Geologische Aspekte der lufterfüllten Verwahrung des ... - ercosplan
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<strong>Geologische</strong> <strong>Aspekte</strong> <strong>der</strong> <strong>lufterfüllten</strong> <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />
Kalisalzbergwerkes Roßleben<br />
Das Bergwerk Roßleben hat nach einer Betriebszeit<br />
von 86 Jahren Ende 1991 die Kalisalzför<strong>der</strong>ung endgültig<br />
eingestellt. In dieser Zeit wurden etwa 109 Mio.<br />
t Rohsalze geför<strong>der</strong>t und ein untertägiger Hohlraum<br />
von etwa 50 Mio. m³ geschaffen, von dem zum Zeitpunkt<br />
<strong>der</strong> Betriebseinstellung noch etwa 30 Mio. m³<br />
unversetzt und lufterfüllt waren.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten gehörte das Bergwerk<br />
Roßleben zu den wichtigsten Kalisalzbergwerken in<br />
Mitteldeutschland. Gegenstand <strong>des</strong> Bergbaues war das<br />
Kaliflöz Staßfurt an <strong>der</strong> Nordostflanke <strong>des</strong> Roßlebener<br />
"Sattels". Die ausgedehnten Vorräte von Hartsalz mit<br />
hohen Sulfatanteil bei gleichzeitig relativ einfachen Lagerungsbedingungen<br />
boten hinreichende Ressourcen<br />
für eine langfristige Perspektive <strong>der</strong> Produktion von<br />
Kalidüngemitteln. Ausgehend von <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />
ökonomischen Situation nach <strong>der</strong> deutschen Wie<strong>der</strong>vereinigung<br />
war eine Weiterführung <strong>der</strong> Produktion am<br />
Standort Roßleben unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
nicht mehr möglich, was die Stillegung <strong>der</strong><br />
Bergwerksanlagen nach sich zog.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Stillegung war es entsprechend<br />
den Regelungen im Bun<strong>des</strong>berggesetz (BBergG)<br />
erfor<strong>der</strong>lich, unter Beachtung <strong>der</strong> standortspezifischen<br />
Randbedingungen Konzepte für die <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />
Grubengebäu<strong>des</strong> zu entwickeln. Diese, verschiedene<br />
Fachdisziplinen einschließende Aufgabe wurde von <strong>der</strong><br />
Gesellschaft zur <strong>Verwahrung</strong> und Verwertung von<br />
stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV) in Kooperation<br />
mit einem interdisziplinär zusammengesetzten<br />
Gutachtergremium unter <strong>der</strong> Leitung von Prof.<br />
Dr. Natau fe<strong>der</strong>führend durch das Unternehmen<br />
ERCOSPLAN Ingenieurgesellschaft Geotechnik und<br />
Bergbau mbH bearbeitet. Nachfolgend sollen - dem<br />
Anliegen <strong>der</strong> Tagungsveranstaltung Rechnung tragend<br />
- aus dem Gesamtkomplex <strong>der</strong> damit verbundenen geowissenschaftlichen<br />
und ingenieurtechnischen Untersuchungsarbeiten<br />
ausgewählte geologische Gesichtspunkte<br />
im Hinblick auf die lufterfüllte <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />
Bergwerkes Roßleben dargestellt werden.<br />
HANS BURRHEE & HENRY RAUCHE<br />
1 Regionalgeologischer Rahmen<br />
Das Grubenfeld <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben liegt im Bereich<br />
<strong>der</strong> Hermundurischen Scholle, die in diesem Abschnitt<br />
eine Breite von ca. 12 km aufweist und hier --<br />
in bezug auf die Strukturbildung irreführend -- auch als<br />
Roßlebener "Sattel" bezeichnet wird (Abb. 1). Diese<br />
schmale, NW-streichende Horststruktur wird maßgeblich<br />
von zwei Bruchstörungen, <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />
und <strong>der</strong> Finne-Störung beeinflußt. Beide<br />
sind NW-SE orientiert und bauen im regionalen Maßstab<br />
ein vom Nordrand <strong>des</strong> Thüringisch-Vogtländischen<br />
Schiefergebirges bis in den Bereich <strong>der</strong> Leinetalgräben<br />
in Nie<strong>der</strong>sachen verfolgbares Störungssystem,<br />
die Finne-Gera-Jachymov-Störungszone auf.<br />
Dem allgemeinen Trend am NE-Rand <strong>des</strong> Thüringer<br />
Beckens folgend, ist die permotriadische Schichtenfolge<br />
<strong>der</strong> Bottendorfer Höhe zwischen <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />
Nordrandstörung und <strong>der</strong> Finne-Störung asymmetrisch<br />
verkippt. Analog zur tektonischen Situation am nur<br />
wenige Kilometer nordwestlich gelegenem und besser<br />
aufgeschlossenem Kyffhäuser, sind die größeren Dislokationsbeträge<br />
am NE-Rand <strong>der</strong> Scholle akkumuliert.<br />
Am Kyffhäuser selbst werden diese Versatzbeträge<br />
ebenso wie auch an <strong>der</strong> Nordflanke <strong>der</strong> Bottendorfer<br />
Höhe nicht durch einzelne Störungen mit großen<br />
Bewegungsamplituden, son<strong>der</strong>n durch eine<br />
Schollentreppe realisiert. Die Folge dieser im Zeitraum<br />
spätes Mesozoikum bis frühes Känozoikum<br />
abgelaufenen Verformungsprozesse sind unterschiedliche<br />
Schichtneigungen, die eine insgesamt<br />
flachwellige, aber deutlich asymmetrische Aufsattelung<br />
<strong>der</strong> salinaren und postsalinaren Schichtenfolge, den<br />
sog. Roßlebener "Sattel" aufzeichnen.<br />
Über permosilesischen Molassesedimenten lagert eine<br />
