Die ver.di-Fahne musste nach vorne - Arbeitskammer des Saarlandes
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Das Jugendmagazin der <strong>Arbeitskammer</strong> <strong>des</strong> Saarlan<strong>des</strong><br />
Film-Tipps<br />
Superwahljahr 2009<br />
Olympiasieger<br />
Jan Frodeno<br />
Deichkind – Arbeit nervt<br />
Widerstandskämpfer<br />
Ernesto Kroch<br />
Turner Philipp Matzke<br />
Das Heft im Heft:<br />
Wissen, was Sache ist<br />
Neues von TOM<br />
Vorsicht Datenklau<br />
Zeitgenössische Fotografie<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Lisa Summkeller<br />
Telekom – Angst im Nacken<br />
Leiharbeit – Jobs 2. Klasse<br />
Ohne Bart weniger Geld<br />
Ausbildungsreport 2008<br />
planet-beruf.de<br />
Dezember 2008
2<br />
Tintenherz<br />
„Tintenherz“ ist der erste Roman der<br />
dreiteiligen Fantasy-Reihe „Tintenwelt“<br />
der deutschen Schriftstellerin Cornelia<br />
Funke. Für <strong>di</strong>e Verfilmung <strong>des</strong><br />
mittlerweile in 23 Sprachen übersetzten<br />
Bestsellers zeichnet der Brite Iain Softley<br />
<strong>ver</strong>antwortlich, der gerade in den<br />
Nebenrollen auf hochkarätige Besetzung<br />
achtet.<br />
<strong>Die</strong> Story: Mo Folchart (Brendan Fraser)<br />
kann Figuren aus Büchern zum Leben<br />
erwecken, indem er laut daraus vorliest.<br />
Als er seiner Frau Resa (Sienna Guillory)<br />
aus dem Roman „Tintenherz“ vorliest,<br />
bringt er dabei <strong>ver</strong>sehentlich den<br />
Bösewicht Capricorn (Andy Serkis) in<br />
seine Welt und liest gleichzeitig seine<br />
Frau Resa in <strong>di</strong>e Geschichte hinein. Zehn<br />
Jahre später erfahrt Mos zwölfjährige<br />
Tochter Meggie (Eliza Bennett) von dem<br />
Vorfall und ist gleichzeitig in großer<br />
Gefahr, da Capricorn hinter ihr her ist.<br />
Ihre Tante Elinor (Helen Mirren) <strong>ver</strong>fügt<br />
über eine kostbare Bibliothek, in der das<br />
Buch <strong>ver</strong>steckt ist, um das sich alles<br />
dreht. Ein magisches und<br />
atemberauben<strong>des</strong> Abenteuer beginnt...<br />
Novemberkind<br />
Inga wächst in einem kleinen Dorf in<br />
Mecklenburg auf. Ihre Mutter Anne ist<br />
laut Erzählung der Großeltern in der<br />
Ostsee ertrunken. Eines Tages taucht der<br />
Literaturprofessor Robert in Ingas<br />
jetzigem Wohnort Malchow auf und<br />
behauptet, Anne vor ein paar Jahren in<br />
Konstanz getroffen zu haben. Für Inga<br />
brechen Welten zusammen, als sie<br />
entdeckt, dass Robert Recht hat. Das<br />
ganze Dorf scheint von Annes Flucht in<br />
den Westen gewusst zu haben. Aber was<br />
ist damals wirklich passiert? Inga trifft<br />
auf Schweigen, Verdrängung,<br />
Schuldgefühle. Warum hat ihre Mutter<br />
sie damals in der DDR zurückgelassen?<br />
Inga bittet Robert, ihr bei der Suche<br />
<strong>nach</strong> Anne zu helfen. Eine Spurensuche<br />
quer durch Deutschland beginnt, bei der<br />
immer deutlicher wird, dass Roberts<br />
Auftauchen in Ingas Leben kein Zufall<br />
ist. Der spannende und einfühlsame<br />
Debütfilm von Christian Schwochow<br />
über eine junge Frau (Anna Maria<br />
Mühe), <strong>di</strong>e ihre Mutter sucht, wurde<br />
beim letzten Saarbrücker Max Ophüls<br />
Festival mit dem Publikumspreis<br />
ausgezeichnet.<br />
Der nächste Saarbrücker Wettbewerb für<br />
deutschsprachige Nachwuchsfilme findet<br />
übrigens vom 26. Januar bis 1. Februar<br />
statt – dann wird der Max Ophüls Preis<br />
30 Jahre alt.<br />
www.novemberkind.net<br />
It’s a Free World<br />
Mit emotionaler Wucht erzählt Ken<br />
Loachs neuester Film, „It's a Free<br />
World“, eine berührende Geschichte von<br />
Soll und Haben, <strong>di</strong>e so hochaktuell wie<br />
zeitlos ist.<br />
Angie ist eine In<strong>di</strong>vidualistin und steht<br />
mitten im Leben. Taff, schlagfertig,<br />
attraktiv und selbstbewusst lebt in ihr<br />
der Unternehmergeist einer liberalen<br />
Wirtschaftswelt. Als sie ihren Job in einer<br />
Personal<strong>ver</strong>mittlung <strong>ver</strong>liert, lässt sie sich<br />
nicht beirren und beschließt, ihre eigene<br />
Agentur auf <strong>di</strong>e Beine zu stellen. Sie<br />
steigt ein ins Geschäft mit Gastarbeitern<br />
aus Osteuropa. Doch hier ist das<br />
Geschäftsklima rau, sind Gesetze nur<br />
zum Übertreten da. Zusammen mit ihrer<br />
Freun<strong>di</strong>n Rose <strong>ver</strong>schafft sie legalen und<br />
illegalen Einwanderern Arbeit – wenn<br />
auch nur für einen Tag. Doch der Erfolg<br />
macht hungrig und Angie ist bereit, für<br />
den nahenden Durchbruch alles aufs<br />
Spiel zu setzen. Sie <strong>ver</strong>liebt sich in Karol<br />
aus Polen und gerät un<strong>ver</strong>sehens<br />
zwischen <strong>di</strong>e Fronten aus Wirtschaftsbossen,<br />
Menschenhändlern und<br />
aufbegehrende Arbeitern. Als sich eines<br />
Tages ein Unternehmen in Luft auflöst,<br />
muss Angie einer aufgebrachten Masse<br />
Rede und Antwort stehen.<br />
Kaum einem Regisseur gelingt es zurzeit<br />
so konsequent, in seinen Geschichten <strong>di</strong>e<br />
Strukturen einer Welt offenzulegen, in<br />
der Verantwortung und Solidarität<br />
<strong>ver</strong>schwunden sind. Packend und<br />
eindringlich erzählt Ken Loach ein<br />
hervorragend besetztes Drama zwischen<br />
Wirtschaftskrimi und Familiengeschichte.
Der Baader Meinhof Komplex<br />
Eine fiktive Dokumentation über zehn<br />
düstere Jahre deutscher Geschichte,<br />
noch dazu <strong>nach</strong> einer Buch-Vorlage von<br />
Spiegel-Mann Stefan Aust, kann das auf<br />
der großen Leinwand funktionieren?<br />
Offenbar ja, wenn der Produzent Bernd<br />
Eichinger heißt, Regie Uli Edel führt und<br />
jede Menge deutscher Stars mitspielen.<br />
Jedenfalls wollten schon in den ersten<br />
vier Wochen über zwei Millionen<br />
Zuschauer <strong>di</strong>e teuerste deutsche<br />
Produktion aller Zeiten über <strong>di</strong>e<br />
Terrorjahre der RAF sehen.<br />
Worum geht es? Deutschland in den<br />
70ern. <strong>Die</strong> ra<strong>di</strong>kalisierten Kinder der<br />
Nazi-Generation, angeführt von Andreas<br />
Baader (Moritz Bleibtreu), der<br />
ehemaligen Starkolumnistin Ulrike Meinhof (Martina Gedeck) und der Pfarrerstochter<br />
Gudrun Ensslin (Johanna Wokalek) kämpfen gegen das, was sie als das neue Gesicht<br />
<strong>des</strong> Faschismus begreifen: <strong>Die</strong> nordamerikanische Politik in Vietnam, dem Nahen<br />
Osten und der Dritten Welt, unterstützt von den führenden Köpfen der deutschen<br />
Politik, Justiz und Industrie. Baader, Meinhof und Ensslin gründen <strong>di</strong>e Rote-Armee-<br />
Fraktion und erklären der Bun<strong>des</strong>republik Deutschland den Krieg. <strong>Die</strong> Brutalität ihrer<br />
Terrorkampagnen eskaliert. Es gibt Tote und Verletzte. Der Mann, der ihre Taten<br />
zwar nicht billigt, aber dennoch <strong>ver</strong>sucht zu <strong>ver</strong>stehen, ist auch ihr Jäger: Der Leiter<br />
<strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>kriminalamtes Horst Herold (Bruno Ganz). Obwohl er große<br />
Fahndungserfolge <strong>ver</strong>bucht, ist er sich bewusst, dass <strong>di</strong>e Polizei allein <strong>di</strong>e Spirale der<br />
Gewalt nicht aufhalten kann. Kritiker werfen dem Film aller<strong>di</strong>ngs vor, dass er zur<br />
politischen Aufarbeitung jener Jahre wenig beiträgt, keinerlei neue Aspekte dazu<br />
bietet, was <strong>di</strong>e RAF-Mitglieder letztlich wirklich angetrieben hat. Statt<strong>des</strong>sen<br />
bebildere er le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e sattsam bekannten Fakten, stelle <strong>di</strong>e Bilder jener Zeit quasi<br />
eins zu eins <strong>nach</strong>. Doch für eine erste Auseinandersetzung mit dem Thema taugt das<br />
für den Auslands-Oscar nominierte Werk allemal. Der Film erscheint im Juli 2009 auch<br />
auf DVD. Unterrichtsmaterial zum Download unter: www.bmk.film.de<br />
www.in-4mation.de<br />
Das Jugendmagazin der <strong>Arbeitskammer</strong> <strong>des</strong> Saarlan<strong>des</strong><br />
Film-Tipps 2<br />
Superwahljahr 2009 4<br />
Gold für Jan Frodeno 6<br />
Deichkind – Arbeit nervt 8<br />
Ernesto Kroch 10<br />
Turner Philipp Matzke 12<br />
Das Heft im Heft:<br />
Wissen, was Sache ist 13-20<br />
Neues von TOM 21<br />
Vorsicht Datenklau 22<br />
Zeitgenössische Fotografie 24<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> – Lisa Summkeller 26<br />
Telekom – Angst im Nacken27<br />
Leiharbeit – Jobs 2. Klasse 28<br />
Ohne Bart weniger Geld 29<br />
Ausbildungsreport 2008 30<br />
planet-beruf.de 31<br />
Impressum:<br />
Verleger: <strong>Arbeitskammer</strong> <strong>des</strong> Saarlan<strong>des</strong>,<br />
Abteilung Öffentlichkeitsarbeit,<br />
Fritz-Dobisch-Straße 6-8, 66111 Saarbrücken,<br />
Tel. 0681/4005-406, Fax 4005-401<br />
Chefredakteur: Peter Riede<br />
Redaktion: Peter Jacob, Gabi Hartmann,<br />
Jürgen Matheis<br />
Redaktionsassistenz: Christina Baltes<br />
presse@arbeitskammer.de<br />
www.arbeitskammer.de<br />
www.in-4mation.de<br />
Autoren <strong>di</strong>eser Ausgabe: Kai Florian Becker, Sabine<br />
Graf, Gabi Hartmann, Joachim Heinz, Peter Jacob,<br />
Jürgen Matheis, Peter Riede, Karl-Otto Sattler, Frank<br />
Schumacher<br />
Titelfoto: Johanna Wokalek (Hauptdarstellerin im<br />
Film „Der Baader Meinhof Komplex“) fotografiert<br />
von Oli<strong>ver</strong> Mark<br />
Cartoon Rückseite: TOM<br />
Fotos: Film<strong>ver</strong>lage, Parteien, PA Photos Waltous/dpa,<br />
Reiner Oettinger, Nikolaus Brade, Martin Keßler,<br />
Peter Riede, DGB, Lette-Verein Berlin: Nicolas<br />
Oswald, Hendrik Gergen, Franka Wohlt, Michael<br />
Schütze, Florian Heß<br />
Layout: Kurt Heinemann<br />
Mac-Operator: Annette Mont<strong>nach</strong>er<br />
Lithos: BRS Me<strong>di</strong>enservice, Saarlouis<br />
Druck: SDV - Saarlän<strong>di</strong>sche Druckerei und Verlag<br />
Gedruckt auf Umweltschutzpapier
Das Jahr 2009 hat es in sich. Gleich<br />
viermal werden <strong>di</strong>e Wählerinnen und<br />
Wähler im Saarland zu den Urnen<br />
gerufen. Am 7. Juni stehen gleichzeitig<br />
Kommunal- und Europawahlen an, am<br />
30. August wird ein neuer Landtag<br />
gewählt und ein paar Wochen später<br />
der Bun<strong>des</strong>tag. Das bedeutet: Es<br />
