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Skript Europäische Integration Teil 1 - Prof. Dr. Paul JJ Welfens ...

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Grundlagen der <strong>Europäische</strong>n<br />

Wirtschaftsintegration<br />

Masterstudiengang Europäistik<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Paul</strong> J.J. <strong>Welfens</strong><br />

Evgeniya Yushkova<br />

Bergische Universität Wuppertal<br />

WS 2012/2013


1. <strong>Integration</strong>sdynamik in der Welt<br />

2. Wirtschaftliche <strong>Integration</strong>: Definition und theoretische Ansätze<br />

3. Grundlagen der <strong>Europäische</strong>n <strong>Integration</strong><br />

4. Makroökonomische Grundlagen<br />

5. <strong>Europäische</strong> Wirtschafts- und Währungsintegration: <strong>Europäische</strong><br />

Geldpolitik und <strong>Europäische</strong> Zentralbank<br />

6. Euro-Krise und Krisenmanagement<br />

7. Handel, Direktinvestitionen und <strong>Europäische</strong>r Binnenmarkt<br />

8. Innovationsdynamik in der EU. Lissabon-Strategie und Europa 2020<br />

9. <strong>Europäische</strong> Wettbewerbspolitik<br />

10. <strong>Europäische</strong> Energie- und Umweltpolitik<br />

22.10.2012 2<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Literatur:<br />

• <strong>Welfens</strong>, P.J.J. (2010), Grundlagen der Wirtschaftspolitik, Heidelberg:<br />

Springer.<br />

• Cassel, D.; <strong>Welfens</strong>, P. J.J., Hg. (2003), Regionale <strong>Integration</strong> und<br />

Osterweiterung der <strong>Europäische</strong>n Union, Stuttgart: Lucius.<br />

• Wagener, H.J.; Eger, Th.; Fritz, H. (2006), <strong>Europäische</strong> <strong>Integration</strong>,<br />

München: Verlag Vahlen.<br />

• Brasche, U. (2008), <strong>Europäische</strong> <strong>Integration</strong>, München: Oldenbourg<br />

Verlag.<br />

• Görgens, E.; Ruckriegel, K.; Seitz, F. (2004), <strong>Europäische</strong> Geldpolitik,<br />

Stuttgart: Lucius & Lucius.<br />

• Pelkmans, J. (2006), European <strong>Integration</strong>, Glasgow: Pearson Education<br />

Limited.<br />

22.10.2012 3<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


1.<br />

INTEGRATIONSDYNAMIK<br />

IN DER WELT<br />

22.10.2012 4<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Literatur:<br />

• Harold James (1997), Rambouillet, 15. November 1975. Die<br />

Globalisierung der Wirtschaft, München: DTV.<br />

• <strong>Welfens</strong>, <strong>Paul</strong> J.J. (1990), Internationalisierung von Wirtschaft und<br />

Wirtschaftspolitik, Berlin: Springer.<br />

• Tilly, R., Hg. (2000), Economic Globalization, International<br />

Organizations and Crisis Management, Berlin: Springer.<br />

22.10.2012 5<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


1.1 Globalisierung<br />

• Intensivierte internationale Wirtschaftsbeziehungen, die zu<br />

verstärkten Abhängigkeiten einerseits und ökonomisch positiven<br />

Effekten andererseits führen.<br />

• Globalisierung - weltweite starke wirtschaftliche Verflechtung<br />

aller Länder über Handel, Kapitalverkehr, Personenmobilität,<br />

Emissionen, Internet + politische Institutionen.<br />

• Es entsteht verstärkte Interdependenz.<br />

• Globalisierung geht einher mit Interessenkonflikten<br />

• Vorurteile: Globalisierung grundsätzlich negativ<br />

• Klimaproblem; Nord-Süd-Armutsgefälle; Kultur-Gegensätze<br />

• Akteure: multinationale Unternehmen, Banken, Regierungen,<br />

internationale Organisationen<br />

22.10.2012 6<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Globale Organisationen<br />

• Kooperation in WTO: World Trade Organisation, Genf<br />

• IMF: International Monetary Fund, Washington DC<br />

• ILO: International Labour Organisation (Genf)<br />

• BIS: Bank of International Settlements (Basel) –Kooperation von<br />

Zentralbanken<br />

• G-5, die 1975 in Rambouillet als personalisierte politische<br />

Internationalisierungsrunde gegründet wurden – dann G6/7/8, seit 2008:<br />

G20<br />

22.10.2012 7<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Netzwerk von internationalen<br />

Verflechtungen bei Globalisierung<br />

22.10.2012<br />

Austausch von<br />

Information<br />

(u.a. Internet)<br />

(E/Im)Migration<br />

Direktinvestitionen<br />

(multinationale<br />

Unternehmen)<br />

Portfolioinvestitionen<br />

(z.B. Erwerb<br />

ausl.Schuldtitel)<br />

Außenhandel<br />

<strong>Welfens</strong> 8 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

8


Hauptthesen und –befunde zur<br />

modernen Globalisierung<br />

• Liberalisierung von Volkswirtschaften, besonders in<br />

Außenwirtschaft (Handel, Kapitalverkehr, Migration)<br />

• Globalisierung als beschleunigte Internationalisierung der<br />

Wirtschaft vor allem seit 1985 (z.T. wie frühe Globalisierung der<br />

Jahre 1860-1914); mehr Länder offen für Handel und<br />

Kapitalverkehr – China seit 1978, Rußland 1991<br />

• Globalisierung bringt ökonomische Chancen, etwa durch erhöhte<br />

Außenhandelsintensität und verstärkte Direktinvestitionen von<br />

Multis im Ausland; Internet verbreitet Infos<br />

• Globalisierung bedeutet aber auch Probleme, ggf. sinkende<br />

Effizienz der Fiskal-/Geldpolitik, wachsende internationale<br />

Ungleichheit der Pro-Kopf-Einkommen y (y=BIP Y/Bevölkerung<br />

L); sinkende Steuerquote (Problem für Politiker, ggf. auch für<br />

Bürger, falls öffentliche Dienste sinken) <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 9


Besondere Herausforderungen<br />

• Moderne Globalisierung heißt insb. verstärkte Vernetzung<br />

von Ländern via Handel einerseits und Investitionen<br />

andererseits<br />

• Portfolioinvestitionen (renditeorientierte Investitionen) haben<br />

relativ zum BIP seit 1970er Jahren zugenommen; hoher Anteil<br />

kurzfristigen Kapitalverkehrs in der Weltwirtschaft – auch<br />

spekulative Kapitalflüsse<br />

• Direktinvestitionswachstum hoch seit 1985 (Öffnung Chinas in<br />

1978); Rolle der Multis wächst weltweit!<br />

• Zunahme des intra-industriellen Handels<br />

• Infoaustausch, internationale Emissionen, Migration<br />

22.10.2012 10<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Grundlegende Konsequenzen der<br />

Globalisierung: Stärkere Rolle<br />

multinationaler Unternehmen<br />

22.10.2012<br />

• Standortkonkurrenz wird<br />

Nationalstaaten zu<br />

Steuersenkungen bzgl. mobiler<br />

Produktionsfaktoren zwingen<br />

(MNCs profitieren)<br />

• Staatsquote sinkt oder<br />

Steuerbelastung bei<br />

Arbeitnehmern steigt<br />

• 1/3 des OECD-Handels ist<br />

firmeninterner Handel<br />

• Systemkonkurrenz bedeutet<br />

Reformdruck bei<br />

Wirtschaftssystemen<br />

System-<br />

konkurrenz<br />

Verschärfte<br />

Standortkonkurrenz<br />

Intensivierte Markt-<br />

konkurrenz (Märkte für<br />

Güter und Dienstleistungen)<br />

<strong>Welfens</strong> 11 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

11


Einige moderne Globalisierungsaspekte<br />

aus Unternehmersicht<br />

• Größeres Menü an denkbaren<br />

Standorten für Multis; also<br />

Standortkonkurrenz<br />

intensiviert sich<br />

• Intensivierter Innovationswettbewerb,<br />

was<br />

Humankapitalnachfrage erhöht,<br />

Relativlohn für qualifizierte<br />

Arbeitnehmer steigt an<br />

• Vermehrtes<br />

internationales<br />

Outsourcing, inkl.<br />

flexible vertikale<br />

<strong>Integration</strong> im Konzern.<br />

Arbeitsplätze werden von<br />

daher unsicherer,<br />

Betriebszugehörigkeitsdauer<br />

sinkt. Anreiz<br />

zur Weiterbildung sinkt<br />

22.10.2012 12<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Reduktion von Transport-<br />

und Kommunikationskosten<br />

• Abb. 1.1: Reduktion von Transport- und Kommunikationskosten<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schiffahrt<br />

Luftfahrt<br />

Telefon<br />

Satelliten<br />

1920<br />

Quelle: van Bergeijk/Mensink (1997)<br />

1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 13


Fakten zur modernen Globalisierung<br />

• 2/3 des Außenhandels ist Intra-OECD-Handel (30<br />

Industrieländer), bes. Intra-Industriehandel<br />

• ¾ der Direktinvestitionsabflüsse Anfang 21. Jh kommen<br />

von OECD-Ländern; 2/3 der Direktinvestitionszuflüsse geht<br />

in OECD-Länder; wichtiges NichtOECD-Land in 90er J. als<br />

Gastland war China<br />

• Auch Portfoliokapitalverkehr asymmetrisch und volatil;<br />

letzteres heißt, dass Chance hoher Zuflüsse besteht, aber<br />

auch Risiko plötzlicher starker Abflüsse. Konsequenz:<br />

Abwertung der Währung, bes. für Länder mit schwachem<br />

Bankensystem; gefährlich bei hoher Auslandsschuld<br />

• Internetexpansion=mehr Transparenz/e-commerce<br />

22.10.2012 14<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Welche Probleme schafft<br />

Globalisierung?<br />

• Zunahme des Kapitalverkehrs bedeutet potentiell das Risiko<br />

erhöhter globaler (Finanzmarkt-)Volatität<br />

• Verschärfte wirtschaftl. Konkurrenz: Wird dadurch Kooperation<br />

zw. nationalen Politikakteuren schwächer=mehr Konflikte<br />

• Erhöhte Einkommensunterschiede können soziale/politische<br />

Spannung auslösen<br />

• Werden die globalen Einkommensunterschiede höher?<br />

22.10.2012 15<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Globalisierungskritiker behaupten…<br />

These von der wachsenden internationalen Einkommensdivergenz?<br />

• Globalisierung habe Unterschiede im Pro-Kopf-Einkommen y<br />

nachhaltig erhöht!!(?)<br />

• FAKT ist (Maddison, OECD): Einkommensrelation zwischen reichsten<br />

Ländern (USA +Kanada+Australien) und ärmsten bei y:<br />

– 1950: 17:1<br />

– 1973: 13:1 (y in Afrika ≈ in Asien ohne Japan)<br />

– 1998: 19:1 (inkl. Afrika);aber ohne Afrika: 9:1<br />

Fall Afrikas offenbar primär auf Politikversagen/Bürgerkriege/Korruption<br />

zurückführbar, weniger auf internationale Wirtschaftseinflüsse<br />

22.10.2012 16<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


22.10.2012<br />

1.2 <strong>Integration</strong> und Globalisierung<br />

Überschaubarer<br />

<strong>Integration</strong>sraum - mit<br />

ökonomischen<br />

Nettovorteilen –<br />

kann politisch effizient<br />

geordnet werden<br />

<strong>Integration</strong>sräume<br />

schaffen überschau-<br />

bare Handlungsfelder<br />

& reduzierte Zahl von<br />

Kooperationspartnern<br />

<strong>Integration</strong> und<br />

Globalisierung<br />

<strong>Integration</strong>sgemeinschaft<br />

als<br />

wirksamer Akteur bei<br />

internationaler<br />

Interessendurchsetzung<br />

(z.B. in den<br />

internationalen<br />

Organisationen: IMF<br />

etc.)<br />

<strong>Integration</strong>sraum ergibt<br />

größeren Markt und<br />

schafft eine<br />

supranationale<br />

Politikebene als<br />

Gegengewicht<br />

gegenüber den<br />

großen multinationalen<br />

Unternehmen<br />

<strong>Welfens</strong> 17 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

17


Regionale <strong>Integration</strong> eingebettet<br />

in Globalisierung<br />

Handels-<br />

schaffung<br />

in EU<br />

Weltweit<br />

(EU+ASEAN<br />

etc.; WTO)<br />

Kapitalver-<br />

kehrsschaffung<br />

in<br />

EU/Eurozone<br />

Weltweit;<br />

Rolle von<br />

IMF, BIZ<br />

22.10.2012 18<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Regionale <strong>Integration</strong><br />

