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3.2.3.2 Periodisches Bestandsmanagement - WINFOR

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<strong>3.2.3.2</strong> <strong>Periodisches</strong> <strong>Bestandsmanagement</strong><br />

Im Folgenden werden Modelle untersucht, die eine<br />

Betrachtung des Bestandsverlaufs über mehrere Perioden<br />

erlauben und somit längerfristige Effekte abbilden<br />

Dabei wird davon ausgegangen, dass Überbestände auch in<br />

den folgenden Perioden noch verwendet werden können und<br />

Fehlmengen Nachbestellungen in den folgenden Perioden<br />

auslösen<br />

Zudem soll es (zunächst) möglich sein, Bestellungen in Nullzeit<br />

zu erhalten, d.h. Lieferzeiten werden vernachlässigt<br />

Wir können also am Anfang einer Periode bestellen und erhalten<br />

in derselben Periode noch die entsprechende Lieferung<br />

Des weiteren gehen wir von einem Zielbestand S aus, der jeweils<br />

am Anfang einer jeden Periode auf dem Lager vorhanden sein<br />

soll<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 467


Variablen des Modells<br />

Wir vereinbaren als Parameter<br />

Xt: Bestellmenge in Periode t<br />

It: Lagerbestand am Anfang der Periode t<br />

Y : Nachfrage in Periode t<br />

t<br />

Alle diese Größen sind Zufallsvariablen<br />

Damit ergibt sich die Bestellmenge aus dem Lagerbestand, der<br />

zu Beginn einer Periode bekannt ist, durch die einfache Formel<br />

X t = S−It Negative Bestände repräsentieren Fehlmengen, die durch eine<br />

nachfolgende Bestellung auszugleichen sind<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 468


Kostenfunktion<br />

Wir wollen wiederum die erwarteten Kosten pro Periode<br />

minimieren<br />

Dazu ist zunächst zu determinieren, welche Kostenbestandteile<br />

auftreten können und wie sich diese berechnen lassen<br />

Variable Bestellkosten c fallen je bestellter Einheit an<br />

Lagerhaltungskosten h fallen mit dem Lagerbestand an, der am<br />

Ende einer jeden Periode noch vorliegt. Diese werden durch den<br />

Lagerhaltungskostensatz h monetär bewertet<br />

Strafkosten p (Penalty Cost) fallen pro Einheit an, die als<br />

Fehlmenge auftritt (Kosten der Rückstellung einer Nachfrage)<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 469


Direkter Zusammenhang<br />

Wir bestellen in jeder Periode soviel, dass wir schließlich den<br />

Bestand S erreichen<br />

Das heißt also, es gilt Xt = S−It Darüber hinaus gilt<br />

I = I + X − Y = I + S −I − Y = S −Y<br />

⇔ S − I = Y<br />

Man sieht<br />

t t−1 t−1 t−1 t−1 t−1 t−1 t−1<br />

t t−1<br />

Wir bestellen einfach in jeder Periode genau den Verbrauch der letzten<br />

Periode<br />

X t=Yt−1 Wenn man einen positiven Endbestand erhält, dann fallen Lagerkosten<br />

an<br />

Wenn ein negativer Endbestand auftritt, dann fallen Fehlmengenkosten<br />

an<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 470


Konsequenz<br />

Fehlmengen‐ und Lagerhaltungskosten treten also immer bei<br />

positiven oder negativen Beständen am Anfang einer Periode<br />

auf<br />

Da der Anfangsbestand einer Periode dem Endbestand der<br />

Vorperiode entspricht, müssen wir uns also zur<br />

Determinierung dieser Kosten lediglich den Bestand am Ende<br />

der einzelnen Perioden anschauen<br />

Damit ergibt sich für die Anfangsbestände I = S −Y<br />

Fehlmengen und Überbestände hängen somit lediglich von Y t<br />

ab, d.h. wir müssen unterscheiden ob gilt<br />

S < Y t oder S ><br />

Y t<br />

t+1<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 471<br />

t


Die erwarteten Gesamtkosten<br />

Da variable Bestellkosten entscheidungsirrelevant sind,<br />

können wir für die erwarteten Gesamtkosten einer<br />

Periode festhalten<br />

( S ) = h ⋅ E(<br />

max{ S −Y<br />

, 0}<br />

) + p ⋅ E(<br />

max{<br />

Y − S,<br />

0}<br />

)<br />

Z t<br />

t<br />

Dies ist offensichtlich die Zielfunktion des Newsvendor<br />

Problems, wenn man c u durch p und c o durch h ersetzt<br />

Somit erhalten wir als optimales Bestellniveau<br />

S<br />

∗<br />

= −1<br />

F<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

p<br />

p + h<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 472


Am Beispiel<br />

Wir betrachten als Beispiel wieder einen Händler<br />

Diesmal soll ein Elektronikteilhändler betrachtet werden, der<br />

sich auf spezielle Adapter für Hardwarebastler spezialisiert hat<br />

Wir betrachten die wöchentliche Nachfrage, wobei der<br />

Händler lediglich am Freitag bestellt und am Montagmorgen<br />

vor Geschäftseröffnung die entsprechende Lieferung erhält<br />

Da keine Verkäufe am Wochenende erfolgen, liegt hier die im<br />

Modell unterstellte Lieferung in Nullzeit vor<br />

Wir gehen wiederum von einer normalverteilten Nachfrage mit<br />

dem Erwartungswert μ=100 Stück/Woche und einer<br />

Standardabweichung von 50 Stück/Woche aus<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 473


Bestimmung des optimalen Bestandes S*<br />

Wir unterstellen die folgenden Kostensätze<br />

Lagerhaltungskosten h=0,5 €/Stück je Woche<br />

Fehlmengenkosten p=3 €/Stück je Woche<br />

Damit erhalten wir<br />

⎛ p ⎞ ⎛ 3 ⎞<br />

S = F ⎜ = F ≈ F<br />

p+ h<br />

⎟ ⎜<br />

3,5<br />

⎟<br />

⎝ ⎠<br />

⎝ ⎠<br />

∗ −1 −1 −1<br />

Damit können wir z* direkt in der Tabelle der<br />

Standardnormalverteilung ablesen und erhalten<br />

z*=1,07 und damit<br />

S*=100+1,07 . 50=153,5 Stück pro Woche<br />

( 0,8571)<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 474


Erwartete Kosten<br />

Wir können wiederum die Formel des Newsvendor<br />

Problems direkt einsetzen und erhalten somit als<br />

einfache Berechnung<br />

( ∗) ( ) ( ∗)<br />

σ ( )<br />

Z S = p+ h ⋅ f z ⋅ = 3,5 ⋅ f 1,07 ⋅50<br />

01 01<br />

= 3,5 ⋅0,2251⋅ 50 = 39,3925 €/Woche<br />

Setzt man einen Verkaufspreis von 10€ und<br />

Einkaufskosten von c=4€ an, erhalten wir damit als<br />

erwarteten Gewinn<br />

( ∗<br />

S ) Z( ∗<br />

μ S )<br />

Π = ⋅6− = 600 − 39,3925 =<br />

560,6075 €/Woche<br />

Wirtschaftsinformatik und Operations Research 475

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