einem Werk<br />
oder bei einer Vertriebsfirma gewonnenen<br />
Erfahrungen über erfolgreiches Arbeiten<br />
nicht schnell genug weitergegeben. Andere<br />
Konzerngruppen können davon nicht profitieren.<br />
In einigen Fällen wurden Erfahrungen<br />
überhaupt nicht weitergegeben. Stora<br />
sieht dies als äußerst ineffizient an. Um hierbei<br />
Fortschritte zu machen, plant das Unternehmen,<br />
Projektgruppen einzurichten, die<br />
sich damit beschäftigen. Außerdem soll die<br />
Anzahl der organisatorischen Ebenen innerhalb<br />
des Konzerns verringert werden. Auch<br />
dadurch soll der Status der Werke und Vertriebsunternehmen<br />
erhöht werden. ����
„Wir wollen zurück zur Spitze”<br />
Aufbruch bei Peters<br />
Der Hersteller von Wellpappenanlagen<br />
und Riffelwalzen, die Firma Peters (Hamburg),<br />
hat 1996 mit einer vollständigen Reorganisation<br />
des Unternehmens begonnen und<br />
möchte 1998 einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
investieren. Auch aus diesem Grund<br />
sprach die <strong>apr</strong> mit dem Geschäftsführer des<br />
Unternehmens, Bernd Fuchs, dem für Produktstrategien<br />
zuständigen Manager der<br />
Muttergesellschaft Bobst, Jean-Marie Gsell<br />
und dem Geschäftsführer der Bobst GmbH,<br />
Meerbusch, Manfred Schommler.<br />
Derzeit hat Peters eine gute Auftragslage.<br />
So wurden zehn komplette Naßenden verkauft,<br />
dies entspricht circa 20 einseitigen Maschinen.<br />
Unter anderem gehen eine komplette<br />
Wellpappenanlage zur Wellpappe<br />
Ansbach und eine nach England zu Danisco<br />
Pack Bux. Diese soll dreiwellige Wellpappe<br />
produzieren und wird im Mai 1998 in Betrieb<br />
gehen. Außerdem wurde an das neue Wellpappenwerk<br />
der KNP BT/Siegen-Gruppe in<br />
Euskirchen eine komplette Naßpartie verkauft.<br />
Nach wie vor als wichtiges Geschäft<br />
sieht die Fa. Peters das mit Riffelwalzen und<br />
auch die Wiederaufarbeitung von gebrauchten<br />
Riffelwalzen. Das Unternehmen erneuert<br />
hierbei Walzen aller Hersteller und hat in<br />
diesem Markt einen sehr guten Namen. Der<br />
neue Geschäftsführer Bernd Fuchs gab sich<br />
denn auch für die Zukunft der Fa. Peters<br />
recht optimistisch. Ohne daß er konkrete An-<br />
gaben machen wollte, hat sich jedenfalls das<br />
Ergebnis des Unternehmens im letzten Jahr<br />
schon deutlich verbessert. Jean-Marie Gsell<br />
machte in dem nachfolgenden Interview auch<br />
deutlich, daß die Bobst GmbH die Fa. Peters<br />
mit der Produktion von Wellpappenanlagen<br />
als sehr wichtig in der Gruppe ansieht und in<br />
die weitere Entwicklung des Unternehmens<br />
große Hoffnungen setzt.<br />
<strong>apr</strong>: Was sind die wichtigsten Produkte der<br />
Fa. Peters, und wie ist die Fa. Peters in der<br />
Bobst-Gruppe einzuordnen?<br />
Fuchs: Die Fa. Peters ist eine eigenständige<br />
Firma innerhalb der großen Bobst-Gruppe,<br />
das heißt, daß Peters für den gesamten<br />
Geschäftsbereich Wellpappanlagen mit allen<br />
dazugehörenden Einzelkomponenten verantwortlich<br />
ist. Das heißt, Produkte der Fa.<br />
Peters sind neben Riffelwalzen, Ersatzteilen<br />
und dem Service komplette WPAs mit allen<br />
ihren Einzelkomponenten. Heute produzieren<br />
wir vorwiegend WPAs bis hin zum Ableger,<br />
der von verschiedenen Partnern hergestellt<br />
wird.<br />
<strong>apr</strong>: Können Sie etwas zur Umsatzentwicklung<br />
in den letzten fünf Jahren und zu<br />
den Gewinnen sagen?<br />
Fuchs: Der Umsatz des Maschinenbereiches<br />
und der Serviceleistungen bewegt sich<br />
im dreistelligen Millionenbereich. Wobei die<br />
PAPIERVERARBEITUNG UND DRUCK<br />
Im Gespräch (v .l. n. r.): Manfred Schommler, Bernd Fuchs, Jean-Marie Gsell. Eine VarioStar Maschine beim Zusammenbau.<br />
Umsatzentwicklung in den letzten drei bis<br />
vier Jahren durch moderate Anstiege gekennzeichnet<br />
war. Die Ergebnisentwicklung<br />
gerade nach der Ihnen bekannten Restrukturierung,<br />
die während des letzten Jahres gelaufen<br />
ist, hat sich sehr, sehr deutlich in die<br />
positive Richtung hin bewegt.<br />
<strong>apr</strong>: Welche Maßnahmen umfaßte die Reorganisation?<br />
Fuchs: Die Reorganisation beinhaltete in<br />
erster Linie eine bessere Ausrichtung auf die<br />
Kundenbedürfnisse und eine Veränderung<br />
der internen Organisation in Richtung mehr<br />
Flexibilität, so daß letztendlich auf Marktschwankungen<br />
der Branche schneller reagiert<br />
werden kann.<br />
<strong>apr</strong>: Warum war das vorher nicht so gegeben?<br />
Fuchs: Es war vorher nicht in der Art und<br />
Weise gegeben, da wir uns in der Organisation<br />
eigentlich in einer klassischen<br />
Struktur bewegt haben, d. h. Abteilungen<br />
hatten, die sich im klassischen Sinne mit<br />
Vertrieb, mit Service und mit konstruktionstechnischen<br />
Dingen befaßt haben. Diese<br />
Grenzen haben wir etwas aufgelöst und bestimmte<br />
Abteilungen zusammengefaßt, um<br />
den Kunden umfassend aus verantwortlichen<br />
Gruppen heraus bedienen zu können.<br />
<strong>apr</strong>: Sie scheinen jetzt wieder bessere Gewinne<br />
zu machen. Es gab vor einiger Zeit<br />
Gerüchte, die Fa. Peters solle eventuell verkauft<br />
werden. War jemals etwas an diesen<br />
Gerüchten? Wie ist die Situation heute?<br />
1241 50–51/97
produzieren und wird im Mai<br />
1998 in Betrieb gehen. Außerdem wurde an<br />
das neue Wellpappenwerk der KNP BT/Siegen-Gruppe<br />
in Euskirchen eine komplette<br />
Naßpartie verkauft. Nach wie vor als wichtiges<br />
Geschäft sieht die Fa. Peters das mit Riffelwalzen<br />
und auch die Wiederaufarbeitung<br />
von gebrauchten Riffelwalzen. Das Unternehmen<br />
erneuert hierbei Walzen aller Hersteller<br />
und hat in diesem Markt einen sehr<br />
guten Namen. Der neue Geschäftsführer<br />
Bernd Fuchs gab sich denn auch für die Zukunft<br />
der Fa. Peters recht optimistisch. Ohne<br />
daß er konkrete Angaben machen wollte, hat<br />
sich jedenfalls das Ergebnis des Unternehmens<br />
im letzten Jahr schon deutlich verbessert.<br />
Jean-Marie Gsell machte in dem nachfolgenden<br />
Interview auch deutlich, daß die<br />
Bobst GmbH die Fa. Peters mit der Produktion<br />
von Wellpappenanlagen als sehr wichtig<br />
in der Gruppe ansieht und in die weitere Entwicklung<br />
des Unternehmens große Hoffnungen<br />
setzt.<br />
<strong>apr</strong>: Was sind die wichtigsten Produkte der<br />
Fa. Peters, und wie ist die Fa. Peters in der<br />
Bobst-Gruppe einzuordnen?<br />
Fuchs: Die Fa. Peters ist eine eigenständige<br />
Firma innerhalb der großen Bobst-Gruppe,<br />
das heißt, daß Peters für den gesamten<br />
Geschäftsbereich Wellpappanlagen mit allen<br />
dazugehörenden Einzelkomponenten ver-<br />
50–51/97 1242<br />
PAPIERVERARBEITUNG UND DRUCK<br />
Der Hersteller von Wellpappenanlagen<br />
und Riffelwalzen, die Firma Peters (Hamburg),<br />
hat 1996 mit einer vollständigen Reorganisation<br />
des Unternehmens begonnen und<br />
möchte 1998 einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
investieren. Auch aus diesem Grund<br />
sprach die <strong>apr</strong> mit dem Geschäftsführer des<br />
Unternehmens, Bernd Fuchs, dem für Pro-<br />
duktstrategien zuständigen<br />
Manager der Muttergesellschaft<br />
Bobst, Jean-Marie Gsell<br />
und dem Geschäftsführer der<br />
Bobst GmbH, Meerbusch, Manfred<br />
Schommler.<br />
Derzeit hat Peters eine gute<br />
Auftragslage. So wurden zehn<br />
komplette Naßenden verkauft,<br />
dies entspricht circa 20 einseitigen<br />
Maschinen. Unter anderem<br />
gehen eine komplette Wellpappenanlage<br />
zur Wellpappe<br />
Ansbach und eine nach England<br />
zu Danisco Pack Bux. Diese<br />
soll dreiwellige Wellpappe<br />
antwortlich ist. Das heißt, Produkte der Fa.<br />
Peters sind neben Riffelwalzen, Ersatzteilen<br />
und dem Service komplette WPAs mit allen<br />
ihren Einzelkomponenten. Heute produzieren<br />
wir vorwiegend WPAs bis hin zum Ableger,<br />
der von verschiedenen Partnern hergestellt<br />
wird.<br />
In der Halle, in der Riffelwalzen hergestellt und wieder instand gesetzt werden (v.l.n.r.):<br />
Jean-Marie Gsell, Bernd Fuchs, Gerhard Brucker, Manfred Schommler.<br />
<strong>apr</strong>: Können Sie etwas zur Umsatzentwicklung<br />
in den letzten fünf Jahren und zu<br />
den Gewinnen sagen?<br />
Fuchs: Der Umsatz des Maschinenbereiches<br />
und der Serviceleistungen bewegt sich<br />
im dreistelligen Millionenbereich. Wobei die<br />
Umsatzentwicklung in den letzten drei bis<br />
vier Jahren durch moderate Anstiege gekennzeichnet<br />
war. Die Ergebnisentwicklung<br />