Abb. 1.2: Regionale <strong>Integration</strong><br />

Quelle: www.wikipedia.org, 01.10.2012<br />

22.10.2012 19<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.<br />

WIRTSCHAFTLICHE<br />

INTEGRATION:<br />

DEFINITION UND<br />

THEORETISCHE ANSÄTZE<br />

22.10.2012 20<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Literatur:<br />

• Cassel, D.; <strong>Welfens</strong>, P. J.J., Hg. (2003), Regionale <strong>Integration</strong> und<br />

Osterweiterung der <strong>Europäische</strong>n Union, Stuttgart: Lucius, 3-29.<br />

• Cassel, D.; <strong>Welfens</strong>, P. J.J., Hg. (2003), Regionale <strong>Integration</strong> und<br />

Osterweiterung der <strong>Europäische</strong>n Union, Stuttgart: Lucius, 29-77.<br />

22.10.2012 21<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.1 <strong>Integration</strong> („regionaler Club“)<br />

• <strong>Integration</strong> heißt<br />

– mehr wirtschaftlicher Wettbewerb in einem faktisch größeren<br />

Wirtschaftsraum<br />

– sich auf gemeinsame Regeln verständigen<br />

– sich für Institutionen gemeinsam entscheiden<br />

– <strong>Teil</strong>bereiche der Wirtschaftspolitik vergemeinschaften<br />

– Balance zwischen großen/kleinen Ländern halten<br />

– Beziehungen zu Nicht-Mitgliedsländern und anderen Clubs<br />

22.10.2012 22<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Regionale <strong>Integration</strong><br />

• Wirtschaftsintegration<br />

– Handelsintegration<br />

– Kapitalmarktintegration<br />

– Arbeitsmarktintegration<br />

– „Wissensmarktintegration“<br />

– Institutionalisierte regionale Kooperation/ Vergemeinschaftung von<br />

Politikbereichen (z.B. Handelspolitik in der EU als Zollunion)<br />

• Politikintegration<br />

– Kooperation in Politikfeldern<br />

– Schaffung gemeinsamer Institutionen<br />

22.10.2012 23<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Definition<br />

• Wirtschaftliche <strong>Integration</strong> bedeutet das Abschaffen von<br />

Handelshemmnissen - und anderen Beschränkungen<br />

grenzüberschreitender Transaktionen – bzw.<br />

wirtschaftspolitische Kooperation zwischen den Ländern.<br />

• Es geht bei handelsfähigen Gütern insb. um das Abschaffen<br />

von Zöllen, mengenmäßigen Einfuhrbeschränkungen und<br />

diskriminierenden Handelsvorschriften; beim Kapitalverkehr um<br />

Niederlassungsfreiheit, Liberalisierung grenzüberschreitender<br />

Finanztransaktionen. Zudem können Politikbereiche<br />

vergemeinschaftet werden (Abtretung politischer<br />

Kompetenzen); und zwar durch politische „Club- Entscheidung“<br />

oder durch Gemeinschaftsverfassung<br />

22.10.2012 24<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Handelshemmnisse<br />

Tarifäre Handelshemmnisse<br />

• Schutzzölle und Finanzzölle<br />

• Import- und Exportzölle<br />

• Mengen- und Wertzölle<br />

Nicht-tarifäre Handelshemmnisse<br />

• Importquoten<br />

• Freiwillige Exportbeschränkungen<br />

• Anti-Dumping Maßnahmen<br />

• Nationale Produktmarktregelungen<br />

• Staatliche Beschaffungspolitik<br />

22.10.2012 25<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Wirtschaftsintegration<br />

• Abbau von Handelsschranken<br />

– Mehr Konkurrenz in einem größeren Markt<br />

– Handelsschaffungseffekt „im Club“<br />

– Handelsablenkungseffekt außerhalb des Clubs (<strong>Dr</strong>ittländer<br />

leiden)<br />

• Stärkung der gemeinsamen Wirtschaftsinteressen von Land I/LandII/III<br />

– Erleichtert politische Kooperation<br />

– Mögliche Interessenkonflikte<br />

– Dynamik der regionalen <strong>Integration</strong> bzw. Zunahme Länderzahl,<br />

die zum Club beitreten<br />

– Wirkung auf weitere Politikbereiche<br />

22.10.2012 26<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Formen der<br />

Wirtschaftsintegration<br />

1) Präferenzzone: einzelne Sektoren liberalisieren bei Außenhandel – Zollsenkungen.<br />

2) Freihandelszone: Länder führen untereinander Freihandel für alle Güter ein, behalten<br />

aber unterschiedliche nationale Außenzölle bei (z.B. EFTA, ASEAN).<br />

3) Zollunion: hier wird zusätzlich zur innergemeinschaftlichen Zollfreiheit ein gemeinsamer<br />

Außenzoll vereinbart, was eine gemeinsame Außenwirtschaftspolitik verlangt.<br />

4) Wirtschaftsunion: hierbei werden für die Gütermärkte und ggf. auch für Faktormärkte<br />

gemeinsame Wettbewerbsregeln zusätzlich zur Zollunion festgelegt, so dass die<br />

Wettbewerbspolitik (z.T.) vergemeinschaftet wird.<br />

5) Wirtschafts- &Währungsunion: hier kommt zur Wirtschaftsunion noch eine gemeinsame<br />

Geldpolitik oder eine supranationale Geldpolitik mit Gemeinschaftswährung, so dass neben<br />

der Wettbewerbs- auch die Geldordnungspolitik vergemeinschaftet ist; und zudem die<br />

laufende Geldpolitik ggf. supranational durchgeführt wird. Bei der Geldordnungspolitik geht es<br />

um die Aufgaben der Zentralbank (inkl. Bankenaufsicht), das Wechselkurssystem, die<br />

Festlegung des gesetzl. Zahlungsmittels.<br />

22.10.2012 27<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Zollunion<br />

Was bedeutet Zollunion ökonomisch?<br />

– Mittelfristig Netto-Handelsschaffung = mehr Außenhandel zwischen<br />

Mitgliedsländern<br />

– Einkommensgewinne durch Spezialisierung; dann auch mehr Handel mit<br />

<strong>Dr</strong>ittländern; J(Y,q*)…<br />

– Mehr Produktinnovationen = mehr Handel mit differenzierten Gütern =<br />

Nutzengewinn<br />

– Größerer Markt = größere mindestoptimale Betriebsgröße = Skalenvorteile<br />

Voraussetzungen:<br />

– Politischen Willen zur Kooperation<br />

– Ähnliche Wertepräferenzen?<br />

– Ähnliche Pro-Kopf-Einkommen?<br />

– Verständigung über Handelspolitik intern<br />

– Vertretung gemeinsamer Interesse nach außen – ggf. auf supranationaler<br />

Politikebene<br />

22.10.2012 28<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Dimensionen regionaler<br />

Wirtschaftsintegration<br />

<strong>Integration</strong>sstufen<br />

Abb. 2.1: Dimensionen regionaler Wirtschaftsintegration<br />

Handelsintegration<br />

Freihandelszone<br />

Zollunion<br />

Koordinierte<br />

Fiskalpolitik<br />

Regionale<br />

Wirtschaftsintegration<br />

Fixkurssystem<br />

Währungsintegration<br />

Währungsunion<br />

Wirtschafts- und<br />

Währungsunion<br />

Koordinierte<br />

Geldpolitik<br />

Wirtschaftspolitische Koordination<br />

Kapitalmarktintegration<br />

Faktormarktintegration<br />

Wirtschaftsunion<br />

Arbeitsmarktintegration<br />

Koordinierte<br />

Wettbewerbspolitik<br />

22.10.2012 29<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Formen regionaler <strong>Integration</strong><br />

Abb. 2.2: Formen regionaler <strong>Integration</strong><br />

Regionale <strong>Integration</strong><br />

Quelle: www.wikipedia.org, 01.10.2012<br />

22.10.2012 30<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.2 Internationalisierung,<br />

<strong>Integration</strong> und Realeinkommen<br />

<strong>Integration</strong> – Wirkung Außenhandel und Kapitalverkehr<br />

– Spezialisierungsgewinne aus Handel; erhöht Niveau des<br />

Wachstumspfades (falls wie Erhöhung Wissen), steigen Y (Pro-Kopf-<br />

Einkommen y:= Y/L , Y*<br />

– Steigende Direktinvestitionen können zu verstärktem Außenhandel mit<br />

End- und Vorprodukten führen; Direktinvestitionen im Ausland erhöhen<br />

Y* (zufließende DI erhöhen Y)<br />

– Bankeninternationalisierung=Effizienzgewinn bei Intermediation<br />

(Spargelder zu Investoren bringen)<br />

– Economies of Scale können besser genutzt werden<br />

22.10.2012 31<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Regionale <strong>Integration</strong> bringt als Effekte<br />

• Handelsschaffung<br />

– Mehr Außenhandel zwischen Handelspartnern: mit End-<br />

/Zwischenprodukten= Konjunkturangleichung<br />

– Ggf. auch „Handelsablenkung“, d.h. Handel zwischen<br />

<strong>Integration</strong>sländern und <strong>Dr</strong>ittländern sinkt; Netto-<br />

Handelsschaffung= Wohlfahrtsgewinn<br />

• Kapitalverkehrszunahme:<br />

– Portfoliokapitalverkehr: höhere Rendite – und Vorteile durch<br />

Risikostreuung<br />

– Direktinvestitionen: Zufluss = + bei BIP = mehr Jobs<br />

22.10.2012 32<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.3 Informations- und<br />

Transaktionskosten Produktion<br />

Abb. 2.3: Informations- und Transaktionskosten Produktion<br />

p<br />

p2<br />

p1<br />

p0<br />

E0<br />

F<br />

E1<br />

DD0 net<br />

DD0<br />

k’0(SS0)<br />

0 q(Y)<br />

q0 q1<br />

22.10.2012 33<br />

Z<br />

DD 0 ist Bruttonach-<br />

Fragekurve(Gesamtzahlun<br />

gs-<br />

bereitschaft der<br />

Nachfrager) inklusive<br />

Transaktionskosten.<br />

Gerade DD net ist<br />

Nachfragekurve ohne die<br />

Info- bzw. Transaktions-<br />

Kosten. Bei Infokosten:<br />

Nachfrager zahlen p 2,<br />

die Anbieter erhalten P 0;<br />

Differenz stellt Info- bzw.<br />

Transaktionskosten dar.<br />

Sinken diese auf 0, steigt<br />

q; neu: p 1<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Informations- und<br />

Transaktionskosten Produktion<br />

Gibt es im Rest<br />

der Welt (Handels-<br />

Partner) Senkung<br />

der Transaktions-<br />

Kosten, dann sinkt<br />

der Weltmarktpreis<br />

Abb. 2.4: Informations- und Transaktionskosten Produktion. Weltmarkt<br />

p<br />

Sinken der Informations- bzw.<br />

Transaktionskosten im Ausland: Importe<br />

steigen (Strecke MN statt KL)<br />

DD0<br />

E<br />

K L<br />

M N<br />

k’0(SS0)<br />

0 q<br />

q2<br />

q0 q1<br />

q3<br />

k0 # (p0 * )<br />

k1 # (p1 * )<br />

22.10.2012 34<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.4 Wohlfahrtsaspekte:<br />

Konsumentenrente & Produzentenrente<br />

Abb. 2.5: Konsumentenrente & Produzentenrente<br />

22.10.2012<br />

P<br />

A(=a)<br />

P 0<br />

B(=e)<br />

0<br />

CS<br />

PS<br />

α<br />

q 0<br />

E<br />

D D0 = a – bq<br />

with a = P(q = 0) = 0A, b = – tan β<br />

ß<br />

SS 0 (k‘ 0 )<br />

DD 0<br />

q<br />

<strong>Welfens</strong> 35 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Freihandel<br />

(Beispiel Importmarkt)<br />

Abb. 2.6: Freihandel (Importmarkt)<br />

22.10.2012<br />

p<br />

p0<br />

A<br />

B<br />

M<br />

N F<br />

E0<br />

0 q s 1 q0 q d 1<br />

E1<br />

SS0<br />

DD0<br />

e0p*0<br />

q<br />

<strong>Welfens</strong> 36 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


p<br />

p 0<br />

Freihandel<br />

(Weltmarkt)<br />

Abb. 2.7: Freihandel (Weltmarkt)<br />

22.10.2012<br />

Exportmarkt (Land I) bzw. Importmarkt (Land II) bei<br />

normaler Grenzkostenkurve: p, p*, p W ist Inlands-,<br />

Auslands-, Weltmarktpreis<br />

p p*<br />

w<br />

I World Market<br />

II<br />

A B<br />

E 0<br />

0 q d 1 q s 1 q 0 q w 0 qw 0 q s* 1 q* 0 qd* 1 q*<br />

q 0<br />

SS 0<br />

DD 0<br />

pw Ew F*<br />

0<br />

‘ G* ‘ SSw DDw A‘ B‘<br />

p* 0<br />

F*<br />

E* 0<br />

SS* 0<br />

G*<br />

DD* 0<br />

<strong>Welfens</strong> 37 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.5 Vinersche Zollunions-Analyse<br />