herrscht Dauerwahlkampf.<br />
Wir wollten im Hinblick auf <strong>di</strong>e<br />
Landtagswahl schon mal etwas Klarheit<br />
haben und haben den<br />
Spitzenkan<strong>di</strong>daten aller im Landtag<br />
<strong>ver</strong>tretenen Parteien eine einzige Frage<br />
gestellt:<br />
„Warum sollten<br />
junge Menschen<br />
im Saarland<br />
ausgerechnet Sie<br />
wählen?“<br />
Das Saarland ist Aufsteigerland. Beim<br />
Wirtschaftswachstum liegen wir mit 3,4<br />
Prozent im ersten Halbjahr bun<strong>des</strong>weit<br />
an der Spitze. <strong>Die</strong> Arbeitslosenzahlen<br />
sind weiter rückläufig. Im<br />
Jahresdurchschnitt werden wir deutlich<br />
unter 40.000 Arbeitslosen bleiben. Vor<br />
allem <strong>di</strong>e Jugendarbeitslosigkeit ist<br />
drastisch gesunken. Zum Zeitpunkt der<br />
Regierungsübernahme 1999 lag <strong>di</strong>e<br />
Arbeitslosigkeit noch bei knapp 60.000.<br />
Wir investieren massiv in Innovation,<br />
hier vor allem in Bildung und<br />
Ausbildung. So ermöglichen wir<br />
insbesondere zwei Wege zum Abitur<br />
mit G8 und G9. Und wir sind<br />
Aufsteigerland bei den Lehrstellen.<br />
Mehr unter: www.cdu-saar.de<br />
Peter Müller, CDU<br />
Wir wollen, dass sich gerade <strong>di</strong>e jungen<br />
Leute einmischen. Und am besten<br />
natürlich im nächsten Jahr <strong>di</strong>e SPD<br />
wählen. Der beste Grund dafür sind <strong>di</strong>e<br />
letzten 9 Jahre. Wir brauchen nicht nur<br />
einen Politikwechsel, wir brauchen<br />
auch einen Generationswechsel. <strong>Die</strong><br />
CDU hat nix auf <strong>di</strong>e Reihe gebracht.<br />
Stichworte: Murks beim G8,<br />
Stu<strong>di</strong>engebühren eingeführt, Schulen<br />
geschlossen. Mein Ziel ist, dass jeder<br />
Jugendliche einen Ausbildungs- und<br />
Arbeitsplatz bekommt und einen fairen<br />
Lohn erhält. Wir nennen das „Gute<br />
Arbeit“. Und wir wollen, dass junge<br />
Menschen keine Stu<strong>di</strong>engebühren<br />
mehr zahlen müssen und jeder einen<br />
ordentlichen Schulabschluss schaffen<br />
kann. Wir wollen’s wissen: Auf meiner<br />
Homepage kann mir jeder sagen, wo<br />
der Schuh drückt (www.heiko-maas.de)<br />
Heiko Maas, SPD<br />
Übrigens:
DIE LINKE wird an drei Punkten sehr<br />
zügig <strong>nach</strong> der Landtagswahl<br />
Veränderungen durchsetzen. Junge<br />
Menschen müssen dann nicht mehr das<br />
Saarland <strong>ver</strong>lassen, wenn sie<br />
gebührenfrei stu<strong>di</strong>eren wollen. Wir<br />
werden wie in Hessen <strong>di</strong>ese<br />
Stu<strong>di</strong>engebühren abschaffen. Junge<br />
Menschen werden wieder entspannter<br />
ihr Abitur machen können, da wir<br />
Alternativen zum sogenannten G8<br />
anbieten werden. Junge Menschen<br />
werden früher mitentscheiden können,<br />
da wir das Wahlalter auf 16 Jahre<br />
herabsetzen.<br />
Und: Es lohnt sich, DIE LINKE zu<br />
wählen, weil dann mit Oskar<br />
Lafontaine wieder ein<br />
Ministerpräsident an der Saar regiert,<br />
der Kriegseinsätze der Bun<strong>des</strong>wehr<br />
ablehnt.<br />
Mehr unter: www.<strong>di</strong>elinke-saar.de<br />
Oskar Lafontaine, <strong>Die</strong> Linke<br />
Ein Leben voller Möglichkeiten liegt<br />
vor euch. Wir wollen <strong>di</strong>e<br />
Voraussetzungen dafür schaffen, dass<br />
ihr <strong>di</strong>e Chance habt, jede <strong>di</strong>eser<br />
Möglichkeiten zu ergreifen. Dazu<br />
gehört, dass ihr einen Ausbildungsplatz<br />
in dem Beruf bekommt, der euch<br />
interessiert. Dazu gehört, dass ihr mehr<br />
Geld in der Tasche habt und nicht das<br />
meiste von eurem Lohn für Steuern<br />
und Abgaben drauf geht. Dazu gehört,<br />
dass ihr euch eine Wohnung und ein<br />
Auto leisten könnt. Deshalb müssen<br />
Energie und Benzin billiger werden.<br />
Unser Job ist, eure Freiheit für ein<br />
unabhängiges, selbst bestimmtes Leben<br />
zu garantieren. Das können wir nur mit<br />
eurer Stimme. Mehr unter<br />
www.fdpsaar.de.<br />
Christoph Hartmann, FDP<br />
Weil <strong>di</strong>e Grünen nicht nur über Kinder<br />
und Jugendliche lamentieren, sondern<br />
sie und ihre Bedürfnisse tatsächlich<br />
ernst nehmen. Wichtigster Punkt dabei:<br />
Ihre Zukunftschancen dürfen nicht<br />
heute schon „<strong>ver</strong>frühstückt“ werden.<br />
Das gilt für <strong>di</strong>e Umwelt-, Energie- und<br />
Klimapolitik genauso wie für <strong>di</strong>e<br />
Bildungspolitik. <strong>Die</strong> natürlichen<br />
Lebensgrundlagen dürfen eben nicht<br />
den Interessen großer Konzerne<br />
geopfert werden und Bildungschancen<br />
künftig eben nicht mehr vom<br />
Geldbeutel der Eltern abhängen. Mehr<br />
Mitsprache junger Menschen muss<br />
endlich möglich werden. Dafür stehen<br />
wir und <strong>des</strong>halb sind starke Grüne der<br />
Garant für eine neue Kinder- und<br />
Jugendpolitik. Mehr unter:<br />
www.gruene-saar.de<br />
Hubert Ulrich,<br />
Bündnis 90/<strong>Die</strong> Grünen<br />
Fotos: Parteien (5), Nicolas Oswald (1)<br />
Rund 52 Prozent der Wahlberechtigten im Saarland sind Frauen…
6<br />
Interview mit<br />
Triathlon-Olympiasieger<br />
Jan Frodeno<br />
Er trainiert am<br />
Olympiastützpunkt in<br />
Saarbrücken, ist 27 Jahre alt<br />
und hat im August bei den<br />
Olympischen Spielen in Peking<br />
<strong>di</strong>e Goldmedaille im Triathlon<br />
gewonnen. Peter Riede und<br />
Peter Jacob trafen beim<br />
Interview auf einen gut<br />
aufgelegten Jan Frodeno.<br />
„in4mation“: Hallo Jan, leere doch mal<br />
Deine Taschen, wo ist <strong>di</strong>e Goldmedaille?<br />
Jan Frodeno: Meine Goldmedaille habe<br />
ich inzwischen daheim im Safe. Mir ist<br />
aufgefallen, dass ich ja nur ein Band<br />
habe. Wenn <strong>di</strong>eses Band <strong>nach</strong> sechs<br />
Monaten schon so aussieht, als wenn <strong>di</strong>e<br />
Medaille 20 Jahre alt wäre, dann wäre<br />
das schade.<br />
„in4mation“: Du wur<strong>des</strong>t und wirst hier im<br />
Saarland gefeiert. Viele freuen sich mit<br />
Dir. Ist Jan Frodeno denn nun ein<br />
gefühlter Saarbrücker? Ein gebürtiger<br />
Kölner? Oder ein in Südafrika<br />
Aufgewachsener?<br />
Jan Frodeno: Alles stimmt. Ich denke, <strong>di</strong>e<br />
wenigsten Bindungen habe ich zu<br />
meiner Geburtsstadt, da war ich einfach<br />
zu jung. In Kapstadt habe ich natürlich<br />
<strong>nach</strong> wie vor sehr viele Freunde. Ich habe<br />
fast 13 Jahre dort gelebt, bin zur Schule<br />
gegangen, habe mein Abitur gemacht<br />
und es war eine sehr schöne Zeit, ein<br />
schöner Ort, an den ich immer wieder<br />
gerne zurückkehre. Ich fahre eigentlich<br />
jeden Winter zum Trainingslager <strong>nach</strong><br />
Südafrika.<br />
Ich bin aber irgendwo auch durch und<br />
durch Saarbrücker. Ich kenne mich aus,<br />
ich weiß <strong>di</strong>e Stadt, <strong>di</strong>e kleinen, teilweise<br />
sehr <strong>ver</strong>steckten schönen Ecken sehr zu<br />
schätzen. Ich habe meine<br />
Lieblingsrestaurants, meine Cafés... Ja,<br />
ich fühle mich auf jeden Fall so, als wäre<br />
ich schon sehr viel länger hier.<br />
„in4mation“: Wie man auf deiner<br />
Homepage sieht, hattest du auch schon<br />
vor Peking einige Sponsoren! Kann man<br />
als 27-jähriger Triathlet davon leben?<br />
Jan Frodeno: In dem Falle möchte ich<br />
gern meinen Freund Daniel Unger<br />
zitieren. Der hat es es letztes Jahr <strong>nach</strong><br />
seinem Weltmeistertitel bildlich so<br />
beschrieben: „Vor dem Titel haben <strong>di</strong>e<br />
Finanzen für heute und morgen gereicht<br />
und seit dem Erfolg brauch’ ich mir auch<br />
wegen übermorgen keine Sorgen mehr<br />
machen.“<br />
„Ich bin nicht mehr
der Jäger“<br />
Fotos: PA Photos Waltous/dpa (links),<br />
Reiner Oettinger<br />
„in4mation“: Wie hoch ist der Aufwand<br />
eines Spitzensportlers, damit er 1,5<br />
Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer<br />
Radfahren und 10 Kilometer Laufen als<br />
Schnellster in der Welt absolviert? Wie<br />
sieht ein typischer Trainingstag <strong>des</strong> Jan<br />
Frodeno aus?<br />
Jan Frodeno: Also mein 0815-Bürotag,<br />
wie wir ihn immer nennen, beginnt um 8<br />
Uhr mit eineinhalb Stunden schwimmen.<br />
Nach einer Stunde Pause folgt das<br />
Laufen: So zehn bis zwölf Kilometer mit<br />
Nachbereitung auf der Bahn:<br />
Schnelligkeit, kurze, intensive, technisch<br />
anspruchsvolle Sachen werden dort<br />
trainiert. Das Ganze dauert rund<br />
eineinhalb Stunden. Nach der<br />
Mittagspause treten wir drei Stunden in<br />
<strong>di</strong>e Pedale. Abends schnüren wir noch<br />
einmal <strong>di</strong>e Laufschuhe zum ruhigen Lauf<br />
oder wir geben richtig Gas auf der Bahn.<br />
Das sind noch einmal eineinhalb<br />
Stunden. Minimum.<br />
„in4mation“: Trainierst Du auch manchmal<br />
mit Deinen Mannschaftskameraden vom<br />
Tri-Sport Saar-Hochwald?<br />
Jan Frodeno: Eher selten, denn ich bin oft<br />
unterwegs, und wenn ich im Saarland<br />
bin, dann trainiere ich in Saarbrücken.<br />
Und da Merzig doch ‘ne Ecke weg ist, ist<br />
das etwas zu aufwän<strong>di</strong>g. Trotzdem sind<br />
einige Freundschaften entstanden und<br />
wir treffen uns hin und wieder auf einen<br />
Kaffee, zum Aben<strong>des</strong>sen oder beim<br />
alljährlichen Merziger Kindertriathlon.<br />
Ein paar Jungs waren <strong>di</strong>eses Frühjahr<br />
sogar zeitgleich mit mir in Südafrika.<br />
Und bei der Gelegenheit haben wir doch<br />
<strong>di</strong>e einen oder anderen Kilometer<br />
gemeinsam absolviert.<br />
„in4mation“: Nach Deinem Olympiasieg war<br />
in den Zeitungen zu lesen, Du hättest<br />
Heiratsanträge bekommen. War was<br />
Interessantes dabei, oder bist Du noch zu<br />
haben?<br />
Jan Frodeno: Ich beantworte mal <strong>di</strong>e<br />
zweite Frage zuerst und sage, dass ich<br />
noch zu haben bin; daraus kann man<br />
auch auf <strong>di</strong>e erste Frage schließen... Also,<br />
wenn ich einen Antrag per E-Mail oder<br />
Post bekomme, nehme ich <strong>di</strong>es in erster<br />
Linie mal als Kompliment. Aber der<br />
Antrag müsste sehr außergewöhnlich und<br />
interessant sein, dass ich darauf wirklich<br />
reagiere. Und <strong>di</strong>esen gab’s bisher nicht!<br />
„in4mation“: Du hast Abitur und<br />
konzentrierst <strong>di</strong>ch ganz auf den Sport.<br />