gerade nach der Ihnen bekannten Restrukturierung,<br />
die während des letzten Jahres gelaufen<br />
ist, hat sich sehr, sehr deutlich in die<br />
positive Richtung hin bewegt.<br />
<strong>apr</strong>: Welche Maßnahmen umfaßte die Reorganisation?<br />
Fuchs: Die Reorganisation beinhaltete in<br />
erster Linie eine bessere Ausrichtung auf die<br />
Kundenbedürfnisse und eine Veränderung<br />
der internen Organisation in Richtung mehr<br />
Flexibilität, so daß letztendlich auf Marktschwankungen<br />
der Branche schneller reagiert<br />
werden kann.<br />
<strong>apr</strong>: Warum war das vorher nicht so gegeben?<br />
Fuchs: Es war vorher nicht in der Art und<br />
Weise gegeben, da wir uns in der Organisation<br />
eigentlich in einer klassischen<br />
Struktur bewegt haben, d. h. Abteilungen<br />
hatten, die sich im klassischen Sinne mit<br />
Vertrieb, mit Service und mit konstruktionstechnischen<br />
Dingen befaßt haben. Diese<br />
Grenzen haben wir etwas aufgelöst und bestimmte<br />
Abteilungen zusammengefaßt, um<br />
den Kunden umfassend aus verantwortlichen<br />
Gruppen heraus bedienen zu können.<br />
<strong>apr</strong>: Sie scheinen jetzt wieder<br />
bessere Gewinne zu machen.<br />
Es gab vor einiger Zeit<br />
Gerüchte, die Fa. Peters solle<br />
eventuell verkauft werden. War<br />
jemals etwas an diesen Gerüchten?<br />
Wie ist die Situation heute?<br />
Gsell: Maschinen für die<br />
Wellpappenindustrie machen<br />
einen Großteil des Bobst-Umsatzes<br />
aus.<br />
<strong>apr</strong>: Sind es etwa 50% bzw.<br />
600 Mio. sfr?.<br />
Gsell. Ungefähr, ja. Der Um-<br />
satz wird erzielt mit den Flachbettstanzen,<br />
mit Druckmaschinen, die in<br />
Lausanne gebaut werden, mit den Inlinern<br />
und Rotationsstanzen, die bei Martin hergestellt<br />
werden, mit Asitrade Kaschiermaschinen,<br />
auch in der Schweiz produziert, und<br />
dann mit Produkten von Peters. Das heißt,<br />
Wellpappe hat einen sehr großen Umsatzanteil<br />
im Konzern. Maschinen für komplette<br />
Wellpappenwerke liefern zu können, ist ein<br />
großer Vorteil für Bobst. Jeder Wettbewerber<br />
versucht ja, Ähnliches zu machen, nämlich<br />
alles anbieten zu können. Inzwischen ist Peters<br />
eine sehr wichtige Tochter für Bobst, und<br />
da war es nie eine Frage, Peters zu verkaufen,<br />
sondern es ging darum, Peters größer zu<br />
machen.<br />
<strong>apr</strong>: Wie soll das geschehen?<br />
Gsell: Der beste Weg ist, glaube ich, zuerst<br />
interne Anstrengungen zu machen,<br />
um größer zu werden, und wenn es Gelegenheiten<br />
gibt, wenn sich auf dem Markt<br />
Möglichkeiten zur Erweiterung bieten,<br />
werden wir die ganz sorgfältig analysieren.<br />
<strong>apr</strong>: Haben Sie konkrete Investitionspläne?<br />
Fuchs: Mit Sicherheit wird bei der Fa. Peters<br />
investiert. Das gesamte Investitionsvolumen<br />
im Jahr 1998 macht einen zweistelli-
<strong>apr</strong>: Spielte bei der Weiterentwicklung der<br />
Heiz- und Zugpartie auch der Verkaufserfolg<br />
von Marquip mit der neuen Heiz- und Zugpartie<br />
eine Rolle? Oder geschah dies ganz unabhängig<br />
davon?<br />
Fuchs: Wir wären schlecht beraten, wenn<br />
wir versuchen würden, den einen oder anderen<br />
Kollegen auf dem Markt zu kopieren. Ich<br />
glaube, daß wir uns sehr deutlich in der Konzeption<br />
unserer Heiz- und Zugpartie von der<br />
von Marquip unterscheiden.<br />
<strong>apr</strong>: Wenn Sie Ihre Kunden betrachten, ist<br />
es ja so, daß in den letzten zwei Jahren in der<br />
Wellpappenindustrie die Renditelage und die<br />
Gewinnsituation nicht sehr gut sind und<br />
nicht sehr gut waren. Spüren Sie das in Form<br />
einer gewissen Investitionszurückhaltung,<br />
oder ist es so, daß Ihre Auftragslage gut ist?<br />
Schommler: Das Jahr 1997 ist für uns<br />
ausgesprochen erfolgreich verlaufen. Wir haben<br />
unsere Verkaufszahlen von 1996 noch<br />
überschreiten können und sind mit diesem<br />
Geschäftsjahr sehr zufrieden.<br />
Fuchs: Wenn ich ergänzen darf: Wenn Sie<br />
das Ganze weltweit betrachten, ist es so, daß<br />
das Gesamtinvestitionsvolumen relativ konstant<br />
ist, allerdings, und das ist ganz klar, von<br />
Marktpreisen diktiert wird, und das stellt an<br />
uns die Herausforderung, innerhalb des Hauses<br />
herstellkostensenkende Maßnahmen zu<br />
treffen. Wir haben mit sehr großem Aufwand<br />
etliche Maschinentypen überarbeitet und<br />
kommen deshalb mit einer besseren Kostenstruktur<br />
zu niedrigen Herstellkosten dementsprechend<br />
zu vernünftigen Verkaufspreisen,<br />
und das wird von den Kunden und vom<br />
Markt respektiert.<br />
<strong>apr</strong>: Sie haben Ihre Herstellkosten konkret<br />
senken können?<br />
Fuchs: Ja.<br />
<strong>apr</strong>: In welchem prozentualen Umfang?<br />
Fuchs: Oh, die Streubreite ist schon sehr<br />
groß. Im Regelfall ist es uns gelungen, in<br />
einem ersten Schritt Herstellkosten in der<br />
Größenordnung zwischen 15 und 20% zu senken.<br />
<strong>apr</strong>: Wenn Sie an die Zukunft der Fa. Peters<br />
denken, wird ja immer viel von Strategien<br />
und langfristiger Planung geredet. Wo sehen<br />
Sie die Fa. Peters in einem Zeitraum von<br />
zwei bis fünf Jahren? Mit welchen Produkten,<br />
mit welchem Umsatz?<br />
Gsell: Was das Produkt anbelangt, ist die<br />
ganz klare Strategie, eine komplette WPA zu<br />
bauen.<br />
<strong>apr</strong>: Einschließlich Ableger?<br />
Gsell: Eine komplette WPA zu bauen!<br />
Da ist auch die Ablage inbegriffen, das ist das<br />
klare Ziel, das wir haben. Wie wir das intern<br />
machen oder mit welchen Partnern, das ist<br />
ein anderes Problem. Aber die komplette<br />
PAPIERVERARBEITUNG UND DRUCK<br />
WPA ist das genaue Ziel. Neben diesem Ziel<br />
müssen wir auch das Riffelwalzengeschäft<br />
pflegen. Die Riffelwalzenherstellung für alle<br />
Anlagen, die es weltweit gibt, ist auch ein<br />
wichtiger Teil der Produktion.<br />
Fuchs: Um die Antwort etwas zu ergänzen<br />
– Herr Schommler hat es bereits gesagt: Die<br />
Erfolge auf dem europäischen Markt in der<br />
jüngsten Vergangenheit geben uns recht. Das<br />
Ziel von Peters ist ganz klar: In der ersten Liga<br />
zu spielen, da einen vernünftigen Platz<br />
einzunehmen, und aus unserer Beurteilung<br />
heute steht dem absolut nichts entgegen. Das<br />
heißt, wir werden, langfristig gesehen, mit<br />
Sicherheit Marktanteile gewinnen können,<br />
wenn wir so weitermachen, wie wir in diesem<br />
Jahr begonnen haben. ����<br />
<strong>apr</strong>: Vielen Dank für das Gespräch!<br />
Modulare Flexodruckmaschine<br />
für verschiedene Anwendungen<br />
Druckqualität und Wirtschaftlichkeit der<br />
Produktion sind neben Flexibilität der Anlage<br />
und Bedienungskomfort die wohl wesentlichen<br />
Kriterien, die Verpackungsdrucker<br />
heute bei der Investition in eine neue Flexodruckmaschine<br />
berücksichtigen. Die neue<br />
Einzylinder-Flexodruckmaschine Astraflex ® ,<br />
die der deutsche Maschinenhersteller Windmöller<br />
& Hölscher entwickelt hat, basiert auf<br />
einer modularen, universellen Maschinenkonfiguration<br />
und kann so den unterschiedlichen<br />
Markt- und Kundenanforderungen angepaßt<br />
werden. Sie ist mit 8 Farbwerken ausgestattet<br />
und für das Bedrucken von Verpackungsmaterialien<br />
wie Kunststoffolien,<br />
Verbundfolien, Papieren, kaschierten Alufolien<br />
und ähnlichen Materialien bei einer maximalen<br />
Produktionsgeschwindigkeit von<br />
365 m/min ausgelegt. Durch die Integration<br />
eines oder auch mehrerer Inline-Ständer ist<br />
die Maschine auch für Sonderanwendungen<br />
und Veredelungsarbeiten wie Lackierung,<br />
Kaschierung und Kaltsiegel-, Hotmelt- oder<br />
PVDC-Auftrag geeignet. Der Inline-Ständer<br />
kann als zusätzliches Flexo- oder Tiefdruckwerk<br />
eingesetzt werden. Die Maschine ist in<br />
den Arbeitsbreiten 1120 mm, 1320 mm und<br />
1620 mm verfügbar. Der Drucklängenbereich<br />
liegt zwischen 300 und 1200 mm.<br />
Die acht Farbwerke sind um einen temperaturkontrollierten<br />
Gegendruckzylinder angeordnet<br />
und mit dem computergesteuerten<br />
Schnellverstellsystem Flexorex ® C ausgestattet,<br />
das die Registervoreinstellung bei<br />
Maschinenstillstand ohne Materialausschuß<br />
ermöglicht. Die Einfärbung der Rasterwalze<br />
1243 50–51/97
erfolgt über drucklose Farbkammerrakel. Bei<br />
der Maschine kommt die Drehstrom-Antriebstechnik<br />
zum Einsatz. Digitale, hochgenaue<br />
Bahnzugmeß- und Regeleinrichtungen<br />
gewährleisten konstante Bahnzüge. Auch die<br />
Non-Stop-Wickler an Ab- und Aufwicklung,<br />
sowohl als Achswickler als auch als achslose<br />
