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Rauche, H. - ercosplan

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Exkursionsführer und<br />

Veröffentlichungen der GGW<br />

Berlin 214 (2001) Seite 199<br />

BRUCHMECHANIK DER MN-MINERALISIERTEN GANGBREKZIEN<br />

VON ARLESBERG UND OEHRENSTOCK IM THÜRINGER WALD<br />

Henry <strong>Rauche</strong> 1) V<br />

P<br />

1) Dipl.-Geol. Dr. H. A. M. <strong>Rauche</strong>, ERCOSPLAN Ingenieurgesellschaft Geotechnik und Bergbau mbH,<br />

Arnstädter Straße 28, 99096 Erfurt, e-mail: rauche@<strong>ercosplan</strong>.de<br />

Im südöstlichen Thüringer Wald treten nahe der<br />

Nordrandstörung in zwei von einander isolierten<br />

Vorkommen bei Arlesberg und bei Oehrenstock-<br />

Langewiesen Manganerzgänge auf, die in vergangenen<br />

Jahrhunderten auch bergmännisch abgebaut<br />

wurden. Die Nebengesteine der Gänge sind hier<br />

mehrheitlich Vulkanitdecken und Ignimbrite sowie<br />

untergeordnet auch Sedimentgesteine permosilesischen<br />

Alters. Vergleichbare Mineralgänge sind<br />

auch aus dem Ilfelder Becken am südlichen Harzrand<br />

bekannt, wo sie ausschließlich unterpermischen<br />

Vulkaniten aufsitzen.<br />

Im Revier Arlesberg sind vier verschiedene Gangscharen<br />

zu unterscheiden, die in annähernd äquidistanter<br />

Folge das Schollenfeld zwischen Kehltalstörung<br />

und Nordrandstörung des Thüringer<br />

Waldes besetzen. Diese Gangscharen streichen<br />

NW-SE und bestehen aus zahlreichen Einzelgängen,<br />

deren Streichrichtung zwischen NW und<br />

WNW variiert. In ähnlicher struktureller Position<br />

treten im Revier Oehrenstock-Langewiesen zwi-<br />

schen der Floßbergstörung und der Nordrandstörung<br />

ebenfalls Manganerzgänge auf, die hier annähernd<br />

E-W orientiert sind und ebenfalls verschiedene<br />

Gangscharen aufbauen, von denen einzelne über<br />

800 m bis 1000 m im Streichen zu verfolgen sind.<br />

Nach Hochrechnung der Förderraten dürfte die<br />

Rohstoffmenge an Mn-Oxiden in beiden Revieren<br />

kaum als 100.000 Tonnen betragen haben.<br />

Die innere Struktur der Gangzonen beider Reviere<br />

zeigt einen ähnlichen Aufbau:<br />

Meist nur einige Meter mächtige, teilweise aber bis<br />

auf wenige Dekameter anschwellende Brekzienzonen<br />

sind über Hunderte Meter im Streichen und -<br />

soweit durch den Bergbau ehemals aufgeschlossen -<br />

auch im Einfallen zu verfolgen. Die rhyolithischen<br />

Nebengesteine sind fragmentiert und durch mehrere<br />

Generationen von Mn-Oxiden verheilt. Die Verteilung<br />

der Fragmentgrößen ist stets sehr wechselhaft.<br />

Die Fragmentdurchmesser variieren von Metern bis<br />

Millimetern. Die Nebengesteinsfragmente sind<br />

10. Jahrestagung der Gesellschaft für Geowissenschaften e.V. Berlin<br />

Schmalkalden, 19. bis 23. September 2001 zum Thema<br />

„Regionale und Angewandte Geologie in der Grenzregion der Süddeutschen und der Mitteldeutschen Scholle“