mehrere Hun<strong>der</strong>t Meter mächtige salinare Schichtenfolge,<br />
die Evaporite und Tonsteine <strong>der</strong> Werra-,<br />
Staßfurt-, Leine- und Aller-Folge sowie pelitische<br />
Gesteine <strong>der</strong> höheren Zechsteinfolgen einschließt. An<br />
<strong>der</strong> NE-Flanke <strong>des</strong> Roßlebener "Sattels" werden die<br />
Zechsteinfolgen von Mittleren und teilweise auch<br />
Oberen Buntsandstein bedeckt.<br />
1
Son<strong>der</strong>shausen<br />
Flexur<br />
Kyffhäuser<br />
Abb. 1: Tektonische Übersichtskarte, modifiziert nach FRANZKE, RAUCHE & HEISE (1986)<br />
Mit zunehmen<strong>der</strong> Annäherung an die im Zentralteil <strong>der</strong><br />
Hermundurischen Scholle am stärksten herausgehobenen<br />
Teile, dem sog. "Scheitelbereich" <strong>des</strong> Roßlebener<br />
"Sattels" fehlen die Steinsalzhorizonte in Folge<br />
von Subrosion und <strong>der</strong> Obere sowie in weiten Teilen<br />
auch <strong>der</strong> Mittlere Buntsandstein als Folge von Erosion.<br />
2 Bau und Nutzung <strong>der</strong><br />
Lagerstätte<br />
Schillingstedter<br />
Mulde<br />
Nadelharnische<br />
Störungsbezogene<br />
Faltenachsen<br />
Söhlige Faltenachsen<br />
ohne Störungsbezug<br />
Geneigte Faltenachsen<br />
ohne Störungsbezug<br />
Kompressionsrichtung<br />
Extensionsrichtung<br />
Bewegungslineare auf Schichtflächen<br />
(0-40° Neigung)<br />
Bewegungslineare auf Schichtflächen<br />
(41-90° Neigung)<br />
Bewegungslineare auf Störungsflächen<br />
0 10 km<br />
Hermundurische Scholle<br />
Finne -<br />
Struktur<br />
Burgwenden<br />
Abgebaut wurden Teile <strong>des</strong> Kaliflözes „Staßfurt“, das<br />
hier in Mächtigkeiten von wenigen m bis ca. 45 m<br />
ausgebildet ist. Es lagert über dem bis zu ca. 700 m<br />
mächtigem Staßfurtsteinsalz, das eine wirkungsvolle<br />
liegende Barriere bildet. Das Kaliflöz wird von einem<br />
zwischen 0,5 und ca. 2 m mächtigen Deckhalitit überlagert.<br />
Darüber lagern Anhydritgesteine (Deckanhydrit)<br />
und undurchlässige Tonsteine, <strong>der</strong> Oberer Staßfurt-<br />
Ton, <strong>der</strong> Leine-Ton (Grauer Salzton), die insgesamt<br />
Mächtigkeiten zwischen ca. 3 m und ca. 27 m aufweisen.<br />
Das Leine-Karbonat (Plattendolomit) wurde in<br />
Mächtigkeiten zwischen ca. 1,5 und ca. 25 m erbohrt.<br />
Über dem Leine-Karbonat folgt <strong>der</strong> salzlösungsfüh-<br />
Rastenberg<br />
Ilmtal-Graben<br />
Bottendorfer<br />
Höhe<br />
Bergwerk Roßleben<br />
Eckartsberga<br />
Apoldaer<br />
Störungszone<br />
Jena<br />
Querfurter Mulde<br />
Naumburger<br />
Mulde<br />
Camburg<br />
Freyburg<br />
N<br />
Naumburg<br />
rende Hauptanhydrit, <strong>der</strong> im Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes<br />
Roßleben in Mächtigkeiten zwischen ca. 7 m und ca.<br />
70 m nachgewiesen ist. Er wird von ca. 28 m bis ca. 62<br />
m mächtigem Leine-Steinsalz überlagert. Die Aller-<br />
Folge ist zwischen ca. 7 und ca. 55 m mächtig, wobei<br />
das Aller-Steinsalz in Mächtigkeiten zwischen ca. 3<br />
und ca. 20 m auftritt. Die höheren Zechsteinfolgen<br />
(Friesland-Folge, Ohre-Folge; Obere Zechsteinletten)<br />
sind pelitisch ausgebildet und gehen + kontinuierlich in<br />
den Unteren Buntsandstein über.<br />
Bedingt durch die tektonische Position an <strong>der</strong> NE-<br />
Flanke <strong>der</strong> Hermundurischen Scholle, fällt die Schichtenfolge<br />
und die darin eingebettete Lagerstätte im Bereich<br />
<strong>der</strong> oberen Sohlen mit etwa 10° nach NE ein. Mit<br />
zunehmen<strong>der</strong> Entfernung vom „Scheitelbereich“ verflacht<br />
das Einfallen in Richtung auf die Querfurter<br />
Mulde. An den störungsbegrenzten Flanken <strong>der</strong> Hermundurischen<br />
Scholle ist die frei zirkulierende Grundwasserführung<br />
<strong>des</strong> Deckgebirges auf die klastischen<br />
Gesteine <strong>des</strong> Unteren und Mittleren Buntsandsteins<br />
beschränkt. In Richtung auf den Zentralteil <strong>des</strong><br />
Roßlebener "Sattels werden vom Erosionsniveau<br />
immer tiefere stratigraphische Horizonte angeschnitten<br />
und durch die dort mögliche Wasserzirkulation von <strong>der</strong><br />
Subrosion erfaßt. In dem am stärksten heraus-
gehobenen Gebiet südwestlich <strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong><br />
erreicht die Subrosion das stratigraphische Niveau <strong>des</strong><br />
Staßfurt-Steinsalz.<br />
Die zum Teil erheblich schwankenden Mächtigkeiten<br />
sind das Resultat primärer Sedimentationsunterschiede,<br />
die zusätzlich durch die Subrosion überprägt wurden.<br />
Die hangende Barriere wird von den Steinsalzschichten<br />
und Tonsteinen <strong>der</strong> Zechsteinfolgen und den Tonsteinen<br />
<strong>des</strong> darüber lagernden Unteren Buntsandstein<br />
aufgebaut. In Subrosionsgebieten sind das Aller- und<br />
das Leine-Steinsalz in ihrer Mächtigkeit reduziert, zum<br />
Teil vollständig durch Auslaugungsrückstände ersetzt.<br />
Vorwiegend wurde ein polyhalitisches bzw. langbeinitisches<br />
Hartsalz gewonnen. Der Abbau von Carnallitit<br />
erfolgte nur in sehr geringem Umfang. Insgesamt sind<br />
im Bergwerk Roßleben 109,2 Mio. t Rohsalz gewonnen<br />