Wickler verfügbar, sind mit der Drehstrom-<br />
Antriebstechnik ausgerüstet.<br />
Die Steuerungstechnik Cantrac, die jetzt<br />
auch bei Flexodruckmaschinen eingesetzt<br />
wird, basiert auf der Can-Bus-Technik. Alle<br />
Automatisierungsmodule der Druckmaschine<br />
sind über einen Can-Bus vernetzt.Alle Da-<br />
50–51/97 1244<br />
PAPIERVERARBEITUNG UND DRUCK<br />
ten, die der Bediener an den einzelnen Arbeitsplätzen<br />
(Portalift ® , Farbwerk, Ab- und<br />
Aufwicklung sowie Bahnbeobachtung)<br />
benötigt, sind jeweils vor Ort verfügbar und<br />
können auch auf der zentralen Bediensäule<br />
Procontol ® angezeigt werden. Als Option lassen<br />
sich noch weitere Module, z. B. „Protokollierung“<br />
oder „Auftragsbearbeitung und<br />
Rezeptverwaltung“, hinzufügen. Die Bedienungssäule<br />
kann darüber hinaus noch durch<br />
weitere Bedienungssäulen für die Druckbeobachtung,<br />
Telecon ® Web Video, sowie<br />
die Viskositätsregelung Viscon ® ergänzt werden.<br />
����<br />
FIRMEN BERICHTEN AUS<br />
PAPIERERZEUGUNG UND -VERARBEITUNG<br />
Andritz AG (Graz/Österreich): Das spanische<br />
Familienunternehmen Goma Camps<br />
hat die Andritz AG (Graz/Österreich) und<br />
Voith Tolosa (Spanien) mit der Lieferung einer<br />
neuen Crescent Former-Tissuemaschine<br />
beauftragt. Diese wird am Standort La Riba<br />
eingesetzt. Die Tissuemaschine entspricht<br />
dem neuesten Design des Crescent Former-<br />
Konzepts und wird Tissue zur Gänze aus<br />
Sekundärfasern produzieren. Die Maschinenbreite<br />
beträgt 2,86 m. Pro Tag werden bis<br />
zu 100 t Tissue im Flächengewichtsbereich<br />
zwischen 15 und 42 g/m 2 hergestellt. Die Inbetriebnahme<br />
ist für Sommer 1998 vorgesehen.<br />
Andritz AG (Graz/Österreich): Die griechische<br />
Firma Thrace Paper Mill S. A., ein<br />
Hersteller von Hygienepapieren, hat die neue<br />
gelieferte Crescent Former Tissuemaschine<br />
des Unternehmens in Betrieb genommen.Die<br />
neue Tissuemaschine TM 3 hat eine Breite<br />
von 2,55 m und arbeitet mit einer Geschwindigkeit<br />
von 1500 m/min. Die Produktionskapazität<br />
beträgt bis zu 100 tato.<br />
Dücker Fördertechnik (Langenfeld): Im<br />
Rahmen der Gesamtlieferung einer großen<br />
Kleinformatausrüstung durch die Bielomatik<br />
Leuze GmbH & Co. an die indonesische<br />
Papierfabrik PT Riau Andalan Kertas in Kerinci/Sumatra<br />
montiert die Fa. Dücker Fördertechnik<br />
GmbH, Langenfeld, z. Z. zwei au-<br />
tomatische Palettenpackstraßen. In diesen<br />
Packstraßen sind jeweils ein Vorhangsystem<br />
mit 5 verschiedenen Folienhöhen, ein Deckblattaufleger<br />
mit zwei unterschiedlichen Rollenbreiten,<br />
ein elektrisch beheizter Schrumpfofen,<br />
eine Presse sowie je 2 Umreifungsanlagen<br />
mit Polyesterband integriert. Die Kapazität<br />
der beiden Anlagen liegt bei 120 Paletten/Std..<br />
Die Inbetriebnahme findet voraussichtlich<br />
im 1. Quartal 1998 statt.<br />
E. & M. Lamort (Vitry-le François/<br />
Frankreich): Die Fa. Otor, Nummer zwei im<br />
Wellpappenmarkt in Frankreich und Nummer<br />
7 in Europa, hat dem Unternehmen und<br />
Thermo Black Clawson S.A. eine 1050-tato-<br />
Altpapieraufbereitung für hochqualitativen<br />
Stoff erteilt. Standort der neuen Maschine<br />
wird St. Etienne du Rouvray sein, wo Otor<br />
drei Papiermaschinen betreibt. Die Inbetriebnahme<br />
ist für Frühjahr 1998 vorgesehen.<br />
Der hergestellte Stoff soll eine sehr hohe<br />
Sauberkeit haben und zur Herstellung<br />
von leichtgewichtigen Decken und Wellen<br />
dienen, deren Verwendung durch die Entwicklung<br />
der sogenannten Otor-8-Kästen<br />
und das Push-pull-roll-Verfahrens ermöglicht<br />
worden ist. Diese Innovationen sind von<br />
Otor patentiert. Mit einem Hydrapulper von<br />
130 m 3 (OCC-Auflösekapazität zwischen<br />
1200 und 1300 tato) am Anfang zeichnet sich<br />
der Strang durch folgende innovative Konzepte<br />
aus:<br />
� Mittelkonsistenzfraktionierung mit<br />
Schlitzen von 0,15 mm,<br />
� Cleanerung der beiden Komponenten<br />
durch schwere/leichte Cleaner,<br />
� Cleanerung und Feinsortierung durch Gyroclean<br />
und Schlitze von 0,15 mm für die<br />
Langfasern.<br />
� Zum erstenmal arbeiten Thermo Black<br />
Clawson und das Unternehmen bei einem<br />
gemeinsamen Projekt zusammen. Beide<br />
Firmen gehören zum Konzern Thermo Fibertek.<br />
Lorentzen & Wettre (München): Das<br />
Unternehmen stellt eine neue Generation von<br />
Zugfestigkeitsprüfgeräten vor. Es handelt<br />
sich um die Modelle L & W SE 062 und das<br />
Modell L & W SE 064 mit Bruchzähigkeitsmessung.<br />
Die neuen Zugfestigkeits-Prüfgeräte<br />
des Unternehmens dienen der schnellen<br />
und effektiven Messung der Zugfestigkeit,<br />
Dehnung, dem Arbeitsaufnahmevermögen<br />
und der Zugsteifigkeit von Papier und Karton.<br />
Die Messung startet automatisch nach<br />
dem Einspannen der Probe. Mit dem Modell<br />
SE 064 ist der Bediener in der Lage, die vom<br />
Schwedischen Zellstoff- und Papierforschungsinstitut<br />
(STFI) entwickelte Methode<br />
zur Bruchzähigkeitsmessung auszuführen.<br />
Mit einem großen Meßbereich von 7 bis<br />
1500 N und einem einzigen Klemmensatz (15<br />
bis 50 mm) eignet sich das Prüfgerät für die<br />
meisten Papiersorten und Probeneinheiten.<br />
Die Klemmkraft ist zwischen 1000 und<br />
6000 N verstellbar und verhindert das Gleiten<br />
von hochqualitativem Kraftpapier<br />
während des Meßvorgangs. Die Meßergebnisse<br />
sind als grafische Anzeige (Kraft-Dehnungs-Kurve)<br />
oder als numerische Werte auf<br />
dem integrierten Display abzulesen. Neben<br />
den Zugfestigkeiten ist es mit dem Universalgerät<br />
SE 064 auch möglich, die Bruchzähigkeit<br />
von Papier und Karton zu messen.<br />
Bruchzähigkeits-Meßdaten geben Auskunft<br />
über die Durchreißfestigkeit des<br />
Papiers bei Belastungen in der Blattebene.<br />
Bei Kraftpapier ist die Reißfestigkeit des Materials<br />
während des Stanzvorgangs von<br />
großer Bedeutung, um z. B. ein Ausreißen<br />
zu verhindern. Beim Drucken werden hohe<br />
Anforderungen an das Laufverhalten des<br />
Papiers gestellt. Hierzu wird Papier benötigt,<br />
das die Fähigkeit besitzt, Risse und andere<br />
Mängel in der Papierbahn zu tolerieren.<br />
Diese Eigenschaft ist mit dem SE 064<br />
meßbar. ����
26. EUCEPA-Konferenz und<br />
92. Zellcheming-HV in<br />
Baden-Baden vom 23. bis<br />
26. 6. 1997 (VIII)<br />
Die Sitzung 7 über Papierherstellung am<br />
Mittwoch nachmittag unter H. Stark, TU<br />
Graz, und H. Wurster, Haindl Papier, Augsburg.<br />
Auf die Minute pünktlich eröffnete<br />
H. Wurster vor nur 100 Hörern (die Mittagspause<br />
zog sich wegen des Andranges in den<br />
Lokalen etwas länger hin) die Nachmittagssitzung<br />
und gab bekannt, daß H. Stark zum<br />
„TAPPI Fellow““ ernannt worden sei, dem er<br />
gleich das Wort erteilte:<br />
Nachhaltigkeit für eine<br />
zukunftsorientierte Papiererzeugung<br />
heißt bessere Rohstoffnutzung,Energieeinsparung<br />
und Kreislaufschließung<br />
Das Hauptanliegen nannte das Thema<br />
gleich mit dem ersten Wort: es mußte eine Definition<br />
für Nachhaltigkeit gefunden werden!<br />
Stark schlug vor, unter Nachhaltigkeit „eine<br />
längere Zeit anhaltende Wirkung“ (Duden!)<br />
zu verstehen, und zwar so umfassend wie<br />
möglich. Ergo schließt der Begriff ein, daß<br />
1 In der BRD wachsen z. Zt. 6,75 m 3 Holz/ha jährlich zu! –<br />
Die Red.<br />
auch alle heimischen Baumarten am optimalen<br />
Standort stehen. In der Verletzung dieses<br />
Grundsatzes sieht Stark die Wurzel aller ökologischen<br />
Übel.<br />
Man gewann den Eindruck, daß Stark genaugenommen<br />
eine kontinentale Nachhaltigkeit<br />
im Blickfeld hatte, keineswegs aber eine<br />
globale Nachhaltigkeit. Zu dieser Interpretation<br />
paßt denn auch bestens seine Feststellung,<br />
daß die „Papierproduktion in Europa<br />
langfristig gesichert ist“. Kriterien dafür<br />
kann man darin erblicken, daß aus den<br />
europäischen Wäldern nur zwei Drittel der<br />
nachwachsenden Holzmenge entnommen<br />
werden, daß die Waldflächen zunehmen und<br />
daß die Hektarerträge 1 steigen. Die jüngst<br />
hinzugekommenen ökologischen Auflagen<br />
begünstigen die Erhaltung der Artenvielfalt<br />
der Waldfauna.<br />
Die Rahmenbedingungen der Nachhaltigkeiten<br />
müssen natürlich auch die bessere<br />
Rohstoffnutzung, die Energieeinsparung und<br />
die Kreislaufschließung umfassen. So konnte<br />
Stark über Fortschritte bei Mahloperationen<br />
berichten, um den Fasern jene Qualitäten zu<br />