Willst du dein Leben <strong>nach</strong> dem Sport<br />
nicht mit einem Stu<strong>di</strong>um absichern?<br />
Jan Frodeno: Meine Philosophie lautet:<br />
„Wenn man eine Sache macht, dann soll<br />
man sie richtig machen!“ Denn großer<br />
Erfolg stellt sich meiner Meinung <strong>nach</strong><br />
nur dann ein, wenn man sich zu 100<br />
Prozent einer Sache widmet. Und ich<br />
habe mich momentan voll und ganz<br />
meinem Sport <strong>ver</strong>schrieben. Denn weder<br />
ein Stu<strong>di</strong>um noch der Hochleistungssport<br />
sollte ein Hobby sein – bei<strong>des</strong> ist ein<br />
Vollzeitjob! Natürlich gibt mir der Erfolg<br />
jetzt recht, aber auch schon vor Olympia<br />
war meine Einstellung so und <strong>di</strong>e hätte<br />
sich auch bei Erfolglosigkeit nicht<br />
geändert. Deshalb werde ich auch in den<br />
nächsten Jahren voll auf <strong>di</strong>e Karte<br />
„Sport“ setzen.<br />
„in4mation“: Im privaten und öffentlichen<br />
Leben hat sich für Dich mit dem Gewinn<br />
der Goldmedaille einiges <strong>ver</strong>ändert.<br />
Auch deine Rolle im Sport wird jetzt<br />
wohl eine andere sein als noch vor<br />
wenigen Monaten?<br />
Jan Frodeno: Irgendwie schon, obwohl<br />
ich privat derselbe bleibe, bin ich in der<br />
nächsten Saison nicht mehr der Jäger,<br />
sondern der Gejagte!<br />
„in4mation“: Welche Wettkämpfe stehen<br />
an? Was sind <strong>di</strong>e nächsten Ziele?<br />
Jan Frodeno: Es war mein großes Ziel,<br />
mein Traum Olympiasieger zu werden.<br />
<strong>Die</strong>s habe ich erreicht! Jetzt muss ich mir<br />
neue Ziele setzen. Aus <strong>di</strong>esem Grund<br />
waren <strong>di</strong>e trainingsfreien Wochen <strong>nach</strong><br />
Olympia nicht nur physisch, mehr noch<br />
psychisch wichtig! Ich war so viel<br />
„unsportlich“ unterwegs, dass ich nun<br />
wieder richtig „heiß“ bin, voll ins<br />
Training einzusteigen. Ziele habe ich<br />
noch genug: Ich war noch nie Welt- oder<br />
Europameister und den<br />
me<strong>di</strong>enträchtigen Weltcup in Hamburg<br />
habe ich auch noch nie gewonnen. So<br />
gesehen wird es nie schwer werden, sich<br />
zu motivieren!<br />
7
8<br />
Muss HipHop immer ernsthaft<br />
sein? Und muss er stän<strong>di</strong>g auf<br />
der Stelle treten? Auf <strong>di</strong>ese<br />
Fragen haben Deichkind eine<br />
allzu klare Antwort: Nein. Ihr<br />
neuestes Album,<br />
ironischerweise „Arbeit nervt“<br />
betitelt, ist ihr eindrucksvolles<br />
Gegenargument. Im deutschen<br />
HipHop ist <strong>di</strong>e Zeit für einen<br />
Wandel gekommen. Es gibt<br />
endlich wieder Alternativen<br />
zum Frauen und Konkurrenten<br />
<strong>di</strong>ffamierenden HipHop. Spaß<br />
und Ironie sind zurück. Der<br />
Dank gilt derzeit dem<br />
Hamburger Rapper Das Bo und<br />
natürlich Deichkind.<br />
Über den deutschsprachigen HipHop<br />
wurde zuletzt in den Me<strong>di</strong>en heftig<br />
<strong>di</strong>skutiert. Meist weniger wegen der<br />
Musik. Es ging um <strong>di</strong>e derben Texte und<br />
das oft nur vorgegaukelte, knallharte<br />
Image <strong>di</strong><strong>ver</strong>ser Künstler: siehe Massiv,<br />
Fler oder auch den Branchenprimus<br />
Bushido.<br />
Nun <strong>ver</strong>anstalten <strong>di</strong>e schon seit 1997<br />
umtriebigen Deichkind auf „Arbeit<br />
nervt“ <strong>di</strong>e große Sause. Jetzt darf wieder<br />
ungeniert gelacht werden. Erst recht,<br />
wenn <strong>di</strong>e Hamburger, zu denen seit<br />
neuestem auch Ferris MC gehört, auf der<br />
Bühne stehen. Nur zu gerne erinnert<br />
man sich an ihren phänomenalen<br />
Auftritt beim Rocco del Schlacko 2008 –<br />
inklusive selbstgebastelten<br />
Raumanzügen, eckigen Helmen, einem<br />
ulkigen UFO Marke Eigenbau, das eher<br />
wie eine Showtreppe aussah, und<br />
obendrein noch Schlauchboot und<br />
Trampolin. Man <strong>musste</strong> nicht zuvor<br />
intensiv dem Alkohol zugesprochen<br />
haben, um <strong>di</strong>esen Auftritt zu genießen.<br />
Wer ihn <strong>ver</strong>passt hat, der sollte sich <strong>di</strong>e<br />
kommende Tournee nicht entgehen<br />
lassen. Zumal Deichkind Mitte Dezember<br />
in <strong>di</strong>e Saarbrücker Garage kommen<br />
werden.<br />
Deichkind:<br />
Bis dahin darf man sich ausgiebig mit<br />
„Arbeit nervt“ beschäftigen. Zwar wird<br />
das Album in der Presse schon wegen<br />
seiner Albernheit kritisiert. Doch im<br />
HipHop ging es selten um Konsens.<br />
Anecken war und ist erlaubt. So<br />
präsentieren sich Deichkind auf ihrem<br />
vierten Album als wortgewandte<br />
Pseudo-Proleten, <strong>di</strong>e selbst vor dem<br />
Arbeiterlied „Völker, hört <strong>di</strong>e Signale“<br />
keine Angst haben und daraus „Hört ihr<br />
<strong>di</strong>e Signale“ machen. Aller<strong>di</strong>ngs lassen<br />
sie in ihrer Version im wahrsten Sinne<br />
<strong>des</strong> Wortes <strong>di</strong>e Kronkorken der<br />
Bierflaschen knallen. Dazu singen sie:<br />
„Hört ihr <strong>di</strong>e Signale? <strong>Die</strong> Sauf-Signale?“<br />
und „Ein Hoch auf <strong>di</strong>e internationale<br />
Getränkequalität!“
Derweil skan<strong>di</strong>eren sie im Titelsong zu<br />
einem fantastisch monoton wirkenden<br />
Beat „Bier“. Wahrscheinlich sind es<br />
solche Textpassagen, <strong>di</strong>e Kritiker<br />
kopfschüttelnd abwinken lassen. Sieht<br />
man mal von einigen wenigen allzu<br />
albernen Texten ab, <strong>di</strong>e Musik ist genial:<br />
dank einer Mischung aus HipHop und<br />
Electro wie in dem<br />
Computer-Mensch-Beziehungsdrama<br />
„Ich und mein Computer“ oder der auf<br />
Kitsch getrimmten Ballade „Luftbahn“.<br />
Einmal erklingt gar Dance-Rock („Urlaub<br />
vom Urlaub“). Zudem zitieren sie Glam<br />
Rock („Ho<strong>ver</strong>craft“) und<br />
Früh-Achtziger-Rock („Arbeit nervt“).<br />
Im Großen und Ganzen ist der<br />
Deichkind-Humor ansteckend. Live<br />
definitiv noch mehr. Bis dahin ist es ja<br />
nicht mehr lange.<br />
Infos zu Deichkind:<br />
1997 gründeten Malte Pittner und<br />
Philipp Grütering <strong>di</strong>e Rap-Gruppe<br />
Deichkind. Zwei Jahre später stieß<br />
Bartosch Jez<strong>nach</strong> alias Buddy<br />
Inflagranti dazu. Kurz drauf wurde<br />
<strong>di</strong>e Band um den<br />
Hackert erweitert. In <strong>di</strong>eser Besetzung<br />
entstand das Debütalbum „Bitte<br />
ziehen Sie durch“ (2000), das mit seinem<br />
intelligenten wie ironischen<br />
Deutsch-HipHop bis auf Rang 18 der<br />
Charts kletterte. Mit den Jahren<br />
mischten sich <strong>ver</strong>stärkt elektronische<br />
Einflüsse unter ihre Musik, was<br />
nicht jedem zu gefallen schien. Ihr<br />
drittes Album „Aufstand im<br />
Schlaraffenland“ (2006) fand sich<br />
le<strong>di</strong>glich auf Platz 68 der Charts wieder.<br />
Sowohl Pittner als auch Jez<strong>nach</strong> stiegen<br />
später aus. Dafür hatten<br />
Deichkind bereits Anfang 2008 den<br />
Rapper Sascha Reimann, besser bekannt<br />
unter seinem Künstlernamen Ferris MC,<br />
engagiert. Mit ihm gingen sie<br />
sogleich auf Club- und im Sommer auch<br />
auf Festival-Tournee. Deichkind<br />
gastierten u.a. auf dem <strong>di</strong>esjährigen<br />
Rocco del Schlacko und hinterließen<br />
als letzter Act <strong>des</strong> Festivals mit einer<br />
absolut mitreißenden Show einen<br />
mehr als bleibenden Eindruck. Mitte<br />
Oktober erschien mit „Arbeit nervt!“<br />
(Uni<strong>ver</strong>sal Music) ihr nunmehr viertes<br />
Album. Am 15. Dezember treten<br />
Deichkind in der Garage in Saarbrücken<br />
auf. Karten sind an den<br />
entsprechenden Vor<strong>ver</strong>kaufsstellen<br />
erhältlich.<br />
Text: Kai Florian Becker<br />
Fotos: Nikolaus Brade<br />
9
10<br />
„Langstreckenkämpfer“ nennt<br />
Filmemacher Martin Keßler<br />
Ernesto alias Ernst Kroch, den<br />
er seit Jahren immer wieder mit<br />
der Kamera begleitet hat. Der<br />
heute 91-Jährige saß im<br />
Konzentrationslager, <strong>musste</strong><br />
vor zwei Diktaturen fliehen.<br />
Auf Einladung der DGB-Jugend<br />
Saar kam er mit seiner Ehefrau<br />
Eva Kroch-Weil und Keßler <strong>nach</strong><br />
Saarbrücken.<br />
Im Filmhaus in der Mainzerstraße in<br />
Saarbrücken wurde <strong>di</strong>e zweiteilige<br />
Dokumentation von Keßler über den<br />
Lebensweg von Ernst Kroch gezeigt. Der<br />
inzwischen 91-jährige Kroch kommt<br />
mühelos <strong>di</strong>e Treppe im Filmhaus hoch.<br />
Ein freundlicher alter Mann mit wachen<br />
Augen kommt sofort mit den wartenden<br />
Zuschauern ins Gespräch. Sein hohes<br />
Alter merkt man ihm nicht an, ebenso<br />
wenig Mü<strong>di</strong>gkeit oder gar Resignation,<br />
was <strong>nach</strong> seinem Lebensweg nicht<br />
<strong>ver</strong>wunderlich wäre. Er engagiert sich<br />
<strong>nach</strong> wie vor in Uruguay in sozialen<br />
Projekten und in Deutschland, wo er sich<br />
mehrere Monate im Jahr aufhält und<br />
<strong>ver</strong>sucht, Geld für seine Projekte zu<br />
sammeln.<br />
Der Widerstandskämpfer Ernesto Kroch<br />
Kroch tritt bei Veranstaltungen wie in<br />
Saarbrücken auf, um im besten Sinne<br />
<strong>des</strong> Wortes aufzuklären über <strong>di</strong>e<br />
Gefahren von Rechtsextremismus,<br />
Rassismus und <strong>di</strong>e Auswirkungen einer<br />
unkontrollierbaren Globalisierung, der<br />
immer mehr Menschen weltweit zum<br />
Opfer fallen. „Der Kapitalismus ist nicht<br />
<strong>di</strong>e Lösung für <strong>di</strong>e Menschen. Eine<br />
andere Welt ist möglich“, sagt er fast<br />
trotzig an <strong>di</strong>esem Abend in Saarbrücken.<br />
Rückblick: 1917 wurde Ernst in Breslau<br />
als Kind deutsch-jü<strong>di</strong>scher Eltern<br />
geboren. Der gelernte<br />
Maschinenschlosser engagiert sich gegen<br />
den aufkommenden Faschismus, arbeitet<br />
im Untergrund, wird aber im Alter von<br />
17 Jahren <strong>ver</strong>haftet und im Juni 1933 im<br />
Konzentrationslager Lichtenburg in<br />
Sachsen- Anhalt inhaftiert. Aber er hat<br />
Glück, kommt frei und gelangt <strong>nach</strong><br />
Umwegen über Ungarn und Jugoslawien<br />
von Marseille aus mit dem<br />
Flüchtlingsschiff „Alsina“ <strong>nach</strong> Uruguay.<br />
Krochs Eltern werden im KZ Auschwitz<br />
ermordet.
