23.08.2013 Aufrufe

Geologische Aspekte der lufterfüllten Verwahrung des ... - ercosplan

Geologische Aspekte der lufterfüllten Verwahrung des ... - ercosplan

Geologische Aspekte der lufterfüllten Verwahrung des ... - ercosplan

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Geologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>lufterfüllten</strong> <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />

Kalisalzbergwerkes Roßleben<br />

Das Bergwerk Roßleben hat nach einer Betriebszeit<br />

von 86 Jahren Ende 1991 die Kalisalzför<strong>der</strong>ung endgültig<br />

eingestellt. In dieser Zeit wurden etwa 109 Mio.<br />

t Rohsalze geför<strong>der</strong>t und ein untertägiger Hohlraum<br />

von etwa 50 Mio. m³ geschaffen, von dem zum Zeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Betriebseinstellung noch etwa 30 Mio. m³<br />

unversetzt und lufterfüllt waren.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten gehörte das Bergwerk<br />

Roßleben zu den wichtigsten Kalisalzbergwerken in<br />

Mitteldeutschland. Gegenstand <strong>des</strong> Bergbaues war das<br />

Kaliflöz Staßfurt an <strong>der</strong> Nordostflanke <strong>des</strong> Roßlebener<br />

"Sattels". Die ausgedehnten Vorräte von Hartsalz mit<br />

hohen Sulfatanteil bei gleichzeitig relativ einfachen Lagerungsbedingungen<br />

boten hinreichende Ressourcen<br />

für eine langfristige Perspektive <strong>der</strong> Produktion von<br />

Kalidüngemitteln. Ausgehend von <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

ökonomischen Situation nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />

war eine Weiterführung <strong>der</strong> Produktion am<br />

Standort Roßleben unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

nicht mehr möglich, was die Stillegung <strong>der</strong><br />

Bergwerksanlagen nach sich zog.<br />

Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stillegung war es entsprechend<br />

den Regelungen im Bun<strong>des</strong>berggesetz (BBergG)<br />

erfor<strong>der</strong>lich, unter Beachtung <strong>der</strong> standortspezifischen<br />

Randbedingungen Konzepte für die <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />

Grubengebäu<strong>des</strong> zu entwickeln. Diese, verschiedene<br />

Fachdisziplinen einschließende Aufgabe wurde von <strong>der</strong><br />

Gesellschaft zur <strong>Verwahrung</strong> und Verwertung von<br />

stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV) in Kooperation<br />

mit einem interdisziplinär zusammengesetzten<br />

Gutachtergremium unter <strong>der</strong> Leitung von Prof.<br />

Dr. Natau fe<strong>der</strong>führend durch das Unternehmen<br />

ERCOSPLAN Ingenieurgesellschaft Geotechnik und<br />

Bergbau mbH bearbeitet. Nachfolgend sollen - dem<br />

Anliegen <strong>der</strong> Tagungsveranstaltung Rechnung tragend<br />

- aus dem Gesamtkomplex <strong>der</strong> damit verbundenen geowissenschaftlichen<br />

und ingenieurtechnischen Untersuchungsarbeiten<br />

ausgewählte geologische Gesichtspunkte<br />

im Hinblick auf die lufterfüllte <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />

Bergwerkes Roßleben dargestellt werden.<br />

HANS BURRHEE & HENRY RAUCHE<br />

1 Regionalgeologischer Rahmen<br />

Das Grubenfeld <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben liegt im Bereich<br />

<strong>der</strong> Hermundurischen Scholle, die in diesem Abschnitt<br />

eine Breite von ca. 12 km aufweist und hier --<br />

in bezug auf die Strukturbildung irreführend -- auch als<br />

Roßlebener "Sattel" bezeichnet wird (Abb. 1). Diese<br />

schmale, NW-streichende Horststruktur wird maßgeblich<br />

von zwei Bruchstörungen, <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />

und <strong>der</strong> Finne-Störung beeinflußt. Beide<br />

sind NW-SE orientiert und bauen im regionalen Maßstab<br />

ein vom Nordrand <strong>des</strong> Thüringisch-Vogtländischen<br />

Schiefergebirges bis in den Bereich <strong>der</strong> Leinetalgräben<br />

in Nie<strong>der</strong>sachen verfolgbares Störungssystem,<br />

die Finne-Gera-Jachymov-Störungszone auf.<br />

Dem allgemeinen Trend am NE-Rand <strong>des</strong> Thüringer<br />

Beckens folgend, ist die permotriadische Schichtenfolge<br />

<strong>der</strong> Bottendorfer Höhe zwischen <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />

Nordrandstörung und <strong>der</strong> Finne-Störung asymmetrisch<br />

verkippt. Analog zur tektonischen Situation am nur<br />

wenige Kilometer nordwestlich gelegenem und besser<br />

aufgeschlossenem Kyffhäuser, sind die größeren Dislokationsbeträge<br />

am NE-Rand <strong>der</strong> Scholle akkumuliert.<br />

Am Kyffhäuser selbst werden diese Versatzbeträge<br />

ebenso wie auch an <strong>der</strong> Nordflanke <strong>der</strong> Bottendorfer<br />

Höhe nicht durch einzelne Störungen mit großen<br />

Bewegungsamplituden, son<strong>der</strong>n durch eine<br />

Schollentreppe realisiert. Die Folge dieser im Zeitraum<br />

spätes Mesozoikum bis frühes Känozoikum<br />

abgelaufenen Verformungsprozesse sind unterschiedliche<br />

Schichtneigungen, die eine insgesamt<br />

flachwellige, aber deutlich asymmetrische Aufsattelung<br />

<strong>der</strong> salinaren und postsalinaren Schichtenfolge, den<br />

sog. Roßlebener "Sattel" aufzeichnen.<br />

Über permosilesischen Molassesedimenten lagert eine<br />

mehrere Hun<strong>der</strong>t Meter mächtige salinare Schichtenfolge,<br />

die Evaporite und Tonsteine <strong>der</strong> Werra-,<br />

Staßfurt-, Leine- und Aller-Folge sowie pelitische<br />

Gesteine <strong>der</strong> höheren Zechsteinfolgen einschließt. An<br />

<strong>der</strong> NE-Flanke <strong>des</strong> Roßlebener "Sattels" werden die<br />

Zechsteinfolgen von Mittleren und teilweise auch<br />

Oberen Buntsandstein bedeckt.<br />

1


Son<strong>der</strong>shausen<br />

Flexur<br />

Kyffhäuser<br />

Abb. 1: Tektonische Übersichtskarte, modifiziert nach FRANZKE, RAUCHE & HEISE (1986)<br />

Mit zunehmen<strong>der</strong> Annäherung an die im Zentralteil <strong>der</strong><br />