• Zollunionsanalyse: Land I+Land II+Land III handeln<br />

anfänglich, wobei II und III von I mit gleichem<br />

Außenzollsatz belegt;<br />

• Dann gründen I+II eine Zollunion mit gemeinsamem<br />

Außenzollsatz (z.B. der alte von I gegenüber III),<br />

während Handel zwischen I und II zollfrei bleibt: es<br />

ergibt sich ein Handelsschaffungseffekt, da Handel<br />

zw. I &II ansteigt; zugleich Handelsablenkungseffekt,<br />

da Handel von I mit III vermindert wird.<br />

Nettowohlfahrtseffekt ist unklar!<br />

22.10.2012 38<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


VINER-Zollunionsanalyse<br />

Land A und B gegenüber zunächst mit Zollsatz t;<br />

was geschieht, wenn A und B sich wechselseitig<br />

von Zöllen befreien? Abb. 2.8: VINER-Zollunionsanalyse<br />

Betrachtung Importmarkt:<br />

Die ursprüngliche Import-<br />

Menge von J1, bei der<br />

Zolleinnahmen gemäß<br />

Fläche p op 1BF anfallen,<br />

erhöht sich auf J 01, wobei<br />

nunmehr B-Anbieter statt<br />

Firmen aus C liefern; Er-<br />

höhung der Importmenge<br />

= Handelsschaffungs-<br />

effekt; Wohlfahrtsgewinn<br />

BCD plus Gp 1BD, aber<br />

Wohlfahrtsverlust GDFP o;<br />

Nettoeffekt ist unklar.<br />

Freihandelsmenge ist J o.<br />

p<br />

p1<br />

p0<br />

0<br />

A<br />

G D<br />

-<br />

-<br />

F<br />

B<br />

+<br />

J1 Jo1<br />

22.10.2012 39<br />

C<br />

J0<br />

k’C (1+t)<br />

k’B<br />

k’C<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

J


Handelsschaffung und -ablenkung<br />

22.10.2012<br />

Abb. 2.9: VINER-Zollunionsanalyse 2<br />

p<br />

p 1<br />

p 2<br />

p 3<br />

A‘<br />

A<br />

B<br />

D<br />

F<br />

C<br />

B‘<br />

E<br />

DD 2 A<br />

K‘ C (1+t)<br />

K‘ B<br />

DD 0 A<br />

K‘ C (k‘ B0 )<br />

DD 1 A<br />

0 J1 J2 J0J0 ‘ J0 “<br />

Ji C‘<br />

E‘<br />

<strong>Welfens</strong> 40 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


2.6 <strong>Integration</strong> aus Sicht der<br />

Club-Theorie (Buchanan/Tullock)<br />

• Mit zunehmender Zahl von Mitgliedern erhöht sich das<br />

internationale ökonomische Gewicht; ggf. auch<br />

politisches Gewicht = steigender Clubnutzen, aber<br />

Grenznutzen für Mitglied i sinkt<br />

• Mit zunehmender Zahl – heterogener – Mitglieder<br />

steigen die Einigungskosten bzw. Einigungsgrenzkosten,<br />

so dass es optimale Clubgröße gibt<br />

• Implikation: Immer größerer Club kann nur stabil<br />

funktionieren, wenn reduzierte selektivere<br />

Politikvergemeinschaftung realisiert<br />

wird=dynamisches Subsidiaritätsprinzip<br />

22.10.2012 41<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Optimale Clubgröße<br />

(Nettonutzenmaximierung<br />

ergibt optimale Ländernzahl N o)<br />

Es ist denkbar,<br />

dass die Grenz-<br />

kosten eine ne-<br />

gative Funktion<br />

des Club-Alters<br />

sind: wegen Ein-<br />

gewöhungseffek-<br />

ten und endoge-<br />

ner Konvergenz<br />

der Pro-Kopf-<br />

Einkommen. Dann<br />

stiege optimales<br />

N im Zeitablauf<br />

Abb. 2.10: Optimale Clubgröße<br />

U,k<br />

U‘,k‘<br />

W<br />

V<br />

E 0<br />

N 0<br />

tt 0<br />

TT 0<br />

U(N)<br />

k(N)<br />

k‘<br />

N<br />

U‘ (Grenznutzen)<br />

22.10.2012 42<br />

(Grenzkosten)<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Instabiler Club?<br />

1) Wenn kein Nettonutzen entsteht<br />

2) Wenn konkurrierende <strong>Integration</strong>sräume Peripherieländer weglotsen<br />

3) Wenn politische Instabilität<br />

4) Wenn Verteidigungsfähigkeit nicht aufrechterhalten wird<br />

22.10.2012 43<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


3.<br />

GRUNDLAGEN DER<br />

EUROPÄISCHEN<br />

INTEGRATION<br />

22.10.2012 44<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


3.1 Wichtige <strong>Integration</strong>sfelder (EU)<br />

22.10.2012<br />

Politische Union<br />

(EU-Verfassung;<br />

2004 gescheitert<br />

in F und NL)<br />

Binnenmarkt (1992; Liberalisierung<br />

Dienstleistungen, öff. Aufträge<br />

EU-weit ausschreiben, Abschaffung der<br />

physischen Grenzkontrollen)<br />

Wettbewerbsgemeinschaft (bei<br />

handelsfähigen Gütern, 1957)<br />

Wirtschafts- und<br />

Währungsunion 99;<br />

Start von € and EZB<br />

<strong>Welfens</strong> 45 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

45


EU-<strong>Integration</strong><br />

• 1948 Europarat<br />

• 1951/52 EGKS (Paris)<br />

• 1957/58 Gründungsverträge - Verträge von Rom: EWG und EAG<br />

• 1965/67 Fusionsvertrag - Vertrag von Brüssel<br />

• 1986/87 Einheitliche <strong>Europäische</strong> Akte<br />

• 1992/93 Vertrag über die <strong>Europäische</strong> Union – Vertrag von Maastricht<br />

• 1993 Vollendung des Binnenmarkts<br />

• 1997/99 Vertrag von Amsterdam<br />

• 1999 Start der Eurozone bzw. der EZB<br />

• 2007/09 Vertrag von Lissabon<br />

• 2010-2012 Eurokrise/Staatsschuldenkrise<br />

22.10.2012 46<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Realwirtschaftliche <strong>Integration</strong> und<br />

Währungsintegration<br />

Handelsintegration<br />

Transaktionskosten<br />

sinken; mehr<br />

Transparenz<br />

Seit 1999: Eurozone =<br />

<strong>Teil</strong> EU<br />

• 1958 - EWG<br />

• Fixkurssystem $ mit geringer<br />

Bandbreite (+/-1%), dadurch<br />

Kurstabilität innerhalb EU<br />

• 1973-1978: Währungsschlange<br />

• 1979-1998: <strong>Europäische</strong>s<br />

Währungssystem (EWS I) mit<br />

anfangs geringen Bandbreiten (+/-<br />

2.25%; später +/-15%)<br />

• Einige in EWS II (+/-15%)<br />

22.10.2012 47<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


<strong>Europäische</strong> Wirtschafts-<br />

und Währungsintegration<br />

• 1. Stufe (ab 1. Juli 1990): Uneingeschränkter Kapitalverkehr, verstärkte<br />

Zusammenarbeit der Zentralbanken,Verbesserung der wirtschaftlichen<br />

Konvergenz<br />

• 2. Stufe (ab 1. Januar 1994): Errichtung des EWI, Verbot der Gewährung<br />

von Zentralbanken an öffentliche Stellen, verstärkte Koordinierung der<br />

Geldpolitik<br />

• 3. Stufe (ab 1. Januar 1999): <strong>Europäische</strong> Währungsunion, Einführung des<br />

Euro, unwiderrufliche Festlegung der Umrechnungskurse, Durchführung der<br />

gemeinschaftlichen Geldpolitik durch ESZB, Inkrafttreten des WKM II,<br />

Inkrafttreten des Stabilitäts- und Wachstumspaktes<br />

• Die <strong>Europäische</strong> Währungsunion wurde mit der Ausgabe des Euro-Bargeldes<br />

am 1. Januar 2002 vollendet.<br />

22.10.2012 48<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


<strong>Europäische</strong> Wirtschafts-<br />

und Währungsunion<br />

Abb. 3.1: <strong>Europäische</strong> Wirtschafts- und Währungsunion<br />

Quelle: www.wikipedia.org, 01.10.2012<br />

22.10.2012 49<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Währungsunion: Vorteile<br />

Währungsunion=absolut feste Kurse/1Währung<br />

– Vorteil I: reduziert Umtauschkosten =+Handel<br />

– Vorteil II: eliminiert Wechselkursrisiken bei Handel mit<br />

bzw. Investitionen im Ausland<br />

– Vorteil III: Einsparung von Währungsreserven<br />

– Vorteil IV: Größere Kapitalmärkte (Zinsvorteil +Finanzinnov.)<br />

– Vorteil VI: 1 Notenbank (Euro-Fall)=Einsparung<br />

Verwaltungskosten auf nationaler Ebene<br />

– Vorteil VI: n-1 Länder = weniger Dominanzproblem<br />

22.10.2012 50<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Währungsunion: Nachteile<br />

• Eliminiert Abwertungsoption innerhalb des Währungsraumes (realer<br />

Wechselkurs eP*/P kann innerhalb der Eurozone im Kern nur<br />

durch unterschiedliche relative Lohnänderungen im Inland bzw.<br />

Ausland [*] erreicht werden; e=nominaler Wechselkurs in<br />

Preisnotierung, €/$)<br />

• Keine nationale Geldpolitik zur Abfederung asymmetrischer Schocks<br />

möglich<br />

• Qualität der Geldpolitik schlechter?<br />

22.10.2012 51<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Haupteffekte der Währungsunion:<br />

Startphase<br />

22.10.2012<br />

Realzinssenkungseffekt in einigen Währungsunionsländern<br />

Inflationssenkung<br />

in <strong>Teil</strong> der Eurozone<br />

Kapitalkostener-<br />

höhung in <strong>Teil</strong><br />

der Eurozone (z.B. BRD)<br />

<strong>Welfens</strong> 52 / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

52


Effekte der Eurozone langfristig<br />

(Abwertungsfall)<br />

• Effekte abhängig von Auswirkung<br />

auf Wechselkurs bzw.<br />

Leistungsbilanzposition der<br />

Eurozone<br />

• Wachsender Anteil von Intra-<br />

Eurozonenhandel – spätestens<br />

bei Eurozonen-Erweiterung um<br />

osteuropäische Länder; falls Abwertung<br />

ist Effekt reduziert<br />

• Reale Abwertung<br />

22.10.2012 53<br />

– bringt Erhöhung der<br />

Nettoexporte;<br />

– erhöhten Zufluss an<br />

FDI, da Aktivapreis<br />

relativ vermindert<br />

(Froot/Stein); das<br />

erhöht US-Einfluss<br />

– Aktienkursanstieg bei<br />

Firmen mit US-<br />

Töchtern<br />

– Preisniveauerhöhung<br />

– Im Zins Risikoprämie<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


3.2 EU-Erweiterungen<br />

• 1957 6 Starterländer: Deutschland, Frankreich, Italien,<br />

Benelux; Ziel u.a. feste Einbindung Deutschlands<br />

in friedliche <strong>Integration</strong>/Kooperation<br />

• 1972 Norderweiterung: Dänemark, die Republik Irland<br />

und das Vereinigte Königreich<br />

• 1981/86 Süderweiterung: Griechenland, Spanien+Portugal<br />

• 1990 Deutsche Wiedervereinigung<br />

• 2004 Osterweiterung: statt EU-15 eine EU-25<br />

• 2007 EU-27: Bulgarien und Rumänien<br />

• 2013 Kroatien<br />

... Island, Mazedonien, Montenegro, Serbien, Türkei?<br />

22.10.2012 54<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


EU-Osterweiterung<br />

• 1. Mai 2004: aus EU-15 wird EU-25 (8<br />

osteuropäische Länder +Malta+Zypern); 1.1.2007<br />

EU27 (mit Rumänien und Bulgarien)<br />

• Erweiterung 2004: Mit Übergangsfristen u.a. bei<br />

Arbeitskräftemobilität (max. 7 Jahre)<br />

• Mit Anpassungsdruck auf veränderte<br />

Spezialisierung: relativ arme osteuropäische<br />

Beitrittsländer z.T. in Konkurrenz zu<br />

Spanien/Portugal/Griechenland; zudem<br />

Direktinvestitionen von EU-15 Richtung OE<br />

22.10.2012 55<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


EU-Erweiterungen<br />

Tab. 3.1: Wirtschaftliche Rahmenindikatoren (2010)<br />

Quelle: Weltbank<br />

22.10.2012 56<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Kopenhagener Kriterien für Erweiterung<br />

