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Tagungsdokumentation - Väterzentrum Berlin

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anderen. Der Horizont von Fragen spannt sich ungefähr von den frühen<br />

Bindungen bis zum BGB. Das ist so, als würde man mit einer<br />

Taschenlampe die Grabeskirche und ihre vielen Altäre ausleuchten<br />

wollen. In der Arbeitsgruppe hatte ich aber den Eindruck, dass zumindest<br />

die Fragen, die in den Raum kamen, angemessen behandelt werden<br />

konnten.<br />

Was muss getan werden, damit Väter in Trennungs- und Beratungssituationen noch besser<br />

erreicht und aufgefangen werden können?<br />

Ich glaube, dass man niedrigschwellig arbeiten sollte. Auch wenn es klischeehaft klingt: Um Väter<br />

muss man werben. Männer sind einfach schwerer zu erreichen als Frauen. Sie sind anders<br />

sozialisiert. Daraus ergeben sich ganz zwangsläufig andere Rollenmuster aus denen heraus sie<br />

agieren. Außerdem sind sie in 4 von 5 Fällen die Verlassenen, was immer auch ein größeres<br />

Kränkungspotential einschließt, zu dem man sich als Berater unbedingt verhalten muss.<br />

Aber wir haben im Vortrag von Herrn Wippermann auch gesehen, dass Männer sehr heterogenen<br />

Milieus zugehören, deren Rollen- und Sozialisationsvorschriften sich zum Teil erheblich<br />

unterscheiden. Wen meinen wir also, wenn wir vom Manne oder vom Vater reden? Wie alle<br />

Menschen, merken jedoch auch Väter, ob man ihnen authentisch und unvoreingenommen<br />

begegnet und sind dann wohl eher bereit, auch mal ihre Wunden anzuschauen und zu versorgen,<br />

statt sie hinter wildem Aktionismus zu verstecken. Wiederum ist der Aktionismus aber auch ein<br />

guter Helfer, das Schmerzliche in erträgliche Portionen zu dosieren.<br />

Sie merken schon, mit den Patentrezepten ist es nicht so einfach. Und weil es die schnelle Lösung<br />

auf der pragmatischen Ebene leider nur recht selten gibt, gelingt es auch nicht immer, einen<br />

Prozess vor einem vorzeitigen Abbruch zu bewahren. Man darf aber Väter auch nach versäumten<br />

Terminen noch einmal anrufen. Und dann vielleicht sogar nochmal. In Kontakt bleiben, Humor, all<br />

das hilft gelegentlich.<br />

Wichtig für Väter in Trennungssituationen ist aber unbedingt, dass sie ihr Gesicht wahren können –<br />

sie wollen sich nicht auch noch in der Beratung schwach erleben. Das ist dann oft eine gewisse<br />

Gratwanderung: Einerseits kann man sich nicht lösen ohne zu trauern, andererseits ist Trauer ein<br />

für viele mit Schwäche verbundenes Gefühl. Vielleicht gilt deshalb diese Faustformel: Ein Klient<br />

wird genau so viel Schmerz zulassen können, wie ihm seine Beziehung zum Berater erlaubt –<br />

sprich: wie sehr er<br />

ihm vertraut. Man<br />

braucht also Geduld<br />

und<br />

Fingerspitzengefühl.<br />

Und natürlich<br />

verwickeln Männer<br />

sich sehr sehr gerne<br />

in Konkurrenz, die es<br />

auszuhalten und<br />

immer wieder zu<br />

besprechen und<br />

aufzulösen gilt. Auch<br />

in der Beziehung<br />

zum Berater<br />

inszenieren sich<br />

übrigens immer auch<br />

Anteile der<br />

verlorenen<br />

Beziehung. Das ist<br />

oft ein sehr<br />

spannender und<br />

produktiver Teil der<br />

Arbeit.<br />

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