Hermundurischen Scholle am stärksten herausgehobenen<br />

Teile, dem sog. "Scheitelbereich" <strong>des</strong> Roßlebener<br />

"Sattels" fehlen die Steinsalzhorizonte in Folge<br />

von Subrosion und <strong>der</strong> Obere sowie in weiten Teilen<br />

auch <strong>der</strong> Mittlere Buntsandstein als Folge von Erosion.<br />

2 Bau und Nutzung <strong>der</strong><br />

Lagerstätte<br />

Schillingstedter<br />

Mulde<br />

Nadelharnische<br />

Störungsbezogene<br />

Faltenachsen<br />

Söhlige Faltenachsen<br />

ohne Störungsbezug<br />

Geneigte Faltenachsen<br />

ohne Störungsbezug<br />

Kompressionsrichtung<br />

Extensionsrichtung<br />

Bewegungslineare auf Schichtflächen<br />

(0-40° Neigung)<br />

Bewegungslineare auf Schichtflächen<br />

(41-90° Neigung)<br />

Bewegungslineare auf Störungsflächen<br />

0 10 km<br />

Hermundurische Scholle<br />

Finne -<br />

Struktur<br />

Burgwenden<br />

Abgebaut wurden Teile <strong>des</strong> Kaliflözes „Staßfurt“, das<br />

hier in Mächtigkeiten von wenigen m bis ca. 45 m<br />

ausgebildet ist. Es lagert über dem bis zu ca. 700 m<br />

mächtigem Staßfurtsteinsalz, das eine wirkungsvolle<br />

liegende Barriere bildet. Das Kaliflöz wird von einem<br />

zwischen 0,5 und ca. 2 m mächtigen Deckhalitit überlagert.<br />

Darüber lagern Anhydritgesteine (Deckanhydrit)<br />

und undurchlässige Tonsteine, <strong>der</strong> Oberer Staßfurt-<br />

Ton, <strong>der</strong> Leine-Ton (Grauer Salzton), die insgesamt<br />

Mächtigkeiten zwischen ca. 3 m und ca. 27 m aufweisen.<br />

Das Leine-Karbonat (Plattendolomit) wurde in<br />

Mächtigkeiten zwischen ca. 1,5 und ca. 25 m erbohrt.<br />

Über dem Leine-Karbonat folgt <strong>der</strong> salzlösungsfüh-<br />

Rastenberg<br />

Ilmtal-Graben<br />

Bottendorfer<br />

Höhe<br />

Bergwerk Roßleben<br />

Eckartsberga<br />

Apoldaer<br />

Störungszone<br />

Jena<br />

Querfurter Mulde<br />

Naumburger<br />

Mulde<br />

Camburg<br />

Freyburg<br />

N<br />

Naumburg<br />

rende Hauptanhydrit, <strong>der</strong> im Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes<br />

Roßleben in Mächtigkeiten zwischen ca. 7 m und ca.<br />

70 m nachgewiesen ist. Er wird von ca. 28 m bis ca. 62<br />

m mächtigem Leine-Steinsalz überlagert. Die Aller-<br />

Folge ist zwischen ca. 7 und ca. 55 m mächtig, wobei<br />

das Aller-Steinsalz in Mächtigkeiten zwischen ca. 3<br />

und ca. 20 m auftritt. Die höheren Zechsteinfolgen<br />

(Friesland-Folge, Ohre-Folge; Obere Zechsteinletten)<br />

sind pelitisch ausgebildet und gehen + kontinuierlich in<br />

den Unteren Buntsandstein über.<br />

Bedingt durch die tektonische Position an <strong>der</strong> NE-<br />

Flanke <strong>der</strong> Hermundurischen Scholle, fällt die Schichtenfolge<br />

und die darin eingebettete Lagerstätte im Bereich<br />

<strong>der</strong> oberen Sohlen mit etwa 10° nach NE ein. Mit<br />

zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom „Scheitelbereich“ verflacht<br />

das Einfallen in Richtung auf die Querfurter<br />

Mulde. An den störungsbegrenzten Flanken <strong>der</strong> Hermundurischen<br />

Scholle ist die frei zirkulierende Grundwasserführung<br />

<strong>des</strong> Deckgebirges auf die klastischen<br />

Gesteine <strong>des</strong> Unteren und Mittleren Buntsandsteins<br />

beschränkt. In Richtung auf den Zentralteil <strong>des</strong><br />

Roßlebener "Sattels werden vom Erosionsniveau<br />

immer tiefere stratigraphische Horizonte angeschnitten<br />

und durch die dort mögliche Wasserzirkulation von <strong>der</strong><br />

Subrosion erfaßt. In dem am stärksten heraus-


gehobenen Gebiet südwestlich <strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong><br />

erreicht die Subrosion das stratigraphische Niveau <strong>des</strong><br />

Staßfurt-Steinsalz.<br />

Die zum Teil erheblich schwankenden Mächtigkeiten<br />

sind das Resultat primärer Sedimentationsunterschiede,<br />

die zusätzlich durch die Subrosion überprägt wurden.<br />

Die hangende Barriere wird von den Steinsalzschichten<br />

und Tonsteinen <strong>der</strong> Zechsteinfolgen und den Tonsteinen<br />

<strong>des</strong> darüber lagernden Unteren Buntsandstein<br />

aufgebaut. In Subrosionsgebieten sind das Aller- und<br />

das Leine-Steinsalz in ihrer Mächtigkeit reduziert, zum<br />

Teil vollständig durch Auslaugungsrückstände ersetzt.<br />

Vorwiegend wurde ein polyhalitisches bzw. langbeinitisches<br />

Hartsalz gewonnen. Der Abbau von Carnallitit<br />

erfolgte nur in sehr geringem Umfang. Insgesamt sind<br />

im Bergwerk Roßleben 109,2 Mio. t Rohsalz gewonnen<br />

und geför<strong>der</strong>t worden. Etwa 10 % dieser Masse<br />

entfällt auf das ehemals selbständige Bergwerk<br />

Georg/Unstrut. In den benachbarten Fel<strong>der</strong>n Bad Bibra<br />

und Steigra lagern noch erhebliche Rohsalzvorräte, die<br />

sowohl vom K2O-Gehalt her als auch wegen <strong>der</strong> hohen<br />

Sulfatanteile eine wertvolle Rohstoffbasis darstellen.<br />

Zum Bergwerk Roßleben gehören die Schächte<br />

Roßleben I, Roßleben II (Wendelstein), Georg und<br />

Unstrut, wobei die beiden letztgenannten zum<br />

ursprünglich selbständigen Grubenbetrieb Wangen<br />

gehörten. Die Grubenfel<strong>der</strong> Orlas/Nebra (südlich <strong>des</strong><br />