EU Gipfel in Kopenhagen 1993; Kandidatenländer sollen erfüllen<br />

als Kriterien<br />

• politische Kriterien – es muss stabile Institutionen haben, die<br />

Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte<br />

gewährleisten können,<br />

• wirtschaftliche Kriterien – es muss über eine funktionierende<br />

Marktwirtschaft verfügen und in der Lage sein, dem<br />

Wettbewerbsdruck und den Marktkräften innerhalb der Union<br />

standzuhalten,<br />

• rechtliche Kriterien – es muss die geltenden EU-<br />

Rechtsvorschriften und ihre Umsetzung in die Praxis<br />

akzeptieren, vor allem die Hauptziele der politischen Union<br />

sowie der Wirtschafts- und Währungsunion. <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 57


3.3 Maastrichter Konvergenzkriterien<br />

K1: Inflationsrate höchstens 1,5 Prozentpunkte über den drei<br />

Ländern mit niedrigster Inflation<br />

K2: Zins höchstens 2 Prozentpunkte über den drei Ländern mit<br />

niedrigster Inflation<br />

K3: Defizitquote (staatliche Neuverschuldung relativ zu<br />

Bruttoinlandsprodukt) < 3%<br />

K4: Schuldenquote (Staatsschuld/BIP) < 60%<br />

K5: Wechselkurs 2 Jahre ohne Abwertung<br />

K6: Nationale Notenbank politisch unabhängig<br />

22.10.2012 58<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Stabilitäts- und Wachstumspakt<br />

Start der Eurozone auf Basis von Maastrichter Konvergenzkriterien +<br />

Stabilitäts- und Wachstumspakt (2010 revidiert)<br />

– Währungsintegration erhöht Transparenz im EU-Binnenmarkt =<br />

+Wettbewerb =+Wachstum<br />

– Max. 3% Defizitquote (außerhalb scharfer Rezession)<br />

– Max. 60% Schuldenquote<br />

– Haushaltsüberwachung und Strafzahlung (0,2 bis zu 0,5 Prozent<br />

des BIP des betroffenen Landes)<br />

22.10.2012 59<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Abb. 3.2: Defizitquote in der EU<br />

22.10.2012 60<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Abb. 3.3: Schuldenquote in der EU<br />

22.10.2012 61<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


3.4 Organe der EU<br />

• <strong>Europäische</strong>s Parlament (mehr Rechte nach dem Vertrag von<br />

Lissabon/2010), Brüssel / Straßburg / Luxemburg<br />

• <strong>Europäische</strong>r Rat (Rat der Staats- u. Regierungschefs)<br />

• (Minister)Rat, Brüssel. Luxemburg<br />

• <strong>Europäische</strong> Kommission (Executive plus Gesetzgebungsinitiativen),<br />

Brüssel / Straßburg<br />

• <strong>Europäische</strong> Zentralbank, Frankfurt am Main<br />

• Gerichtshof der EU, Luxemburg<br />

• Rechnungshof der EU, Luxemburg<br />

22.10.2012 62<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.<br />

MAKROÖKONOMISCHE<br />

GRUNDLAGEN<br />

22.10.2012 63<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Literatur:<br />

• <strong>Welfens</strong>, P.J.J. (2010), Grundlagen der Wirtschaftspolitik,<br />

Heidelberg: Springer, Kapitel B.<br />

22.10.2012 64<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.1 Einführung<br />

Geldmarkt<br />

Bruttoinlands-<br />

produkt (Y)<br />

Güterangebot;<br />

Güternachfrage<br />

(Preisniveau P<br />

im Gütermarkt)<br />

Arbeitsmarkt<br />

(Beschäftigung)<br />

Kapitalmarkt<br />

Staats-<br />

defizit<br />

22.10.2012 65<br />

Arbeitsangebot<br />

Arbeitsnachfrage<br />

Investitions-<br />

nachfrage<br />

Aktienmarkt<br />

Kreditmarkt<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Zeithorizonte der ökonomischen Analyse<br />

• Sehr kurzfristig, was für die Analyse der Finanzmärkte oft<br />

relevant ist;<br />

• kurzfristig (Zeithorizont etwa ein Jahr), was für die<br />

Keynesianische Analyse der Stabilitätspolitik relevant ist;<br />

• mittelfristig, wobei es etwa um den Konjunkturzyklus (Dauer<br />

rund 3-5 Jahre) geht, wobei sich neben der Güterproduktion<br />

auch die Arbeitslosenquote und das Preisniveau bzw. die<br />

Inflationsrate ändern;<br />

• langfristig (Zeithorizont etwa 5 bis 10 Jahren), wobei es etwa<br />

um Fragen des Trendwachstums geht;<br />

• sehr langfristig, wobei es etwa um Umweltfragen bzw.<br />

Klimaprobleme geht (Zeithorizont 10-100 Jahre).<br />

22.10.2012 66<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.2 Bruttoinlandsprodukt<br />

Abb. 4.1: Wachstum des BIPs in der Welt<br />

22.10.2012 67<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Bruttoinlandsprodukt<br />

Abb. 4.2: Wachstum des BIPs in der EU<br />

3% Wachstum p.a heißt binnen 75 J. Verneunfachung gegenüber Ausgangsniveau<br />

1% Wachstum p.a. heißt binnen 75 J. Verdopplung gegenüber <strong>Welfens</strong> Ausgangsniveau<br />

/ Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 68


Bruttoinlandsprodukt<br />

Wertschöpfung - neu erstellte Güter und<br />

Dienstleistungen einer Periode.<br />

Das nominale Bruttoinlandsprodukt Y’ - alle in<br />

einem Land in der abgelaufenen Periode neu<br />

produzierten Güter und Dienstleistungen. Nominal<br />

heißt in Geldeinheiten oder in laufenden Preisen.<br />

Das reale Bruttoinlandsprodukt Y - Wertschöpfung<br />

innerhalb der Landesgrenzen zu konstanten<br />

Preisen.<br />

Y=Y’/P Y‘ = YP; also gilt g Y‘ = gY +gP<br />

22.10.2012 69<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Preisniveau P; und Inflation<br />

• Inflation: anhaltender Anstieg von P; die<br />

prozentuale Änderungsrate von P heißt<br />

Inflationsrate: dlnP/dt =: (dP/dt)/P<br />

• Deflation: anhaltendes Sinken von P<br />

• Preisniveaustabilität: P im Zeitablauf konstant (bei<br />

Beachtung von Qualitätsänderungen); Bedeutung in<br />

einer Marktwirtschaft<br />

– P in der offiziellen Wirtschaft<br />

– Es gibt auch Transaktionen in Schattenwirtschaft…<br />

22.10.2012 70<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Abb. 4.3: Inflationsdynamik<br />

22.10.2012 71<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.3 VGR<br />

Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung<br />

22.10.2012 72<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Inlands- vs. Inländerkonzept<br />

Inlandskonzept: Gemessen wird die wirtschaftliche<br />

Leistung, die von allen im Inland erbracht, egal ob<br />

die Leistungsträger im In- oder Ausland wohnen.<br />

Inländerkonzept: Es wird die wirtschaftliche<br />

Leistung der Wirtschaftssubjekte mit Wohnsitz im<br />

Inland gemessen, egal, ob die Leistung im Inland<br />

oder im Ausland erbracht wurde<br />

22.10.2012 73<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


<strong>Dr</strong>ei Sichtweisen des realen<br />

Bruttoinlandsprodukts<br />

Verteilungsrechnung<br />

(Kapital, Arbeit;<br />

primär und<br />

sekundär)<br />

Entstehungsrechnung<br />

(nach Sektoren)<br />

Verwendung<br />

Y=C+I+G+X–q*J<br />

22.10.2012 74<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Entstehungsseite<br />

Die Entstehungsseite, die auf sektoraler Ebene die<br />

jeweilige Wertschöpfung ermittelt und alle sektoralen<br />

Wertschöpfungen dann addiert.<br />

Ausgangspunkt hierbei sind die Marktumsätze<br />

minus die Vorleistungen<br />

plus die nicht über Märkte gehenden Wertschöpfungsakte<br />

wie selbst erstellte Anlagen, staatliche Dienstleistungen<br />

und Lagerbestandsänderungen.<br />

22.10.2012 75<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Tab. 4.1: Sektoren nach Fourastié<br />

22.10.2012 76<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Verteilungsseite<br />

Die Verteilungsseite, die nach der funktionalen<br />

Einkommensverteilung fragt: wie das gesamtwirtschaftliche<br />

Einkommen auf die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital<br />

verteilt wird.<br />

Ausgangspunkt der Verteilungsrechnung ist das<br />

Volkseinkommen, d.h. das Nettonationalprodukt zu<br />

Faktorkosten.<br />

Das Volkseinkommen (=Nettonationaleinkommen zu<br />

Faktorkosten):<br />

• Arbeitseinkommen<br />

• Kapitaleinkommen<br />

22.10.2012 77<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Volkseinkommen<br />

minus direkte Steuern, Sozialbeiträge, nicht ausgeschüttete<br />

Gewinne von Kapitalgesellschaften<br />

plus Transfers (staatliche Zahlungen an Haushalte ohne<br />

Gegenleistung) des Staates an die Haushalte<br />

= das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte.<br />

Dies ist unmittelbar relevant für die Konsumnachfrage bzw.<br />

den geplanten Konsum.<br />

22.10.2012 78<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Verwendungsseite<br />

Das reale Bruttoinlandsprodukt Y = Konsum C plus<br />

Investition I plus Staatsverbrauch G plus Nettogüterexporte<br />

Xnet (Xnet ergibt sich als Differenz von Export und Import).<br />

Abb. 4.4: Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts in der Eurozone (2005)<br />

22.10.2012 79<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.4 Pole in der VGR<br />

Im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung soll<br />

der Wirtschaftsprozess erfasst werden. Dies erfolgt auf<br />

Basis der Sektoren bzw. der so genannten Pole:<br />

Unternehmen, Private Haushalte, Staat (bzw. öffentliche<br />

Haushalte), Ausland.<br />

Es werden verschiedene Aktivitäten betrachtet:<br />

• Einkommensschaffung durch Produktion von Gütern<br />

(Waren und Dienstleistungen),<br />

• Einkommensverwendung (Kauf von Gütern etc.),<br />

• Vermögensbildung (auf Basis von Ersparnis in t und t-1, t-<br />

2, t-3 etc.),<br />

• Finanzierungsaktivitäten (MV= PY) <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 80


Einkommensverteilung<br />

Bei den Einkommen unterscheidet man<br />

• Arbeitnehmerentgelte (Löhne plus Gehälter),<br />

• Selbständigeneinkommen (Gewinne inkl. Mieten),<br />

• Vermögenseinkommen (Dividenden, Zinsen etc.),<br />

• Transfers (Kindergeld, Sozialhilfe etc.).<br />

Einkommensverteilung:<br />

• Primär (Markt)<br />

• Sekundär (Staatsangriff)<br />

22.10.2012 81<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Einfaches Kreislaufschema<br />

Haushalte<br />

Abb. 4.5: Einfaches Kreislaufschema<br />

Einkommen<br />

Arbeit, Kapital, Boden<br />

Güter<br />

Erlöse<br />

22.10.2012 82<br />

Unternehmen<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Pole in der VGR<br />

22.10.2012 83<br />

Abb. 4.6: Kreislaufschema mit<br />

Ersparnis<br />

H=Haushalte,<br />

U=Unternehmen,<br />

V=Vermögensänderungskonto<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.5 Wertschöpfung bzw.<br />

Produktion erfolgt in einer Geldwirtschaft<br />

• Alle Transaktionen auf Gütermärkten und auf Faktormärkten<br />

erfolgen im Kontext mit der Bezahlung durch Geld<br />

• Quantitätsgleichung M V = P Y (M ist Geldbestand, V ist<br />

Umlaufgeschwindigkeit: gibt an, wie oft pro Periode ein<br />

Geldschein verwendet wurde), P ist Preisniveau, Y reales<br />

Bruttoinlandsprodukt (Wertschöpfung in Mengeneinheiten)<br />

• In Wachstumsraten (g in %: Änderung zu Vorjahr):<br />

–g M + g V = g P + g Y<br />

22.10.2012 84<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Geldfunktionen<br />