vermitteln, die im Papier zum Tragen kommen.<br />
So hat man mit Unterstützung der<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
ÖZEPA in Österreich abrasive Mahlplatten<br />
entwickelt, die ein höheres Festigkeitspotential<br />
bei geringerem Energieeinsatz erzielen.<br />
Parallel dazu entwickelte die Maschinenindustrie<br />
innovative Sinterkeramikgarnituren,<br />
die sich besonders für die Mahlung von<br />
Altpapier eignen.<br />
Eine weitere Optimierung der Rohstoffausbeute<br />
ermöglicht der dreischichtige Blattaufbau<br />
auch bei grafischen Papieren, deren<br />
Mittellage aus AP-Fasern besteht. So kann<br />
man zugleich die Füllstoffzugabe auf die beiden<br />
Außenanlagen beschränken, was zu reduzierten<br />
Aschegehalten führt. Nicht zuletzt<br />
erlauben moderne Filmpressen die Erzeugung<br />
extrem dünner Striche, die einmal der<br />
Grammatur zugute kommen, und zum anderen<br />
dank ihrer Additiva die Penetration von<br />
Druckfarben in den Bedruckstoff hinein behindern,<br />
wovon die Deinkbarkeit profitiert.<br />
Der sinnvolle Umgang mit dem Einsatz<br />
von Brennstoffenergie fällt am Beispiel<br />
Österreich besonders markant aus, wo der<br />
einschlägige Bedarf für die Produktion von<br />
Papier und Pappe von circa 17 GJ/t in 1980<br />
auf 10 GJ/t in 1996 fiel. Bei den Stromverbräuchen<br />
gelang im gleichen Zeitraum eine<br />
Absenkung von 1387 auf 1128 /kWh/t. Weitere<br />
Einsparungen erwartet man in der Holzstofferzeugung<br />
von der Entwicklung von<br />
Hochgeschwindigkeitsrefinern.<br />
Etwas nachdenklicher stimmt der Energieeinsatz<br />
in der AP-Aufbereitung, denn im<br />
Recycling nimmt die Entropie zu. Da Energie<br />
aber weder gewonnen noch vernichtet werden,<br />
sondern nur umgewandelt werden kann,<br />
fällt beim Recycling wegen der vergleichbaren<br />
Dispersionszustände vorher und nachher<br />
1245 50–51/97
die Abwärme erheblich ins Gewicht, so daß<br />
zunächst hochwertige Energie in Abfallenergie<br />
(= Wärmemüll) überführt bzw. entwertet<br />
wird. Gäbe es doch nur sortenreines AP! –<br />
stöhnte ein Hörer in der Sitznachbarschaft!<br />
Zu echten Energieeinsparungen führt der<br />
Einbau von Schuhpressen, die reduzierte<br />
Trockengehalte beim Einlauf in die Trockenpartie<br />
zulassen, was nicht nur Dampf spart,<br />
sondern auch die PM-Geschwindigkeiten anhebt<br />
(1672 m/min im Februar 1997 bei Braviken/Schweden).<br />
Vielleicht gelingt es demnächst<br />
auch, die Papiertrocknung mit ungesättigtem<br />
Wasserdampf zu betreiben, wie es<br />
die Textilindustrie schon exerziert.<br />
Beim Streichen träumt man heute schon<br />
von Dreifachstrichen, vielleicht sogar naß in<br />
naß. Höhepunkt dieser noch laufenden Entwicklung<br />
wäre ein wasserloser Deckstrich,<br />
dessen Verdampfungsaufwand um fast 80%<br />
vermindert werden könnte. Wie man Lösemittel<br />
zurückgewinnt, könnte man von den<br />
Tiefdruckern lernen.<br />
Immer kostbarer wird auf dem übervölkerten<br />
Planeten (was bestimmte Religionen<br />
verneinen) das Wasser. Es war deshalb beruhigend<br />
zu hören, daß die Verbräuche innerhalb<br />
von 30 Jahren für Papier von 65 auf<br />
15 m 3 /t schrumpften, in der Zellstoffproduktion<br />
begnügt man sich aktuell mit 43 m 3 gegenüber<br />
früher 150 m 3 /t Zellstoff. Man hält<br />
für möglich, bei dieser Produktion den Wasserverbrauch<br />
sogar auf 10 m 3 /t Sulfatzellstoff<br />
herunterfahren zu können. – Weitere Verbrauchssenkungen<br />
sind aber nur denkbar,<br />
wenn es gelingt, die Qualität des recyclierten<br />
Wassers der von Frischwasser anzunähern 2 .<br />
Stark verwies auf die Nanofiltration, um<br />
Schwebstoffe zu beseitigen und die Konzentration<br />
anorganischer Salze zu ermäßigen.<br />
Schließlich sollte man auch erwägen, die<br />
Keimzahlen in Wasserkreisläufen durch radioaktive<br />
(oder hochvoltige Elektronen-)<br />
Strahlung herabzusetzen. Dabei sollte man<br />
aber den Energieaufwand dem beim heutigen<br />
Stand der Dinge noch möglichen Einsparungspotential<br />
gegenüberzustellen. Denn<br />
der Wärmemüll droht überall! Stark schloß<br />
mit einer Maxime von (Walter) Brecht aus<br />
dem Jahr 1970: Die Zukunft der Papierindustrie<br />
hängt von der Ausbildungsqualität ihres<br />
wissenschaftlichen Nachwuchses ab!<br />
50–51/97 1246<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
2 Die Umkehrosmose zeigt, daß dieses Ziel durchaus erreichbar<br />
ist – so genügend Kernenergie zum Preis von<br />
5 Pfg./kWh zur Verfügung steht! – Die Red.<br />
In der fünfminütigen Diskussion registrierte<br />
man Fragen nach dem maximal möglichen<br />
AP-Anteil in grafischen Papieren und<br />
erwog den dann unvermeidbaren Qualitätsabfall.<br />
Man spürte deutlich, daß die Diskutanden<br />
jünger als 60 waren und wirkliche<br />
Zeiten der Verknappung noch nicht erlebt haben.<br />
Sonst hätten sie gewußt, daß in Zeitläuften<br />
eines bedrohlichen Mangels kein<br />
Mensch mehr nach Qualität fragt, solange allein<br />
Quantitäten das Gesetz des Handels bestimmen.<br />
Trotz der Anwesenheit zahlreicher Lehrender<br />
kommentierte niemand die Anregung<br />
von Walter Brecht (dem der Verein ja eine<br />
Denkmünze gewidmet hat!), daß die Zukunft<br />
gerade der mitteleuropäischen Papierindustrie<br />
vom Ausbildungspegel ihrer Techniker<br />
abhängt. Angesichts der zunehmenden interdisziplinären<br />
Verflechtung naturwissenschaftlich-technischer<br />
Entwicklungen käme<br />
man der Brechtschen Maxime wohl am ehesten<br />
näher, wenn man neben dem Vordiplom<br />
im Maschinenbau auch noch ein solches in<br />
Chemie, Physik oder Verfahrenstechnik voraussetzen<br />
würde, bevor man sich auf die Papiermacherei<br />
konzentriert. Die dann zusätzlichen<br />
drei Semester können ja den Zeitrahmen<br />
einer Generation nicht sprengen,<br />
die vielleicht schon bald von der Dienstpflicht<br />
entbunden wird. Im übrigen ist HV-<br />
Vorsitzer Strittmatter schon heute ein leuchtendes<br />
Beispiel dafür, wie förderlich sich ein<br />
Doppelstudium auf die Karriere auswirkt!<br />
Auch der nächste Referent konnte sicher<br />
sein, daß man ihm gut zuhören würde. A.<br />
Meinecke, Voith-Sulzer, Heidenheim, gab<br />
Hinweise über<br />
Die Papiermaschine der<br />
Zukunft im Hinblick auf den<br />
nachhaltigen Papierkreislauf<br />
wozu sich global nur wenige Autoren äußern<br />
können, die man leicht an den Händen abzählen<br />
kann.<br />
Seine eröffnenden Sätze erinnerten an die<br />
Vorzüge der modernen hydraulischen Stoffaufläufe,<br />
die eine signifikante Reduzierung<br />
der Flächengewichtsvarianz im Makrobereich<br />
im Gefolge hatten. Strömungsschikanen<br />
verbesserten die Formation und damit<br />
die Homogenität im Mikrobereich. Die Einführung<br />
der Gap-Former bewirkte einen weiteren<br />
Beitrag zur Vergleichmäßigung im Makro-<br />
wie im Mikrobereich der Blattbildung.<br />
Als Ergebnis eines gebremsten Rohstoffangebots<br />
trat der zunehmende Anteil des Altpapiers<br />
in den Blickpunkt der Papiermacher.<br />
AP schmälert naturgemäß die Festigkeitsparameter<br />
und läßt die Schmutzpunkte zahlreicher<br />
werden, was die Informationsübertragung<br />
stört. Bei Karton und später auch bei<br />
Verpackungspapieren, die schon von jeher<br />
aus recyclierten Fasern erzeugt wurden, hatte<br />
man aber bereits gelernt, die planaren Produkte<br />
mehrschichtig zu erzeugen, so daß es<br />
nahelag, sich dieser Technologie auch bei grafischen<br />
Papieren zu bedienen, um die<br />
Schmutzpunkte des AP gewissermaßen zwischen<br />
zwei dünnen „Deckblättern“ aus<br />
Primärfasern zu „beerdigen“. Diesbezüglich<br />
verläuft der Fortschritt noch langsam, aber<br />
man durfte bereits erfahren, daß aus identischen<br />
Komponenten hergestellte 1- und 3-<br />
Schichten-Blätter (per Hand im Rapid-<br />
Köthen und auf einer Pilot-PM) in der Helligkeit<br />
fast ebenbürtig waren, nur die<br />
Schmutzpunkte sackten in der 3-Schichten-<br />
Technik ganz erheblich ab – wie erhofft.<br />
Wenn die PM-Geschwindigkeiten noch<br />
weiter wachsen sollen, dann muß der<br />
Trockengehalt der Papierbahn zunehmen –<br />
zum Beispiel von 40 auf 50%. Diese Forderung<br />
verlangt von den Maschinenbauern die<br />
Konstruktion effizienter Schuhpressen.<br />
Diesem Vorhaben steht leider die Tendenz<br />
entgegen, daß die für recyclierte holzhaltige<br />
Papiere herangezogenen Deinkingstoffe aus<br />
Haushaltssammelware bestehen. Deren<br />
Füllstoffgehalt steigt stetig – seit 1992 zum<br />
Beispiel von 16 auf 20%, was die initiale Naßfestigkeit<br />
spürbar negativ tangiert. Noch ärger<br />