und geför<strong>der</strong>t worden. Etwa 10 % dieser Masse<br />
entfällt auf das ehemals selbständige Bergwerk<br />
Georg/Unstrut. In den benachbarten Fel<strong>der</strong>n Bad Bibra<br />
und Steigra lagern noch erhebliche Rohsalzvorräte, die<br />
sowohl vom K2O-Gehalt her als auch wegen <strong>der</strong> hohen<br />
Sulfatanteile eine wertvolle Rohstoffbasis darstellen.<br />
Zum Bergwerk Roßleben gehören die Schächte<br />
Roßleben I, Roßleben II (Wendelstein), Georg und<br />
Unstrut, wobei die beiden letztgenannten zum<br />
ursprünglich selbständigen Grubenbetrieb Wangen<br />
gehörten. Die Grubenfel<strong>der</strong> Orlas/Nebra (südlich <strong>des</strong><br />
Grubenfel<strong>des</strong> Georg/Unstrut) bzw. Thüringen (westlich<br />
<strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong> Roßleben) wurden durch die<br />
Schächte Orlas, Nebra, Thüringen I und Thüringen II<br />
aufgeschlossen. Von den 4 Schächten im Bergwerk<br />
Roßleben war (seit 1966) <strong>der</strong> Schacht Roßleben I <strong>der</strong><br />
einzige För<strong>der</strong>schacht und <strong>der</strong> Schacht Roßleben II<br />
(Wendelstein) mit Großgestell als Materialschacht<br />
ausgerüstet. Die Schächte Georg und Unstrut wurden<br />
in den letzten Produktionsjahren im wesentlichen nur<br />
noch als Wetter- und Seilfahrtschächte genutzt.<br />
Auf den oberen, "steileren" Sohlen wurde bis in die<br />
20er Jahre schweben<strong>der</strong> Etagenkammerbau mit<br />
Abbaulängen bis ca. 200 m betrieben. Bedingt durch<br />
den Einsatz von Schrappern als För<strong>der</strong>mittel war <strong>der</strong><br />
Langkammerabbau bis etwa 1967 auf beiden damals<br />
noch selbständigen Bergwerken die bevorzugte<br />
Gewinnungstechnologie. Mit <strong>der</strong> Einführung von<br />
Großgeräten im Bergwerk Roßleben in den Jahren<br />
1967/68 erfolgte die stufenweise Umstellung auf Kurzpfeilerörterbau<br />
zwischen <strong>der</strong> 6. und 7. Sohle, <strong>der</strong> sich<br />
aber sowohl wettertechnisch und wegen <strong>der</strong> großen<br />
Firstspannweiten auch vom Beraubeaufwand her als<br />
nicht effektiv erwies. Seit 1970 wurde die Lagerstätte<br />
überwiegend im Langkammerabbau gewonnen.<br />
3 Zustand <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong><br />
Die räumliche Ausdehnung <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> beträgt<br />
im NW-SE-Streichen <strong>der</strong> Lagerstätte etwa 13 km<br />
und etwa 8 km im Einfallen. Es schließt eine Gesamtfläche<br />
von 32,25 km² ein, die sich aus den ehemals<br />
selbständigen und ursprünglich nicht durchschlägigen<br />
Gruben Roßleben und Georg/Unstrut zusammensetzt.<br />
Der Abbau erfolgte bis Oktober 1991 auf insgesamt 30<br />
Sohlen in einer Teufe zwischen 500 m und 800 m. Die<br />
miteinan<strong>der</strong> verbundenen Grubenhohlräume <strong>des</strong> Bergwerkes<br />
Roßleben umfassen annähernd 30 Mio. m³.<br />
Etwa 1 Mio. m³ <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> sind mit Salzlösungen<br />
erfüllt, die von Zuflüssen aus dem<br />
Hauptanhydrit und dem bis 1985 laufenden Spülversatzbetrieb<br />
stammen.<br />
Darüber hinaus sind gegenwärtig zwischen 500.000<br />
und 1 Mio. m 3 hochkonzentrierte Salzlösungen im<br />
Kluftvolumen <strong>des</strong> Hauptanhydrits gespeichert.<br />
Der gebirgsmechanische Zustand <strong>der</strong> Hohlräume ist im<br />
Vergleich zu an<strong>der</strong>en Gruben relativ gut, was sich auch<br />
in den geringen, aus langjährigen Meßergebnissen gemittelten<br />
Konvergenzgeschwindigkeiten äußert. Ein erheblicher<br />
Anteil <strong>der</strong> Abbaue ist bereits während <strong>des</strong><br />
Gewinnungsbetriebes durch Spülversatz bzw. in den<br />
oberen, "steileren" Sohlen auch durch Trockenversatz<br />
mit bergbaueigenen Rückständen versetzt worden. Der<br />
Verfüllungsgrad erreichte in den „steileren“<br />
Abbaubereichen nahezu 100 % und ging beim<br />
Spülversatz in Bereichen mit flacherer Lagerung auf<br />
ca. 85 % zurück. Das hat sich auf die Standsicherheit<br />
<strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> insgesamt sehr günstig ausgewirkt<br />
und in <strong>der</strong> Folge zu einer Verringerung <strong>der</strong> Senkungen<br />
<strong>der</strong> Tagesoberfläche geführt.<br />
Ausgehend von dieser - hier bewußt kurz gefaßten -<br />
Situationsanalyse <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> und den<br />
geologischen Randbedingungen <strong>des</strong> Standortes<br />
gewährleistet die lufterfüllte <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />
Bergwerkes Roßleben eine effektive Erfüllung <strong>der</strong><br />
Schutzziele gem. § 55 BBergG.<br />
Aus geologischer Sicht sind dabei zwei<br />
Fragestellungen wesentlich, die nachfolgend in ihren<br />
Grundaussagen erläutert werden sollen:<br />
- Wird die Integrität <strong>der</strong> Barrieren durch rezente<br />
tektonische Aktivitäten <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />
Nordrandstörung beeinflußt ?<br />
- Welche Auswirkungen haben die im<br />
Hauptanhydrit gespeicherten Subrosionslösungen<br />
auf die Nachbetriebsphase ?