Geld ist<br />

–Recheneinheit<br />

–Transaktionsmittel<br />

–Wertaufbewahrungseinheit<br />

–gesetzliches Zahlungsmittel<br />

22.10.2012 85<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.6 Gesamtwirtschaftliche<br />

Konsumfunktion<br />

Verwendungsseite der Einkommen bei den privaten<br />

Haushalten (gilt ex post immer)<br />

Y= C + S + T<br />

Y = C+S in Wirtschaft ohne ohne Staat<br />

S = Y –cY =(1-c)Y= sY<br />

C= C(Y) Konsum hängt aggregiert vom Realeinkommen ab<br />

Konsumfunktion C=C 0 +cY<br />

C0 der autonome Konsum ist, 0


Konsumfunktion<br />

Abb. 4.7: Konsumfunktion<br />

22.10.2012 87<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Konsum- und Sparfunktion<br />

Abb. 4.8: Konsum- und Sparfunktion<br />

22.10.2012 88<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Investitionsnachfrage<br />

Abb. 4.9: Investitionsnachfrage<br />

22.10.2012 89<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.7 Neoklassische<br />

Produktionsfunktion Y(K,L…)<br />

Linear-homogene Produktionsfunktion (wenn alle Inputfaktoren ver-nfacht,<br />

erhöht sich Y auf das n-fache)<br />

Y= YK K + YL L<br />

Y - Kapitalgrenzprodukt; YL - Grenzprodukt der Arbeit<br />

Grenzerträge der Faktoren immer positiv<br />

Gesetz vom abnehmenden Grenzertrag:<br />

• ∂Y/∂K nimmt mit wachsendem K ab<br />

• ∂Y/∂L nimmt mit wachsendem L ab<br />

Positive Kreuzelastizitäten:<br />

• wenn L steigt, so erhöht sich Kapitalgrenzprodukt (YKL>0)<br />

• Wenn K steigt, so erhöht sich Grenzprodukt der Arbeit (YLK>0)<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 90


Cobb-Douglas-Produktionsfunktion<br />

• Produktionsfunktion Y(K,L…) stellt die Angebotsseite der Wirtschaft bzw.<br />

das gesamtwirtschaftliche Produktionspotenzial dar.<br />

• Y(K,L); Y=K ß L 1-ß<br />

Y BIP, K Kapital, L Arbeit, A Technologie,<br />

ß (0


Cobb-Douglas-Produktionsfunktion<br />

Abb. 4.10: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion: Zusammenhang zwischen<br />

Einkommen und dem Produktionsfaktor Arbeit sowie Kapitaleinsatz<br />

22.10.2012 92<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Cobb-Douglas-Produktionsfunktion<br />

Abb. 4.11: Cobb-Douglas-Produktionsfunktion: Zusammenhang zwischen<br />

Einkommen und arbeitsvermehrendem technischen Fortschritt<br />

22.10.2012 93<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.8 Export und Import<br />

Abb. 4.12: Export- und Importfunktion<br />

22.10.2012 94<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.9 Arbeitsmark<br />

Arbeitsanbieter sind private Haushalte;<br />

Arbeitsangebot hängt positiv vom Reallohnsatz<br />

w=: W/P (W ist der Nominallohnsatz) ab<br />

Arbeitsnachfrager sind Unternehmen:<br />

Gewinnmaximierung: Arbeitsnachfrage L d ist<br />

negative Funktion von w<br />

22.10.2012 95<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Arbeitsmark<br />

Abb. 4.13: Arbeitsmark<br />

22.10.2012 96<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Angebotselastizität<br />

Angebotselastizität (Reagibilität des Arbeitsangebots auf Erhöhung<br />

von w) kann unterschiedlich sein.<br />

1. Nahe Null, wenn Arbeitsangebotskurve unelastisch ist<br />

(senkrecht verläuft).<br />

2.Unendlich groß (Angebotskurve waagerecht), falls zum<br />

herrschenden Lohn beliebig viele aus dem Rest der Welt<br />

zuwandern könnten.<br />

Je nachdem, ob 1. oder 2. gilt, wird Verschiebung der<br />

Nachfragekurve auf Arbeitsmarkt unterschiedliche Effekte<br />

haben.<br />

22.10.2012 97<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Unterschiedliche Arten von Arbeit<br />

Nach Qualifikation zu unterscheiden:<br />

• Ungelernte; hier ist Substitution von Arbeit durch<br />

Maschinen relativ leicht: Lohnrelation w Ungelernt/r ist<br />

wichtiger Aspekt<br />

• Qualifizierte Arbeitnehmer: sie sind spezialisiert und<br />

damit höhere Produktivität, aber auch Entwertungsrisiko<br />

durch technischen Fortschritt; spezifische<br />

Arbeitslosenquote ist relativ gering<br />

Anteil qualifizierter Arbeitnehmer steigt durch Bildung und<br />

Weiterbildung; sowie ggf. Immigration von Qualifizierten;<br />

Logik der internationalen Arbeitsteilung verlang für<br />

Hochlohnland D verstärkte Spezialisierung auf Sektoren mit<br />

intensivem Einsatz von Qualifizierten <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 98


Abb. 4.14: Arbeitslosenquote in der EU<br />

22.10.2012 99<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.10 Kreditmarkt<br />

Kreditnachfrage und Kreditangebot treffen<br />

Preis für Kredit ist Realzins<br />

Staat ist in Höhe des Haushaltsdefizits Nachfrager nach neuem<br />

Kredit; abhängig von Laufzeit der staatlichen Wertpapiere, muss<br />

zudem anteilige Refinanzierung des Altschuldenbestandes erfolgen.<br />

Wenn höhere staatliche Kreditnachfrage mit paralleler Zinserhöhung<br />

folgt, dann werden i.d.R. kreditfinanzierte Investitionen verdrängt<br />

(Crowding-out-Problem)<br />

22.10.2012 100<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Kreditmarkt<br />

Abb. 4.15: Kreditmarkt<br />

22.10.2012 101<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.11 Zahlungsbilanz, Devisenmarkt<br />

und Wechselkurs<br />

Die Zahlungsbilanz verzeichnet Stromgrößen, und zwar die<br />

wirtschaftlichen Transaktionen zwischen In- und Ausland. Zu<br />

unterscheiden sind:<br />

• Handelsbilanzsaldo; Export minus Import von Waren.<br />

• Dienstleistungsbilanzsaldo. Die Summe von Handels- und<br />

Dienstleistungsbilanzsaldo heißt Außenbeitrag.<br />

• Saldo der einseitigen Übertragungen (z.B. Erbschaften aus dem<br />

Ausland, Mitgliedsbeiträge des Landes an internationale Organisationen).<br />

Die Summe aus 1., 2. und 3. heißt Leistungsbilanzsaldo.<br />

• Kapitalverkehrsbilanzsaldo<br />

Unterschieden werden dabei kurzfristiger Kapitalverkehr (Befristung bis<br />

1 Jahr) und langfristiger Kapitalverkehr.<br />

• Devisenbilanzsaldo (Kauf oder Verkauf von Devisen durch die<br />

Zentralbank).<br />

22.10.2012 102<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


e0<br />

e1<br />

Zahlungsbilanz, Devisenmarkt<br />

und Wechselkurs<br />

Abb. 4.16: Devisenmarkt<br />

E0<br />

E1<br />

E2<br />

SS0<br />

SS1<br />

DD1<br />

DD0<br />

0 $<br />

$0<br />

22.10.2012 103<br />

$2<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Zahlungsbilanz, Devisenmarkt<br />

und Wechselkurs<br />

In der Realität gibt es verschiedene Wechselkurssysteme (Flexible Kurse –<br />

jederzeit marktbestimmt – versus Fixkurssystem)<br />

• Fixkurssystem: Die Regierung bzw. Zentralbank<br />

erklärt eine Parität (Fixkurs e 0), die sie zu verteidigen<br />

verspricht: Zu diesem Wechselkurs kauft und verkauft<br />

die Zentralbank erforderlichenfalls Devisen.<br />

• Flexibler Wechselkurs: Die Marktkräfte allein<br />

bestimmen den Wechselkurs, und zwar durch den<br />

Schnittpunkt von Devisenangebots- und<br />

Devisennachfragekurve. Dieses Wechselkurssystem<br />

kann durchaus mit einer erheblichen Volatilität des<br />

nominalen und realen Wechselkurses einhergehen.<br />

22.10.2012 104<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Zahlungsbilanz, Devisenmarkt<br />

und Wechselkurs<br />

Abb. 4.17: Langfristiger Wechselkurs (Kaufkraftparität; tg α = 1/P*) : P=eP*<br />

Wenn P=eP* bei Freihandel via internationale Arbitrage<br />

(kaufe, wo es billig ist, verkaufe, wo es teuer ist), dann<br />

gilt e = (1/P*)P, wobei P* gegeben ist; P* gegeben aus<br />

Sicht einer kleinen offenen Volkswirtschaft<br />

(purchasing power<br />

parity –Linie)<br />

22.10.2012 105<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


0,20 %<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,05<br />

0,00<br />

4.12 Geldmarkt<br />

Wachstum der Geldmengen M1 und M3 in der Eurozone<br />

(bezogen auf das Vorjahresquartal)<br />

Abb. 4.18: Jährliche Wachstumsraten der Geldmengen M1 und M3 in der Eurozone<br />

1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002<br />

Quelle: AMECO (2007)<br />

M1=Bargeld plus Sichteinlagen= Transaktionsgeldmenge<br />

M3 = M1+ Termineinlagen+Spareinlagen+..= eher Wert-<br />

Aufbewahrungscharakter dieser Geldmengenabgrenzung<br />

Zielmarke der EZB 4-6% bei M3<br />

Wachstum von M1 Wachstum von M3<br />

22.10.2012 106<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Angebots- und Nachfrageseite<br />

im Geldmarkt<br />

• Angebotsseite von Zentralbank kontrolliert (bei flex.<br />

Wechselkurs): Geldmenge M1<br />

[Bargeld+Sichteinlagen]<br />

• Geldnachfrage von Unternehmen und Haushalten:<br />

M d = V‘ YP; einfache Annahme, dass nominale<br />

Geldnachfrage proportional zum Nominaleinkommen<br />

sei (Proportionalitäts-faktor V‘:= 1/V); realistischer<br />

M d/P=m d(Y,i): i ist Opportunitätskostensatz der<br />

Kassenhaltung<br />

22.10.2012 107<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Geldmarkt<br />

Langfristiger Zins und Inflationsrate in der Eurozone<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />

Quelle: Eurostat<br />

Abb. 4.19: Langfristiger Zins und Inflationsrate in der Eurozone<br />

Quelle: AMECO (2007)<br />

Inflationsrate 10 - Jahrezinssätze<br />

22.10.2012 108<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.13 Einfaches Keynesianisches<br />

Makromodell<br />

• Voraussetzungen:<br />

– Investition I, aber kurzfristige Analyse, d.h. Kapazitätseffekt von I<br />

nicht betrachtet (K gegeben)<br />

– Unterbeschäftigung; Preisniveau gegeben (exogen)<br />

– Ersparnis der Haushalte hängt vom Einkommen positiv ab<br />

S=-C0 + sY (Nachfrageausfall)<br />

– Gleichgewichtsbedingung Ersparnis S = I bzw. mit Staat<br />

(Steuern T=0) als S(Y)= I+G; im Gleichgewicht: Staats- &<br />

Investitionsnachfrage I+G kompensieren S(Y);<br />

22.10.2012 109<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Ausgangsbedingungen<br />

Man beachte,<br />

dass Y=C+S+T<br />

gilt; also zu<br />

Gleichgewichts-<br />

bedingung<br />

Y=C(…)+I(..)+G<br />

äquivalent ist also<br />

S(Y) +T=I(r)+G;<br />

Hier sei T=0 (zur<br />

Vereinfachung!)<br />

Abb. 4.20: Gleichgewichtseinkommen im keynesianischen Basismodell<br />

Sparen S = Investieren I plus Staatsverbrauch G als<br />

Gleichgewichtsbedingung für Gütermarkt; Gleichgewichts-<br />

punkt ist Eo mit entsprechendem Gleichgew.einkommen<br />

22.10.2012 110<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Lesart der Gleichgew.bedingung<br />