wird die Naßdehnung davon betroffen,<br />
die vor allem die PM-Geschwindigkeit begrenzt,<br />
sobald der Aschegehalt 18 bis 20%<br />
übersteigt. Das bedeutet für den Betrieb, daß<br />
man bei 12% Asche noch den Abzug von 1400<br />
auf 1900 m/min anheben kann, während bei<br />
22% Asche die Bahn abreißen würde, falls<br />
man die Geschwindigkeit wie zitiert hochfährt.<br />
Man denkt schon intensiv darüber nach,<br />
wie man diesem drohenden Dilemma entkommen<br />
kann, denn es besteht ja kein Zweifel,<br />
daß der Füllstoffgehalt des AP langfristig<br />
zunehmen wird. Höhere Maschinengeschwindigkeiten<br />
bleiben aber ebenso mandatorisch.<br />
Es bieten sich zur Zeit diese Auswege<br />
an:<br />
� Die Papiermaschinen müßten so konstruiert<br />
werden, daß die Papierbahn nach
den Pressen nur mäßigen Spannungen<br />
ausgesetzt wird (z. B. durch Zwangsführung<br />
an den Umlenkstellen).<br />
� Partielles Ausschleusen der Füllstoffe in<br />
der Stoffaufbereitung. Da sich das Verwerfen<br />
der abgetrennten Fraktion aus<br />
ökonomischen Gründen verbietet, könnte<br />
man die gereinigten Pigmente vielleicht<br />
in die Außenschichten eines 3-Lagen-Blattes<br />
inkorporieren oder aber nach Erreichen<br />
eines angemessenen Trockengehaltes<br />
der Bahn die Füllstoffe in geeigneter<br />
Form auf der Oberfläche des Papiers<br />
applizieren.<br />
Letzteres bedingt natürlich eine größere<br />
Rauheit der Papieroberfläche, die zum Nachteil<br />
in den noch zu durchlaufenden Glättwerken<br />
führt, weil dann die Festigkeiten<br />
(Reißlänge, Weiterreißfestigkeit) nachlassen.<br />
Aber auch für diese Ausrüstung erblickte<br />
Meinecke einen Platinstreifen am Horizont:<br />
nachdem der Ersatz von fünf unelastischen<br />
Nips keine Verbesserung der physikalischen<br />
Parameter brachte, beförderte der Soft-Nip-<br />
Kalander die zitierten Kennziffern um 10%<br />
bzw. 5%. Dieser Gewinn ist offenbar auf die<br />
3 Vielleicht könnte es zielführend sein, sich auf die Behandlung<br />
mit Soft-Nip-Kalandern zu beschränken, um<br />
die weiterführende Veredlung der Oberfläche einer innovativen<br />
Strichtechnik zu überlassen, die Stark nur etwa<br />
20 Minuten zuvor bereits angeritzt hatte. Besonders erfolgreich<br />
scheint die Entwicklung von Lösemittelstrichen<br />
zu sein, die die Fähigkeit haben, Nano-Polysaccharidmizellen<br />
zu präzipitieren. Die Kontaktaufnahme mit W.<br />
Kunz in Offenburg könnte dabei von Nutzen sein, der als<br />
Tiefdruckautorität alles über die Lösemittelrückgewinnung<br />
weiß. Als dritter Mann (im Burdaschen Weinkeller<br />
bzw. im Hennennest) bietet sich eventuell noch ein Kohlenhydrattechnologe<br />
an, der sich bei Holz- und Getreideprodukten<br />
ein wenig auskennt. – Die Red.<br />
4 In Technischer Thermodynamik II, Verlag T. Steinkopf,<br />
Dresden 1971.<br />
5 Auch Blockheizkraftwerke, die im Fernsehen laufend von<br />
grünen Adepten propagiert werden, können nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, daß rund die Hälfte ihrer erzeugten<br />
Energie in Wärmemüll verwandelt wird. – Die Red.<br />
Absenkung der in üblichen Kalandern recht<br />
hohen Linienkräfte in Kombination mit beachtlichen<br />
Heißwalzentemperaturen zurückzuführen.<br />
Da aber weiche Nips die Vliesstruktur<br />
weitgehend intakt lassen, stellt sich<br />
das Problem: kann man Glanz und Glätte<br />
auch mit geringerem Liniendruck erzielen?<br />
Der gegenwärtige Stand der Papiertechnologie<br />
bietet nach Meinecke dafür noch keine<br />
Lösung an, weshalb er die Frage in den Raum<br />
stellte, ob nicht eine ergänzende technische<br />
Disziplin helfen könne. Gesucht werden Binder<br />
und Pigmente, die schon bei mäßigem<br />
Druck hinreichende Oberflächenparameter<br />
liefern 3 . Ob dann die Petrolatizes überflüssig<br />
werden?<br />
Neues Licht (zur deutlicheren Erkennung<br />
des Schattens) warf Meinecke auf altvertraute<br />
Energieprobleme<br />
die zunächst einmal der Begriffserklärung<br />
bedürfen, damit nicht diskretionslos elektrische<br />
mit thermischen Energien als austauschbar<br />
interpretiert werden. Dazu bediente<br />
sich der Referent der von F. Bosnjakovic<br />
4 vorgenommenen Aufteilung der Energie<br />
als Summe von Exergie und Anergie. Unter<br />
Exergie versteht man jene Energien, die sich<br />
unbeschränkt umwandeln lassen (z. B. Strom<br />
oder potentielle Energie), während Anergie<br />
jene Energie bedeutet, die sich nicht in andere<br />
Energieformen überführen läßt (wie z. B.<br />
Wärmemüll, der nur noch in Wärmepumpen<br />
genutzt werden kann – freilich erst durch<br />
Hinzufügung frischer Energie wie z. B.<br />
Strom, indem man den Carnot-Zyklus beim<br />
tiefsten Punkt anlaufen läßt). Ergo führen<br />
dann Energie- bzw. Exergiebetrachtungen zu<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
unterschiedlichen Ergebnissen, wie er am<br />
Beispiel einer Frischdampfheizung erläuterte,<br />
die bei energie-kalorischer Betrachtung zu<br />
100% effektiv verläuft, unter exergetischen<br />
Aspekten aber auf knapp unter 50% Wirkungsgrad<br />
absackt. Die Tatsache, daß man<br />
beim Betrieb eines Elektroheizgerätes exakt<br />
für ein Joule Wärmeenergie genau ein Joule<br />
elektrischer Energie aufwenden muß, verschüttet<br />
ja beim Laien den Blick für den Umstand,<br />
daß aufgrund des Stirling-Prozesses der<br />
Exergiewirkungsgrad eines Kraftwerkes zur<br />
Erzeugung von Strom aus Kohle etc. aktuell<br />
gerade mal 40% erreicht. Diese magere Ausbeute<br />
5 verdeutlicht, daß Elektrizität die teuerste<br />
Energieform darstellt, deren spezifischer<br />
Verbrauch in der Papierindustrie stetig zunimmt,<br />
dank höheren Strombedarfs für qualitativ<br />
immer hochwertigere Holzstoffe sowie<br />
zusätzliche Veredelungsstufen. Der Wärmeaufwand<br />
hingegen nimmt laufend ab – dank<br />
permanent verbesserter Wärmetauscher.<br />
Meinecke wandte sich dann den Problemfeldern<br />
zu, die zum Einsparen von Energie<br />
einladen. Unter Hinweis auf den zweiten<br />
Hauptsatz der Thermodynamik als <strong>Ausg</strong>angsbasis<br />
für alle Exergiebetrachtungen erinnerte<br />
er daran, daß die Trocknungskosten<br />
(durch Wärmeverluste) dann am niedrigsten<br />
sind, wenn sich die Temperaturdifferenz zwischen<br />
dem trocknenden Dampf und dem zu<br />
entwässernden Papier einem optimalen Minimalwert<br />
nähert. Da sich die Verlängerung<br />
des Trockners einer PM sowohl aus räumlichen<br />
wie fiskalischen Gründen verbietet, beschäftigte<br />
man sich bei Voith schon vor manchem<br />
Jahr mit der Entwicklung einer zweistufigen<br />
Wärmepumpe zwecks Nutzung des<br />
Energieinhaltes der Schwaden der Trockner-<br />
1247 50–51/97
partie. Letztlich scheiterte aber das Vorhaben<br />
an der sogenannten Stromkennzahl, ausgedrückt<br />
als Relation von Stromaufwand zu<br />
recyclierter Wärmeenergie 6 .<br />
Die Voith-Sulzer-Forschung beschäftigt<br />
sich aktuell mit einem ganz anderen Konzept,<br />
nämlich mit dem sogenannten Impulstrocknungsverfahren<br />
bei relativ hohen Temperaturen<br />
zwischen 200 und 400 °C. In diesem<br />
Ambiente preßt man die Papierbahn<br />
möglichst intensiv, wobei es kurzfristig und<br />
lokal zu einer stoßartigen Verdampfung<br />
kommt. Der entweichende Dampf reißt dabei<br />
weiteres, noch nicht verdampftes Wasser<br />
nach Art einer Wasserdampfdestillation (mit<br />
der Chemiker bestens vertraut sind) mit sich.<br />
Erste Ergebnisse liegen seit kurzem vor<br />
(TAPPI 78 (1995), Nr. 1, 129-141) und lassen<br />
erkennen, daß bei mäßigen Trockengehalten<br />
um 42 bis 44% vor dem Impulstrockner und<br />
mehr röschen Stoffen mit Einsparungen um<br />
50 kWh/t zu rechnen ist. Ab 50% Trockengehalt<br />
lohnt sich der Aufwand für eine Impulstrocknung<br />
freilich nicht mehr.<br />
Die Antriebsleistung einer PM wächst linear<br />
mit ihrer Produktionsgeschwindigkeit<br />
(bei Pumpen allerdings mit dem Quadrat!),<br />
bleibt also spezifisch gleich! Die Verweilzeit<br />
auf Saugern und Saugwalzen nimmt dann allerdings<br />
ab, so daß die erwünschte Trockengehaltssteigerung<br />
zunächst ausbleibt. Zum<br />
Glück hilft dann eine Erhöhung der Vakua<br />
weiter, etwa von 10 auf 40 kPa. Demgegenüber<br />
spielt die Dauer der Vakuumtrocknung<br />
(z. B. durch Einbau zusätzlicher Flachsauger)<br />
ab einem Schwellenwert um 18 bis 20%<br />
Trockengehalt keine Rolle mehr. In einem<br />
Spezialfall (h’h 50 g/m 2 ) zeigte sich freilich,<br />
daß die stufenweise Erhöhung der Vakua von<br />
vier Flachsaugern von 10 auf 40 kPa statt<br />