Kroch arbeitet über Jahrzehnte im<br />
gleichen Betrieb, ist in der<br />
Metallarbeitergewerkschaft und der<br />
Kommunistischen Partei Uruguays aktiv.<br />
<strong>Die</strong> KP hat er seit Jahren <strong>ver</strong>lassen, sie<br />
war ihm zu dogmatisch und zu wenig<br />
bereit, aus dem Zusammenbruch <strong>des</strong><br />
„realen Sozialismus“ zu lernen. Als<br />
Anfang der 70er Jahre <strong>di</strong>e Militärs in<br />
Uruguay eine Diktatur errichteten, lebte<br />
er erst einige Jahre im Untergrund und<br />
<strong>musste</strong> schließlich ein zweites Mal um<br />
sein Leben fürchten und fliehen. Er<br />
kehrte für drei Jahre <strong>nach</strong> Deutschland<br />
zurück, lebte in Frankfurt, „im Exil in der<br />
Heimat“, wie er später schreiben wird.<br />
1985 kann er <strong>nach</strong> Uruguay<br />
zurückkehren und ist wieder mittendrin<br />
beim Aufbau einer neuen,<br />
demokratischen und sozial gerechten<br />
Welt. Neben seinem lebenslangen<br />
Engagement in der Gewerkschaft und in<br />
der politischen Linken schreibt er seit<br />
gut zwanzig Jahren für deutsche<br />
Zeitschriften und Zeitungen – so etwa<br />
für <strong>di</strong>e in Ostberlin erschienene<br />
Weltbühne – und hat acht Bücher, drei<br />
davon auf Deutsch, <strong>ver</strong>öffentlicht,<br />
darunter seine Autobiografie „Heimat<br />
im Exil – Exil in der Heimat“.<br />
Text: Joachim Heinz<br />
Fotos: Martin Keßler<br />
Uruguay, sagt Kroch, ist seine politische<br />
Heimat, wo er weiterhin in sozialen<br />
Projekten und im linken Parteienbündnis<br />
„Frente Amplio“ (breite Front), <strong>di</strong>e<br />
zurzeit <strong>di</strong>e Regierung stellt, arbeitet und<br />
wo er seine Freunde hat. Deutschland ist<br />
für ihn wichtig, nicht nur weil hier seine<br />
Wurzeln sind, sondern weil er hier Geld<br />
für seine Arbeit in Uruguay sammeln<br />
kann.<br />
Im Juni 2008 kehrte Kroch mit Ehefrau<br />
und dem Filmemacher Keßler erstmals<br />
an den Ort seiner Inhaftierung zurück. Er<br />
besuchte <strong>di</strong>e Gedenkstätte <strong>des</strong> KZs<br />
Lichtenburg und plä<strong>di</strong>erte auf der<br />
Veranstaltung anlässlich <strong>des</strong> 75.<br />
Jahrestages der Einrichtung eindringlich,<br />
<strong>di</strong>e Gedenkstätte langfristig zu erhalten,<br />
um <strong>di</strong>e Verbrechen der Nazis und <strong>di</strong>e<br />
Leiden und Namen der Opfer nicht in<br />
Vergessenheit geraten zu lassen. Das<br />
„KZ-Schloss“ heißt – in Anlehnung an<br />
<strong>di</strong>e ursprüngliche Verwendung der<br />
Lichtenburg – der Titel <strong>des</strong> zweiten Teils<br />
der Dokumentation „Ernesto alias Ernst“<br />
von Martin Keßler. Man merkt deutlich<br />
wie <strong>di</strong>e Erinnerung an den Ort <strong>des</strong><br />
Grauens, seine tägliche To<strong>des</strong>angst, Ernst<br />
Kroch psychisch und physisch mitnimmt.<br />
Es war ein spannender Abend mit einem<br />
faszinierenden Menschen, mit Ernesto<br />
alias Ernst.<br />
11
Turner Philipp Matzke Auf dem<br />
Mit sieben<br />
Jahren hat er<br />
angefangen, heute turnt der<br />
18-jährige Philipp Matzke in der<br />
Bun<strong>des</strong>liga. Dafür muss er bis<br />
zu 24 Stunden Training in der<br />
Woche investieren. Warum auch<br />
nicht, schließlich ist Turnen sein<br />
Hobby.<br />
„Es macht mir Spaß, auszuprobieren,<br />
welche koor<strong>di</strong>nativen Fähigkeiten ich<br />
habe, ich möchte <strong>di</strong>e eigenen Grenzen<br />
an meinem Körper erfahren.“ Und das<br />
kann Philipp Matzke am Besten beim<br />
Sprung oder am Boden. Seit elf Jahren<br />
turnt der 18-Jährige jetzt schon, trainiert<br />
sechs Mal <strong>di</strong>e Woche, jeweils drei bis vier<br />
Stunden am Olympiastützpunkt<br />
Saarbrücken.<br />
Angefangen hat er mal mit Fußball. Da<br />
war der Bliesransbacher aber gerade<br />
sechs Jahre alt und hat schnell gemerkt:<br />
„Das war nicht mein Sport...“ Was lag da<br />
näher, als mit Mutter Ju<strong>di</strong>th zum<br />
Training zu gehen. Klar, <strong>di</strong>e war<br />
Turnerin. Genau wie ihre Mutter auch.<br />
Bruder Tobias (heute 15) ging später<br />
natürlich auch mit. Nur Vater Werner<br />
entschied sich für Stabhochsprung. <strong>Die</strong><br />
Matzkes sind halt sportlich. Trainer<br />
Bernhard Amboss nahm damals den<br />
kleinen Matzke beim TuS Bliesransbach<br />
unter seine Fittiche und formte ihn,<br />
Bernhard Leuck übernahm ihn dann<br />
<strong>nach</strong> dem Wechsel zur Sportschule.<br />
Heute turnt Philipp in der<br />
Bun<strong>des</strong>ligariege der TG Saar, war im<br />
letzten Jahr Deutscher Vizemeister mit<br />
<strong>di</strong>eser Mannschaft. In der Altersklasse<br />
(17/18) wurde er sogar Deutscher<br />
Meister am Boden, seiner<br />
Lieblings<strong>di</strong>sziplin – neben dem Sprung.<br />
Sprung<br />
<strong>Die</strong> harte<br />
Arbeit in der<br />
Turnhalle hat sich ausgezahlt. Wobei ihn<br />
der Kraftraum selten sieht, Turner<br />
„trainieren schließlich mit ihrem eigenen<br />
Körpergewicht“, um Muskeln<br />
aufzubauen, sagt er. In seiner Sportart<br />
fühlt sich der angehende Abiturient<br />
auch wohl, weil er selber entscheiden<br />
kann, welche Übungen er in seiner<br />
Trainingseinheit absolviert, „je <strong>nach</strong>dem,<br />
wie ich drauf bin.“<br />
Heute trainiert Philipp unter Trainer<br />
Viktor Schweizer, zum Beispiel den<br />
„Strecksalto mit doppelter Schraube“ für<br />
den Sprung. Für <strong>di</strong>ese Schwierigkeit<br />
erreichte der junge Turner mit 15,6 von<br />
16,2 möglichen Punkten bisher seine<br />
Bestleistung. Am Boden wurde er mit<br />
14,55 von 15,3 möglichen Punkten<br />
Deutscher Meister.<br />
Auf <strong>di</strong>e Frage, ob er<br />
denn wirklich jeden Tag<br />
Lust auf Turnen hat, antwortet er mit<br />
einem klaren und eindeutigen „Ja,<br />
natürlich!“ Zu wenig Freizeit? „Wieso,<br />
das Turnen ist meine Freizeit, außerdem<br />
bleiben ja noch <strong>di</strong>e Wochenenden. Da<br />
bleibt genug Zeit für Freunde...“ <strong>Die</strong><br />
etwas schwierigeren Jahre in Sachen<br />
Motivation hat Philipp bereits hinter<br />
sich. Während der Pubertät sei ihm das<br />
Training nicht immer leicht gefallen.<br />
Was aber auch mit dem für Turner<br />
„störenden“ Wachstum<br />
zusammenhänge: „Wenn man wächst,<br />
ändern sich stän<strong>di</strong>g <strong>di</strong>e<br />
Hebel<strong>ver</strong>hältnisse,<br />
stän<strong>di</strong>g muss man<br />
umlernen.“<br />
Wohin<br />
führt der Weg<br />
eines talentierten<br />
Nachwuchsturners?<br />
2012 <strong>nach</strong> London?<br />
Wohl eher nicht, da Philipp kein<br />
Vollzeit-Turner werden möchte. „Halb<br />
Turnen, halb Schule“ sei im Moment<br />
okay. Nach dem Abi möchte Philipp<br />
entweder eine Ausbildung zum<br />
Kriminalkommissar machen oder<br />
stu<strong>di</strong>eren. Sein sportliches Ziel ist es, sich<br />
in der Bun<strong>des</strong>ligamannschaft zu<br />
etablieren, sich 2009 bei den Deutschen<br />
Meisterschaften für das Boden- und das<br />
Sprungfinale zu qualifizieren.<br />
Text: Peter Jacob<br />
Fotos: Peter Riede
3<br />
Neues von TOM<br />
neue Brüller<br />
Seine Drei-Bilder-<br />
Comics sind beliebt.<br />
Lachen ist garantiert.<br />
Pünktlich zum Jahreswechsel<br />
hat TOM wieder Kalender<br />
und einen neuen „Ziegel“<br />
herausgegeben.<br />
Zwei Mal im Jahr erscheint <strong>di</strong>e<br />
„in4mation“ mit den lustigen TOM-<br />
Cartoons. Das Azubi-Lexikon ist sehr<br />
beliebt. <strong>Die</strong> letzte Umschlagseite hat im<br />
August <strong>di</strong>e Fans <strong>des</strong> 1. FC Saarbrücken<br />
zum Schmunzeln gebracht... Verzicht<br />
üben in der Zeit dazwischen muss<br />
<strong>des</strong>wegen aber niemand, <strong>di</strong>e TOMlose<br />
Zeit lässt sich nämlich prima<br />
überbrücken: Zum Beispiel mit TOMs<br />
witzig-frechem Taschenkalender, der für<br />
je<strong>des</strong> Wochenblatt ein Touché vorhält.<br />
52 Mal Lachen ist also garantiert.<br />
Wer Platz an der Wand hat, greift<br />
in<strong>des</strong>sen zum TOM-Kalender 2009, einer<br />
Mischung aus Touchés – das sind aus drei<br />
Bildern bestehende Mini-Comic-Strips,<br />