Grubenfel<strong>des</strong> Georg/Unstrut) bzw. Thüringen (westlich<br />

<strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong> Roßleben) wurden durch die<br />

Schächte Orlas, Nebra, Thüringen I und Thüringen II<br />

aufgeschlossen. Von den 4 Schächten im Bergwerk<br />

Roßleben war (seit 1966) <strong>der</strong> Schacht Roßleben I <strong>der</strong><br />

einzige För<strong>der</strong>schacht und <strong>der</strong> Schacht Roßleben II<br />

(Wendelstein) mit Großgestell als Materialschacht<br />

ausgerüstet. Die Schächte Georg und Unstrut wurden<br />

in den letzten Produktionsjahren im wesentlichen nur<br />

noch als Wetter- und Seilfahrtschächte genutzt.<br />

Auf den oberen, "steileren" Sohlen wurde bis in die<br />

20er Jahre schweben<strong>der</strong> Etagenkammerbau mit<br />

Abbaulängen bis ca. 200 m betrieben. Bedingt durch<br />

den Einsatz von Schrappern als För<strong>der</strong>mittel war <strong>der</strong><br />

Langkammerabbau bis etwa 1967 auf beiden damals<br />

noch selbständigen Bergwerken die bevorzugte<br />

Gewinnungstechnologie. Mit <strong>der</strong> Einführung von<br />

Großgeräten im Bergwerk Roßleben in den Jahren<br />

1967/68 erfolgte die stufenweise Umstellung auf Kurzpfeilerörterbau<br />

zwischen <strong>der</strong> 6. und 7. Sohle, <strong>der</strong> sich<br />

aber sowohl wettertechnisch und wegen <strong>der</strong> großen<br />

Firstspannweiten auch vom Beraubeaufwand her als<br />

nicht effektiv erwies. Seit 1970 wurde die Lagerstätte<br />

überwiegend im Langkammerabbau gewonnen.<br />

3 Zustand <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong><br />

Die räumliche Ausdehnung <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> beträgt<br />

im NW-SE-Streichen <strong>der</strong> Lagerstätte etwa 13 km<br />

und etwa 8 km im Einfallen. Es schließt eine Gesamtfläche<br />

von 32,25 km² ein, die sich aus den ehemals<br />

selbständigen und ursprünglich nicht durchschlägigen<br />

Gruben Roßleben und Georg/Unstrut zusammensetzt.<br />

Der Abbau erfolgte bis Oktober 1991 auf insgesamt 30<br />

Sohlen in einer Teufe zwischen 500 m und 800 m. Die<br />

miteinan<strong>der</strong> verbundenen Grubenhohlräume <strong>des</strong> Bergwerkes<br />

Roßleben umfassen annähernd 30 Mio. m³.<br />

Etwa 1 Mio. m³ <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> sind mit Salzlösungen<br />

erfüllt, die von Zuflüssen aus dem<br />

Hauptanhydrit und dem bis 1985 laufenden Spülversatzbetrieb<br />

stammen.<br />

Darüber hinaus sind gegenwärtig zwischen 500.000<br />

und 1 Mio. m 3 hochkonzentrierte Salzlösungen im<br />

Kluftvolumen <strong>des</strong> Hauptanhydrits gespeichert.<br />

Der gebirgsmechanische Zustand <strong>der</strong> Hohlräume ist im<br />

Vergleich zu an<strong>der</strong>en Gruben relativ gut, was sich auch<br />

in den geringen, aus langjährigen Meßergebnissen gemittelten<br />

Konvergenzgeschwindigkeiten äußert. Ein erheblicher<br />

Anteil <strong>der</strong> Abbaue ist bereits während <strong>des</strong><br />

Gewinnungsbetriebes durch Spülversatz bzw. in den<br />

oberen, "steileren" Sohlen auch durch Trockenversatz<br />

mit bergbaueigenen Rückständen versetzt worden. Der<br />

Verfüllungsgrad erreichte in den „steileren“<br />

Abbaubereichen nahezu 100 % und ging beim<br />

Spülversatz in Bereichen mit flacherer Lagerung auf<br />

ca. 85 % zurück. Das hat sich auf die Standsicherheit<br />

<strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> insgesamt sehr günstig ausgewirkt<br />

und in <strong>der</strong> Folge zu einer Verringerung <strong>der</strong> Senkungen<br />

<strong>der</strong> Tagesoberfläche geführt.<br />

Ausgehend von dieser - hier bewußt kurz gefaßten -<br />

Situationsanalyse <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> und den<br />

geologischen Randbedingungen <strong>des</strong> Standortes<br />

gewährleistet die lufterfüllte <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />

Bergwerkes Roßleben eine effektive Erfüllung <strong>der</strong><br />

Schutzziele gem. § 55 BBergG.<br />

Aus geologischer Sicht sind dabei zwei<br />

Fragestellungen wesentlich, die nachfolgend in ihren<br />

Grundaussagen erläutert werden sollen:<br />

- Wird die Integrität <strong>der</strong> Barrieren durch rezente<br />

tektonische Aktivitäten <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />

Nordrandstörung beeinflußt ?<br />

- Welche Auswirkungen haben die im<br />

Hauptanhydrit gespeicherten Subrosionslösungen<br />

auf die Nachbetriebsphase ?


4 Tektonik und rezente Dynamik<br />

<strong>der</strong> Kruste<br />

Im Hinblick auf die Langzeitsicherheit <strong>der</strong> <strong>Verwahrung</strong>smaßnahmen<br />

<strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben kommt<br />

den tektonisch bedingten Lagerungsverhältnissen<br />

insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Ausbildung <strong>der</strong><br />

hydrologischen Schutzschichten und <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />

bruchtektonischen Zerteilung <strong>des</strong> Deckgebirges bzw.<br />

<strong>des</strong> im Salinarkomplex eingelagerten Kluftspeichers<br />

Hauptanhydrit beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Dabei ist die<br />

randlich <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> lokalisierte Kyffhäuser-<br />

Nordrandstörung hinsichtlich ihres Einwirkungsbereiches<br />

und <strong>der</strong> von ihr ausgehenden Intensität <strong>der</strong> Lagerungsstörungen<br />

zu bewerten. Darüber hinaus sind die<br />

aus früheren Untersuchungsergebnissen (BANKWITZ &<br />

BANKWITZ 1982, BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ<br />

1993) vermuteten Hinweise auf natürliche rezente<br />

Verformungen <strong>der</strong> Erdkruste hinsichtlich ihrer<br />

meßtechnischen Signifikanz und ihrer Bedeutung für<br />

eine unter Langzeitaspekten sichere <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />

Grubengebäu<strong>des</strong> zu diskutieren.<br />

4.1 Struktureller Bau <strong>des</strong> postsalinaren<br />

Deckgebirges<br />

Der strukturelle Bau <strong>der</strong> subsalinaren, salinaren und suprasalinaren<br />

Schichtenfolge im Bereich <strong>des</strong> Bergwerkes<br />

Roßleben ist durch die geologische Oberflächenkartierung,<br />

durch zahlreiche Bohraufschlüsse <strong>der</strong> Kalisalzerkundung<br />

(MAY 1956; KNAK 1962; SCHWANDT,<br />

ELERT, JANTSCHKE 1964; KNAK 1967; ROCKEL 1978,<br />

BURGHARD, HARTMANN, SCHRÖDER, PIELERT, ROCKEL<br />

1985) sowie <strong>der</strong> Kupferschiefererkundung (KAUTZSCH<br />

1942; JUNG 1958, 1959, 1960; JUNG, LORENZ 1964<br />

u.a.), durch die mit diesen Explorationsaufgaben in<br />

Verbindung stehenden reflexionsseismischen<br />

Untersuchungen (FESSNER & KÜSTERMANN 1981),<br />

durch Analysen fernerkundlicher Daten (ROSEMANN &<br />

SCHMIDT 1983, FRANZKE et al. 1997, unpubl.) sowie<br />

ergänzenden strukturgeologischen Felduntersuchungen<br />

bekannt.<br />

Auf <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe treten nach den geologischen<br />

Karten und den von den Bearbeitern in Zusammenarbeit<br />

mit dem Institut für Geologie <strong>der</strong><br />

Technischen Universität Clausthal durchgeführten<br />

Gelän<strong>der</strong>echerchen NW-SE streichende und steil<br />

(>65°) einfallende kleinere Störungen auf, <strong>der</strong>en<br />

stratigraphisch kontrollierbare Versatzbeträge sich im<br />

Bereich von einigen Metern bis max. Dekametern<br />

bewegen. Um den Anschluß zwischen <strong>der</strong> am<br />

Nordrand <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe in ca. +140 mNN<br />

liegenden Zechsteinbasis und <strong>der</strong> Zechsteinbasis im<br />

westlichen Teil <strong>des</strong> Roßlebener Grubenfel<strong>des</strong> in<br />

min<strong>des</strong>tens 600 m bis 700 m unter NN ohne weiteren<br />

Störungsversatz herzustellen, wäre eine durchschnittliche<br />

Min<strong>des</strong>tschichtneigung <strong>der</strong> Basisfläche <strong>des</strong><br />

Salinars von über 40° nötig. Das ist nach <strong>der</strong><br />

geologischen Situation we<strong>der</strong> im Grubengebäude noch<br />

in den Übertageaufschlüssen am Nordabhang <strong>der</strong><br />

Bottendorfer Höhe <strong>der</strong> Fall, wo die Schichten flach (0-<br />

15°) nach Norden einfallen. Das bedeutet, daß eine<br />

weitere Störung mit einem Versatz von mehreren<br />

hun<strong>der</strong>t Metern am Nordabhang <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe<br />

lokalisiert sein muß. Sie ist in ihrer Lage mit <strong>der</strong><br />

Störungszone identisch, die auf <strong>der</strong> geologischen Karte<br />

1 : 100.000 über einen kurzen Abschnitt durch die<br />

Ortslage Roßleben eingetragen ist und wahrscheinlich<br />

zum Südrand <strong>des</strong> Wendelstein hin verläuft (Abb. 2a).<br />

Nach Lineationskartierungen und <strong>der</strong> geologischen<br />

Oberflächensituation ist für die Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />

im Raum Roßleben eine Aufsplitterung in drei<br />

bis vier einzelne Störungen anzunehmen, die sich auf<br />

eine Zone von ca. 3 km Breite verteilen. Die größten<br />

Versatzbeträge werden durch die an den Flanken <strong>der</strong><br />

Bottendorfer Höhe lokalisierten Störungen verursacht.<br />

Neben NW-SE orientierten Bruchstörungen setzen<br />

auch NE und untergeordnet E-W bis ENE-WSW<br />

gerichtete Störungszonen quer bzw. diagonal über die<br />

Hermundurische Scholle hinweg, was auch im kleintektonischen<br />

Inventar benachbarter Übertageaufschlüsse<br />

zu beobachten ist (Abb. 2b). Diese Zonen sind<br />

im postsalinaren Deckgebirge nicht durch große vertikale<br />

Bewegungsamplituden gekennzeichnet, son<strong>der</strong>n<br />

als Zonen höherer Bruchdichte und/o<strong>der</strong> lateraler Bewegungsanteile<br />

zu charakterisieren, <strong>der</strong>en Entwicklung<br />

auf polyphase Reaktivierung zurückzuführen ist (Abb.<br />

2c). Sie schaffen eine Quer-Segmentierung <strong>der</strong><br />

Hermundurischen Scholle in kleinere, kinematisch<br />

autonome Krustensegmente. Bezogen auf den subsalinaren<br />

Schollenbau (JUNG 1962) sind sie Voraussetzung<br />

und im Hinblick auf das Postsalinar Folge <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Hebungsamplituden im Streichen <strong>der</strong><br />

Horste. Gemeinsam mit den NW-gerichteten Abschiebungen<br />

schließen sie Areale mit + intakter<br />

Schichtenfolge ein und kontrollieren die<br />

Fluidwegsamkeiten im Gebirgsverband.<br />

4.2 Bedingungen für eine rezente Dynamik<br />

<strong>der</strong> Erdkruste im Raum Roßleben<br />

GRÜNTHAL (1988) hat auf <strong>der</strong> Grundlage ausgedehnter<br />

historischer Recherchen eine Datenbasis zur<br />

Seismizität im Gebiet <strong>der</strong> ehemaligen DDR vorgelegt,<br />

die auch als Grundlage zur Beurteilung <strong>der</strong> natürlichen<br />

seismischen Aktivität im Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes<br />

Roßleben herangezogen werden kann. Nach<br />

GRÜNTHAL (1988) sind für den Bereich Bottendorfer<br />

Höhe - Querfurter Mulde bis zur Saale und ebenso für<br />

das südöstliche Harzvorland keinerlei natürliche, auf<br />

Störungsaktivitäten hinweisende seismische Ereignisse<br />

bekannt.