eines konstanten Vakuums von 40 kPa in allen<br />
vier Saugern eine erhebliche Energieeinsparung<br />
von relativ 45% bei der spezifischen<br />
Siebantriebsleistung zuläßt. Dabei ermäßigte<br />
sich der Trockengehalt vor Einlauf<br />
in die Presse lediglich von 16,5 auf 15% beim<br />
stufenweisen Vakuum.<br />
Der soeben skizzierte Weg läßt sich noch<br />
weiter zur Reduzierung der Siebantriebsleistung<br />
ausreizen, wenn man die Saugvakua<br />
noch weiter absenkt, was freilich auch den<br />
Einlauftrockengehalt in Richtung Presse ermäßigt.<br />
Zur Kompensation benötigt man<br />
50–51/97 1248<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
6 Vielleicht wäre diese Bilanz im schwarzen Bereich geblieben,<br />
wenn man die kanadischen Strompreise von<br />
2,5 Pfg./kWh hätte heranziehen können. – Die Red.<br />
dann aber eine effiziente Pressenpartie mit<br />
drei Nips, davon zwei Schuhpressen im Einund<br />
Auslauf. Der Filz im ersten Preßnip muß<br />
dann allerdings eine größere Entwässerungsleistung<br />
erbringen, die sich aber auch<br />
dann rechnet, wenn pro Jahr ein zusätzlicher<br />
Filzwechsel vonnöten wäre.<br />
Im letzten Absatz gönnte sich Meinecke<br />
noch einige Bemerkungen zu Glätteinrichtungen.<br />
Bei diesem Prozeßschritt spielt seit<br />
mehr als zehn Jahren der Ersatz der nachgeschalteten<br />
Superkalander (SC) durch die flexiblen<br />
Soft-Nip-Kalander (SNC) in On-line-<br />
Position die entscheidende Rolle. Deren reduzierte<br />
Nip-Zahl mußte freilich durch eine<br />
wesentlich höhere Heizwalzentemperatur<br />
kompensiert werden, was den Stromverbrauch<br />
katapultierte (um fast 150%). Man<br />
sann deshalb auf Abhilfe durch innovative<br />
Beläge der elastischen Bezüge, um die Nip-<br />
Kräfte substantiell zu liften. Im Endergebnis<br />
kam man so zu einem On-line-SC, der weniger<br />
Energie verbrauchte als zwei Off-line-Superkalander.<br />
Wie schon sein Vorredner, lenkte auch<br />
Meinecke seine abschließende Aufmerksamkeit<br />
auf den Umstand, daß Papiere höchster<br />
Qualität heute schon dreifach gestrichen<br />
werden, weshalb der Ersatz des Mehrfachdurch<br />
einen Einfachstrich von allen Papiermachern<br />
herbeigesehnt wird. Ideal wäre<br />
natürlich ein wasserloser Strich – dessen<br />
Entwicklung von der Illusion zur Realität<br />
noch viel Bewegung in den grauen Zellen von<br />
Forscherhirnen erfordern wird!<br />
Ein Blick in die Zukunft<br />
läßt erahnen, daß die Papiermaschinen demnächst<br />
in den Bereich 2000 m/min vorstoßen<br />
werden. Bei der Verfolgung dieses Ziels sollte<br />
man aber auch die ökologischen Forderungen<br />
von Staat und Gesellschaft nicht aus den<br />
Augen verlieren! Dazu gehören gewiß auch<br />
die Forderungen nach geringerem Frischwasserverbrauch<br />
und nach Absenkung des<br />
Energieaufwandes. Für die Bedienungsmannschaft<br />
wäre es wünschenswert, die<br />
Schallemission auf ein erträgliches Maß<br />
zurückzuführen, z. B. durch Ersatz der Hochvakuum-Saugwalzen.<br />
Eine zusätzliche Einsparung bzw. Wertschöpfung<br />
könnte man durch Umwandlung<br />
von Abfall in Nebenprodukte erzielen. So gelang<br />
es einem Deinker kürzlich, den Deinkingschlamm<br />
in einen Bodenverbesserer<br />
bzw. Walddünger aufzuwerten, indem er die<br />
zur AP-Quellung zugesetzte Natronlauge<br />
durch eine geeignete Chemikalie ersetzte.<br />
An der 3-Minuten-Aussprache zu einem<br />
Vortrag, der eine 30-Minuten-Diskussion verdient<br />
hätte, beteiligten sich Starke (AB,<br />
Mannheim) und Reichel (BASF) mit dem Bezugspunkt<br />
„Impulstrocknung“; andere Hörer<br />
hatten Fragen zu Thermodynamik und Energiepolitik,<br />
die ein lebhaftes Mitdenken<br />
während des flüssig verlesenen Vortrags voraussetzten.<br />
– Alsdann wurde das Auditorium<br />
mit dem relativ häufigen Problem dieser Tagung<br />
konfrontiert, das man aber schon von jeher<br />
von internationalen Tagungen kennt: das<br />
Englisch der Nichtengländer, das im Regelfall<br />
schwerer verständlich ist als das der<br />
BBC-Sprecher. – Aus dem Triumvirat<br />
K. Edelmann, S. Kaijalurto und M. Karlsson<br />
verlas ersterer das Thema:<br />
In Richtung auf abwasserlose<br />
Papierfabriken<br />
Die finnischen Autoren verfügten über besondere<br />
Erfahrungen in einer TMP-Anlage,<br />
deren Frischwassereinsatz sie verringern<br />
wollten. Dazu widmeten sie ihre Aufmerksamkeit<br />
den drei Kompartimenten<br />
� Refinerstoff und Sortierung – Bleiche –<br />
PM-Sieb- und -Pressensektion<br />
und fanden, daß die Kreislauf-Prozeßwässer<br />
500 bis 1000 mg/l an gelöstem bzw. suspendiertem<br />
organischen Material enthielten, das<br />
als COD erfaßt wurde. Diese Abwasserfracht<br />
ist das Ergebnis des mahlenden Angriffs auf<br />
das Holz, wobei 2 bis 3% des Holzes gelöst und<br />
suspendiert werden und weitere 2 bis 3% den<br />
Bleichchemikalien zum Opfer fallen. Dabei<br />
spielt die Saison eine Rolle: Winter- und<br />
Frühlingsholz setzen mehr gelöstes organisches<br />
Material frei als Sommerholz. Eine Rolle<br />
spielt auch der pH und die Temperatur des<br />
Wassers. Nicht zuletzt trägt der Ausschuß<br />
Fremdsubstanzen, vor allem bei gestrichenen<br />
Sorten, die Binder, Pigmente, Emulgatoren<br />
etc. enthalten, ergänzt durch Stickies aus<br />
dem AP.<br />
Diese Abwasserfracht besteht chemisch aus<br />
Lignin, Kohlenhydraten und diversen Lipophilien,<br />
von denen einige Anionen sind und<br />
deshalb mit den Retentionsmitteln interaktieren<br />
können, was sie letztlich im Papier beläßt.<br />
Um zusätzliche Fixative bemüht man sich.<br />
Die zitierte Fracht inklusive der erzeugten<br />
Fasern ist zugleich eine ideale Wachstums-
asis für Bakterien und andere Mikroorganismen.<br />
Die so bedingte biologische Aktivität<br />
kann schnell zu Ablagerungen im System<br />
führen, unter anaerobischen Bedingungen<br />
auch zu Geruchsbelästigungen und zur Bildung<br />
korrosiver Verbindungen.<br />
Die Behandlung von Prozeßabwässern<br />
richtet sich nach dem Ort ihrer Entstehung.<br />
Die höchste Konzentration an mitgeschleppten<br />
Organika enthält die Entrindung, deren<br />
Kreislauf vorrangig zu schließen bzw. zu<br />
klären ist (Hinweis: MVR-Techniken = mechanische<br />
Dampfrekompression). Nicht minder<br />
wichtig erweist sich die Wäsche des Refinerstoffs,<br />
um Ärger im PM-Betrieb zu vermeiden;<br />
eine Schraubenpresse genügt, um<br />
die Abwässer der Stoff- von der Papierproduktion<br />
zu trennen. Simultan sollten die Filtrationsmethoden<br />
in der Lage sein, Harze,<br />
Wachse und Fette von den Fasern zu trennen.<br />
Verstärkter Sorgfalt bedürfen auch die Wasserrecyclate<br />
für den Betrieb der Papiermaschine,<br />
die z. T. eine chemische Behandlung<br />
erfordern. Oft glaubt man, daß eine Ultrafiltration<br />
allen Anforderungen genügt, was<br />
aber nur auf die Entfernung von suspendierten<br />
Partikeln zutrifft. Die Salze verbleiben<br />
nämlich im Wasser und können Korrosionsprobleme<br />
provozieren; dann schützt nur die<br />
Umkehrosmose!<br />
Auch Verdampfungsmethoden wirken<br />
100%ig, wenn es um die Entfernung von Salzen<br />
geht, so man zuvor das Suspendat abfiltriert<br />
hat. Neuerdings setzt man auch Enzyme<br />
ein, um organische Polymere in Monomere<br />
zu überführen.<br />
Wassereinsparungen hängen aber auch<br />
von der angemessenen Wasserführung ab.<br />
Die relativ geringe Menge an Frischwasser<br />
(Beispiel: 6 von 16 m 3 total) wird ausschließlich<br />
über die Sprüheinrichtungen der<br />
Naßpartie zugegeben, um nach Einsatz in die<br />
Stoffaufbereitung zu wandern etc. Grundsätzlich<br />
bewegt sich das Wasser stets im Gegenstrom<br />
von den relativ sauberen zu den<br />
stärker kontaminierten Kompartimenten<br />
(z. B. von 18 kg/t Papier am Refiner über die<br />
Bleicherei mit 5,2 kg/t bis zum gestrichenen<br />
Ausschuß mit 1,6 kg; insgesamt 28 kg/t),<br />
wenn nur das organische Suspendat berücksichtigt<br />
wird. Die Salzfracht nimmt in umgekehrter<br />
Richtung bis auf insgesamt 21 kg/t<br />
zu. Unter diesen Aspekten erweist sich die<br />
Verdünnung vor einer Filtration entweder<br />
mit Eigen- oder besser noch sauberem Fremdwasser<br />
fast immer als sinnvoll. Das Weißwasser<br />
einer PM reduziert z. B. das Suspendat der<br />
TMP-Stufe um rund 50% auf etwa 1000 mg/l,<br />
was letztlich den Frischwasserverbrauch von<br />
13 auf 8 bis 9 m 3 /t Papier herunterfährt. Die<br />
Wärmerückgewinnung hängt ebenso vom Frischwasserverbrauch<br />
ab!<br />
Letzteres durchläuft einen Wärmetauscher,<br />
der der Abluft aus dem Trockner mit<br />