<strong>di</strong>e TOM montags bis samstags in der<br />
Berliner Tageszeitung (taz) seit 17 Jahren<br />
<strong>ver</strong>öffentlicht – und Einzelcartoons.<br />
Tja, und wer ein freies Plätzchen im<br />
Bücherregal hat, dem sei der neue<br />
„Ziegel“ empfohlen: Wegen ihres<br />
ungewöhnlichen Formats und Umfangs<br />
haben TOMs Touché-Bände von den<br />
Fans den Kosenamen „Ziegel“<br />
bekommen. Auf der letzten Seite <strong>di</strong>eses<br />
Ziegels darf man getrost einmal<br />
ehrfürchtig innehalten – 5.000 Strips, in<br />
Worten fünftausend Strips! Gezeichnet<br />
von einem einzigen Menschen. Das<br />
schaffen andere in ihrem ganzen Leben<br />
nicht. Und wenn, dann nicht so gut.<br />
Damit hat TOM, wenn man seine Ziegel<br />
aufeinander stapelt, seinen Helden<br />
schon jetzt ein <strong>ver</strong><strong>di</strong>entes Denkmal<br />
gesetzt: Der Post-Oma, dem kleinen<br />
Buddler, der Baumliebhaberin, dem<br />
Bademeister, den schrulligen Zeuginnen<br />
Jehovas Hanni und Nanni, dem Teufel<br />
und seinem Gehilfen Schulze. Im 5000er<br />
hat der Wahlberliner wieder 500 Strips<br />
zwischen zwei Pappdeckel gemalt. Ein<br />
Muss, nicht nur für Fans. In <strong>di</strong>e<br />
Hosentasche passt am besten „Der kleine<br />
TOM Kalender 2009“.<br />
TOM Touché 5000. Lappan-Verlag.<br />
10 Euro.<br />
TOM Wochenkalender. Lappan-Verlag.<br />
9,95 Euro.<br />
Der kleine TOM. Taschenkalender.<br />
Verlag „<strong>Die</strong> Werkstatt“. 7,95 Euro.<br />
Text: Peter Jacob<br />
Cartoons: TOM<br />
21
22<br />
Wer früher seine Geheimzahl<br />
auf der EC-Karte notiert hatte,<br />
der galt den Banken als<br />
Sicherheitsrisiko, den Freunden<br />
als dumm. Heute sind <strong>di</strong>e Daten<br />
<strong>di</strong>gital, und <strong>di</strong>e Daten<strong>di</strong>ebe<br />
lauern einfach überall. Auch<br />
dort, wo man nicht mit ihnen<br />
rechnet. Doch man kann sich<br />
schützen.<br />
Insbesondere Lotterieunternehmen, aber<br />
auch Telefonanbieter und Buchclubs<br />
beauftragen Call-Center mit der<br />
Kundenwerbung. Einige <strong>di</strong>eser<br />
Anruf-Fabriken haben sich ganze<br />
Datensätze von Kunden mit Anschrift,<br />
Geburtsdatum, Telefonnummer und<br />
Bank<strong>ver</strong>bindung besorgt. Dann rufen Sie<br />
bei Kunden an, bewerben ein Produkt.<br />
Das wird dann zwar nicht bestellt, aber<br />
plötzlich findet sich auf den<br />
Kontoauszügen eine Abbuchung.<br />
Unser Tipp: Min<strong>des</strong>tens alle zwei<br />
Wochen <strong>di</strong>e Kontoauszüge kontrollieren.<br />
Wer unerlaubte Abbuchungen findet,<br />
sollte zu seiner Bank gehen und <strong>di</strong>ese<br />
rückgängig machen. In der Regel bleibt<br />
dafür sechs Wochen Zeit.<br />
Eine andere Masche sind Anrufe von der<br />
„Bun<strong>des</strong>zentrale Verbraucherservice“<br />
oder vom „Verbraucherschutz<br />
Deutschland“. <strong>Die</strong> Bezeichnungen<br />
ähneln oft den tatsächlich existierenden<br />
Einrichtungen wie <strong>di</strong>e<br />
Verbraucherzentrale (deren Mitarbeiter<br />
nie von sich aus anrufen würden). <strong>Die</strong><br />
Tarnorganisationen rufen an und wollen<br />
sich mit der Angst vor Datenmissbrauch<br />
<strong>di</strong>e Taschen füllen. „Sie erhalten keine<br />
unerwünschten Werbeanrufe mehr“,<br />
lautet das Versprechen der Abzocker.<br />
Ganz frech sind <strong>di</strong>ejenigen, <strong>di</strong>e<br />
behaupten, illegal abgebuchte Gelder<br />
zurückzuholen. Der „Service“ soll dann<br />
bis zu 120 Euro kosten.<br />
Unser Tipp: Gespräche solcher Art gleich<br />
abblocken. Wie gesagt: <strong>Die</strong><br />
Verbraucherzentralen <strong>ver</strong>kaufen ihre<br />
<strong>Die</strong>nste niemals am Telefon! Zur<br />
Sicherheit sollte man <strong>nach</strong> solch einem<br />
Anruf noch seine Kontoauszüge auf<br />
unerlaubte Abbuchungen hin<br />
überprüfen.<br />
Vorsicht Datenklau<br />
<strong>Die</strong> üblen Methoden<br />
der Daten-Mafia<br />
Text: Peter Jacob<br />
Fotos:<br />
Nicolas Oswald<br />
Wer freut sich nicht über einen<br />
unerhofften Gewinn? Hinter den<br />
Gewinnspielen steckt vor allem ein Ziel:<br />
<strong>Die</strong> Anbieter wollen Daten sammeln!<br />
Und nicht nur das: <strong>Die</strong>se Daten werden<br />
dann weiter<strong>ver</strong>kauft. Manchmal steckt<br />
auch Geldabzocke dahinter, wenn zum<br />
Beispiel eine (0137)er-Nummer<br />
angerufen werden muss.<br />
Unser Tipp: Immer das Kleingedruckte<br />
lesen. <strong>Die</strong> Weitergabe der Daten an<br />
Dritte und <strong>di</strong>e Zusendung von Werbung<br />
untersagen. Wird man angerufen,<br />
immer <strong>di</strong>e Daten <strong>des</strong> Anrufers notieren.<br />
Und: Niemals <strong>di</strong>e eigene Kontonummer<br />
<strong>ver</strong>raten!
Datenparty.de<br />
Unter www.datenparty.de ist Ende<br />
Oktober eine neue Seite an den Start<br />
gegangen. Der Lan<strong>des</strong>beauftragte für<br />
Datenschutz und Informationsfreiheit<br />
und der Jugendser<strong>ver</strong> Saar sind <strong>di</strong>e<br />
Betreiber. Dort gibt es viele weitere<br />
Tipps und konkrete Ansprechpartner bei<br />
akuten Problemen (Menüpunkt:<br />
„Feuerwehr“).<br />
Moderne Kopierer bieten heute ganz<br />
besondere Gefahren. Wer<br />
Bewerbungsunterlagen,<br />
Gehaltsabrechnungen oder<br />
Steuererklärungen in modernen<br />
Copy-Shops auf den Kopierer legt, ahnt<br />
nicht, dass alle Daten auf der Festplatte<br />
hinterlassen bleiben. <strong>Die</strong> neuen <strong>di</strong>gitalen<br />
Kopierer haben Festplatten, <strong>di</strong>e bis zu<br />
10.000 Seiten speichern – und<br />
reproduziert werden können! Dafür<br />
wird ein Super-Passwort benötigt, zu<br />
bekommen über Handbücher im<br />
Internet.<br />
Unser Tipp: Sensible Papiere lieber auf<br />
dem heimischen Multifunktionsdrucker<br />
kopieren oder alte Kopierer benutzen.<br />
Wer sein Notebook oder seinen<br />
Computer <strong>ver</strong>kauft, sollte sehr vorsichtig<br />
sein. Viele meinen, wenn sie <strong>di</strong>e Inhalte<br />
der Festplatte löschen oder auf den<br />
Papierkorb schieben, dann seien sie<br />
wirklich gelöscht. Fehlanzeige: <strong>Die</strong><br />
Löschfunktion entfernt nur den Verweis<br />
auf <strong>di</strong>e Datei. <strong>Die</strong> eigentlichen Inhalte<br />
bleiben auf der Festplatte und lassen<br />
sich mit Gratisprogrammen aus dem<br />
Internet leicht wiederherstellen.<br />
Unser Tipp: Zum vollstän<strong>di</strong>gen Löschen<br />
der Daten müssen <strong>di</strong>ese mehrfach<br />
überschrieben werden. Hierfür gibt es<br />
spezielle Programme, wie beispielsweise<br />
den Secure Eraser. <strong>Die</strong>ses Programm ist<br />
für den privaten Gebrauch sogar<br />
kostenlos.<br />
Beim Surfen können Daten<strong>di</strong>ebe<br />
dazwischenfunken. Klar, niemand würde<br />
<strong>ver</strong>trauliche Informationen per<br />
Postkarte <strong>ver</strong>schicken, doch genau das<br />
passiert, wenn über ein ungesichertes<br />
WLAN-Netz im Internet gesurft wird.<br />
Jeder kann sich Zugang zu den Daten<br />
<strong>ver</strong>schaffen.<br />
Unser Tipp: Schutz gibt es, wenn das<br />
Standard-Passwort geändert wird,<br />
außerdem sollte man <strong>di</strong>e<br />
Fernkonfiguration abschalten.<br />
Zur Verschlüsselung den besseren<br />
WPA-2-Standard wählen.<br />
Soziale Netzwerke im Internet sind<br />
immer mehr im Kommen. Zum Beispiel<br />
Stu<strong>di</strong>VZ oder Stayfriends. Für <strong>di</strong>e<br />
Datenmafia ist das eine Fundgrube: Es<br />
werden Informationen aus <strong>di</strong>esen<br />
Netzwerken herausgezogen und dann<br />
„personalisierte Phishing-Angriffe“<br />
gestartet: Das sind Lock-Mails, in denen<br />
das Opfer <strong>ver</strong>traulich angesprochen wird<br />
und dann Daten <strong>ver</strong>raten soll.<br />
Unser Tipp: In solchen Netzwerken<br />
immer ein Pseudonym <strong>ver</strong>wenden!<br />
Niemals dasselbe Passwort <strong>ver</strong>wenden,<br />
dass z.B. auch bei eBay zum Einsatz<br />
kommt.<br />
Wer kennt sie nicht, <strong>di</strong>e <strong>di</strong><strong>ver</strong>sen<br />
Bonus- und Rabattkarten. Dabei ist <strong>di</strong>e<br />