• S(Y) ist geplante Ersparnis (Konsumverzicht der privaten<br />

Haushalte); T ist in Form von Steuerzahlung erzwungener<br />

Konsumverzicht. Wenn bei Produktion Einkommen Y<br />

entstanden sind, Haushalte aber S(Y-T)+T nicht ausgeben,<br />

dann besteht ein Nachfrageausfall, der nur dann mit<br />

gesamtwirtschaftlichem Gütermarktgleichgewicht<br />

kompatibel ist, wenn Unternehmen und Staat in der<br />

Summe I(r) + G nachfragen;<br />

• S(Y-T)+T = I(r) + G ist also Formulierung der<br />

Gleichgewichtsbedingung für Gütermarkt; völlig äquivalent<br />

zu Y= C(Y) + I(r) + G;<br />

22.10.2012 111<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Ausgangsbedingungen<br />

Abb. 4.21: Gleichgewichtseinkommen und Erhöhung des Staatsverbrauchs<br />

Staatsverbrauchsmultiplikator dY/dG = 1/s; in der Regel >0<br />

22.10.2012 112<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Ausgangsbedingungen<br />

Sparen individuell<br />

positiv (bewertet),<br />

aber gesamt-<br />

wirtschaftlich<br />

in kurzfristiger<br />

Analyse Problem:<br />

Gleichgewichts-<br />

einkommen<br />

fällt hier!<br />

Abb. 4.22: Sparparadoxon<br />

22.10.2012 113<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Vereinfachte Darstellung<br />

• Y = c(Y-T) + b/r + G (geschlossene Volkswirtschaft);<br />

hier ist b ein Parameter<br />

– Verhaltensfunktion C=c(Y-T), wobei T Steuerzahlung<br />

darstellt<br />

– Investitionsfunktion I=b/r (mit b>0); Alternativ: I= -b‘r<br />

– G ist exogener Staatsverbrauch<br />

• Die IS-Kurve ist der geometrische Ort aller<br />

Kombinationen von Y und r, für die<br />

Gütermarktgleichgewicht gilt: S(Y-T)+T = I(r)+G<br />

22.10.2012 114<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Gütermarkt und Gütermarktgleichgewicht<br />

(geschlossene Volkswirtschaft)<br />

Gleichgewichtsbedingung<br />

für Gütermarkt<br />

Y= C(Y-T)+ I(r) +G<br />

Da Y=: C+S+T<br />

(Verwendung Einkommen<br />

bei Haushalt) gilt<br />

S(..)+T = I(..)+G<br />

IS-Kurve ist<br />

Gleichgewicht<br />

auf dem Güter-<br />

markt<br />

Abb. 4.23: Herleitung der IS-Kurve<br />

r<br />

C‘<br />

45°<br />

B‘<br />

II<br />

I(r)+G<br />

C<br />

B<br />

I(r)<br />

I S<br />

0<br />

D‘<br />

A‘<br />

III r<br />

IV<br />

22.10.2012 115<br />

I<br />

D<br />

A<br />

S(Y-T)+T<br />

S(Y-T)<br />

IS0<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

Y


Gütermarkt und Gütermarktgleichgewicht<br />

Gegeben IS 0:<br />

Im Punkt F‘ ist<br />

der Realzins r<br />

niedriger als im<br />

Punkt E (Gleich-<br />

gewicht auf Gü-<br />

termarkt); also<br />

ist in F‘ die In-<br />

vestitionsnach-<br />

frage relativ<br />

groß bzw.<br />

herrscht Nach-<br />

frageüberschuss<br />

Abb. 4.24: IS-Kurve (negative Steigung) als Gütermarktgleichgewicht<br />

Gleichgewicht: Y = cY + b/r + G 0;<br />

falls G ansteigt, verscheibt IS sich<br />

nach rechts (IS 1)<br />

22.10.2012 116<br />

G<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


IS-Kurve<br />

• Y= c(Y-T) – b‘r +G; 0


LM-Kurve<br />

•Wenn das Realeinkommen steigt, wird die<br />

Geldnachfrage aus dem Vorsichts- und<br />

Transaktionsmotiv zunehmen. Damit<br />

entsteht aber eine Überschussnachfrage<br />

auf dem Geldmarkt. Um diese aber wieder<br />

ins Gleichgewicht zu bringen, muss der<br />

Zinssatz steigen. Dann geht nämlich die<br />

Geldnachfrage aus dem Vorsichts- und<br />

Spekulationsmotiv zurück.<br />

22.10.2012 118<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Geldmarkt und Geldmarktgleichgewicht<br />

(M ist nominale Geldmenge; m=:M/P)<br />

LM-Kurve ist Geldmarktgleichgewicht<br />

LM-Kurv stellt<br />

Gleichgewicht<br />

auf volkswirt-<br />

schaftlichem<br />

Geldmarkt<br />

dar (M/P=Angebot)<br />

M/P = m d (Y,i) =<br />

m T (Y)+m S (i);<br />

m T ist die Nachfrage<br />

nach Transaktionskasse,<br />

m S nach<br />

Spekulationskasse<br />

Abb. 4.25: Herleitung der LM-Kurve<br />

M/P<br />

D<br />

m0<br />

C<br />

mm0<br />

B<br />

m S (i)<br />

A<br />

III IV<br />

m:=M/P<br />

22.10.2012 119<br />

II<br />

45˚<br />

r0<br />

F<br />

0<br />

I[r]<br />

D‘<br />

F’<br />

Z<br />

α<br />

C‘<br />

I<br />

B‘<br />

A a<br />

A‘<br />

LM0<br />

Y0<br />

m T (Y)<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

Y


Geldmarkt und Geldmarktgleichgewicht<br />

i[r]<br />

0<br />

r0<br />

Abb. 4.26: Stilisierte LM-Kurve<br />

F<br />

E<br />

F’<br />

Y0<br />

LM0<br />

(r,Y<br />

K0’,<br />

Y0,<br />

M0/<br />

P0)<br />

LM1<br />

(r,Y<br />

K0’,<br />

Y0,<br />

M0/<br />

P0)<br />

22.10.2012 120<br />

Y<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Geldmarkt und Geldmarktgleichgewicht<br />

22.10.2012 121<br />

Abb. 4.27:<br />

a) Zahlungsbilanz-<br />

Gleichgewichtskurve und<br />

b) Devisenmarkt<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Keynesianisches System<br />

Das gleichgewichtige Realeinkommen ist um so höher,<br />

• je größer der Staatsverbrauch G und die autonomen<br />

Investitionen I’ sind<br />

• je höher die reale Geldmenge ist<br />

• je kleiner die Sparquote und je geringer die Steuerquote<br />

• je geringer die Zinsreagibilität der Investitionen (Parameter b)<br />

und die Zinsreagibilität der Geldnachfrage (Parameter h’) und<br />

je geringer die Einkommensreagibilität (Parameter h) der<br />

Geldnachfrage ist<br />

22.10.2012 122<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


IS-LM-Ungleichgewichte<br />

Oberhalb der IS-Kurve ist der Zinssatz zu hoch. Es wird mehr gespart als<br />

investiert. Weil dadurch Nachfrage ausfällt, schrumpfen auch<br />

Realeinkommen, Konsum und Sparangebot. Das schrumpfende<br />

Einkommen bringt Sparangebot und Investitionen tendenziell wieder ins<br />

Gleichgewicht. Zusätzlich geben die Wirtschaftssubjekte aber noch Geld<br />

aus dem Transaktions- und Vorsichtsmotiv ab, d.h. sie kaufen Wertpapiere.<br />

Dadurch steigt der Kurs der Wertpapiere und der Zins sinkt, womit das<br />

Investitionsvolumen steigt. Auch dieser Mechanismus führt tendenziell zum<br />

Gleichgewicht.<br />

Unterhalb der IS-Kurve ist der Zinssatz zu niedrig. Es wird mehr investiert<br />

als gespart. Dadurch steigt das Realeinkommen und das Sparangebot<br />

wird größer. Gleichzeitig ist durch das hohe Investitionsvolumen ein<br />

Überangebot an Wertpapieren vorhanden, weil sich die Unternehmen<br />

refinanzieren müssen. Der Kurs sinkt und das Zinsniveau steigt. Die<br />

Investitionen gehen zurück.<br />

22.10.2012<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

123


IS-LM-Ungleichgewichte<br />

Unterhalb der LM-Kurve ist die Geldnachfrage größer als die<br />

Geldmenge (weil der Zins unterhalb des Gleichgewichtszinssatzes liegt).<br />

Die Wirtschaftssubjekte werden also Wertpapiere verkaufen, die Kurse<br />

sinken, der Zinssatz steigt und die Geldnachfrage geht zurück.<br />

Oberhalb der LM-Kurve ist die Geldnachfrage kleiner als die<br />

Geldmenge. Die Wirtschaftssubjekte werden versuchen, Wertpapiere zu<br />

kaufen, weil sie mit dem Überschussangebot an Geld nichts anfangen<br />

können. Als Folge steigen die Kurse, der Zins fällt, und die<br />

Geldnachfrage aus Vorsichts- und Spekulationsmotiv steigt.<br />

22.10.2012 124<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.14 Gleichgewicht<br />

im Totalmodell<br />

Klassischer Bereich:<br />

Wirtschaft befindet sich<br />

in Hochkonjunktur;<br />

Jede weitere Nachfrage<br />

endet in Inflation, weil<br />

zuviel Geld zuwenig<br />

Gütern nachjagt.<br />

Abb. 4.28: Allgemeines gesamtwirtschaftliches (IS-LM) Gleichgewicht<br />

Y=c(Y-T)+I(r)+G; M/P=m(i,Y); i=r <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 125


0<br />

L1<br />

L0<br />

r1<br />

r0<br />

Expansive Fiskal- und Geldpolitik<br />

r LM0<br />

IS1<br />

IS0<br />

L<br />

E0<br />

Y0<br />

F0<br />

E1<br />

F2<br />

Y1<br />

F1<br />

Y(L,K0)<br />

E2<br />

F3<br />

Y(L,K1)<br />

L2 s<br />

Y<br />

Abb. 4.29: Expansive Fiskalpolitik in<br />

geschlossener Volkswirtschaft<br />

22.10.2012 126<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Expansive Fiskal- und Geldpolitik<br />

Abb. 4.30: Expansive Geldpolitik<br />

22.10.2012 127<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Expansive Fiskal- und Geldpolitik<br />

Die keynesianische Konzeption der Fiskalpolitik sieht letztlich eine zum<br />

Ausgabenverhalten der Privaten – also Summe aus C(..)+I(..)+[X(..)q*J(..)]<br />

– antizyklische Fiskalpolitik als Strategie der Stabilitätspolitik<br />

vor. Es ist im Idealfall so, dass die Variation der Staatsausgaben sich<br />

spiegelbildlich zur Summe von C(..)+I(..)+[X(..)-q*J(..)] verhält. Gegen eine<br />

solche Konzeption, in die man ggf. zweckmäßige Variationen der<br />

Steuerpolitik – Absenken der Steuern in der Rezession, Erhöhung im<br />

Boom – einbeziehen kann, ließen sich zumindest zwei kritische Einwände<br />

erheben:<br />

• antizyklische Politik kann erst mit Verzögerung („time lag“) die Ist-<br />

Situation bei der Nachfrageentwicklung der Privaten erkennen; zudem<br />

entstehen im Gesetzgebungsprozess bzw. bei den notwendigen<br />

Haushaltsberatungen Zeitverzögerungen, so dass die Gefahr einer am<br />

Ende prozyklischen – zyklusverschärfenden – Politik besteht;<br />

22.10.2012 128<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Expansive Fiskal- und Geldpolitik<br />

• die Finanzierung der Staatsverbrauchserhöhung bzw.<br />

ggf. auch der Steuersenkung in einer Rezession ist insofern<br />

ein Problem, als in Höhe des Defizits die Staatsschuld<br />

anwächst. Wenn es im Boom nicht gelingt, die Relation von<br />

Staatsschuld zu Bruttoinlandsprodukt – die Schuldenquote –<br />

zu reduzieren, so wird die Schuldenquote langfristig<br />

ansteigen. Wenn die Wirtschaftssubjekte daher künftige<br />

Steuererhöhungen bzw. einen erhöhten Stauersatz τE<br />

erwarten sollten, wird der Konsum zurückgehen, sofern C =<br />

C(Yt(1-τ)+Yt+1(1-τ E )). Der Konsum hängt hier vom<br />

längerfristigen Nettoeinkommen über zwei Perioden ab,<br />

nämlich die aktuelle Periode t und von t+1, in der der<br />

erwartete Einkommenssteuersatz τ E gelte.<br />

22.10.2012 129<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Preisniveauänderung:<br />

Keynes-, Pigou- und Nettoexport-Effekt<br />

Abb. 4.31: Keynes-Effekt, Pigou-Effekt und<br />

Nettoexport-Effekt einer Preisniveausenkung<br />

22.10.2012 130<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Preisniveauänderung:<br />