4 Tektonik und rezente Dynamik<br />
<strong>der</strong> Kruste<br />
Im Hinblick auf die Langzeitsicherheit <strong>der</strong> <strong>Verwahrung</strong>smaßnahmen<br />
<strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben kommt<br />
den tektonisch bedingten Lagerungsverhältnissen<br />
insbeson<strong>der</strong>e im Hinblick auf die Ausbildung <strong>der</strong><br />
hydrologischen Schutzschichten und <strong>der</strong> Intensität <strong>der</strong><br />
bruchtektonischen Zerteilung <strong>des</strong> Deckgebirges bzw.<br />
<strong>des</strong> im Salinarkomplex eingelagerten Kluftspeichers<br />
Hauptanhydrit beson<strong>der</strong>e Bedeutung zu. Dabei ist die<br />
randlich <strong>des</strong> Grubengebäu<strong>des</strong> lokalisierte Kyffhäuser-<br />
Nordrandstörung hinsichtlich ihres Einwirkungsbereiches<br />
und <strong>der</strong> von ihr ausgehenden Intensität <strong>der</strong> Lagerungsstörungen<br />
zu bewerten. Darüber hinaus sind die<br />
aus früheren Untersuchungsergebnissen (BANKWITZ &<br />
BANKWITZ 1982, BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ<br />
1993) vermuteten Hinweise auf natürliche rezente<br />
Verformungen <strong>der</strong> Erdkruste hinsichtlich ihrer<br />
meßtechnischen Signifikanz und ihrer Bedeutung für<br />
eine unter Langzeitaspekten sichere <strong>Verwahrung</strong> <strong>des</strong><br />
Grubengebäu<strong>des</strong> zu diskutieren.<br />
4.1 Struktureller Bau <strong>des</strong> postsalinaren<br />
Deckgebirges<br />
Der strukturelle Bau <strong>der</strong> subsalinaren, salinaren und suprasalinaren<br />
Schichtenfolge im Bereich <strong>des</strong> Bergwerkes<br />
Roßleben ist durch die geologische Oberflächenkartierung,<br />
durch zahlreiche Bohraufschlüsse <strong>der</strong> Kalisalzerkundung<br />
(MAY 1956; KNAK 1962; SCHWANDT,<br />
ELERT, JANTSCHKE 1964; KNAK 1967; ROCKEL 1978,<br />
BURGHARD, HARTMANN, SCHRÖDER, PIELERT, ROCKEL<br />
1985) sowie <strong>der</strong> Kupferschiefererkundung (KAUTZSCH<br />
1942; JUNG 1958, 1959, 1960; JUNG, LORENZ 1964<br />
u.a.), durch die mit diesen Explorationsaufgaben in<br />
Verbindung stehenden reflexionsseismischen<br />
Untersuchungen (FESSNER & KÜSTERMANN 1981),<br />
durch Analysen fernerkundlicher Daten (ROSEMANN &<br />
SCHMIDT 1983, FRANZKE et al. 1997, unpubl.) sowie<br />
ergänzenden strukturgeologischen Felduntersuchungen<br />
bekannt.<br />
Auf <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe treten nach den geologischen<br />
Karten und den von den Bearbeitern in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut für Geologie <strong>der</strong><br />
Technischen Universität Clausthal durchgeführten<br />
Gelän<strong>der</strong>echerchen NW-SE streichende und steil<br />
(>65°) einfallende kleinere Störungen auf, <strong>der</strong>en<br />
stratigraphisch kontrollierbare Versatzbeträge sich im<br />
Bereich von einigen Metern bis max. Dekametern<br />
bewegen. Um den Anschluß zwischen <strong>der</strong> am<br />
Nordrand <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe in ca. +140 mNN<br />
liegenden Zechsteinbasis und <strong>der</strong> Zechsteinbasis im<br />
westlichen Teil <strong>des</strong> Roßlebener Grubenfel<strong>des</strong> in<br />
min<strong>des</strong>tens 600 m bis 700 m unter NN ohne weiteren<br />
Störungsversatz herzustellen, wäre eine durchschnittliche<br />
Min<strong>des</strong>tschichtneigung <strong>der</strong> Basisfläche <strong>des</strong><br />
Salinars von über 40° nötig. Das ist nach <strong>der</strong><br />
geologischen Situation we<strong>der</strong> im Grubengebäude noch<br />
in den Übertageaufschlüssen am Nordabhang <strong>der</strong><br />
Bottendorfer Höhe <strong>der</strong> Fall, wo die Schichten flach (0-<br />
15°) nach Norden einfallen. Das bedeutet, daß eine<br />
weitere Störung mit einem Versatz von mehreren<br />
hun<strong>der</strong>t Metern am Nordabhang <strong>der</strong> Bottendorfer Höhe<br />
lokalisiert sein muß. Sie ist in ihrer Lage mit <strong>der</strong><br />
Störungszone identisch, die auf <strong>der</strong> geologischen Karte<br />
1 : 100.000 über einen kurzen Abschnitt durch die<br />
Ortslage Roßleben eingetragen ist und wahrscheinlich<br />
zum Südrand <strong>des</strong> Wendelstein hin verläuft (Abb. 2a).<br />
Nach Lineationskartierungen und <strong>der</strong> geologischen<br />
Oberflächensituation ist für die Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />
im Raum Roßleben eine Aufsplitterung in drei<br />
bis vier einzelne Störungen anzunehmen, die sich auf<br />
eine Zone von ca. 3 km Breite verteilen. Die größten<br />
Versatzbeträge werden durch die an den Flanken <strong>der</strong><br />
Bottendorfer Höhe lokalisierten Störungen verursacht.<br />
Neben NW-SE orientierten Bruchstörungen setzen<br />
auch NE und untergeordnet E-W bis ENE-WSW<br />
