INFOS - Arbeitskammer des Saarlandes
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Nicolas Oswald wohnt seit<br />
mehreren Jahren in Berlin. Er<br />
weiß, wo man für 2,50 Euro<br />
prima brunchen kann oder die<br />
beste Pizza außerhalb Italiens<br />
bekommt. Berlin-Touristen<br />
sollten nur seine beiden Tipps<br />
annehmen. Erstens: Mutig sein.<br />
Zweitens: Nicht doof sein.<br />
Gründe für einen Trip nach Berlin muss<br />
man wohl nicht mehr liefern. Laut<br />
Tourismuszentrale waren im letzten Jahr<br />
8,3 Millionen Menschen zu Besuch in<br />
der Hauptstadt. Das beste Jahr aller<br />
Zeiten für den Tourismus, mitten in der<br />
Wirtschaftskrise. Man hat den Eindruck,<br />
als wolle die ganze Welt einen Blick<br />
werfen in die unüberschaubare Vielfalt<br />
dieser Stadt. Da die Frage, ob man nach<br />
Berlin fahren sollte, geklärt ist, bleibt<br />
uns nur noch, den unvermeidlichen<br />
Aufenthalt in der Spreemetropole<br />
möglichst interessant und angenehm zu<br />
gestalten.<br />
Die Regel Nummer eins für Berlin lautet:<br />
Mutig sein! Das bedeutet in diesem Fall<br />
zum Beispiel: Wenn man vor dem<br />
Restaurant „Casolare“ steht, in dem<br />
offensichtlich kein Stuhl zum anderen<br />
passt, die Wände beschmiert sind und<br />
die Tische kreuz und quer vom<br />
unfreundlichen Personal mit viel zu<br />
vielen Menschen besetzt werden, sollte<br />
man sich nicht vom rüpelhaften Kellner<br />
übertölpeln lassen, sondern sich fragen,<br />
was all die Menschen dort machen. Und<br />
sich schnell auch noch mit an den<br />
nächstbesten Tisch quetschen. Dann<br />
merkt man ganz schnell, dass der<br />
Kellner sowieso kein Deutsch versteht<br />
und grundsätzlich etwas unorganisiert<br />
ist – man fühlt sich also wie im<br />
Italienurlaub. Und spätestens beim<br />
Genuss der besten Pizza außerhalb<br />
Italiens weiß man, wieso man doch<br />
geblieben ist.<br />
Städtetipp Berlin<br />
Wo Anzugträger<br />
um Döner rangeln<br />
Regel Nummer zwei: Nicht doof sein!<br />
Das wiederum bedeutet: Wenn man am<br />
Görlitzer Park vor dem „Hühnerhaus“<br />
steht, wo es ein ganzes Brathähnchen<br />
für 99 Cent gibt, und dort gut 60<br />
Hungrige in einer Schlange warten, um<br />
ein Hähnchen zu ergattern, stehen die<br />
60 dort, weil ein Brathähnchen 99 Cent<br />
kostet. Nicht, weil es dort die besten<br />
Hähnchen der Stadt gibt. Und das war’s<br />
eigentlich auch schon mit Regeln.<br />
Gute Läden sind selten ganz leer und<br />
gute Läden sind selten ganz billig – so<br />
gerne wir das auch hätten. Trotzdem<br />
muss man sich in Berlin nicht das Geld<br />
aus der Tasche ziehen lassen. Gerade an<br />
den großen Touristenmeilen steigen die<br />
Kosten ins Unermessliche. Aber auch<br />
hier findet man noch kleine Inseln. Statt<br />
sich am Checkpoint Charlie in den<br />
teuren Touri-Shops etwas zu Essen zu<br />
kaufen, geht man um die Ecke zu „Sale<br />
e Tabacchi“. Der hervorragende Italiener<br />
bietet nicht nur vernünftig bepreistes<br />
Essen, sondern liegt im Erdgeschoss <strong>des</strong><br />
„taz“-Gebäu<strong>des</strong> auch noch in einem<br />
interessanten Umfeld. Umgeben von<br />
den Gebäuden <strong>des</strong> Springer-Verlags<br />
liegt das Haus der „Tageszeitung“ in der<br />
Rudi-Dutschke-Straße, die ein Stück<br />
weiter auf die Axel-Springer-Straße trifft<br />
und damit eine Art 68er-Denkmal-<br />
Topografie bildet.<br />
Text und Fotos: Nicolas Oswald<br />
Am Kudamm geht man sich das<br />
berühmte „Kranzler-Eck“ zwar<br />
anschauen, essen sollte man aber – trotz<br />
<strong>des</strong> Namens – bei „Superhahn“ um die<br />
Ecke. Gelegen in der Kantstraße<br />
zwischen Joachimstaler Straße und<br />
Hardenbergstraße, direkt neben der<br />