a<br />

c<br />

SSW<br />

y<br />

su<br />

z3-z5<br />

z2<br />

z1<br />

ro<br />

Bruchstörungen sicher/ vermutet<br />

Quartär<br />

Unterer Buntsandstein / su<br />

Zechstein 3 bis 5 / z3-z5<br />

Zechstein 2 / z2<br />

Zechstein 1 / z1<br />

Oberrotliegen<strong>des</strong> / ro<br />

Gips / y<br />

BOTTENDORFER<br />

HÖHE<br />

BOTTENDORF<br />

Uplift<br />

im<br />

Fundament<br />

y<br />

y<br />

y y y y<br />

y<br />

Abb. 2: Bruchtektonik im postsalinaren Deckgebirge, a - <strong>Geologische</strong>r Schnitt durch die Hermundurische Scholle im Bereich<br />

<strong>der</strong> Bottendorfer Höhe (Lage <strong>der</strong> Bruchstörungen nach fernerkundlichen Untersuchungen von FRANZKE et<br />

al. 1997, unpubl.; b - Synoptische Darstellung <strong>der</strong> in Übertageaufschlüssen beobachteten Kleinstörungen<br />

(stereographische Projektion, Untere Halbkugel); c - Kinematik <strong>der</strong> Kleinstörungen. In <strong>der</strong> Lagenkugel und im<br />

Diagramm kennzeichnen die grauen Symbole reaktivierte Scherflächen.<br />

ro<br />

b<br />

z3-z5<br />

NNE<br />

0 m NN<br />

0 0,5 1,0 1,5 km<br />

su<br />

z2<br />

z1<br />

ro<br />

-500 m NN


BANKWITZ & BANKWITZ (1982) bzw. in einer publizierten<br />

Fassung BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ<br />

(1993) berichten über geodätisch abgeleitete Indikationen<br />

für rezente Aktivitäten <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />

sowie <strong>des</strong> gesamten Finne - Gera - Jachymov -<br />

Störungssystems. BANKWITZ, GROSS UND BANKWITZ<br />

(1993) postulieren zu diesem Gebiet, daß "ungeachtet<br />

<strong>der</strong> Fehler bei Modellauswahl und Bearbeitung <strong>der</strong> Originaldaten<br />

.... Tendenzen <strong>des</strong> Bewegungsverhaltens<br />

und <strong>der</strong> Rotationskomponente rezenter Horizontalbewegungen<br />

..." ableitbar sind. „Der geringeren<br />

Bewegungsintensität <strong>der</strong> Finne-Störung hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> Horizontalkomponente entspricht eine gleiche<br />

Tendenz bei den vertikalen Bewegungen, während die<br />

Kyffhäuser-Störung als Nordrand <strong>der</strong> FGJZ (Finne-<br />

Gera-Jachymov-Zone; Anm. <strong>des</strong> Verf.) in beiden<br />

Bewegungsformen stärker aktiv zu sein scheint. .... So<br />

scheint trotz methodischer Einschränkungen bei <strong>der</strong><br />

geodätischen Auswertung an <strong>der</strong> Kyffhäuser-Störung<br />

eine sinistrale Verschiebungstendenz möglich zu sein,<br />

..." (S. 14).<br />

Die von GROSS, MINKLEY UND PENZEL (1986, vgl.<br />

auch BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ 1993) mit Hilfe<br />

von Hydrofrac-Messungen bestimmten Spannungszustände<br />

im Umfeld <strong>der</strong> geodätischen Meßprofile lassen<br />

rezente tektonische Aktivitäten entlang <strong>der</strong> Störungsflächen<br />

dagegen eher ausschließen. Unter Ansatz <strong>der</strong><br />

von GROSS, MINKLEY & PENZEL (1986) publizierten<br />

Meßergebnisse zum Spannungszustand können die für<br />

eine rezente Aktivität erfor<strong>der</strong>lichen Porenfluiddrücke<br />

mit Hilfe von lithologisch unabhängigen, universellen<br />

Versagenskriterien (BYERLEE 1967, 1978; JAEGER &<br />

COOK 1976) im MOHR´schen Kreis abgeschätzt werden<br />

(Abb. 3).<br />

Ausgehend von einer gemittelten Lage <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />

Nordrandstörung (Abb. 3a) lassen sich für die verschiedenen<br />

Hauptspannungsebenen unterschiedliche Winkel<br />

zwischen <strong>der</strong> Flächennormalen und den Orientierungen<br />

<strong>der</strong> größeren Hauptnormalspannung (Winkel Θ) für die<br />

einzelnen Meßpunkte ableiten. Unter Ansatz <strong>der</strong><br />

konkreten Bruchflächenorientierung und <strong>der</strong> beim hydraulisch<br />

induzierten Bruchexperiment ermittelten Anisotropie<br />

<strong>der</strong> Spannungszustände lassen sich im MOHR´<br />

schen Diagramm die zur Reaktivierung im Störungsvolumen<br />

minimal erfor<strong>der</strong>lichen Porenfluiddrücke<br />

bestimmen (Abb. 3c). Zur Vergleichbarkeit <strong>der</strong> für die<br />

einzelnen Meßpunkte in verschiedenen Teufen ermittelten<br />

Spannungszustände wurde in Abb. 3b eine Referenzteufe<br />

z von 600 m gewählt.<br />

Die zur Überschreitung <strong>der</strong> Reibungsfestigkeit entlang<br />

<strong>der</strong> Störungsflächen notwendigen Porenfluiddrücke<br />

variieren in Abhängigkeit von den Verhältnissen <strong>der</strong><br />

Spannungskomponenten zueinan<strong>der</strong> zwischen 10,6 und<br />

15,6 MPa (Abb. 3b) und liegen damit für alle vier in<br />

<strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>des</strong> Bearbeitungsgebietes liegenden<br />

Meßpunkte weit über dem für das postsalinare Deckgebirge<br />

typischen hydrostatischen, einzelne sogar nahe<br />

dem lithostatischen Gradienten (Abb. 3c). Aufgrund<br />

<strong>der</strong> aquiferen, in den tieferen Abschnitten <strong>der</strong> Schichtenfolge<br />

auch aquicluden Eigenschaften <strong>der</strong> Gesteine<br />

<strong>des</strong> Buntsandsteins können <strong>der</strong>artig hohe Porenfluiddrücke<br />

im Gebirge aber ausgeschlossen werden.<br />

Daraus wird deutlich, daß eine rezente Aktivität <strong>der</strong><br />

Kyffhäuser-Nordrandstörung mit Hilfe mechanischer<br />

Konzepte nicht zu erklären ist. Grundsätzlich ist die<br />

meßtechnische Signifikanz <strong>der</strong> aus Triangulationen und<br />

regionalen Nivellements abgeleiteten geodätischen<br />

Signalreihen nicht eindeutig belegbar (vgl. WITTEN-<br />

BURG 1991, BANKWITZ et al. 1995). Darüber hinaus<br />

räumen BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ (1993) selbst<br />

"Fehler bei Modellauswahl und Bearbeitung <strong>der</strong><br />

Originaldaten" sowie "methodische Einschränkungen<br />

bei <strong>der</strong> geodätischen Auswertung an <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />

Störung" (S. 14) ein.<br />

Wegen dieser methodisch und hinsichtlich <strong>der</strong> meßtechnischen<br />

Signifikanz zweifelhaften Ergebnisse und<br />

insbeson<strong>der</strong>e wegen <strong>der</strong> fundierten gebirgsmechanischen<br />

Argumente gegen rezente Bewegungen, können<br />

rezente tektonische Bewegungen entlang <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />

im Bereich <strong>des</strong> Bottendorfer Höhenzuges<br />

ausgeschlossen werden.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß für<br />

das Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben keine Anzeichen<br />

für natürliche seismische Verformungsprozesse bekannt<br />

und die Hinweise auf rezent wirksame aseismische<br />

Krustenbewegungen einer kritischen Prüfung<br />

nicht standhalten. Ein aus rezenten Verformungsprozessen<br />

<strong>der</strong> Erdkruste ableitbares Risiko für die Integrität<br />

<strong>der</strong> geologischen Barrieren und damit für den Erfolg<br />

<strong>der</strong> <strong>Verwahrung</strong>smaßnahmen <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben<br />

ist daher nicht zu begründen.<br />

5 Montanhydrogeologie<br />

Die hydrogeologischen Verhältnisse im Umfeld <strong>des</strong><br />

Bergwerkes Roßleben sind durch das Subrosionsgeschehen<br />

am Roßlebener "Sattel" geprägt. Die vom<br />

Ausgehenden und infolge <strong>der</strong> Bruchpermeabilität auch<br />

an Störungen ansetzende Ablaugung <strong>der</strong> chloridischen,<br />

sulfatischen und untergeordnet auch karbonatischen<br />

Gesteine hat u.a. auch dazu geführt, daß <strong>der</strong> Kluftspeicher<br />

Hauptanhydrit im weiteren Umfeld <strong>des</strong><br />

Bergwerkes Roßleben erhebliche Mengen von Subrosionslösungen<br />

führt. Die Folge für den Grubenbetrieb<br />

waren mehrere Zuflüsse, die zu Beeinträchtigungen <strong>des</strong><br />

Gewinnungsbetriebes bis hin zur Produktionsunterbrechung<br />

führten.


τ<br />

τ<br />

τ<br />

τ<br />

20 MPa<br />

10<br />

σ h<br />

σ h<br />

σ v<br />

σ h<br />

σ h<br />

σ H<br />

p = 10,62 MPa<br />

f<br />

zur Reaktivierung <strong>der</strong><br />

Störungsflächen<br />

minimal erfor<strong>der</strong>licher<br />

20 Spannungszustand<br />

MPa<br />

10<br />

20 MPa<br />

10<br />

20 MPa<br />

10<br />

Teufe 600 m<br />

σ v = 15,89 MPa<br />

σ<br />

σ<br />

σ Wallhausen<br />

H<br />

30 40 MPa<br />

σ<br />

σ Oberheldrungen<br />

H<br />

30 40 MPa<br />

p = 13,98 MPa<br />

f<br />

σ<br />

Nie<strong>der</strong>röblingen<br />

H<br />

30 40 MPa<br />

p = 15,52 MPa<br />

f<br />

Reinsdorf<br />

30 40 MPa<br />

p = 13,89 MPa<br />

f<br />

Reibungsgleiten<br />

τ = 0,85 σ<br />

crit n<br />

BYERELEE (1978)<br />

σ<br />

b<br />

Richtungen <strong>der</strong><br />

kleineren horizontalen<br />

Hauptnormalspannung<br />

σ h<br />

Reinsdorf<br />

Θ = 60°<br />

Η<br />

Θ = 78°<br />

h<br />

Wallhausen<br />

Θ = 45°<br />

Η<br />

Nie<strong>der</strong>röblingen<br />

Polpunkt <strong>der</strong><br />

Θ = 22° Flächennormalen<br />

Η<br />

auf <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />

Nordrandstörung<br />

Θ = 35°<br />

Η<br />

Θ = 60° Θ = 85°<br />

h h<br />

Oberheldrungen<br />

Θ v = 60°<br />

Abb. 3: Spannungszustände an <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung a - Stereographische Projektion <strong>der</strong><br />

Störungsparameter und <strong>der</strong> Orientierungen <strong>der</strong> Hauptnormalspannungen (flächentreue Darstellung, Untere<br />

Halbkugel), b- Darstellung <strong>der</strong> mit Hilfe von Hydrofrac-Messungen (Gross, Minkley &Penzel 1986) bestimmten<br />

(gelbe Mohr´sche Kreise) und <strong>der</strong> unter Ansatz eines universellen Reibungskoeffizienten (Byerlee 1978)<br />

ermittelten, zum Reibungsgleiten auf <strong>der</strong> Störungsfläche minimal erfor<strong>der</strong>lichen Spannungszustände (weiße<br />

Mohr´sche Kreise) im Mohr´schen Diagramm; c - Darstellung <strong>der</strong> für Reibungsgleiten minimal erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Porenfluiddrücke im Störungsvolumen<br />

Teufe z<br />

200 m<br />

400 m<br />

mittlere Dichte<br />

“Wasser”<br />

= 1,10 g/cm<br />

ρ fluid<br />

600 m<br />

800 m<br />

σ v<br />

N<br />

Richtungen <strong>der</strong><br />

größeren<br />

horizontalen<br />

Hauptnormalspannung<br />

σ H<br />

Kyffhäuser-Nordrandstörung a<br />

Porenfluiddruck pf<br />

3<br />

hydrostatisch<br />

lithostatisch<br />

10 20 30 MPa<br />

mittlere Dichte<br />

Deckgebirge<br />

= 2,70 g/cm<br />

ρ cover<br />

zum Versagen durch<br />

Reibungsgleiten<br />

minimal erfor<strong>der</strong>liche<br />

Porenfluiddrücke<br />

3<br />

c


Der Schacht Roßleben I ist in Unkenntnis <strong>der</strong> lokalen<br />

hydrogeologischen Situation in den Jahren 1903 bis<br />

1905 nahe dem Salzspiegel abgeteuft worden. Seine<br />

horizontale Entfernung zum Ablaugungsrückstand<br />

beträgt ca. 150 m. Als Folge <strong>der</strong> Ablaugungsprozesse<br />

fehlt in diesem Bereich die Steinsalzüberdeckung, was<br />

auch für weite Bereiche <strong>der</strong> 1. und 2. Sohle zutrifft.<br />

Eine vollständige Steinsalz-Überdeckung ist erst ab<br />

etwa <strong>der</strong> 4. Sohle gegeben.<br />

Bereits wenige Jahre nach Aufnahme <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung im<br />