gerichtete Störungszonen quer bzw. diagonal über die<br />
Hermundurische Scholle hinweg, was auch im kleintektonischen<br />
Inventar benachbarter Übertageaufschlüsse<br />
zu beobachten ist (Abb. 2b). Diese Zonen sind<br />
im postsalinaren Deckgebirge nicht durch große vertikale<br />
Bewegungsamplituden gekennzeichnet, son<strong>der</strong>n<br />
als Zonen höherer Bruchdichte und/o<strong>der</strong> lateraler Bewegungsanteile<br />
zu charakterisieren, <strong>der</strong>en Entwicklung<br />
auf polyphase Reaktivierung zurückzuführen ist (Abb.<br />
2c). Sie schaffen eine Quer-Segmentierung <strong>der</strong><br />
Hermundurischen Scholle in kleinere, kinematisch<br />
autonome Krustensegmente. Bezogen auf den subsalinaren<br />
Schollenbau (JUNG 1962) sind sie Voraussetzung<br />
und im Hinblick auf das Postsalinar Folge <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />
Hebungsamplituden im Streichen <strong>der</strong><br />
Horste. Gemeinsam mit den NW-gerichteten Abschiebungen<br />
schließen sie Areale mit + intakter<br />
Schichtenfolge ein und kontrollieren die<br />
Fluidwegsamkeiten im Gebirgsverband.<br />
4.2 Bedingungen für eine rezente Dynamik<br />
<strong>der</strong> Erdkruste im Raum Roßleben<br />
GRÜNTHAL (1988) hat auf <strong>der</strong> Grundlage ausgedehnter<br />
historischer Recherchen eine Datenbasis zur<br />
Seismizität im Gebiet <strong>der</strong> ehemaligen DDR vorgelegt,<br />
die auch als Grundlage zur Beurteilung <strong>der</strong> natürlichen<br />
seismischen Aktivität im Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes<br />
Roßleben herangezogen werden kann. Nach<br />
GRÜNTHAL (1988) sind für den Bereich Bottendorfer<br />
Höhe - Querfurter Mulde bis zur Saale und ebenso für<br />
das südöstliche Harzvorland keinerlei natürliche, auf<br />
Störungsaktivitäten hinweisende seismische Ereignisse<br />
bekannt.
a<br />
c<br />
SSW<br />
y<br />
su<br />
z3-z5<br />
z2<br />
z1<br />
ro<br />
Bruchstörungen sicher/ vermutet<br />
Quartär<br />
Unterer Buntsandstein / su<br />
Zechstein 3 bis 5 / z3-z5<br />
Zechstein 2 / z2<br />
Zechstein 1 / z1<br />
Oberrotliegen<strong>des</strong> / ro<br />
Gips / y<br />
BOTTENDORFER<br />
HÖHE<br />
BOTTENDORF<br />
Uplift<br />
im<br />
Fundament<br />
y<br />
y<br />
y y y y<br />
y<br />
Abb. 2: Bruchtektonik im postsalinaren Deckgebirge, a - <strong>Geologische</strong>r Schnitt durch die Hermundurische Scholle im Bereich<br />
<strong>der</strong> Bottendorfer Höhe (Lage <strong>der</strong> Bruchstörungen nach fernerkundlichen Untersuchungen von FRANZKE et<br />
al. 1997, unpubl.; b - Synoptische Darstellung <strong>der</strong> in Übertageaufschlüssen beobachteten Kleinstörungen<br />
(stereographische Projektion, Untere Halbkugel); c - Kinematik <strong>der</strong> Kleinstörungen. In <strong>der</strong> Lagenkugel und im<br />
Diagramm kennzeichnen die grauen Symbole reaktivierte Scherflächen.<br />
ro<br />
b<br />
z3-z5<br />
NNE<br />
0 m NN<br />
0 0,5 1,0 1,5 km<br />
su<br />
z2<br />
z1<br />
ro<br />
-500 m NN
BANKWITZ & BANKWITZ (1982) bzw. in einer publizierten<br />
Fassung BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ<br />
(1993) berichten über geodätisch abgeleitete Indikationen<br />
für rezente Aktivitäten <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />
sowie <strong>des</strong> gesamten Finne - Gera - Jachymov -<br />
Störungssystems. BANKWITZ, GROSS UND BANKWITZ<br />
(1993) postulieren zu diesem Gebiet, daß "ungeachtet<br />
<strong>der</strong> Fehler bei Modellauswahl und Bearbeitung <strong>der</strong> Originaldaten<br />
.... Tendenzen <strong>des</strong> Bewegungsverhaltens<br />
und <strong>der</strong> Rotationskomponente rezenter Horizontalbewegungen<br />
..." ableitbar sind. „Der geringeren<br />
Bewegungsintensität <strong>der</strong> Finne-Störung hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Horizontalkomponente entspricht eine gleiche<br />
Tendenz bei den vertikalen Bewegungen, während die<br />
Kyffhäuser-Störung als Nordrand <strong>der</strong> FGJZ (Finne-<br />
Gera-Jachymov-Zone; Anm. <strong>des</strong> Verf.) in beiden<br />
Bewegungsformen stärker aktiv zu sein scheint. .... So<br />
scheint trotz methodischer Einschränkungen bei <strong>der</strong><br />
geodätischen Auswertung an <strong>der</strong> Kyffhäuser-Störung<br />
eine sinistrale Verschiebungstendenz möglich zu sein,<br />
..." (S. 14).<br />
Die von GROSS, MINKLEY UND PENZEL (1986, vgl.<br />
auch BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ 1993) mit Hilfe<br />
von Hydrofrac-Messungen bestimmten Spannungszustände<br />
im Umfeld <strong>der</strong> geodätischen Meßprofile lassen<br />
rezente tektonische Aktivitäten entlang <strong>der</strong> Störungsflächen<br />
dagegen eher ausschließen. Unter Ansatz <strong>der</strong><br />
von GROSS, MINKLEY & PENZEL (1986) publizierten<br />