80 bis 85 °C Temperatur und einer Feuchte<br />
von 140 – 160 g Wasser pro Kilogramm trockner<br />
Luft Energie und Wasser entzieht, wobei<br />
die Kondensation der Feuchte die Hauptwärmequelle<br />
darstellt (auch im Fall des ähnlich<br />
erwärmten Zirkulations- und Weißwassers).<br />
Das so erwärmte Wasser geht zur Naßpartie<br />
und überträgt so 20% des Gesamtenergieverbrauchs,<br />
von dem dennoch 37% mit der abgekühlten<br />
Trocknerluft in die Atmosphäre<br />
entweichen. Aber nur im Sommer! Unter<br />
skandinavischen Winterbedingungen trägt<br />
das Zirkulationswasser fast den gesamten<br />
Wärmeinhalt der Abluft zurück in die Produktionsräume<br />
etc.<br />
Einen Teil dieser Wärmemenge kann man<br />
mittels Wärmepumpe nach Rankine oder auf<br />
der Basis einer Lithiumbromid-Absorptionspumpe<br />
auf ein für die Arbeit nutzbares<br />
Potential liften, so zum Betrieb der Pumpen<br />
hinreichend preiswerte Elektrizität (i. e. Kernenergie)<br />
zur Verfügung steht. Der Rankine-<br />
Typ benötigt allerdings gut die zehnfache Zufuhr<br />
an elektrischer Energie. Der Gesamtaufwand<br />
für die Wasserbehandlung summiert<br />
sich für die verschiedenen Methoden auf etwa<br />
3 bis 6,7 Fmk/m 3 je nach Strompreis. Die zusätzliche<br />
Installation eines Mehrfachverdampfers<br />
für 7 m 3 /t Papier kann die Wasserkosten<br />
auf 2,5 bis 5,6 Fmk/m 3 begrenzen.<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
Vor diesem Hintergrund sollte man sich<br />
einmal für innovative Trocknerkonzepte interessieren,<br />
wie z. B. die Impulstrocknung<br />
mit überhitztem Dampf, der abschließend<br />
eine Mehrfachverdampfung speist. Erst dann<br />
durchläuft die Papierbahn eine übliche Zylindertrocknung.<br />
Nur die Integration der<br />
letzteren in die Wasserbehandlung und in die<br />
Energieerzeugung kann beim aktuellen technologischen<br />
Stand der diversen Verfahren<br />
noch weitere Einsparungen ermöglichen, von<br />
denen nicht zuletzt der wirtschaftliche Erfolg<br />
einer Produktion abhängt!<br />
Im Schlußwort faßten die Autoren zusammen,<br />
daß das Umweltanforderungsprofil der<br />
Papiermacherei ganz eng mit jenen Technologien<br />
verwoben ist, die die Abwasserlast, die<br />
Luftemissionen und die Quantität der Restsubstanzen<br />
griffig gestalten. Das ist einfacher<br />
gesagt als getan, denn der Zeitbedarf organischer<br />
bzw. kolloidaler Reaktionen setzt<br />
bezüglich der erreichbaren Effizienz oft enge,<br />
im Kern nur mit Mühe tolerierbare Grenzen.<br />
So ist die Recyclierung biochemisch behandelter<br />
Abwässer schon aus Zeitgründen aktuell<br />
noch nicht machbar. Allfällige Rejekte<br />
müssen bis auf weiteres noch verbrannt werden.<br />
Ebenso bleibt es vorläufig noch bei der<br />
Trennung der Abwässer aus der Entrindung,<br />
der Bleicherei oder aus der PM. Generell wissen<br />
wir immer noch zu wenig über die Wirkungen<br />
hoher Ionenkonzentrationen auf Retentionsmittel<br />
und ihre Rolle bei Korrosionsvorgängen.<br />
Diesbezüglich muß experimentell<br />
noch viel aufgearbeitet werden.<br />
Stark hatte zu diesem Zeitpunkt alle Verspätungen<br />
im Programm eingefahren, wie es<br />
einem erfahrenen Diskussionsleiter auch ansteht.<br />
Zu einer Diskussion kam es nach diesem<br />
etwas zu trocken geratenen Referat aber<br />
nicht, weshalb Stark eine 20minütige Pause<br />
gewährte, die die zumeist über Gebühr in Anspruch<br />
genommenen Cerebra direkt als<br />
Wohltat empfanden.<br />
Um „zehn vor vier“ erlebte man dann<br />
D. Borschke, Voith-Sulzer-Stoffauf-bereitung,<br />
Ravensburg, auf dem Podium als freien und<br />
1249 50–51/97
Interesse weckenden Sprecher, stellvertretend<br />
auch für V. Gehr und R. Mönnigmann<br />
aus dem gleichen Hause, die sich mit der<br />
Papierherstellung aus der Sicht<br />
eines optimierten Reststoffund<br />
Wassermanagements<br />
beschäftigt hatten. Und das sehr intensiv und<br />
heuristisch-konstruktiv, wie man den mit<br />
großer Sorgfalt erarbeiteten Dias entnehmen<br />
konnte, die auf auslotende Problemdurchsicht<br />
schließen ließen. Schon der erste Satz<br />
ihres Manuskripts legte den Finger auf die offene<br />
und für den Betreiber schmerzhafte<br />
Wunde:<br />
� Bei der Erzeugung von Papier und Karton<br />
treten die Energie- und Entsorgungskosten<br />
zunehmend stärker in das Blickfeld<br />
der Kalkulation! Ergo benötigt man neue<br />
Verwertungskonzepte für Abwasser,<br />
Schlamm und Rejekte, die aufgrund ihrer<br />
bindegewebsartigen anastomosenähnlichen<br />
Verknüpfungen mit dem Prozeßwassersystem<br />
zu einem ganzheitlichen Wasser-,<br />
Schlamm- und Rejekt-System (WSR-<br />
System) bzw. zu einem Super-Fluid-Kreislauf<br />
mit Ausscheidungsorganen verbunden<br />
werden sollten. Für die dabei abgesonderten<br />
Reststoffe wurden die kritischen<br />
Parameter näher erläutert, wie z. B.<br />
Dichte, Partikelgröße und Form der Rejekte,<br />
die a priori implizieren, welche Maschinenkonstruktionen<br />
für die jeweils zur<br />
Diskussion stehende Trennoperation in<br />
Frage kommen. Hilfreich ist dabei auch<br />
die akribische Definition des anstehenden<br />
Problems! So unterscheidet man z. B.<br />
Deinking-Flotations-Schlämme von jenen<br />
Schlämmen, die bei der Mikroflotation von<br />
Prozeßwässern anfallen; letztere nennt<br />
man auch „Wäscherfiltrate“, deren Flotat<br />
zur Faserrückgewinnung dient. Des weiteren<br />
diskriminiert man zwischen<br />
Schwer- und Grobrejekten (mit 60 bis 80%<br />
Trockengehalt) sowie Leicht- und Feinrejekten<br />
(mit 50 bis 65% Trockengehalt); beide<br />
Gruppen können zu Gesamtverlusten<br />
zwischen 4% und 40% führen, wenn man<br />
z. B. Qualitätsprodukte aus AP erzeugt,<br />
das zuvor entascht werden muß, wobei allein<br />
in dieser Waschoperation Ausbeuteverluste<br />
von 15 bis 25% entstehen, die als<br />
Prozeßwasserschlämme anfallen.<br />
Die Flotationsverluste in Deinkinganlagen<br />
erreichen 7 bis 15% je nach Flotationssystem;<br />
50–51/97 1250<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
dabei beanspruchen die Füllstoffe einen maßgeblichen<br />
Anteil am Deinkingschlamm. Verständnis<br />
wurde deshalb dafür geweckt, daß<br />
bei hochwertigen Produkten aus AP (grafische<br />
Papiere, Tissue, Marktzellstoff etc.)<br />
mehr Reststoffe (circa 10 bis 40%) entfernt<br />
werden müssen als bei Liner, Karton oder<br />
Pappe (nur 4 bis 9%) aus AP.<br />
Die Gedanken zum Entwurf von WSR-Systemen<br />
im Rahmen einer Verpackungspapierherstellung<br />
wurden detailliert erläutert,<br />
zumal Systeme mit offenen Wasserkreisläufen<br />
und unterschiedlichem Abwasseranfall<br />
oder aber mit geschlossenem Kreislauf mit<br />
oder ohne Wasserreinigung vorstellbar sind.<br />
Die Methoden zur Ausschleusung von Rejekten<br />
schließlich reichen vom Zopf bis zur<br />
Schlitzsortiertechnologie, wobei jene Methoden<br />
im Vordergrund stehen, die ähnliche<br />
Reststoffe poolen, um sie kollektiv zu behandeln.<br />
Eine Standard-WSR-Anlagenkonzeption<br />
wurde am Beispiel ihrer Schlüsseltechniken<br />
erläutert. So führt man den aus einem „lowconsistency-pulper“<br />
(LC-Pulper) abziehbaren<br />
Zopf einem Shreddersystem zu, das den<br />
Zopf zunächst in circa ein Meter lange Stränge<br />
kürzt und in einem sogenannten Vorshredder<br />
die Reststoffe soweit zerkleinert, daß<br />
sie nach Magnetabscheidung der Eisenteile<br />
durch eine Rejektschneckenpresse „Compax“<br />
entwässert werden können, um anschließend<br />
auf eine Deponie verbracht zu werden. Zieht<br />
man als Verwertungsstrategie eine Verbrennung<br />
vor, bedarf es noch einer zweiten sogenannten<br />
Feinshredderstufe mit erneuter Magnetabscheidung,<br />
um die Rejekte so intensiv<br />
zu zerlegen, daß ihre Teilgröße die Verbrennung<br />
befördert. – In beiden Fällen führt man<br />
dem „Compax“ simultan die Rejekte aus der<br />
Sortiertrommel, der MC-Lochsortierung und<br />
des Elephant-Filters zu. Letzteres stellt einen<br />
Scheibeneindicker dar, in welchem ein<br />
zweilagiges Edelstahlgewebe auf Filterscheiben<br />
die Fest-Flüssig-Trennung besorgt. Die<br />
Elephant-Filter eignen sich vorzüglich<br />
zur Abfiltration der Rejekte der LC-Schlitzsortierungen<br />
(in der Stoffaufbereitung bzw.<br />
im konstanten Teil der PM) und weisen<br />
Filtrat-Feststoff-Belastungen von nur noch<br />
300 bis 1200 ppm auf. Es unterbindet auch<br />
die Sandrezirkulationen im Prozeßwassersystem.<br />
Man hat inzwischen auch gelernt, die Biologie<br />
in die Prozeßwasserreinigung zu integrieren,<br />
deren Klarwasser entweder in den<br />