Ersparnis durch <strong>di</strong>ese Karten relativ<br />
gering, <strong>di</strong>e ausgelobten Prämien für<br />
Bonuspunkte fallen recht dürftig aus.<br />
Mit einer solchen Karte erklären sich <strong>di</strong>e<br />
Besitzer bereit, dass Informationen über<br />
ihr Kauf<strong>ver</strong>halten gespeichert werden –<br />
und an unzählige Kartenpartner<br />
weitgegeben werden. Unkontrolliert<br />
flattert Werbung ins Haus.<br />
Unser Tipp: Auf Bonus- und<br />
Rabattkarten, <strong>di</strong>e elektronische Daten<br />
speichern, am besten <strong>ver</strong>zichten.<br />
23
24<br />
Hendrik Gergen Hendrik Gergen<br />
Perspektiven<br />
„Fotografien sind allgegenwärtig… Was<br />
bedeutet das?” fragte 1983 der<br />
Kommunikationsphilosoph Vilém Flusser.<br />
Fünfundzwanzig Jahre später hat sich<br />
das fotografische Bild in seiner me<strong>di</strong>alen<br />
Verbreitung weiter ausgedehnt.<br />
Globalisierend im WorldWideWeb wird<br />
es unendliche Male reproduziert,<br />
<strong>ver</strong>schlagwortet und ist ohne<br />
Unterbrechungen rund um <strong>di</strong>e Uhr<br />
<strong>ver</strong>fügbar. Über vierhundert Jahre lang<br />
bestimmte das gedruckte Wort in seiner<br />
linearen Ordnung <strong>di</strong>e kulturelle<br />
Entwicklung.<br />
Mit den Erfindungen der technischen<br />
Bild- und Tonapparate im 19. und 20.<br />
Jahrhundert begann eine rasante<br />
Entwicklung technischer Neuerungen in<br />
immer kürzeren Zeitabständen. <strong>Die</strong><br />
Digitalisierung <strong>des</strong> fotografischen<br />
Prozesses trägt dazu bei, dass<br />
mittlerweile jeder fotografieren kann<br />
und seine Bilder auf unterschiedlichsten<br />
Plattformen im Netz <strong>ver</strong>breiten kann.<br />
Ohne eigenes Abbild im <strong>di</strong>gitalen Netz<br />
anscheinend keine Existenz. Das Eigene,<br />
das Private, das Intime wird zum<br />
Öffentlichen.<br />
Franka Wohlt Franka Wohlt<br />
Nicolas Oswald<br />
Das fotografische Bild nimmt in der<br />
visuellen Kommunikation eine<br />
herausragende Stellung ein und<br />
gestaltet das visuelle Erscheinungsbild<br />
der „wahren” Welt und der Warenwelt<br />
und prägt damit maßgeblich ihr Image.<br />
<strong>Die</strong> Geschwin<strong>di</strong>gkeit der Entwicklung<br />
und Vermarktung von Gütern in<br />
sämtlichen Bereichen <strong>des</strong> Konsums hat<br />
zugenommen. Gleichzeitig <strong>ver</strong>stärkt <strong>di</strong>e<br />
Entwicklung der fotografischen<br />
Bildsprache aufgrund der technischen<br />
Umbrüche den Prozess, bei dem sich <strong>di</strong>e<br />
Fotografie vom reinen Abbild hin zur<br />
Gestaltung eines komplexen visuellen<br />
Images entwickelt.<br />
zeitgenössischer
Nicolas Oswald<br />
Aber welches sind <strong>di</strong>e Bilder, welches<br />
sind <strong>di</strong>e Themen junger deutscher<br />
Fotografie? Es gibt keine eindeutigen<br />
oder einzigartigen Trends zu<br />
beobachten. Eher sind es pluralistische<br />
Ansätze. <strong>Die</strong>se nehmen erfreulicherweise<br />
sozial- und gesellschaftspolitische, sowie<br />
kulturelle Themen <strong>ver</strong>mehrt in ihren<br />
Fokus. Das gesamte Spektrum der<br />
Fotografie in einem Spannungsfeld<br />
zwischen Bilddokumentation,<br />
Bil<strong>di</strong>nszenierung und Bilderfindung<br />
wird genutzt. Theoretisch fun<strong>di</strong>erte<br />
Konzeptionen sind der Ausgangspunkt<br />
für herausragende bildsprachliche<br />
Realisierungen in Form von<br />
Einzelbildern, Serien und Büchern. <strong>Die</strong><br />
neue Fotografengeneration entwickelt<br />
Bil<strong>di</strong>nhalte wie -botschaften zu immer<br />
subtileren, komplexeren und<br />
intelligenteren Visualisierungen weiter.<br />
Text: Frank Schumacher,<br />
Lette-Verein Berlin<br />
Fotografie<br />
Michael Schütze<br />
Florian Heß Florian Heß<br />
Michael Schütze
26<br />
Weil zu wenig Geld da ist,<br />
klemmt es oft bei der<br />
Ausbildung in den<br />
Krankenhäusern. Lisa<br />
Summkeller kämpft für<br />
Verbesserungen.<br />
„Ich wollte unbe<strong>di</strong>ngt <strong>nach</strong> <strong>vorne</strong>, mich<br />
durchkämpfen, damit <strong>di</strong>e <strong>Fahne</strong> von<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Saar in der ersten Reihe steht.“<br />
Lisa Summkeller bekommt jetzt noch<br />
etwas „Gänsehautfeeling“, wenn sie an<br />
<strong>di</strong>e Großdemonstration vom September<br />
denkt. Mit über 130.000 Beschäftigten<br />
aus dem Gesundheitswesen war sie <strong>nach</strong><br />
Berlin gekommen, um vor dem<br />
Brandenburger Tor für <strong>di</strong>e Zukunft der<br />
Krankenhäuser zu demonstrieren. Weil<br />
zu wenig Geld da ist, hapert es an allen<br />
Ecken und Enden. Auch im Saarland sind<br />
Stress, Arbeits<strong>ver</strong><strong>di</strong>chtung und<br />
Überstunden an der Tagesordnung,<br />
fehlen Personal und Geld. So war es für<br />
<strong>di</strong>e 23-jährige Vorsitzende <strong>des</strong><br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Lan<strong>des</strong>jugendfachkreises kein<br />
Wunder, dass auch über 1.000<br />
Saarländer <strong>di</strong>e strapaziöse Reise <strong>nach</strong><br />
Berlin angetreten hatten.<br />
Engagiert für ein besseres Gesundheitswesen<br />
„<strong>Die</strong> <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-<strong>Fahne</strong><br />
<strong>musste</strong> <strong>nach</strong> <strong>vorne</strong>“<br />
Warum so viele Jugendliche dabei<br />
waren? Lisa Summkeller gibt Auskunft.<br />
Ein wesentlicher Grund: Der Berufsstress<br />
wirkt sich <strong>di</strong>rekt auf <strong>di</strong>e Qualität der<br />
Ausbildung aus. Etwa wenn im<br />
theoretischen Unterricht „improvisiert“<br />
und der Anatomieunterricht von einem<br />
Biologen gehalten wird, fachlich korrekt,<br />
aber ohne den notwen<strong>di</strong>gen Bezug zur<br />
Pflege. Oder wenn es an der<br />
Bereitstellung von<br />
Ausbildungsmaterialien mangelt, wozu<br />
der Arbeitgeber <strong>ver</strong>pflichtet ist. Da<br />
macht es schon einen Unterschied, ob<br />
Lehrbücher zur Verfügung gestellt oder<br />
Kopien ausgeteilt werden.<br />
Auch <strong>di</strong>e wegen der Finanzprobleme<br />
zunehmende Unterrichtung in<br />
(zentralen) Verbundkrankenschulen ist<br />
problematisch. <strong>Die</strong> Schüler haben einen<br />
weiten Weg und für <strong>di</strong>e ärztlichen<br />
Mitarbeiter gibt es große Zeitprobleme:<br />
„Wenn ein Neurologe eine halbe Stunde<br />
für <strong>di</strong>e Fahrt einplanen soll, kann man<br />
fast erwarten, dass der Unterricht<br />
oftmals flöten geht“, erzählt Lisa<br />
Summkeller.<br />
Text: Jürgen Matheis<br />
Foto: Reiner Oettinger<br />
Auch beim Einsatz Auszubildender in<br />
den Kliniken wird das Arbeitszeitgesetz<br />
oft nicht ernst genommen, etwa wenn<br />
auf <strong>di</strong>e Mittagsschicht am anderen Tag<br />
<strong>di</strong>rekt ein Einsatz im Früh<strong>di</strong>enst folgt.<br />
„Verstöße <strong>di</strong>eser Art sind keine<br />
Einzelfälle, das war während der<br />
´Pflege-Tor-Tour´, der saarlandweiten<br />
Informationskampagne der<br />
Gewerkschaft <strong>ver</strong>.<strong>di</strong>, immer wieder zu<br />
hören“, berichtet Lisa Summkeller. Als<br />
Mitglied der Jugend- und<br />
Auszubildenden<strong>ver</strong>tretung im SHG-<br />
Klinikum Völklingen ist sie<br />
Ansprechpartnerin bei Fragen zur<br />
Ausbildung. Dabei spielen<br />
Zukunftsängste eine große Rolle. Seit<br />
langem ist es nicht mehr so, dass man<br />
<strong>nach</strong> der Ausbildung „automatisch“<br />
übernommen wird. Oft werden nur<br />
Teilzeit- oder Minijobs auf 400-Euro-Basis<br />
angeboten. Für Lisa Summkeller ist es<br />
besser gelaufen. Nach ihrer Übernahme<br />
wird sie „flexibel“ eingesetzt.<br />
Nephrologie, Urologie, Allgemeine<br />
Innere heißen <strong>di</strong>e Stationen. Für <strong>di</strong>e<br />
Zukunft ist eine fachliche Spezialisierung<br />
angesagt. Dabei soll das Engagement für<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong> nicht auf der Strecke bleiben.<br />
Denn im Gesundheitswesen gibt es –<br />
auch <strong>nach</strong> Berlin – immer noch „viele<br />
offene Baustellen“, sagt sie.