Meßergebnisse zum Spannungszustand können die für<br />
eine rezente Aktivität erfor<strong>der</strong>lichen Porenfluiddrücke<br />
mit Hilfe von lithologisch unabhängigen, universellen<br />
Versagenskriterien (BYERLEE 1967, 1978; JAEGER &<br />
COOK 1976) im MOHR´schen Kreis abgeschätzt werden<br />
(Abb. 3).<br />
Ausgehend von einer gemittelten Lage <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />
Nordrandstörung (Abb. 3a) lassen sich für die verschiedenen<br />
Hauptspannungsebenen unterschiedliche Winkel<br />
zwischen <strong>der</strong> Flächennormalen und den Orientierungen<br />
<strong>der</strong> größeren Hauptnormalspannung (Winkel Θ) für die<br />
einzelnen Meßpunkte ableiten. Unter Ansatz <strong>der</strong><br />
konkreten Bruchflächenorientierung und <strong>der</strong> beim hydraulisch<br />
induzierten Bruchexperiment ermittelten Anisotropie<br />
<strong>der</strong> Spannungszustände lassen sich im MOHR´<br />
schen Diagramm die zur Reaktivierung im Störungsvolumen<br />
minimal erfor<strong>der</strong>lichen Porenfluiddrücke<br />
bestimmen (Abb. 3c). Zur Vergleichbarkeit <strong>der</strong> für die<br />
einzelnen Meßpunkte in verschiedenen Teufen ermittelten<br />
Spannungszustände wurde in Abb. 3b eine Referenzteufe<br />
z von 600 m gewählt.<br />
Die zur Überschreitung <strong>der</strong> Reibungsfestigkeit entlang<br />
<strong>der</strong> Störungsflächen notwendigen Porenfluiddrücke<br />
variieren in Abhängigkeit von den Verhältnissen <strong>der</strong><br />
Spannungskomponenten zueinan<strong>der</strong> zwischen 10,6 und<br />
15,6 MPa (Abb. 3b) und liegen damit für alle vier in<br />
<strong>der</strong> Nachbarschaft <strong>des</strong> Bearbeitungsgebietes liegenden<br />
Meßpunkte weit über dem für das postsalinare Deckgebirge<br />
typischen hydrostatischen, einzelne sogar nahe<br />
dem lithostatischen Gradienten (Abb. 3c). Aufgrund<br />
<strong>der</strong> aquiferen, in den tieferen Abschnitten <strong>der</strong> Schichtenfolge<br />
auch aquicluden Eigenschaften <strong>der</strong> Gesteine<br />
<strong>des</strong> Buntsandsteins können <strong>der</strong>artig hohe Porenfluiddrücke<br />
im Gebirge aber ausgeschlossen werden.<br />
Daraus wird deutlich, daß eine rezente Aktivität <strong>der</strong><br />
Kyffhäuser-Nordrandstörung mit Hilfe mechanischer<br />
Konzepte nicht zu erklären ist. Grundsätzlich ist die<br />
meßtechnische Signifikanz <strong>der</strong> aus Triangulationen und<br />
regionalen Nivellements abgeleiteten geodätischen<br />
Signalreihen nicht eindeutig belegbar (vgl. WITTEN-<br />
BURG 1991, BANKWITZ et al. 1995). Darüber hinaus<br />
räumen BANKWITZ, GROSS & BANKWITZ (1993) selbst<br />
"Fehler bei Modellauswahl und Bearbeitung <strong>der</strong><br />
Originaldaten" sowie "methodische Einschränkungen<br />
bei <strong>der</strong> geodätischen Auswertung an <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />
Störung" (S. 14) ein.<br />
Wegen dieser methodisch und hinsichtlich <strong>der</strong> meßtechnischen<br />
Signifikanz zweifelhaften Ergebnisse und<br />
insbeson<strong>der</strong>e wegen <strong>der</strong> fundierten gebirgsmechanischen<br />
Argumente gegen rezente Bewegungen, können<br />
rezente tektonische Bewegungen entlang <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung<br />
im Bereich <strong>des</strong> Bottendorfer Höhenzuges<br />
ausgeschlossen werden.<br />
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß für<br />
das Umfeld <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben keine Anzeichen<br />
für natürliche seismische Verformungsprozesse bekannt<br />
und die Hinweise auf rezent wirksame aseismische<br />
Krustenbewegungen einer kritischen Prüfung<br />
nicht standhalten. Ein aus rezenten Verformungsprozessen<br />
<strong>der</strong> Erdkruste ableitbares Risiko für die Integrität<br />
<strong>der</strong> geologischen Barrieren und damit für den Erfolg<br />
<strong>der</strong> <strong>Verwahrung</strong>smaßnahmen <strong>des</strong> Bergwerkes Roßleben<br />
ist daher nicht zu begründen.<br />
5 Montanhydrogeologie<br />
Die hydrogeologischen Verhältnisse im Umfeld <strong>des</strong><br />
Bergwerkes Roßleben sind durch das Subrosionsgeschehen<br />
am Roßlebener "Sattel" geprägt. Die vom<br />
Ausgehenden und infolge <strong>der</strong> Bruchpermeabilität auch<br />
an Störungen ansetzende Ablaugung <strong>der</strong> chloridischen,<br />
sulfatischen und untergeordnet auch karbonatischen<br />
Gesteine hat u.a. auch dazu geführt, daß <strong>der</strong> Kluftspeicher<br />
Hauptanhydrit im weiteren Umfeld <strong>des</strong><br />
Bergwerkes Roßleben erhebliche Mengen von Subrosionslösungen<br />
führt. Die Folge für den Grubenbetrieb<br />
waren mehrere Zuflüsse, die zu Beeinträchtigungen <strong>des</strong><br />
Gewinnungsbetriebes bis hin zur Produktionsunterbrechung<br />
führten.