Grubenfeld Roßleben traten im Jahre 1909 die ersten<br />

Zuflüsse von Salzlösungen aus liegenden und hangenden<br />

Strecken <strong>der</strong> 1. Sohle unmittelbar westlich von<br />

Schacht I auf. Im Jahre 1921 setzte auf <strong>der</strong> 2. Sohle<br />

östlich von Schacht II nach einem Firstbruch ein<br />

zweiter Zufluß ein.<br />

Der größte Zufluß von Salzlösungen ereignete sich am<br />

21.03.1939 auf <strong>der</strong> 4. Sohle im Westfeld in einem<br />

Abbaublock, in dem ca. 1 Jahr nach Abschluß <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Gewinnungsarbeiten durch einen großflächigen<br />

Firstbruch mit Pfeilerzusammenbrüchen <strong>der</strong> Leine-<br />

Tonstein freigelegt wurde. Die Zuflußmengen betrugen<br />

anfangs 50 m 3 /min. Binnen weniger Wochen ist die<br />

Lauge bis zur Schachtröhre oberhalb <strong>der</strong> 2. Sohle<br />

(=För<strong>der</strong>sohle) angestiegen, so daß die Grube<br />

aufgegeben werden mußte<br />

Die bereits 1939 begonnene Sümpfung, die mit einer<br />

lukrativen Bromproduktion verbunden war, wurde<br />

Ende 1945 abgeschlossen. Insgesamt wurden ca. 1,8<br />

Mio. m 3 Lauge gehoben. Spätere Zuflüsse traten im<br />

Westfeld 1982 und 1986 auf. Trotz Zuflußmengen in<br />

ähnlicher Größenordnung zu Beginn <strong>der</strong> Ereignisse<br />

führten sie u.a. wegen <strong>der</strong> raschen Abnahme und<br />

technischer Vorsorgemaßnahmen (Stapelräume) nicht<br />

zu Produktionseinschränkungen. Die Gesamtmenge an<br />

Salzlösungen, die aus dem Hauptanhydrit zugeflossen<br />

sind, beträgt ca. 4 bis 4,5 Mio. m³, ca. 0,5 bis 1 Mio m³<br />

sind in den tieferen Bereichen noch gespeichert. Etwa<br />

die Hälfte trat über den Zufluß <strong>der</strong> 4. Sohle im Westen<br />

in das Grubenfeld ein. Die Gesamtmineralisation <strong>der</strong><br />

zusitzenden Salzlösungen beträgt ca. 350 g/l, was einer<br />

Dichte von 1,25 bis 1,35 g/cm 3 entspricht.<br />

In keinem Zusammenhang mit den Laugenaustritten<br />

aus dem Hauptanhydrit steht ein lokales Vorkommen<br />

im Grenzflachen im Staßfurtsteinsalz, ca. 30 m unter<br />

dem Kaliflöz. Hierbei handelt es sich um „alte“<br />

Restlaugen, die NaCl-gesättigt und H2S-führend waren.<br />

Die Mengen waren begrenzt und kaum meßbar. Ein<br />

gleiches Vorkommen wurde bei Bohrarbeiten im Feld<br />

Georg/ Unstrut in einem gleichen stratigraphischen<br />

Niveau angetroffen.<br />

Nach dem Austritt <strong>der</strong> Salzlösungen auf <strong>der</strong> 4. Sohle<br />

war ein Rückgang <strong>der</strong> Schüttungsmengen auf <strong>der</strong> 2.<br />

Sohle östlich vom Schacht Wendelstein und auf <strong>der</strong> 1.<br />

Sohle westlich Schacht Roßleben zu beobachten<br />

(SCHWANDT 1978), woraus eine hydraulische Kommu-<br />

nikation <strong>der</strong> Zuflüsse über das Reservoir<br />

geschlußfolgert werden muß.<br />

In <strong>der</strong> Vergangenheit traten aus dem Hauptanhydrit in<br />

das Grubengebäude insgesamt ca. 4 – 4,5 Mio m 3 Salzlösungen<br />

ein, was zu einer Entlastung <strong>des</strong><br />

Kluftreservoirs führte. Die Verbreitung <strong>der</strong><br />

Salzlösungen im Hauptanhydrit <strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong><br />

wurde durch Bohrungen erkundet. Gegenwärtig ist das<br />

Kluftreservoir zwischen <strong>der</strong> 5. und 11. Sohle mit konzentrierten<br />

Salzlösungen erfüllt. In diesem tieferliegenden<br />

Teil <strong>des</strong> Hauptanhydrits treten weniger Klüfte<br />

auf, die geringere Öffnungsweiten als in den höher<br />

gelegenen Bereichen aufweisen (STÄUBERT 1986). Das<br />

hier gespeicherte Salzlösungsvolumen wird mit 0,5 bis<br />

1 Mio m 3 abgeschätzt, was bezogen auf den zur<br />

Verfügung stehenden Grubenhohlraum ein geringes<br />

Volumen darstellt.<br />

Die Ursachen für einen erneuten Laugenaustritt aus<br />

dem Hauptanhydrit sind zudem nicht mehr vorhanden,<br />

d.h. geomechanisches Versagen (Zutritte 1909, 1921,<br />

1939) und Spülversatz im Carnallit (Zutritte 1982,<br />

1986). Damit ist ein erneuter Laugenaustritt sehr<br />

unwahrscheinlich.<br />

Durch isotopenhydrogeochemische Untersuchungen<br />

( 3 H, 18 O, 14 C) wurde nachgewiesen (SCHWANDT et al.<br />

1986, SCHMIEDL 1987), daß selbst bei konservativen<br />

Ansätzen zur Verdünnungsberechnung <strong>der</strong> Salzlösungen<br />

Einflüsse tagesnaher Wässer auszuschließen<br />

sind, die Speisung <strong>des</strong> Reservoirs folglich aus fossilen<br />

Subrosionswässern erfolgt sein muß.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Standortsicherheit in <strong>der</strong> Nachbetriebsphase <strong>des</strong><br />

Bergwerkes Roßleben wird von einer Reihe von<br />

Faktoren beeinflußt, die hinsichtlich ihrer<br />

Wirkungsmechanismen und ihrer quantitativen <strong>Aspekte</strong><br />

durch ein interdisziplinäres Gutachtergremium<br />

untersucht wurden. Im Rahmen <strong>des</strong> vorliegenden Beitrages<br />

wurden als Teilaspekte zwei geologische Fragestellungen<br />

ausgewählt.<br />

Für natürliche tektonische Aktivitäten fehlen im Umfeld<br />

<strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong> Roßleben die geomechanischen<br />

Voraussetzungen. Ein Versagen <strong>der</strong> geologischen<br />

Barrieren durch <strong>der</strong>artige Prozesse kann daher ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Die im Bereich <strong>des</strong> Hauptanhydrits gespeicherten Salzlösungen<br />

stellen für die <strong>Verwahrung</strong>saufgabe aufgrund<br />

ihres, am gesamten Grubenhohlraum gemessenen<br />

relativ geringen Volumens, keine Beeinträchtigung dar.