Sollte <strong>di</strong>e Telekom ihr<br />
Call-Center in Saarbrücken<br />
schließen, fallen auch Stellen<br />
für Auszubildende weg. <strong>Die</strong><br />
Auszubildenden<strong>ver</strong>tretung<br />
kämpft für den Erhalt <strong>des</strong><br />
Standortes.<br />
Florian Moser hat noch lange nicht<br />
resigniert. Hoch oben über Saarbrücken<br />
leitet er <strong>di</strong>e Sitzung der siebenköpfigen<br />
Auszubildenden<strong>ver</strong>tretung (AV) <strong>des</strong><br />
Telekom Trainings, eine Tochter der<br />
Deutschen Telekom. <strong>Die</strong> drohende<br />
Schließung <strong>des</strong> Call-Centers auf dem<br />
Eschberg steht natürlich auf der<br />
Tagesordnung. Noch immer ist nicht klar,<br />
was mit den 220 Saarbrücker<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
passiert: Geht es <strong>nach</strong> dem Willen <strong>des</strong><br />
Vorstands, dann stehen Bürostuhl und<br />
Computer der Betroffenen bald in<br />
Ludwigshafen: 78.000 Kilometer pro<br />
Jahr, 1.000 Stunden Fahrtzeit hat der<br />
21-Jährige überschlagen:<br />
„Ein Call-Center-Mitarbeiter<br />
<strong>ver</strong><strong>di</strong>ent <strong>nach</strong> der Ausbildung<br />
900 Euro netto.“ Damit sei<br />
pendeln ausgeschlossen, in<br />
Ludwigshafen alleine<br />
zu wohnen und<br />
davon zu<br />
leben<br />
quasi<br />
auch.<br />
<strong>Die</strong> Angst<br />
Telekom-Call-Center Saarbrücken<br />
Trotz eines gültigen Tarif<strong>ver</strong>trags mit<br />
Kün<strong>di</strong>gungsschutz bis 2012 <strong>ver</strong>suche <strong>di</strong>e<br />
Deutsche Telekom auf kaltem Wege<br />
Mitarbeiter loszuwerden. „Eine<br />
alleinerziehende Mutter, <strong>di</strong>e zudem<br />
noch in Teilzeit arbeitet, wird natürlich<br />
nicht <strong>nach</strong> Ludwigshafen fahren“, sagt<br />
AV-Mitglied und Vorsitzender der<br />
<strong>ver</strong>.<strong>di</strong>-Jugend Saar Mike Kirsch. Mit<br />
Aktionen machen <strong>di</strong>e jungen<br />
Telekom-Mitarbeiter <strong>di</strong>e Bevölkerung<br />
auf <strong>di</strong>e Missstände aufmerksam. Denn:<br />
In Saarbrücken seien <strong>di</strong>e Kosten für den<br />
Betrieb <strong>des</strong> Call-Centers günstiger als an<br />
anderen Standorten, dank moderner<br />
Routing-Technologie ist es völlig gleich,<br />
wo ein Mitarbeiter sitzt.<br />
Für <strong>di</strong>e Ausbildung konkret würde eine<br />
Schließung <strong>des</strong> hiesigen Call-Centers<br />
bedeuten, dass <strong>di</strong>e Leitung, also <strong>di</strong>e<br />
Ansprechpartner nicht mehr in<br />
Saarbrücken säßen. Insgesamt zählen<br />
zum Berufsbildungsstandort rund 150<br />
Azubis an der Saar sowie 75 in<br />
Ludwigshafen, Kaiserslautern und in<br />
Neustadt. „<strong>Die</strong> Qualität der Ausbildung<br />
hat in den letzten Jahren <strong>nach</strong>gelassen“,<br />
sagt IT-Systemkaufmann Leander Alt. Es<br />
im<br />
Nacken<br />
gehe in Richtung<br />
„Schmalspurausbildung“, wenn junge<br />
Kolleginnen und Kollegen mit dem<br />
Berufsziel „Kauffrau/mann für<br />
Dialogmarketing“ nicht mehr alle<br />
Bereiche durchlaufen, sondern nur in<br />
einer Sparte eingesetzt werden, „um<br />
dann möglichst schnell produktiv für das<br />
Unternehmen zu sein“, ergänzt Florian<br />
Moser. Zudem wurde im Rahmen der<br />
drohenden Schließung „angeboten“, <strong>di</strong>e<br />
Ausbildung von drei auf zwei Jahre zu<br />
<strong>ver</strong>kürzen; mit dem schlechteren<br />
Abschluss „Fachkraft für<br />
Dialogmarketing“. Alt hat beobachtet,<br />
„dass sich <strong>di</strong>e Ausbildungsmethoden den<br />
betrieblichen Bedürfnissen angepasst<br />
haben“. <strong>Die</strong> Lehrwerkstatt für<br />
angehende Fachinformatiker werde<br />
heute immer seltener genutzt.<br />
Im Call-Center sei <strong>di</strong>e Motivation der<br />
Mitarbeiter zurzeit sehr schlecht, sagen<br />
Lisa Kreuzer und Diana Asaturian:<br />
„Niemand weiß, wie es weitergeht.“<br />
Beide hatten sich bei der Deutschen<br />
Telekom, einem großen IT-Unternehmen,<br />
mehr für ihre Zukunft erhofft.<br />
Umschwenken auf einen anderen Beruf<br />
war nicht möglich, da beide bereits<br />
mitten in der Ausbildung sind.<br />
Der AV-Vorsitzende sieht das Kind noch<br />
nicht in den Brunnen gefallen: Nach drei<br />
Verhandlungsrunden stehe ein<br />
Einigungsstellen<strong>ver</strong>fahren an (das<br />
bei Redaktionsschluss noch nicht<br />
abgeschlossen war). Vor dem<br />
Richter werde der<br />
Gesamtbetriebsrat darlegen,<br />
dass <strong>di</strong>e vom Telekom-Vorstand<br />
vorgeschobenen Wirtschaftlichkeitskriterien<br />
nicht<br />
zutreffen, sagt<br />
Florian Moser. Er<br />
hofft, <strong>di</strong>e ArbeitsundAusbildungsplätze<br />
zu halten.<br />
Text: Peter Jacob<br />
Foto:<br />
Reiner Oettinger<br />
27
Ein Buch der<br />
Industriegewerkschaft Metall<br />
leuchtet kritisch <strong>di</strong>e<br />
Schattenwelt der Leiharbeit<br />
aus.<br />
28<br />
„Manchmal tun mir <strong>di</strong>ese Kollegen<br />
einfach leid. Im gleichen Betrieb<br />
<strong>ver</strong>richten sie gemeinsam mit den<br />
Beschäftigten der Stammbelegschaft<br />
<strong>di</strong>eselbe Tätigkeit, <strong>ver</strong><strong>di</strong>enen aber<br />
erheblich weniger“: Präzise beschreibt<br />
Simon Geib das Kernproblem der<br />
Leiharbeit. Der Jugendsekretär der IG<br />
Metall in Neunkirchen hat vielfältige<br />
Erfahrungen in <strong>di</strong>eser Schattensphäre<br />
der Arbeitswelt gesammelt. Nüchtern<br />
rechnet Geib vor: Gerade mal rund 7,30<br />
Euro pro Stunde erhalten <strong>di</strong>e meisten<br />
Beschäftigten in der Regel von ihrer<br />
Verleihfirma – doch im Entleihbetrieb<br />
liegt das Facharbeiterentgelt fast<br />
doppelt so hoch. Der Gewerkschafter<br />
berichtet von Leiharbeitern, <strong>di</strong>e<br />
ausstehende Lohnzahlungen<br />
reklamieren: In solchen Fällen würden<br />
Zeitarbeitunternehmen schon mal<br />
<strong>ver</strong>suchen, „mit Tricks jene zu kün<strong>di</strong>gen,<br />
<strong>di</strong>e sich wehren.“ Geib erzählt von einer<br />
Betroffenen, <strong>di</strong>e laut Vertrag in der<br />
Entleihfirma werktäglich von sechs bis<br />
14 Uhr antreten sollte, jeden zweiten<br />
Freitag aber nicht benötigt wurde: Der<br />
Verleihbetrieb habe kurzerhand<br />
<strong>ver</strong>langt, sie solle an <strong>di</strong>esem Tag halt<br />
Urlaub nehmen. „Erst <strong>nach</strong> langem<br />
Kampf konnte eine Einigung erzielt<br />
werden“, erinnert sich Geib.<br />
Solche Erfahrungen bestätigen <strong>di</strong>e<br />
kritischen Analysen im<br />
„Schwarzweißbuch Leiharbeit“ der IG<br />
Metall, <strong>des</strong>sen Publizierung zu der<br />
bun<strong>des</strong>weiten Kampagne „Gleiche<br />
Arbeit – Gleiches Geld“ gehört. Das<br />
Werk ist unkonventionell gestaltet:<br />
Man kann es drehen und wenden und<br />
mit der Lektüre von zwei Seiten<br />
beginnen. Der „schwarze“ Teil handelt<br />
von miserablen Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen, der<br />
„weiße“ Teil kündet vom<br />
gewerkschaftlichen Kampf für<br />
Verbesserungen.<br />
Am eindrucksvollsten sind gewiss <strong>di</strong>e<br />
Schilderungen konkreter Einzelfälle.<br />
Da ist etwa jener Mann, der bei einem<br />
Verleiher anheuern <strong>musste</strong>, weil ihm<br />
sonst ALG II gestrichen worden wäre:<br />
Er wurde für brutto 6,15 Euro <strong>di</strong>e Stunde<br />
zu unmöglichen Arbeitszeiten bei<br />
<strong>di</strong><strong>ver</strong>sen, auch weit entfernten<br />
Unternehmen komman<strong>di</strong>ert, hatte für<br />
bestimmte Schicht<strong>di</strong>enste seinen Urlaub<br />
zu unterbrechen, <strong>musste</strong> bei einer<br />
Entleihfirma für deren Arbeitskleidung<br />
zahlen.<br />
Das Buch beleuchtet auch kritisch <strong>di</strong>e<br />
Hintergründe <strong>des</strong> Boom-Phänomens<br />
Leiharbeit, schon über 700.000 Leute<br />
haben einen solchen Job. Erläutert<br />
werden <strong>di</strong>e Ausweitung der Zeitarbeit<br />
im Zuge der Deregulierung <strong>des</strong><br />
Arbeitsmarkts, der von der<br />
Dumpingpolitik christlicher<br />
Gewerkschaften unterminierte Einsatz<br />
<strong>des</strong> DGB für höhere Tarife in der<br />
Branche oder <strong>di</strong>e alarmierende<br />
Situation, dass jeder achte Leiharbeiter<br />
eine ALG-II-Aufstockung benötigt. Simon<br />
Geib weist darauf hin, dass es sich bei<br />
Leiharbeitern überwiegend nicht um<br />
Minderqualifizierte und<br />
Langzeiterwerbslose handelt.<br />
Jobs<br />
zweiter Klasse<br />
Aber das Buch klagt nicht nur an.<br />
<strong>Die</strong> Lektüre offenbart auch, dass das<br />
Engagement von Gewerkschaft und<br />
Betriebsräten in nicht wenigen<br />
Einzelfällen zu besserer Bezahlung und<br />
auch zum Wechsel in Festanstellungen<br />
bei Entleihfirmen geführt hat. Vor allem<br />
aber konnte <strong>di</strong>e IG Metall schon fast 400<br />
sogenannte „Besser“-Vereinbarungen<br />
mit Entleihunternehmen abschließen:<br />
<strong>Die</strong>se Betriebe <strong>ver</strong>pflichten sich,<br />
Leiharbeiter höher zu entlohnen bis hin<br />
zu gleicher Bezahlung wie <strong>di</strong>e<br />
Stammbelegschaft und <strong>di</strong>e Zahl solcher<br />
Jobs zu begrenzen.<br />
Alles in Ordnung? Leider nicht. Geib<br />
empört sich über ein Beispiel: Eine<br />
Entleihfirma habe zwecks besserer<br />
Entlohnung der Leiharbeiter mehr Geld<br />
an den Zeitarbeitgeber überwiesen –<br />
doch der habe <strong>di</strong>ese Summe nicht<br />
vollstän<strong>di</strong>g an <strong>di</strong>e Betroffenen<br />
weitergereicht.<br />
Schwarzweißbuch Leiharbeit:<br />
Bestellungen über<br />
www.gleichearbeit-gleichesgeld.de<br />
(Acht Euro plus Versand)<br />
Text: Karl-Otto Sattler<br />
Foto: Nicolas Oswald
ICH BIN MEHR WERT!<br />
<strong>Die</strong> Damen tragen Bart – und<br />
ihre Forderung hat auch einen.<br />
Sie ist nämlich schon gut 100<br />
Jahre alt. Unter anderem wollen<br />
<strong>di</strong>e „Schnorres“-Trägerinnen<br />
gleichen Lohn für gleiche<br />
Arbeit. Und zwar völlig<br />
unabhängig vom Geschlecht.<br />
Aber gibt es das nicht längst?<br />
Nein, leider nicht. Deshalb<br />
machen <strong>di</strong>e DGB-Frauen<br />
jetzt mobil.<br />
Dann<br />
Eine der Forderungen aus ihrem Paket<br />
haben <strong>di</strong>e Vorkämpferinnen der<br />
Gleichberechtigung <strong>nach</strong> jahrelangem<br />
Ringen damals immerhin durchsetzen<br />
können: Seit 1918 haben Frauen in<br />
Deutschland das aktive und passive<br />
Wahlrecht. Doch bei der Sache mit der<br />
Bezahlung sieht es auch heute noch<br />
trübe aus: Gut 22 Prozent <strong>ver</strong><strong>di</strong>enen<br />
Frauen im Schnitt weniger als Männer,<br />
manche Stu<strong>di</strong>en sprechen gar von bis<br />
zu 25 Prozent. Selbst bei gleicher<br />
Ausbildung und Qualifikation fällt das<br />