τ<br />
τ<br />
τ<br />
τ<br />
20 MPa<br />
10<br />
σ h<br />
σ h<br />
σ v<br />
σ h<br />
σ h<br />
σ H<br />
p = 10,62 MPa<br />
f<br />
zur Reaktivierung <strong>der</strong><br />
Störungsflächen<br />
minimal erfor<strong>der</strong>licher<br />
20 Spannungszustand<br />
MPa<br />
10<br />
20 MPa<br />
10<br />
20 MPa<br />
10<br />
Teufe 600 m<br />
σ v = 15,89 MPa<br />
σ<br />
σ<br />
σ Wallhausen<br />
H<br />
30 40 MPa<br />
σ<br />
σ Oberheldrungen<br />
H<br />
30 40 MPa<br />
p = 13,98 MPa<br />
f<br />
σ<br />
Nie<strong>der</strong>röblingen<br />
H<br />
30 40 MPa<br />
p = 15,52 MPa<br />
f<br />
Reinsdorf<br />
30 40 MPa<br />
p = 13,89 MPa<br />
f<br />
Reibungsgleiten<br />
τ = 0,85 σ<br />
crit n<br />
BYERELEE (1978)<br />
σ<br />
b<br />
Richtungen <strong>der</strong><br />
kleineren horizontalen<br />
Hauptnormalspannung<br />
σ h<br />
Reinsdorf<br />
Θ = 60°<br />
Η<br />
Θ = 78°<br />
h<br />
Wallhausen<br />
Θ = 45°<br />
Η<br />
Nie<strong>der</strong>röblingen<br />
Polpunkt <strong>der</strong><br />
Θ = 22° Flächennormalen<br />
Η<br />
auf <strong>der</strong> Kyffhäuser-<br />
Nordrandstörung<br />
Θ = 35°<br />
Η<br />
Θ = 60° Θ = 85°<br />
h h<br />
Oberheldrungen<br />
Θ v = 60°<br />
Abb. 3: Spannungszustände an <strong>der</strong> Kyffhäuser-Nordrandstörung a - Stereographische Projektion <strong>der</strong><br />
Störungsparameter und <strong>der</strong> Orientierungen <strong>der</strong> Hauptnormalspannungen (flächentreue Darstellung, Untere<br />
Halbkugel), b- Darstellung <strong>der</strong> mit Hilfe von Hydrofrac-Messungen (Gross, Minkley &Penzel 1986) bestimmten<br />
(gelbe Mohr´sche Kreise) und <strong>der</strong> unter Ansatz eines universellen Reibungskoeffizienten (Byerlee 1978)<br />
ermittelten, zum Reibungsgleiten auf <strong>der</strong> Störungsfläche minimal erfor<strong>der</strong>lichen Spannungszustände (weiße<br />
Mohr´sche Kreise) im Mohr´schen Diagramm; c - Darstellung <strong>der</strong> für Reibungsgleiten minimal erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Porenfluiddrücke im Störungsvolumen<br />
Teufe z<br />
200 m<br />
400 m<br />
mittlere Dichte<br />
“Wasser”<br />
= 1,10 g/cm<br />
ρ fluid<br />
600 m<br />
800 m<br />
σ v<br />
N<br />
Richtungen <strong>der</strong><br />
größeren<br />
horizontalen<br />
Hauptnormalspannung<br />
σ H<br />
Kyffhäuser-Nordrandstörung a<br />
Porenfluiddruck pf<br />
3<br />
hydrostatisch<br />
lithostatisch<br />
10 20 30 MPa<br />
mittlere Dichte<br />
Deckgebirge<br />
= 2,70 g/cm<br />
ρ cover<br />
zum Versagen durch<br />
Reibungsgleiten<br />
minimal erfor<strong>der</strong>liche<br />
Porenfluiddrücke<br />
3<br />
c
Der Schacht Roßleben I ist in Unkenntnis <strong>der</strong> lokalen<br />
hydrogeologischen Situation in den Jahren 1903 bis<br />
1905 nahe dem Salzspiegel abgeteuft worden. Seine<br />
horizontale Entfernung zum Ablaugungsrückstand<br />
beträgt ca. 150 m. Als Folge <strong>der</strong> Ablaugungsprozesse<br />
fehlt in diesem Bereich die Steinsalzüberdeckung, was<br />
auch für weite Bereiche <strong>der</strong> 1. und 2. Sohle zutrifft.<br />
Eine vollständige Steinsalz-Überdeckung ist erst ab<br />
etwa <strong>der</strong> 4. Sohle gegeben.<br />
Bereits wenige Jahre nach Aufnahme <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung im<br />
Grubenfeld Roßleben traten im Jahre 1909 die ersten<br />
Zuflüsse von Salzlösungen aus liegenden und hangenden<br />
Strecken <strong>der</strong> 1. Sohle unmittelbar westlich von<br />
Schacht I auf. Im Jahre 1921 setzte auf <strong>der</strong> 2. Sohle<br />
östlich von Schacht II nach einem Firstbruch ein<br />
zweiter Zufluß ein.<br />
Der größte Zufluß von Salzlösungen ereignete sich am<br />
21.03.1939 auf <strong>der</strong> 4. Sohle im Westfeld in einem<br />
Abbaublock, in dem ca. 1 Jahr nach Abschluß <strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Gewinnungsarbeiten durch einen großflächigen<br />
Firstbruch mit Pfeilerzusammenbrüchen <strong>der</strong> Leine-<br />
Tonstein freigelegt wurde. Die Zuflußmengen betrugen<br />
anfangs 50 m 3 /min. Binnen weniger Wochen ist die<br />
Lauge bis zur Schachtröhre oberhalb <strong>der</strong> 2. Sohle<br />
(=För<strong>der</strong>sohle) angestiegen, so daß die Grube<br />
aufgegeben werden mußte<br />
Die bereits 1939 begonnene Sümpfung, die mit einer<br />
lukrativen Bromproduktion verbunden war, wurde<br />
Ende 1945 abgeschlossen. Insgesamt wurden ca. 1,8<br />
Mio. m 3 Lauge gehoben. Spätere Zuflüsse traten im<br />
Westfeld 1982 und 1986 auf. Trotz Zuflußmengen in<br />
ähnlicher Größenordnung zu Beginn <strong>der</strong> Ereignisse<br />
führten sie u.a. wegen <strong>der</strong> raschen Abnahme und<br />
technischer Vorsorgemaßnahmen (Stapelräume) nicht<br />
zu Produktionseinschränkungen. Die Gesamtmenge an<br />
Salzlösungen, die aus dem Hauptanhydrit zugeflossen<br />