Impressum<br />
Verlag:<br />
P. Keppler Verlag GmbH & Co KG<br />
Industriestraße 2, D-63150 Heusenstamm<br />
(Germany)<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-0<br />
Geschäftsführung:<br />
Hans-Gerd Koenen, Eckhart Thomas<br />
Chefredakteur:<br />
Dipl.-Kfm. Gerhard W. Brucker<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-1 11<br />
zugleich verantwortlich für den Wirtschaftsteil<br />
Fax (0 61 04) 60 61 45<br />
Wirtschaftsredaktion:<br />
Dipl.-Betriebsw. Thomas Weber<br />
Telefon (0 61 04) 6 06-3 29<br />
Fax (0 61 04) 60 63 23<br />
Rubrik „Aktuelle PTS-Forschung”:<br />
Papiertechnische Stiftung (PTS), München/<br />
Heidenau<br />
Dipl.-Ing. E. Polmann<br />
Korrespondent in Frankreich:<br />
Dr. Jürgen Briem<br />
Telefon und Telefax 00 33/1 40 81 03 21<br />
Verlagsgeschäftsleitung:<br />
Heinz Egon Schmitt, Durchwahl 6 06-1 16<br />
Anzeigenleiter:<br />
Dr. Hermann Refisch, Verlagsanschrift<br />
Durchwahl 6 06-3 04, Fax 6 06-3 36<br />
Anzeigenannahme: Verlagsanschrift<br />
Es gilt Anzeigenpreisliste Nr. 44 vom 1. 1. 1997<br />
Anzeigenschluß: 15 Tage vor Erscheinen<br />
Anzeigenverkaufsleiterin:<br />
Frauke Lorenz, Durchwahl 6 06-1 23<br />
Anzeigenverwaltung:<br />
Petra Mosch, Durchwahl 6 06-1 10<br />
Homepage:<br />
http://www.a-p-r.de<br />
E-Mail:<br />
Gerhard_Brucker@Compuserve.com oder<br />
<strong>apr</strong>pkv@t-online.de<br />
Satz, Druck und Weiterverarbeitung:<br />
Central-Druck Trost GmbH & Co.<br />
Industriestraße 2, D-63150 Heusenstamm<br />
(Germany) – Telefon (0 61 04) 6 06-1 51/1 52<br />
Bezugspreis:<br />
Inland Einzelbezug:<br />
Schwerpunktausgabe – DM 11,–<br />
(+ Versandk. + 7% MwSt.)<br />
Papierzeitung – DM 4,–<br />
(+ Versandk. + 7% MwSt.)<br />
Jahresabonnement – DM 289,–<br />
(+ Versandk. DM 41,40 + gesetzl. MwSt.)<br />
Ausland Einzelbezug:<br />
Schwerpunktausgabe – DM 12,– (+ Versandk.)<br />
Papier-Zeitung – DM 5,– (+ Versandk.)<br />
Jahresabonnement – DM 339,– (+ Versandk. DM 72,–)<br />
Erscheinen 121. Jahrgang:<br />
Monatlich vier <strong>Ausg</strong>aben. Bestellungen direkt beim Verlag oder beim<br />
Buchhandel. Der Mindestbezugszeitraum beträgt ein Jahr. Die Kündigungsfrist<br />
beträgt drei Monate vor Ablauf des Abonnementjahres.<br />
Bankkonto: Deutsche Bank, Offenbach a. M.<br />
Kto.-Nr. 113 5607, BLZ 505 700 18<br />
Wir akzeptieren auch: Eurocard, MasterCard, Diners Club, Visa und<br />
American Express.<br />
Versandort: Frankfurt am Main (D 1096 C)<br />
Die in der Zeitschrift veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich<br />
geschützt; bei namentlicher Kennzeichnung geben sie nicht unbedingt<br />
die Auffassung der Redaktion wieder. Alle Rechte, insbesondere<br />
das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil<br />
dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in<br />
irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere Verfahren<br />
– reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsanlagen,<br />
verwendbare Sprache übertragen werden.<br />
Auch die Rechte der Wiedergabe durch Vortrag, Funk- und Fernsehsendung,<br />
im Magnettonverfahren oder ähnlichem Wege bleiben<br />
vorbehalten.<br />
Fotokopien für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch<br />
dürfen nur von einzelnen Beiträgen oder Teilen daraus als Einzelkopien<br />
hergestellt werden.<br />
Wir speichern Daten unserer Abonnenten und Anzeigenkunden soweit<br />
geschäftsnotwendig und im Rahmen des BDSG zulässig. Davon<br />
sind nur solche Angaben betroffen, die direkt aus unseren gegenseitigen<br />
Geschäftsbeziehungen stammen.<br />
ISSN 0002-5917<br />
Die Allgemeine Papier-Rundschau ist der IVW angeschlossen, die<br />
durch Kontrolle die Richtigkeit der Auflagenhöhe und ihre Verbreitung<br />
bestätigt.
Die Sitzung 7 über Papierherstellung am<br />
Mittwoch nachmittag unter H. Stark, TU<br />
Graz, und H. Wurster, Haindl Papier, Augsburg.<br />
Auf die Minute pünktlich eröffnete<br />
H. Wurster vor nur 100 Hörern (die Mittagspause<br />
zog sich wegen des Andranges in den<br />
Lokalen etwas länger hin) die Nachmittagssitzung<br />
und gab bekannt, daß H. Stark zum<br />
„TAPPI Fellow““ ernannt worden sei, dem er<br />
gleich das Wort erteilte:<br />
Nachhaltigkeit für eine<br />
zukunftsorientierte Papiererzeugung<br />
heißt bessere Rohstoffnutzung,Energieeinsparung<br />
und Kreislaufschließung<br />
Das Hauptanliegen nannte das Thema<br />
gleich mit dem ersten Wort: es mußte eine Definition<br />
für Nachhaltigkeit gefunden werden!<br />
Stark schlug vor, unter Nachhaltigkeit „eine<br />
längere Zeit anhaltende Wirkung“ (Duden!)<br />
zu verstehen, und zwar so umfassend wie<br />
möglich. Ergo schließt der Begriff ein, daß<br />
auch alle heimischen Baumarten am optimalen<br />
Standort stehen. In der Verletzung dieses<br />
Grundsatzes sieht Stark die Wurzel aller ökologischen<br />
Übel.<br />
Man gewann den Eindruck, daß Stark genaugenommen<br />
eine kontinentale Nachhaltigkeit<br />
im Blickfeld hatte, keineswegs aber eine<br />
globale Nachhaltigkeit. Zu dieser Interpretation<br />
paßt denn auch bestens seine Feststellung,<br />
daß die „Papierproduktion in Europa<br />
langfristig gesichert ist“. Kriterien dafür<br />
kann man darin erblicken, daß aus den<br />
europäischen Wäldern nur zwei Drittel der<br />
nachwachsenden Holzmenge entnommen<br />
werden, daß die Waldflächen zunehmen und<br />
daß die Hektarerträge 1 steigen. Die jüngst<br />
hinzugekommenen ökologischen Auflagen<br />
begünstigen die Erhaltung der Artenvielfalt<br />
der Waldfauna.<br />
Die Rahmenbedingungen der Nachhaltigkeiten<br />
müssen natürlich auch die bessere<br />
Rohstoffnutzung, die Energieeinsparung und<br />
die Kreislaufschließung umfassen. So konnte<br />
Stark über Fortschritte bei Mahloperationen<br />
berichten, um den Fasern jene Qualitäten zu<br />
vermitteln, die im Papier zum Tragen kommen.<br />
So hat man mit Unterstützung der<br />
ÖZEPA in Österreich abrasive Mahlplatten<br />
entwickelt, die ein höheres Festigkeitspotential<br />
bei geringerem Energieeinsatz erzielen.<br />
Parallel dazu entwickelte die Maschinenindustrie<br />
innovative Sinterkeramikgarnituren,<br />
die sich besonders für die Mahlung von<br />
Altpapier eignen.<br />
Eine weitere Optimierung der Rohstoffausbeute<br />
ermöglicht der dreischichtige Blattaufbau<br />
auch bei grafischen Papieren, deren<br />
Mittellage aus AP-Fasern besteht. So kann<br />
man zugleich die Füllstoffzugabe auf die beiden<br />
Außenanlagen beschränken, was zu reduzierten<br />
Aschegehalten führt. Nicht zuletzt<br />
erlauben moderne Filmpressen die Erzeugung<br />
extrem dünner Striche, die einmal der<br />
Grammatur zugute kommen, und zum anderen<br />
dank ihrer Additiva die Penetration von<br />
Druckfarben in den Bedruckstoff hinein behindern,<br />
wovon die Deinkbarkeit profitiert.<br />
Der sinnvolle Umgang mit dem Einsatz<br />
PAPIERERZEUGUNG<br />
von Brennstoffenergie fällt am Beispiel<br />
Österreich besonders markant aus, wo der<br />
einschlägige Bedarf für die Produktion von<br />
Papier und Pappe von circa 17 GJ/t in 1980<br />
auf 10 GJ/t in 1996 fiel. Bei den Stromverbräuchen<br />
gelang im gleichen Zeitraum eine<br />
Absenkung von 1387 auf 1128 /kWh/t. Weitere<br />
Einsparungen erwartet man in der Holzstofferzeugung<br />
von der Entwicklung von<br />
Hochgeschwindigkeitsrefinern.<br />
Etwas nachdenklicher stimmt der Energieeinsatz<br />
in der AP-Aufbereitung, denn im<br />
Recycling nimmt die Entropie zu. Da Energie<br />
aber weder gewonnen noch vernichtet werden,<br />
sondern nur umgewandelt werden kann,<br />
fällt beim Recycling wegen der vergleichbaren<br />
Dispersionszustände vorher und nachher<br />
die Abwärme erheblich ins Gewicht, so daß<br />
zunächst hochwertige Energie in Abfallenergie<br />
(= Wärmemüll) überführt bzw. entwertet<br />
wird. Gäbe es doch nur sortenreines AP! –<br />
stöhnte ein Hörer in der Sitznachbarschaft!<br />
Zu echten Energieeinsparungen führt der<br />
Einbau von Schuhpressen, die reduzierte<br />
Trockengehalte beim Einlauf in die Trockenpartie<br />
zulassen, was nicht nur Dampf spart,<br />
sondern auch die PM-Geschwindigkeiten anhebt<br />
(1672 m/min im Februar 1997 bei Braviken/Schweden).<br />
Vielleicht gelingt es demnächst<br />
auch, die Papiertrocknung mit ungesättigtem<br />
Wasserdampf zu betreiben, wie es<br />
die Textilindustrie schon exerziert.<br />
Beim Streichen träumt man heute schon<br />
von Dreifachstrichen, vielleicht sogar naß in<br />
naß. Höhepunkt dieser noch laufenden Entwicklung<br />
wäre ein wasserloser Deckstrich,<br />
1251 50–51/97