Keynes-, Pigou- und Nettoexport-Effekt<br />

Es ist eine empirische Frage, ob das Preisniveau in einer Rezession<br />

sinkt bzw. ob die betrachteten drei Selbstheilungseffekte einer Rezession<br />

stark genug sind, um Vollbeschäftigung wiederherzustellen. Zu Beginn des<br />

21. Jahrhunderts ist das Preisniveau vermutlich weniger nach unten flexibel<br />

als Anfang des 20. Jahrhunderts:<br />

• Fast ein <strong>Dr</strong>ittel des Preisniveaus in EU-Staaten ist von staatlich<br />

administrierten Preisen – wie etwa bei Strom, Wasser,<br />

Eisenbahnverkehr – geprägt, die erfahrungsgemäß auf die konjunkturelle<br />

Entwicklung wenig reagieren können. Der Anteil der staatlich<br />

administrierten Preise am Gesamtpreisindex ist in der zweiten Hälfte des<br />

20. Jahrhunderts in Westeuropa gestiegen; ein Ausnahmebereich stellt der<br />

Telekommunikationssektor dar, der seit der EU-weiten Marktöffnung von<br />

1998 und aufgrund von Privatisierungen in vielen Ländern zu einem<br />

mittelfristig kaum noch durch staatliche Preisvorschriften geprägten<br />

Bereich geworden ist.<br />

22.10.2012 131<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Preisniveauänderung:<br />

Keynes-, Pigou- und Nettoexporteffekt<br />

Ein erheblicher <strong>Teil</strong> der Preise steht für hochwertige langlebige Konsumgüter, bei<br />

denen die Anbieter wenig Grund haben, die Preise in den Konjunkturphasen zu<br />

variieren. Wenn etwa ein PKW-Hersteller wie Porsche oder Mercedes bei einer<br />

inländische Rezession starke Preissenkungen vornehmen würde, hätte dies<br />

negative Image- bzw. Vermögenseffekte für die Kundschaft.<br />

Daher werden vor allem PKW-Hersteller von Spitzenmodellen auf konjunkturelle<br />

Entwicklungen relativ schwach in der Preissetzung reagieren – lieber wird man<br />

Angebotsüberschüsse (als eigentlich ungewünschte Lagerbestandserhöhungen) in<br />

der Rezession und längere Lieferfristen in einer Boomphase realisieren wollen.<br />

Ein <strong>Teil</strong> der Preise wird durch nationale oder internationale Oligopole oder<br />

Kartelle gesetzt, wobei eine gewisse Preisträgheit denkbar ist.<br />

Man mag auch darauf verweisen, dass ein <strong>Teil</strong> des Kostenblocks wenig flexibel auf<br />

die Konjunktur reagiert, nämlich der Nominallohnsatz. Wenn die Löhne nach unten<br />

wenig flexibel sind, werden auch die Güterpreise wenig flexibel nach unten<br />

reagieren.<br />

22.10.2012 132<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Rolle des Wettbewerbs<br />

• Wettbewerb wichtig für Reagibilität von Preisen und Mengen im<br />

Anpassungsprozess<br />

• Wettbewerb zu betrachten<br />

– Auf Gütermärkten<br />

– Auf Faktormärkten (Arbeit, Kapital)<br />

22.10.2012 133<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Offene Volkswirtschaft<br />

• In offener Volkswirtschaft haben wir<br />

– Güterexporte: führen zu Devisenangebot<br />

– Güterimporte: führen zu Devisennachfrage<br />

– Kapitalexport (Inländer kaufen Wertpapiere des Auslandes – also<br />

in Land II - bzw. geben Kredit an Ausland); Zinsrelation als ein<br />

Einflussfaktor i/i*<br />

– Kapitalimport (Ausländer kaufen Wertpapiere des Inlandes bzw.<br />

von Land I); auch hier i/i* wichtig<br />

22.10.2012 134<br />

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4.15 Expansive Geld- und<br />

Fiskalpolitik im Fixkurssystem<br />

Abb. 4.32: Keine, normale oder sehr hohe Kapitalmobilität<br />

ZZ: Devisenangebot= Devisennachfrage; Nettokapitalimporte<br />

abhängig von r/r* (λ Parameter>0)<br />

22.10.2012 135<br />

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Expansive Geld- und<br />

Fiskalpolitik im Fixkurssystem<br />

Abb. 4.33:<br />

a) Expansive Geldpolitik und<br />

b) Devisenmarkt im Fixkurssystem<br />

Geldmengen-Erhöhung<br />

verschiebt LM-Kurve nach<br />

rechts (LM1); nun sinkt der<br />

Inlandszins i bzw. r (siehe<br />

Punkt F). In F herrscht<br />

Nachfrageüberschuss auf<br />

Devisenmarkt: Zentralbank<br />

verkauft Devisen, wodurch<br />

Inländische Geldmenge<br />

wieder sinkt!!! (siehe LM0)<br />

22.10.2012 136<br />

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Expansive Geld- und Fiskalpolitik<br />

im Fixkurssystem<br />

Abb. 4.34: Expansive Fiskalpolitik<br />

Expansive Geldpolitik:<br />

LM nach LM1, Schnittpunkt<br />

mit ISo bedeutet hier<br />

Nachfrageüberschuss<br />

auf Devisenmarkt, die<br />

Zentralbank verkauft Devisen<br />

= Geldmenge sinkt,<br />

LM zurück<br />

22.10.2012 137<br />

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4.16 Expansive Geldpolitik bei<br />

flexiblem Wechselkurs<br />

Abb. 4.35: Expansive Geldpolitik bei flexiblem Wechselkurs<br />

Expansive Geldpolitik: also<br />

Rechtsverschiebung der LM-<br />

Kurve; Zins sinkt temporär<br />

(sieht Punkt E1 = Nachfrage-<br />

Überschuss auf dem Devisen-<br />

Markt = Abwertung im System<br />

flexibler Wechselkurse);<br />

via Abwertung ergibt sich<br />

eine Erhöhung des realen<br />

Außenbeitrages bzw. eine<br />

Rechtsverschiebung der IS-Kurve:<br />

Geldpolitik wirkt bei flexiblen<br />

Wechselkursen!<br />

22.10.2012 138<br />

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Expansive Fiskalpolitik<br />

bei flexiblem Wechselkurs<br />

Abb. 4.36: Expansive Fiskalpolitik bei flexiblem Wechselkurs<br />

r<br />

r1<br />

r0<br />

IS0<br />

IS2<br />

IS1<br />

E0<br />

LM0<br />

ZZ0<br />

0 Y<br />

Y0<br />

22.10.2012 139<br />

E2<br />

E1<br />

ZZ1<br />

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Expansive Fiskalpolitik<br />

bei flexiblem Wechselkurs<br />

Abb. 4.37: Expansive Geldpolitik bei flexiblem Wechselkurs und Auslandsverschuldung<br />

22.10.2012 140<br />

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Expansive Fiskalpolitik<br />

bei flexiblem Wechselkurs<br />

Abb. 4.38: Expansive Fiskalpolitik bei Auslandsverschuldung und flexiblem Wechselkurs<br />

r<br />

r*=r<br />

0<br />

IS0<br />

IS1<br />

E0<br />

Y0<br />

E3<br />

Y3<br />

E2<br />

E1<br />

LM0<br />

IS3<br />

IS2<br />

ZZ0’<br />

22.10.2012 141<br />

ZZ0<br />

Y<br />

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4.17 Langfristiges Gleichgewicht<br />

im Wachstumsmodell<br />

A<br />

B<br />

Abb. 4.39: Innovationszyklen und Wachstumszyklen<br />

C<br />

A’= E<br />

22.10.2012 142<br />

F<br />

D<br />

G<br />

H<br />

Zyklus<br />

Trend<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

t


Wachstum<br />

Wirtschaftswachstum im neoklassischen Wachstumsmodell<br />

ist exogen; und bestimmt durch Wachstumsrate des<br />

technischen Fortschritts – langfristige Analyse;<br />

Endogene Wachstumstheorie erklärt technischen<br />

Fortschritt, etwa durch F&E (Forschung und Entwicklung)<br />

22.10.2012 143<br />

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Zyklische<br />

Wirtschaftsentwicklung<br />

Zyklische kurz- und mittelfristige Wirtschaftsentwicklung<br />

Schwankungen im Auslastungsgrad des<br />

produktionspotenzials (Y pot): also Y/Y pot<br />

Produktionspotenzial ist langfristig maximal (oder auch<br />

definiert als normal) mögliche Produktion bei Auslastung<br />

der in den Unternehmen vorhandenen<br />

Produktionsfaktoren<br />

Output-Lücke ist Y-Y pot<br />

22.10.2012 144<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.18 Strategische Aspekte<br />

der Stabilitätspolitik<br />

Im Rahmen einer durchdachten Politik – insbesondere auch der<br />

Stabilitäts- und Wachstumspolitik - geht es um eine vernünftige<br />

widerspruchsfreie Konzeption der Wirtschaftspolitik, also eine sinnvolle<br />

Verbindung von Zielen:<br />

• Vollbeschäftigung<br />

• Preisniveaustabilität<br />

• angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum<br />

• Außenwirtschaftliches Gleichgewicht<br />

Grundsätzen: Maßnahmen sind marktkonform auszugestalten, d.h. der<br />

Preismechanismus soll nicht behindert werden<br />

22.10.2012 145<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Realisierung des „magischen Vierecks“<br />

Ohne das Stabilitäts- und Wachstumsgesetz von 1967 wäre wohl die<br />

Gefahr groß, dass der Staat mit seinen konjunkturpolitischen Maßnahmen<br />

prozyklisch wirkt. Dieses Gesetz zielt im Rahmen der<br />

marktwirtschaftlichen Ordnung ab auf die Realisierung des<br />

„magischen Vierecks“<br />

• Preisniveaustabilität; hier ist ein geeigneter Preisindex zu definieren<br />

(z.B. Preisindex der Lebenshaltung der privaten Haushalt oder<br />

Sozialproduktsdeflator – maximal zulässige Inflationsrate 2%, wenn<br />

man der EZB-Zielvorgabe für die Eurozone folgt)<br />

• Hoher Beschäftigungsstand (operationalisierbares Ziel in der Form von<br />

Zahl der Arbeitslosen=Zahl der offenen Stellen; oder Arbeitslosenquote<br />

maximal 4% - ergänzend könnte man hinzufügen, dass der Anteil der<br />

Langzeitarbeitslosen [länger als 1 Jahr arbeitslos] maximal 20%<br />

betragen soll)<br />

22.10.2012 146<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Realisierung des „magischen Vierecks“<br />

• Angemessenes und stetiges Wachstum (anhaltendes<br />

Wirtschaftswachstum wird allgemein gewünscht; risikoscheue<br />

Wirtschaftssubjekte werden offenbar geringe Schwankungsbreite der<br />

realen Wachstumsraten – als Präzisierung von Stetigkeit – als<br />

nutzensteigernd empfinden)<br />

• Außenwirtschaftliches Gleichgewicht (in einem System fixer<br />

Wechselkurse kann dies etwa mit einem Überschuss im Außenbeitrag<br />

in Höhe von 1% des Bruttoinlandsproduktes gleichgesetzt werden,<br />

sofern das betreffende Land langfristige einseitige Übertragungen bzw.<br />

Beiträge an internationale Organisationen in dieser Höhe zu leisten hat.<br />

Bei flexiblen Wechselkursen ist außenwirtschaftliches Gleichgewicht im<br />

Sinn eines ausgeglichenen Devisenmarktes automatisch gegeben (aus<br />

Sicht der Eurozone ist dieses Ziel also relativ unproblematisch).<br />

22.10.2012 147<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Strategische Aspekte der<br />

Wirtschaftspolitik<br />

Trägern: Als Träger der Stabilitätspolitik gelten u.a. die Zentralbank, die<br />

Fiskalpolitik von Bundesebene und Bundesländern sowie ggf. die Träger<br />

der Sozialversicherung – Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften sind in<br />

der Regel keine Träger, sondern Einflussakteure der Wirtschaftspolitik<br />

Mitteln (z.B. Zinsänderung, Steuersatzveränderung), die ursachenadäquat<br />

und mit Blick auf kurz- und langfristige Wirksamkeit ausgewählt werden und<br />

möglichst geringe schädliche Nebenwirkung haben sollten.<br />

22.10.2012 148<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Strategische Aspekte der<br />