sind, beträgt ca. 4 bis 4,5 Mio. m³, ca. 0,5 bis 1 Mio m³<br />
sind in den tieferen Bereichen noch gespeichert. Etwa<br />
die Hälfte trat über den Zufluß <strong>der</strong> 4. Sohle im Westen<br />
in das Grubenfeld ein. Die Gesamtmineralisation <strong>der</strong><br />
zusitzenden Salzlösungen beträgt ca. 350 g/l, was einer<br />
Dichte von 1,25 bis 1,35 g/cm 3 entspricht.<br />
In keinem Zusammenhang mit den Laugenaustritten<br />
aus dem Hauptanhydrit steht ein lokales Vorkommen<br />
im Grenzflachen im Staßfurtsteinsalz, ca. 30 m unter<br />
dem Kaliflöz. Hierbei handelt es sich um „alte“<br />
Restlaugen, die NaCl-gesättigt und H2S-führend waren.<br />
Die Mengen waren begrenzt und kaum meßbar. Ein<br />
gleiches Vorkommen wurde bei Bohrarbeiten im Feld<br />
Georg/ Unstrut in einem gleichen stratigraphischen<br />
Niveau angetroffen.<br />
Nach dem Austritt <strong>der</strong> Salzlösungen auf <strong>der</strong> 4. Sohle<br />
war ein Rückgang <strong>der</strong> Schüttungsmengen auf <strong>der</strong> 2.<br />
Sohle östlich vom Schacht Wendelstein und auf <strong>der</strong> 1.<br />
Sohle westlich Schacht Roßleben zu beobachten<br />
(SCHWANDT 1978), woraus eine hydraulische Kommu-<br />
nikation <strong>der</strong> Zuflüsse über das Reservoir<br />
geschlußfolgert werden muß.<br />
In <strong>der</strong> Vergangenheit traten aus dem Hauptanhydrit in<br />
das Grubengebäude insgesamt ca. 4 – 4,5 Mio m 3 Salzlösungen<br />
ein, was zu einer Entlastung <strong>des</strong><br />
Kluftreservoirs führte. Die Verbreitung <strong>der</strong><br />
Salzlösungen im Hauptanhydrit <strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong><br />
wurde durch Bohrungen erkundet. Gegenwärtig ist das<br />
Kluftreservoir zwischen <strong>der</strong> 5. und 11. Sohle mit konzentrierten<br />
Salzlösungen erfüllt. In diesem tieferliegenden<br />
Teil <strong>des</strong> Hauptanhydrits treten weniger Klüfte<br />
auf, die geringere Öffnungsweiten als in den höher<br />
gelegenen Bereichen aufweisen (STÄUBERT 1986). Das<br />
hier gespeicherte Salzlösungsvolumen wird mit 0,5 bis<br />
1 Mio m 3 abgeschätzt, was bezogen auf den zur<br />
Verfügung stehenden Grubenhohlraum ein geringes<br />
Volumen darstellt.<br />
Die Ursachen für einen erneuten Laugenaustritt aus<br />
dem Hauptanhydrit sind zudem nicht mehr vorhanden,<br />
d.h. geomechanisches Versagen (Zutritte 1909, 1921,<br />
1939) und Spülversatz im Carnallit (Zutritte 1982,<br />
1986). Damit ist ein erneuter Laugenaustritt sehr<br />
unwahrscheinlich.<br />
Durch isotopenhydrogeochemische Untersuchungen<br />
( 3 H, 18 O, 14 C) wurde nachgewiesen (SCHWANDT et al.<br />
1986, SCHMIEDL 1987), daß selbst bei konservativen<br />
Ansätzen zur Verdünnungsberechnung <strong>der</strong> Salzlösungen<br />
Einflüsse tagesnaher Wässer auszuschließen<br />
sind, die Speisung <strong>des</strong> Reservoirs folglich aus fossilen<br />
Subrosionswässern erfolgt sein muß.<br />
Zusammenfassung<br />
Die Standortsicherheit in <strong>der</strong> Nachbetriebsphase <strong>des</strong><br />
Bergwerkes Roßleben wird von einer Reihe von<br />
Faktoren beeinflußt, die hinsichtlich ihrer<br />
Wirkungsmechanismen und ihrer quantitativen <strong>Aspekte</strong><br />
durch ein interdisziplinäres Gutachtergremium<br />
untersucht wurden. Im Rahmen <strong>des</strong> vorliegenden Beitrages<br />
wurden als Teilaspekte zwei geologische Fragestellungen<br />
ausgewählt.<br />
Für natürliche tektonische Aktivitäten fehlen im Umfeld<br />
<strong>des</strong> Grubenfel<strong>des</strong> Roßleben die geomechanischen<br />
Voraussetzungen. Ein Versagen <strong>der</strong> geologischen<br />
Barrieren durch <strong>der</strong>artige Prozesse kann daher ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Die im Bereich <strong>des</strong> Hauptanhydrits gespeicherten Salzlösungen<br />
stellen für die <strong>Verwahrung</strong>saufgabe aufgrund<br />
ihres, am gesamten Grubenhohlraum gemessenen<br />
relativ geringen Volumens, keine Beeinträchtigung dar.
Danksagung<br />
Die Autoren danken <strong>der</strong> Geschäftsführung <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
zur <strong>Verwahrung</strong> und Verwertung von stillgelegten<br />
Bergwerksbetrieben mbH (GVV) Son<strong>der</strong>shausen<br />
für die Möglichkeit <strong>der</strong> Publikation <strong>der</strong> Untersuchungsergebnisse.<br />
Den Kooperationspartnern, Institut für Gebirgsmechanik<br />
GmbH, Leipzig, Herrn Dr. Arnold<br />
Schwandt, Erfurt und insbeson<strong>der</strong>e Herrn Prof. Otfried<br />
Natau, Karlsruhe sei an dieser Stelle noch einmal für<br />
die angenehme Zusammenarbeit gedankt. Herrn Dr.<br />
Hans Joachim Franzke, Clausthal danken wir für die<br />
Überlassung fernerkundlicher Untersuchungsergebnisse.<br />
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