Seite 200 214 (2001) Berlin<br />

alteriert, teilweise vollständig gebleicht. Durch die<br />

unterschiedlichen Mächtigkeiten und lokale Wechsel<br />

im Azimut entsteht eine linsige Struktur der<br />

Brekzienzonen. Gegen die Nebengesteine sind die<br />

Brekzien oft nur unregelmäßig begrenzt, wobei die<br />

Intensität der Fragmentierung zu den Randbereichen<br />

deutlich abnimmt und auch fließende Übergänge<br />

zu beobachten sind. Die einzelnen Brekzienkörper<br />

lagern annähernd saiger.<br />

Innerhalb dieser Gangbrekzien treten einzelne zentimeter-<br />

bis dezimetermächtige massive Gängchen<br />

von Pyrolusit, Manganit, Braunit und/oder Psilomelan<br />

(i.w. Coronadit, Hollandit) auf (sog. Reicherze,<br />

Stufen), die aber sowohl im Streichen als auch im<br />

Einfallen stark absetzig sind. Gangarten sind - im<br />

Arlesberger Revier eher selten - Calcit, z. T. durch<br />

den Einbau von Mn-oxiden schwarz gefärbt, und<br />

untergeordnet auch Fluorit.<br />

Bezogen auf die frühen Generationen der Mn-<br />

Oxide wurden die Brekzien und mit ihnen die Gänge<br />

postmineralisch überformt, wodurch einzelne bis<br />

zu Metern mächtige Scherzonen gebildet wurden,<br />

deren interne Gefüge eine polyphase Reaktivierung<br />

aufgezeichnet haben. Innerhalb dieser Scherzonen<br />

erfolgte eine sehr intensive Materialzerscherung,<br />

gepaart mit einer vollständigen Alteration des primären<br />

Mineralbestandes der rhyolithischen Nebengesteine,<br />

was zur Ausbildung mächtiger Lettenzonen<br />

führte. Diese mechanische Reaktivierung des<br />

Strukturinventars führte auch zur Remobilisierung<br />

der Mn-Oxide, die sich heute in Form von Sekun-<br />

Exkursionsführer und<br />

Veröffentlichungen der GGW<br />

därmineralen (sog. Mn-Mulm) auch innerhalb der<br />

Scherzonen finden.<br />

Die Gangbrekzien und die kleineren Gänge wurden<br />

zeitlich nacheinander und unter nach verschiedenartigen<br />

bruchmechanischen Voraussetzungen gebildet:<br />

Mit der Brekziierung versagten die vormals intakten<br />

rhyolithischen Gesteine unter dem Einfluss<br />

hoher Porenfluiddrucke, für deren Aufbau offenbar<br />

die Mn-Oxid-führenden Hydrothermen verantwortlich<br />

waren. Dabei muss der Porenfluiddruck solche<br />

Magnituden erreicht haben, die größer als die minimale<br />

Hauptnormalspannung waren, wodurch<br />

nach dem Prinzip der effektiven Spannungen Zugspannungen<br />

generiert wurden, die letztlich zur<br />

Fragmentierung der Gesteine führten und damit<br />

neue Wegsamkeiten für die Hydrothermen schufen.<br />

Auffällig ist, dass diese Brekziierung lediglich in<br />

den primär ausgesprochen geringpermeablen (niedrige<br />

Porosität) Rhyolithen, nicht aber in den permeableren<br />

permosilesischen Sedimentgesteinen zu<br />

beobachten sind.<br />

Die Bildung der kleineren Gänge innerhalb der<br />

Brekzienkörper stellte dagegen zumindest abschnittsweise<br />

eine Reaktivierung bereits vorhandener<br />

Bruchflächen war, die maßgeblich in einem<br />

Spannungsfeld erfolgte, dass durch die vertikale<br />

Position der größten Hauptnormalspannung und<br />

durch eine relativ geringe Anisotropie gekennzeichnet<br />

war.<br />

10. Jahrestagung der Gesellschaft für Geowissenschaften e.V. Berlin<br />

Schmalkalden, 19. bis 23. September 2001 zum Thema<br />

„Regionale und Angewandte Geologie in der Grenzregion der Süddeutschen und der Mitteldeutschen Scholle“

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