Salär von Frauen auf dem exakt<br />
gleichen Posten im gleichen Beruf<br />
oft spürbar niedriger aus.<br />
Richtig übel wird es, wenn man<br />
sich <strong>di</strong>e Branchen ansieht, in denen<br />
überwiegend Frauen oder<br />
überwiegend Männer arbeiten.<br />
stellt man fest, dass „typische“<br />
Frauenberufe grundsätzlich in<br />
niedrigere Tarifgruppen eingestuft<br />
sind. Offenkun<strong>di</strong>g, das zeigen<br />
zahlreiche Untersuchungen, wird <strong>di</strong>e<br />
Arbeit mit und für Menschen geringer<br />
bewertet als <strong>di</strong>e Arbeit mit oder an<br />
Maschinen. Tätigkeiten, <strong>di</strong>e vor allem<br />
von Männern ausgeübt werden,<br />
genießen ein höheres Ansehen, ihnen<br />
wird eine höhere Kompetenz und<br />
Leistungsanforderung einfach so<br />
unterstellt. Wechselt in einem<br />
Berufsfeld der Geschlechteranteil,<br />
ändert sich auch das Lohngefüge. So<br />
erfuhren ehemals hoch angesehene<br />
Berufe wie Sekretär oder Lehrer eine<br />
(auch finanziell) spürbare Abwertung,<br />
als immer mehr Frauen <strong>di</strong>e einst rein<br />
männlich besetzte Bastion stürmten.<br />
Heute lässt sich <strong>di</strong>eses Phänomen schön<br />
in den Me<strong>di</strong>enberufen beobachten.<br />
Kurz, alle bisher gern ins Feld<br />
geführten Mutmaßungen für den<br />
Lohnunterschied (wie etwa<br />
Babypausen, mehr Teilzeit oder<br />
schlechtere Ausbildung) taugen als<br />
Erklärungs<strong>ver</strong>suche nur sehr be<strong>di</strong>ngt.<br />
Es scheint System hinter der Misere zu<br />
stecken – und kaum ein Ende in Sicht.<br />
So hat eine Stu<strong>di</strong>e der renommierten<br />
London School of Economics ergeben,<br />
dass Frauen beim Lohn zwar aufholen,<br />
aber in einem solchen<br />
Schneckentempo, dass ein Gleichstand<br />
erst in 150 Jahren erreicht wäre.<br />
So lange wollen <strong>di</strong>e Frauen im<br />
deutschen Gewerkschaftsbund nicht<br />
warten. Unter dem Motto „Ich bin<br />
mehr Wert“ starteten sie pünktlich zum<br />
internationalen Frauentag am 8. März<br />
eine frauenpolitische Initiative. Auf<br />
Plakaten und Postkarten lächeln Frauen<br />
mit unübersehbarem Schnauzbart und<br />
fragen sich und <strong>di</strong>e Betrachter, ob<br />
<strong>di</strong>eses so männliche Attribut ihnen zu<br />
mehr Geld oder höheren Posten<br />
<strong>ver</strong>helfen würde. <strong>Die</strong> bärtigen Damen<br />
gibt es auch live bei Straßenaktionen in<br />
<strong>ver</strong>schiedenen Städten zu bewundern.<br />
Als „politischen Dreiklang“ bezeichnet<br />
Bettina Altesleben,<br />
Lan<strong>des</strong>frauensekretärin <strong>des</strong> DGB Saar,<br />
den Forderungskatalog. Denn neben<br />
gleichem Lohn brauchten Frauen auch<br />
gleiche Karrierechancen und <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit, Familie und Beruf<br />
tatsächlich <strong>ver</strong>einbaren zu können.<br />
Wie gesagt, das hat alles einen langen<br />
Bart. Aber weil es nun mal immer noch<br />
nicht erle<strong>di</strong>gt ist, muss es halt immer<br />
wieder auf’s Tapet.<br />
Wer <strong>di</strong>e Aktion unterstützen will oder<br />
einfach Spaß an den Motiven hat,<br />
wendet sich an Bettina Altesleben<br />
(0681/40001-18), der DGB hat noch<br />
Restposten an Postern und Postkarten.<br />
Ohne Bart<br />
weniger Geld<br />
Text: Gabi Hartmann<br />
Fotos: DGB
30<br />
Bun<strong>des</strong>weit hat der Deutsche<br />
Gewerkschaftsbund wieder<br />
<strong>nach</strong>gefragt, wo Auszubildende<br />
der Schuh drückt oder was sie<br />
Positives zu berichten haben.<br />
Ein wichtiges Ergebnis: Für eine<br />
gute Ausbildung spielt <strong>di</strong>e<br />
jeweilige Berufsgruppe oder<br />
Branche eine entscheidende<br />
Rolle.<br />
So schneiden unter den 25 häufigsten<br />
Ausbildungsberufen <strong>di</strong>e<br />
Industriemechaniker am besten ab. Sie<br />
konnten ihren Ruf festigen, <strong>di</strong>e<br />
modernen Industrieberufe der<br />
Metall- und Elektroindustrie zu sein.<br />
Ihre Ausbildungsbetriebe sind oft<br />
exportorientiert und begreifen<br />
Ausbildung als Investition in <strong>di</strong>e Zukunft.<br />
Gut sieht es auch für <strong>di</strong>e Kaufleute für<br />
Bürokommunikation und Bankkaufleute<br />
aus.<br />
Trauerspiel<br />
Text: Jürgen Matheis<br />
Überraschend hingegen kam das<br />
schlechte Abschneiden anderer<br />
<strong>Die</strong>nstleistungsberufe. So kommen <strong>di</strong>e<br />
me<strong>di</strong>zinischen Fachangestellten nicht<br />
über einen Platz im unteren Mittelfeld<br />
hinaus, im vorigen Jahr lagen sie noch<br />
an zweiter Stelle im Gesamt-Ranking.<br />
„Das zeigt, dass <strong>di</strong>e vielen Sparrunden<br />
im Gesundheitswesen nun auch auf <strong>di</strong>e<br />
Berufsausbildung <strong>des</strong> Nachwuchses<br />
durchschlagen“, heißt es in der Stu<strong>di</strong>e.<br />
Als schwierig stellen sich auch<br />
Ausbildungsbe<strong>di</strong>ngungen im Hotel- und<br />
Gaststättenbereich dar. „Harte Arbeit,<br />
permanent viele Überstunden, ein<br />
oftmals rauer Ton und das Gefühl,<br />
ausgenutzt zu werden“ bereiteten<br />
oftmals Probleme, so der Report. Sie sind<br />
auch ein Grund für <strong>di</strong>e enorm hohe<br />
Ausbildungsabbruch-Quote von 40<br />
Prozent. Schlechte Beurteilungen ab es<br />
auch bei den Bäckern und Malern:<br />
Mangelnde fachliche Anleitung,<br />
ausbildungsfremde Tätigkeiten, viele<br />
Überstunden, lautete <strong>di</strong>e Kritik.<br />
Überhaupt, <strong>di</strong>e Frage der Überstunden,<br />
sie macht generell zu schaffen: 40<br />
Prozent der Auszubildenden müssen sie<br />
regelmäßig leisten, bei den<br />
Hotelfachleuten sind es sogar 70<br />
Prozent. Zugenommen hat auch das<br />
Problem der Übernahme. Nur 20 Prozent<br />
der Befragten können sicher sein, <strong>nach</strong><br />
der Ausbildung übernommen zu<br />
werden. „Wir <strong>ver</strong>stehen nicht, warum<br />
nur so wenige Unternehmen ihren<br />
Auszubildenden eine berufliche<br />
Perspektive ermöglichen“, kritisiert der<br />
saarlän<strong>di</strong>sche DGB-Jugendsekretär<br />
Holger Meuler unter Hinweis auf den<br />
von der Wirtschaft immer behaupteten<br />
Facharbeitermangel. Auch <strong>di</strong>e<br />
Übernahme für ein halbes Jahr könne<br />
oft schon helfen, „denn es ist leichter,<br />
sich aus einem bestehenden<br />
Arbeits<strong>ver</strong>hältnis zu bewerben als aus<br />
der Arbeitslosigkeit.“<br />
Kritik gab es auch an der oft zu<br />
geringen fachlichen Anleitung in den<br />
Betrieben und – als Dauerbrenner – an<br />
der unbefrie<strong>di</strong>genden Situation in den<br />
Berufsschulen. <strong>Die</strong>se können, was ihre<br />
Ausstattung angeht, oft mit der<br />
technologischen Entwicklung,<br />
insbesondere in der Industrie, nicht<br />
mithalten. Hinzu kommt, dass <strong>di</strong>e<br />
theoretische Wissens<strong>ver</strong>mittlung durch<br />
viele Unterrichtsausfälle und stän<strong>di</strong>ge<br />
Vertretungen leidet. „Leider sind wir im<br />
Saarland hiervon besonders betroffen“,<br />
bedauert DGB-Mann Meuler und hofft<br />
auf ein Umsteuern durch <strong>di</strong>e Politik. <strong>Die</strong><br />
detaillierten Ergebnisse der Befragung<br />
4.700 Jugendlicher gibt es unter<br />
www.dgb-jugend.de<br />
9
Der Come<strong>di</strong>an Oli<strong>ver</strong> Pocher<br />
hat den Startschuss gegeben<br />
zur neuen Seite<br />
www.planet-beruf.de der<br />
Agentur für Arbeit. Sie ist ein<br />
guter Anlaufpunkt zur<br />
Berufsorientierung, vollgepackt<br />
mit sehr vielen Informationen.<br />
Bäcker? Tierpflegerin?<br />
Spe<strong>di</strong>tionskaufmann? Oder doch lieber<br />
Dachdeckerin...? Wer weiß schon mit<br />
15, was er oder sie später machen will.<br />
Aber so ist das Leben: Immer muss man<br />
sich entscheiden. Nur gut, dass der Club<br />
mit dem großen „A“ nicht nur viele<br />
<strong>Die</strong>nststellen mit fleißigen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat,<br />
<strong>di</strong>e einen beraten. Nein, <strong>di</strong>e Agentur<br />
für Arbeit hat auch seit Ende<br />
September einen neuen, richtig gut<br />
gemachten Internet-Auftritt:<br />
www.planet-beruf.de heißt er und<br />
wendet sich an Jugendliche im Alter<br />
von 13 bis 17 Jahren.<br />
Highlight der Website ist zweifelsohne<br />
der interaktive Reiseführer durch das<br />
„Berufe-Uni<strong>ver</strong>sum“: In 15 bis 45<br />
unterhaltsamen Minuten können<br />
Schülerinnen und Schüler der<br />
Sekundarstufe I (bis 10. Klasse) online<br />
herausfinden, wo besondere Stärken<br />
liegen. Klingt schon mal gut. <strong>Die</strong>se<br />
Stärken werden dann bestimmten<br />
Berufen zugeordnet. Das macht eine<br />
komplexe Datenbank, sie filtert aus 478<br />
Berufen <strong>di</strong>e jeweils passenden<br />
Kategorien heraus und bietet somit<br />
konkrete Hilfe bei der Auswahl<br />
passender Berufe.<br />
Sollte am Ende ein konkreter<br />
Berufswunsch stehen, ist <strong>di</strong>e erste<br />
Hürde schon einmal genommen. Bei<br />
www.planet-beruf.de ist dann aber<br />
noch nicht Schluss: <strong>Die</strong> Azubis in spe<br />
erfahren dann auch weiter, wie man<br />
sich korrekt bewirbt, wie man einen<br />
Auswahltest besteht. Checklisten rund<br />
um den Ausbildungs<strong>ver</strong>trag sind ein<br />
nächster Schritt, Informationen zum<br />
formellen Ablauf der Ausbildung<br />
(„Ausbildung, so läuft’s“) kommen<br />
dazu. „Sinnvoll überbrücken“ ist ein<br />
Link für User, <strong>di</strong>e irgendwie zwischen<br />
Abschluss und Ausbildung hängen.<br />
Welche Ausbildung<br />
passt zu mir?<br />
„Ohne Ausbildung kein guter Job,<br />
keine Möglichkeit, sich finanziell selbst<br />
zu ernähren“, sagt Come<strong>di</strong>an Oli<strong>ver</strong><br />
Pocher, der <strong>nach</strong> seinem<br />
Realschulabschluss eine Ausbildung<br />
zum Versicherungskaufmann absolviert<br />
hat. „Eine lustige Zeit“, erinnert er sich,<br />
„es gab viel Lustiges zu erleben – und<br />
erst recht in der Zeit da<strong>nach</strong>.“ Seine<br />
Erinnerungen und Einsichten in das<br />
und aus dem Berufleben werden in<br />
einem kleinen Film gezeigt.<br />
www.planet-beruf.de bietet unter der<br />
Rubrik „Fun & Lifestyle“ noch reichlich<br />
Wissenswertes u.a. rund ums Wohnen<br />
und das lei<strong>di</strong>ge Thema Geld. Neben<br />
Pocher machen auch der Fußballspieler<br />
Roberto Hilbert, <strong>di</strong>e Sängerin Selina<br />
Herrero und der Schauspieler Jörn<br />
Schlönvoigt den jungen Usern Mut.<br />
Fazit: www.planet-beruf.de ist eine mit<br />
Informationen vollgepackte Website im<br />
Umfeld der Bun<strong>des</strong>agentur für Arbeit,<br />
spannend und zugleich seriös gemacht.<br />
Es gibt sogar spezielle Seiten für Lehrer<br />
und Eltern.<br />
Text: Peter Jacob
Cartoon: TOM