Einfahrt zu einem Parkhaus. Winzig und<br />
ohne Sitzplätze, wieder ein Fall für<br />
Regel eins. Auf den ersten Blick lässt<br />
sich die typische Touristenfalle<br />
vermuten. Bis man mittags plötzlich in<br />
einer Schlange mit 30 gut gekleideten<br />
Büroangestellten aus der Umgebung<br />
steht, die ihre Ration vom „Hahn“<br />
holen. Der winzige Laden hat völlig zu<br />
recht seit Jahren von mehreren Stadtmagazinen<br />
Preise für einen der besten<br />
Döner der Stadt abgeräumt. Und die<br />
fehlenden Sitzplätze werden durch die<br />
Möglichkeit wieder wettgemacht, direkt<br />
vor der Gedächtniskirche unter den<br />
Bäumen Platz zu nehmen.<br />
Auch in der Kastanienallee am<br />
Prenzlauer Berg gibt es unzählige<br />
Möglichkeiten, sich in überteuerte Cafés<br />
zu setzen. Wieso es ausgerechnet im<br />
ersten Laden in der Straße, „An einem<br />
Sonntag im August“, bis heute sonntags<br />
Brunch für 2,50 Euro gibt, der auch<br />
noch richtig gut und vor allem<br />
„all-you-can-eat“ ist, weiß eigentlich<br />
keiner. Dass es so ist, sollte man aber<br />
schon wissen.<br />
Doch was bringt einem das beste Essen,<br />
wenn man abends in ein ausgeleiertes<br />
Bett fällt und in kleinen, dreckigen<br />
Zimmern den eigentlich schönen Tag<br />
beenden muss. Bei einer Unterkunft legt<br />
man sich ja normalerweise auch für<br />
mehrere Tage fest, anders als beim<br />
Essen. Denkt an Regel zwei.<br />
Übernachtung für 17 Euro? Da muss<br />
man sich nicht wundern, wenn einem<br />
nachts die Springfedern ins Kreuz<br />
drücken. Anders läuft das zum Beispiel<br />
im Michelbergerhotel. Schon die<br />
Website macht klar – das ist nicht das<br />
Durchschnittshotel. Von kleinen<br />
Zimmern bis zum riesigen<br />
Mehrpersonenzimmer ist alles<br />
vorhanden. Das Hotel wird von jungen<br />
Leuten geleitet, und das spürt man. An<br />
der gemütlichen, trotzdem belebten<br />
Hotellounge, kostenlosem WLAN im<br />
ganzen Hotel und an jungen,<br />
freundlichen Mitarbeitern. Gelegen<br />
zwischen der East-Side-Gallery, dem 1,3<br />
km langen, bemalten Mauerstreifen, der<br />
bis heute zum Pflichtprogramm für<br />
jeden Reisenden gehört, sowie<br />
Kreuzberg und Friedrichshain, die mit<br />
einem unüberschaubaren Angebot an<br />
Parties, Parks und Pizzabuden<br />
aufwarten, zählt das Michelberger zum<br />
Frischesten, was Berlins Hotellandschaft<br />
zu bieten hat.<br />
Und so zieht sich das eigentlich überall<br />
durch. Man kann für 8 Euro nach einer<br />
Stunde Wartezeit auf den Funkturm am<br />
Alex hochfahren, oder man fährt eine<br />
halbe Stunde mit der S-Bahn zum<br />
Teufelsberg (S-Bahn Heerstraße) und<br />
genießt einen unglaublichen Blick aus<br />
dem Grünen heraus über ganz Berlin.<br />
Umsonst!<br />
Ebenso kann man zum Feiern jeden<br />
Abend 10 Euro Eintritt im Weekend<br />
oder im Watergate zahlen, oder man<br />
plant vorher, schon zum Karneval der<br />
Kulturen zu kommen – und geht vier<br />
Tage überall umsonst feiern. Es geht<br />
immer so oder so – lohnen wird sich der<br />
Besuch auf jeden Fall. Das Internet<br />
macht es uns unglaublich leicht, vor der<br />
Reise Informationen über das<br />
<strong>des</strong>ignierte Ziel zu sammeln. Und diese<br />
Möglichkeit muss man bei einer Stadt<br />
von der Größe Berlins auch unbedingt<br />
wahrnehmen. Damit Ihr nicht bei Null<br />
anfangen müsst, haben wir unter<br />
www.in-4mation.de/berlin schon mal<br />
einige Tipps zusammengestellt, auf die<br />
Ihr Euch verlassen könnt. Doch damit<br />
kratzen wir wieder nur an der<br />
Oberfläche. Also, bitte, seid mutig, seid<br />
nicht doof – und entdeckt Euer ganz<br />
eigenes Berlin.<br />
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