Danksagung<br />

Die Autoren danken <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

zur <strong>Verwahrung</strong> und Verwertung von stillgelegten<br />

Bergwerksbetrieben mbH (GVV) Son<strong>der</strong>shausen<br />

für die Möglichkeit <strong>der</strong> Publikation <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse.<br />

Den Kooperationspartnern, Institut für Gebirgsmechanik<br />

GmbH, Leipzig, Herrn Dr. Arnold<br />

Schwandt, Erfurt und insbeson<strong>der</strong>e Herrn Prof. Otfried<br />

Natau, Karlsruhe sei an dieser Stelle noch einmal für<br />

die angenehme Zusammenarbeit gedankt. Herrn Dr.<br />

Hans Joachim Franzke, Clausthal danken wir für die<br />

Überlassung fernerkundlicher Untersuchungsergebnisse.<br />

Literatur (Auswahl)<br />

Ahlborn, D.: Die geologischen Verhältnisse in den<br />

Grubenfel<strong>der</strong>n Roßleben (Schacht I) und Wendelstein<br />

(Schacht II).<br />

1932<br />

Bankwitz & Bankwitz (1982): Einschätzung von<br />

Trends <strong>der</strong> rezenten vertikalen Erdkrustenbewegungen<br />

entlang von Nivellementslinien II. Ordnung.-<br />

unveröff. Ber. Zentralinst. Phys. Erde, 21 S., Potsdam<br />

Bankwitz, P., Bankwitz, E., Franzke, H.J. & Rauche,<br />

H. (1995): In-situ-Spannungsermittlungen in Thüringen<br />

und Sachsen (Streßfeld Südteil DDR).- <strong>Geologische</strong><br />

Bewertung <strong>der</strong> Meßpunkte und Ergebnisse.-<br />

Geoforschungszentrum Potsdam, DFG-<br />

Ergebnisbericht, STR 95/04, Februar 1995, 31 S.<br />

Burghardt, W.: Ergebnisbericht mit Vorratsberechnung<br />

Kalivorerkundung Querfurter Mulde.<br />

<strong>Geologische</strong> Forschung und Erkundung, Halle,<br />

Stendal, 1985<br />

Burrhee, H.: Die hydrologische Situation im Bereich<br />

<strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong> Roßleben - Georg/Unstrut. 1989<br />

Burrhee, H.: <strong>Geologische</strong>s Gutachten zur Gasgefährdung<br />

im Grubenbetrieb <strong>des</strong> Werkes Roßleben. 1992<br />

Byerlee, J. (1967): Theory of friction based on brittle<br />

fracture.- J. Appl. Phys. 38, 2928-2934<br />

Byerlee, J. (1978): Friction of rocks.- Pure Appl.<br />

Geophys. 116, 615 - 626<br />

Franzke, J.; Heise, G.; Rauche, H.: Analyse <strong>der</strong><br />

strukturellen Entwicklung <strong>der</strong> Finne-Störung und <strong>der</strong><br />

Naumburger Mulde. Hall. Jb. f. Geowiss., 11; 77-94,<br />

1986<br />

Fulda, E.: Die Bedrohung <strong>des</strong> Kaliwerkes Roßleben<br />

durch Laugen. Reichsstelle für Bodenforschung,<br />

Berlin, 1944<br />

Grünthal, G. (1988): Erdbebenkatalog <strong>des</strong> Territoriums<br />

<strong>der</strong> Deutschen Demokratischen Republik und<br />

angrenzen<strong>der</strong> Gebiete von 823 bis 1984.- Veröff.<br />

Zentralinst. Phys. Erde 99, 138 S., Potsdam 1988<br />

Jaeger, J.C. & Cook, N.G.W. (1976): Fundamentals of<br />

rock mechanics.- London, Chapman and Hall<br />

Jung, W.; Gerlach, R.;Knitzschke, G.: Zur<br />

Feinglie<strong>der</strong>ung <strong>des</strong> Hauptanhydrits (A3) im zentralen<br />

Zechsteinbecken.<br />

Geologie, 18, 1164-1172, Berlin, 1969<br />

Kiesel, A.: Die Lagerstätte <strong>der</strong> Schachtanlage<br />

Roßleben und Wendelstein auf Grund <strong>der</strong><br />

Untersuchungen in <strong>der</strong> Zeit vom 19. bis 24. Juni<br />

1922.<br />

Knaak, I.: Ergebnisbericht - Sucharbeiten und<br />

Vorerkundung auf Hartsalz im Objekt Finne.<br />

<strong>Geologische</strong> Forschung und Erkundung,<br />

Schmiedl, H.-D.: Lösungseinbruch in <strong>der</strong> Grube<br />

"Heinrich Rau" aus dem A3 in das Spülfeld westlich<br />

Flachen 64/3, Stand per 15. 05. 87.<br />

1987<br />

Schwandt, A.: Zusammenhänge zwischen Geologie<br />

und Zuflüssen von Salzlösungen und Wässern in<br />

Kali- und Steinsalzgrubenfel<strong>der</strong>n <strong>des</strong> Saale-Unstrut-<br />

und Nordharz-Kaligebietes.<br />

Jahrb. Geol. 9/10, 175-260, Berlin, 1978<br />

Schwandt, A.; Schmiedl, H.-D.; Spilker, M.; HEBERT,<br />

D.; Fröhlich, K.; Jordan, H.: Neue <strong>Aspekte</strong> zur<br />

Auslaugung in Kali- und<br />

Kupferschieferabbaugebieten <strong>der</strong> DDR.<br />

Z. geol. Wiss., 14 2, 183-192, Berlin, 1986<br />

Wittenburg, R. 1991: Zweifelhafter Nachweis<br />

horizontaler Krustenbewegungen.- Vermessungstechnik,<br />

39, 192-197<br />

Anschrift <strong>der</strong> Autoren<br />

Dr. Henry Rauche, ERCOSPLAN Ingenieurgesellschaft<br />

Geotechnik und Bergbau mbH, Arnstädter<br />

Strasse 28, 99096 Erfurt, email: erctb@aol.com<br />

Dipl.-Min. Hans Burrhee, Gesellschaft zur <strong>Verwahrung</strong><br />

und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben<br />

mbH (GVV), Am Petersenschacht,<br />

99706 Son<strong>der</strong>shausen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!