Wirtschaftspolitik<br />

In der Wirtschaftspolitik geht es in der Praxis insbesondere um folgende<br />

Probleme bei Politikmaßnahmen:<br />

• Mehrheitsfähigkeit: In der Demokratie muss man in den entsprechenden<br />

Entscheidungsgremien, insbesondere auch im Parlament oder bei<br />

Volksabstimmungen, eine Mehrheit für die angedachte Maßnahme finden.<br />

• Durchführbarkeit: Die beabsichtigte Maßnahme muss vom jeweiligen<br />

Politikträger auch durchführbar sein, d.h. es müssen entsprechende<br />

formale Kompetenzen bestehen<br />

• Wirksamkeit: Die ergriffenen Maßnahmen müssen mit Blick auf die<br />

Politikziele wirksam sein, was man bei operationalisierten Zielen anhand<br />

geeigneter Indikatoren auch überprüfen kann.<br />

• Effizienz: Es ist eine vernünftige Nutzen-Kosten-Relation herzustellen.<br />

22.10.2012 149<br />

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Politische Ökonomie der<br />

antizyklischen Stabilitätspolitik<br />

Abb. 4.41: Ausgabenzyklus des privaten Sektors und antizyklische<br />

Fiskalpolitik<br />

22.10.2012 150<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Resümee zur Stabilitätspolitik<br />

Damit man in der Konjunktur- bzw. Stabilitätspolitik rechtzeitig aktiv werden<br />

kann, bedarf es Konjunkturindikatoren.<br />

• Frühindikator: Auftragseingang (gesamt), Aktienkursindex – er gibt hier<br />

die typischen Rendite-Erwartungen der Kapitalmarktakteure wider – und<br />

Stimmungsindikatoren in der Industrie („Geschäftsklimaindex“; in<br />

Deutschland: Ifo-Indikator), die der Industrieproduktion vorlaufen.<br />

• Präsenzindikator: Industrieproduktion; Kapazitätsauslastungsgrad; ggf.<br />

Erzeugerpreisindex.<br />

• Spätindikator: Löhne, Beschäftigung, Preisindex der Lebenshaltung,<br />

Nominalzins.<br />

22.10.2012 151<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Resümee zur Stabilitätspolitik<br />

Aus strategischer Sicht 3 grundlegende Ansätze der Stabilitätspolitik zu<br />

unterscheiden:<br />

1. Eine nachfrageorientierte Politik, die als Keynesianische Politik eine<br />

Rezession durch Stimulierung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage überwinden will:<br />

Der Staat soll also im konjunkturellen Abschwung (Industrieproduktion ist rückläufig<br />

gegenüber der Vorperiode) durch Steuersatzsenkungen und zudem ggf. erhöhten<br />

Staatsverbrauch die Nachfrage erhöhen; =kreditfinanzierte Nachfragepolitik.<br />

2. Eine angebotsorientierte Politik, die die Rentabilität der Investitionen bzw.<br />

Innovationen und die Erhöhung an rentabler Beschäftigung längerfristig verbessern<br />

will.<br />

3. Schumpetersche Stabilitätspolitik knüpft z.T. an der mittelfristigen<br />

Wirtschaftsentwicklung, besonders aber an langfristiger Dynamik des realen<br />

Wirtschaftswachstums an. Besondere Maßnahmen des Staates zur<br />

Innovationsförderung bzw. zur Erhöhung des langfristigen Wachstums sind hier<br />

erwägenswert; zudem auch Maßnahmen zur Erhöhung des Niveaus des realen<br />

Wachstumspfades, wobei etwa an eine Erhöhung der staatlichen Sparförderung zu<br />

denken ist (Erhöhung der Sparquote).<br />

22.10.2012 152<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Realität in Bundesrepublik<br />

Deutschland<br />

In 70er Jahren bei Rezessionen meist keynesianische<br />

Nachfragepolitik (Geist des Stabilitäts- und<br />

Wachstumsgesetzes von 1967)<br />

In 80er Jahren verstärkt Doppelstrategie – auch gemäß<br />

SVR-Vorschlag -, da auch Angebotsprobleme erkennbar;<br />

sinnvoller POLICY MIX als wichtige Aufgabe. <strong>Teil</strong>weise<br />

Enttäuschung über Keyn. Politik<br />

Seit 1999: Politik schwieriger, da in Eurozone Geldpolitik via<br />

EZB, Fiskalpolitik aber von Mitgliedsländern der Eurozone<br />

individuell<br />

22.10.2012 153<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Stabilitätspolitische<br />

Strategiealternativen<br />

Folgt man der keynesianischen Theorie der Stabilitätspolitik,<br />

so hat der Staat die Aufgabe, eine antizyklische Stabilitätspolitik zu<br />

betreiben.<br />

• über eine Erhöhung der realen Staatsnachfrage mit<br />

Schwerpunktsetzung bei den öffentlichen Investitionsausgaben – in der<br />

Regel durch ein höheres Haushaltsdefizit finanziert – die<br />

gesamtwirtschaftliche Nachfrage zu stärken; das „deficit spending“, also<br />

die Kombination von erhöhtem Staatsverbrauch und erhöhter<br />

Staatsverschuldung, ist dann relativ unproblematisch, wenn der<br />

staatliche Konjunkturimpuls bald zu einem Wirtschaftsaufschwung und<br />

damit auch zu erhöhten Steuereinnahmen führt, so dass die<br />

Schuldenquote nicht ansteigt.<br />

22.10.2012 154<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


• über eine reale Zinssenkung via Notenbankpolitik die Investitionen zu<br />

fördern und die Kosten der Staatsverschuldung gering zu halten (ob eine<br />

politisch unabhängige Zentralbank hier entsprechend mitwirkt, ist eine<br />

offene Frage);<br />

• ggf. über eine Währungsabwertung die Nettogüterexporte zu erhöhen;<br />

diese Option ist zweifelhaft im Fall einer hohen Auslandsverschuldung<br />

und zudem bei einem hohen Anteil handelsfähiger Güter; Letzteres<br />

bedeutet, dass eine Abwertung rasch und auf breiter Front zu einer<br />

Preisniveauerhöhung führen wird: Der reale Wechselkurs eP*/P wird<br />

dann kaum ansteigen<br />

22.10.2012 155<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Angebotsorientierte Stabilitätspolitik<br />

Wenn die Probleme der Wirtschaft weniger eine Nachfrageschwäche, sondern<br />

angebotsorientierte Probleme widerspiegeln, so wären denkbare sinnvolle<br />

Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaft:<br />

• Senkung des Grenzsteuersatzes, um den Arbeits- bzw. Investitionsanreiz<br />

zu verbessern (es kommt eben nicht auf den Durchschnittssteuersatz,<br />

sondern auf den Grenzsteuersatz an).<br />

• Erhöhung der Forschungsförderung, um über mehr Produkt- und<br />

Prozessinnovationen mehr Arbeitsplätze rentabel zu machen. Staatliche<br />

Forschungsförderung ist insbesondere dort zu rechtfertigen – daher sind<br />

nicht alle Subventionen fragwürdig –, wo positive externe Effekte zu<br />

verzeichnen sind. Dies ist bei vielen Investitionsprojekten der Fall.<br />

22.10.2012 156<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


• Verstärkung der Wettbewerbsintensität in<br />

Infrastruktursektoren, um durch preiswertere und innovativere<br />

Infrastrukturinputs die Wettbewerbsfähigkeit von Industrie- und<br />

Dienstleistungsanbietern zu erhöhen.<br />

• Verstärkung der Gründungsförderung: staatliche Anreize zur<br />

Gründung von neuen Unternehmen sind grundsätzlich<br />

erwägenswert, zugleich können auch verbesserte<br />

Rahmenbedingungen – etwa zugunsten einer Expansion des<br />

Marktes für Risikokapital – helfen. Hierbei sind einzelne<br />

Maßnahmealternativen sorgfältig zu überprüfen.<br />

• Deregulierung von Märkten und Entbürokratisierung können<br />

ebenfalls wichtige Maßnahmen zur Stärkung der langfristigen<br />

Wirtschaftsdynamik sein.<br />

• Stärkung digitaler Eigentumsrechte und andere Maßnahmen zur<br />

Förderung der Expansion der digitalen Wirtschaft.<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 157


Neue Keynesianische Ökonomik<br />

Welche Rolle die eigenen Erwartungen und die<br />

Erwartungen anderer Marktteilnehmer spielen;<br />

insbesondere bei jeder Art von Investitionsentscheidung –<br />

Kauf einer Maschine, eines Hauses oder Aufnahme eines<br />

Studiums („Humankapitalbildung“) – spielen Erwartungen<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Vorhersehbarkeit von Wirtschaftspolitik. Eine<br />

zuverlässig vorhersehbare Wirtschaftspolitik erleichtert die<br />

Erwartungsbildung, möglicherweise unterminiert ein<br />

solcher Politikansatz aber bei bestimmten<br />

Problemkonstellationen die Effizienz staatlicher<br />

Maßnahmen.<br />

22.10.2012 158<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


4.19 Konjunkturzyklus: Der Lotka-<br />

Volterra-Ansatz von GOODWIN<br />

Abb. 4.42: GOODWIN-Konjunkturzyklus - Lohnquote und<br />

Beschäftigungsgrad<br />

22.10.2012 159<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Phasen-Diagramm für die Beziehung zwischen Beschäftigungsrate<br />

und Lohnquote:<br />

• Boom – die Pro-Kopf-Produktion hängt hinter dem Wachstum der<br />

Arbeitsproduktivität zurück, die gestiegene Lohnquote hat die<br />

Investitionen reduziert. Der Beschäftigungsgrad beginnt zu fallen;<br />

die Lohnquote wächst dabei noch.<br />

• Aufschwung – der Beschäftigungsgrad ist relativ hoch, weshalb<br />

das Wachstum des Reallohns das der Arbeitsproduktivität<br />

übersteigt. Die Gewinneinkommen sind aber noch hoch und<br />

induzieren ein Wachstum des Beschäftigungsgrades.<br />

22.10.2012 160<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


• Rezession – die Lohnquote ist relativ niedrig und daher ist die<br />

Investition relativ hoch, weshalb das Produktionswachstum höher<br />

als das Wachstum des Arbeitsangebots bzw. der<br />

Arbeitsproduktivität ist. Damit steigt dann der Beschäftigungsgrad.<br />

Der durch die niedrige Beschäftigungsquote bedingte<br />

Lohnsenkungsdruck führt dazu, dass die Lohnquote sinkt.<br />

• Depression - Die <strong>Prof</strong>ite der Unternehmen sind zu gering, um für<br />

ein Produktionswachstum zu sorgen, das über der Wachstumsrate<br />

der Arbeitsproduktivität und dem Wachstum der<br />

Erwerbsbevölkerung zu liegen. Daher sinkt der<br />

Beschäftigungsgrad. Im Arbeitsmarkt ist der<br />

Lohnmoderationsdruck so hoch, dass die Reallohnsätze<br />

langsamer wachsen als die Arbeitsproduktivität: Die Lohnquote<br />

sinkt daher.<br />

22.10.2012 161<br />

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4.20 Inflationsaspekte und<br />

Phillipskurve<br />

Inflation erschwert Erkennen von Relativpreisänderungen,<br />

also Signalgeber der Allokation – es droht bei Inflation<br />

Fehlallokation= Wohlfahrtsverluste; Inflation senkt ggf.<br />

temporär oder permanent Realzinssatz, was Einfluss auf<br />

optimale Kapitalintensität hat Inflation verkürzt<br />

Anlagehorizont= weniger Investitionen bzw. Innovationen;<br />

letzteres hieße Wachstumsverluste Inflation führt zum Ausweis<br />

von Scheingewinnen bei Unternehmen bzw. von kalter<br />

Steuerprogression für Arbeitnehmer (fehlende Indexierung)=<br />

leistungsschädlich!Y- Inflation kann Umverteilungseffekte<br />

haben: Gläubiger- Schuldner-Hypothese – stimmt nur bei<br />

Inflationsakzeleration <strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012<br />

22.10.2012 162


Phillipskurve<br />

Abb. 4.40: Kurzfristige (PPS) und langfristige (PPL) Phillipskurve<br />

22.10.2012 163<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012


Natürliche Arbeitslosenquote<br />

(langfristigePhillipskurve senkrecht; kein trade-off)<br />

´<br />

Nach Friedman wird<br />

Die langfristige Arbeitslosenquote als natürliche<br />

Arbeitslosenquote bezeichnet; sie ist geprägt von<br />

institutionellen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt; sie fasst<br />

die friktionelle Arbeitslosigkeit (Sucharbeitslosigkeit)<br />

und die strukturelle Arbeitslosigkeit (<strong>Prof</strong>il auf<br />

Angebots- und Nachfrageseite passen nicht zueinander)<br />

zusammen; Politik-Maßnahmen denkbar<br />

Die konjunkturelle Arbeitslosenquote kann durch<br />

Geldpolitik oder Fiskalpolitik beeinflusst werden.<br />

22.10.2012 164<br />

<strong>Welfens</strong> / Yushkova; Universität Wuppertal 2012

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